—— 9— Abonnementspreis: Pro Moum 50 Pig.— Auswärts durch die Poß 65 Pig Man abonnirt in Maunheim bei der Expedition E 6, 2, ſowie be allen Zweig⸗Expeditionen ünd Trägerinnen.— Auswärts bei allen Poſt⸗Anſtalten des deutſchen Reiches und den Briefträgern. Anſertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 90 63 Anzeigen werden von allen Annoncen⸗Expeditionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen Bei Aufträgen Rabatt. Die Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Herausgeber Ur. lur. Dermann Paas in Maunheim, W 136. * Die Kriſis in Bayern. Was man vor wenigen Tagen noch kaum anzudeuten wagte, was vor kurzen Wochen noch die„Königstreuen“ mit allen Zeichen des Entſetzens und der Entrüſtung als böswillige Verleumdung bezeichneten, das iſt nunmehr doch zur Wahrheit ge⸗ worden:„Ludwig der Deutſche“, wie ihn ſeine Schmeichler nannten, iſt gezwungen worden, gezwungen durch die Staatsrai⸗ ſon, vom Throne ſeiner Väter herabzu⸗ ſteigen und das Seepter des Herrſchers in andere Hände zu legen, weil ſeine kraftloſe Hand es nicht mehr zu halten vermag. Welche Tragödie in der Ge⸗ ſchichte! Zwar kann auch einem gekröͤnten Haupte etwas„Menſchliches“ paſſiren, wir erin⸗ nern nur an Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, aber die geiſtige Umnachtung dieſes Fürſten in ſeinen letzten Lebens⸗ jahren war ein offenkundiges Geheimniß, während bis in die allerneueſte Zeit hin⸗ ein die„gutgeſinnte“ bayeriſche Preſſe es ſich angelegen ſein ließ, König Ludwig als ein Muſter ſtaatsmänniſcher Klugheit und menſchlicher Willensklarheit hinzu⸗ ſtellen. Und jetzt? König Ludwig II. von Bayern wahnſinnig! Wie traurig! Wir glauben, wir ſind dem Verdachte ent⸗ rüdt, ſervile Anwandlungen zu haben, aber wir geſtehen unumwunden zu, daß wir uns eines Gefühls tiefen Mitleids nicht erwehren können, das wir für den „einſamen Herrſcher“ empfinden, auf dem die Hand des Schickſals ſo ſchwer laſtet. Ein König, ein„Auserwählter“, den die „Vorſehung“ auf der„Menſchheit Höhen“ geſtellt hat, und doch unglücklicher als der letzte ſeiner Unterthanen! König Ludwig von Bayern gehöͤrt of⸗ fenbar zu denjenigen Menſchen, in die die Natur jenen unheimlichen Keim gelegt hat, der entweder zum Genie oder zum Wahn⸗ ſinn ſich entwickelt. Ausgeſtattet mit gro⸗ ßen Gaben des Geiſtes und des Verſtan⸗ des und begabt mit einer glühenden Phan⸗ taſte, erfüllt von einer idealen Schwär⸗ merei für alles Schöne und Gute, ſchien König Ludwig mehr wie ein anderer ſei⸗ Mannheimer Volks ner Vorgönger dazu berufen zu ſein, der Beglücker ſeines Volkes zu werden. Aber Litterariſches. Es gehört nieſe zur Seltenheit, daß dar⸗ ſtellende Künſtler unter die Dichter gehen, denn es liegt etwas Verwandtes in dieſen beiden Naturanlagen. Der Dichter übernimmt „eEs, Menſchen zu ſchildern, die wir uns ſelbſt „in der Phantaſie ſormen und bilden können; der Künſtler ſtellt uns dieſelben ſo vor das Auge, wie er ſie ſich denkt, und dichtet wohl hie und da etwas dazu, gewinnt den erdich⸗ teten Menſchencharakteren neue charakteriſti⸗ iſche Seiten ab, kurz er wird zum Dichter an zen Werken der Dichter. Die hente vor uns liegenden Dichtungen haben zwei als Schau⸗ ſpieler hoch berühmte Männer zu Verfaſſern. Das Eine:„Es war einmal,, iſt von L. Nötel, das Andere das dramatiſche Erſtlings⸗ werk Fritz Kraſtels, des erlauchten Kunſt⸗ Kriſtokraten und Sohnes der Stadt, Mann⸗ Heim, betitelt ſich Der Winterkönig,; beide BDichter wirlen als gusübende Künſtler am Hofburgtheater in Wien. Es war einmal. Dramatiſches Gedicht in 5 Akten von Louis Nötel, im Selbſtverlag. Nötel iſt auf dieſem Ge⸗ biete kein Neuling mehr, wie uns die Vor⸗ rede belehrt; in ſeiner bekannten humorvollen Weiſe erzählt er von den Schickſalen ſeiner früheren Dramen und glaubt, daß dies neueſte Kind ſeines Geiſtes ebenfalls dem⸗ elben Schickſale anheimfallen werde, nämlich: em Lebendigbegrabenwerden in den Theater⸗ rchiven. Wir kennen von Rötel's früheren „Werten nur einige humoriſtiſche Arbeiten (Gedichte und Vom Theater), und wiſſen ˖ nicht, ob die Dramen ein ſolches Geſchick ver⸗ ſchieht, behaupten wir ganzfeſt. Allerdings m dienen, daß aber dieſem neueſten—— der Bichter vor einer Aufführung das Banze bLa 