528¹ ben, 906 Abonnementspreis: vr Monat 50 Pfg.— Auswärts duuch dir Noſt 65 Nfg Man äbonnirt in Ranntzeim bei der Expedition E 6, 2, ſowie be allen Zweig⸗Expevitionen und Trägerinnen.— Auswärts bei allen Poſt⸗Anſtalten des deutſchen Reiches und den Briefträgern. Hie Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Herausgeber Or. lur. Dermann Daas in Mannheim. Unſere heutige Nummer Umfaßt mit der Gratisbei⸗ General⸗Anzeiger 10 Seiten. * Ludwig II., König von Baiern. Vor dem erſchütternden Ereigniſſe, deſſen Schauplatz die lachenden Geſtade des Starnbergerſees geweſen und das die freudige Stimmung, in der wir das lieb⸗ ſichſte aller Feſte, Pfingſten, zu begehen pflegen, in ſe entſetzlicher Weiſe getrübt hat, treten heute und wohl auch noch für die nächſte Zeit alle anderen Betrach⸗ tungen in den Hintergrund. Wehklagend und in tiefſte:; Trauer verhüllt Bavaria ihr Haupt, weinend beugt ſich Germania über die Bahre ihres edelſinnigen Sohnes. Es vereinen ſich ſämmtliche Stände und Parteien, um in tiefer Betrübniß einen ernſten Eichenkranz niederzulegen auf das Grab von Baierns unglücklichem Koͤnig. Welch' eine ergreifende Tragödie iſt dieſes, nun heimgegangenen Fürſten Lebenslauf, aufſteigend wie ein ſelten hehres Stern⸗ bild, leuchtkräftig und befruchtend, dann dem Auge entrückt, weiter und weiter, bis es endlich mit jähem Sturze verſank, ver⸗ ſauk in den dunklen Fluthen im Wellen⸗ grabe. Einzig und beiſpiellos in der Geſchichte ſteht das traurige Schickſal, der furchtbare Verfall und das herzzerreißende Ende des unglücklichen Baiernkönigs da. — Wenn wir das Leben des Verewigten überblicken, ſo will es faſt ſcheinen, als habe das Schickſal gerade en bieſer, mit allen vorzüglichen Eigenſchaften des Kör⸗ pers und des Geiſtes ausgeſtatteten Natur ſeine furchtbare Kraft erproben wollen. Ein Jüngling, faſt ein Kind noch, beſtieg er in gewitterdrohender Zeit, am 10. Mai 1864, den Köͤnigsthron. Damals war er nicht nur dem Auslande, ſondern auch dem Baiernvolke und ſogar dem Publikum der Stadt München ſo gut wie ein Fremder, da er von ſeinen könig⸗ lichen Eltern— beſonders der Königin Mutter Marie— in ſtrenger Abge⸗ ſchloſſenheit und Zurückgezogenheit und mit faſt buͤrgerlicher Einfachheit erzogen worden war. Als er den Thron der Wittelsbacher beſtieg, da gewann König Ludwig II. zunächſt durch ſeine jugendlich Litterariſches. Die Laugſteiner. Süddeutſcher Roman in zwei Bänden von K v. Per⸗ fall. ſer Verlag von Felix Bagel. Der Verfaſſer ſchreibt im zweiten Bande ſeines Romans über die eine Hauptperſon, daß ſich— 0 zeigte„als ein äußerſt ge⸗ müthlicher Geſelle, welcher es verſtand die Langweile unmöglich 96 machen“. Dieſe Worte können wir dem Verfaſſer ſelbſt nicht nachſagen. Perfall iſt auf dem Gebiete des Romans kein Neuling mehr, eben deßwegen darf man von ihm etwas beſſeres als ge⸗ wöhnliche Durchſchnittswaare verlangen. Was uns hier geboten wird, ſteht nicht auf der Höhe, die es eigentlich einnehmen ſoll. Den F entnahm Perfall theils aus dem Künſt⸗ Kerleben, theils aus einem kleinſtädtiſchen Neſt. Schon dieſer letzte Umſtand ſchließt ein, daß nichts vollkommenes geboten werden kann, denn das Leben in dem Stadtdorfe Langſtein hat kein Intereſſe, kann keine Spannung in dem Leſer hervorrufen. Ein kräftig urwüchſiges Dorfleben, ein feines taktvolles Stabttreiben feſſelt den 9 5 aber nicht dasjenige, was auf der unbe timmten Grenze zwiſchen beiden einherſchwankt. Die Erzählung brinat uns nur Ereigniſſe, die wir nicht anders erwarten, die wir alle ſchon einmal, mitunter ſogar beſſer geleſen, Perfall berſteht die ſogenannte Mache und fucht mit allen möglichen Mitteln unſere Theilnahme zu wecken,„man merkt die Abſicht und man wird verſtimmt.