— —— NRRR Abonnementspreis: re Monat 50 Pfg.— Auswärts durch dis Poſt 65 Fe Man abonnirt in Mannheim bei der Expedition E 6, 2, ſowie be 9⸗C r ürts bei allen oſt⸗Anſtalten des deutſchen Reiches und den Briefträgern. Die Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ allen Se bee und Trägerinnen.— Auswü und Feiertage. Herausgeber Ir, jur. Permann Paas in Mannheim, Rann Die einſpalti Koliatione W 124. Deutſchlan) und Frankreich. (Fortſetzung.) Der in voriger Nummer der„Bad. Volks⸗Ztg.“ erwähnte deutſche Geſchäfts⸗ mann in Paris ſchreibt an den„Schwäb. Merkur“ folgendermaßen: „Vor wenigen Wochen waren ſämmtliche deutſche Zeitungen mit den Revanchegelüſten Fraukreichs beſchäftigt. Die franzöſiſchen Or⸗ gane behandelten die betreffenden Nachrichten mit Stillſchweigen oder mit Geringſchätzigkeit und ſie entſprachen hierin ganz der öffent⸗ lichen Meinung des franzöſiſchen Volkes. Seit dem Kriege 1870/71 hatte der Chauvinis⸗ mus nie mehr Entſagung gezeigt und die —— Maſſe der beſitzenden und arbeitenden Rlaſſen ſo wenig Anlaß zu patriotiſchen Herausforderungen gegeben, als gerade in letzter Zeit. Die Alarmrufe der deutſchen Preſſe ſind, ſcheint es, verſchwunden, wie ſie gekommen, was an und für ſich ſchon ein Beweis iſt, daß die geſchäftlichen Kreiſe Un⸗ recht hatten, ſich über die Beziehungen Frank⸗ reichs zu Deutſchland zu beunruhigen. Jeder unparteiiſche Beobachter wird ſich nicht ver⸗ hehlen, daß die Preſſe beider Länder durch falſche tendenziöſe Berichte, Verdrehungen der einfachſten Thatſachen ſyſtematiſch den Zwie⸗ ſpalt ſäet und keinerlei Beruhigung aufkom⸗ men läßt. Die franzöſiſchen Zeitungen haben den Vortheil, ſich ohne Herausforderung mit Deutſchland wie mit dem Ausland überhaupt kaum zu beſchäftigen. Bei der vollſtändigen Preßfreiheit und den vielgeſtaltigen inneren Verhältniſſen bietet die innere Politik Stoff genug für das Intereſſe und die Unterhaltung des Publikums und die ausländiſchen Korre⸗ ſpondenzen ſind eine Seltenheit. Anders liegen die Verhältniſſe in Deutſchland.“ Mit Recht wird dann weiter ausgeführt, daß die deutſche Preſſe ſich mehr mit ausländiſchen als mit inländiſchen Angelegenheiten beſchäftigt, wie dies ja auch durch die bei uns mangelnde Preß⸗ freiheit einigermaßen erklärlich iſt. Dann ſchildert der Schreiber das Treiben jener deutſchen Journaliſten in Paris, die litho⸗ graphirte Korreſpondenzen anfertigen, die dann in einer Reihe großer deutſcher Zei⸗ tungen als„Originalberichte“ paradiren und aus denen dann der Philiſter ſeine „zuverläſſigen Informationen“ über die franzöſiſchen 1 ſchöyft. Es heißt da: „Während Engländer, Oeſterreicher, Ru⸗ mänen ꝛc. ihre Nachrichten aus erſter Quelle beziehen, in politiſchen, künſtleriſchen und lite⸗ rariſchen Salons verkehren, aus welchen ſich das richtige Bild des franzöſiſchen Lebens widerſpiegelt, ſind die Deutſchen auf ihre Braſſerien angewieſen und alle ihre Neuig⸗ Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. Düſſeldorfer Gemälveausſtellung. In den Räumen des Kunſtvereins eröffnete geſtern Herr Maler Penneg aus Düſſeldorf eine Ausſtellung von Originalölgemälden. Dieſelben ſtammen durchweg von Düſſeldorfer Malern und ſollen die Werke hier an Mann gebracht werden. Wir haben uns die Origi⸗ nale geſtern angeſehen und fanden meiſtens recht annehmbare, größtentheils ſogar gute Bilder. Den Hauptbeſtandtheil bilden die Landſchaften von denen wir die beſten be⸗ nennen wollen. Gleich beim Eintritt feſſelt uns eine ſchön erfundene Frühlingslandſchaft von Raſſortzes, ſowie eine Winterlandſchaft von Heydendahl beide mäßig groß im Raum. Dieſen reihen ſich würdig 4 Rheinlandſchaften von Wünnenberg an, die uns beſonders durch die verſchiedene Behandlung des Burgmotiv's angenehm auffielen. Zwei recht ſeltene Ei⸗ euſchaften veretnt Herr Brandenburg; nach feinem erſten Landſchaftsbild zu urtheilen müßte man ihn unter die Maler gewöhnlichen Schlages, die gut zeichnen aber nicht erfinden können rubriciren, ein al. Bild aber be⸗ lehrt uns vom Gegentheil. Allerdings eben⸗ falls Landſchaft, aber belebt von einem Dra⸗ goneroffizier zu Pferd nebſt Hund Wir er⸗ innern uns nichk, ein ſolches Oelbild je geſehen zu haben. Es liegt ein Stück Originalüät in einem ſolchen Einfall, wenn es ein Mädchen wäre, pab das gibts zu Dutzenden, aber dieſe Staffage iſt neu. Heyn Vater und Sohn machen ſich ſelbſt in Landſchaften Concurrenz, hauptſächlich ſind es Gebiraslandſchaften und während es eine Vorliebe des Baters, vor die eine Bergſpitze eine Solke zu hängen, liebt es der Sohn, gehen, keiten ſind aus der franzöſiſchen