Abonnementspreis: Pr out 50 Pfg.— Auswärts durch die Poſt 65 Ufg Nan abonnirt in Mannheim bei der Expedition E 6, 2 ie b allen Zweig⸗Expeditionen und S— Auswärts Pe ale⸗ aſt⸗Anſtalten des deutſchen Reiches und den Briefträgern. Die Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sone⸗ und Feiertage. 85 35 5 8 5 4 umfaßt mit der Gratisbei⸗ lage des General⸗Anzeiger 10 Seiten. * Zum Kulturkampf. Die überaus raſchen, wuchtvollen Siege der deutſchen Waffen im letzten Kriege mit Frankreich hatten einem hohen Munde den Ausruf entlockt:„Es iſt wie ein Traum!“ — Aehnlich können die Nationalliberalen im Hinblicke auf die jetzige Wendung im ſogenannten Culturkampf ausrufen; denn einen ſolchen Ausgang hätten ſie ſich nicht träumen laſſen. Es iſt hart für den Nationalliberalismus, ſo grauſam aus ſei⸗ nem Himmel geſtürzt zu werden. Wenn man ſich des Ideenfluges erinnert, der in Sedansfeſtreden und auf vielfältige andere Weiſe in Wort und Schrift zum Ausdrucke gebracht worden, iſt nichts weiter nöthig, um die Höhe zu ermeſſen, aus welcher der Nationaliberalismus an den Beinen herab⸗ gezogen wurde. Die Nationalliberalen haben gegen die neueſte kirchenpolitiſche Geſetzesvorlage in Preußen geſtimmt; es wäre die Aushauchung der Seele ihres Prinzips geweſen, hätten ſie für dieſelbe geſtimmt; denn ſowohl ihre nationale, wie ihre liberale Geſinnung iſt dem Haupt⸗ weſen nach vollgetränkt und belebt von der in den Culturkampf gelegten Beſtrebung. Durch ihre ablehnende Haltung der frag⸗ lichen Geſetzesvorlage gegenüber wollen die Nationalliberalen ſich für günſtige Zeiten möglich erhalten. Dieſe günſtigere Zeiten, welche ausgeſprochen namentlich auch ihr oberſter Führer v. Bennigſen erhofft, könn⸗ ten kommen, wenn man auf ultramontaner Seite nicht verſtünde, Maß zu halten, nicht verſtünde, den in Deutſchland beſtehenden beſonderen Verhältniſſen Rechnung zu tra⸗ gen. Es macht ſich in der klerikalen Preſſe eine extreme Richtung breit, der gegen ſchäd⸗ lich wirkende Ausſchreitungen ein Kappzaum angelegt werden muß. Ein deßfallſiger Vorſtoß iſt bereits erfolgt. Die in Bonn erſcheinende„Deutſche Reichszeitung“ hatte ſich erlaubt, die Zuſage des Papſtes an die preußiſche Regierung, die ſtändige Anzeigepflicht eingehen zu wollen, zu be⸗ dauern, ſie als einen Mißgriff zu beſprechen, und ein kathol. Blatt im Elſaß druckte den fraglichen Artikel nach. Die⸗ Feuilleton. Gift. In einem Dachſtühchen drüben in der Borſtadt an dem belebten Fluſſe ſitzt vor dem Bette eines Kindes ein Weih; die Klei⸗ der, welche die frühere Wohlhabenheit er⸗ rathen kaſſen, haben durch Riſſe und Abnu⸗ tzung ihr Unſehen verloren. Auf dem nahen Kirchthurm ſchlägt es drei Uhr. Vorſichtig beugt ſie ſich nieder auf das ſchwerathmende Kind, eine Thräne fällt auf die glühende Stirne desſelben. Es hebt die Lider, die ſie⸗ dernden Augen ſtarren auf das ſchmerzdurch⸗ furchte Antlitz der Mutter. Da gehen Tritte zuf dem Flur, ein Mann öffnet die Thüre und ſchreitet ſchwankenden Schrittes ins Zimmer. „Du, du— biſt noch— wach, Marie?“ frägt der Angekommene mit lallender Stimme. Ein wehmüthiger Blick—— Weibes trifft ihn, die Faſſung verläßt ſie und weinend ſinkt ſie neben dem Kinde nieder. 5 Der Trunkene ſpringt herzu, die ganze Um⸗ gebung, das düſtere des Raumes ernüchtern ihn, mit kräftigen Armen trägt er die Frau auf das Ruhebett, beſeuchtet ihr die Stirne, ruſt ſie zärtlich beim Namen. Sie ſchlügt die Augen auf, kein Wort des Vorwurfs ent⸗ ſchlüpft ihr, das Schweigen trifft ihn tiefer als lange Reden dies vermocht hätten. Das Weib richtet den müden Blick auf die Wiege des Kindes, dann übermannt ſie Anſtrengung der letzten Stunden, der Schlum⸗ mer umfängt ſie mit tröſtenden Träumen. Leiſe holk der Mann die Decke von dem Heite und legt ſie über die Dulderin. Schlaf⸗ ſie wieder die Augen, um den Mannheimer ſinſere heutige Nummer ——*— ſes Blatt hatte dann eine ſcharfe amt⸗ liche Rüge Seitens des Biſchofs von Straßburg zu veröffentlichen, und die „Straßb. Poſt“ bemerkte zu dieſem Fall: „Es iſt löblich, daß die biſchöfliche Be⸗ hörde in Straßburg mit ſolcher Schnei⸗ digkeit den erſten Verſuchen entgegentritt, gegen den Abſchluß des Kulturkampfes zu wirken. Wenn die preußiſchen Biſchöfe mit gleicher Strenge gegen einzelne Hetz⸗ blätter vorgehen wollten, die unter der Flagge des Katholizismus lediglich für die eigene Taſche wirken, ſo bliebe man⸗ ches Unheil vermieden.