Abonnementaprets: vre Monai 50 Fis.— Auswärts vurch dis Poſt 65 Pfe 2, ſowie be 8 usmärts eiches und den Briefträgern. Die Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ Man abonnirt in Mannheim hei der Expebition k allen Zweig⸗Expeditionen und Trägerinnen.— A. Boſt⸗Anſtalten des deutſchen und Feiertage. Gerausgeber br. lur. Permann Haas in Mannhrites, vei allen Mannheimer Vo — Des Pfingſtſeſtes wegen er⸗ ſcheint die nächſte Nummer Mittag. Unſere heutige Nummer 4 umfaßt mit der Gratisbei⸗ age des General⸗Anzeiger und der Schach⸗Zeitung 16 Seiten. *Pſingſten. Pfingſten iſt erſchienen, das ſchöne bas Feſt des Früͤhlings. Ge ewigen Geſetzen hat die Natur ihre alte und doch ſtets neue Pracht wieder entfaltet. Sie allein bleibt ſich im Wechſel des Da⸗ ſeins immer gleich in ihrer unvergäng⸗ lichen Schönheit, ihrem allgewaltigen Zau⸗ ber, mit dem ſie die Mutter Erde Jahr für Jahr in das ſtrahlende Gewand des jungen Lenzes kleidet. Wald und Flur prangen in ihrem erhabenen Schmucke und ihrer erquickenden Friſche, Auge und Ge⸗ müth labend und, wenn auch nur für kurze Zeit, den Sinn ablenkend von dem überhaſtenden und ermüdenden Treiben des täglichen Lebens, mahnend zur ſtillen Selbſteinkehr und zur inneren Sammlung. Ja, Pfingſten iſt ein ſchönes Feſt, das auch dadurch nichts von ſeinem hehren Werthe verliert, daß es heidniſchen Ur⸗ ſprungs iſt. Liegt ſeine ſymboliſche Be⸗ deutung für den gläubigen Chriſten vor allen Dingen in der an dieſem Tage er⸗ folgten Ausgießung des„heiligen Geiſtes“ über die Fünger und der damit verbundenen Gründung der erſten chriſtlichen Gemeinde, ſo hat nicht minder Derjenige ein Recht das Feſt zu begehen, der ſich nicht zu beugen vermag vor einem Dogma, der aber auch anbe⸗ tend ſich neigt vor jenem großen Welten⸗ geiſte, deſſen Odem ſich offenbart in dem Weſen aller Dinge, und der da iſt von „Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Er wird Pfing⸗ ſten feiern in„Gottes freier Natur“, ſich erfreuend und erbauend an ihrer herrlichen Vollkommenheit und wird darüuͤber die Unvoll⸗ kommenheiten menſchlicher Einrichtungen ver⸗ geſſen. Die heutige Zeit bietet keineswegs Anlaß zu erfreulichen Feſtbetrachtungen. Allüberall ertönen Klagen mit mehr oder weniger Berechtigung ſowohl auf politiſchem, wie auch wirthſchaftlichem Gebiete. Nir⸗ gends diejenige Zufriedenheit, dieſe Schaffens⸗ Dienſtag Pfingſten. Wenn der Frühling die Erde im ſchönſten Feſtgewande prangen läßt, dann kommt au die Zeit, da der Menſch ſein ſchönſtes Feſt be⸗ geht. Die Natur, die allgewaltig, unaufhör⸗ lich Schaffende, ſie gibt uns Menſchen in ſo vielem ein Vorbild, ſo ergreifen wir döh,, unſere Vorfahren thaten dies ſchon, die Ge⸗ legenheit mit der feiernden Natur eine Feier der Religion zu verbinden. Ei 0 war das die Grundlage bildende jüdiſche Wochen, feſt ein Dank⸗ und Erntefeſt, ebenſo nimmt man an, daß ähnlich dem Oſtarafeſt bei den Germanen um dieſe Beit d. i. 50 Tage nach dem erwähnten Feſt nochmals ein Frühlingsfeſt gefeiert wurde; den Namen Pſinaſten leitet man von dem 8 Pentekoste Künſzie ab. Hieraus geht hervor, daß unſere Väter wohl erkannten, wie ein Feſt beſchaffen ſein muß, das den Zweck der Verſchmelzung der eſammten Menſchheit 100 einer großen, von feinem Zwieſpalt angreiſbaren Gemeinde för⸗ dern helſe. In der weiſen Süſenen anſ⸗ in der Jeder, er mochte einer andern Confeſ⸗ ſion oder gar keiner Glaubensverbindung an⸗ gehören, eiwas anheimelndes ſene⸗ liegt ein ſo diplomatiſch ·feiner, 8 0 perklärter Gedanke, daß man dem oder den chöpfern des Feſtes eine Klugbeit und eine igeiſtige Denkart nachrühmen muß, die um 0 ſonderbarer, als die Entſtehung in das 4. Jahrhundert fällt. Es wurde hier ein Et⸗ was herporgebracht, deſſen deſſen Freu. den allein das Wort umfaſſen kann, allüberall im ganzen Erdenrund— die bedrängteſte Menſchenſeele auf bei dem Worte Pfingſten. Dringen wir durch Wahen Hülle, fragen wir uns nach dem religibſen Kern. Wahr, freudigkeit, ch] Chriſtus ſammelte sblatt und Hand Organ für 9 —— wie ſie in den„Feuerzungen“ der erſten chriſtlichen Pfingſtfeier zum ſymboliſchen Ausdruck gelangt. Auch heute noch verſteht man in ſchönen gleißneriſchen Worten zu reden, aber ihnen fehlt der Stempel der inneren Wahrheit, jene traditionelle Gewalt der Sprache, jene opfer⸗ muthige Bekenntnißfreudigkeit, die heute mehr als je noththun würden. Es iſt keige roſige Zukunft, in