479 1. eff. 450 cher 50 cher nde f 459 43 — Abonnementspreis: pro Monat 50 PUfg.— Auswürts durch dis Poſt 65 Pfg Man abonnixt in Rannheim bei der Expedition E 6, 2, ſowie be allen und Trägerinnen.— Auswürts bei allen oſt⸗Anſtalten des deutſchen Reiches und den Brieſträgern. Die Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage Herausgeber Or. jur. Dermann Daas in Maunheim, Inſertionsprets: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 30 Pfg Anzeigen werden von allen Annoncen⸗Expebitionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen Bei größeren Aufträgen Rabatt. Rotationsdruck der or. H. Haas'ſchen Huchdruckerei,%8 neben der katboliſchen Spitalkirche in Mannhrim, Telephonanſchluß Nr. 218. Mannheimer Vollsblatt und Handels-Zeitung. W 105. ' Zur europäiſchen Lage. T. Das Kaiſerreich iſt der Friede!“ Mit dieſer, herühmteſten aller offiziellen Lügen hat einſt der dritte Napoleon ſeinen Fran⸗ zoſen die bittere Pille des 2. Dezember zu überzuckern verſucht. Die Truggeſtalt des palmenwedelnden Friedensengels ſollte ſie die ſchmählich gemordete Republik und den Verfaſſungsbruch, den privilegirten Meineid, vergeſſen machen. Aber ſo wenig der Dezembermann ſonſt Aehnlichkeit mit ſeinem großen Oheim, dem kaltherzigen, ländergierigen Völkerbezwinger hatte, darin glich er ihm, daß er die franzöſiſche Nation von einem Kriege in den andern ſtürzte, und ihr endlich ein militäriſches„Sedan“ bereitete, dem ein moraliſches ſchon lange vorausgegangen war. Der Neffe handelte wie ſein großes Vorbild, freilich mit weit weniger Genie und weit weniger„Origi⸗ nalität“; auch darin machte das Schickſal einen Unterſchied:„Napoleon der Große“ endete tragiſch und„Napoleon der Kleine“ — komiſch. Aber der Cäſarismus in jeder Form bedingt einmal den Krieg, ob er nun von Großen oder von Kleinen aus⸗ geübt wird. Die Katze kann eben das Mauſen nicht laſſen! Das Kaiſerreich iſt der Friedel Auch aach dem großen Kriege erſcholl dieſer Ruf wieder, aber ee eriönte nicht mehr jenſeits, ſondern diesſeits des heimatlichen Stromes. Gerne und rückhaltslos geben wir zu, daß er hier mit hundertmal mehr Berechtigung erklang, wie damals aus dem verlogenen Munde des hinterliſtigen Na⸗ poleoniden. Dieſer Ruf baſirte auf der Ueberzeugung weiter Schichten des deut⸗ ſchen Volkes, daß das wiedererſtandene deutſche Kaiſerreich die beſte Garantie für den Frieden, nicht nur für denjenigen un⸗ ſeres Vaterlandes, ſonbern auch für den europäiſchen Völkerfrieden ſei. In einem beiſpiellos erfolgreichen Kampfe hatte Deutſch⸗ land die ſeither für unbeſieglich gehaltenen Schaaren des ſtolzen Feindes zu Boden getreten; es hatte der ſtaunenden Welt gezeigt, welcher Opfer es fähig iſt und welche Kraft ihm innewohnt; zu dem phy⸗ ſiſchen Uebergewicht kam das monaliſche, noch weſentlich verſtärkt durch die wieder⸗ Kleine Mittheilungen. — Aus der Reichshauptſtadt. Die erſte in Berlin wurde am 28. April, nachdem Tags zuvor die polizeiliche Abnahme erfolgt war, einer geladenen Geſell⸗ ſchaft zur Begutachtung zur Verfügung geſtellt. Etwas mehr als eine halbe deutſche Meile lang führt die Bahn vom Zoologiſchen Garten bis zum Wirthshaus am Halenſee, Der Bahn⸗ körper entſpricht genau den Anlagen der Pferdebahn, deren Spurweite die Wagen auch aben. Zu beiden Seiten des breiten Prome⸗ nadenweges führen die Geleiſe. In 19 Mi⸗ nuten durchlauſen die Wagen die Strecke bei einer Geſchwindigkeit von 12 Kilometer in der Stunde, die indeſſen, falls polizeiliche Ein⸗ wendungen nicht dagegen ſprächen, mehr als verdoppelt werden könnte. Die Dampikraft wird in jedem Wagen ſelbſt mitgeführt und erzeugt; eine Lokomotive iſt alſo nicht vor⸗ handen. Einſtweilen iſt nur ein Beitrieb mit Ablaſſung von je einem Wagen alle 45 Mi, nuten an Feſt⸗ und Sonntagen in Ausſicht genommen. — Ein lufliges Geſchichtchen wird aus Mühlhauſen berichtet, Reich mit guten Lehren und Segenswünſchen ausgerüſtet, war ein neuverbundenes Ehepaar aus dem Standes⸗ amt gekommen und hatte im Wagen Platz genommen. Da begann die junge Frau das erſte eheliche Geſpräch mit den Worten „Nun Alter, jetzt werde ich Dir zeigen, daß alles zwiſchen uns auders werden muß!