9 Organ für ſens war die Urſache der Selbſtzerſtörung dieſer ſo reich veranlagten Natur, Zu früh als ſouveräner Fürſt auf den Thron gehoben, mit einem ſchon in der Jugend ſcharf ausgeprägten individuellen Willen, ging dem königlichen Jüngling bald der Maßſtab für die realen Verhältniſſe des Lebens verloren, jene Erk enntniß, die ein Gegengewicht der in's Ungemeſſene ſchweifenden Phantaſie hätte bilden können. Bald lebte der König im Reiche der Ideale und immer ſeltener fand er ſich veranlaßt, ſeinen Herrſcherberuf zu bethätigen. Dafür aber verwandelten ſich ſeine keiner Be⸗ ſchräͤnkung unterworfenen natürlichen Nei⸗ gungen mehr und mehr zu ausgeſprochenen Sonderbarkeiten. Seine anerkannte Sit⸗ tenreinheit ward zur Weiberfeindſchaft, ſeine Vorliebe für den Genuß der Natur zur Einſamkeitsſucht; ſeine glänzende Ge⸗ ſchichtskenntniß und die Fähigkeit, ſich ent⸗ legene Zeiten klar vor das geiſtige Auge zu ſtellen, führte ihn zur Gewohnheit, ſich ganz in andere Jahrhunderte hineinzu⸗ träumen und ſchließlich faſt ausſchließlich dieſem Traume zu leben. So trieben Veranlagung und Umgebung, namentlich die ſelbſtgewollte Verbannung den König allmählig dem düſteren Wahn⸗ ſinn in die Arme, dem Verhängniß ſeines Hauſes. Wenn nur die Hälfte wahr iſt von dem, was man ſich jetzt— wo der Zauber der Majeſtät verflogen— erzählt, ſo kann gar kein Zweifel darüber obwal⸗ ten, daß König Ludwig ſchon ſeit längerer Zeit nicht mehr zurechnungsfähig iſt. Was neueren Datums iſt, das klingt geradezu haarſträubend. So hat noch vor acht Tagen ein Friſeurgehilfe ein Aetenſtück in blanco mit des Königs Unterſchrift vor⸗ gewieſen, worin er ſämmtliche Miniſter⸗ poſten in Bayern vergeben könne; er brauche blos die Namen einzutragen, und ein Winkeladvocat aus einer armen Vor⸗ ſtadt Münchens will durch einen Ver⸗ wandten bei Hofe, einen gemeinen Lakaien, das Dekret in der Hand haben, wonach er laut des Königs Unterſchrift und Sie⸗ gel zum Nachfolger des abgeſetzten Mi⸗ niſters Lutz in aller Form Rechtens er⸗ nannt ſei, Und es iſt ſo weit ſchon ge⸗ kommen, daß Niemand an der Echt⸗ nochmals umarbeiten, verſchiedene Längen, die beim Leſen nicht auffallen, der theatralt⸗ ſchen Wirkung aber ſchaden, kürzen und noch einiges hinzufügen zur beſſeren, ſchärferen Zeichnung der handelnden Perſonen. Man merkt manchmal, daß der Stoff den Verfaſſer überwunden und überflügelt, daß die Gedan⸗ ken desſelben der Feder weit vorauseilten, es fehlt mitunter die nöthige Ruhe, und die kalt⸗ blütige Obiektivität wird von der Phantaſie erſtic. Was bei vielen als Mangel gilt, 6055 muß es für ein Zuviel und Peshal als chaden erklärt werden. Dann denken dieſe Germanen viel zu aufgeklärt, heutzutage könnte dieſe Denkungsart nichts ſchaden, aber damals (die Handlung geſchieht 368 n. Chr.) gab es vielleicht) einzelne, nicht viele Frei⸗ denter. Von wirklicher Schönheit ſind die Effektſcenen des Stückes, die der bühnenkun⸗ dige Dichter weiſe vertheilt; mehr noch muß man dem denkenden Schauſpieler wirkungs⸗ volle Aktſchlüſſe nachloben. Aus dem Ganzen iſt zu ſchließen, daß Nötel das Zeug hat um ein Drama zu ſchreiben, daß er die nothige Bühnentechnik beſitzt, jedoch liegt der Schwer⸗ punkt des Könnens des Dichters nicht in ſol⸗ chen Stoffen aus der alten Geſchichte, ſondern vielmehr in dem modernen Geſellſchaftsleben, im Gebiete des modernen Schauſpiels, da kann Nötel ſeine poetiſche, an manchen Stellen von Weltweisheit durchdrungene Sprache beſſer verwerthen, als in den rauhen Germa⸗ nenſtücken, in denen er die Leute reden läßt, wie ſie doch nie geredet haben. Der Winterkönig. Tya⸗ 8 in fünf Akten, aus der erſten Hälfte es ree Krieges. Von Fritz Kraſtel. Wien. Verlag von L. Rosner 1884. Der B0jährige Krieg hatte nicht nur böſe Folgen für das wirihſchaftliche Le ——— ——————— ————————————— gerade das Außergewöhnliche ſeines We⸗ neben und Hande Jedermann. heit jener Documente zweifelt. Würdig hieran reiht ſich die Nachricht, daß der König kürzlich den Miniſter v. Feilitzſch aufgeſordert habe, ſofort 20 Millionen M. zu beſchaffen, aber„ohne die gewöhnlichen Ausflüchte“. Nicht minder„merkwürdig“ iſt, daß er einen jungen, gänzlich unbe⸗ kannten Bezirksamts⸗Aſſeſſor mit der Bil⸗ dung