Abonnementsprets: re Rlonm 50 Pfg.— Auswärts durch dir Poſt 65 Jfg Man abonnirt in Mannheim bei der Expedition E 6, 2, ſowie be allen Zweig⸗Expeditionen und Trägerinnen— Auswärts bei allen S uſtalten des deutſchen Reiches und den Briefträgern. Die Badiſche Voltszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Herausgeber Or, ſur, Hermann Haas in Mannheim. Die einſpaltig Ameigen w Agenturen und tzeile oder deren R von allen 2 ig. Rektamen 90 Pfg ten, von unſeren Ur entgegengenommen Bei größere t. Bointionsdruch der neben der katholiſche L. chdunckevri, 86/8 HMaunheim. Handels-Zeitung. — 12—5 re. Jedermann. Dienſtag, 8. Juni 1066. ————— — Politiſche Ueberſicht. *Mannheim, 7. Juni. Deutſchland. Die nationalliberale„Ba⸗ biſche Landes⸗Zeitung“ reproducirt in Nr. 160, 1. Blatt, den Sinn der Auslaſſungen der bedeutenderen Blätter des badiſchen Landes über die Freiburger Erzbiſchofs⸗ wahl. Aus der Zuſammenſtellung geht hervor, daß die Mehrzahl der angefüheten Zeitungen— natürlich mit Ausnahme der ultramontanen Preſſe— in Betreff des neuberufenen Kirchenfuͤrſten eine unverkenn⸗ bare, wenn auch wohlwollende Reſerve beob⸗ achten. Nur der demokratiſche„Mann⸗ heimer Anzeiger“ hielt es für opportun, ob der Biſchofswahl eines Lobeshymne an⸗ zuſtimmen, die ihm ebenſowenig Hank als Achtung vor ſeiner„Geſinnungstüchtigkeit“ einbringen wird. Die„Badiſche Landes⸗ Zeitung“ meint hierüber:„Der demo⸗ kratiſcheManuheimer Anzeiger“ widiet der Wiederbeſetzung des Freiburger Erzöiſchofs⸗ ſtuhles einen far die religiöſen Anſchau⸗ ungen dieſes Blaltes ſehr merkwürdigen Artikel und gibt ſeiner Genugthuung da⸗ rüber Ausbrack, daß es den betheiligten Inſtanzen gelungen ſei, der verwaiſten Erzdiöceſe einen Oberhirten zu geben, der vermöge ſeiner ruhmvollen Vergangenheit auf kirchlichem Gebiet Gewähr dafür leiſte, daß der von allen unparteiiſchen Politikern Baden's geſchaͤtzte Geiſt des Friedens und der Toleranz auch ferner in der Reſidenz des hadiſchen Erzbisthums eine Stätte finze.“ Daran knüpft das genannte Blatt die hämiſche Frage, ob der„Anzeiger“ auch zu den unparteilſchen Politikern ge⸗ höre? Die„Neue Badiſche“ ſtellte kärz⸗ lich bekanntlich die Behauptung auf, ſie allein habe unter allen badiſchen Blättern zu der Erzbiſchoſswahl Stellung genom⸗ men. Das Bensheimer'ſche„tonangebendſte Blatt Baden's“ hat einmal ausnahmsweiſe Recht: ſo hat kein anderes Blatt„Stel⸗ lung genommen“; wir aber gönnen ihm diesmal den Vorrang neidlos.— Trotz dem von uns bereits mitgetheilten nega⸗ tiven Reſultat der letzten Branntwein⸗ ſteuerkommiſſionsſitzung ſoll— wie neuer⸗ bings verlautet— die Regierung doch auf ber zweiten Berathung des Geſetzentwurfs im Plenum des Reichstags beſtehen. Sie Feuilleton. Von Scheffel oder Scheſſel? An unſere in lezter Nummer gebrachte 9150 von dem im Bodenſee zu errichtenden Block mit der einfachen Inſchrift Scheffel“ mbchten wir eine Erhrterung in 901 g den Namen an den eventuellen Scheffel⸗ Händollern knüpfen. Bekanntlich war der ichter 0 Geburt und erhielt erſt päter das Adelsdiplom, es kann deshalb an en 800 p ſein 505 „B. von Scheffel, ſondern nur von einem V. F S76 mhgen die Worte 806 finden, die einſt Jakob Grimm bei der chiller⸗Säkularfeier geſprochen: Nicht einmal drei volle Jahre por ſeinem Tode wurde Schillern der Adel zu Theil und ſeitdem erſcheint der einfache, ſchon dem ortſinn nach Glanz ſtreuende Name durch prachwidrig vorgeſchohenes„von“ ver⸗ derbt. Kann denn ein Dichter geadelt wer⸗ 17, Man möchte es im Vorgus verneinen; weil der, dem die höchſte Gabe des Genius berliehen iſt, keiner geringeren Würde be⸗ dürfen wird, weil Talent ch nicht wie Adel oder Krankheſten fortpflanzen; alle Welt aber glaubt es ſieif und feſt, daß Dichter Pate knn werden und hier—5 es einem als König im Reiche der Gedanken waltenden. Schon 1786 i Bürger geſungen: M it einem Adelsbrief muß nie der ächte Sohn, mervas und Apolls begnadigt heißen ſollen, Denn edel ſind der Götter Söhne ſchon, Die muß kein Fürſt erſt adeln wollen, was leicht beſſer und ſtärker ausgedrückt wäre, Dem unerbittlichen Zeitgeist erſcheinen ſolche Erhebungen längſt unedel, geſchmacklos, ſa ohne Sinn. Denn iſt der bür Stand iu beſchadien. daß aus hcn in den bel aebo⸗ [Namen, wie ein Volk auf ſein * 8S3———————— hofft