Abonnementspreis: Bee Manat 50 g.— Auswärts durch dir Boſt 65 Pg Man abonnirt in Maunheim bei der Expedition E 6, 2, ſowie be allen Zweig⸗Expeditionen und Trägerinnen.— Auswärts bei allen Poſt⸗Anſtalten des deutſchen Reiches und den Briefträgern. Die Babiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Herausgeber Or, ſur, Dermaun Baas in Mannheim. Inſertionspreis) Die einſpaltige Petitzeile oder deren 9 Reklamen 20 Pee Anzsigen werben von allen An en, von unſeres Agenturen und Trägeri„ ſe gegengs iommen neben der katholiſchen Spitalkirche in Mun Telephonanſchluß Nr. 216, — W 127. In die Leſer. Mit dem heutigen Tage übernimmt Herr Aug. Allgaier, der ſeit 1. Mai d. JN. dem Redaktionsverbande der„Ba⸗ diſchen Volks⸗Zeitung“ angehört, die Lei⸗ tung des politiſchen Theils dieſes Blattes. Der Wechſel bedingt keineswegs eine Aenderung in der Tendenz unſerer Zei⸗ tung. Nach wie vor werden wir für die Intereſſen des Volkes auf den verſchiedenen Gebieten des öffentlichen Lebens eintreten, nicht mit der Sprache der Leidenſchaft, ſondern in jener ſachlichen und objektiven Weiſe, die auch dem Gegner gerecht zu werden ſucht, durch keinerlei Rück⸗ ſichten gebunden, aber auch nicht einge⸗ engt in den Rahmen eines Parteipro⸗ gramms. Wir unterlaſſen es, an dieſer Stelle viele Worte zu machen, es genügt die Verſicherung, daß wir ſtets da zu finden ſein werden, wo es ſich um Recht und Wahrheit handelt. Im Weiteren werden wir unſer Augenmerk darauf rich⸗ ten, durch möglichſt raſche und überſichtliche Berichterſtattung allen billigenAnforderungen an ein täͤglich erſcheinendes größeres Blatt gerecht zu werden. Dieſelbe Aufmerkſamkeit, die wie bis jetzt verdientermaßen dem lokalen Theile unſerer Zeitung, namentlich aber dem„General⸗Anzeiger“ ange⸗ deihen ließen, werden wir auch in Zukunft nicht vermiſſen laſſen; ebenſo haben wir eine bedeutende Erweiterung des Han⸗ delstheils, ſowie eine ſorgfältigere Bearbeitung des Feuilletons in Aus⸗ ſicht genommen, wie wir überhaupt Alles aufbieten werden, um uns ſtets das Wohlwollen unſeres ausgedehnten Leſer⸗ kreiſes zu erwerben und zu erhalten. Mannheim, 1. Juni 1886 ————— Feuilleton. .Ein Humoriſt unter den Schul⸗ meiſtern iſt nach der„Köln. Volksztg.“ der alte T. in N. Durch ſeine Schnurren, lau, nigen Einfälle und treffenden Antworten hat er ſeinen Kollegen ſchon manche heitere Stunde verſchafft; aber auch gegenüber ſeorel Vor⸗ eſetzten hat ſein Humor ſtets ſiegreich das 10 behauptet, ſelbſt wenn die Situation eine edenkliche zu ſein ſchien. Eines Tages tritt der Hr. Schul⸗Inſpektor in das Klaſſenzimme/ Mitglieder des alten T. und ſiebt mit Entſetzen wie Letz 5286 terer dabei iſt, einem ſeiner Schüler die Weis⸗ tand. heit des Lebens in einer Weiſe beizubringen, wie dies nach den Verfügungen der Schulbe⸗ hörde von den Lehrern gar nicht oder bei I. San groben Verſtoßen gegen die Schul⸗Or⸗ dnung nur unter Aufſicht des Rektors und Saale des in Gegenwart des ganzen Kollegiums geſchehen darf. Zum Befremden und nicht geringen Aerger ſeines Vorgeſetzten prügelt T. ruhig Bolapüh weiter, als ob der Hr. gar 0 55 nicht vorhanden wäre und beauftragt zum 5 5. Schluß den heulenden Jungen, noch wie zum Trumpf gegen die Vorſchriften der Behörde, ber möge ja ſeiner Mutter erzählen, wie es ihm ergangen ſei“. Natürlich nimmt nun hierauf der Schul⸗Inſpektor Veranlaſſung, mit gehobener Stimme dem„Herrn Kollegen klar zu machen, daß er kein Recht habe, eine 9786 ſolche Exekution an einem Schüler vorzuneh⸗ men und dieſelbe fortzuſetzen trotz der Gegen⸗ wart des Herrn, ſeines hohen Vorgeſetzten. Die ganze Strafpredigt ſcheint aber guf unſern T. wenig Eindruck zu machen, und auf die ärgerliche Frage, was dann geſchehen ſolle, wenn die Mütter ſich bei ihm, dem Schul⸗ Inſpektor, beſchwere, antwortete T. lakoniſch „Rausſchmeißen, Hr. Schal⸗Inſpektor“,„Num, 5. untag · Markt. Mannheimer — Sulen der 8n ultgriunge Bolk * Reiche Frauen für's bunte Tuch. Es ſoll eine Kgl. Beſtimmung ergangen ſein, welche die Ertheilung der Heiraths⸗ erlaubniß für die unteren Offiziersklaſſen vom Nachweis eines viel größeren Privat⸗ einkommens als bisher abhängig macht. Lieutenants ſollen künftig ſtatt 1800 Mk. ein Privateinkommen von 2500 Mk. nach⸗ weiſen und Hauptleute zweiter Claſſe ſtatt der bisherigen 600 Mk. ein Jahresein⸗ kommen von 1500 Mk.