65 61570 le. ———————— Abonnementspreis: v Monat 50 Kg.— Auswürts durch die Poß 65 Pfg Wan abonnirt in Maunheim bei der Expebition E 8, 2, ſowie be allen Zweig⸗Expeditionen und Trägerinnen.— Auswärts bei aller Poſt⸗Anſtalten des deutſchen Reiches und den Briefträgern. Die Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Herausgeber or. jur. Dermann Daas in Mannheim. Unſere heutige Numter aumfaßt mit der Gratisbei⸗ lage des General⸗Anzeiger 10 Seiten. Mbonnemeuts⸗Einladung. Für den Monat Juni werden Abonnementsbeſtellungen auf die Badiſche Polks⸗Jeitung (Maunheimer Volkoblatb) ungenommen. Abonnementspreis mit der Gra⸗ tis⸗Beilage des General⸗Anzeiger pro Monatnur50 Pfg. Die„Badiſche Volkszeitung“ erſcheint täglich, 8 bis 16 Seiten groß und hat unter allen in Mannheim erſcheinenden Zeitungen die größte Abonnentenzahl. Durch die große Verbreitung hewährt ſich die Badiſche Volkszeituno mit Gene⸗ ral⸗Anzeiger u vorziguiches Juſertions⸗Organ. Verlag der Fadiſchen Volks⸗Jeilung und des General⸗Anzeiger. Politiſche Ueberſicht. * Mannheim, 1. Juni. Deutſchland. Bemerkt mag werden, baß der anſcheinend in Freiburg anſäſſige „Gewährsmann“ der„Badiſchen Landes⸗ Zeitung“ die von ihm in dem genannten Blatte vor einiger Zeit gebrachte und auch von uns bereits erwähnte Nachricht, das Verbot für den ferneren Aufenthalt der deutſchen Offtziere in Frankreich betreffend, dem jüngſten Dementi Berliner Blätter gegenüber vollſtändig aufrecht erhält. Es ſcheint ſich alſo in dieſem Falle doch um etwas mehr als eine übliche„Rechthaberei“ zu handeln, wenn es auch als merkwürdig betrachtet werden mag, daß das Karls⸗ ruher Blatt in dieſer Angelegenheit den Die Meininger in Mainz. Originalbericht der Bad Volkszeitung) ie Braut von Meſſina. VI. Trauerſpiel in 4 Aufzügen mit Chören von Schiller. Bor völlig ausverkauftem Hauſe fand geſtern eine einmalige Aufführung der„Braut von Meſſina“ ſtatt. Die meiſterhafte Verwendung des Chores in dieſem Drama gibt dem Skücke den Cha⸗ rakter eines feierlich Erhabenen Kunſtwerks. Beſonders wenn der Chor in ſo vorzüglicher eiſe ſeine Rolle erfüllt, wie dies bei der geſtrigen Vorſtellung der Fall war. Die Darſtellung des Grauſen, Unheilvollen pird gemildert durch den erklärenden, menſch⸗ lich fühlenden Ehor. Wir fühlen und denken nicht mehr mit den vom Schickſal verfolgten Perſonen, ſondern verfolgen eruſt die Ent⸗ eth der Leidenſchaften und Triebe, welche durch Menſchen verkörpert werden. 0 angemeſſen dem Inhalt, zeigte ſich Ausſtattung wie Darſtellung. Letztere war beſonders vorzüglich und von ausge⸗ zeichnetem Zuſammenſpiel. Der Mutter der feindlichen Brüder(Marie Berg) gelangen die Töne wahren Schmerzes, das durchs Unglück gebeugte Weib, recht gut; ſie ſowohl als die Darſtellerin der Beatrice, lu. Menzel, wurden außer durch reichen eifall mit 2 Raghen Bouquets beehrt. Letz⸗ lere Schauſpielerin, die noch ſehr, ſehr jung 16 ſein ſcheint, ſollte ſich nur noch das törende, laute Athemholen abgewöhnen; ſie keißzt dadurch die Sätze unnatürlich entzwei. Der edle Don Manuel, wie der Wene, caſche Don Ceſar fanden in den Herren W. Arndt und Alex, Bartbel vaſſende Rebrüſen⸗ ſonſt ſo findigen Berliner Zeitungen den Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. Organ für —PBPPPPPPPP——P Jedermann. Rang abgelaufen haben ſoll. Da Frei⸗ burg nicht der Ort iſt, von dem aus ir⸗ gend ein beliebiger Zeitungscorreſpondent nach gewöhnlichen publiziſtiſchen Begriffen wichtige politiſche Mittheilungen zu machen in der Lage iſt, ſo könnte man faſt ver⸗ ſucht ſein, anzunehmen, daß dieſe ſo ur⸗ plötzlich in die Spalten der„Landes⸗Zei⸗ tung“ lancirte und nachher in ſo beſtimm⸗ ter Form aufrecht erhaltene Notiz von einem„Intereſſirten“, d. h. von einem Offtziere herrührt, wenn auch nicht direkt, ſo doch vielleicht durch Vermittlung einer dritten Perſon. So wie die Dinge jetzt liegen, dürfte es ſich indeſſen über kurz oder lang herausſtellen, wie viel Wahres eigentlich an der Sache iſt.