————— ss Gessssssssssssssssssssssssssssesessesneereeeereeereeeeeeeeeeee Abonnementspreis: Pro Monat 50 Ufs.— Auswärts durch dir Poſt 65 Pig Man abonnirt in Rlannheim bei der Expedition E 6, 2, ſowie be allen Zweig⸗Expeditionen und Trägerinnen.— Auswärt⸗ Poſt⸗Anſtalten des deutſchen dieiches und den Briefträgern. Die Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Herausgeber Dr. jur. Dermann Daas in Mannheim. W 103. Wounemente-Einlabung. Für den Monat Mai werden noch immer Abonnementsbeſtel⸗ lungen auf die Badiſche Volls⸗Jeitung (Mannheimer Volkoblatt) angenommen und werden den neu eintre⸗ tenden Abonnenten die ſeii 1. tem Mai erſchienenen Nummer gratis nachgelie⸗ fert. Abonnementspreis mit der Gra⸗ tis⸗Beilage des General⸗Anzeiger pro Monat nur 50 Pfg. Die„Badiſche Volkszeitung“ erſcheint täglich, 8 bis 16 Seiten groß und hat unter allen in Mannheim erſcheinenden Zeilungen die größte Abonnentenzahl. Durch die große Verbreitung bewährt ſich die Badiſche Volkszeitung mit Gene⸗ ral⸗Anzeiger lle vorzügliches Inſertions⸗Organ. Zu zahlreichem Abonnement ladet er⸗ gebenſt ein Verlag der Badiſchen Volks⸗Jeitung und des General⸗Auzeiger. SK———— Politiſche Rundſchau. * Mannheim, 3. Mai. Der Sturmlauf, den der preußiſche Miniſter v. Puttkamer mit ſeiner Ver⸗ fügung vom 11. April gegen das Koa⸗ litionsrecht der Arbeiter unternommen hat, hält die deutſche Preſſe faſt aller Parteien noch immer in Athem. Es hieße indeß der Wahrheit nicht die Ehre geben, wollte man behaupten, der Herr Miniſter des Innern hätte unter den mancherlei Ur⸗ theilen, die über ſeinen Erlaß abgegeben wurden, viele zu regiſtriren, welche ſich zu ſeinen Gunſten ausſprechen.— Mit Ausnahme der„Nordd. Allaem. Kleine Mittheilungen. Zum Kapitel der Heiratbever⸗ Rer Boe Wie man der„Deut⸗ ſchen Volkszeitung“ in Hannover ſchreibt, macht in den betheiligten Kreiſen die in die⸗ ſen Tagen vollzogene Verhaftung des Lehrers El. an der höheren Töchterſchule U. zu Han⸗ nover großes Aufſehen. Derſelbe hat das Alter von 40 Jahren überſchritten und er⸗ freute ſich in allen Kreiſen ſeines biederen Charakters wegen des beſten Rufes. So wurde er z. B. mit in das Comité gewähit, welches die Auflöſung des theatraliſchen Ver⸗ eins„Thalia“ in pekuniären Beziehungen zu überwachen hatte. Als Liedervater einer angeſehenen Liedertafel machte er ſich um deren Aufblühen recht verdient. Doch that ch bei ihm ſchon in früheren Jahren das Beſtreben kund, eine reiche Heirath 5 machen, das ſchließlich ſich bis zu einer Art Mono manie ſich ſteigerne. Nach manchen fehlge⸗ ſchlagenen Verſuchen, ſein angeſtrebtes Ziel zu verwirklichen, fiel er einer Kommiſſionärin in Braunſchweig in die Hände, die, mit ſchlauem Blicke ſeine krankhafte Gemüths⸗ art erkennend, begann, dieſelbe zu ihrem Vortheil auszunutzen. Eine reiche Braut war bald für ihn gefunden. Dieſelbe kennen zu lernen, wurden koſtſpielige Reiſen in Seebäder unternommen, Vorſchüſſe wurden von ihm an die Kommiſſionärin ge⸗ leiſtet, und im tollen va banque⸗Spiel wurden Summen ausgegeben, welche mit ſeinem Ein⸗ kommen in keinem Verhältniſſe ſtanden. Dieſe Gelder herbeizuſchaffen, wurden häufige An⸗ leihen bei ſeinen vielen Kollegen und Freun⸗ den gemacht. So hatte ſich der Unbeſonnene in verhältnißmäßig kurzer Zeit eine Schul⸗ ſ von über 8 M. auf den Hals bei allen Organ für Ztg.“, die auch in dieſer Frage ihrer Aufgabe, das Mädchen für Alles zu ſein, wieder voll und ganz gerecht geworden iſt, haben ſelbſt die zahmſten konſervativen und liberalen Blätter nicht umhin gekonnt, ihre Hoffnung dahin auszuſprechen, daß dieſer Erlaß keine Beſchränkung des ge⸗ ſetzlich gewährleiſteten Koalitionsrechtes zur Folge haben werde. Nur iſt dieſe Hoffnung freilich einfach hinfällig, denn wenn es ſich nicht um eine Einſchränkung des Rechts der Arbeiter, durch das Mittel des Strikes ihre Lebenslage zu verbeſſern, handelte, dann war der Puttkamer'ſche Schreckſchuß einfach überflüſſig, denn die Lohnkämpfe der deutſchen Arbeiter haben fich bis jetzt faſt ausnahmslos ohne jede Störung der öffentlichen Ordnung voll⸗ zogen und wo ſolche Störungen wirklich vorkamen, ſind ſie noch jedesmal von Ar⸗ beitern ausgegangen, gegen welche ſich die miniſterielle Verfügung nicht richtet, näm⸗ lich von Leuten, die den ſozialdemokra⸗ tiſchen Grundſätzen und Lebensanſchau⸗ ungen ungefähr ſo ferne ſtanden, als wie Herr von Puttkamer der Erkenntniß der wirklich treibenden Kräfte in unſerem Geſellſchaftsleben und ſozialen Kämpfen ferne ſteht.