e 9 „zirk der Berliner Eiſenbahndirektion an⸗ zuführen. Es erhalten hier die Rangir⸗ 4 he Maang entfachk neben den beſten Werken unſrer Dichterſonnen, ſo wie Julius Cäſar unſeren giehender ſein als die Behandlung Abonnementspreis 2 vro Monat 50 Pfg.— Auswärts durch die Poſt 61 Man abonnirt in Rlannheim bei der Expedition E 6, 2, ſow allen——— und Trägerinnen.— Auswürt oſt⸗Anſtalten des deutſchen Reiches und den Briefträgern. Dit Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Son. und Feiertage. Herausgeber Or. jur. Dermaun Daas in Mannheim. 115. Politiſche Ueberſicht. * Mannheim, 15. Mai. Deutſchland. Iſt der preußiſche Mi⸗ üſter Puttkamer kürzlich mit einer von ius bereits in letzter Nummer der„Bad. Jolks⸗Ztg.“ gekennzeichneten politiſchen leberraſchung hervorgetreten, ſo macht jetzt der preußiſche Eiſenbahnminiſter durch nen wunderlichen Erlaß von ſich reden, der eigentlich ſpaßhaft wirken müßte, wenn r nicht— um mit Sabor zu reden— was tief blicken ließe. Der Herr Mi⸗ üſter hat nämlich angeordnet, daß die Eiſenbahndirektionen und ihre Unterbehör⸗ ſen mehr, als es bisher geſchehen, auf die förderung des Sparſinnes bei dem un⸗ eren Beamten⸗ und Betriebsperſonal hin⸗ hirken ſollen und dafür ſorgen mögen, aß dieſen Perſonen überall Gelegenheit ſegeben wird, jederzeit ohne Koſten und Rühe auch die kleinſten Beiträge zu⸗ ückzulegen. Sehr ſchön ausgedacht. Die uten Abſichten des Herrn Miniſters n Ehren— aber mit dem Sparen iſt es och eine eigene Sache und ein ſchwierig ding in denjenigen Schichten, um welche 8 ſich hier handelt. Es wäre jedenfalls rrig, aus jener Notiz den Schluß zu iehen, als wäre das untere Beamten⸗ nd Betriebsperſonal unſerer Staatseiſen⸗ ahnen in der Lage, auch nur die gering⸗ en Schätze aufzuſpeichern. Um die„Spar⸗ elegenheit“ der preußiſchen Eiſenbahnan⸗ deſtellten, namentlich in dem Bereich der großen Städte in angemeſſener Weiſe zu illuſtriren, genügt es als Beiſpiel den Be⸗ ind Wagenmeiſter ein Gehalt von nur 1050—1550., die Weichenſteller erſter Klaſſe ein ſolches von 990—1200, die Portiers, Billetſchaffner, Weichenſteller zweiter Klaſſe und Krahnmeiſter von 810 bis 1050., die Bahnwärter von 660—750, die Schaffner von 750—990 Mk., end⸗ lich die Bremſer von 690—990 Mark. Und ähnlich wie in Preußen dürften die Verhältniſſe im ganzen Reiche gelagert ſein, da und dort vielleicht noch ſchlimmer. Ja, Herr Miniſter Maybach, um den unteren Beamten in wirkſamer Weiſe wirthſchaft⸗ lich unter die Arme zu greifen, dazu bedarf Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft Die Meininger in Mainz. II. (Originalbericht der Bad. Volkszeitung). Julius Cäſar. Trauerſpiel in 5 Aufzügen von Shakeſpeare, Während Julius Cäſar von Enalands Bühnen faſt verſchwunden iſt und nur ſeit rvings großartigen Darſtellungen Shake⸗ peareſſchen Werken wieder etwas mehr Auf, merkſamkeit zugewendet wird, feiert— ie deutſche Zunge reicht, gerabe dies Drama länzende Triumphe. „Heil, Cäſar, Heil!“ 0 Ke das Römer⸗ Polk ihm zu.„Heil, Sha Weſte Heil!“ der Juns durch ſeine unſterbliche Poeſie den Geiſtes⸗ lden jener Zeit ſo nahe gebracht. Welcher Römergeiſt, der uthuſtasmus. Der edle urch dies Drama weht, durchdringt auch us, und eines Brutus Schickſal reißt uns mächtig hin. [Was kann dramatiſcher zugleich und an⸗ der be⸗ chiedenen Sin⸗ egten Volksmaſſen in den ver Ren, und welch unvergleichlich hohen edlen (Pers und Stil zeigt dieſes in der reifſten des Dichters entſtandene er Mit welch knappen Mitteln weiß uns der chter die Vaterlandsliebe und den hehren ömerſinn eines edlen Brutus, eines ſtolzen Caſſius greiflich nahzurücken. (Den Geiſt nur des Tyrannen wollen ſie furch Cäſars Körper tödten und erkennen nicht, die Träumer, daß Rom's ſchon entar⸗ ſete Republik nur durch Alleinherrſchaft noch bei 89 [Aannheimer Bolksblaff und Organ für Jedermann. es nicht nur der Spargelegenheit, ſondern es muß auch ein„Sparobjekt“ vorhanden ſein, ſonſt iſt das Sparen gleichbedeutend mit— Nothleiden!— Aus der Mannig⸗ faltigkeit der beſtehenden Vorſchriften über die Sonntagsarbeit ſchließt die„Nordd. Allg. Ztg.“, daß es nicht empfehlenswerth ſei,„die Frage eines Verbotes der Sonn⸗ tagsarbeit generell durch die Reichsgeſetz⸗ gebung zu regeln.“ Umgekehrt! Gerade, weil heute das Belieben der Ortsbehörden keine gleiche Behandlung der Induſtrien aufkommen läßt, deshalb ſind die Konkur⸗ renzbedingungen zwiſchen den einzelnen Unternehmungen des gleichen Berufs⸗ zweiges in Deutſchland nicht dieſelben, und dieſe Ungleichheit iſt nur durch ein allgemeines Reichsgeſetz zu heben. In Ergänzung ihrer Meldung, daß zu dem diesjährigen Kaiſermanöver in Elſaß⸗ Lothringen keine fremdländiſchen Offtziere geladen werden ſollen, ſchreibt die„Eur. Corr.