— —— Abonnementspreis pro Monat 50 Ufg.— Auswärts durch dir Poſt 65 Pfg abonnirt in Miannheim bei der Expedition E 6, veig⸗Expeditionen und Trägerinnen.— Auswiü t⸗Anſtalten des deutſchen Reiches und den Brief Die Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Herausgeber Dr. jur. Hermann Daas in Mannheim. 97 112. *Deutſches Reich, greif zu! Es war vor ungefähr zwölf Jahren, da brachten die deutſchen Blätter— da⸗ mals, wo der Nationalliberalismus im Zenith der Regierungsgunſt ſtand, wurde mit wenigen Ausnahmen die geſammte liberale Preſſe mit ofſiziöſen Notizen ver⸗ ſorgt— geheimnißvolle Andeutungen über ein ſcheußliches Verbrechen, welches von ultramontanen Ausländern gegen den Kanz⸗ ler des deutſchen Reiches geplant geweſen und nur durch einen beſonderen Zufall ver⸗ hindert worden iſt. Man wußte erſt nicht recht, woran man mit allen dieſen dunklen Andeutungen war. Da erfuhr man eines ſchönen Tages, daß ein ziemlich verkommenes Subjekt, welches in einem belgiſchen Städtchen lebte— wohl angeregt durch die katholiſche Preſſe ſeines Landes— dieſelbe machte damals aus den Gefühlen, die ſie für Fürſt Bis⸗ marck hegte, durchaus kein Geheimniß— einen Plan entworfen, wie der Herr Reichs⸗ kanzler gewaltſam aus der Welt zu ſchaffen ſei, und daß der Entwerfer dieſes Planes denſelben dem Erzbiſchof von Tournai mit⸗ getheilt hatte. Obwohl nun der Letztere ſofort der bel⸗ giſchen Regierung Kenntniß von dem be⸗ abſichtigten Verbrechen zukommen ließ und dieſe einerſeits die deutſche Regierung und dito Polizei von dem verbrecheriſchen Vorhaben in Kenntniß ſetzte, und anderer⸗ ſeits für eine eingehende Unterſuchung des Sachverhalts und Ueberwachung des Ver⸗ dächtigen ſorgte, ſo fehlte es doch damals in der kulturkämpfenden Preſſe nicht an Stimmen, welche die deutſche Centrums⸗ partei und den belgiſchen Klerus für den verbrecheriſchen Plan verantwortlich machten. Es war aber nicht blos die liberale Partei und Preſſe, welche von dem nicht ausgeführten Attentat ein großes Auf⸗ hebens machte, nein, auch die deutſche Regierung und ſpeziell der Herr Reichs⸗ kanzler nahmen die Sache außerordentlich tragiſch. Der Reichskanzler verlangte nämlich, daß der Entwerfer des Attentatsplanes vor den Richter geſtellt und beſtraft werde. Da ſtellte ſich aber beraus, daß das bel⸗ Feuilleton. Der Mordſee.6) Jawohl, Moroſee nenne ich ihn; Mordſee Er liegt auf einem der höchſten Berge des nördlichen Schwarzwaldes und hat in der ganzen Umgegend ſeit den älteſten Zeiten das ſchlechteſte Renommee gehabt. Nicht nur, daß er Nixen und anderes Geſpenſtergeſindel in ſeinen Tiefen beherbergt, duldet er kein leben⸗ des Weſen, weder Fiſch noch Menſch, in ſeinem ſchwarzen Element. Wenn man einen Hötein hineinwirft, ſo ſchicken ſeine Geiſter aus Arger über die Störung ſchwere Gewitter in das umliegende Thal. Er iſt bodenlos, ſein Waſ⸗ ſer ein Abfluß aus dem Höllenpfuhl. Als einſt ein Geometer ſeinen Grund erforſchen wolltefr und zu dieſem Zwecke mit einem Schiffchen in die Mitte fuhr, richtete ſich letzteres plötzlich in die Höhe, drehte ſich blitzſchnell um ſich ſelbſt und verſank ſammt ſeinem Inſaſſen in die Tiefe. Still und in unheimlicher Ruhe liegt die ſchwarze Waſſermaſſe vor Uns; nur von Zeit zu Zeit ſteigen da und dort große Blaſen auf und man ſieht, wie ein kleines Stückchen Holz oder ein Baumblatt, das juſt in der Nähe einer ſolchen Blaſe ſchwimmt, auf dieſelbe zitternd zuzueilen um plötzlich darin zu verſchwinden. Uncilltürlich denkt man dabei an das arme Vögelein, das vom Zauber der Giftſchlange berückt, klagend in deren aufgeſperrten Rachen hüpft. Heute freilich ſpotten die zahlreichen Touriſten der Tücken des unheimlichen Geſellen, deſſen Geiſter ſich vor der proſaſſch nüchternen Kritit der Reiſehandbücher in beleidigtem Ehrgeſühl gänzlich zurückgezogen zu haben ſcheinen. Als Cannheimer 2, ſowie be rts bei allen trägern. ——— Organ für Jedermann. giſche Strafgeſetz eine entſprechende Straf⸗ beſtimmung nicht kannte, und daß die dor⸗ tige Regierung den Wünſchen des eiſernen Kanzlers nicht nachkommen konnte. Da⸗ rüber entſtand großer Lärm in der offi⸗ ziöſen Preſſe in Berlin. Aber auch diplo⸗ matiſche Noten wurden gewechſelt zwiſchen Berlin und Brüſſel, und das Reſultat war— daß die belgiſche Regierung einen den Berliner