“— Man erwartet in Folge des nunmehrigen Standes der Dinge, daß eine Verſchiebung der par⸗ lamentariſchen Parteien eintreten werde. Die Mittelpartei im preußiſchen Abgeord⸗ netenhauſe(Conſervative und National⸗ liberale) iſt mindeſtens erſchüttert; das Centrum wird ſeine Haltung nach der Lage einrichten und für die nächſte Zeit ſeinen Zuſammenhalt weiter pflegen. Politiſche Ueberſicht. * Mannheim, 11. Mai. Deutſchland. Der ſchon in letzter Num⸗ mer der„Badiſchen Volks⸗Zeitung“ avi⸗ ſirte Dank des Zentrums für das ſo weit⸗ gehende Entgegenkommen der Regierung ſcheint bereits greifbare Geſtalt annehmen zu wollen, Nationalliberale Blätter ver⸗ breiten nämlich bie Nachricht, das Zentrum werde im deutſchen Reichstage für die neue Branntweinſteuer⸗Vorlage ſtimmen. Es mag nun dahingeſtellt bleiben, ob die die⸗ ſes Gerücht kolportirenden nationallibera⸗ len Organe einen Blick hinter die Couliſſen gethan haben; unbeſtreitbar iſt, daß die Verſion als eine an und für ſich ſehr glaubwürdige bezeichnet werden darf. Es iſt kaum anzunehmen, daß die Regierung dem Zentrum lediglich um ſeiner ſchönen Augen willen ſo viel Beweiſe von Gunſt gegeben hat, und man hat auch gar kein Recht, die klerikale Partei für ſo undank⸗ bar zu halten und ihr zu imputiren, daß ſie nach wie vor fortfahren werde, der Staatsregierung bei paſſender Gelegenheit ein Bein zu ſtellen. Nein, das Zentrum weiß ſo genau wie andere, was zum„gu⸗ ten Ton“ gehört!— Das famoſe franzö⸗ beſiegelt ſo das heilioſte Gelbbniß.— * Schon ſcheinet die Morgenſonne durch die Fenſter, noch immer ruht das Weib. Geſchäf⸗ tig geht der Mann auf und ab, er ſchleicht in den Strümpfen, damit er ſie nicht erwecke. Bald hat er das Feuer auf dem Herd ent⸗ zündet, das Waſſer ſprudelt im Keſſel und nach einigen Minuten verbreitet ſich ein Duft vonfriſch gekochtem Kaffee in dem Raum Er ſieht nach dem Kinde, es ſchläft; ſein Weib aber er⸗ wacht, feſter umhüllt ſie die ſtarren fröſtelnden ſener 8 naht er ſich, wohl bewußt einer uld. e Du mir vergeben, Marie?“ fragt er zagen 5 Ein ernſter Blick aus ihren Augen ſtreift lbn drückt ihm die Hand. * ich Dir verzeihen? 0* 2 „Gut Alles, was Du Dir ſelbſt vergiebſt; 85 1 Dir alles vergeben, wenn Du's ereuſt.“ „Ob ich's bereue, bei unſerm Kinde dort in der Wiege ſchwör ich H— „Schwör nicht, das Fleiſch iſt ſtärker, als der Wille.“ „Oh nein! ich ſchwör es Dir bei unſeres Kindes Leben, nie wend ich wieder den Schritt in jenes Unglückshaus, nie trink ich wieder 55 nur einen Tropfen jenes Giftes, nie wieder einen Tropfen Branntwein. 5 „'iſt unſer aller Glück, wenn Du es hältſt. Acht Tage ſind ſeit jener Nacht vergangen. Franz arbeftete thätig und blieb ſeinen Worten treu. Die Krankheit des Kindes ward ſchlim⸗ krunken öffnet euigen zu ihren Füß i Sie mer und ſchlimmer. Mauche Nacht wachten —3 8 aert Sanb t. die beſoraten Eltern bei demſelbe⸗ An Volksblatt und Organ für Jedermann. ſiſche Spionengeſetz, deſſen Annahme die er drückk ſie inbränſtig an ſeine Lippen und neunten Tage hatte der Arzt des Morgens 9 Parteien der Nationalverſammlung in ſel⸗ tener Einmüthigkeit vereinigte, und das ſeine Spitze direkt gegen Deutſchland rich⸗ tet, erfährt fortwährend ſeitens der maß⸗ gebenden deutſchen Preſſe ohne Unterſchied des politiſchen Glaubensbekenntniſſes die abfälligſte Beurtheilung und verdiente Cha⸗ rakteriſtik. So äußert ſich jüngſt u. A. die„Kreuz⸗Zeitung“:„So iſt ſchließlich kein Deutſcher, kaum ein Fremder mehr ſeines Lebens ſicher, wenn er die franzö⸗ ſiſche Grenze überſchritten hat. Will ein Touriſt ein Schlachtfeld beſehen, ein Grab beſuchen, eine Naturſchönheit bewundern, oder Jemand Geſchäfte machen oder Ar⸗ beit ſuchen, ſo kann er überall in Frank⸗ reich mindeſtens willkürlich verhaftet und maltraitirt werden. In ſeiner Dehnbar⸗ keit iſt deshalb dieſes Geſetz einfach eine Ruchloſigkeit ſondergleichen, welche das Maß deutſcher Geduld auf eine hohe Spannung bringen muß. Die Antwort auf dieſe franzöſiſche Bosheit, die in ihrer Schwäche ſich an wehrloſen Männern rächen will, muß— nicht die deutſche Regierung— nein, das deutſche Volk ſelbſt geben.