* —— I r 6. Abonnementspreis: vro Monnt 50 Pfg.— Auswärts durch die Poſt 65 Pg Man abonnirt in Klannheim hei der Expedition E 6, 2, ſowie be ionen und Trägerinnen.— Auswärts bei allen en des deutſchen Reiches und den Brieſträgern. e Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ Die Bad und Feiertage, Herausgeber br. ſur. Dermann Paas in Mannheim. Infertionsprets: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 30 Pis Anfeigen werden von allen Annoncen⸗Expeditionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen Bei größeren Aufträgen Rabatt. Botationsdruck der br. H. Haas'ſchen Buchdruckerol⸗ E 6,8 neben der katboliſchen Spitalkirche in Mannheim⸗ Telephonanſchluß Nr. 218. Mannheimer Volksblatt und Handels⸗Zeitung. W 102. *Die Handwerkerfrage drängt ſich wieder mehr in den Vorder⸗ grund. Wie man geleſen, iſt für dem⸗ nächſt die Abhaltung eines großen allge⸗ meinen Handwerkertages in Ausſicht ge⸗ nommen; außerdem haben jüngſt in Weſt⸗ phalen, zu Hamm und Münſt er, Hand⸗ werkerverſammlungen ſtattgefunden, denen nähere Beachtung zu ſchenken nicht überflüͤſſig iſt, In Münſter hielt der weſtfäliſche Provinzialverein der Handwerker eine Ge⸗ neralverſammlung ab, zu welcher auch der Königl. Oberpräſident Herr v. Hage⸗ meiſter erſchien, deſſen Begrüßungsan⸗ ſprache an die Verſammlung den Regier⸗ ungsſtandpunkt mit aller Deutlichkeit er⸗ kennen läßt. Der hohe Beamte ſagte: „„Meine Herren! Von Herzen begrüße ich die hier tagende Handwerkerverſammlung, die auf dem von der Reichsgeſetzgebung geſchaffenen Boden ein dem Handwerke dauernd frommendes Werk aufbauen 3 helfen, ſicher beitragen wird. Hierzu Iſt Ihnen Gelegenheit gegeben durch die Gyün⸗ dung von Innungen und die Ausbihdung einer feſtgefügten Organiſation und /zwar gewiſſermaßen im Wege der Selbſtperwal⸗ tung. Die Staatsregierung hat ihr⸗ lebhaf⸗ tes Wohlwohen für die Handwexkerbeſtre⸗ bungen aufs Neue durch den Beſchluß be⸗ thätigt, wie dem Handels⸗ und Induſtrie⸗ ſtande, ſo auch den Handwerkexyn eine eigene Vertretung zu unmittelbarer Verſtändigung mit der Regierung in beſonderen Handwer⸗ kerkammern zu geben. Solche Handwerker⸗ kammern werden auch in“ Weſtfalen, eine in jedem Regierungsbezerke, unter Vorſitz des Regierungspräſidenſen eingerichtet wer⸗ den, Wir Vertreter der königlichen Staats⸗ regierung Namens der letzteren und die hier anweſenden Repyäſentanten der Reichs⸗ f beiblche Erfolgel“ guten Fortgang und ge Wärmere Theilnahme und ein aufrich⸗ tigeres Wohlwollen, für das leidende Klein⸗ gewerbe dürfte ſich, wohl kaum von einem Organ der Staatsregierung ausſprechen laſſen, allein etwas Anderes iſt es, ob den Männern der Hündwerkerbewegung, Faß⸗ hauer und Conſorten, die vom Oberpräſi⸗ denten angedeutete Art der Entwicklung in den Kram paſſen wird. Dieſe ſtreben die obligatriſche Innung und den geſetzlichen Prüfungszwang bezw. Befäh⸗ igungsnachweis an für Erwerbung „Mittelding kann es nicht geben. des Rechtes zum ſelbſtändigen Betriebe Kleine Mittheilungen. — Köln, 2. Mai. Ein hieſiger Kaufmann (Geſchäftsfübſrer) wurde von der Strafkammer wegen Verfälſchung von Lebensmitteln zu 500 M. Geldſtriaſe verurtheilt. Der Staatsanwalt hatte drei Monate Gefängniß und 450 M. Geldbuße Heantragt. Der Beſtrafte ſoll bei⸗ ſpielsweiſe! Pfelar mit Reis und Oelkuchen, immet nait Kartoffelmehl und braunem ucker, Mehl mit Reismehl vermiſcht haben. — Aus Aachen, 3. Mai. Hier ereignete es ſich, deiß ein Mann, der vom Nachtwächter wegen irchend eines kleinen Vergehens zur Wache gebracht und hier nach Feſtſtellung ſeiner Peyſon entlaſſen worden war, ſeine Uhr und Kette vermißte. Er klagte dem Leacht⸗ wachtmeiſter ſein Leid; dieſer veranlaßte eine Durchſuchung jenes Wächters, welcher die Feſtnahnne bewirkt hatte, und ſiehe da, hinten in den Falten des weiten Dienſtmantels hing in den(Schnürgurt eingehakt die fehlende Uhr⸗ Da ſich ta'm annehmen ließ, daß ſie durch Zufall an dieſen ſonderbaren Ort gelangt wurde der Nachtwächter ſemes Amtes L enthoben. Das weitere wird die eingeleitete Unterſiächung feſtſtellen. — Wien, 5. Mai. Bei Golta in Podolien riß ſich auf dem Fluſſe Bug eine Fähre los und pierziaerſonen ertranken.— Aus Galizien und Schleſien werden ſtarke Schneefälle und Froſt gemeldet. Buer durch Afrika zogen bisher 6 Reiſende: Der Miſſionär Livingſtone, der 1854 von St. Paul de Loanda auſhrach und neich 20monatlicher Wanderung in Quilimane eintraf; ſein Weg war 4000 Km. lang, Der eines Handwerkergeſchäſtes. Der bekaͤnnte Centrums⸗Abgeordnete Freiherr von Schor⸗ lemer⸗Alſt, welcher nach dem Oberpräſiden⸗ ten das Wort zu einer längeren Rede nahm, ſagte desfalls:.