** 5 2* 2* S* PPP Abonnementspreis: pro Monat 50 Ufg.— Auswärts durch die Poſt 65 Pfg Man abonnirt in Mannheim bei der Expeditivn E 6. allen Zweig⸗Expeditionen und Trägerinnen.— Auswü Poſt⸗Anſtalten des deutſchen Reiches und den Briefträgern. Die Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2, ſowie be allen Mannheimer Volksblatt u W9t. „Unſere heutige Nummer fag 15 10 der Gratisbei⸗ des General⸗Anzeiger und der Schach⸗Zeitung 16 Seiten. * Oſtern. Wieder hat ſich die Erde in zartes, friſches Grün, den Reiz des jungen Lenzes, gekleidet. Lange hat der Winter die Natur und auch unſer Denken und Fühlen in ſeinem eiſigen Banne gehalten; aber nun geht der warme Athem des Früͤhlings über Wald und Flur und weckt mit innigem Kuſſe die Blümlein, die dort unten ſchliefen; er umkoſt ſchmeichelnd die Menſchenbruſt, die dem Frühling ſich ſo gerne erſchließt; mächtig regt es ſich in allen Zweigen. Ueber Nacht ſind die ſaftgeſchwellten Knospen an Baum und Strauch aufgeſprungen; von dem dunkeln Holz der kahlen Aeſte hebt ſich das zarte Grün eben entfalteter Blättchen hellſchim⸗ mernd ab, und über die Matten breitet ſich ein glänzender, grünſammtner Teppich aus mit gar köſtlicher Stickerei von ein⸗ gewirkten Blüͤmlein tauſenderlei Namen und Art. Und der Himmel freut ſich des knos⸗ penden Lebens. Die grämlichen Wetter⸗ wolken, die ſo lange wie eine dunkle Drohung über unſerem Haupte hingen, ſind von ſeiner Stirne hinweggewiſcht; aus wallenden Nebelſchleiern ringt ſich die Sonne ſiegreich lächelnd hervor. Und in den Frühlingsjubel aller Weſen ſtimmt auch das Menſchenherz mit ein. Da drinnen iſt der Lenz ja gleichfalls eingekehrt; ſein belebender Hauch hat guch hier das Eis hinweggeſchmolzen und dem dürren Boden ſind neue grüne Triebe der Hoffnung entkeimt. Trunkenen Blickes ſchweift das Auge über die neugeborene, zu neuem Leben auferſtandene Erde; das Werden in der Natur kündet's dem Menſchen, daß auch für ihn die Zeit zu neuem Schaffen gekommen. Oſtern, das hohe Feſt der Freude, das Feſt des Frühlings iſt wieder gekommen. Tauſende von Menſchenherzen, von Jung und Alt, Armen und Reichen, ſchlagen hoffnungsſelig dem Oſterfeſte entgegen. Alles erwacht zu neuem Leben, die Natur und der Menſch, denn vor unſeren Blicken Kleine Mittheilungen. Wiesbaden, 91. April. Das nachſolgende originelle„Eingeſandt“ bringt die heutige Naſſauiſche Volkszeitung“ unter der Ueber⸗ ſchriſt„Wiesbaden, ein Eldorado für junge Männer“:„Es gibt wohl in Deutſchland kaum eine zweite Stadt, in der ſo viele ſchöne Mädchen ſind, wie in Wiesbaden, dem kleinen Paradieſe, und in dem ſogar die rauen die Mehrzahl bilden. Die diesjährige Bolkszählung ergab ein Plus von 6000 weib⸗ lichen Weſen. Wäre es nicht manchen jungen Mann in anderen Städten erwünſcht, eine ſchöne, ſolide und wohlerzogene Frau zu bekommen, ſucht er nicht oft vergebens danach? Ihm und all' Denen, die in ähnlichem Falle ſich befinden, ſeien dieſe Zeilen gewidmet! Wiesbaden birgt einen Schatz ſchöner und reizender Mädchen und ſie müſſen verblühen, weil ein wirklicher Mangel an heirathsfähigen Männern iſt! Mögen doch dieſe Zeilen in die rechten Hände kommen!“ Die Art der Reclame durch die Preſſe und das derſelben zu Grunde liegende„Maſſen⸗Angebot“ iſt jedenfalls neu. Sollte ſich daſſelbe aber als probat bewähren, ſo dürfte es an baldiger Nachahmung auch aus anderen Städten, die mindeſtens ebenſoviel Grund hiezu haben, ſicherlich nicht fehlen! — Wiederum eine Heilung durch Bienenſtich. Ein Mädchen von 14 Jahren erkrankte in Folge einer ſtarken Erkältung an Muskelrheumatismus. Die Eltern mußten die Tochter aus einem Bette in das andere heben, denn ſie konnte vor Schmerzen kein Glied bewegen. Nach dreiwöchentlicher ärzt⸗ licher Behandlung fand ſich keine Beſſerung. Man erinnerte ſich nun der mehrfachen Fälle der Heilung durch Bienenſtiche und beſchloß ſteigt Alles neu aus der ſo lange mit Schnee und Eis bedeckten Erde hervor, gehorſam einem mächtigen Rufe, der alle Weltſchichten durchdringt.„Es werde!