ir Abonnemenrspreis 5% Monn 50 fg.— Auswärts durch dir Poſt 65 Nfg Man abonnirt in Zannheim bei der Expedition E 6, 2, ſowie he allen B Erpeditionen und Trägerinnen.— Auswärts bei allen * ſtalten des deutſchen Reiches und den Briefträgern. Hie Babiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Synm⸗ und Feiertage. ———— W 131. ——— Uuſere heutige Nummer umfaßt mit der Gratisbei⸗ age des General⸗Anzeiger und der Schach⸗Zeitung 16 Seiten. * Der„ewige Frieden.“ Wie wird's in der Welt dereinſt aus⸗ ſehen, wenn es dem menſchlichen Fortſchritte in der Civiliſation gelungen, den Krieg abzuſchaffen. Dieſe Frage hat wohl Manchen ſchon in Gedanken beſchäftigt. Von ſolchem künftigen Zuſtande kann man ſich keine Vorſtellung machen. Es krictirt von Alters her die Sage von einem kommenden tauſendjährigen Friedensreiche. Davon ſind wir u0.) außerordentlich weit entfernt, wie ein Blick auf die ungeheuren Heeresmaſſen und die beſtändigen Rüſt⸗ ungen zum Kriege lehren. Mit Schauder erfüllt der Gedanke, daß es unabänderlich ſo immerfort bleiben werde, daß der Mi⸗ litarismus, der fortwährend noch höhere Stufen der Vervollkommnung erſtrebt, niemals ſollte aufhören, den Volkswohl⸗ ſtand zu untergraben, daß derſelbe nie⸗ mals einem anderen Syſtem ſollte weichen müſſen. Verurtheilt iſt der Krieg von der Eiviliſation und von der öffentlichen Meinung ſchon längſt, und deſſen Ab⸗ ſchaffung als Zielpunkt ausgedehnter Be⸗ ſtrebungen ſeitens eigens hierfür gegrün⸗ deter Vereine aufgeſtellt. Die Friedens⸗ und Freiheitsliga z.., an welcher der verſtorbene Profeſſor Bluntſchli betheiligt war, iſt mindeſtens bereits über 30 Jahre alt. Der Krieg ſoll erſetzt werden durch Schleͤsgerichte für internatio⸗ nale Streitigkeiten. Ja noch mehr: Die Gegenwart kann mit Genugthuung darauf hinweiſen, daß dieſes Prinzip ſchon praktiſche Erfolge zu verzeichnen hat. Es iſt die ſchiedsrichterliche Beilegung der kriegsdrohenden Alabamafrage zwiſchen den Vereinigten Staaten von Nordamerika und Eagland und in neueſter Zeit der Streilſrage zwiſchen Deutſchland und Spanien in Betreff der Karolineninſeln. Gleichwohl liegt hierin noch bei Weitem keine Bürgſchaft dafür, daß wirklich im Allgemeinen das Prinzip zur Erlöſung der Völker durchdringen werde; einestheils weil die Anwendung deſſelben in die freie Wahl der Betbeiligten geſtellt iſt und an⸗ Feuilleton. — Ach wie ſchön iſt's beim Militär namenklich bei dem türkiſchen, wenn es ſo unverkofft zu Gelde kommt, wie eben jetzt. Auch die Türkei hat ihre Feſte, an welchen es hoch hergeht. Eines der bedeutendſten iſt das Ramazanfeſt. Anläßlich desſelben hat der Staat diesmal eine Million türkiſcher Pfunde Vorſchuß von der Ottomanbank genommen, um ſeinen Beamten und Soldaten eine freu⸗ dige Ueberraſchung zu bereiten. Es wurde jedem Soldaten und Beamten ein voller Mo⸗ natsgehalt ausbezahlt. Die Wirkung dieſer Spende läßt ſich nur richtig ermeſſen, wenn man in Betracht zieht, daß dies ſeit ungefähr 18 Monaten das erſte Gehalt iſt, das die wackeren türliſchen Staatsdiener geſehen haben. Die abgelaufenen achtzehn Monatsgehälter iſt man ibnen einſtweilen noch—ſchuldig geblie⸗ ben, Es kommen ja wieder Feſttage... — Ein Sehmugglerſtück läßt ſich das „Berliner Tagebl.“ von der ruſſiſchen Grenze (Fllowo) melden.„Eine ſogenannte Starke, eine etwa zehn Monate alte Kuh, wurde dicht mit Spitzenzeug umwickelt, und als für etwa 4000 M. Spitzen auf dem Thiere Platz ge. funden hatten, 5 man daſſelbe mit einer zweiten Haut, die ſo kunſtgerecht befeſtigt wurde, daß unmöglich etwas zu merken war. An den Stellen der Beine, wo die Falſche Haut endete, hatte man Lappen gewickelt. Das unge, ſchmächtige Kuhchen, das auf dieſe eiſe zu einem ſehr korpulenten Thier heran⸗ gewachſen war, paſſirte am Markttag ruhig die Grenze und erfreute mit ſeinem kleinen Köpſchen die ruſſiſchen Beamten auf der Ra⸗ gattf,“ ſo ſehr, baß ſie ihm Brod reichten. Doch die Führer batten zum langen—— keine Zeit, einige Hiebe mit der Veitſche, ie Mannheimer Volk⸗ — ————— Organ für Jedermann. derntheils in Folge des Eingewurzeliſeins der„Blut⸗ und Eiſen“⸗Theorie, ſowie der mit den ſtehenden Heeren verbundenen Intereſſen⸗Politik. Stellt man ſich nun die Frage, wie ein ſolcher Zuſtand, den wir zur Zeit in Europa vor Augen ha⸗ ben, einmal zum Aufhören gebracht wer⸗ den könne, ſo iſt nicht zu überſehen, daß der Militarismus