“ und wollte eben eine Aufzählung der Alnderungen folgen laſſen, als der Ehemann die Wagen⸗ thür auf der entgegengeſetzten Seite auftiß und ſeine ſchönere Ehehälft« etwas unſanft auf das Straßenpflaſter beförderte. Noch Gumal that ſich die Thür auf, aus welcher holt ausgeſprochene Friedenstendenz un⸗ ſerer Regierung,— was lag alſo näher als der Gedanke, daß das junge mächtige Reich für alle Zeiten ein Hot des Frie⸗ dens ſein wolle und ſein werde?! Die erſten Jahre nach dem denkwür⸗ digen Kampfe mit dem weſtlichen Nachbar waren auch ganz dazu angethan, den Glau⸗ ben zu fördern und zu befeſtigen, daß ohne des deutſchen Reiches, reſp. ſeines Kanzlers Willen und Wiſſen kein Schuß in Europa fallen dürfe. Aber das„Bis⸗ chen Herzogewina“, um des Fürſten Bis⸗ marck eigene Worte zu gebrauchen, aus dem ſich ſpäter der ſerbiſch⸗türkiſche und dann der ruſſiſch⸗türkiſche Krieg entwickelte, zeigte bereits deutlich, daß die Hege⸗ monie Deutſchlands auf diplomatiſchem Gebiete lange nicht mehr ſo zweifellos war wie auf militäriſchem. Für die ſogenannte „orientaliſche Frage“ bekundete Fürſt Bis⸗ marck auch nicht annähernd jenen genialen weitſichtigen Blick, den man ihm ſonſt in der Politik nicht mit Unrecht nachrühmt. Es mag dahin geſtellt bleiben, ob dieſe Thatſache darin ihren Grund hat, daß der Orient überhaupt ein ſchlechtes Object für die Bethätigung der„modernen Diplo⸗ matie“ bildet, oder vielleicht auch darin, daß ſich der deutſche Staatsmann Ruß⸗ land, unſerem„geborenen Erbfreunde“ gegenüber in einer Weiſe gebunden hat, die ihn daran hindert, im Oſten Europas denſelben dominirenden Einfluß auszuüben wie im Weſten. So viel ſteht feſt, daß der deutſche Kanzler dem Zarenreiche gegen⸗ über ſchon mehr als einmal eine an ihm ganz ungewohnte Nachſicht an den Tag gelegt, ja die Gelegenheit ſchon öfter er⸗ griffen hat, um den Machthabern dieſes Landes Gefälligkeiten zu erweiſen, die in direktem Widerſpruche mit der in allen europäiſchen Kulturſtaaten maßgebenden, unabhängigen Meinung ſtanden. Zu dieſen Gefälligkeiten braucht man nicht einmal die noch in ſo lebhaftem Andenken ſtehen⸗ den Auslieferungsverträge mit Preußen und Bayern zu rechnen, welche, nebenbei geſagt, die reinſte Jronie in Bezug auf den ſo oft ins Feld geführten„Reichs⸗ gedanken“ bilden— es genügt, auf die Haltung Rußlands ſeit dem Frieden von San Stefan reſp. dem Berliner Vertrage Chignon und Brautkranz flogen, und„ſort Kutſcher!“ erſcholls aus dem Innern des Wagens, der raſch davoneilte. Die junge Frau blieb im Hoszeitsſtaate unter einer enge lachender Zuſchauer zurück. — Dr. Heinrich Schliemann iſt nach ſeinen umfaſſenden Reiſen durch Italien wie⸗ der in Athen angelangt. Von dort aus theilt der unermüdliche Forſcher der„Nat.⸗Ztg.“ mit, daß er ſofort— noch im April— die Aus⸗ arabungen in Lebadeia in Bbotien anzufangen beabſichtige und darauf in Orchemenos weiter zu arbeiten gedenke Der Plan, im Mai oder Juni wieder in Berlin zu ſein, iſt demnach durch die neugeſteckten Ziele wieder aufgege, ben wo den.„Höchſt wahrſcheinlich,, ſo ſchreibt Schliemann,„fange ich im Herbſte an, die Burg der Atreiden in Mykenae auszugraben. Die Arbeit wird wohl drei Jahre dauern und die letzte meines Lebens ſein; aber ſchon jetzt wage ich zu verſpechen, daß ich dort einen Pa⸗ loſt aufdecken werde, deſſen Plan mit dem von Troja oder dem von Tiryns die größte Aehn⸗ lichkeit hat.“ — Bern, 2. Mai. Durch einen wildgewor⸗ denen Stier, der ſich von ſeinem Führer los⸗ geriſſen und ſeinen Lauf durch mehrere Straßen unſerer Stadt genommen hatte, ſind heute um die Mittagszeit gegen zwanzig Perſonen ver⸗ letzt worden, bis in der Nähe des Bärengra⸗ bens einige von einer Uebung zurückkehrende Schützen auf das wüthende Thier eine Salve abgaben und es zu Boden ſtreckten. Schwer verletzt iſt auch der Commandant der ſtädti⸗ ſchen Feuerwehr, Herr Marcuard, ein kräftiger Mann, der von dem Stier niedergeworfen, mit den Hörnern geſtoßen und mit den Hufen geſtampft wurde, ſodaß ihm ein Schenkel zer brach, eine Hand durchbohrt und meßbrere Zähne eingeſchlagen ſind und ſein Zuſtand⸗ Organ für Jedermann. hinzuweiſen, eine Haltung, die eine eigen⸗ artige Illuſtration zu der vielgeprieſenen Harmonie des„europäiſchen Konzertes“ bildet. Aus der Sitzung der Handelskammer für den Kreis Mannheim. (Schluß.) Manuheim, den 28. April 1886. Der ſ. Bt-geſtellte Untragder hieſigen Handels⸗ kammer, der nachträglich auch noch von einigen anderen deutſchen Handelskammern unterſtützt worden iſt, es möchte der Legaliſgtionszwang bei Fakturen für Sendungen nach Nordamerika im Werthe von 5 Dollars beſeitigt werden, iſt ſeitens des Herrn Staatsſekretär des Innern in Berlin aufgenommen worden und hat deſſen Vermittelung in Amerika wenigſtens theilweiſe zu einem gewiſſen Erfolge geführt. Einmal ſollen fortan Waarenſendungen im Werthe von weniger als 50 Dollars ohne Vorlegung einer legaliſirten Faktuxa nach den Vereinigten Staaten dann zugelaſſen werden, wenn die Zollbehörde davon überzeugt iſt, daß die Importeure im guten Glauben gehandelt haben, und daß die Einfuhrwagren nicht abſichtlich getheilt ſind, um die Vorſchriften in Betreff der Legaliſirung der Fatturen zu umgehen. Zum Anderen ſoll für die Boglau⸗ bigung der Fakturen bei Sendungen im Werthe von 50 bis 100 Dollars eine Herabſetzung der Konſulatsgebühren auf 50 Cts. in Ausſicht genommen werden.