NaS eit. ens ine ua⸗ 378 50% wie I. h 268 Abonnementspreis: ro Monat 50 Pfg.— Auswärts durch die Poß 65 Pfg Man abonnirt in Mannheim bei der Expedition E 6, 25, ſowie be allen Zweig⸗Expeditionen ünd Trägerinnen.— Auswärts bei allen Poſt⸗Anſtalten des deutſchen Reiches und den Briefträgern. Die Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Herausgeber Or. lur. Bermann Daas in Mannheim. Mannheimer W 120. Uunſere heutige Nummer 58 3 umfaßt mit der Gratisbei⸗ lage des General⸗Anzeiger und der Schach⸗Zeitung 16 Seiten. ————————————— Politiſche Ueberſicht. *Mannheim, 22. Mai. Deutſchland. Man glaubt, daß der Reichstag ſich nächſten Bienſtag— nach⸗ dem die Branntweinſteuervorlage durch Ueberweiſung an die Commiſſton ihre vor⸗ läufige Erledigung gefunden haben wird — auf einige Zeit vertagt, bis die Com⸗ miſſion ihre Arbeiten beendigt hat. Es wird jetzt in beſtimmter Weiſe verſichert, daß außer der Zucker⸗ und Branntwein⸗ ſteuer keine anderen Vorlagen von Belang mehr in dieſer Seſſion den Reichstag be⸗ ſchäftigen werden. Deshalb wird auch der Geſetzentwurf, betreffend die unter Aus⸗ ſchluß der Oeffentlichkeit ſtattfindenden Ge⸗ richtsverhandlungen wohl ſchwerlich noch erledigt werden. Um den geſetzgeberiſchen Apparat wieder in Bewegung ſetzen zu können, muß die Reichsregierung eben Ge⸗ duld haben bis nach den„Hundstagen“. — Aus der letzten Bundesrathsſitzung, in welcher die Branntweinſteuervorlage zur Be⸗ rathung ſtand, wird von gut unterrichteter Seite Nachſtehendes berichtet: Es wurde auch der ſogenannte Eventualentwurf(Er⸗ hebung der Steuer von Fabrikanten und Großhändlern) angenommen. Man ging jedoch dabei von der Vorausſetzung aus, daß die durch ein Mißverſtändniß erfolgte Einbringung im Reichstag noch einer be⸗ ſonderen Vorlage im Bundesrathe be⸗ dürfen würde. Bayern allein war grund⸗ ſätzlich gegen beide Vorlagen und enthielt ſich der Abſtimmung. Letzteres thaten auch Baden und Württemberg, dieſe Staaten waren aber mit dem Antrage auf Ein⸗ führung der Konſumſteuer einverſtanden und ſtimmten nur infolge der vorläufigen Beſchränkung auf Norddeutſchland nicht mit.— Erwähnenswerth mag an dieſer Stelle ſein, daß der dritte Verbandstag deutſcher Liqueurfabrikanten und Brannt⸗ weinbrenner, welcher dieſer Tage in Ber⸗ lin ſtattfand, eine Reſolution gegen das neue Branntweinſteuergeſetz beſchloſſen hat. In derſelben wird beantragt, die deftnitive Entſcheidung über die ſchwebende Steuer⸗ Feuilleton. Aus der Geſellſchaft. Novelle von H. R. H. Cortſetzung.) „Die gnädige Frau läßt Sie bitten, in einer Stunde zu ihr zu kommen.“ „Gut. Ich komme.— Die Aufklärung folgt ſchnell, dann wird's noch recht mit meiner guten Laune als Wirth für über⸗ morgen. Jetzt ſchnell ein wenig zur ſchönen meiner Prima Ballerina, dann zu meiner — Frau.“ ** „„Du biſt pünktlich, Berthold. Siehſt Du, 110 hatte Recht, Deine Liebe iſt eine brüder⸗ 85 „Ich rechne es als eine Pflicht, Dich nicht in Ungewißheit verzweifeln zu laſſen. Ver⸗ zeih, daß ich gegen meinen Willen Deine Träume zerriß, Dein Ideal ſeines Flitter⸗ goldes enktleidete. Du kannſt es begreifen, daß ich mit der Abſicht kam, Dir die Augen 10 öffnen; war es nicht meine Pflicht? Wir ebten ſchon als Kinder zuſammen; eine Zu⸗ neigung, die Du als brüderliche bezeichneſt, die aber eine ſolche weit übertrifft, wuchs in m uns auf. Als ich in Italien die Kunde Deiner Verlobung erfuhr, da gab es mir einen Stich durch's Herz, Du warſt für mich verloren. Mein erſter Schmerz, ich eſtehe es Dir, gab mir den Gedanken des Selbſt⸗ mordes ein, aber ich wollte nicht feige dem Schickſal vorgreifen. Meine Studien ver⸗ ſchafften mir Troſt, die ſchmerzſtillende Muſik meine Muſe mußten mir Dich erſetzen. Ri6 karzer Ueberlegung ward es mir klar, daß i Dein Lebensglück vielleicht indirekt fördern önne. Mein Erſtes war, Erkundigungen einzuziehen über Deinen Gemahl. Was ich Volks frage von einer vorzunehmenden gründ⸗ lichen Enquete abhängig zu machen.