augenſcheinlich doch noch auf eine Ver⸗ ſtändigung mit dem in dieſer Frage aus⸗ ſchlaggebenden Centrum. In der betreffen⸗ den Commiſſtonsſitzung ließ der Finanz⸗ miniſter ziemlich deullich durchblicken, daß die Regierung auch mit einem geringeren Steuerſatz als dem urſprünglich geforder⸗ ten zufrieden wäre. Auch wurde in Aus⸗ ſicht geſtellt, daß die Regierung, wenn der Reichstag erſt zeige, daß er etwaz zu Stande bringen könne, gerne bereit ſei, Fragen nach dem Beduͤrfniſſe und der Verwendung zu beantworten. Wie gnöͤ⸗ dig! Als ob die Volksvertretung nicht an und für ſich ſchon das Recht hätte, zu wiſſen, für was ſte Gelder bewilligt. — Aus Berlin meldet die„Voſſ. Ztg.“: Behufs Herbeiführung eines Maſſenaus⸗ tritts aus der Landeskirche wird innerhalb der hieſtgen Arbeiterpartei lebhaft agitirt. Die Saat ſcheint auf guten Boden zu fallen; ſchon ſind innerhalb der letzten Tage zahlreiche Austrittserklärungen von der zuſtändigen Abtheilung 56 des hieſigen Amtsgerichts zu Protokoll gegeben worden, insbeſondere von Bewohnern des 5. und 6. Berliner Wahlkreiſes. Man hoͤrt, daß die Austretenben dieſen Schritt als Ant⸗ wort auf den bekannten miniſteriellen Er⸗ laß bezeichnen. So weit das genannte Blatt. Von anderer Seite werden deſſen Angaben nicht beſtätigt und wir glauben auch, daß die Berliner Arbeiter jetzt Wich⸗ tigeres zu thun haben, als ſich mit ſo nebenſächlichen Dingen abzugeben. Oeſterreich⸗Ungarn. In letzter Zeit hat es im Kaiſerſtaate ziemlich ſtark 195 kriſelt.“ Man redete bereits von Parla⸗ mentsauflöſung und Miniſterzurücktritt, Den Anlaß bot der Petroleumzoll, der einen weſentlichen Beſtanbtheil der Aus⸗ gleichsvereinbarungen zwiſchen Oeſterreich und Ungarn bildet, Die Linke und die Polen des Abgeordnetenhauſes gerirten ſich anfänglich als entſchiedene Gegner eben dieſes Zolles und der Flnanzminlſter drohte bereits mit Auflöſung. Aber dem Miniſterium Taaffe war es mit einer ſol⸗ chen nicht ernſt ebenſowenig der Oppo⸗ ſition mit ihrem Widerſtande. In der entſcheidenden Zollausſchußſitzung wurde ein von polniſcher Seite ausgegangener ben werben mag, müßge auch aus dem Bau⸗ ernſtande in den des Bürgers Erhöhung 45 ten, Jeder Bauer kann aber Hürger, jeder Bürger 15 eines adeligen Gutes werden, ohne daß ihnen die perſönliche Würde 815— gert wäre. lecht ſoll auf ſeinen Alter und ſeine Tugend ſtolz ſein, das iſt natürlich und recht; unrecht gher ſcheint, wenn ein hervorra⸗ gender freier Mann zum Edeln gemacht, und mit der Wurzel aus dem Boden gezogen wird, der ihn erzeugte, daß er gleichſam in andere Erde übergeht, wodurch dem Stand ſeines Urſprungs und Schmach widerfährt; aber ſoll ber freie aus dem nun einmal Göthe und Schliller ent⸗ ſrdrnt aufhören ſie zu beſitzen? Alle Be⸗ hrderungen in den Adel werden ungeſchehen bleiben, ſobald dieſer Mittelſtand ſeinerſeits ſtolz und entſchloſſen ſein wird jedesmal ſie auszuſchlagen. Ein Rornat Dichter legt auch nothwendig ſeinen Vornamen ab, deſſen er 1 weiter P0f und es iſt undeutſcher K01 oder gar 85 n, Friedrich von Schiller, olfgang von Göthe zu ſchreihen. Ueber ſol⸗ chen Pinen liaft eine ne Eihaut des Volks⸗ gefühls. In ſeine künftigen Standbilder mag nur gegraben werden„Schiller. Wer Scheffel ehrt, wie er's verdient, der ſchreibt nicht 90 Bikiox von Scheffel oder Joſef Viktor effel, ſondern ſchlichtweg Scheffel und ſo ſoll man auch in ſeihe Stand⸗ bilder graben. — Künflers Erdentalen,„Dumme Kerls, die beiden da drinnen] Wollen Kunſt⸗ kritiken ſchreihen und haben keine blaſſe Ahnun von der Sache. Wiſſen gar nicht, was Kunſt iſt. Als ob es von vornherein nicht ſchon 10 Wröste Kunſt wäre, von der Kunſt zu en!“ Ein Geſ Antrag, für Rohöl 2 Gulden Zoll zu er⸗ 0 ultat bleiben heben, angenommen. Es geht nichts über rechtzeitige beiderſeitige Erkenntniß! Im Plenum des Abgeordnetenhauſes wird die Zolltarifdebatte morgen Dienſtag beginnen. Das Reſultat dürſte wohl entſprechend der Kommiſſion ſein. rankreich. Die franzöſiſche Kammer hat den Antrag zweier radikaler Abgeord⸗ neten auf Abſchaffung des Geſetzes vom 18. Germinal des Jahres X, d. h. auf Kündigung des Konkordates und barin einbegriffen die Trennung von Staat und Kirche mit 295 gegen 240 Stimmen in Betracht gezogen. Damit iſt der erſte Schritt zur offiziellen legislatoriſchen Be⸗ handlung