EEEPr 2 EEECCCCCCCCCPCCCCCCCCCFECCCECCTVETETEEPVTEeeern Abonnententspreis: p% Monat 50 Afg.— Auswärts durch die Noſt 65 Pßg Man abonnirt in Rlaunheim bei der Expedition k 6. 2, ſowie le allen Zweig⸗Expebitionen und Trägerinnen.— Auswärts bei allen Poſt⸗Anſtalten des deutſchen Reiches und den Briefträgern. Die Basiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Politiſche Ueberſicht. * Mannheim, 10. Mai. Deutſchlaund. Den Ultramontanen wird es ſchwer, ihre Freude über die Thatſache, daß der Kanzler ſeinen Frieden mit dem Papſte gemacht, zu verbergen. Mit er⸗ klärlicher Selbſtgefälligkeit und ſchmunzeln⸗ der Behaglichkeit malen ihre Organe jetzt die Zukunft aus und ſie ſind ſogar ſo freundlich, der Reichsregierung als Aequi⸗ valent für ihr Entgegenkommen ein ent⸗ ſprechendes Quantum„Patriotismus“ von jener Qualität zu offeriren, die an maß⸗ gebender Stelle für die allein ächte ge⸗ halten wird. So ſchreibt u. A. der gewiß beachtenswerthe„Weſtf. Merkur“:„Jetzt gewinnen die Katholiken wieder die rechte Freudigkeit, an den nationalen Aufgaben mitzuarbeiten; die Erfüllung unſerer patrio⸗ Aſchen Pflichten wird uns erſt jetzt recht zu einer Befriedigung des Herzens. Die Einigung Deutſchlands, welche 1871 mechaniſch hergeſtellt wurde, vollendet ſich im Jahre 1886. Es konnte kein beſſeres Mittel gefunden werden, die monarchiſche und natienale Geſinnung der Katholiken zu beleben, als die Beendigung dieſes un⸗ endlich verbitternden une alle bürgerlichen Verhältniſſe vergiftenden Kampfes.“ Wie lange wird es dauern, bis unſere Ultra⸗ montanen ſich an ihrem jetzigen Erfolge ſatt gefreut haben und den von ihrem Führer bereits vor Monaten in Ausſicht geſtell⸗ ten„Kampf um die Schule“ beginnen?! — Unter der Aufſchrift„Das Volk in Waffen“ macht ein bayeriſches Blatt intereſſante ſtatiſtiſche Mittheilungen, aus denen hervorgeht, daß Bayern eine Armee militäriſcher Penſionäre zu unterhalten hat, die nicht viel geringer iſt, als die aktive Armee unſeres Großherzogthums Baden. Dieſe„penſionirte Armee“ umfaßt 36 Generale, 60 Oberſten, 77 Oberſtlieu⸗ tenants, 81 Majore, 306 Hauptleute und Rittmeiſter, 99 Premier⸗ und 119 Se⸗ konde⸗Lieutenants, 44 Aerzte, 106 Ver⸗ waltungsbeamte, 14 Auditeure, 22 Sekre⸗ kbre, 8 Veterinäre, 3 Apotheker, 105 Un⸗ lerbeamte, 29 Junker und Hartſchiere, 567 Feldwebel und Wachtmeiſter, 1208 Unteroffiziere und 4593 Gefreite und Ge⸗ Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. Jean Becker. WB. Auf daß die Nachwelt ſeiner bleibend gedenke, daß ſtete Erinnerung ſich an ſeinen Namen hefte, wurde geſtern vor aller Welt Augen das Bild ſeiner körperlichen Hülle als monumentales Zeichen treuer Verehrung und anhänglicher Dankbarkeit unſerer Stadt, die den Verblichenen ihren Sohn nennen durfte, uüͤbergeben. Innigſter Dank ſei denjenigen gezollt, die ſich über das Grab hinaus ſo werkthätiger Hochſchätzung bewußt geworden ſind; möge die nun empfangende Stadt ſtets des hohen Werthes des bedeutſamen Zwecks dieſes Geſchenks eingedenk bleiben!— Necht vielen war es vergönnt, ſo unaufhaltſam ſieg⸗ reich vorwärks zu dringen, ſo ſtetig des Welt⸗ ruhms ſich zu erfreuen, ſo unwiederſprochen als Einziger, unnachahmlicher zu gelten, als es Jean Becker der Götter Wille beſchieden hatte. Möge darum auch noch in ſpäteren 11 0 der Wanderer, der an jch nun ge⸗ eiligten Stelle vorübergeht, ſich der zwei⸗ achen Heitigung die jene Stelle erfahren, erinnern, daß die Stadt Mannheim einen großen, weithin berühmten Sohn beſeſſen, daß ſie ſich dieſes Sohnes würdig gezeigt, indem ſie in memoxiam“ ſeines unvergäng⸗ lichen Ruhmes ein äußeres Zeichen zu Aller Gedenken hatte errichten laſſen. Von ſo un⸗ beſchreiblicher Univerſalität, von ſo faszini⸗ render Beredtſamkeit war Jean Becker's Künſt⸗ lerſchaft, daß der Verfaſſer dieſes, der das Glück hatt⸗, dieſem ſeltenen Manne perſbnlich nahe zu ſtehen, ſich Zwang anthun muß, in nicht gar zu hymnenartige Lobespreiſungen zu verfallen.— Allen, die jemals ſich dieſem Herausgeber Dr. lur. Bermann Paas in Mannheim, künſtleriſchen Potenz, der Zauber, den ſeine Volksblat ———— meine. Das ergibt eine Armee von 7477 Mann im Penſtonsſtande! Dieſe Armee erfordert allein 3,771,845 M. zum Un⸗ terhalte, und hiervon wieder treffen 2,567,471 M. allein auf die 1080 Offi⸗ ziere und Beamten, während ſich die 6397 Mannſchaften mit 1,204,374 M. begnü⸗ gen müſſen. Die 36 penſionirten Gene⸗ rale allein erhalten 308,371.! Zu dieſer intereſſanten Armee gehören noch 66 Offiziere und 11 Beamte, die auf Wartegeld geſtellt ſind, d. i. ſuſtentirt werden.