“ Kurz der Roman 70 gut Keuug ſein, in einer Zeitung den üblichen aum auszufüllen und einem weniger an⸗ ſpruchvollen Publikum zu wir, die höhere Anſprüche an Perfall ſtellen, können 8 dieſem Werk keinen Fortſchrut Lülr den ichter ſünden. lage de dem Leben nickt abzuringen wußte. An Mannbeimer Poläsblakt Organ für Jedermann. chöne Erſcheinung und durch den idealen Zug ſeines Weſens die allgemeinen Sym⸗ pathien. Den Regierungsgeſchäften zeigte er ſich allerdings von Anfang an nicht gewachſen und mußte dieſelben vollſtändig den Miniſtern überlaſſen. Dabei trat aber ſchon früh ſein Stolz auf die könig⸗ liche Würde und das eiferſüchtige Be⸗ wußtſein ſeiner Souveränetät hervor. In den erſten Konflikt mit der öffentlichen Meinung gerieth König Ludwig durch die Begünſtigung Richard Wagner's, den er bald nach ſeiner Thronbeſteigung nach München berufen hatte, und dem man balb einen ungünſtigen Einfluß auf den jungen Monarchen zuſchrieb. Damals gab König Ludwig der Stimmung des Baternvolkes noch nach, denn am 6. Dezember 1865 wurde offtziös angezeigt, der König habe Wagner den Befehl er⸗ theilt, München zu verlaſſen. Bald da⸗ rauf aber begannen ſchon die Gerüchte von den romantiſchen Sonderbarkeiten und Liebhabereien des Königs ſich zu ver⸗ breiten. Leider geſtaltete ſich ſein Privat⸗ leben im Laufe der Jahre immer ein⸗ ſamer und einſamer. So manche trübe Erfahrung, dann der ideale Sinn, der ſeinen ganzen Gedankenflug beherrſchte, ließen ihn immer mehr die reale Er⸗ ſcheinungswelt fliehen und ſich in die Welt zurückziehen, die er ſich ſelbſt in ſeinem Inneren erbaut. Der Hang zur Einſamkeit iſt es wohl auch geweſen, welcher die Keime zu der furchtbaren Krankheit zeiligte, die nun⸗ mehr zu der entſetlichen Kataſtrophe ge⸗ führt hat. König Ludwig iſt, ohne birekte Nach⸗ kommen zu hinterlaſſen, in ein beſſeres Jenſeits hinübergegangen. Die Krone geht über auf ſeinen Bruder Otto, über dem ja auch die Hand des Schickſals ſchwer waltet, und beſſen Geiſt ſchon ſeit langen Jahren umnachtet iſt, und nach ihm an die Familie ſeines Onkels Luit⸗ pold. Ein Geſchick von überwältigender Tragik hat ſich hier vollzogen. Die Parze hat mit unerbittlicher Hand den Faden durchſchaitten, der ein edles Leben mit dieſer Welt verband. König Ludwig hat im Tode den Frieden geſucht, den er Meine Srzähzungen u. Keiegsbilder von Graf Leo N. Tolſtoi. Aus dem Ruſ⸗ ſiſchen überſetzt von Wilh. Paul Graff, Ber⸗ lin, Verlag von Richard Wilhelmi Ruſſiſche Erzählungen gehören zu den Seltenheiten, die, wenn wir ſie genießen, uns denken laſſen: Warum kommt ihr ſo ſelten. Eine Stimme antwortet uns dann: Gerade deshalb liebt ihr uns. Tolſtoi gab uns noch nicht viele Proben ſeiner Feder, aber in dieſen wenigen Blättern ſprüht uns ein ſo neuer Geiſt ent⸗ Gü daß wir es um ſo mehr bedauern. mmerhin leſen wir lieber Weniges und gut, als ſchlecht und viel. Zwei Huſaren. Eine Novelle. Schon dieſe erſte Erzählung überzeugt uns von dem Scharſſinn des Dichters in Bezug auf die Kenntniß des menſchlichen Seelenlebens. Die Geſtalten zeichnet er mit wenig Strichen feſt, energiſch und wahr beſonders die beiden Huſaren Vater und Sohn ſtellt er uns als die Repräſentanten zweier Gattungen hin, die man in weiterem Umfange als die Bilder 99 1 Zeitalter, als das perſoniſizirte ritter⸗ iche 18. und als das finnlichere 19. Jahr⸗ hundert des Militärweſens auffaſſen kann. f eines Markörs. Ganz anders kritt uns hier der Dichter gegenüher, hier bildet ſchon das äußere Gewand der Stil, einen anderen Eindruc aus, Das kurze edrängte, das Hin und Wieder der Reden, lles athmet einen Geiſt, den wir einen dä⸗ moniſchen nennen möchten. Das unaufhaltſame Verderben des Spieles erſchüttert uns und frei 9 891 wir am Schluſſe auf, wie nach einem ſchweren Traum. Kriessbilder,. Sebaſtopel im De⸗ ember, U. im Mai, II im Auguſt. olſtoi führt uns in die Epiſode des Krim⸗ krieges(1858—1856), die das Eude dieſes un⸗ ſeiner Bahre ſteht in dumpfer Trauer das ganze Deutſchland, das ſeiner in tiefer Wehmuth gedenkt, als eines ritter⸗ lichen Fürſten, der alle Zeit zu ihm ge⸗ ſtanden und die Bauſteine zu ſeiner Macht und Einigkeit mit willigen Händen beitragen half. Politiſche Ueberſicht. Mannheim, 15. Juni. Deutſchland. Vergangenen Freitag begann vor der erſten Strafkammer des Landgerichts München 1 die öffentliche Hauptverhandlung in dem großen Geheimbundprozeß gegen die Soztaldemokraten Andrä und Genoſſen. Es ſind 30 Angeſchuldigte; urſprünglich waren es ſogar 46. Durch Beſchluß der Strafkammer vom 20. v. Mts. wurden indeß 10 außer Verfolgung geſetzt. Von den 36 reſtirenden Angeſchuldigten konn⸗ ten 3 zur Hauptverhandlung nicht geladen werden, weil dieſelben flüchtig gingen. Die Leute hielten es für erſprießlicher, außer⸗ halb der deutſchen Gerichtsbarkeit zu ver⸗ weilen und leben infolge deſſen theils in der Schweiz und theils in Afrika am Cap der guten Hoffnung. Die Anklage grün⸗ det ſich auf die Behauptung, daß unter den hieſigen Sozialdemokraten eine geheime Organiſation mit ſtrafbaren