— Die„Badiſche Landes⸗Zeitung“ haut wie⸗ der einmal ordentlich auf die große Kul⸗ turkampfpauke los. Diesmal bleibt ſie in⸗ deſſen mit ihrer Entrüſtung im Lande. Sie wendet ſich insbeſondere gegen den „Beobachter“ und die Wacker'ſche Verſamm⸗ lung in Freiburg, hinter welch' letzterer ſte den Wiederbeginn eines neuen Kulturkampfes wittert. Wenn nun auch der„Landeszeitung“ das Zeugniß nicht zu verſagen iſt, daß ſie es in kirchenpolitiſchen Dingen— entgegen dem kautſchukartigen Verhalten anderer geſinnungsverwandter Blätter— mit ihren Prinzipien ſtets ernſt genommen hat, ſo bekundet es doch einen gewiſſen Grad von Selbſtüberhebung, wenn ſie in dem beregten Artikel mit Emphaſe ausruft, ſie werde das ſchwer errungene Gut der Sicherung des Staates gegen ultramontane Parteigelüſte zu ſchützen wiſ⸗ ſen. Angeſichts der in Preußen gemachten Erfahrungen, wo liberale Blätter von noch größerer Bedeutung als die„Landeszei⸗ tung“ nichts zu„ſchützen wußten“, hört ſich eine derartige ſelbſtbewußte Sprache etwas komiſch an, ſelbſt dann noch, wenn man in Betracht zieht, daß die Verhält⸗ niſſe in Preußen immerhin anders ge⸗ lagert ſein mögen, als in Baden. Belgien. In Brüſſel haben anläß⸗ lich des Sieges der Liberalen bei der De⸗ putirtenwahl größere Demonſtrationen ſtatt⸗ gefunden; es rückte die Volksmenge vor das Redactionslocal des klerikalen Blattes „Le Patriote“ und zog unter dem Ruf: „Nieder mit der Pfaffenwirthſchaft!“ ſtun⸗ denlang durch die Straßen. Die Polizei hatte alle Mühe, die Volkshaufen vom beabſichtigten Marſch gegen die Gebäude der Miniſterien zurückzuhalten. Orient. Ein neues griechiſches Kabi⸗ net iſt auf der Bildfläche erſchienen. Die Zuſammenſetzung desſelben theilen wir weiter unten mit. Ob die neugebackenen Miniſter länger im Amte bleiben werden, als ihre Vorgänger, das hängt lediglich davon ab, wie der Wind von„unten her⸗ auf“ bläst, d. h. wie das griechiſche Volk ſich augenblicklich zur politiſchen Situation ſtellt. So lange die Bevölkerung kriege⸗ riſch geſinnt iſt, und ſo lange die Regie⸗ Organ für Jedermann. rung klug genug iſt, einen offenen Kampf mit der Türkei zu vermeiden, ſo lange können noch verſchiedene Miniſterien abge⸗ nutzt werden, ehe den Hellenen die Ein⸗ ſicht kommt, daß Ruhe die erſte„Bürger⸗ pflicht“ iſt. Aegypten. Man ſcheint dem Sultan von Harrar, der, wie bekannt, die italie⸗ niſche Forſchungsexpedition niedermetzeln ließ, ſein„Heldenſtückchen“ doch nicht ſo ruhig hingehen laſſen zu wollen. Der italieniſche Generalkonſul in Kairo hat bereits wiederholte Beſprechungen in dieſer Angelegenheit mit dem ägyptiſchen Mi⸗ niſter Nubar Paſcha und dem engliſchen Miniſterreſidenten Wolff gepflogen. Im Falle einer Einigung würde dann ein gleichlautender Vorſchlag in Rom, London und unter Umſtänden auch in Konſtanti⸗ nopel zur Annahme empfohlen werden. Auf dieſe Weiſe könnte die afrikaniſche „Majeſtät“ doch noch zu ihren wohlver⸗ dienten Prügeln kommen, d.., wenn die berüchtigte Schnecke, genannt europäiſche Diplomatie, nicht gar zu lange braucht, um über ihre eigenen Abſichten in's Reine zu kommen. Deutſches Reich. Mannheim, 22. Mai. Die„Neue Bad. Landes⸗Ztg.“ leiſtet ſich in Nr. 253, Mit⸗ tagsblatt, wieder eine der üblichen„Ori⸗ ginalkorreſpondenzen“, denen ſie gewöhnlich ein ⸗ vorſetzt. Sie ſchreibt ſich aus Sprem⸗ berg unterm 20. Mai einen die dortigen Ausſchreitungen betreffenden Artikel, der eben dieſes Korreſpondenzzeichen trägt, und ſagt in derſelben Nummer in Bezug auf dieſen Bericht in ihrer politiſchen Ueberſicht: Die unter Deutſchland befindliche Correſpon⸗ denz aus Spremberg iſt natürlich äußerſt vorſichtig aufzunehmen, denn ſie entſtammt der Puttkamer'ſchen„Kreuz⸗Zeitung“. Auf⸗ richtiger und— naiver kann man gewiß nicht ſein. Allerdings hätten die Leſer der„Neuen Badiſchen“, die trotz ihrer Jugend ſchon an bedenklicher Altersſchwäche zu leiden ſcheint, auch ohne dieſes köſtliche Selbſtgeſtändniß gewußt, welche Bewandt⸗ niß es mit der Spremberger„Original⸗ korreſpondenz“ hat. AFreiburg, 21. Mai. Ich kann Ihnen die Mittheilung machen, daß geſtern der ſchon aus ſeiner früberen Anweſenheit brachte ich Dir die Originalbriefe Ich will 95 einige vorleſen. Sei ſtark, Emma, und öre: „Geehrter Herr! Auf Ihre Anfrage thut es mir leid nur mittheilen zu können, daß Graf Ernſt von Sternhauſen ein Don Juan erſter Sorte iſt, der Schulden auf Schulden macht. Er iſt ein vollkommenes Bild des Adels der heutigen Zeit, der in tauſend Freuden die Welt durchſagt, der es für das größte Unglück hält, von einer Balle⸗ teuſe einen Korb erhalten zu haben. Wie ich höre, heirathete derſelbe eine reiche vornehme Dame um ſeine Finanzen zu verbeſſern. Stets gerne zu Ihren Dienſten Julius Schmidt, Reſerendar.