882 8 Tark von hés lich 125 Abonnementspreis: dro Monat 50 Pſg.— Auswärts durch die Poſt 65 Jfg irt in Mannheim bei der Expedition E 6, 2, ſowie be ditionen ünd Trägerinnen.— Auswärts bei allen en des deutſchen Reiches und den Briefträgern. Die Babiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonu⸗ und Feiertage. Herausgeber Ur, jur. Dermann PDaas in Mannheim. 8— W140. * Nochmals die bayeriſche Kataſtrophe. Oas tieftragiſche Ende des Königs Ludwig, deſſen nähere Details ebenſo geheimnißvoll ſind und bleiben werden, wie ſein Leben, die jetzt allmälig be⸗ kannt werdenden Einzelheiten der der Schlußkataſtrophe vorausgegangenen Er⸗ eigniſſe, die Enthüllung einer Reihe von Takt⸗ und Rückſichtsloſigkeiten, welche die ſtolze Seele des Verblichenen beſonders ſchwer treffen mußten und die ohne Zweifel für ihn die unmittelbare Veran⸗ laſſung waren, einen ſo unrühmlichen Tod zu ſuchen—, das Alles zuſammen genommen erregt die Theilnahme weiter Kreiſe in beiſpielloſem Maße und iſt ganz dazu angethan, dem Andenken des todten Königs in den Gemüthern ſeiner Unter⸗ khanen ein unvergängliches Denkmal zu ſetzen; die ſpätere Sage wird ſich dieſes tigenartigen Lebens als einer unerſchöpf⸗ lichen Fundgrube bemächtigen und der gefühlvollen Nachwelt eben ſo viel Anlaß zum„Gruſeln“, als zu ſympathiſchem Mitleid geben. Schon jetzt tauchen ganz abenteuerliche Gerüchte auf, die aber faſt ausnahmslos mehr oder minder erfunden ſein dürften, wenn auch ihre Entſtehung durch das Außergewöhnliche der letzten Tage erklär⸗ lich iſt. Es wird erzählt, König Ludwig wäre gar nicht geiſteskrank, ſondern nur ſehr excentriſch geweſen, und das Mini⸗ ſterium ſei erſt dann in der bekannten Weiſe eingeſchritten, als es Kenntniß davon erhalten habe, daß der König das⸗ ſelbe zu entlaſſen beabſichtigte. Ferner ſoll der entthronte Monarch den Verſuch gemacht haben, von der Schweiz aus eine Proklamation zu verbreiten, in welcher er ſeine Unterthanen ſeiner vollſtändigen geiſtigen Zurechnungsfähigkeit verſichert und ſie Alle, Bürger, Beamte und Mili⸗ tär, auffordert, ihm beizuſtehen gegen die Gewaltmaßregeln der hochverrätheriſchen Regentſchaft in München. Dies iſt wohl das Unglaublichſte, und iſt es zweifellos, daß das Manifeſt, wenn überhaupt ein ſolches exiſtirt, ſchlechtweg als ein ge⸗ fälſchtes betrachtet werden darf. Authen⸗ tiſch ſoll dagegen eine Aeußerung des un⸗ Theater, Kunſt u. Wiſſenſ chaft. Berliner Brieſe. Von unſerem Spezial⸗Correſpondenten. Wieder iſt Berlin um ein prachtvolles Mo⸗ nument, das vor acht Tagen enthüllte Reiter⸗Denkmal Friedrich Wilhelms des Vier⸗ len, reicher. Auf der Freitreppe vor der National⸗Gallerie, angeſichts des Neuen Muſeums und des König⸗ lichen Schloſſes, erhebt ſich die Statue in goldner leuchtender Pracht. Die Liebe zur Kunſt und Wiſſenſchaft, der hohe Sinn für Erhabenes und Schönes be⸗ rechtigten dazu dem Andenken dieſer könig⸗ lichen Künſtlernatur keinen beſſeren Platz zu beſtimmen, als gerade vor dem Eingang des grandioſen Kunſttempels der Nationalgallerie, deſſen Schöpfer ja Friedrich Wilhelm IV. iſt. Das Denkmal ſelbſt, aus der rühmlichſt bekannten Kunſtgießerei Gladenbach u. Sohn in Berlin hervorgegangen, iſt ein Entwurf des genialen Profeſſors A. Calandrelli. Es zeigt uns das Reiter⸗Standbild Frie⸗ drich Wilhelms des Vierten auf einem mit 4 allegoriſchen Figuren und Reliefs geſchmück⸗ ten Sockel von ca. 14 Fuß Höhe. Das ganze Monument wird etwa 32 Juß meſſen. Der König, unbedeckten Hauptes den Blick nach dem Muſeum gerichtet, ſitzt hoch zu Roſſe, das ungeduldig fort zu ſtreben ſcheint. In maleriſchem Faltenwurf drapirt die Schultern ein lang herabwallender Mantel, bekleidet iſt der König mit der großen Generals Uniform. Das Ganze macht den Eindruck des lebhaften ren. „Bier vollendet klünſtleriſche, allegoriſche, weib⸗ iche Figuren in ſitzender Stellung um den Organ für glücklichen Fürſten ſein, die er vor ſeiner Reiſe nach Berg gemacht hat, eine Reiſe, die durchaus nicht, wie offtziös berichtet wird, freiwillig angetreten wurde, ſondern der ein förmliches Ringen vorausgegangen ſei, bis es moͤglich geweſen, ſich der Perſon