“: Der betreffende Beſchluß des Kriegsminiſteriums iſt beſtimmt, nicht nur auf das diesjährige Kaiſermanöver An⸗ wendung zu finden, ſondern auch für die Folge in Kraft zu bleiben. Es iſt ſelbſt⸗ verſtändlich, daß die am deutſchen Kaiſer⸗ hofe beglaubigten Militär⸗Attachés davon nicht betroffen werden, wie auch in Zu⸗ kunft die deutſche Armee bei den Mans⸗ vern anderer Armeen nur durch die je⸗ weiligen deutſchen Militär⸗Attaches ver⸗ treten ſein wird. Der Entſchließung liegt jedes politiſche Motio fern, dieſelbe iſt lediglich aus techniſchen Rückſichten erfolgt. Die„Eur. Corr.“ dementirt alſo ſelber die von ihr ausgegangene Alarmnachricht, welche ſie„im erſten Schrecken“ in die Welt geſetzt. So etwas kann profeſſions⸗ mäßigen Schwarzſehern allerdings paſſiren. Eugland. Großbritannien, das Ideal manches deutſchen Wirthſchaftspolitikers, wird ſeit Jahren von einer Kriſe heimge⸗ ſucht, die in dieſem induſtriell ſo„hoch entwickelten“ Lande noch weit empfindlicher auftritt, als in den übrigen Induſtrie⸗ ſtaaten. Viel mehr als die ohnehin ſchon ſehr gedrückte Elſeninduſtrie hat die Koh⸗ leninduſtrie gelitten, letztere jedoch nicht durch die Abnahme der Förderung, ſon⸗ dern durch den enormen Rückgang der Preiſe, die Mörder aus den Thoren Rom's zu Un⸗ tergang und Fall. Dies iſt das rechte Feld der für Meiningen'ſche Kunſt und ihren Ruf, vielleicht nur noch„Wilhelm Tell“ und Wallenſtein“ können in der Vorführung die⸗ em Werke gleiche Scenen bieten. Schiller hat ſich ja bei der Bearbeitung des„Volks“ in ſeinem Tell an Shakeſpeare“s Cäſar als Vorbild und 9 eht es 0 daß dieſes Stück ihm von unſchätzbarem erthe ſei. Kein Drama auch wie Cäſar ſteht durch farbenreiche Anlage, intereſſenvolle Hrunfel und leidenſchaftliche Auftritte, ſo grundfeſt auf dem Repertoire einer jeden deutſchen Bühne, als gerade dieſes. Wie wiſſen erſt die Meininger uns 1195 Werk in Fleiſch und Blut und Wirklichkeit u überſetzen. Ein jeder Akt böte mit ſeiner fünſtleriſch ſchön erdachten Scenerie Gelegen⸗ heit 75 eingehender Beſprechung, wenn uns der Raum dazu nicht gebräche, Stolz blickt, nach dem erſten Heben des Vorhanges das Kapitol auf das in blendendem Sonnenlicht erſtrahlende Forum Roman um und auf die feierlich erregte Menge nieder, die ihren Cäſar hier erwartet zum Feſt der Luperkalien. Fernes Brauſen und Summen kündet das Herannahen des Zuges, 1255 ertönt, erwarkungsvoller drängt ſich das Volk, bis daß er erſcheint der Cäſar, da brauſt⸗ und ſubelb's, drängt's und wogt's, dann zieht es vorüber und erſtirbt in der Ferne. Nacht wird's. Gewitterwolken ballen ſich am Horizont, pfeifend ſauſt der Wind um die Säulen des Forums, grelle Blitze um⸗ ucken das Kapitol und praſſelnd entladen m Zügel 0 alten werden kann. Der Pöbel dräugt ſich zu den alatten ich unter den kuatternden Bonnerſchlägen die wie dies aus einem offtziellen Reden eines Mark Anton und treibt wie koll Ausweiſe zu erſehen iſt, demzufolge im Jahre 1884 im vereinigten Königreiche 160,757,779 Tonnen Kohlen im Geſammt⸗ werthe von 43,446,183 Lſtr. gefördert wurden, gegen 125,067,919 Tonnen im Geſammtwerthe von 45,849,194 Lſt. im Jahre 1874, ſo daß, obſchon im letzteren Jahre rund 35 Millionen Tonnen weniger gefördert wurden als 1884, der Geſammt⸗ werth in dieſem Jahre doch rund 2,500,000 Lſtr. weniger betrug als im Jahre 18741 Spanien. Bei den Wahlen für die ſpaniſchen Kortes ſind im Ganzen etwa 30 Republikaner gewählt. Obgleich dieſe Anzahl verhältnißmäßig gering iſt, hegen die konſervativen Parteigruppen doch an⸗ ſcheinend gewiſſe Beſorgniſſe. In einer Verſammlung von 102 Senatoren der Regierungspartet betonten der Konſeil⸗ präſident Sagaſta und der durch könig⸗ liches Dekret ernannte Senatspräſident Marſchall Camacho, daß es dem Senate obläge, bei der Vertheidigung der Monar⸗ chie und der ſozialen Intereſſen gegen die der Dynaſtie feindſeligen Gruppen mitzu⸗ wirken. Derartiges Gerede hat man ſchon oft genug gehört unter der Herrſchaft Iſabella's ſowohl, wie der Regentſchaft Serranos, der Regierung Amadeos, der Republik und unter Alfons XII. Es iſt immer dasſelbe Lied vom Kampfe gegen die der Regierung feindſeligen Elemente. Man könnte dieſen Tiraden wenigſtens einigermaßen Gewicht beilegen, wenn Spa⸗ nien nicht das klaſſiſche Land des Unbe⸗ rechenbaren wäre. Aber ſo kann es kom⸗ men, daß wer dort heute zu der„Ord⸗ nungspartei“ zählt, morgen unter die„Um⸗ ſtürzler“ rubrizirt wird. Es iſt noch ſehr fraglich, ob das im Köͤnigspalaſte ſtünd⸗ lich erwartete„freudige Ereigniß“ hierin eine Aenderung