Abonnemnpretsis e: pro Monat 50 Ufg.— Auswärts durch die Poſt 65 Pfg Man abonnirt in Rlannheim bei der Expedition E 6, 2, ſowie be allen Zweig⸗Expeditionen und Trägerinnen.— Auswärts bei allen Poſt⸗Anſtalten des deutſchen Reiches und den Briefträgern. Die Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Herausgeber Or. jur. Dermann Daas in Maunheim⸗ Mannhei 125. ——— Deutſchland und Frankreich. (Schluß.) Welcher objektiv Denkende wird nicht dem Gewährsmann des„Schwäb. Mer⸗ kur“ rückhaltslos zuſtimmen, wenn er 10 0 ög⸗ „„Ich gehe aber weiter und laſſe die lchkeit zu, daß in Folge von Umſtänden, die nicht vorauszuſehen ſind, eine Krlegsſtimmung Frankreichs ſich bemächtige. Dann iſt der Krieg immer noch in weiter Ferne. In Frankreich löſen die Kammern Sn die Kriegsfrage... Wie iſt es denkbar, da ſich ein Rath von 1000 Perſonen zu einer Kriegserklärung hinreißen ließe, namentlich bei der Stellung der Parteien, von welchen keine die Verantwortlichkeit eines Krieges übernehmen will und in einem Lande, in welchem heutzutage ein Nationalkrieg eine innere Revolution bedingt... Der Haupt⸗ faktor für die Unternehmung eines kriegs, eine militäriſche Ariſtokratie, beſteht überhaupt in Frankreich nicht. Der Offiziers⸗ ſtand iſt kein bevorzugter Stand und er hat nicht mehr Einfluß und Anſehen als irgend andere Staatsbeamte, deren Vorzug in der öffentlichen Meinung im Ganzen äußerſt gering iſt. Der Adel, die Erb⸗ u. Geldariſtokratie haben keinerlei Verſorgungsanſtalt meyr im Soldatenſtand und die allgemeine Wehrpflicht iſt ſo ſtreng folgerichtig, daß die beſitzenden Klaſſen nicht einmal mehr den Vorzug des einjährigen Dienſtes haben. Der Einfluß der Armee als einer geſchloſſenen Geſellſchaft richtet ſich ſonach einfach nach den Wahlbülletins der Soldaten und es liegt auf der Hand, daß die überwiegende Mehrheit der Armee, für welche der Dienſt eine Laſt iſt, einen Krieg eher ver⸗ meidet denn herauſbeſchwört. Das Volk iſt Poſitiv, es hat ausſchließlich die Opfer eines Krieges als Soldat, Steuerzahler, Arbeiter und Induſtrieller zu tragen.“ Eine derartige geſunde Anſchauung lieſt ſich zwar etwas verwunderlich in einem nationalliberalen Blatte, verdient aber ge⸗ rade dadurch Beachtung daß ſie in einem ſolchen enthalten iſt. Eine offene Frage bleibt es allerdings, ob die offenen und ehrlichen Darlegungen des Pariſer Deut⸗ ſchen von ſo nachhaltiger Wirkung ſein werden, daß ſie unſere„patriotiſche“ Preſſe beſtimmen, künftig mit ihren Alarmnach⸗ richten ein wenig vorſichtiger zu ſein. Der im geſtrigen Artikel erwähnte Karl Frey iſt aus Berlin ausgewieſen worden, und zwar wegen ſeiner verloge⸗ nen und tendenziöſen Berichte über Ber⸗ liner Sittenverhäͤltniſſe u. ſ.., mit denen er die Spalten Pariſer Blätter füllte. Die Franzoſen weiſen die deut⸗ ſchen Journaliſten nicht aus, Feuilleton. Proportionen. Vier Sallde üne von H. R. H. Wald⸗Adylle. Der Lenz hatke ſein Szepter erhohen und auf ſeinen Wink ſproßten die Bumen, die Bäume knoſpten, die Lerche trillerte und die Nachtigall klagte. Um aber den Herrſcher würdig zu empfangen, hatten die Thiere Blumen, Bäume, Sträucher kurz Alles, was in das Reich des König Lenz gehörte, be⸗ ſchloſſen, ein großes Feſt zu feiern. Meiner Gewohnheit gemäß wandelte ich auch an dem zum Feſte auserkorenen Sonntage im Walde. Ich ſetzte mich auf eine niedere Steinhank und nahm mein Buch zur Hand. Allein nach kurzer Zeit legte ich es wieder zurück und betrachtete das herrlich vor mir ausge⸗ breitete Bild, das die größte Malerin, die Natur vollendet.— Die Luft durchzog eine friſche Kühle, ein eigenthümliches Rauſchen, wie fern verklingende Muſik, die Morgen⸗ röthe ſtieg am äußerſten öſtlichen Horizonte auf und ein dunkler Streif umgab in ſchwülem Tone den tieſhlauen klaren Himmel, im Weſten zeigte ſich der lichtgraue Dunſt der Smahlich weichenden Nacht. Tief unter mir lag, von dem aufſteigenden Nebel verhüll, der Rhein, in maleſtäliſcher Würde floß er un⸗ chtbar dahin, und ſchickte nur als Zeichen einer Macht ein dumpfes Rauſchen herauf u mir. Die Bäume ließen wie ſchlafum⸗ fan die friſchen Frühlingsgewänder mübe erabhängen; die Blumen hatten die Blüthen⸗ blätter zuſammengefaltet, in den Büſchen wiegten ſich träumend die Vöglein, kein Laut durch Hreckte die feierliche Stille, nur hin und wieder knackte ein Aſt von dem neuen mer —— weil ſie 9 —————————————————— ſich