der großen Frage bezüglich der Neuregelung des Verhaͤltniſſes von Staat und Kirche gethan. Das Nächſte iſt jetzt eine gründliche Generaldebatte und eine Abſtimmung, aus der man erſehen kann, ob die Majorität der Kammer die Ab⸗ ſchaffung des Konkordates und bie Tren⸗ nung von Staat und Kirche will oder nicht. Es iſt aber kaum anzunehmen, daß die Mehrheit der Natlonalverſamm⸗ lung zu dieſem Schrltte entſchloſſen iſt. In keinem andern Stagte ſind die Ideen der katholiſchen Kirche tiefer in Fleiſch und Blut des Volkes übergegangen als gerade in dem demokratiſch⸗republikaniſchen Frankreich. Die Kirche hat den Stürmen der Neuzeit getrotzt, die Wogen der Revolu⸗ tion und Staatenumwälzungen ſind über ſie hinweggerauſcht, ohne ſie in ihren Grund⸗ veſten erſchüttern zu können. Oer fana⸗ tiſche Robespierre und der weltenzertrüm⸗ mernde Napoleon vermochten ihr nichts anzuhaben, ſo wenig wie die ſpäteren Machthaber. Louis Bonaparte war ſich der Macht der Kirche wohl bewußt; er ging ſelbſt unter die Frommen. Nicht minber war der„liberale“ Thiers be⸗ ſtrebt, der Kurie nicht zu nahe zu treten, von dem bornirt⸗bigotten Mae Mahon gar nicht zu reben. Seitdem nun die Republikaner am Ruber ſind, iſt ſchon zu verſchiedenen Malen der Verſuch gemacht worden, die Macht der Kirche zu brechen; Niemand kann aber ſagen, daß dieſe Ver⸗ ſuche von ſonberlichem Erfolge begleitel geweſen wären. Und ſo wird auch der nichts weniger als zeltgemäß iſt— don ſeiner prinzipiellen Berechtigung abgeſehen, die auch wir voll und ganz anerkennen ⸗ und ſodann auch weil man den Eiufluß der Kirche nicht durch einen Parlamente⸗ beſchluß beſeitigt, ſo wenig als es den Männern der großen Revolution gelgug, den„Herrgott“ ahzuſetzen. Amerika. Seit dem blutigen Aufruhr in Chicago und Milwaukee iſt wieberholt die Anſicht laut geworden, amerikaniſche Arbeitgeber und Körperſchaften ſeien für die Vorkommniſſe verantwortlich, weil ſie Leute aus Europa, meiſtens Polen und Böhmen, welche bereit wären, für Hunger⸗ löhne zu arbeiten, hierher gebracht hätien, um den amerikaniſchen Arbeiter zu unter⸗ bieten. Aus den im Cafile Garden in Newyork geführten Regiſtern erhellt uun, daß ſeit 1847 etwa 38000 Polen und ſeit 1874 60000 Böhmen eingewandert ſind. Hierbei iſt indeſſen in Betracht zu ziehen, daß alle aus der preußiſchen Pro⸗ vinz Poſen kommende Polen als Preußen gezählt wurden. Die größte in einen Jahr erreichte Zahl der eingewanderten Polen und Boͤhmen war in 1881 mit 5614 bezw. 9683. Der Vorſteher dez Caſtle Garden, über die Angelegenheit be⸗ fragt, ſagte, er wiſſe nichts von Einfüß⸗ rung von Polen und Böhmen oder Arbei⸗ tern vor andern Nationalitäten unter Ver⸗ trägen, mit Ausnahme einer Anzahl deutſcher Muſiker, einiger ſchottiſchen Spinnereien und 80 ſchottiſcher Steinhauer, ſowie moͤg⸗ licherweiſe italieniſcher Arbeiter. Der Vor⸗ ſteher gab jeboch zu, daß auch Böhmen und Polen unter Verträgen hierher ge⸗ bracht ſein mögen, ohne daß er Kenntniß davon erhielt.— Bradſtreets Journal, eine ziemlich verläßige Zeitung in Newyork, bezeichnet Anfang dieſer Woche die Lage der Arbeitswirren wie folgt: Im Ganzen werben 105000 Mann für Sſtündige Arbeitszeit und 20 000 für oſtündige ſtreiken. 75 000 weitere haben die For⸗ derung des 8⸗Stundenſyſtems geſtellt, ſius aber noch nicht zum Streik entſchloſſen. 8 Stunden ſind 32 000 Mann bewilligt worden. Insgeſammt ſind 225000 Ar⸗ beiter thaͤtig in der Bewegung, neueſte Vorſtoß ohne alles praktiſche Re⸗ erſtens einmal weil er! — Entwaffnet.„So? Alſo in dieſem Paben de, kommen Sie nach Hauſe?— Das aben Sie denn getrunken?“ „Ihr Wohl, Herr Prinzipal!“ In, unſerer großen Welt hat ſich ſchon ſeit Anfang an eine zweite Welt eingebür⸗ gert, die man ſchlechtweg die kleine Welt oder die, Kinderwelt nennt. Das ſpricht und treibt es zwar im Grunde genommen ebenſo wie die Frh Welt, aber ohne eigenes Wiſſen und ohne eigenen Willen. Da wird nicht lange üherlegt, nein, kaum ergeht die Frage, ſo erſchallt die Antwort, oft allerdings in poſſierlicher Drölerie, ſo baß wir nicht fehlgehen, wenn wir 7 unſerer Leſer Be⸗ luſtigung einige ſolche Ausſprüche und Weis⸗ heitslehren der entants terribles anführen. Hauptſächlich geſchehen dieſelben in der Schule und zeugen, nebenbei geſagt, von dem ſchnel⸗ len Auffaſſen, mehr noch von dem Aufpaſſen der Kleinen, bie daun das Gehörle obne Sinn von ſich geben. 