* — eeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee Koonnememepreis 7 vro Monat 50 Ufg.— Auswärts durch die Poſt 65 Pyg Man abonnirt in annheim bei der Expedition E 6. 2, ſowie be allen Zweig⸗Expevitionen und Trägerinnen“— Auswürts bei allen eiches und den Briefträgern. Die Babiſche Boltszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ Poſt⸗Anſtalten des deutſchen und Feiertage, Herausgeber Or. jur. Hermann Paas in Maunheim. Mannheimer Vol + 2 umfaßt mit der Gratisbei⸗ age des General⸗Anzeiger 10 Seiten. Wonnenentö- Einlabung. Monat Juni werden Abonnementsbeſtellungen auf die Hadiſche Volks⸗Jeitung (Maunheimer Polksblatt) angenommen und erhalten akle neu ein⸗ tretende Abonnenten die„Badiſche Volks⸗ zeitung“ täglich gratis bis 1. Juni. Abonnementspreis mit der Gra⸗ Us⸗Beilage des General⸗Anzeiger pro Monatnur50 Pfg. Die„Badiſche Volkszeitung“ erſcheint täglich, 8 bis 16 Seiten groß und hat unter allen in Mannheim erſcheinenden Zeitungen die größte Abonnentenzahl. Durch die große Verbreitung bewährt ſich die Badiſche Volkszeitung mit Gene⸗ ral⸗Anzeiger lls votzigliches Juſertious⸗Orgau. Verlag der Hadiſchen Volus⸗Jeilung und des General⸗Auzeiger. FPPPT—————TTT *Zur Wiederbeſetzung des erzbiſchöflichen Stuhles wird uns geſchrieben: Verſchiedene Blätter brachten eine Notiz aus Baden, welche in der Berliner„Ger⸗ mania“ erſchienen iſt. Dieſelbe bezieht ſich auf die Wahl eines Nachfolgers für den Erzbiſchof Dr. Orbin und lautet dahin, daß die Candidatenliſte zur Wiederbeſetzung des erzbiſchöflichen Stuhles von Freiburg bereits in Karlsruhe eingereicht ſei. Es heißt dann weiter:„Ich kann Ihnen als ver⸗ bürgte Thatſache melden, daß die Regier⸗ ung ſehr für eine Candidatur Lender iſt und diplomatiſche Bemühungen in dieſem Sinne unternommen hat. Auf der Kandi⸗ datenliſte des Domkapitels iſt Herr Lender Feuilleton. Aus dem Leben. Von Aug, Allgaier. Vor nicht langer Zeit ſaß ich in einer ſtark frequentirten Blerretoneikfen, die ich ſchon um deswillen gerne aufzuſuchen pflege, weil in derſelben Leute aller Stände verkehren, und ich mich dort ſtundenlang in anregender Weiſe unterhalten kann, ohne auch nur ein ſtike Wort reden zu müſſen. Ich mache ſtille Beobachtungen und ich bin in der Lage den alten Erfahrungsſatz zu beſtätigen, da ſich für offene Augen und Ohren überall des Intereſſanten genug bietet. So auch an jenem Abend, an dem ich alein an einem Tiſche ſaß, den Rauch mei⸗ ner Cigarre durch die Naſe bließ und mich an dem vortrefflichen braunen Naß labte. Unter den nach Eintritt der Dunkelheit zahlreich vorſprechenden Gäſten fühlte ich namentlich für einen derſelben ein gewiſſes Intereſſe. Seine ia ärmliche Klei⸗ dung verrieth den Stand, dem er angehörte. Es war ohne Zweifel ein Fabrikarbeiter. Suchend überflog ſein Blick das geräumige Lokal. Augenſcheinlich war er nicht ſofort entſchloſſen, wo er ſich hinſetzen ſollte ewahrte er den leeren Platz in meiner Nähe. aſch gane er darauf zu und ließ ſich mir gegenüber nieder. Ich hatte jetzt Muſe, iha zu betrachten, da er gerade im vollen Scheine der Gasflamme ſaß. Tauſend Fältchen hatten wohl Noth und Elend in dieſes Geſicht gegraben, das don jener pergamentähnlichen Farbe war, wie bei Leuten, die lange Jahre in ungeſun⸗ en Räumen körperlich anſtreugend gearbeitet. —— Organ für üsblaft und Handels-Zeitung. Jedermann. übrigens nicht.“— Wir wiſſen über dieſe Sache aus beſter Quelle auch etwas. Ein Herr, der vor zwei Tagen, aus Rom zurückgekommen, uns beſuchte, ſagte, im Vatikan vernommen zu haben, daß der Papſt unſerem Landesfürſten mittheilen ließ, er werde den Wünſchen der Großh. Regie⸗ rung in Bezug auf die Wiederbeſetzung des erzbiſchöfliſchen Stuhles mit thunlichſter Berückſichtigung entgegenkommen. Dieſe Thatſache iſt zum mindeſten eben⸗ ſo verbürgt, wie die von der Germania angegebene, daß die Regierung ſehr für eine Candidatur Lender ſei. Die„Bad. Landesztg.“ brachte kürzlich eine offiziöſe Andeutung, daß von der Wahl des Erz⸗ biſchoßs durch das Domkapitel fernerhin würde Umgang genommen werden. Wer hierfür eine Verbürgung nöthig zu haben glaubt, mag ſich in der Waldſtraße hier bei der„B..⸗Z.“ desfalls erkundigen.