Nr. 255. Abonnement: 50 Pfg. monatlich, Bringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poft bez. inel. Poſtauf⸗ ſchlag M..90 pro Quartal. — Parteiverſchiebungen. Mit jedem Tage gewinnt es mehr den Anſchein, als ob wir am Beginne einer Neugeſtaltung der Partei⸗ verhältniſſe im deutſchen Reiche ſtünden. Man wird ſich noch der Auslaſſungen des Kanzlerblattes über den rheiniſch⸗weſtfällſchen Parteitag der Nationalliberalen zu Köln erinnern; daran haben nun in den jüngſten Tagen die übrigen conſervativen Blätter ihre Betrachtungen an⸗ geknüpft, allerdings im verſchiedenartigſten Sinne, ſo daß man innerhalb der conſervativen Preſſe zwei ganz ſtrenge geſchledene Anſchauungen zu unterſcheiden vermag. Wäh⸗ rend die„Kreuzzeitung“ feſt auf dem Standpunkte ihrer teacttonären Doktrinen fußen bleibt und mit ächt ariſto⸗ kratiſchem Selbſtgefühle und Dünkel ſelbſt diejenigen An⸗ näherungen ſtolz von ſich abweiſt, zu denen noch gar keine Schritte gethan ſind, iſt das eigentliche Organ der conſervativen Partei, die„Conſervative Correſpondenz“ weniger kühl und zugeknöpft und formulirt ſte die Be⸗ dingungen ihres Entgegenkommens in folgenden Vor⸗ ſchlaͤgen 25 „Wir glauben, daß es richtig iſt, wenn ſich die Partei⸗ leitungen innerhalb einer beſtimmten, zur Unterſtützung der Regierun grundſätzlich bereiten Gruppe zum Beginn eines jeden Abſchnittes der parlamentarlſchen Thätigkeit Untereinander und mit der Regierung darüber verſtän⸗ digen, welche Aufgaben in der betreffenden Seſſion oder längern Campagne nicht bloß energiſch in Angriff zu nehmen, ſondern auch unbedingt zu erledigen ſind, und zugleich dasjenige Programm au dem Gehiete dieſer Aufgaben ermitteln, üher welches zwiſchen allen den ge⸗ naunten Factoren ein Einverſtändniß herrſcht. Als zu⸗ nächſt in Angriff zu nehmende Aufgaben werden be⸗ zeichnet: 1) Sicherſtellung unſeres Heerweſens, J Her⸗ beiführung eines feſten Nührnn der polit gegen die Sozialdemokratie nebſt Fortführung der poſitiven Sozial⸗ reform, 3) Steuerfragen, und zwar vor allem Erledigung der Frage nach einer angemeſſenen Branntweinbe⸗ ſteuerung.“ Dieſe Vorgänge ſind geeignet, uns in dem Glauben zu beſtärken, daß ſich in nicht ſehr ferne liegender Zeit dieſe Parteiverſchiebung verwirklichen wird. Schreibt doch bereits das„N..“ wörtlich Folgendes: „Wir wollen uns nicht auf das mißliche Geſchäft des Prophezeiens verlegen, aber wir würden es mit Freude begrüßen, wenn die erwähnten Anzeichen darauf deuteten, daß die Losſprengungen der reaktionären hochkirchlichen Gruppe von der konſervatſven Partei nicht mehr fern liegt. Denn davon ſind wir längſt überzeugt, daß dieſe Losſprengung ein Gebot der politiſchen Notzwendigkeit iſt. Erſt wenn auch in der konſervativen Partei die Sesceſſion“ eingetreten iſt, werden die Vorbedingungen ſir das vertrauensvolle und erfolgreiche Wirken einer dats⸗ und reichstreuen Mehrheit in der Vollsvertretung Deutſchlands wieder gegeben ſein. Für uns aber ſind dieſe„Abklärungen“ doppelt intereſſant, weil wir vielleicht ſchon bei Anlaß der nahe bevorſtehenden Reichstags⸗Wahl Gelegenheit haben werden, zu erfahren und zu erproben, ob die Conſerva⸗ tiven unſeres Wahlkreiſes, deren Organ„Die Landpoſt“ es bisher ihrem Vorbilde„der Kreuzzeitung“ in„reak⸗ —Am Donnerſtag fand vor dem Geſchworenen⸗ Gerichte des Meuſe⸗Departements eine Verhandlung ſtatt zegen einen Mann welcher angeklagt war ſeinen Freund mit Vorbedacht getödtet zu hahen. Die Sache verhielt ſich ſolgendermaßen: Der Steuer⸗Erheber von Clairmont, Namens Heydt, war von dem Bankbeamten Douin, einem Nachbar und Freund, durch Gewehrſchüſſe getödtet worden. Douin en Heydt, ſeine Frau berführt zu baben. Nachdem er den Mord vollbracht, ſtellte ſich Douin ſelbſt der Polizei mit den Worten:„Dieſer Mann hatte mein Vertrauen betrogen und ich habe mich gerächt, die Ge⸗ hworenen werden mein Verhalten zu mürdigen wiſſen.“ Der Ehemann, welcher ſich zun Richter und Rächer ſeiner Dausehre gemacht, erſchien am Donnerſtage vor dem Gerichts⸗ bofe, deſſen Sitzungsſaal, wie bei ſolchen Fällen üblich, über⸗ fült war Der Angeklagte iſt mittleren Wuchſes, von ener⸗ Men Beſichtsausdruck und von großer ährend des Verhörs iſt ſeine Haltung würdevoll und feſt. Eer ſpricht von dem Vertrauen, das er Heydt, ſeinem Nach⸗ barn und häufigen Tiſchgenoſſen entgegengebracht, erzählt zon ſeiner verrathenen Freundſchaft und der inneren Zer⸗ ſtorung die ihn beftel, als er in dem Toilettezimmer ſeiner Frau einen Brief des Steuererhebers fand, deſſen Inhalt keinen Zweifel an dem Geſchehenen aufkommen ließ. Douin zählt ebenſo von der Auseinanderſetzung, welche er mit Heydt gehabt und von der bochmüthigen Haltung, welche zetzterer eingenommen, und die ihn völlig zur Wuth ge⸗ bracht. In dem Augenblicke, da der Steuererheber die Woh⸗ nung verließ, in welcher die Unterredung ſtattgefunden hatte, an ſich nach ſeinem Bureau zu begeben, holte der betrogene Ebemann ſein Gewehr, lud es und begab ſich auf die Ver⸗ folgung ſeines Feindes. Er holte ihn auf der Straße ein gud gab zwei Schüſſe auf ihn ab Heydt fiel todt nieder. Der Rachedurſt Douin's war noch nicht geſtillt. Der Mör⸗ Slud ſein Gewehr aufs Neue und mit einem dritten Schuſſe zerſchmetterte er den Kopf des Mannes der bereits dite Leiche war. Frau Douin die ſchuldige Gattin, war als Zeugin geladen worden Die junge Frau beſaß einen Mannheimer Volksblatt. N . 1A.8— 5 Erſcheint täglich, Sonn- und Feſttage ausgenemmen. tionär hochkirchlicher Geſinnung“ noch zuvorzuthun be⸗ ſtrebt war, dem Junkerblatte gehorſame Heeresfolge leiſten, oder aber ſchon jetzt von der oben angeführten politiſchen Nothwendigkeit einer„Losſprengung und Se⸗ ceſſton“ uberzeugt ſind und auch darnach handeln, indem ſie die Zahl der„Hoppezopper“ vermehren. Einen wichtigen Beſtandtheil beinahe aller Parteien bildet das„ſozialpolitiſche Programm“ derſelben. Die Fürſorge für den armen Mann, den kleinen Handwerker und den Landmann iſt wohl kaum jemals ſtärker als Parteizweck betont worden, als dieſes Sei⸗ tens des ultramontanen Bewerbers in unſerem Wahl⸗ kreiſe durch Herrn von Buol geſchehen iſt, in dieſer Be⸗ ziehung decken ſich die Wahlreden desſelben vollſtändig mit den Betrachtungen der konſervativen„Landpoſt“. Wir haben ſchon zu wiederholten Malen betont, daß das Programm des konſervativen Candidaten vor demjenigen des ultramontanen ſich durch nichts anderes unterſcheidet, als durch die Confeſſion, beide ſind ſte Vertreter des poſitiven Glaubens,„der