8⸗ ben. hen gen . zu ngs⸗ Abonnementspreis: ro Monat 50 Pig.— Auswärts durch dir Voſt 65 Vig Man abonnixt in Mannheim bei der Expebition E 6, 2, ſowie be allen Zweig⸗Expeditionen und Trägerinnen.— Auswürts bei gllen Poſt⸗Anſtalten des deutſchen Reiches und den Briefträgern. Die Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage 9 Mannheimer Vollsb W 106. Bismarck's neueſte große Reden, welche dieſer Staatsmann bei Gelegenheit der Berathung der kirchenpolitiſchen Vorlage im preußiſchen Abgeordneten⸗ hauſe gehalten hat, gehen in mehrfacher Beziehung reichlichen Sioff zum Nachdenken. Nicht minder iſt aber der ganze Verlauf dieſer Debatte jetzt von hohem Intereſſe. Den Reigen eröffnete im Namen ſeiner nationolliberalen Freunde der Profeſſor Gneiſt, welcher zur geringen Freude des Reichskanzlers den kulturkämpferiſchen un⸗ entwegten Standpunkt ſeiner Parteigenoſſen markirte, während Herr Windthorſt in ſeiner ſatyriſchen, von trockenem Humor gewürzten Redeweiſe, oftmals unterbrochen von der ſtürmiſchen Heiterkeit des Hauſes, die wichtige Mittheilung machte, daß er und ſeine Partei ſich über dieſe Geſetzesborſchläge ausſchweigen wür⸗ den.„Wir werden in keiner Weiſe irgend ein Wort ſagen, was nach der einen oder anderen Seite den Verhandlungen präjudiziren könnte, die über dieſe Ange⸗ legenheit zwiſchen der Regierung und der Kurie gepflogen werden.“ Und ſchließlich wird dem Herrn Reichskanzler Seitens des Führers des Centrums das beſte Zeugniß ausgeſtellt, indem er mit ganz beſonderer Befriedigung betont, daß es der Regierung und vor allem dem lei⸗ tenden Stgatsmann Ernſt ſei, die Sache zu Ende zu bringen. Der Reichskanzler zögerte denn auch nicht, das Compliment zurückzugeben, indem er zu⸗ gleich dem mit der Vorlage durchaus nicht einverſtandenen und mißtrauiſchen Herrn Cuny(nat.⸗lib.) erwiderte, daß er ſeiner⸗ ſeits gar keinen Grund habe, dieſes Mißtrauen gegen Seine Heiligkeit, den jetzt regierenden Papſt Leo XIII. irgendwie zu theilen. Im Gegentheil, er, der Reichskanzler habe volles Vertrauen zu ihm. Und dieſes Vertrauen müſſe vorhanden ſein und nicht weniger auch der Wunſch, ſich gegenſeitig anzunähern und einen Rückfall in den Kampf zu vermeiden. Wenn dieſer Wunſch nicht vorhanden ſei, würden alle Beſeitig⸗ ungen von Maigeſetzen nichts nützen. Er Scheffeldenkmal. Kaum ſtarb der größte bad. Dichter, Joſeph Victor von Scheffel, ſo entſteht ſchon ein Streit um ihn. Ueber dem offenen Grabe des Man⸗ nes, der die Herzen aller Deutſchen in ſeinen Schriften liebend vereinte, über dem Grabe dieſes Mannes entzweien ſich ſeine eigenen Mitbürger. Der Kern des Streites iſt edel, allein er kann vermieden werden. Die zu entſcheidende große Frage tritt immer näher heran: Wohin kommt mit Pu und Recht das erſte Scheffeldenkmal Nach ſeiner Vaterſtadt Cartsruhe, ſagen die Einen; nach ſeinem Lieblingsaufenthalte Heidelberg, die Andern. Man ſtrengt nun Alles an zur Durchführung der beiden Pläne, man erläßt Aufrufe, die mit der Bitte um gefl. Aufnahme in die Welt, reſp. an die Zeitungen geſandt werden. Unglücklicher Weiſe erhielten wir nun beide Aufrufe zualeich. Was thun? Beide aufnehmen kann man nicht, einen auf⸗ nehmen geht auch nicht; ſo fragten wir uns dean, welche Partei hat eigentlich Recht? Die Carlsruher, wenn ſie behauptet, der Dich⸗ ſei„von Sehnſucht nach der Heimath etrieben“ nach Carlsruhe zurückgekehrt? Nein, das muß falſch ſein, denn Scheffel wollte in ſeinem elterlichen Hauſe ſter zen, Carlsruhe war dabei die Neben⸗ ſache. Zudem hat Scheffel in ſeinen Liedern immer nur Heidelberg, nie Caxlsruhe gefeiert. Der Ruhm Heidelberg's lebte mit Scheffels Dichtungen neu auf, in Heidelbeng verbrachte er die ſchönſten Tage ſeines Lebens, ſeine Jugendzeit, Heidelberg umgab der Glo⸗ rienſchein der Jugenderinnexungen. Das Recht entſcheidet alſo für die Muſenſtadt und der Herausgeber Dr, ſur, Permann Haas in Mannheim. Impftehlt, unter Kleine Mittheilungen. lebende Dichter bätte gewiß ſelbſt dafür ent⸗ latt u Anfeigen Agenturen dieſen Schritt nicht zu unter⸗ ſchätzen, ſondern vielmehr alles zu thun, um das Mißtrauen und den Kampfeszorn aus dem eigenen Herzen und auch aus dem Herzen der Gegner nach Möglichkeit den Stachel zu nehmen. Aber in dem gleichen Athemzuge ergießt der Herr Reichs⸗ kanzler, welcher ſich ſo ſehr in der Rolle des Friedensengels gefällt, den Groll ſeines eigenen Herzens aus und ſchleu⸗ dert er dem Fortſchritte den Vorwurf ins Angeſicht, daß nur dieſer allein der Urheber des ganzen konfeſſionellen Streites geweſen ſei, und nachdem die Herren vom Fortſchritt ihn zu recht hellen Flammen aufgeblaſen, hätten ſie gefunden, daß ſie die preußiſche Regierung doch noch mehr haſſen, wie den Papſt und hätten ſich dann auf die andere Seite ge⸗ ſtellt und ſeien ihrem größeren Haſſe ge⸗ folgt. Dem Abgeordneien Seyffahrt, der dem Kanzler eine Anzahl hiſtoriſcher und geflügelter Worte zurief, welche im Verkehr mit dem Papſtthum beherzigens⸗ werth ſeien, wie z..:„der Papſt will immer nehmen, geben nie!