„Aber Sie müſſen Ihr Ziel— das iſt die obligatoriſche Innung— klarbewußt und unverrückbar im Auge behalten. Die nächſte Station, die Sie auf dem Wege von der Ihnen geſicherten fakultativen bis zur obliga⸗ toriſchen Innung zu erreichen ſtreben müſſen, iſt die geſetzliche Einführung des Befähigungsngchweiſes.“ Zwangsin⸗ nung und Befähigungsnachweis ſind un⸗ vereinbar mit der Gewerbefreiheit; es wäre eine Abſurdität, ähnlich wie Preß⸗ freiheit“ und Cenſur. In dieſer Hand⸗ werkerfrage iſt mit Halbheiten nichts aus⸗ zuyichten. Entweder Gewerbefreiheit oder Zunftzwang und Conzeſſionsweſen; ein Die Regierungen werden von dem Prinzip der Gewerbefreiheit nicht ablaſſen. Das konnte man auch wiederholt aus Erklärungen unſeres Staatsminiſters Turban entnehmen. — In der vorletzten Sitzung der badiſchen Zweiten Kammer, kurz vor dem Schluſſe des Landtages, am 13. April, wurde über Handwerkerpetitionen aus Mannheim und Umgegend, aus Heidelberg und Schönau ꝛc. berathen. Obwohl die Gewerbefragen in die Competenz der Reichsgeſetzgebung gehören, beſchloß man die Ueberweiſung gedachter Handwerkerpetitionen an die Gr. Regierung zur Kenntnißnahme. Staats⸗ miniſter Turban erklärte: Alle Zwangs⸗ maßregeln, welche die Schäden des Hand⸗ werks heilen ſollen, hätten ſich als un⸗ wirkſam und ſogar als nachtheilig er⸗ wieſen, und wenn man auch Geſetze über Meiſterprüfung, Gewerbekammern u. ſ. w einführen würde, käme man doch nicht dazu, das Ziel zu erreichen, welches den bei jedem Landtage eingereichten Petitionen vorſchwebe, daß nämlich durch das Ein⸗ greifen des Staates dem Handwerke der einſtige goldene Boden wiedergegeben wer⸗ den könne. Im Grunde ſei es hauptſäch⸗ lich die Konkurrenz, welche man ſich auf dem Wege der gedachten Beſtrebungen vom Halſe halten möchte; allein die Kon⸗ kurrenz werde durch Meiſterprüfung ꝛc. nicht beſeitigt, ſie bleibe unter allen Um⸗ Kantomhela ein. Von demſelben Punkt aus trat Stanley im November 1874 ſeine Er⸗ forſchungsreiſe an, durchzog in 33 Monaten 11500 Kum. und traf im Auguſt 1877 in Boma ein. Der portugieſiſche Major Serpa Pinto brach von Benguela an der Weſtküſte Ende 1877 auf, kam im März 1879 nach 16 Mona ten in Burben an; er hatte 3700 Kilometer durchzogen. Der deutſche Lieutenant Wiß⸗ mann brach im Januar 1881 von St. Paul de Loanda auf, durchwanderte in 22 Mona⸗ ten 4000 Km. und kam in Sadani am 15. November 1882 an. Endlich die portugie⸗ ſiſchen Offiziere Capello und Jvens, die im März 1883 von Moſſamedes aufhrachen und 45000 Kin. in 14 Monaten durchwonderten. — Perſonen, die eine abergläub ſche Furcht vor dem Freitag baben, werden nicht ſehr erfreut ſein, zu erfahren, daß, wie der engliſche„Dundee Advertiſer“ zuſammen⸗ geſtellt hat, dieſes Jahr ein vollſtändiges Frei⸗ tagsjahr iſt. fing an einem Freitag an, und wird 53 Freitage haben. Vier Monate in dieſem Jahre haben fe fünf Freitage; Mondwechſel kommen fünfmal am Freitag vor, und der längſte und der kürzeſte Tag ſind — Ausrede. Förſter:„Was treibt Ihr denn hier im Walde?“— Holzdieb:, Wir ſuchen Schwämme, Herr Förſter!“— Förſter: „So, und dazu braucht man eine ſo große Säge?“— Holzdieb:„Ja ſeben', des macht ma' wie ma'will, Herr Förſter,— wir machen Alles mit der Säg'!“ — Die größere Geſabr.„Du haſt ja den Rentier Schwarz beleidigt— er wird jedenfalls auf Piſtolen fordern 14—„Da weiß ich nichts davon er hat mir eben eine eingliſche Lieutenant Eameron zog 1873 von Maaamonn an der Oülilile aus. durchwanderte Einladung zur Jaad geichickt. Im Uebrigen in 32 Monaten 6000 Km. und traf 1875 in ——————— ſtänden beſtehen. Geſetzesvorſchriſten der angeſtrebten Art änderten nichts daran, daß der Tüchtigere, finanziell Kräftigere, Fleißigere, Sparſamere es weiter bringe, als minder günſtig ſituirte Mitbewerber. (Kapitalismus, Großinduſtrie und Handel hierbei nicht zu vergeſſen)— Schließlich verwies Staatsminiſter Tur⸗ ban auf die freiwillige Innung. An den vorhandenen Uebelſtänden ließe ſich manches beſſern dadurch, daß die Handwerker ſich der Vortheile bedienen, welche ihnen durch das Geſetz über die Innungen gewährt werden, nämlich zu Innungen zuſammen⸗ treten. Er ſei überzeugt, daß auf dieſe Weiſe viel Gutes erreicht werden könne. Leider werde von dem Innungsgeſetze im Lande allzuwenig Gebrauch gemacht.