“ Werther Herr! Sie ſetzten mich durch Jh⸗ ren Brief ſehr in Erſtaunen, denn es iſt doch ein wenig kühn, den eigenen Onkel über den Neffen zu befragen. Da Sie mir aber ſchrei⸗ ben, daß mein Neffe Ihnen eine größere Summe ſchuldet, ſo will ich nicht unterlaſſen, Ihnen ganz reinen Wein einzuſchenken. Das Vermögen meines Neffen iſt gleich Null, ſeine Schulden ſind bedeutende. Sein Charakter iſt kein guter, mit Ausnahme ſeiner Liebe, welche keine adeligen Bedingungen anerkennt: Er liebt Alles und Jedes, d. h. vom ſchönen Geſchlecht. Jüngſt heirathete er eine ſehr wohlerzogene junge Dame, deren Reichthum zu ſeiner Liebe im Verhältniß ſteht. Die Ehe dürfte keine allzu glückliche ſein. Hochachtend Kurt von Sternhauſen, Major a..“ „Jetzt kommen die beiden ſchwerſten, wenn Du wünſcheſt, laſſe ich ſie weg. Du ſchweigſt Emma, blickſt ins Leere, Du liebſt ihn, la mich gehen und verſuche glücklich zu werden, es gelingt Dir vielleicht durch Dein Geld ———————— da alles horen mußte! Damit Du mir glaubeſt Sinne ſind mir klar, nur das frage ich mich, wie konnte ich ihn lieben? Fahre fort, ſei überzeugt, Du thuſt mir nicht weh, mein Herz hat zu fühlen aufgehört, Sternhauſen war einſt; für mich iſt, muß er jetzt todt ſein. Fahr fort.“ 8 „Sehr verehrter Herr! Ueber den Angefrag⸗ ten Grafen von Sternhauſen kann ich Ihnen, was ſein hieſiges Leben betrifft, eingehende Mittheilungen machen. Ich faſſe mich kurz. Graf Ernſt, ein notoriſcher Spieler, hatte von Anfang an auffallendes Glück, ſein Glück ſetzte ſich ununterbrochen ſort; man ward auf⸗ merkſam. Eines Abends, man ſpielte zum erſten Male Roulette, hatte man den Grafen im Saale geſehen, ehe die Spielſeunde be⸗ gann; man unterſuchte unbemerkt das Rou⸗ lette, richtig eine kleine Erhöhung an der einen Seite und eine heimlich angebrachte Feder, der Zeiger mußte auf 34 noir ſtehen bleiben. Man begann. Graf Ernſt ſetzte auf 34 noir und gewann. Nach einer halben Stunde war die Roulette weggeſtellt und es ward eine kleine Parthie Bankier vorgeſchla gen. Der Graf ſpielte— und gewann. Plbtz⸗ lich ſprang ein Herr auf, er hatte(abſichtlich) einige Zeilungen in Brand geſteckt. Allge⸗ meine Verwirrung. Der zunächſt ſitzende Graf ſprang ebenfalls auf, in denſelben Mo⸗ ment ergriffen ihn vier ſtarke Arme— man fand auf einem Stuhl vier Karten verborgen liegen. hne viel Aufſehen ward er in's Freie geführt, unterſucht— ein ganzes Karten⸗ ſpiel verbarg er in ſeiner Taſche. Da er aus adeliger Familie iſt, ward die Sache beige⸗ legt. Noch in der Nacht reiſte er ab nach Nisza, mit ihm eine Dame, die, wie ich höre, Maria Vetella heißt und aus Venedig ſtammt, Ihr ergebener Diener Giulio Tonio.“ Platz nehmen. „Ich ihn lieben? Nein Berthold, meine] Die Briefe dürften Dir genügen, Emma Anlertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 90 Pfe Anzeigen werden von allen Annoncen⸗Expeditionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen Bei größeren Aufträgen Rabatt. Rotationsdruck der Ur. H. Paas'ſchen Kuchdruckerei, 86,2 neben der katboliſchen Spitalkirche in Miaunheim⸗ Telephonanſchluß Nr. 2168. blatt und Handels⸗Zeitung. Sonntag, 23. Mai 1886 hier in Baden bekannte Prälat Spol⸗ verini hier eingetroffen iſt. Man geht wohl nicht fehl, wenn man die Ankunft des Herrn, der ja auch die Wahl des verſtorbenen Erzbiſchofs Dr. Orbin ver⸗ mittelte, in Verbindung bringt mit der Frage der Beſetzung des erzbiſchöflichen Stuhles. Es dorf aus dieſem Umſtande wohl der Schluß gezogen werden, daß irgend welche Schwierigkeiten in dieſer Frage vorhanden ſind, deren Beilegung die Aufgabe des päpſtlichen Bevollmäch⸗ tigten iſt. Trotz mehrfacher Dementi's ſcheint eine Candidatur Lenders nach der neueſten Entwickelung der Dinge nicht außer dem Bereiche der Möglichkeit zu liegen. Der Umſtand, daß den Name Lenders, wie von verſchiedener Seite be⸗ hauptet wird— ob mit Recht, mag dahin geſtellt bleiben— nicht auf der Liſte ſteht, iſt ganz irrelevant; für die katholiſche Volkspartei würde, wie Wacker jüngſt ſich ausgedrückt haben ſoll, die Wahl Lenders der Todesſtoß ſein. Berlin, 21. Mai. Durch die Beföoͤrde⸗ rung des Grafen Herbert Bismarck zum Staatsſekretär wird ſein lauenburgiſches Reichstagsmandat frei. Die Freiſinnigen hoffen, den Wahlſitz zurückerobern zu kön⸗ nen, zumal Graf Bismarck denſelben bei den letzten Wahlen nur mit ſchwerer Mühe gewonnen hat. Man glaubt nicht, daß der neue Staatsſekretär ſich abermals um ein Mandat bewerben wird. Graf Hatzfeldt wenigſtens hielt es für das angemeſſenere, als Staatsſekretär dem Bundesrath anzu⸗ gehören. Der Titel„Excellenz“ iſt mit dem Staatsſekretariat an ſich nicht verbunden; er müßte dem Grafen Herbert vielmehr erſt beſonders verliehen werden, was aber wohl ſo bald nicht geſchehen