“ ſo lautet der Ruf, und es ward. Wir haben in dieſem Jahre lange auf das Oſterfeſt warten müſſen; doppelt ſchwer iſt in dieſem Jahre ſo Manchem zu Gemüthe gebracht worden, daß dem Frühling ein Winter, dem hoffnungsreichen Oſterfeſte ein ſorgenbringender Zeitraum vorangeht. Wir haben in der That unruhige, ſor⸗ genvolle Wintermonate überſtanden, denn unſere Zeit hat uns auf einen Stand⸗ punkt geführt, in welchem der Eine nicht gleichgültig zuſteht, wenn es im Hauſe des Nachbarn brennt, oder darüber frohlockt, wenn Jenem ein Schaden zugefügt wird. Die Kulturmenſchheit iſt heute ſolidariſch, Alle haben das eine große Intereſſe, den all⸗ gemeinen Frieden erhalten zu ſehen, auf daß Handel und Gewerbe, Arbeitsfleiß und Arbeitskraft wachſe und gedeihe. Und in dieſer Hinſicht ſind in den Wochen, die dem Oſterfeſte vorausgegangen, manche dunkle Wolken am Himmel aufgeſtiegen, die ſich aus kleinen Anfängen entwickelten und häufig die Aufmerkſamkeit von ganz Europa in Anſpruch nahmen. Nicht min⸗ der ſchlimm als die kriegeriſchen Verwick⸗ lungen, welche zeitweiſe drohten, ja gefähr⸗ licher noch waren die Anzeichen inneren Unfriedens, des Klaſſenkrieges, der nahe an Deutſchland's Grenzen ſich bemerkbar machte. Auch in unſerer deutſchen Heimath liegen truͤbe Wochen hinter uns und noch mancher Winterſturm wird in der Zukunft unſerer harren; manch' ſchwerer und heißer Kampf noch auszufechten ſein. Doch ferne ſei es uns, die heutige frohe Feſtesſtimmung dadurch zu trüben, daß wir unangenehme Erin⸗ nerungen wachrufen und die düſteren Bilder, wie ſie noch im Schooße der Zu⸗ kunft verborgen ſein mögen, heraufbe⸗ ſchwören.— Wir wollen heute, am Oſter⸗ feſte vielmehr der zuverſichtlichen Hoffnung Raum geben, daß einſtens die Zeit kommen wird, wo die geſammte Menſchheit nach langer, tiefer Winternacht ein Oſterfeſt in des Wortes ſchönſter, erhabenſter Bedeu⸗ tung feiern wird, wo für alle Völker der man in jede Hand der Kranken 5 Bienen ſtechen, und ſiehe da, in Zeit von 12 Stunden fing ſich an die Geſchwulſt beider Hände zu ſetzen, worauf man an den Beinen je 9 Bie⸗ nen ſtechen ließ, und, o Wunder! in 4 Tagen konnte das Mädchen wieder ſelbſt aufſtehen. Merkwürdig iſt dabei, daß ſpäter an jeder Stelle der Bienenſtiche ein kleines Geſchwür entſtand, was aber nach—3 Tagen wieder verging. Heute iſt das Mädchen kerngeſund und freut ſich ſeines Lebens. — Das beſte Mittel. Herr Schlauber⸗ er, dem die Spatzen im Garten großen Scha⸗ hen anrichteten und alle Mittel zur Vertrei⸗ bung bereits erfolglos angewendet hat, ließ ſchließlich in den Garten eine Laube bauen. In dieſer ſitzt nun ſeine Schwiegermutter den ganzen Tag und ſtrickt, und ſeildem ſie dort hauſt, wagt ſich kein Vogel mehr in den Garten, — Die Schwiegermütter. Ein Fran⸗ zoſe, Namens Carracane, hat in einem An⸗ fall von heroſtratiſcher Laune den Schwieger⸗ müttern einen Dornenkranz von Satyren, Sentenzen und Anekdoten auf das ehrwür⸗ dige Haupt gedrückt. Einige Proben aus dieſem ſeltenen Buche mögen hier folgen: Um uns Muth zu machen zu unſerem großen Unternehmen, erzählen wir das Wort des jungen Mädchens, das eines Tages zweifellos eine ſchreckliche Schwiegermutter ſein wird. Man ſprach von der bevorſtehen⸗ den Hochzeit und machte allerlei Pläne. inſerer Trauung nach Dieppe reiſen. Braut: Es ſoll nach Deinem Willen ge⸗ ſchehen, mein Freund. ſcheidam Und Dein Zeichnenprofeſior damit einen Verſuch zu machen Zuerſt ließ Bräutigam: Ich möchte am Tage nach Organ für Jedermann. Anfertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 30 Pfg Anfeigen werden von allen Annoncen⸗Expeditionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen Bei größeren Aufträgen Rabatt. Rotationsdruck der br. H. Baas'ſchen Kuchdruckeroi,%n neben der katboliſchen Spitalkirche in Mannheim. Telephonanſchluß Nr. 218. ud Handels-Zeitung. Sonntag, 25. April 1886. Erde ein goldenes Zeitalter immerwähren⸗ankaufsbill, vorgelegt und begründet.* den Friedens anbrechen, wo Neid und Haß, Eigennutz und kalte Berechnung vom Erdboden verſchwunden und die Menſchheit von dem gemeinſamen Bande der Nächſtenliebe umſchlungen ſein wird. In dieſer Hoffnung wollen wir das hehre Feſt der Auferſtehung feiern; alle Sorge und Noth ſei an dieſen Tagen vergeſſen; neue Hoffnung auf eine beſſere Zukunft kehre in Aller Herzen ein. Ein frohes freudiges Feſt ſei für alle unſere Leſer das„Oſterfeſt.“ Politiſche Rundſchau. Mannheim, 24. April. Die Revanchehetzereien der franzöſiſchen Chauviniſten, die zur Zeit wieder an der Tagesordnung ſind, ſcheinen in Berlin ſtarken Eindruck zu machen; denn man hat ſich dort wieder einmal veranlaßt geſehen, auf dem Umwege über Wien einen kalten Waſſerſtrahl nach Paris zu richten, um den Revanchegeluͤſten einen Dämpfer aufzuſetzen. Ein Berliner Brief der „Pol. Correſp.