— Ein Einkom⸗ men von 2500 bezw. 1500 Mk. erfordert bei dem heutigen Zinsfuß von 3½ Proz. ein Kapital voo 71 000 bezw. 43 000 M. Die Zahl der Eltern bezw. Schwieger⸗ eltern, welche Offizieren einen dem ent⸗ ſprechenden Zuſchuß zu gewähren im Stande ſind, iſt eine ſehr beſchränkte. Ob es richtig iſt, in dieſer Weiſe die Verheirathung der Offiziere zu erſchweren, kann von manchen Geſichtspunkten aus angezweifelt werden. Richtiger würde man vielleicht verfahren, wenn man dem insbeſondere durch die Offtzierskaſtno's genährten und geſteigerten Luxus unter den jüngeren Offizieren von oben herab ſchärfer entgegenwirkte, als es in der letzten Zeit der Fall geweſen iſt. Das Dienſteinkom⸗ men der Hauptleute und Rittmeiſter 2. Elaſſe beträgt gegenwärtig 2160—2520 Mark. Hierzu kommt aber noch ein Wohnungs⸗ geldzuſchuß in den Ortſchaften der zwei erſten Servisklaſſen, bezw. in der Klaſſe A von 340— 900 M. und ein Servis von 360 bis 450 M. Im Ganzen alſo be⸗ trägt das Einkommen der Hauptleute und Rittmeiſter 2. Klaſſe, abgeſehen von freier Lazarethperpflegung, Bedienung durch Ofſi⸗ ziersburſchen und Rationen 3060—3870 Mark. Indem hierneben noch ein Pri⸗ vateinkommen von 1500 M. verlangt wird, ergibt ſich, daß die Militärverwal⸗ tung für einen Hauptmann oder Ritt⸗ meiſter 2. Klaſſe ein Einkommen von mindeſtens 4560—5370 M. für erfor⸗ derlich erachtet. Eine große Zahl von Beamten, welche ſich in höheren Stel⸗ lungen und in vorgerückteren Jahren be⸗ findet und ein größeres Kapital für die Ausbildung hat aufwenden müſſen, als ein Hauptmgun zweiter Klaſſe, muß mit —————— c kommt über Sie beſchwert?“„Ach der kommt nicht, Hr. Schul⸗Inſpektor; der Bater— bin ich.“ Seit jenen Tagen hat der alte T. den Ehren⸗ namen„Vater“ unter ſeinen Kollegen, und Der Vater bin ich!“ verſäumt niemals große Heiterkeit hervorzurufen. 175 5 — Divorcons. In den ariſtokratiſchen Cirkeln von Paris erregt eine Skandal⸗ geſchichte aus der Fremdenkolonie peinliches Aufſehen. Es handelt ſich um eine gräfliche ſchwediſche Familie, die in der Seine⸗Metro⸗ pole dauernden Aufenthalt genommen hat, Es iſt ein Name von beſtem Klange in der ſchwediſchen Geſchichte, der durch dieſelbe aufs Empfindlichſte kompromittirt wird. Das Schlimmſte dabei iſt, daß nicht wie im Pariſer Leben“ der Graf, ſondern die Grä⸗ ſin„Gondremare“ ſich in den gefährlichen Strüdel hinemgeſtürzt hat. Die ſchöne Ari⸗ ſtokratin hatte ein intimes Verhältniß mit einem ſehr bekannten Pariſer Sportsmann angeknüpft; ſie fühlte ſich aber offenbar durch den Gemahl etwas genirt, und um ſeinem Späherblicke zu entgehen, nahm ſie eines Tages von ihm zärtlichen Abſchied, um eine Freundin in— Deutſchland zu beſuchen. Sie ſuhr aber nicht üher die ſchwarz⸗ weiß⸗rothen hinaus, ſondern durch ein merkwürdiges Verſehen ſtieg ſie bereits in einem, den Pariſer Liebespaaren recht bekannten Orte aus, wo auch gerade der galante Sportsman anweſend war. Durch irgend einen unglücklichen Zufall er⸗ hielt der Graf von dieſem— Reiſeabenteuer ſeiner reizenden, jungen Gemahlin Kenntniß, und als roher nordiſchey Barbar, der er nun umal iſt, war er undelikat genug, mit einem Beamten der öffentlichen Ordnung in der 5blat! Organ für Jedermann. geringeren Mitteln eine Familie ernähren, und ſich zudringen, um dort zu finden, was er eben Nacht in die Wohnung des Sportsmann ein⸗ bemerkt hierzu mit Recht die„Fr..“ Das Gehalt des Lieutenants beträgt gegenwärtig 900 bis 1080 Mark, dazu kommt ein Wohnungsgeldzuſchuß in den erſten drei Servisklaſſen(., II. und.) von 240 bis 420 Mark und ein Servis von 360 bis 450 Mark. Das ergibt ein Einkommen von 1500 bis 1950 Mark. Die Militärverwaltung verlangt außerdem nunmehr ein Privateinkommen von 2500 Mark. Danach alſo ſchätzt die Militär⸗ verwaltung die ſoziale Stellung eines Lieu⸗ tenants derart hoch, daß zum Unterhalt ſeiner Familie mindeſtens ein Einkommen von 4000 bis 4450 Mark erforderlich iſt. Ein ſolches Einkommen erreicht die Familie eines Richters erſter Inſtanz erſt in ſehr vorgerückten Jahren. Politiſche Ueberſicht. * Maunheim, 41. Mai. Deutſchland. Die bayeriſche Abgeord⸗ netenkammer, die vor einigen Tagen nach langer anſtrengender Seſſion ihre Si⸗ tzungen auf unbeſtimmte Zeit vertagte, wird wohl bald wieder Veranlaſſung haben, in„Iſar⸗Athen“ aufs Neue zu⸗ ſammenzutreten, um eine Angelegenheit zu regeln, die zur Zeit nicht nur