— Zu Gunſten der obligatoriſchen Innung und des Befähigungsnachweiſes iſt aus der Rede des Staatsminiſters Turban kein Kapital zu ſchlagen. —— Soziales und Arbeiterbewegung. — Die Buchdrucker Leipzigs, Prinzipale und Gehülfen, haben in einer Verſammlung am Freitag folgende Reſolution mit allen gegen eine Stimme angenommen:„Die am 30. April im Kryſtall⸗Palaſt tagenden Buchdrucker Leip zigs, Prinzipale und Gehülſen, erkennen ein ſtriktes Zuſammengehen in der Tariffrage und eine friedliche Löſung derſelben als eine Noth⸗ wendigkeit an, geboten im Intereſſe eines dauernden Friedens zwiſchen Arbeitgebern und Nehmern, wie auch im Intereſſe der Entwick⸗ lung des deutſchen Buchdruckgewerbes.“ — Die Lohutommiſſton der Berliner Malergehülſen hat einen Aufruf vertheilt, in welchem die Einführung eines Maximal⸗ arbeitstages von 9 Stunden, ein Minimal⸗ lohn von M. 24 per Woche und Bezahlung der Ueberſtunden mit 75 Pf, per Stunde verlangt wird⸗ — Die Stellmacher Berlins waren am Sonntag verſammelt, um den Bericht ihres Vorſitzenden über den bisherigen Erfolg der Lohnbewegung dar⸗ nach hat eine größere Anzahl Meiſter den neuen Akkordlohn⸗Tarif und die zehnſtündige Arbeitszeit durch Unterſchrift bewilligt. Am Ende wurde beſchloſſen, bei den Meiſtern die Arbeit einzuſtellen, welche den Tarif nicht unterſchrieben haben. — Auch die Maurer Berlins regen ſich wieder und haben in einer am Sonntag ſtatt⸗ gehabten Verſammlung einſtimmig eine Re⸗ ſolution angenommen, welſhe beſagt, daß an alle Bauunternehmer die Maurer beſchäfti⸗ gen, die Forderung geſtellt werden ſolle, einen Mindeſtlohn von 50 Pf. für die Stunde zu will ich Dir'was ſagen: Schießen würde ich mich ſchon mit ihm, aber mit ihm auf die Jaad gehen— das iſt mir doch zu ge⸗ fährlich!“ —Ueberflüſſige Frage. Vater(zu ſeinem unartigen Sohn):„Was ſoll ic enn 65 mit Dir anfangen? Soll ich Dich mal gehö⸗ ig hünchener 0 9 nchen;„Frag' doch ni an apa — Du thuſt's ja doch.“ Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. Rundſchau über Tbeater und Kunſt. Das Talent hält ſeine Internationalität feſt, und dieſe Art von„Monopol“ wird in der ganzen Welt auch anerkannt. So gaſtirt Frau Schröder⸗Hanfſtängel in Paris in einem Concert; Herr Schott, der berühmte Helden⸗ tenor, ſang unter enormen Beifallsbezeugungen in Kopenhagen in einem Coneexte unter Lei⸗ tung des berühmten Componiſten Johann Svendſen. Dem Concerte wohnte dex Könia und die Königin von Dänemark an. An dem verwandten Hoſe von Petersburg weilt als hochaefeierter Gaſt der Walzerkönig Johann Strauß und elektriſirt„trotz Regen, Sturm und Wogendrang“ allahendlich ſeine Gäſte. Zum Ausgleiche ſtellt Petersburg der deut⸗ ſchen Metropole ſeine bedeutendſte Tragödin vor, Frau Maria Gorewa tritt am 20, dſs. Mis, im Berliner Reſidenztheater auf als „Adrienne Lecouvreur“,„Cameliendame“ und „Medea“, Letztere Rolle ſteht noch in Zwei⸗ fel, da das ruſſiſche Originalſtück noch nicht in fließendes Deutſch überſetzt werden konnte, Frau Geiſtinger, die„luſtige Weanerin“, gibt den Berlinern Proben ihrer Wielſeitigleit im Belle⸗Allianee⸗Theater zum Beſten Ludwig Anzengruber und Organ für Jedermann. Samſtag, 8. Mai 1886. bezahten. Ueber das Remllat deſer den Meiſtern bereits zugegangenen Jorderung faffen ſich noch keine beſtimmte Angaben machen. — Von dem Centralrath der Hirſch'ſchen Gewerkvereine iſt auf den 18. Juni ein Ver⸗ bandstag nach Halle a. d. Sagle einberufen. Auf der Tagesordnung ſtehen Maſſenanträge vom Berliner Generalrath des Gewerkver⸗ eins der deutſchen Maſchinenbauer und Metall ⸗ arbeiter und ein Statutenentwurf zur Reorga⸗ niſation des Verbandes vom Generalreviſor deſſelben Gewerkvereins. Wie aus den Mit⸗ theilungen, welche über die Anträge in dem Verbandsorgane„Der Gewerkverein“ gemacht worden ſind, hervorgeht, handelt es ſich um eine weitgehende Umwandlung der Organi⸗ ſation der Gewerkvereine. Der Ausgang der Verhandlungen wird von der größten Wichtig⸗ keit für die weitere Entwickelung der Ge⸗ werkvereine ſein. Es iſt nicht zu verkennen, daß ſich die letzteren ſeit Jahren in ungünſtiger Lage befinden. Einen weſentlichen Einfluß auf die Ärbeiterbewegung haben ſie nicht ge⸗ winnen können, da das Gros der Arbeſter — und nicht am weniaſten durch die Art und Weiſe, in welcher die Regierung Sozial⸗ politik treibt— immer mehr und mehr der Sozialdemokratie in die Arme gelriehen worden iſt. Nach den Andeutungen, welche über die Art und Weiſe der Reſorm der Organiſation der Gewerkvereine gemacht worden ſind, handelt es ſich um eine Reſorm in dezentraliſirender Richtung, die, wie das Gewerkvereinsorgan ausführt,„auf