um die deutſchen Blätter weit weniger kümmern als um ihre einheimiſchen. Von ihrem Standpunkte aus haben ſie hierin auch vollkommen Recht. Würden wir es auch ſo machen und uns mehr um unſere eigenen Angelegenheiten kümmern, dann würde den Senſationsjägern das Handwerk ſchon einigermaßen gelegt. Freilich iſt die Kannegießerei über die ausländiſche Politik die Lieblingsbeſchäftigung des Philiſters am Biertiſche. Derſelbe Mann, der ſich ſcheut, ein Wort auszuſprechen, das von der kleinſten Behörde übel be⸗ merkt werden könnte, ſpringt, wenn es ſich un: ausländiſche Politik handelt, mit engliſchen, franzöſiſchen, amerikaniſchen Staatsmännern und Einrichtungen um, als wenn er, weiß der Himmel wie, mit denſelben vertraut wäre. Da kann er den Mund voll nehmen. Die Art und Weiſe aber, wie man ſich bei uns mit dem Auslande beſchäftigt, bildet das Barometer für unſere inneren Zuſtände. Dem Geiſte der Reaktion, der ſeit Jahren durch unſer Land geht, iſt es ganz angemeſſen, daß die Blicke von unſeren heimiſchen Verhältniſſen ab⸗ und dem Auslande zugewendet werden. Das war ſchon zu Zeiten des ſeligen Metter⸗ nich ein ganz probates Mittel und iſt es auch heute noch. Sache des Volkes indeſſen iſt es zu bekunden, ob es heute ebenſo wie damals auf die Dauer willens iſt, ſeinen Ideen und Gedanken die offi⸗ ziell vorgeſchriebene Richtung zu geben, oder ob es endlich anfängt, ſich K0 auf dieſem Gebiete zu emanzipiren. Wir wollen das letztere hoffen! Politiſche Ueberſicht. * Mannheim, 28. Mai. Deutſchland. Mit dem kirchenpoliti⸗ ſchen Frieden hapert es noch ganz gewal⸗ tig. Daß das gegenſeitige Mißtrauen kaum merklich abgenommen hat, zeigt ein Blick in die„Nordd. Allg. Ztg.“ einer⸗ ſeits, in die„Germania“ andererſeits. Die letztere hat nun endlich, wonach ihr Herz ſeit langer Zeit begehrte: das Kirchengeſetz iſt vom König vollzogen. Sie nimmt davon mit Befriedigung Akt; aber ſie miſcht doch ſogleich Waſſer in ihren Frühlingswehen durchzogen. Hier in dieſem duftigen Gemach athmete ich auf, eine ſtill⸗ ernſte Rührung ergriff mich, hier hätte ich ſterben mögen in dieſem großen friſchen jung⸗ erblüthen grünen Sarg und kühle Nebel, die der Blüthenduft durchzog, als Leichentuch. Doch meine elegiſche Stimmung wich bald. Immer höher und höher ſtieg der Wagen Auro ens, immer mehr verbreitete ſich die glänz ende Röthe am Firmament, die Luft ging ärker und rüttelte die Bäume aus ihrem Schlaf, die Blumen wiegten ſich hin und wieder, ſchon gluckſte hier und dort ein Böglein die Augen öffnend, lebhafter tönte ein erwachendes Leben durch den Wald, bis endlich einer Königin gleich die Sonne auſſtieg im goldenen, ſtrahlenden Herrſcher⸗ gewand, eine unerſchütterliche, ewige Macht, vor der der Geiſt des Menſchen ewig ſtau⸗ net; die Augen, die ſich zum höchſten Licht erhoben, ſchlug ich geblendet nieder. Die Bäume neigten ſich in des Windes Wehen, froh öffneten die Blumen der Spenderin des hehren ihre Kelche, ein berauſchender Wohlgeruch erfüllte die Luft, die Vöglein atterten auf, in dankbaren Liedern ſtrömten ie Stimmen der Sänger zuſammen, über⸗ tönt von den Jubelklängen der Lerche. Vom gleißenden Schein durchdrungen ſchwinden die Nebel über den Fluthen des Rheins, in ſtolzer Pracht fließt er dahin, den Abglanz des Lichtes in ſeinem Schoß langſam, als wollte er verweilend des blitzen⸗ den Feuers ſich freuen: in ſeinen Wellen murmelt es von„Leiden“,„Scheiden“, „Meiden.“ Immer ben ſtieg die Sonne, der goldene Ball am blauen Himmel; auch in den nahen Dörfern und Städten regte ſichs ein fernes Klingen der Glocken zitterte berüber in die Organ für Jedermann. Wein und mahnt daran, daß dieſem „erſten Friedensgeſetze“— nur als ſol⸗ ches will ſie es gelten laſſen— noch die abſchließende Reviſion bezüglich der Kirchen⸗ wie der Schulfrage zu folgen habe. Die „Norddeutſche“ wiederum knüpft an die Thatſache der königlichen Vollziehung des Kirchengeſetzes eine bittere Polemik gegen die „Böswilligkeit“ der Germania, welche die verzögerte Erledigung der Angelenheit benutzt habe, um„die Sache in dem höͤheren Intereſſe des Centrums zu entſtellen“. Die Ver⸗ zögerung erkläre ſich zur Genüge aus der Umſtändlichkeit des Geſchäftsganges in der preußiſchen Geſetzgebungsmaſchinerie, welche von der„Germania“, trotz beſſeren Wiſ⸗ ſens, nicht berückſichtigt worden. Die gegenſeitige Reißerei wird wohl noch eine Weile anhalten, wie dies ja auch durch den Charakter der beiden Blätter bedingt iſt. Selbſt nach völliger Wiederherſtellung des Friedens wird das Verhältniß zwiſchen der„Norddeutſchen“ und der„Germania“ kein dauernd ungetrübtes ſein. Die beiden ſtreitbaren Organe haben einander zu lange in den Haaren gelegen, als daß ſie im Handumdrehen ſich Liebeserklärungen machen könnten. Was aber nicht iſt, das kann noch werden!