Zwecken und Beſchäftigungen im Sinne der§8 128 und 129 des Strafgeſetzbuches exiſtire. Schon ſeit Jahren habe die Poltzei ein wachſa⸗ mes Auge darauf und endlich ſeien greif⸗ bare Sachen zu Tage getreten, die die Geheimbündelei außer jedem Zweifel laſſe. Es ſei nämlich Folgendes ermittelt worden: Schon im Sommer 1882, wo gegen die hieſigen Sozialdemokraten erſtmals ein ähnlicher Prozeß und mit Erfolg geführt wurde, indem 18 dieſer Leute mit 6, 5½ und 5 Monat Gefängniß beſtraft wurden, beſtand ein Geheimbund mit feſter Orga⸗ niſation und Leitung. Eine ähnliche Ver⸗ bindung oder gar dieſelbe beſteht noch heute und hat nach der Schilderung der Anklage folgendes Ausſehen: Ein Fünfer⸗ Ausſchuß dirigirt das Ganze und iſt das organiſche Mittelglied zwiſchen der ſozial⸗ demokratiſchen Partei⸗Centralleitung und den ſich hier aufhaltenden Mitgliedern dieſer Centralleitung. Etwa 25 Clubs, wenn Leſer, welche jemals ein Schlachtenpanorama geſehen, werden von der meiſterhaften zählungs⸗ und Schilderungskunſt des Dichters ſo überraſcht ſein, daß ſie wohl anerkennen: das Panoramgbild feſſelt durch ſeine Natür⸗ lichkeſt, dieſe Erzählungen übertreffen es. Wir hören die Kanonen krachen, ſehen die Bomben plapen und neigen unwillkürlich das Haupt, wenn der Ruf ertönt: Achtung, eine Granate. Am realiſtiſchten bleibt iedoch das Gemälde des Verbandplatzes. Eiſeskalt durchläuft es uns dei den verſchiedenen, haarklein und haar⸗ ſcharf gezeichneten Operationen. Hier das Aechzen, dort das Todesröcheln, in iener Ecke ein Todter, in dieſer ein Verwundeter, mitten drinnen mit aufgekrämpten Aermeln die thäti⸗ a Aerzte, dazwiſchen ein Prieſter; Trag⸗ ahren, Neſſer, amputirte Glieder liegen he⸗ rum. Faſt zubiel des Realiſtiſchen, zuviel der Krieasſchrecken; in ſolchen Momenten ſteht nur noch der Meiſter alles Realismus über Tolſtoi, nemlich Zol. An anderen Stellen dagegen, in den Blindagen, beim Hartenſpiel, am ſummenden Samowar malt Tolſtoi gleich Wereſchagin Weiß in Weiß, eine Friedenskandſchaft unter der Erde Tol⸗ ſtoi dürſte nach unſerm Votum der Einzige der Turgenjews Tode verſchmerzen läßt, er Einzige, der berufen ſein wird die müg⸗ —85 errungene Stelle dem Czarenreiche in er Weltlitferatur zu behaupten, und allenfalls nur für einen höheren Rang en verlaſſen. Tolſtoi beſitzt etwas, das über iede Nationalität emporhebt, ein etwas das Rouſ⸗ ſeau, Boccaccio, Scott mit ihm theilen: die Internationalität des Genies, das nur der zinen Nation augebört der Menſchheit —— und-Handels-Beilun Inlertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 90 Pfe Anzeigen werden von allen Annoncen⸗Expeditionen, von unſeres Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen Bei größeren Aufträgen Rabatt. Bofationsdruck der or, H. Haas' ſchen Suchdruckerol, kun neben der katholiſchen Spitalkirche in Mannheim. Telephonauſchluß Nr. 9, 65 15 75 9 ————— Donnerſtag, 17. Juni 180 nicht mehr, jeder mit durchſchnittlſch 12 Mitgliedern, ſind dem Fünfer⸗Ausſchuß unterſtellt und lelſten demſelben unbeding⸗ ten Gehorſam. Nach unten ſteht der Ausſchuß durch die Clubvorſtünde, nach oben d. h. zur Parteileltung burch eine eigene Perſönlichkeit in fortwährenbem und direktem Verkehr. Er erhäͤlt und gibt Aufträge und ſorgt insbeſonbere für Mehrung der Diätenfonds. Durch„re⸗ gulirte Verſammlungen“ wird alles zu⸗ ſammengehalten: Clubgenoſſen, die Clubs unter ſich und dieſe mit dem Ausſchuß. Für die Clubvorſtände gibt es Extra⸗ Verſammlungen: die Vertrauensmänner⸗ Verſammlungen; die Clubs ſelbſt kommen wöchentlich zuſammen. Schweiz. Die Einfuͤhrung des Impf⸗ zwanges ſtößt in der ſchweizeriſchen Be⸗ völkerung auf beharrlichen Widerſtand. Nachdem das betreffende Geſetz ſchon in verſchiedenen Cantonen vom Volke abge⸗ lehnt worden iſt, wurde ihm baſſelbe Schickſal auch in einer kürzlich in Baſel⸗ Land ſtattgefundenen Volksabſtimmung bereitet, während das Initiativbegehren auf Freigebung der ärztlichen Praxis an⸗ genommen wurde. Mit der Genehmigung des letzteren Antrages, welcher der Eur⸗ pfuſcherei Thür und Thor öffnet, ſcheint aber der ſonſt ſo gerühmte geſunde Sinn des Schweizervolkes diesmal gerade nicht das Richtige getroffen zu haben. Rußland. Die ruſſiſche Regierung legz augenſcheinlich großen Werth darauf, das Ausland davon zu überzeugen, daß die Rede, welche der Kaufmann Alexeſew als Vertreter der Moskauer Bürgerſchaft ge⸗ halten hat, eine von ihr nicht gebilligte Privatkundgebung geweſen ſei. Sie läßt deshalb in einem Briefe der offtziöſen „Polit. Correſp.