— Die Mittheilung der„Germania“ aus Baden ſehen wir als eine Flunkerei an, als eine Tendenzmache zum Gedeihen der im„Bad. Beobachter“ und Conſorten be⸗ reits chroniſch gewordenen Lender⸗Hetze. Die„Germania“ hat ſich durch Artikel ähnlichen Schlages aus Baden über ba⸗ diſche Verhältniſſe bei Unterrichteten an⸗ rüchig gemacht; wir halten auch dieſe Mittheilung derſelben für verdächtig. Oder wird etwa Jemand dafür halten wollen, daß das Domkapitel, oder die Regierung die Amtsverſchwiegenheit gebrochen haben könne, um der„Germania“ zu verrathen, wie es mit der Candidaten liſte ſtehe?— Nicht weniger ſchwer iſt zu glauben, daß, wenn die Regierung ſehr für eine Candi⸗ datur Lender iſt, das Domkapitel deſſen⸗ ungeachtet den Geiſtl. Rath Lender, der früher in der Jolly⸗Aera ſchon auf der Candidatenliſte ſtand, nicht auf die einge⸗ reichte Candidatenliſte geſetzt haben ſollte. Politiſche Ueberſicht. * Mannheim, 18. Mai. Es iſt Saueregurkenzeit; da tritt man hinaus in das offene Feld der Betrach⸗ tungen. Der berühmte preußiſche Staats⸗ mann, Freiherr von Stein, geſtorben 1831, hatte ſich nach den welterſchüttern⸗ den Kriegen und Staatsumwälzungen im aſens anzutreffen iſt. oſen Haare über der niederen Stirne, die waſſerblauen lebloſen Augen, die abſtehenden Ohren, die eingefallenen Wangen und der faſt zahnloſe Mund mit den dünnen blut⸗ leeren Lippen, die weit zurückgeſchobene fett⸗ glänzende Mütze von unerkennbarem Stoffe, das um den mageren Hals geſchlungene, ſchmierige Tuch— das Alles zuſammen bil⸗ dete den richtigen Typus eines modernen im eigentlichſten Sinne des ortes. Die ſonſt vecht bewegliche Kellnerin hatte es durchaus nicht eilig mit der Bedienung dieſes Gaſtes, von dem ſie wohl kein Trinkgeld er⸗ warten mochte. Zu verſchiedenen Malen mußte er auf den Tiſch klopfen, ehe ihm end⸗ lich ein Glas Bier gebracht wurde Er that einen laugen Zug aus demſelben, dann ließ er ſich ein Brod geben, holte ein ziemlich großes, aber wenig einladendes Stück Wurſt aus der Taſche und aß gierig darauf los, Das haſtige Eſſen ſchien bei ihm ein gewiſſes Gefühl des Unbehagens hervorgerufen zu haben, wie dies oft der Fall zu ſein pflegt, wenn nach längerem Faſten der Magen unvermittelt mit einer ihm nicht zuträglichen Speiſe überladen wird. Es waren keines⸗ 33 7 freundliche Blicke, mit denen er 57 nach vollendeter„Mahlzeit“ um ſich ſah. Seine glanzloſen blöden Augen zeigten jenen undefinirbaren Ausdruck verhaltener Feind⸗ 701 0 und ſcheuer Unterwürfigkeit, der tets jenen Leuten eigen iſt, die in dem har⸗ ten Kampfe ums Daſein das Vertrauen zu ſich ſelbſt und die Hoffnung auf Beſſerung ihrer Lage verloren haben. Es war ihm offenbar nicht recht wohl in meiner Gegen⸗ wart. Vielleicht hielt der gute Mann mich für eines iener Menſchenkinder, denen es nach erſten Viertel unſeres Jahrhunderts in ein Grübeln über die Zukunft verſenkt und zu ſeiner Umgebung geäußert, es ſchwebe ihm im Geiſte vor, daß eine neue Völkerwanderung kommen werde. Mit dieſer Vorſchwebung wird inſofern nicht fehlgegriffen ſein, als unverkennbar eine ganz außerordentliche Weltwendung im Werden iſt. Unter den achtſamen Jetzt⸗ lebenden dürften nur wenige anzutreffen ſein, die nicht die Anſchauung hätten, daß eine große Umänderung immer deutlicher am Horizonte der Zukunft ſich abzeichnet. Es iſt die Wiederſpiegelung der allgemei⸗ nen Bewegung gegen das Mißliche in dem Beſtehenden, welche die aufgeklärteren Völker durchzieht, bei allen Claſſen der Geſellſchaft ein dumpfes Vorgefühl erzeugend. Die Eventualität eines Umſturzes iſt mit ſolcher Sicherheit erkannt, daß von Fraglich⸗ keit derſelben gar nicht mehr geſprochen wird. Schon vor einem halben Jahrhundert be⸗ ſchäftigten ſich Wiſſenſchaft und Publiziſtik mit dem Anwachſen des Pauperismus, mit der Maſſenverarmung; es währte aber ſehr lange, bis die Sache ernſter genommen wurde und man ſich getraute, den Schleier hinwegzuziehen, hinter dem die ſoziale Frage verborgen gehalten wurde. In den neuren Tagen nun ſucht ein großer Denkerkreis nach Löſungen der ſozialpolitiſchen Pro⸗ bleme, und bemüht ſich die Staatskunſt in gleicher Richtung, um den Verfall aufzu⸗ halten. Man hatte den gedrückten Volks⸗ klaſſen mit dem freihändleriſchen Manche⸗ ſterthum das Loos verbeſſern wollen, da⸗ durch aber nur eine Verſchlimmerung her⸗ beigeführt. Seit 1881 iſt jetzt eine So⸗ zialreform auf anderer Grundlage eröffnet u. durch dieſelbe bis dato erreicht, daß man das Vorhandenſein von