— Der von den Behörden ungeſtörte Ver⸗ lauf des großen Sozialiſtenkongreſſes in Gent zeigt, daß die belgiſche Regierung und die Parteien trotz der gewaltigen Erſchütterungen, welche das Land in den letzten Arbeiterunruhen durchmachte, die Grundrechte der Vereins⸗ und Redefreiheit durch Ausnahmegeſetze zu Ungunſten der Arbeiterklaſſe nicht kaſſiren wollen. Die berüchtigte Anarchiſtin Louiſe Michel ſcheint jetzt ihre alte Popularität vollſtändig eingebüßt zu haben. In Mon⸗ trouge, einer Arbeitervorſtadt von Paris, wo ſie zu Oſtern ſprechen wollte, wurde ſie mit ſo furchtbarem Geheul empfangen, daß ſie ihren Vortrag unterlaſſen mußte. Mehrere Anarchiſten wurden bei dem Ge⸗ tümmel verwundet. Louiſe Michel ſelbſt mußte ſich in einen Wagen flüchten, welchem Steine nachgeworfen wurden. Die augenblickliche Lage in Athen iſt die, daß die griechiſche Regierung von den Mächten die Zurückziehung des Ultima⸗ tums verlanat, das deren Vertreter am geladen. In unverzeihlicher Leichtglaubigteit wähnte der Bedauernswerthe durch die bald erfolgende Heirath ſich retten zu können. Doch der Braut, wenn ſie überhaupt von ihm ſo genannt werden durfte, gingen die Augen auf, und ſie verlobte ſich in den letzten Tagen mit einem andern Herrn. Nun waren mit einem Male alle ſeine ſtolzen Hoffnungen vernichtet, und die Kataſtrophe folgte ſchneller, als er erwartet hat. Die ſich mehrenden Klagen gegen ihn zogen die Augen des Staats anwalts auf dieſen Gegenſtand, und ſeine Inhaftnahme war das Ende der Sache Seine verzweifelte Lage charakteriſirt ſich wohl am deutlichſten daran, daß man bei dieſer Gelegenheit von dem ganzen, am 1. April gehobenen, für einen alleinſtehenden Mann nicht unbeträchtlichen Vierteljahrs⸗ gehalt den winzigen Betrag von 15 Pf. vor⸗ fand. Welche Schuld ihn ſelber und viel⸗ leicht auch die Kommiſſionärin trifft, wird die angeſtellte Unterſuchung ergeben. Daß die Heiraths⸗Vermittelungsbureaus, welche in den letzten Jahren überall wie Pilze aus der Erde wachſen und die in vielen Fällen nur die Ausbeutung leichtgläubiger Perſonen bezwecken, der Ueberwachung durch das Geſetz dringend bedürſen, hat der vor⸗ liegende Fall deutlich zu Tage gefördert. — Berfolgung eines belgiſchen Deſer⸗ teurs. Folgender Vorfall macht gegenwärtig mit den verſchiedenartigſten Kommentaren die Runde durch die belgiſche Preſſe. In Marchin zwiſchen Lüttich und Namur befindet ſich ſeit etwa 10 Tagen zum Schutze der dortigen Eiſenblechwalzwerke ein Detachement von 9. Linien⸗Regiment. Am Montag den 26. d. ſtand dort ein Soldat Namens Heyt, Jedermann. Oſterſonntag Abend übergeden haben, wid⸗ rigenfalls die Abrüſtung verweigert wird. Die Regierung ſei auf das Einſchreiten Frankreichs hin bereit zum Abrüſten ge⸗ weſen. Allein die Drohung des Ultima⸗ tums mache es ihr unmöglich, nachzugeben. Würden aber die Mächte das Ultimatum zurücknehmen, ſo ſei die Regierung bereit, das Verſprechen zu erfüllen, das ſie be⸗ reits Frankreich gegeben. Der Verdacht liegt nahe, daß hinter dieſer neuen Aus⸗ flucht des Herrn Delyannis Frankreich ſelber ſtehe, das ja bereits durch ſein be⸗ reitwilliges Einſpringen die Geſammtaktion der Mächte geſchwächt und durchkreuzt hat. Um dieſen Verdacht zu entkräften, iſt Graf Monny nun angewieſen worden, in Athen reinen Wein einzuſchenken und die griechiſchen Staatsmänner darüber auf⸗ zukläreu, daß ein weiterer Widerſtand Griechenlands ſich nicht auf die Unter⸗ ſtützung Frankreichs Rechnung machen dürfe. Iſt es Frankreich Ernſt mit dieſer Erklärung und mit dem Entſchluſſe, das europäiſche Konzert nicht ferner zu ſtören, ſo wird man endlich dem Rücktritt Dely⸗ annis entgegenſehen dürfen, der ja unver⸗ meidlich das Ende vom Liede ſein muß. Nach einer Londoner Meldung rechnet Gladſtone mit Beſtimmtheit auf die Mehr⸗ heit von 20 bis 30 Stimmen bei der zweiten Leſung der Homerule⸗Bill. In Betreff der beiden Führer der liberalen Sezeſſioniſten in der iriſchen Frage, des Marquis Hartington und des Mr. Cham⸗ berlain, dürfte ſich der erſtere nach der geſtern vor ſeinen Wählern abgegebenen Erklärung damit begnügen, ſich der Abſtim⸗ mung zu enthalten, der konſervativen Op⸗ poſition jedoch nicht beitreten. Chamber⸗ lain dagegen ſoll beabſichtigen, die Ver⸗ werfung der Landankaufsbill zu beantragen. Im Oberhauſe wird die Homerule⸗Vor⸗ lage zweifellos mit ſehr großer Majorität verworfen werden; doch heißt es, daß Gladſtone erſt nach einer zweiten Ver⸗ werfung ſeiner Bill die Auflöſung der Parla ents beſchließen werde. Es ſei daher wahrſcheinlich, daß letztere Eventu⸗ alität erſt im Monat November erfolgen werde. Auf die Zuſtände in Irland ſcheinen die dem Lande zugedachten Wohltaten noch bewaffnet mit ſeinem Gewehre und einer gro⸗ ßen Anzahl Patronen und nahm ſeine Rich⸗ tung nach den Hügeln jenſeits der Walzwerke, von wo aus er mehrere Flintenſchüſſe auf ſeine Waffenbrüder unten im Thal apfeuerte. Von dort ging er nach dem Dorfe Belle Maiſon fortwährend