“ und„denn welcher Kluge fand im Vatikan nicht ſeinen Meiſter 2“ antwortete der Kanzler mit folgender, vom Gefühle patristiſcher Begeiſterung durchglühten Apoſtrophe: „Ich habe Vectrauen zu dem jetzt regierenden Papſte. Daß wir, daß auch ich wie jeder andere Kluge an Klug⸗ heit im Vatikan meinen Meiſter finde, beſtreite ich hier gar nicht. Ich ſtrebe auch gar nicht, mit dem Vatikan an Klug⸗ heit oder an Schlauheit zu wetteifern. Mein Ziel iſt nur, auf einem Gebiete meinen Meiſter nicht zu finden; auf dem der Fürſorge für das Wohl meines eigenen Waterlandes. Namens der Fort⸗ ſchrittspartei nahm Herr Richter ſelbſt⸗ verſtändlich den hingeworfenen Fehde⸗ handſchuh auf und obwohl er erklärte, daß er, ein Gegner des Kulturkampfes, für die Vorlage ſtimmen werde, fand er ſehr wenig Gefallen vor den Augen des Reichskanzlers, welcher die Verſuche Richters, die Verhandlungen der Regierung mit der Kurie einer abfälligen Kritik zu unterziehen, mit aller Schärfe und nicht vollſtändiger Vermeidung heftiger ſchieden:„Stellt mir ein Denkmal bei den Schloßruinen, daß 117 ich ſchon exblicke mein geliebtes Heidelberg, wenn es beſchienen von der Morgenſonne Strahlen gleich einer Braut mir entgegenlacht. Von dort will ich hinab ſchaun in's Getriebe, tief unter mir des Neckar's Silberſtrom; hätt ich daneben dann der Alemannen Berge, den Hohentwiel zu meiner Rechten ſteh'n, bei Gott, das wär ein Platz, das Paradies da⸗ neben ſchien es klein, der Ort fürwahr er wär zu ſchön geweſen, auf Exden ſoll kein ſolcher ſein.“ Alſo nach Heidelberg das erſte Scheffel⸗Denkmall Wenn aber, wie es hoffentlich der Fall ſein wird, genügend Mittel zuſammen kommen ſollten, um noch ein zweites Denkmal zu errichten, dann gehört dieſes zweite Scheffelmonument in ſeinen Geburts ort Carlsruhe. Deutſchland kann fürwahr die Mittel dazu ſtellen; aufs Neue gebietet hier die Pflicht, zuſammen zu ſtehen, und wenn irgendwie ein Citat unſeren Gedanken entſpräche, ſo wären es Attinghauſens Worte: „Seid einig, einig, einig.“ Laßt der„Parteien Gunſt und Haß“ fahren, vereinigt euch und es ſteht eher in Ausſicht die Mittel für beide Monumente aufzubringen, als in dem Falle der Entzweiung. In letzterem Falle könnte es paſſiren, daß weder das eine, noch das andere Denkmal zu Stande käme, darum ſeid einig. H. R. H. — Fraukfurt. Einem Lokalberichterſtat⸗ ter war eine Unwahrheit als Thatſache mitgetheilt worden; er berichtete ſie in gutem Glauben hieſigen Blättern. Nachträglich er⸗ fährt er, daß an der ganzen Geſchichte, die er berichtet, kein wahres Wort iſt; er verlangt nun von demjenigen, der ſie ihm aufgebun⸗ den hat, eine Entſchädigung vou 12000 Mark; ſo hoch tarirt er nämlich den Schaden, der Organ für Jedermann. perſönlicher Ausfälle zurückweiſen zu muſ⸗ ſen glaubte.„Herr Richter hat aus der Frage des Kulturkampfes das Gift tropfen⸗ weiſe herauszudrücken geſucht, das ſich in der gegenwärtigen Situgtion noch finden läßt. Das iſt ja natürlich nicht weiter verwunderlich, und ich möchte nur, daß Diplomaten von Fach und wirklich prak⸗ tiſche Politiker Zeit hätten, die Rede des Herrn Abgeordneten Richter zu leſen, die er ſoeben gehalten hat. Ich möchte meine Herren Collegen im Auslande darum bit⸗ ten, ſie ſich überſetzen zu laſſen, damit ſie ſehen, mit was für Leuten, mit was für Auſichten, mit was für Welterfahrungen ich hier zu rechten und zu kämpfen habe!