1 8 4 ie 57 . —* 1* 94 e e e e e e e Abonnementspreis: pre Menat 50 Pfg.— Auswärts durch die Po Man abonnirt in Mannheim bei der Expedition E 6, 2, ſowie 5 allen So und— el alen . Reiches und den Briefträgern. Die Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ oſt⸗Anſtalten des deutſchen und Feiertage. Herausgeber Or. ſur. Hermann Daas in Mannheim. Politiſche Ueberſicht. * Mannheim, 25. Mai. Deutſchland. Die Sündenböcke für die neueſten Maßregeln der preußiſchen Regierung gegen das Verſammlungs⸗ und Koalitionsrecht der Arbeiter ſcheinen die Maurer abgeben zu ſollen. Es läßt ſich dies wenigſtens ſchließen aus einer Notiz der„Nordd. Allgem.“, welche das Blatt vor einigen Tagen an bevorzugter Stelle brachte, und welche folgendermaßen lautet:„Bekanntlich haben ſich die Maurer in das Vordertreffen der Lohnbewegung ge⸗ tellt. Wie aus den Blättern zu konſta⸗ tiren, ſind Maurerſtrikes gegenwärtig in 10 Städten: Berlin, Görlitz, Wilhelms⸗ haven, Neuhaldensleben, Mannheim, Bautzen, Frankfurt a.., Zwickau, Pots⸗ dam, Pößneck im Gange. Die vom Mau⸗ rerkongreß in Dresden eingeſetzte, in Ham⸗ burg befindliche Agitationskommiſſion er⸗ läßt daher eine neuerliche Aufforderung an die Maurer, in der es u. A. heißt: „Wir fordern Euch auf, nach Kräften von den genannten Städten den Zuzug fern zu halten und energiſch mit pekuntärer Unterſtützung für die feiernden Collegen einzutreten. Ihre Niederlage zieht Euren Untergang nach ſich.“ Wie übrigens aus den von der genannten Kommiſſion ver⸗ öffentlichten Quittungen hervorgeht, fließen die Geldſendungen der Maurer nicht ge⸗ rade reichlich an ſie. Zwar hat Berlin als 3. Rate wieder 1000 Mark an die Zentralſtelle abgeführt, doch die Beiträge aus anberen Städten ſind unerheblich.“ Dieſe Notiz findet ihre entſprechende Ergänzung in der Mittheilung, daß geſtern vor acht Tagen in dem Lokale der Central⸗Krankenkaſſe der Maurer, Steinhauer ꝛc., genannt„Grundſtein zur Einigkeit“, und bei dem Expedienten des „Bauhandwerker“ Hausſuchungen gemäß S des preußiſchen Vereinsgeſetzes ſtatt⸗ fanden. Achtundvierzig waren es, wie bekannt, die Maſchinenbauer, welche den Reaktionären viel Kopfweh verur⸗ ſachten; in den ſiebziger Jahren kamen dann die Tiſchler an die Reihe, die in Bremen um den achtſtündigen Arbeits⸗ tag ſtrikten und dadurch die Staats⸗ maſchine in die Gefahr brachten, aus ihren Feuilleton. Aus der Geſellſchaft. Novelle von H. R. H. (Schluß.) Berkhold Raten hatte kaum geendet, als das Mädchen eintrat und den Grafen meldete, „Erlaube, daß ich mich zurückziehe, Emma.“ „Du bleibſt, Berthold; ich brauche eine feſte Stütze und Deine Beweiſe.“ „Wie Du wünſcheſt.“ „Der Graf kann eintreten.“ Eraf Ernſt, etwas angegriffen ausſehend, trat ein.„Sie haben nach mir ſchicken laſſen, gnädige Frau, ich erwarte Ihre Befehle. „Es kann ſich nicht mehr zwiſchen uns um handeln. Herr Raten, mein Jugend⸗ S „Der Herr drängt ſich ſchon wieder zwiſchen uns. Mein Herr, Ihre Ehre ſcheint ſehr fühllos zu ſein.“ „Gewiß, denn ſie läßt ſich dazu her, die Ihrige nicht aufzudecken. Bleihen Sie ruhig, jch habe Ihre Handlungen alle Ihrer Frau rzählt. Was dieſelbe beſchließt, weiß ich üücht und bleibe überhaupt nur auf den aus⸗ hrücklichen Wunſch derſelben hier.“ „Herr Graf von Sternhauſen, ich, faſſe mich kurz. Ihre Handlungen ſind ſolch' ver⸗ abſcheuungswürdige, daß ich darauf verzichte, die Lebensbegleiterin eines Schurken zu ſein. Ihre Beweggründe, Ihre Liebe zu mir, rich⸗ tet ſich lediglich nach meinen Vermögenszu⸗ ſtänden. Ich bin gewiß, wenn heute meine Mittel durch Ihre Verſchwendungen an Gott weiß welche Damen erſchöpft wären, ſo hätte ich ein gleiches Schickſal wie Maria Vetella erleben können. Heute danke ich Gott, ſt 65 Pi Organ für Jedermann. Angeln gehoben zu werden, und jetzt ſind es, wie Figura zeigt, die Maurer und Stein⸗ hauer, und unter ihnen auch diejenigen Mann⸗ heims. Ein großes Glück für die„Nordd. Allg.“ iſt es wahrhaftig zu nennen, daß die Herren von der Nadel bis jetzt noch ruhig ſind, dennzdieſe ſollen, ſo harm⸗ loſer Natur zu ſein ſie auch ſcheinen mö⸗ gen, ganz beſonders gefährlich ſein.— Monopole und kein Ende. Kaum iſt das Schnapsmonopol überſtanden und ſchon kommt die in Emden erſcheinende„Oſtfrieſ. Otg.“ und ſchlägt zur Hebung der Hochſee⸗ fiſcherei die Einführung eines Heringsmo⸗ nopols vor. Auch den Tabakhändlern und Fabrikanten iſt durch den Erlaß des preu⸗ ßiſchen Handelsminiſters, welcher Erhebun⸗ gen in der Tabakinduſtrie anordnet, der Schreck wieder in die Glieder gefahren. Die Herren wollen gemeinſame Schritte thun, um die der Handelsinduſtrie dro⸗ henden„Gefahren“ abzuwehren. Hin⸗ ter den Gefahren ſteckt natürlich das Schreckgeſpenſt des Tabaksmonopols.