Wünſchen entſprechenden Entwurf zur Abänderung des Strafgeſetzes vorlegte, der auch Annahme fand. Warum wir jetzt an all das erinnern? Nun, iſt die Sache nicht der Erinnerung werth? Ein durch und durch verkommener Menſch, Duchesne hieß der Patron, ſeines Zeichens war er Keſſelflicker, hatte einen Plan zur Ermordung des deutſchen Reichs⸗ kanzlers ausgeſonnen, der ſofort der Po⸗ lizei bekannt wurde und zu deſſen Aus⸗ fuͤhrung nie ein Schritt geſchah. Trotzdem hielt unſere Reichsregierung dieſes Vorkommniß für wichtig genug ſofort mit dem ganzen Gewicht ihres An⸗ ſehens und ihrer Macht auf das kleine Belgien einzuwirken, damit daſſelbe ſeine Geſetzgebung ändere, und auch bei uns brachte die Strafgeſetznovelle von 1876 eige entſprechende Aenderung, den ſoge⸗ naunten„Keſſelflickerparagraphen“, 49 a des Strafgeſetzbuches. Auch augenblicklich ſetzen Vorgänge in den belgiſchen Bergwerks⸗ und Fabrik⸗ Diſtrikten ganz Europa in Aufregung. Daß die dort ſtattgehabten und ſich in verhältnißmäßig kurzen Zwiſchenräumen immer wiederholenden Arbeiter⸗Revolten auch eine Gefahr für die benachbarten Staaten in ſich bergen, kann gar keinem Zweifel unterliegen und wird auch da⸗ durch von den betheiligten Regierungen beſtätigt, daß Frankreich den an Belgien grenzenden Theil ſeiner Nordgrenze ſtärker mit Militär beſetzte und der preußiſche Miniſter des Innern, Herr von Putt⸗ kamer, von dem„niederſchmetternden Wider⸗ ſtand“ ſprach, welchen die preußiſche Re⸗ gierung dem ſich etwa von Belgien auf deutſches Gebiet überpflanzenden Aufruhr entgegen zu ſetzen entſchloſſen ſei. Belgien mit ſeinen Arbeiter⸗Revolten Burſchen es wagten, den Mummelſee, nein den Mordſee, 90 durchſchwimmen und glücklich davonkamen, herrſchte unter den Bewohnern der Umgegend ein geradezu entſetztes Erſtau⸗ nen. Die beiden Burſchen waren mein Freund und ich. Es war uns gelegentlich eines Aus⸗ fluges gelungen, unbemerkt dieGeſellſchaft zu ver⸗ laſſen, und letztere konnte nur entſetzt die Hände ringen als wir bereits luſtig im Waſſer plätſcher⸗ ten. Wir thaten uns in Folge nicht wenig darauf zugute, wenn die uns Begeanenden ſich zu ⸗ raunten:„Schau, die ſind über den Mummel⸗ ſee geſchwommen!“ Etwa acht Jahre ſpäter war's, da zogen an einem kalten Tage eines harten faſt ſchnee⸗ eien Winters zwei junge Männer, mit Schlittſchuhen verſehen, hinauf nach dem Mum⸗ mel⸗, dem Mordſee: mein Freund und ich. Klar und ſpiegelglatt lag die ſangrunde Fläche vor uns; dickes, kernfeſtes Eis überdeckte ſie. Da und dort zwar war das Eis in einem Um⸗ kreis von etwa einem Meter Durchmeſſer dünn, wie Fenſterglas und unter demſelben ſah man die unheimlichen Blaſen kochen. Doch das kümmerte uns nicht; unter Hurrah ſchoſſen wir dahin, bald einzeln, bald Arm in Arm in kühnen— die gefährlichen Stellen um⸗ und dieſelben mit Ringen einrah⸗ mend. Schließlich zeichneten wir mit unſeren Stahl⸗ ſchienen in wenigen, aber deutlichen Zügen das Wappen des geliebten Badnerlandes mit⸗ ten auf den Eisrücken des See's, dann ſtoben wir rechts und links ab, um noch einmal das Terrain zu umkreiſen. Eben will ich anlegen, da ertönt ein fürchter⸗ licher, unartikulirter Schrei; ich blicke entſetzt um und mein Blut erſtarrt, denn ich ſehe ge⸗ () Aus der Neuen bad Schulztg., redigirt von Heren Hauntlebrer Meuſer bier. rade noch, wie ſich der Oberkörver mein es aber vor noch gerade 30 Jahren zwei kecke iſt alſo eine Gefahr für den Weſten Europas. Was aber iſt die Urſache dieſer Re⸗ volten 2 Alle unabhängigen Stimmen ſind darin einig, daß die ſchamloſe, jeder Beſchrei⸗ bung ſpottende Ausbeutung der belgiſchen Arbeiter, Frauen und Kinder mit einge⸗ ſchloſſen, die Schuld an den Aufſtänden irägt. Dieſe Ausbeutung aber wird nur mög⸗ lich durch den vollſtändigen Mangel aller und jeder Fabrik⸗, reſp. Arbeiterſchutzgeſetz⸗ gebung in Belgien. Wie wäre es denn nun, wenn das mächtige Deutſchland heute das, was es ſeinerzeit um der Halluzinatlonen eines lumpigen Keſſelflickers willen that, wieder⸗ holte und Belgien aufforderte, ſeine ſchwere Unterlaſſungsſünde gut zu machen und in ſeiner Geſetzgebung den großen Induſtrie⸗ ſtaaten Europas zu folgen? Jeder Verſuch, unſere deutſche Arbeiter⸗ ſchutzgeſetzgebung weiter auszubauen, wird von den deutſchen Fabrikanten mit dem Hinweis auf die belgiſche