das ganze Bayernland beſchäftigt, ſondern auch weit über die Grenzen deſſelben hinaus, im geſammten Deutſchland, ja auch in einem großen Theile von Europa das lebhafteſte Intereſſe erregt. Wir meinen die leidige Kabinetskaſſen⸗Geſchichte. Es gilt als feſtſtehend, daß die Volks⸗ vertretung ſich mit derſelben zu be⸗ faſſen hat, da alle ſeitherigen Ver⸗ ſuche, die Sache anderweitigſ zum Aus⸗ trage zu bringen, als geſcheitert zu be⸗ trachten ſind. Die„Scheu vor dem Throne“ ſcheint wenigſtens bei den baye⸗ riſchen Miniſtern nicht das Bewußtſein verbrängen zu können, daß es nicht allein ihr Recht, ſondern auch ihre Pflicht iſt, Allem aufzubieten, um einen Mißſtand zu heben, der nicht allein dem dynaſtiſchen Auſehen ſchadet, ſondern auch ganz dazu angethan iſt, ihre eigene Stellung zu untergraben. Es iſt belannt, daß die Miniſter dem König Vorſtellungen„in erwartet hatte. Die Gräfin verſchwendete umſonſt Ohnmachten und bittere Thränen, wie inſtändige Bitten und Gelübde, der be⸗ leibigte Gatte blieb unerbittlich. Der That⸗ beſtand wurde gerichtlich konſtatirt, und wird demnächſt die Klage des Grafen auf Ehe⸗ ſcheidung zur Verhandlung gelangen. Der Schwede ſoll übrigens, wie verlautet, eine Forderung des betheiligten Sportsman kühl abgelehnt haben mit der Metivirung, daß ſeine Ehre ſchon durch die Geſetze des Landes in Schutz genommen ſei und überhaupt durch dieſe Affaire nicht tangirt werde. —,Ein heiteres Intermezzo hat ſich, wie die„A. N., melden, auf der Fahrt der Gäſte und Landtagsabgeordneten von München zur Ausſtellung in Augsburg ereig⸗ net. Ein hervorragendes Mitglied der„Pa⸗ trioteufraktion“ fuhr beim Paſſiren der Sta⸗ tion Mering, um den befreundeten Stations⸗ chef im Bhrüberfahren zu begrüßen, mit dem Haupte durch das geſchloſſene Couyseſenſter, in der Meinung, daſſelbe ſei offen; der Herr zog ſich die enlhuſiaſtiſchen Glückwünſche ſei⸗ ner Kollegen in Bezug auf die ſolide Beſchaf⸗ fenheit ſeines Schädels zu. Der dem Aerar durch dieſe Improviſation zugefügte Schaden iſt mit 3 Mark 50 Pf. redlich gehüß“ worden. —Als Joſefine Gallmeier ünter der Direk⸗ tion Gundh in Peſt gaſtirte, hatte ſie als Stubenmädchen in„Wiener Geſchichten“ den Tiſch zu decken. Aber dos Tiſchtuch, welches ſie zu entfalten im Begriffe war,— in der Mitte ein großes Loch. Raſch gefaßt, ſteckte ſie ihr Capricenköpferl durch die Oeffnun und extemporirte:„Da ſchau her, dös is 4 Jour gefaßt; na, der Hausherr is wirrlich nich“ ſchundi, aber Gundy!“ — Stilblütbe. In Nr. 17 des Familien⸗ Dienſtag, 1. Juni 1906. tiefſter Ehrfurchtr gemacht haben, von ie einer Antwort auf dieſelben hat man aber bis jetzt noch nichts gehört. Es geht ſogar das Gerücht, daß der Monarch nicht wenig verſtimmt ſei über den Schritt, den ſeine Räthe in ſeinem eigenen Intereſſe ſowohl wie in demjenigen des Landes unternom⸗ men. Wem fällt da nicht das Mannes⸗ wort ein, das einſtens Johann Jacoby Friedrich Wilhelm IV. zugerufen;„Das iſt das Unglück der Könige„daß ſie die Wahrheit nicht hören wollen!“ In un⸗ terrichteten Kreiſen gilt es übrigens für ausgemacht, daß die Parteien des Land⸗ tages, die Ultramontanen ſowohl wie die Liberalen, nicht abgeneigt ſind, der Krone aus ihrer ftnanziellen Klemme zu helfen. Trotz der ſtrengen perſönlichen Verſchloſſenheit, die König Ludwig ſeit langen Jahrenſ einem Volke gegenüber beob⸗ achtet und die nicht einmal mit dem Weſen eines Despoten, geſchweige denn mit demjenigen eines konſtitutionellen Regen⸗ ten vereinbar iſt; trotz dem offen⸗ kundigen Indifferentismus, den er den eigentlichen Regierungsgeſchäften entgegen⸗ bringt: trotz alledem iſt ein gewiſſer Zug von Anhänglichkeit des Bürgervolkes an ſein„angeſtammtes Herrſcherhaus“ nicht zu verkennen. Es iſt dies noch ein Ue⸗ berbleibſel aus jenen Zeiten, in welchen der junge König thatſächlich ein Liebling ſeines Volkes war. Dazu kommt noch, daß jede der beiden maßgebenden Kammer⸗ fraktionen, die liberale und die ultramon⸗ tane, das begreifliche Beſtreben hat, dem Monarchen gefällig zu ſein und ſich„lieb Kind“ zu machen durch die Beſeitigung der tragi⸗komiſchen Inſolvenz der könig⸗ lichen Kabinetskaſſe. Auf den weiteren Verlauf der Dinge, die wohl ihres glei⸗ chen ſuchen dürften, darf man mit Recht geſpannt ſein. Orient. Es ſcheint auf der Balkan⸗ halbinſel zu den Friedensſymptomen zu gehören, ſich die Köpfe