wird. Eine „Exzellenz“ von 36 Jahren iſt bisher bei uns wohl noch nicht vorgekommen. Daß der Sohn des Reichskanzlers, ähnlich ſei⸗ nem Vorgänger im Amte zum Mitglied des preußiſchen Staatsminiſteriums ohne Por⸗ tefeuille ernannt werden ſollte, kann man als ausgeſchloſſen betrachten. Es wider⸗ ſpricht dem Herkommen und auch wohl den Beſtimmungen der preußiſchen Dienſtprag⸗ matik, daß der Vater und Sohn mit glei⸗ chem Stimmrecht in demſelben Kollegium was weiter folgt, will ich Dir erzählen; Du wirſt errathen, daß mein erſter Schritt war mich über Vetella zu erkundigen. Der Zufall wollte ſie lehte in einem Dorfe bei Venepig. Der nächſte Morgen fand mich auf dem Wege nach demſelben. Bald hatte ich Maria Ve⸗ tella aufgefunden. Was ich hier hören mußte, chlug dem Faſſe den Boden aus. Maria Vetella, eine frühgealterte Dame, erzählte es mir mit wiederſtrebendem Gefühle und erſt als ich ihr geſtanden, daß ich es einer Freun⸗ din willen thäte, die der Elende heirathen wolle.„Wie es giebt noch ein Mädchen, das ihm vertraut, ſteht nicht das Kainszeichen au ſeiner Stirn? Verflucht iſt Jede, die ihn liebt. „Verflucht iſt Jede, die ihn liebt“ murmelte Emma.„Und Sie“, fuhr, ich fort, hahen Sie ihm nicht auch vertraut?“ Ernſt ſah ſie mich an, dann ſchlug ſie die Augen nieder und hauchte:„Ja ich habe ihm vertraut, Was mich zu ihm hinzog, ich weiß es nicht, was mich an ihn feſſelte, ich begreif es nicht, nur das eine iſt mir gewiß, ich liebte ihn nicht. Hören Sie wi⸗ es kam und erzählen Sie es Ihrer Freundin. Mein Mann und ich lebten zu⸗ frieden und glücklich in Venedig. Unſer Ge⸗ ſchäft, wir hatten Wein und Früchte feil, ging ſehr gut; wir hatten keine Sorgen, So ſaßen wir einſt beiſammen und plau⸗ derten von der Zukunft, wie uns das Leben ſo fröhlich vorkam, wie die anderen Menſchen das Unglück fürchteten, das uns unbekannt. Es kam, furchtbar, doppelt furchtbar traf uns der Schlag. Eines Tages trat ein junger Vornehmer in unſeren Laden, er ließ ſich nieder und beſtellte eine Flaſche Wein. Mein Gatte ging, ſie nebenan zu holen. Kaum war er draußen, ſo ſtürzte der Falſche zu meinen Füßen und fleblte um ein Stell⸗ 2. Selte⸗ Badiſche Volks⸗Zeitung. Berlin, 21. Mai. Eine auf Grund des Sozialiſtengeſetzes auf die Dauer eines Jahres erlaſſene Verordnung des Staatsminiſteriums von geſtern beſtimmt, daß in Spremberg, dem Gemeindebezirk Slamen und dem Gutsbezirk Heinrichsfeld Verſammlungen zur Berathung öffentli⸗ cher Angelegenheiten einer 48 Stunden vor⸗ her nachzuſuchenden ſchriftlichen Genehmi⸗ gung der Ortspolizei bedürfen, und daß Perſonen, von denen eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit zu beſorgen iſt, der Aufenthalt verſagt werden kann. Berlin, 21. Mai. Die„Nordd. Allg. Ztg.“ erklärt ſämmtliche Vermuthungen von ſchwebenden Verhandlungen, die an die noch nicht erfolgte Publikation des Kirchengeſetzes geknüpft werden, für un⸗ richtig. Das Geſetz liege ſeit einigen Tagen im Kabinet des Königs. Ausland. Athen, 21. Mai. Das Miniſterium Valvis hat demiſſionirt und Trikupis er⸗ klärte ſich in einer Unterredung mit dem Könige bereit, ein neues Kabinet zu bilden. Das neue Kabinet beſteht aus: Trikupis (Präſidium, die Finanzen und proviſoriſch den Krieg), Vulpiotis(Juſtiz), Manetas (Kultus), Dragumis(Aeußeres) Lombar⸗ dos 0 Theoraki(Marine). Das neue Miniſterium leiſtet heute den Eid. Catania, 20, Mai. Abends. Die Eruption des Aetna nimmt fortwährend zu. Die Luft iſt in weitem Umkreiſe mit Rauch und Aſche erfüllt, Erdſtöße werden fortdauernd verſpürt und die meiſten Ein⸗ wohner von Belpaſſa und Nikolofi haben ſich vor der herannahenden Lava geflüchtet. Bisher ſind keine Menſchen zu Grunde gegangen. Die Polizei in Chieago hat einen Setzer der„Arbeiter⸗Zeitung“, Namens Ludwig Lingg, einen Deuiſchen, verhaftet, weil er im Verdachte ſteht, während des jüngſten Anarchiſten⸗Putſches die verhängnißvolle Dynamitbombe geworfen zu haben. So⸗ bald der Poliziſt im Zimmer erſchien, er⸗ griff Lingg einen großen Repolver und zielte auf den Poliziſten, allein es gelang dieſem, den Lingg niederzuwerfen, worauf ein zweiter Beamter, welcher vor der Thür ſtand, herbeieilte und bei der Abführung des Anarchiſten Hülfe leiſtete. In dem Koffer deſelben fand man zwei Dynamit⸗ bomben, welche der während des Aufruhrs geworfenen vollſtändig gleichen, außerdem viele Granaten und Patronen, zwei Piſto⸗ len und viele anarchiſtiſche Zeitungen und Pamphlete. Lingg iſt der Vierte, der wegen des Verdachts, die