— Eine merkwürdige Petition iſt dem Reichs⸗ tage von dem Hofbeſitzer J. Baring zu Erſehof in Hannover im Auftrage der 6. General⸗Verſammlung der deutſchen Landwirthſchafterpartei zu Lehrte zugegan⸗ gen. Darnach wird der Reichstag erſucht, „auf Beſeitigung, beziehentlich Beſchränk⸗ ung des beſtehenden Verſchuldungsſyſtems und der Zinswirthſchaft hinwirken und zugleich veranlaſſen zu wollen, daß hin⸗ reichende ſtatiſtiſche Erhebungen über den Umfang und die Zunahme des Uebels gemacht und veröffentlicht werden, insbe⸗ ſondere auf Staats⸗, Kommunal⸗, Aktien⸗ geſellſchafts⸗ und Hypothekenverſchuldungen, damit die deutſche Nation möglichſt klar erkennen könne, welche außerordentliche Ausdehnung dieſe Grundlage eines völker⸗ verderbenden, internationalen Kapitalis⸗ mus bereits im Vaterlande gewonnen hat.“ Dieſes Machwerk zeigt ſo recht die Ver⸗ ſchwommenheit der Begriffe über den Kapitalismus überhaupt. Das immobile Kapital bekämpft in dieſer Petition das erhebende Bild mit einem roſigen Schimmer: der menſchlichen Dankbarkeit, die durch der Glocken Zungen ſpricht. So feierten die Kinder des Frühlings ihrer Herrſcherin, der Lenzeskönigin, der Einzug. In der Wiege. Er war Arbeiter und ſie ein armes rer tüchtiges Mädchen; ſie hatten ſich beibe ge⸗ ſüe und geliebt. hatten ſie ſich geheirathet. Das Wenige, was ſie er⸗ worben hatten, das wird gerade für den An⸗ ſene hinreichen und für's Uebrige da laſſet ein, den lieben Herrgott ſorgen.“ Allein ſie erleichterten dem„lieben Herrgott“ das Hel⸗ fen ſo viel wie möglich. Sie arbeiteten den lieben, langen Tag und freuten ſich am Zahl⸗ tag des ſauer verdienten Geldes. Dann gab es allerlei Ausgaben und oft blieb nur wenig übrig. Nach einem Jahr 8 10 ihr Glück, indem ein holdes Knäblein den Vater eines Abends bei ſeiner Rückkehr verwundert mit ſeinen hellen Aeuglein anſchaute. In übergroßem Glück begannen dem Manne die Thränen in den Bart zu rinnen ungeſtüm drückte er ſeinen Sproß an die Bruſt, lieb⸗ koſend und küſſend, bis der Kleine, der unge⸗ wohnten müde, anfing zu weinen. Der Vater legte ihn in die Wiege zurück und beruhigte ihn mit einer gefüllten Milchflaſche, die er dem angehenden Weltbürger als erſtes Gut in die Arme legte. Dann wandte er ſich zu ſeinem Weibe das ihn mit noch mattem Blick liebreich anblickte und in deren Blicken er eine las, die ihm die Bruſt höher ſchlagen ließ. Sie freuten ſich beide in ihrem Kinde, in ihrem Kinde lebte ihre Liebe von Neuem auf und doch wußten ſie nicht, ob ihnen der Neugeborene Glück oder Unalück Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Anzeigen werden von allen Annoncen⸗Expeditionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag eutgegengenommen Waldeinſamkeit und übertönte das feierlich Anflertionspreis: Reklamen 30 Pfg Bei größeren Aufträgen Rabatt, Botationsdrum der Ur, H. Haas ſchen guchdvucersi, Ehn neben der katholiſchen Spitalkirche in Maunheim, Telephonanſchluß Nr. 248, olkshlakt und Handels-Zeitung. Samſtag, 20. Mai 1886. mobile. Kapital aber iſt und bleibt Ka⸗ pital in welcher Form auch immer. Aber es iſt heute modern,„die Landwirthſchaft zu heben“ und da läßt man ſich Phra⸗ ſen wie die obigen ſchon gefallen.— Schon vor Wochen ging die auch von uns erwähnte Nachricht durch die Blätter, daß die deutſche Reichsregierung aus An⸗ laß der belgiſchen Arbeiterunruhen in Brüſſel diplomatiſche Vorſtellungen gemacht habe. Während die Einen mit aller Be⸗ ſtimmtheit das Gerücht aufrecht erhielten, beſtritten die Anderen, daß ein derartiger Schritt, d. h. eine Einmiſchung in die innerpolitiſchen Angelegenheiten eines an⸗ deren Staates überhaupt den Intentionen der Reichsregierung entſpreche. Es kam uns dies wieder in Erinnerung, als wir geſtern nachſtehendes Telegramm laſen, das der Berl.„Krz.⸗Z.“ aus Brüſſel zugegangen iſt.