zuſammengeholt. Gewiß iſt es charakteriſtiſch, daß die deutſchen Blätter beziehungsweiſe die„Kor⸗ reſpondenten“ derſelben gezwungen ſind, bei der Pariſer Tagespreſſe in Koſt zu und daß ſie ſomit ihr ganzes Wiſſen oder doch wenigſtens den größten Theil deſſelben den in denſelben enthal⸗ tenen Ablagerungen Pariſer Intelligenz verdanken. Der Verfaſſer ſchreibt dann in höchſt intereſſanter Weiſe weiter: „Das Handwerk der deutſchen Journaliſten in Paris wurde vor wenig Monaten von einem franzöſiſchen Skribenten, der in einem hieſigen Journal Karl Frey zeichnete, in Berlin nachgeahmt. Seine Korreſondenzen enthielten nichts als Skandalaffairen aus Berlin: Fälſchungen, Beſtechungen von Mili⸗ tärärzten, Spielverluſte adliger Olffiziere, Verbrechen gegen die Sittlichkeit u. ſ. w. Unter optiſcher Vergrößerung wurden dieſe Auswüchſe als der Normalzuſtand Berlins und Deutſchlands dargeſtellt und ich zweifle auch nicht, daß der Pariſer Spießbürger alle dieſe Geſchichten für baare Münze nahm, gerade wie der deutſche Leſer, wenn man ihm alltäglich ausſchließlich Erzählungen aus dem Gerichtsſaal und alle Skandale der ele⸗ ganten und uneleganten Welt auftiſcht, ſich am Ende auch einbilden muß, daß 9 und Frankreich nur mit Verbrechern oder Wüſt⸗ lingen bevölkert iſt.“ Hierin hat der ehrliche deutſche Geſchäfts⸗ mann ganz entſchieden das Richtige getrof⸗ fen. Das iſt ja eben das Unglück, daß die Preſſe, ſtatt eine belehrende und auf⸗ klärende Wirkſamkeit als ihre Hauptauf⸗ gabe zu betrachten, nur zu oft ſich ganz auf die Senſationshaſcherei verlegt. Weil einige deutſche Journaliſten in Paris keinen anderen„ſenſationellen“ Stoff haben, wer⸗ den Deutſchland und Frankreich durch Alarmartikel, welche die Situation ſo dar⸗ ſtellen, als ob ein franzöſiſcher Revanche⸗ krieg unmittelbar bevorſtände, wochenlang in Athem erhalten. Und die Urheber die⸗ ſes Treibens geberden ſich auch noch, als ob ſie von den lauterſten patriotiſchen Ge⸗ fühlen beſeelt ſeien! Der Gewöhrsmann des„Schwäb. Mer⸗ kur“ weiſt u. A. noch darauf hin, daß das Gebahren der franzöſiſchen Revanche⸗ helden, der Derouléde und Genoſſen auch von Blättern ihres eigenen Landes ſcharf verurtheilt wird. Als poſitiv das Beſte, bezeichnen wir die Schweizerlandſchaften Dahmen's. Hier liegen die Seee vor uns ausgebreitet, der milde Himmel blaut ſich in ihnen wieder, im Hinter⸗ grund die Berge vom ewigen Schnee bedeckt, neben ein einſames Dörfchen, Beim Be⸗ ſchauen wehte uns eine kühle Luft Abend⸗ und uns war, als hörten wir die Abend⸗ glocken läuten. Außer Landſchaften finden wir noch einige recht gut ausgeführte See⸗ bilder(Stürme, Ebbe, am Land ꝛc.) die einen Hrn. Halle zum Verfertiger haben. Die Thier⸗ welt iſt nur in einigen Exemplaren, hauptſäch⸗ lich durch Jagdbilder von Havenith vertreten, während als einzige ihrer Art ein Kriegsbild von Rocholl und ein Schlachtenbild von Wille daſtehen. Das Rocholl'ſche Bild Krieger aus dem 17. Jahrhundert auf der Ausſchau ge⸗ winnt durch zarte Ausführung, während das des Herrn von Wille: Nach der Schlacht von Belle⸗Alliance uns nicht erwärmen konnte. Das Bild, über dem ein dunkler Ton liegt, macht durch die doppelten Beleuchtungseffekte, links die aufgehende Sonne, rechts im Hinter⸗ rund das brennende Dorf einen Eindruck der lufdringlichkeit. Der mittlere, geſpenſtig durch die Nacht gehende Soldatenzug trifft recht glücklich die traurige Stimmung nach einer Schlacht, nur 91 wir nicht, was der un⸗ deutliche Reiter ſein ſoll er hat ſo eine halbe Aehnlichkeit mit Napoleon Wir werden noch⸗ mals auf die Ausſtellung, die jedem unentgelt⸗ lich geöffnet, zurückkommen und können den Beſuch warm empfehlen. Jedem Bild iſt ein Zettel mit dem Namen des Malers und dem Preis beigegeben. H. R. H. Rundſchau über Tbeater und Kunſt. Es ſcheint, daß ſelbſt die Vorſehung anti⸗ Erſt in den letzten Wochen haben Pa⸗ Wagner's Geburtstag angeſetzte„Götter⸗ riſer Zeitungen, darunter ſehr angeſehene, dagegen proteſtirt, daß die Anſchauungen der von Derouléde geleiteten„Patrioten⸗ liga“ gleichbedeutend ſeien mit den An⸗ ſchauungen Frankreich's. Aber in dem großen Lärm, der damals gerade wegen dem angeblichen franzöſiſchen„Revanche⸗ krieg“ angeſchlagen wurde, verhallten dieſe Stimmen der Vernunft ungehört im Winde. Würde man bei uns darauf ſehen, daß auch derartige beruhigende Aeußerungen franzöſiſcher Zeitungen zur Kenntniß un⸗ ſeres Publikums gelangten, dann würde manches Vorurtheil gehoben und manche unnöthige, Handel und Wandel empfind⸗ lich ſchädigende Beſorgniß würde dadurch vermieden werden. (Schluß folgt.) Politiſche Ueberſicht. * Mannheim, 