die das Auge blickt, und auch wenig Hoffnung iſt vorhanden, daß es bald beſſer wird. Das Bewußt⸗ ſein hiervon ſoll und darf aber nicht muthlos machen; mehr wie je iſt das raſtloſe Kämpfen für Wahrheit und Recht, für die Ideale der Menſchheit einem Jeden zur Pflicht gemacht, der es ernſt nimmt mit ſeinem natürlichen Berufe, mit der Erkenntniß von dem Endzweck des menſchlichen Daſeins. Wenn alle Gut⸗ geſinnten mitarbeiten an dem großen Werke der geiſtigen und leiblichen Beſſer⸗ ſtellung des Menſchenthums, Jeder in dem ihm angewieſenen Wirkungskreiſe nach ſeinen Kräften und ſeinem Ver⸗ mögen, dann wird auch einmal die Zeit kommen, in der die düſtern Wolken ſich zerthellen und die Strahlen der Sonne hindurchleuchten werden, und die Ahnung wird durch die Herzen zittern, die Ahnung von einer lichten Zukunft, von frohen Völker⸗Pfingſten! Politiſche Ueberſicht. * Mannheim, 12. Juni. Deutſchland. Stets mit großer Energie haben die Freiſinnigen eine tüchtige Beſteu⸗ erung des Branntweins verlangt, und nicht weniger energiſch widerſetzte ſich Fürſt Bismarck dieſem Verlangen, da man dem gemeinen Manne ſein Schnäpschen nicht vertheuern dürfe. Es ſchwebt uns heute noch das Bild vor, das der Reichskanzler im Reichstage gebrauchte, um ſeine Für⸗ ſorge wegen des armen Mannes klar zu machen: wie wohl nämlich dem Mäher auf der Flur, der früh morgens, wenn die Hähne krähen, bei Nebel und Reif ſeine Senſe ſchwingt, ein kräftiger Schluck Braunt⸗ wein bekomme, wie nöthig er denſelben habe, um ſich bei ſeiner anſtrengenden Arbeit eine Stärkung zu verſchaffen. Con⸗ ſequenterweiſe ſollte man jetzt, da der die an dieſem Tage ihre Gründung Um den lichtumfloſſenen Gottesſohn Jeſus ich eine andächtige, von der Religion der Liebe erfüllte Gemeinde, auf die der heilige Geiſt ausgegoſſen worden. Wie viele lächeln über dieſes„Märchen vom Kch Geiſt“ und ſind gerade deshalb kurz⸗ ichtige Thoren. War es denn nicht ein hei⸗ liger Geiſt, der von dem die Liebe predigen, den Gotte äusging, erfüllte nicht dieſer„Geiſt“ die Seelen derjenigen, die im arauen Alter⸗ ächſtenliebe durchdrungen thume von der⸗ Liebe von ihrem waren, die die Religion der Liel hr. Herrn gelehrt erfaßten, die um dieſer Religiog willen kitten? Gewiß, und es thäte wahrlich Noth, daß täglich die Taube den Geiſt vom Himme 1 ie Erde brächte zum beſten aller Men 992 denn ſchauet um euch, wo⸗ in gelangte heute dieſe„Liebe“, welch' elende rüchte treibt heute der fonſt ſo edle Stamm, wie lange wird es noch dauern bis endli der heilige Geiſt euch erleuchtet und ihr zur Einſicht Kotet daß„wir Alle Kinder eines Vaters ſind, daß unz alle Einer geſchaffen: der Gott, der ein⸗ ſtens ſeinen Sohn erleuchtet, daß er den erſten Stein zur Religion der Liebe Klegt, Noch ſteht dieſes Denkmal unvollendet, ein Thurm zu Babel, um den herum die Volker in wirren Worten ſtreiten, auf deſſen S ſie in den Himmel ragen. Werfet allen Hader und Neid von ſchaffet Alle mit vereinten Kräften an dieſem Bau, damit er vollendet unſern kommenden Geſchlechtern zum Vorbild diene, damit die Epigonen die Pflicht erkennen, die ſie hier erfüllen ſollen, damit ſie ſich nicht in immerwährendem Kampfe be⸗ kriegen und hinſchlachten, ſondern im Schat⸗ lich ein erhabener Gründ iſt es, ein⸗ kaude Urberlleieruns der Gcigli ten der Nächſtenliebe und der Menſchlichkeit à Friedenz ſüße Früchte pflücken. Heule en Rircht. den Frien Jedermann. 3—— ——— Reichskanzler auf die Idee Keere B⸗ wir noch weit herbeſteuerung des Branntweins durch eine Geſetzesvorlage eingegangen iſt, nichtentgegen ſein, um ſo mehr, als das Reich, wie es nun einmal iſt, für die Behauptung ſeiner Machtſtellung und die weitere Entwicklung der Machtpolitik außerordentliche Mittel in fortwährender Steigerung in Anſpruch zu nehmen hat, die nur durch indirekte Steuern aufgebracht werden können. Da das dem Reichstage vorliegende Brannt⸗ weinſteuergeſetz einen glänzenden Durchfall zu erleben droht, macht der„Weſtfäliſche Merkur“,— da eine höhere Beſteuerung des Branntweines ja unvermeidlich—fol⸗ genden Vermittlungvorſchlag: Man weiß, daß die Liberalen ſich ſtets für eine Fabrikat⸗ ſteuer, die Conſervativen dagegen für eine Schankſteuer erklärten. Es ſtehen ſich hier zwei große wirthſchaftliche Geſichts⸗ punkte' gegenüber, die beide nicht unberechtigt ſind. Man muß ſte zu verſöhnen trachten und darf die Frage daher weder vom rein