blutig zu ſchlagen. Während in den letzten Tagen die Blätter überfloſſen von roſigen Betrachtungen über die derzeitige politiſche Situation, meldet der Telegraph kurz und trocken, daß an der türkiſch⸗ griechiſchen Grenze wieder „kleinere Zuſammenſtöße“ ſtattgefunden haben. So ganz unbedeutend dürften dieſe blattes in Hamm i. W. heißt es in eiſler Novelle, deren Abbruck verboten iſt, wie ſolgt; „Es wär fehr heiß, die Sonne kannte kein Erbarmen, ſondern ſtach mitleidlos auf die Erde herab. einige weiße Schwetterlinge taumelten lautlos über die Beete, an den Sträuchern rötheten ſich Himbeeren und Jo⸗ hannisbeeren, ſonſt war kein Laut ringsum 10 hören, als zuweilen Fannys Tritt und das eiſe Brechen der Bohnen.“ Weny der Ber⸗ faſſer ſchon hören kann, wie ſich die Himbeeren röthen, wie muß er dann erſt Über das Wachſen des Graſes urtheilen! Im Kaffechauſe. Ein junger Mann; 10 80 ſſirchte, aß ich eine Dummheit ſagen erde! „Ein Zweiter:„Wozu die Umſchreibungen Sagen Sie lieber gleich, daß Sie keden wollen!“ Daxum auch. Ein amerikaniſcher Em⸗ vorkömmling machte über London eine Reiſe nach Europa und kaufte ſich einen Führer durch Oeſterreich. Lange und emſig ſtudirt er die Karte dieſes ſchönen Landes und ruft end⸗ lich ärgerlich ſeiner ſchönen Tochter Mary nd„Weiß der Henker, ich kann Moskau nicht inden!“ Daraufhin erwiderte die gebildete Tochter:„Aber, Paya, haſt Du deun ganz vergeſſen, daß Moskau im Jahre 181?2 ver⸗ brannt iſt?“—„Ah, darum auch!“ brummte der Alte, — Aus der Kaſerne Unteroffizier: Na Treiwilliger, wie gefällt Ihnen denn das, Soldateuleben— Freiwilliger; Ach, Hert Unteroffizier, wenn ich es ehrlich ſagen ſoll — ehe ich noch ein zweites Jahr ſo durch⸗ mache, lieber möchte ich todt ſein und im Grabe liegen.“ Unteroffizier:„Na, das möchte Ihnen wohl ſo paſſen, den ganzen Tag im Sarge liegen und nichts thun. 5 2 Selte⸗. Badiſche Volks⸗Zettung. 3 2 1. Juni. völkerrechtswidrigen Naufereien denn doch nicht geweſen ſein, da nach amtlichen Be⸗ richten die Türken 180 Todte verloren haben und der griechiſche Verluſt ein noch ſtärkerer geweſen ſein ſoll. Zu was hraucht man da noch eine Kriegserklärung, wenn es dem Belieben der feindlichen Parteien anheimgeſtellt iſt, ſich jederzeit an die Kehle zu fahren. Ein ſolcher Unfug iſt geradezu himmelſchreiend! Wo eibt da die allmächtige Diplomatie? Amerika. Das Newyorker Schwurge⸗ icht hat über Johann Moſt und Genoſſen das Schuldig ausgeſprochen. Der Ge⸗ richtshof hat das dieſem Wahrſpruche an⸗ gemeſſene Urtheil noch nicht gefällt. Das⸗ ſelbe wird erſt ſpäter verkündet werden. Es iſt wohl anzunehmen, daß dem„tollen Hans“ für einige Zeit das Handwerk gelegt wird. Auf Beſſerung in der ge⸗ geſellſchaftlichen Bedeutung dieſes Wortes iſt bei dieſem Menſchen, der ebenſo feig als fanatiſch iſt, nicht zu rechnen. Dieſen Zweck kann in dieſem Falle die Strafe nicht haben, ſondern nur den, die Geſell⸗ ſchaft vor den Anſchlägen dieſes halb⸗, be⸗ Riehungsweiſe ganz verrückten Mannes zu bagren. Deutſches Reich. Mannheim, 31. Mai. Wir geſtatten Ans, nachſtehenden, der„Köln. Ztg.“ ent⸗ nommenen, ſehr charakteriſtiſchen Artikel zur Kenntniß unſerer Leſer zu bringen:„Einen Doppelgänger ſcheint die Kölniſche Zeitung in der Neuen Badiſchen Landeszeitung zu Mannheim zu beſitzen. Nicht ſelten finden ſich mit den unſrigen gleichlautende, mit keiner beſondern Quellenangabe verſehene Handelsnachrichten, allerdings einen Tag ſpäter, in dem genannten Mannheimer Blatt; trotzdem verblüffte uns das letztere durch die Sicherheit, mit welcher es unſere kürzliche Auslaſſung:„Neue ſerbiſche An⸗ leihe in Sicht?“, beginnend:„Als einer unſerer auswärtigen Mitarbeiter vor etwa Monatsfriſt das Bevorſtehen einer neuen ſerbiſchen Anleihe meldete, wurde dieſe Nachricht“ u. ſ.., wörtlich ebenfalls ver⸗ öffentlichte. Daß die N. B. Landesztg. auch auswärtige Mitarbeiter beſitzt, iſt für uns kaum weniger überraſchend als die Thatſache, daß einer derſelben ihs ge⸗ nau dasjenige gemeldet hat, was vorher uns von einem ſolchen gemeldet wurde, und daß dieſe Nachricht des Mannheimer Blattes von dem ſerbiſchen Geſendten in Berlin urbi et orbi als unzutreffend be⸗ zeichnet wurde! Um von der geſchätzten oberrheiniſchen Collegin jedoch keines falſchen Citats beſchuldigt zu werden, bemerken wir zur aktenmäßigen Darſtellung des Falles noch pflichtſchuldigſt, daß die N. B. Landesztg. beſtimmt von dem Inſichtſtein der neuen ſerbiſchen Anleihe ſpricht; denn ſie hat der Ueberſchrift an Stelle des Fragezeichens als einzige und wirkliche Originalleiſtung ein Aus⸗ rufungszeichen beigefügt. Ein originales Ausrufungszeichen; man denke!