— Auf Antrag einer Zell⸗ ſtofffabrik wurde das Gr. Miniſterium darum angegangen, daß Celluloſe im feuchten Zuſtande unter die Maſſengüter des ſtatiſtiſchen Waa⸗ renverzeichniſſes aufgenommen wird; eine Entſcheidung darüber ſteht noch aus.— End⸗ lich wurde beſchloſſen, wegen der ſeitens der Kgl. preuß. Regiecung eingeleiteten Enquete betr. den kubikiſchen Gehalt der Arbeitsräume und Trennung der männlichen und weiblichen Arbeiter in den Cigarrenfabriken ein Gut⸗ achten des Tabakvereins abzuwarten. Die Handelskammer in Düſſeldorf hat ſich an die Handelskammer für den Kreis Mann⸗ heim, welche vor einiger Zeit von Seiten einer großen Reihe und ſüddeutſcher Handelskammern und Vereine damit beauf⸗ tragt wurde, den Entwurf eines Binnenſchuff fahrtsgeſetzentwurfs auszuarbeiten, deſſen erſte Hälfte demnächſt in Druck gelegt werden wird, mit dem Erſuchen gewendet, zu erwägen, ob die Frage der Verpfändung von Fluß⸗ ſchiffen noch vor dem Erlaſſe eines vollſtän⸗ digen Binnenſchifffahrtsgeſetzes gelöſt werden könnte. Es iſt dieſerhalb an die betheiligten Kammern und Vereine Anfrage ergangen. — Die Handelskammer ür den Kreis Baden hat die Handelskammer als Vorort des ba⸗ diſchen Handelstages gebeten, bei dem deutſchen Handelstage dahin zu wirken, daß er die Reform des deutſchen Patentgeſetzes zum Ge⸗ genſtand ſeiner Erwägungen mache, was ge⸗ wenn auch keine mnere Verletzung ſtattgefun⸗ den hat, ernſte Beſorgniß erregt. — Der läugſte Tunnel der Welt. Ueber den gegenwärtig mit größtem Eifer betriebenen Bau einer neuen Waſſerleitung für die Stadt Newyork werden im„Mouvement induſtriel“ intereſſante Mittheilungen gemacht. Die ſchon beſtehende Waſſerleitung Newyorks wurde 1832 mit einem Koſtenaufwand von 70 Millionen Franten hergeſtellt; für die heutige Bevölkerung der Rieſenſtadt genügt ſelbſtverſtändlich jene Leitung nicht mehr, und man ſah ſich deshalb genöthigt, den Bau einer zweiten Waſſerleitung in Angriff zu nehmen. Es gehört dies Unternehmen zu dem Großartigſten, was ſich denken läßt Es muß nämſich, um das Waſſer des Crotou⸗Sees in die Reſervoirs in Newyork zu leiten, ein 46 um langer Tunnel unter der Erdoberfläche egraben werden. In Schichten von je 3000 ann ſind 6000 Arbeiter Tag und Nacht beſchäftigt, um dieſes Rieſenwerk auszuführen. Um letzteres von möglichſt vielen Angriffs⸗ punkten aus gleichzeitig beginnen zu können, wurden 26 Schachte gegraben. Jeder Unter⸗ nehmer arbeitet vom Boden ſeines Schachtes aus nach beiden Richtungen gleichzeitig, ſo daß die Arbeiter jeweilen in der Mitte zwi⸗ ſchen zwei Schachten auf einander ſtoßen wer⸗ den Ueber 100 Bohrmaſchinen ſind beſtändig in Thätigkeit, und zur Förderung des Schut⸗ tes und Geſteins werden gewaltige Hebema ſchinen verwendet. Das Unternehmen, deſſen Geſammtkoſten auf 300 Mill, Franken berech⸗ net ſind, wird erſt in zwei Jahren beendigt ſein. — Borausſicht.„Herrgott, dort drunten iſt erſt der Bahnhof und inzwiſchen noch 5 Wirthshäuſer!— da verſäum' ich jedenfalls den Zug!“ Donnerſtag, 6. Mai 1886. ehen iſt.— Des Weiteren hat ſi ie Kammer auf Nachſuchen der Handelskammer in Coblenz an die Generaldirektion der Gr⸗ badiſchen Staatsbahnen mit der Bitte ge⸗ wendet, daß auf der Strecke Köln⸗Main Rückfahrtbillete eingeführt werden, welche na Wahl der Reiſenden für Bahn oder Dampf⸗ ſchifffahrt von Stationen aus benützt werden können.— Endlich hat die Kammer gelegentlich der Gründung der badiſchen Rück⸗ und Mitverſicherungs⸗Geſell⸗ ſchaft zwei Reviſoren auf Erfordern aufge⸗ ſtelt, welche die geſetzliche Reviſion be⸗ thätigen, —— Soziales und Arbeiterbewegung. — Anläßlich der letzten Arbeiter⸗Unruhen in den Vereinigten Staaten von Nordamerika hat ſich endlich auch die dortige Regierung gezwungen geſehen, den Urſachen der Bewe⸗ gung etwas näher zu treten, bezw. ähnlichen Wirkungen vorbeugende Maßregeln zu ergrei⸗ fen. Der„Voſſ. Ztg.