„Mehrere der Regierung naheſtehende Blätter verzeichnen mit Beſtimmtheit die Nachricht: die deutſche Reichsregierung hätte in vertraulichem Wege dem hieſigen Kabi⸗ net ihr Befremden darüher ausgedrückt, daß die projektirte ſocialiſtiſche Manifeſtation in Brüſſel am 18. Juni geſtattet werden ſolle. Trotzdem die Nachricht von verſchie⸗ denen Seiten gemeldet wird, bezweifelt man doch deren Richtigkeit.“ Sei dem wie ihm wolle, aber merkwürdig, ſehr merkwürdig iſt es doch ganz gewiß, daß nach den neu⸗ eſten Nachrichten die Manifeſtation that⸗ ſächlich unterſagt worden iſt! Belgien. Das Schreiben, welches der Bürgermeiſter von Brüſſel vorgeſtern an den Generalſekretär der belgiſchen Arbei⸗ terpartei gerichtet und in welchem das weiter oben erwähnte Verbot der Mani⸗ feſtation vom 13. Juni enthalten iſt, hat nachſtehenden Wortlaut:„Ein aus 80,000 bis 100,000 Arbeitern beſtehender Zug ſoll die Straßen der Hauptſtabt durch⸗ ziehen. Ohne die Aufrichtigkeit Ihrer Erklärungen zu bezweifeln, glaube ich doch, meine Beamten nicht den Faͤhrlich⸗ keiten ausſetzen zu bürfen, welche bei einer ſo bedeutenden Volksanſammlung ſich ergeben können, da es nicht erwieſen iſt, daß die Veranſtalter der Kundgebung genügende Macht über die Volksmaſſen haben, um alle Unordnungen zu vermei⸗ den, oder daß ihre friedlichen Abſichten 7 die Zukunft, der Mann wußte, daß er 661 ein wenig mehr ſchaffen ußte, aber er that es ja gern, ein einziger Blick feines Weibes, ein Lächeln ſeines Kindes bezahlten ihm alle Mühe und Arbeit; was die Zukunft bri verlangte er nicht zu erforſchen, ihm war genug in der Gegenwart glücklich zu ſein ihm wog eine kurze Spanne Glücks eine Lange Unglücksnacht auf denn in den Glückstagen lebte er in dem Genuß derſelben, in den Un⸗ glückstagen hoffte er auf baldige Aenderung, und dieſes Hoffen hielt ihn auch dann üben dem Strome der Verzweiflung. (Schluß folgt). ———————————— Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft, Rundſchau über Theater und Kunſt. Dr. H. Aus München erhalten wir ſo⸗ eben die Nachricht, daß Herr Stury, wel⸗ cher am Mittwoch Abend im„Menonit“ da⸗ ſelbſt gaſtirte, einen ganz gewaltigen Erfols davon getragen hat. Herr Stury iſt nach den erſten drei Akten je dreimal, nach dem letzten Aktſchluß fünfmal geru⸗ fen worden! Wenn man bedenkt, wie feſt bisher Herr Drach in der Gunſt des Mün⸗ chener Publikums ſaß und wie ſehr es ſich dieſer Herr, der ſeine Stellung gefährdet ſah, angelegen ſein ließ, alle Minen der Theater⸗ Intrigue ſpringen zuf laſſen, ſo wird durch eine ſolche Erwägung der wohlverdiente und großartige Erfolg Stury's noch in erhöhtem Werthe erſcheinen. ir freuen uns dieſes impoſanten Erfolges unſeres Stury darum aus vollem Herzen. bringen wird. kümmerten ſie ſich Leopold von Ranke ruht nun in der Erde, ſeine Beiſetzung fand unter allgemeiner Be⸗ 2. Seite⸗ Badiſche Volks⸗Zeitung. 29. Mal. don allen Theilnehmern getheilt werden. Um ſo mehr iſt es meine Pflicht, der⸗ oͤffentliche Kundgebungen nicht elnen Imfan ig annehmen zu laſſen, der zu den Kräften, über die ich zur Verbürgung fentlichen Sicherheit verfüge, in kei⸗ Verhältniſſe ſteht. Ich bitte Sie alſo, allen denen, die Sie zu der Kund⸗ gebung vom 13. Juni aufgefordert haben, mitzutheilen, daß ich von den Rechten, die mir Artikel 19 der Verfaſſung und Ar⸗ tikel 94 des Gemeindegeſetzes geben, Ge⸗ hrauch mache und diejenigen Maßregeln treffen werde, welche ich für zweckmäßig krachte, um dem Verbote Achtung zu ver⸗ ſchaffen, welches ich die Ehre habe, Ihnen mitzutheilen.“ Italien. Die nunmehr vorliegenden Nach⸗ kichten über das Neſultat der italieniſchen Wahlen laſſen darauf ſchließen, daß das Miniſterium mit einer Majorität von 30 bis 40 Stimmen als Sieger aus dem Kampfe hervorgegangen iſt. Dieſer Sieg der Regierung iſt gleichzeitig ein perſön⸗ licher Erfolg des Miniſterpräſidenten Depre⸗ tis, der ſchließlich faſt allein noch den Gegen⸗ des Angriffs der Oppoſition gebildet at. Deutſches Reich. Mannheim, 28. Mai. Wir nahmen vor einigen Tagen Veranlaſſung, eine „Spezialität“ der„Neuen Badiſchen Lan⸗ des⸗Zeitung“, die Anfertigung von„Ori⸗ ginal⸗Correſpondenzen“, an dieſer Stelle entſprechend feſtzunageln. Die Karlsruher „Badiſche Landes⸗Zeitung“ druckte nun mit einem gewiſſen Behagen, das wir ihr übrigens nicht verdenken, unſere diesbezüg⸗ liche Mittheilung ab. Das aber brachte die„Neue Badiſche“ aus dem Häuschen. Da das edle Organ des Herrn Bens⸗ heimer, die„größte und tonangebendſte Zeitung Baden'“, in köſtlicher Naivität das Publikum glauben machen will, ſie ignorire die„Badiſche Volks⸗Zeitung“ vollſtändig, ſo ließ es ihr„Stolz“— bei die⸗ ſem Blatte die reinſte Selbſtironie!