Konkurrenz be⸗ kämpft. Wir dächten, jetzt wäre die paſ⸗ ſendſte Gelegenheit, der belgiſchen Regie⸗ rung begreiflich zu machen, daß ſie die in ihrem Lande wuchernde, auf dem abſoluten Mangel einer Arbeiterſchutzgeſetzgebung be⸗ ruhende Schmutzkonkurrenz zu beſeitigen habe, und diejenige Regierung, welche in entſprechender Weiſe Belgien zur Erfül⸗ lung dieſer internationalen Pflicht brächte, verdiente ſich den Dank der Arbeiter aller Kulturländer. Das wäre ein Schritt eines großen Staatsmannes würdig, deshalb: Deutſche Regierung, da winkt friſcher Lorbeer edelſter Art! Warum greifſt Du nicht zu? Politiſche Ueberſicht. Mannheim, 13. Mai. Deutſchland. Der deutſchen Induſtrie droht eine nicht unbedeutende Schädigung. In der Schweiz macht ſich nämlich zur Zeit eine ganz intenſive Agitation be⸗ merkbar, welche den Zweck hat, die Bun⸗ desregierung zur Kündigung des deutſch⸗ ſchweizeriſchen Handelsvertrages zu ver⸗ anlaſſen. Die Erbitterung der Helvetier Freundes in blitzartiger Schnelligkett ſchrau⸗ herumdreht und dann— verſchwin⸗ e —— Mordſee, Mordſee! Zwei berühmte Münner. „Baden beſitzt nur ganz wenig Dichter, die ſich eine allgemeine Anerkennung erworben; der aber wohl als Erſter zu nennen, der am tiefſten des Volkes Leben ſtudirte und ſomit der volksthümlichſte wurde, iſt Johann Peter Hebel. Am 11 Mai 1760 erblickte Hebel das Licht der Welt in Baſel. Wir können ihn alſo nicht nach ſeiner Geburt einen Badenſer nennen, aber er hat durch ſeine Werke, die ja aus dem badiſchen Voltsleben hexausgegriffen ſind, ſich ſo volſtändig einge⸗ lebt, daß er mit Fug und Recht als ein Ba⸗ denſer angeſehen werden kann. In ſeinen „Allemanniſchen Gedichten“ ſchlägt er einen 10 urwüchſigen Naturton an, daß Goethe, der Altmeiſter der deutſchen Dichtkunſt, wahre Lobeshymnen auſtimmt über dieſen echten „Volksdichter“. Daß er nicht zu viel gelobt, beweiſt der Umſtand, daß Hebel heute zu den Claſſikern gehört, und daß er in jeder beſſeren Familie zu finden iſt. Man hat Hebel in arlsruhe, Wirkungsorte, und in Schwetzingen, ſeiner letzten Ruheſtätte, woſelbſt er am 22. September 1826 ſtarb, Denkmale gſerr: eines der ſchönſten Denk⸗ male wäre aber eine billige Ausgabe ſeiner Werke, ſo daß auch den Aermeren ſein friſcher ſprudelnder Humor zugänglich gemacht werde. Machen wir einen weiten Schritt hinüber in ein anderes Feld der Literatur, auf das Gebiet der ernſten Wiſſenſchaft, der ſchwereren Dichtung: Der Ueberſetzungskunſt. Am 12. Mai 1845 ſtarb in Bonn eines der größten, mir möchten ſagen das größte Ueberſetzungs⸗ Inſertonspreis: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 30 Pfo Anzeigen werden von allen Annoncen⸗Expeditionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen Bei größeren Aufträgen Rabatt. Rotatiensdruck der br. Y. Haas'ſchen Buchdruckeref, 898 neben der katholiſchen Spitalkirche in Maunheim⸗ Telephongnſchluß Nr. 218. okeblatt und Handel-Beitung Freitag, 14. Mai 1866. iſt namentlich hervorgerufen worden durch die im vorigen Jahre zur Durchführung gebrachten deutſchen Zollerhöhungen, welche den Induſtriellen der kleinen Nachbar⸗ republik ſchwer im Magen liegen. Die Zollſtatiſtik weiſt nämlich nach, daß der deutſche Export nach der Schweiz auf allen Gebieten ſtetig zunimmt, während die Schweiz eine Menge von Artikeln nach Deutſchland nicht mehr expor⸗ tiren kann und zwar gerade in Folge der erhöhten deutſchen Ein⸗ gangszölle. Unmöglich wäre es daher nicht, daß die ſchweizeriſche Regierung in dieſer Angelegenheit dem Drängen der Intereſſenten nachgibt und den zur Zeit beſtehenden Handelsvertrag kündigt. Wer will es den Schweizern verübeln, wenn endlich auch ſie in den Ruf:„Schutz der nationalen Arbeit!