“ ſchreibt man hierüber; 9200 fünftägigen, theilweiſe recht funken Verhandlungen hat das Repräſentantenhaus die ſogenannte„Schiedsrichterbill“ angenom⸗ men, deren Urbeber der die Stadt St. Louis im Staate Miſſouri vertretende Abgeordnete ONeill zu ſein beanſprucht, während ſie in Wahrheit als eine mittelmäßige Nachbildung eines älteren engliſchen Geſetzes anzuſehen iſt. Eine wirkliche Arbeitervorlage iſt der Ge⸗ ſetzesvorſchlag an und für ſich und im wahren Sinne des Wortes nicht, denn den Arbeitern kann und wird er nicht allzuviel nützen bezweckt in der Hauptſache nur eine ſchieds⸗ richterliche Erl iaung aller Streitigkeiten zwiſchen Arbeitern und Arbeitgebern; wenn aber die ſtreikenden Parteien nichts von einer ſolchen Erledigung ihrer Streitſachen wiſſen wollen, ſo gibt es kein Schiedsgericht. Zwangs⸗ weiſe Unterwerfung unter Schiedsgerichte iſt nicht vorgeſehen. Außerdem ſteht es nach der Vorlage in hohem Grade in der Macht der eigentlichen Unternehmer, bei der Bildung der Schiedsgerichte ihr Intereſſe zu wahren⸗ So wenig alſo die Vorlage an und für ſich bedeutet, ſo bedeutungsvoll iſt doch ihre An⸗ nahme durch die große Anzahl der Mitglieder des Repräſentantenhauſes, welche dafür ſtimmt, Das Haus hat damit den Weg ſtaatsſoziali⸗ ſtiſcher Geſetzgebung betreten. Es herrſchte auch keine geringe Aufregung unter den Ab⸗ geordneten, denn man kann nicht wiſſen, wo⸗ hin dieſer erſte Schritt führt. Als der Spre⸗ cher diejenigen Volksvertreter, welche für die Bill zu ſtimmen wünſchten, aufforderte, ſich von ihren Sitzen zu erheben, blieben viele ſitzen; als er darauf die Gegenprobe machte, erhoben ſich nur 83. Darauf wurde nament⸗ liche Abſtimmung verlangt, und nun bliehen von den 83 Repräſentanten, die wenige Mi⸗ nuten vorher, als ihre Namen nicht regiſtrirt wurden, gegen die Bill geſtimmt hatten, nur 29 übrig; die übrigen 54 Abgeordneten hatten „— Die kleinen Großen. Der acht⸗ jährige Tony fragt ſeine kleine Freundin: Wie alt biſt Du jetzt, Lücile?“—„Sechs Sab Tony.“—„Oho, ſechs Jahre! Weißt Hu das auch gewiß? Die Frauen machen ſich doch ſtets jünger als ſie ſind!“ — Stoßſeufzer. Sonntagsjäger(der auf der Treibjagd den zehnten Haſen ſehlt, ärger⸗ lich):„Donnerwetter, die Haſen nehmen heut' aber auch gar keine Schrot) an!“ — Biel verlangt. Lehrer:„Was haſt Lehrer; Du da?“— Schüler:„Nichts!“ „Dann thu's weg!“ — Mißverſtändniß Gaſt:„Sie, Kellner, was ißt der Herr dort?“— Kellner:„Der iſt Referendarius.“— Gaſt:„Gut, dann ge⸗ ben Sie mir auch eine Portion Reſerenda⸗ rius! — Aus der Inſtructionsſtunde Lien⸗ tenank:„Sagen Sie mal, Schmidbauer, wie⸗ viel Kanonen können anf einer engen Land⸗ ſtraße neben einander fahren?“— Schmidbau⸗ er:„Zwei, Herr Lieutenant!“— Lieutenant lärgerlich):„Unſinn— kann nur eine nebenein⸗ ander fahren.“ — Tiefer Eindruck. Adelheid:„Alſo der geiſtreiche Herr von Hocker war vier Wochen bei Ihnen auf Beſuch, nun der wird einen tiefen Eindruck auf Sie gemacht haben!“ — Elvira:„Auf mich gerad' nicht, aber auf unſer Sopha; da ſchauen S' einmal her, wie mir's der zuſammengedrückt hat.“ — Uaheil. Fräulein:„Denken Sie, lieber Doktor, ſo oft ich eine Tragödie leſe, oder bei einem Trauerſpiel im Thea ter bin, läuft mir die Gänſehaut auf! Können Sie mir da nicht helfen?“ 99„Dagegen giebt es leider keine Mittel. Ich möchte Ihnen rathen, deralei⸗ chen Rührſtücke zu meiden ſonſt könnten Ihnen am Ende gar noch— Febern wachſen!“ 2. Seite. Badiſche Volks⸗Zeitung. 6. Mat. mit überraſchender Schnelligkeit ihre Geſin⸗ nung geändert. Ein Beweis für Charakter⸗ feſtigkeit und Ueberzeugungstreue wird hierin ſchwerlich gefunden werden; aber die Furcht vor den Arbeitern und deren Stimmen war zu mächtig. Politiſche Ueberſicht. * Die zweite Generalverſammlung des beutſchen Kolonialvereins in Karlsruhe beſchloß folgende Reſolutionen: 1) Die beſtehenden handelsrechtlichen Normen find zu Kolonialzwecken ungeeignet; es bedarf neuer Rechtsnormen, welche außerhalb des Aktiengeſetzes die Begründung von Geſellſchaften mit beſchränkter Haftbarkeit der Mitglieder geſtatten.— 2) Die Er⸗ richtung einer überſeeiſchen Bank zur Unterſtützung des Ausfuhrhandels wird als Förderungsmittel zur Vermehrung unſeres transatlantiſchen Verkehrs ange⸗ ſehen.— 3) Die Wahrung gegen die maſſenhafte Einfuhr von Branntwein in deutſche Zollgebiete, namentlich in Weſt⸗ afrika, wird als nothwendig erklärt ſo⸗ wohl im Intereſſe der Bevölkerung dort⸗ ſelbſt, als auch des Ein⸗ und Ausfuhr⸗ handels ſelbſt. Die Einfuhr von Waffen und Munition wird als kolonialpolitiſche Hete hingeſtellt, die auf verſchiedenen ebieten verſchieden behandelt werden müſſe. “ An der in den letzten Tagen in ver⸗ ſchiedenen Blättern aufgetauchten Nach⸗ richt, der Straßburger Coadjutor Stumpf unterhandle mit der badiſchen Regierung wegen der Beſetzung des erzbiſchöflichen Stuhles in Freiburg, iſt nach zuverläſſiger Information kein wahres Wort. Man hatte es alſo in dieſem Falle wieder mit einer der bekannten Senſationsnachrichten zu thun. Ein Glück, daß Enten nicht weit fliegen können. Freilich gibt es auch Leute, die da meinen, das Gras wachſen zu hören. Das Reſultat der Fraklionsberathungen über die im preußiſchen Abgeordnetenhauſe eingebrachte