eine Lockerung, Beſchränkung und See des Verbandes“ hinauslaufe. Innerhalb de Verbandes ſcheinen weitgehende Meinungs⸗ verſchiedenheiten über die bei der Reorga⸗ niſation in Anwendung zu bringenden Grund⸗ ſätze zu herrſchen und es dürfte deshalb noch nicht ausgemacht ſein, daß die Verhandlungen des Verbandstages ein zufriedenſtellendes Reſultat ergeben werden. Politiſche Ueberſicht. » Mannheim, 7. Mal. In den Tagen vom 14. und 15. Junt d. Is. findet in Meiningen der Abgeord⸗ netentag des deutſchen Kriegerbundes ſtatt. Aus dieſem Anlaß macht ſich ſeit einiger Zeit in den Reihen der Vereinsmitglieder eine Bewegung bemerkbar, welche die ſchon ſeit 1878 verſuchte Vereinigung aller Verbände in einen einzigen deutſchen Kriegerverband anſtrebt, aber allen An⸗ zeichen nach zu einer noch gröͤßeren Zer⸗ klüftung der Verbände führen wird. Die Verhältniſſe liegen nämlich ſo: Der„Deutſche Kriegerbund“, welcher in Berlin ſeinen Sitz hat, umfaßt gegen 3000 faſt ausſchließ⸗ ud Caxl Morxe wurden aufge jeder ein Stück für die geniale Sou⸗ vettentragödin zu ſchreiben. Den verwöhnten Wienern wollen die Spreeathener mit ihrem Walhalla⸗Theater zeigen, wie weit es die Opexettenmuſe in der neuen Kgiſerſtadt ge⸗ bracht. Die Directrice Frau Steiner weilt zu dem Zwecke eines Gaſtſpielgbſchluſſes die⸗ ſes vortrefflichen Enſembles in Wien. Die Sage ging vor kurzer Zeit hier um, das hie, ſige Theater habe mik denſelben auf gcht age einen Contract abgeſchloſſen.„Die Botſchaft hör“ ich wohl, allein ꝛc““ Uebrigens wanderte in Folge kleiner Streitiakeiten Heyr Philipp für einige Zeit gus der Walhalla ſort nach Hamburg zu Pollini, um dort den Zigeunerbaron zu ſpielen, Nach und nach hebt die Operette ihre Schwingen immer höher und erlgubt ſich ſogar, bis zum Hof⸗ theater ibren Flug auszudehnen. Die neueſte Eroberung; Kaſſel unterwarf ſich vor einigen Tagen dem Pft Pe a Hier rümpft man immer noch die Naſe bei ſolchen Thatſachen, unſerer Meinung nach nur ſo ſange, bis man im Stande iſt es nachzumachen. Por der Hand begnügt ſich Comité und Publikum mit der Tragödie, die auch nicht zu ver⸗ gchten, beſonders, wenn ſie in ſo guter Auf⸗ führung erſcheint, wie es hier meiſtens nicht der Fall iſt. Von wirklich erprüſten Sti⸗ cken, wie;„Die Karolinger“ von Wildenbhruch, die eben in Stuftaart den Beifall des Publi⸗ kums und der Preſſe erregen, kann und ſoll ja hier noch keine Rede ſein; aber daß end⸗ lich, wieder einmal eines der Goethe'ſchen Meiſterwerke gegeben werde das iſt gewiß nicht zu viel verlangt. Die Perſonalfrage dürfte nun durch Frl. Blanche und Herrn Rüttiger ſo weit erledigt ſein, daß ſie als Ausrede gänzlich nichtic ⸗ E — anderſetzungen kommt, die aber ſchwerlich 2. Seite. Badiſche Volks⸗Zertung. 8. Mai. lich preußiſche Vereine. Neben dieſem exiſtiren noch der„Bayeriſche Veteranen⸗, Krieger⸗ und Kamypfgenoſſenbund“, die „Pfälziſche Kampfgenoſſenſchaft“, der„Säch⸗ ſiſche Militär⸗Vereinsbund“, der„Würt⸗ tembergiſche Kriegerbund“, der„Badiſche Militärvereins⸗Verband“, der„Landesver⸗ band des Großherzogthum Heſſen“ und noch mehrere kleinere Verbände. Die letzt⸗ genannten Vereine ſind nicht abgeneigt, ſich unter Wahrung gewiſſer Reſervatrechte zu einem„Deutſchen Reichs⸗Krieger⸗Ver⸗ bande“ zuſammenzuſchließen, wenn der Berliner„Deutſche Krieger⸗Bund“ die ihm zur Zeit angehörenden außerpreußiſchen Vereine den landsmannſchaftlichen Ver⸗ bänden zuweiſt und dadurch ſich ſelbſt zu einem rein preußiſchen Verbande umwan⸗ delt und als ſolcher dem„Deutſchen Reichs⸗ Kriegerverbande“ beizutreten geſonnen iſt. Das paßt aber den Herren vom„Deut⸗ ſchen Kriegerbunde“ nicht, deſſen Leitung ſich entſchieden ablehnend gegen die ange⸗ ſtrebte Föderation verhält. Anders denken kRun freilich wieder verſchiedene derjenigen norbdeutſchen Vereine, die dem vorgenann⸗ ten Verbande angehören und die im Prin⸗ zipe einer Einigung durchaus nicht abge⸗ neigt ſind, wie beiſpielsweiſe der Provin⸗ ztal⸗Landwehrverein von Poſen, der ſogar ſchon mit ſeinem Austritt gedroht hat. Man kann ſich alſo darauf gefaßt machen, daß es in Meiningen zu lebhaften Ausein⸗ zu einem befriedigenden Reſultate führen werden, denn auch den Kriegervereinen, ſonſt die Repräſentanten der deutſchen Einigkeit, klebt auch noch ein gutes Stück „Partikularismus“ an. Unſer„treueſter Verbündeter“, der öſter⸗ reichiſche Kaiſerſtaat, iſt nun auch daran, uns den Krieg zu erklären, d. h. nur auf volkswirthſchaftlichem Gebiete. Der heute Freitag im Abgeordnetenhaus zur erſten Leſung gelangende