27. Mai. Deutſchland. Nach Ueberweiſung der Branntweinſteuervorlage an eine Kom⸗ miſſion hat es der Reichstag für nöthig exachtet, in ſeinen Berathungen eine Pauſe eintreten zu laſſen. Er hat, wie wir be⸗ reits mitgetheilt haben, ſeinen Präſidenten ermächtigt, die nächſte Sitzung anzuberau⸗ men und die Tagesordnung derſelben feſt⸗ zuſetzen. Es wird ſich wohl um eine vier⸗ zehntägige Vakanz handeln. Nach den auf⸗ regenden„ſpirituöſen“ Debatten der letz⸗ ten Tage iſt den Herren eine kleine Er⸗ holung wohl zu gönnen. Daß das Verhältniß Deutſchland's zum„perfiden Albion“ zur Zeit ein ziemlich gutes iſt, das verdenkt man uns im Lande unſeres „Erbfreundes“, in Rußland, ganz gewaltig. Das bekannte Organ der Panſlaviſten, die „Moskauer Zeitung“, läßt ſich hierüber in folgender characteriſtiſcher Weiſe aus: „Zur Zeit der afghaniſchen Grenzfrage pries man in Berlin Rußland als den nächſten Nachbar, ſeine Freundſchaft ſei für die Gegenwart wie für die Zukunft von hohem Werthe. Jetzt erweiſt es ſich, daß ihm England ein ebenſo naher Nachbar iſt. Weſſen Partei wird nun aber Deutſch⸗ land ergreifen, falls ein Conflikt zwiſchen ſeinen„nächſten Nachbarn“ ausbrechen ſollte? Die Freundſchaft Rußlands wird dämmerung“ erleidet zum zweiten Male Schiffbruch, diesmal„wegen Hinderniſſen in der Complelirung des Orcheſters“, eine Stimme aus dem Redaktionspapierkorb flü⸗ ſtert zwar etwas von Knapp, Krämer⸗Widl. Hitze, Weigerung, aber ein energiſches Pſi legt derſelben wieder Schweigen auf.— Das weiter in Ausſicht genommene Gaſtſpiel des Frl. Ottiker beſtätigen wir erſt eine Stunde nach der Vorſtellung. Dagegen freuen wir uns ſchon heute auf Herrn Knaak d. wir freuen uns nicht, denn gewöhnlich wird das mit Freude erwartete zu Waſſer und da ziehen wir es doch vor, Ende Juni bei Wiener Witzen zu Waſſer zu werden, als daß dieſe ſelbſt ein ſolches Schickſal erreicht.— Die Walhallatruppe gibt, wenn auch keine 4 Wochen, ſo doch 4 Tage Vorſtellungen. „S' iſt zwar kein Unglück, aber es ärgert einem doch“.— Neugierig ſind wir auf das Ballet, da ſchon ſeit Jahren kein größeres Ballet von unſerm Balletcorps aufgeführt worden iſt; auch die am 4 nächſten Monats ſtattſindende Volksvorſtellung erregt unſer Intereſſe. Kurz, es ſtehen uns wieder einige genußreiche Abende und vielleicht auch einige Ueberraſchungen bevor.„Qui Firra, verra.“— Von auswärtigen Theatern regt ſich nur heſonders Frankfurt. Zu den geſtern gemeldeten Novitäten folgen heute nachträg⸗ lich noch die Neueinſtudirungen von Doni⸗ „Linda di Chamounix“, Meyer⸗ eer„Nordſtern“, Donizettis Luere⸗ zia Borgig“ na 5 pler und Jüdin“ vergangene Woche wieder⸗ aufgeführt worden. Saint⸗Sasns„Hein⸗ rich VIII.“ ward wieder ad acta gelegt;„das kommt davon, wenn man auf Reiſen geht.“ den Himmel arell⸗blau erſürablen zu laſſen. waaneriſcher Stimmung iſt, denn die zu Zum Beſten der Bühnengenoſſenſchaft findet und muß für Deutſchland ſo lange einen * 20 Inlertionspreis: ge Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 30 Pfg Anzeigen werden von allen Annoncen⸗Expebitionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen Bei größeren Aufträgen Rabatt. druck der Dr. Y. Haas'ſchen Huchdruckerei, E0% neben der katholiſchen Spitalkirche in Mannheim⸗ Telephonauſchluß Nr. 218. heimer Volksblatt und Handels⸗Zeitung. Organ für Jedermann. Freitag, 28. Mai 1896. hohen Werth haben, als letzteres ſich ge⸗ zwungen ſieht, am Rhein und hinter dem Rhein drohende Truppenmaſſen zu halten, ſo lange, um einen Ausſpruch von Gene⸗ ral Moltke im deutſchen Parlamente zu gebrauchen, als Deutſchland im Weſten Front ſtehen muß. Rußland hat aber ſchon die Veränderung in den Beziehungen zwiſchen Deutſchland und England, die jetzt ſo nahe und gute Nachbarn geworden ſind, gemerkt. Vor einigen Jahren ſprach man in Deutſchland von einer Erneue⸗ rung des Continental⸗Syſtems mit Deutſch⸗ land an der Spitze. Die Kolonial⸗ politik des Fürſten Bismarck und die Abmachungen mit England haben jetzt nicht einmal eine Erinnerung an die Träume gelaſſen; der am 10. April als Ergänzung zu der Vereinbarung über die Anſchlußſphären abgeſchloſſene Vertrag hat die kolonialen Handelsintereſſen Englands und Deutſchlands eng verknüpft. Und dies iſt nicht blos eine Idee, dies iſt eine Thatſache, mit der die künftige Politik zu rechnen haben wird.“ Während man bei uns in Deutſchland gewöhnt iſt, jede Aeußerung eines beliebigen franzöſiſchen Blattes, deren Pointe ſich gegen uns richtet, auf die Goldwaage zu legen, igno⸗ rirt man die Ausfälle ruſſiſcher Zeitungen faſt durchweg, was jedoch keineswegs auf das Gefühl geiſtiger und phyſiſcher Ueber⸗ legenheit zurückzuführen iſt, ſondern auf dasjenige gedankenloſer Sicherheit. Wir haben bereits in den Leitartikeln der „Bad. Volks⸗Ztg.