“ einſtimmen, der ihnen von Deuiſchland herüber ſo oft und bis zum Ueberdruß in die Ohren geklungen iſt? Dänemark. König Chriſtian IX. von Dänemark und ſeine Miniſter, an deren Spitze der bekannte Eſtrup ſteht, befinden ſich ſeit geraumer Zeit in einem ſchweren Konflikte mit dem däniſchen Reichstage, dem ſogenannten Folkething, der ſchon vor Jahren durch die abſoluten Gelüſte des Königs à la Ludwig XIV. und ſeiner Kreaturen hervorgerufen, in der letzten Zeit einen beſonders akuten Charakter angenommen hat. Die Landesverfaſſung, welche nach konſtitutionellem Muſter aus⸗ gearbeitet iſt, gilt dem norbiſchen Herr⸗ ſcher ſchon lange als eine Einrichtung, die beſeitigt werden muß, je eher, deſto lieber. In dieſem noblen Streben wurde der König auch anfänglich durch die Ser⸗ vilität der däniſchen„Liberalen“ beſtärkt, was zur Folge hatte, daß dieſe Partei von der parlamentariſchen Bildfläche ver⸗ ſchwand, während die Oppoſition allmäh⸗ lig immer mehr an Boden gewann. Herr Eſtrup arbeitete nun nach berühmten Muſtern und löſte ein über das andere Mal das Folkething auf, aber er erreichte nur das Gegentheil von dem, was er be⸗ abſichtigte. Die Gegner des herrſchenden Syſtems nahmen in immer größerer An⸗ zahl auf den Bänken der Volksvertretung Platz. Nun betrat die Regierung einen Weg, der ſie direct zum Verfaſſungsbruch talent, Sprachkunde: Auguſt Wilhelm gon Schlegel, geboren in Hannover am 8. Sey⸗ tember 176/, Ihm verdanken wir vorzugs⸗ weiſe die Bekanntſchaft Shakeſpeare's und Calderons, den beiden Claſſikern, welche die meiſten Anhänger in Deutſchland haben, Schlegel hat zwar nur 16 Stücke Shakeſpegre's überſetzt, aber dieſe in ſo muſtergültiger Weiſe, daß den meiſten Aufführungen dieſe Ueber⸗ ſetzung zu Grunde liegt. Außer den beiden Genannten überſetzte Schlegel hauptſächlich noch Dante, Cervantes, Camosns, Aber auch als ſelbſtſtändiger Dichter und Denker zeichnet Schlegel ſich aus, in ſeinen Gedichten findet ſich viel Gutes, wohl das bekannteſte dürſte „Arion“ ſein. Als eifriger Mitarbeiter muß Schlegel genannt werden bei Schillers„Hyren“ und dem Muſenalmanach“, ferner bei der „Jenaer Aligemeinen Literaturzeitung“. Spä⸗ ter entzweite er ſich indeſſen mit all ſeinen Freunden, mit Kotzebue, Wieland, Schiller und Goethe. Das deutſche Volk verbankt 165 einen großen Theil ſeiner internationalen Litexaturkenntniß und dieſe hauptſächlich wird dafür ſorgen, daß Schlegel immer fortlebt in dem Gedächtniß der Gebildeten. H. R. K. Theater, Hunſt u. Wiſſenſchaft. Rundſchau über Theater und Kunſt, In Frankfurt a. M. haben einige Vor⸗ ſtellungen des Schiller Cyelus ſo lebhafter Beifall gefunden, daß die Jutendanz beſchloſ⸗ ſen hat, dieſelben zu wiederholen. In Aus⸗ ſicht ſind genommen„Die Räuber“, Kabale und Liebe“, die Wallenſtein⸗Trilogie und „Die Jungfrau von Orleaus“. Gleichzeitis erfahren wir, daß Herr Willy Heß, der Concertmeiſter des Frankfurter Opernhauſes. einer der bedeutendſten Männer der 7 —— * —— . Seit⸗ Babiſche Volks⸗Zeitung. 14. Mat. führte. Sie griff auf einen in der däni⸗ ſchen Verfaſſung enthaltenen Artikel zurück, nach welchem die Regierung, wenn der Reichstag nicht verſammelt iſt, und ein Nothſtand eintritt, Verordnungen mit Ge⸗ ſetzeskraft erlaſſen darf. Die Regierung ſchloß nun die Seſſion, welche nach der Verfaſſung ohne Genehmigung des Königs den Zeitraum von 2 Monaten nicht überſteigen darf und ſie hatte den er⸗ wünſchten Nothſtand; ſogleich verkündete ſie ein ſogenanntes proviſoriſches Budget⸗ Geſetz, mit welchem der König unter Verantwortlichkeit der Miniſter, wie die Formel lautete, die Ermächtigung zur Steuererhebung und Verausgabung der Einnahmen für die Verwaltung ertheilte. Bei ſeinem Wiederzuſammentritt verſagte der Reichstag ſämmtlichen von der Re⸗ gierung erlaſſenen proviſoriſchen Geſetzen ſeine Genehmigung. Aber König Chriſtian und ſeine Miniſter ſtörten ſich hieran nicht. Der erſte April dieſes Jahres brachte dem däniſchen Volke ein neues Finanzgeſetz. Herr Eſtrup hat eine zäͤhe Natur. Der däniſche Staatsſchatz iſt zur Zeit noch wohl gefüllt, und die Anhänger der Regierung werden reichlich belohnt, dagegen diejenigen der Oppoſition in jeder Weiſe verfolgt, wozu die Beſtimmungen der proviſoriſchen Geſetze Handhaben in Menge bieten. Auch die Richter ſind der Regierung gerne gefällig. Zwar iſt die Anwendung von Gewalt gegenüber dem Reichstage gefährlich, denn das Militär iſt auf die Verfaſſung beeidigt; aber ſolch' gewaltthätige Regierung hat bald alle Bedenken überwunden und von ihr iſt das Schlimmſte zu erwarten. Wir ſind begierig, wie lange dieſe„Revolution von oben“ noch bauern wird. Orient. Es war eine ſchwere Geburt, die Bildung des neuen griechiſchen Mini⸗ ſteriums. Keiner der Herren, den man auf den Ehrenſeſſel ſetzen wollte, zeigte hierüber ſonderliches Vergnügen. Ein griechiſcher Miniſterſeſſel iſt zur Zeit auch ein gar zu ungemüthlicher