Zolltarifentwurf enthält weſentliche Erhöhungen auf Schlacht⸗ vieh, thieriſche Produkte, Fettwaaren, Eiſen⸗ wagren, lanbwirthſchaftliche Maſchinen, Steinwaaren, Kurzwaaren. Sehr bedeu⸗ tend ſind die Zollerhöhungen auf Meſſer⸗ ſchmiedwaaren, Schreibfedern, Nähnadeln und feine Kurzwaaren. Der Mehlzoll wird auf 3⅝, Weizen, Roggen, Malz auf 1½, Hafer auf/ Gulden erhöht. Das wäre alſo die Antwort Oeſterreichs auf Deutſchlands Schutzzollgeſetzgebung, eine Antwort, die um ſo begreiflicher iſt, als in Geldſachen bekanntlich nicht blos die Gemüthlichkeit, ſondern auch die Freund⸗ ſchaft aufhört. Die Mächte haben ſich herbeigelaſſen, den griechiſchen Miniſterpräſidenten Dely⸗ annis wieder mit einer diplomatiſchen Note zu beehren, die— weitere Erklärungen fordert!! Was iſt da noch viel zu erklä⸗ ren?! Griechenland ſchlägt dem„vereinigten Europa“ ein Schnippchen um's andere, ——————————————— 8 Er. bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Mannheim. Donnerſtag, den 6. Mai 1886. Der Trompeter von Säkkingen. Oper in vier Aufzügen nehſt einem Vorſpiel. Muſik von Vietor E. Neßler. .W. Wenn auch der Inhalt der Anklage⸗ chrift, die ich gegen den Tromypeter alias Neßler vorzubringen hahe, im großen Ganzen in Folge wiederholter Vorkommniſſe als er⸗ ſchöpft anzuſehen iſt, ſo kann ich doch nimmer⸗ mehr verſäumen, immer wieder meinen Warnungsruf ertönen zu laſſen:„Laßt euch nicht bethören!“ Wenn es in Beutſchland einen Reichsſtaatsanwalt für Kunſtſachen fäbe, dieſer Victor Neßler läge längſt in etten und Banden, würde durch verſchärfte Einzelhaft die Luſt verloren haben, deutſche Dichterwerke mit ſeinem langweiligen Sing⸗ ſang zu verunſtalten. Wenn die Oper nicht ar zu ſchlecht wäre, würde ich zu einer Neu⸗ ſtudirung derſelben rathen, bei der zunächſt der Graf von Schönau geſungen werden müßte, ſonſt manches andere auch einer er⸗ neuten Auffriſchun werden könnte. Aber es lohnt ſich wohl kaum, wer weiß, wie lange die Trompeter-—Herrlichteit dauert, wie bald und traurig ſie enden wird. Unſere Oper hat in dieſer Woche wahre Heldenthaten geliefert, ſie hat vier Vorſtellungen heraus⸗ ebracht, die ſich ſehen und hören laſſen onnten. Niemand hätte dies für möglich gehalten und ſtaunend ſtehe ich vor dieſer nun vollbrachten Siegesthat. Es muß übrigens doch manches faul ſein im Staate des Schau⸗ ſpiels, daß man deſſen ſo gar wenig eingedenk wird und es aus dem Tempel ſo kränkender Weiſe verbannt. Jene vier Opernthaten waren überhaupt nur möglich durch die ſtaunenerregende Unermüdlichkeit, mit der unſere Frl. Sorger zweimal Pamina, einmal Earmen und Trompeter⸗Marie in der ge⸗ winnendſten, liebenswürdigſten Weiſe uns zur —— und andern— Nachahmung ſchuf. eſtern erſchien die Marie wieder in einziger, Poeſiedurchtränkter Wiedergabe ſeitens Frl. Sorger, die auch noch bekanntermaßen mit ihrem Werner⸗Knapp alle Ehre einlegt. Hoffentlich iſt Herr Knapp bis Sonntag beſſer disponirt, als er es geſtern war⸗ Eine Neubeſetzung war der geſtrigen Auf⸗ führung vorbehalten, der König Mai war und zwar mit ſolchem Erfolge, daß man ſeine Freude daran haben könnte, wenn nicht dieſes frevelhafte Spiel mit dem Völkerfrieden mit der Ruhe Europas ab⸗ ſolut unverträglich wäre. Die öffentliche Meinung der Vereinig⸗ ten Staaten verlangt einſtimmig die ſtrengſte Beſtrafung der Urheber der letzten blutigen Unruhen und energiſche Maß⸗ regeln, um der Wiederkehr derſelben vor⸗ zubeugen. Sie thut das mit vollem Rechte, nicht allein mit demjenigen der Selbſt⸗ erhaltung. Die Fundamente des großen Staatengebildes jenſeits des Ozeans ruhen einzig und allein auf der Achtung vor dem Geſetze, die auch der eingeborene Ame⸗ rikaner dieſem niemals verſagt, die aber von dem Ausländer erfahrungsgemäß nur zu oft verletzt wird. Wer will es da den amerikaniſchen Behörden verargen, wenn ſie endlich einmal den Beweis dafür lie⸗ fern wollen, daß alle Diejenigen ſich in einem Irrthum befinden, die da glauben, die Vereinigten Staaten wären nur dazu da, um als Verſuchsfeld für anarchiſtiſche „Putſche“ zu dienen. Neueſte Nachrichten. Gumbinnen, 6. Mai. Bei der Reichs⸗ tagserſatzwahl in Sensburg⸗Ortelsburg wurde Freiherr v. Merbach(konſervativ) faſt einſtimmig gewählt. Wien, 6. Mai. Aus Athen theilt die „N. Fr. Pr.