ſich in einem Syſtem verkörpert hat, das jeden inneren Zerſtö⸗ rungskeim ausſchließt. Nach unſerer An⸗ ſchauung kann die Hoffnung nur auf Er⸗ findungen geſetzt werden. Dieſe Idee be⸗ herrſcht uns ſchon längere Zeit. Eben erfahren wir aus Paris, daß ein Herr Godard einen Dynamit⸗Ballon erſonnen hat, der mit Bomben, Dynamitpatronen und ähnlichem„Zuckerwerk“ förmlich aus⸗ geſtopft iſt und ein Geſchütz trägt, das die Projektile ſchleudert. Der genannte Erfinder meint, die geſammte Kriegskunſt werde dadurch auf den Kopf geſtellt. Die Sache ſoll großes Aufſehen machen und die franzöſiſche Regierung ſich dafür in⸗ tereſſtren. Viel gnädiger macht es ein anderer Erfinder, der jedes Blutvergießen fern halten will. Was wir desfalls an⸗ zuführen haben, ſtreift an das Komiſche, iſt aber erwähnenswerth. Vor etwa zwan⸗ zig Jahren kam uns ein Manuſkript zur Kenntniß, in welchem der beſagte Erfinder verſicherte, daß er ein Mittel kenne, mit⸗ telſt deſſen Anwendung ganze Truppen⸗ körper auf große Entfernung, ohne einen Schuß zu thun, bewegungslos und kampfunfähig würden. Aus gegebenen An⸗ deutungen war zu ſchließen, daß beſondere Naturkräfte, ähnlich wie z. B. Magnetis⸗ mus, fragliches Mittel bildeten. Der Mann, ein Bewohner von Freiburg, und als zurechnungsfähig anzuſehen, gab an, er habe ſein Geheimniß u. A. auch der öſterreichiſchen Regierung angeboten, es ſei aber nicht darauf eingegangen worden. — Obwohl die Sache in uns keinen Glauben an dieſelbe erweckte, halten wir aber doch dafür, daß eine ſolche Erfin⸗ dung im Bereiche der Möglichkeit liegt. Daß einer Macht dieſer Art gegenüber der Krieg alsdann aufhören müßte, wenigſtens der Krieg in ſeiner jetzigen Form, dürfte keinem Zweifel unterliegen. natürlich das Thier nicht fühlte, und es trollte langſam brummend und nach den umſehend, auf der Chauſſee weiter. — Vorläuſiges Regierungsprogramm des jungen Köuigs von Spanien. J1. Die Trägerin der durch den König repräſen⸗ kirten höchſten Staatsgewalt iſt die Amme. 8 2. Mit der Abwicklung der laufenden Ge⸗ ſchäfte wird bis auf Weiteres die Wickelfrau beauftragt.§ 3. Die Umgebung des Königs hat dafür Sorge zu tragen, daß derſelbe ihr gewogen wird. 8 4. In der Politik gibt der König, ſoweit ſeine höchſteigenen Neigungen in Betracht kommen, zunächſt einem gewiſſen 0 deſſen beruhigende Wirkungen erprobt ſind, den Vorzug. 8 5. Den der⸗ ſönlichen Bebürfniſſen des Königs muß jeder⸗ Pi Rechnung getragen werden.§ 6. Die köglichkeit, daß der König abgehalten werden kann, ein Stagtsgeſchäft zu verrichten, iſt außer Acht zu laſſen.(„Ulk.“ — Fürſt Bismarcks Papiermühle ab⸗ gebraunt. Fürſt Bismarck der erſt kürzlich in Friedrichsrüh den Verluſt einer Schneide⸗ mühle durch Feuer zu beklagen hatte, hat am Sonnabend ſeine in Hammermühle bei Var⸗ in belegene große Papierfabrik in Folge einer verloren. Das Feuer entſtand ald nach 6 Uhr Abends und griff mit ſo reißender Schnelligkeit um ſich, daß in ganz kurzer Beit ſämmtliche n mit allen Papiervorräthen in Aſche gelegt wurden. Die aus der Umgegend nach der Brandſtelle geeilten ſechs Spritzen konnten nur zur Scho, nung der angrenzenden Wohngebände verwandt werden. Der Pächter der Saue Herr Beh⸗ rend, war zur Zeit des Brandes auf einer Geſchäftsreiſe. Das Feuer ſoll dadurch ent⸗ Politiſche Ueberſicht. * Mannheim, 5. Juni. Deutſchland. Die Regierung hat nun einmal mit der Branntweinſteuer kein Glück. Kaum ſchien das Projekt eine etwas greif⸗ barere Geſtalt angenommen zu haben, ſo wird ihr durch den Uebereſfer und das Mißgeſchick ihrer„Freunde“ die Freude wieder gründlich verdorben. Der konſer⸗ vativ⸗klerikale Antrag zur Branntweinbe⸗ ſteuerung iſt in der Kommiſſion durch die ultramontanen Mitglieder derſelben ſelbſt zu Fall gebracht worden. Die Centrums⸗ mitglieder, unter denen ſich auch einige Intereſſenten der Brennerei befinden, wei⸗ gerten ſich den konſervativen Antrag zu unterſchreiben. Da auch die Freikonſer⸗ vativen dazu keine Luſt zeigten und die Regierung ſich vollſtändig paſſiv verhielt, ſo darf der konſervative Antrag als ab⸗ gethan bezeichnet werden. Das Schickſal der Branntweinſteuer für dieſe Seſſion iſt abermals vollkommen dunkel geworden. Die Regierung hat ſich dafür bei dem von einer politiſchen Selbſtſucht ohne Gleichen eingegebenen, nach jeder Richtung hin un⸗ angebrachten Verhalten der konſervativen Fraktion zu bedanken. Wie die Dinge jetzt liegen, weiß kein Menſch, ob über⸗ haupt auch nur ein ſogenauntes Nothgeſetz bezüglich der Beſteuerung des Branntweins zu Stande kommen wird.