bringt. Deutſches Reich. In Müuchen weht nach wie vor„ſchar⸗ fer Wind“. Nunmehr wurde auch die vor⸗ tetzte Nummer der„Bayeriſchen Volksſtim⸗ me“ auf Grund des Socialiſtengeſetzes polizeilich beſchlagnahmt. Die Regierung für Oberbayern hat jetzt zu entſcheiden, ob dieſe Beſchlagnahme aufgehoben, oder in ein definitives Verbot umgewandelt werden ſoll. ſchweren Wolken. Faſt allzuviel des reg li 16 Wahren, wurde hier denn die n Verfolgun dieſes erſchreckend ſchönen Natur⸗ 5 8 lenkte alle Aufmerkſamkeit von dem Püichiemte des Caſſius und Brutus ab. Nicht minder prächtig zeigte ſich der Garten Brutus' im zweiten Akte mit den glücklich ewählten Beleuchtungseffekten. Aus dem auſe dringt der rothe Lichtſchein einer Ampel und wird im Garten draußen von den weißen Mondesſtrahlen überdeckt. Die Eurie des Pompejus und die Ermor⸗ dung Cäſars bietet uns der dritte Akt. Von buntgeſchecktem blauem Marmor tragen mäch⸗ tige Säulen eine hohe Kuppel, in der Pom⸗ peius in kräftigen Dimenſionen auf ſeinem armorſockel thront. Zu ſeinen Füßen nimmt Cäſar ſeinen Sitz. Kaum merkhar nahen ſich die Verſchwörer, ganz wie durch Zufall ſeinem Platze und als nun endlich der erſte Stoß geführt und Cäſar unter der Römer Dolche endet, da reißt ein wilder Schrecken alle zur Flucht und öde und verlaſſen liegt die große Halle. Hieran er⸗ kennt man die bte feſe Hand des leitenden Regiſſeurs und die feſte Disciplin der Mei⸗ ning'ſchen Schauſpieler. Jeder kennt ſeinen Platz, nichts wirkt unſchön und jeweils bleibt bei. 0 die maleriſche Wirkung ge⸗ wahrt. Dieſe machte ſich am Grosartigſten auf dem Forum Romanum, bei der Leichen⸗ rede Mark Antons hemerkbar⸗ Hier oder nie mußten Brutus und Caſſius, ebenſowohl die Zuſchauer erkennen, daß dieſes Volk nicht werth mehr war, ſich ſelbſt zu re⸗ gieren, deß man um ſeinetwillen mit Cäſar einen Tyrannen beſeitigte. Wie weiß Mark Anton dieſelbe Menge die eben Cäſar nach Brutus Reden fluchte, erſt zum Anbören ſſeiner Worte zu bewegen, wie Die einſpaltige Petitzeile oder d Anzeigen werden von allen Agenturen und Trägerinnen, ſo Kotationsdruck der br. B. Baas“ neben der katholiſchen Spitalk Handels-Zeitung. Nach der jetzigen Handhabung der Anlertionsprets: n, von unſeren gegengenommen Bei größeren 2 uckerei, 86,2 in Mänſiheim, Telephonanſchluß Nr. 216, Dienſtag, 18. Mai 1886. ———————— Preßpolizei wäre eine Vorherſage in erſte⸗ rer Richtung eine entſchieden gewagte. iſt dabei ein ſchlechter Troſt, daß die Mün⸗ chener„Neueſt. Nachrichten“ daran erin⸗ nern, wie die Preſſe in der Reaktionsärs von der Pfordten noch ganz anders mit⸗ genommen wurde. So wurden in den Jahren 1850 bis 1857 nicht weniger als 2520 polizeiliche Beſchlagnahmen verfügt, von denen aber nur 72 zur Verweiſung vor die Schwurgerichte gelangten und nur 27 Verurtheilungen im Ganzen zur Folge gehabt hatten. Alſo auf etwa 100 Kon⸗ fiskationen je ein ſtrafrechtlich zu packen⸗ der Thatbeſtand! ter berichtet das liberale Blatt, man habe die Redakteure „wie gefährliche gemeine Verbrecher von Ort zu Ort, von Land zu Land gehetzt“, man habe ſie„wie arbeitsſcheue Vaga⸗ bunden mit Zwangsarbeitshaus bedroht“ und habe thatſächlich einen dieſer Un⸗ glücklichen moraliſch zu Tode gequält. Die Preßerzeugniſſe ſ elbſt aber habe man wie N * gefälſchte Werthpapiere, wie vergiftete Waaren verfolgt.... Trotzdem iſt die Weltenuhr nicht ſtille geſtanden, die Verfolgten von damals ſind vielfach die Beſtangeſehenen von heute. Berlin. Die Delegirten des Kongreſ⸗ ſes zum Schutze des induſtriellen Eigen⸗ thums haben auf den Vorſchlag der Eng⸗ länder, wie das„Berl. Tageblatt“ ſchreibt, folgenden wichtigen Zuſatzartikel zu der Pariſer, unter dem Namen„Union“ be⸗ kannten Konvention genehmigt:„Jedes Produkt mit lügenhafter Urſprungsangabe wird bei der Einfuhr in alle Staaten der Union mit Beſchlag belegt werden können. Die Beſchlagnahme wird ſtatthaben können ſowohl in dem Staate, in welchem die lü⸗ genhafte Angabe erklärt wurde, als auch in demjenigen Staate, nach welchem das Produkt eingeführt wurde. Die Beſchlag⸗ nahme wird ſtatthaben auf Verlangen des öffentlichen Miniſteriums oder auf Verlangen des intereſſirten Theiles, gemäß der inneren Geſetzgebung des Staates. Die Tribunale eines jeden Landes ſollen über die lügen⸗ haften Benennungen, welche einen echten Cha⸗ rakter tragen, entſcheiden.