Abonnementspreis: pro Monat 50 Uſg.— Auswärts durch die Poſt 65 Pfg Man abonnirt in Mannheim bei der Expebitiun E 63 2, ſowie be allen Zweig⸗Expedſtionen und—Auswärts bei allen eiches und den Briefträgern. Die Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ oſt⸗Anſtalten des deutſchen und Feiertage. Herausgeber Or. jur. Harmann Daus in Mannheim. Mannheimer Volksblatt 117. Wouuenents⸗Einlabunt. Für den Monat Juni werden Abonnementsbeſtellungen auf die Badiſche Volkes⸗Zeitung (Alaunheimer Polloblatt) ungenommen und erhalten alle neu ein⸗ tretende Abonnenten die„Badiſche Volks⸗ keitung“ täglich gratis bis 1. Juni. Abonnementspreis mit der Gra⸗ lis⸗Beilage des General⸗Anzeiger pro Monat nur50Pfg. Die„Badiſche Volkszeitung“ erſcheint käglich, 8 bis 16 Seiten groß und hat anter allen in Mannheim erſcheinenden Zeitungen die größte Abonnentenzahl. Durch die große Berbreitung bewährt ſich die Badiſche Volkszeitung mit Gene⸗ tal⸗Anzeiger uls vorzügliches Iuſertions⸗Orgau. Verlag der Saniſchen Volks⸗Jeilung und des General⸗Auzeiger. Politiſche Ueberſicht. Mannheim, 19. Mal. Deutſchland. Unabhängige Blätter er⸗ innern anläßlich der auch von uns geſtern gemeldeten Ernennung des Grafen Herbert Bismarck zum Statsſekretär des Auswärti⸗ gen Amtes daran, daß dieſelbe eigentlich nichts weiter als ein längſt erwartetes Ereigniß ſei. Schon als der bekannte„Ent⸗ rüͤſtungsſturm“ wegen der dritten Direk⸗ torſtelle in Szene gegangen, wäre es bekannt geweſen, daß der Sohn des Reichskanzlers zum Staatsſekretär auserſehen ſei. Be⸗ zeichnend iſt aber, daß die Offiziöſen damals derartige Muthmaßungen, wenn ſie öſſentlich ausgeſprochen wurden, in bekannter Geſchaͤftigkeit zu dementiren be⸗ pagne krebt waren. Zwar wiſſen die Offi⸗ Feuilleton. Loniſon. Novelle von H. R. H. Das Theater Porte St. Martin brachte das Erſtlingswerk eines jungen, wie man ſagte auch talentvollen Dichters:„Geſetze der Ehre“, in dem alles Mögliche, mehr aber noch alles in Parig Unmbgliche behandelt wurde Zu letzterem gehörte als Hauptconflict das Zuſammenleben zweier tugendhaften Charak⸗ tere in friedlicher ungetrühter Ehe. Der Ver⸗ faſſer bekundete viel Anfangsunebenheiten, nichts deſtoweniger hoffte man des Abſonder⸗ lichen wegen auf Erfolg, Der Direktor hatte seſagt:„Junger Mann, ein ſolches Stück zn ſchreiben, erlaubt Ihnen der Pariſer, er wird Ihnen ſogar Beifall klatſchen, ein zwei⸗ tes verdammk er. Sie wollten hie und da Witze einflechten, der Gedanke war gut. Seien Sie verſichert, das Publikum lacht nicht ewa über die Witze, aber über die Moralpredig⸗ ten. Genießen Sie, eh' Sie das nächſte Stück ſchreiben, 5 das Leben.“ Das hatte dem Ideal des Dichters einen ſtarken Stoß gegeben, aber—er beſolgte den Rath des Direktors. Er erklomm gleich den echten pariſer Standpunkt: Die Liebe. Nicht dieſe alltäg⸗ liche Liebe, bewahre die Pariſer Liebe, die Liebe zu einer reichen Dame, die auf dem Punkte war, ſich zu verheirathen. Das Stück ward aufgeführt, gefiel, bewahr⸗ heitete die Ausſprüche des Direktors. Robert Vebruſſe ward eine Berühmtheit. * * „Graf, reichen Sie mir den Puder.“ — Louiſon, laſſen Sie uns ernſtlich en.“ ⸗Geben Sie mir Eau de Mille fleurs.“ Bitlertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 90 Pfg Anzeigen werden von allen Annoncen⸗Expeditionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen Bei größeren Auftrügen Rabatt. Rotationsdruck der br. B. Daas'ſchen Suchdruckerei, E0,2 neben ber katholiſchen Spitalkirche in Maunhein, Telephonguſchluß Nr. 216, und Handels⸗Zeitung. „Organ für Jedermann. ziöſen auch nicht Alles, und namentlich der Kanzler, dem ihr ungeſchicktes und vorzeitiges Schwatzen aus der Schule ſchon manchen Verdruß bereitet, hat alle Urſache, ihnen nicht vorzeitig ſeine Entſchlüſſe auf die Naſe zu binden. In dleſem Falle aber ſind ſie ohne Zweifel unterrichtet geweſen, und daß ſie trotzdem dementirten— nun, das liegt eben im Charakter unſerer Offi⸗ ziöſen.— Die„Nordd. Allg. Ztg.