eines neuen Miniſteriums beauftragt hat; daß er einen ihm begegnenden Gens⸗ darmen zur Tafel gezogen und ihm ein Harmonſum im Werthe von 1500 Mark geſchenkt; daß er den Geburtstag eines gemeinen Chevauxlegers dadurch gefeiert, daß er ihm zu Ehren Chevauxlegers⸗Uni⸗ form angelegt, den Soldaten bewirthet, ihm ein Bouquet überreicht und in einer ſchwungvollen Rede die„Verdienſte“ des⸗ ſelben gefeiert hat. Das iſt die Umnach⸗ tung des Geiſtes in ihrer ganzen furcht⸗ baren Bedeutung! Zwar wird die Staatsmaſchine auch ohne König Ludwig weiter funktioniren, hoffentlich jetzt mehr zum Vortheile des bayriſchen Volkes wie ſeither. Die Leben⸗ den ſchreiten über die Todten hinweg! Wir wiederholen aber nochmals, daß wir dem beklagenswerthen König unſer Mit⸗ leid nicht verſagen können. Politiſche Ueberſicht. * Mannheim, 11. Juni. Deutſchland. Die„Abſetzung“ des Königs von Bayern— denn als etwas Anderes läßt ſich die vorgeſtrige„Staats⸗ aktion“ nicht bezeichnen haben wir bereits geſtern Nachmittag unſeren Leſern durch Extrablatt mitgetheilt, und ver⸗ weiſen wir auch auf den in der heutigen Nummer der„Bad. Volks⸗Ztg.“ enthal tenen Leitartikel. Ueber die Perſönlichkeit des zum Regenten eingeſetzten Prinzen Luitpold verlautet Folgendes:„Der Prinz ſteht im 66. Lebensjahre; er wid⸗ mete ſich von Jugend auf der militäriſchen Karriere, zunächſt bei der Artillerie und dann bei der Infanterie, machte die Feld⸗ züge der Jahre 1866 und 1870 bis 1871 mit und bekleidet zur Zeit noch die Stelle eines General⸗Inſpektors der Armee. In die erſte Hälfte ſeines Lebens fallen des Prinzen größere Reiſen, ſo nach Italien, Griechenland, Egypten und dergleichen, Europas ſpeziell Deutſchlands, auch die Litteratur hatte darunter zu leiden. Was aber der damaligen Litteratur, wenn von einer ſolchen die Nede ſein kann, abging, holten die neueren Dichter dadurch nach, daß ſte viele ihrer Stoffe dieſem allerdings uner⸗ ſchöpflichen Borne entnahmen. Die aller⸗ wenigſten von dieſen„Dichtungen“ brachten es zu einer lebensfähigen Stellung in der Leſerwelt, von den Dramen kamen mit Aus⸗ nahme ſehx weniger, keine ſtändig auf der Bühne zur Darſtellung. Man kann deßhalb wohl behaupten, daß es ein Wagſtück zu nennen iſt, neuerdings ein derartiges Thema 8 dramatiſiren; allein dem Dichter Fritz aſtel iſt„der große Wurf gelungen.“ Der Winterkönig hat einen einzigen Fehler, den der Verfaſſer kennt, ſein Umfang iſt zu groß, Wo man ſonſt anfaßt, ſei es an den einzelnen Perſonen, ſei es an der Handlung, ſei es an der Maſſenwirkung, überall erhält man den Eindruck des Guten, des Vollendeten. Nir⸗ gends läßt das Intereſſe des Leſens nach, nirgends ſtockt der Fortgang der Handlung, nirgends gleitet der faſt allzu gewaltig angelegte Stoff dem Künſtler aus der and. Was endlich die Sprache anbe⸗ trifft, genügt ez zu bemerken, daß ſte poetiſch⸗ſchön, fließend dem edlen Steine eine ächte Faſſung bietet Beſonders lobend anerkennen wir die Selbſtſtändigkeit des Ver⸗ faſſers, der an keiner Stelle nach berühmten Muſtern“ gearbeitet; vielleicht gelingt es bei der Kürzung für die Bühne den einen leiſen Anklang im 5. Akt(die Erzählung des Todes Guſtav Adolfs), zu welchem im Schiller (Max Piccolomini's Tod„Wir ſtanden keines Ueberfalls gewärtig“) eine ähnliche Stelle vorhanden, vielleicht gelingt es auch dieſe zu entfernen Nach unſerm Wiſſen an Botationsdruc de habe patriotiſchen Inhalt; predigt ſpielt dazu noch zum Theil auf pfälzer Muß denn immer das Sprüchwort vom Pro⸗ er im eigenen Lande ein DMoa chen guchdruckerei, Ei ber katholiſchen Spitalkirche in Manuheim, Telephonanſchluß Nr. 218. Samſtag, 12. Juni 1886. ———————— Auch an den Staatsangelegenheiten nahm und nimmt derſelbe warmen Antheil; ſchon mehr als vierzig Jasre gehört er der Kam⸗ mer der Reichsräthe an, König Ludwi II. übertrug bald nach ſeiner Thronbeſte gung dem Prinzen den Vorſitz im Staats⸗ rathe, den bis dahin Bayerns Könige ſelbſt zu führen pflegten; ferner wurde er bei den öffentlichen Staatshandlungen meiſtentheils, in letzterer Zeit nahezu ausſchließlich, vom Könige mit deſſen Stellvertretüng betraut. Der Kunſtſinn ſeines Vaters, Königs Ludwigs., iſt auch auf ihn übergegangen, er if ein eifriger und verſtändiger Beſucher von Künſtler⸗ Ateliers und ſelbſt Sammler. Die der ſeitherigen ſogenannten deutſch⸗nationalen Politik des Königs Ludwig abholde kleri⸗ kal⸗patriotiſche Partei ſetzt große Hoff⸗ nungen auf die Regentſchaft des Prinzen Luitpolb. Wenn ihre Anhänger aber ſich der Hoffnung hingeben ſollten, jetzt im trüben Waſſer des„Partikularismus“ ſiſchen zu können, ſo dürften ſie ſich täu⸗ ſchen. In Berlin gibt es einen Mann, der abſolut kein Verſtändniß für gewiſſe geheime Herzenswünſche hat und der ein anerkanntes Geſchick beſitzt, den Leuten unnützen Träume von ſchönen vergangenen Tagen aus den Köpfen zu treiben.