des körperlich ſehr ſtarken Königs zu be⸗ mächtigen. Da ſoll er ausgerufen haben: „Daß man mir die Regierung nimmt, das ertrage ich, aber daß man mich für irrſinnig erklärt, das überlebe ich nicht“ Daß es ſoweit kommen mußte, wird all⸗ gemein beklagt. Es iſt immer traurig, wenn der Geiſt eines menſchlichen Weſens ſich plötzlich umnachtet, doppelt traurig iſt ein ſolcher Fall aber, wenn dieſes Weſen ausgerüſtet war mit einem hohen, idealen Fluge und mit dem Streben zum Edelſten und Beſten. Von König Ludwig II. kann getroſt behauptet werden, daß, ſo lange ſein Geiſt nicht umflort war, er dieſem Streben ſich voll und ganz hingegeben hat. Seine Verehrung für die Kunſt, die ja ſchließlich zur Kunſtmanie ausartete, iſt bekannt. Daß die genialen Schöpfungen eines Ri⸗ chard Wagner der ſtaunenden Welt vorge⸗ führt werden konnten, iſt weſentlich der wahrhaft großartigen Freigiebigkeit des damals noch ſehr jugendlichen Königs zu danken. Wagner, der nie mit Geld um⸗ zugehen verſtand, ſaß anfangs der ſechs⸗ ziger Jahre bis über die Ohren in Schul⸗ den in Wien, und erſt die Munifizenz Kö⸗ nig Ludwigs ſchaffte die nöthigen Mittel, die dieſer originelle Genius gebrauchte, um ſeine Ideale zu verwirklichen. Aber auch als Politiker hat Ludwig II. ſeine Verdienſte. Trotz der im katholi⸗ ſchen Bayern ſehr nahe liegenden Ver⸗ ſuchung, hat der König ſich nie für ein „Pfaffenregiment“ entſchließen können, und von ſeinem Standpunkte aus war es immerhin ein Akt edler Selbſterleug⸗ nung, als er 1871 den König von Preußen aufforderte, ſich die deutſche Kaiſerkrone auf das Haupt zu ſetzen. Für König Ludwig war das wirklich praktiſcher Idealismus. Daß ſpäter manches von Seiten des Königs geſchah, was das Kopfſchütteln jedes verſtändigen Mannes hervorrufen mußte, kann eben nur Mitleid erwecken. Der Irrſinn iſt eben bereits vor Jahren fackeltragende Gemus, Piyche und weitere Genien zieren die Seitentheile. Der Künſtler Calandrelli, deſſen Vater Edelſteinſchneider war und aus Rom ſtammt, hat ſeimen ſchon rühmlichſt bekannten Schö⸗ pfungen an den W zu Gotha, Berlin, ſowie öffentlichen Denkmälern burch dieſe neue Statue einen friſch grünenden Zweig hinzugefügt. Wie gar nicht anders zu erwarten, ließ der Berliner den Tag nicht vorübergehen, ohne ſeiner Liebe zum Koni Zhauſe durch ſein zahl⸗ reiches Erſcheinen Ausdruck gegeben zu haben. Halb Berlin umlagerte ſchon von 8 Uhr früh die Zugänge zum Palais, der Schloß⸗ brücke und dem Luſtgarten. Umfaſſende Vor⸗ ſichtsmaßregeln waren zur Aufrechterhaltung der und eine Maſſe Schutz⸗ L ſhricwöeſlehe Kaiſerwetter blieb na⸗ türlich den Enthüllungsfeierlichkeiten wieder hold, und hell ſtrahlte die Sonne auf die kauſendlöpfige Menge ſhiegt ſich in den blanken Helmen der Garde üraſſiere und be⸗ leuchtete mit ihrem Schein die wahrhaft glän⸗ zenden und Toiletten der verſam⸗ melten Militärmächte und Diplomatie. Um ½10 Uhr begannen die zur Feier be⸗ fohlenen Truppen in ihre Stellungen, die Säulengänge zur Nationalgalerie, einzurücken. Innerhalb des Rondels, dem verhüllten Denkmal gegenüber, befand ſich das prächtige ſien Serr 55 Aufnahme der hohen und höch⸗ ten Herrſchaften. Die hier anweſenden Generäle, Staats⸗ miniſter, Präſidenten des Reichs⸗ und Land⸗ tags, Rektoren und Dekane der Univerſität, die Geiſtlichkeit, Räthe, Deputationen der Sockel gruppirt, repräſentiren Religion, Dicht⸗ lunſt, Philoſophie und Geſchichte. Glachreliee, Offizierkorvs, Vertreter der Stadt und andere tt und 2 ————.— Jedermann. vorhanden geweſen, geben werden muß, daß die Spuren des⸗ ſelben früher weniger draſtiſch zu Tage traten, als in den letzten paar Jahren. Aber die Thatſache, daß der König grundſaͤtzlich ſich weder von den Mini⸗ ſtern, noch von ſonſt welchen Beamten ſehen ließ, ſondern mit dieſen nur durch die ihn bedienenden Soldaten, Friſeure ꝛc. verkehrte, iſt ſchon ſehr alt. Daſſelbe gilt von der unglaublichen Menſchenſchen des Königs. In der letzten Zeit iſt er überhaupt nicht mehr nach München ge⸗ kommen; als er aber vor Jahren noch dorthin kam, um iw Theater ſich die vielbeſprochenen Extra⸗Vorſtellungen an⸗ zuſehen, da durfte der Extrazug, der