“ ſetzt auseinander, daß ſie auf einen ſofortigen Zerfall des Ceutrums nicht rechne, ſchreibt aber:„Wenn wir jetzt nach Beendigung des kirchenpolitiſchen Streites vertrauens⸗ voller als früher auf eine Gefundung unſeres öffentlichen Lebens hoffen, ſo denken wir viel weniger an das Centrum, als an die katholiſche Wählerſchaft, welche ſich fortan nicht mehr in ihrem Gewiſſen ge⸗ bunden fühlen wird, der Parole ultra⸗ montaner Hetzer und ihrer Orgaue zu folgen, um da, wo ſie einen Kandidaten ihres Vertrauens nicht durchzuſetzen ver⸗ mochten, mindeſtens dem politiſchen Scha⸗ bernack zu fröhnen. Die katholiſche Wäh lerſchaft iſt aus der Zwangslage befreit, welche ihr die Uebung ihrer patriotiſchen Pflichten erſchwerte, und ſie wird hoffent⸗ lich mehr Gewicht auf die patriotiſchen Anſprachen ihrer Biſchöfe legen, als auf die Mahnungen der intranſigenten Preſſe, welche den Kulturkampf nicht verfumpfen laſſen will.“ Ob es der„Norddeut⸗ ſchen“ mit ihrem Trompetenſtoße wohl Ernſt iſt? Vielleicht will ſie ſich auch nur aus Aerger über die verlorene Cam⸗ am Centrum noch ein bischen reiben, ein Vergnügen, das ihr Herr Windthorſt gewiß nicht mißgönnen wird. — Am Montag hat der Reichstag ſeine Sitzungen wieber aufgenommen. Wir ha⸗ ben abſichtlich davon Abſtand genommen, über die erſte derſelben in der„Bad. Volks. Ztg.“ zu referiren, da auf der Tagesordnung nur Petitionen von unter⸗ geordnetem Jutereſſe ſtanden, die theils durch Ueberweiſung an den Reichskanzler zur Berückſichtigung, theils durch Ueber⸗ gang zur Tagesordnung ihre Erledigung fanden. Es verlautet jetzt übrigens wie⸗ der mit Beſtimmtheit, daß die Seſſion noch vor Pfingſten geſchloſſen werden ſoll, eine Verſion, von der wir lediglich aus den⸗ „Sie haben keine Zeit, ſelbſt vor der Hoch⸗ Kger Cefar, dazu haben wir nach der Hochzeit um ſo mehr. Ich weiß indeſſen Alles, was Sie mir ſagen wollen. Es genirt Sie, daß ich an den Huldigungen des jungen Lebruſſe Gefallen finde. Weshalb? Dulde ich nicht, daß Sie Ihre Circusdame mit Sou⸗ pers traktiren? Warum darüber reden? Schwei⸗ en wir davon. Reichen Sie mir meine Arm⸗ inder. So, jetzt bin ich fertig.“ Sind Sie n 7* Welche Fruge, was nüßt es, wenn ichs 10 5 Sod ich vielkeicht Lebruſſe hei⸗ rathen? nein, zum lieben iſt der recht, zur Ehe nicht.— An was denken Sie, Graf? „Ach, ich bin unalücklich!“ „Ungrücklich“ Wesbalb?“ „Weil heute Abend Fiſi's Beneſiz iſt und wir heute Hochzeit haben.“ „Armer Freund, ich beklage Sie, reichen Sie mir Ihren Arm, gehen wir zum Altar.“ * 5* „Aber Robert, warum ließen Sie ſich 4 meiner Vermählung nicht ſehen? Lieben mich nicht mehr?“ N „Ihretwegen hoffe ich nicht; Sie kennen den Vers aus Carmen Liebſt Du mich nicht, bin ich entflammt, Und wenn ich lieb, nimm Dich in Acht. Das gilt von der Pariſerin eben ſo gut, wie von der Zigeunerin, die vielleicht beide dem⸗ ſelben Stamme gugehbren mögen. Was ſcheert's mich. Vorderhand gehören Sie mir.“ bereit, mir an den Altar zu „Madame——— oberk das ien da deen? S0 das zweite Mal„Madame“. ſelben Gründen, die wir bereits in Nr. 111 d. Bl. klargelegt, gerne annehmen möchten, daß ſte zur Wahrheit würde. Frankreich. Daß das Mißtrauen, das die Großſtaaten einander namentlich in militäriſchen Dingen entgegenbringen, trotz dem oft betonten guten Einvernehmen der Kabinette nicht nur nicht abgenommen hat, ſondern ſich ſtets ſteigert, das beweiſt eine Auslaſſung des franzöſiſchen Marinemi⸗ niſters, die er mit Rückſicht auf die der⸗ zeitigen großen Flottenübungen vor Tou⸗ lon gemacht. Der Miniſter ſagte u..: „Ich habe den Marineofftzieren der frem⸗ den Militärgeſandtſchaften die Ermächti⸗ gung, unſeren Uebungen in der Nähe bei⸗ zuwohnen, verweigert. Dieſe Uebungen werden ziemlich weit von den Küſten ſtatt⸗ finden, ſo daß man nur Unbedeutendes wahrnehmen kann. Ich lege großen Werth darauf, den Nachforſchungen der zahlreichen Spione zu entrinnen, welche ſich thatſäch⸗ lich die Küſte entlang ſtaffelförmig aufge⸗ ſtellt haben, um unſeren Uebungen zu folgen. Hier in meinem Burean habe ich mit dem Admiral Brown und deſſen Generalſtab das Uebungsprogramm von Toulon heſprochen und feſtgeſtellt, damit das unverbrüchlichſte Geheimniß bewahrt werde. Es wird kein geſchriebener Bericht über die einzelnen Reſultate herausgegeben wer⸗ den. Admiral Brown wird mir mündlich Bericht erſtatten und wir werden die Schlußfolgerungen geheimh alten. Daß wir uns mit ſo viel Vorſicht umgeben haben, geſchieht, weil ich will, daß Frankreich allein von den Ergebniſſen unſerer Arbeit und unſerer Opfer Nutzen ziehen ſoll.