— Der Antrag Hammerſtein, betreffend die der evangelichen Kirche zu gewährende größere Freiheit, iſt nunmehr im preußi⸗ ſchen Abegeordnetenhauſe eingebracht wor⸗ den. Zwar iſt der Antrag nur von einem Theil der konſervativen Fraktionsgenoſſen des Autragſtellers unterzeichnet; es iſt jedoch, wie das Hauptorgan der Conſer⸗ vativen, die„Konſ. Corresp.“ hervorhebt, der fraͤgliche Antrag im Vorſtande der Fraktion vorberathen worden und ſoll der⸗ ſelbe die Zuſtimmung gefunden haben. Uebrigens befinden ſich unter den Unter⸗ ſchriften die Namen der maßgebendſten Mitglieder der Fraktion, darunter von Minnigerode, v. Rauchhaupt, v. Wedell⸗ Malchow und andere. Orient. Auf der Balkanhalbinſel hat es„gekracht“. Türken und Griechen wa⸗ ren wohl der Meinung, daß ſie einander lange genug unthätig gegenüber geſtanden und ſie begrüßten ſich am Freitag zur Ab⸗ wechslung einmal mit blauen Bohnen. Es waren zwar nur Vorpoſtenrempeleien, die ſich auch am Samstag fortſetzten, die aber genugſam bekunden, wie hochgradig die Spannung zwiſchen den beiden Par⸗ teien iſt, und wie wenig thatſächlichen Werth die Abrüſtungsdefrete der griechi⸗ ſchen Regierung haben. Es iſt charak⸗ teriſtiſch für die derzeitige Lage im Orient, daß Krieg und Frieden gewiſſermaßen von dem Temperament der auf Vorpoſten ſtehenden Truppentheile, beziehungsweiſe der Befehlshaber derſelben abhängig ſind. Glücklicherweiſe ſind, wie ſpätere Mel⸗ dungen darthun, die militäriſchen Zwiſchen⸗ fälle erledigt und die Feindſeligkeiten wie⸗ der eingeſtellt worden. Damit iſt aber die Gefahr noch lange nicht beſeitigt. Türken und Griechen haben jetzt Pulver gerochen, und an dem guten Willen, ſich beiderſeits gehörig zur Ader zu laſſen, fehlt es augenſcheinlich nicht. Die feind⸗ lichen Heere konzentriren ihre Streitkräfte, und wenn Europa nicht bei Zeiten da⸗ zwiſchenfährt, ſo kann der Spektakel im Handumdrehen losgehen, ohne Zweifel aber lebhafter und folgenſchwerer wie das erſte Mal. Deutſches Reich. Karlsruhe, 24. Mat. Aus zuver⸗ läſſiger Quelle kann ich Ihnen folgendes mittheilen: Die Nachricht verſchiedener Blätter, d aß Spolverini betreffs Beſetzung des erzbiſchöflichen Stuhles hier eingetrof⸗ fen ſei, hat ſeine Richtigkeit. Spolve⸗ rini kam jedoch zu ſpät, da von dem Freiburger Domkapitel die 8 Namen der Regierung ſchon unterbreitet waren und Spolverini von dieſer That⸗ ſache einfach Kenntniß nehmen konnte. Die von der„Neuen Bad. Landes⸗ zeitung“ gebrachten Namen der vorge⸗ ſchlagenen 8 Kandidaten für den erz⸗ biſchöflichen Stuhl ſind zu/ unrich⸗ tig. Unter den 8 Kandidaten ſind 2 vom Freiburger Domkapitel, 3 Biſchöfe (2 preußiſche und 1 bayeriſcher), 1 preu⸗ ßiſcher Domkapitular. Jedenfalls als Anerkennung für die„ſchneidige“ Richtung iſt es von Intereſſe, daß„Len⸗ der“ in Rom als Kandidat abgelehnt wurde. Ausland. In Polen wird eine lebbafte Agitation gegen den Beſuch deutſcher Bäder betrieben. Der„Poſ. Zeitung“ wird darüber aus Warſchau geſchrieben: Faſt die geſammte polniſche Preſſe richtet an das Publikum angeſichts der bevorſtebenden Reiſeſaiſon datz er mir teihe Kinder ſchentke; ſie harten einſt in die Lage kommen können, ihrem Vater zu fluchen. Noch in dieſer Stunde reiſe ich ab zu meinen Eltern und werde in einigen Tagen die Scheidungsklage ein⸗ reichen. Damit Ihre Spekulation geglückt ſei, über⸗ laſſe ich Ihnen meine Güter an hieſigem latze, weil mich ihr Beſitz an die dunkelſten Tage meines Lebens erinnert, und weil ich einſt geglaubt, ich würde an Ihrer Seite glücklich werden, ſchenke ich ſie Ihnen. Wenn noch ein Funke Ehre in Ihnen ſchlum⸗ mert, reiſen Sie nach Venedig und heirathen Sie Maxia Vetella. Eine Bedingung ſtelle ich Ihnen, Sie tre⸗ ten von der geſellſchaftlichen Stellung, die Sie hier ungerechtermaßen einnehmen, zurück; vor allem ſagen Sie das in Ausſicht genom⸗ mene Feſt ab. Das ſind meine Bedingungen: ſollten Sie dieſelben nicht erfüllen, ſo ſtehe ich keinen Augenblick an, Ihre Schande zu veröffentlichen. Merken Sie ſich das.“ Emma trat mit den letzten Worten, geführt von Berthold Raten, der Thüre zu. „Frau Gräfin—“ „Die bin ich nicht mehr. Sentern heiße ich wieder, Sternhauſen.“ „Fräu— lein— Emma— Sentern— Ihre Güte wäre eine große zu nennen, wenn 5 der, wirklich wäré, für den Sie mich alten. 