“ Oeſterreich⸗Ungarn. Die feudal⸗klerikalen Sozialreformer in Oeſterreich verfallen auf immer merkwürdigere Anträge, um dem „Wachſen des Proletariats und der Ver⸗ ſchärfung der ſozialen Frage“ Einhalt zu thun. Ihr neueſtes ſoziales Heilmittel iſt die„geſetzliche Beſchränkung der Ehe⸗ ſchließungen“. Die Ehefreiheit arbeite den Anarchiſten in die Hand, ſo erklärte der ſloveniſche Prieſter, Abg. Kljun, in einer der letzten Reichsrathsverhandlungen und wurde von dem Feudalherrn Fürſten Schwarzenberg und dem bekannten Führer der Deutſchklerikalen, Hofrath Lienbacher, in ſeinen Anſchauungen eifrig unterſtützt. Die deutſchliberalen Abgg. Nitſche und Dr. Heilsberg widerlegten den Nonſens, der in den Beſtrebungen, die Ehefreiheit zu beſchränken, liege. Es würden dann eben weniger eheliche, dafür aber deſto mehr uneheliche Kinder geboren. Die De⸗ batte ſchloß damit, daß man über den neueſten„ſozialpolitiſchen Rettungsverſuch“ der Klerikalfeudalen einfach zur Tages⸗ ordnung überging. Orient. Das Feuer unter dem bro⸗ geſagt, heute nahe die Entſcheidung, er wolle gegen Abend nochmals vorſprechen. Langſam rückte der Zeiger vor und mit jeder Minute flatterte das Lebenslicht des ſterbenden Kin⸗ es unſteter und trüber. Schwerer und ſchwerer ward ſein Athem. Aengſtlich horch⸗ ten Bater und Mutter auf jeden Ton. End⸗ lich kam der Arzt, er betaſtete das Kind, ſchrieb raſch einige Zeilen auf einen Zettel, mit dem Bemerken, in größter Eile die Arz⸗ nei zu holen, dies ſei des Kindes letzte Ret⸗ tung. Der Vater zog ſich eilends an, nahm das nöthige Geld zu ſich und machte ſich auf den Weg. ** Angſtvoll ſaß Marie an dem Bette des Kindes, mit geſpanntem Ohr lauſchte ſie auf jeden kommenden Tritt. Jedesmal eine neue Täuſchung. Alle gingen voxrüber, achtlos an einem Hauſe vorüber, in welchem ein junges, kaum erblühtes Leben mit dem Tode rang. Es verging eine halbe Stunde, röchelnd ging des Kindes Athem; noch eine halbe Stunde, die müde kleine Bruft hob ſich 5 ruckweiſe in unregelmäßiger Bewegung. Achzende Töne drangen aus dem Bette des Kindes.„Franz Franz, wo bleihſt Dul“ rief in höchſter Ver⸗ zweiflung das Weib. Da öffnete ſich die Thüre ein Mann ſchreitet ſchwankenden Schrittes in? Zimmer. „Du, Du— biſt noch— wach, Marie?“ frägt er mit lallender Stimme. „Um ich, N0108 8 warſt.—“ „Herr„noch ein Glas Danziger. „Mörder,— Gott, Gott! ſo hältſt Du Wort!“— Ein leiſer Aufſchrei erkönt, wie ein Kin⸗ deswimmern. Neben dem Bette des Kindes dels-Zeitu ——————— Anſertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 89 Pio Auzeigen werden von allen Annoncen⸗Expeditionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag eutgegengenommen Bei größeren Aufträgen Rabatt. Bointionsdruck der Ur, Y. Haas' ſcheu Suchdruckerri, E0 neben der katholiſchen Spitalkirche in aahnheim⸗ Telephonanſchluß Nr. 218. Mittwoch, 12. Mai 1606 delnden Hexenkeſſel, welcher die omind Aufſchrift:„Die orientaliſche Frage“ trägt, iſt ſo lange geſchürt, und ſein Inhalt ſo lange umgerührt worden, daß man ſich nicht zu verwundern braucht, wenn nun⸗ mehr die Flüſſigkeit überſchäumt. De⸗ Engel der Geduld, der ſo lange über den Waſſern ſchwebte, iſt endlich von den Groß⸗ mächten gewichen. Sie ziehen die ſchützende Hand von dem ſäbelraſſelnden Griechenland zurück und ſcheinen dasſelbe ſeinem ver⸗ dienten Schickſale bezw. den Hieben des Großtürken überlaſſen zu wollen. Das iſt ganz gut und es bleibt nur zu wünſchen, daß die unausbleibliche Züchtigung ſchnell vor ſich geht, und daß die gar ſo feuer⸗ gefährliche Baracke„Europa“ dabei nicht in Flammen aufgeht! —— Deutſches Reich. * Mannheim, 11. Mai. Unter der Spitzmarke„Allzu ſcharf macht ſchartig“, geht uns von befreundeter Seite ein Be⸗ richt zu über die bereits in der geſtrigen Nummer unſeres Blattes erwähnten Lam⸗ brechter Vorgänge, wie ſie aus dem Verbote der dortſelbſt beabſichtigten Volks⸗ verſammlung reſultirten. Auch der Inhalt dieſer Mittheilung dürfte unſere Leſer intereſſiren und bringen wir daher das Schreiben ebenfalls zum Abdruck. Es lautet: Einer Sozialiſtenverſammlung in Lambrecht wegen ſahen wir am letzten Sonntage eine ungemein große Zahl Gensdarmen mit aufgepflanztem Bajonnet auf dem Perron des Neuſtadter Bahn⸗ hofes ankommen reſp. wieder abfahren. Ob die Verſammlung ſtattfand oder auf⸗ gelöſt wurde, konnten wir der Kürze der Zeit wegen nicht in Erfahrung bringen.