0 Geheimräthin, die einen Anſatz zum Schnurrhart nur ſchwer zu derbergen mag, ſiet mit ihren Freundinnen beim gemilthlichen Kaſſeeklatſch. Der kleine Oskar koumt herein⸗ geſprungen und ruft: gMama, der Barbier iſt da!“ Rama:„Nun gut, ſo rufe voch den Paya.“ Skar:„Ja, Mama, weißt Du denn nicht, daß heute Dein Tag iſt?“ * Kehrer:„Wer von Euch kann Blättern bes Kleeis erzätlen?“ ſchel: Sie ſind 190 ſauber!“— Lehrer:„Wieſo denn?“— Michel: Man ſagt doch oft: Das —— . 69 Lehrer:„Ich habe Euch 160 von der Klgp⸗ perſchlauge erzählt! Wer kennt ein ähnliches Thier, welchem man gleichfalls nicht krguen darf?“— Hritchen:„Ber Klapperüorch! * „Welchen Vergehens haben ſich Joſeſ'e Brüder ſchuldig gemacht, als n für zwan⸗ zig Silberlinge verkauften?“ fragt da ein ſpürdiger Religtonsprofeſſor in der unte ſlen Klaſſe des Gymnaſiums einen ſeiner Schlen, Und dies enkant terrible, welches zu Sguſs häufiger von Banknoten und Börſenturſen, als von der heiligen Geſchichte ſprechen gehhrt, erwidert ganz gemächlich:„Sie baben i6 viel zu billig verkauft!“ * *0 Ein Lehrer in der naturmiſſenſchafklicher Stunde:„Wer kräht?“— Schüler: Bei Hahn!“— Lehrer:„Wer zirpt?“— Schi⸗ ler:„Die Grille““— Lehrer; Wer ziſcht — Schüler(der Sohn eines Abäeyrdneten); „Die Linke!“ ** „In der Litteraturſtunde frägt ein Lehrer einen etwas bornirten Jungen„Wer agt das: die ſchönen Tage von Aranſuez iind nun vorüber?“ Khabe,„Das ſagt Papa, wenn die Mama von der Badereiſe zurückkommt.“ Lehrer:„Fritzchen! Heklinire mal„menga““ Frihchen ſchweigt.— Lehrer:„Nun, Fritz⸗ chen, kannſt Du's ſchon nicht mehr? Dann ſage mir wenigſtens, welches Geſchlecht menss“ at?“ Peibehen(mit Ueberzeugungstreue): „Neutrum]“ Lehrer:„Neutrum] Wekommſt Du denn darauf?— Fritchen: Was man nicht dekliniren kann, das ſiebt man als ein iſt ein ſauberes Kleeblatt! 4 8 Neutrum an!“ e eeeee 2. Seitef Badiſche Volks⸗Zeitung. Deutſches Reich. * Manuheim, 7. Juni. Nochmals ein g zu dem Kapitel, wie es In Nr. 277 bringt die he Landes⸗Zeitung“ ein New⸗ vattelegramm“ zum Abdruck, ſprache des Richters Smyth an den verurtheilten Johann Moſt betreffend. Das Imponirende dabei iſt, daß dieſe über 200 Worte enthaltende Depeſche das Budget der„Neuen Badiſchen“ mit 130 Mark Telegraphengebühren belaſtet. Wahr⸗ haftig, ein Blatt, das für ſeine Leſer ſo tief in den Beutel greift, hat Anſpruch auf öffentliche Erwähnung! Die ſoll dem Bensheimer'ſchen Organe auch nicht vor⸗ enthalten werden, freilich nach einer an⸗ deren Richtung hin. Der journaliſtiſche Humbug treibt wohl nirgends ſo ſein Un⸗ weſen als in den Spalten der„Neuen Badiſchen Landes⸗Zeitung“. Das New⸗ Horler Privattelegramm iſt nicht per Kabel ſondern per Telephon(Frankfurt⸗Mann⸗ heim) in die Redaktionsſtube des Anzeigers gelangt. Die„Depeſche“ ſtand in der Abendnummer der„Frankf. Zeitung“ vom letzten Donnerſtag. Der Frankfurter„Ge⸗ währsmann“ der„Neuen“ telephonirte nun einfach dieſelbe ſeinem Blatte und auf dieſe Weiſe erfreute das„tonangebendſte“ Blatt ſeine Leſer in der Frühnummer mit einem New⸗Horker„Privattelegramm“. Das iſt aber doch ein Bischen ſtark„ge⸗ hensheimert.“ A Karlsruhe, 6. Juni. Wie die Hofnach⸗ richten der Karlsr. Ztg. beſagen, wurde Domdekan Weickum um 12 Uhr vom Großherzog empfangen, dem er ſich als Erzbisthumsverweſer vorſtellte. Darauf ertheilte der Großherzog dem päpſtlichen Nuntius Spolverini eine Abſchiedsaudienz. Um 1 Uhr fand eine größere Hoftafel zu Ehren des Nuntius ſtatt, zu welcher u. A. Einladungen erhalten hatten: Der k. preuß. Geſandte v. Eiſendecher, Staats⸗ miniſter Turban, Oberſtallmeiſter v. Hol⸗ Hing, Oberſtkammerherr v. Gemmingen, Ober⸗ ſchloßhauptm, v. Bohlen, Staatsrath Nokk, Rath Eiſenlohr, Präſident v. Stöſſer, Präſtdent Geh. Rath. v. Seyfried, Dom⸗ dekan Weickum, Präſident v. Regenauer, ſowie mehrere höhere Beamten.— In der Kirche wurde heute die erfolgte Wahl des Biſchofs Dr. Roos von Limburg zum Erzbiſchof von Freiburg von der Kanzel verkündigt.— Es geht das Gerücht, Biſchof Dr. Roos habe die Wahl aus Geſundheitsrückſichten abgelehnt.(Kann erbürgt gelten) Süburg, 6. Juni. Der ſonſt gut unterrichteten„Frankf. Ztg.