— An den meiſten deutſchen Univerſitäten, wo Polen ſtudiren, beſtehen bekanntlich auch polniſch⸗academiſche Vereine. Wie nun der„Dziennik Pozn.“ mittheilt, ſind zwei derartige Vereine in Leipzig aufgelöſt und den Mitgliedern dabei von der Behöͤrde erklärt worden, daß, im Falle die Vereine aufs Neue gebildet werden, ihre Mitglie⸗ der relegirt werden würden. Wie der „Dziennik Pozu.“ meint, erwartet daſſelbe Loos auch andere polniſche Univerſitäts⸗ Vereine. Frankreich. Die Franzoſen ſelbſt be⸗ reiten— wie ein Berichterſtatter des„Jour⸗ nal des Débats“ verſichert— der Be⸗ ruhigung Tonkings die größten Schwierig⸗ keiten durch ihre Brutalität gegen die Ein⸗ geborenen. Die Geſinnung, welche die franzöſiſchen Coloniſten beherrſcht, habe ſich auf einem Bankette gezeigt, welches die franzöſiſche Colonie in Saigun zu Ehren Paul Bert's veranſtaltete. Paul Bert, der General⸗Reſident Frankreichs in Annam, Okiit bis jetzt keine Aufnahme auf irgend einem Theater, weshalb? Steht daſſelbe voch unter den neueſten Dichtungen, die es Haupteslänge überragt; man 6 0 ier ſo Dramen bei denen man Pathenſtelle verſehen kann, warum hebt man dieſes Werk eines ächten Dichters nicht über die Taufe? Wie anders muthen uns dieſe friſchen Geſtalten au, als die ſchwindſüchtigen Schemen eines Otto III.? Die Aufführung des letzteren wird mit der Ausrede entſchuldigt, das Stück das Kraſtel'ſche Muſenkind athmet beſſeren Patriotismus, es Menſchlichkeit und Pah— oden. Wahrwort ſein ier iſt Gelegenheit es zu wiederlegen, friſch auf, greift zu, es iſt der Mühe werth, H. R. H. —— Theater, Hunſt u. Wiſſenſchaft, Runpſchay über Theater und Künſt. Ehe wir die Blicke nach den fremden Bühnen richten wollen wir ein wenig dem Satze folgen: Warum in die Ferne ſchweifen, ſeht das Gute(79) liegt ſo Rah. 2 hierzu veranlaßt, iſt die Mittwochsaufführung: Der fliegende Holländer, derſelben hat unſer ſtändiger Muſikreferent ſein mene uns bleibt übrig, das Zuſtandekommen Oper nä den ande le das erſt nach dreimgligem Repertoiremeaſe im Stande iſt, eine Oper zu geben. Eindruck muß es machen, wenn er zuf ällig Zeuge iſt, wie Leute z0 der Umgegend, die extra hierher kamen, as Utts Ueber den Werth tekel upharsin ausgeſprochen, er her zu beleuchten. Wie muß man in ren ein Theater be⸗ reſp. verurthein Welthen auf den Einheimiſchen —* ————— Saviſche Solks⸗Zeirung. —— C* ———— 12. Inui⸗ fall aufgenommen wurde. „ſo erzählt der Berichter⸗ unſerm Verhalten gegen die zu ſprechen begann, auf die eit hinwies, ſie gerecht zu be⸗ ha ſie gleichzeitig mit uns reich wer⸗ den zu laſſen, ältere Brüder für ſie zu ſein, bemächtigte ſich Verblüffung der An⸗ ſend Dieſe artete in eiſige Kälte aus Woßten:„ältere Brüder“ lang⸗ einige zwanzig Europäer ihren en annamitäſchen oder chineſiſchen herbei und verſetzten ihm eine ſchal⸗ Ohrfeige:„Das für die Brüderlich⸗ keit!“ In Algerien beklagen ſich vernünf⸗ tige Beobachter über ähnliche brutale Un⸗ kugheiten der Coloniſten. Amerila. Bemerkenswerthes erführt man aus Nordamerika über die kulturellen Ver⸗ hältniſſe der emanzipirten Farbigen. Vor der Aufhebung der Sklaverei und Eman⸗ zipation der Neger galt in den Sklaven⸗ ſtaaten und durch die ganze Union als eine Axiom, daß die Negerraſſe nicht kul⸗ turfähig, dalß ſie nur wie eine höhere Thier⸗ galtung anzuſehen ſei. Wir hatten in jener eit die Geſellſchaft eines Herrn, der Ame⸗ durch Kängeren Aufenthalt namentlich in den Sklaven haltenden Südftaaten der Union gründlich kennen gelernt hat; dieſer deutſche Touriſt hing ſteif und feſt an jener Anſchauung, die ſich nach der Emanzipation bald als ein bodenloſer