Treue zum irdiſchen und himm⸗ liſchen Regenten“; wie nun, wenn der Staat die For⸗ derungen der katholiſchen Kirche bewilligt, der Kultur⸗ kampf beendigt iſt und Herr Windthorſt die Streitaxt begräbt? Würde es denn ſo ganz als ein Ding der Unmöglichkeit erſcheinen, daß„Prieſter und Junker“ ihren Seelenbund beſchließen und als verſtärkte„hoch⸗ kirchliche, reactionäre Partei“ ſich zuſammenfänden, nach⸗ dem ſich der andere Theil des Konſervatismus mit den Nationalliberallen zu jener„breiten Gruppe“ vereinigt haben wird? Auch die Nationalliberalen finden es an der Zeit, daß von ihrer Partei etwas für den armen Mann ge⸗ ſchehen müſſe. Die Löſung der ſozialen Frage muß nach ihrer Anſicht von„innen heraus“, nicht von„oben herab“ erfolgen, auch ſie hält es für nothwendig und praktiſch, thätig mit Hand anzulegen. Nicht mit Un⸗ recht weiſen jetzt die Nationalliberalen darauf hin, daß es eigentlich Pflicht des Staates, der doch auch ein Arbeitgeber und zwar ein großer Arbeitgeber ſei, wäre, mit gutem Beiſpiele und einem praktiſchen Verſuche einer Alters⸗ und Invalidenverſorgung in ſeinen eigenen Betrieben, vor allem auf dem Gebiete der Staatsbahnen voranzugehen, bei welchen die finanzielle Seite ohnehin nicht im Vordergrunde ſtehen ſollte. Das iſt immerhin ein praktiſcher Vorſchlag, nur fürchten wir, daß der Verſuch zu lange Zeit in Anſpruch nehmen würde. Kurz, bei allen Parteien tritt auf einmal der ſozial⸗ politiſche Theil ihres Programms in den Vordergrund und die Art und Weiſe, wie die einzelnen Parteien ſich zur ſozialen Frage ſtellen, wird neben ihrer Stellung zur Regierung und Kirche maßgebend ſein, für ihre Exiſtenz, ihre Weiterentwickelung und auch für ihr Ver⸗ hältniß zu einander. Herr Sonnemann hat ein richtiges Wort auf dem Fürther Parteitag der Volkspartei aus⸗ geſprochen, als er ſagte:„Der Partei, welche gewiſſen Reiz, ohne gerade eine Schönheit durch Eleganz ausgezeichnet. Aber die ſchrecklichen Erleb⸗ niſſe, von denen hier die Rede iſt, haben ſie übel zugerſchtet. Bleich, abgemagert, krank, vermag ſie kein Wort hervorzu⸗ bringen. Der Präſident geſtattet ihr, niederzuſitzen und ver⸗ zichtet im Uebrigen auf ihre Ausſagen, da ſie füglich doch nichts berichten konnte, was den Geſchworenen nicht ſchon bekannt wäre. Die vernommenen Zeugen war dem Ange⸗ klagten durchweg günſtig.„Douin genoß den Ruf eines ausgezeichneten Rannes, während Heydt für einen Schür⸗ zenjäger und überdies für einen ziemlich Menſchen galt. Der Vertheidiger hatte leichtes Spiel, die Geſchworenen ſprachen den Angeklagten von Strafe und Koſten frei. 5 — Nach dem großherzigen heldenmüthigen Verhalten König Humberts anläßlich der großen Cholera⸗Epi⸗ de mie in Neapel, da der König, der Gefahr nicht achtend, iumitten der verſeuchten Stadt erſchien, um den Armen und Elenden Troſt und Hilfe zu bringen, tauchte in Turin die Idee auf, dem Kbnige einen ſichtbaren Beweis der Liebe und Verehrung ſeines Volkes zu geben. Man beſchloß, der Idee des Herausgebers des Turiner„Popolo Italianb“ gemäß, eine Subſeribtion zu einem Ehrengeſchenke für den König zu eröffnen, deren höchſter Satz jedoch, um die echte Volks⸗ thümlichkeit des Unternehmens zu wahren nur fünf Centeſimi betrage dürfe. Dieſe Idee hatte ſelbſtöerſtändlich einen berf⸗ artigen Erfolg. Alle Klaſſen wollten zu dieſem Liebeswerke heitragen: Arbeiter, Dienſtmädchen, Betller ſteuerten ihre fünf Centefimi bei, ſo daß die Subſeription bald geſchloſſen werden mußte. Das Ehrengeſchenk, ein ungeheuer, maffiver Kranz, ein wahres Kunſtwerk, wurde dem König am 19. d. Mts. in Monza überreicht. Er heſteht aus zwei großen Bronze⸗ Zweigen, Eichenlaub und Epheu darſtellend; oben ſind die Bweige durch einen Stern aus purem Golde(la stella'Italia“) zuſammengehalten, unten durch ein breites Metall⸗Band, wo⸗ rauf in Goldbuchſtaben die Namen„Cafamicciola—Busca— Napoli“ prangen, die Sädte, in denen der König anläßlich des Erdbebens und der Cholera als rettender Engel erſchien. König Humbert erwiderte der Deputation in ſeiner kernigen Weiſe: Meine Herren, ſagen ſie Allen, die zu dieſem ſchönen Mannheimer Handels⸗Zeitung. u ſein, und war Inſerate: der Stadt Mannheim und Umgebung. Einzel⸗Rummern 3 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. das ſoziale Problem in friedlicher Weiſe zu löſen verſteht, gehört die Zukunftl“ Daraus erklärt ſich auch der edle Weitelfer, der auf einmal unter den einzelnen Parteien entſtanden iſt, mit⸗ zuwirken an der Löſung der ſozialen Frage. In dieſer Beziehung darf der Vortrag, den Herr Sonnemann über das ſozialpolitiſche Pro⸗ gramm der deutſchen Volkspartei zu Fürth gehalten hat, nicht unterſchätzt werden. Derſelbe verdient es unbedingt, daß wir in einem beſonderen Artikel darauf zurückkommen. Das erſte Wahlflugblatt iſt geſtern auf unſerem Redakkions⸗Tiſche niedergelegt worden. Es iſt unterzeichnet vom Pfälzer Bauern⸗ verein und wendet ſich an die Landwirthe des XI. badiſchen Reichstagswahlkreiſes. Mit dem ſeinerzeit an den thüringiſchen Bauernverein zu Oberlind gerichteten Brief des Reichskanzlers Die Wohlfahrt der großen Mehrheit der Bepölkerung des deutſchen Reiches hängt unmittelbar von dem Gedeihen unſerer Landwirthſchaft ab“ beginnt dieſer Aufruf, er ſchließt mit einem Brief, den eben derſelle inm Sommer 1881 dem Großwabſtaͤdter Bauernverein ſchrieb: „Die landwirthſchaftliche Bevölkerung bildet an ſich die Mehrheit der Bevölkerung Deutſchlands, ſie iſt ſtark ge⸗ nug, um auf geſetzlichem Wege ihre und des ganzen Vol⸗ kes Intereſſen ſicher zu ſtellen, wenn ſie ſich entſchließt, emeinſam mit den Handwerkern und Induſtrien(näm⸗ ich ihren Arbeitern) ſolche Vertreter zu wählen, welche entſchloſſen ſind, deutſche Arbeit und deutſche Produktion (durch die nöthigen Zölle) zu ſchützen, zu fördern und durch Verminderung der direkten Staats⸗ und Gemeinde⸗ laſten zu erleichtern!