(Siehe geſtriges Blatt. D. Red.) Einen mehr als eigenthüm⸗ lichen Eindruck machte es indeſſen, die Gensdarmen inmitten des reiſenden, argloſen Publikums mit ihrem Gewehre und dem darauf aufgepflanzten Bajonnet und den äußerſt ernſthaften Dienſtmienen ſo einherſchreiten zu ſehen, als ob man den größten Staatsſtreich fürchtete. Wir hörten viele Reiſende über dieſe„Vorſicht“ ihrer wohlberechtigten Mißſtirimung Luft machen und auch wir erinnerten uns an die Worte des großen Korſen:„Vom Erha⸗ ———————PTTT—TTTTT——— lag das Weib und ſang mit entrücktem Geiſte dem Kinde nach:„Schlaf, K f Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. Kundſchau über Theater und Kuuſt. Wir haben heute leider üble Nachrichten aus dem„romantiſchen“ Lande der Kunſt zu verzeichnen. In Derby fand im dortigen Theater eine Gasexploſion ſtatt und erſtickte durch das ausſtrömende Gas ein während zwei Arbeiter von den herabfallenden Steinen und Balken erſchlagen wurden. Ein kleiner Brand, die Folge der Exploſion, ward im Entſtehen gelöſcht und iſt die Mittheilung, das Theater ſei vollſtändig abgebrannt, ein falſche. Als weitere Hiobspoſt kommt aus München die Nachricht von dem Tode zweier verdienſtvoller Männer: Herr Jenke(der Va⸗ ter unſerer„Naiven“ Frau Rodius), Regiſſeur a. D und Herr Alberk, Hofphokograph. Auch aus Wien liegen ſchlimme Berichte vor üher das Befinden des Hoſopernſängers Scaria, indem deſſen Nervenleiden in vollſtändigen Irrſinn ausgegrtet und derſelbe völlig kin⸗ diſch iſt. Die Königin von Rumänien(pſeudo⸗ Carmen Sylva) befindet ſich ſchwer erkrankt in Bukareſt in Pflege ihrer Mutter, der Prin⸗ zeſſin von Wied. Hoffen wir, daß es der Kunſt der Aerzte gelingt, die gekrönte Dich⸗ terin zu heilen und wenden wir uns zum un⸗ heilbarſten Uebel: Den Gaſtſpieltourneen. Im Anſchluß an unſere jüngſte Notiz bringen wir heute die Nachricht, daß ſich Sarah Bern⸗ hardt an die Weſtküſte Amerika's eingeſchifft hat. Herr Anton Schott hat ebenfalls einen Gaſtſpielantrag nach Kopenhagen erhalten, der ſich eventuell zu einem Engagement auswachſen Fürite Hinaegen hahen 2. Selte⸗ Bab iſche Volks⸗Zeitung. 12. Mal. benen zum Lächerlichen iſt nur ein Schritt“. — Beim Einſteigen ſahen wir noch, daß zu dem in einem Coups allein ſitzenden „Agitator“, wie er genannt wurde, noch ein Gensdarm einſtieg. Lieb' Vaterland konnte ſonach ruhig ſein; unterwegs erfuhren wir, daß der ſo fürſorglich beſchützte reiſende „Agitator“ das Coupé III. Cl. mit einem der I. Claſſe zu vertauſchen beabſichtigte, um jedenfalls der Aufſehen erregenden Be⸗ aufſichtigung zu entgehen. Ob der betr. Herr ſein Vorhaben ausgeführt hat, und ob der Wächter des Geſetzes ihm im Be⸗ jahungsfalle in die erſte Wagenklaſſe auch nachgefolgt iſt, konnten wir nicht in Er⸗ fahrung bringen, da wir unſere Reiſe unterbrechen mußten. Mit dieſen und ähnlichen Manipulationen in Bezug auf Handhabung des Sozialiſtengeſetzes erzeugt man unzweifelhaft die gegentheilig beabſich⸗ kigte Wirkung, wovon ſich die maßgeben⸗ den behördlichen Perſonen leicht überzeugen könnten, wenn ſie ſich„unter das Volk“ begeben wollten und nicht einſam in Extra⸗ wagen, wie der Herr Regierungspräſident r. v. Braun aus Speyer am Sonntag ormittag, reiſen würden. Ausland. Konſtantinopel, 9. Mai. Die Pforte weiſt in einem heute erlaſſenen Eirkular auf die Schwierigkeiten hin, welche ihr daraus erwachſen, daß ein Theil der griechi⸗ ſchen Truppen in Banden formirt und beſtrebt iſt, Konflikte herbeizuführen. Nom, 9. Mai. Von geſtern Mittag bis heute Mittag kam in Brindiſi ein Cho⸗ lera⸗Todesfall vor, in Oſtuni 12 Erkran⸗ kungen, 2 Todesfälle, in Torre Santa Su⸗ ſanna 2 Erkrankungen, 1 Todesfall, in Venedig 9 Erkrankungen, 3 Todesfälle, in Salice 1 Erkrankung und 1 Tod sfall. Neueſte Nachrichten. Karlsruhe, 10. Mai. Das Oberlandes⸗ gericht hob das freiſprechende Urtheil gegen Bebel, Dreesbach und Genoſſen wegen einer unerlaubten Verſammlung an der Neckar⸗ ſpitze auf, weil die Entſcheidungsgründe ſich widerſprechen und verfügte die Rückverwei⸗ ſung an die Mannheimer Strafkammer. Müuchen, 10. Mai. Die Königin Iſabella von Spanien iſt zu längerem Aufenthalt heute Nachmittag hier einge⸗ troffen. Wien, 10. Mai. Nach dem„Peſter Loyd“ hatten die ſerbiſchen Wahlen folgendes Reſultat: 57 Deputirte der Re⸗ gierungs⸗(oder Fortſchritts⸗) Partei, 38 Radikale und 21 Liberale. Die geſammte Oppoſition würde ſomit 59 Mann ſtark ſein. Von 5 Wahlen ifl das Reſultat noch nicht bekannt. Die Oppoſition er⸗ zielte jedenfalls ſehr bedeutende Erfolge. London, 10. Mai.