— Der Ber⸗ liner Maurerſtreik iſt als beſeitigt zu be⸗ trachten, ohne daß die Geſellen ihre Forder⸗ ung, einen Mindeſtlohn von 50 Pfg. für die Stunde, durchgeſetzt hätten. Vielmehr iſt ein Mindeſtlohn überhaupt nicht er⸗ kämpft worden, ſondern die Geſellen er⸗ halten den Lohn ihrer Leiſtung entſprech⸗ end. Gegenwärtig erhalten etwa 5 Przt. weniger als 45 Pfg. für die Stunde, 45 Prozent bekommen 45 Pfg., 45 Prozent 50 Pfg. und etwa 5 Prozent mehr als 50 Pfg. Das hauptſächliche Kampfmittel war dieſes Mal die Bauſperre oder der partielle Streik; aber da Maurergeſellen genügend am Platze waren, welche„Dank der energiſchen Aufſicht der Polizei“ un⸗ gehindert auf den geſperrten Bauten Arbeit fanden, ſo konnten die angeordne⸗ ten Sperren nicht von Dauer ſein.— Der Reichstag wartet jetzt die Arbeiten ſeiner Branntweinſteuer⸗Commiſſion ab. Im Schooße der letzteren iſt ein neues Projekt aufgetaucht, ein ſogenanntes„Baſ⸗ ſin⸗Monopol“, welches die Anlegung rieſen⸗ großer ſtaatlicher Sammelbaſſins anſtrebt. Von dieſem Monopol bis zum eigentlichen Branntweinmonopol wäre nur noch ein Schritt. Es ſollen für die einzelnen Be⸗ zirke Genoſſenſchaften auf geſetzlicher Grund⸗ lage und mit beſtimmten Ermächtigungen gebildet werden, welche den geſammten Spiritus in Lagerhäuſer nehmen und von dort aus vertreiben. Ueber die Höhe der wahrſcheinlich beim Uebergange in den freien Verkehr zu entrichtenden Steuer edlem Feuer, Unter den Sprechern des Chors ſind Caje⸗ tan(Hr. Weiſer) und Manfred(Hr. Teller) hervorzuheben, die ihre Verſe ſchön und wür⸗ dig ſprachen. Die wie ſtets ſtimmungsvollen Dekoratio⸗ nen paßten ſich dem Trauerſpiel völlig an. Ein hoher Genuß wurde durch dieſe Auf⸗ b P05 dem Puhlikum geboten, leider kann ie Vorſtellung e werden. Wilhelm Telll. Schauſpiel in 5 Akten von Schiller, Dieſes populärſte aller Schiller ſchen Dra⸗ men wird ſelbſt in der dürftigſtenl Aufführung durch ſeinen patriotiſchen Juhalt ein andäch⸗ tiges Publikum in Begeiſterung verſetzen und in hellen Haufen ſammeln; wie erſt, wenn die Inſcenirungskunſt der Meininger uns das Land der Hirten, die Berge der freien Schweiz, ſo naturwahr vor die Augen führt Kein Plätzchen blieb unbeſetzt im Zuſchauer⸗ raum und namentlich die Jugend lauſchte mit Andacht den zündenden Reden der nach Befreiung lechzenden wackeren Schweizer⸗ gar. Der Erfolg war ein großer, jedoch dünkt es uns, als ſollte der Löwenantheil davon dem Theatermaſchiniſten und ein Weniges nur den Darſtellern gebühren. Nicht daß die Schauſpieler zum Theil etwa ihren Aufgaben nicht gewachſen wären ſte 6 5 ihr beſtes Können ein— nein Das Ganze machte nicht den Eindruck des Wahren, aus K Gefühl entquellenden — es offenbarte ſich, 11 0„Kunft“ zuviel „eingelernte Schule“ Sbeöche und Be⸗ ſcheint ein beſtimmter Vorſchlag noch nicht tanten. Beide ſpielten mit Leidenſchaft und vorzuliegen. Es heißt, daß der konſerva⸗ tive Entwurf auch eine geſetzliche Fixirung des Preiſes für Spiritus in Ausſicht ge⸗ nommen hat. Ob es den Vertretern der konſervativen Parteien gelingen wird, dieſe ſehr ſchwierige Frage auf vollſtändig neuer Grundlage zu löͤſen, muß man abwarten. Vorläufig begegnet man auch in parlamen⸗ tariſchen Kreiſen vielfachen Zweifeln, und man glaubt, die Herren würden ſich doch ſchließlich auf die Idee des Nothgeſetzes — vorläufige Aenderungen der Maiſch⸗ raumſteuer und Exportprämie— zurück⸗ ziehen. Die Mitglieder des Centrums haben übrigens durch ihre Mitarbeit keiner⸗ lei Engagements übernommen. Es iſt der Fraktion vorbehalten, nach Abſchluß der Arbeiten dazu Stellung zu nehmen. Frankreich. Mit der Prinzenauswei⸗ ſung hat es doch ſeine Haken. Das Ge⸗ ſchäft läßt ſich nicht ſo glatt vollziehen, als man meinen ſollte. Es ſind hauptſächlich verfaſſungsmäßige Bedenken, die der Aus⸗ weiſung entgegen ſtehen und die— wenn ſie ſchließlich auch dem Inſtinkt der Selbſt⸗ erhaltung gegenüber nicht Stand halten kön⸗ nen, doch in einer nach demokratiſchen Grund⸗ ſätzen regierten Republik nicht vollſtändig außer Acht gelaſſen werden dürfen. Die Thatſache, daß die Regierung ſchon oft mit der Ausweifung gedroht, aber mit derſelben nie Ernſt gemacht hat, dürfte jedoch auch nicht dazu beitragen, den Prinzen mehr Reſpekt vor ihrer natür⸗ lichen Gegnerin, der Republik, einzuflößen. Spanien. Der Pariſer ultramontane „Univers“ veröffentlichte ein Manifeſt des bourboniſchen Prinzen und Thronpräten⸗ denten Don Carlos, worin derſelbe da⸗ gegen proteſtirt, daß der neugeborene ſpaniſche Königs⸗Prinz als Alfons XIII. proklamirt werde. Don Carlos erklärt, er werde niemals ſeinem Rechte auf den ſpaniſchen Königsthron entſagen. Er mag daſſelbe nur ja ſorgfältig verwahren, da⸗ mit es nicht ſchimmelig wird. Die