Irrthum erwies. Die Neger ergriffen und entwickelten die Mittel der Civiliſation in erſtaunlichem Grade und mit verhältnißmäßig großer Raſchheit. Neuerdings brachte die„New⸗ Hork⸗ World“ intereſſante Aufſchlüſſe Wẽ᷑ über den Fortſchritt der Negerraſſe in den Südſtaaten. In Georgia allein, ſo heißt es, zahlten die Farbigen im letz⸗ ten Jahre Steuern auf ein Vermögen von über 10,000,000 Doll. Sie beſitzen über 700,000 Morgen Landes. Bis zum Jahre 1880 bezahlten die Neger deſſelben Sta nur Steuern auf ein Vermögen von 5,500,000 Doll. und beſaßen nur halb viel Grundeigenthum als heute. Di ren Sklaven von Georgia haben alſo in den letzten 5 Jahren ebenſo viel Ver angehäuft, als in den 15 un⸗ auf den Bürgerkrieg und ihre lgenden Jahten. Die far⸗ eber von Georgia beſitzen vie man ſchätzt, 10 Morgen 100 Doll. Vermögen per Kopf. Es wird jedoch hinzugefügt, daß die Maſſe der Neger nicht vorſorglich iſt; ſie ſind zu vergnügungsſüchtig und leben meiſt von der Hand in den Mund. Den⸗ noch gebeiht ein großer Prozentſatz von ** ihnen heſſer als die untere Klaſſe von Arbeitern, welche von jenſeits des Oceans nach Amerika kommen. Der Vermögenser⸗ erwerb des Negers und die Neigung der meiſten, für ſich ſelbſt zu arbeiten, hat die Weiſen gezwungen, den Werth der Neger als Arbeiter anzuerkenneu. Sobald der Neger Vermögen erwirbt, fängt er auch an, ſich für Geſetz und Ordnung lebhaft zu intereſſtren, und er iſt der Erſte, welcher auf Beſtrafung kleiner Diebſtähle dringt. Deutſches Reich. München, 10. Juni. Der nach Tit. 2 Art. 19 der Verfaſſung aufzunehmende Aft über den Geſundheitszuſtand des Königs die zu ſieben Achteln mit iſt geſtern in Linderhof durch den Miniſter des kgl. Hauſes, von Crailsheim, im Bei⸗ ſein der im geſtrigen Telegramm genannken Herren vollzogen. Die Miniſter v. Lutz und Fäuſtle haben nicht, wie andererſeits berichtet wurde, dem Akt beigewohnt. Der König nimmt ſeinen dauernden Aufenthalt in Hohenſchwangau. Als Arzt fungirt Dr. Müller, als Gouverneur Graf Boos⸗ Waldeck. Rach Sachverſtändigen⸗Urtheil iſt eine rapide Entwicklung des Leidens ſehr wahrſcheinlich. Die Bevölkerung nimmt das Ereigniß mit ſtiller Re⸗ ſignation und tiefem Bedauern für den unglücklichen Monarchen auf. Die ausgegebene Proklamation lautet: „Bekanntmachung. Die Uebernahme der Regentſchaft und die Einberufung des Landtags imNamen Sr. Majeſtät des Königs. Unſer königliches Haus und Bayerns treu bewährtes Volk iſt nach Gottes unerforſch⸗ lichem Rathſchluß von dem erſchütternden Ereigniß betroffen worden, daß unſer viel⸗ geliebter Neffe, der Allerdurchlauchtigſte gnä⸗ digſte König und Herr Se. Majeſtät König Ludwig II. an einem ſchweren Leiden er⸗ krankt ſind, welches allerhöchſt denſelben an der Ausübung der Regierung auf längere Zeit im Sinne des Tit. 2§ 11 der Ver⸗ faſſungsurkunde hindert. Da Se. Maj. der König für dieſen Fall allerhöchſtſelbſt we⸗ der Vorſehung getroffen haben, noch der⸗ malen treffen können, und da ferner über unſern vielgeliebten Neffen, Se. kgl. Ho⸗ heit Prinz Otto von Bayern, ein ſchon länger andauerndes Leiden verhängt iſt, welches ihm die Uebernahme der Regent⸗ ſchaft unmöglich macht, ſo legen uns die Beſtimmungen der Verfaſſungsurkunde als nächſtberufenem Agnaten die traurige Pflicht auf, die Reichsverweſung zu übernehmen. Indem wir dieſes von tiefem Schmerz ergriffen öffentlich kund und zu wiſſen thun, verfügen wir hiermit in Gemäßheit des Tit. 2,§ 11 und 16 der Verfaſſungs⸗ urkunde die Einberufung des Landtages auf Dienſtag den 15. Juni l. J.(Folgt Auftrag an die Kreisregierungen.) München, 10. Juni. Luitpold.“ (Folgen die Unterſchriften der Miniſter.) Zu gleicher Zeit gibt der Prinz durch Armeebefehl bekannt, daß er den Oberbe⸗ fehl über die Armee im Namen des Königs übernommen habe. Berlin, 10. Juni. Die Enthüllung des Denkmals Friedrich Wilhelm's IV. vollzog ſich programmgemäß bei ſchöaſtem Wetter. Punkt 11 Uhr erſchien der Kaiſer in großer Generals⸗Uniform. Nachdem die Truppen ſalutirt, begann die eigentliche Feier mit Trommelwirbel, worauf ein Geſang des Domchors folgte. Darauf hielt der Domprediger Kögel die kurze Feſtrede, worin er Friedrich Wil⸗ helm IV. als Fürſten des Friedens pries, der Kunſt und Wiſſenſchaft gefördert habe. Nachdem die Rede durch ein Gebet geſchloſſen war, kommandirte der Kaiſer mit gezogenem Degen: Achtung! und ließ präſentiren, worauf die Hülle fiel, der Kaiſer dem Denkmal ſalutirte, die Natio⸗ nalhymne von allen Muſikkorps geſpielt wurde, ſämmtliche Glocken läuteten und die Geſchütze donnerten. Mit dem Choral: „Nun danket alle Gott!