1 betrachtete einen Augenblick Ber⸗ old. „Schweigend gab er ihr die Briefe, mit ver⸗ ächtlichem Hohnlächeln wies ſie dem Grafen dieſelben und verließ raſch das Cabinet, Fräulein Emma err Graf von daß er meinen heißeſten Wunſch nicht erhörte. Der Saal im Schloſſe des Grafen Ernſt bot am dritten Lage nach bem eben Srzahlten einen blendenden Anblick. Da prangten die Damen in Sammt und Seide, die Digmanten funkelten wie die Sterne, die Herren, theils in Uniform, theils im Frack, gaben dem Ganzen einen impoſanten Ausdruck. Das Gerücht des Eklats hatte ſich zwar ſchon der Geſellſchaft bemächtigt, aber was that es? Die Welt iſt nun einmal ſo. Sie ladet ſich zu Gaſt bei einem Schurken, trinkt und ißt bei ihm und duellirt ſich mit dem, der ſich darüber aufhält. Das war von jeher ſo, auf Schurken ſchimpfen und bei Schurken 8 Gaſt ſein, verträgt ſich ganz gut mit dem hrgefühl gewiſſer Menſchen aſſen, den Weinen ſchmeckt man nicht an, woher ſie ind. Trotzdem ſchwebte über der ganzen Ge⸗ ſellſchaft der Schatten eines unliebſamen Er⸗ eigniſſes. Gewitterſchwül, dumpf murmelnd floß die Unterhaltung langſam dahin. Da brach es los. Graf Ernſt hatte Disput mit einem Mann: Berthold Raten ſtand ihm gegenüber. Mit lauter Stimme erklärte er den Grafen für einen heuchleriſchen Schurken, einen ehebrecheriſchen Verführer, einen Falſch⸗ ſpieler. Der Graf ſtand zuerſt vernichtet da, dann aber gewaum ſeine Frechheit die Ober⸗ and: „Wer will mir dies beweiſen?“ „Ich!““ rief Raten und ſtürzte ſich auf ihn, riß ihm den Rock vom Leibe⸗ „Hier iſt das Kainszeichen!— Dies Kreuz der Beweis, wie eine Frau ſich rächt, Maria Vetella's Dolch drang hier ein, in den Arm, der einſt den Mordſtahl ſchwang gegen den Gemahl Maria's. Morgen werden die Tages⸗ hlätter die Geſchichte eines Schurken erzählen. aſen Schurke iſt Graf Ernſt von Stern⸗ auſen!“ 9* Inſertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 80 16 Anzeigen werden von allen Annoncen⸗Expeditionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen Bei größeren Aufträgen Rabatt. Rotationsdruck der br B. Haas'ſchun Kuchdwucherei,%8 ueben der katboliſchen Spitalkirche in Mannheim⸗ Telephonanſchluß Nr. 218. Naunßeimer Vollsblatt und Handels Beitung. Mittwoch, 26. Mai 1866. die Aufforderung, nicht nach den deutſcht Badeorten zu reiſen. Dies ſei, ſo heißt es ungefähr in dem Artikel, nicht nur als Revanche für die Unterdrückung des pol⸗ niſchen Elements in Deutſchland, ſondern auch aus rein praktiſchen Gründen geboten es könne nämlich jeden polniſcheu Kurgaft die Ausweiſungsordre treffen und damit eine recht unliebſame und der Geſunbe⸗ helt ſchädliche Unterbrechung der Kur. Kiſ⸗ ſingen, Ems, Landeck, Reinerz ꝛc., welch e alljährlich eine große Anzahl polniſcher Kurgäſte beherbergen, ließen ſich leicht dur ch die eine gleiche Wirkung erzielenden poln i⸗ ſchen, galiziſchen und böhmiſchen Badeorte erſetzen, zumal da die Reiſe⸗ und Kurkoſten billiger ſeien. Daß an dem Erfolg der pub⸗ liziſtiſchen Rathſchläge nicht gezweifelt wirb, beweiſen einerſeits die umfangreichen Vorbe⸗ reitungen der poln.⸗galiziſchen Bäderverwal⸗ tungen behufs Aufnahme des erwarteten grö⸗ ßeren Zuſtroms von Badegäſten, andererſeits die ernſten Befürchtungen, die ſich bei den Verwaltungen der deutſchen Bäder geltend machen. So haben Magiſtrat und Poli⸗ zeidirektion von Landeck in Schleſien an die Redaktionen hieſiger Blätter eine in polni⸗ ſcher Sprache abgefaßte Erklärung verſandt, die in deutſcher Ueberſetzung wie folgt lautet:„Es hat ſich das Gerücht ver brei⸗ tet, als hätten die Polen ruſſiſcher Unter⸗ thanenſchaft, die im Laufe dieſes Sommers preußiſche Bäder zu beſuchen beabſichti gten, verſchiebene Unannehmlichkeiten zu bef ürch⸗ ten. Wir erklären hiermit amtlich, daß dieſe Gerüchte jeder Begründung eutbehren, daß die Behörden Verfügungen irgend welcher Art in dieſer Hinſicht nicht erlaſſen haben und die Badgäſte aus Polen und Rußland unſere Badeorte nach wie vor unbehelligt und unbeſorgt beſuchen dürfen.