paſ⸗ ſendſte Verwahrung kann das Recht des Don Carlos in einer Sammlung finden, welche als Rumpelkammer der Legitimi⸗ tät angelegt iſt, wo daſſelbe ſich nicht armfeliger ausnehmen wird neben den gleichartigen Rechten von Cumberland⸗ des Herrn Knorr, Nach Allem, was dieſer Schauſpieler ſonſt leiſtete, war anzunehmen, daß er den Geiſt der Rolle nicht zu offen⸗ baren vermöchte. Das Urbild des Tell, das uns Schiller 1 Unſterblichkeit überlieferte, von„deſſen Thaten man noch reden wird in fernſten Zeiten“— ſind wir gewohnt in andrem Kern zu chen als das Geſtrige. „Wär“ ich beſonnen,— 0 ich nicht der ſo ſagte er von ſich ſelbſt. Denn„Tell“ bedeutet ſo viel wie der „Verwegene“,„Raſche“. Dieſe Seite nun hervorzuheben, vergaß der Darſteller gänzlich. Sein unſympathiſches Organ klingt an Stellen der Leidenſchaft noch ſpröde und unrein und auch das Spiel iſt nicht durchdacht und natürlich genug. Der große Monolog in der hohlen Gaſſe zu Küß⸗ nacht entbehrte viel zu ſehr der innern Ueber⸗ zeugung und brachte nur den Eindruck der Deklamgtion hervor. Am Beſten gelang Herrn Knorr noch das ſtumme Spiel wäh⸗ rend der Apfelſchußſeene. Da wir gerade bei„Tell“ weilen, wollen wir ſein Söhnlein Walther(kl. Godech nicht vergeſſen, das wirklich überraſchend richtig ſprach und ſpielte. Es rührte durch ſein liebes Weſen alle Herzen und ein Lorbeer⸗ kranz ward dem kleinen Künſtler zum Lohn, Geßler iſt ein ächter Bühnen⸗Böſewicht, deſſen undankbare Darſtellung durch Herrn Weiſer möglich an Intereſſe gewann. Die ſchlichte, wahre Darſtellung des Frei⸗ herrn von Attinghauſen durch Heren Richard überraſchte allgemein, denn dieſer Künſtler weiß nicht immer den richtigen Ton zu trefſen. Ergreifend wirkte die Sterbeſcene, eine der Braunſchweig⸗Hannover, Kurheſſen⸗Naſſau, ie Rolle des Tell läch i den Händen erhabenditen Rollen, die je gedichtet wurden. Inlertionsprels: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Rerlamen 30 Pfe Anzeigen werden von allen Annoncen⸗Expeditionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen Bei größeren Aufträgen Rabatt. Botatiensdruck der Ur. Y. Paas ſchen Suchdrumere, E6, neben der katholiſchen Spitallirche in Maunhyim, 8 Telephonguſchluß Nr. 319. Mittwoch, 2. Juni 1666. Schleswig⸗Holſtein⸗Lauenburg, Lombardo⸗ Venetien, Toskana, Modena, Neapel⸗ Sizilien und— der franzöſiſchen Bour⸗ bonen⸗Krone, welche der verſtorbene Graf Chambord 50 Jahre lang unter dem Arme anſtatt auf dem Haupte getragen hat, und die demſelben in das Grab nach⸗ folgte. Sein Vetter Don Carlos war wag⸗ halſiger; während Chambord in Andacht und Gemüthlichkeit dem ruhigen Harren oblag, bis man ihn feierlich abholen und auf den wiedererrichteten Thron in Paris ſetzen würde, entfaltete Don Carlos die Fahne des Bürgerkrieges im nördlichen Spanien und ſtellte ſich an die Spitze der ihm er⸗ gebenen Basken. Zum zweitenmale wurde das Land in den 1870er Jahren vom Karliſtenkriege durchwühlt und verwüſtet, doch den Bourbonen leuchtet für ihre Herrſchbegier kein Glücksſtern mehr. Don Carlos wurde zum Lande hinausge⸗ ſchlagen, ſpäter auch aus Frankreich verwieſen und ſchwirrt ſeitdem mit Um⸗ trieben einher, um auf's Neue den Bürgerkrieg zu entfachen. Ultramontaner⸗ ſeits war bei dem erwähnten neuerlichen Karliſtenkriege ſehr für den Sieg der Sache des Don Carlos geſchwärmt worden. Es ſollen demſelben auch aus Deutſchland Unterſtützungsgelder zugefloſſen ſein; die„Bad. Landes⸗Ztg.“ behauptete, das Bankhaus nennen zu können, welches die Summen in die Hände des Präten⸗ denten befördert habe. Der damalige Redakteur der„Germania“ in Berlin, Abg. Cremer, den das Centrum ausge⸗ ſtoßen, worauf er zu den Conſervativen und Stöckerianern ſich geſchlagen, war ganz beſonders begeiſtert für den Don Carlos, er reiſte nach Spanten in deſſen Hauptquartier, huldigte ihm in Elſterburg und ſchilderte denſelben in den gelieferten Berichten als eine Erſcheinung voll Ritter⸗ lichkeit und Heldenglanz. Die„Germa⸗ nia“ erhitzte ſich damals für die Sache des Don Carlos ebenſo ſehr, wie jüngſt fur die des Herzogs von Cumberland, und ſo geſchah es burch die Bank auf der ganzen Linie des Ultramontanismus. Der verſtor⸗ bene Papſt Pius IX. aber ließ ſich nicht dafür gewinnen. Don Carlos hatte ihn um ſeine moraliſche Unterſtützung gebeten; Pius IX. ſchlug es ihm aber ab, worüber die„Ger⸗ Fortreißend