“ ſchloß die Feier. * Ein Streik der Dachdeckergehilfen iſt in Frankfurt am Main ausgebrochen, weil fit längen Geſichtern und geſchmälerter Kaſſe heimwärts ziehen, weil eben das betr. Stück icht gegeben wird. Es kann ja vorkommen, von unſeren fünf Sängerinnen eine Eonk wirh, und ſomit das Stück in die Brüche ht daß aber zwei oder drei Opern nicht *— können, 5 ſkcnich 5. Wogner⸗Oper gegriffen werden muß, — ohne Brobe, 920 den gewöhnlichen Drrigenten, mit neuen Künſtlern— eine Auf⸗ zu Stande bringen, das ſetzt allem Gale⸗ en die Krone auf. Man gebe in fal e in Gottes Namen eine weniger —— Lortziug ſche Spieloper.— Fer⸗ möchten wir plaidiren, daß zukünftiglich die Borſtellungen, wie in andern Städten der Fall, um 7 Uhr beginnen; in Berlin Fngt das Walhalla⸗Theater ſogar um halb S an.— Endlich verdient eine Wiener Müttheilung auch hier Beachtung; Direktor Wilbrandt bittet nämlich ſeine untergebenen Künſtter künftig die Claque in keiner Weiſe mehr unterſtützen zu wollen. Hier müßte K entſchieden in dieſer Hinſicht ebenfalls bhülfe geſchaffen werden; man läßt dieſem Unſug viel zu viel Oberhand, dieſes Uebel muß mit der Wurzel ausgerottet werden damit dem Publikum der Genuß nicht dur eine wohlbe—ſtallte Claque geſtört werde.— Die amerikaniſchen Wer berdirektoren ehen wieder um; ſchon iſt der eine von Herrn von Hülſen abgeblitzt worden, als er um Urlaub für Herrn Rothmühl bat. Frau Wolter und Frl. Haverland ſtehen bereits am Scheideweg zwiſchen„Sein oder Nicht⸗ ſein“. Darum Ihr Herren Direktoren Habt Acht und Borſicht braucht gewohnter Weiſe“ Ein gewagter Schritt macht in Madrid von ſich reden; nicht etwa derjenige Alphons WII. auj deu Thron, ſondern der eines ebe · maligen Abgeordneten und Volksredners, Juan Montiano heißt die— auf die Bühne als Tenorſänger.— Die Maßregeln gegen Contraktbruch ſollen nunmehr auch auf die Concerte ausgedehnt werden d. h. ein contraktbrüchiger Sänger oder Sängerin darf in keiner Geſangsaufführung mitwirken, an⸗ dernfalls dem Unternehmer von keiner Bühne mehr Mitwirkende werden. Dieſe Regel gilt beſonders jetzt für die verſchiedenen Muſikfeſte; in Bälde finden zwei größere 5 ſtatt in Heilbronn und in Freiburg. u erſterem ſind angemeldete 108 Vereine mit 3228 Sängern, zu letzterem 144 Vereine mit ca. 4000 Sängern. Vom Muſikfeſt in Sondershauſen liegen verſchiedene Berichte vor, die alle von Lob ſtrotzen. E e in Urtheil wollen wir unſern Leſern mittheilen, es betrifft Herrn Concertmeiſter Carl Ha⸗ lir aus Weimar(früher hier), welchen der Kritiker gics Inſnult einen der beſten Ver⸗ treter ſeines Inſtruments“ nennt. In wenig Worten viel geſagt. Im 5. Concert ging die Aufführung des beſten Liszt'ſchen Ora⸗ toriums„Chriſtus“ von ſtatten, das einen gan beſonders guten Eindruck hinterlaſſen haben ſoll. Von Intereſſe dürfte es ſein, zu erfahren, daß demnächſt aus dem Nachlaß von Scheffels Mutter ein Märchenſtrauß erſcheinen wird unter dem Titel:„In der Geisblattlaube“. Jedenfalls wird die Mutter andere Dinge in dieſer Laube geſchehen laſſen, —5 Sohn uns in ſeinem„Trompeter“ vorführt. Das Letzte iſt ſehr ſchön geweſen, Was wird das neue Märchen B. H. ———— die Arbeitgeber auf folgende Forderungen der Gehilfen nicht eingingen: Der Nor⸗ malarbeitstag ſolle von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends mit einer Stunde für Mittageſſen und je einer halben Stunde für Frühſtück und Veſper dauern. Iſt die Arbeitsſtelle ſehr entlegen, ſo ſollen 1½ Stunden Mittag gemacht, reſp. den Gehilfen 50 Pf. für Eſſen vergütet werden. Die Löhne, welche jetzt 18—24 M. wöchent⸗ lich betragen, ſollen auf 24—30 M. er⸗ höht werden; Ueberſtunden und Sonntags⸗ arbeiten ſollen nur dann ſtattfinden, wenn ſämmtliche Gehilfen am Platz in Arbeit ſtehen und eine dringende Nothwendigkeit vorhanden iſt. Bei Ueberſtunden iſt der Lohn um mindeſtens 10 Pf. pro Stunde zu