— Daß man bei uns indeſſen heidennäßig viel Geld hat, kann man aus den letzten Berichten erſehen, welche dem Bundesrath von der Reichsſchuldenkommiſ⸗ ſion zugegangen ſind. Nach dieſen belief ſich der Beſtand des Reichsinvalidenfonds am 30. Juni 1885 auf 499,438,191 Mark, der Beſtand des Feſtungsbaufonds auf 30,950,600 Mk., und der Beſtand des Reichstagsbaufonds auf 20,996,400 Mk. Dazu kommen noch die 120,000,000 Mk., welche als eiſerner Kriegsfonds unverzins⸗ lich in dem Juliusthurm der Feſtung Spandau liegen. In Summa 671,385,195 Mark, welche mit Ausnahme des Reichs⸗ tagsbaufonds ausſchließlich militäriſchen Zwecken dienen, neben den ca. 400 Mil⸗ lionen, welche der ordentliche Militäretat jährlich aufweiſt. Oeſterreich⸗Ungarn. Seit Wochen be⸗ richten die Blätter von einer bedenklichen Bewegung unter den polniſchen Bauern Galiziens. Obwohl von Maſſenverhaf⸗ tungen der Ruheſtörer berichtet wird, ſcheinen eigentliche Gewaltthaten ſeitens derſelben doch noch nicht vorgekommen zu ſein. Die Urſache der immerhin nicht ungefährlichen Gährung wird darauf zu⸗ rückgeführt, daß der Großgrundbeſitzerſtand ſeit Jahren die Ausbeutung der bäuerlichen Bevölkerung ſyſtematiſch und in ber ſcham⸗ loſeſten Weiſe betreibt, in einer Weiſe, die im Jahre 1846 zu furchlbaren Gräuel⸗ thaten der Bauern wider den Adel ge⸗ führt hat. Dazu kommt noch, daß der allgemeine landwirthſchaftliche Noihſtand auf dem unwiſſenden und abergläubiſchen, dem Schnapsgenuſſe ergebenen galiziſchen Bauernſtande weit drückender laſtet als auf den ſittlich und geiſtig höher ſtehenden Bauernſchaften der übrigen Theile geiſtesſprühende⸗ Perſönlichkeit ausſtrahlte. Fean Becker's Künſtlerſchaft kryſtalliſirte in ſo verſchiedenen Farben, merkwürdige Begabung erſtreckte ſich auf ſo manche menſch⸗ liche und künſtleriſche Eigenſchaften, daß es unendlich ſchwer erſcheint, all' deſſen in ge⸗ drängter Form zu gedenken. Niemanden iſt ja der Siegeszug der„Florentine r“ unbe⸗ merkt geblieben, als deren geiſtiger Urheber, als deren muſikaliſcher rector Jean Becker zu gelten hatte. Nach einer glanzvoll verlebten Virtuoſenepoche gewann er die Ueber zeugung, daß die ſüßen Freuden die dieſe Göktin ihm ſpenden könne, ſich ſehr bald in Schmerzen wandeln könnten, er wandte ſich ab von der geſchminkten Aftermuſe und faßte den Muth den Schleier der reinen, heiligen Cäcilia zu lüften, und ewiger Lohn harrte ſeiner im Paradieſe, wo die Muſe ihm den Lorbeer um die Schläfe flechten wird. Das hohe techniſche Können im Vereine mit dem ſenſibelſten muſikaliſchen Geſchmack, die tem⸗ peramentvolle Energie ſeines muſikaliſchen das weitausſchauende geiſtige Ver⸗ mögen dieſes Mannes mußten ihn zu ſo aller⸗ höchſter Anerkennung gelangen laſſen. Er war gleichſam das Ideal eines Geigers, der alle, aber auch alle Fähigkeiten in ſich in licht⸗ vollſter Weiſe vereinigte. Wer würde nicht ſeiner begeiſterten und begeiſternden Inter⸗ pretation der claſſiſchen Schöpfungen ſich er⸗ innern können; mit welch' ſtürmendem Pathos wußte er den großen Beethoven, beſonders deſſen letzte Quartektgeheimniſſe zu geſtalten, mit welch' ſchalkhaftem Humor wußte er Jo⸗ ſeph Haydn zu beleben! Mit der bezaubernd⸗ ſten Innigkeit und der zarteſten Empfindung ſang er auf ſo wundervolle, herzenbewegende genialen Manne genähert, wird unvergeßlich Heiben die bezwingende Macht ſeiner hohen Srgan für Jedermann. der Monarchie. Eine gewaltſame Erhebung iſt daher nicht unwahrſcheinlich. Amerika. Der Telegraph meldet das Erlöſchen der Unruhen in Chicago, welche die drei erſten Tage letzter Woche erfüllt haben. Es ſoll in denſelben zu ſchrecklichen Auftritten gekommen ſein; na⸗ mentlich ſoll zum erſten Male die Dyna⸗ mitbombe als Waffe des rangirten Klaſſen⸗ und Straßenkampfs angewandt worden ſein. Wir ſagen ausdruͤcklich,„es ſoll“, denn bekanntlich ſind telegraphiſche Meldungen über derartige Unruhen nur mit der äu⸗ ßerſten Vorſicht aufzunehmen, wie noch eben wieder das Beiſpiel der engliſchen und belgiſchen Tumulte gezeigt hat. Aus den Vereinigten Staaten hat der offiziöſe Telegraph leider einen noch weit größeren Vorſprung, als aus England und Belgien, und ſo werden wir uns acht bis vierzehn Tage gedulden müſſen, bis uns Briefe und Zeitungen aus Chicago über die dor⸗ tigen Vorgänge aufklären. Inzwiſchen können wir unſern Leſern nur rathen, die Dinge möglichſt kaltblütig anzuſehen und die telegraphiſchen Meldungen einfach als noch unbeglaubigte Geruͤchte zu betrachten. Soziales und Arbeiterbewegung. — Aus Aachen erhält man jetzt erſt Nach⸗ richt, daß dortſelbſt zur Zeit der belgiſchen Unxuhen unter den Arbeiterinnen einer Ta⸗ bakfabrik ein nicht geringer Aufruhr entſtan⸗ den war. Ein aus der Rheinpfalz