und ſtürmiſch ließ ſich die Scene 0 Walkher Fürſt's§ 85 8 Melch⸗ thal(Herr Felix) alther(Herr Go⸗ dech) und Stauffacher Gaade rube). Nament⸗ lich das Lob auf die Gnade des Augenlichts. trug dem Darſteller durch ſeine warmen Thm vollen Applaus ein. Rudenz(Herr Barthel) und Erl. Sindner) ſpielten kälter als epſe— konnten nicht erwärmen; freilich ſind die ſtalten etwas nebenſächlich behaudelt, Die ſonſtigen kleinen und vielſeitigen Rol len waren eben ſchlecht und recht beſetzl. Her⸗ vorrggendes iſt nichts darunter und verdor⸗ ben konnte guch nichts werden „Das„Volk“ gehorchte den Winken des Re⸗ giſſeurs aufs Pünktlichſte und brachte Bewe⸗ gung in die Szenen. Nicht ohne auch der decorgtiven Ausſtellung u gedenken, wollen wir unſern Bericht ſchlie⸗ Die Alpenpanoramen ſind alle nach der atur gufgenommen und bieten wunderbare Ausſichten. Die Unwetter toben mit er⸗ ſchreckender Natürlichkeit über den See und üllen die Häupter der Berge in finſtere Wol⸗ en, Pfeifender Sturm, zuckende Blitze, rol⸗ lender Donner und ſchäumende Wogen wiſſen uns Maſchiniſt und Dekorgtionsmalex ebenſo P ſchön vorzuführen, als feierlich, ſtille laue Mondnacht mit Regenbogen und erſtes Glühen der Gletſcherſonne im Frühroth des aufgehenden Lichtes hervorzuzaubern. Herr Chronegk mußte vor die Rampen und faſt nach jedem Akt hob ſich der Borhang verſchiedene Male, bis ſich das Publikum an den käuſchenden Natureffekten ſatt geſehen. Wenn auch betreſfs der Einzeldarſtellungen ſehegte Erwartungen vielfach nicht in Er⸗ füee 15—, ſceniſch wird man keinen eſſeren Tell je erblicken können. Pifferaro. S. Slie⸗ Sadiſche Bolts⸗geitung. manig“ einen ſo ſtarken Verdruß empfand, daß das Blatt zu erkennen gab, wie ſehr man darob gegen den Papſt aufgebracht ſei! —„Nichts gelernt und nichts vergeſſen“, ſagte Napoleon I. über dieſe ultramontan⸗ legitimiſtiſchen Politiker.— Die konſti⸗ tutionell⸗monarchiſche Partei in Spanien bejubelt die Geburt des Prinzen, da hier⸗ zurch der Republikaniſirung des Landes ein Riegel vorgeſchoben ſei. Mit beſon⸗ derer Sicherheit wird aber darauf nicht wohl zu bauen ſein. Deutſches Reich. Berlin. Unſere offiziöſe Preſſe ſpricht den durch die groß⸗ruſſiſchen Orgien in Moskan beunruhigten Gemüthern Troſt zu. So läßt ſich die„Köln, Ztg.“ aus Berlin telegraphiren:„Die Anrede des Stadthauptes von Moskau an den Kaiſer von Rußland, in der es zum Schluß heißt: man hoffe in Moskau, daß das Chriſtenkreuz bald wieder auf der heiligen Sophta erglänzen werde, hat in hieſigen politiſchen Kreiſen keineswegs beunruhigt, wie dies andrerſeits der Fall geweſen ſein ſoll, Man erblickt darin einen Auswuchs des Panſlavismus, wie ſie in den letzten Jahren ſo oſt hervorgetreten ſind und die keine beſondere Beachtung verdienen. Bemerkenswerth erſcheint im Gegentheil die ruhige, kühle Antwort des Kaiſers, in der die panſlaviſtiſchen Aeußerungen des Stadthauptes von Moskau einfach mit Stillſchweigen übergangen worden ſind und in der unverkennbar ein friedliebender Geiſt athmet.“„Andrerſeits“ ſoll wohl heißen„anderwärts.“ Aber wem wird hier vorgeredet, daß das„Stadthaupt von Moskau“ irgend etwas ſagen ſollte, be⸗ ſonders bei ſolch feierlicher Gelegenheit, was ihm nicht entweder diktirt wäre oder doch mindeſtens die allerhöchſte Billigung gefunden hätte? Außerdem wiſſen wir ſattſam, daß wenn es in Rußland„fried⸗ liebende Geiſter“ gibt, dieſe der harten Noth und nicht dem eigenen Triebe folgen. *„Den Fürſten Bismarck als ein We⸗ ſen faſt übermenſchlicher Art anzuſehen, dazu haben uns die weltgeſchichtlichen Leiſtungen deſſelben allmälig gebracht“. So ſchreibt die nationalliberale„Straßburger Poſt“ und fährt dann wörtlich wie folgt fort: „Am liebſten ſähen wir ihn von allen irdi⸗ ſchen Schlacken frei und nur ungern ge⸗ wahren wir, daß das„homo sum, nil kumani a me alienum puto“(der bekannte Sinnſpruch des römiſchen Luſtſpieldichters Terentius, der verdeutſcht lautet: Ein Menſch bin ich, nichts Menſchliches iſt mir fremd) auch noch ſeinen Wahlſpruch bil⸗ det. Verlangen wir nichts Uebermenſchli⸗ ches! Wir geben zu, daß es ein überaus glänzendes Blatt im Ruhmeskranze des Für⸗ ſten Reichskanzlers geweſen wäre, wenn er ſeine Söhne lediglich nach Anciennität und Verdienſt hätte vorrücken laſſen(110, aber wir ſind andererſeits ebenſo feſt überzeugt davon, daß nur ſehr wenige Menſchen, vielleicht Niemand(111) in Fürſt Bismarcks Stellung der Verſuchung widerſtanden hät⸗ ten, ſo zu handeln, wie er gehandelt hat.