agrartſchen, noch vom antiagrariſchen Stand⸗ punkte löſen. Darum ſchlagen wir vor, damit beiden Seiten ihr Recht geſchehe, zwiſchen landwirthſchaftlichen und gewerblichen Bren⸗ nereien zu unterſcheiden, erſtere unter der Maiſchraumſteuer zu belaſſen und letztere unter die Fabrikatſteuer zu ſtellen mit ſtei⸗ gender Steuerſkala für beide je nach dem Umfange des Betriebes, zuletzt mit ſo hohen Sätzen für die Maſſenfabrikation, daß dieſe dadurch ſich zu beſchränken gezwungen iſt, womtt der Ueberproduktion vorgebeugt wird, ohne die ſo unſympathiſche, weil dem Monopol zueilende Kontingentirung(Fixi⸗ rung) der Produktion, in welcher Form immer einzuführen. Der Branntwein müßte dann mit einer hohen Kon⸗ ſumſteuer, und zwar bei Uebergang in den Konſum(d. h. an den Hänbler belegt werden. Endlich wäre durch Reichs⸗oder Staatsgeſetz der aliguote, und zwar ein erheblicher Theil von der erzielten Mehr⸗ einnahme vorab zur Erleichterung bezieh⸗ ungsweiſe beſtehender Steuer⸗ laſten in den Einzelſtaaten zu beſti mmen, nach dem Muſter der lex Huene. Das iſt nach unſerer Meinung der einzige Weg aus dem Wirrwar herauszukommen und beiden Theilen gerecht zu werden. Wird dieſer oder ein ähnlicher vermittelnder Weg, Biele, vielleicht gelangen wir noch weiter ab⸗ wärts auf dieſem Pfad der Laſter, wer weiß wo wir nächſte Pfingſten angelangt? Aber es leben noch immer wackere Streiter des Rech⸗ tes und des Friedens, die den erhärmlichen Lügnern, den ſtreitanfachenden Reformato⸗ ren(), Lügenpropheten und Raſſenhaßpre⸗ digern mit dem richtenden Schwerte der Wahrheit gegenüber treten, und ſie verdam⸗ mend zurückſtoßen in den Pfuhl der Hölle und den Leidenſchaften, dem ſie entſtiegen; noch fallen würdige Menſchen als Märthrer im Dienſte ihrer Religion, wie lange wird es dauern, bis den falſchen Götzen Genüge ethan und die Aera des Friedens anbricht? Hoffen wir, und helfen wir den Streitwagen des Lichtes und der Liebe vertheidigen nicht mit den Waffen der Hinterliſt, der t; offen laßt uns ihnen, den Verhlendeten, die chUeberzeugung beibringen, daß ſie irrend auf falſchem Wege wandeln; wenn wir's erreicht, dann bricht ein ſchöneres Pfinaſten an, dann hat in Wahrheit der„heilige Geiſt“ ſie erleuchtet. Wenn wir einſtens dieſem Gipfel ſtehen und die Sonne dieſer Lehre in milden Strah⸗ len das vollendete Werk zu unſern Füßen vergoldend beleuchtet, dann können wir dem Gründer derſelben nachſprechen: Es iſt voll⸗ bracht, Aber auch der Gottmenſch mußte um einer Lehren willen leiden, er mußte des Un⸗ nls, der bittere Frucht ge⸗ nießen, er mußte ſein Leben für ſeinen Geiſt, der unſterblich fortlebend wirkt, laſſen und an's Kreuz genagelt ſehen, wie die blinden Thoren ihren größten Wohlthäter verhöhnten, ſeine Worte mißachteten; da ſprach er:„Herr, vergieb denn ſie wiſſen nicht was ſie un!“ So mögen wir heute noch Gott für Srrenden um Vergebung bitten, deun einer tüchtigen Hö⸗nicht eingeſ ab von dieſem ſchönen Infertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 80 Pig Anfeigen werden von allen Annoncen⸗Expeditionen, bon unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen Bei größeren Aufträgen Rabatt. Rotationsdruck der or. B. Bads ſchen Suchdruckerel kh, üeben der katholiſchen Spitalkirche in Mauuhzim⸗ Telephonauſchluß Nr. 419. Sonntag, 13. Juni 1366. chlagen, ſo wird die Braunt⸗ weinſteuerfrage fruchtbares Material bieten — zur Verhetzung verſchiedener Bevölker⸗ ungsklaſſen gegen einander und anderen unerquicklichen Dingen. Frankreich. Bezüglich des Streiks bei Grubellarbeiter in Becazeville wird berichtet Der Abg. Laux hielt vor einer Verſamm⸗ lung von 1200 Streikenden unter Anwoh⸗ nung noch anderer Abgeordneten eine An⸗ ſprache, in welcher er den Grubenarbeitern ſagte, daß ſie in ihren Forderungen voll⸗ kommen Recht hätten; berſelbe verhehlte denſelben aber dabet nicht, daß ſie dennoch gezwungen nachgeben müßten, weil ihre Noth immer größer wird, die Hilfsmittel Derer, die ihnen gerne helfen möchten, zur Neige gehen und die Geſellſchaft, wenn ſie gleich viel Geld verliert, warten Lann und warten will. Es handle ſich nun darum, fuhr er fort, im letzten Augenblick weder den Kopf noch das kalte Blut zu verlieren, ſich zu keinen Ausſchreitungen hinreißen zu laſſen, auf die Herausforder⸗ ungen der Dynamitleger nicht zu antwor⸗ ten und nicht einzeln, ſondern gemein⸗ ſam, in geſchloſſenen Reihen vorzugehen. Schon von