erhöhen. Die Sonntagsarbeit ſoll um 7 Uhr Morgens beginnen und um 4 Uhr Nachmittags enden und mit einem, um/ des gewöhnlichen Satzes erhöhten Lohn vergütet werden. Ausland. Peſt, 10. Juni. Bei den Krawallen in heutiger Nacht wurden mehrere Perſonen verwundet, ſo der Setzer Petrak lebens⸗ gefährlich durch einen Bajonettſtich. Der⸗ ſelbe dürfte kaum am Leben erhalten bleiben. Man glaubt, durch das energiſche Ein⸗ greifen des Militärs ſeien die Krawalle in ihrem bisherigen Maßſtabe beendigt. Paris. In einem Artikel:„Die Poli⸗ tik im mittelländiſchen Meere“ ſchreibt die France:„Einer unſerer Leſer ſchrieb uns jüngſt, die Durchſtechung des pyrenäiſchen Iſthmus durch einen Kanal, der unſeren Flotten geſtattete, aus dem Ozean nach dem mittelländiſchen Meere zu gelangen, würde zur Folge haben, daß Gibraltar den Spaniern zurückgegeben und die Ei⸗ nigung der lateiniſchen Völker geſchaffen würde, deren Spaltung aus dem Mittel⸗ meer einen engliſchen See gemacht hat. Dieſer großartige Plan würde durch die Neutraliſirung Gibraltars England dazu bringen, ſich nicht mehr mit der marokka⸗ niſchen Frage zu beſchäftigen, in welchem Lande wir uns im Einvernehmen mit Spanien niederlaſſen könnten. Dieſes Einvernehmen wäre leicht herzuſtellen und wir ſehen einen neuen Beweis dafür in einem Briefe, den uns der ſpaniſche Abgeordnete Javiel de Andra⸗ de, Verfaſſer eines bedeutenden, ſoeben in Madrid erſchienenen Werkes:„Geſchichte des Karolinen⸗Konflikts“, ſendet. Er meint, Spanien müſſe ſich Frankreich und dem übrigen Europa anſchließen, um die Be⸗ freiung des Suezkanals und die Freiheit der Meere durchzuſetzen. Wir begrüßen dieſen werthvollen Beweis der Intereſſen⸗ gemeinſchaft zwiſchen den Völkern des Mit telmeeres mit Sympathie. Die Frage des Suezkanals iſt für uns weit wichtiger als die griechiſche“. Paris, 10. Juni.(Kammer.) Auf der Tagesordnung ſteht die Ausweiſung der Prinzen. Graf Mun greift die Regie⸗ rung ſehr heftig und mit großem Geſchicke an, oftmals von den Beifallsſtürmen ſei⸗ ner Geſinnungsgenoſſen unterbrochen. Ge⸗ genüber dem unverkennbaren Eindruck ſeiner Rede gelangten die Ausführungen des radikalen Abgeordneten Suſini, der die allgemeine Prinzenausweiſung verlangte, wenig zur Geltung. Nachdem ein Mit⸗ glied der Rechten ausgeführt, das Land⸗ volk verſtehe die politiſchen Leidenſchaften —————————— Feuilleton. Die„Neue Badiſche Landeszeitung“ hringt in ihrer No. 287 folgenden Witz: Im Redaktionszimmer Redakteur: Ich kann heut 90 redigiren, Huber! Huber: Wo fehlt's Ihnen, haben Sie Halsweh? Redakteur: Nein! Huber: Oder Kopfweh? Redakteur: Nein! Huber: Oder Zahnweh? Redakteur Nein! Huber: Ja, was fehlt Ihnen denn aber ei⸗ gentlich? Redakteur: Der Papierkorb!(Soll wohl richtiger„Die Scheere heißen.) Es liegt uns nichts ferner, als der Gedanke, daß obiger„Witz ein thatſächliches Vorkomm⸗ niß in der Redaktion der, Neuen Badiſchen SS zur Unterlage hat. Anm. — Berlin, 10. Juni. Heute wurde hier in der Möckernſtraße ein Ehepgar durch deſſen Hausdiener ermordet. Der Mörder wurde dadurch entdeckt, daß die kleine Tochter der Ermordeten ſich unter das Bett verſteckte und den Hausdiener Mörder nannte. — Die Auswahl.„Ich möchte ſchon ganz gern bei Ihnen wohnen, Frau Wirthin aber wie ſieht es denn mit den Betten aus ö OSch bin darin ſehr eigen.“ „Na, Sie haben ja die Wahl. Hier ſtehen Himt 90 dem einen ſchläft der zweite immerherr, aber von den anderen können Sie ſich eins ausſuchen.“ — Sängerin geſucht! Die folgende rührende Annonce befand ſich in den Spalten des Berliner„Intelligenzblattes.“„Eine alleinſtehende Perſon, welche mitfingt, wird bei einem Drehorgelſpieler für hier und außerhalbals Begleiter in geſucht Adreſſen unter X. 69 nimmt das Intelligenzkomtoir, Kurſtr. 14, entgegen.