“ Allen Heiligen Dank! Man wittert Mor⸗ genluft. Selbſt den Nationalliberalen kommt Fürſt Bismarck nur noch„faſt“ übermenſch⸗ lich vor. Damit iſt die ſchiefe Ebene der Verleugnung betreten, auf der es rapid ab wärts geht. bad. Hof⸗ und in Mannheim. Montag, den. Mai 1886. vurchambault. lin 5 Aufzügen von Emil Augier. E. Unſere Theaterlitteratur iſt zur trägerin unſerer Nachbarn jenſeits ies geworden. Wer heute noch — 9— ſollte, daß wir im vollen —— zöfiſcher Sittenkombdien ſegeln, braucht nur einen Blick auf die Reper⸗ toiwe unſerer größeren deutſchen Bühnen zu . Unſere deutſche Litteratur, welcher —— Niemand den Vorwurf der Unpro⸗ ität machen kann, ſcheint auf dem Felde dramatiſchen Schaffens ernſthaft Halt gemacht zu haben. Hie und da laßt einmal ein Ge⸗ nius, aber höchſt vereinzelt, die Blitze ſeines Geiſtes leuchten, ohne daß dieſen leuchtenden Strahlen aber derjenige Bonner des Beifalls folgte, welchen ehedem Andere zu ent⸗ feſſeln gewußt haben. Mir iſt es, als ob in den düſteren Thegter⸗Archiven noch manches ſtaubige Manuſtript im Schlummer der Vergeſſenheit verſteckt ſein müſſe, aus dem es vielleicht noch einmal durch die kun⸗ dige Hand eines Prinzen aus dem Märchen⸗ reiche erlöſt wird. Unſere Theaterarchive ſind bekanntlich die Katakomben ſo mancher iugendlichen Hoffnung und Begeiſterung ge⸗ worden, Bis dahin müſſen wir uns eben in Gottes Namen mit den Franzoſen tröſten, es ſei denn, daß'Arronge zum Nebenbuhler eines Schiller emporgewachſen, oder daß ein ſolcher von einer findigen Regie auf ihren Forſchungsreiſen bei Gelegenheit einer Ge⸗ birgstour auf den Parnaß entdeckt werde. Und um ſo lieber wollen wir uns zum Bei⸗ ſpiel mit den„Fouchambault's“ tröſten, wenn iie uns trotz eines gähnend leeren Hauſez Nakional-Theater Wozu brauchen wir die Branntwein⸗ ſteuer? Die Frage klärt ſich. Nicht etwa um andere Stenern zu ermäßigen! Der Himmel behüte uns vor ſolcher Thorheit! Nein, es gilt praktiſchere Ziele zu erreichen. Eine Erhöhung der Offtziersgehälter aus den Mitteln der neuen Branntweinbeſteuer⸗ ung wird von der preußiſchen Regierung ſchon jetzt derartig mit Beſtimmheit in Ausſicht genommen, daß in den offiziöſen „Berliner Politiſchen Nachrichten“ der Vor⸗ ſchlag gemacht wird, in dem noch in dieſer Seſſion vorzulegenden Militärreliktengeſetz proviſoriſche Beſtimmungen zu treffen bis zum Eintritt dieſer Erhöhungen der Offi⸗ ziersgehälter. Man möge die Subaltern⸗ offiziere von den dreiprozentigen Beiträgen zur Reliktenverſorgung proviſoriſch freilaſſen bis zur demnächſtigen Gehaltsverbeſſerung. Nun wiſſen wir doch, wozu die Steuer ſein ſoll. Breslau, 30. Mai. Heute Vormittag fand in der Kathedrale die Konſekration des Erzbiſchofs Dinder durch den Fürſt⸗ biſchof Herzog unter Aſſiſtenz der Weih⸗ biſchöfe Gleich(Breslau) und Cybichowski (Gneſen) ſtatt. Der Feier wohnten zahl⸗ reiche Vertreter des Adels und der Geiſt⸗ lichkeit von Schleſien und Poſen, ſowie Deputationen der Erzdiözeſen bei. Nach⸗ mittags fand bei dem Fürſtbiſchof ein Diner ſtatt, an welchem die Spitzen der königlichen und ſtädtiſchen Behörden theil⸗ nahmen. Den erſten Toaſt brachte der Erzbiſchof auf den Kaiſer und den Papſt aus; der Fürſtbiſchof toaſtete auf das Wohl des Erzbiſchofs Dinder. Leipzig, 31. Mai. Das Reichsgericht verwarf die Reviſion ſämmtlicher Ange⸗ klagten in Sachen der Frankfurter Fried⸗ hofs⸗Affäre. Ausland. Brüſſel, 31. Mai. Im Prozeß Van⸗ derſmiſſen hat heute Vormittag das Ver⸗ hör des Angeklagten ſtattgefunden. Bei der Bildung der Jury eliminirte der Generaladvokat mehrere Liberale. Der Angeklagte, welcher ſich planmäßig ver⸗ theidigt, leugnet den Vorbedacht und be⸗ hauptet, in der Unterſuchung habe er einen ſolchen zugeſtanden, um ſich ſelbſt zu belaſten, weil er verzweifelt über das in wildem Affekt und Zorn über das liebloſe Verhalten ſeiner Gattin verfloſſene Blut geweſen. Die Zeugen⸗Ausſage vor dem Inſtruktions⸗Richter ſpricht für ein vorbedachtes Verbrechen. Am Nachmittag ſind 14 Zeugen vernommen, die meiſtens wenig günſtig für den Angeklagten aus⸗ ſagten. Von mancher Seite wird hier eine ernſte Verurtheilung bezweifelt. Brüſſel, 31. Mai. Die Bürgermeiſter der Provinzen beſchloſſen geſtern, die Ma⸗ nifeſtationen