“ die Nachricht mit, daß, wenn die Antwort Delyannis' auf die heutige Note der Mächte unbefriedigend ausfallen ſollte, die Geſandten Athen ver⸗ laſſen würden. Jedoch würden deren Sekretäre als Geſchäftsträger zurückbleiben. Rom, 6. Mai. In Virenza ſind heute 12 Erkrankungen und 5 Todesfälle an Cholera vorgekommen. Venedig, 6. Mai. Vom 5. auf den 6. Mittags ſtarben hier 5 und erkrankten 3 Perſonen an Cholera. Brindiſt, 6. Mai. An der Cholera erkrankten reſp. ſtarben hier 1/1, in Oſtuni 4/0, in Oria 2/1 Perſonen. Athen, 6. Mai. Die Vertreter der fünf Mächte überreichten Delyannis eine Note, welche weitere Erklärungen fordert. Dely⸗ annis rief ſofort einen Miniſterrath zu⸗ ſammen. Chicago, 5. Mai. Die Polizei fand in den Bureaux der„Arbeiter⸗Zeitung“ und an anderen von den Anarchiſten be⸗ ſuchten Orten gegen 40 Dynamitbomben auf. Die geſtern unter die Polizei ge⸗ ſchleuderten Dynamitbomben ſoll der Führer der Anarchiſten, Michael Schwab, gewor⸗ fen haben. Nachmittags wurde die Poli⸗ zei abermals von einer größeren Menge angegriffen, die Polizei ſchoß mit Revolvern und trieb die Meuterer dadurch auseinan⸗ der. Es geht das Gerücht von der Exi⸗ ſtenz eines Komplots zur Anſteckung der Holz⸗Lagerplätze. in früheren Zeiten in Frl. Kirſchbaum ſeine Vertreterin gefunden hatte. Ich bin zu wenig eingeweiht in die Geheimniſſe der pantomi⸗ miſchen Kunſt, um irgend welchen Vergleich fſchen beiden Prätendentinnen anſtellen zu önnen, bin aber der Meinung, daß ein ſolcher nicht zu Gunſten des Fräul. Wagner aus⸗ ſallen würde. Maunheimer Frühling. Alliährlich, wenn die eiſigen Winde aufge⸗ hört haben, den Leuten die Hüte von den Köpfen ſa wehen und die Unglücksfälle beim Nachen⸗ ahren ſich wieder einſtellen, hat man ein untrügliches Zeichen dafür, daß endlich der Wonnemond die Winterſtürme verjagt hat, daß es Frühling geworden iſt. Ach] welch' wonniges Gefühl, wenn die Töchterſchülerin⸗ nen im Flügelkleide ihre reſpektiven Naſen und Näschen vorwitzig in die„blüthenduft⸗ eſchwängerte Luft“ heben und ihre lhriſchen rühlingsergüße zu Papier zu bringen beginnen. „Blüthenduftig ſtrömts hernieder „Auf die thaubefeuchtete Flur, —— Frühling wird es wieder, „Vergangen iſt 990 Winters Spur oder „Schwing dich anf mein junges Herz „Auf des „Beendet iſt der Kälte Schmerz, „Frühlingsſonnen zu dir dringen. So ſchön nun das Beginnen des Frühlings iſt, ſo feſt bin ich überzeugt, daß ihn die Vä⸗ ter, Mütter und ſonſtige nyerwandte ſolcher blauſtrumpfwirkenden Backſiſche verwünſchen und der Zeiten gedenken, wo ſie bei der ehr⸗ ſamen Mutter ſitzend Strümpfe ſtrickten. Es bringt eben jeder Frühling neue Schnaken mit ſich. Für Mannheim bringt je⸗ doch der Frühling eine Gabe mit in ſeinem Gefolge, die zwar dem Detailverein weniger zuſagt, die aber den Mannheimer Schul⸗ jungens und bemanſchetteten Ladenſchwengels um ſo mehr Freude bereitet: Die Maimeſſe. Wonniges Gefühl durchſtrömt die Adern, wenn es heißt:„Bitte, meine Herren, ſchießen's mal'““ Oder wenn ein Aus⸗ rufer leiſe ins Ohr flüſtert:„Kommen's herein, nur für Herren, ſehr pikant.“ Nun wird raſch umgeſchaut, ob kein Bekannter in der Nähe, dann ſchnell„Was koſtet'?“„50 Pfennige.“„Nur hier herein, auf Arl. Waaber überaegangen, nachdem er Trichte über den Froſtſchaden, Newyork, 6. Mai. Die Journale ſpre⸗ chen ſich auf das Schärfſte gegen die anar⸗ chiſtiſchen Ruheſtörungen aus und verlangen eine exemplariſche Züchtigung der Urheber und Theilnehmer derſelben. Die Regier⸗ ung in Waſhington ſandte aus Vorſorge Truppen nach Eineinatti. Powderly ſprach ſich im Namen der„Knights of Labour“ auf das Entſchiedenſte gegen die Aus⸗ ſchreitungen der Anarchiſten aus. Vom Tage. * Eisſchrauk. In Nr. 106 unſeres Blattes ſoll es heißen bezügl. des patentirten Eisſchrankes des Herrn Heberer,„Altbayeri⸗ ſche Bierhalle“ in N 4. 11, und nicht„Alt⸗ deutſche Bierhalle““ Wir nahmen Einſicht von dieſem aufgeſtellten Eisſchranke und müſſen eingeſtehen, daß die practiſche Seite deſſelben ſofort in die Augen fällt. Dadurch, daß der Schrank durch eine Querwand in zwei Theile getheilt iſt, kann z. B. ein Faß Bier, ehe es angezapft wird, gekühlt werden. Durch eine einfache Curbeleinrichtung nebſt Kreuzkette wird das Faß in die Höhe ge⸗ wunden, wo es auf feſtem Unterlager ruht. Das Bier bleibt gleichmäßig kühl und kann bis zum letzten Tropfen verwendet werden. * Froſtſchaden. Aus allen Weinbau treibenden Bezirken kommen betrübende Be⸗ welcher in den krſten Mainächten entſtand. An manchen Orten wurden die Hoffnungen der Winzer gänzlich zerſtört, an andern Orten iſt der Schaden weniger groß, aber immerhin em⸗ pfindlich. * Verhaftung. Ein junger Kaufmann aus Schwetzinsen wurde wegen Unterſchlag⸗ ung anvertrauter Gelder geſtern Abend auf dem Meßplatz verhaftet und nach dem Amts⸗ gefängniß verbracht. * Karlsruhe, 6. Mai. Geſtern tagte da⸗ hier im Kaffee Nowack der Verbandstag ba⸗ diſcher Gaſtwirthe, der von allen Theilen des Landes von Delegirten beſchickt war. Die Verhandlungen leitete der Vorſitzende Herr J. Leers⸗Karlsruhe, der die Anweſenden Herzlichſte begrüßte. Herr Maier, Karlsruhe erſtattete den Jahresbericht u. Herr Kuſterer, Karlsruhe den Kaſſenbericht, worauf dem Bor⸗ ſtand Decharge ertheilt wurde. Weiterer Ge⸗ genſtand der Tagesordnung iſt:„Anſchluß an den deutſchen Gaſtwirthsverband.