“ Auf den Vor⸗ ſchlag der belgiſchen Delegirten wurde die Beſtimmung acceptirt, daß ein Fabrikant dem Fabrikanten eines anderen Staates der „„—————————————— führt er ſie ſo ganz allmählich von der Zu⸗ neigung zu Brutus ab, wie ſinden ſie doch löhlich welcher Freund Cäſar ihnen geweſen chließlich raſend, drohend gegen die, Mörber, jubelnd Mark Anton auf ihre Schul⸗ tern hebend, verkündet der Pöbel triumphir⸗ end, Rache Cüſars Mhrdern. Fünfmal hob f der Vorhang gach 896 dramatiſch wirkungungsvollſten Seene bis endlich Herr Hofrath Chronegk ſich dem ent⸗ tuſiasmirten Publikum zeigte. Von den Vorſtellern zeichnete ſich vor Allen Herr Weiſer als Marcus Brutus aus. Er gab den edlen mit wahrer Vaterlandsliebe durchdrungenen Römer in lebenswahren Zü⸗ gen. Sein Spiel gab Beweis von beſtem Studium ſeiner Rolle, Mit edlem Anſtand bewegte er ſich in ſeiner Toga. Es iſt zu bedauern, daß das Organ dieſes trefflichen Künſtlers ein wenig ſchwach iſt und nicht in allen Scenen dem Willen ſeine⸗ Herrn folgt. Auch der hohläugige Caſſius des Herrn Teller ſtand an ſeinem Platze, deutlichere Ausſprache, namentlich in den leidenſchaftlichen Scenen, wäre indeß zu wünſchen geweſen. „Die Rolle des Mark Auton lag in den Händen des Herru Felix, der ſein beſtes Können daran ſetzte, dieſen mehr Hofmann als Krieger ſcheinenden Freund des Cäſar zu rechter Wirkung zu bringen. Die Momente Gefühlsausbrüche, ſo beſonders an er Leiche Cäſars, gelangen ihm recht gut. Der diplomatiſche Volksfühcer, die Schlau⸗ heit in der Gedankenfolge ſeiner Leichenrede, könnte mehr hervorgehoben ſein. In der Be⸗ tonung ſeines:„Und Brutus iſt ein ehren⸗ werther Mann“ lag nicht die Fronie, die er doch ſelbſtein dieſe Worte kleiden mun Gut Sur ſein, welche der in Rede ſtehenden 2. Seite Badiſche Volks⸗Zeitung. Union das Recht zediren kann, ein Objekt zu ſertigen und mit dem Namen ſeiner Firma zu verſehen, daß aber in dieſem Falle keine Angabe betrügeriſcher Natur vorliege. Ausland. Bern, 16. Mai. Der geſtern von der internationalen Konferenz für die techniſche Einheit im Eiſenbahnweſen unterzeichnete Entwurf der Konvention betrifft die Vor⸗ ſchriften über die ſichere Einrichtung der im internationalen Verkehr unter zollamt⸗ lichem Raumverſchluß abzufertigenden Eiſen⸗ bahnwagen und ferner die Punkte des Schlußprotokolls der internationalen Kon⸗ ferenz von 1882, welche in der Zwiſchen⸗ zeit beanſtandet worden ſind. Die Ra⸗ tifikation des Konventionsentwurfes iſt den betreffenden Regierungen vorbehalten, Wie der„Polit. Korr.“ aus Warſchau berichtet wird, befaſſen ſich die politiſchen Behörden im Königreiche Polen ſeit eini⸗ ger Zeit mit der Durchführung einer ge⸗ nauen Konſkription aller dauernd anſäſ⸗ ſigen fremden Staatsangehörigen, welche zur Leiſtung einer Aufenthaltstaxe von 50 Rubeln herangezogen werden ſollen. Neben dem fiskaliſchen Zwecke ſollen es auch andere Gründe adminiſtrativer Na Aufnahme zu Grunde liegen.— Eine ſolche Aufenthalstaxe würde vielfach einer Aus⸗ weiſung gleichzuachten ſein. Abermals eine Folge der von Preußen begonnenen Ausweiſungpolitik. Sebaſtopol, 15. Mai. Der Kaiſer, die Kaiſerin und die Großfürſten ſind nebſt Gefolge Nachmittags hier ein⸗ getroffen und feierlich empfangen worden. Zahlreiche ehemalige Militärs, welche an den Kämpfen um Sebaſtopol theilgenommen haben, ſind hier eingetroffen. —— Neueſte Nachrichten. Karlsruhe. Neuerer Verfügung gr. Miniſteriums des Innern zufolge wurde die Sollſtärke des badiſchen Gendarmerie⸗ korps um 5 Mann erhöht und die Klaſſen⸗ eintheilung der Mannſchaft folgendermaßen feſtgeſetzt: 5 Oberwachmeiſter, 52 Wach⸗ meiſter 1. Klaſſe, 45 Wachmeiſter 2. Klaſ⸗ ſe, 138 Gensdarmen J. Klaſſe, 135 Gens⸗ darmen 2. Klaſſe und 142 Gensdarmen 3. Klaſſe, mithin im Ganzen 490 Mann. Berlin. Der Bundesrath ſtimmte den Geſetzenwürfen über die Branntweinbeſteu⸗ erung und über den Ausſchluß der Oeffent⸗ lichkeit bei Gerichtsverhandlungen zu. Züſich. Der Stadtrath unterſagte an⸗ käßlich des Schloſſerſtrikes die Aufſtellung von Gruppen vor den Werkſtätten. Newyork. Johann Moſt iſt nach Hin⸗ kerlegung einer Kaution von 1000 Dollars wieder in Freiheit geſetzt worden.(Da ſcheinen die Aktien des„modernen Marat“ doch beſſer zu ſtehen, als es anfänglich ſchien, D..) Vom Tage. Daudwirtbſchaftlicher Bezirksver⸗ ein. Auf Veranlaſſung dieſes Vereins hielt Herr Dr Eyrich hier am Samſtag Abend einen Vortrag über„Den heutigen Stand der Reblausfrage!, der aber bedauerlicher Weiſe nur ſehr ſchwach beſucht war. Außer 4 Zeitungsberichterſtattern waren nur noch 4 Hörer am Platze. Es iſt der ſchwache Beſuch ſeitens unſerer Landwirthe um ſo mehr zu bedauern, als Hr. Dr. Eyrich in ſeinem Vortrag Mittheilungen über dieſe Traubenkrankheit machte, die in landwirth⸗ Aftlicher und volkswirthſchaftlicher Be⸗ ziehung ſehr ernſter Natur ſind. Redner ſchildert nach einleitenden Worten über die verſchiedenartigſten Inſecten unſerer Kultur⸗ gewächſe die