Nothſtänden nicht mehr läugnet und geſetzgeberiſch in Thätigkeit getreten iſt. Das will an und für ſich ſchon viel heißen, weil es für die abſo⸗ lute Unwiderſtehlichkeit der Zeitaufgabe und für den Durchbruch klarer Erkenntniß ſpricht. Hinſichtlich des Erfolges der Sozialreform kommt es mit Entſcheidung auf eine glückliche Wahl der Mittel an. Zur Aufhilfe für die Induſtrie und Land⸗ wirthſchaft hat man Schutzzölle eingeführt; nach wie vor wird aber über ſchlechtes Geſchäft geklagt. Für das Kleingewerbe gehen dürfte. Er trauk den Reſt ſeines Bieres aus, ſo⸗ daun rief er die Kellnerin dadurch herbei, daß er mit einem Geldſtück an ſein Glas ſchlug. Es war beinahe komiſch, mit welcher Eilfertigkeit er die Münze, die er auf eine Mark herausbekam, vor ſich auf den Tiſch legte, und mit einer Sorgfalt nachzählte, die gleichbedeutend mit Mißtrauen war. konnte mich eines leiſen Lächelns nicht er⸗ wehren, das er wohl bemerkt haben mochte, denn er ſtierte mich einige Augenblicke bitter⸗ böſe an, ſchien auch etwas ſagen zu wollen, ſchwieg aber und ſtand auf. Als er an der Thüre war, begeg⸗ neten ſich noch einmal unſere Blicke, und ich, muß geſtehen, der Gedanke, dieſer ſeltſame Mann, den ich mit Wiſſen noch nie geſehen und dem ich noch nie etwas zu Leide gethan, rechne mich zu Denjenigen, denen alles Verſtändniß für die Noth ihrer Nebenmenſchen abgeht, hatte für mich etwas Peinliches. Momentan hatte mir an der Gewißheit gelegen, daß er nicht übel von mir denke. 55 Warum ich das hier erzähle? Ich gebe ſchrle zu, daß das, was ich bis jetzt ge⸗ chrieben, ſeiner ſchmuckloſen Einfachheit wegen keinen Anſpruch auf das Intereſſe der Leſer erheben kaun. Es wäre mir auch gar nicht eingefallen, dieſe„Wirthshausſtudie“ der Oeffentlichkeit zu übergeben, wenn ſie nicht bald darauf einen ſo tieftragiſchen Abſchluß gefunden hätte, „Einige Zeit nachher machte ich einen meiner einſamen Spaziergänge, der mich weit weg von der Stadt führte, in die Nähe des Wal⸗ des. Um raſcher au dieſem zu aelanaen, Die ſpärlichen farb⸗ ſeiner Auffaſſung„endlich auch einmal' ſchlecht f ſch Anlertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 90 Pfe⸗ Amzeigen werden von allen Annoncen⸗Expebitionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen Bei größeren Aufträgen Rabatt. Kotationedruch der br. H. Haas'ſchen guchdruckereſ, E6,2 neben ber katholiſchen Spitalkirche in Mannheim, Telephonanſchluß Nr. 218, Mittwoch, 19. Mai 1886. iſt die Gewerbeordnung geſchaffen; doch die Handwerkerbewegung reagirt raſtlos gegen die zu Grunde gelegte Gewerbefrei⸗ heit. Der Arbeiterfrage iſt die unter⸗ nommene Arbeiterſchutzgeſetzgebung ge⸗ widmet, die beiläufig bemerkt, nicht von den ſogenannten Liberalen angeregt wurde; die Beſchränkung der Frauen⸗ und Kinder⸗ arbeit in den Fabriken, Sonntagsruhe, Normalarbeitstag, Unfall⸗ und Kranken⸗ verſicherung, Invaliden⸗ und Altersver⸗ ſorgung für Arbeiter ſind entſchieden werth⸗ volle Errungenſchaften und Wohlthaten für die Arbeiterklaſſen; es wird aber zur Vollkommenheit der Beſſerung noch hinzu⸗ kommen müſſen, daß gegen die brutale Macht des ehernen Lohngeſetzes und die eiſerne Willkür des Unternehmerthums Schranken aufgerichtet werden, und daß man Raum ſchafft für die Verwirklichung des„Rechts auf Arbeit.“ Andernfalls würde die geſetzgeberiſche Schöpfung ein Stückwerk ſein.— Um„ganze Arbeit“ zu machen, wie einſt der badiſche Miniſter von Roggenbach zur Zeit des Schleswig⸗ Holſtein⸗Fiebers an den Fürſten Bismarck ſchrieb, bleibt noch Vieles zu thun. England. Auf der ſchottiſchen Inſel Skye herrſchen augenblicklich traurige Zu⸗ ſtände; Brandſtiftungen ſind an der Tages⸗ ordnung, und die Bauern weigern ſich, gegen die Brandſtifter Zeugniß abzulegen; kein Bauer denkt daran, Miethe oder Steuern zu zahlen, obſchon ſie mit ihrem Geſammtmiethebetrag von jährlich 10,000 Lſtr. 2 Jahre, alſo 20,000 Lſtr. im Rück⸗ ſtande ſind, die ſie natürlich auch nicht zahlen wollen. In Folge deſſen wollen die Land⸗ lords zjetzt weder Lokalſteuern noch ſonſtige Abgaben zahlen, wobei ſie ſich damit ent⸗ ſchuldigen, daß, da die Regierung ihnen nicht helfe, ihre Miethe einzutreiben(was wiederholt vergebens verſucht und daher als nutzlos aufgegeben wurde), ſie auch nicht erwarten könne, daß ſie Steuern zahlten. Orient. Zu den mancherlei ſchwarzen Punkten, welche