“ — Es ſind wirklich nette Fruͤchte, welche der Nationalitätenhader zeitigt. Petersburg. Folgende Angaben über die Flotte des Schwarzen Meeres mögen heute von Intereſſe ſein. Rußland wurde durch das von den Mächten am 13. März 1871 auf der Londoner Konferenz unterzeichnete Protokoll von den ihm nach dem Krimkriege auferlegten Beſchränkungen befreit und konnte ſeit dem im Schwarzen Meere ſo viele Kriegsſchiffe halten, als ihm gut dünkte⸗ In den erſten Jahren haben ſich die Ruſ⸗ Sutige Veonate nach der Scheidung de Gräfin, brachten die Blätter zwei Nachrichten die den Schluß der Erzählung bilden mögen' Schirmeck. Heute fand die der ehemaligen Gräfin don Sternhauſen mi dem Componiſten Berthold Raten ſtatt hieſigen Güter ſchenkte die Dame der Stapt. Venedig. Der Spion der franzbſiſchen Regierung, auf den die Criminalpoltzei ſchon lange fahndet ward geſtern aufgeſpürt. Der⸗ ſelbe iſt ein Deutſcher mit Namen Graf Ernſt von Sternhauſen. Er ward verſchiebener weiterer Verbrechen überführt. Als derſelbe in das Gefängniß gebracht werden ſollte, ſprang ein Weib auf ihn zu und wollte ihn den Wachmännern entreißen. Da ihr dies nicht gelang, zog ſie einen Dolch und ermor⸗ dete ihn. Heute zog man die Frau als Leiche 15 Kanal, es iſt die wahnſinnige Maria etella! Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. Gr. bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Mannheim. Sonntag den 23. Mai 1886. Sidelio. Oper in zwei Abtheilungen von Beethoven (Schlu Es iſt eine vollſtändige Verkennung dei theatraliſchendebensgewohnheiten, an einem von Vergnügungen aller Art ſo heftig umworbenen Sonntag mit dieſem hehren Kleinod paradiren 15 wollen. Der Lohn folgte denn auch dieſer chlecht angebrachten W auf dem Fuße, das Haus war ſo leer, daß man die einzelnen Anweſenden zählen konnte. Die Leonore und der Pizarro fühlten ſich gerade in Folge der mangelhaften Beſetzung des Hör⸗ aſſen, allmählig aber wuchs die eſtattlich heran. Im Jahre e ſie 32 Fahrzeuge mit 87 Ka⸗ halt von 12700 Tonnen rdekräften. Heute beträgt Fahrzeuge bereits 120 mit en(die Beſtückung des neuen egsda Katharina II. nicht gerech⸗ net), einen Gehalt von faſt 70 000 Ton⸗ nen und 12080 Pferdekräften. Darunter ſind 7 Panzerſchiffe(Popowkas), 28 Kriegs⸗ dampfer, 59 Transportdampfer, und 16 Torpedoſchiffe. Zu den 7 Panzerſchiffen zählt ſchon die Panzerfregatte Tſchesme, die am 19. ds. in Sebaſtopol im Beiſein des Kaiſerpaares vom Stapel gelaufen iſt. Am 21. d. fand der Stapellauf des Kriegs⸗ dampfers„Katharina II.“, ebenfalls bei Anweſenheit des Zars und der Zarin, in Nikolajew ſtatt. In demſelben Kriegshafen wird demnächſt die Stapellegung des Minen⸗ kreuzers„Kapitän Sanen“, ſowie 3 Kano⸗ nenboote erfolgen. —— Deutſcher Reichstag. Berlin, 24. Mai. EBfindet die erſte Leſung der Branntwein⸗ ſteuervorlage ſtatt. Finanzminiſter Scholz führt aus, trotz der Ueberzeugung von der Vorzüglichkeit des Monopolprojekts habe man zu ietziger Vor⸗ lage ſich eutſchloſſen, um dem Reichstage ent⸗ gegenzukommen. Das Beſſere ſolle man nicht Feind des Guten ſein laſſen. Die Vorlage ſei das Ergebniß völlig neuer Prüfung. Durch Kombination der Verbrauchsſteuer mit der Maiſchraummaterialſteuer, ſowie durch die im Geſetz angedeutete Möglichkeit, das Profekt auch auf die ſüddeutſchen Staaten auszudehnen, habe man allen Wünſchen, ohne Schädigung einzelner Zweige, am beſten dienen zu können geglaubt. Die Verbrauchs⸗ Krieg abgabe hleibe noch weit zurück hinter der Ver⸗ brauchsſteuer anderer Staaten. Der Miniſter ſkiszirt darauf die Vorzüge des Entwurfs im Einzelnen und bittet, wenn ſchon derſelbe in geſundheitspolizeilicher Beziehung hinter Monopolvorlage zurückbleibe, die Vor⸗ age noch in dieſer Tagung zu einem poſitiven Ergebniß zu führen. Die verbündeten Re⸗ igen würden bis an die äußerſte Grenze aigen Wünſchen entgegenkommen. Richter ſpricht gegen die Vorlage, welche geſündheitsbeſſernde Beſtimmungen vermiſſen laſſe und auf großartige Plusmacherei hinaus⸗ laufe. Andere Staaten müßten in Folge pon Kriegs⸗ und Unglücksfällen hohe Steuer⸗ laſten auflegen, eine derartige Nothwendigkeit liege für Deutſchland aber nicht vor. Am ſchlimmſten ſei das Uebergangsſtadium, wel⸗ ches die Induſtrie ſchwer ſchädige. Die Kar⸗ toffelbrenner würden bei der Maiſchraum⸗ ſteuer ungebührlich zum Nachtheil der Korn⸗ hrenner bevorzugt. Die Kontingentirung der Brennereien auf Grund der gegenwärtigen Berhältniſſe ohne Rückſicht auf deren künftige Geſtaltung ſei ein Nonſens; ſolche Einſchrän⸗ kung der Produktion ſei eine Prämiirung der bisherigen Produktion; die Kontingentirung ſchließe Deutſchland aus vom Wettbewerbe mit dem Auslande, auch die Ausfuhrver⸗ gütung ſei viel zu hoch. Seine Partei werde ſich nur deßhalb an der Kommiſſionsbera⸗ thung betheiligen, um das Schlimmſte zu verhüten. Wedell⸗Malchow iſt für die Kontin⸗ gentirung des Brennereibetriebs und für eine Erhöhung der Ausfuhrvergütung. Er bean⸗ krggt Kommiſſionsberathung, denn durch das Hineinarbeiten von Rektifikationsbeſtimmungen in die Vorlage werde ſich vielleicht auch eine