pflanzlichen und thieriſchen Para⸗ ſiten, im Detail die Entwicklungsgeſchichte des gefährlichſten Feindes unſerer Rebe, der Fhylloxera vastatrix. Mit dem Winterei, wel⸗ ches im Frühjahr ausſchlüpft, beginnend, folgen ſich im Laufe des Sommers eine An⸗ zahl aufeinander folgender Generationen geſchlechtsloſer Wurzelläuſe; im Auguſt er⸗ folgt dann die Bildung ſogenannter Nymphen, welche ihrerſeits ſich zu geflügelten Formen entwickeln, die ohne Begattung zweierlei Eier produziren, aus welchen dann geſchlechtlich unterſchieden ungeflügelte Männchen und Weihchen hervorgehen, von denen nachher das Weibchen je ein Ei, das Eingangs erwähnte Winterei, in Riſſe der Rinde ꝛc. ablegt. Durch die ſaugende Thätigkeit der Wurzelläuſe ent⸗ ſtehen an den feinen Wurzeln der Rebe die ſogenannten Nodoſitäten und im weiteren Verlauf der Krankheit durch die Ernährungs⸗ ſtörung das Abſterben der Rebe. Rebner ſchildert dieſe thatſächlichen Verhältniſſe und die Verbreilung der Krankheit im Weinberg eingehend, erwähnt die Geſchichte unſerer erſten Bekanntſchaft mit dem ſchädlichen In⸗ ſekt, in Frankreich, wohin daſſelbe durch ame⸗ rikaniſche Reben eingeführt worden und gibt dann an der Hand von ſtatiſtiſchem Material die Zahlennachweiſe für die im Laufe der letzten Jahre allmählig über Europa fortge⸗ ſchrittene Infection. Auch Deutſchland iſt nicht verſchont geblieben, außer verſchiedenen zerſtreuten kleinen Infektionen in Rebſchulen und Treibhäuſern iſt leider auch eine große Infection im unteren Rhein⸗ und Ahrthal zu verzeichnen, die ſchon ſeit einigen Jahren die Aufmerkſamkeit der preußiſchen Regierung auf ſich gezogen hat und Dank der 15 eingrei⸗ fenden Hilfe eben dieſer Regierung mit voller Ausſicht auf Erfolg bekämpft wird. Immer⸗ hin iſt die Gefahr noch nicht ganz abgewendet und es bedarf des Aufwandes großer Geld⸗ Uittel Seitens der Regierung und der Auf⸗ merkſamkeit aller derjenigen, welche mit Reb⸗ laus und dergl. zu thun haben, um auch für die Zufunft den ſchlimmen Feind von den eigentlichen Rebgeländen Deutſchlands fern zu halten. * Beflaggt. Anläßlich der Anweſenheit des commandirenden Generales v. Obernitz, welcher der Beſichtigung der hieſigen Batail⸗ lone anwohnt, ſind die Kaſernen beflaggt. Der General kam um 7 Uhr hier an und wurde von einer Militärdeputation empfangen. * Fund, In der Frühe des geſtrigen Tages ſand man im Schloßgarten einen Hut, welcher die zu Papier gehrachte Notiz ent⸗ hielt, daß der Eigenthümer dieſes Hutes frei⸗ willig den Tod ſuchte. Trotz eifrigen Nach⸗ forſchens Seitens der Polizei wurde bis jetzt kein Leichnam aufgefunden. Ausgeſtellt iſt der I. Preis des Tur⸗ ners E. Bonſig in dem Schaufenſter der Her⸗ ren Lehmann und Schmitt), welchen ſich die⸗ ſer gewandte Turner am Turnfeſte in Laden⸗ burg, am 9. Mai d. J. errang; der Preis beſteht in einem wunderſchön gearbeiteten Eichenkranz mit entſprechender Widmung, um geben von einem prachtvollen Rahmen. * Die Gemahlin des Herzogs von Meiningen, Frau Gräfin von Heldburg, iſt am Sonnabend hier angekommen. Dieſelbe iſt ſeiner Zeit als Schauſpielerin Ellen⸗ Franz an unſerer hieſigen Hofbühne thätig geweſen und war nunmehr eigens zu dem Zwecke herübergekommen, um alte Freunde hier zu beſuchen. Bekanutlich weilt der Her⸗ zog von Meiningen mit ſeinen Schauſpielern in Mainz, und ſcheint von dort aus auch die Nachricht von der Reiſe der hohen Dame hier⸗ her gemeldet worden zu ſein, denn als der Zug in den Bahnhof einlief, wurde dieſelbe von den Spitzen unſerer Behörde erwartet⸗ Niemand aber ſcheint in der ſchlichten Dame, welche einen Fiaker beſtieg und in die Stadt fuhr, die Gemahlin eines regierenden Herzogs vermuthet zu haben. Den Abend brachte die Gräfin im Kreiſe von Bekannten zu, mit denen ſie zur Zeit ihrer früheren Thätigkeit in Beziehung geſtanden hatte. Geſtern iſt dieſelbe wieder abgereiſt, ebenſo unbemerkt und ſchlicht, wie ſie angekommen war. Freireligiöſe Gemeinde. Die trau⸗ rigen Vorfälle der vergangen Woche haben den Prediger der freireligibſen Gemeinde Hr. * Georg Schneider veranlaßt, religibſen Standpunkte aus e zu unterwerfen. In ſeinem ga⸗ rtrage „Eine Zeitungsnummer u. die forſcht er nach den tiefern Urſach gar unglück⸗ lichen Verirrungen und Kelben nicht ſowohl in augenblicklich en, ungünſt⸗ igen Verhältniſſen, als⸗ in gewiſſen Unzulänglichleiten der⸗ ſpeziell der religiös ſittlich ig, die ſich aufbauend auf kirchl e.aatiſche Grund⸗ ſätze, guf Rückſicht au, ein dereinſtiges, ewi⸗ ges Leben das irdiſche Leben und ſeine An⸗ forderungen die getreue Arbeit und die gewiſſenhafte Pflichterfüllung vernachläſſi⸗ gen. Dementſprechend empfiehlt Redner, um