das Gewehr im Anſchlage und zwang Jedermann, zur Flucht. Gegen 1 Uhr mittags langte er auf dem öffentlichen Platze von Blle⸗Maiſon an, wo er in einem Cafe einen Genever zu ſich nahm. In dieſem Momente traf ein Detachement von 6 Sol⸗ daten zu ſeiner Verfolgung dort ein. Der Deſerteur nahm nunmehr in einer Ecke des Platzes Aufſtellung und begann auf ſeine Kameraden zu ſchießen, welche hinter Bäume verſteckt,das Feuer kräftig erwiderten. Einige Dutzend Schüſſe wurden gewechſelt, ohne daß Jemand verwundet wurde, dann machte ſich Heyt auf die Flucht, verfolgt von den 6 Soldaten. Eine zweite Salve wurde auf ihnabge⸗ feuert, aber ohne Erfolg, und man gelanate nun⸗ mehr in eine Art Hohlweg. Inzwiſchen war eine Verſtärkung von 30 Mann angelanat, worauf Heyt auf einen Hügel ſich flüchtete. Hinter Steinhaufen verſteckt' begannen alsdann die 36 Mann ein regelrechtes Feuer auf den Deſer⸗ teur, der etwa 12 Schüſſe auf ſeine Verfolger abfeuerte. 9 und her gepflogen waren, ſank Heyt endſich, von einer Kugel in die Lunge getroffen, todt zuſammen. Im übrigen iſt weder der Deſer⸗ teur noch ſonſt jemand im geringſten verletzt worden! Man behauptet allgemein, daß Heyt in einem Anfalle von Geiſtesſtörung gehandelt habe. Die Jagd der 36 Soldaten auf den einen hat nicht weniger wie drei Stunden gedauert. — Berlin, 29. April. Wie die Polizei ein Reſerviſt, auf Wache. Gegen 10 Uhr Moraens verließ derſelbe blötzlich ſeinen Poſten mittheilt, ſind hedeutende Uẽnterſchlagungen ſeit — ——— ˖——————— Nachdem mehr als 100 Kugeln hin Anlertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 99 Pfg Anzeigen werden von allen Annoncen⸗Expeditionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen; Bei größeren Aufträgen Rabatt. Kotationsdruck der Or. H. Haas'ſchen Puchdruckerri, E6 neben der katholiſchen Spitalkirche in Maunheim. Telephonguſchluß Nr. 318, Nannheimer Volksblatt und Handels⸗Zeitung. Dienſtag, 4. Mai 1886. nicht den gerinſten Einfluß auszuüben. Mord und Todtſchlag gehören nach wie vor nicht zu den Seltenheiten, und das Treiben der„Mondſcheinler“ nimmt ſeinen Fortgang. Soziales und Arbeiterbewegung — Das„Berl. Bolksbl.“ ſchreibt bezüg⸗ lich der Unterſchlagungen von Krankenkaſſen⸗ geldern: Die Tiſchlergeſellen Berlin's, ſoweit ſie Mitglieder der hieſigen Ortskrankenkaſſe der Tiſchler ꝛc. ſind, ſind ſeit Fahren mit der Geſchäftsführung eines Theiles der Beamten der genannten Kaſſe nicht zufrieden Die Kaſſe wurde, bevor ſie in eine Ortskranken⸗ kaſſe umgeändert wurde, und zwar bald nach Erlaß des Geſetzes gegen die gemeingefähr⸗ lichen Veſtrebungen der Sozialdemokratie, unter außerordentliche ſtaatliche Controle ge⸗ ſtellt. Die Aujſichtsbehörde übte ſeit Jahren die Rechte der Generalverſammlung aus, wo⸗ zu u. A. die Einſetzung der Kaſſenbeamten gehörte. Eine Wahl der Beamten hat in einem Zeitraum von 7 Jahren, trotzdem die Mandatsdauer derſelben längſt abgelgufen war, nicht ſtattgefunden. Obwohl des Oefteren Geſuche an die Behörde gerichtet wurden, die Neuwahl durch die Kaſſenmitglieder vollziehen zu laſſen, blieben dieſe Wünſche unberückſich⸗ tigt, bis endlich zu Ende des vorigen Jahres, nachdem die Kaſſe bereits ein Fahr als Orts⸗ krankenkaſſe beſtand, die Wahlen auf Grund der Beſtimmungen des neuen Statuts voll⸗ zogen wurden. Ein Theil, und zwar der größte Theil der neugewählten Beamten der Kaſſe, wurde nicht beſtätigt und auch die Be⸗ ſtätigten ſind bis heute noch nicht in ihr Amt eingeführt, d. h. noch zu keiner Vorſtands⸗ ſitzung eingeladen. In einer zweiten General⸗ verſammlung der Kaſſe, welche zu Anfang dieſes Jahres ſtattfand, wurde die Wahl von vier Kaſſirern der Kaſſe vollzogen.(Bis da⸗ hin hatte die Kaſſe nur drei Kaſſirer) Leider gelang es der Majorität der in der Verſamm⸗ lung ſtimmberechtigten Vertreter der Kaſſen⸗ mitglieder nicht, die Vertreter der Arbeitge. ber(faſt ſämmtlich Mitglieder der Innung) für die Wahl von vier neuen Kaſſirern zu intereſſiren. Es wurden zwei der bisherigen drei Kaſſirer wiedergewählt, nachdem der dritte freiwillig auf ſeine Candidatur verzich⸗ tet. Noch bedauerlicher aber iſt der Umſtand, daß auch die Vertreter der Geſellen ihre Stimmen bei der Wahl zerſplitterten, da andernfalls kein einziger der alten, den Migliedern mißliebi⸗ gen Kaſſenheamten gewählt werden konnte, indem die Acbeitgeber allein nur über ein Drittel der Stimmen verfügten. — Tauſende von Arbeiterinnen wer⸗ den im ſächſiſcheu Erzgebirge und im Voigt⸗ lande überfluͤſſig, In Plauen i. V. iſt namlich eine Fädelmaſchine ausgeſtellt, welche wahr⸗ ſcheinlich in der Stickinduſtrie große Umwäl zung hervorrufen wird. Dieſelbe fädelt mit ſeiner Reihe von Jahren gegen die dieſige Ortskrankenkaſſe der Tiſchler durch