“ verſichern, daß die im Auslande darob entſtandene Bewegung kei⸗ neswegs der Bedeutung des Gegenſtandes entſpreche. Es wird angedeutet, daß die vom Zaren ausgegangenen Anſprachen, beſonders die bekannte an die Schwarze Meer⸗ flotte, lediglich Kundgebungen geweſen ſeien, welche aus Klugheitsrückſichten, um das Volk zu befriedigen, erfolgten. Das Volk habe das kränkende Gefühl gehabt, als opfre Rußland ſeine eigene Würde und ſeine Intereſſen dem Friebensbedürfniſſe des übrigen Eu⸗ —— erhört blutigen Krieges war. Dieienigen Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaſt. Die Freiburger Jubeltage, (13. und 14. Juni). H. E. H. Vor nunmehr fünf Jahren ver. ſammelte das dritte badiſche Sängerbundfeſt in unſern Mauern eine feſtliche Sangesſchaar, damals ſchon bildete dieſe Vereinigung deutſcher, ſpeziell aber badiſcher Sänger einen Wall um den Friedenswagen der holden Muſica, den er für alle Zeiten ſchühend um⸗ ſollte. Denn zu der Zeit, als noch ein einiges Deutſchland erſtanden, lag auch der Tempel dieſer Göttin verlaſſen und ein⸗ ſam da; das deutſche Lied brauſte nicht in mächtigen Akkorden durch die Lande, nein nur vereinſamt erklang es in dem Schatten der Verborgenheit. Dem deutſchen Liebe fehlte das Nöthigſte: die Nationalität! Wie freudig ward jedoch der an alle Sänger Badens ergangene Ruf aufgenommen; Wir wollen einen Bruderbund zu Schut und Schirm des deutſchen Liedes bilden. In den Herzen der Sänger tönte es wieder, mehr und mehr erſtarkte der Gebanke zur That und im 7. Jahrzehnte feierte man in Frei⸗ burg das erſte Sängerfeſt, Schuell wucns nun, nach der Einigung der beutſchen Länder 75 unſerm großen, mächtigen Deutſchland, er babiſche Sängerbund; ein feſter Hort für alle Zeit ſteht er im deutſchen Reiche als der ſchönſte und würdigſte Muſterverein in ſeiner Art, zum leuchtenden Vorbilb, zum Beweiſe der Worte: „Einigkeit macht ſtark“ Setzt vereinte ſich die wackere Sangesſchaar um zweiten Male in dem lieblichen Srei urg, doch nunmehr eine Schaar, die, des hohen Werthes ihrer Kunſt bewaft, gich mehr in dem Liede ihr deutſches Vaterlane an iuchen genöthiat war, die vielmehr w Badiſche Volks Zeitung. 17 Juni. Kreiſen habe gefühlt, gegen dieſe ſſung zu proteſtiren und dar⸗ auch die Friedensliebe Ruß⸗ lands ihre Grenzen habe, daß Rußland mpenſation für die von ihm im ereſſe der Sicherung der allgemeinen gebrachten Opfer verlange, daß Mächte nicht fortfahren, die Früchte des letzten ruſſiſchen Krieges mitten im Frieden zu vernichten, und daß Rußland die gegenſeitige Achtung der Intereſſen aller Parteien fordere; auf dieſes Bedürf⸗ liß und nicht ſo ſehr auf wirklich krieger⸗ iſche Tendenzen ſei der etwas lärmende Ton der ruſſiſchen Preſſe anläßlich der jüngſten Vorgänge dieſer Art zurückzu⸗ fͤhren. Deutſches Reich. Freiburg, 15. Juni. Der„Freib Bode“ veröffentlicht ſoeben ein Schreiben des Kardinal⸗Staatsſekretärs Jakobini an den Erzbisthumsverweſer 8.* Domdekan Weickum, daß der Papſt die Wahl des Biſchoßs Dr. Roos von Bimburg zum Erzbiſchof von Freiburg Heſtärigt habe, nachdem jener, ſich dem Wunſche des hl. Vaters fügend, die Wahl angenommen habe. Damit iſt alſo die rage der Beſetzung des erzbiſchöflichen kuhles, die ſo viel Staub aufgewirbelt hat, enbgiltig geregelt und es iſt wohl auzunehmen, daß der Erwählte in Bälde ſeinen Einzug in Freiburg halten wird. München, 14. Juni. Das Gutachten der eidlich über den Geſundheitszuſtand des Königs Ludwig vernommenen vier Aerzte vom 8. Juni iſt heute amtlich veröffent⸗ licht worden. Der Tenor desſelben lautet: Wir erklären einſtimmig: 1) Se. Maje⸗ ſtät ſind in ſehr weit vorgeſchrittenem Grad ſeelengeſtört und zwar leiden dieſelben an jener Form von Beiſteskrankheit, die den Irrenärzten aus Erfahrung wohlbekannt und als Paranoia(Verrücktheit) bezeich⸗ net wird. 2) Bei dieſer Krankheitsform, ihrer allmäligen und fortſchreitenden Ent⸗ wickelung und ſchon ſehr langen, über eine größere Reihe von Jahren ſich er⸗ ſtreckenden Dauer iſt Se. Majeſtät un⸗ heilbar und nur noch ein weiterer Ver⸗ fall der Geiſteskräfte ſicher in Ausſicht. 3) Du die Krankheit iſt die freie immung des Königs vollſtändig ausgeſchloſſen und iſt derſelbe als ver⸗ hindert an der Ausübung der Regierung zu betrachten, welche Verhinderung nicht nur länger als ein Jahr, ſondern die ganze Lebenszeit andauern wird.