ähnlichen Verirrungen zu begegnen, zen Grundſätzen der freireligibſen Gemeinde fol⸗ gend, die religibſe Erziehung der Jugend ſo Einzurichten, daß ſie nicht eine Erziehung zum Glauben, ſondern zum gewiſſenhaften Han⸗ deln ſei. Die ſehr zu empfehlende Rede iſt übrigens im Druck erſchienen und durch alle hieſigen Buchhandlungen, ſowie durch die Buchdruckerei von Wendling und Co. und Buchbinder C. Krebs zu beziehen. * Die Kinderwagen ſind auf Anordnung des Bezirksamts von den Trottoirs verwieſen, und wurde dieſe Anordnung geſtern Seitens der Polizeimannſchaft zur praktiſchen Aus⸗ führung gebracht. Mit gemiſchten Gefühlen wurde dies jedoch aufgenommen, denn wenn es auch einerſeits für die Paſſanten ange⸗ nehm iſt, für die Folge den Kinderwagen auf den Trottoirs nicht mehr ausweichen zu müſſen, ſo iſt es anderſeits doch auch wieder gefährlich, dieſe auf den Fahrweg zu verwei⸗ ſen; dagegen würden wir eine ſtrengere Hand⸗ habung des Verbots des Tragens von großen Körben und andern ſperrenden Gegenſtänden auf den Trottoirs ſehr begrüßen. * Aergerniß. Ein ſinnlos Betrunkener machte geſtern Mittag die Straße zwiſchen Lit. J und K 6 vollſtändig unſicher; derſelbe taumelts von einem Hauſe zum andern, die unfläthigſten Worte gegen die ihn umgebende Kinderſchaar ausſtoßend. * Lebensmittel⸗Unterſuchung. Auf dem heutigen Wochenmarkt wurden durch die Polizei von den ausgelegten Wurſtwaaren Proben entnommen, welche einer amtlichen Prüfung unterzogen werden. . Berhaſtung. Einige im Schloßgarten ſich herumtreibende, die Promenirenden be⸗ läſtigende überrheiner Bettler, wurden am Samstag Nachmittag durch die Schutzmann⸗ ſchaft verhaftet. Geſtern Nachmittag entſtand Exeeß. zwiſchen mehreren jungen Arbeitern, welche kheilweiſe mit kleinen Beilen bewaffnet waren, in der Nähe des Marktes ein derartiger Streit, daß ein förmlicher Menſchenauflauf entſtand; man machte von den Waffen den ausgiebig ſten Gebrauch, und kamen ziemlich zahlreiche und ſtarke Verwundungen vor. Die Ver⸗ wundeten fanden Aufnahme im allgemeinen Krankenhauſe, während die übrigen hinter Schloß und Riegel verbracht wurden. Erxceß. In der Nacht vom letzten Samſtag auf Sonntag entſtand in einer Wirth⸗ ſchaft am Markte eine ſolenne Keilerei, bei welcher Gelegenheit die Hiebe hageldicht fielen. Die Polizei ſah ſich genöthigt, einzuſchreiten und verhaftete die Excedenten. * Blumendieb. Der Aufmerkſamkeit unſerer Polizei iſt es zu danken, daß geſtern Nachmittag ein Blumendieb, welcher den öf⸗ fentlichen Anlagen manch' ſchöne Blume raubte, zur Anzeige gebracht wurde. * Selbſtmord. Schon am Mittwoch glaubte ein Spaziergänger in einem Gebüſche der Stephanienpromenade einen dunklen Ge⸗ genſtand zu erblicken, dem er aber weiter keine Beachtung ſchenkte. Als der Betreffende Samstag Mittag denſelben Weg ging und dabei die fragliche Stelle paſſirte, erinnerte er ſich der bereits gemachten Wahrnehmung wieder. Bei näherem Hinſehen zeigte es ſich, daß der in Rede ſtehende Gegenſtand die Leiche eines Mannes in mittleren Jahren und anſcheinend dem Arbeiterſtande ange⸗ hörend war, der ſich unter Zuhilfenahme ſeines Taſchentuches an dem Stamme eines Bäumchens auf eine ganz merkwürdige Art, in halb ſitzender, halb liegender Weiſe erhängt oder beſſer geſagt, ſtrangulirt hatte. Trotz der kühlen Witterung war die Leiche ſchon ziemlich in Verweſung übergegangen. Auf eee——— 55W5WSFFPPTT———TTTTT——————TT————————fꝗ är quch die Vertreterin der Rolle der Por⸗ Wien ihren erſten theatraliſchen Verſuch. Ich ta, Irl. Lorenz, zu nennen. Ganz ungenügend erſchien uns jedoch der Darſteller der Titelrolle, Herr Knorr. Dem⸗ 1100 fehlt jeder Adel in Bewegung und as 5 0 1 im en Aete vor der Leiche 1 ar, mächtig noch, 8. 0 geht um, und kehret unſere Schwerter, In unfer cig'nes Eingeweide!“ Eäſar verſchwindet ſchon im 3. Act, von keiner Größe iſt im ganzen Stück die Sprache: Herr Knorr konnte uns nicht den Glauben daß dieſer Sterbliche den Göttern eiche Die anderen Rollen waren alle würdig vertreten. Die Coſtümirung maleriſch, und ie bei den Meiningern nicht anders zu er⸗ warten, hiſtoriſch treu. Wie bei der Anziehungskraft des Julius Cäſar, von den Meiningern inſcenirt, voraus⸗ zuſetzen, wies daß Haus nicht eine Lücke auſ und war bis auf den letzten Platz gefüllt. Reichen Beifall zollte das ſowohl Regiſſeur wie Darſtellern. Auf Sonntag iſt die Wallenſtein⸗Trilogie angeſetzt, worüber Ihnen Montag berichten werde Pifferaro. Er, bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Mannbeim. Sonntag den 16. Mai 1886. Der Freiſchütz. Große romantiſche Oper in 3 Abtheilungen Kind.