ihn führte, nie in den Bahnhof München ein⸗ fahren. Auf freiem Felde, weit vor der München, ſtieg der König aus und begab ſich in ein dort haltendes Gefährte, deſſen Kutſcher den Auftrag hatte, im ſauſenden Galopp der Stadt zuzueilen. Nicht ſelten mußte auch der Extrazug mitten auf der Fahrt umkehren, und wurden die Extra⸗ Vorſtellungen, zur großen Freude der be⸗ theiligten Künſtler, abbeſtellt. Beliebte es dem König in früheren Jahren, in Mün⸗ chen im Engliſchen Garten— einem öffentlichen Park— ſpazieren zu fahren, ſo wurde der Garten, ſo weit das könig⸗ liche Fuhrwerk denſelben benutzte, durch Gensdarmen abgeſperrt, Daß der König Beſuchen, wie ſelbſt ſolchen des deutſchen Kaiſers und des preußiſchen Kronprinzen grundſätzlich aus dem Wege ging, iſt be⸗ kannt. Wie weit dieſe Menſchenſcheu auf Furcht vor Attentaten zurückzuführen iſt, mit denen, wie vielfach behauptet wird, der König von hochſtehender Seite fortge⸗ ſetzt geſchreckt worden ſein ſoll, mag dahin geſtellt bleiben. Sicher iſt, daß der trau⸗ rige Zuſtand des Königs zu tauſenderlei Intriguen und Ränken in den oberen Regionen Anlaß geboten hat. Den Anlaß zu der bayeriſchen„Palaſt⸗ revolution“ bildete weniger der finanzielle Krach der Civilliſte, als die Thatſache, daß der Irrſinn des Königs in der letzten Zeit offenkundiger denn je in gewiſſen Handlungen zu Tage getreten iſt. Für Letzteres lagen zwar die vollgültigen Be⸗ ſhervorragende Perſönlichkeiten nehmen rechts und links vom Kaiſerzelte Aufſtellung. Die Kommiſſionsmitglieder, die bei Ecrichtung des Venkmals beſchäftigten Künſtler, Vete⸗ ranen ꝛc. ſäumen gegenüber dem Kaiſerzelte die Treppenaufgänge. Im Mittelbogen oben über dem Denkmal nehmen der Domchor ſo⸗ wie die vereinigten Trompeterchöre der hier garniſonirenden Kavallerie⸗Regimenter Platz. Zu Füßen des Denkmals in der Mitte he⸗ findet ſich der auf Trommeln aufgebaute Al⸗ tar. Um ihn gruppiren ſich die Fahnen und Standarten der zur Feier befohlenen Regi⸗ mentsdeputationen. Angerückt waren: des I. Garde⸗Regiments zu Fuß(Chef der verſtorb. König), die Garde-Grenadiere, das Garde du Korps in ihren glänzend weißen Uniformen, Garde⸗Train, Garde⸗Dragoner und Garde⸗ Ulanen. Für Zuſchauer hatte man Tribünenplätze zu 6 und 3 Mark rings auf dem Dache des Säulenganges errichtet. Trotz der hohen Preiſe und unvortheilhaften Anlage der Plätze, die, vorn ebenſo hoch wie hinten, faſt keine Ausſicht geſtatteten, füllte ſich alles bis zum letzten Platz. Um ¼11 Uhr begann die Vorfahrt der Hofwagen. Prinzeſſin Wilhelm in meergrüner Seide, erſchien zuerſt, begleitet von Prinz von Mecklenburg in rother Gardehuſaren⸗ Uniform. Die Großherzogin von Baden, in blen marin, mit rothem Seidenplüſchkragen nebſt Damen folgten. Die Königlichen Prinzen, darunſer ein ruſſiſcher Fürſt in kleibſamſter Tracht, die geſammje Generalität grüßten ehr⸗ furchtsvoll. 5 Min vor 11 Uhr betrat unſer Kronprinz leichten Schrittes, ſeine Gemahlin am Arme führend, von dreien ſeiner Töchter gefolgt, das Kaiſerzelt. Er wurde von den Die einſpaltige Petitzeile oder derer Anzeigen werden von allen An Agenturen und Trägerinnen, ſowi Rotationsdruck der Ur. 9 neben der katholiſcher wobei freilich Juge⸗ Stadt, zwiſchen der Station Paſing und⸗ Inſertionnep Reklamen 30 Pfs n, von unſeren ugenommes Bei größeren 2 druckerei, 46,2 Aannheim, Freitag, 13. Juni 1886. wei, ſchon längſt vor— führte doch Miniſter v. Lutz, in Ahnung der kommen⸗ den Dinge, ſeit Jahr und Tag Buch über die närriſchen Maßnahmen ſeines Herrn — aber Intriguen, die ſowohl in Wien wie in Berlin geſpielt haben ſollen, und die ſich weſentlich um bie Frage der Re⸗ gentſchaft drehten, ließen es nicht dazu kommen, daß die Thatſache einfach aner⸗ kannt wurde. Erſt die vollſtändig unleidlich gewor⸗ denen finanziellen Verhältniſſe und— ſo ſagt man— das Ende des Kulturkampfes haben den Anlaß gegeben zu dem Ver⸗ ſuche, vollſtändig„klare Bahn“ zu ſchaffen. So lange der Kulturkampf tobte, war an eine Regentſchaft des Prinzen Luitpold oder des Sohnes deſſelben nicht zu denken; Bismarck hätte dies ſicherlich nie zugegeben⸗ Jetzt, wo der Kanzler ſeinen Chriſtusorden weg hat, kann in Bayern auch ein ultra⸗ montaner und Oeſterreich freundlich ge⸗ ſinnter Regent das Szepter führen. Vorläufig freilich wird auch der Regen! an der augenblicklichen Regierung nichts ändern; iſt es doch bezeichnend, daß, wie die„Voſſ. Ztg.