“ von geſtern und heute ausgeführt, daß die franzöſiſchen Maul⸗ helden bei uns ſtets überſchätzt werden; auf der anderen Seite aber ſcheint es uns, daß man den mehr oder minder ver⸗ ſteckten Drohungen der Ruſſen zu wenig Werth beilegt. Fraukreich Die Franzoſen wollen ihren Prinzen wieder einmal den Stuhl vor dlt Thüre ſetzen. So ganz Unrecht hätten ſie nicht, wenn ſie dies thun würden. Ganz abgeſehen davon, daß derartige Menſchen⸗ kinder von„Gottes Gnaden“ in einer Republik höchſt überflüſſig ſind, bilden ſie auch eine ſtändige Gefahr für dieſe, na⸗ mentlich, wenn ihnen noch die Mücken von ihrem„erhabenen Berufe“ in den Köpfen herumſurren. Daß ſpeziell die franzöſiſchen Tü Sc ee d ſtatt, mit drei Gäſten, von denen beſonders Moran⸗Olden bekannt ſein dürfte⸗ Mainz, das momentan durch die Meininger in der Kunſtwelt eine beſondere Stelle ein⸗ nimmt, kehrt mit dem 1. Juni wieder zu ſeiner früheren Größe zurück. Die Meininger geben nämlich nur noch wenige Vorſtellungen U. A.„Maria Stuart“,„der Widerſpännſtigen Zähmung“, die„Braut von Meſſina“,„ el, „Was ihr wollt“. Die drei Metropolen (nebenbei geſagt keine ſtaatsfeindlichen Polen, darum auch nicht ausgewieſen) können auch nicht darüber hinwegtäuſchen, daß es heiß; das Repertoire derſelben iſt wenigſtens ziem⸗ lich„ſchwül“ und die Sue bilder die Sorge für den Winter, ien gibt heute ſchon bekannt, daß zur Feier von Webers 100. Geburtstage ein Webereyklus axrangixt wird, Übrigens wird es auch hier paſſend ſein wenigſtens an dieſem— 5 eine Feſtoper zu veranſtalten, wir werden bis dahin nochmals darauf zurückkommen. Paris thut ſich bei dieſer Hitze die Qual an Gounod's Orato⸗ rium„Mors et vita“ anzuhören, wie viel mag die Hitze zum Gefallen deſſelben beigetragen haben? Berlin hat die ruſſiſche Tragödin Eliſabeth Goreva gut empfangen; der Kritiker O. Bl.(Berliner Tageblatt) ſchwärmt 05 nicht für die ruſſiſchen Sprachſchön⸗ eiten und behauptet wohl mit Recht, daß das Publikum nicht der Dame Reden, ſon⸗ dern Mienen und Augen verſtanden und auch denſelben Beifall geſpendet habe.— Herr Dröſcher als Bolz(Journaliſten) konnte keinen Erfolg erringen und wird wohl kein Engagement zu Stande kommen.— Heinr. Hofmann hat eine neue Oper„Donna Diana“ vollendet und gelanat dieſelbe am Berliner Operndaus zur Aufführuna, ſoviel 2. Seite Prinzen— ob ſie nun zu den orleaniſti⸗ ſchen, legitimiſtiſchen oder bonapartiſtiſchen zählen— nur auf eine günſtige Gelegen⸗ heit warten, um der franzöſiſchen Repub⸗ lik den Garaus zu machen, das liegt auf der Hand. Beſonders gefährlich ſind in dieſer Beziehung namentlich die ſteinreichen Orlean's. Wenn die Sippſchaft des Lan⸗ des verwieſen wird, iſt hoffentlich die Re⸗ publik nicht ſo dumm, ſie ihre ungeheuren Reichthümer, die von Rechtswegen dem Lande gehören, mitnehmen zu laſſen. Die einzigen Bedenken, die der Ausweiſung jetzt noch entgegenſtehen, reſultiren aus der Thatſache, daß die Orleans faſt mit ſämmt⸗ lichen regierenden Häuſern Europa's ver⸗ wandt und verſchwägert ſind. Und Herr Freyeinet iſt ein gar vorſichtiger Mann! Orient. Obwohl es noch vor einigen Tagen, anläßlich der berichteten Vorpoſten⸗ gefechte zwiſchen Türken und Griechen, den Anſchein hatte, als ſtänden wir am Vorabend eines türkiſch⸗griechiſchen Krie⸗ ges, ſo hat ſich doch der politiſche Hori⸗ dont jetzt mit überraſchender Schnelligkeit aufgehellt. Wie wir an anderer Stelle dieſes Blattes mittheilen, hat geſtern der griechiſche Miniſterpräſident Trikupis in der Kammer die Zurückziehung der tür⸗ kiſchen und griechiſchen Truppen von der Grenze, ſowie die zur Abrüſtung getrof⸗ fenen Maßregeln mitgetheilt. Das neue griechiſche Kabinet ſcheint mehr Feſtigkeit und Vernunft zu beſitzen, als man ihm von Anfang an zugetraut hat, aber auch die kriegeriſche Stimmung der Bevölkerung muß im Abnehmen begriffen ſein, denn ſonſt könnte die Regierung ſchwerlich ſo viel Friebensliebe an den Tag legen. Deutſches Reich. Berlin, 26. Mai. Die Morgenzeitungen bezeichnen die über den Nachtrags⸗Etat kurſirenden beunruhigenden Gerüchte als völlig grundlos. Es handle ſich um keine außergewöhnlichen, ſondern bereits thatſäch⸗ lich vom Reichstage genehmigte, nur noch ziffermäßig im Etat feſtzuſtellende militäri⸗ ſche Aufwendungen. Berlin, 26. Mai. Die heute ſtattge⸗ habte Beerdigung Ranke's erfolgte in feierlichſter Weiſe unter Betheiligung der geſammten Studentenſchaft und Kapazi⸗ täten der Wiſſenſchaft