neben der bulgariſchen und griechiſchen Frage am orientaliſchen Horizont ſtehen, droht ein neuer hinzuzukommen. Laut Agramer Privatberichten bringt das dortige Amtsblatt die auffallende Meldung, daß der letzte Ueberfall einer öſterreichiſchen lug ich einen Fußpfad ein, der ſich urch dichtes Gebüſch, da und dort überragt von jungem Stammholz, hinſchlän⸗ elte. Plötzlich prallte ich mit einem leiſen usrufe des Schreckens und der Ueberraſch⸗ ung zurück. Kaum drei Schritte ſeitwärts von mir, an dem ſchwachen Aſte eines dünnen Bäumchens hing die Leiche eines Mannes, f mit den Süten den Boden zu berühren ien. Das Unerwartete des grauſigen Fundes und der penetrante erw ließen mich im erſten Augenblicke einige Schritt⸗ zurückfahren, dann aber überwand die Nen⸗ gierde den Eckel und ich trat wieder herzu, um den Kadaver näher in's Auge zu faſſen. Wer aber beſchreibt mein Erſtaunen, als ich in den Zügen dieſes aufgedunſenen Geſichtes das Tauſende von Fliegen gierig umſchwärm⸗ ten, in dieſen aus dem Kopfe gequollenen ſchmutzig⸗trüben Augen den bekannten Unbe⸗ kaunten wieder erkannte! Minutenlang betrachtete ich ſinnend die Leiche und ſeltſame Gedanken über den Zweck des Daſeins ſtiegen in mir auf und über den Werth des Lebens, das von Vielen ſo gering geachtet wird, daß ſie es ohne alles Bebenken von ſich werfen. Gehört er nicht zu den tiefſten Myſterien der Menſchenſeele, jener dunkle Drang nach Selbſtvernichtung, jene grauſige Sehnſucht, die mit dem Sprunge auf die„finſtere Brücke der Ewigkeit“ endet! Wenn auch in den meiſten Fällen die Noth des Lebens die Triebfeder zum Selbſtmorde ſein mag, ſo bleibt doch als„pfychologiſche Subſtanz“ ein undeſinirbares„Etwas“ zu⸗ rück, das alle Schulweisheit der Welt— um mit Shakeſpeare zu reden— nicht zu er⸗ klären vermag. Och blickte auf. Die verglaſten Augen des 2. Seite Badiſche Volks⸗Zeitung. 19. Mai. Militär⸗Patrouille, bei welchem zwei Mann getödtet wurden, von Montenegrinern ausgegangen ſei, welche von Montenegro gedungen, bewaffnet und ſchließlich belohnt worden ſeien. Es wird vorausſichtlich an Entſchuldigungen von Cettinje aus nicht fehlen, um einen Konflikt zu beſchwören; ſolche„Zwiſchenfälle“ zeigen indeſſen, wie gewitterſchwanger die Luft im Orient iſt. Deutſches Reich. Berlin, 17. Mai. Dem Reichstage wird doch ſeitens der Regierung ein Rechen⸗ ſchaftsbericht über die Aufhebung des Ver⸗ ſammlungsrechts zugehen.— Dem Reichs⸗ tage ſind beide Vranntweinſteuerentwürfe zugegangen. Berlin, 17. Mat. Graf Herbert Bis⸗ marck iſt zum Staatsſekretär, Graf Ber⸗ chem zum Unterſtaatsſekretär im auswärti⸗ gen Amt ernannt worden. Kirchheimbolanden, 16. Mai. Die Ge⸗ neralverſammlung des Vexeins der deut⸗ ſchen Volkspartei der Pfalz wurde von dem Bezirksamte verboten, weil dieſelbe nicht zur feſtgeſetzten Zeit begonnen hatte. Die öffentliche Volksverſammlung war ſehr zahlreich beſucht. Der Bericht Grohé's über die Thätigkeit des Reichstags wurde mit ſtürmiſchem Beifall aufgenommen. Poſen, 17. Mai. Dem Vernehmen nach wird Generallieutenant v. Alvensleben, Kommandeur des fünften Armeekorps, be⸗ hufs Uebernahme des Kommandos des dreizehnten Armeekorps von hier nach Stuttgart verſetzt. Mit der Führung des fünften Armeekorps iſt Generallieutenant von Merſcheidt⸗Hülleſſem, Kommandeur der 28. Diviſion, 14. Armeekorps, beauf⸗ tragt. Ausland. Vondon, 17. Mai. Bei einem in der St. Jameshall gegen die Home Rule Bill veranſtalteten konſervativen Meeting äu⸗ ßerte Lord Salisbury, es ſei Grund zu der Hoffnung vorhanden, daß die iriſchen Vor⸗ lagen der Regierung noch innerhalb dieſer Woche der Geſchichte angehören würden. Das Ergebniß der Annahme der Home Rule Bill würde die Trennung Irlands dom Reiche ſein, ſelbſt wenn Gladſtone und Parnell wünſchen ſollten, die Union aufrechtzuerhalten. Als Gegenplan empfahl Lord Salisbury eine konſequente Aufrecht⸗ erhaltung des Geſetzes für die nächſten 50 Jahre und eine Maſſenauswanderung auf Staatskoſten. Eine baldige Auflöſung des Parlaments vorausſehend, betonte Lord Salisbury, der Wahl ſolcher Abge⸗ ordneten, welche die Union aufrechterhalten Erhängten glotzten mich an, aber auch in ihnen lag nicht die Löſung des furchtbaren äthſels. 