Sorgen⸗ ſtuhl. Nun hat— wie wir unter der Rubrik„Neueſte Nachrichten“ in heutiger Nummer mittheilen— ein gewiſſer Val⸗ vis ſich der Verlegenheit des Königs er⸗ barmt und mit Ach und Krach ein neues Miniſterium zuſammengeleimt. Dasſelbe iſt ohne politiſche Tendenz und ſoll vor allen Dingen nur die Abrüſtung im Auge haben. Das wäre nach unſerer Auf⸗ laſſung indeſſen das Vernünfligſte, was für den Augenblick zu thun iſt. Deutſches Reich. Berlin, 12. Mai. Die Geſetze, betref⸗ ſend die Unzuläſſigkeit der Pfändung von Eiſenbahnfahrbetriebsmitteln, ſowie betref⸗ ſend die Unfall⸗ und Krankenverſicherung der in land⸗ und forſtwirthſchaftlichen Be⸗ trieben beſchäftigten Perſonen ſind heute veröffentlicht worden. *Wiesbaden. Das Kuratorium der hieſigen Realſchule hatte ſeiner Zeit den einſtimmigen Beſchluß gefaßt, bei der zu⸗ ſtändigen Kgl. Behörde Herrn Dr. Günther, z. J. Profeſſor am Gymnaſium ſeine Entlaſſung eingereicht hat, um eine an⸗ Derweitige Stellung anzutreten. Ebenſo hat Herr Capellmeiſter Reiß in Wiesbaden an Pöherer Stelle den Wunſch ausgeſprochen, in enſion verſetzt zu werden. Als dritter im unde iſt Herr A. Junkermann in Stutt⸗ gart K nennen. Der„Reuterapoſtel“ hat ſeine Entlaſſung per 5. November bereits zu⸗ geſagt bekommen und widmet ſich nunmehr Rur den Gaſtſpielen. In Hamburg feierte err Kainz vom„Deutſchen Theater“ in erlin, als Don Carlos und Romeo große Triumphe Eine allerorts bekannte Künſtlerin, Elara begeht am 21. Februar 4887 ihr 25jähriges Jubiläum und dürfte ſich Hasſelbe zu einer großartigen Ovation geſtal⸗ ken.— Recht ungeſunde Luft weht im Karls⸗ ruher Hoftheater, nicht weniger als drei Kranke: Herr Praſch liegt an Brandwun⸗ den, Frl. Schubert am Scharlach, Frl. Iruch an einer langwierigen Krankheit dar⸗ nieder.— Ueber das erwähnte Volksſchau⸗ ſpiel des Herrn Pöhnl kommt endlich defi⸗ nitive Entſcheidung und zwar gefielen die 3 erſten Abtheilungen, die übrigen drei miß⸗ fielen.— In Berlin bringen die Münchner Aanter andauerndem Beifall als Abwechslung Den Herrgottsſchnitzer; während im Friedrich⸗ Wilhelm⸗Theater„Der Zigeunerbaron“ ſeine 100. Aufführung am nächſten Sonntag erlebt. Seinen Siegeszug ſetzt derſelbe demnächſt nach Süddeutſchland fort. Das Hoftheater in Stuttgart bringt in nächſter Saiſon Gas⸗ Porone und den Zigeunerbaron.— Am 18. September findet in Frankfurt und Weinsberg ein 100jähriges Geburtsjubiläum ſtatt, das⸗ enige Juſtinus Kerner's. Die Feier dürſte indeſſen noch weitere Kreiſe ergreifen und zu einer nationalen werden—Einen in⸗ texeſſanten Abſchluß fand der Streit um das erſte Scheffeldenkmal. Nicht in Heidel⸗ berg, nicht in Carlsruhe ſteht es, aber in Il⸗ menau(Thüringen) auf dem Lieblingsaufent⸗ Haltsort Dichters. Eine Pyramide aus Geh Eu, in dereu oberſten das Me⸗ Daillonbild Scheiiel's aus Bronce einaelgſſen Schwindel: die Quinteſſenz ſind die Vorkomm⸗ in Ansbach, für die Direktorſtelle der ſtädtiſchen Realſchule in Vorſchlag zu bringen. Der Vorgeſchlagene war früher freiſinniger Reichstagsabgeordneter und gilt als Autorität auf dem Gebiete der Geo⸗ graphie und deren Hilfswiſſenſchaften. In dieſen Tagen iſt, wie die„N. Bad. Schulz.“ mittheilt, die Nachricht hierhergelangt, daß der Herr Miniſter für Unterrichtsangelegen⸗ heiten es abgelehnt hat, Sr. Majeſtät die Wahl zur Beſtätigung zu empfehlen. Ausland. Madrid, 12. Mai. Eine offizielle Meldung aus Manilla vom 29. April be⸗ richtet die Aufhiſſung der ſpaniſchen Flag⸗ ge auf der Inſel Yap durch zwei ſpaniſche Kriegsſchiffe. New⸗Mork. Bei Cincinnati hat die Unionsregierung 2000 Mann Bundestrup⸗ pen mit einer Batterie Artillerie und 8 Gatlingkanonen zuſammengezogen, welche Truppen in Verbindung mit 4 Regimen⸗ tern Miliz allen Anforderungen genügen dürften. Dieſe Vorſichtsmaßregeln wur⸗ den getroffen, weil die Polizei erfahren haben wollte, daß 600 bewaffnete und ge⸗ drillte Anarchiſten einen Streich auszufüh⸗ ren beabſichtigen. Neueſte Nachrichten. Rom, 12. Mai.(Cholerabericht.) Vom 11. bis 12. d.., Mittags, erkrankten, reſp. ſtarben in Venedig 6/4, in Bari 15/9, in Oſtuni 4,0 Perſonen. Athen, 12. Mai. Papamichalopulos lehnte heute Vormittag endgültig die Ka⸗ binetsbildung ab, weil er die Anſicht des Königs nicht theilte, welcher nur ein pro⸗ viſoriſches Miniſterium behufs Einberufung der Kammer wünſchte. Der König berief Valvis.