“ konſtatirt nämlich, daß augenblicklich in den maßgebenden poli⸗ tiſchen Kreiſen Deutſchlands, ſowie in der Bevölkerung Frankreich gegenüber eine unfreundliche Stimmung herrſche, welche darauf zurückzuführen ſei, daß Angeſichts der häufigeren und heftigeren chauviniſti⸗ ſchen Kundgebungen die Anſicht zum Durchbruch komme, daß alle Bemühungen, ein dauerndes und gutes Verhältniß mit Frankreich herzuſtellen, vergeblich ſeien. Frankreich wolle einen dauernden Frieden nur um den Preis von Elſaß⸗Lothringen und Deutſchland müſſe deßhalb eines An⸗ griffs von Seiten Frankreichs gewärtig ſein, ſobald die Franzoſen hoffen werden, im Kampfe mit Deutſchland ſiegen zu können. Die erwähnte Stimmung ſei, ſoweit Deutſchland in Betracht komme, nicht beſorgnißerregend; immerhin könnten bei fortgeſetzter Nahrung derſelben auch die offiziellen Beziehungen zwiſchen Deutſch⸗ land und Frankreich leiden.— In England brandet die reaktionäre Hochfluth gegen die Gladſtone'ſchen Re⸗ formprojekte. Gladſtone hat im Unter⸗ hauſe in voriger Woche den zweiten Theil ſeines iriſchen Reformplanes, die Land⸗ der kleine Blondin, werde entlaſſen. Braut: Es ſoll geſchehen. „Mutter(leiſe zu ihrer Tochter); Dein künftiger Gemahl hat gar viel zu wünſchen, Braut(ebenſo); Sei ruhig, er ſetzt jetzt ſeinen letzten Willen auf. 4* * * Man kennt das Wort des Schalks: Deine Schwiegermutter fällt ins Waſſer— das iſt ein Unfall; man fiſcht ſie heraus— das iſt ein Unglück! ** — Du biſt traurig, mein Freund, — Ich komme vom Friedhof, — Haſt Du einen Familienangehörigen ver⸗ loren? — Ja. meine Schwiegermutter, — Ich nehme den innigſten Antheil.. — Oh, nicht das betrübt mich. Die Rede des Geiſtlichen hat mich erſchüttert. — Was hat ex denn geſagt? — Er ſagte: Weinet nicht, es gibt ein Wie⸗ derſehen im Himmel. Eine Schwiegermutter, etwas leidend, hat den Arzt kommen laſſen, Nachdem er ihr den Puls gefühlt, ſagte er! 53 Oeffnen Sie den Mund] Oh, die böſe unge! Der Schwiegerſohn leiſe zum Arzt: — Das beweiſt nicht im Mindeſten, daß ſie krank iſt. 1* Kennen Sie einen Unterſchied zwiſchen einem und einer Schwiegermutter? ** ein. — Ich auch nicht. 6 2 Alexander nicht der mir ſo mißfällt,, bezeichnet als den Hauptzweck der gegen⸗ wärtigen Regierung die Herſtellung der ſozialen Ordnung, die ohne eine vernünf⸗ tige Regelung der Landfrage nicht moͤglich ſei. Letztere erſtrebt nun die Vorlage auf folgendem Wege: Die in dem erſten Theile der Reformvorlage vorgeſehene iriſche geſetzgebende Körperſchaft in Dublin ſoll eine Korporation ernennen, welche mit der Staatsregierung über den Ankauf des Bodens verhandelt; dieſer Ankauf ſoll vermittelſt auf Verlangen der Kommiſſion auszugebender dreiprozentiger Konſols be⸗ wirkt werden. Jeder Grundbeſitzer ſoll die Möglichkeit haben, ſeinen Grund⸗ beſitz zu verkaufen, der kaufende Bauer ſoll ſofort nach geſchehenem Verkauf Ei⸗ genthümer werden, ohne Rückſicht darauf, ob er die Kaufſumme ſchon getilgt oder nicht. In den Diſtrikten mit dichterer Bevölkerung ſoll aber das Eingreifen des Staates ein noch viel intenſiveres, hier ſoll nämlich der Staat nicht nur Käufer, ſondern Eigenthümer werden, die Frage, ob in dieſen Diſtrikten die Expropriation zwangsweiſe durchzuführen iſt, ſoll vorbe⸗ halten bleiben. Der verkaufende Grundbeſitzer ſolle 9on Hypotheken und Staatslaſten frei werden, nur dem unmittelbaren Grundeigenthümer ſolle die Verkaufsmöglichkeit zuſtehen. Für den auf einen 20jährigen Pachtzins nor⸗ mirten Kaufpreis ſoll der Netto⸗Pacht⸗ zins als Baſis dienen. Die Durchführung der Vorlage würbe nach Gladſtone's Berechnung 1 Million Mark erfordern. Das Unterhaus hat die Vorlage gleich nach Gladſtone's Rede in erſter Leſung ohne Debatte angenommen und die zweite Leſung auf den 13. Mai feſtgeſetzt.— Daß Rußland nur ungern die Ver⸗ einigung Bulgariens und Oſtrumeliens, ſelbſt in der jetzigen Form einer Perſonal⸗ union, ſich vollziehen ſieht, und daß es ſein Beſtreben iſt, ſeinen alten Einfluß in jenen Balkanländern wieder zu erringen, iſt eine Thatſache, die Niemand in Abrede ſtellen wird. Da Rußland nun gegen den gegenwärtigen Stand der Dinge in Folge der nachgiebigen Haltung des Fürſten offen mit bewaffneter Junger Hund und Schwiegermutter eine bellt, ohne zu beißen, die andere beißt, ohne zu bellen. * Daya, ein reizendes Bebe, iſt unartig un 5 Großmama will, daß es um Verzeihung Ite. Daha mag nicht. — Wenn Du nicht willſt, werde ich den Teufel rufen, damit er Dich hole. — Er wird nicht kommen; Payg ſag, im⸗ mer, wenn er von Dir ſpricht:„Der Teufel hole ſie!