Anfang an ließ die Geſell⸗ ſchaft die Abſicht errathen, eine Anzahl Arbeiter, zwiſchen 100 und 150, nicht wieder auſzunehmen; jetzt aber dürfte die Zahl der Ausgeſchloſſenen über 1000, gegen 2000 betragen. Für dieſe weiß nun der Rebner Rath. Er hat alles vorbereitet, damit das Wort:„die Bergwerke den Gru⸗ benleuten“(„a mine aur mineurs“) ſich bewahrheite. In Aveyron ſelbſt gibt es noch eine Anzahl unausgebeuteter Kohlen⸗ und Erz⸗ kager, welche von der Geſellſchaft nicht gepach⸗ tet ſind, und deren Betrieb kein großes An⸗ fangskapital erheiſchen würde, weil ſie dank natürlicher Zerklüftung gewiſſer Vorarbei⸗ ten entbehren könnte. Das Kapital ließe ſich finden, gewiß würde die republikaniſche Preſſe, vielleicht ſogar das Parlament, dazu beitragen, und jedenfalls dürfe man von dieſem hoffen, daß es verſuchsweiſe den entlaſ⸗ ſenen Arbeitern eine beſtimmte Region zu ſelbſtändigem Betrieb bewillige. Abg. Laux verſprach ſeinen Zuhörern, in der Kammer die nöthigen Schritte zu thun, und dieſe waren darob entzückt. Sie genehmigten einmüthig eine Tagesordnung, welche bie auch ſie wiſſen nicht, was ſie thun, da ſie ihre Mitmenſchen verfolgen, den Krieg predigen, Wir, die wir nur das angefangene Werk fort⸗ führen wollen, mögen uns tröſten an dem Leid des Schöpfers desſelben und wie einſt das aus Jeſus Wunden auillende Blut zu Roſen ward, ſo wird auch aus den Wunden der im Kampf der Humanität gefallenen eime ewig blühende, milde Blume entſtehen, die vielleicht einſt bei ſpäteren Nachkommen die Blume der Liebe oder des Schmerzes heißen wird. Langfam ſchreitet trotz ſolcher Wunden das Menſchengeſchlecht ſeinem Ziele zu, Schritt für Schritt gewinnt die Humanität den f nen des Unfriedens den Boden ab, in ben ſte ihre Wurzeln ſchlägt, und wenn morgen am heiligen Tag die Lande im friedlichen Schmure des i prangen, dann rauſcht es durch die Lüfte uns zu: Verzaget nicht, einſt wird kommen der Tag, wo die Falſchheit dahin⸗ ſinkt, und wo nur feierliche Stille eingsum errſchen wird; freuet euch, dann bricht das ngſtfeſt an, bas ewig währen wird; wenn alle Menſchenkinder von der liebenden Lehre überzeugt, erfüllt ſind, dann iſt die Zeit um, in der vom Himmel der heilige Geiſt er⸗ ſcheinen mußte, dann herrſchet derſelbe ſteis unten aufder Erde. Die Nächſten⸗Liebe iſt der heilige Geiſt der in den alten Germanen ebenſo heimiſch, wie unter den Heiden und unter den Göttern der Griechen, denn die Juden begriffen in den Worten: Liebe deinen Nächſten wie dich ſelbſt“, welche Jeſus Chriſtus zur Grund⸗ lage ſeiner Lehre machte; wenn dies von allen anerkanut, dann iſt die Zeit gekommen von der die Engel ſingen: Ehre ſei Gott in der Höh' Und Friede den Meuſchen guf Erden. —— 5 Badiſche Volks⸗Zeitung. 18. Inui. des Streiks verkündigt und die des Bürgers Laux gutheißt. he Weiſe wird die Beendigung der einſtellung zum Nachtheil der Strei⸗ kenden verzögert. Griechenland. Eine der auffallendſten Erſcheinungen während der letzten Mobi⸗ liſirung der griechiſchen Armee war das — pätete Einrücken und theilweiſe voll⸗ finbige Ausbleiben zahlreicher zu den Fahnen einberufener Reſerviſten. Im Gan⸗ zen ſind 58,368 Reſerviſten eingerückt(da⸗ von 15,000 jedoch zu ſpät), während 25,000 Mann, d. i. ungefähr 32 Pt. der Einberufung keine Folge geleiſtet haben. Die Kammer hat nun ein Geſetz ange⸗ Rommen, wonach die verſpätet eingerück⸗ ten Reſerviſten ſo lange unter den Fahnen m bleiben haben, als die rechtzeitig Ein⸗ gerückten dienten; die Jahrgänge 1863 is 1859 haben außerdem einen Monat, die Jahrgänge 1858 und 1857 noch zwei Monate ſtrafweiſe nachzudienen. Die völ⸗ lig ausgebliebenen Reſerviſten werden die letzte Dienſtperiode ihrer Altersklaſſe nach⸗ lutragen und außerdem zwei, bezw. drei Monate ſtrafweiſe nachzudienen haben. Die durch das Geſetz vom 14. März 1884 vorgeſehenen Gefängnißſtrafen ſind den verſpäteten und ausgebliebenen Reſer⸗ biſten diesmal erlaſſen worden, haupt⸗ ſächlich wohl mit Rückſicht darauf, daß die Ausführungen dieſer Beſtimmung in Anbetracht der Anzahl von 25,000 Per⸗ ſonen, welche dieſer Strafe verfallen waren, faſt eine Unmöglichkeit geweſen wäre. * Zur bayeriſchen Kriſis. Ueber dieſelbe liegen heute folgende Nachrichten vor: München, 11. Juni. Die„Allgemeine Zeitung“ und das„Fremdenblatt“ mel⸗ den: Die an den Koöͤnig entſandte Staatsdelegation ſollte demſelben das Handſchreiben des Prinzen Luitpold über⸗ reichen, was unmöglich wurde, da der Rönig Niemanden in das Schloß ließ und den Grafen Holnſtein gefangen ſetzte. Geſtern Mittag ging ein Gensdarmerie⸗ ſtabsofftzier mit einem Piquet ab, um die Haftentlaſſung Holnſteins zu bewirken und die Ordnung unter der Gebirgsbevölkerung gufrecht zu erhalten. Der König iſt der⸗ zeit in Hohenſchwangau iſolirt. Die Abends zurückkehrende Staatsdelegation wurde vom Miniſter Lutz erwartet.