“ Hierzu wird der Antrag geſtellt, den Anſchluß an den Verband auf ein Jahr zu vertagen und die Gründung eines ſüddeutſchen Verbands mit aller Energie zu erſtreben. In der De⸗ batte wurde hervorgehoben, daß die Inter⸗ eſſen der norddeutſchen und ſüddeutſchen Gaſt⸗ wirthe ſehr verſchieden ſeien, wodurch es frag⸗ lich werde, ob durch den allgemeinen Verband die Intereſſen der ſüddeutſchen in wünſchens⸗ werther Weiſe gewahrt würden. Auch der alsGaſt anweſende Herr Reinemann von Darm⸗ ſtadt die Gründung eines ſüddeut⸗ ſchen Verbands und führte als Beiſpiel das Vorgehen des Verbands heſſiſcher Gaſtwirthe an. Nach lebhafter Debatte fand der Antrag der Vertagung des Anſchluſſes an den deut⸗ ſchen Verband und die Gründung eines ſüd⸗ deutſchen Verbands einſtimmige Annahme. Der fernere Punkt der Tagesordnung: Jeder Ortsverein ſoll bei ſeiner betreffenden Gemeinde beantra⸗ gen, daß bei Conceſſionsertheil⸗ ungen durch den Bezirksrath, Wirthe, die Mitglieder des Ver⸗ eins, zur Berathung zugezogen werden, wird von Herrn Müller⸗Mann⸗ heim auf das Eingehendſte begründet und mit dem Zuſatz angenommen, daß eine ich Sie zu Miß Stella führen.“ Ungeduldig ſchnell betrachtet man die Bilder, dann geht's einer nach dem andern in ein Nebenkabinet, Preis 50 Pfennige, um von einer nichts we⸗ niger als ſchönen Dame— die Zukunft ge⸗ wahrſagt zu bekommen. Doch läßt es die „Ehre“ nicht zu, daß man das Geheimniß verräth, vielmehr ſorgt der Reingefallene mit dunklen Reden dafür, daß die anderen Herren ebenfalls reinfallen.— Changoment des deco- rations.„Hier iſt z1 ſehen„Thauma“, die Dame ohne Unterleib, frei in der Luft ſchwe⸗ bend. Entreée 25 Pfennige die Perſon.“ Man trittein, wirklich frei in derLuft ſchwebt der Ober⸗ körper einer jungen Dame, ſie ſpricht, lacht, kokettirt, kurz thut alles was andere junge Damen auch ausführen. Die Täuſchung kann nicht vollendeter ſein, wenn man nur„da⸗ hinter“ kommen könnte.— Vorbei, vorbei. „Soeben Vorſtellung in dem Löwenkäfig. Die ſchönſten und wildeſten Exemplare ſind hier in der Menagerie von Scholz zu ſehen.“ Be⸗ ſuchen wir auch dieſe. Lauter wirklich ſchöne Thiere, die man ſelbſt ſchön findet, wenn man den Zoologiſchen Garten in Frankfurt geſehen hat. friedigt von dem Geſehenen verlaſſen wir die Bude, um uns an dem poſſirlichen Ge⸗ bahren von Meiſter 15 jr., der auf manns⸗ Podium vor derſelben thront, zuergötzen. n ſentimental⸗elegiſcher Stimmung ſtellt er ſich auf die Hinterfüße, drückt die rechte Vorderpfote an die jugendliche Bruſt und ſteht ſo in thea⸗ traliſcher Poſe, wie wenn er einen Monolog aus irgend einem Trauer⸗, Schau⸗ oder Luſt⸗ ſpiel herabwettern wolle. Doch den armen Petz kümmert kein derartiges Machwerk, ſeine Wünſche ſind weit proſaiſcher, er wittert den Duft von dem baldig zu verabreichenden Abendmahl.„O ſelig, o ſelig ein Bär doch zu ſein!“— Von hier wenden wir uns wieder in die ſüdlichere Zone der Rieſendame, der ſtärkſten Herkuleſſin der Welt“. So gewagt ieſer Pleonasmus auch erſcheint, die Dame verdient ihn, da es ihr ein Leichtes, mit einem mit 850 Pfund beſchwerten Corpus ſich dem Publikum zu präſentiren. Warum ſetzt man eigentlich ſolchen Koryphäen keine Deukmäler? Es wäre gewiß eine Zierde des Meßplatzes. Berechtigt halte ich ſie ebenſogut wie einen gewiſſen Herrn oon Schiller, der doch nur einen Druck auf den Geiſt anderer Menſchen ausgeübt, während dieſe Dame auf ſich ſelbſt einen ſolchen ausübt. Nun hieß es bekanntlich bitte, ſehen Sie in iene Gläſer, nachber werde dresbezügliche Eingabe an das Miniſterium des Innern gerich⸗ tet werden ſoll. Bezüglich der Aichung der Fäſſer liegt der Antrag vor: Es mö ge bei der Reichsregierung dahin gewirkt werden, daß die Transportbierfäſ⸗ er alljährlich geſetzlichgegichtwer⸗ en müſſen. Herr Kuſterer von Karlsruhe begründet dieſen Antrag und empfiehlt die Annahme deſſelben, was denn auch geſchieht. Bezüglich der Bekämpfung des Handels mit geiſtgen Getränken durch Nichtwirthe verlieſt