Bombe geworſen zu haben, verhaftet worden iſt. Deutſcher Reichstag. Berlin, 21. Mai. Das Geſetz über die Zuckerſteuer wird in dritter Leſung debattelos genehmigt. Folgt die Interpellation der ozial demo⸗ kraten über den Strikeerlaß v. Putt⸗ kamer's. Staatsſekretär Bötticher erllärt ſich zur Begntwortung bereit. Ha enelev er begründet die Interpellation in einſtündiger Rede Er weiſt nach, daß durch dieſen Erlaß die reichsgeſetzlich gewährleiſtete Coalitionsfreiheit beſeitigt werde. Die Re⸗ jerung wolle im Lohnkampfe die reichen rbeiter unterſtützen, das ſei ihre Sozialre⸗ form. Gleiches Recht für alle! ſei zur Phraſe geworden. Die Erbitterung der Arbeiter wachſe Aane ſolcher Maßregeln außeror⸗ dentlich. erklärt ſchließlich das jetzige Po⸗ dichein. Verwirrt von dem Allem, überraſcht von ſolcher, nie geſehener Kühnheit, ſagte ich ihm zu. „Ich hatte im Augenblicke durchaus nicht die Abſicht, ſeinem Verlangen zu willfahren. Bei reiflicherer Ueberlegung mußte ich mir allerdings ſagen, daß ich mein einmal ge⸗ gebenes Wort nicht gut brechen konnte, wenn ich nicht weiteren Beläſtigungen des leiden⸗ ſchaftlichen Fremden ausgeſetzt ſein wollte. Gortſetzuug folgt.) DSS Ä ÄBBB———————— Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. Er. bad. Hof⸗ und Ratioval⸗Theater in Mannbeim. Freitag, den 21. Mai 1886. Der Hüttenbeſitzer. (Le Maitre de Forges.) Sparhpie in 4 Aufzügen von Georges Ohnet. Dr. H. Victorien Sardou, Flaubert, Daudet, Georges Ohnet ſind Realiſten und zwar Realiſten großen Styles. Für ſie iſt Paris die civiliſirte Welt und die Dramen, welche ſich in dieſer Millionenſtadt, dieſem modernen Babel von einem Tage auf den andern, mehr noch aber von einer Nacht zur anderen ab⸗ ſpielen, wiſſen ſie in das durchſichtige, leichte und hochgeſchürzte Gewand des Romanes zu verwandeln, bis dann dieſe Spiegelbilder moderner Hyperkultur und Unſitte wiederum von den Salons der feinen Geſellſchaft auf die Bühne transportirt werden. So wird das Drama des Lebens zum Theaterſtück auf dem Umwege des Romanes. Nicht immer gewinnt dabei der Dichter. Wie markig wahr und männlich ſchildert zum Beiſpiel SOhnet ſeinen Hüttenbeſitzer in ſeinem treff⸗ lizeiregiment für eine Schande und Schmach. (Ordnungsruf.) Staatsſekretär Bötticher erklärt daß der Bundesrath keine Kenntniß von dem Erlaß des preußiſchen Miniſters habe, daß weder Präſidium noch eine Einzelregierung dies für nöthig halte, daher habe der Bundesrath auch nichts gethan und werde auch nichts thun, um den angeblichen Eingriff in ein Reichsge⸗ ſetz zurückzuweiſen. Der Erlaß ſei formell und ſachlich gerechtfertigt, die Behauptung, daß er die Arbeitgeber bevorzuge, ſei eine unbewieſene Behauptung zu agitatoriſchem Zweck wie die ganze Interpe llation. Auf den Antrag des Abg. Meiſter, der mit Mühe die nöthige Unterſtützung findet, wird die Interpellation beſprochen. Meiſterſchildert das Vorgehen der Regierung gegenüber den verſchiedenen Arbeitervereini⸗ gungen. Bamberger würde in dem Erlaß keine Geſetzwidrigkeit erblicken, wenn er die Ver⸗ ſicherung bekäme, daß er nicht die Koalitions⸗ freiheit der Arbeiter einſchränkte. Darum prononcire er eine Interpretation des Mini⸗ ſters nicht nur im Intereſſe der Arbeiter, ſondern mehr noch in demjenigen der Arbeit⸗ geber, die nicht die Meinung aufkommen laſſen dürfen, daß ihnen die Regierung in ihren Auseinanderſetzungen mit den Arbeitern hilft. Darum ſei es auch verwunderlich, daß ſo wenig Arbeitgeber gegen den Erlaß pro⸗ teſtirt haben. Miniſter Puttkamer erklärt, der Erlaß ſei anderen Bundesſtagten nicht mitgetheilt, enthalte auch keine Direktive zu Einſchrän⸗ kungen der Koalitionsfreiheit, ſondern ſei diktirt von dem Gefühl der Verantwortlich⸗ keit der Regierung für die Ruhe und Sicher⸗ heit, die durch jede größere Lohnbewegung in Frage geſtellt werde. Darum werde das Sozialiſtengeſetz bis auf's Aeußerſte ausge⸗ nützt werden. Die Leiter der Strikebewegung ſeien zweifelhafte Elemente, die er ausweiſen laſſen werde, keine Arbeiter. Windthorſt: Der Erlaß ſei formell berechtigt, ſachlich aber bedenklich, wenn er nicht loyal ausgeführt werde. Die Koa⸗ litionsfreiheit würden er und ſeine Freunde ſchützen. Es ſprachen nochmals Puttkamer und Bamberger. Damit iſt die Sache er⸗ ledigt. Montag: Branntweinſteuer. Neueſte Nachrichten. Sebaſtopol, 50. Mai. Das Kaiſer⸗ paar begab ſich am Nachmittag nach Ot ſchakow, von wo es nach Nikolajew reiſt. Rom, 21. Mai.