und Kunſt. Eine unabſehbare Wagenreihe wurde von Gala⸗ Equipagen des Kaiſers und des Kron⸗ prinzen eröffnet; um 5½ Uhr ſetzte ſich der Kondukt in Bewegung, ging über die Linden, den Luſtgarten nach der Sophienkirche. Die nächſten Angehöri⸗ gen folgten zu Fuß. In der Kirche waren anweſend der Kronprinz, der Erb⸗ prinz von Meiningen, die Miniſter Putt⸗ kamer und Goßler, zahlreiche Generäle, Offtziere und die Spitzen der ſtädtiſchen Behörden. Die Trauerrede wurde von Oberhofprediger Koegel gehalten. Nach Beendigung der Feierlichkeit wurde die Leiche nach dem Sophienkirchhof überführt. Der Kronprinz und der Erbprinz von Meiningen wohnten der Beſtattungsfeier⸗ lichkeit bis zum Schluß bei. Ausland. Rom, 26. Mat.(Cholerabericht.) In Bari ſind 3 Erkrankungen, ein Todter, im Venedig 22 Erkrankungen und 12 Todte zu verzeichnen. Wir wiſſen, hat noch ein weiterer Berlmer Eomponiſt dieſen Tert in Muſik geſetzt, welche der beiden Opern die Beſſere, muß die ſt lehren. H. R. H. Su. bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Mannheim. Mittwoch den 26. Mai 1886. Margarethe. VSde Oper in 5 Aufzügen von Gounod. B. Frl. von Marſich that als Opern⸗ Gretchen den zweiten Verſuch und that ihn mit etwas beſſerem Erfolg, ſo lange es ſich um die rein materielle Klangwirkung ihrer nicht unſympathiſchen Stimme handelt. In dieſer überaus ſangbaren, mit aller Süßig⸗ keit Gounod'ſcher Melodik ausgeſtatteten Gretchenpartie vermochte die Sängerin in manchen Momenten, wenn auch nur nach rein⸗ſtimmllicher Seite hin, ein geringes mehr Intereſſe zu erregen, als bei jenem verfehlten Debüt als Agathe. Und doch war Alles, was ſie geſtern herausbrachte, wieder ſo unfertig, ſo ganz noch in den muſikaliſchen Kinderſchuhen ſteckend, daß man beiden Thei⸗ len, den hieſigen Theaterverhältniſſen und der jungen Dame wahrlich einen ſchlechten Dienſt erwieſen würde, wollte man ſich nur in der leiſeſten Weiſe mit einem Engagement der letzteren einverſtanden erklären. An anderer, weniger anſpruchsvoller Stelle Möge Frl. von Marſich ihre Lehrjahre durch⸗ machen, dort möge ſie genauere Beherrſchung ihrer Aufgaben nach geſanglicher und dar⸗ ſtelleriſcher Seite hin lernen; vielleicht ent⸗ wpickelt ſie ſich dort in aufſteigender Weiſe. Wer wird den Muth haben, einem künſtleri⸗ Werden die Zukunft abzuſprechen, wer Wird Badiſche Petersburg, 26. Mai. Es verlautet, eine Anzahl hieſiger Fabrikarbeiter hätte bei dem Stadthauptmann eine Bittſchrift um Genehmigung der Gründung eines Arbeitervereins nachgeſucht. Es erfolgte ſofort die Verhaftung ſämmtlicher Unter⸗ zeichner der Bittſchrift. London, 26. Mai. Im Unterhaus wurde die Berathung über die Home⸗Rule⸗ Bill nach ſiebenſtündiger Debatte auf Donnerſtag vertagt. Im Laufe der De⸗ batte hatte Trevelyan erklärt, er könne für die Home⸗Rul⸗Bill nur dann ſtimmen, wenn dieſelbe ſo abgeändert werde, daß die iriſche Landankaufsbill unnöthig würde. Neueſte Nachrichten. Athen, 26. Mai. In der Kammer theilte Trikupis die Zurückziehung der türkiſchen und griechiſchen Truppen von der Grenze, ſowie die zur Abrüſtung getroffenen Maß⸗ regeln mit. Sodann legte er einen Ent⸗ wurf für eine temporäre Anleihe von 20 Millionen vor. Madrid, 26. Mai. In der Nitroglyce⸗ rinfabrik von Alduya(Provinz Valencia) fand eine Exploſion von Glycerin ſtatt. Die Fabrik wurde zerſtört und 13 Per⸗ ſonen getödtet. Catania, 26. Mai. Die Lava rückt ſiebzig Meter per Stunde vorwärts und hat bereits Monte Nocilla überſchritten, das Kloſter Nicoloſi erreicht und viele Wein⸗ gärten bedeckt. DieAuswanderung nimmt zu. Vom Tage. * Unfall. Ein Burſche hantirte geſtern Nachmittag überm Neckar mit einem Revolver 800 choß ſich hierbei eine Kugel durch die and. „Bo Blutſturz befallen wurde geſtern Abend plagiech auf der Straße der hieſige Kaufmann 8 Werle und war der Blutverluſt 0 ſtark, daß derſelbe kurze Zeit nachher ver⸗ ſtarb. Ein Unglücklicher. Der ledige Kauf⸗ maun Eiſentzardt von Ladenburg, der vor einigen Wochen einen Selbſtmordverſuch machte, lebt noch immer. Er iſt nun vollſtändig er⸗ hlindet und der Art gelähmt, daß er keine Verrichtung mehr ſelbſtändig vornehmen kann. Als eine Wehlthat mag es bei Dieſem erſchei⸗ nen, daß ſein Geiſt umnachtet iſt. „Käferthal, 27, Mai. Wie wir aus zu⸗ verläſſiger Quelle hören, findet am Sonntag, den 27. Juni dahier der erſte Delegirtentag des Rhein⸗Neckar⸗Militärgauverbandes ſtatt und wird dieſe Nachricht von der hieſigen Einwohnerſchaft freudig begrüßt, weil mit dieſem Delegirtentag eine größere Militär⸗ Feſtlichkeit verbunden ſein wird. Die Feier verſpricht eine großartige zu werden, denn die Arrangirung iſt in tüchtige Hände gelegt, und Alt und Jung wird Alles aufbieten, den alten Soldaten den Aufenthalt in Käferthal ſo an⸗ genehm als möglich zu machen. Weinheim, 26. Mai. Bei der auf heute Nachmittag 4 Uhr in dem oberen Rath⸗ hausſaal dahier anberaumten Verſammlung des Gemeinderaths und„Bürgerausſchu es waren ſämmtliche Mitglieder dieſer beiden Corporationen, ſowie Vertreter der nicht⸗ bürgerlichen Einwohner anweſend. Zur Be⸗ rathung und Beſchlußfaſſung ſtanden folgende Gegenſtände: 1. Die Ernennung der Commiſſion zur Ent⸗ werfung des Abhörbeſcheids zur Gemeinde⸗ rechnung für 1884. 