der Arbeiter in den Provin⸗ zen nicht zu geſtatten. Paris, 31. Mai. Mehrere Zeitungen meinen, die Prinzenfrage ſei mehr aufge⸗ worfen, um das Kabinet zu beſeitigen, als um wirklich die Ausweiſung der Prinzen her⸗ beizuführen. London, 31. Mai. Die„Times“ ſagt, die Blockade der griechiſchen Küſte müſſe fortdauern, bis ihr Zweck, die Abrüſtung Griechenlands und die Beſeitigung der Quelle der Gefahr für Europa vollſtän⸗ dig erreicht ſei; Europa verlange eine Ver⸗ ſicherung der griechiſchen Regierung, daß mit ſo viel gutem Willen verdeutſcht wer⸗ den, wie das geſtern der Fall war. Herr Förſter fängt an, ſich in dieſe Rolle etwas mehr einzuleben, Fräulein Blanche erſchien als die erſte verſtändige und annehm⸗ bare Marie Letellier, welche die Mannheimer Bühne bisher erlebt hat und Herr Neumann 8 mit dem Jakobi'ſchen und Rodius'⸗ ſchen Ehepaare in der lebenswahren Geſtal⸗ tung moderner, geſellſchaftlicher Typen, welche wir nicht erſt aus Frankreich zu importiren brauchen. Runbdſchan über Theater und Kunſt. Für die große Oper in Paris bildet das laufende Jahr eine Kette von Jubiläken. Nachdem das des„Zweikampfs“ gefeiert, beging man am 26. v. M. die 500jährige Jubelfeier der Halévy'ſchen„Jüdin“ unter beſonders gro⸗ ßen Veranſtaltungen. Erwähnen wollen wir noch, daß der alte Duprez, der bei der erſten Vorſtellung den Eleazar ſang bei der Feier einen Feſtprolog hielt. In Bälde folgt die 800. Aufführung der„Hugenotten“, und ſoll dieſe Opernjubelfeier alle vorhergegangenen übertreffen. Uebrigens wollen wir hier eines Umſtandes erwähnen, deſſen feſtliche Begeh⸗ ung ebenfalls gerechtfertigt wäre. In den Jahren 1881—1885 gab es in den verſchie⸗ denen deutſchen Theatern 3686 Shake⸗ ſpegrevorſtellungen, welche Nation kann ein gleiches Reſultat aufweiſen? Keine, und am allerwenigſten die engliſche, die überhaupt auf allen Gebieten der ſchönen Künſte zurück iſt. So namentlich auf dem der Muſik; die engliſche Tonkunſt konnte in Deutſchland, ausgenommen—5 Opern gar nicht ein⸗ dringen. Es fehlt den Engländern an dem nöthigen Spiritus für Opernkompoſition; der einzige, der von ſich reden machte, Mr⸗ 2. Junk. ſie an der Politik, deren erſter Schritt das Abrüſtungsdekret geweſen ſei, feſthalten wolle. Rom, 30⸗ Mai. Von geſtern Mittag bis heute Mittag kamen in Venedig 32 Erkrankungen an Cholera und 12 Todes⸗ fälle vor, von den Geſtorbenen waren 11 bereits früher erkrankt. In Bari kamen 1 Erkrankung und 2 Todesfälle vor. New⸗York. Gegen den Wahrſpruch des Gerichts, welcher Moſt und Genoſſen ſchul⸗ dig ſpricht, iſt Berufung eingelegt worden. Neueſte Nachrichten. Halle a. d.., 31. Mai. Faſt alle hieſigen Maurer ſtriken ſeit heute. London, 31. Mai. In dem heutigen Meeting der Anhänger Chamberlains be⸗ ſchloſſen von 92 Theilnehmern 45 gegen die zweite Leſung der Home Rule Bill zu ſtimmen. In Parlamentskreiſen nimmt man an, daß damit die Niederlage der Re⸗ gierung entſchieden und eine Auflöſung des Parlaments faſt ſicher ſei. Aus Athen wird gemeldet, daß die griechiſche Grenze von Truppen bereits entblößt und ſowohl die türkiſche als die griechiſche Armee im vollen Rückzug be⸗ griffen ſei. Die vollſtändige Abrüſtung ſei baldigſt zu gewärtigen. Die Kabinete der Mächte pflegen ſchon Unterhandlungen wegen Aufhebung der Blokade. Dieſelbe dürfte demnächſt erfolgen, doch bleiben die Schiffe der Demonſtrationsflotte bis auf weitere Inſtruktionen unter dem Kommando des Herzogs von Edinburgh beiſammen Vom Tage. Ruhrkobleuverkehr. Nachdem ſchon ſeit einigen Jahren der Betrieb der meiſten weſtphäliſchen Kohlengruben unter dem Druck allgemeiner Ueberproduktion ſchwer zu leiden hatte, wurde durch die ſeit neuerer Zeit be⸗ ſtehende Zechenconvention eine unter bergamt⸗ licher Controlle durchgeführte Einſchränkung der Förderung erzielt, die auf die Lieferungs⸗ preiſe nicht ohne Einfluß geblieben iſt und die Zechen jetzt ſchon veranlaßt, für Herbſt⸗ und Winterabſchlüſſe weſentlich höhere No⸗ tirungen zu bedingen. Wenn daher trotzdem unter dem Einfluß gegenwärtig billiger Schiffs⸗ frachten die Kohlenpreiſe für den Hausbe⸗ darf theilweiſe ermäßigt und für Fettſchrot auf 62 Pf., Nußkohlen auf 85 Pf. per Ctr. frei ans Haus geliefert feſtgeſtellt werden konnten, ſo dürfte es ſich dem Publikum wohl empfehlen, für baldige Deckung des Winter⸗ bedarfs Sorge zu tragen, zumal bei mög⸗ licherweiſe eintretendem kleinem Waſſer ein raſcher Preisaufſchlag ſicher zu erwarten wäre, ohnedem aber vom Oktober ab die 8 rubenpreiſe auch hier nicht eindrucks⸗ os bleiben können. Leichenfledderer. Dieſes Wort iſt bei uns unbekannt, obſchon es im Berliner Poli⸗ zeibericht über Unfälle ꝛc. in den Sommer⸗ monaten faſt täglich vorkommt, und ſeine Be⸗ deutung auch hier oftmals in unliebſamer Weiſe wahrgenommen wird. Der Berliner nennt jene Leute Leichenfledderer“, die es ſich Geſchäft machen, die in den öffentlichen nlagen ſchlafenden Perſonen ihrer Werthge⸗ genſtände zu berauben Dieſe Spezies iſt nun auch hier vertreten, denn ſchon häufig kam es vor, daß Leute beim Spazierengehen im Schloß⸗ Bahnhofanlagen ꝛc. ſich auf einer ank niederließen, ſich in allerhand Gedanken ergingen und ſchließlich dem Druck der heißen Witterung nachgebend einſchliefen, um beim Erwachen die unliebſame Entdeckung zu ma⸗ en, daß ihnen während des S 1aßs Uhr, Portemonnaie oder dergleichen entwendet, ja ſelbſt Ringe von den Fingern gezo⸗ gen wurden. In vielen Fällen wird dann eine Anzeige gar nicht erſtattet, wo es aber geſchieht, da gelingt es der Polizei höchſt ſelten, einen Thäter ausfindig zu machen und zu überführen, da man es in ſolchen Fällen mit einer ſchlauen Geſellſchaft zu thun hat. Artur Sullivan, genoß ſeine Vorbildung am 81 05 Conſervatoxium. Sein neueſtes Werk„Mikado“ gelangt am Wallnerthea⸗ ter in Berlin durch engliſche Sänger und Sängerinnen zur Aufführung. Das Wal⸗ hallgtheater hat wieder einmal eine glück⸗ liche Ausgrabung vorgenommen;„der kleine Herzog“ von Lecocg erlebte eine Aufferſtehung⸗ die einem glänzenden Triumphe glich. Dieſe Berliner dürfen mit Herrn Schliemann con⸗ curriren. Das Deutſche Theater bringt auch in Ermanglung neuerer Dichtungen, 9 e älteren Datums. Demnächſt zieht„die nna⸗Liſe“ in„diefe heiligen Hallen“ ein. In der Künſtlerwelt macht ſich immer mehr das Beſtreben geltend, Mitglied des„Deutſchen Theaters“ zu werden, wer irgend Anwartſchaft u haben glaubt, prohirt dort ſein Glück, wer ieſe Fleiſchtöpfe verließ, eilt ſchleunigſt wie⸗ der zurück. Zu den letzteren gehören Frl⸗ Anna Haverland und Herr Hans Blden, die nunmehr Beziehungen mit den Leitern der Bühne anknüpfen. Die Ho foper gibt ſchon die Novitäten für die nächſte Saiſon kund, da leſen wir: Götterdämmerung, Donna Diang(Hofmann), Junker Heinz(Perfall), Merlin eine Oper von Klughardt und eine von Neßler. Die Götterdämmerung wird momentan auch in Dresden einſtudirt, die ganze Tetoologie ward vergangenes Jahr nur in Mannheim, Wien, München, Bre⸗ men, Hamburg gegeben. Sie hat zwar hier manches Opfer gekoſtet, aber dieſe Nachbar⸗ ſchaft entſchädigt für alles. Die Dresdner müſſen in Folge der Ueberanſtrengung ihrer eigenen Kräfte fremde zu Hilfe ziehen; das nahe Leipzig ſandte 5 ſeine erſte Größe, Frau Moran⸗Olden dorthin, um den Fidelio zu ſingen, während in Leipzig ſelbſt Herr Bötel ſein hohes C vom Stapel lien. —— Ende voriger Woche wurde auf die geſchil⸗ derte Art einem Schiffsmann der ſeinen Fracht⸗ lohn im Betrage von Mk. 150 in der Taſche hatte, auf der Dammſtraße jenſeits des Neckars, wo er ſich auf einer Bank niedergelaſſen hatte und eingeſchlafen war, dieſer Betrag auf die geſchilderte Art geſtohlen. Es ſollen dieſe Zeilen lediglich den Zweck haben, das Publi⸗ kum zu warnen, da es viel leichter iſt, ſich vor einem Schaden zu bewahren, als einen gehabten wieder gut zu machen. Man ſuche ſich daher auf Promenaden wach zu erhalten. Berhüteter Unfall. Geſtern Abend lief zwiſchen K 2 und J 2 ein Kind, das kaum laufen kann, Gefahr, überfahren zu werden Der Geiſtesgegenwart des Herrn Wilhelm Heß, der dem Kutſcher zurief und das Kind unter den Füßen des Pferdes her⸗ vorholte, iſt es zuzuſchreiben, daß der Unfall verhütet wurde Bei ſo kleinen Kindern, die von einer Gefahr noch gar keine Ahnung haben, ſollte man doch etwas vorſichtiger ſein und dieſelben ohne genügende Beauſſichtigung nicht auf die Straße laſſen. * Geſellſchaft Thalia Bereits im vo⸗ rigen Jahr hat die Geſellſchaft Thalia einen Ausflug nach Lindenfels unternommen und dabei ſo viele Naturſchönheiten und Unter⸗ haltungsſtoff gefunden daß der Vorſtand nicht anders konnte, als dem Wunſch der Mitglie⸗ der zu entſprechen und auch dieſes Jahr Lin⸗ denfels wieder als Ziel eines Ausflugs zu wählen, der am