die Kaſſen⸗ 980 verübt und jetzt entdeckt worden. Einer er Schuldigen iſt verhaftet, ein zweiter hat ſich erhängt, und der dritte, der ſich gleich⸗ falls aufgehängt hatte, aber wieder losge⸗ ſchnitten wurde, iſt flüchtig. — Ein glücklicher Mißgriff. Der Apo⸗ thekergehilfe Landuduo in Edinburgh, ein ſehr hübſcher junger Mann, ward vor einigen Tagen vor Gericht zitirt, weil er bei einem Rezepte, das er zu bereiten hatte, ſich im Ge⸗ wicht geirrt, und die zu ſtark ausgefallene Gabe des Heilmittels den Zuſtand einer armen Näherin Louiſe White, etwos ver⸗ ſchlechtert hatte. Unter Ausdrücken der bit⸗ terſten Reue ſägte Landudu9o:„Ich war ver⸗ wirrt; denn einen Augenblick zuvor fand ich in der Zeitung meinen Namen und die Auf⸗ forderung, mich zu melden, da ich von mei⸗ nem Onkel, der in Connecticut geſtorben, einen Betrag von 16,000 Pfund Sterling geerbt.“ Das Gericht trug dieſem Umſtand Rechnung. Landuduo wurde freigeſprochen, und nun be⸗ eilte er ſich, die durch ihn zu Schaden ge⸗ kommene Näheren aufzuſuchen; er fand ſich durch deren Erſcheinung ſo ſeyr ergriffen, daß er ſich in den nächſten Tagen mit ihr ver⸗ mählen wird.— — Immer geſchäftlich. Herr:„Ich komme, Sie um die Hand einer Ihrer Fräu⸗ lein Töchter zu bitten.“ Eigarrenfabrikant:„Sehr wohl, wünſchen Sie die Abgelagerte, die Mittelſtarke oder die aus der Penſion Importirte?“ — Auch ein Grund.„Sag mal, Knubbe, Du biſt ja heut ſo ſtolz.“ „Kann ich auch ſein. Mich hat einer ge⸗ fragt, ob ich ihm vielleicht hundert Mark wechſeln könute?“ 9. Seite, Baviſche Volks⸗Zeitung. 4. Mai. Leichſigkeit unter Berückſichtigung aller Pau⸗ ſen 30 Fäden in der Minute, alſo an einem 10 ſtündigen Arbeitstage 18,000 Fäden. Der tägliche Arbeitslohn für die bedienende Per⸗ ſon beträgt.50 M. während derſelbe bei Handarbeit 6 bis 7 M. für 18,000 Fäden be⸗ tragen würde. Neueſte Nachrichten. Münſter(in Weſtfalen), 2. Mai. Die hier verſammelte Generalverſammlung des deutſchen Kornbrennervereins beſchloß, durch eine vom Vorſitzenden an den Reichskanz⸗ ler zu richtende Eingabe als einzige mit den Intereſſen des Kornbrennereigewerbes und der Preßhefefabrikation verträgliche Form einer höheren Spiritusſteuer die Fabrikatſteuer, in erſter Linie als obliga⸗ loriſche, eventuell als fakultative, zu bezeich⸗ nen und der Reichsregierung zur Einfüh⸗ rung vorzuſchlagen. Newyork, 1. Mai. An verſchiedenen Orten findet unter den Arbeitern eine Bewe⸗ gung zu Gunſten der Beſchränkung der Arbeitszeit auf acht Stunden täglich ſtatt. Einige Arbeitgeber haben die Forderung bewilligt, andere dieſelbe abgelehnt. Die Arbeiter der letzteren drohen mit ſofortiger Einſtellung der Arbeit. Die Bewegung iſt namentlich ſtark in Chicago, wo mehrere tauſend Strikende die Straßen durchziehen. 7 BVom Tage. Pferderennen in Mannheim.(Er⸗ ſter Tag.) Die letzten Tage der vergangenen Woche ließen es zweifelhaft erſcheinen, ob die Witterung von oben herab trocken bleiben würde, der ſcharfe Nordwind trieb jedoch die trüben Wolken auseinander und blieben wir von ſtärkeren Niederſchlägen verſchont. Der Regen, der Mitte der Woche ſiel, war für die Rennbahn günſtig, weil er den Boden lockerte und den Graswuchs förderte, ſo daß die Bahn einem ſchweren Teppich glich, Auch ſonſt war die Rennbahn in gutem Stand und an den Anmeldungen zur Theil⸗ nahme fehlte es auch nicht, ſo daß man ſich ein ſchönes Rennen verſprechen durfte. Punkt 3 Uhr begann das Rennen mit 1) Ga (Dpreiter für deutſche Landwirthe auf ſelbſt gezüchtete oder in der Landwirthſchaft verwendete Pferde, erſter Preis M. 200 weiter M. 80 dritter M. 40, Diſtanz 1200 keter. Es erſchienen 12 Pferde am Start. Den 1 Preis errang Michgel Pfeifer von Dietgeshoſen, Elſaß, den 2. Georg Neufex von Hermersweiler, Elſaß, den 3. Johannes Lang⸗ fingex von Meckenheſm, Pfalz. 2) Eröffnungsrennen Preis 500 M. Herren⸗ zeiten, Flachrennen für Pferde aller Länder, die noch kein Rennen gewonnen, Diſtanze 1600, Meter. Von 6 angemeldeten Pferden erſchienen am Start Theokritis br. Hengſt, dem Lieutenant S. Oehlſchläger von Hoppe⸗ gaxt gehörig und Hoya ſchwhr. Stute dem Frhrn. S A. von Oppenheim⸗Darmſtadt ge⸗ hörig, Auf halber Bahn ritt Hoya heim 1 holte Theotritis den Preis mit Leichtig⸗ eit. 3) Offiziers⸗Hürdenrennen. Ehren preis des Prinzen Withelm von Baden und M. 500 Verein, gerſtten von Offizieren der deutſchen Armee auf Dienſtpferden. Diſtanz 2400 Meter 8 Hürden. Angemeldet ſind 9 Pferde von denen nur 4 am Start erſchienen Lieutenant von Hagen⸗Hanover Cleopatra, Sieutenant Crämer ⸗Darmſtadt Jsmera, r. Lieutenant Liman Frankfurt a. M. entlemann und Lieutenant Zierold Hagenau Seawend. Die Prierde hielten ſich Anfangs ſchön zuſammen. Auf halber Baähn ließen jedoch Gentlemann und Seawend nach und war nur noch zwiſchen Ismera und Cleopatre der Kampf ernſtlich Cleopatre ging es erſter durchs Ziel, während Ismera Einſätze und Renngelder retteie. 