importir⸗ ter Werkführer hatte den Fabrikbeſitzer zu einer 33½prozentigen Lohnbeſchneidung be⸗ wogen, worauf ſämmtliche Arbeiterinnen die Arbeit niederlegten. Vor dem Fabrikgebäude ſammelten ſie ſich trotz der Vexſicherung des Fabrikherrn, daß der Werkführer entlaſſen werde, an, um dem Verhaßten eine Lektion mit auf den Heimweg zu geben. Nachdem ſich derſelbe den ganzen Tag verſteckt gehal⸗ ten, glaubte er Abends unbemerkt in Hemds⸗ ärmeln entwiſchen zu können. Er wurde je⸗ doch erkannt und mit Steinen und allem möglichen Erreichbaren auf ſeiner Flucht bom⸗ bardirt und es wäre ihm jedenfalls ſehr ſchlecht ergangen, wenn nicht einige der be⸗ rittenen, vor der Fabrik poſtirten, Schutzleute ihn in ihre Mitte genommen hätten. Dies Alles wäre nicht merkwürdig, wenn nicht die Arbeiterinnen in dem frommen, als ſtockultra⸗ montan bekannten Aachen rothe Tücher an Stangen geknüpft hätten die Sozialdemokra⸗ tie hätten hoch leben laſſen und Verſuche ge⸗ macht hätten, die Marſeillaiſe anzuſtimmen. Wenn in Aachen mit ſeinen vielen frommen Arbeitervereinen, wo bisher der Einfluß der Brahms, Volkmann, Rubinſtein, Dvorak nicht alles der niemals verſagenden Initiative Jean Becker's zu verdanken, wie dankbar gedachten ſie immerdar der ſelbſtloſen Hingahe, mit der er kühne Kämpfer für alles Bedeutende ihnen den Weg zur Populariſirung erſchloſſen. Von unermeßlicher, unerſetzlicher Bedeutung als Künſtler, mit den bezauberndſten Eigen⸗ ſchaften als Menſch ausgeſtattet, liebenswür⸗ dig, geiſtvoll und unbekümmert die reichen Schätze ſeines Wiſſens und ſeines Geiſtes verſchenkend, ſo ſoll uns Jean Becker in le⸗ bendiger Erinnerung bleiben, uns allen, die wir zu Hütern des Idealen auf dieſer Welt beſtellt ſind. Rundſchau über Theater und Kunſt. Die geſtern mitgetheilten Unterhaudlungen mit Lola Beeth haben bereits ihren Abſchluß gefunden, indem die Dame neuerdings für das Berliner Hofopernhaus auf mehrere Jahre verpflichtek wurde.— Daß ſich die Unarten eines Künſtlers auf einen anderen übertragen können, hat den Stuttgartern Herr Dr. Baſſermann bewieſen. Derſelbe ahmte nämlich Herrn Grienauer in Frankfurt nach und ſpielte im 1. Akt der„Karolinger⸗ ſeine Rolle nur mit Bewegungen und Mienen, ohne zu ſprechen. Dies alles, weil Herr Dr. Werther vor der Vorſtellung ſich die Be⸗ merkung erlaubte, er möge ein wenig leiſer ſprechen, da in ber Kritik das Schreien ge⸗ rügt worden war.— Ein ehenſo empfind⸗ licher Künſtler ſcheint Herr Reichmann in Wlen zu ſein, der um ſeine Entlaſſung bat, weil die„N. Fr. Pr.“ ſeine Leiſtung in„Figaro“s Hochzeit“ tadelte. Wir hätten hier eventuell Weiſe Mozart und Franz Schubert! Was genügend zu verzeichnen aus ſolchen Gründen; bier verſtehen eben die Anferttonspreis: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 30 Pfe Aurigen werden von allen Annoncen⸗Expebitionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengensmmen Bei größeren Aufträgen Rabatt, Botationsdruck der Or. H. Baas'ſchon Buchdvuckerei, k neben der katholiſchen Spitalkirche in Ranneim, Telephonanſchluß Nr. 218. Zeitung. Dienſtag, 11. Mai 1886. heurer dies Heiſtlichkeit auf die Arbeiter ein unge war, ſolche Dinge paſſtren, ſo dürſte Herrn Windthorſt und Kollegen, die ſtets Religion“ als Gegeumittel der ſozialen volution preiſen, denn doch veranlaſſen, etwas vorſichtiger in ihren Rodomontaden zu ſein; die ſoziale Frage läßt ſich eben nicht mit Weihrauchdunſt erſticken. erkwürdig blieb nur, daß die Behörden in Aachen durch⸗ aus nicht mit der„niederſchmetternden Energie“ vorgingen, welche ihnen Herr Puttkamer anbe⸗ 10 hatte; ſie beſchränkten ſich darauf, die rbeiterinnen zu erſuchen, die rothen Tücher zu enifernen und den Blättern das größte Pbt über dieſen Vorfall anzuem⸗ ehlen. Deutſches Reich. e München. Auf dem Umwege über Wien erfährt man, König Ludwig ſei ſo ſchwer erkrankt, daß die Aerzte bei Ein⸗ tritt der wärmeren Temperatur das Schlimmſte befürchten. Derartige Gerüchte ſind in letzter Zeit ſchon wiederholt auf⸗ getaucht, ohne daß es bei der Abgeſchloſſen⸗ heit, in welcher der bayriſche Monarch lebt, möglich geweſen wäre, ſie auf ihre Richtigkeit zu prüfen. So viel ſteht aber feſt, daß der Köͤnig vor einigen Tagen hier erwartet wurde, aber nicht eingetrof⸗ ſen iſt, obwohl der Extrazug für ihn be⸗ reit geſtellt war. Schulden ſind übrigens Dinge, die ſchon manchem Menſchen auf die Nerven geſchlagen haben, warum nicht auch einem regierenden Füeſten.— Die Verhandlung der gegen die Zivilliſte an⸗ hängigen Prozeſſe iſt auf den Juni ver⸗ ſchoben worden. Ausland. Belgien. Zur Beleuchtung der ſo⸗ zialen Zuſtände in Belgien bringt die „Voſſ. Ztg.