“ Ziehen wir das Facit aus dieſer De⸗ batte, ſo gelangen wir zu folgendem in⸗ tereſſanten Ergebniſſe: Das Verhältniß der preußiſchen Re⸗ gierung und vor allem des leitenden Staatsmannes zu der römiſchen Kurie und deren Souverain Leo XIII. iſt zur Zeit das denkbar beſte und läßt nichts zu wünſchen übrig. Zwar hat Fürſt Bis⸗ marck das Wort„Conkordat“ ängſtlich und gefliſſentlich vermieden, aber zu den Dingen, welche unglaublich ſind, gehört dasſelbe zur Zeit nicht mehr. Die preu⸗ ßiſche Regierung will ihren Frieden machen mit dem Papſtihum über die Köpfe der Nationalliberalen hinweg, für welche der Fortſchritt aber diesmal die Hiebe bekam, Die Vorlage wird mit den Stimmen der Conſervativen, des Centrums, der Polen und einem Theile des Fortſchrittes angenommen ſein, während wir noch dieſe Zeilen ſchreiben, gegen die Stimmen der National⸗ liberalen, eines Theils der Frei⸗Conſerva⸗ tiven und des Fortſchritts. Politiſche Ueberſicht. Mannheim, 6. Mai. Wir haben bereits in der geſtrigen Nummer der„Bad..⸗Z.“ kurz auf die am Dienſtag begonnene und am Mitt⸗ woch fortgeſetzte Debatte des preußiſchen Abgeordnetenhauſes über den Regierungs⸗ entwurf, betreffend Abänderungen der kirchenpolitiſchen Geſetze, hingewieſen, wollen indeſſen nicht verſäumen, nochmals auf die Verhandlungen zurückzukommen. ihm erwachſen könnte, wenn ſeine Glaubwür⸗ digkeit in Zweifel gezogen würde. Wie der betr. Lokalberichterſtatter hinzufügt, hat der Schuldige ihm bereits eine Ahſindungsſumme von 1000 M. geboten, — Im Uebermuth der Freude. In der überſchäumenden Freude ſeines Herzens hegab ſich ein Frankfurter Gemüſehändler am Samuſtag nach Darmſtadt, um eine Erhſchaft im Betrage von Mk. 32,000 zu erheben. Seine, an die einfachen Erſcheinungen von Krautköpfen, Spargeln, Sellerie und Lattich gewöhnten Augen wurden durch den Anblick des gleißen⸗ den Schatzes dermaßen berauſcht, daß er be⸗ ſchloß, ſeinen ganzen inneren Menſchen an dieſer Aufwallung theilnehmen zu laſſen. Hocherhobenen Hauptes betrat er eine Wein⸗ wirthſchaft und vertiefte ſich dort, ein edler Zecher, in Bachus Gaben. Bald war er in eine wahre Götterlaune gerathen und warf das Geld mit vollen Hän⸗ den unter heſſiſche Soldaten, die natür⸗ lich im Aufhehen nicht faul waren. Schließ⸗ lich wurde die Woem auf den fröhlichen Mann aufmerkſam, nahm ſich ſeiner in freund⸗ licher Weiſe an, packte ſein Geld zuſammen und gab ihm zum Begleiter einen Schutzmann mit. Schon waren Beide auf dem Heimwege begriffen, als der glückliche Erbe nochmals, von Unbezwinglichem Durſt erfaßt, ſeinen Geleitsmann bat, in einer Wirthſchaft Ein⸗ kehr zu halten, worauf Beide ſich zuſammen erquickten. Daß mit unſerem Frankfurter heute nicht gut Kirſchen eſſen ſei, erfuhr der Schutz⸗ mann bald, denn als er ſeinen Schütling zum Aufbruch ermahnte, ergrimmte dieſer der⸗ geſtalt, daß er einen 1000⸗Markſchein in Stücke zerriß. — Der in Brgunſchweig beſtehende Klub Welf batte bei ſeiner in voriger Woche ab⸗ nd Handels⸗ ———— Inlertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 30 Pfſg werde uind llen Annoncen⸗Expeditionen, von unſeren ſowie im Verlag entgegengenommen ößeren Aufträgen Rabatt. Votationsbruck der hr. B. Huas'ſchen guchdruckerel, E6,2 neben der katboliſchen Spitalkirche in Munnhein, Telephonanſchluß Nr. 218, eitung. Freitag, 7. Mai 1866. Der national ⸗liberale Dr. Gneiſt er⸗ öfſnete den Reigen und er ſowohl, wie ſein Fraktiousgenoſſe Cuny, zogen noch einmal alle Regiſter der Kulturkampforgel, aber das alte Inſtrument erweiſt ſich nachgerade mehr als verſtimmt im ge⸗ wöhnlichen Sinne des Wortes; die ſchmet⸗ ternden Fanfaren von einſt bilden einen grellen Contraſt zu den ohrenbeleidigenden Diſſonanzen von heute. Zwar verkün⸗ deten die beiden nationalliberalen Wort⸗ führer mit vollen Backen und dem ihnen eigenen Bruſttone der„Ueberzeugung“, daß ihre Partei ſich nicht beuge vor Rom und geſchloſſen gegen die Vorlage ſtimmen werde. Das hört ſich gewiß ganz ſchön an. Aber um den Muth der nationalliberalen Man⸗ nesſeelen recht würdigen zu können, darf nicht vergeſſen werden, daß das Schickſal der Vorlage gar nicht von der Stellung⸗ nahme der Nationalliberalen abhängt, und daß dieſe daher ſich wohl wieder einmal den ihnen ſo ſelten geſtatteten Luxus er⸗ lauben dürfen, in Oppoſition gegen die Regierung zu machen. Ganz anders würde ſich die Geſchichte geſtalten, wenn die Vor⸗ lage nur mit Hilfe ber Nationalliberalen durchgebracht werden könnte. Der Kanzler kennt ſeine Pappenheimer und in dieſem Falle würde wohl dafür geſorgt werden, daß ihre oppoſitionellen Gelüſte nicht über die zweite Leſung hinaus anhielten. Wenn es ſein muß, laſſen die Herren erfahrungs⸗ gemäß immer mit ſich„reden.