Abomement: 50 Pfg. monatlich, Bringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. incl. Poſtauf⸗ ſchlag M..90 pro Quartal. 2———— ————. der Stadt Mannheimer Dolksblatt. adiſche Volks⸗Zeitung. 9 Erſcheint täglich, Soun- und Feſttage ausgenommen. —— Mannheim und Umgebung. Mannheimer Handels⸗Seitung. Inſerate: Die Petit⸗Zeile 20 Pfg. Die Reklamen⸗Zeile 40 Pig⸗ Einzel⸗NRummern 3 Pfg. Doppel⸗Rummern 5 Pfg. * Die Königsſchlöſſet. 5 Nachbruck verboten Original⸗Berichte für den General⸗Anzeiger Gadiſche Volkszeitung— Mannheimer Volksblatt.) Schloß Herrenchiemſee. II Und wieder iſt es friſchpulſtrendes Leben, das an den Ufern des Chiemſees in unaufhaltſamem Strome da⸗ hinwogt. Längſt iſt der rauhgefügte Einbaum der modernen Cultur und der Dampfkraft gewichen, ſtatt des Janften Mönches, der träumeriſch ſeine Fangnetze in die Tiefe des Sees auswirft, leitet der Steuermann vor⸗ ſichtig auslugend das ſchnaubende Dampfbodt durch die Fluthen. Es iſt noch dasſelbe kleine Dampfſchiffchen, in welchem König Ludwig unter dem deckenden Schatten der Nacht ſo häufig ſich hinüberſetzen ließ, um ſich vom Fortſchreiten des Schloßbaues zu überzeugen und an den vollendeten Kunſtwerken ſich zu erfreuen. Kaum vermag das Boot die fröhliche Schaar neugieriger landfahrender Leute zu faſſen, die den Wunderbau mit eigenen Augen ſehen und die Pracht und Herrlichkeit anſtaunen wollen. Nicht Regen und Wind, nicht ſengende Hitze hält die Neugierigen ab, immer neue Ströme von Touriſten führt die Bahn an den Chiemſee. Und fürwahr ſie werden auch alle redlich belohnt für die Strapazen der Reiſe und die mannigfachen kleinen Entbehrungen, die ſte erdulden müſſen, um bis zur Herreninſel vorzudringen. In kaum viertelſtündiger Wanderung im Schatten alter Bäume iſt auf ſanftem Waldpfad die Niederung der Inſel durchmeſſen, noch eine kleine Steigung und die Hochfläche iſt erreicht, auf welcher der langgeſtreckte Bau von rieſigem Umfange ſich erhebt. In ſcharfen Umriſſen heben ſich vom Horizonte die Silhouetten der mächtigen Broncegeftalten ab, die auf gewaltigem Felſenbau die beiden Coloſſal⸗Fontainen vor dem Schloſſe krönen. Wett ſchweift das Auge von hier über dunkle Wälder, die blauen Berge und den in den verſchtedenſten Farben ſchillernden See, an deſſen Ufer Wieſen und Felder ſich ſchmiegen. Das Auge muß ſich an dieſen bunten Wechſel er Farben erſt gewöhnen; blendend weiß glänzt und ſchimmert die mächtige, mit Figuren gekrönte und mit Säulen geſchmückte Fagade des Schloſſes, bei⸗ nahe allzu grell glitzern im Sonnenſchein die zahlloſen vergoldeten Statuen und Gruppen, welche die weißen marmornen Becken der Nieſenfontänen zieren, in deren Mitte ſich dunkle, mit Bronzefiguren überſäete Felsmaſſen aufthürmen. Haushohe, aus rohen Fichtenſtämmen kunſtreich zu⸗ ſammengefügte, mit wilden Reben dicht bepflanzte S pa⸗ lier wände umgeben im Halbkreiſe das Hochplateau mit den beiden Rieſenfontänen und den unvollen⸗ deten Gartenanlagen noch weitere Baſſins und Waſſer⸗ künſte umſchließend, die wiederum reich geziert ſind mit niythologiſchen Figuren aus karrariſchem Marmor und vergoldeten Statuen gigantiſcher Thiere(Löwe, Eber, Bär, Hund, Hirſch), ſenken ſich dann hinab auf die Nie⸗ Teuilleton. Friedrich der Große. Ein Gedenkblatt zu ſeinem Todestage von Heinrich Reinhold. Am 17. Auguſt 1786, alſo vor 100 Jahren ſchloß in Sansſouei der Philoſoph auf dem Throne, der berühmteſte König Preußens: iedrich der Große ſeine Augen zum letzten Schlafe. In ſtiller Abgeſchiedenheit, wie er gelebt und gewirkt, ſchwand einer der größten Geiſter aus den Reihen derjenigen, welchen die Vorſehung den güldenen Reif um's Haupt Die Mitwelt ahnte den großen Verluſt we⸗ niger, als die Nachwelt, die unparteiiſch richtend an den Gräbern ſteht, und wenn wir heute in kurzen Worten des roßen Todten gedenken, dann geſchieht es weder in der Ab⸗ icht, ſeinen Kriegen oder ſonſtigen Taten zu gedenken; nein, wen wir iſt der deutſche Nationalheld, zu welchem die Geſchichte und Dichtung Friedrich geſtempelt. Aus ſeinen Werken, durch Ueberlieferungen erfahren wir, daß dieſer König auf deutſchem Throne in ſeinen Umgangsformen, in ſeinen Einrichtungen franzöſiſche Muſter angenommen und rankreichs Sprache zu der ſeinen erhoben. Trotz alledem aßte er die Franzoſen mit aller Macht, er ward im Gegen⸗ ſatz zu Ludwig II. von Baiern nicht verblendet von dieſem inhaltloſen Getriebe, wie es am franzöſiſchen Hofe damals and; ſein großer Geiſt, ſein fernblickendes Auge erkannte, daß in dieſer ſchönen Schaale kein Kern oder wenigſtens nur ein wurmzerfreſſener Kern lag. In vorahnender Weiſe ſchaute er, daß nicht von dort drüben das Heil kommen konnte, von dieſem Volk, das inner⸗ lich wühlte und gährte; im eigenen Lande ruhte die Wurzel ur mächtigen Eiche, deren Gipfel einſtens herrſchend über reußen, Deutſchland, ja über Europa thronen ſollte; gleich⸗ zeitig erkannte er aber auch, daß dieſe Eiche ſtets von einem ſchußfertigen Heere bewacht werden müſſe, damit keine Schlange an ſein Mark gelangen könne. Er war es, der Deutſchlands Größe vorausſah, der im deutſchen Volke den Keim der Macht fühlte, der aber dieſe Eigenſchaft zerfallen ſah, wenn das Volk nicht von kräftiger Hand zuſammenge⸗ halten würde und ſo ein einig Volk, ein Volk in Waffen derung, zu welcher 84 Meter breite Granitſtufen herab⸗ führen und auf der die vielgerühmte Latona⸗Gruppe die Mitte einnimmt, um ſich ſchließlich zu einem mächtigen, über eine Viertelſtunde langen Laubgange einzuengen, in deſſen Mitte ſich der Einfahrtskanal für das Königs⸗ ſchiff befindet. Dieſe haushohen Spalierwände, vor welchen in enger Reihe eine Allee von Lindenbäumen gepflanzt iſt, die wiederum durch eine lebende Buchen⸗ hecke von den Gehwegen und dem Kanale geſchieden iſt, ſollten etne dreifache, undurchdringliche lebende Mauer bilden, dazu beſtimmt, die königlichen Anlagen von dem umgebenden, überall nahe hervortretenden Walde zu ſcheiden, und die zur Belebung der Waſſerkünſte erfor⸗ derlichen maſchinellen Anlagen und Dampfpumpen zu verbergen, vor allem aber die Perſon des menſchenſcheuen Monarchen vor den unbefugten Blicken zudringlicher Perſonen zu ſchützen und ihm ſekbſt den ungeſtörten Genuß ſeines geradezu feenhaften Aufenthaltes zu er⸗ möglichen. Das buntfarbige Laub der haushohen Reben⸗ ſpaliere hebt ſich ſcharf ab von dem Dunkel des Waldes und auf dem bunten Hintergrunde der dreifachen Ein⸗ faſſung treten die zarten Umriſſe der weißen marmornen Statuen, der vergoldeten Figuren und der Bronze⸗ Geſtalten deutlich hervor. Wenn das Schiff des Königs in dem von grünem Gehege umſchloſſenen Kanal einfuhr, der Blick von den zahlloſen Statuen und Statuetten, welche alle umrauſcht waren vom Staube des ſpringenden und ſpielenden Waſſers, hinaufſchweifte zu dem im Sonnen⸗ lichte erglänzenden Schloſſe mit ſeinen zahlloſen Bogen⸗ fenſtern, ſeinen ſchlanken Säulen und ſeiner von Trophäen gekrönten Attika, deſſen Seiten der vielhundertjährige Wald umſchloß und in deſſen Hintergrund die Felswände des Hochgebirges ſich himmelhoch erheben, ſo muß dieſer Anblick ein zauberhafter geweſen ſein. Bevor der freundliche Leſer mit uns das Innere des monumentalen Baues betritt, auf deſſen Pracht ſchon die äußere Anordnung vorbereitet, ſei uns eine kurze Beſchreibung der drei Gruppen geſtattet, welche ſich in⸗ mitten des Hauptbaſſins erheben und in gerechter Weiſe die Aufmerkſamkeit und das Intereſſe des Beſchauers herausfordern. Im tiefer gelegenen Theile des Gartens, am Fuße der großen zur Niederung herabführenden Freitreppe in der Mitte des Raumes zwiſchen dem Schloſſe und dem zum See hinausführenden Königscanale erhebt ſich die ſchon erwähnte Laton a⸗Gruppe, das vielgenannte Meiſter⸗ und Wunderwerk dieſer königlichen Waſſerkünſte. Gleich⸗ wie das ganze Schloß dem Gedanken und Beſtreben eut⸗ ſprungen iſt, das Königsſchloß von Verſailles in vergrößer⸗ tem Maßſtabe und in erhöhter, bisher unerreichter künſtler⸗ iſcher Ausſchmückung und in idealiſirter Geſtalt an die Ufer des Chiemſees zu zaubern, ſo iſt auch die vielge⸗ prieſene Latona⸗Gruppe eine Nachbildung, von welcher das Verſailler Original weit überboten wird. In einem großen kreisrunden Marmorbaſſin erhebt ſich ein aus fünf hohen concentriſch über einander gelagerten Treppen⸗ ſtufen und aus vielfarbigem Marmor zuſammengefügter HOben ſchon ſprach ich aus, daß Friedrich die Alweſe in innerlich haßte. Beweis hierfür iſt ein Brief, theilweiſe in Verſen, den Friedrich an Voltaire geſchrieben. Der König hatte eine Reiſe zu ſeiner Schweſter Wil⸗ helmine, Markgräfin von Bahreuth unternommen dieſelbe und begab ſich dann über Straßburg, Frankfurt nach e Er ſchreibt Folgendes von Straßburg aus: „Sie können ſich denken, wie neugierig ich war, und wie lebhaft ich wünſchte, die Franzoſen in Frankreich ſelbſt kennen zu lernen. Dort ſah den Franzmann endlich ich, deß Ruhm Voltaire ſo ſchön beſang, den Albion verachtet ſtets, weil Albion trau⸗ riger Verſtand und ſchwarze Galle bitter macht— den 1 55 mann, den der Deutſche nur für einen halben Narren den Franzmann, deſſen Land regieret ſtets nur die Liebe, die bei Euch zwei Tage nicht beſtändig bleibt.— O, wild galan⸗ tes Narrenvolk, du Sänger greulichen Geſangs, ſo ſtolz im Glücke, ſo im Unglück klein, Mitleid kennt Euer ien nicht, das Euch das 1 Innere birgt, in dem kein Wiſſen heimiſch iſt. Wie habt Ihr Nichtigkeiten lieb! Nie geht der Ernſt Euch in den Kopf. Leichtſinnig indiskret, unklug reißt jeder Luftzug Euch mit fort. Sprecht vom Jahrhundert Lud⸗ wigs Ihr? Ein ſchwaches Abbild iſt es nur von der Cäſaren großen Zeit: Rom ſchlägt Paris in 1 0 Punkt. Doch Du gehörſt zu Ihnen nicht: ein Denker biſt, o Voltaire, Du, ein Franzmann denket ſchwerlich je.— Lieber Voltaire, verzeihen Sie mir dieſe Deſinition der Franzoſen: ich rede ja nur von denen in Straßhurg.