“ nach belgiſchen Quellen folgende Mittheilung: 0 „Die Regierung hat eine aus 35 Mit⸗ gliedern beſtehende Kommiſſion„zur Prüf⸗ ung der Verhältniſſe der induſtriellen Ar⸗ beit und der Mittel zur Verbeſſerung“ ein⸗ geſetzt. Induſtrielle und Arbeiter ſind ſpär⸗ lich darin vertreten. Für die Kommiſſion kommt eine ſtatiſtiſche Arbeit des Direktors der Bergwerks⸗Abtheilung im Miniſte⸗ rium, Harzé, gelegen. Dieſelbe betrifft die Verwendungen der Frauen und Kinder in den Kohlenwerken und zeigt, wie gerade in der Provinz Hennegau die Frauen⸗ und Kinderarbeit ſchamlos ausgebentet wird. haben all die nun gros gewordenen, die[ Künſtler zu was die Kritik da iſt, nämlich, um denſelben Winke zu geben, wie ſie es bei einer Wiederholung machen ſolle. Daß einige der Künſtler die Winke nicht befolgen, liegt lediglich an deren Naturanlagen.— In London und Paris wird eifrig für Wagner Propaganda gemacht. In London gab am J. dſs. Mts. Hans Richter ſein erſtes Con⸗ cert, deſſen Programm mit mehreren Wag⸗ nernummern verſehen war; in Paris veran⸗ ſtaltet Lamoureux Concerte, die vollſtändig aus Wagner'ſchen Compoſitionen beſtehen. Es ſcheint alſo doch, daß Wagner die Zu⸗ kunft beherrſchen ſoll, indeſſen nur ſo lange, bis ein beſſerer kommt, der ſagt: Uetat ceet moi, ich bin der einzig wahre Zukunftsmuſil⸗ ⸗ componiſt. Soeben erfahren wir Hüice einer Preibar⸗ mittheilung, das Herr Muſikdirektam Joſeph Brambach in Bonn eine Oper mit dem Titel „Ariadne“ vollendet hat und, wird dieſelee demnächſt an die Bühnen verſendet. H. R. H. Zum 9. Mai, Da unſer Theater es nicht für nöthig fand, den Manen unſeres unſterblichen Schiller an ſeinem 82. durch die Aufführung eines ſeiner Stücke den ſchuldigen Trihut dar⸗ ſo fütſten wir uns veranlaßt, das ndenken Friebrich Schiller's in einigen Wor⸗ ten zu feiern. b eine ſolche Todtenfeier nicht eine höhtere, als eine Anſtandspflicht iſt, dies zu erwägen, wollen wir dem Comitee überiaſſen. Es weiß jedes Kind, daß Schil⸗ ler den Ruhm der Mannheimer Bühne begründet hat, und oft genug und lang genug mußte der von Schifler ererbte Glorienſchein herhalten, die Mängel der ſpäteren Zuſtände zu verbergen. Im Grunde genommen batte das bieſige Theater 2. Deie Suviche Soirs⸗gertung. Sarnach waren in Belgien im Innern der Kohlenwerke beſchäftigt: Frauen Knaben Mädchen 1876 45⁴9 6413 3306 187 4825 9905 2959 4878 4627 9679 2823 1879 4342 9357 2829 1880 4717 9476 3262 4881 4554 9252 3519 1882 4528 9229 3066 1884 5102 8660 2154 Davon in der Proyinz Hennegau: Frauen Knaben Mädchen — 47 46 6645 2114 ie geringe 1884 eingetretene Vermin⸗ derung der Kinder entſtammt aus dem in⸗ zwiſchen 1883 ergangenen Reglement, wo⸗ nach fortab in den unterirdiſchen Arbeiten der Kohlenwerke Knaben unter 12 Jahren und Mädchen umer 14 Jahren nicht mehr werden ſollten; in Folge deſſen Kieg die Zahl der Frauen. Wie Harzé Darthut, 1883 die Zahl der beſchäf⸗ Agten Kinder 15 PCt. aller in Innern der Rohlenwerbe beſchäftigten Arbeiter; 1884 kunk ſie auf 13 pCt.“ Dies das Reſerat eines durchaus auf dem Mancheſterſtandpunkte ſtehenden frei⸗ fnigen Blattes, alſo einer gewiß unver⸗ Uüngüchen Duelk ſen Quelle. Neueſte Nachrichten. Berlin, 10. Mai. Von den ſüddeut⸗ ſchen Staaten ſollen zunächſt nur Würt⸗ temberg und Baden geneigt ſein, der ge⸗ planten neuen Branntwein⸗Beſteuerung ſich anzuſchließen. Madrid, 9. Mai. In dem Prozeß wegen des Angriffs auf die deutſche Ge⸗ ſandtſchaft am 4. September vorigen Jah⸗ res wurde einer der Anſtifter zu einem Jahre Gefängniß verurtheilt. Der Offi⸗ zier, welchem die Ueberwachung des Ge⸗ ſandtſchaftshotels übertragen war, wurde freigeſprochen. Aus Athen wird der„N. Fr. Preſſe“ gemeldet: Das Miniſterblatt„Proia“ er⸗ klärt, Griechenland wird nicht die Offenſive ergreifen, aber einen Angriff zurückweiſen. Bützom, der ruſſiſche Geſandte, trifft Mitt⸗ woch ein. Die griechiſchen Batterien am Pyräus und bei Phaleron wurden von Ar⸗ tillerie beſetzt. Die Bevölkerung iſt kriege⸗ riſch. Vom Tage. Barieté⸗Theater. Wir machten geſtern Ahend dieſem intereſſanten Unterhaltungsplatze auf der Meſſe über dem Neckar einen wieder⸗ holten Beſuch und erreichten unſern Zweck völlig, nämlich den: der anregendſten Unter⸗ haltung während einiger Stunden. Die Künſt⸗ ler ſpielten nicht allein mit größter Präciſion, ſondern auch, wie man wohl bemerkte, mit regſtem Eifer und bereitwilliger Freudigkeit, hexvorgerufen durch die reichliche Anerkennung des Publikums, welches die Sitzreihen bis zum letzten Platze füllte. Wir wollen uns Darauf beſchränken, heute nur über die intereſ⸗ ſanteſten Vorführungen einiges zu berichten. Hierher gehört vor