(Un terhaus.) Bryce erklärt, er habe den Schriftwechſel über die griechiſche Angelegenheit auf den Diſch des Hauſes niedergelegt, die Verthei⸗ lung werde in wenigen Tagen erfolgen. Die Blokade ſei ins Werk geſetzt, aber es beſtehe kein Kriegszuſtand zwiſchen England und Griechen land oder einer anderen Macht und Griechenland. Die Blokade ſei eine friedliche. London, 10. Mai. Nach einer Mel⸗ zung der„Times“ aus Philadelphia fährt die Polizei in Chicago fort, die Anarchiſten, welche während des Krawalls am Dienſtag Abend verwundet wurden die Unterhandtungen zwiſchen Poſſart und den Meiningern zerſchlagen. Poſſart ſollte in einem Monat 22 mal auftreten, was ihm 1 5 ſchien; er wird nun den erhaltenen laub zu einer Wanderung durch Europa henützen. Hoffentlich werden wir hier auch theilhaftig ſeiner Kunſt, z. B. als Mephiſto⸗ feles, bekanutlich eine ſeiner Prachtleiſtungen. Ein illuſtrer Gaſt weilt gegenwärtig in ankfurt g.., der durch ſeine brillantes avierſpiel ebenſo wie durch ſeine Grobheit erühmte Hans von Bülow. Derſelbe giebt Unterricht im Conſervatorium unter ſeinen Schülern befindet ſich Prinzeſſin Marie von Meiningen und Prinz Alexander von Heſſen; was moͤgen die für„Urwüchſigkei⸗ ten“ zu hören bekommen. 0 In New Hork finden dieſer Tage zwei in⸗ ereſſante Gaſtſpiele ſtatt; in den beiden Auf⸗ hrungen(Hamlet und Othello) wirken dwin Booth und Tommaſo Salvini mit. Herr Dröſcher gaſtirt, wie bereits gemeldet, in Berlin im Schauſpielhauſe erſtmals in dem Einakter„am Klavier“, während der ebenfalls früher hier engagirte Herr Karl Ernſt als „Hamlet“, ein Gaſtſpiel auf Engagement im „Deutſchen Theater“ eröffnet. Das„Deutſche Theater“ kann momentan, wenn nicht vor, ſo doch in gleichen Rang mit dem Burgthea⸗ ter gebracht werden; einen Hauptfehler des Letzteren, die Einförmigkeit des Repertoires, beſitzt jenes nicht. Für nächſte Woche iſt aber⸗ mals eine Premiere vorgeſehen, nämlich „die Anna⸗Lieſe“, und zwar wirken in derſelben kur erſte Kräfte mit. Auch das„Reſidenzthea⸗ ter“ brachte eine Novität, dazu eine, noch Rirgends aufgeführte:„Familie Hörner, Ver⸗ ſaſſer iſt Direktor Annd, dem die Kritik eine gewiſſe Bühnenroutine zugeſteht, dem ſie aber mehr noch nachſagt, er ſei bei den Pariſern in die Schule gegangen und könne man ſein und ſich verſteckt halten, zu verhaften. Man glaubt, daß an jenem Abend 200 Perſonen verwundet worden ſind. Athen, 10. Mai. Delyannis, der in letzter Zeit vielbeſprochene griechiſche Mi⸗ niſterpräſident, zeigte ſchon einigemal das Verlangen, den Staatskarren, den er ſo ſehr verſchoben, ſtecken und die von ihm bezw. ihm eingebrockte Suppe einen Ande⸗ ren auseſſen zu laſſen. Seine aus dieſem Grund wiederholt eingereichte Demiſſion hatte indeſſen bis jetzt keinen Erfolg. Nun bringt plötzlich der Telegraph die Nach⸗ richt, König Georg habe das neueſte Ab⸗ ſchiedsgeſuch ſeines Miniſters angenom⸗ men und einen gewiſſen Rikakis mit der Bildung eines niuen Cabinets beauftragt. Vielleicht bildet auch dieſes jüngſte Ereig⸗ niß nur die Einleitung des Rückzugs der griechiſchen Politik gegenüber den Mächten und der Türkei. Rom, 10. Mai.(Cholerabericht) Vom 9. bis 10. Mittags erkrankten reſp. ſtar⸗ ben in Venedig 13/8, in Bari 26/10, in Oſtuni 5/2 Perſonen. Vom Tage. Ein enbloſer Leichenzug war es, der ſich von der Leichenhalle aus zu der Stätte be⸗ wegte, an welcher das Liebespaar, das ſich vor einigen Tagen ſelbſt den Tod gegeben, in ein gemeinſchaftliches Grab gebettet wurde. Eine nach vielen Tauſenden zählende Menſchen⸗ menge, zu deren Beförderung die Dampf⸗ bahn ſechs Extrazüge abgehen ließ, umſtand die Gruft, um der ergreifenden Trauerrede des Hru. Stadtpfarrer Ruckhaber athemlos zu lauſchen. Die Särge waren mit Blumen förm⸗ lich überladen. Kein Auge blieb trocken bei dem erſchütternden Akt. Dem Wunſche des Mäd⸗ chens entſprechend erhielt dasſelbe die beiden von ſeinem f Geliebten geſpendeten Ringe mit in das Grab. 3 1— A. Ausflugs⸗Reminiscenz. Derjenige Theil der Bevölkerung unſerer Stadt, welcher an Sonn⸗ und Feiertagen ſich in Berg⸗ und Waldesluft erfriſchen und erholen will, macht gewöhnlich ſeine Ausflüge in den ſüd⸗ und nördlichen Odenweld. Dort werden einige Orte und Berge wiederholt beſucht, und man hört oftmals die Klage, die Umgebung Mannheim's biete nur wenige lohnende Aus⸗ flugspunkte. Es iſt dies ein großer Irrthum; man überſieht dabei nämlich die überrheiniſche Haardt mit ihren herrlichen Thälern und Höhen. Es iſt geradezu auffallend, daß das Haardtgebirge von hier aus nicht mehr be⸗ ſucht wird, ein Gebirg, das Naturſchönheiten in Maſſe bietet, und in welchem die Geſchichte und Romantik üherall zu uns in feſſelnder Sprache redet. Kein Wunder, daß auch die Haardt eine verhältnißmäßig große Zahl Kurorte aufzuweiſen hat. Wir hatten bei unſerem jüngſten Ausfluge