“ Hält man noch dazu folgende, dem„Bad. Beob.“ unterm 28. d. Mts. entnommene Notiz, ſo bekommt man annähernd ein Bild da⸗ von,„wie es gemacht“ wird. Es heißt hier: Wie weit in einzelnen Blättern die Sen⸗ ſationshaſcherei in der Frage der Erzbiſchofs⸗ wahl getrieben wird, beweiſt ſolgendes, halb humoriſtiſches Exempel: In einem Tbeater, Kunſt uud Wiſſenſchaft. Sonutag den 30. Mai 1886. Obevon. Romantiſche Oper mit Tanz in 3 Abtheilungen. WB. Das Schmerzenskind der Weber'ſchen Muſe, das ſein Schöpfer aus todtkrankem 8 an das kalte, erbarmungsloſe Licht des ages brachte, iſt auch das Schmerzenskind gller Theater geworden. Die umfangreichſten Bemühungen, aus dieſer Zauberkomödie etwas Lebensfähiges, bühnenwirkſames zu ſchaffen, ein Kunſtwerk zu modeln, was um ſeiner elbſt willen ſeinen Platz neben dem„Frei⸗ chütz“ einnehmen könnte, alle dieſe gewiſſen⸗ ſt vorgenommenen Erziehungsmaßregeln hat das eigenſinnige, gar zu romantiſche Kind unſeres Weber zu Schanden Man wird auch mit allen verſuchten Umgeſtal⸗ tungen, mit allen Renovirungsgelüſten die geradezu hirnverrückte Handlung nicht zu einer vernünftigen geſtalten können. Der unglück⸗ liche Textverfaſſer, dem das Goethe'ſche Wort „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen“ als Triebfedeß ſeiner, zu Schauſtel⸗ lungen rein maſchineller Art gewordenen, ſzeni⸗ ſchen Bilderklekſerei gelten mochte, hatte aller⸗ Bings mit ſeinen Elfen und anderen hülfsbereiten Geiſtern bei dem romantiſch ſchwärmenden Weber ſchon einen gewaltigen Stein im Breit. Nun iſt„der Ritt in's romantiſche Land“ eine Sache, der auch wir, Kinder einer weſentlich kühleren Sinnesart, nicht ſo ganz abhold gegenüberſtehen, nur darf der Pegaſus, auf den wir un u, nicht ein gar lahn oß f eſtalten, gar l Roß ſein. die in dieſem nſtück zu leben, z1 Und zu le lle Bei Ehtlichtet ——— geſtrigen Artikel des Beobachter war am Schluſſe mehr nebenſächlich bemerkt, daß Monſignore Spolverini geſtern in der St. Vinzentiuskapelle die hl. Meſſe geleſen habe. Heute Morgen meldet im Mannheimer An⸗ zeiger ein ſtolzes Privattelegramm aus Karls⸗ ruhe:„Monſignore Spolverini hat heute früh wieder die Meſſe in der St. Vinzen⸗ tiuskapelle geleſen.“— Das nennt man Pech! Berlin, 31. Mai. In Betreff der Blo⸗ ckade der griechiſchen Häfen ſagt das„Jour⸗ nal de St. Petersbourg“: Da die Auf⸗ richtigkeit des Athener Kabinets nicht in Zweifel zu ziehen ſei, ſo dürfe man anneh⸗ men, daß dem griechiſchen Handel die Frei⸗ heit des Meeres in kurzer Friſt wiederge⸗ geben werden würde. * In einer Ueberſicht über die Haupt⸗ ergebniſſe der Statiſtik des Waarenverkehrs des deutſchen Reiches im Jahre 1885, welche das Märzheft der reichsſtatiſtiſchen Monatshefte mittheilt, iſt der Zollertrag im Ganzen zu 241 633 154 M. berechnet. Davon entfallen auf die Einfuhr von Kaffee 47 253360., Rohtabak(Blätter und Stengel) 32 308 588 M, Petroleum und anderen Mineralölen 31,013,950., Getreide und Hülſenfrüchten 27,531,563 ., Mais und ſyriſchem Dari 1,296,615 Mark, Malz 1,312,788 Mark, Wein 14,482,369., Holz und Holzwaren 6,547,098., Baumwollgarn 4,921,335 ., Vieh 4,550,113., Eiſen und Eiſenwaaren 4,363,574., Seide und Seidenwaaren 3,625,724., Schmalz und ſchmalzartigen Fetten 3,564,110., Heringen 3,064,944., Sübdfrüchten 2,935,378., Salz 2,911,496 Mark, Reis 2,812,874 Mark, Wollenwaaren 2,263,055., Wollengarn 2,171,481 ., Leder⸗ und Lederwaaren 1,804,932 Mark, Thee 11660,500, Mark, Pfeffer 1,629,550., Inſtrumenten, Maſchinen und Fahrzeugen 1,586,915., Leinöl 1,532,508., Jute⸗ und Leinenwaaren 1,263,380., Jute⸗ und Leinengarn 1,209,262 Mark, Kakao in Bohnen 1,156,058., getrocknetem Obſt 1,124,036 Mark, Mehl 1,083,257 Mark, Kurz⸗ waaren, Quincaillerien, Uhren ꝛc. 1,069,639., Käſe 914,140., Eiern 834,915., Kleidern, Leibwäſche und Putzwaaren 831,165 Pe., Butter 813,000., Glas und Glaswaaren 801,337., Fleiſch 642,124 M. * Zu welchen Rückgratsverrenkungen das nationalliberale Molluskenthum fähig iſt, zeigt die„Berliner Börſenzeitung durch den Vorſchlag, das Amt des Reichs⸗ kanzlers für die Familie Bismarck