der Branntweinpeſt erzielen en. Windthorſt iſt prinzipiell für eine 85 Heranziehung des Branntweins zur eſſerung der Finanzlage der Einzelſtaaten und Kommune aber gegen eine Vorlage, die Sein Monopol führe, behält er ſich deßhalb eine eſtimmte Stellungnahme vor und empfiehlt Kommiſſionsberathung. Oechelhäuſer ſpricht die Geneigtheit Bab eranlaßt, ihr relativ beſtes zu geben. as iſt nun gerade nicht ungeheuer viel, wenn aber 80 ſeltſame Vorkommniß ſympathiſch werden ſollte, dürften ſich finanzielle Geſichts⸗ auflehnen gegen derartige Liebhabereien. angenehm es uns allen iſt wenn Frau Groß und aze aus dem Vollen ihres Kunſt⸗ 8 öpfen, wenn wir das aber immer einem halbleeren Hauſe zu büßen haben, bann—. habe ſo oft mich mißbilligend ußern Gelegenheit gehabt, wenn oben⸗ Denannte Mitglieder unſeres Opernenſembles Mir Far Beurtheilung unterſtanden, daß ich es Herabezu als ungewohnte Pflicht anzuſehen habe, wenn ich heute beiden mit einem pax vobiscum 5 zu nahen habe. Wenn man mir die zu loben, ſo ſelten zu Theil wer⸗ äßt, ſollte ich eigentlich den unbeſchränk⸗ Gebrauch machen, ich thue dies aber Acht, weil ich die Erfahrung gewonnen habe, ei in ſolchem Falle eine verhältnißmäßig Roch viel ſchlechtere Leiſtung auf etwaige Lobespreiſungen meinerſeits zu folgen pflegt, als jene die dazu Anlaß gab,* war. Herr Mödlinger verſah dieſesmal für den erkrankten Herrn Knapp, den Dienſt und in tadelloſer Weiſe, ſoweit es ſich um ie muſikaliſche Befähigung dieſes ſozialariſto⸗ kratiſchen Miniſters handelt. In Bezug auf die Darſtellung ſpielte Herr Mödlinger den hohen Herrn um eine Nuance civiler, nicht den mit der imponirenden Grandezza, die Knapp derartigen Herrſchaften ver⸗ leiht. Mödlinger gab den Don Fernando nicht mit der ſelbſtbewußten Poſe des Herrn von Puttkamer, ſondern etwa in der beſch ien Art eines er ſekretärs us kam den des zweiten ſein kre ikleudes Baßorgan jehr zu Slalten Ich möchte nur ſo unwillkürlich 328 — N die Frage aber ſei ſo ſchwierig, daß ſie ohne Kommiſſionsberathung zum Voraus ſich nicht für deren Annahme binden könnten. Redner betont, das Bedürfniß der Einzelſtaaten er⸗ fordere eine nothwendige Verbeſſerung der Beamtengehälter, ſowie Herbeiführung einer günſtigeren Finanzlage Zwecks Löſung der ſozialen Frage und bittet, die großen Fragen 9795 großen Geſichtspunkten aus zu be⸗ handeln. Fortſetzung morgen 1 Uhr. Neueſte Nachrichten. Freiburg, 25. Mai. Die der Regie⸗ rung vom Domkapitel vorgelegte Erz⸗ biſchofsliſte enthält folgende Namen: Biſchöfe Roos⸗Limburg, Kopp⸗Fulda, Leonrod⸗Eich⸗ ſtädt, Domkapitulare Or. Komp⸗Fulda, Dr. Hafner⸗Mainz, Rudolph⸗Freiburg, Knecht⸗ Freiburg, Regens Dr. Schmitt⸗St. Peter. Wahrſcheinlich wird Rudolph gewählt. Spolverini iſt lediglich Vermittler. Hamburg, 24. Mai. Sämmtliche Con⸗ ducteure und Kutſcher der Hamburg⸗Alto⸗ naer Pferdebahn ſtreiken ſeit heute Morgen. Wien, 24. Mai. Der„N. Fr. Pr.“ wird aus Athen gemeldet: Die Türken griffen geſtern Kutra an und nahmen es ein. Der Kommandant des griechiſchen Bataillons, Staikas, rückte auf türkiſches Gebiet ein und ſchnitt die türkiſchen Ver⸗ bindungen zwiſchen Kutra und Eleoterochori ab. Nachmittags griffen die Türken von neuem die griechiſchen Poſitionen an. Während des Kampfes erhielt jedoch der türkiſche Kommandant Befehl, die Feindſe⸗ ligkeiten einzuſtellen. Rom, 24. Mai. Deſinitive Wahlre⸗ ſultate ſind bis jetzt aus 63 Wahlkollegien mit zuſammen 235 Deputirten bekannt. Gewählt ſind 131 miniſterielle, 66 pent⸗ archiſtiſche Oppoſitionelle, 22 Radikale, 10 unbeſtimmter Parteiſtellung, 4 Diſſidenten. Die Generalſekretäre ſind ſämmtlich wieder⸗ gewählt außer dem Generalſekretär der Finanzen. Athen, 24. Mai. Das„Amtsblatt“ veröffentlicht ein Dekret, welches die Ent⸗ 00 von 5 Klaſſen der Reſerve ver⸗ ügt. Catania, 23. Mai. Die letzten Nach⸗ richten vom Aetna lauten beruhigender; die flüſſige Laya aus den erſten Krater⸗ öffnungen beginnt zu ſtocken; die Lava aus den ſpäteren Krateröffnungen iſt noch flüſſig, nimmt jedoch ab. Das unterirdi⸗ ſche Getöſe hat aufgehört. Leopold von Ranke 5. Berlin, 24. Mai 1886. Wieder ein großer Mann dahin! Geſtern vermittelte der Telegraph die Trauerkunde, von Berlin nach allen Weltgegenden flogen die dürren und doch ſo inholtsſchweren orte: „Der erkrankte Geſchichtsſchreiber Leopold von Ranke iſt geſtern(Sonntag) Abend um 10¾ Uhr geſtorben.