“ Das Zentrum hegte bekanntlich die Abſicht, ohne Provokation ſich nicht an der Berathung zu betheiligen. Es mag nun unerörtert bleiben, ob Windthorſt ſich durch Dr. Gneiſt „provozirt“ glaubte oder nicht,— der alte Herr konnte es ſich nicht verſagen, die günſtige Gelegenheit zu ergreifen, um eine Rede vom Stapel zu laſſen, die ſich aus einem Gemiſch behaglicher Zufriedenheit und verbindlicher Jronie zuſammenſetzte. Die Rede Windthorſts bekundet mehr als alles Andere, daß das Zentrun ſich voll⸗ kommen auf der Höhe der Situztion fühlt. Der langen Rede des Herrn oon Rauch⸗ haupt kurzer Sinn iſt der, daß die Kon⸗ ſervativen nichts wollen als was die Re⸗ gierung will, eine Verſicherung, die dem bezopften Ariſtokraten gewiß Jedermann auf's Wort glaubt, Dramatiſches Leben Ppalt en„Frühlmgsfeier“ beſchloſſen, eine Begrüßungsdepeſche an den Herzog von Eum⸗ berland zu richten, Da man derſelben aber beliebte, folgende Adreſſe zu geben:„An Se, EHoheit den Herzog Ernſt Auguſt von Braunſchweig und Lüneburg“, ſo konnte auf Anordnung des Telegraphenamtes die Depe⸗ ſche erſt befördert werden, nachdem man die Adreſſe abgeändert in: An Se. K. Ho⸗ heit den Herzog Ernſt Auguſt.“ — Die Burſchenſchaſt„Allemannia“ un Freiburg im Breisgan bewahrt als koſtbaren Schatz ein Autograoch J. B. von Scheffel's, das unſeres Wiſſens noch nicht bekannt iſt. Es lautet; Peht xraſten und nicht roſten, Schönhei, und Weisheit koſten Durſt löſchen, wenn er brennt, Die Sorgen vertreiben mit Scherzen, Wer's kann, der bleibt im Herzen Zeitlebens ein Student — Spaniſche Zeitungen berichten aber⸗ mals Über einen Fall, in welchem ein Geiſt⸗ licher als Revolverhelb die Hauptrolle ſpielte, Ju einem Dorſe bei Santander wünſchten einige Bauern alter Gewohnheit gemäß, durch Läuten der Kirchenglocken das Oſterfeſt ein⸗ zuleiten. Sie mußten von ihrem Vorhaben abſtehen, da der Ortsgeiſtliche ihnen nicht nur die Erlaubniß verweigerte, ſondern auch mehrere Revolperſchüſſe auf ſie abfeuerte, als ſie gewaltſam in den Glockenthurm eindringen wollten Eine Hofdame hattt — Abgeblitzt. einſt genießt, ohne daß ber in der Nähe beſind⸗ liche Edelknabe etwas geſagt härte.„Haben Sie mich nicht nießen gehört?“ bemerkte die ſtolze Dame.—„Nein,“ entgegnete entſchul⸗ digend der Edeknabe,„Euer Gnaden tragen ia die Naſe auch zu boch.“ 2. Seite. Baviſche Volks⸗Zeitung. 7. Mal. kam erſt in die Bude, als der Reichskanzler nach Herrn von Cuny das Wort ergriff, um— der Form nach anknüpfend an die Ausführungen desſelben— auszuholen zu einer langathmigen Rede, die in dem ihm eigenen geiſtreichen Plaudertone gehalten, in Verbindung mit dem ſprunghaften Ge⸗ dankengang dasſelbe moſaikartige Gepräge trägt, das ſeinen Reden ſtets den Reiz des Außergewöhnlichen verleiht. Es war dem Gewaltigen hauptſächlich darum zu thun, die Klemme, in der ſich zur Zeit unleugbar die Staatsregierung gegenüber der Kurie befindet, zu beſtreiten und die Sachlage in einem möglichſt günſtigen Lichte erſcheinen zu laſſen. Aber ſelbſt die kanzleriſche Beredtſamkeit brachte es nicht fertig, die Sackgaſſe, in welche ſich die Kirchengeſetzgebung verrannt, als ſchat⸗ tige Promenade erſcheinen zu laſſen. Die Argumente des Fürſten ſchlugen nicht durch, und die vielen Komplimente, die er direkt und indirekt dem Papſte machte, waren nur dazu angethan, die Ueberzeugung von ſeiner diplomatiſchen Verlegenheit noch mehr zu feſtigen. Dies ſchien er auch ſelbſt herauszufühlen, denn er wendete ſich plötz⸗ lich gegen die armen Deutſch⸗Freiſinnigen, die ſchon ſo oft als Prügelknaben ſeiner Laune herhalten mußten. Dieſelbe Inſi⸗ nuation, die er ſchon oft gegen das Cen⸗ trum ins Feld geführt, daß es nämlich ein Intereſſe daran habe, den Kulturkampf in Permanenz zu erklären, ſchleuderte er auch dem Fortſchritt entgegen. Das war natürlich Waſſer auf die Mühle des Hrn. Richter, der dem Kanzler gehörig auf den Leib rückte und mit Recht hervorhob, daß dieſer immer Ehre und Früchte eines Er⸗ folges für ſich in Anſpruch nehme, für Mißerfolge ſeiner Politik aber Andere verantwortlich mache. Richter war auch offen genug, zu bekennen, welch' dickes aar die Fortſchrittler ſeiner Zeit in der ulturkampfſuppe, die ſie ſo fleißig mit aurühren halfen, gefunden, und er ver⸗ ſicherte, daß ſeine Partei nie mehr mitthun werde. Dieſe Verſicherung gab der deutſch⸗ freiſinnige Führer ohne Zweifel auf eine Aeußerung des Fürſten Bismarck hin, welcher meinte, die Möglichkeit ſei