erblich zu machen. Der Erbe des Fürſtentitels müſſe auch Erbe der Stellung des Vaters werden. Graf Herbert Bismarck habe, wenn auch nicht das Genie, ſo doch die Erfahrung des Vaters geerbt. Niemand ſei berufener, ſpäter einmal Deutſchlands Politik nach außen hin zu leiten, wie derjenige, der, wie Keiner, in den Ideen⸗ gang des großen Kanzlers erſchöpfend eingeweiht iſt. Ausland. London, 29. Mai. Im Unterhauſe wurde nach ſechsſtündiger Debatte die Bera⸗ thung der iriſchen Verwaltungsbill bis Mon⸗ tag vertagt. Die iriſche Waffenbill wurde mit 156 gegen 65 Stimmen in dritter Le⸗ ſung angenommen. Faden hängt. Selbſt in der Zauberflöte, die ſich auch die Prüfungen eines edlen Liebes⸗ paares zum Vorwurf genommen, herrſcht ein höheres dramatiſches ingenium, als in dieſer Oberonkomödie. Dort haben ſich doch Ta⸗ mino und Pamina ein gewiſſes Recht der Selbſtbeſtimmung gewahrt, ſie könnten dort ſagen,„dieſe Art Lebenswandel gefällt uns nicht Herr Saraſtro“, das iſt den Leuten in der Weber'ſchen Oper nicht möglich, wir wiſ⸗ ſen, daß ihnen Oberon immer wieder aus der Verlegenheit hilft und alauben annehmen zu dür⸗ fen, daß ſie es auch wiſſen, denn ſonſt würden ſie keine ſolch' dummen Streiche begehen. Die in kürzeſter Zeit entſtandene Oper, die in Folge eines Auftrags von London ſo wenig ernſthafter Prüfung vom Componiſten unter⸗ zogen werden konnte, trägt auch in ihrem muſikaliſchen Gliederbau Züge kränkelnder Reflection, blaſſer Gedankenarmuth, enthält neben vielem reizvollfriſchen, auch übergenug des gequälten in ſich, ſo daß immer noch ein gehöriges Stück jener Freiſchützbegeiſterung mit hinzukommen muß, um nicht hie und da den Ton ſchuldiger Ehrfurcht zu verlaſſen und einzelnen Nummern in's Geſicht zu ſagen:„Ihr ſeid nicht die Kinder echter Art jenes phantaſievollen Carl Maria von Weber, euch hat nicht der ſtärkende Waldesodem ge⸗ zeugt, ihr ſeid in der dumpfen Krankenſtube mühſam zu einem Scheinleben gebracht wor⸗ den, ihr ſeid recht langweilige, conventionelle Geſellen!“ Außer jener Benediet'ſchen Renova⸗ tion, die in dem Erſetzen des geſprochenen Dia⸗ logs durch Reeitativen beſtand, hat neuerdings eine noch tolglexre Umgeſtaltung, die ſich Gleichtzitig auf Text und M bezog und mur und ter zu Ubvhebern hat, 830 9611 Erz 38 Abt. Zuxe chſt iſt mit er Entierunna des geſyrochenen Blödſinnes, Konſtantinopel, 28. Mai. Bis geſtern Abend fanden an der Grenze kleinere Zuſammenſtöße ſtatt. Nach den bisher amtlich feſtgeſtellten Verluſten haben die Türken 180 Todte. Der griechiſche Ver⸗ luſt ſoll ſtärker ſein; 300 griechiſche Ge⸗ fangene ſind in Salonichi eingetroffen. om, 29. Mai. Von geſtern Mittag bis heute Mittag ſind an der Cholera in Venedig 34 Perſonen erkrankt und 21 geſtorben, in Barid ſind 4 Perſonen er⸗ krankt und 4 geſtorben. Newyork, 29. Mai. Im Prozeſſe ge⸗ gen Johann Moſt und Genoſſen ſprach der Gerichtshof gegen Moſt und zwei andere Anarchiſten das Schuldig aus. Das Ur⸗ theil wird ſpäter gefällt. Vom Tage. * Das geſtrige Trabreunen auf den großen Neuwieſen verlief bei ſchönſtem Wet⸗ ter ohne jeden Unfall; Gott Pluvius hatte ein Einſehen, und die Kraft der Sonnenſtrahlen zerſtreute die ſich anſammelnden Regenwolken. Punkt 3 Uhr wurde das Rennen eröffnet. 1. Eröffnungsrennen, Herrenreiten, Ehren⸗ preis dem Erſten und Zweiten für Pferde, welche noch nicht auf der Rennbahn geſtartet, im Beſitze und geritten von Vereinsmitglie⸗ dern. Am Start erſchienen 5 Pferde; die Rappſtute„Bistraya“ aus dem Geſtüte Mariahall errang den erſten, während die 7jährige engliſche Rappſtute„Bärbel“ als Siegerin mit dem 2. Preis davonkam. 2. Vereins⸗Rennen. Herrenfahren mit Zweiſpännern. Ehrenpreis dem Erſten und dem Zweiten. Heatfahren für Pferde aller Länder, welche noch keinen Preis gewonnen, im Beſitz und gefahren von Vereinsmitglie⸗ dern, Diſtanz 1609 Meter. Zwei Fahrer erſchienen auf der Rennfläche, von welchen die 5⸗ und 6jährigen ruſſiſchen Rapp⸗Wallache „Oſſip“ und„Oſſan“, Eigenthum der Actien⸗ Geſellſchaft„Tatterſall“ hier, gefahren von Herrn Director Fuchs als., die 7jährigen ungariſchen Stuten„Hanka“ und„Jago“, dem Herrn Böhringer gehörig und von dem⸗ ſelben gefahren, als 2. Sieger am Ziel er ſchienen. 