“ Zur Wahrung dieſer Intereſſen des Bauernſtandes hat der Pfälzer Bauernverein ſeinen Vorſitzenden, Herrn Landgerichtsraftkh Otto von Sto ckhorner in Mannheim auserſehen, der treu und feſt ſtehe zu Kalſer und Reich und keinen einſeitigen Parteiſtandpunkt ver⸗ trete, ſondern eine gerechte Geſinnung habe gegen alle Berufsſtände, ſeit Jahren eine unermüdliche Thaͤtigkeit entfaltet habe zur Förderung der Intereſſen der Land⸗ wirthſchaft und volles Verſtänduiß und ein warmes Herz für die Wichtigkeit und bedrängte Lage des nahezu zwei Dritttheile des ganzen deutſchen Reiches umfaſſen⸗ den Bauernſtandes an den Tag gelegt habe. Gegen den Candidaten der Nationalliberalen, Herrn Handelskammerpräſidenten Diffené, wird in dieſem Flugblatte geltend gemacht, daß dieſer bei Anlaß der ſtaat⸗ lichen Unterſuchung uüͤber die Lage der Landwirthſchaft in ſeinem gedruckten Berichte an die Erſte Kammer unſeres Landes ſich dahin geäußert habe: „daß die Verminderung der Staatsgrund⸗ gleichbedeutend wäre mit einer Bereicherunn er dermaligen Beſitzer der Grundſtücke auf Koſte der übrigen Stagtsangehbrigen, daß alſo ein⸗ c e der Grundſteuer unzu Geſchenke beitrugen, daß ſie mir eine wahre Herzensfreude bereitet haben. Im Ulebrigen habe ich nur meine Pflicht gethan, indem ich meinem Herzen folgte. Hätte ich übrigens von Ihrem Vorhaben zu rechter Zeit erfahren, ich hätte Sie erſucht, den Ertrag Ihrer hochherzigen Sammlung den Armen und Elenden, deren es leider ſo viele giebt, zu widmen. Noch⸗ mals meinen herzlichſten Dank. Und nun meine Herren, hoffe ich, daß Sie mir das Vergnügen machen werden, bei mir zu dejeuniren.“ 5 „ Unheimliche Experimente. Die Schule für prak⸗ tiſche Chirurgie in Paris war dieſer Tage der Schauplatz einer unheimlichen Szene, bei welcher die beiden kürzlich hin⸗ erichteten Verbrecher Frey und Riviere den Mittelpunkt der ufmerkſamkeit und des Intereſſes bildeten Die Körper der beiden Hingerichteten waren nämlich den Profeſſoren der erwähnten Schule zum experimentiren überkaſſen worden. Es wurden denn auch verſchiedene Experimente ausgeführt, unter Anderem wurde der Verſuch gemacht, die Zirkulation in den abgetrennten Köpfen wieder herzuſtellen. Um dies zu bewerkſtelligen, ſpritzte man von lebenden Thieren genom⸗ meges Blut in die Adern. Die bisher bleifarben geweſene Geſichtshaut färbte ſich und auch die Lippen bekamen ihr natürliches Roth wieder; unregelmäßige Bewegungen der 75 wurden bemerkbar, und die Geſichter fingen an, den usdruck von Lebenden zu bekommen. Durch die Geſichts⸗ nerven wurden dann elektriſche Ströme geleitet und ein Zu⸗ Baace e des Geſichts wurde hierbei beobachtet. Die erſuche auf Wiederherſtellung des Lebens oder Bewußtſeins hatten jedoch nicht den geringſten Erfolg. Die Nerven per⸗ loren ſehr bald ihre zuerſt gezeigte Empfindlichkeit, und es wurde klar, daß jedes Gefühl entſchwunden war 5 Paris. Der Faſter Sucei hat in der Perſon eines ſeiner hier lebenden Landsleute, eines 22 jährigen Malers Stefans Merlatti, einen Wettbewerber gefunden.„Derſelbe hat ſich dem wiſſenſchaftlichen Redakteur des„Voltaire“, Dr. Mare⸗ chal, zu einem fünfzigtägigen Faſten erboten, ohne Wette, nur im Dienſte der Wiſſenſchaft, und will während dieſer Zeit nur von gefiltertem Waſſer leben Dr. Marechal hat nach längerem Widerſtreben unter der Bedingung eingewilligt, daß der Ueberwachungsausſchuß der Aerzte, ſobald ein Zeichen 2. Seite. General⸗Anzeiger. 30. Oklober⸗ Verſchiedenes. =In Frankfurt a. M. iſt der Bildhauer Johaunes Dielmann, der Schöpfer des dorkigen Schiller⸗Denkmals, nach längerem ſchmerzlichen Leiden geſtorben. Außer erwähn⸗ zem Denkmal hat Dielmann nichts Monumentales mehr ge⸗ ſchaſffen. Er war ein liebenswürdiger Charakter und ſein Hinſcheiden wird in weiteren Kreiſen der Bevölkerung Frank⸗ furts lebhaft beklagt. Er hat ein Alter von ſiebenundſechzig Jahren erreicht. — Am 24. d. M. hat in Hannover die vom Central⸗ Verband deutſcher Induſtrieller zur Berathung der Reviſion des Patentweſens eingeſetzte Commiſſion getagt und ihre Ar⸗ beiten vollendet. Es wurde beſchloſſen, die Verhandlungen, zu denen ein Stenograph hinzugezogen war, drucken laſſen und Mitglieder des Central⸗Verbandes zu ver⸗ ilen. — Der„Kuryer Poznansky“ veröffentlicht in ſeiner Sonntags⸗Nummer einen der„Gazeta Warszawska“ entnom⸗ menen Artikel, in welchem den Polen zur Bekämpfung der Anſie delungsbeſtrebungen der preußiſchen Regierung die Ein⸗ führung terroriſtiſcher Zuſtände und namentlich des in Irland gebräuchlichen Boheott⸗Syſtems empfohlen wird. — Die„Straßburger Poſt“ veröffentlicht folgenden be⸗ herzigenswerthen Artikel: Nur noch fünf Tage trennen uns von dem Jeſte Allerſeelen, dem Tage, an welchem wir unſerer Todten in beſonderer Liebe gedenken. Geſtatten Sie da einem alten Soldaten, ein Wort zu Gunſten der Helden einzulegen, welche vor Straßburg gefallen. Wäre es nicht moöglich, für die Gräber der zahlreichen deutſchen und fran⸗ zöſiſchen Krieger etwas zu thun, zum Zeichen, daß wir der in blutiger Schlacht Gefallenen noch immer in Liebe gedenken. Die Illkircher haben ſich durch die Pflege der in der Gmemar⸗ kung Illkirch gelegenen Kriegergräber einen ehrenvollen Namen ienaffen, Die Gräber dort ſind mit ſchönen gußeiſernen Kreuzen und Einfaſſungen geziert und ſtets findet man dort Blumen in Menge. Für die Kriegergräber um Straßburg ſollte man doch auch etwas thun. Bis jetzt aber iſt noch nichts geſchehen. Auf einem Spaziergange kam Schreiber dieſer Zeilen heute Morgen auf dem von Schiltigheim nach Kronenburg führenden Feldweg und ſo zu dem Grabe des im Auguſt 1870 gefallenen preußiſchen Artillerieofficiers. Wie dasſelbe am Allerſeelentage des Jahres 1885 dagelegen, öde und leer, ſo zeigte es ſich auch heute. Riedgras und Unkraut überwucherten die dicken Kieſelſteine, welche um die vier tannenen Bretter, die das Grab halten, angeſchüttet ſind und einen Weg darſtellen ſollen, der das Grab einfaßt. Das ſchmuckloſe Kreuz auf dem Grabe neigt ſich nach einer Seite hin, und die alte Inſchrift iſt zum Teil kaum noch leſerlich. Weiter kam ich zu einem andern Grabe, das, verſteckt zwiſchen Häuſern und Gärten liegend, 16 franzöſiſche und deutſche gefallene Krieger friedlich nebeneinander birgt. Unzugänglich war der Weg, breit und ſchmutzig in ſeinem Beginn, eng und von Unkraut bewachſen beim Grabe. Auf dem ungefähr 1¼½ Are großen Maſſengrab zeigte ſich heute ein mit Sand be⸗ worfener ſchmaler Weg, um welchen die Erde aufgelockert und mit einigen Aurikeln bepflanzt worden iſt. In den vier Ecken befanden ſich hohe Sonnenblumenſtauden, deren Blätter Sch und ſaftlos herniederhingen. Neben der Stange mit dem childe ſtanden hochſtengelige abgeblühte Blumenſtauden. Das proviſoriſche weiße Holzſchild vom vorigen Jahre war noch nicht exſetzt. Kein Kranz, kein Baum ſchmückt das Grab. Es müßte daher da irgend etwas geſchehen, und der Zweck dieſer Zeilen iſt es, die Aufmerkſamkeit hierauf zu lenken. Lerr Staatsſecretär von Stephan erläßt im Reichsanzeiger“ folgende Bekanntmachung über die Ver⸗ fendung von Waarenproben mit Flüſſigkeiten durch die Briefpoſt:„Vom 