Gelegenheit, das Bad Gleisweiler bei Landau nach längerer Pauſe wieder einmal zu beſuchen. Genanntes Bad iſt eine der ſchönſten und bequemſten Touriſtenſtationen der Pfalz, die wir hiermit allen Freunden der Natur beſtens empfehlen. Auch bietet Gleisweiler in Bezug auf ſeine, durch Berge geſchützte Lage einen Erholungsort für Nerven⸗ und Bruſtkranke, und verdanken Viele dem Aufenthalte in Gleisweiler, dem pfälziſchen Davos— 1000 Fuß über dem Meeresſpiegel gelegen,— dau⸗ ernde Wiederherſtellung ihrer gefährdet ge⸗ weſenen Geſundheit. Gleisweiler iſt nicht nur als Luft⸗, ſondern auch als Kaltwaſſer⸗ Molken⸗, Kumys⸗ und Trauben⸗ Kurort berühmt. In der Badeanſtalt, die unter der beſtens bekannten Leitung des Herrn Dr. med Schneider ſteht, kann man auch Kiefernadel⸗ und andere warme Bäder haben. Die Anſtalt ſelbſt, in nächſter Nähe eines Waldes gelegen, iſt den Anforderungen der heutigen fortgeſchrittenen Hygieine gemäß und ſehr comfortabel eingerichtet. Die Preiſe ſind mäßige zu nennen; zu ſpezieller Auskunft über den Kur⸗Aufenthalt im Kurhauſe, das einen Speiſe⸗, Converſations⸗, Leſe⸗, Muſik⸗, Turn⸗, Billard⸗ und Bibliotheksſaal enthält, Werk als wohlgelungen anſehen, es laſſe den Zuſchauer nicht zum Denken kommen was bei einem Schwank die Hauptſache. Ueber eine weitere Novität kommen aus München recht differirende Nachrichten.„Der arme Hein⸗ rich“ iſt der Zankapfel betitelt, und während ihn die erſte Mittheilung als„arm“ bezeichnet, kommt als zweite die Nachricht, das Stück unter Herrn Savits bewährter Leitung habe einen durchſchlagenden Erfolg gehabt, und ſei der Verfaſſer, Haus Poehnl, ca 20 Mal ge⸗ rufen worden. Das Stück gehört zur Gat⸗ tung der Volksbühnenſpiele und behandelt den Inhalt von Hartmann von der Auess gleich⸗ namigem Epos. Welche Nachricht Recht hat, dürfte bald entſchieden ſein. Weiter theilt man uns mit, daß Ambroiſe Thomas, der Componi ſt der Oper Mignon, eine neue Oper fertigt: Circe Die Handlung ſpielt ſich in Spanien ab zur Zeit der franzöſiſchen Invaſion. In Paris ſelbſt findet heute Dienſtag ein intereſſantes Feſt ſtatt, bei dem Eharitas die ahne hält. Um nämlich Dr. Paſteux die ittel zur Unterhaltung einer Klinik u verſchaffen, vereinigen ſich alle bedeutenden Männer zu einem großen Wohlthätigkeitsfeſt; wir bemerken unter denſelben: Leſepps, Augier, Sardou, Dumas, Gounod, Maſſenet, Delibes, Saint⸗Sasns, als auswärtige Bianca Bianchi. Dieſe Namen dürfen als Bürgen für etwas Vollkommenes angeſehen werden.— In Prag veranſtalten am 13. dſs. die Studenten einen Trauer Commers zu Ehren J. Vuv. Scheffel's, wohl eines der beredteſten Zeugniſſe, wie weit Scheffel mit ſeinen Werken in das Volk ge⸗ drungen iſt.— Schließlich machen wir an dieſer Stelle auf die kommenden Donnerſtag ſtattfindende Volksvorſtellung:„Der Pfarrer von tſt Herr Dr. Schneider wohl gerne bereit. Tragen dieſe Zeilen zur Erhöhung des In⸗ tereſſes der hieſigen Bevölkerung an den rei⸗ zenden Landſchaften der Haardt bei, ſpeziell zur Empfehlung des Bades Gleisweiler, wo die Natur ihre Sonntagsfeier zu halten ſcheint, und das wir, fern von jeglicher Reklammacherei, lediglich aus innerer Ueberzeugung, die in günſtiger Erfahrung wurzelt, empfehlen müſſen, ſo iſt ihr Zweck erreicht. *Eine männliche Leiche wurde geſtern Nachmittag an der Kettenbrücke aus dem Neckar gezogen, die anſcheinend ſchon einige Zeit im Waſſer lag. Dieſelbe kam von oben herab getrieben und wurde alsbald nach dem Friedhofe verbracht. In den Kleidern fand man ein Schriftſtück, das auf den Namen Hermann Heißer ſchließen läßt und ebenſo fand man eine Uhr mit Kette. Hierzu haben wir noch nachzutragen, daß in der Leiche der ledige Kaufmann Hermann Heißer, 25 Jahre alt, von St. Ingbert, agnoscirt wurde. Ihm gehörten auch Hut und Stock, die vor 8 Tagen auf der Kettenbrücke gefunden wurden. Er hatte, bevor er ſein Vorhaben ausgeführt, ſeiner Mutter geſchrieben und die Gründe für den Selbſtmord angegeben. Diebſtahl. Ein Knabe, der erſt kürz⸗ lich aus der Schule entlaſſen wurde und es dort, was keineswegs für einen großen Schatz von Kenntniſſen ſpricht, nur bis zur vierten Klaſſe gebracht hatte, war vorige Nacht bei einer andern Familie zu Beſuch, mißbrauchte aber die Gaſtfreundſchaft, indem er dortſelbſt 2 Mark ſtahl. Es muß ihn nun das viele Geld gedrückt haben, und war es ſeine nächſte Sorge, dasſelbe wieder los zu werden. Doch der Junge wußte Rath. Er begab ſich über den Neckar an eine Schießbude und