“ So weit des Königs Brief, der keines Commentars bedarf und den ich nur in Bezug auf Voltaire etwas übertrieben finde. Der König, der ſonſt ein vollkommener Menſchenkenner war, hatte ſich in dieſem Menſchen getäuſcht; Voltaire war that⸗ ſächlich ein Fibdertt und zwar einer von der Sorte, wie ſie der König ſchildert: leichtſinnig, indiskret, unklug. Späterhin fand ja dieſe langjährige Freundſchaft zwiſchen beiden durch die unehrlichen Handlungen Voltaire's einen ſchet Abſchluß, der den König tief geſchmerzt. Jahrelang enkte er einem Nichtswürdigen ſeine Gunſt und erl⸗ Aufbau, deſſen oberſte hohe Stufe der aus blenden weißem Marmor geformten Latona zugleich als Socke dient. Hier iſt der edelſte carrariſche Marmor von Hausmann in geradezu vollendeter Weiſe behandelt und der harte Stein ſo meiſterhaft zart geformt, als wäre die claſſiſche Gruppe aus zartem Elfenbein oder weichem Wachs geſchnitzt. Latona, die Hausbegluͤckte, umfaßt ſchirmend ihre ſich ängſtlich an die Mutter anſchmiegenden lieblichen Kinder Apollo und Diana, denen die lykiſchen Bauern den labenden Trunk an der Quelle verwehrt haben. Dieſe letzteren werden darum von der zürnenden Latong in Fröſche, Schildkröten und anderes Waſſergethier ver⸗ wandelt; 72 ſolcher Figuren, in coloſſaler Vergrößerung, lagern auf den vier untern Stufen des marmornen Auf⸗ baus, darunter Geſtalten, denen halb noch menſchliche Geſtalt anhaftet, halb ſchon aber das vom thieriſchen Weſen zu eigen iſt und die ſich alle grollend gegen die Zauberin wenden, mächtige Waſſerſtrahlen in ohnmäch⸗ tiger Wuth gegen die Göktermutter entſendend, denn der ſprühende Waſſerſtaub hüllt dieſe wohl ein, vermag ſie aber nimmer zu treffen. Einen ganz anderen Charakter haben die beiden Coloſſal⸗Fontänen und Gruppen, die auf dem Hoch⸗ plateau unmittelbar vor der Schloßfront ſelbſt gelegen ſind. Aus den beiden rieſigen Marmorbaſſins, deren Ränder mit vergoldeten Statuen von übermenſchlicher Größe beſetzt ſind und die in ihrer großen Zahl einen das Auge beinahe verletzenden Eindruck machen, erhebt ſich je ein gigantiſcher, pyramidenartig aufſteigender Eyklopenbau. Auf dem Gipfel dieſes ſüdlichen Felſen ſtürmt ein gigantiſches Roß himmelan, an das ſich Fama, die Göttin des Rufs und Nachruhms lehnt, mit der an die Lippen geſetzten, gen Himmel gerichteten Tuba der Welt den Namen des Helden verkündend, der mit den Ungeheuern und Rieſen gekämpft hat, die kopfüher vom Felſen herab in die Fluthen ſtürzen. Andere Ge⸗ ſtalten klimmen mühſam empor, am Fuße des Steines aber ruht Klio, auf eine Sphynx ſich lehnend und den Namen des Heros mit ehernem Griffel auf ihre Tafel eingrabend. Die Zinne der nördlich gelegenen Gruppe ſchmückt auf dem drehenden Glücksrade ſtehend die Göttin Fortuna, umſpielt von lieblichen, lockigen Knaben und umgränzt von Blumen; Delphine lagern am Fuße des ſelſen. Diefe Fortuna iſt ein Meiſterwerk von der 15 Rümann's, während die 525 von Rud. A. Matſon gearbeitet iſt. Beide Fontänen vermögen mächtige Waſſerſtrahlen beinahe 100 Fuß hoch in die Lüfte zu ſenden. Eiſerne Röhren von ſehr reſpektab len Dimenſtonen durchziehen die Baſſins kreuz und quer, das Hauptzuleitungsrohr ſelbſt hat den gewaltigen Umfang eines mächtigen Dampfkeſſels. Die Waſſerleitungs⸗Anlage iſt von der Stuttgarter Geſellſchaft für Gasbeleuchtung und Waſſerleitung erſtellt; die Waſſerkünſte ſtellen die weltberühmten Werke von Verſailles weit in den Schatten und dürften wohl einzig in ihrer Art, was Geſchmack und Fantaſie anlangt, daſtehen. 0— ͤV—— demſelben Einblick in ſeines Herzens tiefſten Falten und dann vergilt dieſer die Liebe mit Undank. hat man dem geiſtvollen Herrſcher ſeine Stellung gegen die deutſche und ſeine Vorliebe für die franzöſiſche Lit⸗ teratur verübelt und doch kann nichts leichter gerechtfertigt werden, als gerade dieſe Handlungsweiſe. Die franzöſiſche Litteratur hatte im 17. Jahrhundert ihre bedeutendſte Ver⸗ treter aufzuweiſen: Moliere, Corneille, Racine, die Dramatiker; Scarron, den Witzbold; Fenslon, Boileau, die lanzvollen Stiliſten und Lafontaine, den beſten franzöſiſchen Fa 9 0 alle erfüllten die damalige Zeit mit ihrem uhm und ihrem Wiſſen; zu dieſen blendenden Sternen am Kunſthimmel traten noch die Männer, die dem 18. Jahrhun⸗ dert den Namen des philoſophiſchen errangen: Voltaire, Rouſſeau, Diderot,'Alembert, Beaumarchais ., A. Wen nimmt es da Wunder, daß ſich ein Geiſt, wie II. dieſer Litteratur, die ſolche Männer aufzuweiſen hat, zuwandt, und der deutſchen, die doch erſt als entſtehende in Betracht kam, den Rücken kehrte? Friedrich der Große 2 oft den Machwerken der damaligen deutſchen, Dich⸗ ter Geſchmack abzugewinnen, aber wie die Sache lag, konnke unmöglich eine geſchmackvolle, lebenswahre Litteratur vor⸗ handen ſein. Es fehlte ein begeiſterndes Ereigniß, ein be⸗ geiſternder Held, ein Vorbild deutſcher Stärke. Nach Fried⸗ richs Siegen ſbroſſeg die Gedichte wie Pilze, der beſte Beweis, daß die Deutſche Litteraturerde nur auf den befruchtenden Regen wartete. Dem einzigen wirklichen deten Gellert, dem deutſchen Aeſop, wandte der König gelegentlich ſeiner Anweſenheit in eine ganze Aufmerkſamkeit zu. Die Einzelheiten jenes Be⸗ uches ſind zu bekannt, um ſie zu wiederholen. Nach dem Weggange des Dichters ſagte der König:„Das iſt ein gan anderer Mann als Gottſched“ und den andern hei der Tafeß äußerte er:„Das iſt der verſtändlichſte unter allen deutſchen Gelehrten“, Der König wußte ganz genau den Werth der deutſchen Litteratur zu ſchätzen und ich bin ganz feſt Uberzeugt wenn Schiller und Göthe ein Jahrhundert früher gelebt Friedrich der Große hätte die franzöſiſche Sprache ebenſg aulte beß töinbewrren, Aalgerlich wie die Franzoſen 17 5 Ja, er— 5 5 1 ler General⸗Anzeiger. 18. Auguſt. litiſche Tleberſicht. *Mannheim, 17. Auguſt. Deutſches Neich. In reaktionären Kreiſen macht man ſich neuerdings ſachte daran, eine liebgewordene Beſchäftigung wieder aufzunehmen: den Sturmlauf auf die Oeffentlichkeit der Gerichtsverhand⸗ lungen. Unſere gezwungenen und freiwilligen Gou⸗ vernementalen ſind ſehr ausdauernd, weunn es ſich um die Verfolgung einer Fährte handelt, die nach ihrer Meinung die richtige iſt. Kein Mißgeſchick ſtört ſie da, und wenn ſie auch zeitweilig ſcheinbar ihre Thätigkeit nach einer beſtimmten Richtung hin einſtellen, ſo iſt bei ihnen aufgeſchoben noch lange nicht gleichbedeutend mit aufgehoben. Das zeigt ſich jetzt wieder zur Evidenz. Einem ſonft kaum beachteten konſervativen Blatte in Schleſten wurde die Ehre zu Theil, die Bataille zu er⸗ öffnen. Es kürzlich in ſeinen Spalten einen heftigen An ff der Gerichtsver⸗ 9 auf die Oeffentlichkeit der handlungen und der Umſtand, daß die„Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ dem weltentlegenen Blatte wacker ſekundirt, läßt deutlich erkennen, von wo aus die Wei⸗ ſung zum Losſchlagen erging. Man kann ſich alſo darauf gefaßt machen, daß in nächſter Zukunft die „vaterländiſche“ Preſſe wieder mit allen Mitteln offi⸗ ziöſer Sophiſtik zu beweiſen ſucht, wie ſchädlich für das allgemeine Wohl die öffentlichen Gerichtsverhandlungen ſind und wie dringend nothwendig die Abſchaffung der⸗ ſelben iſt. Mit Rückſicht darauf bemerkt mit Recht ein freiſinniges Blatt:„Unter hundert, vielleicht unter tauſend Prozeſſen, die verhandelt werden, findet ſich vielleicht einmal Einer, bei welchem die Oeffentlichkeit zu einem Uebelſtand oder gar einem Aergerniß führt. In einer viel größeren Anzahl von Prozeſſen läßt ſich der Nutzen der Oeffentlichkeit nachweiſen. Bald macht ſie das Publikum auf eine vergeſſene Beſtimmung des Strafgeſetzes aufmerkſam, bald trägt ſie dazu bei, das Beweismaterial gegen einen gemeingefährlichen Ver⸗ brecher zu verſtärken. Und unter den Fällen, in denen die Oeffentlichkeit zu Verdrießlichkeiten Veranlaſſung ge⸗ geben hat, waren die meiſten ſo beſchaffen, daß der Feh⸗ ler darin zu ſuchen war, daß die Anklage überhaupt er⸗ hoben wurde, und nicht darin, daß die Verhandlungen über dieſe Anklage bekannt wurden. Es gilt dies ins⸗ beſondere von dem Prozeß Gräf, der immer und immer wieder herangezogen wird. Die Beſeitigung der Oeffent⸗ lichkeit würde eine unheilbare Entfremdung zwiſchen der Rechtspflege und dem öffentlichen Rechtsbewußtſein her⸗ beiführen.“— Der Bau des Nordoſtſeekanals kann erſt, wie in den offiziöſen„Berliner Polit. Nachr.“ ge⸗ meldet wird, nach längerer Zeit thatſächlich in Angriff genommen werden. Als Sitz der Kanalkommiſſion kom⸗ men Rendsburg und Kiel in Frage. Dieſe Kommiſſton wird zunächſt die Einzelausarbeitung der Projekte vorzu⸗ nehmen haben. Alsdann erſt wird an den Grunderwerb gegangen. Beſondere Schwierigkeiten bietet die Tracirung des Kanals auf diejenigen Strecken, in welchen er durch Moorboden geführt werden muß. In noch weiterer Ferne erſcheint die Inangriffnahme des Rhein⸗Ems⸗ kanals. Bevor die unentgeltliche Hergabe des Bauter⸗ rains ſeitens der Intereſſenten nicht erfüllt iſt, können die Kredite nicht flüſſig gemacht und ſelbſt die ſpeziellen Vorarbeiten nicht in Angriff genommen werden. Belgien. In Brüſſel hat am Sonntag die pielbeſprochene Arbeiterdemonſtration ſtattge⸗ funden, über deren Verlauf wir eingehend berichtet haben. Aus den offiziöſen und privaten Mittheilungen geht übereinſtimmend hervor, daß keine der in Bezug auf dieſen Tag gehegten Befürchtungen eingetroffen iſt. Die Volksmaſſen bewahrten eine wahrhaft wohlthuende Ruhe und bekundeten eine Disciplin, die deutlich dafür ſpricht, daß es den Füͤhrern der Bewegung Ernſt iſt, wenn ſie unausgeſetzt darauf hinweiſen, daß ſie ihr Ziel nur auf abſolut friedlichem und geſetzlichem Wege zu erreichen beſtrebt ſind. Der durchweg würdige und ſchöne Verlauf der großartigen Kundgebung dürfte weſentlich dazu beitragen, der belgiſchen Bourgeoiſte — einen Theil jener Angſt zu nehmen, von der ſie ſeit Mona⸗ Idealgeſtalten Goethe⸗ Schiller an ſeinen Hof mänulichen berufen. Wollte man indeſſen dem König aus ſeiner Hand⸗ lungsweiſe einen Vorwurf machen, ſo wäre das eben unver⸗ ſcht Große Geiſter verlangen große Geiſter zur Geſell⸗ chaft und zu Freunden und die fanden ſich damals nur an Frankreichs Hof und mußte ſich deßhalb Friedrich wohl oder übel mit Ausländern behelfen. Indirekt hat er aber wie bereits geſagt auf alles deutſche ſegnend gewirkt; er iſt als Schöpfer unſerer Littergtur anzuſehen, er iſt es, der Preußen zu ſeiner Blüthe gebracht und uns dadurch ein Deutſchland Picafen wie wir es jetzt heſitzen, er iſt es endlich, der den eutſchen gezeigt, daß Einigſein und Selbſtbewußtſein die Tugenden eines ſtarken Volkes ſein müſſen — Ein Sonntagsvergnügen hat oft ſeine Unannehm⸗ lichkeiten, beſonders wenn dabei eine ſchöne junge Frau im iſt, die nicht blos ihrem lieben Mann gefällt. Dann ibt es nicht nur Zanuk und Streit, ſondern nicht ſelten auch ie größten Hiebe. Schließlich pflegt das ſog. dicke Ende in Geſtalt einer Anklage nachzukommen. In dieſer fatalen Lage befand ſich jener Schloſſergeſelle, welcher ſich vor dem Schöf⸗ zu Berlin beim Amtsgericht 1 wegen Haus⸗ riedensbruchs zu verantworten hatte.„Was veraulaßte Sie denn, in dem Vergnügungslocal Skandal zu machen?“ nuate der Vorſitzende den Angeklagten.„Det will ick Ihnen urz un jut erzählen,“ erwiderte der Angeklagte. Et war ein Sonntag, wie ihm der liebe Jott mich alle Mal fibt, wunderſchön is jarniſcht dafeſen. Wir amüſirten uns famos. Da kommt ſo'n dämlicher iſtitenfritze an mir ran un ſagt: Na, wie jehts? ſagt er. Immer mitten uff'en Damm, ſagt ick. Ja wohl, ſagt er, ſetzt ſich mit Bravour zu meiner Rieke und pouſſirt mit Jewalt los. Ick ſeh mich det ne anze Weile an un ſage jarniſcht. Er pouſſirte immer doller. Det wurmiſirte mir. Hören Se mal, Herr Nachbar, ſagt' ick Denn, jedes Ding hat n Ende, blos die Wurſcht hat zwee. Der hat n Bogel, ſchrie nu der Stieſel un lachte, wat es 28 Nu wurde mein Blut noch rebell ſcher un ick ——5 enn Se mir uzen wollen, denn ſuchen Se ſich eenen ern aus. dieſes Stichelwort ſprang er uff, wir krieg⸗ det N nu jing et los. Ick holte aus und er haute de nd mus dube ihm doch Ceue. Bald verloren ten beherrſcht iſt und die auch in dem bereits mitge⸗ theilten Urtheile von Mons zum Ausdruck gelangte. England. In Belfaſt iſt der Teufel wieder los⸗ gegangen. Man ſollte es kaum für menſchenmöglich hal⸗ ten. Vier Stunden lang— ſo meldet Wolff's Tele⸗ graphenbureau— feuerten Katholiken und Proteſtanten aufeinander, ſo daß es auf beiden Seiten Todte und Verwundete gab. Das Militär unterdrückt endlich die Ruheſtörung. Dasſelbe ſcheint überhaupt immer erſt dann einzuſchreiten, wenn es eine Zeit lang ordentlich geknallt hat. Es iſt die reinſte Anarchie. ſtußland. Die wirthſchaftliche Lage Ruß⸗ lands iſt zur Zeit eine ſehr gedrückte, wie dies aus nachſtehendem, von Warſchau ſtammendem Berichte zu erſehen iſt: Gegenwärtig herrſcht hier(in Warſchau) eine allgemeine Stockung des Handelsverkehrs, und in Folge deſſen ein bedeutendes Herabgehen der Preiſe, ſo daß die meiſten Inhaber der Geſchäftslokale faſt zum Selbſtkoſtenpreiſe verkaufen. Zu der allgemeinen ckung tragen noch beſondere Umſtände bei, ſo z. B. di ungünſtige Ernte im ſüdlichen Rußland, in Folge deren die dortigen Landwirthe nicht im Stande ſind, für die von hier aus, reſp. von den Niederlagen der hieſigen Firmen gelieferten landwirthſchaftlichen Maſchinen und Geräthe ꝛc. die fälligen Beträge zu zahlen, ſo daß einige Firmen dadurch bereits ins Schwanken gekommen ſind. Aehnlich verhält es ſich in allen Handelszweigen; die Hälfte aller Wechſel kommt aus Rußland mit Proteſt zurück; Beſtellungen werden nur wenige gemacht, und auch dieſe faſt nur auf Kredit. Unter dieſen mißlichen Verhältniſſen werden die verſchiedenſten Wege eingeſchla⸗ gen, um ſich zu halten.