— nicht zu, mit uns anzubinden. Sie rempelte nun in der ihr eigenen tölpelhaften Ma⸗ nier die Karlsruher„Landes⸗Zeitung“ an und ſuchte ſich bei dieſer für den ihr von Uns bereiteten Aerger ſchadlos zu halten. Das genannte Blatt dankte für die un⸗ verdiente Ehre und wies die„Neue Ba⸗ diſche“ in durchaus korrekler Weiſe an Uns. In der Bensheimer'ſchen Redactions⸗ ſtube ſtieg darob das Queckſilber ganz be⸗ denklich. Eine wiederholte Anzapfung der „Bad. Landes⸗Ztg.“, noch viel„ſaftiger“ als die erſte, war die unmittelbare Folge. Welch' duftige Blüthen in dieſem Erguſſe enthalten waren, würdigte das Karlsruher Blatt zur Genüge mit der Erklärung, daß es aus Gründen der Reinlichkeit darauf verzichte, näher auf denſelben ein⸗ zugehen. Die„Neue Badiſche“ wurde zum zweiten Male an uns verwieſen. Jetzt aber überkam dieſe erſt recht eine ihrem großen Formate entſprechende Wuth. In Nr. 265, Morgenblatt, erklärt ſie der Karlsruher„Landes⸗Zeitung“, daß es ihr nicht im Traume einfalle, von uns Ge⸗ nugthuung fordern zu wollen; eine ſolche verlange man von profeſſionellen Ehr⸗ abſchneidern nicht. Wir wiſſen nun in der That nicht, welche Eigenſchaften auf dem Bureau der„Neuen Badiſchen Landes⸗ theiligung, ſowohl des Volkes, wie der Wiſſen⸗ ſchaft, des Adels, der Kunſt ſtatt, und wie lief muß es uns daß der, der Ranke's letztes in Anſpruch Eop auch dahin iſt?—— einem Tode fragte er: Wie geht es Waitz?“ Der Schüler folgte inem Meiſter bald nach, am 24. ds. Nachts verſchied der guf dem Felde der Geſchichts⸗ berühmte Dr. Georg Waitz in erlin(geb. 9. Oktober 1813 in Fleusburg). Der Bremer Stadtrath hatte beiden Heimge⸗ genen als ein Stärkungsmittel, je ein aß von dem berühmten„Roſenwein“ zuge⸗ dt, aber bei Beiden war es zu ſpät. In Berlin erringt eben Marcella Sembrich große Erfolge als Sängerin, die Dame gehört dieſem Fach noch nicht lange an, ſondern betrieb früher das Klavier⸗ —5 als ernährende Kunſt. Eine Ovation ereiteten auch die Freunde und Bekannten am 25. ds. Herrn Dr. A. Förſter, dem ge⸗ genwärtigen Leiter, Societär und Mitwirken⸗ den des„Deutſchen Thegters.“ An dieſem Tage feierte nämlich der Genannte ſeinen 35. Jahrestag des erſten Bühnverſuches. Auch wir wünſchen demſelben Glück und hoffen, daß er den 50ſten ebenſo rüſtig begehen möge, der Bühnenwelt zu Nutz und Frommen und ſeinem Sohne als leuchtendes Vorbild. Im Tonkünſtlerverein gelangten Werke zweier noch jugendlicher, aber doch ſchon anerkannt tüchtiger Componiſten zu Aufführungen und Ernteten lebhaften Beifall. Ein Klavierquar⸗ tett von Richard Strauß und eines von R. Kahn.(Wir wiſſen nicht gewiß ob es der hieſige.) Eine Sinfonie von Eugen dAlhert erlebte in London ihren erſten öſſentlichen Vortrag und zwar mit glänzen⸗ dem Erfolg. In München gab es bei den Wagnerenehuſiaſten eine Euttäuichung, es wur⸗ öffentlichen, als Zeitung“ mehr dominiren: unermeßliche Dummheit oder bodenloſe Frechheit! Hätten wir es mit einem anderen Gegner zu thun, ſo wären wir keinen Augenblick im Zweifel, welche Antwort hier am Platze wäre. Dem Bensheimer'ſchen Blatte aber ertheilen wir in richtiger Taxirung ſeiner moraliſchen Qualitäten für jetzt und für alle Zukunft Generalabſolution. Unter⸗ laſſen wollen wir aber doch nicht, die Leſer auf einen in der„Frankf. Ztg.“ Nr. 147, Abendblatt, enthaltenen Artikel, Karlsruhe, 26. Mai, aufmerkſam zu machen, in dem es u. a. heißt:„Bei dieſer Gelegenheit ſei bemerkt, daß mehrere Blätter, welche die Kandidatenliſte ver⸗ Quelle die Mannheimer „Neue Badiſche Landeszeitung“ angeben. Das iſt irrig; die„N. B..⸗Z.“ hat jene Nachricht ohne Quellenangabe der „Frankf. Ztg.“ nachgedruckt.“ Wenn nun ſelbſt die in dieſer Richtung gewiß tolerante„Frankf. Ztg.