“ —— nicht, wird die Sitzung auf morgen vertagt. Belfaſt, 10. Juni. In Folge der an⸗ dauernden Reibungen der Proteſtanten und Katholiken kam es geſtern Abend zu ernſten Ruheſlörungen. Eine größere Anzahl von Katholiken griff die Polizei an, welche der Uebermacht weichen mußte und Zuflucht in der Kaſerne ſuchte, von wo ſie auf die Volksmenge feuerte. Fünf Perſonen wurden getödtet und viele verwundet. Schließlich wurde Militär zur Herſtellung der Ruhe aufgeboten. Während der Ruhe⸗ ſtörungen wurden mehrere Häuſer zerſtört, eines in Brand geſteckt. Neueſte Nachrichten. München, 10. Juni. Die Herren Graf Holnſtein, Crailsheim und Gudden wurden von Miniſter Lutz bei ihrer Rückkehr heute Abend 10 Uhr empfangen. Die Aktion derſelben iſt vollſtändig geſcheitert, da keiner den König zu Geſicht bekam. Die Situ⸗ ation wird am beſten gezeichnet durch Lutz Aeußerung: Was thun wir, wenn eine Gegenproklamation erfolgt? Im Uebeigen iſt Vorſorge getroffen, daß der König das Schloß Hohenſchwangau nicht verlaſſen kann. So peinlich damit die Situation iſt, wird doch an der Regentſchaft nichts geändert und muß ſich morgen Weiteres ergeben.— Eine weitere, noch nicht verbürgte Nach⸗ richt ſagt, der König habe den Grafen Holnſtein verhaften laſſen und den übri⸗ gen Mitgliedern den Zutritt in das neue Schloß verweigert. Das Schloß werde don Gensdarmen bewacht. Berlin, 10. Juni. Herr v. Puttkamer macht ſeine Drohung, die Führer der Strikebewegung auszuweiſen, wahr. Heute hat der Regierungsbaumeiſter Keßler, be⸗ kannt als einer der Leiter der Lohnbe⸗ wegung der Bauhandwerker und Redakteur ihres Organs, die Ausweiſungsordre er⸗ halten. Er begibt ſich nach Brandenburg und wird die Redaktion dort weiterführen. Mainz, 10. Juni. Im heutigen Kon⸗ ſiſtorium wurde Haffner vom Papſt zum Biſchof von Mainz ernannt. London, 10. Juni. Im Oberhaus theilte Kimberley mit, die Regierung hätte der Königin die Auflöſung des Parlaments angerathen. Die Königin gab ihre Ein⸗ willlgung. Das Parlament werde auf⸗ gelöſt, ſobald die nothwendigen parlamen⸗ tariſchen Arbeiten erledigt ſeien. Rom, 20. Juni. Cholerabericht. Ez erkrankten reſp. ſtarben in Venedig 19/4, darunter drei früher Erkrankte. Sania, 10. Juni. Der Aetna iſt voll⸗ Kändig ruhig, die Einwohner kehren nach Nicoloſi zurück. Amtliche und Dienſtes⸗ achrichten. Verſetzt wurde Regiſtraturaſſiſtent Ferdinant üller bei der Domänendirektion in gleicher (Eigenſchaft 5 Zolldirektion, ernannt zu Buchhaltern die Finanzaſſiſtenten Matthäus Engeſſer, Z. erſter Gehilfe bei der Do⸗ mänenverwaltung Freiburg, n Blank, z. Z. erſter Gehilfe bei jener in Mannheim und Konrad Glunz, z. 95 erſter Gehilfe bei jener in Offenburg, zum Finanzgehilfen Her⸗ mann Brunner von Walldürn. Vom Tage. * Der Jahresbericht der Armen und Krankenkommiſſion pro 1885. Eortſetzung.) In zuſammen 147 Sitzungen wurden 3259 Unterſtützungsgeſuche erledigt, davon 2827 ge⸗ nehmigt und 424 abgelehnt und beliefen ſich die Baarunterſtützungen an Miethzins, Wo⸗ chengeld gvorübergehender Baarunterſtützung, Koſten für W e armer Kinder, Unter⸗ bringung armerKnaben in Lehrſtellen auf zuſam⸗ men M. 64,266.39. Die Koſten für Unterſtützung in Naturalien, als: Brod u. Suppe, Kleidungs⸗ ſtücken, Brennmaterialien und Koſten für Unte bringung im Iſolirſpital belaufen ſich aꝛ M. 40,528.88, während alle übrigen Koſten de Armenpflege, Koſten für Verpflegung Armer in. allgemeinen Krankenhaus M. 58,712.80, Medi⸗ kamente M. 2,583.38, Transport⸗ und Beerdi⸗ gungskoſten M..445.84, Koſten für Verpflegun in M. 12,199.32. ad⸗ und Irrenanſtalten Verwaltungsaufwand M. 15,277.94., Zinſen M. 1204.16., Zehr⸗ und Reiſegeld an R ſende M. 61.10., zuſammen M. 92,464 belaufen. An andere Armenverbände wur⸗ den zur Verabreichung an Unterſtützungsbe⸗ dürftige und Rückerſatz für geleiſtete Aus⸗ lagen von M. 4,439. verausgabt, während von anderen Armenverbänden M. 20,038.48. an die hieſige Verwaltungsbehörde rückerſtat⸗ tet wurden. Es hat alſo der Geſammtarmen⸗ unterſtützungsaufwand die Summe von Mark 200,000 erreicht, obgleich eine Reihe von Unter⸗ ſtützungen nicht zu den eigentlichen Armen⸗ unterſtützungen zu zählen ſind. Hierher ge⸗ hören. Beihilfen, welche ausdrücklich als Vorſchüſſe gewährt werden, b. Befreiung der⸗ inder vom Schulgeld, wie Verſorgung der⸗ ſelben mit Schulreguiſiten, c. Gewährun von Suppen aus öffentlichen Anſtalten, da Unterſtützung Durchreiſender mit Zehrgeld, Koſt und Nachtquartier, e. Beihilfe für kirch⸗ liche Armenpflege, Unterſtützung durch Privat⸗ perſonen und Peivatvereige und zwar auch dann, wenn ſie durch Vermittelung eines Armenverbands gewährt werden ꝛc. Fortijetzuna auf der dritten Seite. ei⸗ 84. N