“ entnehmen wir die immerhin mit Vorſicht aufzuneh⸗ mende Nachricht, daß Biſchof Roos von Limburg die Wahl zum Erzbiſchof von Freiburg ablehnen werde, und zwar aus Geſundheitsrückſichten. Die Aerzte hätten ihn nach Karlsbad geſchickt, woſelbſt er augenblicklich zu einer vierwöch entlichen Kur verweile. Weiter heißt es— was wir gerne glauben— daß man in der Diözeſe Limburg den Weggang des hohen Geiſtlichen ſehr beklagen würde. Freiburg. Das Domkapitel wählte lt. Beob. den Subregens Dr. Schmitt(St. Peter) zum Domkapitular. Das Dom⸗ Kapitel iſt jetz wieder ganz beſetzt. Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. Gi. bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Maunheim. Se 91— 155 Der erſpänſtigen Zäbmung, Sper in 4 Akten nach Shakeſpeare's gleich⸗ Aamigem Luſtſpiel frei bearbeitet von Wid⸗ mann. Muſik von Hermann 6425 W. B. Es gibt Schönheiten, die ſich nicht pordr„die durch den ſeelenvollen Auf⸗ ſchlag ihres ſittigen Augenpaares nur die intimen Kenner weiblicher Vorzüge gefangen es gibt Blumen, die ihr Weſen und nicht in ſchreienden Farben künden, es — zu allerletzt auch Kunſtwerke, die abſeits Heerſtraße des Gewöhnlichen, des Auf⸗ ſallenden entſtanden ſind, die Prunk und Schmuck verſchmähen, die nur durch die edle Geſinnung, durch den gebildeten Geſchmack, durch die Sittſamkeit der Empfindung, wie ſich alles dies als Eigenſchaften ihres Schöpfers ihnen zugleich nachſagen läßt, Kunſtwerke, die nur auf ſo wohlthuende Weiſe von unſerem Herzen Beſitz nehmen. —. Hermann Götz hat in ſeiner„Wider⸗ ſpänſtigen? unſerer Opernbühne ein ſolch' änmuthvolles finniges, wohl⸗gebaut und „gebildetes Werk geſchenkt, daß innigſte Bankbarkeit und ſtete Erhaltung des einmal Angeeigneten geradezu zur Pllicht wird. Seit jener erſten denkwürdigen Auf⸗ führung des Werkes iſt dasſelbe immer nur in allzugroßen Pauſen wieder erſchienen bis es endlich unter dem jetzigen muſikaliſchen Imperator nur zu„Gaſtſpielen“ zugelaſſen wuürde und da ebenſo ſelten erſchien, als die Gaftſpiele ſich überhaupt an unſerem wohl⸗ beſtallten Hoftheater einſinden. Das beſon⸗ dere an dieiem Gaſtſpiel der„Widerſpän⸗ Ausland. Budapeſt, 5. Juni. Heute Abend führten Studenten Demonſtrationen vor der Re⸗ daktion des„Peſter Lloyd“ und dem Liberalen Club auf, wurden jedoch von der Polizei ſofort zerſprengt. Paris, 5. Juni. In der heute Vormit⸗ tag abgehaltenen Sitzung entſchied ſich der Miniſterrath gegen den Antrag der Kom⸗ miſſion für die Ausweiſungsvorlage, wonach die Ausweiſung eine allgemeine und voll⸗ ſtändige ſein ſoll, und ſtimmte dem Antrage zu, wonach die Ausweiſung der direkten Prätendenten erfolgen und der Regierung das Recht zuſtehen ſoll, den übrigen Prin⸗ zen den Aufenthalt in Frankreich zu ver⸗ ſagen. Neueſte Nachrichten. Rom, 7. Juni. In dem heute ſtatt⸗ findenden Konſiſtorium wird der Papſt ſieben Kardinäle ernennen und neue Erz biſchöfe für Italien, Spanien und Oeſter⸗ reich⸗Ungarn präkoniſiren. Aus Athen theilt die„N. fr. Pr.“ mit: Die Mächte werden nach Auf⸗ hebung der Blockade weder auf Idemni⸗ tät, noch auf Beſtrafung und Auslöſung der gekaperten Fahrzeuge, welche die Blo⸗ ckade durchbrochen haben, beſtehen, ſondern die Priſen einfach freigeben. Vom Tage. Br. Aus der Stadtraths⸗Sitzung vom 27. Mai und 2. Funi 1886: Der Rapport der Krankenhaus⸗Ver⸗ waltung über die Bevölkerungsverhältniſſe im April weiſt nach: 8—— 5 3 23 3 8 2 S SS 23 3 S 38 6 8 83 Ende März 42 89 152 46 329 Zugang April— 122 96 2 220 Zuſammen: 42 211 248 48 549 Entlaſſen im Ayril— 132 107 4 233 Verbleiben: 42 79 141 44 306 Abgang durch Tod 2 7 19— 28 Stand Ende April 40 72 122 44 278 Die Pläne für die Erweiterung des Realgymnaſiums, bezw. Beſchaffung von Schulſälen für die Realſchu le wurden von Großh. Oberſchulbehörde geprüft und für zweckmäßig befunden. Auf Anregung Großh. Miniſteriums des Innern wird ein Ortsſtatut wegen Rege⸗ lüng der Stellvertretung bei etwaiger e Verhinderung des Ober⸗ ürgermeiſters und der beiden Bür⸗ 9 rmeiſter erlaſſen werden, welches die eſtimmung enthält, daß in dem gedachten Falle das dienſtälteſte Stadtraths⸗ mitglied die Stellenvertretung zu über⸗ nehmen habe⸗ Wie in früheren Jahren wurde von Großh. Bezirksamt angeordnet, daß das Badeauf⸗ ſichtsperſonal des ſtädt. Freibädes bei der Aufſicht durch die Schutzmann⸗ ſchaft unterſtützt werde. In den Monaten Auguſt und