“ In dieſen Worten liegt mehr zur Cha⸗ rakteriſtrung der politiſchen Zuſtände als gacz. Bände zu ſagen vermöchten. rient. Dem„Temps“ wird aus Athen gemeldet, die alte Mehrheit der Kammer ſcheine an Delyannis feſthalten zu wollen, und der König würde in dieſem Falle Delyannis zur Bildung des Kabinets be⸗ rufen. Lehne er ab, ſo würde die Parla⸗ mentsauflöſung erfolgen, und das Miniſte⸗ rium Valvis würde die Abrüſtung durch⸗ führen. Alle kriegeriſchen Wallungen ſeien niedergeſchlagen, man verlange einſtimmig die Abrüſtung und die Aufhebung der Donnerſtag, 20. Mai 1886. Verlängerung der gegenwäͤrtigen Lage über⸗ zeugt. Deutſcher Reichstag. Berlin, 18 Mai. Graf Herbert Bismarck hat ſein Man⸗ dat niedergelegt, weil er zum Staatsſekretär ernannt worden, Erſte Leſung der Buckerſteuer. Witte bedauert das geringe Entgegen⸗ kommen der Regierung und kündigt. derungsanträge für die Leſung an. iſt gegen die Erhöhung der Rüben⸗ euer. Buhl will vorläuſta die Vorlage auneh⸗ men, ebenſo v. Hell dorf. Bundesbevollmächtigter v. Heerewarth hält das Entgegenkommen des Bundesraths für weitgehend. Bocck iſt gegen dir Vorlage⸗ Die zweite Berathung wird im Pleuum ſtattfinden. Es folgt das Geſetz über die Begrundung der Reviſion in bürgerlichen Rechtsſtreitig⸗ ketten. Nach einigen Bemerkungen Acker⸗ mann's wird beſchloſſen, die zweite Leſung im Plenum vorzunehmen. Der nächſte Ge⸗ enſtand, die Preßgeſetznovelle, wird wegen e 0 des Hauſes abgeſetzt, Donnerſtag Wahlprüfungen. Deutſches Reich. Mannheim. Aus der Prinzipalvorlage über die Branntweinſteuer iſt folgendes zu erwähnen: Von Oktober 1886 ab bleiben 10 Prozent Maiſchbottich und Brannt⸗ weinmaterialſteuer unerhoben. Der ermä⸗ ßigte Steuerſatz für landwirthſchaftliche Brennereien findet für die Zeit vom 1. Oktober bis 31. Mai Anwendung. Der Branntweinzoll beträgt: im erſten Rarr 120, im zweiten 160, dann 200 Mark; die Uebergangsabgabe im erſten Jahre 66, im zweiten 106, dann 146 Mark. Eine Defraudation der Konſumabgabe wird mit dem zehnfachen Steuerbetrage, im Falle der Wiederholung mit dem Doppelten, bei mehrfacher Wiederholung mit Gefängniß bis 3 Jahren beſtraft; außerdem iſt Kon⸗ zeſſionsentziehung vorgeſehen. Der Even⸗ tualentwurf unterſcheidet ſich vom erſten hauptſaͤchlich durch die Beſtimmung, daß die Konſumabgabe von dem, der den Branntwein zur freien Verfuͤgung erhält, zu entrichten iſt, ſobald der Branntwein aus der Steuerkontrolle in den freien Verkehr tritt. Dementſprechend find Kontroll⸗ und Strafbeſtimmungen geändert, alles andere Blockade und ſei von der Nutzloſigkeit der ich Louiſon, weiter nichts.“ „Louiſon, bören Sie, Sie haben ſich vor 75 Wochen vermählt, es wird Ihnen wohl lar ſein, daß ich der Gemahlin Ceſar's de Crois nicht dieſelbe Neigung entgegenbringen darf, noch will, wie Louiſon de Silere.“ „Mein lieber Freund, Sie machen ſich lächerlich, gerabe jetzt erſt können Sie mich lieben. Uebrigens kenne ich Ihre Anſichten aus Ihrem Drama„Geſetze der Ehre“. Auf dem Theater mag ſich das gut machen, im Leben— nein.“ „Louiſon, Sie wiſſen wie hoch ich das Theater halte. Das Theater iſt nach meiner Anſicht der Tempel, in den ſich hier in Paris die Unſchuld flüchten ſoll; das Theater muß das Leben darſtellen, wie es ſein ſoll, das Theater muß in unſerer Zeit die Stelle der Kanzel einnehmen, das Theater muß die Pflegeſtätte der Sitte und der Moral ſein.“ „Mein Gott ſchon wieder Ihre verſchrobenen Anſichten! Was das Theater ſein ſoll, weiß ich nicht, aber was es iſt, weiß ich: ein Beluſtigungsort. Wenn ich der Laugweile entfliehen will, gehe ich in's Theater, betrachte die Toiletten, die Schauſpieler, die Löwen des Tages und bin froh, wenn ich zwei bis Stunden meines Lebens ſo hinter mir 8 „Ueber dieſen Punkt Louiſon, gehen unſere Anſichten ſo weit auseinander, wie über den Begriff der Ehre. Was mich eigentlich her⸗ geführt, war die Mittheilung, daß ich mich verloht, demnächſt verheirathen werde.