4) Verkaufsjagdrenn en Preis 600 M Diſtanz 2500 Meter mit 12 Hinderniſſen. Der Sieger iſt für M. 5000 käuflich. Ange, meldet ſind 14 Pferde von denen 6 am Start erſchienen; Lieutenant Brummel Saar burg mit Armiger, Lieutenant Frh. v. Fuchs⸗ Nordhoff Stendal mit Harald, Lieutenant — Guter Vorſatz. Bummel:„Du, wir wollen ans von heute an ein anderes Leben angewöhnen. Wer wieder in eine Kneipe geht, bezahlt jedesmal eine Mark!“ Bummel: „Einverſtanden! Aber, was machen wir her⸗ Zach mit dem vielen Ged?“ Bummel:„Natür⸗ lich, das verkneipen wir wieder!“ — Aus der Schule. Lehrer:„Sepperl, Ee mix, wie viel iſt die Hälfte von fünf! epperl(eiſe zum Hans)„Siehſt', jetzt hat er mich ſchon! Sag ich zwei, iſt's z wenig, und ſag' ich drei, iſt's z“ viel!“ — Ein wichtiger Tag.„Du, Mama, heute wird es gerad' fünf Jahre, ſeit wir mich gekriegt haben!“ ——————————————— Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. Gr. bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Mannbeim. Sonntag, 2. Mai 1886. Die Zauberflöte. Große Oper in 2 Abtheilungen. Muſik von Mozart. .B. Ich habe mich auch an dieſer wie⸗ derholten„Zauberflöte“⸗Aufführung ſo recht in ausgiebigſter Weiſe erlabt und mich in berſtärktem Maße der durchaus gelungenen Vorführung dieſes rührend⸗erhabenen Werkes mit unverminderter Antheilnahme hingegeben. Ich habe von dem, was ich der Oſtermontag⸗ Aufführung der„Zauberflöre“ nachſagte, nichts zurückzunehmen, habe glücklicherweiſe das be⸗ geiſterte Lob, das ich Frl. Sorger als Pa⸗ minia zu ſpenden für gut befand, auch in keinem Punkt zu modiſiziren, ſondern nehme eher noch Veranlaſſung, von neuem meiner ch Bewunderung Ausdruck zu ich mit der Pami he. 9 Heger Hanoder mit Dorah, Lieutenant Kuſenberg, Saarburg mit Comus, Lieute⸗ nant Ritter v. Lößl Barmſtadt mit Aromis und Lieutenat Scheele, Schwetzingen, mit Es⸗ pignole. Nach etwas hartem Kampf aing Harald als erſter durchs Ziel, gefolgt von te der ſich die Einſätze und Reugel⸗ er holte. )Werderrennen. Ehrenpreis des Gene⸗ rals vor Sbernitz und 500 Mk vom Verein; geritten von Offizieren des 14 Armeekorps auf Dienſtpferden. Diſtanz 2500 Meter mit 12 Hinderniſſen. Angemeldet ſind nur zwei Pferde, Lieutenant Scheele's⸗Schwetzingen, Redensart und Pr. Lieutenant Wittichs⸗ Carlsruhe Ruſtik⸗Maid. Doch wurden am Pfoſten noch 2 weitere Pferde mit Zfachem Einſatz angemeldet, Lieutenant von Heßberg's Lux und Graf Einſiedels braune Stute, na⸗ menlos, woranf Lieutennnt Wittich zurückzog. Redensart hatte die Führnug, warf aber ihren Reiter dreimal ab, doch ſaß er ſtets wieder auf und folgte nach. Namenlos, geritten von Lieutenant Dumrath ging als erſter durchs Ziel und rettete Lux Einſätze und Renngelder⸗ 60 Preis der Stadt Maunheim von 2300 Mk. ein Silberpreis im Werth von 500 Mk. und 1500 Mark baar dem erſten, und 300 Mark dem zweiten Pferde, Diſtanz 4800 Meter' Von 10 angemeldeten Pferden erſchienen am Start Zamba, Eigenthümer Graf Doglas, Carlsruhe, Fovelle, Beſitzer Pr.⸗Lieutenant von Oertzen, Darmſtadt; Tapioca, Beſitzer Frhr. von Reitzenſteiu, Weſel; Guillerte, Beſitzer Lieutenant Rolle, Saarburg, und und Lepseny Beſitzer Freiherr von Zep⸗ litz, Straßburg. Dieſes Rennen geſtaltete ſich zu einem ſehr intereſſamen, da alle fünf Pferde ſich ziemlich die halbe Vahn auf gleicher Höhe hielten, von dort gewannen dann Forelle, Tapioca und Quillerte immer mehr Terrain. Forelle hatte bis kurz vor dem Ziel die Führung, wo dann Tapioca einen Sport machte und Forelle um eine Pferdelänge ſchlug, während Guillerte als dritter die Hälſte der Einſätze einheimſte. Es war ſichtlich zu bemerken, daß das Intereſſe ſowohl der Sportmeu, wie auch des zuſchauenden Publ kums ſich nicht ſo ſtark geltend mach“ wie iu den letzten Vorjahren. Die Trouue war nicht überfüllt und auf dem erſten Platz war es ſogar leer, auch die zweite und dritten Plätze waren ſchwächer denn je beſetzt. Beſonders vermißten wir aber dieſes Jahr die Heidel⸗ berger Corpsſtudenten, die ſonſt in corpore erſchienen waren. Dieſe dürften in Rückſicht auf die bevorſtehenden Jubiläumsfeſtlichkeiten weggeblieben ſein. Ob nun in der allzukühlen Wilterung oder in dem Umſtande, daß keine allzuſcharfen Concourenten an dem Rennen Theil nahmen, oder ſonſt wo die Urſache des ſchwachen Beſuches zu ſuchen iſt, vermögen wir nicht zu beurtheilen Ein nennenswerther Unfall iſt glücklcher Weiſe nicht zu beklagen, nur ein Conditor, der ein Geſchäft mit„Ge⸗ frornem machen wollte, ſo ſich nicht nur arg getäuſcht, ſondern wäre faſt ſelber feſtgeſror⸗ Teu. * Unſere Maimeſſe. In