„Regulirungen“ ſind gegen⸗ wärtig an der Tagesordnung, ſogar bei Kaufleuten, welche für vermögend gelten. Die Quellen des Kredits ſind noch mehr, als bisher, beſchränkt, man ſieht mit Beſorg⸗ niß dem nächſten Tage entgegen, und vielfach wird ein allgemeiner„Wechſelkrach“ gefürchtet. Da wäre es für Rußland unſeres Erachtens doch beſſer, wenn es endlich anfinge, eine geſunde und vernünftige Wirthſchaftspolitik zu treiben, ſtatt der von ihm beliebten„Großmachtspo⸗ litik“„nach dem Teſtamente“ Peter des Großen, welche Europa in den letzten Jahren ſo ſehr beunruhigt hat und dies auch jetzt noch thut. Amerika. Auf den Fortgang des Konfliktes zwiſchen Mexiko und den Vereinigten Staaten darf man geſpannt ſein. In New⸗York wurde behaup⸗ tet, die mexikaniſchen Behörden hätten Befehle ertheilt, daß, im Falle von Texas ein Einfall in mexikaniſches Gebiet gemacht wird, Cutting enthauptet und ſein Kopf den Amerikanern überſandt werden ſolle aus Rache für die von ihnen verurſachten Verlegenheiten und den dem Ge⸗ ſchäft in El Paſo zugefügten Nachtheil. Der mexikani⸗ ſche Geſandte in Waſhington, Romero, iſt der Anſicht, daß es zu keinem Kriege kommen werde, da Mexiko von dem Wunſche beſeelt ſei, ſoweit zu gehen, als es ſeine Pflicht und der Anſtand geſtatten, um eine Schwierigkeit zu vermeiden, und daß die Angelegenheit zur gegenſeiti⸗ gen Befriedigung beider Länder beigelegt werden wird. Deutſches Reich. München, 16. Auguſt. Die feierliche Ueberführung des Herzens des Königs nach Altötting hat programm⸗ mäßig ſtattgefunden. Berlin. Alle, welche den Kaiſer bei ſeiner An⸗ kunft in Potsdam zu ſehen Gelegenheit hatten, rühmen ſein gutes Ausſehen und die erſtaunliche Ruülſtigkeit. Auch die Leibärzte des Kaiſers ſind mit dem Erfolg der diesjährigen Badekur zufrieden, nichtsdeſtoweniger haben ſie dem Herrſcher für die nächſten Wochen die größte Schonung anempfohlen, und nur die allernöthigſten Em⸗ pfänge ſollen ſtattfinden. Aus dieſem Grunde unter⸗ bleibt auch vorläufig der Empfang des Geſandten v. Schlözer, welcher erſt kurz vor ſeiner Rückkehr nach Rom dem Kaiſer ſeine Aufwartung machen wird. * Der bisherige franzöſiſche Botſchafter am Berliner Hofe, Baron de Courcel, der Ende die⸗ ſes Monats Berlin verläßt, wird vorher dem Kaiſer ſein Abberufungsſchreiben überreichen und wahrſcheinlich auch 8* wir det Ileichgewicht, aber de Keilerei jing dadrum uff m Fußboden flott weiter, bis ſe uns auseinander jetrennt hahen. — Vorſ.: Ihre Frau ſoll die Liebenswürdigkeiten Ihres Geg⸗ ners nicht unfreundlich aufgenommen haben.— Angekl.: Se klapperte in bisken mit den Oogen, det is wahr.— Vorſ.: Sie ſollen darauf auch Ihre Frau geſchlagen haben. Angekl.: Nee, dazu bin ick ville zu ville jebildet.— Vorſ.: Da Sie ſolche Szenen vorausſehen konnten ſo ſollten Sie derartige Lokale nicht beſuchen.— Angekl.: Schön jeſagt und noch ville ſchöner jedacht. Ueberhaupt, was hatn Menſch von's Leben? Man regt ſich blos uff und hat niſcht von. Ick ſage Ihnen, Herr Jerichtshof, mir is mies vor's Janze.— Der Angeklagte und ſein Nebenbuhler ſind in Folge der Schlägerei wiederholt zum Verlaſſen des Lokals aufgefordert worden, leiſteten aber der Aufforderung keine Folge, ſo daß ſie ſchließlich gewaltſam an die Luft geſetzt werden mußten. Der Letztere iſt bereits vor einiger Zeit wegen Hausfriedens⸗ bruchs beſtraft worden, während der Erſtere zu einer Geld⸗ ſtrafe von 20 Mark verurtheilt wurde. 5 armlos. Vier Touriſten begegneten an einem Tage der verfloſſenen Woche, kurz vor einem Dorfe zwiſchen Striegau und Hohenfriedeberg, einem Knecht, welcher ſich vergeblich bemühte, ſeinen mit Getreide beladenen Ernte⸗ wagen aus dem Graben heraus auf die Straße zu bringen. Harte Worte, wie noch viel härtere Schläge wollten nichts helfen, und ſchon mehrere Male hatte das gehörnte Zugvieh ſeinem Führer ein„Jon possumus“ entgegengebrummt. Ohne langes Beſinnen griffen die Touriſten in die Speichen der Räder und o dem Gefährt auf den richtigen Weg. Da ſagte der harmloſe Knecht im Weiterfahren:„'woar gutt, dgaß Se komma, ſunſt hätt' ich mer wahrhoftig a poar andre Uchſa hulln müſſa.“ — Ein ehrlicher Cridatar. Concursmaſſen⸗Ver⸗ walter:„Nach dem vorliegenden Status können Sie Ihren Gläubigern nicht mehr als 25 pCt. zahlen.“— Der Fallite: Ich habe noch jedesmal 30 pCt. gezahlt und werde meinen Gläubigern auch diesmal nicht weniger bieten.“— Concurs⸗ maſſen⸗Verwalter:„Aber der Stand Ihrer Activen erlaubt keine höhere Quote!“— Der Fallite.„Dann zahle ich die Wochenmarkt zum Verkaufe ausgeboten. Aus Kalau. In der Kolner„N fehlenden 5 pCt. aus meinem eigenen Sack. noch Gelegenheit finden, ſich vom Fürſten Bismarck, der ihm immer wohlwollte, perſönlich zu verabſchieden. Ueber ſeinen Nachfolger verlautet noch immer nichts Zuverläſ⸗ ſiges. Es ſcheint, daß die fränzöſtſche Republik eine Zeit lang nur durch einen Geſchäftsträger vertreten ſein wird. Ausland. Wien, 16. Auguſt.(Cholera⸗Bericht.) Es er⸗ krankten reſp. ſtarben vom 14.— 15. Mittags: in Trieſt 10/%2. In Iſtrien ſind 9 neue Erkrankungen vorgekom⸗ men. Brüſſel, 15. Auguſt. Der Zug der Arbekter hat ſich nach Vollendung des ihm vorgeſchriebenen Weges in vollſter Ruhe aufgelöſt. Als derſelbe hinter dem Palais und vor dem Miniſterialgebäude vorbeipaſſirte, wurde die Marſeillaiſe geſungen. Die Bevölkerung begegnete den am Zuge Theilnehmenden bis zum Schluſſe freundlich, nahm aber, ſelbſt in den eigentlichen Arbeiterquartieren, durch keinerlei Kundgebungen für oder gegen dieſelben Partei, Der Platz vor dem Palais war von der Bürgergarde gegen den eigentlichen Verkehr abge⸗ ſperrt. Die Miniſter waren, während die Kundgebung ſtattfand, im Juſtizminiſterium verſammelt. Nach Aus⸗ weis der vorgezeigten Eiſenbahn⸗Fahrſcheine waren mit⸗ telſt Extrazüge gegen 13,000 Perſonen von außerhalb hierher gekommen.— Der Generalrath der Ar⸗ beiter-Partei hat dem Miniſterpräſidenten eine Abreſſe überſendet, in welcher die Gewährung des allge⸗ meinen Stimmrechts gefordert wird. Die Miniſter werden in der Adreſſe erſucht, ihr Verlangen den Kam⸗ mern bei deren Wiederzuſammentritt zu unterbreiten. London, 16. Auguſt. Vom Sonnabend zum Sonn⸗ tag erneuerten ſich die Unruhen in Belfaſt. Be⸗ waffnete Mannſchaften von Proteſtanten und Katholiken feuerten vier Stunden lang auf einander und beide Seiten hatten mehrere Todte und Verwundete. Erſt in früher Morgenſtunde unterdrückte das Militär die Ruheſtörung ohne weiteres Blutvergießen.(Die Unruhen haben über⸗ haupt nur, wie die Londoner Blätter melden, wegen eines heftigen Regens aufgehört.) Verſchiedenes. Berlin. Das Polizei⸗Präſidium erläßt folgende War⸗ nung: Es wird gegenwärtig unter dem Namen„Homme⸗ ria⸗Thee ein angeblich gegen Lungen⸗ Halsleiden und Aſthma wirkjames Geheimmittel angeprieſen, welches von dem Agenten A Wollsky, Alte Jakobsſtraße Nro. 93 hierſelbſt wohnhaft, in Päckchen mit 65 Gramm Inhalt bei einem Werthe von 5 bis 6 Pfennigen für den Preis von.20 Mk. verkauft wird, und nach dem Ergebniß der amtlich veran⸗ laßten ſachverſtändigen Unterſuchung lediglich aus Vogelknö⸗ terich beſteht, wie er auf allen Wegen und namentlich auch oft in wenig verkehrsreichen Straßen zwiſchen den Pflaſter⸗ ſteinen wächſt. Eine ſpecifiſche Heilwirkung hat das oben erwähnte Kraut nicht. Solches wird hierdurch zur Warnung für das Publikum zur öffenklichen Kenntniß gebracht. Ogdbgleich der Nachruhm des„Schwaus von Avon im Zenith ſteht und die Gloriole ſeines Ruhmes durch die Jahrhunderte an Glanz gewonnen hat, iſt es dennoch in England nicht möglich, die nöthige Summe zuſammenzu⸗ bringen, um den 1 li Verfall des Monumentes, unter welchem die irdiſchen Ueberreſte des unſterblichen Shakeſpeare gebettet ſind, zu verhindern. Die Shakeſprare⸗Geſellſchaft hat ſich nun an die Amerikaner und die indiſchen Colonien um Beiträge gewendet, und man denkt beſonders einen Appelk an die Künſtler für deren Mitwirkung zu richten. Dieſe Einladung, hofft man, werde von großem Erfolge begleitet ſein. Anfangs Auguſt wird im ganzen britiſchen Reiche ein Aufruf erlaſſen werden, welcher nach dem Kapland, nach Indien, nach Amerika und Auſtralien gelangen wird. Bis jetzt konnten die Gebeine Shakeſpeare's nicht in's engliſche Pantheon überführt werden, weil die Inſchrift auf dem Grabmonumente, welche vom Dichter ſelbſt verfaßt worden war, Jeden verflucht,„der die Ruhe der ſterblichen Reſte des Dichters zu ſtören verſuchen wollte“. So hofft man denn in England, daß die einlaufenden Beiträge hinreichen werden, um das Geburts⸗ und Elternhaus, ſowie die Grabſtätte des Dichters vor der gänzlichen Zerſtörung zu ſchüzen und die⸗ ſelben als einen nationalen Wallfahrtsort auch den kommen⸗ den Geſchlechtern zu erhalten. —— Aus Stadt und Tand. * Maunheim, 17. Auguſt 1886. * Die erſten Trauben wurden auf dem geſtrigen Mufik⸗Zei⸗ tung“ leſen wir folgenden Scherz: Welches iſt die kälteſte Tonart? Fis-dur, denn in ihr kommt zweimal„Eis“ vor, els und als, — Väterlicher Nath.„Moritzleben, wenn Du hei⸗ rathen willſt, nehm' Dir ä Frau, die ſo reich iſt, daß Du ſie möchſt heirathen, auch wenn ſie mieß wär', und die ſo daß Du ſe möchſt nehmen, auch wenn ſe arm wär — Bauern⸗Schlauheit Sagtis mir nur, meiſter, warum Ihr ſtets ziſpät kommt?“ „Das will i dem Herrn Pfarrer ganz aufrichtig ſag'n. In der Kirche iſt es immer viel Staubh, da wart' i, bis der ganze Gmoandevurſtand in der Bank ſitzt, wann daun i kumm', müſſen dö'ſamm rucken und wiſchen für mi en Staub von der Bank „ Gute Autwort. Als Kaſſer Joſeph II. das fran⸗ zöſiſche Theater aufhob, beklagte ſich der franzöſiſche Ge⸗ ſandte Breteuil bei ihm und ſagke u..::„Nun habe ich kein Vergnügen mehr; was ſoll ich in Ihrem deutſchen Schauſpiel?“ Lächelnd antwortete der Kaiſer:„Was meine Geſandten in dem Ihrigen machen, ſie lernen franzöſiſch.“ untrügliches Zeichen. 1. Soldat:„Du, Ede, ick jloob', et jiebt Krieg.“ 2. Soldat:„Warum?“ 1. Soldat:„Ick hab' ſo'ne Ahnung— mir juckt det linke Ooge.“ »Von der Parade. Hauptmann:„Sie, Einjähriger ſcch warum machen Sie plötzlich ein ſo vergnügtes Ge⸗ i Bürger⸗ Huber:„Entſchuldigen, Herr Hauptmann, aber es hat einen Moment aufgehört, mich ſo fürchterlich zu jucken. — Eiue gute Seele.„Bedauere, aber wie aus dem Teſtamente zu erſehen iſt, hat Sie Ihre verſtorbene Frau mit gar nichts bedacht.“ — Die gute Seel'! Auf alle mögliche Art ſucht ſie mir den Schmerz um ihren Tod zu verringern!“ 18. Auguſt. General⸗Anzeiger. 