“ „Was 7 Sie haben ſich verlobt; ei, ei, Sie glauben, ich werde es erlauben, daß Sie Für Sie bin iſt gleich dem in der erſten Vorlage. Und wenn ich lieb', nimm Dich in S 56 ſich at ed „Louiſon, Sie regen au weshalb Haben Sie nicht dasſelbe—— baben Sie nicht „Hg, ba, wie wenig kennen Sie 99 5 riſer Leben; hier liebt man nicht das Erlaubte, ſündert das Verbotene, nicht die Mädchen, ondern die Frauen. Paris könnte man 6 lich die Stadt der Funggeſellen nennen. rigens, wen wollen Sie heirathen?“ „Claire Lescaut, ein armes, tugendhaftes Mädchen.“ ha.“ Louiſon, Ihr Lachen iſt verletzend.“ „Ha, ha. Tugendhaft!?] Ein armes Mab chen in Paris tugenbhaft? Ha, ha.“ „Schweigen Sie, Louiſon, oder ich vergeſſe wer Sie ſind.“ „Ah, Drohungen; mein lieber Robert, hü⸗ ten Sie ſich vor dem Zorne meines Gemahls, er würde Sie“— „Jordern. Das kenne ich, Louiſon. In Euren Kreiſen glauben die Männer zu impo⸗ niren, wenn ſie bei jeder Bewegung auf⸗ fahren und mit der Piſtole drohen, 9 wohl ſie im Kriege eine Feigheit vewie⸗ ſen, die wahrhaft lächerlich wenn ſte nicht ſo traurig geweſen wäre. Wer hat in den Jahren 1870/1 ſeine Tapferkeit bewährt§ Das Volk! Unſere Armeen nach Sedan beſtanden aus Tapfern, unſere Beſaßung von Paris aus Tapfern, unſere Heere vor Sedan waren Seicliuhe unſere Anführer vor Sedan waren Feiglinge. Und wie erklärt ſich das? Vor Sedan kämpften der Adel, die Vorneh⸗ men, nach Sedan das Volk. Und erſt ihr Frauen, ihr bildet das ſchamloſe ris, meine Feſſeln ablegen? Nein, hüten Sie ſich var meiuer Rache: nicht das Bolk; in den höheren Kreiſen ſuch die Unſittlichkeit ihre tbätigen Berbreite; 7 2. Seite München, 18. Mai. Die Kammer der Abgeordneten nahm das Geſetz, Abände⸗ tungen der Gebührenordnug betreffend, ein⸗ ſtimmig an. Berlin, 18. Mai. Ein Rechenſchafts⸗ bericht über die Aufhebung des Verſamm⸗ lungsrechts in Berlin und Umgegend ging ſoeben dem Reichstage zu und gelangt Abends zur Ausgabe. Als Grund der Maßregel wird der gefährliche Charakter der Lohnbewegung und der großen Arbei⸗ terverſammlungen angegeben. Die 24⸗ ſtündige Anmeldefriſt für Verſan mlungen, wie ſolche das preußiſche Vereinsgeſetz vor⸗ ſchreibe, mache eine Prüfung, ob die an⸗ gemeldete Verſammlung nach F. 9 des Sozialiſtengeſetzes zu verbieten ſei, unmög⸗ lich. Eine Auftöſung der Verſammlung enthalte immer eine Gefährdung der Ruhe. Zudem verliere die Lohnbewegung immer mehr den rein wirthſchaftlichen Charakter und werde zu ſozialiſtiſchen Beſtrebungen mißbraucht. Endlich lägen ganz beſtimmte Anzeichen vor, daß die Bewegung unter den Arbeitern der öffentlichen Verkehrs⸗ anſtalten ſolche Intenſität und ſolchen Umfang angenommen habe, daß eine Gefahr für die Erhaltung der Verkehrsverbindungen von und nach der Hauptſtadt eintreten Uönne. Berlin, 18. Mai. Die Sozialdemokraten brachten eine Interpellation ein über den Strile⸗Erlaß Puttkamers. Sie fragen ob der Bundesrath von dem Erlaſſe Kenntniß habe und was er gethan habe oder zu thun gedenke, um dieſen Angriff auf die durch das Reichsgeſetz gewährte Koa⸗ Utionsfreiheit abzuwehren. Aus Dresden wird geſchrieben: Am ver⸗ gangenen Sonntag Nachmittag fanden ſich mehrere Hundert hieſiger Sozialdemokraten auf dem Trinitatiskirchhofe ein, um dem Maſſengrabe der Maigefallenen einen Be⸗ ſuch abzuſtatten. Die in zahlreichen Trupps Ankommenden verweilten kurze Zeit an dem langgeſtreckten, auf dem erſten Theile des Friedhofes befindlichen Grabhügel und ent⸗ fernten ſich eben ſo ruhig, wie ſie gekom⸗ men, ſo daß die aufgeſtellten Gensdarme⸗ riepoſten keine Veranlaſſung hatten einzu⸗ ſchreiten. Der mittlere Theil d es durch ein Geländer abgegrenzten Maſſengrabes — dasſelbe birgt gegen 80 Leichen— war bereits Tags vorher durch 3 mit rothen Azaleenblüthen ausgeſchmückte Epheukränze geziert worden. nicht im Volke. Ihr glaubt, nach Euch ſelbſt Artheilend, das Pariſer Volk habe keine Tugend. Pfui über ſolche Unwahrheiten, pfui über die Vornehmen von Paris.“ „Herx Lebruſſe, ich habe nichts gehört, penn Sie mir treu bleiben; Sie duelliren ſich mit meinem Gatten, wenn Sie auf Ihrem Wunſche, mich zu verlaſſen, ſtehen bleihen.