2. Die Heſtellung der Controlbehörde gemäß 9 151 18 9 2 der Gemeindeordnung. 3. Die Feſtſetzung der Tabakswaaggebühren. 4. Die Feſtſetzung der Gebühren der Ge⸗ meinderathsmitglieder, welche der Ortsbau⸗ kommiſſion angehören. 5. Die Feſtſetzung einer Pauſchalſumme für die ſtädt. Straßenbeleuchtung mit Gas für die Zeit vom 1. März 1886/87. 6. Die Beſtimmung der Beiträge der Neu⸗ hürger zu den Feuerſtſchanſtalten. Frl. von Marſich jetzt ſich gibt und voraus⸗ ſichtlich auch noch einige Zeit lang ſich geben wird, iſt ſie nicht die für unſere ſpeziellen Bedürfniſſe paſſende Perſönlichkeit. Die Gründe, die ich bei Mrſie en gegen Frl. von Marſich anzuführen für nothwendig hielt, bleiben auch 5 noch die⸗ ſelben und ſind in ihrer Stichhaltigkeit nicht im geringſten durch manches beſſer gelungene des geſtrigen Abends alterirt. Von den unſrigen haben Fräulein Sorger, ein lie⸗ benswürdiger, gar zu hübſcher Siebel, Herr Mödlinger in ſeines Teufels All⸗ gewalt als vortrefflich zu gelten, fer⸗ ner kann man Herrn Kraze eine gelungene Sterbeſcene nachſagen, wie ſie wohl die mei⸗ ſten Valentin's produziren, ſonſt wird man ihn von dem ihm eigenen Flackern des To⸗ nes nicht ganz freiſprechen können. Herr Gum weiß wohl ſo gut als ich, daß ihm der Fauſt“ eigentlich gar nicht liegt, außerdem thut er in darſtelleriſcher Hinſicht aber auch verteufelt wenig, um nur einigermaßen das Intereſſe für ſeinen Helden wach zu halten, der böſe Geiſt hinter der Scene und der böſe Geiſt auf der Scene, der ſich in der wenig wachſamen Regieführung zu erkennen gab als nichts ſchaffender, haben in mir wieder von neuem die Gewinnung eines ſtimmfriſchen Baßbaritons, der ſo manche Invalidenſäule erlöſen müßte, ferner die dringliche Aneig⸗ nung eines ſach⸗ und fachkundigen, phantaſie⸗ begahten Regiſſeurs für das Reich der Oper, als äußerſt nothwendig erſcheinen laſſen. Druckfehler⸗Berichtigung. „B. In dem Schlußartikel über den ſonntäglichen„Fidelio“ iſt eine Deduktion anderſeits io ahnungsvoll ſeine ine ſprach don der me eſeits nicht zu verſtehen geweſen. Ich Wechſelbesiebung zwiſchen Volks⸗Zeitung⸗ Entwicktung vorausſagen zu wollen? So wie 28. Mai. 7. Die pachtfreie Ueberlaſſung von Almend⸗ gelände an das Conſortium zur Erbauung der Secundärbahn von Weinheim nach Mann⸗ heim und damit verbundene Neu⸗Eintheilung der Almendſtücke. 8. Genehmigung eines zwiſchen der Ge⸗ meinde Weinheim und Albert von Touſſaint aus Mannheim abgeſchloſſenen Vergleichs, das Stahlbad Weinheim betr. 9. Genehmigung des Gemeindevoranſchlags für 1886. 10. Verkündigung der Gemeinderechnung für 1885. „Die beiden erſten Punkte fanden dahin ihre Erledigung, daß die früheren Mitglieder der betr. Commiſſion reſp. der Controlbehörde einſtimueig wiedergewählt wurden; ebenſo wurden die sub 3 und 4 bezeichneten Ge⸗ bühren wie früher feſtgeſetzt. Eine ſehr lebhafte Debatte entwickelte ſich bei der hierauf folgenden Berathung über die Feſtſetzung einer Pauſchalſumme für die ſtädtiſche Straßenbeleuchtung mit Gas für die Zeit vom 1. März 1886/87. Von einer ruhigen, objektiven und ſachgemäßen Be⸗ ſprechung dieſes Gegenſtandes war zuweilen gar keine Rede; es zeigte ſich bei einzelnen Theilnehmern an der Diskuſſion eine ziem⸗ liche Erregtheit; es fielen einzelne nichts weniger als parlamentariſche Aeußerungen, wie z. B. Herr Kronenwirth Schütz es für gut fand, von Vorſpiegelung falſcher Thatſachen, Schwindel, und Herr Pfrang von einer Ueberrumpelung des Gemeinderaths zu ſprechen. Dieſe eußerungen, welche vom Herrn Bürgermeiſter entſchieden zurückgewieſen wurden, dürften leicht ein Nachſpiel vor dem Gericht im Gefolge haben. Nach längerer Diskuſſion wurde der Verein⸗ barung, wonach die Gemeinde für die Zeit vom 1. März 1886/87 eine Pauſchalſumme von 6000 Mark an die Geſellſchaft entrichtet, einſtimmig die Genehmigung ertheilt. Poſ. 6. Die Beiträge der Neubürger zu den Feuerlöſchanſtalten werden von früheren 6 fl. auf 12 Mk, feſtgeſetzt. oſ. 7. Wie bekannt, iſt die Frage