Folge des geſtrigen ſchönen'tiers war der Beſuch unſerer Siadt von auswärts ein geranezu rieſiger zu nennen. Schon die Frühzüge bildeten ganze Wagencolonnen, während die Nachmittagszüge die Mameſſebeſuchenden kaum alle befördern konnten. Den Haupt⸗ anziehungspunkt büdeten das Pferderennen, ſowie die Schaumeſſe; obwohl der Meßplatz über dem Neckar im Laufe des verfloſſenen Jahres durch Ausfüllen bedeutend vergrößert wurde, konnte derſelbe die Beſucher kaum faſſen. Vor allem war es die große Menagerie Scholz, welche ſich eines ſehr ſtarken Beſuches erfreute. Wir müſſen zugeſtehen, daß wir noch in keiner anderen Menagerie ſolch“ gut genährte Thiere ange⸗ troffen haben wie hier; von dem belannten pen'tranten Menageriegeruch iſt hier faſt gar nichts zu merken. Die einzelnen Exemplare ſind Prachtthiere in jeder Beziehung und wohl genährt. Was uns am meiſten befrie⸗ digte, war die Dreſſur von 4 Löwen vom Cap der guten Hoffnung, ſowie die vorge⸗ führten Kunſtſtücke d s abeſſyniſchen Elephan⸗ ten; ein Beſuch dieſer Menagerie iſt gewiß ein lohnender und dürfte insbeſondere für die hieſigen Schulen von größtem Intereſſe ſein. Nicht minder erfreute ſich„Bren⸗ dieſer Sängerin von nun an begleiten werde. Auch daß ich die Papagena des Frl. Dornewaß ſehr hübſch und adrett fand, daß ich den Saraſtro, Tamino, ſowie die Herren Mödlinger und Gum die betreffenden Geſtalten ſchufen, nur anerkennend gutheißen konnte, alles dies iſt heute noch ſo gut meine Ueberzeugung wie vor einer Woche. Was ich damals zu ſagen nicht für nöthig fand, iſt, das Herr Knapp ein vor⸗ ic a Sprecher war, daß Frl. Prohaska ie Nachtkönigin mir nicht gewaltig genug darſtellt, übrigens geſtern deutlicher als das vorige Mal zu jenem hohen Femporſtieg, daß Frau Groß des öfteren die reine Uniſormität des dreiſtimmigen Satzes durch ihre nicht anz fleckenloſe Geſangsweiſe durchbrach, erner habe ich in Folge wiederholten Ein⸗ drucks die Wahrnehmung gemacht, 95 95 Kraze zu oft den ſtimmungsſtörenden Poſſen⸗ ton anſchlug und dadurch manchen weihevollen Moment um ſeine Idealität brachte Dieſer Vogelhändler bat ſich ruhig zu verhalten, wenn andere Leute wichtiges auf der Bühne zu ſagen oder ſingen haben. Der erneuten Erwähnung werth erſcheinen die drei Knaben, deren primus Frl. Schubert wirklich überraſchend ſympa⸗ thiſche, wenn auch etwas zu dunkel gefärbte Stimmmittel beſitzt. So war denn alles zum beſten beſtellt und bleibt mir nur übrig, nach⸗ dem ich unſerer neueſten Zauberflötenaufführ ung den Segen ertheilt, dieſelbe Sorgfalt der Vorbereitung nochmals ihren Schweſteropern der klaſſiſchen Epoche zu wünſchen. Robert Kahn. .B. Wieder hat die göttliche Muſe einen Sterblichen durch ihren Weihekuß 10 höchſter unſtbethätigung erweckt, wie t ſie ſi ch deutet nicht allein ein ſich reckendes Werden, ners Kunſt⸗ und Gemälde ⸗Ausſtellung“ eines zahlreichen Beſuches. Die größten Er⸗ eigniſſe der Neuzeit ſind hier zu ſehen; recht naturgetreu ſind der Rheinfall bei Schaffhau⸗ ſen, ſowie die Anſicht von Venedig wieder⸗ gegeben. Beſonders ſchön ſind eine größere Anzahl Transparentbilder, ſowie eine Anzahl Schweizerlandſchaften und kann man ſich bei deren Anblick lange Zeit aufs angenehmſte unterhalten.„Thauma, Thauma“, hört man ausrufen,„Thauma“, die geheimnißvolle Dame. Wir erblicken hier den Oberkörper einer Dame, auf einem beweglichen Reck ruhend. Dieſe Dame erregte geſtern die größte Senſation und iſt ein Gang in dieſe Bude ein lohnen der. Herr Weiffenbach produzirte ſich geſtern Abend vor einem ausverkauften Hauſe. Wir lernten in dieſem Herrn einen ge⸗ wandten Zauberer ſowie Phyſiker kennen. Wir hatten ſchon öfters Gelegenheit ſogen. Variété⸗Theater zu beſuchen; doch was die beiden jugendlichen Brüder Weiffenbach auf dem in ſchwindelnder Höhe angebrachten ſchwebenden Reck leiſtet, iſt ein Werk non plus ultra; eine Virtuoſität im Handhaben ſeiner Trommeln gab der Beſitzer ſelbſt zum Beſten, während die kaum 11 Jahre alte E. Weiffenbach ſich als vollendete Luftkugel läuferm mit ihren großartigen Evolutionen produzirte. Das„Hippodrom“ verfehlte ſeine Anziehungskraftnicht, und war dieſer Cixeus von jungen und alten Kindern welche dem Reitſport huldigten, bis in die ſpäte Nacht zahlreich beſucht. Daß die Athletenvereine in Deutſchand immer mehr und mehr an Ausdehnung gewinnen, iſt klar. Daß aber Damen dieſem Sport huldigen iſt neu. So produzirt ſich auf hie⸗ ſiger Meſſe eine Athletin, welche ſich eben⸗ bürtig jedem ihrer Collegen, die öffentlich auftreten, an die Seite ſtellen kann. Wr waren Zeuge, wie dieſe Dame, mit Gewichten von ca. 8 HZentnern Schwere behängt, die ſchwierigſten Uebungen ausführte Erwähnen wollen wir nur noch der ſog. Momentphoto⸗ graphie; es war uns Gelegenheit geboten, das Atelier des Herrn Schneider zu beſuchen und müſſen conſtatiren, daß die einzelnen Aufnahmen nicht mehr als 2 Secunden in Anſpruch neh⸗ men. Die Schießbuden, Carrouſells, Condi⸗ torbuden ꝛc. waren förmlich belagert und kön⸗ nen wir conſtat ren, daß ſämmtliche Meß⸗ kaufleute mi ihren Einnahmen durchſchnittlich zufreden ſind. Die naheliegenden Wirthshäuſer am Meßpiatze waren derart überfüllt, daß es unmöglich war alle hungerigen und durſti⸗ gen Seelen zu befriedigen. 