durch⸗ aus nicht ausgeſchloſſen, daß der Kultur⸗ kampf wieder friſch entbrennen könne. Dieſer Schreckſchuß, wohl für das Cen⸗ trum berechnet, wird dieſem indeſſen eben⸗ ſowenig wie andern Leuten die Ueberzeug⸗ ung nehmen können, daß der Krater des Kulturkampfes vollſtändig aus gebrannt iſt. Der„geiſtige Kreuzzug“ iſt zu Ende. Der Rabe triumphirt über den Adler Daß auch— um wieder auf den Gegen⸗ ſtand unſeres Artikels zu kommen— große Männer mitunter von kleinen An⸗ wandlungen heimgeſucht werden, das zeigte ſich gegen den Schluß der Debatte, als der Kanzler ſich herbeiließ, eine Reihe per⸗ ſönlicher Ausfälle gegen Richter zu machen, was dieſem Anlaß zu euergiſcher Verwah⸗ rung und Bismarck Gelegenhenheit zu einer nochmaligen Anzapfung gab. Um 4½ Uhr wurde endlich die Sitzung geſchloſſen und die Weiterberathung auf Mittwoch Vormittag 11 Uhr vertagt. Wie wir bereits vorausgeſagt, nimmt das Abgeordnetenhaus die kirchenpolitiſche Vorlage an, denn es lehnte in ſeiner geſtrigen Sitzung den Antrag der Natio⸗ nalliberalen auf Kommiſſtonsberathung ab Drei hieſige Geſchäftsinhaber “ von den luxemburg. +Trier. —— der„K. 3 erichten in den Anklageſtand verſetzt, weil eine größere Anzahl von Briefen, in einem acket verpackt, nach⸗ befördert ha⸗ 0 von hier aus mit dem entſpre⸗ edeutenden Portogewinn an ihre elangen zu laſſen. Die Luxembur⸗ er Poſt ebt, im Gegenſatz zu der deutſchen ſtherwaltung, in dieſem Verfahren einen Betrugsverſuch, weshalb ſie die ken Packete den Gerichten überlieferte. Der in kaufmänniſchen Kreiſen mit Spannung er⸗ wartete Gerichtsſpruch iſt für die nächſte Woche ausgeſetzt. Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. Ludwig Börne. Auf dem Pore Lachaiſe, dem Friedhofe der Pariſer, ruht ein Deutſcher, der, trotzdem er in. Paris geiebt, ſtets deutſch gebliehen iſt. Die Franzoſen mögen ihr„Revanche“ in allen möglichen Tonarten brüllen, das bleiht für uns Deutſche immer ein Sieg, daß Börne owohl wie Heine, die wie Niemand ſonſt das Weſen des Franzoſen kannten, nie* wurden. Das ſei unſre Revanche unſre Dich ter und Denker in Paris, als Pioniere des Deutſchthums zu betrachten und denſelben nicht wie früher ſchroff entgegenzutreten, ſondern mitLiebe entgegenkommend dieſelben zu unterſtü⸗ en Börne, der größte Journaliſt, der ſchärſſte Saliriker, der größte Witzbold, Börne, dieſe zarte Natur war eigentlich beſtimm—.— zu werden. Ueberhaupt geſtaltete ſich Börnes Leben mit ſeinen Enttäuſchungen und ſeinen Wechſelfällen ſo ſonderbar, daß ein weniger um en E Wreſfen und ſtellte die Vorlage zur zweiten Leſung im Plenum. Damit wäre die Aktion be⸗ endet, und das Geſetz ſo gut wie ange⸗ nommen. Fortwährend ſchlimme Nachrichten ſind es, die aus den Vereinigten Staaten kommen. So wird vom geſtrigen Mittwoch wieder aus Chicago gemeldet: Geſtern Abend kam es hier zu weiterem erbitterten Kampfe zwiſchen der Polizei und den Sozialiſten; letztere waren verſammelt in einer Stärke von etwa 15,000 Mann. Der Aufforderung der Polizei, ſich zu zerſtreuen, wurde nicht Folge geleiſtet. Mehrere Dynamitbomben wurden ge⸗ worfen; fünf Polizeiagenten wurden ge⸗ tödtet, viele verwundet. Die Polizei ſchoß auf die Meuterer; gegen fünfzig wurden getroffen, mehrere tödtlich. Dieſen be⸗ dauerlichen Ausſchreitungen gingen Exceſſe von geringerem Umfange voraus, welche am Nachmittag des Dienſtag ſtattfanden, und bei denen ebenfalls Tödtungen und Verwundungen vorkamen. Neueſte Nachrichten. Berlin, 6. Mai. Das erſte Polenge⸗ ſetz, betreffend die Beförderung deutſcher Anſiedelungen in den Provinzen Weſt⸗ preußen und Poſen iſt geſtern vom „Reichsanzeiger“ publizirt worden.— Der Bundesrath hält heute Vormittag eine Plenarſitzung. Vorlagen von Bedeutung ſtehen aber nicht zur Berathung. Es fällt auf, daß die Ausſchüſſe des Bundes⸗ raths, denen die Zuckerſteuervorlage und die Branntweinſteuer⸗Entwürfe zur Vor⸗ berathung überwieſen ſind, bisher noch keine Sitzung anberaumt haben, und, wie man hört, auch im Laufe die⸗ ſer Woche noch keine abhalten werden. Da dieſe Entwürfe doch möglichſt ſchnell und jedenfalls bis Mitte Mai an den Reichstag gelangen ſollen, ſcheint man anzunehmen, daß der Bundesrath nur ſehr kurze Zeit zu ihrer Berathung bedarf. London, 5. Mai. Nach einem Tele⸗ gramm des„Standard“ aus Newyork ſind alle Perſonen, welche während der geſtrigen Ruheſtörungen in Chicago ver⸗ wundet worden ſind, Fremde. Eine in deutſcher Sprache verfaßte und mit einer engliſchen Ueberſetzung verſehene Flug⸗ ſchrift, welche in Maſſe vertheilt wurde, fordert die Arbeiter auf, das von der Polizei vergoſſene Blut ihrer Brüder zu rächen. Brindiſi, 5. Mai. Vom 4. auf den 5. Mittags kam hierſelbſt an Cholera ein Todesfall vor; in Oſtuni 3 Erkrankungen, 1Todesfall, in Latiano 2 Erkrankungen. — Der„Polit. Corr.