(gez). Gudden. Hagen. Grasbey. Hubrich. Berlin, 15. Juni. Die nächſte Sitzung des Reichstags wird am 30. Juni ſtattfinden. Auf die Tagesordnung ſoll die zweite Le⸗ ſung der Branntweinſteuer kommen. Der Widerſtand gegen eine Verlängerung der Seſſion wächſt in allen Parteien, ſelbſt die„Kreuzzeitung“ erklärt die Ausdehnung der Seſſion bis in den Juli für unaus⸗ führbar und hofft, daß der Reichstag am 30. nach Ablehnung der Branntweinſteuer werde geſchloſſen werden. Sollte die Re⸗ gierung dieſe Abſicht wirklich haben, ſo wäre es ſchwer begreiflich, weshalb ſie den Reichstag nicht jetzt ſofort ſchließt und ihn erſt noch einmal zuſammentreten läßt. iBrein Saterland das Vieo nach Gebuhr P 0 Mehr als 3000 Sänger traten auf — ben frieblichen Kampfplatz des Wettgeſanges, heiliger Eifer purchglühte Alle, als ſie in e Thne ihr beſtes Können einſetzten, doch henſo feierliches Schweigen herrſchte bei dem c das andächtig der Sangesweiſen Die Mannheimer Sänger. Samſtag Mittag gingen unſere hieſigen mpen ab, nahezu 500 Mann ſandte Mann⸗ ſeim, die nun beinahe alle mit Preiſen zu⸗ cklehrten. Von Glückwünſchen und Hurrah⸗ ſen begleitet, rollten die Wagen aus dem fahnhofe, um nach 6ſtündiger Fahrt in örei⸗ burg einzutreffen. Von den Brüdern geleitet, zog man dann in die alten Mauern der Feſt⸗ * überall durch laute Willkommrufe egrüßt. In frohem, geſelligem Zuſammen⸗ ein verging der Abend, nachdem noch eine robe der Geſänge ſtattgefunden. Endlich dämmerte der Morgen herein, doch der Himmel war trübe und Regen ſtrömte her⸗ Rieder. Langſam begab man ſich zum Probe⸗ f in dem jedoch kein Verein ſich an⸗ ſtrengte und das deshalb auch nicht auf er Höhe des Concertes ſtand. Morgens halb 11 Uhr begann das erſte Concert, in welchem von hier der Geſangverein Flora“ mit dem Iſenmann'ſchen Chor:„Das erſte Lied“ concurrirte gegen 10 andere Vereine; ferner im Kunſtgeſang der Singverein mit dem„Rheingauer Gruß“ von Möhring gegen 4 Bereine. Dieſes Concert dauerte bis 1 Uhr, und ſchon um 3 Uhr begann der zweite Wett⸗ geſang, in welchem der Volksgeſang durch 16 Chöre repräſentirt wurde, i Süngerhalle den„Frühli und der Mä r iunergeſang⸗ Herein das„Heimweb“ von Heim vortrugen. Zimmermann Ausland. Wien, 15. Juni. Der Binnenſchifffahrts⸗ Kongreß wurde durch den Kronprinzen Rudolf mit einer ſchwungvollen Anſprache eröffnet. Zum Präſidenten wurde Dr. Ruß, zu Ehrenpräſidenten Graf Taaffe, der Statthalter Poſſinger, Sectionschef Szögy⸗ enyi) zum Vicepräſidenten Schlichting (Deutſchland) gewählt. Alle Länder Eu⸗ ropas ſind vertreten. Das geſammte di⸗ plomatiſche Corps iſt anweſend. Rom, 15. Juni. Von vorgeſtern Mit⸗ tag bis geſtern Mittag ſind an Cholera in Venedig 13 Perſonen erkrankt und 9 geſtorben, in Bari 3 Perſonen erkrankt und 2 geſtorben. Neueſte Nachrichten. München, 15. Juni. ſichtlich Sonntag ſtatt. München, 15. Juni. Die Sektion der Leiche des Königs von Bayern hat hoch⸗ gradige Veränderungen degenerativer Na⸗ tur am Schädel, ſowie am Gehirn und ſeinen Häuten ergeben. Dieſelben ſind theils auf abnorme Entwicklung, theils auf chroniſche Entzündungsvorgänge älte⸗ ren und jüngeren Datums zurückzuführen. — Der zu einer außerordentlichen Seſſion zuſammenberufene Reichsrath hielt heute Mittag ſeine erſte Sitzung ab. Nach⸗ dem der Präſident den Gefühlen der Trauer über das tragiſche Ende des Kö⸗ nigs Ausdruck gegeben, brachte Miniſter v. Lutz den Antrag ein, der Regentſchaft des Prinzen Luitpold zuzuſtimmen. Es wurde eine Kommiſſion gewählt, um die von der Regierung zu ſtellenden erforder⸗ lichen Nachweiſe über die Nothwendigkeit der Uebernahme der Regentſchaft zu prü⸗ fen, worauf die Sitzung geſchloſſen wurde. München. Einer außerordentlichen Bei⸗ lage zur„Allg. Ztg.