“ es für geboten erachtet, ihrer„großen demokratiſchen Schweſter“ auf die unſauberen Finger zu klopfen, iſt dann die Entrüſtung der „Neuen“ darüber, daß wir uns er⸗ laubten, von ihren niedlichen publiziſtiſchen Kunſtſtückchen zu reden, auch nur einiger⸗ maßen berechtigt? Und wie komiſch, wie urkomiſch ſteht ihr dieſe Entrüſtung zu Geſicht! Fürwahr, ein prächtiges Bild. Der Depeſchendieb und Originalkorreſpon⸗ denzenfabrikant als journaliſtiſcher Sitten⸗ richter! Nein, es iſt zu gut; wir ſind Dir nicht' mehr böſe,„Neue Badiſche“, wir ſind gerächt! An unſer Herz, alte ſitzengebliebene Jungferll Von einem Berliner Großinduſtriellen, der zu den„gemäßigten Liberalen“ gehört, wird der„Nationalzeitung“ geſchrieben: „Ich kann nicht umhin, Ihnen meine Genugthuung darüber auszuſprechen, daß Sie nicht nur gegen die Beſchränkung des Verſammlungsrechts in Berlin an ſich, ſondern auch gegen deren Begründung ſeitens der Regierung aufgetreten ſind. Ich— und mit mir wohl eine ſehr große Anzahl von Arbeitgebern— lehnen das Eingreifen der Polizei in die Lohnbewe⸗ gung zu Gunſten der„Bourgeois“ ab. (Bravo!) Wir bedürfen deren Hülfe in dieſer Beziehung nicht nur nicht, ſondern erkennen darin eine Schädigung auch unſe⸗ rer Intereſſen, ſo gut wie der der Arbei⸗ ter. Nichts erſcheint mir ſchädlicher für das Verhältniß zwiſchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, als wenn ſich die Regierung auf die Seite des ſtärkeren Theils der beiden im wirthſchaftlichen Kampfe befind⸗ lichen Parteien ſtellt. Wenn etwas mich und gewiß auch viele Andere mit der So⸗ zialpolitik der letzten Jahre einigermaßen zu verſöhnen geeignet war, ſo war es der Umſtand, daß in derſelben eine gewiſſe Rückſichtnahme auf die Intereſſen der Arbei⸗ ter zu erblicken und ſomit eine Beſſerung des Verhältniſſes zwiſchen dieſen und den Arbeitgebern zu erhoffen war. Dieſer Ten⸗ denz aber widerſpricht die Begründung der neueſten Maßregel des Herrn v. Puttkamer vollkommen, insbeſondere der in der„Nordd. Allg. Ztg.“ dazu gegebene Kommentar. Die Lohnbewegung in Berlin dürfte um ſo weniger Veranlaſſung zur Parteinahme für die„Bourgeois“ bieten, als erſtens durch die erſtrebte und zum Theil auch bewilligte Lohnerhöhung die Unternehmer den nämlich ſtart dem„Ring der Nibelungen“ nur„Rheingold“ und„Walküre“ darge⸗ ſtellt. Von Novitäten bringt das dortige Hoftheater die Luſtſpiele„Der Schierling“ von Emil Augier chier mit Erfolg aufgeführt) und„Unter vier Augen“ von Ludwig Fulda(in Frankfurt mit vielem Beifall aus⸗ Mönein die Oper begnügt ſich mit den eueinſtudirungen des Lortzin'ſchen„Wild⸗ ſchütz“ und des Gluth ſchen„Trentajäger“ Text nach Baumbach's Zlatorog. Auch keine Leiſtungen wie man ſie von einer Bühne im Range der Münchner verlangen darf...H Die Meininger in Mainz. V. (Originalbericht der Bad. Volkszeitung.) Die bezähmte Widerſpenſtige. Luſtſpiel in 4 Akten von Shakeſpeare. Als ſogenanntes lever du ridean ging die⸗ ſem Stücke ein Einakter„Lydia“ porauf. Luſtſpiel v. O. F Gensichen betitelt ſich die⸗ ſes Stückchen„Cauſerie“ wäre bedeutend richtiger, denn eigentlich ſind ja alles nur Wortgefechte, die ſich in Folge kleiner Eiſer⸗ ſüchteleien entſpinnen. Die Handlung ſpielt in Rom und dreht ſich um die Liebe des jungen Dichters Horaz zu Lydia. Um dieſen von der ihn beherrſchenden, ſtets unbegründeten Eiferſucht zu heilen, gibt Lydia ſich den Anſchein, als wende ſie ihre Liebe Calais, einem Provinzler zu. Dies gibt Horaz Veranlaſſung zum Dichten eines neuen, ſeines ſchönſten Liedes, zum Preiſe der Lydia und verurſacht zugleich die Aus⸗ ſöhnung des in freier Liebe lebenden Pärchens Die Sprache iſt 80 ſchön und leicht fließend wie ein klarer Bach, wenn auch die Handlung ſelbſt gleich Null iſt. Geſpielt wurde vortrefflich, Die Herren Arndt(Horaz), Nollet(Calais), Teller(Selave), waren in durchaus nicht zur Verwendung von„höhe⸗ ren Quoten ihres Umſatzes auf Arbeits⸗ lohn“ gezwungen werden, als zweitens die Berechtigung der Forderung der Arbeiter doch nicht ohne Weiteres beſtritten werden kann, und als drittens die Bewegung ſelbſt in den betreffenden Kreiſen— wenigſtens bei dem hauptſächlich betheiligten Gewerbe, dem Baugewerbe— grade jetzt einer ruhigeren Beurtheilung auf beiden Sei⸗ ten Platz zu machen im Begriffe war. Was den erſten Punkt betrifft, ſo iſt es zweifellos, daß die Arbeitgeber der Bau⸗ gewerbe auf eine Lohnerhöhung in dieſem Frühjahr gefaßt waren und dieſelbe bei ihren Kalkulationen im Voraus in Rechnung ge⸗ zogen haben, daß alſo nicht ſie, ſondern die Konſumenten in Bezug auf das Bauge⸗ werbe, alſo nicht die Meiſter, ſondern zunächſt die Bauherren die Koſten zu tragen haben. Wie die betreffenden Meiſter dies bei den von mir unternommenen umfangreichen Bauten gethan, einſach ihre Preiſe ent⸗ ſprechend erhöht haben, ſo wird dies zweifellos auch anderwärts der Fall ſein. Was den zweiten Punkt betrifft, ſo wird man doch nicht behaupten wollen, daß der Arbeitslohn nothwendigerweiſe auf demſel⸗ ben Punkte ſtehen bleiben müſſe. Was den dritten Punkt betrifft, ſo haben Sie ſchon nachgewieſen, wie wenig die, grade in dieſem Jahre ruhige Behandlung der Lohnfrage ſeitens der Betheiligten zu einer ſolchen Beunruhigung ſeitens der Behörde Anlaß bot, ſo daß ich mich jedes Wortes enthalten kann.