0 einer leiſen Empfindung des Schauers und einem wehen Gefüh e im Herzen wendete mich ab, um die vorgeſchriebene Anzeige zu machen. u. Wiſſenſchaft. r. bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Mannheim. Montag den 17. Mai 1886. Zum erſten Male: Der eingebildete Kranke von Moliere. Br. H. Es iſt ein ſonderbarer Heiliger ge⸗ woſen dieſer Monfieur Jean Poquelin, ge⸗ naunt Molisre, der in höſiſcher Umgebung deonen ES ſein Vater war nämlich könig⸗ cher Kammerdiener—) erſt als Juriſt, ſo⸗ dann aber in Wirklichkeit Komödie geſpielt, endlich aber als der größte zeitgenöſſiſche Dich⸗ zer unter einem Ludwig XIV. ganz Frankreich in Entzücken und Jubel verſetzen ſollte. Es eben ein Glück zu nennen, daß aus einem iſten ſtets noch etwas zu machen iſt, und er immer, wie eine Katze, auf die Füße Selbſt ein Goethe— und Goethe ſoll beſeen bab prcht ⸗ en haben, ſpricht ihm die„Großheit“ zu, da Raalkkre Rie Sitten ſeiner Beit beherrſcht „an ihm nichts verlegen und verbildet 4 und er die Menſchen züchtigte, indem er ſie in ihrer nackten Wahrheit zeichnete. Sei⸗ ner ganz beſonderen Antipathie und Abnei⸗ gung aber haben ſich die Herren Aerzte zu erfrenen, deren Charlatanismus und Pedan⸗ terie Gegenſtand zahlreicher Moliere'ſcher Stücke ſind; ich erinnere nur an„Den Arzt wider Willen“, den„Liebhaber als Arzt', Monsieur de Pourceaugnacl; am unwider⸗ fiehlichſten macht ſich aber in dieſer Bezieh⸗ ung ſein Humor geltend in„Dem eingebil⸗ deten Kranken“. Woher Moliere's gewaltiger Haß zwar gegen die Aerzte ſtammt, das er⸗ Härt W. von Baudiſſin(Einleitung von Mo⸗ liere's Luſtſpielen Bd.2.41) mit dem traurigen Zuſtande der damaligen ärztlichen Wiſſenſchaft, dem engherzigen intoleranten Formalismus, der darin herrſchte, der Eiferſucht und Ar⸗ Loganz der Aerzte. Moliere iſt übrigens keineswegs der erſte Urheber dieſes Krieges eweſen, den ſchon Rabelais, Montaigne und Searron begonnen hatten.„Der eingebildete Kranke“ iſt aber die letzte Kriegserklärung eines Moliere geweſen, welcher auch in dieſem Stücke ein beneidenswerthes Ende zu finden beſtimmt war.— Vielleicht mag unſerer heutigen Generation mancher Scherz in den Moliére'ſchen Komö⸗ dien zu derb und zu wenig verſchleiert er⸗ wollten, ſei jede andere Rückſicht unterzu⸗ ordnen. Neueſte Nachrichten. Rom, 17. Mai. Vom 16. bis 17. Mittags erkrankten reſp. ſtarben an Cho⸗ lera in Venedig 4/4 und in Bari 6/ᷣ4 Perſonen. Madrid, 17. Mai. heute von den. Die Königin iſt einem Sohne entbunden wor⸗ Vom Tage. * Arbeiterfortbildungs⸗Verein. An Pfingſten dieſes Jahres feiert der genannte Verein ſein 25jähriges Stiftungsfeſt und zwar nach dem vom Feſtkomite, das am Sonntag Nachmittag tagte, feſtgeſetzten Programm in größerem Maßſtabe. Hiernach ſind die bei⸗ den Pfingſtfeiertage als Feſttage in Ausſicht genommen. Am erſten Pfingſttag findet Nach⸗ mittag Vocal⸗ und 55 in den Lokalen des Badner Hofes und Abends Bierbankett im Vereinslokal ſtatt. Am zwei⸗ ten Feiertag findet ein Feſtzug ſtatt, deſſen Aus⸗ gangspunkt das Vereinslokal, deſſen Endaiel der Badner Hof iſt, woſelbſt wieder Conert. wozu auch 6 auswärtige Vereine ihre Mit⸗ wirkung zugeſagthaben, ſtattfindet. Mit einem, gleichfalls im Badner Hof ſtattfindenden Balle, wird das Feſt ſeinen Abſchluß finden. Es ſteht für dieſe Feſttage ein zahlreicher Beſuch von auswärtigen Gäſten zu erwarten, u. werden die nahegelegenen befreundeten Ver⸗ eine in corpore mit Vereinsfahnen erſcheinen, während entfernter gelegene Vereine des ſüd⸗ deutſchen Verbands durch Delegirte vertreten ſein werden. * Bogeidieb. Bei einem von uns ge⸗ ſtern Nachmittag unternommenen Spazier⸗ gang nach dem Schloßgarten und Neckarauer Wald mußten wir die traurige Wahrnehmung machen, wie gewiſſe Individuen ſich das Ver⸗ gnügen machen, alle ihre Künſte aufzubieten, um unſere beſiederten Sänger in ihr Garn zu bringen; waren wir doch Zeuge, wie ein ſolcher Menſch im Begriffe war, Leimruthen zu legen, woran er durch unſer Dazwiſchen⸗ kommen verhindert wurde. Möchte man doch ſolchen Perſonen die größtmöglichſte Aufmerk⸗ ſamkeit ſchenken, damit denſelben ihr unſau⸗ beres Handwerk gelegt würde, 0. Folgen der Unachtſamkeit. Jeden Tag kann man beobachten, daß zwei oder mehr Perſonen auf den Trottoirs, inmitten der Straßen oder an den Straßenecken ſich ſo zu ſagen feſtgeplaudert und in ihre, oft ſtunden⸗ lange, die Paſſanten hindernde Unterhaltung ſo vertieft haben, daß ſſie die Vorgänge in ihrer nächſten Umgebung nicht