“ berichtet, das Material über den geiſtigen Zuſtand des Königs erſt dann an die Oeffentlichkeit kam, als von der entſcheidenden Stelle, alſo vom jetzigen Regenten, die beſtimmte Erklärung abgegeben war, daß an der derzeitigen Zuſammenſetzung des Miniſteriums nichts geändert werden ſolle. Herr von Lutz erfreut ſich eben des vollen Vertrauens des Herrn Reichskanzlers und, darauf pochend, kann er ſchon ſeine Bedingungen diktiren. Trotz alledem dürften die Tage dieſes Miniſteriums, dem der Vorwurf, daß es indirekt den Tod bes trotz ſeiner Schrul⸗ len beliebten Königs verſchuldet habe, wohl nicht erſpart bleiben wird, gezählt ſein; Herr von Franckenſtein ſteht vor der Thür, und hat ſich in Preußen erſt die Scheidung der katholiſchen Großgrund⸗ beſitzer von dem unter Windthorſts Füh⸗ rung ſtehenden linken Flügel des Zen⸗ trums vollzogen, dann wird auch die Zeit kommen, wo die Herren von Franckenſtein, von Ow, und wie ſie ſonſt heißen, die Führer der patriotiſchen Kammermehrheit, ihren Einzug in die Miniſterhotels halten. Truppen, wie dem erſchienenen Publikum gleich herzlich begrüßt. 11 Uhr ſchlug's vom nahen Schloßthurme und weithin brauſendes Hurrah der Menge verkündete, daß der Kaiſer mit gewohnter Pünktlichkeit in Anfahrt begriſſen ſel. Se. Majeſtät nahm den Weg über den Zeughausplatz, die Schloßbrücke durch den Luſtgarten, wo er durch den nach der Spree u gelegenen Durchgang fahrend, am Fuße es Monuments den Wagen verließ, Em⸗ pfangen von Staatsminiſter v, Goßler, dem Gouverneur von Berlin und den Kammerherren begrüßt von vieltauſendſtimmigem Jubel unter den Klängen des Kaiſergrüßes ſchritt der greiſe Monarch mit erfreulicher Rüſtig⸗ keit und gutem Ausſehen, auf ſeinen Plat zu. Mit geübtem Auge konnte man in ſeinen Zügen leſen, daß ihm die Feier nahe ging. Auf allerhöchſten Befehl ſchlugen die Tam⸗ boure zum Gebet und ſämmtliche anweſende Trompeter nahmen das Signal auf. Ein ſelten ſchöner Augenblick als ſich die Tone rings durch bie ganze Galerie fortpflanzten und am Ende erſtarben. Der Domchor leitete die Feier mit einem Geſaug ein und Hofprediger Kögel beſtieg zur Abhaltung des Weiherede den Altar, In kurzen markigen Worten, welthin ver⸗ nehmbar, ſchilderte er den Lebenslauf des verſtorbenen Bruders unſeres heutigen Kaiſers und die Veranlaſſung zur Errichtung des Denkmals. Nach dem Vaterunſer, das Alles mit ent⸗ blöstem Haupte anhörte, ſiel auf ein Zeichen des Kaiſers die Hülle und das Stanobild zeigte ſich von der Sonne beleuchtet, glänzend den bewundernden Blicken. Die Lruppen präfentiren die Menge inbelt, die Jahnen Badiſche Volks⸗Zeikung. 18 der die ungel ng, deren Ge⸗ an ſeiner ver⸗ Seele auf e, nicht länger zu olgte in Wirklichkeit jene aire's„Merope“, welche II. nach der Schlacht bei ernſthafter Abſicht ei⸗ Alles iſt verloren, wenn ſelbſt die Hoffnung bricht, Iſt Leben eine Schande und Sterben wird uns Pllicht.“ Politiſche Ueberſicht. * Mannheim, 17. Juni. Dentſchland. Durch den tragiſchen Tod des Königs Ludwig II. von Bayern erhält bie Uebernahme der Regentſchaft durch den Prinzen Luitpold eine weſentlich erhöhte Bebeutung. So lange der König noch lehte, mußte ſich der Verweſer in gewiſſem Siune für verpflichtet halten, im Geiſt der ſeitherigen Regierung ſeines Amtes zu walten, weil er nicht ſouveräner Fürſt, ſonbern nur der Stellvertreter eines ſolchen war. Vom ſtaatsrechtlichen Standpunkte aus betrachtet liegen jetzt die Dinge ganz anders. König Ludwig iſt aus dem Leben geſchieben und ſein rechtmäßiger Nachfolger iſt ſein jüngerer Bruder, der jetzige König Otto I. Da nun dieſer ebenfalls infolge unheilbarer Geiſteskrankheit unfähig iſt, die Regierung zu übernehmen, aber nach der monarchiſchen Verfaſſung trotzdem als „König“ zu gelten hat, ſo ändert der Tod des Königs Ludwig nichts an der Einſetz⸗ ung der Regentſchaft. Der Schwerpunkt liegt aber darin, daß Prinz Luitpold