kirchenpolitiſche Vorlage iſt folgendes: Die Nationalliberalen wollen eine Kommiſſionsberathung beantragen; ſie ſind einſtimmig gegen das Geſetz. Die Freiſinnigen werden eiwa zur Hälfte für, zur Hälfte gegen das Geſetz ſtimmen; ſie haben ſich in der Fraktionsſitzung sine irs et studio verſtändigt. Die Freikon⸗ ſervativen werden getheilt ſtimmen. Die Konſervativen und das Centrum werden einſtimmig für das Geſetz ſtimmen. Das Centrum wird, wenn es nicht provozert wird, nicht reden. An der ſchließlichen Annahme der Vorlage iſt ſonach nicht zu zweifeln. Das beweist der erſte Tag der Berathung derſelben, die geſtern begann und an der ſich auch Fürſt Bismarck be⸗ theiligte. Die Debatte war überhaupt eine ſehr animirte, eine Thatſache, die namentlich auf das„forſche“ Eingreifen Richters zurückzuführen iſt. * Der Rattenkönig der Balkanangelegen⸗ heiten ſcheint ſich immer noch nicht ent⸗ wirren zu wollen. Die neueſte Nachricht lautet: Nach einer Depeſche des„Temps“ aus Athen wären die Mächte befriedigt, wenn Griechenland in der noch nicht er⸗ folgten offtziellen Antwort auf das Schrei⸗ ben Freyeinets das Datum der Abrüſtung — fixiren würde. Wie lange wird es auern, bis endlich einmal die Großmächte — Mißverſtändniß. Amtmann:„Wie heißt er?“— Bürger Holzmüller:„Das weiß ich nicht.“— Amtmann:„Er iſt ein wahrer el.“— Bürger Holzmüller:„Das mag er wohl ſein.“ Amtmann:—„Ich?“— Bürger olzmüller:„Bewahre! ſonbern er, die Per⸗ on, von der Sie vorhin redeten.— Amt⸗ ann:„Uch 8 Nun, wie heißen Sie?“ Am olzmüller: H olzmüller, Herr ann. — Erklärung, ofeſſor:„Was war das wieder für 5 S bei Ihnen?“ —. Schüler:„Entſchuldigen Sie, Herr Pro⸗ fallen 85 zöſchblatt iſt mir herunterge⸗ en 0—— ————————————————— Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. Sr. bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Mannbeim. Dienſtag den 4. Mai 1886. Carmen. Sroße Oper in 4 Akten von Georges Bizet. WB. Die Genußfähigkeit unſerer Opern⸗ beſucher ſcheint ſich an der gehäuften Anzahl der Opernvorſtellungen erſchöpft zu haben, die ſonſt vielbegehrte„Carmen“ war nicht im Stande, übermäßig viel Leute zu veranlaſſen, die Freuden des Maimartts mit denen einer Opernvorſtellung zu— In dieſer ſonſt nie verſagenden Anziehungskraft ſcheint rigens der Säkkinger Trompeter jenem cigarrettenrauchenden und liederſingenden Ge⸗ Pan den Rang abgelaufen zu haben:—5 arüm, es ſteckt immer noch viel mehr Geiſt in dieſer franzöſiſchen Partitur, als in Dutzend „Trompeter jemals kommen kann. Das In⸗ des Frl. Sorger als ſolche. Nicht allein, daß einſehen lernen, daß ſie von dem kleinen Griechenland nur zum Beſten gehalten werden. Heutzutage machen die Kleinen die„Weltgeſchichte,“ wenn auch nicht über die Köpfe der„Großen“ hinweg, denn dieſer Vergleich iſt phyſiſch unzuläſſig, ſo doch— zwiſchen den Beinen derſelben hindurch, Milan und der Battenberger ſind den Andern mit gutem Beiſpiel voran⸗ gegangen. * Aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika blitzt der Telegraph die Nachricht herüber, daß dortſelbſt am Sonntag in verſchiedenen Städten(New⸗ Hork, Chicago ꝛc.) großartige Arbeiter⸗ Demonſtrationen zu Gunſten der acht⸗ ſtündigen Arbeitszeit ſtattgefunden haben. Aufreizende Reden in deutſcher und eng⸗ liſcher Sprache, rothe Fahnen und die Marſeillaiſe ſollen hierbei den ſozialiſtiſchen Dreiklang gebildet haben. Wie der offi⸗ ziöſe Wolf depeſchirt, ſollen in Chicago ſogar einige Führer aufgefordert haben, die Lagerhausplätze anzuzünden, falls die Arbeitgeber nicht auf die Bedingungen der Arbeiter eingehen ſollten. Wir wollen hier nicht unterſuchen, wie viel hier im erſten Schrecken übertrieben worden iſt: Thatſache iſt, daß auch in Amerika— dem Eldorado der bürgerlichen Freiheit— die leidige„ſoziale Frage“ obenan ſteht. — Nachſchrift. Vorgeſtern(am 3. Mai) griffen in Chieago die Streikenden eine Fabrik an. Zwiſchen den dieſelbe vertheidigenden Polizeimannſchaften und den Streikenden fand ein Zuſammenſtoß ſtatt, wobei 5 Arbeiter und 4 Poliziſten durch Schußwunden verletzt wurden. Da ſcheinen ſich ja die belgiſchen Vorgänge wiederholen zu wollen. Neueſte Nachrichten. Brindiſi, 4. Mai. Vom 3. auf den 4. d. Mittags erkrankten reſp. ſtarben an der Cholera hier 2 reſp. 1, in Oſtuni 6 reſp. 2, in Latiano 2 reſp. 1 Perſonen. Chicago, 4. Mai. Ein Milizbataillon iſt beordert, ſich bereit zu halten, um nach Milwaukee abzugehen. Eine große Anzahl von Theilnehmern an den geſtrigen Un⸗ ruhen in Chicago und den in Milwaukee Unruhen ſind fremde Sozia⸗ liſten. eee ere Vom Tage. * Der Maimarktdienſtag iſt nun auch vorüber; gottlob, werden Viele ſagen, die von den vielen Conzerten, die man auf Weg und