— In Berlin feiern uunmehr auch— trotz dem Puttkamer'ſchen Streikerlaſſe— die Töpfergeſellen. Es ſind über 800, welche die Arbeit niedergelegt haben. Von dieſen ſind bereits 200 nach auswärts abgereiſt, um der Lohnkommiſ⸗ ſion die Unterſtützung der hier bleibenden ſtreikenden Kollegen möglichſt zu erleich⸗ tern und auch ſo zur Durchführung der Lohnbewegung beizutragen. Von den in Berlin gebliebenen Geſellen, die die Arbeit eingeſtellt haben, erhalten die Verheirathe⸗ ten per Woche 15., die Unverheirathe⸗ ten 10 M. Unterſtützung aus dem Streikfonds, dem fortwährend neue Mittel zufließen. 25 Meiſter haben übrigens bereits ſchriftlich die Bedingungen der Lohnkommiſſion der Töpfer angenommen, von weiteren zehn ſteht dieſe Einwilligung in ſicherer Ausſicht. Die Lohnkommiſſion will ſich in einem Aufruf an die Bauun⸗ ren eines Balkens ein glühendes Stück Band⸗ eiſen benute, von welchem Funken in eine Menge abieeſpähne fielen. Bieſe ſingen ſo⸗ fort Feuer, und in einem Moment ſtand die ganze Fabrik in Flammen. Selbſtverſtändlich ſind Gebäude, Maſchinen und Papier⸗Borräthe verſichert. — Die offizielle„Madrider Ztg.“ bringt ein von Sagaſta gezeichnetes Dekrel, welches Don Rafael Alcalde y Buryll zum Zahnarzt des Königs von Spanien, Alphons XIII, er⸗ nennt. Derſelbe hat wöchentlich zweimal in Begleitung eines Aſſiſtenten die Zähne des Königs zu beſichtigen und ſie auch, falls dies nöthig erſcheint, zu reinigen und zu plombi⸗ ren. Hierfür erhält er ein Monatsgehalt, das nach öſterreichiſchem Gelde achtzehnhundert Gulden beträgt. Da der König von Spanien noch nicht 4 Wochen alt iſt, hat der edle Al⸗ calde vorläufig nicht viel zu plombiren. Wei die Regierung des über und über verſchul⸗ deten, dem Staatsbankerott nahen Spanien wirklich nichts Geſcheidteres zu thun, um ihr Geld los zu werden, als für das 5 Wickelkind einen Zahnarzt ſ beſtellen a hört doch Verſchiedenes auf — Bei der Frühiahrsparade. Erſter, Schuſterjunge iun weiten)„Du, wat wär' det for ne Hebung for unſer Jewerbe, wenn ſo'n Rejimentsbefehl käm, det die Pferde zu die Parade alle in Lackſtiebeln antreten müßten!“ — Der Dichter S. las ſeinem Freunde, einem Kammergerichtsrathe zu Weolar ein neues Schauſpiel vor und fragte ihn heim dritten Akte um ſeine Meinung.„Es iſt ſo viel Verwirrung darin“, erwiderte ſein „daß ich nicht einſehe, wie ſie in den eiden folgenden Akten noch ſteigen kann.“ ſtanden ſein, daß ein Monteur beim Durchboh⸗ —„Seien Sie unbeſorat“, iaate der Dichter Anſerttonspreis: Hie einſpaltige Petitzeile oder beren Raum 20 Pfg. Reklamen 90 Pfg Anisigen werden von allen Annoncen⸗Expeditionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen Bei größeren Auftrügen Rabatt, Rotationsdruck der br. H. Baas'ſchen Auchdruckeren, 6 ueben der katholiſchen Spitalkirche in Mannhoim⸗ Telephonanſchluß Nr. A6⸗ E ökatt und Handels⸗Zeitung. Sonntag, 6. Juni 1886. ternehmer Berlius und der Umgegend wenden und denſelben darin mittheilen, daß ſie geſonnen iſt, die Ausführung der Töpferarbeiten ꝛc. zu den von ihr ver⸗ öffentlichten Bedingungen anzunehmen, für deren prompte Ausführung ſie bürgt.— Ueber die ungewöhnlich lange Ausdehnung der gegenwärtigen Reichstagsſeſſion wer⸗ den jetzt ſogar auch die Nationalliberalen wild und das will gewiß viel heißen. Die„Nationalliberale Correſpondenz“ er⸗ innert die Regierung in ziemlich verdrieß⸗ lichem Tone daran, daß der Reichstag mit kurzen Unterbrechungen ſeit Mitie November verſammelt ſei, daß ſeine Leiſt⸗ ungsfähigkeit und Arbeitskraft erſchöpft, und daß es nunmehr an der Zeit wäre, dem grauſamen Spiele ein Ende zu machen. Niemals ſei auch nur annähernd ſo viel Arbeit dem Reichstag zugemuthet worden. Das ſtimmt Alles, denn dafür bürgt am beſten die Thatſache, daß ſelbſe die Nationalliberalen anfangen, ungemüth lich zu werden. Ob aber einem von die ſer Seite kommenden Proteſt an maßge⸗ bender Stelle ſonderlich viel Gewicht bei gelegt wird, das iſt mehr als fraglich Seither gemachte Wahrnehmungen wenig ſtens ſprechen entſchieden dagegen. Schweiz. Die„Arbeiterſtimme“ un der„Grütlianer“ berichten, daß in der Hediger'ſchen Zigarrenſabrik in Reinac Arbeiter einfach deshalb ihres Verdienſte; beraubt wurden, weil ſie nicht nach dem Willen der Herren Hediger und Söhne ſtimmten. Es handelte ſich um eine Eiſenbahnſubvention. Darauf ſchreibt ein „Nichtpolitiker“ in der„Züricher Poſt“ „Sind das noch republikaniſche Zuſtände Sind wir noch„freie“ Schweizer?