1. November ab werden, zunächſt verſuchsweiſe, Waarenproben mit Flüſſigkeiten im inneren deutſchen Verkehr, ſowie im Verkehr Deutſchlands mit Argentinien, Belgien, Britiſch Indien, Chile, Dänemark, Egypten, Frankreich nebſt Colonien, Griechenland, Japan, Italien, Luxemburg, Niederland, Niederländiſch Indien, Nor⸗ wegen, Oeſterreich⸗Ungarn, Peru, Portugal, Rumänien, Schweden, der Schweiz, Serbien, Spanien und der Türkei zur Beförderung mit der Briefpoſt zugelaſſen. Dieſe Sen⸗ dungen müſſen hinſichtlich der Verpackung den nachſtehenden beſonderen Bedingungen entſprechen. Die Flüſſigkeiten dürfen nur in Fläſchchen von durchſichtigem, aber genügend wieder⸗ ſtandsfähigem„Material(ſtarkem Glaſe) verſandt werden, welche in Käſtchen von Holz oder ſtarker Pappe verpackt ſind. Die Zwiſchenräume zwiſchen Fläſchchen und Käſtchen müſſen in ausreichender Menge mit Sägeſpänen oder anderen Stoffen ausgefüllt ſein, welche geeignet ſind, im Falle des Berbrechens des Fläſchchens die Flüſſigkeit vollſtändig aufzu⸗ ſaugen. Die Käſtchen wiederum ſind in eine Hülſe von Metall, Leder oder ſtarkem Holz einzuſchließen. Der Ver⸗ ſchluß muß im Uebrigen ſo hergeſtellt ſein, daß der Inhalt der Sendung, als in Waarenprohen beſtehend, geprüft werden kann. Hinſichtlich der übrigen Bedingungen und der Taxen finden die allgemeinen Vorſchriften für Waarenproben⸗Sen⸗ dungen gleichmäßig Anwendung.“ — Knabeuhort. Die nützlichen und ſegensreichen Be⸗ ſtrebungen der Knabenhort⸗Vereine ſcheinen immer 85 von Erfolg begleitet zu ſein. In Bremen iſt nunmehr ein drit⸗ tes Knabenheim in einem eigenen Gebäude eröffnet worden, auch in Stettin wurde im September ein Knabenhort mit Kindergarten in's Leben gerufen. Das zu dieſem Zweck neu erbaute Haus enthält ſelbſt eine Badeeinrichtung, in welchem die armen Knaben im Winter ein Bad nehmen können. Hin⸗ ter dem Hauſe wird eine größere Ackerfläche zum Spielplatz und zum Karten eingerichtet. Es iſt hocherfreulich, daß die deutſchen Städte in der Fürſorge für arme und der Verwahr⸗ loſung ausgeſetzte Kinder ihr Möglichſtes aufbieten. Vielleicht iſt die Zeit nicht mehr fern, wo keine Stadt mehr ohne Kna⸗ ben⸗ und Mädchenhort zu finden iſt. — Preisausſchreibung der Stadt Wien für ein Volksſtück. Der oft beklagte Niedergang der Volksdichtung in Wien hat in einem Kreiſe von Gemeinderäthen zu der Anregung geführt, durch eine aus ſtädtiſchen Mitteln zu be⸗ ſtreitende Preisausſchreibung den Autoren und vielleicht noch unbekannten Talenten Gelegenheit zu bieten, ſich bethätigen zu können. Gemeinderath Matzenauer wird, wie man berich⸗ tet, in einer der nächſten Sitzungen den Antrag einbringen: es ſei ein Credit von tauſend Gulden zu dem Zwecke zu wid⸗ men, daß dieſer Betrag als Preis für ein Volksſtück, welches die hiſtoriſchen oder ſozialen Verhältniſſe des modernen Wien zum Gegenſtände hat, ausgeſchrieben werde. Nur öſterrei⸗ chiſche Autoren ſollen berechtigt ſein, an der Concurrenz theil⸗ zunehmen. * Maunheim, 30. Oktober 1886. *Humor im Eiſenbahnbetrieb. Ueber die Anlage der Main⸗ Neckar⸗Bahn wurde ſchon ziemlich viel geſchimpft, ſowohl in der Preſſe als auch auf der Station Friedrichs⸗ feld, die hauptſächlich den Stein des Anſtoßes bildet. Ueber⸗ all wurden die berechtigten Klagen gehört, nur nicht bei der zuſtehenden Behörde, denn ſtatt Abhilfe zu treffen, wurde das Uebel nur noch ärger gemacht Statt daß ſonſt zwei Züge zuſammenzukuppeln, reſp. auseinander zu reißen waren, ſind es, ſeit Inbetriebſetzung der Strecke Friedrichsfeld Schwetz⸗ ingen deren drei. Die Folge davon ſind weitere Berſpätungen, weitere Störungen. Doch auch der Humor fehlt nicht, wenn er ſich auch auf Koſten der Paſſagiere und der Fahrdienſt⸗ beamten geltend macht. Kam da dieſer Tage ein Zug von Frankfurt in Friedrichsfeld an und wurde dortſelbſt in die üb⸗ lichen, meiſt ungleichen Theile zerriſſen. Signale von der Hube, von der Glocke, von der Dampfpfeife ertönten von allen Seiten, von allen Richtungen. Die Reiſenden ſind ja hieran ſchon ge⸗ wöhnt und harren ruhig, bis auch an ſie endlich die Reihe kommt, nach der erſehnten Hauptſtation reſp. Heimath beför dert zu werden. Dies ſollte nun einer, allerdings nur kleinen Anzahl Paſſagiere ziemlich langweilig werden. Ein Zug nach dem andern verließ endlich die Station, nur der nach Schwetzingen beſtimmte harrte immer noch der Weiterbeför⸗ derung, bis dann endlich den Paſſagieren die Zeit allzu lang wurde und einer derſelben den Stationsvorſtand fragte, wann der Zug nach Schwetzingen fahre.„Iſt ſchon längſt fort“ lautete die Antwort und richtig, Maſchine und Pack⸗ wagen waren bereits in Schwetzingen, während der ührige Theil des Zuges noch ruhig in Friedrichsfeld ſtand. Gleich⸗ zeitiges Tableau auf beiden Stationen und Retourfahrt der Maſchine zur endlichen Erlöſung der bereits bange ge⸗ wordenen Paſſagiere. Der Schluß dürften wohl einige Strafverfügungen an das Zugsperſonal ſein, das überſehen hatte, den Zug zu kuppeln und die Leine zu ziehen. * Beſitzwechſel. Die Wittwe des f Cigarrenhändlers Michel verkaufte ihr Haus G 6, 1 an Herrn Metzger Chriſt. Merkle um den Preis von 35,750 M.— Der ſtädtiſche Bauplatz, Eckplatz K 4, 7½ in der Ringſtraße, im Maße von 207,52 qm per qm zu 39 M. mit Vorgartengelände im Maße von 73,50 qm per qm 10 M. wurde von Herrn Buchhalter C. Mayer hier um den Geſammtpreis von 8,828 Mark 28 Pfennig erſteigert. 0 * Pfündung. Einem überrheiner Geflügelhändler wur⸗ den geſtern Vormittag wegen einer Schuld auf hieſigem Wochen⸗ markte durch den Gerichtsvollzieher 3 Gänſe gepfändet. * Ein Taſchendiebſtahl wurde geſtern Vormittag wie⸗ der auf dem Speiſemarkt verübt. * Ein einträgliches Geſchäft iſt immer noch das Betteln. Wurde da geſtern ein polniſcher Schnorrer ver⸗ haftet, in deſſen Beſitz ſich an ruſſiſchem und deutſchem Pa⸗ piergeld, Gold und anderen Münzen die reſpektable Summe von Mk. 1600—1700 vorfand. Dabei iſt der gute Mann noch nicht ſehr lange von Hauſe weg und hätte er ſicher ſein Gut noch vermehrt, wenn ſeinem einträglichen Geſchäft durch die rückſichtsloſe Polizei kein ſo jähes Ende bereitet worden wäre. * Skelettfund. Bei den Ausgrabungsarbeiten an der Commisbäckerei, O 7 Nr. Skelett mit Kopf nebſt einem oberhalb demſelben liegenden zweiten Kopf gefunden. Als man das erſtere an die Ober⸗ fläche förderte, fiel es zuſammen. Es ſoll in früherer Zeit ſich ein Militärbegräbnißplatz an dieſer Stelle befunden haben. In den Kinnladen beider Köpfe waren die Zähne noch vollſtändig erhalten. Die Schneidezähne der oberen Kinnladen waren ſogar noch weiß. * Betrugsverſuch. Ein angeblicher Metzgerburſche Namens Bauſchmitt wurde von einem hieſigen Wirthe be⸗ auftragt, 3 Kiſten Käſe à 25 Mk. an 3 Adreſſaten abzuliefern. Nachdem dies bei dem erſten geſchehen war, machte er dem zweiten den Vorſchlaa, er könne gegen eine an ihn zu zah⸗ —.