— Das Hoftheater iſt geſtern geſchloſſen ge⸗ weſen, die Ceutennarfeier iſt auf unbe⸗ ſtimmte Zeit verſchoben. München, 11. Juni. Nachträglich werden noch folgende verbürgte Details bekannt: Die Deputation, beſtehend aus den Herren v. Crailsheim, Graf von Holn⸗ ſtein, Törring, Oberſt Waſhington, Dr. Gudden und Miniſterialaſſeſſor Rumpler iſt nicht nur verhaftet, ſondern gefeſſelt geweſen. Die Herren tragen noch die Merkmale.„Sperrt ſie ein bei Waſſer und Brod, bis ſie verrecken“, hat der Befehl des Königs gelautet. Nachdem ſte befreit worden, ſind ſie geflohen aus dem alten Schloß und unmittelbar nach München abgereiſt. Die Komman⸗ banten von Schwaben und Neuburg hatten Befehl, ihre Truppen bereit zu alten. Gegen Graf Dürkheim wurde den Fall weiteren Widerſtandes Haft⸗ befehl erlaſſen. Der Bezirksamtmann in Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. e ad, Hof⸗ und National⸗Theater in Mannheim. Ercitag, den 11. Juni 1886. „Gegenüber“, R. Benedir. 1 Hierauf: Dr. H. Wan ſcüchte oſelch n von 2 1 E Benedix, der doch noch immer Recht behält ud troß ſeiner unmotivirten Liebes⸗Er⸗ ſtets ein gerne geſehener Gaſt iſt, Rieute als Einleitung zu dem profanen iener Walzer“, der mit ſeinem neumodi⸗ n Geiſte unſere theils in klaſſiſcher Ver⸗ Bangenheit, theils in roſigſter Zukunft ſchwel⸗ ende Bühne erobert hat. Da wir Mann⸗ eimer aber ſtets etwas voraus haben vor anderen Theatern— manchmal hinken wir zwar auch etwas nach, aber das kommt ja ſo ſelten vor, daß man davon eigentlich gar nicht reden ſollte— ſo ſehen wir bei dem Wiener Walzer von dem Vorhandenſein jener Einzigen Kaiſerſtadt ab, die ſeit 1866 für uns jedes ernſte Intereſſe verloren hat, und laſſen uns unſere Neckarauer und Feudenheimer Kirch⸗ weihe durchaus nicht herabſetzen, welche im lethten Bilde des„Wiener Walzers“ ſo natur⸗ getren copirt iſt. Aber das iſt noch lange Richt alles. Wir entſchließen uns zwar ſchwer entheiligenden Darſtellung eines pro⸗ Raten Ballets, aber wenn wir uns einmal dazu hergeben in den Hallen, welche durch des großen Meiſters unſterblichen Geiſt ge⸗ weiht ſind, die flotten Klänge eines feſchen Walzers ertönen zu laſſen, dann geht es wie zur Zeit als Orpheus die Flöte— oder war es eine Elarinette?— blies und alles tanzt. Selbſt ein erſter Tenor vergißt in einem Füßen iſt entlaſſen. Auch Herzog Ludwig, der offen Partei für den König ge⸗ nommen, hat ſich die Ungunſt allerhöchſter Kreiſe zugezogen. Vor dem Palais des Prinzen Luitpold ſind 2 Gensdarmen ſtationirt, und zu dem allen wird wieder⸗ holt verſichert, daß aus Hohenſchwangau berichtet worden, es ſei gelungen, den König auf die ſchonendſte Weiſe in ärzt⸗ liche Behandlung zu nehmen. Deutſches Reich. * Mannheim, 12. Juni. Es iſt ein — merkwürdiges Zuſammentreffen, daß der Münchner Korreſpondent der„Neuen Badi⸗ ſchen Landeszeitung“ im Mittagsblatt vom letzten Freitag Sätze zum beſten gibt, die in demſelben Wortlaute zuvor in der „Frankf. Ztg.“geſtanden haben. Er ſchreibt „aus“ München:„Die Situation wird am beſten gekennzeichnet durch Lutz' Aeuße⸗ rung: Was thun wir, wenn eine Gegen⸗ proklamation erfolgt? Im Uebrigen iſt Vorſorge getroffen, daß der König das Schloß Hohenſchwangau nicht verlaſſen kann.“ Höchſt auffallender Weiſe iſt in der Frei⸗ tagmorgen ausgabe der„Frankf. Ztg.“ ein Privattelegramm aus München enthal⸗ ten, welches Wort für Wort die eben zi⸗ tirten Sätze enthält. Wenn wir an Stelle des Herrn Bensheimer wären, ſo würden wir die„Frankf. Ztg.“ einfach wegen „unbefugten Vordrucks“ belangen. Mainz, 11. Juni. Das Kreisamt ver⸗ bot den neugegründeten Arbeiter⸗Wahlverein auf Grund des Sozialiſtengeſetzes. * Von Furtwangen ſchreibt man dem ultrm.„Vill. Volksbl.