“ entnehmen wir noch, daß die frühere Mittheilung, der König und Dr. von Gudden hätten an⸗ fangs noch Lebenszeichen von ſich gegeben, irrthümlich iſt. Die bei den Wiederbeleb⸗ ungsverſuchen(für jeden Sachverſtän⸗ digen ſelbſtverſtändlichen) auftretenden, me⸗ chaniſch hervorgerufenen Veränderungen in der Körperlage wurden von einzelnen um⸗ ſtehenden Laien fälſchlich als Lebenszeichen aufgefaßt. Nach den äußeren Anzeichen war der Tod ſchon Stunden vorher einge⸗ treten. Berlin, 15. Juni. Die Nachricht von dem Tode des Königs von Bayern, deſſen Einzelnheiten geſtern und heute durch zahl⸗ reiche und vielgekaufte Extrablätter faſt ſämmtlicher Zeitungen bekannt wurden, hat hier in allen Schichten die lebhafteſte ungeheuchelte Theilnahme erregt. Dle Frage, wen die Schuld an der Kataſtrophe trifft, wird lebhaft erörtert. Ich müßte mich ſehr täuſchen, wenn nicht die öffent⸗ liche Meinung in den nächſten Tagen ge⸗ bieteriſch die vollſtändigſte Klarlegung aller Vorgänge, die zur Kataſtrophe führten, verlangen ſollte. In politiſchen Kreiſen hält man den Zuſammenbruch des jetzigen Miniſteriums nur für eine Frage der kürzeſten Zeit. Berlin, 15. Juni. Der von der Berliner internationalen Telegraphenkonferenz be⸗ ſchloſſene, am 1. Juli in Kraft tretende neue Felegraphie⸗Gehührentarif, Im Kunſtgeſang wurde in dieſem Concert das wonach die Beſtmögliche geboten, und leiſteten die beiden hieſigen Mitwirkenden(Mor⸗ genlied v. Rietz) und Liedertafel(Sabre Regina v. Schubert) ſehr gutes. Um 6 Uhr war auch dieſes Concert beendet und nach einer einſtündigen Probe begab man ſich zum Abendbankett. Der zweite Tag rachte nur wenig Hoffnung auf ein ſchöneres Wetter. Abermals Probe um halb 8 Uhr und um halb 11 Uhr der äußere Hauptpunkt: Der Feſtzug. Nach und nach hatte der Him⸗ mel Einſehen mit den Sängern und als der Zug ſich in Bewegung ſetzte, hrach die Sonne durch die düſteren Wolken. Mit den Klängen der Muſik miſchte ſich der Jubel der Bevöl⸗ kerung, die hauptſächlich unſere Mannheimer Vereine auszeichnete und dieſelben mit Blu⸗ men überſchüttete. Bei dem Hauptconcerte wirkten alle Anweſenden nach Kräften mit und ſo konnte auch hier ein Erfolg nicht aus⸗ bleiben. Die Dirigenten. Carl Iſenmann der anerkannt geniale Componiſt ſo vieler Chöre, konnte ſo recht eigentlich als der Kryſtalliſationspunkt aller Beifallsbezeugungen gelten. Bei ſeinem Er⸗ ſcheinen in der Prohe erſchollen aus den Kehlen der geſammten Sängerſchaar nicht endenwollende Hochrufe und dauerten trotz des wiederholten Dankes minutenlang fort. Hier kam das Gefühl aller Badenſer zum Ausdruck, die ſtolz find dieſen tüchtigen Com⸗ poniſten volksthümlicher Weiſen den Ihrigen zu nennen; hier ſprach die Stimme des Volkes die beredten und doch einfachen Worte des Dankes und der Liebe. Nicht weniger als ſechs Chöre vertraten das Wirken des Meiſters, der uns ſo manche Perle deutſchen Geſangs geſcheukt, Das Leichenbe⸗ gängniß des Königs Ludwig findet voraus⸗ Grundtaxe fortfällt, wird heute amtlich publizirt. Amtliche und Dienſtes⸗ Nachrichten. er Großherzog hat dem Küſter der Fried⸗ Werder'ſchen Kirche in Berlin, Karl Auguſt Alandt, das Ritterkreuz ſſe des Ordens vom Zähringer Löwen iehen. Dem Fechtlehrer Friedr. Schulze in Heidelberg wurde die Erlaubniß zum Tragen des ihm vom Kaiſer von Oeſterreich verliehenen goldenen Verdienſtkreuzes ertheilt, Der Ingenieur I. Klaſſe Albert Ziegler in Oberkirch iſt der Waſſer⸗ und Straßen⸗ bau⸗Inſpektion Emmendingen zugetheilt worden. * Karlsruhe, 15. Juni. Wegen Ablebens des Königs Ludwigs U. von Bayern legt der Großherzogliche Hof von heute an die Trauer auf drei Wochen bis zum 5. Juli einſchließ⸗ lich an, und zwar vom 15. Juni bis incl. 25. Juni nach der., vom 26. Juni bis incl. 5. Juli nach der 4. Stufe der Trauerordnung. Vom Tage. * Ausflüge. An den beiden Pfinaſt⸗ feiertagen wurden von Seiten des Mann⸗ heimer Publikums nach allen Richtungen hin Ausflüge unternommen. Der Hauptausflugs⸗ ort war Schwetzingen. Schon am Pfingſt⸗ ſonntag bildeten die Bahnzüge ganze Colonnen von Wagen, da die eingeſchobenen Extrazüge nicht genügen konnten. Gott Pluvius be⸗ kundete zwar ſeine Herrſchaft am erſten Feſt⸗ tage auf ganz deutliche Weiſe; wie mit Kübeln geſehüttet regnete es in Schwetzingen, in Folge deſſen die dortigen Gaſtwirthſchaften ſehr raſch mit Gäſten angefüllt wurden. Am 2. Feiertage war der Himmel gnädiger, und das in Schwetzingen abgehaltene Volks⸗ feſt verlief auf die ſchönſte Weiſe, ohne jeg⸗ liche Störung. Nicht minder war Neckarau von Ausflüglern beſucht; ſind es doch die ſchönen Gärten im Ochſen und Schwanen, welche hinreichend Schutz gegen die ſengenden Sonnenſtrahlen gewähren. Weitere gern be⸗ ſuchte Ausflugsorte waren die ſchönen Punkte der Pfalz, Bergſtraße und Worms, und war beiſpielsweiſe das vorgeſtern Abend gegen 8 Uhr von Worms hier eintreffende Dampfboot bis auf den letzten Platz von Ausflüglern