3. Internationales Trabreiten. Preis M. 1000, nämlich 800 M. dem Erſten und 200 M. dem Zweiten. Für Pferde aller Länder im Beſitze von Vereinsmitgliedern. Den erſten Preis errang der braune Wallach „Ibrahim“ aus dem Geſtüte„Mariahall“, hen zweiten der Schimmelhengſt Poteſchny“ des Herrn Jaques Zweifel von Stuttgart. 4. Internationales Trabfahren, Preis M. 1400, nämlich M. 1200 dem Erſten und M. 200 dem Zweiten. Als 1 Sieger langte der Rapphengſt France's Alexander v. Ben Paſchen, gefahren von L. Baymer, am Ziele an, während als zweiter Sieger der Schimmelhengſt„Poteſch⸗ uy“ des Herrn Jaques Zweifel von Stutt⸗ gart hervorging. Die Tribüne war vollſtän⸗ dig beſetzt und wurden die Siegenden mit Tuſch und lautem Hurrah empfangen. o Unglücksfall. Ein funger Menſch wurde geſtern früh halb 10 Uhr beim Ausläuten einer Glocke in der Jeſuitenkirche durch den Glockenſtrang, welchen er feſt in der Hand Reaie hielt, der Art in die Höhe und mit der kaſe gegen einen Balken geſchleudert, daß das Naſenbein erheblich verletzt wurde. Blut⸗ überſtrömt eilte er die Thurmtreppe herab anſden Straßenbrunnen, um mit deſſen Waſſer das Blut zu ſtillen. Dies gelang jedoch nicht; auch der in der Nähe wohnende Arzt, welcher momentan Hülfe hätte leiſten können, war nicht 80 Hauſe und ſo mußte der junge Menſch denn ſchleunigſt Hülfe im allgemeinen Kranken⸗ hauſe ſuchen. * Ausflug. Ein Theil der Mitglieder des Ortsverbands deutſcher Gewerkvereine, etwa 100 Perſonen, folgten der Einladung des Brudervereins Heidelberg zu einem Maifeſt. Die Abfahrt von hier geſchah um 11 Uhr 25 Min. In Heidelberg traf man mit Gäſten und Freunden von Schwetzingen, Kirchheim, Sand⸗ hauſen, Wiesloch ꝛc. zuſammen und nahm man ein gemeinſchaftliches Mittagsmahl ein, worauf man ſich unter Vorantritt einer Muſik⸗ Jemand ſpricht, ſchon viel geſchehen zur ewinnung einer, wenn auch noch ſo beſchei⸗ denen Stimmung, dann muß man auch dem früheren Hofcapellmeiſter Wüllner nachrüh⸗ men, daß er in der pietätvollſten Weiſe das Ergänzungswerk verſehen hat. Die hervor⸗ ſtechenden muſikaliſchen Motive ſind bei Wüll⸗ ner in conſequenter Manier als Leitmotive primitiver Form den jeweiligen Perſonen angeheftet und iſt die dadurch erzielte Con⸗ formität des muſikaliſchen Ausdrucks dem Werke nur von förderndem Einfluſſe geweſen. Was Menſchenwerk an dem Unglückskinde beſ⸗ ſern konnte, das haben jene beiden Verdienſt⸗ vollen gethan, man ſollte ihre rühmenswerthe Arbeit auch hier nicht länger negiren. Eine von den Schönen, die alle Welt kennt, die viele bewundern und wenig lieben, die aber niemand heimführen will, führt Weber's Oberon ein nicht gerade rühmliches Le⸗ ben. Zum Vergeſſenwerden iſt die Oper doch wieder zu gut, zum kräftigen Wei⸗ terleben fehlt ihr die Daſeinsbedingung einer geſunden Körperconſtruction, ſo bleibt ſie im⸗ mer noch eine Freude der großen und kleinen Kinder die ſich an dieſem Bilderbuch, das ſich von ſelbſt umſchlägt, von ganzem Herzen immer noch ergötzen können. Die geſtrige Vorſtellung ging in gewohnter Beſetzung vor ſich, ich hätte nichts beſonderes an ihr auszu⸗ ſetzen, aber auch nichts merkwürdiges zu lo⸗ ben. Das einzig des Erwähnens werthe wäre die mangelhafte Funktionirung des Decora⸗ tionsapparats. Recht plump und unpünktlich ging da alles von Statten, die dienſt⸗ baren Geiſter Oberon's machten da den Eindruck feldherrnloſer Theaterarbeiter; unſer behmafioe Herr Grahl ſchwobie in einer beüngſtigenden Weiſe zwiſchen Himmel und ———— ——————————— der um ſo mehr Blödſinn wird, je beſſer[Erde und wenn der Unſall, der unſere ver⸗ capelle zu einem Spaziergang nach dem Schloſ und über den Wolfsbrunnen nach Ziegelhau⸗ ſen aufmachte, woſelbſt im Garten des Gaſt hauſes zum Adler Raſt bei vortrefflicher Re ſtauration und Conzert durch die mitgebrachte Capelle ſtattfand. Gegen Abend fuhr man dann per Schiff neckarabwärts bis Neuen⸗ heim, wo im Gaſthaus zum Schiff abermals Halt gemacht wurde. Die Rückfahrt nach Mannheim erfolgte um 10 Uhr Abends. Die Theilnehmer waren von dem Ausflug förm⸗ lich entzückt, und wurde die heitere Stimmung nicht einen Augenblick getrübt. * Selbſtmordverſuch. Die ledige 24jäh rige Fabrikarbeiterin Marie Portell aus Göppingen in Württemberg, machte geſtern Nachmittag in geiſtesgeſtörtem Zuſtande einen Selbſtmordverſuch; ſie ſprang nämlich bei der Schiffswerfte in den Verbindungskanal, wurde aber noch lebend herausgezogen und nach dem allgemeinen Krankenhauſe gebracht. Aufgegabelt. Durch die Polizei wurde geſtern