beachten. Zu dieſen Straßen⸗Converſationen ſtellt das weib⸗ liche Geſchlecht die größte Zahl. Heute, nach Schluß des Marktes ſich zeine Händlerin, welche einen großen Korb mit Handkäſen auf dem Kopfe trug, mit einer andern Frau ſo eingehend, daß ſie den mit ſeinem Karren daherkommenden Markträumer überſah. Dieſer ſtiez mit ſeinem Karren ſo heftig gegen die Händlerin an, daß deren Korb vom Kopfe fiel, und ſämmtliche Hand⸗ käſe zum Gaudium der Jugend herumrollten. Es war eine ziemliche Arbeit für die Frau, ſcheinen, allein der unwiderſtehliche und her⸗ ausfordernde Humor derſelben wird ſelbſt den Prüdeſten wieder damit verſöhnen und auch die Unwahrſcheinlichkeit mancher Situa⸗ tionen überſehen laſſen, welche ohne die Bei⸗ gahe der früher ſo beliebten und ſtereotyp auftretenden Verkleidungen und Vermum⸗ mungen kaum denkbar geweſen wäre. Dies mochte wohl geſtern auch die Anſicht der zahlreichen Zuſchauer geweſen ſein, welche aus herzlicher Dankbarkeit, ſich wieder einmal in einer von ächtem Humor und Witz ge⸗ würzten Poſſe ebenſo herzlich auslachen zu dürfen, mit ihren Beifallsbezeugungen nach dem Fallen des Vorhanges durchaus nicht geizten und— ein zur Seltenheit gewordenes Ereigniß!— die Darſteller vier Mal vor⸗ riefen. Auch dem Kritiker gereicht es zum Vergnügen, endlich nach langer Zeit einmal wieder von einer Leiſtung unſeres Schauſpiels ſprechen zu dürfen, die ſich ſehen und hören laſſen darf und in welcher der Tadel ſo weit hinter das Lob zurücktreten muß, daß er nur von uneingeſchränkter Anerkennung ſprechen darf. Gewiß ſind gerade im„ein⸗ gebildeten Kranken“ einige Situationen vor⸗ handen, die nahe an jene Grenzen hinan⸗ reichen, wo das ſogenannte Erlaubte aufzu⸗ hören beginnt— ich erinnere nur an die Scene mit der„Zauberflöte“ d. h. mit der Klyſtierſpritze, in welcher nicht viel fehlte, daß Herr Argan ſich dieſelbe auf offener Scene appliciren laſſen würde und an die Ausräucherung in der Pantomime,— allein wenn dieſelben in ſo liebenswürdiger und feiner Weiſe zum Vortrag gelangen, wie das geſtern Abend Seitens des Herrn Jakobi und der Frau Rodius, den Stützen des ganzen Stückes, der Fall iſt, ſo kann man ſich ſelbſt das gefallen laſſen. Wenn es uns daher um der Vereinfachung willen ver⸗ gönnt iſt, unſer Lob zu einem cumulativen zu vereinfachen und zu geſtalten, nachdem wir zuvor Herrn Jacobi und Frau Rodius⸗Jenke unſeren ganz beſonderen Dank auszuſprechen haben— dieſe Letztere ſprühte förmlich in neckiſcher Lebensluſt und anmuthiger Schel⸗ merei— ſo 8 wir doch beſonders der kleinen Marie Wendt gedenken, welche, ob⸗ wohl keinen Meter hoch, doch„Großes“ ge⸗ leiſtet hat und noch Größeres verſpricht.— Um ſo weniger aber können wir mit der Leiſtung des Herrn Förſt er als Gutsbeſitzer von Meiningshauſen in der„Schulreiterin“ einverſtanden ſein; der Kammerdiener des Herrn Stein entwickelte mehr ariſtokratiſche Allüren als dieſer Land⸗ und Krautjunker, der zwar in Heidelberg ſtudirt hat, aber wahrſcheinlich doch bei den Saxoporuſſen getiv geweſen iſt und ſich trotz aller Naturwüchſig⸗ keit ſelbſt einer Schulreiterin gegenüber anders euommen haben würde⸗ welche fürchterlich ſchimpfte, die nun ge⸗ pfefferten und zum Theil zerbrochenen Käſe wieder aufzuleſen. 5 * Ein betrunkener Maurersgeſelle verübte geſtern Nachmittag einen derartigen Exeeß bei dem Schulhausneubau in K5, daß die Polizei einzuſchreiten ſich genöthigt ſah und den Streitſüchtigen verhafiete. * Belocipedelnb. Die neuerbaute Renn⸗ und Uebungsbahn des Velocipedelub, deren Bau ſich durch die Witterungsverhältniſſe mehr als gewünſcht verzögerte, wurde geſtern ſo weit fertig geſtellt, daß ſie zur Drainirung für die ſich am Rennen betheiligenden Mitglie⸗ der benutzt werden kann. Auch eine hohe Bord⸗ wand umgiebt dieſelbe bereits. Die Aufſtel⸗ lung der Tribüne erfolgt dieſe Woche und dürfte, falls die Witterung Spiel nicht verdirbt, das mit der Eröffnungsfeier verbun⸗ dene Rennen hochintereſſant werden. Die Bahn iſt ſehr ſchön gelegen, und bildet der Neckardamm faſt eine natürliche Tribüne, von der man die ganze Bahn bequem überſehen kann. Die Anmeldungen zu dem Rennen, deren Schluß morgen erſt erfolgt, ſollen ſo zahlreich ſein, daß event. ein Stechen noth⸗ wendig werden wird. Verein Ereditreſorm. Im Laufe des verfloſſenen Monats April wurden durch dieſen