“ und Du biſt noch immer da. ** Gedanke eines Schwiegerſohnes: Die Schwie⸗ germutter iſt ein Scheidungsgrund, den die Gerichte endlich doch anerkennen werden. * * * Madame V. hat ihre Tochter überredet, auf Scheidung zu klagen, und ſie iſt als Be⸗ laſtungszeugin vorgeladen. Der Wrüſdent das Verhör beginnend: Ihre Beſchäftigung Madame V. mit Eneraie; — Schwiegermutter! . 9 9* beklagt ſich ͤber das Elend ſeines ebens. Ich hatte nur zwei Söhne; der eine hat den andern gemordet und im Paradies hat mein Weib — Undankbarer! zürnt der HERR. — Warum undankbar? — Ich habe Dich mit der furchtbarſten Geißel verſchont und Du klagſt — Was hat mir gefehlt, um der unglück⸗ lichſte der Menſchen zu ſein? — Flendes und undankbares Geſchöpf: die Sckun. ruuutter.. 2. Serte. Hand vorgehen kann, ohne ſich als Frie⸗ densſtörer bloszuſtellen, ſo wühlt es um ſo mehr im Geheimen und die ruſſiſche Agitation in Oſtrumelien entwickelt eine rührige Thätigkeit. In letzter Zeit wurden umer Anderem Verſuche gemacht, die Bür⸗ germeiſter der Ortſchaften im Diſtrikte Tatar⸗Bazardſchik zur Unterzeichnung einer Petition an die Mächte zu bewegen, in welcher die volle Realunion Bulgariens mit Rumelien unter der Souveränetät der Türkei, jedoch gleichzeitig unter dem Pro⸗ tektorate Rußlands verlangt werden ſollte. Der Verſuch iſt vollſtändig geſcheitert. Griechenland, der kleine Gernegroß im Orient, läßt ſich durch die Drohungen und Ermahungen der Mächte keineswegs ein⸗ ſchüchtern und fährt mit ſeinen Kriegs⸗ rüſtungen gegen die Türkei fort. Daß Letzterer endlich die Geduld ausgehen muß, Auterliegt wohl keinem Zweifel; koſtet doch die Vorbereitung zur Abwehr eines An⸗ griffs den Türken ſchon mehr, als ein wirklicher Krieg, in dem ſie alle Chancen bes Erfolges für ſich hätten. Soziales und Arbeiterbewegung. Die Micht Maurerbewegung ſcheint nicht auf friedlichem Wege gelöſt werden zu knnen, da die Meiſter ſich bis jetzt zu keiner Unterhandlung herbeigelaſſen haben. So konnte auch die auf letzten Dienſtag in die Hubertus⸗ e des„wilden Mannes“ einberufene Ver⸗ ammlung beider Theile wieder nicht ſtatt⸗ en, da von den Herren Arbeitgebern Nie⸗ mand erſchienen war. Vielmehr Rachten die⸗ ſelben die Verſammlung unmöglich zu machen, indem ſie ſich über die Lohnkommiſſion der Maurer bei dem Beſitzer genannten Lokals in unqualifizirbaren Ausdrücken ergingen, um dieſen zu bewegen, das Lokal zur Verſamm⸗ lung nicht herzugeben, welcher Verſuch jedoch mißlang.— Die Lohnkommiſſion hat nunmehr beſchloſſen, ihrerſeits keine weitere Verſuche ſie einem friedlichen Ausgleiche zu machen; ie erklärt ſich aber jeder Zeit bereit, zu un lerhandeln, wenn von Seiten der Herren Meiſter der Wunſch hierzu laut werden ſollte, was jedoch ſehr unwahrſcheinlich ſein dürfte. — Neueſte Nachrichten. Zur Neubeſetzung erledigter Stellen am ſteichsgericht hat der Bundesrath in Vor⸗ ſchlag gebracht: für den Poſten eines Se⸗ gatspräſidenten den Reichsanwalt v. Wolff zu Leipzig und für die ſechs Rathsſtellen den preußiſchen Kammergerichtsrath Schmalz in Berlin, die zwei preußiſchen Oberlan⸗ desgerichtsräthe Schütt in Kiel, Löbel in Königsberg i. Pr., Rospatt in Köln, den ſächſiſchen Oberlandesgerichts rath Neiße in Dresden und den badiſchen Oberlandes⸗ gerichtsrath Wüſtſeld in Karlsruhe.— In Wien findet unter dem Protek⸗ zorate des Kronprinzen Rudolph vom 15. bis 19. Juni der zweite internationale Kongreß für Binnenſchtfffahrt ſtatt. Auf demſelben ſollen folgende vier Punkte zur Berathung kommen: 1) Der wirthſchaft⸗ liche Werth der Waſſerſtraßen des Bin⸗ nenlandes; 2) die Feſtſetzung der Nor⸗ malprofile für Kanäle und Dimenſtonir⸗ ung von Bauwerken auf künſtlichen Bin⸗ nenwaſſerſtraßen; 3) die Organiſirung des Binnenſchifffahrtsbetrieh; und 4) der Bau von Seekanälen. Als Referenten werden deutſche, franzöſiſche, belgiſche und öſterreichiſche Fachgelehrte fungiren. Brindiſt, 22. April. Von geſtern Mit⸗ tag kis heute Mittag ſtarb eine und erkrank⸗ ten drei Perſonen an der Cholera. Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. Ein deutſches Requiem von Johannes Brahms. W. B. Sch weiß nicht, ob alle, die da⸗ Slück hatten, dieſes Requiem jemals zu hören, im Innerſten 0 fühlten, als — ei jedesmaligem Genießen dieſer Meſſe Glück innigſten Verſtehens zu Theil wurde. Es iſt ſchon des öfteren bekannt ge⸗ macht worden, daß Brahms ſich bei dieher Todtenmeſſe nicht ſtreng an den Ritualtext at, daß er die Wortunterlage nach kten der heiligen Schrift nach freiem Er⸗ en gewählt hat; ich ſchließe mich dieſer irung an und geſtehe unumwunden, daß ſeit Beethovews Miſſa kein Werk dieſer Art mich ſo mächtig und voll ergriffen hat, als dieſer Brahms'ſche Geſang. Und wie dort der große, freidenkende Beethoven nach ſeiner Art zu ſeinem Gotte ſprach, ſo herrſcht auch in dieſemRequiem nicht der gebundene, in Formelen ungezwängte geiſtige Knechtſinn, ſondern der über die Binge dieſer Welt erhabene, frei und weit ausſchauende Menſch, nicht der Weih⸗ rauch und der omnipotente Prieſter führen das Wort, ſondern der ſeinen Schöpfer be⸗ deutungsvoll ahnende ſeine Größe erfaſſende, ſich ihm in würdiger Demuth neigende Künſt⸗ ter redet aus dieſen Worten und Tönen. Und wie ergreifend und hinreißend redet dieſer Brahms, mag er nun das ſelige Glück derer, die da leiden und ſterben müſſen, mag er die Schrecken des Todes, die Herrlichkeit des Herren überzeugend ſchildern. Daß ich über Brahms nicht anders als im Tone des höch⸗ ſten Entzückens zu reden vermag, daß ich be⸗ jonders über ſein Reauiem nur in höchſter Vom Tage. — Orcheſtrion. Wie wir ſoeben erfahren, werden bei Herrn A. Stüdle, Reſtaurateur im neuen Stadttheil, in deſſen Lokalitäten das hier und Umgebung ſchon rühmlichſt be⸗ kannte Orcheſtrion aufgeſtellt iſt, im Laufe der nächſten Woche drei neue Walzen ein⸗ treffen, welche, nur Opern und Coneertſtücke enthaltend, einen hohen Kunſtgenuß zu bieten verſprechen, worauf wir ſchon jetzt das Publikum aufmerkſam machen wollen. ll Rauferei. Zwei junge Burſchen die am Donnerstag Mittag auf dem Marktplatz wegen 10 Pfg. in Differenzen geriethen, die bald in Thätlichkeiten ausarteten, riefen hier⸗ durch einen großen Auflauf hervor, dem durch das Dazwiſchentreten der Schutzmann⸗ ſchaft, die die beiden Burſchen nach der Po⸗ lizeiwachtſtube citirte, ein Ende bereitet wurde. Nach Feſtſtellung der Perſonalien wurden die Ruheſtörer wieder entlaſſen. Der Kirchenchor der Lutherkirche wird am Oſter⸗Sonntag: a)„Oſterngeſang“ Alte Weiſe(1710) nach dem Tonſatz von Bernhard Klein(1793—1832), b)„Lobet den Herren“ von C. Stein(1875) zum Vortrage bringen + Coucert. Unſer neuer Tenoriſt, Herr Minner, hatte die Freundlichkeit, einer Ein⸗ ladung von Seiten des Vorſtandes des Cho riſtenvereins am Stadttheater in Frankfurt Folge zu leiſten und wird heute Abend in einem daſelbſt ſtattfindenden Concerte mitwirken o Ein jammervoller Zaſtand. Kauf⸗ mann Eiſenhard von Ladenburg, welcher, um ſich zu tödten, mittelſt eines Revolvers eine Kugel durch die eine Schläfe in den Kopf iagte, befindet ſich noch am Leben, aber in welchem Zuſtande. Er ſingt alle möglichen erotiſchen und Gaſſenlieder, ſpricht irre und dutzt alle ihn anſprechenden Perſonen. Die Augenlider vermag er nicht zu öffnen, wes⸗ halb dieſelben ſtändig über die Augen herab⸗ hängen. Eſſen und Trinken muß ihm einge⸗ flößt werden und ſcheint ſucceſive eine voll⸗ ſtändige Lähmung einzutreten, auch ſoll der Sehnerv durchſchoſſen ſein. Die Kugel, welche ſich im Schädel eingebohrt hat, konnte bis jetzt noch nicht entfernt werden. Die Hoff⸗ nung auf Erhaltung ſeines Lebens iſt eine ſehr geringe. Ausflug. Der Arbeiter⸗Wahlverein macht am Oſtermontag einen Ausflug nach Edingen. Die Abfahrt in Mannheim iſt 2 Uhr 30 Minuten. ECharfreitagsausflüge. In Anbetracht des geſtrigen ſchönen Wetters pilgerten die Einwohner Mannheims in wahren Maſſen⸗ proceſſionen zur Stadt hinaus; insbeſondere war es der Ort Edingen, welcher als Aus flugsziel beſucht wurde; die geräumigen Lo⸗ kalitäten ſowie die Gartenanlagen der Gräfl. v. Oberndorff'ſchen Brauerei ſowie die andern Wirthſchaften waren förmlich überfüllt. Auch Feudenheim war wieder gut beſucht. Nicht weniger waren es unſere Sommergärten, welche ſich ebenfalls eines ſehr zahlreichen Beſuches zu erfreuen hatten. Todtſchlagsverſuch. Geſtern kam es zwiſchen dem Gärtnergehülfen Brenkmann, welcher bei Herrn Kunſtgärtner Weiß in Arbeit ſteht und dem Reſtaurateur der Villa Roſenau zu einem Wortwechſel. Der Wirth verwies den etwas angeheiterten Gärtner zur Ruhe. Die Sache gedieh jedoch ſchließlich ſo weit, daß Brenkmann ein geladenes doppel⸗ läufiges Gewehr herbeiholte und 2 Schüſſe auf den Wirth abfeuerte, ohne denſelben jedoch