“:„Bekanntlich iſt eine hieſige Uhrenfabrik an eine engliſche Firma übergegangen und hat den Namen„Union Clock Compagnie“ an⸗ genommen und ihre Inhaber ſind die Her⸗ ren Märzbach, Lang und Fellheimer. Ge⸗ ringere Uhren nach dem ſog⸗ amerikaniſchen Syſtem werden angefertigt. Jüngſtens ſind etliche 20 Arbeiter ausgetreten. Ihre Be⸗ ſchwerden ſind: 1. Gar zu ſtrenge Hand⸗ habung der Disziplin und große Strafen für geringe Uebertretungen(z. B. wurden Urlaube zum Beſuche kranker Eltern, zu Hochzeiten von Verwandten u. ſ. w. ver⸗ weigert und dann bis zu 3 M. beſtraft). 2. Lohnherabſetzung bei einzelnen Arbeits⸗ zweigen, ſo daß bei Stückzahlung abgezo⸗ gen wird, was eine gewiſſe Höhe des Wo⸗ chenlohnes überſchreiten würde. Damit wird alſo der Fleiß beſtraft. 3. Hinauf⸗ ſchraubung der Arbeitszeit von 11 Stun⸗ den auf 13 Stunden. Arbeiter ſind ge⸗ gen 300 beſchäftigt. Einige der ausſte⸗ henden Arbeiter ſollen ſich inzwiſchen den Forderungen ihrer Fabrikherren gefügt ha⸗ ben— aus leicht begreiflichen Gründen. Wohin muß es aber ſchließlich kommen mit der Uhrenmacherei, wenn derartige Fortſchritte weiter gemacht werden? Dieſe Ausländer haben jedenfalls etwas Eigenartiges, was ſchon der Name erklärlich macht. Daß auch an den Feiertagen gearbeitet werden ſollte, haben Sie ſchon früher gemeldet; aber hierin haben die Arbeiter doch nicht mit ſich ſpaſſen laſſen und die Feiertagsarbeit ſich ebenſo höflich wie entſchieden verbeten.— Das wäre alſo wieder ein Stück vom Kriegsſchauplatz des Krieges zwiſchen Ar⸗ beit und Handel oder Arbeit und Kapital.“ —— ſolchen Momente den goldenen Werth des hohen Cund ſtellt ſich dafür auf die große Zeh'. Man denke und male ſich das Malheur aus, wenn ein Gum, der ſo ein hohes C tanzt, plötzlich heiſer würde und man ge⸗ zwungen wäre, ſich einen Perotti, Sigelli oder Mierzwinski zu verſchreiben, damit die des Wiener Walzer ermöglicht würde! Daß Herr Eichrodt ein Ballet mittanzt, iſt ebenſo lobenswerth als wenig erſtaunlich bei der Klaſte Gelenkigkeit, mit welcher ſich die⸗ ſer Künſtler jedem Rollenfache anzuſchmiegen verſteht wobei es ihm nur noch vorbehalten iſt, die Parthien einer dramatiſchen Sängerin oder Primadonna mit ſicherem Erfolge aus⸗ zufüllen. Für Herrn Rodius mag es ein Gefühl höchſten 9 80 ſein, im hohen aber ziemlich reduzirt ausſehenden Luftballon als College der Madame Securius dem Aether Collagenen und aus ſicherer Höhe auf ſeine ollegen und das verehrliche Publikum herab⸗ zuſehen. Jedenfalls kommt er bei dieſer Ge⸗ legenheit höher hinauf als ſein College Gum, der ſchon eine ganz nette Höhe beſitzt. Wenn es wieder einmal an—— fehlen ſollte, ſo ſchlagen wir dem weiſen Rathe und unſerer ſchneidigen Balletmeiſterin vor ſich einmal an die Kritiker zu wenden. Wir ſind gerne erbötig mitzuthun, und würden uns freuen, bei dieſer Oecaſion mit irgend einem unſerer verehrten Herrn Collegen eine Entrechat zum Entzücken des Pub⸗ likums zu executiren. Honorar oder Spiel⸗ geld wird keines, nicht einmal die Hälfte be⸗ gehrt, wir würden nur bitten, daß man uns in Gnaden die Kritik erlaſſen möge. Aber halt, da würden ja dann diejenigen Ausland. Paris, 11. Juni.(Kammer.) Nach langer, ſehr heftiger Debatte nahm die Kammer den Antrag Brouſſe auf Aus⸗ weiſung der Prinzen in allen ſeinen Ar⸗ tikeln mit großer Majorität an. Die Ab⸗ ſtimmung verurſachte ungeheure Aufregung. Aus Petersburg meldet die„Neue Fr. Preſſe“: Konſtantinopeler Nachrichten zu⸗ folge, vollzöge ſich eine allmählige An⸗ näherung der Griechen und Bulgaren. Es wird hier jedoch ſehr bezweifelt, daß da⸗ von faktiſch die Rede ſein könne, ſo lange nicht beide ihre Abſichten auf Konſtantino⸗ pel, den Zankapfel zwiſchen dieſen beiden Raſſen, aufgeben. Neueſte Nachrichten. Rom, 11. Juni. Zwiſchen Naro und Campobello, Provinz Girgenti, iſt eine Schwefelmine eingeſtürzt. Achtzig Arbei⸗ ter wurden verſchüttet. Bisher wurden vierzehn herausgezogen, einer todt. In der Schwefelgrube iſt ein Brand mit ſtar⸗ ker Rauchentwickelung ausgebrochen, der die Rettungsarbeiten erſchwert. Nom, 11. Juni. Cholerabulletin. Von geſtern bis heute Mittag erkrankten, reſp. ſtarben in Bari 3/0, in Venedig 11/10 Perſonen. Amtliche und Dienſtes⸗ Nachrichten. Nachgenannte Amtsvorſtände wurden in gleicher Eigenſchaft verſetzt und zwar: nach Baden der Stadtdirektor Karl Richard in Raſtatt, nach Raſtatt der Oberamtmann Max Föhrenbach in Weinheim, nach Weinheim der Oberamtmann Karl Auguſt Kopp in Staufen, nach Mosbach der Oberamtmann Alexander Pfiſterer in Stockach; ernannt wurden: Amtmann Alois Wagner in Lörrach, unter Verleihung des Titels„Ober⸗ amtmann“, zum Amtsvorſtand in Staufen und Amtmann