beſetzt. * Einzug der Sänger. Unfere Sänger, die das Sängerfeſt in Freiburg beſuchten, treffen heute Abend 8 Uhr hier ein. Die ak⸗ tiven Sänger, welche bereits hier ein⸗ getroffen ſind, fahren ihren Sangesbrüdern bis Heidelberg entgegen und die Paſſivitäten bereiten denſelben, anläßlich des außerordent⸗ lich günſtigen geſanglichen Reſultats, einen würdigen und glänzenden Empfang. Mit Muſik und Lampions werden die einzelnen Vereine nach ihren Lokalen begleitet werden, woſelbſt dann verſchiedene Bankette abgehal⸗ ten werden. Hierbei wollen wir nochmals erwähnen, daß das Reſultat des Preisſingens für unſere Vereine ein wider Erwarten gün⸗ ſtiges iſt, denn von 6 Vereinen, die ſich am Preisſingen betheiligten, erhielten 4 Preiſe und zwar, und hiermit wollen wir gleichzeitig un⸗ ſere geſtrige Notiz richtig ſtellen, die„Lie⸗ dertafel“ für Kunſtgeſang einen erſten, der „Singver ein“ und der„Liederkrauz“ für Kunſtgeſang je einen zweiten und die „Sängerhalle“ für Volksgeſans für Städte einen zweiten Preis. Lobend erwähnt wur⸗ den auch die beiden anderen Vereine, die nur deßhalb keinen Preis erhalten konnten, weil ſie nicht alle Vedingungen, die nebenbei be⸗ merkt, äußerſt Krenge waren und mit lobens⸗ werther Conſequenz beachtet wurden, erfüllen konnten, Karlsruhe war beiſpielsweiſe min⸗ der glücklich, denn es haben von dort 10 Vereine preisgeſungen und wurden nur 2 mit Preiſen bedacht. Es iſt daher die unſeren Sängern in Ausſicht geſtellte Ehrenbezeugung beim heutigen Einzug eine wohlverdiente, und dürfte ſich die Geſammtbevölkerung daran betheiligen. E. Jubiläum. Thomas Schnepf, Portier in der Gummiwaaren⸗Fabrik von A. Hutchinſon u. Eie., feierte geſtern, den 15. Juni, ſein 251jähriges Dienſtiubiläum. Der⸗ ſelbe wurde von Seiten der Direction, ſowie dem Begmtenverſopal und den Arbeitern ———————————— Ferdinand Langer erlebte ebenfalls Triumphe, von allen Seiten begrüßte man ihn und beſtreute ſeinen Pfad mit Blumen, ein Lorbeerkranz ward dem verdienſtvollen der Töne bei dem Feſtzuge zu heil. Gottfried Angerer erhielt dieſelbe Auszeichnung, wie ſein College Langer und wird das demſelben ein Sporn ſein zu künf⸗ tigem Schaffen, das wie er ſieht ſtets ſeinen verdienten Lohn findet.— Freuen wir uns dieſes Triumvirats, dieſer hervorragenden, leuchtenden Sterne am Kunſthimmel, die wir mit Stolz zu den Unſrigen 1 5 dürfen. Eben ſo lebhaft geſtaltete ſich der Empfang der ihre Compoſitionen dirigirenden Herren Ruzek(„Du biſt mein, ich bin Dein“), Mohr(„Heimath am Rhein“), Liebe („Kriegers Nachtwache“), wovon bekanntlich das erſte und das letzte preisgekrönt wurden. Die Preisvertheilung. Nach dem Feſteoncert fand der ſpannendſte Akt ſtatt, die Verkündigung des Preisrichter⸗ urtheiles. In ſeiner Rede hoh Herr Chormeiſter Franz Schmid aus München beſonders hervor, wie zufriedenſtellend die Pflege des Kunſtgeſanges nach dieſen Proben zu nennen ſei, während der Volksgeſang total vernach⸗ läſſigt abſterbe, und richtete er die Bitte an alle Vereine, nun auch dem Volksgeſange wie⸗ der zu ſeinem Rechte zu verhelfen, indem er nochmals erkläre, daß der Kunſtgeſang nir⸗ ends beſſere Leiſtungen auftpeiſen kann, daß erſelbe als muſtergiltig aufzuſtellen ſei. Alsdann ergriff der Präſident, Herr Richard Sauerbeck, das Wort und machte die Na⸗ men der preisgekrönten Vereine bekannt; es ſind dies im: Volksgeſans für Landver⸗ eine: 2. Preis Liederkranz Lenzkirch. Bolks⸗ geſana für Stadtvereine: 1. Preis Harwo⸗ Der Fubilar und deſſen Gattin erfreuen ſich der beſten Geſundheit Viele Gratulationen von Freunden liefen ein. reichlich beſchenkt. * Brieftaubenſport. Von den am Pfingſtmontag früh aufgelaſſenen Brieftauben hat ſich eine in Weſtfalen verflogen, wo ſie zufällig in die Hände eines Mitgliedes des dortigen Geflügelzuchtvereins gerieth; derſelbe fragte hier an, was er damit beginnen ſollte, worauf ihm die Antwort ertheilt wurde, er möge ſe nach einigen Tagen fliegen laſſen. Die Taube mache den Weg dorthin in 5½ Stunden. *Tyrolerkonzert. Herr Alberty, der ge⸗ ſtern Abend wieder mit außerordentlichem künſtleriſchem und pekuntärem Erfolg im Ba⸗ dener Hof konzertirte, wird nun bis Sams⸗ tag ausſetzen, und in das ſchöne Gartenlokal zieht die Tyroler Sängergeſellſchaft„Edel⸗ weiß⸗Rainer“ auf einige Abende ein. Es iſt dies eine der beſten Tyrolerſänger⸗Geſell⸗ ſchaften, die auf Reiſen ſind, und ſteht