von jetzt ab nicht mehr im Geiſt eines Anderen zu regie⸗ ren gezwungen iſt, ſondern in politiſcher Be⸗ ziehung ſeine eigenen Wege gehen kann, da die derzeitige„Majeſtät“, in deren Namen er regiert, weder jetzt noch ſpäter in der Lage ſein wird, den Verweſer zu veranlaſſen, hinſichtlich der Tendenz der Regierung eine beſtimmte Richtung einzuhalten. Prinz pold iſt nunmehr alſo thatſächlicher ig ve Bayern geworden, mag könig Otto noch Jahrzehnte oder mag er bald ſeinem unglück⸗ der folgen. Es iſt daher kein wenn man in ultramontanen n erneute Hoffnungen hegt, die ſich nden, daß der fromme Prinz⸗ iſſen Einflüſſen keinen allzu⸗ erſtand entgegenſetzen werde. Ob e weit ſich derartige Herzens⸗ wünſche erfüllen, das muß die Zeit lehren; man glaubt aber annehmen zu dürfen, daß das Miniſterium Lutz nicht mehr lange am Ruder ſein werde, ſchon aus dem Grunde, weil ſich anläßlich der letzten erſchütternden Ereigniſſe im ganzen Lande eine ſehr ſtarke Animoſität gegen dasſelbe geltend macht.— Das„Centralbl. f. Textil⸗Jud.“ theilt einige Daten über die traurigen Lohnverhältniſſe der Berliner Konfektions⸗ brauche mit. Darnach iſt es beſonders ſchlimm um die Schürzennäherinnen beſtellt. Eine große Anzähl derſelben erzielt bei einer täglichen Arbeitszeit von 11—15 Stunden wöchentlich nur M.—.50; andere dagegen, Regent großen und in 1 werden geſe hie Tambours die Muſik ſpielt: Heil Dir im Siegerkrauz. Zugleich ertönt das Geläute ſämmtlicher locken der Stadt und 101 Kanonenſchuß kündet Berlin den ſeierlichen Moment der Fi eines neuen Kunſtwerkes der — dem Choral:„Nun danket Alle Gott⸗ — luß der Fier intonirt, begab ſich Miſer vom Zeite herab. Längere Zeit . ſich Se. Majeſtät mit der Geiſt⸗ —9 den Generalen, dem Offizierskorys Ramentlich wurde hemerkt, mit welcher Hiebenswürdigkeit er ſich mit dem Schöpfer des Denkmals einließ, dem er zum Schluß einen Orden anheftete. Auch der Kronprinz Lerweilte mit bekannter Lebhaftigkeit unter den Offizieren. Die Rückfahrt der hoten Herrſchaften gab der Menge wieder Anlaß zur Darbringung ihrer Huldigungen. Bemerkenswerth iſt wirklich die Höflichkeit und das ruhige Benehmen der zur Aufrecht⸗ erhaltung der Ordnung kommandirten Schutz⸗ Leute. E4 iſt keine Kleinigkeit, dieſe Maſſe, die ihren Kaiſer aus nächſter Nähe zu ſehen begehrt, zurückzuhalten. „Sie, machen Se ſich doch man en Knoten in die Beene, ruft ein kleiner dicker Herr einem baumlang vor ihm ſtehenden Poliziſten „der ihm die Ausſicht ſperrt.—„Zum önnerwetter, wo wollen Sie denn noch in?“ ruft jetzt voll Wuth ein berittener chußzmann, der immer wieder den Gaul drängenden Menge zu.„Nach Hauſe Mittagbrod 955 ganz ſeelenruhig ihm entgegen. Der Wächter der Ordnung muß lachen und es wird ruhig weiter„gedrängelt.“ So ein Wenig Berliner Släofdicle Wunte uns Fauf beſſere Muſter thätig, verdienen in den in guten Geſchäften und ſchlagen und gleichen Zeiträumen etwa 10 M. Eine Kravattenſchildernäherin heimſt bei 12⸗ ſtündiger Arbeitszeit einen Wochengewinn von etwa 4 M. ein. Das Gros ſolcher wird mit M..80 bezahlt. Zwei Stunden ſind nöthig, um ein Dutzend fertigzuſtellen, ſo daß ſich der Stunden⸗ lohn auf 7½ Pf. beläuft. Von dieſem Verdienſt hat die Näherin noch die Aus⸗ lagen für den Zwirn zu tragen. Beſſer ſteht eine Tricotnäherin, die, wenn fleißig, doch mit einem Wochenlohn von 8 M. nach Hauſe geht. Um ſo troſtloſer ſind dagegen wieder die Verhältniſſe der Knopf⸗ lochnäherinnen. Das Gros wird mit 23 bis 25 Pf. bezahlt. Sitzt ſolch arme Näherin Tag für Tag 12—14 Stunden, Sonntags—5 Stunden, ſo kann ſich ihr Wochenverdienſt auf—5 M. belau⸗ fen. Eine Handſchuhnäherin kann es bei 12ſtündiger Arbeitszeit(Sonntags auch) auf 6 M. wöchentlich bringen. Der Ver⸗ dienſt der Näherinnen auf Knabenſachen ſchwankt bei einer Arbeitszeit von—10 Stunden zwiſchen—10 M. Bekanntlich ſind auch in der Schirmfabrikation zahl⸗ reiche Näherinnen beſchäftigt. Dieſelben verdienen wöchentlich—7., allerdings nur bei 12.