— Die Bildung des neuen Kabinets durch Valvis iſt nunmehr erfolgt. Dasſelbe iſt folgendermaßen zuſammengeſetzt: Valvis Präſidium und Juſtiz, Lurioti Aeußeres, General Mezeis Krifen Krieg, Augerinos Finanzen, Kapitän Miaulis Marine, Pa⸗ piliopulo Inneres, Profeſſor Benizelo Kul⸗ tus. Das Miniſterium iſt ohne ausge⸗ ſprochene politiſche Farbe und ſoll vor allem die Abrüſtung durchführen.— Die Berufung der Kammer ſoll alsbald er⸗ folgen. Nach dem Zuſammentritt ſoll ſofort mit der Abrüſtung begonnen werden. New⸗Nork, 12. Mai. Der Agitgtor Johann Moſt wurde verhaftet. Vom Tage. * Von der Meſſe. Es iſt genügſam be⸗ kannt, welch' ſtrenge Cenſur die eine Meſſe beſuchende Künſtlergeſellſchaft als Jongleur, Athlet, Rieſendame ꝛc. vor dem Forum der zuſtändigen Behörde zu beſtehen hat. Es iſt für das die Meſſe beſuchende Publikum nicht einerlei, was demſelben geboten, reſp. was auf einer Meſſe vorgeführt wird. Es iſt nicht unſere Ahſicht, mit der Wiedergabe nach⸗ ſtehenden Falles der zuſtändigen Behörde einen Vorwurf zu machen. Auf der hieſigen Schaumeſſe etablirten ſich zwei ſog. Rieſen⸗ ſchweſtern, welche ihre Virtuoſität als Rie⸗ ſendamen in rieſigen Buchſtaben an den Schaubildern der Bude zur Kenntniß brach⸗ ten. Die ganze Produktion dieſer„Athletin⸗ nen“ verdient nicht, daß man den Maßſtab der Kritik anlegt. Die Geſchichte iſt reiner iſt. Ilmenauern! 4 Gr. bad. Hof⸗ und National⸗Theater „äin Mannheim. Mittwoch den 12. Mai 1886. Der Regiſtrator auf Reiſen. Poſſe mit Geſang in 3 Akten. Dr. H. Der Regiſtrator auf Reiſen hat geſtern Abend ſchon wieder einen Ausflug angetreten, um uns hier das zweifelhafte Vergnügen ſei⸗ nes Beſuchs angedeihen zu laſſen. Die Ur⸗ laubsreiſe, welche der alte Herr Regiſtrator vor einigen Wochen vollendet hat, vermochte jedenfalls ſeinen Humor nicht zu kräftigen, enn von einer geiſtigen Erholung und Auf⸗ friſchung iſt wenig genug zu bemerken ge⸗ weſen. Es iſt ein trauriges Zeichen der Zeit, daß ein ſo mühſelig an das Lampenlicht ſich emporringender und gezwungener Humor rauſchenden Beifall unſeres Theaterpublikum⸗ hervorzurufen vermag. Zu erklären iſt dieſe befremdliche Thatſache ebenſo wie auch der verhältnißmäßig gute Beſuch der Vorſtellung ſelbſt, durch die dahier höchſt ſelten gebotene Gelegenheit an einem Stücke heiteren Inhalts ſich zu ergötzen. An jeden faulen Witz, wenn er nur wenigſtens„komiſch“ oder„lächerlich“ iſt, klammert man ſich daher krampfhaft an, nur um die Ausrede zum Lachen zu gewinnen Aber Witz und Humor fehlen dieſem Stück ſo ſehr, daß Fräulein Dornewaß mit dem Vortrag einiger höchſt unſchuldigen, von Hru Stein bearbeiteten alten Witze aus den„Flie enden“, in welchen bekanntlich der„Herr Zientenaut“ eine nicht unbed eutende Rolle zu ſpielen pflegt, die Palme des Abends erringen konnte. Herr Groſſer, von welchem der gedul⸗ dige Thealerzettel behauptet, daß er vom Wallner⸗Theater herkomme, fand zwar eine freundlichere Aufnahme, als jüngſt Herr Meiſter; ein Meiſter der Komik iſt er aber ebenſo wenig wie dieſer letztere. Herr Groſſer bringt zum Komiker vielleicht das Aeußere und die Fertigkeit im Vortrage von geiſtloſen Alle Hochachtung vor den thatbereiten H B E niſſe vom letzten Sonntag auf Montag, welche wir hier nicht wiedergeben wollen. Die beiden Athletinnen ſind verduftet, während die Polizei die Beſitzerin der Athletinnenbude in ein gewiſſes Haus hier verbrachte, um ſie einer Zwangsheilung zu unterziehen. * Beſuch, Die Theilnehmer am Jubi⸗ läumsfeſt des deutſchen Handelstages, das gegenwärtig in Heidelberg ſtattfindet, beab⸗ ſichtigen zur Beſichtigung unſerer Hafenanlagen hierher zu kommen und werden unter Beglei⸗ tung der Vorſtände der hieſigen Handelskammer per Dampfer Rhein, Neckar und Hafen be⸗ fahren. 2 Herr Stadtrath Keſſelbeim rettete geſtern Abend an der Kettenbrücke 2 Kinder aus großer Gefahr. Die armen Kleinen woll⸗ ten eben dort über die Straße paſſiren, als eine von zwei Pferden gezogene Chaiſe in vollem Trab von der Ringſtraße kommend, nach der Kettenbrücke einbog. Genannter Herr, die Gefahr erkennend, hatte die Geiſtesgegen⸗ wart, den Pferden in die Zügel zu fallen, die Kinder zurückzureißen und damit ein großes Unglück zu verhüten. —————————————ää————— Ir. Rohleder's Burean, München, Heßſtraße 31 beſorgt Auskunft in Arbeiterangelegenheiten. — Ausarbeitung von Statuten.