September ds. Is. findet in Karlsruhe eine Ausſtel⸗ lung für Handwerkstechnik und Hauswirthſchaft ſtatt. Es bietet dieſe Ausſtellung Jedermann Gelegenheit, die Ver⸗ wendung des Gaſes in einer großen Anzahl von Gewerben und insbeſondere auch im Haushalte vor Augen zu bringen und die mannigfachen Vorzüge der Gasverwendung klar zu legen. Das ſtädtiſche Gaswerk in Karlsruhe beabſichtigt, eine beſondere Abthei⸗ lung in der Ausſtellung für Gasapparate zu bilden, jeden Apparat zum Gebrauch tauglich u montireu und im Gebrauch durch einen echniker en zu laſſen. Ferner wird im Anſchluß hieran der Vorſchlag unterbrei⸗ tet: Die ſtädtiſchen Gaswerke in Mannheim, Karlsruhe, Heidelberg, Freibura, ſtigen“ iſt, daß ſich mit ihr auch immer wie⸗ der die erſte„Katharina“ als vertraut ge⸗ wordene Erſcheinung einſtellt, daß alſo ein regelrechtes Doppelgaſtſpiel jeweils ſtattfindet. Die Oper jenes früh verſtorbenen Hermann Götz, die mit dem Herzblut ihres Schöpfers getränkt worden, die zu dem Edelſten, Beſten und Schönſten gehört, was deutſcher Kunſternſt hervorgebracht, die ihrer dichteriſchen und muſikaliſchen Art nach einen der vornehmſten Plätze in der Kunſtgeſchichte einzunehmen hat, dieſes einzige Werk ſcheint ſich der be⸗ ſonderen Sympathie eben jenes mufikaliſchen Eäſaren nicht zu erfreuen. Als ob die Geiſtes⸗ erzeugniſſe vom Range dieſer Oper ſo dutzend⸗ weiſe auf dem Markt zu finden wären! Die „Widerſpänſtige“ iſt hier zur Welt gekommen, ſie iſt bei uns gewachſen und hat Unzählige beglückt, ſie hat ſich eine Gemeinde geſchaffen, die es für einen Feſttag anſieht, wenn die holden Lucentio's als Introduk⸗ tion zu jenem Kampfe zweier geiſtesſtarken Menſchenkinder, die ſich in Liebe finden müſ⸗ ſen, weil ſie Gott für einander geſchaffen, wenn die ſehnſuchtsvollen Liebesbetheurungen jenes ſorgloſen Paares erklingen. Das ent⸗ zückende Werk, dem man auch mit dem böſeſten Willen nichts ſchlechtes anhaben kann, es ſoll und muß unſerer Bühne erhalten werden. Und das darf nicht nur eine Aufführung er okticio ſein, ſo wie ſie ſich geſtern vorſtellte, eine Aufführung, in der verfehlte meiſt 0 raſche Tempis, denkbar roheſte Orcheſterbehandlung zunächſt den mangelnden Willen des Dirigen⸗ ten unliebſamer Weiſe beſtätigten, ſondern wir verlangen eine pietätvolle, geiſtig durch⸗ gearbeite Wiedergabe dieſes muſikaliſchen Kleinods. Die deutſche Kunſt hat wahr⸗ lich ein Recht darauf, daß man nicht mit roher Hand ihre edelſten Erzeugniſſe verunſtalte, Pforzheim 8. Junt⸗ und Baden⸗Baden mögen ſich vereinigen, um eine Wanderausſtel lung zu veranſtalten, welche alle Gebiete der Verwendung des Gaſes zu gewerblichen Zwecken, insbeſondere aher auch in der Haushaltung zum Heizen und Kochen umfaßt. Die Ausſtellung ſoll in Karlsruhe beginnen und mit je einmonatlicher Dauer nach den andern Städten wandern. In der Erkenntniß der Nützlichkeit dieſer Unterneh⸗ mung hat der hieſige Stadtrath auf Vorſchlag des Gaswerks und analog dem Vorgehen der Stadt Karlsruhe beſchloſſen, dem Verhande beizutreten und dem Gaswerk zur Beſtreitung der Koſten einen Credit bis zu 3000 Mark zu bewilligen und dieſerhalb dem Bürgeraus⸗ ſchuß eine Vorlage zu unterbreiten. Von Seiten der Angrenzer der Schul⸗ ſtraße wurde um Ausbau der Straßen⸗ ſtrecke zwiſchen K7u. 87 bis auf die Ringſtraße nachgeſucht. Der Stadtrath konnte ſich jedoch von der Dringlichkeit dieſer Her⸗ ſtellung nicht überzeugen Für den Perſonen⸗ verkehr iſt die fragliche Straßenſtrecke, wel übrigens noch nicht bebaut iſt, vollkot ausreichend, und das Fuhrwerk kann e leicht auf der nächſt gelegenen Straße auf den Ringdamm gelangen. Die Verausgabung ei⸗ ner verhältnißmäßig großen Summe auf jene Strecke kann zur Zeit nicht für gerechtfertigt befunden werden. (Schluß folgt). OVolapük. Wir wollen nicht verfehlen, unſere Leſer, namentlich aus der Lehrer⸗ und Handelswelt, darauf aufmerkſam zu machen, daß am Dienſtag, den 8. ds. Mts., der hie⸗ ſige Volapükaclub einen neuen Unterrichtscur⸗ ſus eröffnet, zu welchem Jedermann einge⸗ laden iſt, wie aus dem Annoncentheil erſicht⸗ lich. Bei der praktiſchen Verwerthung, welche die neue Weltſprache heute ſchon im Auslande findet, zweiſeln wir nicht, daß auch in Mann⸗ heim, wo alle für den Verkehr verwerthbaren Errungenſchaften ſofort Annahme finden, Volapük bald zu den alltäglichen Dingen gehören wird. Wie wir vernehmen, ſoll der Volapükaclub Mannheim ſchon eine recht ſtattliche Mitgliederzahl aufzuweiſen haben. Wir werden ſpäter an dieſer Stelle auf uns in dieſer Beziehung zu Ohr kommende Neuig⸗ keiten zurückkommen. Ir Tagesordnung für die Schwurgerichts⸗ ſitzungen pro II. Ouartal 1886. Montag, 7. Juni, Vorm. 8 Uhr Ferdinand Müller und Johann Breuner von Wallſtadt wegen Stra⸗ ßenraubs. Montag, 7. Juni, Vorm. 11 Uhr, Karl Fluhrer, Kaufmann von Marchingen, wegen erſchwerter Unterſchlagung im Amte. Montag, 7. Juni Nachm. 