—14ſtündiger täglicher Arbeits⸗ zeit. Für das Nähen von einem Dutzend Regenſchirmen(beſſere Sorte) gibt es M. .40 bis 150; 16 angeſtrengte Arbeits⸗ ſtunden ſind zur Fertigſtellung nöthig. Näherinnen auf Wäſche, wie Kragen u. ſ.., ſind verſchieden geſtellt. Wäh⸗ rend der eine Theil in 54 Wochenſtunden einen Arbeitserlös von 10—15 M. zu erzielen vermag, bringt es der bei weitem größere Theil bei Tag⸗ und Nachtarbeit auf —7 M. wöchentlich. Wenig lohnend iſt die Thätigkeit einer Perlarbeiterin, welche bei 12 Stunden täglich ſelten über—6 M. die Woche hinauskommt. Ueber die Folgen ſolcher Zuſtände in hygieniſcher und namentlich ſittlicher Beziehung wollen wir am liebſten ſchweigen. England. Im Norden Irlands herrſcht ungeheurer Jubel über die Verwerfung der Home Rule⸗Bill. Von Coleraine wurde die Nachricht durch Raketen den umliegen⸗ den Ortſchaften gemeldet und von da durch reitende Boten überallhin gebracht, ſo daß ſie in kurzer Zeit in ganz Ulſter bekannt war. Muſikkorps ſpielten patriotiſche Wei⸗ ſen und Hochs erſchallten auf Königin und Verfaſſung. In Londonderry wurden die Glocken der Kathedrale geläutet und zur Feier Kanonenſchüſſe abgefeuert. Große Bolksmengen ſammelten ſich in verſchiede⸗ nen Theilen der Stadt an, ⸗ohne daß es zu Ruheſtörungen während der Nacht gekom⸗ men wäre. Auch in Lurgan wurden die Glocken geläutet, und die Loyaliſten, 10000 Mann ſtark, hielten mit Muſik und Fah⸗ nen einen Umzug durch die Stadt. Auch die Nationaliſten rückten aus. Der Polizei gelang es jedoch, die beiden feindlichen Par⸗ teien auseinander zu halten. In Belfaſt wurde auf den die Stadt umgebenden Hü⸗ geln ein Feuerwerk abgebrannt, ſobald die Nachricht von der Verwerfung der Home Rule⸗Bill eintraf, und die Orangiſten hiel⸗ ten unter Trommelklang einen Umzug durch die Straßen. In allen Ortſchaften des Dungannon⸗Diſtrikts herrſcht große Aufre⸗ Kung Orangiſtenfahnen wehen auf den Lirchthürmen und die Glocken läuten den nichts ſchaden. Berlin, 11. Juni 1886. Die Freiburger Jubeltage. C. N. (13. und 14. Juni). (Schluß.) Die Feſtcomités und Luſtbar⸗ keiten. Man konnte ſo recht daran bemerken, daß die Herren mit Luſt und Liebe bei der Sache waren, nicht äußere inhaltloſe Ehren⸗ ämter ausfüllten, ſondern in ter Thätigkeit, in unaufhörlichem 9— m ihre flicht ſurpe und fanden ſchönſten verlief das Waldfeſt. Rings um den See farbige Igmpions, Muſiklorps pielten auf, leichte Nachen ſchaukelten auf r hellerleuchteten Fluth, Feuerwerk bot dem Auge prächtige Bilder und hierzu die n ſtimmung: mein Liebchen was willſt Du noch mehr.— Die Feſthalle, ein geräumiges Bauwerk, vermochte die Zuhörer kaum zu ſaſſen, ſo ſtark bethätigte ſich der Kunſtſinn der Freiburger. Das Aeußere der Halle macht einen guten Eindruck, ohne daß der⸗ ſelbe künſtleriſch ausgeſtattet wäre ein ein⸗ facher, geſchmackvoller Augenblicksban. Ein Umſtand verdient noch der Crwähnung: die Feſtordnung. In muſterhaftem nie verwirr⸗ tem Marſch ſchritt alles genau auf dem angewie⸗ ſenen Plane fort; wenn man dies erwägt bei einer von beinahe 5000 Per⸗ ſonen, ſo gebührt den Feſtordnern d. i. den verſchiedenen Comitée⸗Mitgliede ſchränkte Scug und Dank. Schlußreminiscenzen. Faſſen wir unſere vorhergeſagten Worte 1 rn unum⸗ Mannheimern bei ähnlichen Feſtgedrängen auch ammen, ſo finden wir, daß das vierte adiſche Sängerbundfeſt einen Ehrentag für 18. Inni. ganzen Tag. In Dublin und Cork ver⸗ urſachte das Ergebniß der Abſtimmung große Enttäuſchung, die ſich unter den Na⸗ tionaliſten in Verwünſchungen gegen Cham⸗ berlain Luft machte. Deutſches Reich. München, 15. Juni. Prinz Luitpold iſt in Folge der geſtrigen Aufregung ſchwer erkrankt.— Der„Südd. Preſſe“ zu Folge bleiben von jedem Infan terieregi⸗ ment je ein Bataillon in Stärke von 40 zweigliederigen Rotten, vom 1. ſchweren Reiterregiment drei Schwadronen, eine Schwadron gleich 30 Rotten, vom 3. Feldartillerieregiment eine Batterie bis auf Weiteres Bereitſchaft. Die Er⸗ regung der Bevölkerung, namentlich des Flachlandes ſoll im Wachſen begriffen ſein. Auch von Augsburg wird eine große Beunruhigung der dortigen Fabrik⸗ arbeiter gemeldet. * München, 16. Juni. Den ausſchließ⸗ lichen Geſprächsſtoff bildet ſelbſtverſtänd⸗ lich die erſchütternde Tragödie an den Ufern des Starnberger See's und ſie wird auch ſo bald nicht von der