“ „Sie ſelbſt haben mich zu ſolchen Aus⸗ en gereizt, Madame; ich ziehe einen ehren⸗ jüͤften Tod einer unwürdigen Handlung vor. Adien!“ ** 2 2 In einer kleinen Kirche von Pariis feierte Bebruſſe ſeine Hochzeit mit Claire Lescaut. Eine prunkloſe Feier ſchloß ſich an, der Anige Freunde Lebruſſe's beiwohnten. Der Jubel hatte ſich gelegt und ihm folgte eine kwangloſe Unterhaltung. Die beiden Ver⸗ Mählten machten Anſtalten, ſich zurückzuziehen. Bebruſſe ging hinaus, um einen Wagen her⸗ bei en, als ein Unbekannter auf ihn zu⸗ trat und ihn mit ſichtlich verſtellter Stimme eine Unterredung hat Lebruſſe beſchlich P Pnpelke Gefühl, dennoch ſagte er zu. „Es handelt ſich um Ihre rau.“ Bor allem, mein Herr, bitte kurz!“ So ganz kurz dürfte es nicht werden. Abre Frau iſt Sörer unwürdig!“ „Mein Herr, einem Unbekannten verbiete ich über meine Handlungen zu urtheilen, noch Weit mehr aber die Ehre meiner Frau anzu⸗ Sind Sie bereit, die Ausſagen, die cht, vor meinem Weibe zu be⸗ 9 25 ſo klgen Sie mir.“ fiotze ken Unbekannten in ein halber⸗ — Bimmerchen. zurück.“ er in Begleitung ſeines, ihm chen angetrauten Weibes. ier, mein Herr, 1080 reden Sie!“ teſes ib, das Ih 3— 85 f hin — age einſt ſagte:„1 in Sie!“— 5 Au 1 ich kehre in wenig uügenbli Bold lom arm“, dieſes Mädchen belog Sie ſendet die Gräfin Louiſon de dre. Nein, ich bin es ſelbſt.“ Her Unbekannte, der jetzt ſeiner Stimme keinen Zwang mehr anthat, nahm den Bart und den Mantel ab: Louiſon ſtand in Herren⸗ Kacht vor ihm. „Frau Gräfin, Sie begreifen nicht, welches Ungkück Sie anrichten fönnen, durch dieſen Schritt hierher. Das Glück zweier Familien, 8 r und das Meinige, ſteht auf dem pie „Wenn ich das Ihrige zerſtört, was liegt Mir darau, ob ich es mit dem meinigen be⸗ ahle. „Frau Gräfin“, ſagte Claire mit bebende Siimme was babe ich Ibnen getban, ich 55 . Bavdiſche Volks⸗Zeitung · Ausland. London, 18 Mai. Das Bureau Reu⸗ ter meldet aus Sanſibar, Frankreich habe die ganze Komorogruppe in Beſitz genom⸗ men. Der Vertrag iſt am 21. April in Johanna unterzeichnet. Madrid, 18. Mai. In der Deputir⸗ tenkammer ſprachen der Kammerpräſi⸗ dent Martos und der Miniſterpräſident Sagaſta ihre hohe? Freude über die Ge⸗ burt eines Königs mit der Verſicherung aus, daß alle Spanier in treuer Geſinnung um den neuen König als den Vertreter des Fuiedens und der Ordnung ſich zu⸗ ſammenſchaaren würden. Das Haus nahm dieſe Erklärungen mit lebhaftem Beifall auf. Eine ähnliche Erklärung wurde im Senate abgegeben und auch dort enthuſia⸗ ſtiſch aufgenommen, Der König wird den Namen Alfonſo erhalten. Catania, 18. Mai. Der Aetna iſt ſeit 11 Uhr Vormittags in Eruption; auf der Weſtſeite des Centralkraters fin det eine ſehr ſtarke Dampfentwicklung und Aſchenregen ſtatt. Neueſte Nachrichten. Poſen, 18. Mai. Dem„Kuryer Pozn.“ zufolge trifft Erzbiſchof Dinder am 8. oder 9. Juli in Poſen ein. Paris, 18. Mai. Anläßlich des am Sonn⸗ abend im Palais des Grafen von Paris vor deſſen Abreiſe nach Portugal ſtattgehabten Empfangs ſoll, wie in Deputirtenkreiſen verlautet, von den Radikalen in der Kam⸗ mer eine Interpellation eingebracht und zugleich die Ausweiſung der Prinzen bean⸗ tragt werden. Venedig, 18. Mal.(Cholerabericht.) Bom 17. bis 18. Mittags erkrankten reſp. ſtarben in Venedig 7/3 und in Bari 21/6 Perſonen. Vom Tage. Gr. Hoftheater Maunheim. Wegen Erkrankung des Herrn Knapp unterbleibt am Sonntag, den 23 dieſes, die angekündigte Aufführung von„Götterdämmerung,; dafür„Fidelio“(Abonnement.) Die für Samſtag angeſetzte erſtmalige Darſtellung des Schauſpiels„Der Hüttenbeſitzer“ findet nunmehr am Freitag, den 21. ds. ſtatt. * Unſer Friedhof, Wer gegenwärtig unſerm Friedhof einen Beſuch abſtalket, wird finden, daß derſelbe im reichſten Blüthen⸗ ſchmucke prankt. Es iſt in der That ein Genuß für den Beſucher dieſes Ortes, ſich unter ſchattigen Kaſtanienalleen zu ergehen, 85 von allem Geräuſche und Lärm, die Annehmlichkeiten der daſelbſt herrſchenden kenne Sie ſeit heute, weshalb mißgönnen Sie mir mein Glück. „Weshalb, Thörin? Weil ich den Gatten Deiner Wahl liebe, weil er mich liebte.“ „Robert, Du liebteſt Sie?“ „Claire verſtehe—“ „Liebteſt Du ſie?