“ Zu ſolchen Fragen kommt ja nachgerade ein „Nichtpolitiker“. Welch' Wunder, daß di⸗ Sozialdemokraten an Anhang gewinnen wenn immer wieder bald da, bald dort, auf ſolche Art„gehetzt“ wird? Man braucht nicht Demokrat, noch weniger Sozialdemokrat zu ſein, auch ein ſtrammer liberaler oder ultramontaner Parteimann ſoll und wird, wenn er noch ein Jota Humanität in ſeiner Bruſt hat, energiſch mitproteſtiren gegen ſolch Gebahren, ſonſt leiſtet man der Korruption Vorſchub. Einſender kauft keine Hediger'ſchen Zi⸗ hierauf,„im vierten Akte kommt ein Prozeß bei dem Kammergerichte vor!“ — Im Reſtaurant. Gaſt um Wirthe) „Sagen Sie mir doch, iſt das ein neuer ein alter Hering?“ Wirth:„Schmecken Sie das nicht?“ Gaſt; Rein,“ Wirth(ärgerlich):„Nun, dann kann's Shnen doch Sabc0 1460 ſein! b — B* 5 i 0 1 15 8 555 Deinem „ er macht mir viel Kummer, gan 0 fareh, 9 „War e, — Trauriger Troſt.„Wi Huber?“—„Na, ſo it 925 Se deßwegen brau⸗ ſo nichts utes.— — Auch ein„Gebet einer Jungfran“ Von einer Sennerin hörte ein Reiſender fol⸗ gendes„Schnaderhüpferl“: Ach, himmliſcher Bater, verſchaff' mi a Mann, ſede Katz hat ihr'n Kater, jede Henn hat a Hahn. — Mayer(der mit ſeiner Frau der Vor⸗ ſtellung in einer Menagerie heiwohnt)? Sa⸗ gen Sie mal, Herr Direktor, ſolch wilde Beſtien zu zähmen iſt wohl ſehr ſchwer?“ Thierbändiger:„Wie man's nimm!! Unſer ganzes Geheimniß liegt im Auge. Mit dieſem Blick(Mayer ſtarr anſehend) zähme ich Ihnen den widerſpenſtigſten Charakter!“ Maher:„Bitte, Herr Direktor, ſehen Sie men Ging bekgunteſSngerks herrathet — Eine jüngſt.„Sie ſoll ihm Alles jeheichtet aben“, 1 555„Welcher uth!“ fügte eine Zweite hinzu.„ welches Gedüchtnißl“ eine Beitl 5 — 23. Seite⸗ Badiſche Volks⸗Zeitung. 6. Junt⸗ garren mehr und hofft, er werde viele Nachahmer finden.“ Das iſt nicht nur originell, ſondern bekundet auch eine noble Geſinnung—, ob es aber praktiſch von Werth iſt, das ſteht auf einem andern Blatte. Eine Infamie bleibt es freilich unter allen Umſtänden, den wirthſchaftlich von ſeinem Brodgeber abhängigen Arbeiter auch politiſch abhängig zu machen. Daß das in einer Republik paſſirt, das beweiſt eben, daß die„Intereſſen“ des groß⸗ kapitaliſtiſchen Protzenthums allüberall die⸗ ſelben ſind. Rußland. Man ſchreibt der Wiener „N. Fr. Pr.“ aus Odeſſa: Seit einigen Tagen zirkulirten hier Gerüchte, daß in Sebaſtobol während der Anweſenheit des Kaiſerpaares in Folge der die freie Be⸗ wegung der Bevölkerung beſchränkenden Maßregeln der Behörde ſich unter den Arbeitern eine ſtarke Unzufriedenheit ge⸗ üußert habe, daß dieſelben eine öffentliche volte begannen und ſogar Plünderungen verſuchten, woran ſie jedoch vom Militär verhindert wurden. Man erzählte, daß der Stapellauf der Panzerfregatte„Ka⸗ Warina II.“ in Nikolajew deshalb um einen Tag verſchoben wurde, weil der Kaiſer ſich nicht entſchließen konnte, Se⸗ baſtobol zu verlaſſen, bevor daſelbſt voll⸗ kommene Ruhe hergeſtellt ſein werde. Daß dieſe Gerüchte nicht aus der Luft gegriffen waren, beweiſt eine im Od. Weſtnik er⸗ ſchienene Korreſpondenz aus Sebaſtobol folgenden Inhalts:„Am 21. Mai(alſo gerade an dem Tage, an welchem der Stapellauf in Nikolajew hätte ſtattfinden ſollen) hat in unſerer Stadt ein Exceß ſtattgefunden, welcher große Dimenſionen angenommen haben würde, wenn nicht die Adminiſtration rechtzeitig energiſche Maß⸗ regeln ergriffen hätte. Gegen 5000 Ar⸗ beiter der Bahn und des Hafens, ſowie anderes Volk rotteten ſich in ca. 15 Mi⸗ nuten auf dem Bazarplatze, ſowie in den umliegenden Straßen zuſammen und ſtuͤrz⸗ ten ſich auf die bekannte Traiteurie„Ba⸗ tum“ mit dem Geſchrei:„Haut die Ju⸗ den!“ Die Traiteurie verſchwand faſt im Nu vom Erdboden. Thüren, Fenſter, Tiſche, Stühle wurden auf die Straße geſchleudert und das ganze Haus demo⸗ lirt. Die tobende Menge fiel hierauf in mehrere Läden ein, welche ſie plünderte, worauf jedoch ſofort Koſaken zu Fuß und zu Pferde, eine Rotte Infanterie und ſämmt⸗ liche aus anderen Städten hier zur Ver⸗ ſtärkung weilende Poliziſten herbeieilten, welche die Exzedenten auseinanderfagten. Auf dem Platze waren ſofort auch der Gou⸗ verneur, der Polizeimeiſter und der Bür⸗ germeiſter erſchienen, welche die Menge auf⸗ forderten, auseinanderzugehen, von derſelben aber verhöhnt und ausgepfiffen worden ſein ſollen. Erſt gegen 8 Uhr Abends ſoll die Ruhe wieder hergeſtellt worden ſein.