Tagesordnung ver⸗ ſchwinden. Da und dort tauchen Mein⸗ ungen auf, die dahin gehen, daß es mit der geiſtigen Unzurechnungsfähigkeit des Königs nicht ſo ſchlimm beſtellt geweſen ſei, als dies jetzt von miniſterieller bezw. offiziöſer Seite hingeſtellt werde. Den Beweis dafür will man nicht nur in dem Umſtande erblicken, daß die von verſchiedenen Seiten abgegebenen ärztlichen Gutachten keineswegs vollſtändig übereinſtimmen, ſondern auch in der beiſpielloſen Energie und ſchlauen Berechnung, mit welcher der König alle Hinderniſſe aus dem Weg räumte, die ſeinem Scheiden aus dem ihm zur Qual gewordenen Leben ſich entgegen⸗ ſtellten. Während in ſeinem Inneren wohl die furchtbarſte Erregung tobte, deren die menſchliche Seele fähig iſt, wußte er äußer⸗ lich eine ruhige, ſehr gewinnende und leut⸗ ſelige Miene anzunehmen, mit der er den erfahrenſten Irrenarzt Bayerns—„Leib⸗ arzt“ haben ihn die offiziellen Telegramme ganz ungehörigerweiſe genannt— täuſchte und mit in den Tod hinabzog. So iſt es erklärlich, daß die Zweifel, welche ſchon Ende der vorigen Woche in die unheilbare Geiſtes⸗ krankheit des Königs geſetzt wurden, jetzt erſt nicht verſtummen werden, ſo überwältigend auch die„Beweiſe“ ſein mögen.„Wir unſerer⸗ ſeits“, ſagt ein angeſehenes Blatt,„glauben beſtimmt an die Geiſteskrankheit, aber wir halten es nicht für ausgeſchloſſen, ja ſogar für ſehr wahrſcheinlich, daß die furchtbaren Aufregungen der letzten Tage bei dem un⸗ glücklichen König die ſchlummernden Geiſtes⸗ kräfte durch eine bei Irren nicht ſelten vorkommende Reaction wieder geweckt haben, und daß er von dem Augenblicke ſeiner Anweſenheit auf Schloß Berg an geiſtig geſünder war, wie je zuvor in den letzten zehn Jahren.“ Darauf deutet auch das Telegramm, welches der beklagenswerthe Dr. von Gudden nach München ſandte: „Hier geht alles wunderbar gut.“ Die große Mutter Natur, unter deren Herrſchaft ja auch der Geiſt der Menſchen ſteht, hatte eben eines ihrer Wunder zu Wege gebracht, das Dr. von Gudden trotz aller ſeiner Gelehrſamkeit oder vielleicht gerade wegen dieſer nicht begriff, wie es zuweilen vor⸗ kommen kann. Sänger bildete. Wir erlebien Triumph über Triumph, und bewiefen, wie ernſt wir es hier mit der Kunſt nehmen. Keine Stadt erzielte ein ſolches Reſultat wie Mannheim, von ſechs Vereinen ſiegten vier; Karlsruhe ſandte 10 Bereine und errang 2 Preiſé; Pforzheim er⸗ zielte 2 Preiſe mit 3 Vereinen.— Mitt⸗ woch Abend kehrten die Sieger zurück in die Heimath, um 8 Uhr trafen unſere Sanges⸗ helden ein und wurden, unter Muſik und von ihren Freunden in ihr angesheim begleitet. Schon lange vor 8 Uhr hatte ſich eine vor dem Bahnhofe und die Allee entlang durch die in Spalier geſtellt, während im Bahnho ſelbſt die Freunde und Paſſtven der Vereine ſich eingefünden hatten. Nach viertelſtündiger fuhr endlich der Zug in die Halle ein, unter den Kläugen des Deutſchen Liedes: „Strömt herbei ihr Völkerſchaaren“, welches die Kapelle Schirbel ſpielte. Nur mühſam konnte ſich der Sängerzug aufſtellen, alles umringte die Heimkehrenden und wollte die⸗ ſelben in nächſter Nähe ſehen Nach vielem Drängen und Drücken marſchirte man ab, nach der theilweiſe mit Fahnen geſchmückten Stadt. Muſik, Hochrufe, Geſchrei, müde Beine, die von der gehoben wurden, Blumen, Fahnen und Kränze, darin könnte man den 0 zuſammenfaſſen. Nach⸗ dem man mehrere 5 der Stadt durch⸗ zogen, trennten ſich die Vereine, um ſich in ihre feſtlich geſchmückten Lokale zu begeben, wo dann die Sieger in hohem Maße ge⸗ feiert wurden, und wo auf alles naheliegende, mit dem Feſt oder dem Geſang in Verbin⸗ dung ſtehende, Toafte ausgebracht wurden. Bis tief in die Nacht hinein blieb man bei⸗ Der Zuſtand König Lud⸗ Freiburg, mehr noch für die Mannheimer ſammen in dieſer wigs kurz vor ſeinem Tode läßt ſich mit der Lage eines vom Starrkrampf Befallenen vergleichen, der ſchon im Sarge liegt, aber Alles, was um ihn her vorgeht, mit grau⸗ enhafter Deutlichkeit hört und ſieht. Er ringt und ringt, bis ihn das Uebermaß des Schreckens zum Lebenszeichen empor⸗ reißt. Wäre dieſer Prozeß bei dem König ein körperlicher und nicht vielmehr ein rein pſychiſcher geweſen, ſo würde er dem Auge der Umgebung und namentlich des Arztes nicht entgangen ſein, wie es leider hier der Fall war. Das Trauerſpiel nahm ſein Ende in den Fluthen des Starnberger Sees, wo König und„Leibarzt“mit einander einen ſchrecklichen Kampf auskämpften. Sie ſind Beide todt, und nur die Feder eines Walter Scott vermöchte dieſen ſchauerlichen„Roman aus dem Leben“ würdig zu zeichnen.