Allem die 27. Piece des keichhaltigen Programms, von dem Herrn Direktor Weiffenbach ſelbſt vorgeführt:„Weif⸗ fenbachis illüſteirte Reiſemappe“, Lieblüngs⸗ piece des Königs von Sachſen. Aus einer, anſcheinend nur aus zwei zuſammengeklapp⸗ ten Pappdeckein beſtehenden, leexen, auf einem unbedeckten Drahtgeſtell ruhen⸗ en Reiſemappe entnimmt Herr Birektor Weif⸗ zilder, Kartoffeln, Hand⸗ körbchen, ein Glas Rothwein, eine lebende Ente, lebende Tauben 3 Meerſchweinchen, einen Käſig mit einem Kanarienvogel und zu⸗ fenbach nacheinander: kigentlich vecht keine Gedenkfeier zu veran⸗ ſtalten, denn wir find ſie wäre halb oder am Ende ganz mißglückt und Schillers Werke dürfen und ſollen nur vollendete Auf⸗ ——— erleben. Jede„Verhunzung“ der⸗ Aben muß als eine Sünde dem Dichter ge⸗ genliber angeſehen werden. Wenn wir uns fragen, was können wir zum Ruhme Schiller's noch ſagen, das noch eſagt worden wäve, ſo muß die Ant⸗ Pächts! Schiller lebt im Volke, Volk lebt in ihm, dies iſt das höchſte Ziel, das einDichter exxeichen kann. Da thun, das fühlt Jeder, der Schiller Werk Buch nicht der Zweck di Welen ſehr, kounn er Zweck dieſer Zeilen ſein, ein Langes-und Breites über ben Werth der⸗ ſelben zu brigen: ſie zu erwägen, ſie zu ſchätzen muß Jeder verſtehen; der Zweck die⸗ ſer Zeilen ſoll nur ein kleiner, kleiner Aus⸗ druck unſeres Dankes ſein und ſoll denen un⸗ ſeren Dichter ins S 0 zurückrufen, die ihn über das Getriebe des Alltäglichen ver⸗ gaßen. E R 0 — des Fean Becker⸗ mals. Die Einweihung Deuk Es war eine erhebende Feier, die geſtern Mann⸗ heim ſeinem großen Sohne Jeſnn Becker be⸗ keitet hat, und kann man dem Comitse nur Anerkennung zollen für die Hindabe t der es die Verwirklichung der vor einigen Monaten gefaßten Idee betrieb. Den ſchöniſten Dank mag dasſelbe in der geſtrigen einweihung ſehen, an der ſich alle Claſſen der hieſigen Bevölkerung gteichmäßig betheilißten. In eng gedrängten Reihen ſtanden die Zuſchauer in Erwartung des Zuges der Eingeladenen. Endlich um /12 Uhr bewegte ſige derſelbe 8 9* 3* 0—9 6* zum Dentmal an der Spitze dar ehrſame dem er allen deuen, die zum Gelingen beige⸗ Gemülh ſo gar wenig. Geſtern verſchärſte LAich das Wariurium bas Lernlkiucbk, nach. welcher das kunſtvoll gearbeitete Modell des letzt einen großen, wohlgenährten Haſen Wo⸗ her und wie dieſe Gegenſtände in die Mappe gekommen, iſt auch dem ſchärſſten Auge nicht erſichtlich. Wiederholter Hervorruf lohnte dieſes prächtige Zauberſtückchen. Von den lebenden Bildern geſiel uns am heſten die Gruppe der vier Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbſt und Winter. Jede Jahres⸗ zeit war ſcharf markirt, die Ausſtattung reich und prachtvoll, das Arrangement der einzelnen Figuren ſehr geſchmackvoll. Das Bild mußte wiederholt gezeigt werden. Die großartigen Leiſtungen der jungen Künſtlerin Anna auf dem Telegraphen⸗Draht ſind äußerſt ſchwierig und ſtaunenerregend und verdienen wirklich alle Anerkennung. Wenn dieſe junge Dame in ihren Exercitien ſo noch einige Jahre wei⸗ tere Studien macht, wird ſie gewiß noch eine große Zukunft haben und das Prädikat„un⸗ übertrefflich“ in ihrer Art erreichen. Die Pantomine:„Der verliebte Rekrut“ oder„Der verſpottete Sergeant aus dem 17. Jahrhun⸗ dert“ wurde flott ausgeführt und ſetzte manch⸗ mal unſere Lachmuskeln in Bewegung. Wir können den Beſuch des Variete⸗Theaters Je⸗ dem empfehlen, der ſich einige Stunden gut amüſiren will und wird jeder Beſucher gewiß die erhaltenen, angenehmen Eindrücke lange nicht vergeſſen. o Jagd auf einen Blumendieb. In der Nacht von Samstag auf Sonntag um /½12 Uhr wurde in der welche in der Nähe der von der Rhein uſt nach der Brücke führenden Zufahrtsſtraße liegt, ein Burſche von einem Schutzmanne betreten, welcher die dort befindlichen Sträucher ihrer, Blumen (Weinblumen) beraubte und ſchon eine große Anzahl Zweige abgeriſſen hatte. Beim Er⸗ blicken des Schutzmannes ergriff der Burſche, verfolgt von dieſem, die Flucht und ging es Ventre à texre eine große Strecke durch den Schloßgarten, Die Beine des Flüchtenden ſchienen die Eigenſchaft der Läufe des Haſen zu beſitzen; denn trotzdem der betr. Diener der heiligen Hermandad auch ſehr flink auf den Füßen iſt, vermochte er ihn leider nicht einzuholen. Wir ſagen leider, denn Ange⸗ ſichts der Plünderungen, wie ſie ehen wieder wie jedes Jahr trotz vermehrter Wachſamkeit hauptſächlich von den ſog. Maikurmachern an den Weinblumen tragenden Geſträuchern ver⸗ übt wird, wird in jedem Naturfreund, welchen der Anblick der Zerſtörungen nahe geht, der lebhafte Wunſch rege, es möge jeder dieſer Freyler erwiſcht und zur Beſtrafung gezogen werden. Der Burſche wird hoffent⸗ fich die Rolle eines gehetzten Wildes nicht noch einmal übernehmen wollen, wobei es weniger günſtig ablaufen könnte, und die aus⸗ geſtandene Parforce⸗Jagd ihm das Blumen⸗ abreißen gründlich verleidet haben. * Freiberrl. y. Hövel'ſche Stiftung. Geſtern 4 Uhr fand im Lokale der Kleinkinderſchule der Marien⸗Waiſen⸗Anſtalt der 57. Jahrestag der Frhrl. v. Hövel'ſchen Stif⸗ tung unter Theilnahme der Staats⸗ und Ge⸗ meindebehörden und einer größeren Anzahl früherer und jetziger Stiftlinge und deren Angehöriger ſtatt. Herr Stadtpfarrer Ruck⸗ haber hielt eine entſprechende Feſtrede und vertheilte alsdann die Preiſe. 