8. Seite; „Deutſche Schaumweine. Wie in allen Gebieten der Induſtrie, ſo hat ſich auch auf dem Gebiete der Schaum⸗ wein⸗Fabrikation Deutſchland vom Ausland emanziptrt. Während man früher den deutſchen Schaumweinen weniger Beachtung ſchenkte und nur den als vollblutigen Gentleuen anerkaunte, der ſich ächten Champagner erlauben konnte, nimmt jetzt der deutſche Schaumwein auf allen Weinkarten beſſerer Reſtaurationen und Hotels, gegenüber dem Chamag⸗ ner, eine ebenbürtige Stelle ein. Es iſt dieſes Reſultat, neben unſerm Zollgeſetz, auch dem Fleiß und der Ausdauer deutſcher Fabrikanten zu danken, die es ſich nicht verdrießen laſſen, ſtets zu arbeiten und zu lernen. Eine der älteſten Schaumweinfabriken in Deuiſchland iſt die von Michael Oppmann in Würzburg,(Hauptvertreter für Mann⸗ heim und Umgebung Herr W. Kaltenthaler hier) und hat ſich gerade dieſe Fabrik ganz auf der Höhe ihrer Zeit nicht nur zu erhalten gewußt, ſondern iſt ihren jüngeren Colleginnen ſtets muthboll vorangeſchritten. Der beſte Be⸗ weis für die Vorzüglichkeit und Preiswürdigkeit dieſes edlen Oppmanmſchen Getränkes iſt wohl der Conſum deſſelben bei dem Jubiläumsfeſt in Heidelberg, der, ohne Zahlen nennen zu wollen, ein ganz rieſiger geweſen ſein ſoll. Kaum glaublich. Der„Maunheimer Anzeiger“ bringt in ſeinem Annoncentheil auch eine Rubrik:„Empfehlens⸗ werthe Hotel'!, Bei einem derſelben heißt es:„Gaſt⸗ hof und Cafe, Billard und Omnibus an Bahnhof ꝛc.“ Wir unſererſeits müſſen ſtark daran zweifeln, daß dieſer Gaſt⸗ wirth auch ein Billard am Bahnhof aufftellt, zumal wir den Zweck nicht einſehen können. dDie Reichstagsabgeordneten Bebel und Singer, die ſich gegenwärtig in Süddeutſchland aufhalten, werden am nächſten Donnerſtag auch nach Mannheim kommen und vorausſichtlich in einer zu berufenden Volksverſammlung ſprechen. Exceß. In einer Wirthſchaft in Lit. R 1 entſtand geſtern Abend zwiſchen einigen Burſchen Streit; einer der Streithelden zog den Revolver, weßhalb dieſer Held von zwei Kommenden tüchtig durchgebläut wurde. Der Streit ſetzte ſich fort bis in die Breiteſtraße, worauf ein Schutzmann das geſammte Kleeeblatt verhaftete. Beſitzwechſel. Die Herren Bernhard Mayer Söhne verkauften das Haus B 5 14 an Herrn Hofphoto⸗ graph Emil Bühler zum Preiſe von Mk. 81,000.— Die Herren Bauunternehmer Gebr. Hofmann verkauften an Herrn Kaufſmaun Carl Sammet das Haus L 11 29a zu Mk. 42,500.— Herr Wenzislaus Schuhmacher ver⸗ kaufte an Herrn Hauptlehrer Karl Pfeifenberger das L 12 9b um Pik. 50,000. *.Tüchtig begoſſen. Eine Frau, welche geſtern Nachmittag an einem Brunnen des Lit. H 6 Waſſer holte, ſah, wie ein 12jähriger Knabe ihren kaum Ajährigen Liebling ohne allen Grund die Ohren rieb; die dadurch beleidigte Mutter wußte ſich nicht anders zu helfen, als dem Böſewicht den ganzen Kübel Waſſer über den Kopf zu ſchütten. Der 15 lief vollſtändig durchnäßt laut ſchreiend nach auſe. Körperverletzung Vorletzte Nacht erhielt anläßlich eines Streites ein junger Mann in Lit. K 4 eine Stichwunde in den Kopf; in derſelben Nacht mußte in Lit. F 7 ein Rauf⸗ bold Exceſſes verhaftet werden. 5 Der karholiſche Jünglingsverein unternimmt nächſten Sonntag, einſchließlich der Schutzmitglieder. einen Ausflug nach Germersheim; bei dieſer Gelegenheit wird die neugegründete Capelle des Vereins zum erſten Mal öffentlich auftreten. Durchzegangen iſt geſtern Vormittag 9¼ Uhr das Männchen des erſt vor Kurzem für den Zlüchllt Stadtpark käuflich erworbenen Schwanenpaars. Der Flüchtling flüchtete 155 in die Fluthen des Baters Rhein, und ſchwamm munter tromabwärts. 5 „ Zur 10wöchentlichen Uebung rücken morgen Vor⸗ mittag die Reſerviſten, welche ihre Uebungen beim hieſigen Regiment mitzumachen haben, hier ein, wo ſie den betr. Compagnien zugetheilt werden. * Armbruch. Mehrere Knaben ſpielten geſtern Nach⸗ mittag auf einem Wagen,(ſogenannte Bierrolle); einer der Knaben ſiel herah und brach den linken Arm. Der Verletzte wurde zu ſeinen Eltern verbracht.„ erichtigung. Wie uns mitgetheilt wird, iſt der Verkauf des Hauſes L 15 Nr. 1(Markgraf Wilhelm) noch nicht perfekt geworden. 5 Sindigkeit der Poſt. Ein 12jähriges hieſiges Mädchen, welches gegenwärtig zur Kräftigung ihrer Geſund⸗ heit fern von unſerer Stadt ſich aufhält, ſchrieb ihrer Freun⸗ din einen Brief; dabei vergaß die Brieſſchreiberin den Be⸗ ſtellungsort anzugeben und fügte blos die Litterg bei. Trotz⸗ dem kam der Brief an die richtige Adreſſe, ein Beweis, wie gewiſſenhaft die Poſt zu Werke geht. Unfug. Mehrere junge Burſchen benahmen ſich geſtern Abend beim Paradeplatz ſo ungnſtändig gegen eine junge Dame, daß einige Herren ſich derſelben annahmen, worauf die jungen Früchtchen das Weite ſuchten. * Verſteigerungen und Submiſſtonen. Donnerſtag, den 19. Auguſt, Nachm. halb 3 Uhr, in der Bauamtskanzlei: Verpachtung ſtädtiſcher Aecker. Mittwoch, den 18. Auguſt, Nachmittags 2 Uhr, in J 5 1: Verſteigerung von Bilder, Spiegel, Uhren ꝛc. Mittwoch, den 18. und Donnerſtag den 19. Auguſt, Vormittags 10 und Nachmittags 2 Uhr, im ſtädtiſchen Bauhof: Verſteigerung von Ohmetgras auf ſtädtiſchen teſen. Donnerſtag, den 19. Auguſt, Vormittags 10 Uhr, baf Verſteigerung des Ohmetgraſes QAſe 5 8 Mittwoch, den 18. Auguſt, Nachmittags 2 Uhr, in B5 5 2: Verſteigerung von Korbwaaren, Bil⸗ dern ꝛe. Montag, den 23. Auguſt: Termin zur Vergebung von Unterhaltungsarbeiten an zollärariſchen Gebäuden auf dem Submiſſionsweg. Bedingungen auf dem Burean der Großh. Bezirksbauinſpektion. *Neckarau, 16. Auguſt. Ein Metzgerburſche Nalttens Schlecht, der einige Tagen bei einem hieſigen Metzger be⸗ ſchäftigt war, iſt verſchwunden unter Mitnahme eines Anzugs und einer Taſchenuhr. Die Gendarmerie fahndet nach dem diebiſchen Ausreiſter und hat die Beſtohlenen zu Protocoll genommen. Käferthal. Dem Korreſpondenten von Hocken⸗ heim in Nr. 139 Ihres ge ſchätzten Blattes zur Nachricht, daß, wie ich Ihnen bereits früher mitgetheilt, die Gemeinde Käferthal 3. Z. ebenfalls im Begriffe ſteht, ein neues großes Schulhaus zu bauen, weil die vorhandenen Schulkinder über 1050 an der Zahl, in den bereits beſtehenden 3 Schulhäuſern mit(freilich nur) 9 Lehrern keinen Platz mehr haben. „„Käferthal, 15. Aug. DerBeſuch am heutigen erſten Kirch⸗ weih⸗Sonntag war ein äußerſt zahlreicher, alle Wirthshäuſer waren überfüllt und können die Wirthe mit dem Geſchäfte zu frieden ſein. Die Einquartirung des Heidelberger Bataillons trägt viel zur Belebung unſeres Volksfeſtes bei⸗ 5 Setkenheim, 15. Aug. Unſer Hopfenfeld ſieht gegen⸗ wärtig ſehr ſchön aus. Die Stangen ſindüber und über mit Hopfen bedeckt und biegen ſich unter der ſchweren Laſt. Das warme Wet⸗ ter, welches wir in letzter Zeit hatten, trug zur Entwicklung der Pflanzen ſehr viel bei; denn wäre es kalt geweſen, ſo wäre hauptſächlich der Anflug der Späthopfen zufammen⸗ geſchrumpft und verdorrt, was ein bedeutender Schaden für die Landwirthe geweſen wäre. Frühhopfen find ſchon jetzt etwas gepflückt und auch etwa 50 Kilogr. ſackreif; auch ſind einige Pfund Probe à 1 Mk. 50 Pfg. verkauft worden, was in Hinſicht auf Auslagen der Pflanzer immer noch ein nied⸗ riger genannt werden kann. Hoffentlich wird der Preis, der ſich zwar jetzt noch nicht beſtimmen läßt, beſſer ausfallen. Bis Ende kommender Woche wird, wenn wir günſtiges Wetter behalten, mit dem Pflücken der Frühbopfen allgemein be⸗ gonnen werden, denn die Pflanzen ſind ſoweit ſehr ſchön ge⸗ ſund und ſind in Hinſicht auf Qualität und Quantität bis jetzt ſehr zufriedenſtellend ausgefallen und iſt deshalb mit dem Einheimſen nicht zu ſäumen. Im Allgemeinen iſt eine halbe Ernte anzunehmen. Die Kartoffel verſprechen kein ſo gün⸗ ſtiges Erträgniß, als man im Allgemeinen glaubte, beſonders bei den Frühkartoffeln iſt Fäule eingetreten und hängen die Knollen ſpärlich. fb 95 werden die Spätkartoffel beſſer ausſallen. Verkauft ſind bis jetzt nur Mäßlein und läßt ſich aus den Verkäufen noch kein Preis für größere Quantitäten beſtimmen. 5 8. Seckenheim, 16. Auguſt. Geſtern hielt der Kranken⸗ unterſtützungsverein„Bruderbund! auf hieſigem Rath⸗ hausſaale eine außerordentliche Generalver⸗ ſammlung ab. Die Verſammlung eröffnete unſer allver⸗ ehrter Herr Bürgermeiſter Seitz, indem er mit warmen Wor⸗ ten eine kurze Anſprache hielt, nach welcher Jeder ſeine Mei⸗ nung austauſchen könntz. Als zweiter Redner fungirte der Präſident des Vereins, Herr G. Lend, dem mehrere Mit⸗ glieder des Vereins folgten. Auch wurden 3 Vorſtandsmit⸗ glieder gewählt. Zu begrüßen iſt, daß eine wichtige Streit⸗ frage, die geeignet geweſen wäre, den Verein zu ſchädigen, ſo weit geordnet iſt, daß das Wohl des Vereins nunmehr nicht mehr gefährdet erſcheint. Es wurde beſonders die Vichne des Verwaltungsraths als eine correkte be⸗ zeichnet. Seckenheim, 16. Aug. Geſtern war wieder Konzert im Bühler'ſchen Bierkeller. Daſſelbe wurde ausgeführt von der Muſikkapelle des Herrn Joſeph Klee aus Hockenheim. Es vergeht ſelten ein Sonntag, wo nicht etwas zur Unter⸗ haltung des anweſenden Publikums geboten wäre. Nur iſt es ſchade, daß dieſer ſo geſunde, ſchöne und romantiſche Bierkeller mit ſeiner prachtvollen Ausſicht ins Gebirg, und was die Hauptſache iſt, geſunde Luft, von dem auswäxrtigen Publikum im Verhältniß gar zu wenig beſucht wird, Es iſt eine bekannte Sache, daß man oft viel Geld verreiſen muß, um nur die Hälfte genieen zu können, was hier für wenig Geld geboten wird. Hoffentlich wird es hier lebhafter wer⸗ den, wenn wir die ſchon allgemein beſprochene, ſo ſehr wünſchenswerthe Dampfbahn erhalten. Weinheim. Die am Sonntag abgehaltenen Vor⸗ ſtellungen des Eircus Bauer waren ſtark beſucht, was durch die vortrefflichen Leiſtungen der Geſellſchaft bewirkt wurde. Bewunderungswürdig ſind nicht nur die Turnpro, duktionen, Luftſprünge u. ſ.., ſondern auch die vorgenom⸗ menen Pferdedreſſuren, bei welchen ſich die Thiere ſehr wil⸗ lig zeigten. Was die Kunſtreiterei anbelangt, waren die ——— 4— r 4 +22 Theater, Kunſtu. Wiſſenſchaft. Schon wieder das Scheffel-Deukmal. * Am 7. April dieſes Jahres hauchte Badens größter Dichter ſeine Seele aus und noch war die Leiche nicht er⸗ kaltet, da drang in mächtigen Tönen das Verlangen in die Welt: Wir wollen dem Aereiet Todten ein ſeiner würdiges Denkmal ſetzen. Jeder Verehrer Scheffel's ſtimmte freudig in dieſen Ruf ein, aber ſchon trat der böſe Geiſt der Deutſchen in ſeine Macht, er entzweite die Maſſen und es tönte in die Welt hinaus der Zwietracht Stimme: hie Heidelberg, hie Karlsruhe. Beide Parteien brachten ihr hin und wieder vor und was erreichten ſie dadurch, daß man ſich von beiden Parteien abwandte. Indeſſen raffte ſich Karlsruhe auf und ſetzte alle Hebel in Bewegung, um Geld beizuſchaffen, und u ihrer Ehre ſei es geſagt, ihre Anſtrengungen wurden von rfolg gekrönt; eine große, aber noch nicht genügende Summe ſteht dem Karlsruher Comitee zur Verfügung, Und es dürſte mit Sicherheit angenommen werden, daß ein Denkmal zu Stande kommt. 5 Was dagegen Heidelberg betrifft, ſo that dieſes bis jetzt noch gar keine Schritte zur Ausführung ſeiner Idee. Zuerſt dachte man während dem Jubiläumsfeſt(R. i..) würden Sammlungen veranſtaltet werden; aber da hieß es nach dem Feſte wollen wir erſt beginnen, wenn die Gemüther wieder ruhiger. Indeſſen brachte man in der Feſthalle Sammel⸗ büchſen an, ſo zwiſchen den Tannenreiſern recht verborgen, damit es ja Niemand ſieht. Weiter legte man Sammelliſten rſelbe. kam ich zufälligerweiſe zu Geſicht und ſah auf derſelben keine einzige Einzeichnung.