— Die Souveräne aller namhafteren deutſchen Bundesſtaaten haben an den Prinz en Luit⸗ pold Beileitstelegramme geſchickt, die aus⸗ nahmslos in ſchlichten, aber ergreifenden Worten ihrer Theilnahme an dem erſchüt⸗ ternden Unglüͤck Ausdruck verleihen. München, 16. Juni. In der heutiget Sitzung der Vorſtände beider Fraktionen des Abgeordnetenhauſes wurde beſchloſſen, die Regentſchaftsvorlage an eine Kommiſſion von 28 Mitgliedern zu verweiſen. Gleich⸗ zeitig wurde über die Perſönlichkeiten der Ausſchußmitglieder eine Einigung erzielt. Berlin, 16. Juni. Für König Lud⸗ wig iſt eine dreiwöchige Hoftrauer auge⸗ ordnet worden.— In Vertretung des Kaiſers geht der Kronprinz zu der Bei⸗ ſetzungsfeier nach München. * Die„Leipz. Ztg.“, ein amiliches Blatt der ſächſiſchen Regierung, wendet ſich in ſcharfen Ausdrücken gegen die ruſſiſche Politik, indem es ſogar von„ruſſi⸗ ſchem Uebermuth“ ſpricht. Der Artikel ſchließt:„Es wird leider immer klarer: Rußland will Europa nicht zur Ruhe kommen laſſen, und es gibt keine Macht, die es daran hindern könnte.“ Die Ueber⸗ zeugung, daß Rußland allein der Friedens⸗ ſtörer iſt, theilt die ganze Welt. Wean aber der gute Wille vorhanden iſt, den Frieden zu ſichern, ſollte es denn an Mitteln fehlen, die länder⸗ und beute⸗ gierigen Moskowiter unſchädlich zu machen? Ausland. Rom, 15. Juni. An der Cholera er krankten reſp. ſtarben vom 14. bis 15. Mittags in Venedig 9/7, in Bari(/1, in Oria 6/1 Perſonen. — Vom Tage. Coneert. 6 Schirbel'ſche Capelle in dem Worret'ſchen Garten in Worms ein Concert; das Pro⸗ gramm iſt ein ſehr gewähltes; beſonders dürfte von Poſmaſt eine Concertnummer von Herrn Hofmuſiker Hetzel hier, ein Violincelloſolo, ſein, welches Herr Steindel zum Vortrag bringen wird. * Ständchen. Die Kapelle des hieſigen Dragonerregimentes brachte heute früh dem von Thelemann ein ndchen. * Beförderung. Herr Corpsführer Dietſ echen zum Stabstrompeter im hieſigen erſten en Trom⸗ 8 er 15 5 e, ernannt worden. * Ruperſvort. Herr Jean Bungert der bekannte Ruderer wird bei der Regatta in ürich ſich wir wünſchen unſerem andsmann allen Erfolg. Fortſetzung auf der dritten Seite. fa„feuchtfröhlichen“ Geſell⸗ Zu unſerem geſtrigen Berichte haben wi. noch nachzutragen, daß der Bürgermeiſter der Stadt Freiburg den Willkommsgruß an die Sänger ſprach, und 05 hierauf Herr Rich Sauerbeck von hier die Begrüßungsrede hielt, Ferner ward von den Freiburger Sängern ein Feſtlied„Gruß an die Sänger“ von HKeller, componirt von Bergmann, geſungen, das in den Worten gipfelte;„Hie deutſches Volk! hie deutſches Lied!“ Ferner wollen wir noch erwähnen, daß im erſten Bankett ei Telegramme an den Großherzog und en Erbgroßherzog abgingen, auf welche die⸗ ſelben in huldvollſter Weiſe antworteten und dem Feſte weiteren guten Fortgang wünſchten. — Das nächſte Weitſingen findet vorausſichk⸗ lich in Karlsruhe 1891 ſtatt; hoffentlich bringt uns dasſelbe ein für Manuheim ebenſo ehren⸗ volles und günſtiges Reſultat. Wir wünſchen dem kommenden Feſte denſelben ſchönen Ver⸗ bgang Conrads lauf, wie ihn das Freiburger Feſt gefunden und wollen nur eines beſſer erwarten: das Wetter, das beim diesjährigen Sangesſtreit gar trübe und finſter dreinblickte. Allein doch das verdarb die Freude doch nicht; nie werden wir dieſe Tagevergeſſen, die ſchönen glorreichen 386, die wir im alten Freiburg als würdige Jünger der deutſchen Sangesmuſe verlebt aber auch nie vergeſſen wir die freund⸗ liche Aufnahme von Seiten der Freiburger; noch oft, wenn wir im Freundeskreiſe unſere Sänger feiern, denken wir Dein und ſingen 1 bei erhobenem Glaſe: Auch Dir, Du ſchöne Muſenſtadt Am ewig i Rhein, Dir ſoll als Dank zu jeder Zeit Ein Hoch geſungen ſein.“ H. R. H. Am heutigen Tage gibt die egeree