Verein 228 Schuldner einmal und 134 Schuldner zweimal mit einem Geſammt⸗ betrage von M. 9757.14 gemahnt, wovon M. 6814.83 bezahlt oder auf ſonſtige Weiſe geordnet worden ſind. R Weinheim, 17. Mai. Auf Einladung des Vereins ſelbſtſtändiger Handwerker von Mannheim verſammelte ſich geſtern in den Lokalitäten des Gaſthauſes„zum Weinberg eine große Zahl hieſiger Handwerker zur Er⸗ örterung der ſchwebenden Handwerkerfrage. Herr Schreinermeiſter Friedrich von hier begrüßte die Mannheimer Herren und dankte für den zahreichen Beſuch der hieſigen Hand⸗ werksmeiſter, worauf er Herrn Simon Krieg von Mannheim das Wort erteilte. Dieſer hielt eine längere Rede, worin er die Blüthe⸗ zeit des Handwerks und ſeinen Verfall ſchilderte und zu dem Schluß kam, daß nur eine Vereinigung der Handwerksmeiſter das Handwerk wieder zu Anſehen bringen könne. Herr Pilz⸗Mannheim berichtete über Aus⸗ breitung und Thätigkeit der Handwerkerver⸗ eine Badens und verlas die wichtigſten Be⸗ ſtimmungen der Statuten, die Gründung ei⸗ nes Handwerkvereins in Mannheim dringend empfehlend. Nachdem noch Herr Inſtallateur Leon hard⸗Mannheim geſprochen und die⸗ ſer, wie ſeine Vorredner reichen Beifall ge⸗ erntet, zeichneten ſich ſofort etwa 30 Mann in eine aufgelegte Liſte, Gründung eines Handwerkervereins in Weinheim, ein. Herr Friedrich ſprach den Mannheimer Herren ſeinen Dank und für das W09 bie eine volle aus und ſchloß die Verſamm⸗ ung. Briefkaſten Karoline Blauſtrumpf hier. Anmuthige Schäkerin, Sie wollen wiſſen, wie viel Grad itze an dem betreffenden Tage in unſerer edaktionsſtube waren? Das können wir Ihnen nicht genau ſagen, verſichern dür⸗ fen wir Sie dagegen, daß wir nach Empfang —4 Sonntag den 16. Mai 1886. Der Freiſchütz. [Schluß!. An derſelben Stelle, an der Herr Kraze das vorige Mal(ſiehe meinen Bericht über die letzte Hreiſchtsaufftährung) ſtrauchelte, fiel er geſtern ganz zu Boden. Es ſind dies die drei— Nein— c, e, gis, deren letzteres Herrn Kraze entſchieden nicht zu Gehör will. Ehe ich erkläre, daß ich des bitteren Tadels nun genug habe, möchte ich noch den Wunſch ausſprechen, daß in dem Jagdchor des erſten Acts(Fdur%) endlich einmal die beiden Piano⸗Stellen in B⸗ und Fdur wirklich piano geſungen und geſpielt werden. In allen Frei⸗ E die ich hier zu hören be⸗ kam, bemerkte ich nur ohnmächtige Verſuche des Kapellmeiſters den Stärkegrad zu mil⸗ dern, allein ſeine Hand war zu ſchwach dazu. Ferner hätte ich in Bezug auf die Ouverture manche Wünſche, zunächſt möchte ich ſie„Wag⸗ neriſcher“ haben, das heißt mir fehlt die Ver⸗ langſamung des zweiten Themas, das man Agathen⸗Thema nennen könnte, weiter mancher energiſche Druck beſonders in der Siegescoda, die ich immer nur überſetzt zu hören Gelegen⸗ heit hatte. Gerade für dieſe Cäur Coda, die abſolut keine Stretta ſein ſoll, wünſchte ich E. 0 Einhaltung der vorgeſchriebenen Pau⸗ en. Ich rufe da mit Wagner dem Dirigenten zu Haltet die Pauſen!“ Dieſe Fermatpauſen ſind in der Freiſchütz⸗Ouverture wie in jener zur Zauberflöte zwiſchen den Prieſterakkorden von dramatiſcher, ſpannender Wirkung, deren Nichtbeachtung beraubt dieſe Inſtrumental⸗ ſtücke ihrer dramatiſchen Spannkraft. Außer Herrn Mödlinger, deſſen Caſpar ein famoſer Böſewicht war wäre nur Frl. Sorger zu nennen, deren Aennchen eine ſo ſchmucke und wohlthuende Erſcheinung war, daß hier des Krieges Stürme zu ſchweigen haben. Frl. Sorger ſang ihre beiden Arien allerliebſt, in der zweiten fand ſie in Herrn Gaule(obligate Viola) einen wackern Genoſſen. W. B. Rundſchau über Theater und Kunſt. Um mit dem Aathell ber en zu beginnen, wollen wir das Urtheil der Preſſe über unſere ehemaligen Schauſpieler Herrn Carl ſt und Herrn G. Dröſcher mittheilen. In einer ſeiner beſten Rollen, als Hamlet, trat Herr Carl Ernſt im Deutſchen Theater in Berlin auf. Die Kritik erkennt das Talent deſſelben an, bedauert die Wahl einer ſolchen Rolle und behält ſich ein endgültiges Urtheil für die zweite Darſtellung als Carl Moor offen. Dagegen lobt ſie ohne Rückhalt das friſche, flotte Talent des Herrn Dröſcher, den man hier jetzt auch gut brauchen könnte. Derſelbe läßt dem erſten Gaſtſpiel„Am Ihrer liebenswürdigen Karte für einen Mo⸗ ment Eins mit Ihnen gemeinſam halten, eine— Gänſehaut! Vielleicht genügt Ihnen dieſe Gewißheit. H.., Neckarau. In erſter Linie müſſen Sie auf