„Ich bin doch viel geliebt worden,“ kaun Scheffel ſagen,„und die guten Heidelberger vergeſſen in ihrem Eifer ganz, daß man zu einem Denkmal Geld braucht Aber ich tröſte mich damit, daß General Wrede und Herr Metz es zu einem ſolchen gebracht, vielleicht werde auch ich eines erlangen. Wann? wiſſen die Götter. — Neuerdings regt es ſich zwar in den Geſangvereinen, man will ein groß oncert für das Scheffeldenkmal veranſtalten. „Wers glaubt zahlt einen Thaler“— vatürlich zu Gunſten des Deukmals. auf; eine derſelben be⸗ Während ſo die Dinge in unſerer Gegend tiegen, begeht man in Ilmenau, dem tannenumgebenen Thüringerorte, die Enthüllung des erſten Scheffeldenkmals. Dort weilte der lebende Dichter oft im Kreiſe geliebter Ge⸗ noſſen, und dieſe haben ſeit dem Tode ihres geliebten Con⸗ fraters unabläſſig gearbeitet, bis ſie endlich ihr Projekt aus⸗ geführt hatten. Vor allem muß der cee e Schwanitz, ein Buſen⸗ und Studienfreund Scheffels, her⸗ vorgehoben werden; an dem einfach⸗ſchönen Denkmal widniete er dem Dahingeſchjedenen warme Worte der Freundſchaft. Unter der üblichen Feſtrede fand die Enthüllung ſtatt und ſo ziert das erſte Scheffeldenkmal ein kleines liebliches Städtchen am Fuße des Thüringer Waldes. * Rundſchan über Theater und Kunſt. In Müunchen eröffnete Wagners, Tannhäuſer“ die neue Saiſon des Hoftheaters. Vogl in der Titelparthie war Anfangs wohl durch die Bayreuther Gaſtſpiele etwas matt, glänzte aber namentlich im 3. Akt in der Erzählung. Die übrige war die frühere, Frau Vogl(Cliſabeth), Frau Weckerl in(Venus), Gura(Wolfram), Juchs (Biterolf), Die Vorſtellung leitete Fiſcher in beſter Weiſe, — Am 16. dieſes begann Arthur Kraußneck ſein Gaſt⸗ ſpiel in„Othello“ und ſetzt dasſelbe in Tell“(am 20. ds.) und„Eſſex“(am 30. ds.) fort.— Der Münchener Drama⸗ turg Wilhelm Buchholz hat Kallwey's Trauerſpiel „Otto von Wittelsbach“ zur Aufführung frei umgearbeitet und wurde in dieſer Geſtalt dasſelbe an das Hoftheater in Dresden angenommen; ferner haben Weimar und Prag ſich dafür entſchieden.— Herr Alfred Ritterhaus, der Sohn des bekannten Dichters, hat im Kurhaus zu Salzburg bei einem Konzerte mitgewirkt und dem Intendanten des Wei⸗ marer Theaters, Herrn von Los ſo gut gefallen, daß er ihn zu einem Engagementgaſtſpiel einlud, welchem derſelbe auch Folge leiſtet. 5 Das Komits zur Errichtung eines Mozart⸗Denkmals in Wien theilt mit, daß die Geſammtſumme der bisherigen Beiträge 57,411 Fl. und 200 Mark ausmacht. Darunter be⸗ ſinden ſich 1889 Fl. als Tanutismen der Aufführungen Leiſtungen recht zufriedenſtellend. Das den Schluß bildende Das„Berliner Tageblalk' halte jüngſt Herrn Olto Becf, Mozart'ſcher Werke im Wiener Overnhauſe ſeit Beginn des Jahres 1884. Pankomimenſpiel erntete reichen Beifall. Da die Geſeluſchaft ſich bis nächſten Sonntag nach Laden burg begibt, wünſchen wir derſelben auch dort gleich gute Aufnahme. Freiburg i.., 16, Auguſt. Die Oberrheiniſche Ge⸗ werbeausſtellung, welche vom hieſigen Gewerbeyerein ſeit Anfang der 80er Jahre geplant war und deren Abhaltung mit Eröffnung der Höllenthalbahn erfolgen ſollte, iſt nunmehr geſichert und wird unter dem Protektorate Sr. Königl. Hoheit des Erbgroßherzogs Friedrich von Baden vom 1. Juli bis 30. September 1887 guf dem Karlsplatze, in der gegen⸗ wärtig im Umbau begriffenen ſchönen Sängerhalle, ſowie in der zum letzten Sängerfeſte erſtellten weiteren Halle von 2050 Quadratmeter Bodenfläche und einigen kleineren Annex⸗ gebäuden abgehalten werden. Die Anmeldebogen, Aufrufe zur Betheiligung und Pro⸗ gramme werden gegenwärtig an die nach Tauſenden zählen. den Intereſſenten verſchickt, wobei es mit dem beſten Willen und trotz aller Vorſicht nicht vermieden werden kann, daß einzelne Gewerhetreibende überſehen werden, Die betreffenden Firmen mögen dies gütigſt entſchuldigen und ſich ungeſäumt an den Präſidenten des Hauptausſchauſſes, Herrn H. Ficke hier, wenden, welcher ihnen ſofort die nöthigen Papiere zu⸗ ſenden wird. In den 88 1 und 2 obenerwähnten Programms heißt es: § 1. Zweck. Der Zweck der Ausſtellung iſt: ein über⸗ ſichtliches Bild der Leiſtungsfähigkeit der Bevölkerung dez Ausſtellungsgebietes in obengenannten Richtungen zu gewähren, dadurch zur gegenſeitigen Belehrung und zur richtigen Wür⸗ digung der eigenen Kräfte zu dienen, den Abſatz der Pro⸗ duktion zu heben und dem ganzen Gebiete die Bedeutung ſeiner verſchiedenen Induſtrien voll und ganz zum Bewußk⸗ ſein a 5 Ausſtellungsgebiet. Zugelaßen werden; alle Erzeugniſſe der Induſtrie, des Gewerbes und des Kunſt⸗ gewerbes, der bildenden Künſte, des Unterrichtsweſens und der Landwirthſchaft aus Oberbaden vom Bodenſee bis zur Rench und aus dem Oberelſaß bis einſchließlich Straßburg. Ausnahmsweiſe können auch Erzeugniſſe anderer Länder zu⸗ gelaſſen werden, inſoweit die betreffenden Firmen einen Ver⸗ treter im Ausſtellungsgebiete haben, der nachweislich das Recht des Alleinverkaufs ihrer Erzeugniſſe in demſelben hat. Dieſe ausnahmsweiſe Zuſtellung kann verſagt werden, wenn innerhalb des Ausſtellungsgebietes ein Concurrenzunternehmen beſteht und iſt in allen Fällen zu verſagen, wenn letzteres ſich an der Ausſtellung betheiligt. Die Einlieferung der von den Ausſtellern ausgefüllten Anmeldebogen iſt auf ſpäteſtens 1. Dezember 1886 erbeten; dieſelben ſollten jedoch möglichſt bald eingeſandt werden;: denn je früher ſie einlaufen, deſto beſſer können einzelne Wünſche berückſichtigt und deſto ſorgfältiger kann die Organiſation vollzogen werden. 5 Aus Vaden, 17. Aug. Ein Sattler aus Heidelberg hat ſeine wenigen Fahrniſſe zu Geld gemacht und iſt mit Hinterlaſſung ſeiner Familie, die nun in große Noth verſetzt iſt, verduftet.— Der Gewitterſturm vom 10. Auguſt hat im Gemeindewald von Eppingen großen Schaden angerichtet. Mehr als 100 Klafter Holz ſoll in Folge deſſen aufgemacht werden müſſen.— Ein Dienſtknecht, der in Eppelheim ſeinen Collegen beſtahl, wurde in Heidelberg verhaflet.— Während der Jubiläumstage wurden aus dem„Großen Faß“ in Heidelberg 18,000 Liter Ruppertsberger Wein verzapft.— Mit dem großen Volksfeſt auf dem Bismarcks⸗ platz in Heidelberg gelangten am Sonntag die Jubiläums⸗ feierlichkeiten zum endgiltigen würdigen Abſchluß. O Der„Weingart“ der Pfaligrafen zu „Refferthal.“ Wegen„ſeiner Liebe zur Kellerey“, wie es in einer Urkunde vom Jahre 1544 heißt, hat die Gemeinde„Keffer⸗ thal“ ſeiner Zeit dem Pfalzgrafen Ludwig zwanzig Morgen Ackers zur Neuanlage eines„Weingarts“ zum Geſchen! gemacht. Der Pfalzgraf war erkenntlich und hal den Keffer⸗ thalern“ 48 Morgen Acker(vom geringſten Sandfeld) dagegen gegeben. Die gedachte Urkunde iſt in vielfacher Beziehung ſo intereſſant, daß deren Veröffentlichung wohl der Mühe werth erſcheint; dieſelbe lautet wörtlich alſo: „Wier Friedrich von Gottes Gnaden, Pfalzgraf bey Rhein, Hertzog in Beyern, deß heilig. Röhmiſchen Reichs, Ertz⸗Truckſaß und Churfürſt Bekennen und Thun Kund offenbahr mit dieſem Brief, alß hiervor unſere Liebe Ange hörigen, ſchultheis und Gemeind zu Kefferthal, Weylaud dem Hochgebohrenen Fürſten, unſeren freundlichen Lieben Beuder, Pfaltzgraf Ludwigen, Churfürſten Seelige Gedächtniß zu einer Rott eines Neyen Weingarts, den ſeiner Lieb zur Kellerey, gehn Mannheim zu dienen, zurichten laßen, zwantzig Morgen Ackers, Ihres Eigen Guths, daß Dorfguth genannt in Mannheimer Gemarkung gelegen, guthwillig zugeſtellt haben, dagegen ſeine Lieh Ihnen zu einer Vergleichung 70 Morgen Ackers, auch auf Mannheimer Gemarkung, im Speckweg ge⸗ legen, geforcht auswendig der Domherren von Wormbs, und dann noch 8 Morgen in Kefferthaler Gemarkung geforcht an vorige 40 Morgen und auswendig an Simon Schießer, egeben alles gegen Einander Erblichen, dieweilen aber bey zeben Vorgemelten, unſers freundlichen lieben Bruders See⸗ ligen, darüber kein ſchriftlicher Schein aufgerichtet, und uns jetzb dermaßen vorgebracht iſt, damit dann künftige Ihrungen das frühere Mitglied des Münchener und„Reſidenz Theaters“, zum Ehemann ernannt. Der Künſtler wehrt ſich in folgenden, an das erwähnte Blatt adreſſirten luſligen Verſen: Mei Freunderl, i bitt ſchön, was hab i denn tho, Daß Sie mir auf amol a Frau dichten o? J bin ja noch ledi, ſo ledi wie nia, Und gib mir zum Heiern no lang a kog Müah. Zwar hab's Verlobſei a paarmal probirt, Doch's Heirathen ſelba— hat mi jedesmal genirt. So lang' auf den Brettern i Liebhaber ſpiel', So lang' a Direktor mi zahlt für mei'fühl, So lang''Abonnenten und d' Kritik dro thun glaub'n, So lang' laß i mir d' Freiheit ganz'wiß a net raub'n. Drum bitt ſchö, mei Freunderl, was hab i denn tho, Daß Sie mir auf amol a Frau dichten o? Räthſelecke. 25 Es birgt die Erſte in ihrem Schooß, Geſpenſter, des wilden Heeres Troß. Die Zwei erſchaut man oft bei eins; Doch ohne drei entſtehet keins Was wir mit Vier benennen. Es lehrt uns Eins drei kennen Des Zwei vier Vorhandenſein. Ganz anders uns Eins zwei erſcheint, Ein giftig Kraut iſt es mitunter, Auch Nährendes find't man darunter. Nun forſch', nicht leicht verräth' man mich, Wer eifrig ſucht räth's ſicherlich. Auflöſung Nr. 24: Eldorado, Pokal, Dardanellen, Napoleon, Vanda Oukel, Rondel, Kapelle, Apollo,— Leopold v Richtig gelöſt von: Bettelſtudent, Lufſe Braud, Lade Unteroffizier, G. Frankenbach, Ludwigshafen, Lniſe Gu Jakob Richard Hirſch, Karl Hoffmann, H. Levi, Ed. Oppenheimer, Heinrich Sieber, Karl Sieber, F. Th, in., G gärten, Emil Wörner. Nro. 26 richtig gelöſt von: Val Schmitt, M. Teuber, Georg Webrle, Nachdruck verboten. 8 — 18. Auauſt. General⸗Anzeiger 4. Selte. verguftet bleiben, ſo haben wier in ſolchen Erblichen Wechſel Ludwigshafen, 15. Anguſt. Das vom Geſangverein In Tadung i im: und Zweyflungen, wie obgemeldet vor uns und unſere Erben„Frohſinn“ ſeinen Mitgliedern im Geſellſchaftshaus gegebene„Induſtrie IIIö, Gap Fie auch gewilliget die Geneme zu haben, und Erblich darbey zu Gartenfeſt hatte ſich eines ungemein zahlreichen Beſuches zu In Fahrt nach Duisburg: bleiben, willigen daß auch hiemit in Kraft dieſes Briefs, und erfreuen. Außer den von der Kapelle des 2. Badiſchen Gre⸗„Induſtrie VII“, Cap. H. Frank. haben darumb vorgemelte unſere Angehörigen Schultheis nadier Regiments in Mannheim executirten Piecen hatten ſich In Fahrt nach Düſſeldorf; und Gemeindt zu Kefferthal, dieſes Erblichen Erkund darüber beſondes vier Chorvorträge des Vereins beſonderen Beifalls„Induſtrie VIII“, Cap. Chr. Zöller. gegeben, und hergegen einen Revers von Ihnen empfangen zu erfreuen. Nach Abwicklung des Programmes wurde noch In Fahrt nach Mannheim: Teylich und ohn gefährte, zu urkund und verſiegelt mit un⸗ im großen Saale ein kleines Tanzvergnügen arrangirt, das„Induſtrie IV., Cap. M. Scheidel. ſerm anhangend Seeret. Datum Heidelberg auf Montagdie Theilnehmer in ungezwungenſter Weiſe bis zur dritten„Induſtrie“, Capt. P. Bornhofen. nach Mathaei St. Apoſtoli anno fünfzehnhundert 40 und vier Jahr.“ — III. Areisturnfe des X. deutſchen Turnkreiſes. n 1 Nachdruck verboten. 