ſchoß tapfer drauf los. In dieſem ſeinem Vergnü⸗ gen wurde er jedoch höchſt unangenehm ge⸗ ſtört. Ein Schutzmann kam, ſtellte ihn zur Rede und lud ihn auf die Wachtſtube ein, wo er dann das Geſtändniß ablegte, daß er das Geld geſtohlen, die Hälfte jedoch ſchon wie⸗ der verſchoſſen habe. Der Schluß dürfte vor dem Schöffengericht abgeſpielt werden. * Fechtmeiſterverſammlung. Letzten Freitag verſammelten ſich die hieſtgen Fecht⸗ meiſter des Lahrer Reichswaiſenhauſes zu einer Sitzung Zunächſt verabſchiedete ſich der Knabe Wilhelm Brohmann vom Waldhof, der letzten Samſtag nach ſeinem neuen Heim, dem Reichswaiſenhaus in Lahr überſiedelte. Sodann, nachdem noch einige geſchäftliche Angelegenheiten erledigt waren, erfolgte die Wahl von ſechs Delegirten zur demnächſt in Lahr ſtattfindenden Generalverſammlung. In Bälde wird der hieſige Verband ein Garten⸗ feſt veranſtalten, wozu die nöthigen Anord⸗ nungen ſchon ergangen ſind. Photographiſches Atelier. Wir nahmen ſchon verſchiedene Male Veranlaſſung, dem photographiſchen Atelier des Herrn J. Buhmann auf dem Meßplatz über dem Neckar einen Beſuch zu machen. Wir machten hiebei die Erfahrung, daß die Leiſtungen des Herrn Buhmann entſchieden zu den beſten gehören, die dem Publikum auf dem Gebiete der Schnellphotographie geboten werden. Die Bilder laſſen in ihrer Ausführung und in Bezug auf Portraitähnlichkeit nichts zu wün⸗ ſchen übrig, und wir möchten deshalb Jeder⸗ mann, der ſich um einen geringen Preis in den Beſitz eines gelungenen Conterfei's ſeiner Perſon ſetzen will, 5 das Atelier des Herrn Buhmann aufmerkſam machen und den Beſuch deſſelben auf's Wärmſte em⸗ pfehlen. i Weinheim. Dieſe Woche verſuchte ein junger Mann aus Hemsbach ſeine Schwie⸗ germutter dadurch aus dem Wege zu ſchaffen, daß er einer d00 Kaffee bei⸗ mengte und ſie derſelben zum Trinken vor⸗ ſetzte; die Schwiegermutter merkte jedoch ſo⸗ fort, daß es mit dem Kaffee nicht ganz richtig ſei, ſchöpfte Verdacht auf ihren Schwieg erſohn und brachte den Vorfall zur Anzeige. O Karlsruhe, 9. Mai. Ein lebens⸗ müder Schloſſergeſelle hat im Hardtwald den Tod durch einen Schuß in den Mund ge⸗ ſucht, ohne ſein Ziel mit der ſchauerlichen That augenblicklich zu erreichen. Derſelbe wurde in das allgemeine Krankenhaus ge⸗ ſchafft.— Es beſteht hier ein Zweigverein des Bundes deutſcher Barbier⸗, Friſeur⸗ und Kirchfeld“, Volksſtück von Anzengruber, auf⸗ merkſam. Die feſten Plätze konnen bereits auf dem Büreau des Hoftheaters vorgemerkt werden. H. E. H. Gr. bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Mannheim. Montag, den 10. Mai 1886. Doktor Klaus. Luſtſpiel in 5 Aufzügen von Adolf'Arronge, .A. Die geſtrige Aufführung, welche vor mäßig beſetztem Hauſe ſtatt hatte, kann im Großen und Ganzen, um mit dem famoſen Lubowski zu reden, als eine„ſogenannte“ befriedigende bezeichnet werden. Namentlich die Rolle des letzteren fand in Herrn Bauer eine vorzügliche Vertretung. Der Doktor Klaus des Herrn Jacobi war eine treffliche, ſorgfältig ausgefeilte Bühnenleiſtung. Nach Beendigung jener ergreifenden Scene, in welcher der ehrenfeſte Doktor ſeinem, ein wenig gefallſüchtigen Töchterlein erzähtt, wie er dazu gekommen iſt, ſeine Berufspflicht über Alles zu ſtellen, ertönte rauſchender Beifall. Die wenig hervortretende Partie der Marie, ſeiner Frau, hatte Frau Jacobi über⸗ nommen und fand ſich auch ganz gut mit derſelben ab, ein Urtheil, das ebenſo Frau Schlüter als Marianne gilt. Vornehm und ſicher war die Julie des Fräulein Blanche, welch' letztere geſtern erneut den Beweis ge⸗ liefert hat, daß ſie eine Künſtlerin von ganz hervorragender Begabung iſt. Die übertrie⸗ bene„Nonchalance des Herrn Rodius als Baron von Boden darf wohl ebenſowenig zu den nothwendigen„Zugaben“ einer Bühnen⸗ ſigur gerechnet werden, wie die etwas zu ſtart zur, Schau getragene jungfräuliche„Nervoſi⸗ tät“ des Fräulein Dornewaß als Emma. Im übrigen garantirt ia der amüſante In⸗ Perrückenmacher⸗Innungen. Dieſer Orts ⸗ verein der Haarkügtler hat im verfloſſenen Winter in einer Fachſchule für die höhere S Kunſthandwerkes mit Er⸗ folg gewirkt und wird, laut„Karlsr. Nachr.“ am Mittwoch im Unterrichtstokale„Herberge zur Heimath“ einen Schlußakt abhalten, bei welcher einige Lehrlinge nach abgelegter Prü⸗ fung ausgeſchrieben und neue Lehrlinge auf⸗ genommen werden. Auf dem Landeskongreß in Braunſchweig wird genannter Karlsruher Ortsverein ein kunſtvoll aus Haaren gefer⸗ tigtes Bildniß des Kaiſers zur Aus⸗ ſtellung bringen. Derzeit zu ſchauen im Schaufenſter des Hru. Friſeurs Seiler⸗Rehfus hier. Ein ſolches originelle Kunſtprodukt hätten wir bei der ehrſamen Zunft der Barbiere und Haarkräusler nicht geſucht Dasſelbe wird ſicher das verdiente Aufſehen machen.