civilrechtlichem Wege zu Ihrem Rechte zu gelangen ſuchen. Die ſtrafrechtliche Ver⸗ folgung kommt erſt in zweiter Linie in Be⸗ tracht, da der Dolus des Betruges bezw. der Unterſchlagung nicht unzweifelhaft feſtſteht. Jeder, ſelbſt der Aermſte, kann täg⸗ lich ſechs Pfennige opfern, damit eine gründliche Reinigung ſeines Körpers herbei⸗ führen und hiedurch einem Heer von Krank⸗ heiten vorbeugen, welche durch Störungen im Ernährungs⸗ und Verdauungsleben(Ver⸗ ſtopfung, Magen⸗, Leber⸗ und Gallenleiden, Hämorhoidalbeſchwerden, Blutandrang, Ap⸗ petitloſigkeit ꝛc) hervorgerufen werden. Wir meinen die Anwendung der Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen, erhältlich à Schachtel Mk. 1. in den Apotheken. Man achte genau darauf, daß jede Schachtel als Etiquett ein weißes Kreuz in rothem Grund und den Namenszug R. Brandt's trägt und laſſe man ſich nicht durch anders verpackte, billigere Mittel irre führen. Man wende ſich ſchriftlich am beſten und hilligſten unter Einſendung des Betrages à Schachtel Mk. 1) in Briefmarken an die potheken in Ludwigshafen. 141⁰ Verſchiedenes — Der Dank des Vaterlaudes. Aus Bayreuth ſchreibt man den„Münch. N.., „Kürzlich ſtarb dahier der älteſte aktive Sol⸗ dat der deutſchen Armee, der Muſikdirigent des 6. Chevauxlegers⸗Regiments, Peter Gött⸗ ling, nachdem er ſeinem Vaterland 54 Jahre lang in Krieg und Frieden treu gedient. Vor einigen Tagen wurde nun ſeiner Wittwe die Penſion angewieſen und die beträgt— ganze elf Mark monatlich und eine jederzeit wider⸗ rufliche Monatszulage von zwei Mark fünfzig Pfennigen. So ſorgt das dankbare Vaterland“ für die Hinterbliebenen ſiuden treuen Verthei⸗ diger.“— Dieſe Notiz ſinden wir merkwür, digerweiſe in konſervativen, regierungsfreund⸗ lichen Blättern. naliſten“ folgen. Ferner kommt uns die Wittheilung, daß Herr Dr. Baſch für die Oper in Newyork wurde, derſelbe gaſtirte auch hier als 9 für Hrn. Plank, indeſſen———! In unſerer Nachbarſtadt Wiesbaden tritt demnächſt eine Bühnenfürſtin auf,„Frau Clara Zieg ler“, könnte man ier—— · Dem Deutſchen Thegter ſucht Pollini den Rang ſtreitig zu machen, wir ohne vollkommnen Erfolg, Derſelbe hat für die nächſte Saiſon folgende Künſtler für ſein Theater gewonnen: Franziska Ellmenreich, Salomon, M. Ob⸗ wenfeld, Dr. Aug. Baſſermann, J. Sofmann.— In Franffurt ging die Soubrette. Frln. Sophie König, unter die Dichter, d. h. ſie hat ſich ſelbſt einen Ein⸗ acter„auf den Leib geſchrieben“. Die gußer⸗ ordentlich gut gehaltene, gelungene Soloſcene betitelt ſich: Der Roman einer Soubrette“ und ſoll dieſelbe noch vor den Ferien aufge⸗ führt werden.— Die bereits angekündigte Operette:„Der ſchöne Kurfürſt“ von Hell⸗ mersberger konnte es in München ſzu keinem Erfolg bringen. Dagegen errang Stuttgart wieder einen Triumph mit dem Drama:„Der Graf von Hammerſtein“ von Wilbrandt. Die Vertreter der beiden Hauptrollen, Herr Dr. A. Baſſermann, und Frlu. Frank, enthuſiasmirten das Publikum förmlich.— Von beſonderem Intereſſe dürfte es ſein, daß Paul Heyſe einen neuen Roman:„Der Roman der Stiftsdame“ be⸗ endet hat.— Auch eine neue Oper erblickte das Licht der Welt. Au g. Klughardt iſt der glückliche Vater der„Hochzeit des Mönches“,— Auf dem muſikaliſchen Gebiet iſt ferner das Erſcheinen von Op. 78 und 79 von Heinrich Hofmann zu erwähnen; dieſelben heißen;„Im Schloßhof“ und„Wald⸗ märchen“, beide in Bearbeikung für Piano⸗ forte zu vier Händen.— Zurktheatraliſchen Unglücksſtatiſtik haben wir wieder einige Fälle beizutragen. Herr H. Wilkens, der berühmte Berliner Poſſendichter, iſt ſchon längere Zeit erkrankt und ſteht das Schlimmſte bevor. Auch Emil Götze leidet noch, doch at die—— einen vortrefflichen Verlauf,— In Livorno iſt das Theater Garibaldi eingeſtürzt, glücklicherweiſe ohne Jemand zu verletzen. Als Unglück könnte man noch die Verehelichung der Patti mit Nicolini am 7. Juni anſehen, da die Ehe nach dem Ausſpruch Mancher ein Un⸗ glück iſt. Wir wollen jedoch nicht mit traurigen Vorfällen und bemerken deshalb, daß in Karlsbad das neue Theater eröffnet wurde, und daß in Wien von den Herren Lobe, Mittwurzer, Tewele, Knaack, Albrecht und Irln. Jenn) Groß der Bau Gavier“, das zweite als Bolz in den„Sour⸗ eines Societätstheater geplant wird. ——————— ——— 922832KÄÄ———— + 2———————— 2——— FF SSSS— r S02 —DS 2 DC2 S22S— NSSBSS 28383 S 832. —— 2 99