“ 9 1* „Nie. Robert, ich danke Dir,“ ſagte Claire innig. Hann wandte ſie ſich zu der ſchönen Frau. „Sehen Sie, Frau Gräfin, Sie täuſchten ſich. Sie haben auch einen Gemahl, laſſen Sie mir den meinigen, ſtören Sie nicht mein Glück. Gewiß ſchlummert in Ihnen ein Funke des Gefühles, das man Erbarmen nennt. Fachen Sie es hier zur Flamme an, verbrennen Sie in dieſem Feuer die Erinnerung an eine unglückliche Leiden⸗ ſchaft; noch einmal, zerſtören Sie nicht mein Glück,“ flehte ſie.(Schluß folgt.) ESRS————.————————————— Die Meininger in Mainz. III. (Originalbericht der Bad. Volkszeitung). 1. Wallenſteins Lager. Heiſa, juchei, dideldumdei, das geht ja hoch her, bin auch dabei— um mir das un⸗ verfälſchte der Wahrheit abgelauſchte Lager⸗ treiben auf der Bühne jetzt mit anzuſehen. Das wogt und wirbelt, zerrt und drängt ſich durcheinander, beſtändig 1 er zwiſchen die⸗ 8 arketenderzellte den Fäſſern und Wacht⸗ euern andere lebensvolle Bilder. Alle Söldner des dreißigiährigen alle Waffen und Montirungsſtücke ſind da vertreten. Aller Realismus hier in Ehren, doch faſt zu laut erſchien uns der ſonſt ganz natürliche Lagertumult, er darf das eſprochene Wort denn doch nicht überdecken. Pyſſch und packend war das Spiel, Herr Wilhelm Arndt 950 ſeinen holkiſchen Jäger ganz vorzüglich, Von ächtem Schrot und Korn 190 ſich uns auch der Wachtmeiſter des Hrn. Kaſſel. Die Cabuzinerpredigt darf ſchon etwas derbere Mittel anwenden, um die Lachluſt der Sol⸗ dateska und auch der Zuſchauer anzuregen, Herr W. Grube erſchien doch ein wenig zu krocken. Nur ſchade, daß es heute nicht mehr ſolch feſche Markedenterinnen gibt als die Guſtel von Blaſewitz des Frl. Habelmann. Bei ſolcher Hebe, läßt's ſich ſchon gut leben. 2. Die Piccolomini. Führt uns das Lagerleben die Anhänglich, keit der Soldaten an ihren„Friedländer“ vor Augen, ſo gewährt uns Schiller in den „Piccolomini“ einen Einblick in die vielen Hofintriguen, mit denen man Wallenſtein und ſeinen Stern umgibt. Octavio Piecolomini iſt der gefürchtetſte Vertreter an Wallenſteins Hofe in dieſer Richtung; der Herzog ſelbſt merkt die Schlinge nicht die dieſer allgemach um ſeinen Hals legt. Die reine keuſche Liehe des Max Piccolomini und Thekla. Fried⸗ ſands Tochter, athmen einen erfriſchenden Sagen wir es gleich, Lebensbalſam in dieſer gewitterſchwülen Hof⸗ und Lagerluft. Rühe und des Friedeng Jeniechend Mehr denn je beeilt man ſich die Gräber Verſtor⸗ bener mit blühenden Blumen und anderen Zierpflanzen zu ſchmücken, einer alten ſchönen Sitte huldigend. Wir mußten geſtern Nach⸗ mittag jedoch die traurige Wahrnehmung machen, wie eine Anzahl von Sec e welche zu Hauſe wahrſcheinlich(2) keine Ar⸗ beit haben und zu den tagtäglichen Beſuchern des Friedhofes gehören, vor den Familien⸗ grüften abparadirten, die Anlagen der Beeten konnten kritiſirend. Nicht genug damit, ſie es auch nicht unterlaſſen, eine Anzahl Verſtorbener durch die Hechel zu ziehen, h. den Lebenswandel benen in ein ſchiefes Licht zu ſtellen. Mag dem ſein, wie es wolle; aber jedenfalls iſt der Friedhof nicht der Ort, wo über die Thaten und Werke Heimgegangener kritiſirt werden ſoll, am allerwenigſten aber von ſolchen, welche beſſer thäten, zu Hauſe zu bleiben, um ihren häuslichen Verpflichtungen nachzukommen, denn„De mortnis nil visi hene, d. h.„Von den Todten rede nichts als Gutes.“ * Milchviſitation. Heute Vormittag nahm die Polizei an der Kettenbrücke eine größere Miſchviſitation vor, mit dem Reſul⸗ tat, daß von 8 Händlerinnen Proben ent⸗ nommen wurden, die dem chemiſchen Unter⸗ ſuchungsamt zur genauen Conſtatirung des Gehalts übergeben wurden. Intereſſant dürfte hierbei wieder die Thatſache ſein, daß ver⸗ ſchiedene Frauen, die von der Viſitation auf dem Wege Wind bekamen, ſchleunigſt wieder umkehrten, alſo ihre Kunden im Stiche ließen. So lange die Namen der Händlerinnen, die wegen„Milchverlängerun g“ beſtraft wer⸗ den, nicht öffentlich bekannt gemacht werden, wird dieſer Unfug, der eigentlich ein Be⸗ trug iſt und vor den Strafrichter, nicht vor den Verwaltungsbeamten gehört, wohl nicht aufhören. 85 5, Unfälle. Beim Aufſchlagen der Mili⸗ tärſchwimmſchule brach geſtern Mittag ein Grenadier ein Bein und wurde er nach dem Lazareth gebracht.