“ wird aus Athen gemeldet: Die Vertreter der Mächte ſoll⸗ ten im Laufe des heutigen Tages einen neuerlichen Schritt unternehmen, um von der griechiſchen Regierung bezüglich der verlangten Demobiliſtrung eine präziſere und eine vervollſtändigende Aeußerung zu erlangen. Von der ſofort zu erthei⸗ leuden Antwort auf dieſen Schritt wird es abhängen, ob die Geſandten Athen ver⸗ laſſen, was ein Anzeichen wäre, daß Zwangsmaßregeln ſeitens der vereinigten Geſchwader in Ausſicht ſtehen. Chicago, 5. Mai. Von dem geſtrigen Kampf werden nachſtehende Einzelheiten gemeldet: Als die Polizei den verſam⸗ melten Sozialiſten befabl, ſich zu zer⸗ pollführt hätte, vielleicht den Deutſchen mit dem Franzoſen vertauſcht hätte. Gerade hicrin liegt der Ruhm für Börne trotz alledem und alledem“ blieb er e in deutſcher Mann. Die Feſtſtellung des Datums der Geburt Ludwig Börne's iſt zwar ſchon oft Gegenſtand näherer Erörterung in den Blättern geweſen, doch iſt es vielleicht manchem Leſer will⸗ kommen, heute nochmals Auskunft darüber zu erhalten. Wir entnehmen das Nachſtehende der intereſſanten Börne⸗Nummer der„Kleinen Preſſe“.„Ueber das Datum des Tages, an welchem Ludwig Börne, der berühmte deutſche Schriftſteller und gefeierte Bürger der Stadt Frankfurt, hierſelbſt das Licht der Welt er⸗ blickt habe, ſind die Meinungen lange Zeit auseinandergegangen, und ſo iſt denn ſogar ſchon am 22. Mai 1884 vielfach das hundert⸗ jährige Andenken an dieſen ausgezeichneten Kag begangen worden. Es war dies ein doppelter Irrthum, das Jahr war zu früh, der Tag zu ſpät angenommen; denn daß 1786 das Geburts jahr Börne's war, iſt leicht feſtzuſtellen geweſen, und daß der 6. Mai als der Geburtstag anzunehmen iſt, dies zuerſt laubwürdig dargethan zu haben, muß als Verdienſt unſerm um die Börne⸗Forſchung ver⸗ dienten Mitbürger Elias Ullmann angerechnet werden, der im 3. Bd. des Jahrganges 1868 der Mittheilungen des Vereins für Geſchichte und Alterthumskunde darauf aufmerkſam machte, daß Börne ſelbſt in einem ſeiner Auſſätze„Teſtament der Zeitſchwingen“, vom Jahre 1819 ſich äußert:„Erſt geſtern ſagte ich mit thränenden Augen, ich wollte, ich wäre in meinem 79. Jahre am 6. Mai 1786 ſanft geſtorben, ſtatt daß ich an dieſem Tage erſt geboren bin“ und in einer hier richtete, unterzeichnet hat ſtreuen, rief ein Redner: Zu den Waf⸗ fen! und alsbald wurden drei Bomben mitten unter die Polizbeamten geſchleudert, wodurch 21 derſelben verwundet wurden. Gleichzeitig ſchoſſen mehrere Individuen mit Revolvern auf die Poliziſten. Dieſe ant⸗ worteten mit einem etwa zwei Minuten anhaltenden Gewehrfeuer. Die Menge floh nach allen Richtungen. Von den Polizeibeamten ſind drei todt und 39 ver⸗ wundet, darunter vier tödtlich. Ein Anarchiſt iſt getödtet, einer tödtlich ver⸗ wundet. Man kennt außerdem 25 Ver⸗ wundete, viele andere wurden von ihren Genoſſen mit fortgeführt. Die Mehrzahl der Theilnehmer an der Verſammlung waren profeſſionelle Anarchiſten. In Mandalay, der Hauptſtadt Birma's, ſind 4000 Häuſer niedergebrannt, ein⸗ ſchließlich der chineſiſchen und ſiameſiſchen Bazars. Das engliche Militär iſt macht⸗ los und eine Verſtärkung deſſelben noth⸗ wendig. Vom Tage. * Die Ziehung der Maimarktlotterie iſt kaum vorüber geweſen, als wir ſchon in der angenehmen Lage uns befanden das Er⸗ gebniß unſeren Leſern und Freunden gedruckt 10 übermitteln. Unſere Vorbereitungen ſind o gut organiſirt geweſen daß die erſte Zieh⸗ unasliſte bereits die Preſſe verließ, als die Zuſchauer im Badener Hofe ſich noch kaum aus dem Lokale entfernt hatten. Der Andrang in unſer Bureau war ein enormer; einen Augenblick lang war ſogar der Verkehr auf der Straße geſperrt. Unſere gewiß großen Räumlichkeiten genügten nicht, um die erwart⸗ ungsvolle und gewinnluſtige Menge aufzu⸗ nehmen. Das Hinauskommen war mit noch größeren Schwierigkeiten verknüpft als das Hereinkommen. Eine beſonders kräftig ge⸗ baute Dame mußte von einigen galanten Her⸗ ren durch das Fenſter in den Hof hinausge⸗ hoben