8 Pforzheim, 15. Auguſt 1886. Ein impoſantes Schauſpiel wurde den zahlreichen Feſt⸗ Matzbeſuchern geſtern Abend in der Ausführung des Fackel⸗ geigens geboten. Um ½9 Uhr marſchirten die Turner des Pforzheimer Turnvereins, ſämmtlich mit Fackeln verſehen, unter Muſikbegleitung auf den Freiübungsplatz ein, wo als⸗ dann durch verſchiedene Marſchbewegungen, Schräg⸗ und Gegenzüge zwei Aufſtellungen genommen wurden. Die eine brachte das vierfache F, die andere eine X(bedeutet X. Turn⸗ kreis) zur Darſtellung und wurden während der beiden Auf⸗ ſtellungzen die Lieder„Turner auf zum Streite“ und„Ein Ruf iſt erklungen“ von den Turnern geſungen. Zum Schluß wurde ein großer Kreis formirt und ſämmtliche Fackeln auf ein Commando nach der„Mitte geworfen, womit dieſes Schauſpiel ſein Ende erreicht hatte, das nur als durchaus gelungen bezeichnet werden kann. Mit dem Weckruf, der zwiſchen 6 und 7 Uhr Str aße kuf, Straße ab ertönte, begann das turneriſche Leben des Hauptfeſttages. Vom frühen Morgen an kamen mit jed em Zug mehr Feſttheilnehmer an und wurden, von den Pforz⸗ heimern auf das Freundlichſte empfangen, unter Müſikbe⸗ gleitung in die Stadt geführt. Um 11 Uhr Vormittags fand die Uebergabe der von Frauen und Jungfrauen geſtifteten Fahne ſtatt. Nachdem dieſer feierliche Act durch die Muſik eingeleitet war, wurde om Singchor des Pforzheimer Turnvereins ein Lied zum Vortrag gebracht und hierauf von Herrn Pfarrer Oehler in kerniger und begeiſternder Rede der Werth und die Bedeutung der Turnerei geſchildert. Hierauf wurde von den Feſtjung⸗ auen die neue Fahne an den Jahnenträger des Pforzheimer urnvereins überreicht. Dieſelbe iſt ſehr geſchmackvoll aus⸗ Firbrt und fand allgemeinen Beifall. Der Vorſitzende des urnvereins, Herr Arnold, dankt im Namen des Turn⸗ vereins Pforzheim für die herrliche Gabe und ſchließt mit einem„Gut Heil“ auf die Frauen und Jungfrauen Pforz⸗ heims, beſonders die Spenderinnen der neuen Fahne, in das lämmtliche Anweſenden kräftig einſtimmten. Ein Geſangs⸗ Fer. des Singchors des Turnvereinus ſchloß dieſe erhebende iex, „Um 2 Uhr ſetzte der Feſtzug in Bewegung, Ueberall war die Begrüßung durch die Zuſchauer eine begeiſternde und herzliche und wurde von Seiten der Turner durch kräf⸗ tige„Gut Heil“ erwidert. Aus allen Fenſtern wehten die grüßenden Tücher und ſielen dustende Blumen. Das bunte Bild des großen Zuges hatte auf die Beſchaner einen er⸗ hebenden Eindruck hervorgebracht, die vielen Fahnen, Schär⸗ pen, Standarten, Sträuße und Kränze boten ein überaus farbenprächtiges Bild. Nach dem Einzuge auf den Feſtplatz wurden die Jahnen, die zum größeren Theile koſtbar ausge⸗ waren, in die Feſthalle gebracht und nach einer kurzen auſe durch Glockenſchläge das Signal Pie Aufſtellung zu den allgemeinen Stabübungen gegeben. e Turner hatten nun ihre Jacken gusgezogen und ihre Stäbe in Empfang genommen. Die Aufftellung geſchah alsdann in 80er Reihen mit je 10 Schritten Abſtand und nachdem dies beendet war, begannen die allgemeinen Feſtſtabübungen. Es betheiligten ſich daran etwa 560 Turner und wurden die 5 Gruppen Stab⸗ fübungen ſehr gleichmäßig und exact ausgeführt. Der Tact wurde durch angegeben. Die erſte und zweite Gruppe wurden mit Muſikhegleitung wiederholt. Alle Be⸗ wegungen wurden kurz und kraſtvoll ausgeführt und waren ſomit für die Ausführenden eine anſtrengende Arbeit. Mit einem der wichtigſten Theile des Feſtprogrammes, dem Vereinswettturnen wurde ſchon am Feſtſonntag morgens 7 Uhr begonnen und konnte man hierbei bemerken, daß viele der Theilnehmer an einem Kreisturnfeſt nicht nur dem Ver⸗ gnügen nachg können, fondern daß von ihnen auch ernſte urnarbeit Ber wird. Von morgens 7 bis 11 Uhr turnten die Muſterriegen von 13 Vereinen, während 7 wei⸗ tere Riegen Abends um 5 Uhr nach dem Feſtzuge ihre Uebungen darſtellen mußten. eitere 9 Vereine werden noch morgen Vormittag turnen, Den einzelnen Riegen war die Aufgabe 8 l eine vorgeſchriebene Gruppe Stabübungen, eine Gruppe flichtbarren⸗ ebungen und eine ſelbſtgewählte Hebungsgruppe an irgend einem anderen Geräth in je 15 Minuten durchzuturnen, dabei wurde die Einzelausführung der Uebungen, der Geſammteindruck, das Verhalten des Turn⸗ wartes, ſowie das Verhalten der Riege ſelbſt im Kommen und Gehen und während des Turnens beurtheilt. Bei den Riegen, welche heute Abend turnten, war auch die Muſterriege des Turnvereins Mannheim mit Rierundzwanzig Mann betheiligt und obgleich die heiße Witterung und die lange Zugsdauer ermüdend auf alle Feſt⸗ zugstheilnehmer gewirkt hatte, war bei unſeren wackeren Tur⸗ nern leine Mattigkeit erledigte die Muſter⸗ riege des Turnvereins Mannheim ihre Aufgabe in ganz vor⸗ züglicher Weiſe. Ueberhaupt nahm das Muſterriegenturnen heute einen glänzenden Verlauf, denn faſt bei allen Vereinen — rdnung und elegante ſichere Ausführung zu emerken. Abends 8 Uhr fand in der Turnhalle das Haupthankett ſtakt, wobei Muſik⸗ und Geſangsvorträge, ſowie zahlreiche Morgenſtunde beiſammen hielt. Ludwigs hafen, 16. Aug. Heute kam mit dem Mor⸗ genzug von Frankenthal der frühere Polizeicommiſſär Gſchwind auf der Reiſe nach Zweibrücken, hier durch. Er wurde es⸗ gortirt vom Frankenthaler Gensdarmeriewachtmeiſter. Die lange Unterſuchungshaft, wie vielleicht auch das Bewußtſein der Schuld, haben ihn ſehr gealtert, ſein Ausſehen war das eines gebrochenen Greiſes. Der Angeſchuldigte wird ſich vor dem im nächſten Monat beginnenden pfälziſchen Schwurgericht zu verantworten haben. 5 Ludwigshafen, 15. Aug. Der Reſtaurateur des Geſellſchaftshauſes, Herr Wolf, hat unſtreitig Glück in ſeinen Engagements. Geſtern gab der Charakterkomiker Fleiſchmann(pulgo Meiſterſinger von Nürnberg) zwei Concerte im Geſellſchaftshauſe, die ſich alle eines ungetheilten Beifalls zu erfreuen hatten. In der Abendvorſtellung waren es beſonders die Piecen vom„Gemüthlichen,“„Irrthum iſt menſchlich,“, und„die Pollacken“, die lebhafte Zuſtimmung des Publikums fanden. Herrn Wolf, der ſtets beſtrebt iſt, für ſeine Gäſte angenehme Unterhaltung zu ſchaffen, ſei hiermit heſtens gedankt. Bei einem Fortfahren auf dem letzteren Weg wird der Erfolg ſtets ein lohnender ſein. K. e Auguſt. Bei dem am vergangenen Sonntag zu Offenbach a. M. vom Athleten⸗Club daſelbſt ſtattgehabten Coneurrenz⸗Stemmen erhielt Herr Lud wig, Mitglied des hieſigen Athleten⸗Cluhs, den I. Preis. Aee 16. Auguſt. Der bei Buchdruckereibe⸗ ſitzer Albeck beſchäftigt geweſene 33jährige Schriftſetzer Bodmer, ein ſehr Menſch, wurde geſtern Abend vor der Thür ſeiner Wohnung bewußtlos und auf beſtialiſche Weiſe mißhandelt, getreten und geſchlagen, aufgefunden. Er wurde ſchleunigſt in's Spital gebracht, wo er heute früh, ohne wieder zum Bewußtſein gekommen zu ſein, ſtarb. Als dieſer rohen That dringend verdächtig wurde ein gewiſſer Bicklein aus Lambsheim in Haft genommen. Deidesheim, 16. Auguſt. Bei dem gegenwärtig günſtigen Wetter machen die Trauben gute Fortſchritte und gibt man ſich der 2 hin, daß der quantitativ äußerſt gering ausfallende bevor tehende Herbſt wenigſtens noch einigermaßen qualitativ befriedige. * Aus der Pfalz, 17. Aug. Für die Gläubiger der Concursmaſſe Möſer in Kaiſerslautern ſteht noch eine ſehr unangenehme Ueberraſchung bevor, denn die Steuerbe⸗ hörde nimmt ſoeben von der Vertheilungsliſte Einſicht, um diejenigen Gläubiger zur nachträglichen Steuerentrichtung 1 welche es etwa unterlaſſen haben ſollten, die apitalrentenſteuer ſ. Z. zu deklariren. Mit dieſer Nach⸗ tragsbeſteuerung hat es aber ſein Bewenden nicht, denn nach den geſetzlichen Beſtimmungen ruht auch noch eine Strafe in der fünffachen Höhe des hintergangen en Steuerbetrags darauf. Erſt der Verluſt und dann die Strafe.— Aus Ham bach, aus dem ſchon ein ganz bedeutendes Contingent Auswanderer ſein Glück über dem Ocean ſich ſuchte, meldet man, daß ſich auch jetzt wieder die Auswanderungsluſt regt. Mehrere junge Leute ſind kürzlich abgereiſt und andere wollen demnächſt folgen.— In Kirchheimbolanden hat ſich letzten Sonn⸗ tag ein Volapückaclub gegründet.— In Frankenthal wurde ein Schriftſetzer von Unbekannten auf beſtialiſche Weiſe miß⸗ handelt. an fand ihn in bewußtloſem Zuſtande vor der Thüre ſeiner Wohnung und wurde ins Spital verbracht. Derſelbe iſt inzwiſchen geſtorben, ohne wieder zum Bewußt⸗ ſein rt zu ſein.— Ein großer 80055 iſt ein bei Mühlenbauer Klein in Ludwigshafen beſchäftigter Ar⸗ beiter. Er ſprang zwiſchen Mutterſtadt und Rhein⸗ gönnheim aus einem Wagen des in vollem Gang befind⸗ lichen Schnellzuges Straßburg⸗Berlin. Einige nicht ſehr be⸗ halfacſt Verletzungen des Kopfes ſind die Folgen dieſer Wag⸗ zalngkeit. Meueſte Nachrichten. Hamburg, 16. Auguſt. Zwiſchen der hieſigen Packet⸗ fahrtgeſellſchaft und der„Thingvalla“⸗Geſellſchaft in Kopenhagen wurde heute hier eine Vereinbarung abgeſchloſſen, wonach die Dampfer beider Geſellſchaften zuſammen fortan eine regelmäßige wöchentliche Verbindung zwiſchen Stettin und New⸗Vork via Kopenhagen und ſchwediſche 0 unterhalten. Brüſſel, 16. Aug. Der Kriegsminiſter ordnete die Entlaſſung der aktiven Bürgergrade aus dem Jahr⸗ gang 1883 an, welche anläßlich der Unruhen in Lüttich und in Kohlenbecken Hainaut einberufen worden war. London, 16. Auguſt. Ein Telegramm aus Dung⸗ annon weldet: Als der Zug der Nationaliſten Abends durch das Proteſtantenquartier zog, fiel eine Ruheſtörung vor. Ein Proteſtant wurde ſchwer ver⸗ wundet, ein Nationaliſt mit dem Meſſer in der Hand verhaftet. Der bedeutenden Poltizeimacht gelang es, die Streitenden zu trennen. Sthifffahrt, Handel und Perßehr. Bad. Schraubendampfſchiffahrts⸗Geſellſchaft. In W in Duisburg: „Induſtrie II“ Cap. B. Nußbaum. nn Ladung in Düſſeldorf: Nächſte Abfahrt von Mannheim nach Cöln, Düſſeldorf, Duisburg, Ruhrort und Zwiſchenſtationen mit Anſchluß in Köln an unſeren direkten Londondampfe⸗ „Induſtrie II“, Cap. Arp. „Induſtrie III“, Cap. J. Gutjahr. Dienſtag, 17. Auguſt 1886. Ladeſtelle: Alter Rheinhafen. Wegen Frachten ꝛc. beliebe man ſich 79 wenden an ie Direktion. Rheinhafen e 122 Am 14. Auguſt ſind angekommen: Dampfboot„Stolzenfels“, Kapt. Claaßen, von Rotterdam. „Victorig“, Kapt. Heim, von Rotterdam. „Mathilde“, Kapt. Martin, von Köln. „Gienauth“, Kapt. Dunk, von Rotterdam. Am 15. Auguſt ſind angekommen: „Siegfried“ Kapt. Bauer, von Rotterdam. „Goethe“, Kapt. März, von Rotterdam. „Adolf“, Kapt, Schoeter, von Köln. Am 16. Auguſt ſind angekommen: „Agripping“, Kapt. von Rotterdam. „Bismarck“, Kapt. Hewel, von Rotterdam. „Germania“, Kapt, Weiſenfeld, von Köln. Neuer Hafen fead eed 15): Am 14. Auguſt ſind angekommen: Schiff„Hendrik Concienne“, Schiffer A. Gußert, von Ant⸗ werpen. „Mannheim VIII“, Schiffer A. Page, von Rotterda m. „Wilh. Egan u. Cie,“, Sch. Ed. Stummel, von Kölu. „Phönix“, Schiffer Joh. Anſtatt, von Biebrich. Mannheimer Getreide-Börse. Hannhelm, 16. August 1888. per 100 Knie 7 Güterboot Dampfboot 90 6 Dampfboot Weizen, Pfälzer 18.75—19.00 Kernen 18.00—00.00 „ Russ Saxanskal7.75—19.50 Kohlreps, dentscher 28.00—00.00 Am. Winterw. 00.00—00.00 Ungarischer 00.00—00.00 „ Ps Plata 18.75.—00.00 2 ind. Bombay 28.00—00,00 „ Spring 00.00—00.00 Bohnen 16.50—00.00 „ Oalifornier 00.00—00.00 Linsen.00—00.00 75 Taganrog 17.25—00.00 Wieken 15.50—15.50 Roggen, Pfälzer 15.00—00.00 Kleesa. L. deutsch.— „ Russischer 14.00—00.00 5 deutsch.— „ Französischer 00.00—00. 00 7 ern— „ Bulgarischer 14.25—00.00 7 Provenzer—— Gerste, hiesige 13.00—00.00 Esparsetto— Pfalzer 00.00—00.00 Leinsl, Int. in Part. 52— 2 Ungarische 00.00—00. 00 Fassweise 53— Haför, Badischer 13.00—16.50 RUd1, Inl. in Part. „ Württ, Alp. 14.00—00.00 55 Fassweise 50— „ Kussischer 00.00—00.00 Petroleum, Wagl.