— 5, ward ein noch gut erhaltenes lende Summe dem Abſender erklären, die Kiſte nicht erhal⸗ ten zu haben. Als der Empfänger dieſen gefährlichen Han⸗ del entrüſtet zurückwies, fuhr er mit der dritten Kiſte gegen den Lindenhof zu Dort begegnete ihm ein auf dem Heim⸗ weg begriffener Bauer mit ſeinem Wagen. Dieſem ſuchte er nun mit Aufbietung ſeiner ganzen Ueberredungskunſt die letzte Kiſte für einige Mark aufzuhalſen. Aber hier wurde ſeinem Treiben ein Ende gemacht. Ein Mann, der bei dem vorletz⸗ ſen Anerbieten Zeuge war, ging ihm nach und theilte das Vorkommniß einem ihm begegnenden Schutzmanne mit. Die⸗ ſer nahm den ſauberen Cumpan in Haft und brachte ihn in das Amtsgefängniß, während die Kiſte Käſe ihren Beſtim⸗ mungsort erreichte. 5 * Falſches Geld findet ſich immer wieder im Verkehr. So wurden der Polizei in letzten Tagen wieder verſchiedene Einmarkſtücke übergeben, denen man übrigens auf den erſten Blick anſieht, daß man es mit Falſificaten zu thun hat; Vorſicht iſt geboten. Anſchließend dürfte nachſtehende Notiz Beachtung finden:„Es tauchen nicht ſelten immer noch Exemplare der älteren Reichskaſſenſcheine zu fünf Mark(blaues Waſſerpapier mit den Figuren zweier Knaben, eine Guirlande haltend) im Verkehr auf. Dieſe Scheine haben nicht mehr die Eigenſchaft als geſetzliches Jahlungsmittel und beſitzen keine Umſaufsfähigkeit, ſondern werden nur noch bei der preußiſchen Controle der Staats⸗ papiere in Berlin eingelöſt. Die genaue Adreſſe dieſer Be⸗ hörde iſt: S. W. Oranienſtraße 92.“ 5 * Uufall. Geſtern Abend 7 Uhr wurde der Tapezierlehr⸗ ling Leopold Mechler bei Tapezier Herrn Thiele, derſelbe, der im vorigen Jahr einen ſo ſchweren Fall in die Theater⸗ verſenkung machte, nach dem allgemeinen Krankenhaus gehracht. Er gerieth mit der linken Hand in die Roßhaarzupfmaſchine, wobei ihm 4 Finger ſtark verletzt wurden, ſo daß der Mittel⸗ finger bereits amputirt werden mußte. 5 —Der Verein für klaſſiſche Kirchenmufik wird mor. gen Sonntag als am Reformationsfeſt, im Hauptgottesdienſt Morgens 10 Uhr in der Trinitatiskirche zum Vortrage bringen:„Herr, gedenke unſer“ von Ed. Rohde und„Feſt ſteht dein Wort“ von Louis Große. * Freireligiöſe Gemeinde. In der am nächſten Sonntag Vormittags 10 Uhr im Caſinoſaal ſtattfindenden Gemeindeverſammlung ſpricht Herr Georg Schneider über „Proteſtantiſche Prinzipien.“ * Verein für Naturkunde. In der letzten Monats⸗ verſammlung dieſes Vereins wurde Herr Stabsarzt Dr. Henkenius in Heidelberg zum Ehrenmitgliede ernannt Derſelbe hat dem Verein eine, aus dem Nachlaß ſeines Schwiegervaters, des Herrn Prof. Rummer in Heidelberg ſtammende koſtbare Schmetterlingsſammlung zum Geſchenke gemacht. * Gartenbauverein Flora. In der geſtrigen Mo⸗ natsverſammlung, die außerordentlich ſtark, ſtärker als je, beſucht war, ſprach Herr Preſtinari jun. üvber Alpenblumen und die Möglichkeit ihrer Verpflanzung und Zucht auch in unſeren Gärten, was nach Anſicht des Vortragenden, eines praktiſchen und theoretiſchen Berufsgärtners, keine allzugroße Schwierigkeit bietet. Hierauf ſprach Herr Stadtgärtner Bodenhöfer über Roſen und ſpeziell über Zucht und Pflege einiger neuen, noch wenig bekannten Arten, die er an der Hand des Katalogs einer größeren Kunſt⸗ und Handels⸗ gärtnerei erläutert. Der Vorſitzende fordert die Anweſenden, beſonders auch die Damen auf, im Laufe des Winters in dieſen Verſammlungen ihre Erfahrungen auf dem Gebiete der Gärtnerei in kleineren Vorträgen mitzutheilen, wofür man jedenfalls ſehr dankbar ſei. In der Verlooſung waren wieder 90 Gewinne, Blumen und Zierpflanzen, eingeſtellt. Neckarau, 27. Okt.„Muſikantenpech“ könnte man nachſtehende wahre Begebenheit tituliren. War da eine Neckarauer Muſikgeſellſchaft von einem Rohrbacher Wirth engagirt, bei der am Sonntag ſtattgehabten Kirchweihe dem tanzluſtigen Volk in ſeinem Lokale aufzuſpielen Zur feſtge⸗ ſetzten Zeit fanden ſich auch die Künſtler am Bahnhof in Mannheim zuſammen und dampften mit der Eiſenbahn bis Heidelberg, um von da den Weg bis Rohrhach zurückzulegen. Das erſte Malheur kam ſchon bald, indem die Baßgeige, von 2 Gliedern der Geſellſchaft getragen, in Folge Unachtſamkeit des einen der Träger zu Boden ſiel und eine leichte Bleſſur erhielt, die man jedoch in Rohrbach mittelſt Leim zu heilen gedachte. Von dem größeren Malheur erhielt man erſt kurz vor Rohrbach Kenntniß, denn als der Meiſter der Kapelle nochmals Umſchau nach ſeinen Leuten und Effekten hielt, fand es ſich, daß die Noten fehlten und ergab es ſich, daß dieſelben in Heidelberg im Eiſenbahnwagen liegen ge⸗ blieben und nun auf dem Weg nach dem Oberland waren. Alle Anſtrengungen, dieſelben bis zum Beginn des Feſtes wieder beizubringen, waren vergeblich und da ächte Künſtler ohne Noten nicht ſpielen können, ſo mußte die Geſellſchaft unverrichteter Sache wieder nach Neckarau zurück. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott bekanntlich nicht zu ſorgen. In dieſem Fall hatte neben den Mufikern auch der Wirth in Rohrbach den Schaden. =Freiburg, 28. Okt. Die diesjähr. Späljahr⸗Meſſe, welche anfangs durch Regen und Sturm ſtark heimgeſucht, in den letzten Tagen jedoch durch gutes Wetter ausgezeichnet war und einen ſtarken Zufluß ſowohl von auswärtigen als auch hieſigen Einwohnern hatte, war von 510 Verkäufern, der Erſchöpfung, z. B. die geringſte Ohnmacht eintritt, das Recht haben ſoll, den Abbruch des Faſtens zu erzwingen. Merlatti iſt nomal gebaut, anſcheinend geſund, aber ziemlich mager, was ſeine Verſicherung, er ſei an Faſten gewöhnt, zu beſtätigen ſcheint. Die analytiſchen Verſuche werden am 4. Tage des Faſtens beginnen. Dr. Marechal glaubt, die Noth⸗ wendigkeit des Eſſens werde ſich am 14. oder 15. Tage ein⸗ ſtellen. Der Ausſchuß iſt aus 8 Aerzten gebildet, worunter Dr. Audhoui, Arzt des Pitie⸗Spitals, Meunier, der wiſſen⸗ ſchaftliche Redakteur des„Rappel“, Dr. Dutrilutz⸗Bey ꝛc. Theater, Aunſt u. Wiſſenſchaft. Jn Leid verſunken. (u dem gleichnamigen Gemälde von J. Dieffenbacher. Ausgeſtellt bei K. F. Heckel. hier). Ringsum herrſcht Freude und Luſt, goldenes Licht fluthet über die Erde, dort hinten ganz ferne glänzt das liebliche, ernſte Blau des Sees herüber; überall lacht uns Frohſinn entgegen, die Natur jubelt es uns in ihrer Pracht und Herr⸗ lichkeit entgegen: der Frühling iſt da! Doppelt ſchön iſt die Welt in ihrer feierlichen Sonntagsruhe; die Menſchen wan⸗ dern hinaus in die umliegenden Orte, von der Ferne tönt der frohe Geſang herüber; ſie ahnen nicht, daß neben ſoviel Luft auch das Leid ſein Theil fordert. Es iſt ein kleiner abgelegener Kirchhof auf dem wir uns befinden; die Gräber mit den alten morſchen, zur Seite geneigten Kreuzen ſind von Unkraut und wilden Blumen überwuchert; eine alte, zerbröckelte Mauer umfxiedet den Ruheplatz ſo vieler Geiſter, das Endziel aller Pläne.