(Cholerabericht.) Vom 20. bis 21. Mittags erkrankten reſp. ſtarben in Venedig 3/1 und in Bari 6/1 Perſonen. Sofia. Wie die Blätter melden, haben acht Perſonen ſich verſchworen, der Per⸗ ſon des Fürſten Alexander von Bulgarien ſich lebendig zu bemächtigen, den Miniſter Karawelow zu ermorden, die Telegraphen⸗ drähte abzuſchneiden, die Revolution zu pro⸗ klamiren und die ruſſiſche Okkupation vor⸗ zubereiten. Die Verſchwörer wurden von einem Popen vereidigt. Der Bauer Mi⸗ halow hat das Komplott verrathen und es ſind nun ſämmtliche Komplizen ver⸗ haftet. Die ſenſationelle Nachricht muß vorerſt wohl mit Vorſicht aufgenommen werden. Vom Tage. Revertoire des Großh.! Hof⸗ und National⸗Theaters in Maunheim vom 22. bis 31. Mai. Sonntag, 23. Mai(): Fidelio“.— Montag, 24. Mai():„Der Getter“, neu einſtudirt:„Papa hat's erlaubt“, Siegel und Budike, Herr Großer als Gaſt. — Mittwoch, 26. Mai():„Margarethe“, Margarethe: Frl. v. Marſich a..— Sams⸗ tag, 29. Mai()„Der eingebildete Kranke“, neu einſtudirt:„Kurmärker und Picarde“.— Sonntag, 30. Mai():„Götterdämmerung“. 5 Montag, 31. Mai():„Der Protzen⸗ auer“. 23. Mai. Br. Aus der Stadtraths⸗Sitzung vom 20. Mai 1886: Die Pfandgerichtskommiſſion legt den Geſchäftsbericht vom Monat April vor. Eingelaufen ſind 294 Geſchäfte, erledigt wurden 276 und gingen in den Mai über 18. Das Gr. Miniſterium des Innern wünſcht eine ortsſtatutariſche Beſtimmung da⸗ rüber, wer in dem immerhin möglichen Fall, daß ſowohl der Oberbürgermeiſt er als die Bürgermeiſter gleichzeitig an der Führung ihres Dienſtes verhindert jein ſollten, deren Stelle zu vertreten hat. Eine Ausfüllung dieſer Lücke erſcheint geboten, da die Städteordnung ſelbſt die Be⸗ ſtimmung der Gemeindeordnung 8 19, wonach in Fällen der Verhinderung des Bürgermei⸗ ſters der dienſtälteſte Gemeinderath deſſen Stelle verſieht, nicht aufgenommen, vielmehr die entſprechende Beſtimmung einem Orts⸗ ſtatut überlaſſen hat. Auf Antrag der Schulco mmiſſion wur⸗ den die Unterlehrer K. Sauer und Ph. Krauß in den Bezug der Perſonalzu⸗ lage L. Claſſe und die Unterlehrer K. Spieß und Ohngemach in die Zulage II. Claſſe eingewieſen. In Folge der Schülervermehrung wurden mit Beginn des neuen Schuljahres 2 weitere Fortbildungsſchulklaſſen gebildet, und wurde der Unterricht den Haupt⸗ lehrern A. Hoffmann und Bruder über⸗ tragen. 3 Die Schüleraufnahmen vom 10.—13. Mai ergaben einen Zugang: in der Stadt 8¹⁵ in der Neckarvorſtadt 24¹ in der Schwetzinger Vorſtadt 177 Zuſammen 1233 An Oſtern d. J. wurden entlaſſen 705 Daher Vermehrung 5²⁸ Die Geſammtſchülerzahl beträgt 3. Zt 7729. Nach dem Geſchäftsbericht der Ar⸗ mencommiſſion betrugen die Ausgaben im April: Mk. Pf. An Wochengeldern an 157 Perſonen 1720.— Miethzinſen an 376 Perſonen 1 1800.— „ Durchreiſende.50 „ Confirmandenkleidern an 38 Perſ. 522.— „ Geſchenken an 12 Perſonen „Kinderpflegegeld an Anſtalten 2196.— Es wurde bewilligt: Brod an 270 Perſonen 5659 Kilo, Zugang 11, Abgang 36 Perſonen, an 164 Perſonen, zuſ. 11,433 Por⸗ ionen, Zugang 10, Abgang 37 Perſonen, Schulgeldbefreiung an 439 Schüler und Schülerinnen, Lehrmittel an 519 Schüler und Schülerinnen. Ferner diverſe Kleidungsſtücke für Stadt⸗ arme, Lehr⸗ und Pfleglinge. Von Herrn Freiherrn Heyl zu Herrnsheim in Worms erhielt die ſtädtiſche Bibliothek den 1. Band des Urkundenbuches der Stadt Worms zum Geſchenk, wofür dem freund⸗ lichen Geher der Dank des Stadtraths votirt worden iſt. Die diesjährigen Theaterferien wurden auf die Heit vom Montag den 19. Juli bis Samstag den 28. Auguſt feſtge⸗ ſetzt. Von Großh. Bezirksamt wurde der Ent⸗ wurf einer neuen Dienſtmannsord⸗ nung vorgelegt, welcher nach Prüfung durch die Marktrommiſſion vom Stadtrathe mit der Maßgabe bewilligt wurde, daß die Caution, welche Dienſtmänner nach§ 3 zu ſtellen 5 99 von M. 500 auf M. 300 ermäßigt erde. Das ſtädtiſche Freibad iſt nun wie⸗ der in üblicher Weiſe dem Publikum ge⸗ et. o Großfener. Schon gegen 8 Uhr geſtern Abends verbreitete ſich das Gerücht in hieſiger Stadt, daß es brenne. Ungewöhnlich ſtarke und ſchwarze Rauchwolken, welche von jen⸗ ſeits des Neckars über unſere Stadt zogen und immer mehr an Größe zunahmen, mach⸗ ten bald die Unglücksſtärte bekannt; es war dies die auf Käferthaler Gemarkung gelegene Filiale der chemiſchen Fabrik Wohlgelegen (Verein chemiſcher Fabriken). Das Feuer, welches in der Abtheilung ausbrach, die lichen Romane, deſſen Bruchſtücke er in ſeinem Drama zu einem unbegreiflichen, zwar draſtiſchen aber ſicherlich nicht bedeutenden Schauſpiel