“ Leider werden nicht viele Unter⸗ nehmer ſo denken wie dieſer Großindu⸗ ſtrielle. * Ueber einen Rieſenſchritt nach vor⸗ wärts auf der Bahn der Sozialreform, des Arbeiterſchutzes und der Altersverſor⸗ gung und wie die ſchönen Dinge alle heißen mögen, wird aus Münſter berichtet. Da⸗ nach kann einem Erlaſſe des Miniſters der öffentlichen Arbeiten zufolge den in den Eiſenbahnwerkſtätten 25 Jahre lang ununterbrochen thätigen Arbeitern eine ein⸗ malige Remuneration bis zu 30 Mark gewährt werden. Das kommt gleich hinter den Ehrengaben für treue Dienſtboten! Wenn nun die Arbeiter nicht in hellen Haufen zur Wahlurne ſchreiten und den gouvernementalen Kandidaten ihre Stimme geben, dann ſind ſie eben mit unheilbarer Blindheit geſchlagen. Ausland. Metz, 27. Mai. Der ſchwerkranke Biſchof Dupont Desloges empfing die Ster⸗ beſakramente. Paris, 27. Mai. Die Regierung beab⸗ ſichtigt, bei Vorlegung des von der Kom⸗ miſſion über das heute eingebrachte Geſetz, betreffend die Prätendenten zu erſtattenden Berichts zu erklären, ſie ſei gewillt, das Geſetz ſofort zur Anwendung zu bringen. ondon, 27. Mai. Nach einer Mel⸗ dung des Büreau Reuter aus Hokohama nimmt die Cholera in Südjapan zu. Daſſelbe Büreau meldet aus Chicago, 27. .: Ein hieſiges Haus ſchloß einen Kon⸗ trakt mit der franzöſiſchen Regierung, ſieben Millionen Pfund präſerpirtes Fleiſch in Blechbüchſen für die Armee zu liefern. Nom, 27. Mai.(Cholerabulletin vom 26. bis 27. Mai Mittags.) Es erkrank⸗ ten reſp. ſtarben: in Venedig 20/13, in Bari 2/1 Perſonen. Neueſte Nachrichten. Aus Konſtantinopel wird der„N. fr. Pr.“ gemeldet: Die Vertreter der Wächte notiftzirten der Pforte, daß die Türkei mit Rückſicht auf die gegen Griechenland getroffenen Maßnahmen die keoſtſpielige Kriegsbereitſchaft der Armee aufheben und ohneBeſorgniß zur Abrüſtung ſchreiten könne. Newyork, 27. Mai. Der Prozeß ge⸗ gen Johann Moſt wegen Aufreizung zum Aufruhr hat geſtern begonnen. Vom Tage. * Conzert. Trotz ungünſtiger Witterung war das Concert der 1. Oeſterreichiſchen Mäd⸗ chencapelle Rauſcher recht gut beſucht und war die Stimmung der Zuhörer eine ſehr animirte. In einheitlicher, kleidſamer Tracht traten die Mädchen, die alle die Kinderſchuhe noch nicht ausgetreten haben, auf und war ihr Zuſammenſpiel ſehr gut, wie auch ein Violincello⸗ und Flötenſolo ſo präcis zum Vortrag gelangte, daß beide da capo verlaugt und gegeben wurden. Die Capelle iſt beſeßt mit Violinen, Bratſche, Cello, Contrebaß Flötk, Clarinette und Schlagwerk. Das aus 12 Nummern beſtehende Programm, das durch einige Zugaben noch bereichert wurde, war ſehr abwechslungsreich und war das ernſte wie heitere Genre vertreten. Man konnte ſich hier wieder üherzeugen, daß Oeſterreich das Land der Muſiker iſt, wo ſchon in der frühe⸗ ſten Jugend dieſe Kunſt geübt wird. Hof⸗ ſentlich wird das Concert heute Abend nicht durch Regenſchauer geſtört und der Beſuch ein noch beſſerer als geſtern. * Seuchenherd. Wer den Weg von hier nach dem Friedhof begeht, wird gefun⸗ den haben, daß bei dem ſog. Milchhäuschen (Ziegelhütte) ein wahrer Peſtilenzgeruch herrſcht; obwohl die Canaliſation des Ab⸗ waſſers der verſchiedenen Brauereien geordnzt iſt, entſteigt dem Schlamme in dem dortigen Graben ein ſolcher Geruch, daß die laut werdenden Klagen voll berechtigt ſind; eine ſchleunigſte Beſeitigung dieſes ißſtandes wäre ſehr zu empfehlen. 