— Mitten unter den vom Sonnenlicht überſtrahlten Hügeln tzt ein altes Weib im Sonntagsgewandte; hier zwiſchen en Gräbern ihrer Liebe feiert ſie ihren Ruhetag. Die Augen, Die über ihren Kindern ſo manche Nacht gewacht, haben keine Thränen mehr, ſelbſt dieſe raubte ihr das übergroße Leid. 1115 dumpfem Sinnen ſtarrt ſie vor ſich hin, der eingefallene Musd verräth uns ihr tiefes Weh, aber das herbe Leid ver⸗ mochte den Ausdruck der Herzensgüte auf ihren lieben alten Geſichte nicht zu vermiſſen.— Hier hat man ihre ſchönſten nerungen ihre liebſten Wünſche begraben, den Gatten, —.— 8 die Kinder; hier ſchlummern ſie alle den letzten Schlaf der noch ihr Wunſch.— Die gebräunten, ſtarken Arme Fa von Mühe und Arbeit; dieſe Arme waren einſt ſtark und äftig genug um eine ganze Familie zu ernähren, jetzt wurden ſie ſchwach und müde, und nur ſchwer erringt ſie ſich das bischen Brod für den eigenen Bedarf. Die Zeit hat ihre Kraft gebrochen wie die nahe Kirchhofsmauer. Das Mütterchen ſtarrt mit ſeinen vom Roth der Leiden umrahmten Augen auf die Blumen, die es umgeben; der leiſe Wind bewegt die Blüthen hin und her. Da ſteht ein verblühter Löwenzahn, die aus weißen Fäden gebildete Kugel wiegt ſich noch ſtolz auf dem Stengel; da ſtreicht der Wind ſchärfer darüber— und bläſt die Hälfte der Fäden weg. Aber die alte Frau ſieht das alles nicht, erſt als die nahe Glocke ertönt, wird ſie aus ihrem wachen Traume geriſſen. Mit einem wehmüthigen Blick ſcheidet ſie von den Ihren und geht von dannen; da⸗ heim ſchüttelt ſie den Staub vom Kleide, faltet es ſorgſam zuſammen und legt es in die Truhe bis zum nächſten Sonn⸗ tage; dann holt ſie's wieder hervor zum gewohnten Gange auf den Kirchhof. So geht ſie jeden Sonntag bis die Abend⸗ glocke ruft zu den Ruheſtätten ihrer Todten.— Einmal aber tönt das Glöcklein und ſie kehrt nicht mehr zurück zum ein⸗ ſamen, ärmlichen Kämmerlein, denn ſie haben ſie ſelbſt jetzt eingebettet, haben ſie ſür immer mit den Ihren vereint. Ein einfaches Holzkreuz erhebt ſich auf ihrem Grab; wer wird nun die Abgeſchiedenen beſuchen, wer wird nun an ihrem Grab„in Leid verſunken“ weilen? „Liederabend im Caſinoſaal. Unſere allbeliebte Frau Seubert⸗ Hauſen gab unter Mitwirkung der Frau Paur ihren erſten Liederabend und hatte ſich derſelbe des Beifalls der zahlreich erſchienenen Zu⸗ hörer zu erfreuen. Schon das ſehr finnreich zuſammengeſtellte Programm verrieth die denkende Sängerin, welche nicht nur ſich Beifall erringen ſondern der Kunſt einen wahren Dienſt leiſten wollte. In folgerichtiger Aneinanderkettung reihte ſich Lied an Lied, die eingeſchobenen Klavierſtücke bildeten dann den paſſenden Uebergang. Als weihevolle Einleitung eröff⸗ nete Beethoven's As-dur Songte mit dem erhabenen Trauer⸗ marſch das Concert, woran ſich das meiſterhaft religibs angehauchte Lied„der Wachtelſchlag“ desſelben Com⸗ poniſten ſchloß. 5 8 Der zweite Dioskure Mozart war mit zwei Liedern vertreten, von denen„die Alte“ mit den einfachſten Mitteln eine prächtige Wirkung erzielte. Die humorvogen Töne führten uns direkt auf Weber's lebenswarme, kecke Lieder, die beide den richtigen Naturton anſchlagen. Händels„Air“ er⸗ innerte wieder an die ernſte claſſiſche Muſik, während die verſchiedenartige Beanlagung Schuberts in 2 Klavier⸗ und 5 Geſangsnummern hervortrat Mendelsſohn öffnete uns dann die letzte Pforte zu Wagners eigenartigen Liederwerken. Ueber den Vortrag der Lieder durch Frau Seubert⸗ Hauſen etwas zu ſchreiben, iſt überflüſſig; wenn die hochge⸗ ehrte Künſtlerin in der Gunſt des hieſigen Publikums noch ſteigen könnte, ſo wäre das nach dem geſtrigen Concerte begreif⸗ lich. Aber es iſt einfach unmöglich. Frau Seubert gils als das Ideal einer Sängerin und ihr gebührt dieſes Lob mit Recht. Frau Seubert ſingt correkt, denkt, fühlt, kurz, thut alles das, was einer richtigen Sängerin zu eigen ſein ſoll, und was ihren meiſten Colleginnen von heute fehlt. Wir freuen uns heute ſchon auf den zweiten Liederabend. Frau Paur, die wir ſchon bewunderten als ſie noch Fräul. Burger hieß, zeigte ſich in den gänzlich verſchiedenen Clavierwerken als die hervorragende Künſtlerin, als welche man ſie überall anerkennt und achtet. Ihrer Technik und Fingerfertigkeit ſteht ihre gefühlvolle, entſprechende Wiedergabe der ernſteren Compoſitionen würdig zur Seite. Faſſen wir den Genuß dieſes Abends nochmals kurz zuſammen, ſo kommen wir zu dem Schluſſe: wir haben hier zwei ebenbürtige Hoheprie⸗ ſterinnen der Kunſt, wie man ſte ſelten finden wird, in tadel⸗ loſem Vereine zuſammenwirken gehört. So lange ſolche gottbegnadete Talente leben, hat's noch gute Weile mit dem Verfall der deutſchen Muſik. Rundſchau über Theater, Muſik und Kunſt. Wie man uns mittheilt, iſt man Se in unſerem Theater eifrig an den Proben zu Tilli, Neue Gebot, Götz von Brelichingen; die Wiederaufnahme des letz⸗ teren Dramas kann nur gebilligt werden, zudem wir in Herrn Neumonn einen vorzüglichen Götz“ beſitzen. 30. Oktober. General⸗Anzeiger. 8. Selle⸗ 89 diverſen Schaugeſchäften, 4 Waffel⸗ und Zuckerbuden be⸗ ſucht und trug der Stadt die hübſche Summe von Mark 6131.— ein. * Aus Baden, 29 Okt. In Durlach tritt der Ty⸗ hus ſo ſtark auf, daß ſich der Großh. Bezirksarzt veranlaßt ſah, Maßregeln gegen denſelben zu treffen und beſonders der Einwohnerſchaft Verhaltungsmaßregeln gegen Anſteckung in Erinnerung zu bringen.— Die Waſſerleitung in Wertheim naht ihrer Vollendung. Das Hauptbaſſin iſt aus der zwei Stunden entfernten Quelle gefüllt. Die Hausanſchlüſſe ſind gahezu alle fertig und erübrigt nur noch die Aufſtellung der öffentlichen Brunnen, um das ganze Werk dem Gebrauch ühergeben zu können.