verbindet. Wie ſieht ſich da alles ſo unvermittelt, ſo überraſchend und unerklär⸗ lich an, eine pſychologiſche Schilderung ſeiner ſfh ea hält er für überflüſſig, denn er denkt ich wahrſcheinlich, daß Jedermann, der ſich das Vergnügen machen und ſeine Drama an⸗ hören will, vorher auch ſich der Mühe unter⸗ wird, ſeinen Roman zu ſtudiren. a iſt etwa daſſelbe Verhältniß und wir empfinden daſſelbe Gefühl, wie wenn wir Neßler's„Trompeter“ anſehen, nachdem wir uvor an des unſterblichen Scheffels lyriſchen pos uns ergötzt und entzückt haben Man überlege ſich nur die Handlung des Drama's, welches uns Ohnet zumuthet: 1. Akt: Sie iſt Baroneſſe, jung, ſchön und bildet ſich ein reich zu ſein. Sie liebt ihren Vetter, den Herzog, der ſelbſtverſtändlich auch jung, aber blaß und abgelebt iſt und einen dazu gehörigen ſchwarzen Schnurrbart beſitzt. Der Herzog liebt aber in erſter Linie das Geld der Baronin und da er erfährt, daß ſie ihr Vermögen verloren hat, verliebte er ſich in einen anderen und größeren Geldſack. Da⸗ rob entrüſtet, verlobt ſich die Baroneſſe mit dem großen Hüttenbeſitzer, der zwar nicht von Adel, aber dennoch ein anſtändiger Menſch iſt, ſoweit das bei einem Bürgerlichen über⸗ haupt möglich iſt. Er betet ſeine Braut an. 2. Akt: Mitternacht. Die jungen Eheleute kehren von der Trauung zurück. Der Hütten⸗ beſitzer geleitet ſein junges Weib in ſein Heim. Er betet ſie noch immer au. Sie erklärt ihrem Gatten, daß ſie ihn verabſcheue. Im Herzen trägt ſie das bleiche Bild des abgelebten Herzogs, der inzwiſchen ſeinen Geldſack hei⸗ rathet. Der Hüttenbeſitzer ſchreit ob dieſes Betruges furchtbar, die Taſchentücher empfind ſamer Damen und Mäcochen treten erſtmals in Aktion. Die Ehegatten wahren den Schein; aber er wohnt rechts und ſie links. 3. Akt: Namenstag der Baroneſſe. Der bleiche Herzog ſucht ſich ihr zu nähern; aber ſie liebt ihn längſt nicht mehr. Sie betet jetzt ihren Gatten an, der inzwiſchen thut, als mache er dem Geldſacke des Herzogs den Hof. Die Baroneſſe ſtößt den Herzog zurück, welcher ſtets hinter der linken Seiten⸗Couliſſe zu verſchwinden pflegt. Sie wird eiferſüchtig auf ihren Mann und weiſt ihrer Rivalin, dem Geldſacke des Herzogs, die Thüre. All⸗ gemeiner Skandal. Der Hüttenbeſitzer tritt ſelbſtverſtändlich für ſein Weib ein, das er einſt angebet, das ihn jetzt anbetet, das ihn einſt zurückgeſtoßen, das ihn jetzt kalt läßt! 4. Akt. Das unvermeidliche Duell! Er muß ſich ſchießen. Der Hüttenbeſitzer nemlich⸗ Der bleiche Herzog iſt ein guter Schütze und der dicke Körper des Hüttenbeſitzers auf 10 Schritte kaum zu verfehlen. Er vermacht da⸗ her in ſeinem Teſtamente ſeiner Schweſter und ſeine Frau, die eigentlich nie ſeine Frau geweſen, die Hälfte ſeines Vermögens u. ſeiner 2000 Arbeiter. Jetzt naht die ſtolze Baroneſſe dem geliebten Hüttenbeſitzer, ſie will ihn von dem mörderiſchen Zweikampfe zurückhalten ſie geſteht ihm ihre Liebe; er iſt im Begri 10 Unterliegen, da fällt ihm ein, daß er eigent⸗ ich ein Mann ſein müſſe und er ſteigt auf die Menſur. Sie ſtehen ſich gegenüber, der magere bleiche Herzog und der dicke Hütten⸗ beſitzer, die Waffen ſenken ſich, ein Knall— und die ſtolze Baroneſſe ſchwimmt in ihrem Blute, d. h. ſie glaubt in ihrem Blute zu ſchwimmen, denn eigentlich hat der Schuß des Herzogs nur ihre ſchöne Hand durchbohrt. Unaefäbrlich, wie der Herr Dokor ſaat. ſo — zum Lagern der brikate dient, wu um Verſandt bereiten Fa' 03 rapid, da die aus dey berſtenden Behältern auslaufenden Säuren, Fette und Theere demſelben reichliche Nah⸗ rung boten. Die Flammen ſchlugen bis zur Höhe des Schornſteins der Wolf'ſchen Dampf⸗ ſeilerei empor, welcher ganz in dieſelben eingehüllt erſchien. Das Platzen der Ballons und Gebäude glich einem Pelotonfeuer. Die Waldhofer Feuerwehr als die nächſte, ſo⸗ wie diejenige der Fabrik ſelbſt war ſo⸗ gleich am Platze; dieſelben konnten jedoch, wie auch die ſpäter anlangende Abtheilung der Mannheimer Feuerwehr nichts ausrich⸗ ten, der Dachſtuhl ſtürzte ein, und eine weit⸗ hin vernehmbare Detonation erfolgte. Es war einer der kleinen mit Dampf gefüllten Dampfkeſſel, welcher ſich in der Nähe des Feuerherdes befand, explodirt, von welchem die Eiſentheile hoch in die Luft flogen. Um der Flammen einigermaßen Herr zu werden, mußte man ſchließlich, ſo weit dies möglich, die Mauern einreißen. Das Feuer dürfte jedoch heute noch unter dem Schutte fortbrennen, da es darch die von der Hitze geſprungenen Kellergemölbe bis in dieſe