6 Vortrag Einen ausführlichen Bericht über den magnetiſchen Experimentalvortrag des Herrn Geo Schmidt im Saalbau mußten wir wegen Raummangel zurücklegen und wer⸗ den denſelben in nächſter Nummer nachbringen. * Moalchgenoſſenſchaft. In Seckenheim haben ſich eine Anzahl Landwirthe zu einer Genoſſenſchaft zum Vertrieb ihrer Milch zu ſammengethan und hat dieſe Molkereigenoſſen⸗ ſchaft, wie ſie ſich nennt, dahſer einige Ver⸗ treter ernannt bei denen Beſtellung auf Milch und Miſchprodukte angenommen werden. Die Statuten dieſer Geſellſchaft ſind ſehr ſtreng und iſt nach dieſen den Abnehmern volle Garantie für Reinheit der Mich geboten. Der. Verkauf der Molkereiprodukte begann am 1 Mai Es dürfte dieſes gemeinſame Handeln, ſowohl im Igtereſſe der Landsoirthe, die auf die leichteſte Art ihre Milch verwerthen kön⸗ nen, als auch im Intereſſe der Käufer, denen nur reine Waare virabfolgt wird, liegen. n Maimarkt⸗Dienſtag, wo es ja be⸗ kanntlich immer fidel zugeht, wird in der „Landkutſche“ das Stadtorcheſter unter Leitung des Herrn Gallion von 11 Uhr ab concertiren. Herr Gebhardt hat für vorzügliches Lagerhier Sorge getragen. BFeſtvorſtellung im Großh Hof⸗ und Nationaltheater. Zur Feier der Anweſenheit des Großherzogs findet heute Abend im Theater, bei feſtlich beleuchtetem Hauſe, die Wiederholung der neu inſcenirten „Zauberflöte“ von Mozart ſtatt. * Fund. Geſtern in der Frühe fand man auf der Kettenbrücke einen Hut nebſt ſeidenem Schirm; ob dieſe Gegenſtände von einem Le⸗ bensmüden, welcher vielleicht in den Fluthen des Neckars ſeinen Tod ſuchte, abgelegt, oder ob ſie verloren wurden, iſt bis jetzt noch nicht feſtgeſtelltt. * Gaſtwirthscongreß Der 13. deutſche Gaſtwirthstag findet dieſes Jahr in Görlitz naht und ihn zu muthiger Kampfesthat auf⸗ geſtachelt. Ich habe heute der Welt zuzu⸗ rufen, daß wieder ein Berufener, ein Auserwählter auf dem friedlichen Kampfplatz der holden Tonkunſt erſchienen iſt, einer der bis heute ſtill und unverdroſſen an ſich ge⸗ arbeitet hat, der aber bald vor aller Welt laut Zeugniß ablegen wird, daß er zu den Bevorzugten gehört, denen die Götter Gunſt gaben. Die ſchaffenden Talente wollen ſo ſpärlich gedeihen am muſikaliſchen Kunſt⸗ himmel, daß das Frohgefühl des ſchon über unſere muſikaliſche Zukunft Verzagenden, er klärlich wird, wenn er ſich einem urſprünglich⸗ ſchaffenden Talente gegenüberſieht, einen mit allen Vorzügen des Herzens und des Geiſtes beſchenkten Künſtler. In ernſter Sammlung, Arbeit an ſich und ſeinen eiſteskindern hat Robert Kahn bis heute quamitativ noch ſparſam mit ſeinem göttlichen Erbtheile gehauſt, noch wenige Opera gaben ſich die Mühe, weitere Kreiſe mit dem Ruhme ihres Urhebers bekannt zu machen Doch das, was dieſer Gottbegnadete bis heute in ſeinen kammermuſikaliſchen Werken, ſeinen Liedern für einzelne Stimme und für ge⸗ miſchten Chor, das was ſich in dieſen formal vollendet, einzig geſtalteten Schöpfungen ſo deutlich ausſpricht, was mir das Herz ſchneller ſchlagen macht, iſt doch die ſelbſt⸗ ſtändige, männliche Natur ſeines muſikaliſchen Empfindens, das von den großen Erſchein⸗ ungen unſerer Tage nicht unberührt gebliebene vollkräftige Bewußtſein unſeres Künſtlers. Das, was er in dieſen mir vertrauten Er⸗ ate. n nach jenen Seiten hin zu ſagen atte das war ſo überzeugend überwältigen⸗ der Art, daß ich kühn zu ſagen wige es be⸗ antes üari! cho und zwar vom 25. bis 28. Mai ſtatt. Die Aumeldungen hierzu ſind bereits ſo zahlreich ergangen, daß die zu dieſer Feſtlichkeit hergerichteten Localitäten wohl kaum aus⸗ reichen dürften; auch wird, anläßlich dieſes Feſtes ein beſondere Feſtzeitung erſcheinen. Von Mannheim aus ſind 3 Herren dorthin delegirt. Die hieſigen Fechtmeiſter der Lahrer Reichsfechtſchule verſammelten ſich letzten Freitag Abend 8 Uhr in der Stadt Lück; daſelbſt wurde berathen, wer von den Verbandsfechtmeiſtern ſich zu der demnächſt in Lahr abzuhaltenden Generalverſammlung zu begeben habe; zu einer dies begüglichen Beſchlußfaſſung kam es j doch nicht, ſondern wird dieſe Sache erſt nächſten Freitag end⸗ giltig entſchieden werden. Uuſitte Schon vielfach wurde das Tragen von größeren Gegenſtänden, als Körben, Päcken ꝛc. auf den Trottoirs gerügt, Trotzdem