— Der auf dem Exer⸗ ierplatz bei Freiburg ſtehende Schafſtall nebſt Heu⸗ Aeer des Meßgermeiſters Jung wurde von ruchloſer Hand in Brand geſteckt und wurde total zerſtört. Der Schaden eläuft ſich auf 3200 Mk. Noch am gleichen Tage wurde der Brandſtifter, ein oft beſtrafter Stromer, Heß von Unter⸗ eggenen verhaftet.— In Heidelberg richtete ein Sturm nächtlicherweile ſtarke Verheerungen an, beſonders an den Meßſtänden trieb er ſein zerſtbrendes Weſen. Im Nekar ſank ein Steinſchiff und konnte ſich die Mannſchaft desſelben nur mit Noth retten. Frieſenheim, 28. Okt. Heute Vormittag fanden 11 5 Hausſuchungen im großartigſten Maßſtabe ſtatt. orgenommen wurden dieſelben durch den hieſigen Amtsrich⸗ ter, Amtsanwalt⸗Gerichtsſchreiber von Ludwigshafen in Be⸗ gleitung von ungefähr einem Dutzend Gensdarmen, Polizei⸗ diener, Gemeindebeamten ꝛc. Sämmtliche Häuſer der be⸗ kannteren Socialdemokraten waren im Nu beſetzt und wurden dann einer gründlichen Durchſuchung unterworfen. Man nahm an, daß dieſe Razzia irgend einem geheimen Coup oder gar einem anarchiſtiſchen Dynamit⸗ oder Bombenlager gelte; je⸗ Loch war nichts von alledem der Fall, denn nachträglich er⸗ fahre ich, daß man die— neueſte Nummer des Züricher Sozialdemokrat ſuchte; ob dieſelbe gefunden wurde, iſt bis jetzt nicht bekannt. Aus der Pfalz, 29. Okt. In Marienthal wurden die Standesamtsakten von dem kgl. Unterſuchungsrichter von Kaiſerslautern einer genauen Beſichtigung unterzogen und hierbei die Entdeckung gemacht, daß drei Verſtöße gegen das Civilſtandsgeſetz vorliegen, weßhalh gegen den Standesbeamten Unterſuchung und Strafverfahren eingeleitet wurde.— Im Hauſe des Kaufmanns Ernſt Huber in Kaiſerslautern entſtand Feuer, das den Dachſtuhl des Hauſes einäſcherte. Die raſche Hilfe der Feuerwehr bot einem größeren Umfang des Feuers Einhalt.— Das Bezirksamt Kaiſerslautern verbot eine in Ausſicht genommene Bauhandwerkerverſamm⸗ lung, in welcher Herr Bub aus Mannheim über den Nutzen der Fachvereinigung i ſprechen gedachte und, damit die Wirkung um ſo draſtiſcher iſt, dehnte es das Verbot auch auf die nächſten 4 Wochen aus. —— Gerichtszeitung. Mannbeim, 26. Okt. Strafkammer. Prozeß Willig und Genoſſen.(Schluß.) Der Vertheidiger der beiden Angeklagten Hänsler und Müller, Herr Rechtsanwalt Dr. Roſenfeld gibt zunächſt zu, daß die Angeklagten daran Unrecht gethan 1 18 daß ſie nicht gleich bei der erſten Verhandlung mit der Wahrheit herausgerückt ſeien. Wenn der Herr Stagtsanwalt aber be⸗ haupte, die Frage, ob die Angeklagten objektiv rechtswidrig gehandelt haben, indem ſie ihre Auftraggeberin benachtheilig⸗ ten, ſei bereits durch das Gr. Bezirksamt rechtskräftig ent⸗ ſchieden, ſo müſſe er dieſer Behauptung entſchieden entgegen⸗ treten. Er müſſe einer Adminiſtrativbehörde das Recht, über eine ſolche Frage zu entſcheiden, entſchieden beſtreiten. Die ganze Beweisführung der Großh. Staatsanwaltſchaft ſei aber auch eine ſo offenſichtig unrichtige, daß es ſich kaum der Mühe lohne, dieſelbe einigermaßen 5 5 unterſuchen. Häusler ſei in erſter Reihe beſchuldigt, 33 Mk. 15 ſich verwendet zu haben; es ſei aber feſtgeſtellt, daß derſelbe dieſe 33 Mk. zu einer Agitationsreiſe, alſo zu Zwecken des Vereins erhalten habe. Weiter ſei der Angeklagte beſchuldigt, daß er pro Juli und Auguſt widerrechtlich ſich den Gehalt mit je 120 Mark habe auszahlen laſſen; wenn man nun die Verhältniſſe klar in's Auge faee lägen dieſelben ganz anders, als der Herr Stagtsanwalt ſie geſchildert habe. Der Angeklagte ſei, weil er einen Aufruf ungeſchickt verfaßt habe, als erſter Vorſitzen⸗ der abgeſetzt worden und an ſeine Stelle Willig getreten. Hänsler habe aber für Letzteren alle Arbeiten mit großem Fleiße beſorgt und ſei demnach auch zum Bezug des Gehalts herechtigt geweſen. Das Verhältniß ſei einfach ſo, daß Wil⸗ lig formell an Stelle des Hänsler getreten ſei, während Letz⸗ terer in der That die Geſchäfte weiter führte. Darüber, daß dem Ausſchuß das Recht zugeſtanden habe, den Gehalt der Vorſitzenden zu fixiren, beſtehe kein Zweifel. Was den drit⸗ ten Poſten mit 70 Mk. betreffe, ſo habe Hänsler ja zugegeben, daß er den Betrag von 60, nicht 70 Mk.,, erhalten habe; es ei ferner durch Quittung dargethan, daß Hänsler davon 30 kark nach Zeitz abgeſchickt, die anderen 30 Mark aber frei⸗ willig dem Liquidator eingehändigt habe Er komme demnach i0 dem Reſultat, daß objektiv nicht erwieſen ſei, daß Häns⸗ er eine Untreue begangen habe. Was übrigens die Beſei⸗ tigung der Gelder betreffe, ſo hätten hier die Angeklagten den Verein nicht benachtheiligt, vielmehr in deſſen Intereſſe ge⸗ handelt, indem ſie verhüten wollten, daß das Geld der Poli⸗ zei in die Hände falle, woraus die Angeklagten ja kein Hehl gemacht hätten. enn Hänsler die Gelder der Polizei habe entziehen wollen, ſo ſei dies höchſtens unmoraliſch, aber keineswegs eine ſtrafbare Handlung. So wenig aber der Thatbeſtand der Untreue vorliege, ebenſowenig könne von einer Unterſchlagung die Rede ſein; denn es fehle hier das erforderliche Moment, daß die Angeklagten die Gelder für ſich verwendeten; vielmehr hätten ſie dieſelben zu dem Zwecke verwendet oder verwenden wollen, zu welchem ſie beſtimmt waren, zu Zwecken des Vereins. Er bitte daher um Frei⸗ ſprechung ſeiner beiden Mandanten. 1285 Der Vertheidiger des 3. Angeklagten Willig, Herr Rechts⸗ anwalt Dr. Herz führt aus, ſein Klient ſei urſprünglich nicht blos der Veruntreuung von 120 Mk., ſondern auch von 70 Mk. und 10 Mk. beſchuldigt geweſen; das Gr. Oberlandesgericht habe jedoch die Einſtellung der Unterſuchung hinſichtlich der beiden letzten Beträge verfügt, weil nachgewieſen ſei, daß Welia dieſe Gelder zu Agikationsreiſen nach Speyer und ————ů— e ee Jraulein Sommer, unſere beliebte Soubrette, ſingt demnächſt in Heidelberg in einem Concerte im Muſeum, in demſelben wirkt auch Herr Mödlinger mit. Das neueſte Drama, Wildenbruchs„Der Fürſt von Verona“, ging geſtern zum erſten Male in Hannover in 1 8 in Seene, über den Erfolg werden wir noch näher ichten. gichard Voß arbeitet eben an einem neuen ſozialen Drama; ſein Drama„Brigitte“ wird morgen(Samſtag) in Frankfurt die Feuertaufe erhalten. äthſelecke. 