Steg, beſonders aber in den Wirthſchaften anzuhören gezwungen war, heute einen etwas ſchweren Kopf haben, und leider werden die Krämer zuſetzen, die gewohnt find, an den drei Hauptmertagen ihr Geſchäft zu machen und ſich nun inihren Hoffnungen getäuſcht ſehen. Im Großen und Ganzen war der Verlauf dieſes Kirchweihtags, wie der Maimarktdiens⸗ tag oft genannt wird, ein normaler Am Vormittag war es in der Stadt ziemlich ruhig, dag⸗gen ging es auf dem Viehmarkt ſehr lebhaft zu und wurde fleißig gehandelt, was allerdings die Händler nicht zugeſtehen wol⸗ len; auch flagen ſie über gedrückte Preiſe, die je⸗ doch dem Käufer immer noch hoch genug vorkom⸗ men. Wir haben ſchon bemerkt, daß das beigetrie⸗ bene Vieh größtentheils ſehr ſchön war, und daß die Landleute, auch unſerer Gegend, ſchönes ſtarkes Vieh ſich anzulegen beſtreven, und iſt dieſes B ſtreben in erſter Luie den großen Märkten zuzuſchreiben. Der Viehſtand in den Ställen der Landleufe und mit ihm auch unſer Schlachtfleiſch hat ſich geheſſert. Auch des Nachmittags bei der Prämiirung hatte ſich viel Publikum eingefunden, das mit Intereſſe die die Errungenſchaften techniſch⸗ muſikaliſcher Natur die in Folge des Studiums der Pa⸗ mina Frl. Sorger zu eigen geworden ſind, zu bemerken geweſen wären, wie es übrigens no⸗ toriſch der Fall war, ſondern man konnte auch die Fortſchritte ſpiritueller Art ganz deutlich der Carmen neuerdings anmerken. Es ge⸗ ſchah geſtern alles ſo üherzeugend, ſo ganz im Sinne der geſchaffenen Titelheldin, Frl. Sor⸗ 5 ſang ſo Amperamentvoll, agirte ſo leben⸗ ig und gluthvoll, daß auch der leiſeſte Wunſch nach Vollkommenerem unterdrückt werden mußte. Glücklicherweiſe beſitzt auch Frl. Sor⸗ ger ſo viel Rimmliche Ausdauer, um die ihr gewordene Aufgabe des dreimaligen Auftre⸗ tens an drei aufemanderfolgenden Tagen lö⸗ ſen zu können. Nicht in allen Fällen geht Naturveranlagung mit nie verſagender Lei⸗ ſtungskraft ſo Hand in Hand. Matt und blaß, bläſſer als jene hiſtoriſch ewordene Linſenlimonade kam mir Frau Groß als Micasla vor, die geſtern ausnahms weiſe ſchlecht bei Stimme war und im Kampfe mit verſchiedenen hohen Tönen ſtets den kür⸗ zeren zog. Herr Gum und Herr Knepp wären noch zu nennen, weil ſie beide durch ihre ſchönen Mittel von neuem zu ergötzen wußten. Die beiden Genoſfinnen der Carmen waren durch Frl. Dornewaß und eia Mit⸗ lied des Chors, Frl. Schubert, neu beſetzt. Es hörte ſich recht nett an, wenn ich auch eine etwas genauere Vorbere tung ihres Part's beiden Sängerinnen gewünſcht hätte Theater⸗Rundſchau. Ueber die bereits geſtern unſern Leſern an⸗ gekündigte neue Oper von Hofkapellmeiſter Lexeſſanteſte an der Carmen von geſtern war adezu vorzügliche, elektriſirende Leiſtung u Abert(geb. 1882 in Kochowie; in Böhmen, von Salingreés Pechſchulze, der auch hier bald Vorführung der preiswürdigen Thiere be⸗ trachtete und Revue in den Ställen hielt. Erſt nachdem der Prämiirungsakt vorbei war, wurde die Stadt ſtark belebt und wogte es in den Hauptſtraßen und auf den beiden Meßplätzen von Beſuchern bis in die ſpäte Nacht. Beſonders am Abend war kaum über den Platz jenſeits des Neckars zu kommen und ſetzte es ſo manchen unbeabſichtigten Puff ab. Die Sehenswürdigkeiten wurden ſtark be⸗ ſucht und dürften die Beſitzer wenig Urſache zur Klage haben. Nebenbei unterhielt man ſich auch auf alle mögliche ſonſtige Ar⸗ ten, man aß Waffeln, kaufte Zuckerſtangen, fuhr Carrouſel oder Velociped, welch' letzteres Vergnügen ja ſehr amüſant und geſund ſein ſoll oder man ſchoß nach Tonpfeifen, wozu reich⸗ liche Gelegenheit bei den wirklich ſchön aus⸗ geſtatteten Schießbuden geboten war. Man gmüſirte ſich an der Schlagmaſchine und freute ſich, wenn der Seppel bis an die höchſte Spitze der Maſchine flog, oder ließ ſich bis zu 20005 elektriſiren. Thierfreunde und deren waren es geſtern ſehr viele, beſuchten die Menagerie und lernten dort ſchöne und ſeltene Exemplare wilder Thiere kennen. Unſer Urtheil, daß kaum je eine ſchönere Menag rie wie die Scholz'ſche bier war, hörten wir allgemein beſtätigen. Die Athleten und all⸗, die es wer ⸗ den wollen, beſahen ſich die Leiſtungen der Athletinnen, deren es diesmal einige gibt, und ſtaunten mit Recht die Kraft der Damen an. So amüfirte ſich eben Jeder nach ſeiner Art und der Maimarkt⸗Dienſtag hat ſeinem alten Ruf, ein Volksfeſt zu ſein, wieder alle Ehre gemacht. * Die Verleaung unſerer Kaſernen auf einen günſtig gelegenen Ort außerhalb der Stadt hat wiederum einen Schritt vor⸗ wärts gethan. Seit einigen Tagen weilen einige höhere Militärs, ſowie einige Inſen⸗ danturbeamte höchſten Ranges hier, welche direet von Berlin in unſere Stadt beordert