4 Uhr, Friederike Gehrig von Obrigheim, wegen Meineids. Dienſtag, 8. Juni Vorm. 8 Uhr, Carl Ehret, Schloſſer von Hagsfeld, wegen Meineids. Dienſtag, 8. Juni Vorm. 11 Uhr, Anna Stein⸗ brenner von Allfeld, wegen Kindsmords. Dienſtag, 8. Juni Nachm. 4 Uhr, Jean Louis Peter von Mannheim, wegen Meineids. Mittwoch, 9. Juni Vorm. 8 Uhr, Sebaſtian Tremmel, Nikolaus Tremmel und Katharina Tremmel von Neckarau, wegen Meineids. Mittwoch, 9. Juni Nachm, 4 Uhr, Georg Kreis von Hemsbach, wegen Giftmordverſuchs. Gauprobe. Geſtern Nachmittag fand im großer Saale des Saalhau die Gauprobe der hieſigen, das Sängerfeſt in Freiburg beſuchenden Vereine unter der bewährten Leitung des Herrn Muſikdirektor Iſenmann ſtatt und hatte ſich hierzu eine große Menge Zuhörer, zum Theil aus der Paſſivität der Geſangvereine beſtehend eingefunden. Das Reſultat der Probe war ein allgemein befriedi⸗ gendes und dürften die Mannheimer Sänger in Freiburg eine hervorragende Rolle ſpielen. * Zwei junge Japaneſen, Hörer an der Univerſität Heidelberg, machten geſtern Abend unſerem Theater einen Beſuch, und ſchienen befriedigt dasſelbe verlaſſen zu haben. * Exceſſe. In einer Weinwirthſchaft des Lit. P. 5 geberdete ſich ein etwas allzu⸗ ſtark angetrunkener Menſch derart, daß vor der Wirthſchaft ein förmlicher Auflauf enſtand: die Polizei war raſch bei der Hand und ſtellte die nöthige Ruhe wieder her.— In einer Wirthſchaft über dem Neckar verſuchte ein ziemlich angeheiterter Mann ohne allen Grund mit den anweſenden Gäſten Streit anzufangen; der Wirth verwies dieſem Un⸗ hold ſein Gebahren und verbot ihm ſein Local. Zu Hauſe angekommen demolirte nun ſie weiß ſich dieſes Recht zu fordern und rächt die Mißhandlungen, die man ihren Geiſteskindern zufügt. Geſtern war Frln. Ottiker die zu Bezähmende, die unſer Theater⸗ comité in Ermanglung einer hier anſäſſigen Widerſpänſtigen ſich aus Köln verſchrieben hatte. Frl. Ottiker war immer eine ſehr lie⸗ benswürdige Dame, ſie hat früher dem Pe⸗ truchio das„Bezähmen“ immer ſehr leicht gemacht, jetzt ſchwillt ihr Haß und Widerſtand gegen den kühnen Freier ſchon mächtiger an, — ſie thut ſogar manchmal ſchon zu viel im Widerſpänſtigen. Um mich allgemein verſtänd⸗ lich auszudrücken, Katharina braucht nicht ſo viel Stühle umzuwerfen und Taſchentücher — zerreißen und kann doch die inſtinktive bneigung gegen jedes Joch, wenn auch dann weniger dem Zuſchauer zum Bewußtſein bringen. Es iſt ja doch ein weſentlich pſychologiſcher Vor⸗ gang, wie aus dem Haß gegen den ſelbſt⸗ bewußten, muthigen Mann ſich in Katha⸗ rina's Seele die Erkenntniß ihrer ei⸗ genen Machtloſigkeit, ihrer weiblichen Hülf⸗ loſigkeit entwickelt, bis ſie ihm demuthsvoll zu Füßen finkt und ihm all das gibt, was ſie in eigenſinnigem Trotze des Verſchenkens nicht für werthgehalten hatte. Da, wo ſich das Weſen Katharina's auflöſt in reinſte Liebeswonne, wo ihr mühſam bewahrter Trotz dahin ſchmilzt wie der Schnee, den die Sonne des Frühlings getroffen, da fand auch Frln. Ottiker die wärmſten Herzenstöne; der geniale Trotzkopf, den die Niemann⸗Raabe im Luſtſpiel, die Lucca in der Oper ſo un⸗ übertrefflich zu geſtalten wiſſen, iſt ja Fräul. Ottiker niemals geweſen, ſie hat niemals das Haupt ſo reizend zurückgeworfen, ſo den Engel mit den Teufelskrallen Larzuſtellen verſtanden wie die Pauline Lueccg in der Betrunkene alles, was nicht niet⸗ und nagelfeſt war. Die Polizei ſah ſich genöthigt einzuſchreiten.