58 männliche Stiftlinge erhielten zuſammen 889 Mark und variiren die Preiſe zwiſchen 5 und 32 Mark, 23 weibliche Stiftlinge erhielten Preiſe von je 6, zuſammen 138 Mark. An zwei Stiſt⸗ linge wurden deshalb keine Preiſe gegeben, weil ſie trotz Aufforderung keine Zeugniſſe über ihr Betragen einſendeten und 2 Stift⸗ linge wurden ausgeſchloſſen, weil ihre Zeug⸗ niſſe von der Gewerbeſchule nicht günſtig lauteten. An 3 Brautpaare, worunter 2 Stiftlinge, wurden unter den üblichen Be⸗ dingungen Ausſtattungspreiſe von je 500 M. vergeben. Einige Liedervorträge der Zög⸗ linge der Marien⸗Waiſen⸗Anſtalt trugen weſentlich zur Erhöhung der Feierlichkeit bei. * Der geſtrige Meßſonutag war die Folge des ſchönen Wetters von auswärts ſtark beſucht. Auf der Schaumeſſe über em Neckar war ein ſolches Gewoge, daß, wie man zu ſagen pflegt, kein Menſch um⸗ fallen konnte. Den Hauptanziehungspunkt bildete die große Scholz'ſche Menagerie, ſowie das Variété⸗Theater des Herrn eiffenbach; nicht minder gut waren die des Herrn Schaale, ſowie die Bude beſucht, in großen Vaters würdigen Söhne des Dahin⸗ geſchiedenen; Pab und Hugo Becker, die eifrig beſtrebt ſind, dem Ramen ihrer Familie den ererbten Ruhm zu erhalten, ihrer Va⸗ terſtadt zur Ehre. Nachdem der hieſige Sing⸗ verein die Feier mit einem ſtimmungsvollen Liede eröffnet, ergriff Herr Profeſſor Dr. A. Behagel das Wort. Der Redner be⸗ tonte hauptſächlich den Kunſtſinn der hieſigen Bevölkerung, der den Keim der Liebe zur Kunſt fortzupflanzen beſtrebt ſei und die Reg⸗ ungen der Kunſt eifrig fördre. Er preiſt dann in beredten Worten den heimgegange⸗ nen Künſtler, der nie, 61 1 auf der höchſten Stufe der Kunſt,geglaubt habe, genug gelernt 51 haben. In kurzen Umriſſen ſchildert der edner die Triumphzüge, die Jean Becker erlebt, wie ihn aber mitten in denſelben ſchon das Uebel befallen habe, dem er am 10. Oktober 1884 in ſeinem 51. Lebens⸗ jahreh erlegen.— Wenige Minuten nach 12 Uhr fiel denn die Hülle von dem wohl⸗ gelungenen Denkmal, unter den Klängen des Wagner'ſchen Trauermarſches, den die Kapelle Schirbel in tief ergreifender Weiſe ausführte. Inmitten eines ſchön angelegten Beetes erhebt ſich auf marmornem Sockel die Büſte Jean Becker's. Das geiſtvolle Auge blickt unter der hohen, freien Stirn in die Höhe, auf den, ein wenig geöffneten Lippen ſcheinen Worte des Dankes zu ſchweben. Die Vorder⸗ ſeite des Denkmals ziert eine Lyra inmitten eines Lorbeerkranzes, unter welchem der Ge⸗ burts⸗ und Todestag verzeichnet ſind; ganz Unten in beſcheidener, zurücktretender Weiſe iſt eine Widmung ſeiner Freunde, den Stif⸗ tern des von Herrn Manchot entworfenen Denkmals angebracht.— Als der Trauer⸗ marſch verklungen, betrat Herr Architekt Manchot die Rednerbüßhne und üherooß 51 ——— Hamburg⸗Amerikaniſchen Seeſchiſſes„Friſick zu ſehen iſt. Die photographiſche Anſtalt des Herrn Schneider war derart in Anſpruch daß es unmöglich war, allen An⸗ orderungen zu genügen.— An heiteren Epi⸗ ſoden fehlte es auch nicht; einem etwas ſtark angeheiterten Landbürger hatten es die Reize einer Schießbudendame derart angethan, daß er derſelben in aller Form einen Heiraths⸗ antrag ſtellte. Die beſſere Hälfte des ſo raſch Verliebten machte indeſſen von ihrem Rechte als Ehefrau den ausgiebigſten Gebrauch, in⸗ dem ſie ihren Ungetreuen ordentlich durch⸗ prügelte; ſodann nahm ſie ihm den wohlge⸗ ſpickten Geldbeutel nebſt Uhr ab und ver⸗ ſchwand. Einem begoſſenen Pudel gleich ver⸗ duftete der Don Juan vom Lande.