— Statiſti ſche Erhebungen. Vermittlung von Ver⸗ einsadreſſen.— Einrichtung von Bibliotheken. — Einfache Auskunft für eine Mark, abon⸗ nirten Vereinen gratis. 100 Werkſtatt⸗ fragen 4 Mark. * Eingeſandt. Wir ſind heute gezwun⸗ gen, einen wunden Punkt zu berühren, wozu wir uns vollſtäudig berechligt glauben. Wer unſerer Schaumeſſe über dem Neckar einen Beſuch abſtattet und, nachdem er geiſtig und lörperlich ermüdet vom vielen Sehen und Hören, einer der nahe liegendenReſtaurationen einen Beſuch abſtattet, wird leider ſchon die traurige Bemerkung gemacht haben, daß eine große Anzahl von Frauen in Begleitung ihrer Kinder in den Wirthſchaften anzutreffen ſind. Dieſes iſt ja an und für ſich nicht zu tadeln; wenn aber Frauen nicht mehr Gefühl und Herz haben, als ihre Kinder, welche in einem kinderwagen untergebracht ſind, ſtundenlang in einer offenen Einfahrt ſtehen zu laſſen, ihnen alle Augenblicke das Bierglas reichend, ſo iſt das auf das Tiefſte zu beklagen. Muß⸗ ten wir Dienſtag Nachmittag doch die Wahr⸗ nehmung machen, wie eine Mutter mit ihrem kaum 1 Monat alten Kinde im Tragliſſen über 3 Stunden in einer Wirthſchaft, die über und über mit Gäſten angefüllt war, verweilte. Bedenkt man, welche Atmosphäre in einem ſolchen Lokale herrſcht und dazu den zarten Körperbau eines Kindes, ſo iſt es nicht nöthig, den Keim zu Krankheiten weit zu ſuchen. Möchten doch ſolche Mütter, eingedenk ihrer heiligen Pflichten, die Folgen ſolch' leichtſin⸗ nigen Handelns bedenken, welche ſie ſich ſelbſt zuzuſchreiben haben. 0 Handel und Verkehr. .4. Maunheim, 10. Mai. Das ſoeben erſchienene Maiheft des deutſchen Handels⸗ archivs enthält wieder eine Anzahl inter⸗ eſſanter Mittheilungen, u. A. 1. Theil. Geſetzgebung. eutſches Reich: Geſetze, betreffend die Ausprägung einer Nickelmünze zu 20 Pfennig und die Erhebung einer Schifffahrtsabgabe auf der Unterweſer. Bekanntmachung des königlichen Polizeipräſidiums zu Berlin, betreffend die Verwendung giftiger Farben. Schutz⸗ und Freundſchaftsverträge zwiſchen dem deutſchen Reiche und den Baſtards zu Rehoboth, ſowie dem Oberhäuptling der Hereros im Damara⸗ lande, ſowie Geſetz betreffend die Rechtsver⸗ hältniſſe der deutſchen Schutzgebiete. Be⸗ ſchlüſſe des Bundesraths betreffend: 1) Boll⸗ behandlung von Kaffeeſchalen(Pergament⸗ hülſen). 2) Steueramtliche Behandlung des nach amerikaniſcher Art geernteten Tabaks. 3) Boſlamtlichen Mitverſchluß bei Privat⸗ Coupiets mit(„Bum⸗Bum!“) aber an einen Pichler veicht er nicht im Geringſten heran. Wenn wir ſchließlich noch erwähnen, daß die Ausſtattung ebenſo viel zu wünſchen übrig ließ, wie das Stück ſelbſt und die Komik, ſo glauben wir alles beſprochen zu haben, was überhaupt eine Erwähnung verdient. Conzert des Arion. 11. Mai. .B. Der erſt ſeit kurzem beſtehende Ver⸗ ein hat ſeinem dieswinterlichen Erſtlingskon zerte nun das zweite in wärmeren Temperatur⸗ Verhältniſſen folgen laſſen. Vollſte Anerken nung geziemt dem fleißigen Sangesbund und ſeinem wackeren Führer, durch deren beider⸗ ſeitiges und thatſächlich erfolgreiches Vorwärts⸗ veben der Verein in ſeinem fünſtleriſchen Anſehen als vollkommen conſolidirt erſcheint. Dieſer, Arion iſt, ſeinen Coneurrenten auf dem Gebiete des Männergeſangs ſei es be deutſam zugerufen, der einzige derartige Ver⸗ ein, der ſich überhaupt mit Werken umfang⸗ reicherer und ernſthafterer Faktur als den Liedern von der Liebe, dem Wein, dem Vater⸗ laude u. ſ. w. abgiebt. So hat er auch ge ſtern wieder ſein Programm mit dem germa⸗ uſchen Siegesgeſang von Brambach, einer ſehr wirkune aber etwas derb zuge⸗ Hnfftenon C 5* ioy Nen ei 5 vländiſchen Volksliedern in der Bearbeitung Kremſer's geichmüct. Die letzteren Stuce und igrer zanzen Art nach ſo eindringlicher Natur, wurden auch dementſprechend geſungen, daß ich nich über die kühſe Zurückhaſtung des ſonſt ſo freigebigen Publikums wunderte. In der Mitte des Programms ſtand die Undinenarie, deren geſtrige Interpretin, Frl. Fries mir den Eindruck einer totalen Anfängerin machte Ich wertz nicht, wo dieſe junge Bame Opern ſingt, weiß nur das eine, daß ſie ſo undra⸗ llatiſch wie nur möglich dieſe, für das Con⸗ zert höchſt ungünſtige, Arie verabreichte⸗ Weiter diente als Füllung des Programms eine Serie Bruchſtücke aus dem„Schmied von Ruhla“ der Feder des Hrn. Kapellmeiſter Lux entſoroſſen. Schlechte und recte Kapell⸗ tranſitlagern von ausländiſchem Roh⸗ und Brucheiſen. 