worden ſind, um die Kaſernenfrage an Ort und Stelle einer Prüfung zu unterziehen und ihrer baldigen Löſung entgegenzuführen. Der geeignetſte Ort für unſere Kaſernen würde unſeres Erachtens die Ebene jenſeits des Neckars ſein; wie wir hören, hängt darum dieſe Frage der Kaſernenverlegung enge zu⸗ ſammen mit dem Neubau einer Brücke über den Neckar, da die Brücke in ihrem jetzigen 5 als durchaus zu gefährlich betrachtet wird. Vorſtellung. Die geſtrige Dienſtags. Vorſtellung des Herrn Magnetiſeur Schmidt war, wie die früheren ſeider nur ſchwach be⸗ ſucht. Dieſer Umſtand ſcheint es mit bewirkt zu haben, daß Herr Schmidt ſeine verſchie⸗ denen Produktionen ſehr abkürzte, einzelne Piecen ganz ausfallen ließ und beim Ganzen die bisher gewohnte Ecläuterung unterließ, wie er auch dem Publikum diesmal keine Gelegenheit gab, ſich von den wirklich willen · loſen Zuſtänden ſeiner Medien perſönlich, d. h. in nächſter Nähe und handgre flich zu überzeugen Es mochte dies wohl bei Man⸗ chen der Anweſenden den Geauben erwecken die Medien ſeien vorher abgerichtet, inde ſind uns zufälliger Weiſe gerade die inter⸗ eſſanteſten, bezw als Medien brauchbarſten Junge perſönlich bekannt, ſo daß ſie üher jeden Verdacht der Beihülfe zu einem Be⸗ truge dis Publikums erhaben ſind. Der bedauerliche Umſtand, daß ſich ein Herr beim Suchen der Medien in unedler Weiſe den Anſchein gab, als ſei er für die Experimente empfänglich, und dann, als Herr Schmidt weiter mit ihm experimentiren wollte, auf deſſen Verſuche abſolut nicht ein⸗ ging, wodurch das Publikum ſelbſtverſtändlich noch mißtrauiſcher wurde, mochie gleichfalls Herrn Schmidt den ganzen Abend verleidet haben. Daß aber zu ſolchen Vorſtellungen ein ganz von allen Aufregungen freier Sinn gehört, um den ganzen Willen und alle Kraft auf dieſe ſchwierigen Experimente voll con⸗ centr ren zu können, ſagte ſchon der berühmte Hanſen. Selbſt dieſem war es oft ganz un⸗ möglich, für ſeine Vorſtellungen brauchbare Medien zu finden. * Die in Kaiſerslautern verbotene ſo⸗ zialdemokratiſche Volksverſammlung hat am andern Tage— wenn die„Pf. Pr.“, der wir dieſe Notiz entneh men, gut unterrichtet iſt— doch ſtattaefunden und zwar in der bei un⸗ ſeit 1855 in Stuttgart) erfahren wir ſolgen des: Der Text iſt nach dem ſpaniſchen Drama La campana de la Almudaina von Juan Palon 9 Coll bearbeitet. Es handelt ſich um die Unterwerfung der Almohaden, einer muham⸗ medaniſchen, fanatiſchen Sekte. Die Muſik ſoll ſpaniſch nationale Anklänge enthalten und durchgehend eine eigenartige, jedoch ſtets kraft⸗ volle ſein. Auch fürs Auge bietet das Stück Genüſſe durch effektvolle Ausſtattungsſzenen. — Das ebenfalls geſtern erwähnte„Scheffel⸗ denkmal“ wird nun definitiv in Heidelberg errichtet; das Comitée beſteht aus den Herren Geh. Hofrath Bartſch, Overbürgermeiſter Dr. Wiltens, Mays und Klaus. Hoff ntlich läßt Deutſchland, ſpeziell aber Baden, ſeinem Sohne und bedeutendſten Sänger ein würdiges Monu⸗ ment ſetzen. Die Reſidenz muß eben warten bis die Mittel zu einem zweiten Denkmal beigabracht werden— Im übrigen geht es in Karlsruhe auf theatraliſchem Gehiete ſehr ſtill zu. Außer einem in Ausſicht ſtebenden Gaſtſpiel von Frl. Bianchi(Margarethe, Schwarzer Domino, Lucia di Lamermoor) und dem Wiederauftreten der Frau Reuß⸗Belce giebt es nichts neues Dagegen pulſirt dasKunſtleben der geiſtigenge) Metropole Süddeutſchlands, Frankfurt a. M. fortwährend in raſchen Schlägen. Die In⸗ tendanz veranſtaltet bei ermäßigten Preißen einen Schiller Cyklus, ſo daß ein über den andern Tag ein Stück von Schiller aufge⸗ führt wird Geordnet ſind die Werke nach ihrer Entſtehung. Für Mannheim hrächte ſolches Unternebmen gewiß den wünſchens wertheſten pekuniären Erfolg, denn das hie⸗ ſige Publikum huldigt ſtets begeiſtert den Manen des unſterblichen Dichters. In der Poſſe gab es eine Neueinſtudirung ſeren„Rothen“ ſo beliebten Form eines Wald⸗ ſpaziergangs. Beim Erſcheinen eines Schutz⸗ förſters„löſte“ ſich die Verſammlung von ſelbſt auf, und die Theilnehmer kehrten in verſchie⸗ denen Gruppen und Richtungen nach der Stadt zurück. Ja, im„Nasführen“ haben die „Sozzen“ betanntlich Chic! ———..—.—..—.——.—..——.—.