(Typew.) 23.— Mais“ Amerik. Mixed 11.75—00.00 Fasswelseé.50 5 Donau 11.50—11.75 Branntwern 100 pt. 38.00—00. 00 Welsenmehl Nr. 0 1 2 8 4 20,50 200 8855 24,00 50,00 Roggenmehl c) 24,00. 1) 19,50. Tendenz: Weizen sehr fest, Roggen besser, Gersteo noch spüriich, Hafer ruhig. 5 — Hannhelm, 16. Aug. CVietualienmarkt.) Neues Rofhrant per Kopf 18 bis 20 Pfg., Holländ. 00 bis 00 Pfg., Weisskraut 15 bis 20 Pfg. im Hundert 0 bis Mk., Wirsing 8 bis 10 Pfg,, Blumenkahl 30 bis 40 Pfg., Kopfsalat 3 bis 5 Pfg., Eudivien 6 bis 8 Pfg., Meerrettige Sopit i9 pis 5 pecs Fener Ta enhe 9 Bie le Roch-Rüben per Stück 1 bis 3 Pfg., Weisse-Räben 0 bis 0 Pig, Rrteflel Otr.,.80 2 Mk., do. weisse amerik. 3, Mk.; 255 Bahnen Nin 00 P per Fort..— bis 0 PIg., par Tuch 5 bis 3 Hk., Surtn u. Blik. 10 10 Pig., Molkenkäse pr Stiiek 18 bis 84 Per Stüek 8 bis 9 Plg. Butter.10 bis.20 hattar 1 Mk., Eier Stück 5 bis 7 Pfg., Aepfel 0 o Kk., Auseriesens per Stück 1 bis 4 PIg., Birnen 0 bis., er e ö5 Per Stück 1 bis 4 Pfg, Fohirabi per Stüek 6 pis g Ffgtecne er 6 bis 8 Pfg., Radieschen per Geb. 2 bis 5 che per 2 bis 5 Pfg., Gelbe Rüben per Geb. 2 bis 4 ückerbsen per Port., 20 bis 30 Pfg., Kirschen per Pfd. 10 bis 15 Neue Kartoffeln por Pid. 12 Plg., 17 Mässchen 16 bis 18 Pfg., Heideibeeren per— 8 5 bis 6 Pfg., tüek rdbeeren per Seboppen 20 e por 1 bis 2 Pfg., Aprikosen per Stück 1 bis 6 Aepfel per Stüsk 2 Pfg., Pflaumen per Viertel 8 bis 10 Pfg. Mannheimer Fettylehmarkt vom 16. Aug. 888. EAN waren 0- trieben: 59 Ochsen, 439 Schmalvich 187 Klber, Schweine, 21 Milchkühe und 19 Schaſe. Die Preise stellten sion 100 Ko. Schachtgewicht: Ochsen 1. Qual. 140, g. Qalität Schmalviehl und Farren 1. Qualität 120., 2. Gual. 40 MXk., 1. Qual. 150., 2 Qualit. 140 Mk., Schweine 1. ual. 11 K 105 M. Milchkühe per Stück 400—150 Schafe per Stück Mk. Zusammen 1025 Stück im Gesaminterlés von 164.2883 Mk. Amerikanische Produkten-Märkte Schlusscourse vom 16. August mitgetheilt von E. Blum& Strauss, Mannhelm. New-Vork Schmak — Chloago Mais 44% 4⁴ 454 45 71⁰ Monat Wei⸗ Zon 7676 78¹⁸ 8⁰0 817¼¹ 83*⁴ Mais August Septbr. Okbbr. Novbr. Dezbr. Januar Eebr. März Aprii IiI Juni Juli— Tendenz: Weizen: höher, Mais: höher, Schmalz: höher. Die sichtbaren Vorräthe betragen: Weizen 38,470, Bushels gegen 36,750,00 Bushels in Oallde 8 .10 .05 .05 .05 .10 .15 2— 11111148881 Wnitss f 68. voriger Wocne Mais 9,560,000 Bushels gegen 3,700,00 Bushels in voriger „Woche. FF— 855 Verantwortlich: Für den politiſchen Theil und das Feuilleton: Aug. Allgaier. Für den lokalen und den übrigen Theil: L. Reden und Toaſte miteinander ahwechſelten und nahm das⸗„Induſtrie VI“, ap. J. Krapp. Für den Reklamen⸗ und Inſeratentheil: J. A Werle. ſelbe einen durchaus gelungenen Verlauf. u Ladung in Cöln: Nölaktonsdef ue Vertan dae dr. un an ſchen Buch⸗ „Induſtrie“, Cap. N. Reinert. druckerei, ſämmtlich in Mannheim. %, 5 1886 Präm.-Erklärung 30. Aug. er Senk 9% Coursblatt der Frankfurter Börse vom 16. August Uine Ue deg Staatspaplere. 7 Narſenb. iawcf.50 52. Bank-Aktien. 1 Oest. Staats.101 90 C. 4 Baxer. Framfen. 137.20 FC. ſ Frßb f. Frm. Brönner Ptsch. Reichs-Anl. 106.70 G. 44 Meckib. Friedr.-Fr. 162.60 bz. 4½ Dtsch. Reichsbk. 138.80 bz. Oest..-VIII, E. Fr. 81.70 bzä. 4 Bad. Främien 1380z6. 4 Erkf. Brauerei-des. 70,50 bzG. 4 Preuss. Consols. 105.70 bz. J4 Werra-Bahn. 30.50 bz. 3 Frankfurter Bank 132.90 G 4 Prag DPuxer. 100.50 G. 3 Oldenb. 40 Thlr. 130.90 0· 5 Brauerei Storchen 19.80 bz. 4 Frankf, Stadt-Anl. 100.70 G. 5 Albrecht 45%82 4 Darmstädter Bank.140. 10 bz ſ Raab-Oedenburg. M. 78.80 bz, 4 St. Raab-Grazer. 99.50 bz. 4 Lothr. Eisen-Werke 4 Bayr. Oblig. M. 105.20 G. 5 Alröld-FEium. 155 G. 4 Deutsche Bank 159,308. 4 Rudoif Silb. ö. W. fl. 76.70 bz. Badische fl. 35 5 Westereg. cons. Alk. 13970 bzg. 4 Württb. Obl. M. 105.70 bz. 5 Böhm. Nordb. 37 bzd. 4 Dtsch. Handelsges. 65,706. 4 Gottharl. Fr. 108,40 bz. Braunschw. 20 Thlr.25.20 4 Türk. Tab.-Reg. ult. 75.10 bzG. 4 Badlische Obl..105.— bzd. ſ Böhm., West. 2210%/ bz.G. 4 Ptsch. Vereinsbk. 97.90 G. 3 Livorneser Lire 62.40 8 Kurh. 40 Thlr.-Loose 292.50 bz. 5 Alpine— 4 Gr. Hess. Obl. M. 105.50 bz. ſ5 Buschth. Lt. B. 159¼ bz. 4 Pisc.-Com. b. ult. 206 80 bz. Südital..-B. ire 66.50 G. 5 Oester, v. 1860 6. W. 118.20 bz. Versſoh,-Aktlen. 4 Oest. Gold-Rente. 97.90 bzG. Donau-Drau 149½ bzG. 4 Dresdener Bank. 134 dz6 5 Toscan, Cent.. Lire109.— hz. esterreich. v. 1864 3 D. Phönix 20 d% E 185 50 6 4½ öst. Silb.-R. 6. W. 70,70 G. 4 Dux-Bodenb. 274½ dz. 4 Frankf, Bankverein 6 Atlantie ünd Paeiſe 85.90 b20. Jest. Hredit v. 1858 301.80 bz. Pürk Leb. Vers. 100% 125 es 4% öst. Pap.[Mailö. W. 69.20 bz. 5 KElisabetnh. 199¼ G. 4 Meininger Bank.90 G. Buffalo N. N. g. Ph. 44.— bad. Ing. Staats fl. 100„ſ16.20 be. prkr. Rückv. 10% fl. 5 öst. Pap. von 1881 5 Franz-Josef 179½ G. 5 Oest.-Ung. Bank. 703.50 G. 5 Chie. Miiw. u. St. P. 106.70 b2. Don. Reg. ö. W. fl. 100 4 Proridentis 10% B. 183.80 8 4 Ung..-R. p. opt. 87.90 bzä, 5 Galiz. OCarl-.. p. ult. 154½ bz. ſ5 Oest. Oreditakt. p. u. 288— b2. Louisville u. Nashv. 56.— bz. G. Holl. Comm. f. 100103.— P. ditto Rückv. 20% E5 125 6 5 Ung. Pap.-Rente 77.— bz. ſ Graz-Köflacher„ 179¼ G. 5 Ung. Creditb, p. ult. 236— bz, 6 Missouri Pag. cons. 110.60 bz. 3. Madrider. Fr. 10047.70 f. 5 Italienische Rente 100,60 bz. ſö Oest. Fr.-Stb.„ 184 bz. 5 Ung. Ese. u..-B 78¼ bzG.[Denver u. Rio Gr. 118.— G.[Türk. F. 400 inel, Coup.10.05 G Weohsel. 5 Rumän, Rente. 98,20 G. 5 Hest. Lokalb. 120% bz. ſ5 Wiener Bankxerein 83.½ bad. Georgia Aſd 49.60 bz. G. Fr. 1527.60 bzd Kurge Sicht Russ. Gold-Rente. 118.60 bz. 5 Oest. Südbahn.„ 98 bz. 4 Württb. Vereinsbk. 118.40 G. 5 Le. 150122 80 bz. 8 8 5 Obl. 1877 Rente 5, Oest. Nordwest 4 P. Effektenbank 122.90 bz. Ffandbriefe. Fr. 45 46 20 bz. 3 Amsterdam fl. 100168.90 bz 4 Obl. II. Orient, p. ult. 61.50 bz. 142 bz. 4 Fr. Hypothekenbk. 4 Erkft. Hyp.-B..101.— G. Maila Fr. 1017.70 G. 4 London L. 120.40 bz 4½ Russ. Consols 187595,40 G. 4 Raab-Oedenburg 67% bz. 44 Fr. Hyp. Credit, 70,20 G. 4 Erkf. Hyp.-Or.V..101.90 bz. Meininger. fl. 724.20 bz. ſö Italien L. 10080.60 bz 5 RBuss. Anl. 1880 Pp. ult. 88.10 bzGc.%½ Reich. Pardub 135½ G. 4 Frankf. Industrie.102.40 bz. 4 Nass. Lds.-Bk.. M. 105 G Neuchateler, Fr. 1019.—b2.8, f Paris Fr. 10080.90 bzd. Serb Rente 30.40 bz. Rudek 157 bz. 4 Nationalbanxk 3½ Nass, Lds.-Bk. M. 102 30 G. Schwedische Thlr. 1068.70 bz. 3 Schwz. Bkpl. Fr. 100 80.75 bz. 5 Serb. Eisenbahn. 80.70 bz. ſ Ung.⸗Gal. J. Prlorltäten. 4 Rhein. Hyp.-B. M. 102.30 8 Venetianer Lire 30,24.70 G. 4 Wien fl. 100 161.60 bz. 4 Spanier 61,40 bzG. ſs Forarlberger 165%, G. J44 Böhm. West. Gold 103.50 8. Südd. B. Ur.... 100,50 ba. Grätl. Fappenh. f, geldsort 1 convert. Türken. 14.90 bz. G. 44 Bern-Jura 79.90 da8. 4 Elis.-Pr. A„.J96.90 G. 5 Rgypt. Cr. Fone.86.50 G. insdeiris aktlen ene, Unit, Bgypt. p. ult. 74 70 bz.G. J4 Gotthard-Bahn Fr. 103. daG. 4 Elis.-Pr. stfr. M. 102 70 bz 5 Ital. Imm.-Ges. Lire105.30 G. Dukaten.51—4 Eisenbahn- Aktlien. 4 Schweiz. Central.„ 99.50 bzü. 4 Franz-Jos. Silb. ö. W. 77.70 bzG. 5 Russische..-R. 98.30 bz. 5 Zuckerf. Waghäusel91.—. 20 Er.-Stücke 16.19—16 4 Hess. Ludwigsbahn 99.— G. 4 Schw,. Nord-Ost Fr. 60.60 bz. 5 est, S. Pb. fl. Pr. 108. pzG, 4 Schwedische. M. 102, bzd. 44 Ptseh, Edison-Ges. 99.— 6. Engl, Souvereigns 29.33—29 4 Bexbacher 266.50 bz. 4 Verein. Schw.-B. 88.60 bz Qest..-Lb. fl. Fr. 65.60 bzd. Anlehens-Lodose. 5 Scheide-Anstalt 210 bz8 KRuss. Imperials 16.75—70 Tübek-Büchener. 159,50 ba. I5 Westsieilanische 80.90 bad Qest. Staats,„fl. 108.30 G„Cöhn-Mindener 1181.60 bz 45 Dtsck. Verlgs.-An. 1197.40 Dollars in Gold.19—15 General- Anzeiger. F. 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Lichtenberger, Stephan gchwener, die Niederlage 3˙ Der Keim des Gades 15 ird 1 eri 25 ellung der Geſundheit iſt in dieſen Fällen ſchwer, oft unmögli Eine uihe die ſich ſchon oft glan⸗⸗ zend bewährs zat, wird in der Schrift: Dasgaldene Buch fr Manner“ als aner für Patienten 1e 25 8819 empfohlen u. iſt ve uns gegez Zahlung von 1 Mk.(Brief marken 7 ez lehel. 22 Deutsche Gesundheits-Compagnie, 2 2, Neuer eeeeee Ste ben großen Fichterhallm im Wintergarken?“ fragte Sibylle langſam.„Dort iſt der Ort des Stelldicheins! O Hugo— ich wünſche— wie ſehr wünſche ich Ihnen den Schmerz erleichtern zu können!“—„Ich danke Ihnen!“ entgeg⸗ nete er ſanft, die kleine Hand an ſeine Lippen ziehend; und Bertie, welche in denlellen Augenblick an dem Fenſter vorüber ging, ſah die Stellung der Beiden. Vierzehntes Kapitel. Die Aus einanderſetzung. Am ſelden Ubend noch ſtand Hugo Oliphant hinter einem Geſträuch ver⸗ Kärgt en in dem großen Treibhauſe und wartete in namenloſer Angſt. Er hoffte wider alle Vernunft, daß Bertie nicht kommen werde. Es war eine ſtille, mondhelle Nacht; an die große Föhre gelehut, konnte er die regun gsloſe, hohe Geſtalt eines Mannes erkennen. Es war Mitternacht vorüber, als Bertie mit leichten Schritten in das Tkeibhaus eilte. Hugo ſah ſie deutlich,— er erkannte ihre großen Augen, die zußergewöhnlich bleichen Wangen, das dunkle Tuch, das ſie häuftig um den Kopf zu ſchlingen pflegte. Ihr Geliebter ſchien einen Augenblick zu zögern, dann trat er raſch hervor⸗ r bot ihr beide Hände und Hugo hörte, wie er leiſe ihren Namen rief. Schluchzend ſtürzte das junge Mädchen in ſeine ausgebreiteten Arme. Hugo ſtand nahe— er ſah Alles— ſah es mit einem Gemiſch von Schmerz, Zorn und gekränkter Liebe, doch ſein Sibyllen gegebenes Verſprechen hinderte ihn daran, ſich auch nur durch eine Bewegung zu verrathen.— Die Zuſammenkunft war eine kurze. Der Fremde ſprach leiſe, angelegen⸗ lich und, wie es den Anſchein hatte, bittend zu dem Mädchen, Bertie entgegnete wenig, ſte ſchien ſehr ängſtlich zu ſein, und nach wenigen Minuten ſchon eilte ſie in die inneren Räume zurück, während der Fremde ein Fenſter des Winter⸗ gartens öffnete und raſch hinausſprang. Hugo Oliphant aber brach, einem Weibe gleich, in einen unaufhaltſamen Thränenſtrom aus, denn er konnte nicht länger zweifeln, daß Bertie, das Mädchen, welches er für die verkörperte Wahrheits⸗ liebe gehalten hatte, falſch war bis auf den Grund ihrer Seele. „Wollen Sie Fräulein Greydon fragen, ob ſie eine halbe Stunde Zeit finden könne ſür mich?“ fragte Major Oliphant am nächſten Morgen Juſtine, als er ihr in der Vorhalle begegnete.—„Fräulein Bertie, mein Herr, iſt die⸗ ſen Morgen leidend.“—„Fragen Sie, ob ſie mich nicht dennoch ſprechen könne!“ entgegnete Hugo mit Ruhe; an dem Ausdrucke ſeiner Züge erkannte Juſtine, daß er nicht in der Stimmung ſei, ſich abweiſen zu laſſen, und eilte von dannen, ſich innerlich die Frage ſtellend, ob Herr Oliphant und Fräulein Bertie am Ende gar ſich geſtritten hätten. Nach Verlauf weniger Minuten kehrte ſie zurück und Hugo Oliphant, welcher noch immer in der Vorhalle ſtand, ſchritt raſch auf ſie zu, um die Ant⸗ (Tortſekuna folat. mat au nonnahmen Strlin— Linden zraße 12. 15 — Sbeeree Roman Beilage zum „General⸗Anzeiger“ (Kannheimer Polksblatt und Haudelszeitung.) 8 Erſte Liebe. Roman. Autoriſirte Bearbeitung nach dem Engliſchen von Max v. Weiſene urn. Nachdruck verboten) (Fortſetzung.) „Gehſt Du nicht mit mir, Onkel Hugo?“—„Nein, Liebe!“—„Weß⸗ halb— ich fürchte, Dein Arm ſchmerzt.“—„Ja— ein wenig!“—„Da geht Bertie!