der Er⸗ bauung einer Sekundärbahn von Weinheim nach Mannheim in ein neues Stadium ge⸗ treten, nachdem die Conceſſion zur Erbauung einem Conſortium übertragen worden iſt. Der Vertreter dieſes Conſortiums, Ober⸗Ingenieur Paulſen aus Darmſtadt, hat nun bei dem Gemeinderath Weinheim angefragt, ob er ge⸗ neigt ſei, das in die projektirte Bahnlinie fallende Almendgelände an die Geſellſchaft pachtfrei zu überlaſſen. Der Gemeinderath hat nun in Würdigung der Wichtigkeit dieſes Gegenſtandes die Sache reiflich überwogen und ſich entſchloſſen, den Vertrag abzuſchließen. Es handelt ſich hierbei um die pachtfreie Ue⸗ berlaſſung von Gelände und um Neueinthei⸗ lung der Almendgelände auf Koſten des Con⸗ ſortiums. Das in die Bahnlinie fallende Ge, lände wurde vom Bezirksgeometer als drei Morgen umfaſſend bezeichnet. Nach kurzer Diskuſſion wurde dieſem Ver⸗ trag einſtimmig die Genehmigung ertheilt. Poſ. 8. An Herrn v. Touſſaint verkaufte die Gemeinde Weinheim unterm 22. Auguſt 1881 den damaligen ſogen. Kurbrunnen, um den von 2000 Mk, an welchem Betrag jedoch eine Brandkaſſenentſchädigung vom 700 Mark abging. Herr v. Touſſaint hat auf dieſem Grundſtücke das Stahlbad in dem Zuſtand eingerichtet, in dem es ſich jetzt be⸗ findet. Er hat hiebei ſeine Rechnung nicht gefunden und glaubt hauptſächlich, daß eine Servitut, welche exr mit übernommen hat, daran ſchuld ſei. Dieſe Dienſtbarkeiten be⸗ ſtehen darin, daß genanntes Bad auf ewige Zeiten als öffentliche Badeanſtalt erhalten bleiben ſoll und daß Bäder an Arme Wein⸗ heims um 30 Przt. billiger als an Andere abgegeben werden müſſen. Herr v. Touſſaint hat im vorigen Jahre beim(kneinderath angefragt, ob man nicht bereit zei, ihm ge⸗ nannte Servituten zu erlaſſen. Damals er⸗ klärte ſich der Gemeinderath dagegen, in Folge deſſen Herr v. Touſſaint gegen die Gemeinde einen Prozeß anſtrengte, um den Kaufvertrag für ungiltig erklären zu laſſen, Im Verlaufe des Prozeſſes brachte Herr v. Touſſaint aber⸗ mals obiges Anſinnen an den Gemeinderath und erklärte ſich hereit, den wahren Werth der Kurbrunnengelände zu bezahlen. Darauf alaubte der Gemieinderath eingeſen zn ſoſſe eeeeeee eeeeeeeee.————— dem leeren Hauſe und dem vonen Klaug⸗ vermögen, das zwei Mitglieder unſerer Oper Die Conſequenzen dieſes ſeltſamen ſpendeten. Vorfalls kamen mir bedenkenerregend vor, wenn ſie ſymptomatiſch werden ſollten, nicht ſympat hiſch, wie es damals zu leſen war. —— Theater⸗Humor. — Ein vom Lampenſieber ſtark befallener Tenoriſt wagte ſeinen erſten theatraliſchen Verſuch als Walther von der Vogelweide. Vor ſeinem Auftritt im Sängerkrieg warnt ihn ein boshafter College vor dem Fehler ſtatt„Du ſollſt in Inbrunſt ihn verehren“, zu ſingen„Du ſollſt in In nsbruck ihn verehren.“ Selbſtverſtändlich macht ihm die Angſt die Gedanken ſo verwirrt, daß er natürlich das Falſche ſingt. Bei der Wieder⸗ holung ſagt der Regiſſeur: Singen Sie ſtatt „Inbrunſt“ das gleiche„Andacht.“ Der Sänger beginnt ſeine Arie, doch o Graus, er ſingt ſtatt„Andacht“:„Du ſollſt in Ans⸗ baſch ihn verehren“. — Ein manierirter Schauſpieler, der dramatiſchen Unterricht ertheilt, wohnt mit einem ſeiner Kollegen dem erſten Bühnenver⸗ ſuch eines ſeiner Schüler bei. Da den Andere viel richtiger als ſich ſelbſt beurtheilenden Meiſter, die unnatürliche Spielweiſe ſeines Zöglings irritirt, ſchreit er plöͤtzlich ärgerlich: Weiß der Teufel, von wem dieſes manierirte Talent all die Fehler her hat, von mir ge⸗ wiß nicht!“—„Das glaube ich ſelbſt,“ er⸗ widert der Kollege boshaft,„wenigſtens vermiſſe äch noch keinen der gerügten Fehler an Dir. ——— und hat als Kaufpreis für jenes Gelände — 3/ Morgen— 7000 Mk. verlangt und außerdem bedungen, daß Herr v. Touſſaint für den Nachtheil, welcher ihm in Folge je⸗ nes Kaufvertrags zugefügt worden, 2000 M. verzinslich zu 2½ Przt. vom 15. Mai 1886, ſowie die Prozeßkoſten bezahle. Dafür ſolle er freier, unbeſchränkter Eigenthümer des Kurbrunnens werden. Der Gemeinderath hat dieſen Vergleich einſtimmig angenommen, von der Anſicht ausgehend, daß es im In⸗ tereſſe der Gemeinde liege, möglichſt wenig zu prozeſſiren und einen einmal begonnenen Prozeß lieber mit einem mageren Vergleich zu beendigen als weiter zu führen; der Ge⸗ meinderath ging weiter von der Anſicht aus, daß dieſer Prozeß auch dann, wenn die Ge⸗ meinde denſelben in allen Inſtanzen gewinne, die Quelle weiterer Prozeſſe werden würde; denn Herr v. Touſſaint hatte erklärt, daß er den Kurbrunnen nie mehr unter den ſeitherigen Bedingungen eröffnen würde. Man glaubte auch Herrn v. Touſſaint entgegenkommen zu dürfen, weil man von der Anſicht