— Als letzten Samstag ein Miether jenſeits des Neckars ohne den Mieth⸗ zins entrichtet zu haben, das Logis verlaſſen wollte, entſtand zwiſchen Miether und Ver, miether ein derartiger Streit, daß die Polizei einſchreiten mußte. * Unglücksfall. Geſtern Nachmittag fiel ein Bernerwägelchen, auf welchem ein Mann nebſt ſeinem Kinde ſaß, in der Nähe der Klemm'ſchen Fabrik um; das Pferd raste im ſchnellſten Galapp davon den Mann mit⸗ ſchleifend, bis es von einigen heherzten Männer aufgehalten wurde. Das Kind wurde zur ohne Schaden genommen zu haben. Vorführung. Durch die hieſige Cri⸗ minalpolizei wurde am Samſtag Nachmittag ein Unterſuchungsgefangener, welcher hier mehrere Diebſtähle verübte und die geſtohlenen Objecte theils verſetzte, theils verkaufte, geſchloſ⸗ ſen bei hieſigen Trödlern und dem Beamten des ſtädtiſchen Pfandhauſes vorgeführt. * Unglücksfall. Am Samſtag Nachmit⸗ tag, als die Arbeiter eines Neubaues zum Vesper gehen wollten, trat einer derſelben ücklich auf einen an der Straßenrinne jt unterlegten Diel, daß eine Knöchel⸗ kung des linken Fußes erfolgte. Der wurde nach ſeiner Behauſung 9 * Kufälle. Zwei Knaben ſpielten auf dem Paradeplaß, geriethen in Streit und brach hierbei einer dem andern einen Finger. — Ein Bretzelträger vertrieb ſich auf dem Rheindamm beim Stammel'ſchen Bad die Zeit mit Turnen am dortigen Treppenge⸗ länder, ſiel herab und büßte ſeine Kühnheit mit dem Verluſt einiger Zähne.— In der chemiſchen Fabrik auf dem Lindenhof ver⸗ brannte ſich vorgeſtern früh ein Arbeiter mit Säure und mußte in das allgemeine Kran⸗ kenhaus verbracht werden. Die größte Auswahl in ſeinen und gewöhn⸗ lichen Sorten Schuhwaaren bietet das Schuh⸗ waarenlager von Georg Hartmann in Lit. E 4 6(am Mohrenkopf, untere Ecke). 5371 Handel und Verkehr. )(Freiburg, 7. Juni.(Original⸗Markt⸗ berichk.) Auf dem heutigen Wochenmarkte wurden die Früchte verkauft ver 100 Kilo: M. M. M. Waizen 20.00 19.83 19.00 Waizen h. 16.75 16.35 16.00 Roggen 15˙00 13.88 13.50 Molzer 1430 1430 1430 Gerſte 13 00 12.68 12.50 f 15.50 15.23 15.10 Hafer Verkauft 93.34 Ko., Erlös 99.89 17332 M. Futtermaterialien: 1 Ctr. Heu.80 M. 1 Etr. Stroh.30 M. Brennmaterialien: 4 Ster Buchenholz 36 M. 4 Ster Tannenholz 20., 4 Ster Erlenholz 22., 4 Ster Birkenholz 24 M. Amerikanische Produkten-Märkte Schlusscourse vom 5. Jupi mitgetheilt von E. Blum& Strauss, Mannheim. NSVork Chioago Monat 1. i. Wer Mais Sdünili Cibe 6rr Meie Süntk, Füu F57 59 7% 05 Juli 875̃ 44%/.08.95 79 36.15 August 87¼ 46.18 7 90 79% 37 622½ Septbr.87/ 46%8.27.90 79%8 37%/8.2 74ʃ½ Oktbr. 88/ÿ—.35 7 90 80%/&[— 632 ½ Novbr. 89/—.35.90(——— Dezbr. 90/——.90——— Januar 91/——.90——— Vebr. 927%4—————— März——————— ee April——————— Mai 95/P—————— Juni——————.— Tendenz; Weizen unveräudert. Mais höher. Schmalz New-Vork niedriger, Chicago höher. Verantwortlich: Für den politiſchen Theil und das Feuilleton Aug. Allgaier. Für den lokalen und den übrigen Theil Frey. Für den Reklamen⸗ und Inſeratentheil F. A. Werle. Verlag der Dr. H. Haasſchen Buchdruckerei, ſämmtlich kanubeim. congenialer Weiſe es den Schöpiern der „Widerſpänſtigen“ nachzuſchaffen vermocht hat. Ueberraſchen durfte mich geſtern an Fräulein Ottiker manche Unſicherheit in der muſikaliſchen Wiedergabe, die vielleicht auf verſchiedene Anſchauungen betreffs der Tempomodifikation zurückzuführen wären. Unzählige Blumenſpenden deuteten an, wie huldvoll heute noch ein großer Theil unſeres Theaterpublikums ſich der ſympathiſchen Leiſt⸗ ungen erinnert, die Frl. Ottiker in unendlicher ülle uns geſchenkt hak. Einige tonale Exceſſe, die zerr Knapp, theils ſchuldig, theils nichtſchul⸗ dig verübte, ließen ihn mir als noch nicht ſo anz im vollen, unumſchränkten Beſitz ſeiner timme erſcheinen; daß Knapp ein vorzüg⸗ licher Petruechio immer war und iſt das wiſſen wir. Es iſt der Ritter ohne Furcht und Tadel, der vor dem zähnefletſchenden Tiger eben ſo wenig bebt, als ihn das trutzige Köpſchen jener Teufelin außer Faſſung zu bringen vermag. In holdeſter Anmuth blühte Baptiſtas reizendes Töchterlein Bianka, deren keuſcheſte Wiedergabe wir Frl. Sorger zu danken haben; als Baptiſte konnte Herr Ditt ſingend deklamiren und brauchte nicht dekamirend zu ſingen. Wir entnehmen dem„Bad. Landesboten“ erſten ds. Mts, folgende charakteriſtiſche otiz: v. Bülow wohnte geſtern der Aufführung von„Benvenuto Eellini, in Karlsruhe) bei. Wer den Meiſter r. Ul nicht gekannt hat, der wird an ſeinem exaltirten Weſen— Anweſenheit geahnt haben. Eine Rede hat er glücklicher Weiſe nicht gehalten. Commentar überflüſſig.)