— Zwei Maurer, Adam Jünger und Valentin Drillich, beide von Fürth im Odenwald die an einem Neubau auf dem Lindenhof beſchäftigt waren, fielen geſtern Nachmittag vom Gerüſt herab und trugen ſehr bedeutende Verletzungen davon. Sie wurden nach dem allgemeinen Krankenhaus verbracht. Noch am Nachmittag war die Gerichtskommiſſion am Platze und wurde konſtatirt, daß das Gerüſt ſchlecht con⸗ ſtruirt war. 5 Unfall. Ein dem Velocipedſport hul digender junger Mann von hier machte geſtern Nachmittag mit ſeinem Vehikel einen Ausflug; auf dem Wege zwiſchen Feudenheim u. Wall⸗ ſtabt ſtürzte der Velocipedfahrer ſo unglück⸗ lich, daß er ſich die Finger an beiden Händen ziemlich ſtark verletzte. Ein Nothverband ſwurde dem Verletzten angelegt und mußte er, 0 Dampfbahn benutzend, nach Hauſe zurück⸗ ehren. Unfall. Beim Aufladen von Steinen am rechten Neckarufer fiel ein ſolcher einem Arbeiter derart auf den Fuß, daß dieſer längere Zeit arbeitsunfähig ſein dürfte. eigneter Darſtellung des Piccolomini(Vater) gänzlich gebrach. Herr Richard mag ſonſt in Nebenrollen nichts verderben, ihn indeß mit einer geiſtig und ſchauſpieleriſch ſo bedeutenden Rolle, wie die des Octavio Piccolomini zu betrauen, iſt eine Kurzſichtigkeit des ſonſt ſo umſichtigen Regiſſeurs. Die Auffaſſung der Rolle muß vom Dar⸗ ſteller als eine ganz verfehlte bezeichnet wer⸗ den. So ſtraft ein Schulmeiſterlein in trockenem Kathederton ſeinen Lieblingsſchüler, wie es Octavio ſeinem Sohne im 5. Akte that, und ſo leitet ein Kammerdiener, der einen Verweis erhalten hat, aus Rache eine Intrigue ein, das iſt kein Octavio, der alle Fäden in ſeine Hand verſammelt, um chließ⸗ lich den vernichtenden Schlag zu führen. Einem ſolchen Seelchen in ſolcher Hülle konnte man wohl ſchwerlich ſo unſeliges Ver⸗ trauen entgegenbringen, wie es Friedland trotz aller Warnung ſeiner Freunde ſtets gethan. Max Piccolomini, Herr Barthel, mit ſeelen⸗ vollem Spiel begabt, brachte ſeine Leidenſchaft wahr und edel zum Ausdruck. Ebenſo Thekla 5 Lindner) die holde reine Tochter des Wallenſtein. 100 Lorenz(Gräfin Terzky), Herr Weiſer (Illo) und namentlich der Buttler des Herrn Teller erzielten durch ihre Auffaſſungen rei⸗ chen Geſchmackvolle und hiſtoriſch treue Kleidung gaben der ganzen Ausſtattung ein Gepräge von Naturwahrheit und hiſtoriſchem Intereſſe. Die Gemächer ſchloſſen ſich in edlem Stil der Ausſtattung würdig an. Großartig wirkte die Banketſcene im 4. Akt mit ihrem von hundert ſtrahlenden Kerzen beleuchteten glän⸗ zenden Wirrwarr des Gelages. Fünfmaliger Hervorruf lohnte die gelungene Scene und zum Schluſſe mußte ſich Herr Chronegk dem beifallskuſtigen Publikum zeigen. 3. Wallenſteins Tod. In den hochpoetiſchen Verſen eines Wallen⸗ ſtein wie in den kyriſchen Aktſchlüſſen hat Schiller die Höhe dramatiſcher? eiſterſchaft erſtiegen. Die wunderliche Miſchung von Träumerei und Seelenſtärke, von unerhörter Vertrauensſeligkeit und Strenge läßt einen Blick in Wallenſteins unergrünbliche Tiefe ſeines Herzens thun. Im„Lager“ wie in den„Piccolomini werden wir allmälig auf den Untergang des herzoglichen Hauſes hingeführt, um endlich im letzten Theil der Trilogie die Kataſtrophe eintreten zu ſehen, durch die Wallenſtein und die Seinen zu Falle kömmt. Das ganze Haus Wallenſtein ſtürzt als Opfer ſeines eigenen Verbrechens: Treubruch reißt Treu⸗ bruch mit hinab, nur Max und Thekla, dieſe herrlichen Lichtgeſtalten gehen als Opferdamit unter, und zwar gerade als Opfer 3 Treue. Es iſt nicht leicht, eine Perſönlichkeit wie Walleuſtein uns ſo vor Augen zu führen, wie wir ſie aus der Geſchichte gewohnt ſünd. dieſer Verſtor⸗ mit Berufsſtörung, daß es leider an ge⸗ 20. Mai. Juſammenſtoß. Der Zeitungswaden einer hieſigen Druckerei, welcher geſtern Nach⸗ mittag in vollem Galopp am Zeughausplatz vorbeifuhr, gerietb in der Nähe der Brauerei Birkenfeld in zwei daſelbſt ſtehende Wagen hinein, ſo daß eine Deichſel dem Pferde des Zeitungswagens zwiſchen die Füße kam. Glücklicherweiſe war der Schaden ein geringer und ſind keine Verletzungen vorgekommen. Mainz, 17 Mai. Eine von ſozialdemo⸗ kratiſcher Seite auf geſtern Abend einberuſene Wahlverſammlung wurde noch vor