“ rief ſie plötzlich nach einer kurzen Pauſe— und Hugo ſah, empor⸗ blickend, wie ſie mit drei oder vier anderen Herren und Damen langſam durch das Blumenparterre dahinſchritt. Major Oliphant erhob ſich und eine Wolke des Unmuths lagerte auf ſeiner Stirne, als er gewahrte, daß Sir Robert Falconer an Bertie's Seite ging, daß er angelegentlich zu ihr ſprach. Wäh rend er beobachtend am Fenſter ſtand, erhob ſich Viola. „Ich werde mich in meinem Zimmer niederlegen!“ ſprach ſie— als ploͤtzlich aus den Falten ihres duftenden Morgenkleides ein kleiner Gegenſtand zur Erde fiel.„Halt, was iſt das?“ Es war ein Streifen Papier und Viola lächelte. —„Vermuthlich Bertie's Eigenthum— ich kann nichts Beſſeres thun, als es dem urſprünglichen Eigenthümer zurückſtellen,“— und ſie reichte das Villet ihrem Onkel und ſprach noch einige Worte mit Sibylle Armadale und verließ ſodann das Gemach. Einige Sekunden ſtand Hugo regungslos am Fenſter, dann, als eine Baumgruppe Bertie ſeinen Blicken entzog, wandte und er ſich ab blickte auf das Papier in ſeiner Hand. „Was ſoll dies ſein?“ forſchte er,„ich achtete nicht auf Viola's Worte.“ —„Fräulein Greydon ließ es zur Erde fallen,“ antwortete Sibylle ruhig „und Lady Viola meinte, ſie könne nichts Beſſeres thun, als es dem urſprüngliche n Eigenthümer zurückſtellen.“—„Der bin ich aber nicht!“ entgegnete der Ma jor leichthin, das Blatt nach allen Seiten wendend. Während er dies that, wurde er todtenbleich und ein heiſerer Ausruf der Ueberraſchung entſchlüpfte ſeinen Lippen. —„Was iſt geſchehen?“ rief Sibylle ſich erhebend und ihn mit dem ſanfteſt en Mitleid anblickend.„Kann ich irgend etwas für Sie thun, Major Oliphant — ſind Sie unwohl?“ Einen Augenblick ſtand Hugo regungslos und ſtarrte auf das Papi er, dann erhob er die Hand, ſtrich die Haare aus der Stirne und ſprach:„Hier muß ein Irrtbum obwalten— ich träume wohl!“ Er entfernte Sibyllens' 8. Selte⸗ General⸗Anzeiger. eiln garantiert für rein. Nähmaf wwerden in chinen⸗Reparaturen eigener Werkſtätte 18. Auguſt. Cigarren ächt Habana, Zur gefl. Beachtung. Die geehrten Herrſchaften werden hierdurch freundlichſt 0 gebeten, bei Entnahme von Waaren durch ihr Perſonal, ſei es auf Rechnung oder zur Anſicht, denſelben doch jeweils per Weißwein J0 ch 36, 48, 50, 60, 85, Mk. 1,.20 und höher. Nothwein pünktlichſt ſchnell und billigſt be⸗ à 6 Pfg. per Stück. ſorgt. 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Inommen. 2 3. 11 Jungbuſch. 29ſten Preiſen. 2 22. 6617 60Pfg. 90 Pfg. — 362— Hand, welche dieſe auf ſeinen Arm gelegt hatte und durchſchritt nochmals das Gemach— dann plötzlich vor Sibylle ſtehen bleibend, ſprach er noch immer in demſelben heiſeren Ton:„Fräulein Armadale, habe ich recht verſtanden?— Sie meinten, Bertie habe dies zur Erde fallen laſſen?“—„Lady Viola ſagte ſo; es fiel aus den Falten ihres Kleides, als ſie ſich erhob— und einen Blick darauf werfend, erklärte ſie es für Fräulein Greydon's Eigenthum, und da Sie der urſprüngliche Beſitzer ſeien, wolle Sie es Ihnen auch wieder zurückſtellen!“ —„Es gehört nicht Bertie— es kann Bertie nicht gehören!“ ſprach Hugo langſam.—„Vielleicht nicht— weßhalb betrübt es Sie ſo ſehr?“—„Nein, nein, es iſt zweifelsohne ein Irrthum!“ Er wandte ſich ab und das Billet in der Hand zerknitternd ſchritt er ruhelos im Zimmer auf und nieder, dabei flü⸗ ſternd:„Es kann nicht Bertie gehören— es kann nicht ſein!“—„Vielleicht iſt das Papier adreſſirt““ bemerkte Fräulein Armadale ſchüchtern.—„Natürlich — welcher Thor ich doch bin!“ und er glättete ſorgfäſtig das Billet; auf der Außenſeite ſtand deutlich geſchrieben:„Fräulein Greydon“!— Hugo aber warf das unſelige Blatt mit einem Verzweiflungsausruf von ſich.—„Was iſt ge⸗ ſchehen?“ fragte Sibylle, die Hand auf ſeinen Arm legend,„Hugo, was iſt die Urſache Ihres Schmerzes 2 Ich kann es nicht ertragen, Sie ſo zu ſehen!“ Ei⸗ nen Moment ſchwieg er— dann beugte er ſich nieder— hob das Papier auf und reichte es ihr hin.—„Wollen Sie es leſen?“ ſprach er mit unſicherer Stimme.„Ich bin ganz dumm heute Morgen— mein Kopf iſt verwirrt— ich glaube, ich habe nicht recht geleſen!“ Sibylle hielt das Billet in ihrer kleinen, juwelengezierten Hand und las mit volltönender Stimme:„Meine liebe, liebe Bertie! Ich muß Dich um jeden Preis ſehen; wenn Du mich je lieb gehabt, ſo treffe mich heute Nacht um zwölf Uhr an unſerem letzten Rendezvousplatz.— Laß mich nicht im Stiche, meine ganze Hoffnung beruht auf Deiner Liebe!“ Sibyllens Stimme brach und das Billet entfiel ihren Fingern; mitleids⸗ voll wandte ſie den Blick auf Hugo— doch in dieſem Blick war eben nur Mitleid und keine Verwunderung zu leſen. „Es iſt falſch,“ rief Hugo heiſer,„es muß falſch ſein, Sibylle— Sie glauben es nicht? Sie halten ſie nicht für falſch, meine kleine Bertie?“ Sibylle ſchwieg— doch ſie wandte die Augen hinweg, wie unfähig, die flehende Bitte in den ſeinen zu ertragen.—„Sibylle— weßhalb antworten Sie nicht?“— „Bertie iſt ſo jung!“ flüſterte ſie.—„Ja— und ich habe überſehen, was ich in den letzten Wochen recht gut hätte bemerken können,— ſie iſt noch ein ganzes Kind. Sie thut aus reinem Muthwillen mancherlei; aber ich kann, ich will, ich werde nicht glauben— daß ſie wiſſentlich— überlegt falſch iſt! Sibylle, ſagen Sie mir, daß auch Sie es nicht glauben!“ bat er flehentlich.—„Was kann ich ſagen— es ſei denn, daß ich Alles in der Welt darum gegeben hätte, Ihnen dieſes Bewußtſein vorenthalten zu können, wenn es mir dadurch möglich geweſen wäre, Ihnen Schmerz zu erſparen!“—„Wußten Sie es?“ ſprach er — 363— mit erſterbender Stimme. Schweigend neigte ſte das Haupt und es entſtand eine peinliche Pauſe.—„Weßhalb haben Sie es mir verheimlicht, Sibylle?“ —„Sollte meine Hand eine ſolche Wunde ſchlagen?“ ſprach ſte vorwurfsvoll. —„ueberdieß hätten Sie meine Motive mißdeuten können!“—„Wahr! Sagen Sie mir aber jetzt, was Sie wiſſen, Sibylle— Alles! Es iſt eine fal⸗ ſche Güte, mir ihren Verrath verbergen zu wollen!“—„Ich weiß nur wenig!“ ſprach ſie traurig,„und dies nur durch Zufall. Ich ſagte Ihnen, daß ich mich bemühte, Ihnen zuliebe Bertie näher zu treten; ich wollte ſehen, ob das Mäd⸗ chen, welches Sie zu Ihrer Gattin erwählt hatten, auch Ihrer werth ſei— und mehrmals wollte es mir vorkommen, als ob Bertie Sie nicht mit jener wahren, hingebenden Neigung liebe, welche allein dauernd beglücken kann. Ich beobachtete ſie ſcharf. Ich ſah, daß die Huldigungen Anderer ihr ſchmeichelten, daß ſie allen Andern Blicke ſchenkte, welche Ihnen allein hätten gehören ſollen, doch ich hielt Alles ihrer Jugend zugute. Ich wollte nicht hart von ihr denken — weil— weil Sie ſie liebten.“ Sie hielt zögernd inne. „Nun?“ rief Hugo Oliphant mit fieberhafter Ungeduld,„nun?“— „Durch Zufall hörte ich, daß ſie Ihnen nicht treu ſei!“—„Wer iſt jener Mann— jener Mann, welchen ſie liebt?“—„Ich kann es Ihnen nicht ſa⸗ gen!“—„Weil Sie es nicht wiſſen?“ Schweigend neigte ſie abermals das ſchöne Haupt.—„Können Sie mir ſagen, wo der Platz des Stelldicheins iſt!“ fragte er mit namenloſer Bitterkeit.—„Nein,“ rief ſie, haſtig emporblickend. „ich will es Ihnen nicht ſagen!“—„Sie wollen nicht— und weßhalb?“— „Soll ich Ihnen ſagen, weßhalb?“ fragte ſie, ihn mit funkelnden Augen an⸗ blickend.—„Weil ich nicht will, daß Sie mit jenem Manne ſich in einen Streit einlaſſen, vielleicht gar ſich mit ihm ſchlagen!“—„Und wenn ich es thäte, iſt denn das Leben ein ſo werthvolles Gut?“—„Ihr Leben iſt werthvoll!“ flü⸗ ſterte ſie ſanft.—„Wem?“ fragte er bitter lachend.—„Denjenigen, welche Sie lieben! Nein, ich will es Ihnen nicht ſagen!“—„Ich muß es aber wiſſen!“ rief er wild.„Sibylle, wenn ich Ihnen mein Wort verpfände, daß ich nicht ſprechen, daß ich meine Gegenwart nicht verrathen will, werden Sie es auch dann nicht ermöglichen, daß ich bei der Zuſammenkunft heute Abend anweſend ſei 2 Wenn ich nicht mit eigenen Augen ſehe, glaube ich nicht an ihre Schuld!“ —„Weßhalb ſollte ich Ihren Glauben zerſtören?“ murmelte ſie ſchwach. „Laſſen Sie die Dinge ruhen, Hugo— ich darf Ihnen nichts ſagen, denn ſie würden jenen Beiden nicht ſchweigend zuſehen!“—„Sie brauchen meiner Selbſtbeherrſchung nicht zu mißtrauen! Ich verſpreche Ihnen, daß ich ruhig bleiben werde, Sibylle!“—„Sie werden mich haſſen— ich kann den Gedan ken nicht ertragen, Ihren Schmerz noch vermehren zu ſollen!“—„Sie werden ihn nicht vermehren! Wenn etwas im Stande iſt, ihn zu vermindern, ſo iſt es die Gewißheit ihrer Schuld. Glauben Sie nicht, daß ich es vermag, ſie aus meinem Herzen zu reißen, wenn ich weiß, daß ſie unwürdig iſt?“— Kennen Auguft. General⸗Anzetiger. h Ein braves, junges Mädchen, nſcht 5 Paire 0 8 tan 8 en über 15 Jahren, zu intern geſuchk. P 5 13 50 als Werktalt gerlg Ve Dimenſtonen, 7056881 3, 2 und 3, part. net, ſofort zu vermiethen, 7743 5 5 u⸗, Tünck d Wa rmeiſt 164 8 2— 2 N deräum 18 5 b e Fie geſiude Aune, P 6, 20 breeegen enden Tagen ſtädtiſchen Bauhofe Kain für ſofort geſucht. Näheres C 7, 6. ſogleich beziehbar zu verm. Näheres 1 f gert, 150 a Adam Metz II.,* 4e N[St hoch. 2 Mittw den 18. Auguſt Neckarhauſen. Modes. 88 R 1 14 Gaupenwohnung, zwei 8 ttags 10 12 Mahbe 0 nung, zwei don 925 Coneaven, 8 aeiswieſen hilfftunden 1in Mathemat ik 2 Lehrmädchen geſucht. 92e 520 523 4 7. der Schweinsweide, dem Gartenterrain, bei der Kaiſershütte, der Kuhweide, 1. Gewann, dem alten Kiesloch, dem Roſengarten 1. 2. und 3. 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Im Intereſſe des Vereins erſuchen wir die Mitglieder der ordentlichen Regelung der Caſſe möglichſt Vorſchub zu leiſten und für die Verbreitung dieſer Bekannt⸗ machung Sorge zu tragen. Wir machen wiederholt darauf aufmerkſam, daß die Beiträge ſtets in der erſten Hälfte des Monats gezahlt werden müſſen. Für den Vorſtand: 7900 J. Willig. Fachverein der Maler Tünther u. Lalirer Die verehrten Mitglieder, welche Werke reſp. Vorlagen aus der Vereinsbibliothek“ entliehen haben, werden gebeten, die⸗ ſelben bis ſpäteſtens Montag, 23. d. M. behufs Regulirung im Vereins⸗ lokale abliefern zu wollen. 7828 Der Vorſtaud: Wegener. Arbeiter⸗Fortb.⸗Verein. R 3, 14. Kommenden Dieuſtag u. Don⸗ nerſtag, Abends v ußr ſiuden Gesangproben ſtatt, zu 5 5 pünktliches Er ſcheinen gewünſcht wird Samſtag, 21. ds., Ahern ne e 85 1 ein wird bei Mitglſeb Heidelberger⸗Thor P 7 Gartenfeſt mit Muſik und Geſang veranſtalket, wozu wir unſere Mitglieder und deren Angehörigen einladen. 7962 Der Vorſtand. Arbeiter⸗ 10'ortb. Verein. Die wepzlider Medlcinak⸗ kaſſe machen wir auf den Beſchluß der letzen Verſammlung aufmerkſam, wor⸗ 1 4• als Erheber Herr Valentin Bitz 5 gewähſt wurde Derſelbe iſt nilt bey⸗ Abſiempelung der Rerepte ac. beauf⸗ Fagt und die Boiträge werden jeweils im Lorol Sonntig von 10—42 Uhr mol gers und Montags von—9 Uhr obends von demſelben eulgegengenom⸗ men, es A kerbleint alſo in Zukunft die Abholung in der Wohnung. Im Ubeigen bletben 558 Slatuten in Kraßt, 7966 Der Vorſtand. Geſangberein Nulkania. Mittwoch, Abend ½9 Uhr 6820 Pro be. Frohſiun. Heute Mittwoch Abend Probe. Geſaug⸗erein Germania. Mittwoch, Abend 9 Uhr Probe. ——2 vollzähliges 6897 Bringe mein Feinbügeln Eigene Spezialität) in empfehlende Erinnerung und ertheile gegen mäßiges Hondrar Auna Degen, F 4, 9. Nahhilfe⸗Uuterrich 0 ein Primauer mit von eugniſſen. 80 Näheres in der Expd. d. Bl. Empfehlung. Meinen werthen Kunden u. 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