“ Als Urſache dieſer Revolte wird im Weſtnik angegeben, daß zwiſchen dem Traiteuriebeſitzer Bierfeld und einem Hafenarbeiter ein Streit entſtanden ſei, wobei Bierfeld ſeinem Gaſte mit einer Bierflaſche einen Hieb auf den Kopf ver⸗ ſetzt habe, ſo daß der Arbeiter bewußtlos hinausgetragen wurde. Deutſches Reich. * Mannheim, 5. Juni. Unter der Spitzmarke„Fabelhafter Blödſinn“ ſchreibt Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. Er. bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Mannheim. Sreitag, den 4. Juni: Wilhelm Tell. Schauſpiel in 5 Abtheilungen von Schiller. Dr. H. Ueber die geſtrige Volks⸗Vorſtellung kaun ich mich kurs faſſen. Vor Allem iſt der gute Beſuch mit Genugthuung zu beſtätigen und mit nicht geringerer Freude erfüllt mich die bieraus zu ziehende Schlußfolgerung, daß trotz der vorgeſchrittenen Jahreszeit und des Mangels eines Feſttages der Name des unſterblichen Schwaben hingereicht hat, das Haus mit jener andächtigen Schaar zu füllen, die ihren Geiſt an den Kunſtwerken klaſſiſcher Dichtung auch zu erheben vermag und noch nicht von jener Blaſirtheit ange⸗ kränkelt t, welche einen dürftig ausgeſtatteten Wiener Walzer“ einem allerdings nicht rei⸗ cher geſchmückten Drama vorzuziehen pflegt. Herr Rüttiger, welcher im Laufe des Winters als Gaſt in der Rolle des„Wilhelm Tell“ ſich von uns verabſchiedet hatte, ſtellte lich geſtern Abend in der gleichen Rolle als Mitglied unſerer Hofbühne vor. Er darf mit dem ihm gewordenen Empfang wohl zu⸗ ſrieden ſein und auch wir begrüßen ſeine Ankunft mit der Hoffnung, daß damit zu⸗ gleich eine geſundere Entwickelung unſeres ehr dürftigen Repertoires ermöglicht werde. Der große Monolog iſt noch einer detaillir⸗ teren Ausarbeitung fähig die flüſſige, raſche, tellartige Vortragsweiſe kam gerade bei die⸗ ſem Bortrage hie und da ins Stocken, im Ganzen aber darf Rüttigers Tell eine durch⸗ Dochte fleißig überarbeitete Leiſtung aenaunt die Hamburger„Bürger⸗Zeitung?:„In der„Badiſchen Landeszeitung“ wird fol⸗ gende Parallele gezogen:„Die gut geheu⸗ chelte Entrüſtung der Deutſchfreiſinnigen, Demokraten und ſozialiſtiſchen Bundes⸗ brüder über die Spremberger Vorſichts maßregel erfährt eine grelle Beleuchtung durch einen Vorgang, der ſich im Lande der demokratiſch⸗ republikaniſchen Freiheit, in der Schweiz, abſpielte. Dort hat der Züricher Stadtrath Anſammlungen und geſchloſſen vorgenommene Spaziergänge den Arbeitern verboten, um ſozialiſtiſchen Ausſchreitungen vorzubeugen. An dem Republikanismus der Züricher Stadträthe wird wohl ſelbſt ein Haſenelever nicht zweifeln wollen; es geht daher aus Allem hervor, daß der Berliner Miniſter des Innern genau auf demſelben Standpunkte ſteht, wie der republikaniſche und demo⸗ kratiſche Züricher Stadtrath. Der Sprem⸗ berger Erlaß iſt demnach glänzend gerecht⸗ fertigt.“ Der Verfaſſer dieſer Notiz hat offenbar unter der drückenden Hitze der letzten Tage Schaden an ſeiner Logik ge⸗ litten. Uns wenigſtens iſt unerfindlich, wieſo eine überflüſſige Maßregel des Stadtraths in Zürich den Belagerungs⸗ zuſtand in Spremberg„glänzend rechtfer⸗ tigt“.— Die„Alte Badiſche“ ſcheint das „Malheur“ von der„Neuen“ geerbt zu haben! München, 4. Juni. Miniſterialrath von Schneider iſt geſtern ſeiner Funktion als Kabinetsſekretär enthoben worden; derſelbe tritt als Rath ins Miniſterium der Fi⸗ nanzen. Berlin, 4. Juni. In der Brannt⸗ wein⸗Kommiſſion gaben die konſervativen und die Centrumsmitglieder Erklärungen ab, wonach ſie auf ein Zuſtandekommen des Geſetzes nach den Beſchlüſſen der erſten Leſung verzichten. Der Finanzmi⸗ niſter erklärte, er ſei bereit, die Rickert'⸗ ſchen Fragen nach dem Bedü rfniß und den Verwendungszwecken zu beantworten, falls der Reichstag den Willen zeige, et⸗ was zu Stande zu bringen. Hierauf lehnte die Kommiſſion Paragraph 1 bis 22 ab. Berlin, 4. Juni. Der Bundesrath be⸗ ſchloß, dem Antrage des Ausſchuſſes betref⸗ fend die Errichtung einer phyſikaliſch⸗techni⸗ ſchen Reichsanſtalt zuzuſtimmen, fer ner der vom Reichstage am 4. April beſchloſſenen Abänderung des Gerichtsverfaſſungsgeſetzes nicht zuzuſtimmen. Ausland.! Wien, 4. Juni. Zwiſchen den Mäch⸗ ten ſchweben wegen Aufhebung der Blo⸗ ckade der griechiſchen Küſte Unterhandlungen, welche eine Einſtellung dieſer Zwangsmaß⸗ regel in den allernächſten Tagen erwarten laſſen! Paris, 4. Juni. Die Ausweiſungs⸗ Kommiſſion nahm mit 6 gegen 5 Stimmen den Antrag Brouſſe⸗Burdeau auf obliga⸗ toriſche Ausweiſung aller Prinzen mit fa⸗ kultativen Ausnahmen durch Regierungs⸗ beſchluß an. Da der Miniſterrath höchft wahrſcheinlich dieſen Antrag mißbilligt, wird die Kammer zwiſchen der Kommiſſion und der Regierung zu entſcheiden haben. Rom, 3. Juni. Von geſtern Mittag bis heute Mittag ſind in Venedig 40 Perſonen an der Cholera erkrankt und 26 geſtorben, von Letzeren 13 früher Er⸗ krankte; in Bari ſind 2 Perſonen erkrankt werden, die aber Vollendung und Abrundung fähig iſt Als ein weiterer Fortſchritt iſt die Beſetzung der Rolle einer Bertha durch Fräulein Blanche zu bezeichnen. Obwohl die Stimme der ungen Dame geſtern zu leiden ſchien, wußte ſi ennoch den Dialog mit ſolcher edlen Be⸗ geiſterung zu erfüllen, daß auf dieſe durchaus nicht dankbare Szene beinahe ein Hervorruf erfolgt wäre. Der Schwerpunkt der drama⸗ tiſchen Handlung in Schillers Tell beruht außer der Schußſcene vor allem auf dem Rütli⸗Schwur. An dieſer Stelle hat es die Regie ſelbſt ſchon ſeit Fahren herausgefunden, daß auch dem Auge etwas geboten werden müſſe und ſo iſt es gekommen, daß die Opern⸗ dekoration zu Roſſini's Tell auch im unter⸗ geordneten Schauſpiel prangen darf. enn ich ein Wort mit dreinzureden hätte, ſo müßte dieſe Scene nicht blos für das Ohr und den Geiſt, ſondern auch für das Auge eine Quelle höchſten künſtleriſchen Genuſſes wer⸗ den; Leben, friſches pulſirendes Leben müßte dieſe Kämpfer Ste e durchwogen, welche bei uns ſteif daſtehen wie die indiſchen Pago⸗ den und allerdings zum Theil) recht ſchön zu deklamiren, aber gar nicht zu agiren verſtehen. Auch die Schußſcene und die Ermordung Geßler's ſollten mit eiwas mehr Leben und buntem Getriebe ausgeſchmückt werden Dazu iſt es aber nöthig, daß die Künſtler und, wir haben deren doch noch zum Glücke, von oben herab mit jener Begeiſterung erfüllt werden, welche ſie bei dem Publikum zu wecken be⸗ ſtimmt ſind. Am guten Willen hiezu fehlt es ja keines⸗ wegs, und wenn man die trefflichen Deklama⸗ tionen eines Bauer, Kraze, Stury, Rodius durchaus anerkennen darf, 8 muß man es auf der andern Seite ebenſo ſehr bedauern, wie geſagt noch weiterer und 1 geſtorben; in Eria 2 erkrankt und 2 geſtorben. Neneſte Nachrichten. Wien, 4. Juni. Die Verhandlungen über die Aufhebung der Blockade ſind be⸗ reits abgeſchloſſen, nachdem die Griechen das bisher beſetzt gehaltene Fort Zygos geräumt und die Türken die gefangenen griechiſchen Soldaten herausgegeben haben. Sämmtliche Mächte haben in der Voraus⸗ ſetzung, daß ein geregelter Fortgang der Abrüſtung als geſichert anzuſehen iſt, einmüthig der Aufhebung der Blockade zugeſtimmt und werden nur eventuell noch für einige Zeit ihre Geſchwader in den griechiſchen Wäſſern belaſſen. Rom, 4. Juni. Vom 3. bis 4. Mittags erkrankten reſp. ſtarben an Cholera in Venedig 32/21, darunter 16 früher Er⸗ krankte, in Bari 2/5. Zwei geſtern in Florenz vorgekommene, tödtlich verlaufene Erkrankungsfälle wurden für ſporadiſche Cholera erklärt. Vom Tage. Schulprüfung. Seit einigen Tagen prüft Hr. Kreisſchulrath Strübe die Klaſſen unſerer Volksſchule, die vor einigen Wochen erſt durch ein Mitglied des Oberſchulrathes und in öffentlicher Prüfung einer Inſpektion unterzogen worden f Außerdem weilte ind. geſtern, wie wir zufällig von einigen Lehrern erfuhren, ein Herr aus Karlsruhe hier, um die Leiſtungen der Volksſchule im Zeichnen zu prüfen und mit den Lehrern eine mehrere Stunden dauernde Conferenz abzuhalten. Wir ſahen erſt nach 6 Uhr die Lehrer aus fraglicher Conferenz kommen. Die Schul⸗ aufſicht koſtet doch vieles Geld; früher ging es auch ohne die häufigen Inſpektionen und Reviſionen von Oberſchulrahen, Kreisſchul⸗ räthen, Fachleuten u. 5 f. Wären die Kreis⸗ und Oberſchulräthe Fachleute, die von der Pike auf gedient hätten, ſo wären nach unſerer Anſicht die Spezialreviſionen nicht nöthig. Hierdurch könnte vieles Geld dem Staate und den Gemeinden an Diäten erſpart werden. Unſere Abgeordneten ſollten dieſe Sache ein⸗ mal im Landtage wieder zur Sprache bringen. In Heſſen, Bayern und anderen Staaten werden Fachleute(Lehrer) zu Schulbeamten