zu treffen. Die Polizei ſchritt zur Verhaftung und verbrachte den Brenkmann nach dem Amtsgefängniſſe. — Delirium. Ein hieſiger Glaſergehilfe, welcher ſehr ſtark in Fuſel macht und im Laufe der Woche ſchon einmal mit der Polizei un⸗ freiwillige Bekanntſchaft machte, machte geſtern Nachmittag derartigen Exceß, daß die Polizei den Ruheſtörer hinter Schloß u. Riegelbrachte. Unfug. Einige junge Leute machten ſich im Laufe dieſer Woche Nachts beim Nachhauſegehen das ſonderbare Vergnügen ein Haus in M 2, welches der Eigenthümer vor kurzer Zeit mit großen Koſten reſtauriren ließ, mit ihren Stockdegen derart zu bear⸗ beiten, daß der betr. Hausbeſitzer gezwungen iſt, den angerichteten Schaden ausbeſſern zu laſſen; möchte es doch gelingen, dieſe muthigen (2) Unholden ausfindig zu machen, damit 998 für die Folge ihr Muth etwas abgekühlt werde. mäßig Baviſche Volks⸗Zeitung. 25 Avril. Mannheimer Original⸗ Börſenbericht. Unſere Lokalbörſe hatte in dieſer Woche ein ſehr troſtloſes Gepräge, da keine Momente vorlagen, die zu größeren Transaktionen in der einen oder anderen Richtung Veranlaſſung bieten konnten. Die Umſätze hielten ſich dem⸗ zufolge in überaus engen Grenzen und die ganze Thätigkeit beſchränkte ſich auf die Aus⸗ führung der vorgelegenen kleinen Aufträge. Auf dem Markt für Verſicherungsaktien ſtan⸗ den ſich Käufer und Verkäufer gleich unthätig gegenüber, ſo daß ſich der Verkehr in den⸗ ſelben auf ein Minimum beſchränkte. Die Courſe ſcheinen ſich auf dem jetzigen Niveau conſolidiren zu wollen. Abgeber halten be⸗ harrlich auf gegenwärtigen Notirungen, wäh⸗ rend dazu Käufer gewiſſe Zurückhaltung zeigen. Zu etwas niedrigen Courſen liegen indeſſen mehrfach Kauflimite vor, Größere Beachtung zu anziehenden Courſen fanden Waghäusler Zucker⸗Aktien, die von guter Seite aus dem Markt genommen wurden. Verkäufer dafür hielten ſich ſehr zurückhaltend und das Material von dieſen Aktien iſt knapp. Dieſelben gewannen etwa 5 pCt. Schluß 90‘ G. In Anilin⸗Aktien fand verhältniß⸗ noch das lebhafteſte Geſchäft ſtatt, wobeideren Cours wiederholten Schwankungen unterworfen war. Bei Schluß unſeres letzten Berichts 186½ notirend, avancirten ſolche bis 188¼, gingen dann wieder auf 186¼ zurück, um ſchließlich mit 187 die Woche zu verlaſſen. Trotz dieſer Schwankungen aber hatte das Papier keinen ſonderlich großen Markt, vielmehr darf daraus geſchloſſen wer⸗ den, daß gegenwärtig ſelbſt kleinere Pöſtchen für die Coursbewegung maßgebend ſind. Eine eigentliche Tendenz iſt daher auch nicht zu erkennen. Brauereiaktien waren zwar nicht ſo ver⸗ nachläſſigt, wie in der Vorwoche, doch traten ſolche nur wenig in den Verkehr. Einige Umſätze vollzogen ſich in Eichbaumbrauerei⸗ Aktien(144½) zu einem Bruchtheil höherem Cours. Eine bedeutende Avance erzielten Ludwigshafener Brauerei⸗Aktien, ohne daß der abermals um 5 PpCt. hinaufgeſetzte Cours (200.) Material herausbrachte. Da von dieſen Aktien ſchon ſeit langer Zeit nichts mehr offerirt wird, iſt es natürlich ein Leichtes deren Cours beliebig in die Höhe zu ſetzen. Storchbrauerei gewannen 1½ PEt.(111 60 Mannheimer Aktienbrauerei 1 pEt.(195 G Letztere ſind indeſſen gleichfalls gänzlich fehlend und ſelbſt zu anſehnlich höherem als dem notirten Gelbeburs, wäre nichts erhältlich geweſen. Schwetzinger Brauerei Altien total geſchäftslos bei unveränderter Notiz 84½ B. Von ſonſtigen Aktien traten durch mäßige Abſchlüſſe hervor Oggersheimer Spinnerei 83) und Mannheimer Lagerhaus Aktien (98¾), wobei deren Notizen kaum eine Aen⸗ derung erfuhren. Sehr begehrt zeigten ſich Ettlinger Spinnerei⸗Aktien(136¼), doch ver⸗ hinderte die Zurückhaltung der Abgeber größere Umſätze in denſelben. Offerirt waren Mannh. Gummi⸗ und Asbeſt⸗Aktien zu 86, während erſt zu niedrigeren Courſen Kauf⸗ liebhaber dafür am Platz ſind. Unſere übrigen localen Aktien bieten nichts Erwähnenswerthes, es ſei denn, die große Geſchäftsloſigkeit, durch die ſie ſich allenfalls bemerklich machen. Trotzdem konnte deren Coursſtand dürchweg aufrecht erhalten bleiben. Mannheim, 22. April. Wie uns mit⸗ getheilt wird, hat ſich heute eine Actiengeſell⸗ ſchaft unter der Firma„Badiſche Rück⸗ und Mitverſicherungs⸗Geſellſchaft in Mannheim“ conſtituirt. Das Grundkapital beträgt Sechs Millionen Mark, wovon emittirt: Eine Mil⸗ lion Mark, während eine weitere Million demnächſt zur Ausgabe gelangen ſoll. — Mauteim 21. April. In der geſtern ſtattgehabten