werden. Unſere Coupon Einrichtung hat ſich glänzend bewährt, und wenn Jemand einen Begriff von der Verbreitung unſeres Blattes zu empfangen wünſchte, brauchte er nur geſtern in der Nähe unſeres Geſchäftes zu verweilen. Wir werden auch fernerhin in erſter Linie ſtets das Intereſſe unſerer geehrten Abonnenten zu wahren wiſſen und ſind überzeugt, hierdurch das Band, das uns mit ihnen verbindet, ſtets enger zu knüpfen. Mißſtand. Wir hatten ſchon mehr⸗ mals Gelgenheit, bei einem Gang über die Neckarbrücke Zeuge zu ſein, wie es zwiſchen Paſſanten auf derſelben, welche ſich auf einem und demſelben Brücken⸗Trottoir begegneten, u Streitigkeiten und Inſulten kam. Wohl iſt der Verkehr dort ein ſehr reger, und ſteht der vorhandene Raum zu demſelben in keinem Vergleich. Allein wenn Jeder, der die Brücke zu paſſiren hat, die beſtehende Brückenver⸗ ordnung— ſich ſtets nach„Rechts“ zu hal⸗ ten—beachtete, würde obigen Vorkommniſſen 1 vorgebeugt und der Verkehr auf der rücke erleichtert werden. Manuheim, 5. Mai. Der Tabakverein Mannheim hielt heute ſeine Generalverſamm⸗ lung ab. Dieſelbe wurde von Herrn Dr. Diffené, Vorſitzender des Vorſtandes mit znem Berichte über das Jahr 1885/86 er⸗ öffnet. Hierauf berichtet Herr Rechner Karl zeoni über den Haushalt des Vereins, das Ergebniß iſt, daß ein ganz ſtattlicher Ueber⸗ chuß bleibt. Die Rechnung iſt ſeitens der Rechnungsreviſoren geprüft und wird ſodann dem Herrn Rechner von der Verſammlung die Entlaſtung ertheilt. Zum Schlus theilt der Herr Vorſitzende noch mit, daß in Bezug auf die von Seite der preußiſchen Regierung zur Zeit abgehaltene Enquete wegen tubiſchen Inhalts der Cigarremabriken und wegen Trennung der männlichen und weiblichen Arbeiter geſtern eme Verſammlung der hie⸗ ſigen Cigarrenfabrikanten abgehalten und ein Gutachten ausgearbeitet wurde, welches der hieſigen Handelstammer zur weiteren Ver⸗ handlung übergeven wird, die um ein Gutachten ausbrücklich gebeten atte. „Lubwig Ba ruch, Doktor der Philoſophie, geboren zu Frankfurt a. M. den 6. Mai 1786.“ Da in den ſogenannten Hebammenbüchern, den ein⸗ zigen Urkunden über die in früherer Zeit ſtattgehabten Geburten hieſiger Iſraeliten, ge⸗ rade ein vier Seiten und in dieſen den Zeit⸗ raum vom 11. April bis zum 13. Juni 1786 umfaſſender Foliobogen fehlt, ſo kann und darf man ſich Mangels eines amtlichen Schrift⸗ ſtückes allein an die Angaben Börne's ſelber halten. H. R. H. Rundſchau über Theater und Kunſt. Abermals eine neue Oper!„Hertha“ heißt das neue Werk eines jungen Dresdener Com⸗ poniſten, Herrn Franz Curti. Die Oper wurde für das Altenburger Hoftheater ange⸗ nommen und wird bis nächſten Winter auf⸗ eführt. Auch an neuen Sangesgrößen(9) ehlt es nicht, d. h. an ſolchen, die es werden köanen. In Wiesbaden trat ein Herr Müller aus Frankfurt, früher Volksſchullehrer in Frankfurt, als„Jäger“ im„Nachtlager“ auf und wird vorausſichtlich engagirt werden. Aus Frankfurt ſelbſt erhalten wir über zwei hieſige Sänger ausführliche Kritik, der wir entnehmen, daß beide, Herr Minner(Tenor) und Herr Bartenſtein(Baß) in einem Wohl⸗ thätigkeitsconcert mitwirkten und für ihre Leiſtungen lebhaften Beifall ernteten. Herr Minner wirkt von nun an in Karlsruhe als Heldentenor; Herr Bartenſtein dagegen wartet noch eines Engagements— Herr Ernſt Pof⸗ ſart in München erhielt die Gewährung eines 1½jäbrigen Urlaubs. Derſelbe geht mit den in Mainz gaſtirenden Meiningern nach Ame rika, dem Goldiande der deutſchen Mimen. chriſt, die er am 18. Oktober 1808 an die jeſter Charakter gewiß gewankt hätte viel⸗ leicht den verabſcheuun gswertheſten Schritt ¹ Geſelichart zur aufgehenden Moraenröthe da⸗ — Herr Schmahofer, der bekannte Wiener Humoriſt gaſtirt gegenwärtig in Hamburg Verhaftung. Im Laufe der ver⸗ floſſenen Nacht fand die Polizei beim Neckar⸗ vorland ein exiſtenz- und obdachloſes Frauen⸗ zimmer, welches nach dem Amtsgefängniß verbracht wurde. 5 Fugendliche Taſchendiebe. Im Laufe des geſtrigen Tages würden nicht weniger als 14 ſchulpflichtige Knaben wegen Markt⸗ und Taſchendiebſtahls verhaftet Dieſe jugendlichen Diebe dürften ſich demnächſt vor em Strafrichter zu verantworten haben. 