Dr. Albert Gautier in Bruchſal, unter Verleihung des gleichen Titels, zum Amtsvorſtand in Stockach. Referendär Ludwig Genzken von Alt⸗ Strelitz wurde dem Bezirksamte Bruchſal und Referendär Heinrich Schröder von Leutershauſen dem Bezirksamte Lörrach, unter Ernennung derſelben zu Amtmännern, als Be amte beigegeben. Karlsruhe. Wegen Ablebens des Prinzen Ludwig Maria, Grafen von Trani, legt der Großherzogliche Hof auf die Dauer von 6 Tagen, vom 11. Juni bis 16. Juni, einſchließ⸗ lich, Trauer nach der 4. Stufe der Trauer⸗ ordnung an. Vom Tage. * Der Jahresbericht der Armen⸗ und Krankenkommiſſion pro 1885. ortſetzung.) Bezüglich der ſchon oft angeregten Woh⸗ nungsfrage ſagt der Bericht wörtlich: „Anläßlich der von den Mitgliedern der Armen⸗Commiſſion perſönlich bei den Unter⸗ ſtützung Suchenden gemachten Erhebungen hat ſich herausgeſtellt, daß vielfach die Woh⸗ nungen in hieſiger Stadt, welche von Ar⸗ beitern und andern, minder bemittelten Per⸗ ſonen bewohnt werden, in keiner Weiſe den, auch noch ſo niedergeſtellten Anforderungen an eine Miethwohnung entſprechen, während andererſeits der hierfür zu zahlende Mieth⸗ zins häufig in keinem Verhältniß zu dem Miethobiekt ſteht. Die Armen⸗ und Krankenkommiſſion nahm deßhalb bei dem Stadtrathe auf das Mißliche ſolcher Wohnungsverhält⸗ niſſe hinzuweiſen und die Frage wegen Er⸗ bauung geeigneter, namentlich den ſanitären Anforderungen genügender Wohnungen in Anregung zu bringen. Wenn nun auch der Stadtrath glaubte, dem weitgehenden Antrag der Kommiſſion, die Stadtgemeinde möge ſelbſt ſolche Woh⸗ u kurz kommen, welche das erſte Anrecht arauf haben, beute von 8 Allem nungen bauen und vermiethen, aus Zweck⸗ unſern Dank zu empfangen. Die Ehre des geſtrigen Schlachttages gebührt wiederum unſerer braven Balletmeiſterin und ihrer eißigen Schaar: ihr allein iſt es zu ver⸗ anken, wenn das„äſthetiſche Gefühl“ und der Sinn für den guten Geſchmack, wie Herr Jakobi das Ding nennen würde, gerettet worden iſt. Das Arrangement der Tänze bekundet jenes feine Gefühl, das unſerer Balletmeiſterin ganz beſonders eigen iſt und mit dem ſie ſtets ihrer Erfolge ſicher ſein darf, Die Tänze im 2. Bilde, der Czärdäs im dritten verdienen unſere vollſte Aner⸗ kennung. Wenn es im Ballet eine Soubrette äbe, ſo könnte füglich Fräulein Kromer afür gelten, welche im erſten Bilde einem geſchickten Clown erfolgreich Konkurrenz gemacht haben würde, und in den fol⸗ enden Scenen ihr ganz beſonderes Geſchick ür die Pantomimen bekundete. Aber auch den anderen Damen gebührt unſer vollſtes Lob: der Cancan⸗Walzer diskret aber mit Chic getanzt, die reizende Marzurquadrille und der Czärdäs blieben die Glanzpunkte des Abends. In Fräulein Bohneberg hat unſer Ballet eine graziöſe junge Dame ge⸗ wonnen, welcher unter der tüchtigen Schule unſerer Gutenthal die beſte Prognoſe geſtellt Süäcpe, dag der B hang ſo raſch fiel, al ade, daß der Vorhang ſo ra el, als Herr Eichrodt im beſten Zuge war, mit —— Balletſolo dem Abende die Krone auf⸗ zuſetzen. Rundſchau über Theater und Kunſt. Das bevorſtehende Pfingſtfeſt ſcheint unſerm alten Hoftheater etwas von ſeinem Früh⸗ lingstrieb abgegeben zu haben, wünſchen wir, daß auch die Tauhe nicht ſpurlos vorüber⸗ flieage. Do“ ſiebliche kett“ gebt iſere mäßigkeitsgründen nicht ſtattgeben zu können, ſo ſtand er doch dieſer Wohnungsfrage in wohlwollendſter Weiſe gegenüber, und er⸗ klärte ſeine Bereitwilligkeit, einem ſich etwa bildenden Konſortium, das die erforderliche Garantie für die Errichtung ſolcher Woh⸗ nungen bieten würde, in jeder Weiſe ent⸗ gegenzukommen, namentlich was den Preis des etwa zu erwerbenden ſtädtiſchen Geländes ſowie auch eine Zinsgarantie anlangt. Leider führten die Bemühungen des Stadtrathes in dieſer Richtung noch zu keinem Erfolge; hoffentlich wird ſolcher recht bald eintreten. Der zweite Theil des Berichtes handelt von der Kinderpflege, der einen wichtigenTheil der Armenpflege bildet. Arme Kinder, welche entweder Waiſen oder von ihren Eltern ver⸗ nachläſſigt oder verlaſſen werden, fallen der Armencommiſſion anheim, die für deren Unterkommen Sorge trägt. Im Berichtjahr waren es 306 Kinder, von denen 206 in Privatpflege, 48 in Anſtalten und 42 in der Kreispflegeanſtalt Ladenburg untergehracht waren. 