Generalverſammlung der„Mann⸗ heimer Lagerhaus⸗Geſellſchaft“ wurden die Bilanz, ſowie die Vorſchläge der Direktion über Rücklage, Abſchreibungen und Gewinn⸗ vertheilung genehmigt. Die Dividende pro 1885 beträgt darnach Mk. 33 pro Aktie à 600 Mk. und 66 pro Aktie à Mk. 1200 und iſt ſofort bei dem Bankhauſe W. H. Laden⸗ burg und Söhne hier zahlbar. Die nach dem Turnus aus dem Aufſichtsrath austre⸗ tenden Herren J. Nauen und Jul. Baſſer mann wurden wieder und Herr F. Keßler, Direktor der Mannheimer Dampfſchleppſchiff⸗ fahrts⸗Geſellſchaft, neu, in den Aufſichtsrath gewählt. Begeiſterung mich außern kann, das ſoll mich an dieſer Stelle von jeder weiteren Herzens⸗ ergießung abhalten. Denn wo geriethe ich hin, wollte ich die zu 5 Aufführung in dieſem exaltirten Tone hier in alle ihre preiſenswerthen Einzelheiten zerlegen? Von dem, was ich in dieſem Jahre von unſerm Muſikverein zu hören bekam, war entſchieden das Requiem das beſte und eindruckvollſte. Im Bunde mit dem Ludwigshafener Cäcilien⸗ Verein klang der Chor vorzüglich, mächtig ohne Ueberanſtrengung im Fortiſſimo, gleich mä⸗ ig zart im Piano, deſſen Reiz eben jene größere timmenanzahl erhöhte. Der ſtimmungsvoll zubereitete Vortrag der einzelnen Chöre— ich verzichte darauf die jeweiligen Worte an⸗ zuführen— erregte zunächſt die Bewunder⸗ ung des unbefangen Hörenden und forderte denn auch die Zuſtimmung des bewußter lauſchenden Fachmanns heraus. Die Tempis waren zu„Gottes Ehre“ immer von der nothwendigen Breite und Wucht, der insbe⸗ ſondere der zweite Chorſatz ſich mit Recht zu erfreuen hatte, die aber nach meinem Em⸗ pfinden bei der Cdur⸗Fuge zu ſehr in Weit⸗ ſchweifigkeit ausartete. Dem Alt war im Gegenſatz zu ſeinen Stimmgenoſſen etwas mehr Initiative und Tonfülle, dem Vortrag des erſten Chores und den Holzbläſern hier und dort mehr von jener unerläßlichen Reinheit, die den Men⸗ ſchen zum gottähnlicher Geſchöpf macht, zu wünſchen. Mit den Solopartieen kann ich nicht ſo leicht fertig werden, wenn ich die Sopraniſtin nicht ſofort mit dem kritiſchen Pfeil erlegen u. Hru. Knapp eben alsſolchen bezeichnen will. Die nicht unſympathiſche Stimme, deren Unverdorbenheit im Bunde mit ihrer mangelnden Schulung den naivſten Ein⸗ druck machte, reucht dach mohl nicht aus für den Bortrag dieſes Soprauſolos. Au rdengs hat ſich Brahms da wohl eine Idealſtimme ge dacht, eine Verkünderin, Troſtſpenderin an die geſammte Menſchheit, allein bis auf einen gewiſſen Grad muß die vortragende Sängerin dieſem erhabenen Tone gewachſen ſein und darf vor Allem nicht ſo mit der Athemein⸗ theilung umgehen, wie ſie das Wort„Trau⸗ rigkeit“ auf die unmöglichſte We ſe ver⸗ ſtümmelte. Da die Dame gewiß ſchon in der Probe ſo mörderiſch der deutſchen Sprache zu Leibe ging, iſt es mir unfaßlich, wie der Dirigent dieſer Aufführung dieſe ſprachliche Schandthat ungeahndet hingehen laſſen konnte. Oder ſollte er dafür keine Empfindung be⸗ ſitzen? Da war Herr Knapp beſſer berathen, der Textesänderungen zu Gunſten einer cor⸗ recten Wiedergabe des Geſangesmelos nicht verſchmähte, ſich ſonſt etwas kühl dem Stoffe gegenüber befand. Außerdem mag durch die übermäßig langen Pauſen, die durch, im Zuhörerraum zu hörende, nicht ganz ſtim mungsvolle, nicht immer rein deutſch geführte Geſpräche zunächſt mich mit vielleicht man⸗ chen anderen, etwas irritirten, vielleicht auch ihm, dem von mir hochverehrten Hrn. Knapp in etwas die dem vorzutragenden Werke adaequate Stimmungsbeſchaffenheit geraubt worden ſein. Ich habe mich übrigens gegen⸗ über allen, die nicht ſo vertraut ſind mit der unſäglichen Geldeskalamität, an der unſer Muſikverein ſiecht, recht von Herzen geſchämt, daß die von dem Componiſten gewünſchte Harfe einfach wegblieb und die von ihr zu produzirenden Sphärenklänge hinzuzudenken waren. Ich gebe mir alle Mühe, keine Sa⸗ tyre zu ſchreiben, allein die vermißte Harfe hat mir recht wehe gethan. —— * Americanische Produkten-Märkte Schlusscourse vom 22. April, mitgetheilt von E. Blum& Strauss, Mannheim ——— Wei⸗ 8 Calt Wei⸗ Lais Schmal 4 en Mais Schmulz, Culſee zen Mais Schmh FüEB Febkt—————— März——————— Apri! 98¼ 46/—.35 768/%8 36/ Mai 935/ 46/.15.30 80/ 37½%¼.87½ Juni 94½ 47.21.20 82¼ 38¼.815 Juli 94 47/%.27.20 88½ 38½.92½ aueust 937% 48/.33.15 88/%—— Septbr. 94%—.40.15 83/—— Oktbr,——.46 720——— Novbr..