“ Mancher wird fragen wer war Ranke, denn nur in den wiſſen⸗ ſchaftlichen und gebildeteren Kreiſen iſt derſelbe bekannt. Dann wird es als Pflicht betrachtet, daß die Zeitungen in längeren Artikeln die Bedeutung des Verſtorbenen klar legen. Gewiß iſt dies eine Pflicht, allein auch als die der Ueberlebenden muß es betrachtet werden, die Werke dieſes Mannes zu leſen und nicht nur an der Hand der Tagesbiographien ihr Wiſſen zur Schau zu tragen. Wenn die Werke in das Volk gedrungen, wenn das Volk dieſen großen Toden in ſeinen Werken ehrt, dann hat er nicht umſonſt gelebt, dann at er ſein Ziel erreicht: ein bleibendes enkmal im Volke.— Leopold v. Ranke ward(wie in Nr. Badiſche Volks⸗Zeitung. der Nationalliberalen für die aus, 26. Mal. am 21. Dezember 1795 in Wiehe(Thüringen) geboren. nfangs widmete er ſich dem Lehrer⸗ berufe, betrieb aber nebenbei als Lieblings⸗ ſtudium Geſchichte. Im Jahre 1824 trat er dann mit ſeinem erſten Geſchichtswerke an die Oeffentlichkeit:„Geſchichte der roma⸗ niſchen und germaniſchen Völker⸗ ſchaften von 1494—1535.“ Dieſes Werk brachte ihm den Ruf eines Profeſſors der Geſchichte an die Univerſität Berlin ein. Nach zweijährigem Wirken ſchickte ihn die Regierung auf Reiſen nach Oeſterreich, Italien und die angrenzenden Länder. Die Reſultate derſelben fanden in verſchiedenen Werken über Serbien, Venedig, die Fürſten und Völker Südeuropa's, die italieniſche Poeſie ihren Ausdruck. Sämmtliche umfaſſen die Geſchichtsperioden des 16. und 17. Jahrhun⸗ derts. Dieſen, in den Jahren 1827—31 ver⸗ faßten Werken über dieſe Fahrhunderte, folgten in den Jahren 1834—40 die bedeutendſten: Ueber die„Päpſte“ und über die„Refor⸗ mation.“ Dann wandte ſich Rante der preußiſchen Geſchichte zu in ſeinen„Jahr⸗ büchern“, um dann die 16. und 17. Jahrhun⸗ derte der engliſchen und franzöſiſchen Reiche abzuhandeln. Als Abſchluß erſchienen eine Biographie Wallenſtein's und eine deutſche Geſchichte von 1532—1648. Hierauf wandte ſich Ranke der neueren und neueſten Geſchichte 1 in dem„7jährigen Krieg“,„Die deutſchen ächte und der Fürſtenbund“,„Aus dem Briefwechſel Friedrich Wilhelm's IV. mit Bunſen“ ꝛc. Im Jahre 1865 erhielt er vom König Maximilian von Bayern das Adels⸗ diplom und ward Ritter des Orden pour 1e merite. Zu großen Ovationen für den greiſen Geſchichtsſchreiber geſtalteten ſich ſein 50jähriges (1867), 60jähriges(1877) Doktor⸗Jubiläum und ſein 90. Geburtstag(1885). In allen ſeinen Werken herrſcht eine klare, kräftige, geſtal⸗ tungsreiche, ſcheinen Sprache, die etwas manierirt erſcheinen mag, nie aber in den neuerdings ſo beliebten pathetiſchen Stil ver⸗ fällt. Man war ſomit auf das letzte, größte Werk, eine Weltgeſchichte der ſolche Vortheile am Beſten zu ſtatten kämen, mit Recht ge⸗ ſpannt, zu unſerem Leidweſen und Schaden wird es nun unvollendet und in ſeiner Halb⸗ heit doch ein Ganzes bleiben müſſen. H. R. E. Vom Tage. * Maunbeimer Turnverein. Unſere Turner haben am letzten Sonntag bei dem in Bensheim ſtattgehabten Turufeſt im Wettturnen ihren vielen Lorbeeren wieder neue hinzu errungen. Nicht weniger als 6 Preiſe haben ſie ſich geholt und zwar erhielt Turner Bonfig den erſten, L. Lanius den zweiten, Lay den dritten, Karl Mayer den fünften, Hellbach den ſiebenten und Steinel den achten Preis. Wir wünſchen der mun⸗ teren Turnerſchaar auch bei den in dieſem Sommer noch folgenden Turnfeſten den gleich günſtigen 0. Diebſtahl. In der letztverfloſſenen Nacht wurde aus der Blumenanlage gegen⸗ über dem Biſſinger'ſchen Hotel am Bahnhof eine Geranium mit Topf geſtohlen. o. Bagabunden. Die jetzige andauernde Hitze, die für einen Theil der Menſchen zu einer Qual bei Tag und Nacht wird, iſt für gewiſſe Andere eine Wohlthat, denn ſie läßt ſie über eine der ernſteſten Fragen leichten Muthes hinwegſetzen. Es ſind dies Jene, welche ſich bei Mutter Grün förmlich einlo⸗ irt haben. Gewiß iſt deren Nachtlager ein ühleres, als das von vielen glücklicheren Un⸗ welche auf ihren weichen Feder⸗ etten in ſchwülem Schlafzimmer den größten Theil der Nacht ruhelos dem Tag entgegen⸗ ſeufzen. Vielleicht wird auch Manchem der Erſteren 1 60 der Schlaf auf eine nichts weniger wie ſanfte Weiſe geſtört, wenn ihn der auch die Gebüſche durchdringende Argus⸗ blick der heiligen Hermandad erſpäht.