— Der nationalliberale Verein hier hat am Donnerſtag Abend im Saale der „Vier Jahreszeiten“ eine Generalverſamm⸗ lung abgehalten. Die Zahl der Mitglieder beträgt 670 und iſt um 66 geſtiegen.— Auf morgen Abend iſt eine öffentliche Volksver⸗ ſammlung im„Grünen Hof“ ausgeſchrieben, in welcher Herr Dr. Bruno Schönlank aus Nürnberg über das Thema:„Die So⸗ zialreform und der deutſche Reichstag“ refe⸗ riren wird. J Ludwigshafen a Rh 9. Mai. Daß die böſen Sozialdemokraten die Polizei gern an der Naſe herum führen, iſt eine alte Ge⸗ ſchichte. Als heute Abend, von Gensdarmen eskortirt, Dr. Schönlank aus Lambrecht zurückkam, kehrte er mit einer Anzahl Freunde in einer Gartenwirthſchaft auf dem Hemshof ein. Als er dieſelbe verließ, begleiteten ihn ca. 15 Grünröcke in ein anderes Lokal und warteten, denn ſie hatten nicht bemerkt, daß Sch., bekleidet mit blauer Bluſe und breitkrämpigem Calabreſer die Wirthſchaft längſt verlaſſen hatte und mit einigen Parteigenoſſen in aller Gemüths⸗ ruhe über die Findigkeit der bayer. Polizei lachte. Das nennt man in Altbayern Jemand „frozzeln“. Aber ſchön iſt's doch! Briefkaſten E. Sch. hier. Selbſtverſtändlich müßten Sie uns nicht nur den Ihren, ſondern alle angedeuteten Namen, ſammt den Anhalts⸗ punkten zur Beweisführung genau mittheilen, wenn wir dieſe Angelegenheit beſprechen ſollten; ebenſo ſelbſtverſtändlich iſt aber auch die Discretion unſrerſeits. Belieben Sie vielleicht mündliche Mittheilungen zu geben, ſo ſind wir auch hierzu gerne bereit. Handel und Verkehr. aa. Aus Berlin wird uns berichtet, daß in der am 6. Mai daſelbſt abgehaltenen Sitzung der Tarifkommiſſion der deutſchen Eiſenbahnverwaltungen und des Ausſchuſſes der Verkehrsintereſſenten der Antrag der preußiſchen Stagtsbahnen auf Ermäßigung der Stückgutfracht für gewiſſe Güter abgelehnt, ener auf Aenderung der Tarifvorſchriften für ſalbe von Gütern des Spe⸗ zialtarifs III. aber angenommen wurde. Amerikanische Produkten-Märkte Schlusscourse vom 10. Mai, mitgetheilt von E. Blum& Strauss, Mannheim. Hew-Vork Ohioago Monat i- 1• Ven Mais Schmak, Calte Pi aie Sänak, Mai 89/6 46/[.14.40 75½ 34/%6%— Juni 90½ 46/8.14.8077½ nom..88½ Juli 90%/ 46½.21.25 79 360½.85 August 90¼ 46¾.26.20 79/8 37½.92½ Septbr. 91/—.82.2080/—(.00 Oktbr, 92/—.39.20 nom.— Novbr. 938/——.20——— Dezb. 95——.20——— Januar(——————— Febr——————— März——————— April——————— Mai 100—————— Tendenz: Weizen niedriger. Mais niedriger Schmalz niedriger. Die sichtbaren Voxräthe betragen: Weizen 41,950,000 Buschels(48,250,000 gegenüber der Vorigen Woche.) Mais 10,620,900 Buschels(11,800,000 gegenüber der Vorigen Woche.) halt des„Doktor Klaus“ ſchon an und für ſich einen gewiſſen ſchauſpieleriſchen Erfolg, der auch geſtern nicht ausgeblieben iſt. Grelle Coutraſte wechſeln bekanntlich in unver⸗ mittelten Uebergängen mit einander in dieſem Stücke ab; einen grelleren jedoch, als der⸗ jenige war, den die auf der Bühne produzir⸗ ten altmodiſchen Fräcke unſerer Herren So⸗ liſten neben den eleganten und geſchmackvollen Toiletten unſerer Damen bildeten, hätte ſelbſt die Fantaſie eines'Arronge nicht zu erfin⸗ den vermocht. Kleine Mittheilungen. — Am 8 Auguſt 1786 wurde der Mont blanc, nachdem man 45 Jahre laug ſchon vor⸗ her vergebliche Verſuche gemacht hatte, zum erſten Male erſtiegen, und zwar von dem Gemsjäger Jacques Balmat, der dafür vom Könige von Sardinien den Beinamen Mont⸗ blanc exhielt, und einem Arzt, Namens Pac⸗ card. Die zweite Montblauc Beſteigung zu wiſſenſchaftlichem Zwecke wurde am 2. Auguſt 1787 von dem Genfer Gelehrten Horace Be⸗ nedicte de Sauſſure ausgeführt. Der Schwei⸗ zeriſche Alpenelub wird den hundertſten Jahrestag der erſten Beſteigung ſeiern. — Darmſtadt, 7. Mai Wie der„T..“ vernimmt, hat Großh. Miniſterium auf das Geſuch des Herrn Rentner Securius in Wiesbaden um Erlaubniß zur Errichtung eines Leichenverbrennungsofens dahier nun⸗ mehr einen vollſtändig ablehnenden Be⸗ ſcheid ergehen laſſen. Damit wäre denn dieſe ſchon Jahre lang ſpielende Angelegen⸗ heit 55 Darmſtadt— und damit wohl für das Großherzogtum überhaupt, falls Mainz, wie es heißt, die Idee eines Erematoriums aufnehmen wollte— in recht bedauerlicher Weiſe erledigt⸗