gemacht; warum man in Baden nicht ähnlich verfährt, iſt auffallend. Bauten in den Neckargärten. Bei einem Rundgang durch die Neckargärken ge⸗ wahrten wir, in welch großartigem Maß⸗ ſtabe die Bauluſt daſelbſt erwacht iſt; meiſtens ſind es Gebäude, welche im einfachen Stil gehalten find, auf das Auge aber einen an⸗ genehmen, wohlthuenden Eindruck machen. Herr Reſtaurateur Faſel, welcher visA-vis dem Bopp⸗Reuter'ſchen Etabliſſement einen Neu⸗ bau aufgeführt und ſeine Wirthſchaft mit einem wunderhübſchen Orcheſtrion verſehen hat, beabſichtigt noch mehrere Bauten daſelbſt aufzuführen; ſollte dieſe Bauthätigkeit nur 2 Fahre dauern, ſo dürfen die Gebäude der Neckarvorſtadt jenen der Stadt ebenbürtig an die, Seite ſtehen, zumal noch eine ganze Anzahl Bauluſtiger nur zuwartet, bis die neuen Pläne fertig und genehmigt ſind, was allerdings ſchon längſt geſchehen ſein könnte. Kirchen⸗Concert. Der neugegründete Verein„Arion“(Fſenmannſcher Män⸗ nerchor) gibt am Sonntag den 20. Juni, unter Mitwirkung hervorragender Solokräfte, in. der Trinitatiskirche zum Beſten der Diakoniſſenanſtalt und der Niederbronner Schweſtern ein Concert, auf das wir noch zurückkommen werden. „Gartenwirthſchaften. Bewohner und Beſucher der Neckargärten machen wir auf die neu und ſchön hergerichtete Gartenwirth⸗ ſchaft des, Herrn Linnebach„zum Pflü⸗ gersgrund“ aufmerkſam. Es iſt dies eine der älteſten Gartenwirthſchaften dortſelbſt und ſind daher die Bäume ſo groß geworden, daß ſie den Garten vollſtändig über⸗ ſchatten. Da auch die Reſtauration eine ganz vortreffliche iſt, ſo wünſchen wir daß der Himmel wieder freundlich lachen möge: die daß den K ſchaffen wird, durch welche ihre rethoriſchen Kunſtleiſtungen zu wahrſcheinlichen und be⸗ greiflichen Ausbrüchen idealſter Begeiſterung allein emporwachſen können. Die Palme des Abends gebührt unſerem Neumann, der durch ſeinen Attinghauſen uns mit einer er⸗ hebenden Kunſtleiſtung allererſten Ranges er⸗ freut hat. Ich halte gerade dieſe Rolle für ſeine beſte; in ihr wirken ſein prächtiges Organ eine edle Auffaſſung und ein ſonſt ſo ſelten zu findendes weiſes Maßhalten in der De⸗ klamation zugleich mit einer ariſtokratiſchen Erſcheinung trefflich zuſammen. Auch ge⸗ ſtern hat Herr Neumann dem wohlverdien⸗ ten Hervorruf eine Folge nicht geleiſtet, wohl wiſſend, daß dadurch der ganze Eindruck und jede Illuſion zerſtört worden wäre. Weniger vornehm und zurückhaltend erſchien in Dicher —— Herrmann Geßler(Hr. Jacobi). „Der Tell ſcheint ihn doch nicht ganz gut ge⸗ troffen zu haben“, meinte ein Backiiſch, als der im 4. Akte erſchoſſene Geßler plötzlich wieder lebendig wurde. Ich möchte dringend rathen, hier dem Beiſpiele Neu⸗ manns folgen zu wollen, der mit ſeinem äſthetiſchen Gefühle das Richtige getroffen hat. Einen Hervorruf der erſchoſſenen, er⸗ mordeten, erſchlagenen und getödteten Helden, Intriganten, Charakterſpieler am Schluſſe des Stückes laſſe ich mir gerne gefallen, aber in den Zwiſchenakten unterbleibt er beſſer und zwar zum Vortheile des Publikums wie auch der Künſtler. —— Rundſchau über Theater und Kunſt⸗. In Frankfurt fand vorgeſtern eine Aufführung der„Wolküre“ ſtatt. Zu der⸗ ielben waren drei Gäſte heraugezogen worden. Gäſte werden dann ſchon von ſelbſt kommen und ſich die ſchönen ſchaltigen Plätze auf, ſuchen. Beſonders für die Bewohner der Stadt war der„Pflügersgrund“ von jeher ein beliebter Erholungsplatz nach einem Spa⸗ ziergang auf dem gleichſalls jetzt ſehr ſchatten⸗ reichen Neckardamm. Ausſtellung. Die Photographie dez neuerwählten Erzbiſchofes Dr. Roos iſt in einem Schaufenſter der Sohler'ſchen Kunſt⸗ handlung ausgeſtellt. „Perſonalnachricht. Herr Otto Kaiſer, ſeither Vertreter der Speditionsfirma Lohn⸗ kering u. Co. dahier, wurde zur Tauerei Ruhrort berufen, wo ihm der Poſten einez Direktors übertragen wurde. lll Kunſtausſtellung. In der permanen⸗ ten Kunſtausſtellung von A. Donecker 029 ſind neu ausgeſtellt: E. Lutz„Hühner und Enten“. A. Zwengauer f„Abendſtimmung“, H. Bartels„Mädchen auf der Riva chiavont in Venedig“(Aquarell). H. Son dermann „Der erſte Morgengruß“ Handel und Verkehr. Manuheimer Original⸗Börſenbericht. Maunheim, 4. Juni 1886. Unſere Loralbörſe zeigte in dieſer Woche ein freundlicheres Ausſehen und wir können von einem etwas belebteren Verkehr berichten. Im Vordergrund ſtanden die Actien der Bad, Anilin⸗ und