Nachmittag eine aus 20 Köpfen be⸗ ſtehende Zigeunerbande, von der Schwetzinger⸗ ſtraße kommend, längs der Ringſtraße über den Neckar gebracht; dieſer Geſellſchaft wurde der Aufenthalt in hieſiger Siadt verboten und der ſofortige Weitertransport angeordnet. * Die Komikergeſellſchaft Helmſtädt, welche am Samstag und im Garten des Badner Hof 3 Conzerte gab, hat mit dieſen ihren alten Ruf nür noch befeſtigt. Man konnte ſich beim Anhören und Anſehen der Herrn, denn ſowohl Herr Helmſtädt als auch ſein Gefährte Herr Abt ſind vortreffliche Mimi⸗ ker, ſo recht von Herzen auslachen, und wurde von den Gäſten gewünſcht, möglichſt bald 15 Geſellſchaft Helmſtädt wieder 0 ier zu ren. Das Pferd einer hieſigen Brauerei welches auf der breiten Straße ſcheute und durchging, ſtieß mit dem angehängten Wagen an eine Gaslaterne io das letztere vollſtändig abgeriſſen wurde. Schlägerei, Ein Schrhma bearbeitete letzten Samstag L0 ſigen Kutſcher mit dem Hausſchlüſſel, daß dem blutüberſtrömtengntſcher in einem benachbarten Hauſe ein Nochberdänd angene werden mußte, cherslehrling d einen hie⸗ * —— P0Karlernte. 29. Mai. Heute Mittag 1 Uhr hatten wir ein kurzes Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen und ſtarkem Hagel in haſelnußgroßen Körnern. Das Unwetter hat ſicher an den Feldſrüchten, Obſtbäumen und Reben bedeutenden Schaden angerichtet. — Das hieſige Comite für Ferien⸗Colonien beabſichtigt dieſes Jahr ſechs Colonien aus⸗ zuſenden und erſucht zu dieſem Zwecke öffent⸗ lich um vermehrte Beiträge.— Eine Karls⸗ ruherin, Frau Maria Luiſe Schreiber, wurde von dem Konvent des Lehr⸗ und Erziehungs⸗ inſtitutes in Offenburg zur Vorſteherin(Su⸗ periorin) gewählt. Verſchiedenes. — Die Amme des ſpaniſchen Kon Aus Madrid ſchreiht man der Wiener„Allg. Ztg.“:„Seit der Taufe des Königs iſt es dem Hoſſtaate ſtreng unterſagt, direkt oder indirekt den Namen der Amme auszuſprechen. Die Frau iſt bürgerlicher Herkunft und darf deshalb nicht in einem Athem mit dem Könige erwähnt werden. Es heißt daher: Die Amme Sx. Majeſtät Alphons“ LIII. hat ihr Frühſtück ſervirt erhalten, oder auch;„Die Amme Sr. Majeſtät möge Alphons XIII. in das Gemach der Königin⸗Regentin bringen. — Die Ankuuft eines jungen Welt⸗⸗ hürgers wird in dem Inſeratentheil einer Berliner Zeitung auf die folgende originelle Art bekannt gemacht: Heute Morgen früh um neun, Traf ich in der Hauptſtadt ein, Vater, Mutter freuten ſich, Und ich brüllte fürchterlich. Richard Koch jun. Gerlin., 24. Mai 1886, Kurſtr. 20/21. „Allem Anſchein nach hat hier ein zukünf⸗ tiger Tenoriſt das Licht der Welt erblickt. — Unterſchied.„Aber Verehrteſte, wie haben Sie ſich verändert— bereits fünf Fal⸗ ten im Geſicht!“— Dame:„Sie haben ſich allerdings beſſer conſervirt, Sie ſind blos einfaltig! —— ehrte Frau Seubert glücklicherweiſe ohne ernſtliche Folgen betraf, wenn dieſer Unfall auch nur im Geringſten der Nachläſſigkeit iener Unſichtbaren zur Laſt run wäre, er müßte die entſchiedenſte Warnung und wirkungsvollſte Mahnung zu geſpannterer Aufmerkſamkeit ſein. Raundſchau über Theater und Kunſt. Am 6. Juni nehmen die Proben zu dem Blumenthal'ſchen Schauſpiel„Ein Tropfen Giit“ ihren Anfang und dürfte daſſelbe in einigen Wochen zur Darſtellung gelangen. Herr Stury erhielt von allen Seiten die beſtmöglichen Kritiken, ſowohl in Münchnern, wie auswärtigen Blättern, derſelbe dürfte für Mannheim nach Ben Akiba's Wortent„Schon da geweſen“ als verloren gelten. Eudlich machen wir nochmals auf die Volksvor⸗ ſtellung;„Wilhelm Tell“! am zFrei⸗ tag aufmerlſam, einen Bericht über die Auf⸗ führung deſſelben ſeitens der Meininger, ſowie einen ſolchen über„Die Braut von Meſſina“ mußten wir wegen Raummangel auf Morgen zurückſtelen. Von auswärts liegen uns zwei Berichte über die Herren Plank und Perron vor. Herr Plank ſang in Karlsruhe in dem neu einſtudirten Lohengrin mit großem allſeitigen Beifall, die Kritik rühmt ſeine Leiſtung als Beſte der Neubeſetzten. Herr Perron aus Frankenthal, der gegenwärtig in Leipzig engagirt iſt, hat ſich in die Herzen des Publi⸗ kums eingeſungen, ſo heißt es anläßlich des Gaſtſpiels des Hr. Bötel: Wir haben ſeine Leiſtung als Graf Luna belobt und ſtehen nicht an, ſeinen Nevers anzuerkennen. Frau Moran⸗Olden und Herr Perron ſtanden dem Gaſte überhaupt gehührend zur Seite“ Ge⸗ wiß ein bedeutendes Lob. H R H. ———————— ———