— Wir durchwandelten am Sonntag in früher Mor⸗ genſtunde den Schloßgarten und erquickten uns an der friſchen balſamiſchen 5 Als wir an einem Gebüſche in der Nähe des 8 Gockelsberges vorbeikamen, tauchte plötz 100 wie aus der Erde geſchlüpft, eine zerlumpte Geſtalt aus demſelben auf, rieb ſich die noch ſchlaftrunkenen Augen und ſah ſich nach allen eiten um, bis ihre Blicke frech auf uns haf⸗ ten blieben. Wir müſſen geſtehen, daß wir 119 der„Bad. Volkszeitung“ ſchon erwähnt) Mödlinger auf den Rocco, eine Partie, die abſolut gar nichts von dem Buffo an ſich 5 und in der ganzen Welt von dem ſerieuſen Baß geſungen wird, daß dieſe Anwartſchaft durch die zwanggebotene Uebernahme einer minder bedeutenden Partie eine weniger be⸗ rechtigte wird. Die Aufführung, bei der Frl. Sorger als charmante 1 Herr Gum in der beſten Abſicht als Floreſtan ſich weiter betheiligten, war in ihrem großen Ganzen überhaupt geiſtig belebter, als ihre Vor⸗ gäängerin. So wechſelt des Krieges Glück und Laune auch bei den Thaten, die zum Scheine, in idealem Truge zur Erbauung, zur Er⸗ götzung ſo vieler täuſchungsbedürftiger all⸗ abendlich unternommen werden. Hoffentlich wird Wagner's Geburtstag nun doch, wenn auch acht Tage ſpäter, gefeiert werden, ſo daß deſſen Berückſichtigung ſich nicht allein auf die wohlgemeinten muſikaliſchen Demonſtrationen der Polyhymnia und der Militärkapelle erſtreckt. W. B. Montag, den 24. Mai. Der Better. Luſtſpiel in 3 Akten von R. Benedix. VBaba hat's erlaubt. Schwank mit Geſang in 1 Akt von Moſer und'Arronge. H. R. H. Wir haben ſchon oft die Neigungen unſeres Publikums an dieſer Stelle gewür⸗ digt, daß ſich aber der Geſchmack ſo verirren, verſchlechtern kann, wie dies die geſtrige Vorſtellung gegenüber der ſonntäglichen be⸗ wieſen, das hätten wir doch nicht geglaubt. Ein Fidelio vor leerem, zwei ſaule, kalaueröſe nicht hoffen, daß die Anwartſchaft des Herrn Luſtipiele vor vollem Hauſe! Wir begreiſen! — nicht ſonderlich angenehm von dieſer Erſchei⸗ das Comitee nicht, wie es da noch zuſehen mag und dem Publikum nicht ſeine Lieblings⸗ ſpeiſe, die Operette, vorſetzt. Nach einem einjährigen Beſtehen derſelben ſind wir feſt überzeugt, daß das Publikum kurirt und wieder nach ernſten Dingen greift, wie Shakeſpeare, Goethe, Schiller, Beethoven, Gluck ꝛc. Indeſſen wollen wir den geſtrigen — Beſuch dem Gaſtſpiel des Herrn roßer zu Gute ſchreiben; es will doch Jeder ſehen wie ein anderer den Vetter, die Glanzrolle Pichler's, ſpielt. Es wäre thöricht, wollte man die Leiſtung des einzigen Pichler hier als Maßſtah benutzen. Pichler brauchte ſich nur zu räuſpern, um das Publikum in einen wahren zu verſetzen. Herr Großer hat auch ſolch' kleine Mittelchen, 3 B. ſein Lachen wirkt anſteckend, das naive Blin⸗ zeln mit den Augen, das bornirte„Anklotzen“, wenn ihm einer etwas anvertraut, das zu ſagen ſcheint: warte, das verſteh' ich nicht u. dgl. mehr.„Der Vetter“, dies ſchon ſehr ver⸗ altete, durch Moſer, Arronge, Schönthan, Görner, Sardou u. A. des öfteren neu be⸗ arbeitete Thema, kann heute nur noch durch gutes Spiel werden. Das Pub⸗ likum kennt die ehrlich⸗ einfachen Schliche Benedix' zu gut und wirken deßhalb die un⸗ freiwilligen Witze(in der Laube) am meiſten. Die Darſtellung ließ hie und da zu wünſchen übrig, doch verdient beſonders Frau Rodius unſer ungetheiltes Lob. Das iſt ein Primaner, trotz Rumpf(Ein Beſuch im Carcer). Ein netter, gelehrter, liehedurſtiger Schlingel, den wir an der Haushälterin Stelle viel lieber Heruet, als gezankt hätten! Daß übrigens beinghe ſäumtliche Herren des Stückes ſich in Luiſe, die Haushälterin, verliebten, das läßt ſich recht gut deuken, denn Fel Blanche nung überraſcht waren, zumal zu ogieſer Zert an den Ort noch keine Beſucher kamen. In⸗ deſſen ſchien dieſer Freiſchläfer durch das un⸗ erwartete Zuſammentreffen mehr erſchreckt ge⸗ weſen zu ſein, als ſchlimme Gedanken gehegt zu haben, denn als wir langſam weiter gingen, ſchlüg er ſich raſch in die Büſche. Nach längerem Rundgauge bemerkten wir zwei Herren vor einem Gebüſche ſtehen. Wir wur⸗ den, hinzugekommen, auf unartikulirte Laute aufmerkſam, welche dem Geräuſch einer in Arbeit befindlichen Holzſäge glichen und mit Vehemenz aus dem Gebüſche drangen. Wir hatten gleich heraus, daß dieſe Laute das Schnarchen eines Schläfers ſeien, welcher ſich hier eingeniſtet hatte und trotz des harten Lagers einen ſüßen Schlaf genoß. Des Lebeus Sorg' und Qual vergißt ſich auch Im Schlaf auf harter Erd' im grünen Strauch. Wir und genannte Herren, welche ſich in Reflexionen über das zunehmende Stromer⸗ thum ergingen, ſetzten unſere Wege fort, von dem Schnarchen des Buſchmenſchen noch eine kurze Strecke begleitet. Ob er ſeinen Schlaf wohl unbehelligt ausſchlafen konnte. Wir möchten es bezweifeln, denn in der Ferne blitzten die blanken Knöpfe eines Schutzman⸗ nes, welcher die Richtung nach deſſen Lagerplatz einſchlug. EBon der