— Mufik von C. M. von Weber. Als Agatſe in vorgenaunter Weber'⸗ ſcher Oper that Fräulein von Marſich aus ——— hätte zu Nutz und Frommen der Debütantin, zur Ehre unſerer Hofbühne gewünſcht, daß das Fräulein dieſen Verſuch an einem anderen Platze unternommen hätte. Die durch Be⸗ fangenheit höchſten Grades beeinflußte Leiftung des Fräulein war ſo ſchülerhafter, ungehobel⸗ ter Art, daß es Wahnſinn wäre, an eine Heranbildung, an eine Vervollkommnung ſo gänzlich unentwickelter Sangeseigenſchaften zu denken. Um dieſe eventuell eintretende Pro⸗ reſſion der embryonengleich ſchlummernden alente einer abſolvirten Conſervatoriſtin ab⸗ zuwarten, dürfte die Beſchaffenheit unſeres Opernhauſes, das an künſtleriſch vollendeten Perſönlichkeiten wahrlich keinen Ueberfluß hat nicht für geeignet gehalten werden. Außer einigen Tönen, die ſich da finden, wo die Mittel⸗ lage, ihrer Sopranſtimme ſich der Höhe nähert, es wären dies die Töne e bis a, beſitzt Frl. von Marſich gar nichts oder das Gegentheil von dem, was zum Beruf einer dramatiſchen Sängerin ge⸗ hört. So ganz unbeholfen, talentlos darf ſich auch eine Anfängerin nicht bewegen; unver⸗ ſtanden, wie die Agathenparthien Seitens der Sängerin ſelbſt, ſo unverſtändlich war auch ihre Wiedergabe. Mufikaliſch incorrekt, techniſch verwiſcht, Phraſirung verfehlt, Athem⸗ eintheilung dem Augenblick anheimgegeben, was brauchte ich mehr zu ſagen, wenn ich nicht die entſetzliche Unſicherheit der Debü⸗ tantin, die ſich immer erſt beſann, was ſie ſingen ſollte, als qualvoll bezeichnen wollte⸗ Zu dieſem allem kommt neben der gar zu auſpruchsloſen perſönlichen Erſcheinung der Sängerin noch eine unheilvolle Verſchlep⸗ pungsſucht, die faſt alle Nummern um die Hälfte länger dauern ließ, als bei normaler Wiedergabe— man konnte von einem muſi⸗ kaliſchen Bummelzug ſprechen— ferner ein durch Dialekt und zwar in dieſem Falle Wienerdialekt zum Hohn auf das hochdeutſche beeinflußter Dialog, deſſen Ausdrucksloſigkeit mit der mangelnden Bewegungsfähigkeit der Hände, mit der fehlenden Schattirung des Mienenſpiels alles dazu that, die nicht zu be⸗ ſtreitende Anfängerſchaft der Sängerin, deren Nichtqualifizirung für unſere Oper darzuthun. Dieſe unſere Oper braucht eine Sängerin, die durch Perſönlichkeit, ſtimmliche Vorzüge und entſprechende Bildung im Stande iſt, die lhriſchen Partieen, die für Frl. Sorger mo⸗ mentan noch unerreichbar ſind— die Elſa, Margarethe u. ſ. w.—ferner diejenigen Par⸗ tieen, die Frau Groß theilweiſe abzunehmen ſind, wie Agathe, Tannhäuſer⸗Eliſabeth, theil⸗ weiſe überhaupt nicht zu geben ſind wie Eurganthe, Meiſterſinger— Elſa— eine Sängerin, die dieſes Rollenfach in einer unſeres Hoftheaters würdigen Weiſe ausfüllen könnte. Eine ſolche Sängerin wäre Frl. Förſter, die vor Wochen gaſtirte, geweſen, man hat damals alles mögliche an ihr aus⸗ zuſetzen gewußt, eine ſolche Sängerin iſt Frl. von Marſich nicht, ich bezweifle ob und wann ſie es werden wird— alſo, man ſuche weiter! Herr Götjes war geſtern in bedauer⸗ lichem Maße unſicher, er verrückte die Origi⸗ nal⸗Melodien des unſterblichen Carl Maria von Weber in ſo peinlich ſelbſtändiger Weiſe daß wahrlich kein Stein auf dem andern blie bei dieſem künſtleriſchen Vandalismus. Ich bekam ſo eine Art Gefühl von Seekrankheit bei dieſem unaufhörlichen Kampfe zwiſchen Sänger und Orcheſter, wie ihn geſtern Agathe und Max des öfteren provozirten. Herr Kraze tobte wieder zu wenig„fürſtlich“, ſolch' kaſernenartige Lufthiebe hat ſich der Ottokar jedenfalls niemals geſtattet. (Wegen Raummangel folgt morgen Schluß) 18. Mat. erfolgte Anzeige würde dieſelbe abgeholt und nach Ueber die Perſönlichkeit de lhſtmörders werden. * Stadtpark. Obgleich die Witterung ge voch wieder ſehr gut beſucht und bewegter ſich die Spaziergänger in allen Theilen de nun im ſchönſten Grün prangenden Garten Das Conzert mußte allerdings im Saa ſtattfinden und war auch dieſer vollauf beſetz * Merkuria. Die Geſellſchaft Merkurie hielt geſtern Abend im Badner Hof ans läßlich ihres IV. Stiftungsfeſtes eine muſik kaliſch⸗theatraliſche Abendunterhaltung ab, die ſich eines zahlreichen Beſuchs und ſchönen Verlaufs zu erfreuen hatte. Das Programm war ein ſehr gediegenes und begann mit den „Merkuriamarſch“, von Petermann deß Geſellſchaft Merkuria gewidmet und durch diß Petermann'ſche Capelle ſehr brav vorgetrager Dieſem folgte die Ouverture aus der„weiß ßen Dame“, worauf Frl. Schäfer einen vo Herrn Sauer verfaßten Prolog ſprach. Nach einigen weiteren Muſikpiecen kam das Lieden ſpiel, das Singvögel'chen von Jakobſo hiß Hauyptner zur Aufführung, wobei die Blu — e 3333—————— dem allgemeinen Friedhofe verhracht. konnte bis jetzt noch nichts Näheres konſtatirt) ſtern etwas rauh war, war der Stadiparß menhändlerin durch Frl. Kochu der Gärtnen burſche durch Herrn Sauer ſehr gut vei⸗ treten waren, während die Herren Alberſ und Kuch die beiden Engländer ſehr gut day ſtellten. Die Begleitung der Operette führt⸗ die Capelle Petermann ſehr brav aus und hatte auch Herr Petermann das arrangirt. Nachdem das Programm abge⸗ wickelt war, trat der Tanz in ſein Recht un hielt die Theilnehmer noch einige Stunden in ſchönſter Harmonie beiſammen. Aus dem heiſiſchen Odenwalh Das letzte„Erbacher Kreisblatt“, officielle Organ der g5 wele Uebrigen ſeine politiſche Weisheit „Frankf. Journ.