Sonntag den 6. Juni ſtatt⸗ findet. Nach dem uns vorliegenden Programm erfolgt die Ahfahrt mit der Main⸗Neckarbahn um 6 Uhr 05 Min. bis Heppenheim mit Preis⸗ ermäßigung. Von dort geht es über Fürth nach Lindenfels, wo man nach diverſen Raſten um 11 Uhr 35 Min. ankommt. Dort werden verſchiedene Sebenswürdigkeiten, darunter der Ausſichtspunkt Ludwigshöhe beſucht, Mittags⸗ tiſch im Heſſiſchen Haus gehalten und nach demſelben die Burgruine Lindenfels beſtiegen. Um 4 Uhr 30 Min erfolgt die Rückfahrt nach Heppenheim per Wagen, woſelbſt im„halben Mond“ bis zur Abfahrt des Zuges 9 Uhr 05 Min noch ein Täuzchen, ſo weit es die ermüdeten Glieder noch zulaſſen, riskirt wer⸗ den ſoll. Eine Muſikcapelle wird die Geſell⸗ ſchaft hegleiten und den etwas ſchwierigen aber lohnenden Weg zu verkürzen helfen. * Euttäuſchung. Eine hieſige Frau, welche den geſtrigen Wochenmarkt heſuchte, kaufte daſelbſt ein Huhn, welches ſie in einen Korb einpakte, um es nach Hauſe zu verbrin⸗ gen, Daſelbſt angelangt, entdeckte ſie, daß das Huhn verendet war, in Folge deſſen ſi den Cadaver der Verkäuferin zurückbringen wollte. Da dieſelbe ſich weigerte, das iodte Huhn zurückzunehmen, geriethen die beiden Weiber wuthenbrannt, Furien gleich, anein⸗ ander, ſo daß die Polizei ſich genöthigt ſah, ein⸗ zuſchreiten. * Bezüglich des gräßlichen Brand⸗ unglücks in Weinheim, dem ein Menſchen⸗ leben zum Opfer fiel, Hüt uns von bethei⸗ ligter Seite, folgende Darſtellung des Sach⸗ verhalts“zu: Am 25. Mai, Nachmittags zwi⸗ ſchen 3 und 4 Uhr, wollte der in der Stuhl⸗ fabrik von Nik. Kopp heſchäftigte Arbeiter Gg. Deck, in der Küche eine mit Politur ge⸗ füllte Kanne ſchütteln, um erſtere aufzulöſen, Hiebei explodirte der Inhalt der Kanne; im Nu ſtand der Arbeiter, ſowie die mitan⸗ weſende Ehefrau des Nik. Kopp in Flammen. Hülferufend ſprang Letztere auf die Straße, wo hinzukommende Leute das Feuer erſtickten. Nik. Kopp, ſowie deſſen Bruder, welche auf den ſtarken Knall herbeieilten, um zu ſehen, was geſchehen fanden den betreffenden Arbeiter in hellen Flammen in der Küche und trugen denſelben auf die Straße, um ihn dork von den Flammen zu befreien Herr Friedrich, ſowie deſſen Arbeiter ſorgten für alsbaldige Unterbringung des Unglücklichen in das Krankenhaus. Der durch den Brand entſtandene Schaden iſt ziemlich beträchtlich; die ganze Kücheneinrich⸗ tung, Re einiges Material wurde ein Raub der Flammen. Uufall. Eine Frau, die beim Häuſer⸗ abwaſchen mit dem Reinigen der Fenſterläden beſchäftigt war, glitt heute früh auf dem naſſen Trottoir aus und zog ſich eine erhebliche Verletzung am Fuße zu. Fortſetzung auf der dritten Seite. Der Grotzmeiſter der hohen G⸗Ritter Herr Mierzwinski, gegenwärtig in Stuttgart, ſang jüngſt in Brünn zugleich mit Frau Lucca und Marianne Brandt. Wir haben hier dieſe Saiſon ſehr wenig derartige Künſtler⸗ innen gehört,. Zt. hieß es, Frau R. Papier ſei für drei Abende engagirt, es ſcheint in⸗ deſſen zunichte geworden zu ſein. Ein Cor⸗ reſpondent aus München ſchreibt an ſein Blatt:„Das angekündigte Gaſtſpiel des Hrn. Sturh vom Hoftheater in Mannheim hat geſtern ſeinen Anfang genommen, und zwar unter ſo günſtigen Anzeichen, daß der glückliche Erfolg desſelben alsge⸗ lichert gelten darf.“ Was für die Mäünchner ein Glück, iſt wohl für uns ein Unglück. In ſeinem Gaſtſpiel als Karl Moor ſteigerte ſich der Enthuſiasmus des Publi⸗ kums, wenn dies nach dem„Menonit“ irgend⸗ wie möglich. Wir ſind feſt überzeugt, daß auch die dritte Rolle„Torquato Taſſo“ den Beifall der Zuſchauer nicht erkalten laſſen wird, obwohl dieſe Rolle die einzige der drei, welche den denkenden Künſtler herausfordert, die übrigen zwei gehören doch mehr oder weniger zu den Effektrollen.— Frankfurt at mit dem Wildenbruch'ſchen„Neuen ebot“ einen vollen Erfolg eingeheimſt. Dem Stück liegt eine kirchliche Tendenz zu Grunde, die geſchickt in natürlicher, packender Richtigkeit durchgeführt, von einer poetiſchen, bilderreichen leidenſchaftlich⸗glühenden Sprache gehoben wird. Der anweſende Dichter wurde ſtürmiſch verlangt und machte beſonders neben dem Stücke die Darſtellung des Herrn Sa⸗ lomon dieſen P aus. Für hier dürfte es ſich lohnen, die älteren Werke des Dichters „Väter und Söhne“,„Die 8 ꝛc. wieder, reſp. neu aufzuführen. K. R. K. —— — ** „00000TTTTT——————— „5 PPPPFPPPPPPPPPPPEFFPPT——PTTTTTTT KS SSSccc ˖ FFFFE