9 Kinder,§5 Knaben und ein Mäd⸗ chen waren und ſind in Beſſerungsanſtalten, 8 in der Cretinenanſtalt und 7 in der Taub⸗ ſtummenanſtalt Gerlachsheim. Von ſchul⸗ entlaſſenen Knaben waren 24 in die Lehre Pecr fn, von denen im Jahr 1885 4 0108 ernt hatten, 16 befanden ſich am Schluß dieſes Jahres noch in der Lehre und 4 ſind ihren Lehrherrn entlaufen Sehr häufig tritt der Fall ein, daß wegen Tod oder Verhaftung der Eltern oder eines Theils derſelben, Kinder ſchleunigſt von der Armencommiſſion über⸗ nommen werden müſſen, während ſich Pflege⸗ eltern ſo ſchnell nicht finden. Es mußte daher ein geeignetes Lokal zur Unterbringung derſelben beſchafft werden. Man fand dies in einem Wohngebäude der alten Gasfabrik, das im Jahr 1881 eingerichtet wurde und Ende 1885 eine Inventur im Werthe von M. 3,134.3 beſaß. Im Jahr 1885 waren 75 Kinder an zuſammen 3575 Verpflegungs⸗ tagen dortſelbſt verpflegt und beliefen ſich die Koſten auf M. 3,240,49, wozu die Armencaſſe M. 2500 zuſchoß. Wie ſeit Jahren, ſo wurden auch im abgelaufenen Jahr arme Kranke durch freie ärztliche Behandlung und Abgabe von Medicin unterſtützt. Schließlich erwähnt der Bericht dankend, daß Zuſtiftungen zu den Stiftungen der Armen⸗ und Krankenanſtalt in Höhe von M. 11,285,71 in dieſem Jahr zur Aus⸗ zahlung gelangten und Geſchenke im Geſammbe⸗ trag von M. 3466 an dieſelbe gemacht wurden. (Schluß folgt). Repertoire des Großh. Hof⸗ und National⸗Theaters in Mannheim vom 12. Juni bis 22. Juni 1886: Sonntag, 13. d.(B) Neu einſtudirt:„Marxia Stuart“ (Eliſabeth: Frau Wahlmann⸗Willführ a..) Montag, 14. d. Ab. ſusp. Vorr.& Zum L. Male:„Die Folkunger.“ Donnerſtag, 17. d. (B)„Die Jüdin.“(Recha: Frl. Sander a. .) Freitag, 18. d.(4)„Der eingebildete Kranke“ und„Wiener Walzer.“ onntag, 60 9„Lohengrin.“(Elſa: Frl. Sander a,.) Dienſtag, 22. d.(C) Zum 1. Male: „Ein Tropfen Gift.“ e Wettrennen. Der hieſige Velocipe⸗ biſtenverein veranſtaltet auf Sonntag, den 20. Juni d. Is. ein Wettrennen. Das Pro⸗ ramm umfaßt 10 Nummern und dürfte das ennen ein ſehr intereſſantes werden. *c Kunſt. Gegenwärtig 1955 die Schen fenſter der Sohler'ſchen Kunſthandlung förn⸗ lich umlagert; den Anziehungspunkt bilden eine Anzahl von Portratts in Oelmalerei ausgeführt. Dieſe Gemälde wurden von einem Wiener Künſtler, Herrn Paul Krüger, nach beigegebenen Photographieen, ausgeführt. Herr Krüger hat in hieſiger Stadt einen Vertreter und erhält Jedermann bereitwilligſt Auskunft in der betr. Kunſthandlung. * Berletzung. Ein Arbeiter der Hauſer' ſchen Möbelfabrik kam der Eircularſäge zu nahe, in Folge deſſen er drei Finger der rech⸗ ten Hand einbüßte; man verbrachte den Ver⸗ letzten nach dem allgemeinen Krankenhauſe. — Ein Dienſtmädchen, welches die Fenſter eines Hauſes putzen wollte, hatte das Unglück, eine Scheibe zu zerbrechen; dabei beſchädigte ſich das Mädchen an der linken Hand, daß längere Zeit arbeitsunfähig ſein ürfte. Hofbühne mit der Aufführung von Schillers „Maria Stuart“, Frl. Blanche wird ſich hier bem Publikum züm erſten Mal in dem Fache vorſtellen, auf das ſie ihre Befähigungen be⸗ ſonders verweiſen, nämlich als Heroine in der Rolle der Maria Stuart. Die„Eliſa⸗ beth“ bringt uns eine Gäſtin Frau„Wahl⸗ mann⸗Willführ“ von und freuen wir uns dieſe Künſtlerin endlich wieder ein⸗ mal hier begrüßen zu können; indeſſen hätte es beſonderes Intereſſe Frl. von Rothenberg und Frl. Blauche in zwei hervor⸗ Ser Rollen ſpielen zu ſehen, von welch hoher Wirklichkeit müßte die Gartenſcene dann ſein? Hoffentlich bekommen wir Schauſpiel im Schauſpiel bald zu— er zweite Pfingſttag bringt uns die Premiere von Kretſchmer's„Folkunger“. Der Compo⸗ niſt ward geboren am 31. Auguſt 1830 und huldigt in ſeinen Werken den Wagner'ſchen Regeln; die Folkunger machten bereits über die meiſten deutſchen Bühnen einen Triumph⸗ u„Spät kommt ihr, doch ihr kommt“. m 22. d. M bekommen wir nach langem Warten„Ein Tropfen Gift“ und noch vor Thorſchluß„Rafaela“ und„Dornröschen.“ Wird das nun endlich ſtändig auf dem Repertoire bleiben? Hoffen wirs einſtweilen, das ſchadet ja nichts, nützen wird es eben auch nichts. Ferner ſteht uns der Genuß be⸗ vor eine neue Primadonna zu Pine ob oder ob nicht. Lohnend dürfte eß ſein, wenn die Dame außer ihren Primadonnarollen noch Heldentenor⸗, tiefere Bariton⸗ und Baßbuffo⸗ rollen ſingen könnte, ſonſt fehlt uns in der Oper nichts. Wir beſitzen zwar einen Hel⸗ dentenor aber da ſchweigen alle Flöten; der tiefere Baritoniſt will wohl ſingen können, doch die Botſchaft hör' ich wohl, allein ihm fehlt die Seilenak.—— W