Neckarſpitze, 23. Mai, ſchreibt uns ein Fachmann: Wir hatten vor nicht langer Zeit Gelegenheit, der Muſikſchule des Herrn Muſik⸗Direktors H. Häberle in Wein heim einen Beſuch abzuſtatten und uns von der Art und Weiſe der Ertheilung des Unterrichts in K Fächern nicht blos ein Urtheil zu bilden, ſondern wir glauben auch nach dem empfangenen Ge⸗ ſammteindruck uns in der Lage zu befinden, der Anſtalt ein günſtiges Prognoſtikon für die Zukunft ſtellen zu können. Bei guter Methode ſcheint vor allen Dingen Herr Häberle mit außergewöhnlichem Fleiße und dem nöthigen Ernſte, welchem ja niemals der Erfolg mangelt, ſeinem vorgeſteckten Ziele zuzuſteuern. Speziell hat uns gefallen, daß Herr Häberle von vornherein ſeinen Schü⸗ lern klar zu machen ſucht, was ſie ſpielen — daß das Muſikſtück nicht mechaniſch nach den Notenköpfen heruntergeleiert wird, ſon⸗ dern daß man vor allen Dingen auf das Verſtändniß hinwirkt. Es iſt dies an der Hand der allgemeinen Muſik⸗ und Harmonie⸗ lehre, ſelbſt wenn man in jeder Stunde nur 10 Minuten dazu verwendet, das Weſen dieſer Wiſſenſchaften zu erſchließen, eigentlich gar keine Kunſt, obgleich allerdings für den Unterrichtertheilenden das ſogenannte mecha⸗ niſche Spielenlaſſen viel bequemer iſt. Wenn wir in Betreff der Auswahl der Muſikſtücke mit Herrn Häberle nicht vollſtändig überein⸗ ſtimmen, ſo ſoll dies kein Tadel ſein; wir wiſſen recht gut, daß leider manche Eltern den Zeitpunkt nicht erwarten können, bis ihr Kind ein„Stückchen“ vortragen kann. Nach unſerer Anſicht ſoll man möglichſt frühzeitig den klaſſiſchen Muſik zuwenden, zumal die Muſiklitteratur einen gußergewöhn⸗ lich hohen Prozentſatz in Schundkompoſitionen enthält.— Es ſoll uns erwünſcht ſein, dem⸗ nächſt auch über die anderen 1 ſpeciell das Violinſpiel an genannter Anſtalt berich⸗ ten zu können, worüber wir uns bei dem kurzen Beſuche noch nicht vollſtändig orien⸗ tiren konnten. Herr Häberle möge nur rüſtig weiter arbeiten, ſo wird die Anftalt, werche wir gerne empfehlen, immer mehr blühen und gedeihen. 5 5 Paraſiten. Die Lindeubäume in den Bahnhofanlagen ſind gegenwärtig von Unge⸗ ziefer, wahrſcheinlich Blattläuſe n ſo ſehr behaf⸗ tet, daß man allen Grund hat, das Abſterben der Bäume zu befürchten. Die Aeſte u Blätter ſüll von dieſen Paraſiten dicht beſäet und oll geſtern eine Commiſſion zur Unterſuchung und event. Vertilgung der ſchädlichen Schma⸗ rotzer an Ort und Stelle geweſen ſein. * Unfall, Zu dem von uns gemeldeten Unfall, der ſich im Hauſe K 1, 3 dadurch er⸗ eignete, daß ein 2½iähriges Kind in einen Kübel mit heißem Waſſer fiel, haben wir heute leider nachzulragen, daß das Kind im wohin es verbracht wurde, geſtor⸗ en iſt. Fortſetzung auf der dritten Seite, —————— ſagt der Vetter, allein dieſes Mäulchen ver⸗ ſteht auch zu plaudern und zwar gut zu plau⸗ dern, bedeutend beſſer als das der Tochter Pauline, der Frau Gum abſolut kein Jnte⸗ reſſe einflößen konnte und die ſie in trockener Weiſe herunter leierte. Gärtner,(Herr Neu⸗ mann) und Buchheim(Herr Förſter) entziehen ſich dem Urtheile dadurch, daß ſie ihre Rollen mangelhaft auswendig konnten und dies muß vor Allem beim Luſtſpiel Bedingung ſein. Last not least der Vetter des Herrn Großer⸗ Wir haben weiter oben ſchon anze⸗ deutet, daß wir denſelben ohne jeden Vergleich betrachten und ſchätzen werden. Hr. Großer hat ein kräftiges Organ, eine ächte Komikerſigur und ächtes Komikergeſicht, auch in ſeiner Kleidung, ſeinen Bewegungen liegt etwas komiſches, ſeine Darſtellung iſt ſtets eine beſcheidene, nie übertriebene. Dies müſſen wir dem Gaſte als gute Eigenſchaften anrechnen und wollen wir bemerken, daß die⸗ ſelben die ſchlechten bedeutend übecragen, daß alſo im großen Ganzen Herr Großer zu den beſſeren, mit der Zeit vielleicht zu den guten Vertretern ſeines Faches zählen wird, und daß ein Engagement nur befürwortet werden kann, denn auf einen Pichler können und dürfen wir nicht warten, ſondern wir müſſen denſelben uns erziehen. In Herrn Großer ſteckt das Zeug hierzu; mit Hülfe unſeres Regiſſeurs wird es auch gelingen, die wenigen ehler auszumerzen. Dazu gehört vornehm⸗ ich die halb Berliner, halb unbekannte Dialektausſprache, z. B wie biſt de ſtatt biſt du, dann das Einerlei der Geſichtsmaske, die der Gaſt nur durch die B. verändert und endlich das zeitweilige U Häiteu im das läßt ſich * Sprechen. Allein wie geſagt, ſpielte dieſelke. en Mäulchen wie Sammt“ leicht beſſern. (Schluß folgt) — 3 7J757C000000c0..cc 3323 TTTTTTPPTPPPPPPPPPPPF00PP0cocccccccccccc S