Soda⸗Fahrik, in denen ſehr be⸗ langreiche Abſchlüſſe bei zeitweiſe ſogar ſtür⸗ miſchem Geſchäft vollzogen wurden. Die in der Vorwoche begonnene Aufwärtsbewegung 0 5 Actien fand ihre Fortſetzung in der in unſerem letzten Berichte angedeuteten Weiſe, indem ſich ſprungweiſe Courserhöhungen voll⸗ zogen; es lagen ſo beträchtliche, theils un⸗ limitirte, theils limitirte Kaufaufträge vor, daß bei dem knappen Material, das augen⸗ hlicklich unſerer Börſe zur Verfügung ſteht, Erſtere nur theilweiſe, Letztere größtentheils 155 nicht zur Erledigung kommen konnten. Nachdem die Actien eine Avance von 10 pEt. erzielten und bis 200 bezahlt wurden, verur⸗ ſachten Gewinnrealiſationen eine kleine Ab⸗ ſchwächung und der Cours mußte wieder bis 197¼ zurückgehen. Auf dem ermäßigten Ni⸗ veau zeigte ſich neuerdings gute Kaufluſt und die Tendenz darf auch bei Schluß als recht feſt bezeichnet werden. Großes Jutereſſe be⸗ ſtand für die Actien der Mannheimer Ver⸗ ſicherungsgeſellſchaft, die von 165 auf 168/½ ſtiegen, und konnten die in denſelben nur deshalb keine größere Ausdehnung ge⸗ winnen, weil Abgeber zu ſcharfe zurückhal⸗ tung beobachteten. Die Meinung für dieſes Papier iſt eine überaus günſtige und es wird vielfach eine weitere Steigerung für dasſelbe in nahe Ausſicht genommen Unter den Brauereigctien zeichneten ſich durch größere Lebhaftigkeit die der Eichbaum⸗Braue⸗ rei aus und fand in derſelben zu unveränder⸗ ten Courſen ein gutes Geſchäft ſtatt. Bedeu⸗ tende Nachfrage beſtand für Mannheimer und Ludwigshafner Aktienbrauerei und ge⸗ wann Erſtere 2 pEt.(203 Gold), tere 5, PCt.(205 Gold); trotzdem kam kein tate⸗ rial heraus und iſt ſelbſt zu weſentlich höhe⸗ rem Cours, als dem notirten, nichts offerirt. Im Gegenſatz hierzu bekundeten S Brauerei⸗Aktien recht ſchwache ei mangelnder Kaufluſt; die Aktien gaben 2 pEt. 1 Brief nach. im Uebrigen ſind noch Oggersheimer Spinnerei⸗Actien zu erwähnen, die den größ⸗ ten Theil ihres jüngſten Coursverluſtes ein⸗ holen konnten und 6 PEt(80) avancirten. Die neu an den Markt gebrachten Priori⸗ täts⸗Actien der Nähmaſchinenfabrik, vormals Gritzner und Cie. wurden zu 112¼ gehandelt und bleiben dazu geſucht. 5 Als gefragt reſp. höher ſind anzuführen Ettlinger Spinnerei⸗Actien(139 plus 1½ PCt); dagegen litten unter— und mußten Brieh n Karlsruher Maſchinen⸗Actien(134/ Brief minus/ PCt), Mannheimer Lager⸗ haus⸗Actien(08 Brief minus ½ pEt). Feſt⸗ verzinsliche Anlagewerthe zeigen nach wie vor feſte Haltung; nur die 4 PCt. Pfandbriefe der hieſigen Rhein Hypotheken⸗Bank den relativ bedeutenden Rückgang von nahezu J. pCt. Es wurden davon ſeitens der Beſitzer, die eine Converſion befürchteten, bedeutende Beträge zum Verkauf geſtellt. unſtlern jene Umgebung nicht ge⸗ Fortſetzung auf der dritten Seite. Frau Moran⸗Olden(Brünhilde), Frln. An, Rusicka(Sieglinde), Herr Blum (Wotan). Gleichzeitig begann im Schauſpiel⸗ hauſe das Gaſtſpiel Schwei ghofers im „Nullerl“; der Künſtler ſteht hier noch im beſten Angedenken. Vielleicht bietet ſich Ge⸗ legenheit, daſſelbe aufzufriſchen.— Wahrhaft rührend muß man die Pietät der hieſigen Theaterverwaltung nennen, wenn es ſich darum handelt, einen unſerer großen und größten Männer zu feiern. Erſt vergaß man Schillers Todestag, dann konnte eingetretener Hinderniſſe wegen die Wagnerfeier nicht ſtattfinden. Heute, an dem Todestage C. M. d. Weber's, unterläßt man es ebenfalls, den Manen desſelben ein würdiges Gedächtniß zu berei⸗ ten. Gerade dieſem Manne verdankt unſer hieſiges und jedes Theater manche hübſche Summe, aber„Undank iſt der Welt Lohn“.— Ein ebenſo ſchmerzhafter Punkt iſt momentan das Scheffeldenkmal, Die Spaltung macht recht hübſche Fortſchritte, was übrigens voraus zu ſehen war. Selbſt in die einigen Sänger⸗ kreiſe trägt man den Zwieſpalt; der Vorſtand des Badiſchen Sängerbundes, Hr. Rich. Sauer⸗ beck, erläßt einen Aufruf zu Gunſten Karls⸗ ruhe's. Es ſcheint jedoch, daß die Mehrzahl anti geſtimmt iſt und hätte dieſer Herr ſeine perſönliche Meinung beſſer für ſich behalten, als in die Welt hinauspofaunt. Jeder Ver⸗ ehrer Scheffel's wird für„ſein geliebtes Hei⸗ delberg“ entſcheiden, diejenigen aher, die kühler denken, werden den ſalomoniſchen Spruch fällen: Halbirt.— Ein weiteres Scheſfeldenk⸗ mal ſoll an den Bodenſee kommen und zwar ein einfacher Felsblock mit dem in Gold aus⸗ geführten Namen: Scheffel. H. R. E. ———————