0 Straßenſkandal. Geſtern Abend be⸗ nahm ſich eine Frauensperſon zwiſchen dem Quadrate P 5 und 6 in einer ſolch' ſcham⸗ ſoſen Weiſe, daß ſie bei allen Vorübergehen⸗ den Aergerniß erregte. Die hinzugekommene Schutzmannſchaft ſuchte durch ihre Weg⸗ bringung dies eckelhafte Straßenbild zu be⸗ ſeitigen. Aber da ging der Skandal erſt recht los. Die Weibsperſon geberdete ſich wie toll und leiſtete den Widerſtand. Dies widerliche Schauſpiel zog eine große Menge an. Thierquälerei. Ein junger, elegant gekleideter Herr promenirte heute früh im hieſigen Schloßgarten, eine prachtvolle Dogge an der Leine führend. Bei der Turnhalle des Gymnaſiums ſchien das Thier nicht recht folgen zu wollen. Hierüber war der junge Herr ſo erbost, daß er mit ſeinem ſtarken Weichſelſtocke derart auf das arme Thier einhieb, daß dieſes vor Schmerz furchtbar ſchrie. Es entſtand ein förmlicher Auflauf und es hätte nicht viel gefehlt, daß Lynch⸗ juſtiz an dieſem jugendlichen Thierguäler aus⸗ geübt worden wäre. Leider war kein Schutz⸗ mann in der Nähe, der von dieſem grauſamen Akte hätte Notiz nehmen können. * Arion.(Iſenmannſcher e Dieſer äußerſt fleißige Verein veranſtalte Dienſtag den 11. d. M. im Coneertſaale des Theaters abermals ein Conzert, wozu ein ehr gewähltes Programm aufgeſtellt iſt, an eſſen prompter und vollendeter Ausführung wir nicht zweifeln. — Din beachtensweriſe Fcuaat Karlsruhe(Baden), Geehrter Herr! Apotheker R Brandt's Schweizerpillen, die wir in der Schweiz kennen lernten und auf ärztlichen Rath auch ſpäter im Hauſe viel⸗ fach brauchten, haben ſich uns als ein wirk⸗ ſames und zugleich wohlthätiges Mittel im Fall träger Verdauung bewährt. Ergebenſt Dr. Wendt, Gymnaſialdirector. Man wende ſich ſchriftlich am beſten und billigſten unter Einſendung des Betrages Mk.), in Briefmarken an die potheken in Ludwigshafen. 14¹4 Einen herrlichen Schlaftrunk, der gut bekommt, erhalten Sie aus ächtem Magen⸗ behagen von Auguſt Widtfeldt in Aachen und kochenden Waſſers. 233¹ Handel und Verkehr. Effectensocietät. Frankfurt, 5. Mai, 6¼ Uhr. Credit 238¾8 Staats bahn 168/., Galizier 160-/½, Lombarden 84½- 84, Gotthard 108.70, Diskonto- Kommandit, 25 Egypter 69.70-69.85, Italiener 79.70. Tendenz: Behauptet. Communalbank des Kgr. Sachſen 4 pEt. Pfandbriefe III. und VII. Em⸗ miſſion. Die nächſte— findet Mitte Mai ſtatt. Gegen den Coursverluſt von ca. 3½pEt. bei der Auslooſung übern mmt das Bankhaus Carl Neuburger, Berlin Fran⸗ zöſiſche Straße 13, die Verſicherung für eine Prämie von 7 Pf. pro 100 Mark. Amerikanische Produkten-Märkte Schlusscourse vom 5. Mai, mitgetheilt von E. Blum& Strauss, Mannheim. New-Vork Chicago Monat 15 Wel. Mais Schn Cafee Sen Mais Sclual Mal 917 47½.17 745 777/ 55/%0— Juni 92 47 6˙22.40 80¼ 36¾.87½8 Juli 928/6 46/.28.8082 37/.95 August 92/ 47/8.847.25 82%¾ 38¼.02½ Septbr. 93¼ 47/½.38.25 88½8—.10 Oktbr, 94½ 47%8.48.250——.17½ Novbr. 95/——.2⁵——— Deab. 96/——.25(——— Januarf(—————. Febr———————— März——————.— April———— 3—.——. Maĩ 101%/0—————— Tendenz: Weizen unverändert. Mais höher, Schmalz unverändert. Caffee unverändert. als Charakt rdarſteller im„Nullerl“ mit durchſchlagendem Erfolg.— Eine freudige Nachricht erreicht uns aus Stuttaart. Herr Concertmeiſter Profeſſor E. Singer feierte am 1. ds. ſein S5jähriges Jubiläum. An Auszeichnungen vielerlei Arten fehlte es nicht; der König ſandte den Friedrichs⸗Orden 1. Klaſſe.— Allein da bei den Roſen gleich die Bornen ſtehen, wollen wir an dieſem Orte des Ablebens eines der älteſten Jour⸗ naliſten gedenken: Hermann Kletke(geb. 14. März 1813) verſtarb am 2. ds. in Bres⸗ lau, ſeiner Vaterſtadt. Seit langer Zeit verſchloß ſich das ungari⸗ ſche Nationalthegter dem deuſchen Drama, endlich brach auch dieſer Bann.„Ein Tropien Gift“ von Blumenthal ging mit großem Er⸗ folge dort über die Bühne. Wir Deutſchen ſind in dieſer Hinſicht viel loyaler; im Re⸗ ſidenzj⸗Theater in Berlin fand geſtern die 199 Aufführung der Sardou'ſchen„Theodora“ att.— Eine Verlobung zweier bekannten Bühnen⸗ mitglieder, die auch hier ihre Freunde haben, wollen wir unſern Leſern nicht vorenthalten. Es ſind dies Frl Malten, Kammerſäng rin in Dresden und Herr Reichmann, Hoſopern⸗ ſänger in Wien. E. R .B. Druckfehler⸗Berichtigung. In meiner vorgeſtrigen Abhandlung über Mozart wollte ich die wiederkehrende Lockrufphraſe Papageno's als naiyſte, nicht als wärmſte Form des reminiscenzartigen Leitmotivs be⸗ zeichnen, in meiner geſtrigen Beſprechung der „Carmen“⸗Aufführung wollte ich die hiſtoriſch gewordene Louiſenlimonade geleſen haben, deren Bläſſe als natürliches Roth er⸗ ſcheinen ſollte gegen die der Micgele jenes Abends,