deren Beginn auf Grund des Sozialiſtengeſetzes verboten. Briefkaſten. A. K, hier. Der erſte und einfachſte Weg iſt er, daß Sie eine Beſchwerde an das Bezirksamt hier richten und dieſe ſachlich Störung im Studium ee. begründen und event. Beweismittel vielleicht Nachbarn, die gleichfalls Urſache zur Beſchwerde haben, angeben Sollte dieſe Beſchwerde erfolg⸗ los ſein, ſo ſind wir gerne bereit, Ihnen über die Rechtsanſchauung in dieſer Frage weiter zu dienen. — amerikanische Produkten-Märkte Schlusscourse vom 18. Mai, mitgetheilt von E. Blum& Strauss, Hiannheim, New-Vork Chioago onat Wei⸗ 60 Wei⸗ 8 85 Mts e bälte Pen ns Slen NTa 36/ 4/— 7775 f 74 577.10 Juni 87 46/8.20.65 75½ 37¼8..7½ Juli 878 46½.27.55 76¾ 388.87½ August 87½ 46/.34.45 77%/ 35.0% Septbr. 88/—.40.35—— 6 17² Oktbr, 89/—.47.35——— Novbr. 90/“——.35——— Dezb. 91/8jð4——.35——— Januar 92/—————— Febr,——.—.——— März——————— April——————— NMai 96/-— Fendenz: Weizen niedriger. Mais New-Lork niedriger, Chicago höher, Schmalz flauer.“ Wasserstands-Machrichten.“ *Rhein. Datum Stand Konstanz, 17. Mai 8,16 4/0,05 Kohl, 8 2757 Taore Haxau, RRS 3,91 0,05 Bermershelm Mannheim, 8,87—0008 Mainz. 18. 4 182 +0,11 Biebrioh, Caub, 2,07 15.19 Coblenz, 18. 85 2,46 0,25 Köln, 2,.46 0,½28 Düsseldorf, 18 2,12 0,½15 Duisburg, 18 1,39 0,14 Ruhrort, 18. 75 1,47 0,½15 Emmerlch, 18 1,08 0,10 Mymwegen, 12233 3 7,90 /0,08 Arnheim, 1773 8,32 4009 Neckar. Heſibronn, 18 105—0,11 Eborbaoh, 8 Mannheim, 198 3 8,91—%04 Main. Wurzburg, Frankfurt, 18.„ 0,6 Mosel. Trier. 18.. 1,09—10,11 ſem ſonſt ganz verdienten Darſteller nun einmal nicht ge⸗ geben, den Adel und den Stolz würdig zu repräſentiren. 8 Gleichviel ob er den Purpur eines Cäſar oder den Herzogsmantel trägt, ſtets fehlt ihm dazu jede angeborene Würde Seine undeutliche Sprachweiſe, im kiefen Baß, die mit Ziſchlauten durchmengten Worte ſollen uns Ausbrüche von Leidenſchaften, Seiten von Größe geben, die von Provinz⸗ lern vielleicht beklatſcht, hier indeß nur be⸗ dauert werden können. Die Worte nicht al⸗ lein, auch das Spiel muß uns klarmachen, wie es in Wallenſtein's Innerem gährt nnd quillt. So z. B. ließ uns Wallenſtein nach dem Auftritt mit den Pappenheimern und nachdem er ſich vergebens ſeinen Truppen gezeigt, völlig darüber im Unklaren, was ſeine Seele bewegt, nachdem er den Abfall von allen Seiten ſieht. Der Träumer, das wolluſtvolle Schwelgen im Genuß der Sternenwelt gelang Herrn Knorr beſſer und wäre es zu wünſchen, daß dieſer Schauſpfeler, der alle Mittel mitbringt, ſich dieſe Rolle in eingehendem Studium noch recht zu eigen macht. Die Fürſtin, Frl. Berg, ſchien, von ihrem Gemahl angeſteckt, auch nicht zu ſehr ihre Geburt hervorkehren zu wollen, ſie blieb thränenvoll und harmlos. Es iſt Herrn Knorr, dieſem Die ſtolze Gräfin Terzky hatte mehr Zeug um Herrſchen. Frl. Lorenz gab die Rolle ühn und edel. Auch die Thekla des Irl. um tiefes Mit⸗ Lindner hatte Alles für Wbl leid für die geknickte Blume wachzurufen. Ueber Octavio Piccolomini laßt uns ſchwei⸗ gen, wir haben uns ſchon des Näheren über dieſe Darſtellung ausgelaſſen. Max(Herr Barthel) glühte von edler Leidenſchaftlichkeit⸗ Der Buttler des Herrn Teller iſt eine Glanz⸗ leiſtung deſſelben und verkörpert uns den alten Haudegen in Maske und Spiel. Herr Arndt als Croaten⸗General gah einCabinetsſtück von feiner Darſtellungsweiſe. Es iſt zu bewun⸗ dern, wie vielſeitig dieſer treffliche Künſtler wirkt und ſtets ſeinen Platz ausfüllt. Er er⸗ rang nach ſeiner Scene mit Octavio ſtarken Beifall. Wenn in allen Stücken die Einzeldarſtel⸗ lung mit dem unübertrefflichen Zuſammen⸗ ſpiel der Meininger Schritt halten könnte oder wollte, ſo wäre keine Bühne in der Welt die annähernd das realiſtiſch Schöne ſo zur Geltung hrächte, als gerade dieſe. Im dritten Akte der ferne Lärm der abrückenden und zum Kampfe drängenden Regimenter, die Mord⸗ nacht im Eger Schloſſe waren von unvergeß licher Wirkung. Stimmungsvolle, 00 Dekorationen umgeben das ganze Bild wie mit dem paſſenden Rahmen. Beifall wurde reichlich gezollt und die Lieblingsdarſteller der Meininger mit Kränzen und Bouquets be⸗ ehrt, trotzdem die Trilogie an einem T en dn Schönbeiten re