ausging, daß, wenn derſelbe das Bad verkaufe, doch die Einrichtungen für das Bad vorhanden ſeien, die kein Eigenthümer brach liegen laſſen, ſondern in ſeinem eigenen Intereſſe nutzhar machen wird. In der hierauffolgenden Diskuſſion ſpracher gegen den die Herren J. Kinſcherf und Freudenberg. Erſterer insbeſondere meinte, die Gemeinde brauche ſich vor einem Prozeſſe nicht zu fürchten; wenn die Gemeinde das Recht hergebe, ſo ſei dies eine Schande. Herr Bürgermeiſter Ehret tritt dem entgegen, indem er ſagt, der Ausdruck„Schande“ be⸗ dinge die e daß der Gemeinde⸗ rath ſich einer Handlung ſchuldig gemacht hätte, die wirklich ſo zu betrachten ſei, daß man ſich darüber ſchämen müſſe; das müſſe er aber entſchieden zurückweiſen. Nach⸗ dem noch insbeſondere von den Herren Pfrang, Zinkgräf, Klein über die Heil⸗ ſamkeit des bnn reſp. über die Be⸗ nützung des Stahlbades als Armenbad ge⸗ ſthloſſen worden, wird die Diskuſſion ge⸗ chloſſen und der Vergleich mit H. v. Touſſaint mit allen gegen 2 Stimmen genehmigt. Poſ, 9. Den wichtigſten Punkt der Berath ung bildete die Genehmigung des Gemeinde⸗ voranſchlags pro 1886—87. Herr Bürger⸗ meiſter Ehret: Man ſei ſeit einer Reihe von Jahren von der Anſicht ausgegangen, daß 40 Pf. Umlagen genügend ſeien, um die Ge⸗ meindeauslagen zu beſtreiten. Darin habe ſich der Gemeinderath wie Bürgerausſchuß im Irrthum befunden. Seit einer Reihe von Jahren ſeien Gelder in der Gemeindewirth⸗ ſchaft verwendet worden, welche nicht dahin gehörten; es ſeien Mittel in die Rechnun eingeſtellt worden, für Arbeiten, die aber na Umlauf der Zeit nicht gemacht, während die dafür ausgeworfenen Beträge dahingeſchwun⸗ den ſeien, ſo für Umpfläſterungsarbei⸗ ten, für die W für Ver⸗ beſferung der Dämme; alle die dafür beſtimm⸗ ten Gelder ſind en und die Arbeiten nicht gemacht. Wenn man die Finanzlage einer genauen Prüfung unterzogen hätte, hätte man geſehen, daß eine Umlage von 40 Pfg. nicht genügt. Er müſſe daher einen Vor⸗ anſchlag unterbreiten, der kein erfreuliches Bild aufweiſe. Die Gemeinde habe keine großen Einnahmen, aber ſehr große Ausgaben, Um der herrſchenden Kalamität abzuhelfen, ſei das eine möglich: Erhöhung der Um⸗ agen. Die Geſammteinnahmen betragen 31/094 M. gegen eine vorjährige Einnahme von 39,744 M. Die Geſammtausgaben betragen 117.341 M gegen 117,361 M. im vorigen Jahre. Nach unweſentlicher Diskuſſion wird dem Beſchluß des Gemeinderaths, die Umlagen auf 50 Pf. von 100 M. Grund⸗, Häuſer⸗ und Einkommenſteuer, bezw. auf 88 Pf. von 100 M. Kapitalrentenſteuerkapital zu erhöhen, mit allen gegen 5 Stimmen die Genehmigung ertheilt. „Den letzten Punkt bildete die Verkündigung der Gemeinderechnung pro 1885, welche„im Lauſſchritt“ vorgenommen wurde⸗ („Nach Schluß der Verhandlung ſtellte Herr Bürgermeiſter Ehret den durch Akklamation angenommenen Antrag, folgendes Telegramm an den Großherzog von Baden abzuſenden: „Der heute zur Beſprechung von Gemeinde⸗ angelegenheiten verſammelte Gemeinderath und Bürgerausſchuß der Stadt Weinheim rlaubt ſich Eurer Kgl. Hoheit die wärmſte 1 erlan gl. Hol wärn Theilnahme und aufrichtigſten Glückwünſche zu der fortſchreitenden Geneſung Sr. K. H. des Erbgroßherzogs Friedrich Unterthänigſt darzubringen.“ „ Weinheim. 26 Mai. Der 18jährig Fabrikarbeiter Lutz hat ſich heute Mittag in ſeiner Wohnung erſchoſſen.— Stuhlmacher Deck, über deſſen Brandunfall wir geſtern berichteten, iſt heute Abend 5 Uhr an den erlittenen Verletzungen Höſtorben. O Karlsruhe, 26. Mai Vorigen Sams⸗ tag beging der ſchon ſeit 41 Jahren in der G. Braun'ſchen Hofbuchdruckerei beſchäftigte Schriftſetzer Herr A. Grieshaber ſein 50jähriges Buchdruckerjubiläum. Der Ehef des Geſchäftes, Herr Heinrich Knittel, veran⸗ ſtaltete dem Jubilar unter Zuzug des Per⸗ ſonals ein häusliches Feſt mit Frühſtück und Angebinde zum Ehrentage, beſtehend in einem Fauteuil mit Fußſchemel, nebſt einem werth⸗ vollen Geldgeſchenk. Das Druckerei⸗Perſonal überreichte demſelben einen goldenen Siegel⸗ ring mit eingegrabener Widmung, von den Lehrlingen erhielt er einen ſchönen Spazier⸗ ſtock mit Elfenbeingriff. Abends fand denn im Eintrachtsſaale eine weitere wohlgelungene Feier ſtatt. Bei dem von Herrn Knittel ge⸗ gebenen Feſtmahle waren das Perſonal, die Familie des Jubilars und Geſchäfts⸗ freunde des Hauſes vereinigt, Anſprachen und Toaſte wechſelten mit Geſangsvorträgen ꝛc. Aus dem Gr. Geheimen Cabinet traf ein Schreiben ein, das Herr Knittel verlas. Es betraf die Verleihung der ſilbernen Me⸗ daille ſeitens des Großherzogs an den Jubi⸗ lar als Anerkennung für die langjährige kueue Pllichterfüllung. „˙¹˙