——— 20— 44 Dezb. 98———(———— Fendenz: Weizen niedrigell, Mais niedriger Schmalz niedriger, Caffee— Effectensocietät. Frankfurt, 22. April, 6¼ Uhr. Credit 232// 233½, Staatsbahn 196½8-½, Galizier 167/168, Lom. barden7s½-885/8, Gotthard 103.20, Diskonto-Kommandit 212.10-211.60, Egypter 68.10⸗20 Ungar. Goleoente 82.80, 1880er Russen.640-50, 5proz. Italiener 96.90. Tendenz: fest. Wasserstands-Nachrichten. Rhein, Datum[Stand. Ke istanz, 22. April 3,18— Khl. 22. 2,40—0,09 M Xau, ER 8,62— 0,01 G rmershelg— 1,05—0,02 unnheim,— 3,60— Mainz,„ 1,19—0,05 ziebrioh- 88. 1,99—0,03 Caub, 88. 1,97—60,01 Coblenz,—— 2,30—0,09 Köln, 88 2,41—.05 Düsseldorr, 4 2,37—0,10 Dulsburg, 1,72—007 Buhrort,—* 1,82—0008 Emmerioh, 1883 Nymwegen, 88. 0 8,70—0,08 Arnheim, 2.„ 8,91—0,06 Neckar. Heilbronn,* 098— Eberbach, 22. 1,12 Mannheim, 24. 3,67— Main. Würaburg, Frankfurt, 21.„ 0,40—0,06 xosel. Trier, 29.„ 8,46—10,09 Lriefkaſten. Abonnent K. K. Auf Ihre Anfrage haben wir zu bemerken: Gegenüber der eigenen Partei kann der Anwalt die Koſten nicht feſt⸗ ſetzen laſſen.— Da es nun nach der gegen⸗ wärtigen Geſetzgebung eine Koſtendecretur wie nach der früheren badiſchen Anwalts. e e nicht mehr gibt, ſo kann der nwalt, wenn die Zahlung verweigert wird, Klage erheben. Ebenſo muß er gegen die Gegenpartei klagen, wenn die Koſtenerſtattungs⸗ pflicht derſelben nicht durch Urtheil oder ein vor Gericht abgeſchloſſenes Uebereinkommen feſtgeſtellt t.—Seiner Berechnung d r Koſten muß der Rechtsanwalt den richtigen Streit⸗ werth zu Grunde legen. Mehrere Thbeaterbeſucher an der Bergſtraße und in der„Ihre Klagen über die allzu verſpätete Veröſfſent⸗ lichung des Theaterzettels iſt nur zu berech⸗ tigt. Eben ſo richtig iſt es, daß dieſe ver⸗ ſpätete Veröffentlichung des Theaterzettels und die ewigen plötzlichen Abänderungen der bereits feſtgeſetzten Stücke eine große Schädi⸗ gung der Theaterkaſſe im Gefolge haben müſſen, weil das Publikum das Stück und die Abänderung zu ſpät erfährt. Wir kennen keine Soföſ Bühne, am allerwenigſten aber eine Hofbühne, wo mit ähnlicher Willkür verfahren werden dürfte. Wir haben ſelbſt, offen geſtanden, am verfloſſ nen Montag nicht gewußt, ob eine Theater Vorſtellung ſtatt⸗ ſinde oder nicht und welches Stück aufceführt werden ſollte. Die„Landes Zeitung“, welche das Monopol des Kheaterzettels befitzt, ver⸗ kündigte auf den Sonntagszetteln, daß am Montag ein neues Stück zur Darſtellung ge⸗ lange, zugleich aber curſirten Theaterzettel, welche nur von einer Dienſtags⸗Vorſtellung und vom Lorle etwas wußten. Unter ſolchen Umſtänden und da unſere wiederholten Vor⸗ ſtellungen fruchtlos geblieben ſind erübrigt nichts anderes, als ſich auf das Repertoire zu beziehen und jede Vorſtellung als höchſt zweifelhaft zu bezeichnen! G. W. in Ludwigsbafen. Ihre Mit⸗ theifungen in Betreff der Wiederaufnahme des R haben wir erhalten, aber keine Akten. Herrn G. in Frankenthal. Ueber d. Pflichten des Kaufmanns in Bezug auf die Buchführung ſtellt das deutſche Handelsgeſetz⸗ buch in folgenden Paragraphen gewiſſe Er⸗ forderniſſe auf, nämlich in 28—32; 71, 72, 75, 193, 239. Die kaufmänniſche Buchführung kann eine einfache oder guch doppelte feie Für die einfache Buchführung genügen olgende Bücher: 1. Das Kaſſabuch(Tagebuch, Journah) in welches alle Vorgänge eingetragen werden, welche den Kaſſabeſtand alte⸗ riren; 2. Kladde(Strazze), worin alle Geſchäfte eingetragen werden, bei denen keine ſo⸗ forkige Baarleiſtung ſtattfindet; 3. Das Contocorrent⸗(Haupt⸗ oden Contobuch) auch„Risconto“ genannt, ein nach dem Namen der einz Unen Geſchäfts⸗ kunden angelegtes Contorbuch, in welches die Einträge der beid obigen Bücher über⸗ ſchrieben werden. Jedem Gä ſchäftsfreund iſt darin ein eigenes Blatt gewidmet, ſo daß ſich auf den erſten Blick überſehen läßt, was derſelbe an das Handels⸗ haus ſchuldet oder zu fordern hat. Hierzu kommen bei der doppelten Buch⸗ führung noch: das Journal, das Haupt⸗ und Geheimbuch, und daneben beſitzt jedes wohl⸗ organiſirte Handelsgewerbe größeren Umfangs noch zahlreiche Spezialhandbücher: B. ein eceptenbuch, Commiſ⸗ ſionsbuch ꝛc. 5G—F————— Das Sommersemester am Internatio- nal-Lehrinstitut in Bruchsal beginn: am 3. Mai. Seit 12 Jahren schon verleiht diese Realhandelsschule ihren Abiturienten der VI. Klasse die Berechtigung zum einjäb⸗ rigen Militärdienst und die günstigsten Re⸗ sultate wurden stets exreicht Dank der strengen Disciplin, welche im Pensionat herrscht. Noch einige Pensionäre von 11 bis 16 Jahren ömnen be ien Preiser Auf-abue fipflen