— Sämmt⸗ liche Budenbeſitzer waren mit ihren Ein⸗ nahmen zufrieden. Die nahegelegenen Wirth⸗ ſchaften waren geradezu überfüllt. Der neue Speiſemarkt am Kapuzi⸗ nexplatz wurde heute früh eröffnet und iſt der⸗ 1615 auch ſchon ganz anſtändig befahren. Be⸗ onders Grünzeug iſt ſtark vertreten. Auch 3 Hafner ſind mit ihrer Waare da, und dürf⸗ ten Kübler und Korbmacher, die jetzt noch die Meſſe halten, nächſte Woche folgen. Den Wildbrethändlern wurden gleichfalls Plätze angewieſen und werden dieſe bereits am Donnerſtag den neuen Markt beziehen. Käufer haben ſich auch bereits eingefunden. Wir glauben indeß, daß erſt in etwa 4 Wochen, wenn das erſte Obſt kommt, der Markt rich tig zur Geltung kommt, da es bei ſolchen Neuerungen immer ſchwer hält, ſich vom Al⸗ ten zu trennen. Die Bevölkerung der Ober⸗ ſtadt, Schwetzinger⸗Vorſtadt und Lindenhof, welcher durch den neuen Markt eine große Beguemlichkeit geboten iſt, wird dieſe zu ſchätzen wiſſen, und wird auch der Haupt⸗ zweck, der Ueberfüllung des alten Marktes vor⸗ zubeugen, erreicht werden. De Entgleiſung. Geſtern Abend gegen halb 9 Uhr entgleiſten beim Rangiren, un⸗ mittelhar auf der überbrückten Straße nach dem Lindenhof, 2 Wagen; dieſelben durch⸗ ſchlugen das Gebälke, ſo daß die ſtarken eiche⸗ nen Schwellen wie Strohhalme zerknickt wur⸗ den. Ein Glück iſt es zu nennen, daß bei der Kataſtrophe Niemand den Tunnel paſſirte, denn es fielen ſchwere Holz⸗ und Eiſentheile auf den Boden. Der betreffende Schienen⸗ ſtrang wird ſoeben hergerichtet und iſt für einige Zeit abgeſperrt. * Doppelſelbſtmord. Zwei hieſige junge Leute, ein junger Mann von 18 Jahren und ein Mädchen von 17 Jahren, der hoffnungs⸗ volle Sohn des Cigarrenfabrikanten Peter und die Tochter des Fuhrwerksbeſitzers Gott⸗ fried Kögel, machten geſtern Vormittag eine ſogenannte Maitour, ohne am Mittag zurück⸗ zukehren. Geſtern Nachmittag wurde umn bei der hieſigen Behörde die Anzeige gemacht, daß auf dem Felde zwiſchen Waldhof und Sand⸗ hofen ein junger Herr nebſt Dame aufgefunden worden ſeien. Das Gericht begab ſich alsbald an Ort und Stelle Man fand die beiden Leichen, durch die Schläfen geſchoſſen; die⸗ ſelben hielten ſich umarmt, während man zu Gifen des jungen Mannes 2 Fläſchchen mit ift nebſt einer halben„Flaſche Rothwein fand. Die Urſache zu dieſem Doppelſelbſt⸗ mord iſt bis jetzt noch nicht bekannt. Die Leichen wurden geſtern Abend nach dem hie⸗ ſigen Friedhofe verbracht. * FJubiläums⸗Feier. Letzten Samstag Abend vereinigten ſich in der Gartenhalle der Hummel'ſchen Reſtauration die Buchdrucker⸗ gehilfen von hier und Ludwigshafen, um das 50jährige Buchdrucker⸗Jubiläum des Herrn Maſchinenmeiſters Adam Schreiner durch ein Bankett zu feiern, nachdem dem Jubilar zuvor von der„Sänger⸗Einheit“ ein Ständchen ge⸗ bracht worden war. Herr Schreiner trat am 1. Mai 1836 in der Buchdruckerei des kath. Bürger⸗Hoſpitals in die Lehre, ging nach been⸗ deter Lehrzeit in die Fremde und kehrte nach Tiähriger Abweſenheit wieder hierher in ſeine Vaterſtadt zurück; im Jahre 1863 trat er bei der Buchdruckerei von M. Hahn und Comp. ein, in welcher er ununterbrochen bis jetzt thätig war. Dem Jubilar wurden zum ſicht⸗ baren Zeichen der Hochachtung und der Liebe, die ihm von ſeinen Collegen gezollt wird, von den hieſigen Buchdruckergehilfen eine goldene Remontoir⸗Uhr mit Kette und von den Colle⸗ gen von Ludwigshafen ein an der Kette zu Rer Zierde der Stadt. Herr Sberbürgermeiſter Moll nahm im Namen der Stadt das Ge⸗ ſchenk an und hob beſonders hervor, wie Mannheim ſtets ſeinen Kindern ein dank⸗ bares Andenken bewahre, wie dieſes Denk⸗ mal als ſichtbares Zeichen desſelben den kommenden Geſchlechtern zum Sporn dienen ſolle. Herr Lindeck legte hierauf im Namen des Herrn Jacques Roſenhain in Baden⸗Baden einen Lorbeerkra u Füßen des Denkmals nieder. Den Schluß bildete ein abermals vom Singverein vorgetragenes Lied. Die Feier, welche einen ebenſo groß⸗ artigen, wie würdigen Verlauf genommen hinterließ bei allen Anweſenden eine gewiſſe Trauer und Wehmuth über den Verluſt dieſes Künſtlers von Gottes Gnaden, der in den ſchönſten Jahren aus dieſem Leben von ſeiner Kunſt hinweg in ein beſſeres Jenſeits ab⸗ gerufen worden. H. R H. Gr. bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Mannheim. Sonntag, den 9. Mai 1886 Robert der Teufel. Große Oper in fünf Acten. Muſik von G. Meyerbeer. V. B. Nach mannigfachen Kämpfen und Stürmen erſtand endlich doch dieſer Meyer⸗ beer'ſche Opernblödſinn, leider, ich hatte immer noch gehofft, ihm für diefes mal ent⸗ rinnen zu können. Sie ſind doch gar zu un⸗ genießbar geworden, dieſe einſt ſo viel ge⸗ feierten großen Opern; die erbarmungslos richtende Zeit hat ihnen den Flitter und trü⸗ geriſchen Schimmer geraubt, und was jetzt Hleſe, hohlwangigen und hohläugigen Ge ſchöpfe noch zu uns ſagen können, das iſt für den Geiſt ſo viel wie gax nichts, für das Laaen. e eie ii befeſtigendes goldenes Medaillon als Geſchenk überreicht. Die ganze Feier nahm einen ſchö⸗ nen, erhebenden Verlauf. Toaſte auf den Jubilar, auf die Typographia ꝛc. wechſelten mit den Liedervorträgen der Sänger⸗Einheit und den munteren