Herr Glaßner, Karlsruhe eine vom Ausſchuß des Verbands badiſcher Gaſtwirthe entworfene Bittſchrift an das Finanzminiſterium, in welcher um ausgleichende Beſteuerung gebeten wird. Derſelben wird einſtimmig zugeſtimmt. Bezüglich der Weinſteuer wird Vertagung angenommen, da ein ſüdweſtdeutſcher Verband der dieſe Angelegenheit in zweckdienlicher Weiſe in die Hand nehmen könne noch nicht beſtehe. Bei der Wahl des Vororts ſchlägt Karlsruhe Mannheim vor und wurde der Vorſchlag auch angenommen. Hierauf ſchloß der Vorſitzende den Verbandstag mit dem Wunſche, es möge dem neuen Vorort gelingen, baldigſt einen füddeutſchen Gaſtwirthsverband ins Leben zu rufen und brachte ein Hoch aus auf den Groß⸗ herzog von Baden und das Großherzogliche aus. Die Theilnehmer verſammelten, ſich Ger in den Ränmen der„Eintracht“ zu einem Banket, wobei eine Abtheilung der Militärkapelle conzertirte. OFrankenthal, 6. Mai. Es dürfte Ihre Leſer intereſſiren, daß auch hier die auf geſtern Abend in Ausſicht genommene Volks, verſammlung mit Herrn Dr. Schönlank als Referenten geſtern Nachmittag noch per Ortsſchelle“ verboten worden iſt. Das Ver⸗ bot iſt um ſo bemerkenswerther, als die Be⸗ hörde ſeit der von unſeren So ialdemokraten erhobenen Anfechtung der Wahl des Dr. Groß zum deutſchen Reichstage alle von den⸗ ſelben einberufenen Verſammlungen in unſerer Stadt ohne Bedenken geduldet hat. Handel und Verkehr. f. Manuheim, 1. Mai. Der Mann⸗ heimer Petroleumverkehr in der Woche vom 24. April bis 1. Mai 1886 hat ſich verglichen mit dem Verkehr in der Parallel⸗ woche des Voriahrs in nachſtehender Weiſe vollzogen: 1886 188⁵ Vorrath Anfang der Woche 7705 571¹1 eee, e, e uſammen 9290 7746 592 9²9 Vorrath Ende der Woche 8698 6817 Während obiger Woche wurden 80 Teſt⸗ proben entnommen. Amerikanische Produkten-Märkcte Schlusscourse vom 6. Mai, mitgetheilt von E. Blum& Strauss, Mannhelm. Rew-Vork Ohicago Monat Wei⸗ Wei⸗ 188 zen Mais Schmalzf Caſſee en Mais Schmak Mal 90% 47½ 517.40 547cæ— Juni 9¹ 46/.217.6578%/8 86.87½ Juli 91% 46½.28.25 60¼8 37.98½ August 91½ 47.85.20 81¼ 37¾.00 Septbr. 92/—.20 81/4(—— Oktbr,—— 648.20(——— Novbr.———.20——— Deab. 96—— 17.200——.07½ Januar“——————— Febr——————— März—————— April——————— Mai 10¹— W—— Tendenz: Weizen niedriger, Mais niedriger, Schmalz unverändert. „Bezwinge oder— was dasſelbe— bedrücke dich ſelbſt“. Ergo dürfte die Berechtigung gerechtfertigt ſein. Genug der Worte. Noch fin⸗ det ſich Skoff für weitere Betrachtungen. Das Theater Weiffenbach bringt die guf keiner Meße zu entbehrenden Geiſter, Geſpenſter, Schlangen⸗ menſchen ꝛc. Wieſo dieſe Schaubude Thea⸗ ter“ heißt, weiß ich nicht. Gewiß, weil ſie eine Bühne beſitzt; nun, wenn dieſe Bretter auch nicht die Welt bedeuten, ſo kunterbunt, wie in der Welt geht es dort gewiß zu. Als ob es im gewöhnlichen Leben keine Schlangen⸗ menſchen gäbe, die ſich durch die Wirren des Daſeins mittelſt Verdrehungen und Krüm⸗ mungen bis hinauf auf eine Höhe, die andern Menſchen ſehr bedeutend ſcheint, bringon. Dann die Produktionen am Reck in höchſter Höhe, gleichen ſie nicht den gefährlichen Wag⸗ ſtücken der Großen, der Günſtlinge? ein Fehl⸗ 90 und ſie liegen zerſchmettert uriten. Das eben eines ſolchen„Theaters“ hat ſchließlich mehr Aehnlichkeit mit den wirklichem, wie jenes auf den Hof⸗, National⸗ und Gott weiß welchen Bühnen. Was ſonſt die Frühlings⸗ meſſe beut, gehört dem Resc der todten und lebenden Hippologie, der Pho ographie, der Lutſchologie, dem Schießweſen oder beſſer dem Schießunweſen und dem höheren Ulk an. Wenn man nun ſchließlich ſich frägt, welchen Werth hat denn ſolch eine Meſſe, ſo kann man getroſt ſagen: Keinen. un man weiter frägt, warum beſteht ſie noch, ſo ſagt man: Ich weiß es nicht. Will man es aber abſolut wiſſen, ſo ſagt man: Weil es ein Zopf aus uralten Zeiten, der keinem aus dem inn will.„Hffen geſagt, ich möchte ihn auch nicht vermiſſen, dieſen Zopf, eir hängt 0 ſchön an dem Kopfe und wackelt hie und a recht wunderbar neumodiſch. Malchmal regt es ſich wie neues Leben in deni alten Mofae man könnte glauben, estſei ein wenig Frühlingskraft in ihn gedrungen. So mag er denn bleiben und mit jedem Lenze friſch ſprießen, nur damit wir ihn mit jodem Herbſte friſch begraben können. Es liegt eben in den Feſten und Freuden eines jeden Pol⸗ kes ein Stückchen Nationalität, die auch dem ſtärkſten Peſſimiſien ein Piee Lächeln ad⸗ ringt, wenn er denkt: ie wenig Mittel, um den Menſchen zwei vergnügte 8 u bereiten.* am Tempzl von Delphi als göchte Lehre⸗ l ——*