daher ein guter Beſuch und für die Beſucher em großer muſikaliſcher Genuß bevor. Exceß. Im Laufe der verfloſſenen Nacht kamen mehrfache Exceſſe vor, und war die Polizei gezwungen, mehrere Verhaftungen vorzunehmen. Berunglückt. Geſtern früh ſtürzte ein älterer Arbeiter von einem Neubau des Lit. S. 4 Und verletzte ſich ſchwer am Kopfe; der Verunglückte wurde per Drotſchke nach ſeiner Wohnung verbracht. * Borſicht. Mit der Kirſchen⸗ und Pflau⸗ menzeit ſtellt ſich auch alljährlich ein Miß⸗ ſtand ein, der, weil ſchwer abzuſtellen, zur größten Vorſicht mahnt. Es wird nämlich beſonders von Kindern und ſelbſt von er⸗ wachſenen Perſonen weiblichen Geſchlechts auf der Straße ſehr viel Kernobſt und be⸗ ſonders Kirſchen gegeſſen und die Steine einfach weggeworfen. Gebraucht man nun nicht die nöthige Vorſicht, ſo kann man durch einen ſo unſcheinbaren Kirſchenkern leicht zu Fall kommen, wie man jetzt öfter zu ſehen Gelegenheit hat. Es iſt aber nicht möglich, den eigentlich Schuldigen herauszufinden, weil es ihrer gar viele ſind, die hier durch das Fortwerfen der Steine unbewußt die Paſſage gefährden. Man ſollte den Kindern eindringlich empfehlen, die Steine möglichſt nach den Rinnen zu verbringen, die Erwach⸗ ſenen werden dies dann wohl von ſelbſt thun. * Verhaftung. Eine Frau, jenſeits des Neckars wohnhaft, machte ſich des Diebſtahls verſchiedener Objekte, als Pfandſcheine ꝛc, ſchuldig. Die Diebin wurde heute Nachmit⸗ tag verhaftet. Inſpection. Die Beſichtigung des hieſigen Infanterie⸗Regimentes durch Exc v. Keßler, Diviſtons⸗General, findet Donnerſtag den 17 bieſes Monats ſtatt. * Slandal. Ein hieſiger Bürger in N 7 liebloſte geſtern Nachmittag mit dem Spannriemen ſeine Ehehälfte in dem Maße, daß vor der Wohnung der Streitenden ein wahrer Menſchenauflauf entſtand; der miß⸗ handelten Frau blieb nichts anderes übrig, als die Flucht zu ergreifen, um ſich den ge⸗ meinen Mißhandlungen ihrer ſtarken Ehe⸗ hälfte zu entziehen. Razzia. Ein beſonderes Augenmerk widmet unſere Polizei den Stromern, welche landauf⸗ und landabwärts als vagirende Touriſten ihr Daſein friſten. Nicht minder ſucht man die im Freien gampirenden exiſtenz⸗ loſen Individuen auf. In 0 einer vor⸗ enommenen Razzia in letzter Nacht wurden ei der Fettviehhalle 6 mittel⸗ und obdachloſe Individuen ertappt und zur Haft gebracht. Briefkaſten. A. N. hier. Wenn Sie unſern Rath be⸗ anſpruchen, ſo müſſen Sie uns in erſter Linie Ihren Namen nennen, ſonſt geht auch Ihre Anfrage in den Papierkorb. B. Fendenheim. Wenn ſich die Sache ſo wie angegeben verhält, ſo ſind weder Wirch noch Gäſte ſtrafbar und bliebe, ſollte doch ein Strafbefehl erlaſſen werden, Be⸗ ſchwerde, reſp. Berufung an das ordentliche Gericht übrig. Was den übrigen Theil Ihrer Zuſchrift bekrifft, ſo eignet ſich dies nicht zur Veröffentlichung. Die Gründe dürſten auch Ihnen nahe liegen. Laſſen Sie übrigens bald mehr von ſich hören. nie Säckingen. 2. Prei, Deulſcher Reoer⸗ kranz Baſel. 2. Preis Sängerbund Villingen. 2. Preis Sängerhalle Mannheim. 2. Preis Liederkranz Waldshut. 2. Preis Badenia Karlsruhe Kunſtgeſang: 1. Preis Männergeſangverein Pforzheim. 1. Preis Männergeſangverein Straßburg. 1. Preis Liedertafel Mannhe im. 2 Preis Lie⸗ derkranz Mannheim. 2. Preis Lieder⸗ halle Karlsruhe. 2. Preis Liedertafel Pforz⸗ heim. 2. Preis Liedertafel Aurelia Baden. 2. Preis Sängerbund Hohenbaden Baden. 2. Preis Liederkranz Karlsruhe. 2. Preis Singverein Mann heim. Zur Concurrenz waren 40 Vereine er⸗ ſchienen, da von 28 für Volksgeſang, von welchen 7 Preiſe erhielten, während von 12 Vereinek im Kunſtgeſang 10 preisgekrönt ein ſprechender Beweis für das oben eſagte. „Die Herren Preisrichter ſollen ſich privatim in den beſten Aeußerungen den Mannheimer Vereinen gegenüber ausgeſprochen haben. Mannheim ſtehe in geſanglicher Hinſicht über allen anderen Städten, hier blühe und wachſe die Kunſt, während viele Vereine, die früher zu den Erſten gezählt, nun abgefallen find. Zu dieſen gehört vor allen anderen der Konſtanzer Bodan, der ohne Preis ausging, der ehemals der erſte Verein Badens ge⸗ weſen. Feſtcomitées und Luſtbar⸗ Die eiten. Wenn wir dieſen beiden ein beſonderes Kapitel gönnen ſo ſoll dies nur ein kleines Dankbarkeitszeichen ſein. Alles klappte, kein ſtörender Zwiſchenfall; alle Arrangements bekundeten die Bethätigung eines ausgeſuchten, guten Geſchmacks. Schluß folat)