——— Lebensverſicherungsbank für Deutſch⸗ land in Gotha. Die vorgenannte älteſte und, hingeſehen auf die Höhe der Verſiche⸗ rungsſumme, größte deutſche Lebensverſiche⸗ rungsanſtalt hat im vorigen Jahre 4767 neue Verſicherungen abgeſchloſſen und dadurch 3986 neue Theilhaber, ſowie 36,500,900 Mark neue Verſicherungsſumme gewonnen. Nach Abzug des Abgangs, welcher durch Sterbefälle, ſo⸗ wie durch Ablauf, Aufgabe oder Erlöſchen von Verſicherungen eintrat, erhielt der Ver⸗ ſicherungsbeſtand der Bank durch obigen Neu⸗ ugang einen reinen Zuwachs von 1960 Ver⸗ ſicherten und 23,244,800 Mark Verſicherungs⸗ ſumme und erhöhte ſich infolge deſſen auf 66 502 Perſonen mit 490,637,000 Mark Ver⸗ ſich rungsſumme. „Auch in finanzieller Hinſicht erwieſen ſich die Geſchäftsergebniſſe im Jahre 1885 wieder durchaus günſtig. Als reiner Ueberſchuß des Jahres 1885 ergab ſich die Summe von 6,205,442 Mark, ein Betrag, welcher in gleicher Höhe noch in keinem früheren Jahre erübrigt wor⸗ den iſt. Dieſes günſtige Ergebniß iſt dem über das rechnungsmäßige Er⸗ orderniß(die Bank hat ihren Berechnungen vorſichtiger Weiſe nur einen Zinsfuß von 8 155 zu Grunde gelegt!) immer noch weit mausgehenden Zinsertrag von dem Bank⸗ vermögen, ſowie dem außerordentlich niedrigen Aufwand für Verwal⸗ tungskoſten, welche einſchließlich der Agen⸗ tenproviſionen und— im ganzen nur 4,86 pCt. der Jahreseinnahme aus⸗ machten, zu verdanken. Weiter trug jedoch auch der günſtige Verlauf der Sterb⸗ lichkeit unter den Verſicherten weſentlich mit zur Erzielung jenes hohen Ueberſchuſſes bei. Während nach den e lagen der Bank eine Sterbefall⸗Ausgabe von 9,953,246 Mark für 1496 Perſonen zu er⸗ warten war, wurden im Ganzen nur 8,530,800 Mark für 1390 Geſtorbene, demnach aber 1,422,446 Mark weniger, als erwartet werden mußte, zahlbar. „Der zum größten Theil gegen hypotheka⸗ riſche Sicherheit ausgeliehene Bankfonds er⸗ höhte ſich um 7,253,799 Mark und wuchs dadurch auf 128.930,321 Mark an, wovon 99,994,157 Mark die erforderlichen Prämien⸗ Reſerven und Ueberträge begreifen und wei⸗ tere 2,212.711 Mark zur Deckung ſonſtiger Verpflichtungen dienen, die übrigen 26,723,459 Mark aber reine Ueberſchüſſe bilden, welche in den nächſten 5 Jahren an die Ver⸗ ſicherten als Dividende zur Vertheilung kommen. Im Jahre 1886 beträgt dieſe Dividende nach dem alten Vertheilungsſyſtem 48 pEt. der im Jahre 1881 eingezaylten Normal⸗ rämien und nach dem im Jahre 1883 einge⸗ ührten neuen„gemiſchten“ Verthei⸗ lungsſyſtem 33 pCt. der im Jahre 1881 ein⸗ gezahlten Normalprämien und 2,2 PEt, der 18 die betreffenden Verſicherungen am Schluſſe es Verſicherungsjahres 188/2 vorhanden geweſenen Prämienreſerpe. Obwohl die Di⸗ vidende nach dem„gemiſchten“ Vertheilungs⸗ ſyſtem in dieſem zweiten Vertheilungsjahre natürlich noch nicht ihre normale Höhe hat erreichen können, erhebt ſich dieſelbe für ein⸗ zelne ältere Verſicherungen doch ſchon bis zu 115 pPCt der Jahresprämie, ſo daß alſo— was noch bei keiner anderen Anſtalt einge⸗ treten iſt— thatſächlich bereits Verſicherte lediglich durch die Dividende volle Beitrags⸗ freiheit und ſogar auch ſchon eine baare Her⸗ guszahlung erlangt hahen. In wenigen Jahren aber wird die Reſervedividende auf ihre normale Höhe von 3 pCt. geſtiegen ſein und die Dividende nach dem„gemiſchten“ ſich dann noch weſentlich ſöber ſtellen. m Ganzen hat die Bank während 1 55 nun Wirkſamkeit bereits 165 Mil⸗ lionen Mark an fällig gewordenen Verſiche⸗ rungsſummen ausgezahlt und 80 Millionen Mark an Dividenden an ihre Verſicherten zurückgewährt. über die Scene gehen wird, und zwar in lokalem Gewande als Pechmaier. Die Oper Frankfurt's erhielt zwei neue Tenöre zur Vervollſtändigung. Herr von Sigelli trat ſein Engagement als Raoul an, während Hr. Menz als Premiére den Manrico ſpielte. Beide Leiſtungen wurden vom Publikum ju⸗ hend aufgenommen, was ganz ſelbſtverſtänd⸗ lich, da beiden Künſtlern das hohe O zu ei⸗ en iſt. err Perotti, der„permanente zaſt“ der Frankfurter, verabſchiedet ſich dem⸗ nächſt von denſelben. Einſtweilen bereiſt er die Umgegend und beraubt die Gärtner ihrer Lorbeeren und die Intendanzen ihres Klein⸗ geldes. Es dürfte ſich auch hier ein Gaſtſp el deſſelben rentiren, zudem drſelbe nun ein geſchulter Sänger, nicht mehr, wie vor ca. 2 Jahren bei ſeinem hieſigen Gaſtipul, ein ungeſchliffener Diamant iſt. Das Geld ſcheint 10 hier beim Theater keine ſo ſehr bedeutende Rolle zu ſpielen, wie allgemein angenommen wird; zufällig erfahren wir nämlich, daß Herr Meiſter für 4 Gaſtſprelen 400 Mark erhielt. Herr Meiſter ſelbſt er⸗ wenigſtens ſo. Hatte nun der 12. heaterbrief recht. wenn er behauptete, Herr Meiſter ſei nicht engagirt geweſen, oder hatte die„Oppoſition“ recht mit der Behauptung, er war Die Antwort erbitten wir eaterbrief, auf den wir ſchon uns im 13. ſeit geraumer Zeit gefaßt ſind. Schließlich bringen wir, wenn auch de⸗ Titel einer ſolchen Notiz unſerer Beſprechung nicht gut geſtattet, die erfreuliche Mittheilung, daß am 9 d M. das„Jean Becker Denkmal“ hier feierlichſt enthüllt wird. Wir werden zur gegebenen Zeit eine eingehende Schilde⸗ rung der Feierlichkeiten bringen. E. RE. H.