“ zum größten Theiſ ent nimmt, bringt aus Erhach die intereſſant Nachricht, daß unſer Reichstagsabgeordneteß Herr Scipio aus Mannheim, Mittwoc den 12. d.., Mittags ½12 Uhr, in Be gleitung einiger Herren von Bensheim in Gaſthaus„zum Odenwald“ hier eingetroffa ei, um im engeren Kreiſe mit hieſigen G/ innungsgenoſſen einige Stunden zu verbriſ gen und bei dieſer Gelegenheit Anſichten wü Gedanken über die politiſche Lage auszn tauſchen? Leider iſt es dem Einſender nich möglich geworden, in Erfahrung zu bringen wie dieſer Austauſch ausgefallen iſt. Jeden falls iſt viel„geheidelbergert“ worden und auch manch' bittere Thräne wird den Ende des Eulturkampſes nachgeweint worden ſein! Wohlbekomm's.— Vielleicht intereſſin Folgendes: Einſender dieſes hatte vor einigen Tagen Gelegenheit, den Wallfahrtsort Wal⸗ dürn zu beſuchen und war es geradezu übes⸗ raſcht und entzückt von der Pracht der dort; gen Kirche, welche mit ſehr bedeutenden Opfer hergeſtellt worden iſt und geradezu hert liche Gemälde enthält. Der Beſuch dieſe⸗ Gotteshauſes kann daher nur empfohlen wer⸗ den, und wird Niemanden gereuen, möge ei auch nicht Katholik ſein. Verſchiedenes. — Kroſſen. Ueber die durch Privattele⸗ gramm der„Bad. Volks. Ztg.“ vom letzten Samſtag bereits gemeldete entneh⸗ men wir der„Voſſ. Ztg.“ nachſtehenden, vom 14. d. M. datirten Bericht: Eine furchtbare Windhoſe ſuchte heute unſere Stadt heim. Gegen 2½ Uhr bildeten ſich im Weſter der Stadt gewaltige Wolkenthürme, die ein ſtar⸗ kes Gewitter ankündeten. Um 3 Uhr hatte das Gewitter die Stadt erreicht, ſtarke Don⸗ nerſchläge erſchütterten die Luft. Plötlich erhielt der Wind, der bisher von Weſten kam, eine andere Richtung. Er verſtärkte ſich ſchnell zu einem fürchterlichen Brauſen. Die Wolken hingen niedrig, einer Rauchwolke gleich, wur⸗ den ſie, anſcheinend kaum in der Höhe unſe⸗ rer Kirchthürme, von dem Sturm hin und her gepeitſcht. Dann hörte man plötzlich ein unbeſchreibliches Toben, daß man an ein Erd⸗ beben denken konnte. Die Dächer der Häuſer waren im Nu faſt vollſtändig abgedeckt, die Ziegel flogen wie trockenes Laub in die Luft und zertrümmerten unzählige Fenſterſcheiben. Dabei erfüllte ein Staub die Luft, daß man kaum hundert Schritte weit ſehen konnte⸗ Bäume von 3 Fuß Durchmeſſer wurden ge⸗ knickt oder entwurzelt. Unſer Thurm, der eine Zierde der Stadt war, aus feſtem Stein⸗ werk maſſiv aufgebaut, wurde umgeworfen. Im Fallen begrub er auch ein ihm gegenüber ſtehendes Wohnhaus und in ſeinen Trümmern deſſen Bewohner und die Gäſte der in dieſem Hauſe befindlichen Reſtauration. Bis jetzt“ Uhr Abends ſind 2 Leichen aus dem Schutt herausgegraben, die Frau des Wirths iſt ſchwer verwundet und hat eine innere Ver⸗ letzung davongetragen. Die Kellnerin und muthet, ſind noch nicht aufgefunden. Der Ein⸗ druck, den unſere Stadt nach dem Orkan machte, iſt fürchterlich. Die Sonne ſcheint friedlich her⸗ nieder auf das Werkder Zerſtörung. Eine Unzahl Häuſer iſt mehr oder weniger zerſtört, die Schornſteine unſerer Fabriken u. ſ. w. ſind faſt ſämmtlich vernichtet, eine Tuchfabrik iſt faſt vollſtändig zerſtört; das Geſammt⸗ bild gibt den Endruck, als habe der Feind unſere Stadt beſchoſſen; die Straßen ſind kaum wegſam wegen der Trümmer der Dächer. Unſere herrlichen Anlagen ſind faſt vollſtändig vernichtet. An der Stelle, wo früher ein kleiner Buchenhain ſtand, ſteht nur noch ein Ueber bleibſel von einigen Stämmen und Aeſten, auff den Promenaden ſind von den meiſt mehr als mannſtarken Bäumen faſt alle gebrochen.“ Mehrere jenſeits der Stadt auf der Oder ankern⸗ de Kähne ſind umgeſchlagen und mit Beman nung und der Familie des Schiffseigenthümer⸗ untergegangen. Rettungsverſuche ſind frucht. los geweſen, auch ſind bisher die Leichen noch 1 nicht aufgefunden. — ſchiedene Correſpondenzen und Artikel für die nächſte Nummer zurückſtellen. Ganz Berwaltungsbehörde, 0 en e ————— --——————— ümmm——— mehrere Gäſte, die man in dem Local ver⸗ — Wegen Stoffandrang mußten wir leider ver⸗P(