4) Verlängerung der Rübenzucker⸗ ſteuerkredite. Bekanntmachung des Reichs⸗ kanzlers, betreffend die Ausfuhr der zur Kategorie der Rebe nicht gehörigen Pflänz⸗ linge ꝛc. an, Nach dem„Berliner Aktionär“ umfaßt die dem Oeſterreichiſch⸗Ungariſchen Reichstage zugegangene neue Zollvor⸗ lage mehr als 400 Seiten. Sie iſt ausge⸗ ſtattet mit ſtatiſtiſchen Daten und Tabellen und enthält neben einer vergleichenden Zu⸗ ſammenſtellung der neuen Zollſätze und Tarif⸗ texte mit der beſtehenden auch die Gutachten der Handels⸗ und Gewerbekammern über die vorjährige Zollnovelle. Nachſtehend folgt eine Zuſammenſtellung der wichtigeren beantragten Zollſätze unter Beifügung der bisherigen: per 100 Klg. neu bisher ſ i Melaſſe für Branntwein⸗ brenner(b. 1. Aug. 1888)— 25— 6 Getrei de: 5 Mais— 50 5 Gerſte und Hafer— 75— 25 Roggen 10 Weizen 1 50— 50 Mehl und Brot 8 Belſagt(Raps und dergl.) E555 i eh: per Stück fl. i fl Ochſen 5— 5— Jungvieh—— Kälber 1 50 1— per 100 Klg. fl. EK fü Rüböl, Leinbl 2 Speiſe⸗Eſſig in Fäſſern 5—— Chocolade 60— 50 5 Farberden 1—— 20 „ geſchönte 5—— 50 Schmieröle 5— 190 Bei Baumwollwaaren, Leinen, Seide, Pro⸗ dukten der Textil⸗ und Montaninduſtrie ꝛe. iſt der neu vorgeſchlagene Tarif dem Vor⸗ ſtehenden entſprechend und beträgt die Er⸗ höhung—200 Prozent. amerikanische Produkten-Märkte Schlusscourse vom 12. Mai, mitgetheilt von E. Blum& Strauss, Hannkeim. New-Vork Chioago Wei⸗ 8 5 i- 8 35— Mais Schmal Caffte—55 Mais Schmal 88 767—.45 75%%/½ 0 88/ͤ0 45¾%8.147.35 76¾8 35¼—.87½ Juli 88/6 46½.21.25 78¼ 36/.87½ August 88¼ 46/.28.2078/ 37½.95 Septbr. 89%/—.34.15 79/8—— Oktbr, 90/—.41715—:—— Novbr. 92——.15(——— Dezb. 93/j——.15——— Januar(—————— Eebr——————— März——————— April——————— Mai 98—————— Tendenz: Weizen niedriger. Mais unveründert, Schmalz unverändert. —— Wasserstands⸗Nachrichten. Rhein. Datum Stand Konstanz, 11. Mai— +* 90 Kehl 11. 5—10⁵* — 12. 995 U005 Germershelm 12 0,60 4 103 Mannhelm, 8,20. 900 Mainz, 12.„ 9581 5 0005 Biebrioh, 158— Oaub, 123 1,58 98 Cobtens, 193 1,98— 005 Köln. 12 156 5 905 büsselderk, 18 7 901 Duisburg. 11. 51 005 Ruhrort, 19.„ 993 Emmerioh, 11 1,14— 0 Mymwogen, 11.„ 8,92— 605 Arnheim, 8,31 40, Neckar. Heilbronn, 0,88 937 Eherbach, 19..92 18 Mannhelm, 18.„ 3,25 5 Main. Würzburg Frankfurt, 0 0,22 8 e1. — 12.„.44 E 0 85 meiſtermuſik, ohne beſondere Phyſiognomie, das könnte ich den worgetragenen Nummern in er Romanze, Eiſenlied, Jägerchor beſtehend, nachſagen. Der Componiſt wurde in der freigebigſten Weiſe durch Orcheſtertuſch, Lorbeerkranz und Beifall ausgezeichnet, trotz⸗ dem glanbe ich nicht, daß man ſeine Oper hier zur Aufführung annehmen wird. Jenes Eiſenlied ſang übrigens nicht Hr. Klag, wie auf dem Programm verzeichnet war, ſondern, wenn ich recht gehört, Hr. Kraze von unſerer Oper. Recht anſprechend erſchienen die Stimm⸗ mittel, die Herr Wollthan, wie flir ſchien, ein Mitglied des Vereins, präſentiren konnte. Dem Dirigenten des Arion, dem Sanges⸗ meiſter Iſenmann muß man Dank wiſſen für ſeine nach Neuem und Ueberraſchendem ausſchauende Thätigkeit. Muſikaliſches. W. B. Ernſtliche Beachtung und weitere Verbreitung verdient eine Compoſition für Orcheſter, die Herrn Karl Ripfel, Mit⸗ glied unſerer Hofkapelle, zum Verfaſſer, hat, d ſich„Tragiſche Ouverture“ be⸗ titelt. Ich hatte Gelegenheit, dieſes Werk in einer Beivetauchrung zu hören und geſtehe nach genauer Keuntnißnahme ſeines muſikaliſchen Inhalts, daß ich eine hohe Meiuung von der Winbollbreſchen Befähigung des Autors ge⸗ wonnen habe. 2 In der Huverture, die ſich durch eine muſikaliſch⸗poetiſche Inelination an die So⸗ phokleiſche„Antigone“ als Programmmuſik zu erkennen eibt, habe ich neben der erkenn⸗ baren melodiſchen Veranlagung des Com⸗ poniſten ſo viel an ernſthaftem Wollen und Streben, an inſtrumentativer Begabung, an wohlgeglückter orcheſtraler Concevtion wahr⸗ genommen, daß ich mich fühle, dem Bekanntwerden dieſes Opus das Work zu reden. Als Beweis idealen Sinnes, als Zeugniß bimmelanſtrebender Phantaſie ſollte die Oaverlure zur Ehre ihres Verfaſſers der Allgemeinbeit nicht länger vorenthalten werden