Weiſen der Metzger'ſchen Kapelle ab, und blieb die muntere Geſellſchaft bis nach Mitternacht zuſammen. Das Per⸗ ſonal der Hahn'ſchen Offizin hielt ſich dieſer Feier ferne. Geſtern Sonntag Abend um 6 Uhr folgte ſodann die eigentliche, von der Firma des Jubilars veranſtaltete Feier in dem mit Em⸗ blemen der Buchdruckerkunſt reich geſchmückten und beflaggten Saale der Liedertafel. Der Einladung der Herren Max Hahn und Comp. hatten eine große Anzahl von Feſtgenoſſen, theils Vertreter der Preſſe theils Collegen des Jubilars, ſowie auch Freunde der Firma Folge geleiſtet und auch die Damen der Prin⸗ zipale zeichneten den Gefeierten durch ihre Gegenwart aus. Herr Max Hahn waltete an der Spitze des Feſtkomitées als Gaſtgeber, Herr Zahn von der„N. bad. Landeszeitung hielt die Feſtrede, und dann wechſelten in bun⸗ ter Reihenfolge Vorträge aller Art, ab, wobei die Chefs der Firma ſelbſt es ſich nicht neh⸗ men ließen, zur Unterhaltung durch geſangliche Produktionen beizutragen bis ſchließlich die Muſelder Tanzkunſt in die Rechte trat. Das ge⸗ lungene Feſt ſelbſt verdient in doppelter Hin⸗ ſicht unſer vollſtes Lob. Denn einmal hat es gezeigt, wie ein treuer alter Arbeiter von ſeinen Chefs geehrt und gefeiert wird, und ſodann hat dasſelbe zum erſten Male wenig⸗ ſtens einen Theil unſerer journaliſtiſchen Be⸗ rufsgenoſſen in geſelligem und ungetrübtem Zuſammenſein vereinigt. § In Ladenburg ſtarb vergangenen Frei⸗ tag der Scharfrichter M. Müller; der erſte Delinquent, den er in ſeinem Amte in's Jen⸗ ſeits zu fördern hatte, war der Mörder Börſchinger, der hier im Jahre 1853 auf dem jetzigen Fettviehplatze mit dem Richtſchwerte hingerichtet wurde. Im ganzen umfaßte ſeine Praxis ea. 12 Patienten, die er mit tadel⸗ loſem Erfolge per Fallbeil kurirte. Ladenbarg, 8. Mai. Herr Kaufmann Georg Loſch hier, wurde unter einer großen Anzahl von Bewerbern heute durch den Ge⸗ — zum ſtädtiſchen Waagmeiſter er⸗ nannt. Handel und Verkehr. Amerikanische Produkten-Märkte Schlusscourse vom 8. Mai, mitgetheilt von E. Blum& Strauss, Mannheim. ewvorr E OShiad Monat 1.„[Wei⸗ Mais Schmale, Cälle 8 Mais Seünch Har 90577 516 70 7 Juni 91/%68/ 46/6.16.35 78½ 356½.85 Juli 91/4 46¼.22.25 S0 vs 369/8.87½ August 91½a] 46%¾.29.2081 37.92½ Septbr. 92⅜a]—.36.20 81%/—— Oktbr,——.43.20——— Novbr.———.2⁰——— Deab. 96 nom.]—.20——— Januar————— Febr.——————— März——————— April—————— Mai 1014———55 5—— Tendenz: Weizen niedriger. Mais niedriger Schmalz niedriger. — Wasserstands-Nachrichten. Rhein. Datum Stand Konstanz, 10. Mai 3,28 0,05 Kann 5. 00 Germershelm 7 * 40 328—0,05 ainz, 8. 6,97—0,04 Siebrion, 176 0,05 Cauh, 8. 0 1,78—0,05 Köle, S„ 207—006 n. 0—10. Düsseldorf, 8. 5 1,98—2,06 Bulsburg, 8. 10 1,30—40,06 Ruhrort, 7. 0 1,40—0,07 8. 5 1582—0,03 ymwoegen, Weie 4 9 8,47%08 Hellbronn, 8. 4 0,80— Eberbaoh, Mannheim, 10. 0 8,30—0,05 Main. Würzburg, Frankfurt, 9„ 0,28— Mose Trier. 7 8 0,58— ————————— bedenklich dadurch, daß die Aufführung wirk⸗ lich da anfing, wo die Kritik aufhört. Das war eine ſo recht großſtädtiſch⸗leichtſinnige Muſikmacherei, die den einen relativen Vor⸗ 110 hatte, daß ſie ſich in ihrer Nichtswürdig⸗ keit mit der des aufzuführenden Opernſcheu⸗ ſals deckte. Und doch möchte ich vor Wie⸗ derholungen derartig aus dem Aermel ge⸗ ſchüttelter Vorſtellungen warnen, ſie ſind für das Perſonal von„nihiliſirenden“ Folgen und ſchädigen den Ruf unſerer Bühne nach außen hin. Man darf den Theaterkarren niemals dahin laufen laſſen, wohin er durch das der Trägheit zu laufen ſich veranlaßt fühlt! Es gibt ein Lied, das ich ſingen könnte, wenn ich nicht vorzöge, mit erbarmungsvoller Milde die geſtern verübte Grauenthat als verſunken und vergeſſen zu betrachten, wie ich auch darauf verzichte, die Namen der einzelnen Sünder hier feſtzu⸗ nageln. Aber eines erhellt mit ſprechender Deutlichkeit aus dem geſtrigen Abend, die Kritik kann nie rückſichtslos und ſcharf genug die theatraliſchen Vorgänge mit ihren Pfal⸗ men apologiſcher oder damnatoriſcher Ratur be⸗ gleiten— ſobald ſie ſich in den Schlaf ſingen läßt und des Richterſchwerts willenlos ſich begibt, dann, um mit den Meiſterſingern zu reden, Ade, deutſche Kunſt. Ich habe geſtern wieder Gelegenheit gehabt, von neuem zu bedauern, daß meine Kenntniſſe der choreographiſchen Kunſt ſo ganz unbedeu⸗ tende ſind, ich bin durch dieſe bedauerliche Unkenntniß nicht in der Lage, entſcheiden zu können, ob die Helene von geſtern, Frl. Wei⸗ mer von Darmſtadt, den Robert ſachgemäßer verführt hat oder unſere Frau Gutenthal Bie gaſtirende Tänzerin hat örigens dem Publi⸗ kum recht wohl gefallen, ſie konnte ſich mehrerer Hervorruſe erfreuen. 35——————