gibt es immer noch Leute, welche dieſes polizeiliche Verbot ignoriren, unhbe⸗ kümmert um die oft ſchlimmen Folgen. So ereignete es ſich letzten Samstag Vormittag, daß ein Frauenzimmer, welches einen großen Korb trug, mit dieſem einem Herrn die Brille von dem Geſichte riß. * Verhaftung Wir brachten in voriger Nummer di⸗ Nachricht, daß ein hieſiger Schloſ⸗ ſermeiſter, deſſen Namen Peter Rohrer iſt, von der Staatsanwaltſchaft verfolgt wird, weil er in Heidelberg als Entſchädigung für ein verunglücktes Pferd, dem Eigenthümer einen werthloſen Wechſel abgab. Wir hören nun, daß dieſer Herr auch in hieſigen Kreiſen ſeiner Bekannten größere und kleinere Anlegen in reichem Maße machte, und zwar unter Umſtänden, die gleichfalls der Staatsanwalt⸗ ſchaft Urſache gab, ſich näher mit dem betreſ⸗ jenden Herrn zu beſchäftigen. Es erfolgte dann auch bereits die Verhaftung Rohrers in Heidelberg. Körververletzung Letzten Samſta Abend kamen einige Perſonen, die ſich na ihren Wohnungen, in der Schwetzingerſtraße begeben wollten, mit anderen Perſonen in Streit, wobei ein Arbeiter durch einen Stich in den Rücken ziemlich ſchwer verletzt wurde⸗ Der Thäter wurde verhaftet. Satichſpieler. Einige von der Frank furter Meſſe hierhergekommene ſog.„Gerade oder Ungerade“⸗Spieſer wurden wegen fal ſchem Spiel verhaftet und ins Amtsgefängnis verbracht. —— J. Neckarau, 3. Mai. Alljährlich erläßt das 5 zirksamt Verordnungen, daß die Bäum von den Raupenneſtern zu reinigen ſind; abei es fehlt häufig an der nöthigen Coatrole daß der Befehl auch richtig ausgeführt wird Unſere Landwirthe ſind hier zuweilen ſeh 'quem und zwar zu ihrem eigen Schaden Ber einem Gang durch die G markung, be ſonders auf dem Feudenheimer Weg, iſt deut lich zu ſeher, werch“ Verheerungen dieſe Thiere denen man vorher ſo wenig Bachtung ſhenkt anzurichten vermögen. Blüthen und Bätter ſind von den Raupen abgeft ſſen und ſehen viele Bäume aus, wie abgeſtorben. Ludwiashafen, 2 Mai Heuſe früh 11 Uhr wurde der verſtorbene Dreher Wilh Weimer von hler, der ſoztald mokratlſchen Partet angehörend, zu Grabe getragen. Geger 500 Perſonen, meiſt Angehörige genanntei Partei, nahmen an dem Leichenb gänguiſſ Theil; faſt fämmtliche Leidtragende truge rothe Schleiſen; am Leichenwagen prangt ein großer Kranz mit fother Schleiſe, ge ſtiftet von den Parteigenoſſen des Verſtorbenen Am Grabe legte Herr Dreesbach von Mann beim Namens der dortigen Soz alde mokraten einen Kranz mit rother Schleife nieder un hielt an die Anweſenden eine kurze Anſprache in welcher er ſeine Geſinnungsgenoſſen auf forderte, ſo weiter zu fahren wie bisher Auch Herr Ehrhart von hier legte am Grah einen Kranz nieder und widmete dem Ver blichenen einen kurzen Nachruf. Daß di hieſige Polizei auch am Platze war, verſſeh ſich von ſelbſt; natürlich nicht als Leidtragen der! Nachdem die Theilnehmer am Leichen begängniſſe ihre rothe Schleifen in das Gral geworfen hatten, gingen die Verſammelter auseinander. Die ganze Kundgebung verlie in durchaus muſterhafter Weiſe und ohne ied. Störung. — vollzogene That. Jene Weckung der ſinn lichen Muſe, die ihn zu großen Geiſtesthaten berufen, ſie hat ſchon die kraftvollſter Schaffensbeweiſe erzeugt, deren ſich nur je en Genius rühmen durfte. Die Vorzüge beider ſeitiger Natur, ſowohl nach techniſch meiſterhaf geſtalteter Faktur, als in Bezug auf ſelbſt ſtändig ſich kundgebende Erfindung laſſen ſich am ſchärfſteu und unmittelbarſten an der jüngſt veröffentlichten Sonate für Kla vier und Violine(op. 5 in G moll) demon ſtriren. Außerdem, daß Joſ, Joachem, den das Werk gewidmet iſt, die rühmlichſten Lobes⸗ äußerungen dem Stücke mit auf den gab, konnte unſer junger Meiſter ſich au der unzw ideutigſten Zuſt'mmung unſeres Jo⸗ hannes Brahms, dem wir alle in ti⸗ fſter Ehrfurcht ergeben ſind, auch dieſes höchſten Richters Zuſtimmung zu ſeinen compoſitori⸗ ſchen Leiſtungen konnte ſich Robert Kahn in verheißungsvoller, auszeichnender Weiſe er⸗ freuen. Dieſe Sonate giebt aber auch ein ſo treues und lebendiges Bild von des Com⸗ poniſten Eigenart, ſie ſpricht ſo deutlich und bezwingend für ſeine Berufung, daß ich den dringendſten Wunſch hege, daß in kürzeſter Bälde ein weiterer Kreis von Freunden ern⸗ ſter Kunſt im Stande ſein wird. mit demſelben Gefühl höchſter Befriedigung, ungeſchmälerter Wonne den Offenbarungen eines vielverheißen⸗ den, gewaltig ſeine Bahn beſchreitenden, neu erſtandenen Genius ſich zu laben. Ich heiße dieſen Wundermann von Herzen willkommen im Reiche derer, die an Bott, Mozart und W glauben und lege ihm den innigſten Wunſch ans Herz, daß er noch ag' das Große und Bedeutende uns ſchenken möge, wozu ihn Veranlagung und erworbenes Wiſſen be⸗ rufen, zum Heile deutſcher Kunſt.