0 Unfall. Geſtern Abend, kurz nach acht Uhr, ſtanden mehrere Kinder vor dem Schau⸗ fenſter eines Ladens in der hreiten Straße und betrachteten ſich die ausgeſtellten Gegen⸗ ſtände. Plötzlich fiel der Vorladen herab und quetſchte eine der Hände, welche ein ca. 4 Hiähriges Mädchen auf dem Geſimſe des Fenſters aufliegen hatte. Das Kind vermochte nicht ſeine gepreßte Hand zurückzuziehen und ſchrie ſchrecklich vor Schmerz. Es ſammelte ſich ſogleich eine Anzahl Menſchen um das⸗ ſelbe und wurde das Aufziehen des Ladens veranlaßt. Wir wollen hoffen, daß der Un⸗ fall für die Kleine keine weiteren Folgen hat. * Eutgleiſung. Geſtern früh entgleiſte in der Nähe des Mühlauſchlößchens der Tender einer Maſchine, welche von dem Hauptbahnhofe nach den Fruchtlager häuſern fahren wollte; in Folge dieſer Entgleiſung trat eine Betriebsſtörung ein. Gegen 12 Uhr war das betr. Geleiſe für den Verkehr wie⸗ der frei. Bingen, 26. Mai. Geſtern ſank das mit 9000 Centnern Koylen beladene eiſerne Schiff „Karolinchen“, welches auf der Bergfahrt be⸗ griffen war und im Schlepptau des Rad⸗ ſchleppdamofſchiffes„Batto Nr. 1“ hing, auf der Fittel, oberhalb des Bingerloches. Da das Schiff in ziemlich ſchräger Richtung liegt, ſo liegt es für die Schifffahrt, namentlich Schleppzüge mit Anhang, ſehr ungünſtig.— Von anderer Seite wird noch mitgetheilt, daß der Unfall von ſchweren Folgen für die Schifffahrt iſt. Bekanntlich iſt im vorigen Jahre das Schiff„Auguſta“ ganz in der Nähe im neuen Fährwaſſer geſunken und konnte noch nicht gehoben werden. Es ſind nun beide Fahrwaſſer beinahe unwegſam. Zu Berg gehende Schlepper mit tiefgehenden Schiffen können nicht mehr paſſiren und die nach dem Unfall angekommenen mußten in Aßmannshauſen anlegen. Zu Thal gehende Schlepper können ſich noch durchwenden. Für Flöße iſt kein Durchkommen mehr. Das Schiff, der Firma Klusmann in Ruhr⸗ ort und Mannheim gehörend iſt verſichert, die Ladung jedoch —————————— ———— Wort und Bewegung gute Geſtalten damaliger Zeit und Frl. Lorenz als Lydia brillirte mit dem Funkenwerk der raſch ſich abwickelnden Digloge. Mit der Wahl der„Be Wider⸗ ſpenſtigen“ die hierauf folgte 5 en die Mein⸗ inger keinen ſonderlich guten Griff gethan. Abgeſehen davon, daß der Inhalt des Stückes ſelbſt der heutigen Zeit denn doch nicht mehr angenehm iſt, bietet es durchaus Nichts, was Regiſſeur oder Darſteller zu be⸗ ſonders hervorragendem Anlaß geben könnte. Die Zähmung eines wilden Mädchen„einer Keiferin“ durch rohe Gewaltthat, mittels Entziehung des Eſſens, Beraubung des Schlafes und ſonſtige Chikanen, iſt doch ebenſo wiederwärtig, als der Erfolg in unſerer jetzigen Zeit, gerade der Umgekehrte ſein dürfte.— Käthchen würde einem ſolchen Unmenſchen einfach davon laufen und auf Scheidung klagen, die vom Richter auch ohne Umſtände bewilligt würde. „Wir zähmen ſolche Weiber durch Geiſtes⸗ überzeugung und Selbſtbeherrſchung.— Das Haus zeigte ſich nur mäßig beſetzt und zollte wohl der recht guten, namentlich im Zuſammenſpiel flotten Darſtellung einigen Beifall. Belehren ſollte dies indeß die Mei⸗ ninger, daß andere Bühnen dieſe und ähnliche Stücke bedeutend beſſer zur Aufführung bringen können, und daß alle Experimente nach dieſer Richtung hin bei Herrn Chronegk und ſeiner Truppe fehlſchlagen. Pifferaro. Planderecke. — Aus Kalan ſchreibt unſer Spezialcorre⸗ ſpondent vom 24. In unſerer geſtrigen Bür⸗ E(genehmigt laut Polizei⸗ chreiben vom 21. alſo 48 Stunden vor Be⸗ ginn derſelben) wurden wieder einiae der be⸗ kannten„vorzüglichen“ Witze gemacht pardon geriſſen. Einliegend empfangen Sie eine Probe davon und erſuche ich Sie in Ihrem Intereſſe einen Reſpirator anzulegen, da die⸗ ſelben derart gut ſind, daß ſie wohl alle in Verweſung übergegangen ſein werden. Sollte in Folge der Witze dorten eine epide⸗ miſche Krankheit ausbrechen, ſo eil Sie mich es 965 indem dann als heilendes Gegenmittel weitere dergl. folgen. — In der Gemäldegallerie, Ach, My⸗ lord, ſeh'n Sie doch einmal die beiden ſchönen Mädchen, welche dort vor dem Koloſſalge⸗ mälde ſtehen.“ „Uelche Number von das Katalog?“ — Sprachforſchung.„Hören Sie, mein Lieber, Sie waren doch lange Zeit in Wien: wann ſagt denn der Oeſterreicher Käs und wann Kas?“ „Das tann ich Ihnen ganz genau fagen; Kas ſagt man immer und Käs ſagt man wenn über dem„a“ ein Paar Hälelchen ſind.“ — Vor der Börſe Der reiche Börſianer: Denken Sie, neulich wollte ich etwas bezah⸗ len und fand, daß ich kein Geld in der Taſche hatte' Sie wiſſen, es kann öfter vorkommen, bas man nich einmal fünfzig Gulden im Sack at. Der arme Börſianer: Es kommt ſogar vor. daß man weit mehr nicht im Sack hat! Wir bitten unſere Leſer, die Witze mit Schonung zu leſen und den Kalauer Bürgern ein gutes Andenken zu bewahren, ſo lange 5 Witze in Deutſchland gemacht werden, önnen wir immer noch fingen:„Lieb Vater⸗ land magſt ruhig ſein,“ denn da kommt kein Franzoſe über die Grenze, ſondern erklär⸗ uns eher in Quarantäne. ortſetzung ge⸗ legentlich) Gor 4