drang. Der Maſchinenraum, welcher durch eine ſtarke Brandmauer von dem Waaren⸗ lagerraum getrennt iſt, blieb Dank den Anſtrengungen der Feuhrwehr unverſehrt. Die Entſtehungsurſache ſchreibt man der Unvorſichtigkeit eines Arbeiters zu, wel⸗ cher in der feuergefährlichen Abtheilung mit einer Laterne hantirt haben ſoll, doch iſt die Beſtätigung dieſes geſtern Nacht ſtark umherſchwirrenden Gerüchtes erſt abzuwarten. m 10 Uhr wurde die hieſige Feuerwehr allarmirt, nachdem bereits nach 8 Uhr die für auswärts beſtimmten Spritzen und Mannſchaften an die Brandſtelle geeilt waren, doch war ein Ausrücken der Geſammt⸗ mannſchaft nicht mehr nöthig, und kam um 11 Uhr eine Abtheilung der zuerſt an die Brandſtelle geeilten Feuerwehrleute wieder urück. * Verſammlung. Der Ortsverbant deutſcher Gewerkvereine hält nächſten Sonn⸗ tag den 23. Mai, Nachmittags 2 Uhr, im Lokale„zum Alpenhorn“ der Neckarvorſtadt, eine große Gewerkvereinsverſammlung ab, wozu auch die umliegenden Ortsvereine ein⸗ geladen ſind. * Ebrenſold. Die Mitglieder der Geſell. ſchaft Polyhymnig machten geſtern Abend ihrem Vorſitzenden Herrn Ludwig Kaspar für ſeine großen Verdienſte um die Geſellſchaft ein ebenſo ſchönes, wie ſinniges Geſchenk. Es beſteht dies aus den Photographien von 36 Mitgliedern im Bruſtbild, die in ſchönſter Symetrie um das Bild Kaspars gruppirt ſind, während die noch n Räume mit wahren Prachtarabesken, idmungsſchrift ausgefüllt ſind. Die Photographien find von den Herren Weinig und Lill ſehr ſchön aus, geführt, während die in künſtleriſcher Weiſe ausgeführten Zeichnungen von Herrn Hauſer, im Möbelgeſchäft Seeger, ſind. Das ganze Bild iſt mit einer geſchmackvollen Rahme umgeben. Das Geſchenk wird in den nächſten Tagen in 5 unſerer Kunſthandlungen zur Ausſtellung gelangen. Ausheſtellt. Im Schaufenſter des Hofvergolders Herrn Hiller iſt eine Kreide⸗ eichnung des f ruſſiſchen Geſandten von Koteb ue, dem Mannheimer Alterthuns⸗ verein gehörig, ausgeſtellt. N. Waldhof, 22. Mai Schadenfeuer in der MulkinSabri Waldhof. Durch Unvorſichtigkeit eines Arbeiters ge⸗ nannter Fabrik— derfelbe iſt von Viernheim ebürtig— der mit einem offenen Lichte, wie es cheint, von ausgeſtrömten Gaſen angefüllte Magazinsräume, welche zur Aufbewahrung von Säuren, Benzin ꝛc. dienten, betrat, iſt der geſtrige Brand entſtanden. Auf ſofortige Hülferufe des fragl. Arbeiters, der alsdann, mit Brandwunden überſäet, die Einfaſſung der Fabrik überſtieg, wuürden ſofort die nöthigen Boten zur Herbeirufung von Hilfe abgeſandt. Lobenswerth iſt das ſo ſchnelle und erſte Erſcheinen der freiwilligen Feuer⸗ wehr der Spiegel⸗Manufactur Waldhof auf dem Brandplatze unter Commando des Feuer⸗ wehrhauptmanns, Herrn Legros ir, ſowie die äußerſt umſichtige Anordnung des Herrn Directors Graf von Brauer. Ungefährlich, dat er ſogar vergißt, ſie zu ver⸗ binden. Schluß: Verſohnung der Gatten, der bleiche Herzog verſchwindet auf Nimmer⸗ wiederſehen durch die gewohnte Seiten, couliſſe, die Ehegatten werden nun nicht mehr theils links, theils rechts im Schloſſe mit einander wohnen. Die Taſchentücher, deren Thätigkeit von Akt zu Akt ſich zuſehends ge⸗ ſteigert hat, haben ihre letzte und angeſtreng⸗ teſte Pflicht zu erfüllen und unter allge⸗ meinem Schluchzen ſenkt ſich der Vorhang. Wir haben alle Urſache, mit dieſer Vor⸗ ſtellung, welche um ein volles halbes Jahr u ſpät kommt, zufrieden zu ſein. Oben an fteht Frl. Blanche als Claire; die ſchöne Erſcheinung, ihr durchdachtes und durch⸗ eiſtigtes Spiel, das auch in den ſtummen omenten ſtets das Richtige trifft, haben der Künſtlerin gewiß die Sympathien Aller ge⸗ wonnen. Auf einige ſprachliche Unebenheiten, deren Beſeitigung im eigenen Intereſſe der Dame liegt, möge ſpäter hingewieſen werden. Herr Förſter bemühte ſich, aus dem Hütten⸗ heſitzer einen„Bernard“ zu machen; vielleicht kommt bald wieder einmal ein Barnay, um ihm zu wie man auch dieſe Rolle ſpielen kann. Am wahrſcheinlichſten iſt ſein Embonpoint, ſehr wenig natürlich und ange⸗ bracht aber ſein Geſchrei im zweiten Akte — Den Hervorruf in dieſem Akte ver⸗ ankt er in erſter Linie der wuchtigen Kraft ſeiner Stimme. Eine lobende Erwähnung verdienten der Herzog des Herrn Rodius, der ohne Uebertreibung ruhig und natürlich ſpielte, die liebenswürdige Suzanne der Frau Genle⸗ Rodius, der charakteriſtiſche Moulinet des Herrn Jacobi und der gutmüthige Bachelin des Herrn Neumann. Auf einzelne Detalls gedenke ich bei Gelegenheit meiner nächſten Beſprechung einzuaeben