514 Nachdruck verboten. Es iſt ein zweiſilbiges Wort: Wer's mit„J“ hat, hat's mit„T“ nicht; wer's mit ewig! hat, hat's mit„J“ Auflöſung Nr. 833 1. Inſel, 2. Odeon, 3. Serie, 4. Weide, 5. Löwe. Auflöſung Nr. 82: Der brave Mann denkt an ſich ſelbſt zuletzt. Mächtia ⸗elöſt von; W. Kalper. Maldbof, Karl Hofmann en und verwendet hahe. Von den übrigen 120 Mk. habe ſein Mandant ſofort 70 Mk. als Erſatz angeboten; es blieben demnach nur noch 50., welche aber dem Beſchluſſe des Ausſchuſſes gemäß zur Beſchaffung ſtatiſtiſchen Materials verwendet wurden. Er glaube nun, daß man dem Augeklag⸗ ten Willig nach ſeinem Verhalten nicht zutrauen dürfe, daß er die 50 Mk. zu ſeinem eigenen Nutzen verwendet habe, daß man ihm vielmehr vollſtändig Glauben ſchenken könne, wenn er behaupte, er habe die 50 Mk. zur Beſchaffung ſta⸗ tiſtiſchen i verwendet. Es ſei ferner feſtgeſtellt, Kalk erhalt erials daß Willig für alle ſeine Bemühungen keinen Pfennig er⸗ halten, daß er ferner auf dem Congreß in Gera die Wahl zum erſten Vorſitzenden abgelehnt habe, weil er grundſätzlich Amt übernehme. Was nun die Beſchaffung 8 kein beſoldet von ſtati katerial betreffe, ſo habe Willig nach mehre⸗ ren Zeugena en darüber im„grünen Löwen“ einen Vor⸗ trag gehalten. eiter ſage der Zeuge Karcher aus, es ſeien ihm im Monat April oder Mai von Willig Cireulare und Fragebogen über ſtatiſtiſche Erhebungen zum Ausfüllen nach Bielefeld zugeſandt worden. Was die gemachten Ermittlungen hetrifft, ſo befinde ſich Willig hier in einer etwas eigenthüm⸗ lichen Lage, indem er denjenigen Perſonen, an die er ſich wegen des ſtatiſtiſchen Materials gewendet habe, auf Ehren⸗ wort Stillſchweigen gelobt habe; es ſei aber auch in der That dem Gerichtshofe von Willig geſammeltes ſtatiſtiſches Material vorgelegt worden. Wenn dann der Herr Sachver⸗ ige darauf Gewicht lege, daß über den Beſchluß wornach Willig 120 Mk Mk. zur Beſchaffung ſtatiſtiſchen Materials „wurden, ein Protokoll nicht rechtzeitig aufgenommen n ſei, ſo finde er ſelbſt dies bei Leuten von der Bildung, e die der Angeklagten, welche ſolche Protokolle nicht mit 5 eit und Gewandtheit zu führen pflegten, nicht ) die Reiſe nach Speyer und Kalk ſei ja u und doch ſei ſie auf Beſchluß erfolgt. Was Annahme des Herrn Staatsanwalts betreffe, daß die Frage, ob die Angeklagten obfectiv rechtswidrig ge⸗ handelt haben, ſchon durch das Gr. Bezirksamt entſchieden ſei, ſo müſſe er ſich den Ausführungen des Herrn Dr. Roſenfeld anſchließen, da ja das Gr. Bezirksamt mit der Feſtſtellung des Thatbeſtandes gar nichts zu thun habe. Von einer Un⸗ treue könne keine Rede ſein, denn dieſelbe ſetze nicht allein voraus, daß der Auftrager geſchädigt wird, ſondern auch das Bewußtſein des Angeklagten, daß er durch ſeine Handlung den Auftraggeber ſchädige. Dieſes Bewußtſein habe aber Willig in keiner Weiſe gehabt. Ebenſo wenig liege eine Un⸗ terſchlagung reſp. Beihilfe auf Seite des Willig vor, denn Letzterer habe mit der Ausfolgung der Gelder gar nichts zu thun gehabt; er bitte daher um Freiſprechung ſeines Angeklagten. Nachdem die Angeklagten Hänsler und Müller zu ihrer Ver⸗ theidigung im Weſentlichen ihre früheren Angaben wiederholt und entſchieden in Abrede geſtellt hatten, daß es in ihrer Ab⸗ ſicht gelegen habe, eine ſtrafbare Handlung zu begehen, führt der Angeklagte Willig zu ſeiner Vertheidigung unter Anderem Folgendes an: Der ganze Prozeß ſcheine ihm zu den Fenſtern hinausgeführt.(Der Herr Vorſitzende unterbricht Willig, ver⸗ weiſt ihn, indem er bemerkt, hier würden keine Prozeſſe zum Fenſter hinausgeführt.) Er habe ſchon 2 Jahre vor der Ge⸗ neralverſammlung ſich mit Beiſchaffung ſtatiſtiſchen Materials beſchafft und hierbei Baarauslagen gehabt, die er aus ſeiner eignen Taſche bezahlt habe, ohne einen Erſatz dafür zu bean⸗ ſpruchen; er habe demnach nicht des Verdienſtes, ſondern der Sache halber gearbeitet. Daß er in der That ſtatiſtiſche Erhebungen gemacht habe, gehe klar aus dem vorgelegten Material hervor, das übrigens beweiſe, daß er nicht nur den vom erhaltenen Ausſchuß erhaltenen Auftrag erfüllt, ſondern ſogar noch über denſelben hinausgegangen ſei. Zum erſten Male in ſeiner Thätigkeit als Arbeiter wie als Parteimann ſei er eines derartigen Vergehens angeſchuldigt; Jedermann müſſe ihm das Zeugniß geben, daß er ſtets uneigennützig für die Sache der Arbeiter gewirkt habe. Die von ihm aufge⸗ brauchten 50 Mk. habe er rechtsgiltig verwendet im Auftrage des Ausſchuſſes, daher könne von einer Unterſchlagung reſp. Untreue keine Rede ſein. Wenn der Herr Sachverſtändige, der ſich alle Mühe gegeben habe, die Stelle des Staatsan⸗ walts einzunehmen—(der Herr Vorſitzende fällt Willig wieder in's Wort, verweiſt ihm ſeine letzte Bemerkung und droht ihm das Wort zu entziehen, wenn er ſich nochmals derartige beleidigende Ausfälle erlaube). Willig fährt fort: Der Herr Sachverſtändige habe das ſtatiſtiſche Material bekri⸗ telt; nun ſei aber doch nachgewieſen, daß er Circuläre und Fragehogen an die auswärtigen Vereine geſandt habe. Er habe ſich ferner an die Vorſtände von ſtatiſtiſchen Bureaus mit der Bitte um Ueberſendung von Material gewandt; er habe aber den betreffenden Perſonen ſein Ehrenwort gegeben, daß er ihre Namen nicht preisgeben werde und dieſes Ehren⸗ wort werde er ſelbſt auf die Gefahr einer Verurtheilung hin nicht brechen; wenn er übrigens hätte ahnen können, daß der Verein auf ſolche Weiſe zu Grunde gehen werde, ſo wäre er mit ſeinem Ehrenworte jedenfalls vorſichtiger zu Werke ge⸗ gangen. Er habe ferner, um jeden Schein zu vermeiden, nicht blos die 70 Mk., ſondern auch die 50 Mk. erſetzt und auch gleich nach Auflöſung des Vereins dem Herrn Stadtdi⸗ rektor gegenüber ſich zum Erſatze der Gelder bereit erklärt; er müſſe ſich daher wundern, daß bei einer derartigen Sachlage eine Anklage gegen ihn erhoben worden ſei. Nachdem der Herr Staatsanwalt auf dieſe Ausführungen des Willig replizirt und unter Anderem betont hatte, daß, wenn noch einmal eine Generalverſammlung der Metallar⸗ beiter zuſammentreten könnte, dieſe ganz gewiß das Verfah⸗ ren der 3 Angeklagten brandmarken würde, nimmt Herr Dr. Herz nochmals das Wort, um hauptſächlich darzuthun, daß bei ſeinem Mandanten weder die Abſicht, noch auch das Be⸗ wußtſein, den Auftraggeber zu ſchädigen, beſtanden habe. Schließlich bringt der Angeklagte Willig eine Abſchrift eines ihm von dem Vorſtand eines auswärtigen ſtatiſtiſchen Bu⸗ reaus zugekommenen Schreibens zur Verleſung, um damit den Beweis zu liefern, daß er in der That ſtatiſtiſches Ma⸗ terial geliefert habe. Leider geſtattet uns der Raum nicht, auf die Replik des Herrn Staatsanwalts und des Herrn Dr. Herz, ſowie auf die letzten Ausführungen des Angeklagten Willig näher ein⸗ zugehen. Wir glauben jedoch, unſeren geehrten Leſern ein klares Bild dieſes intereſſanten Prozeſſes vorgeführt zu haben. *Mannheim, 28. Oktober.(Strafkammer.) Es kamen folgende Fälle zur Verhandlung: 1) Der vierzigjährige Reiſende Gabriel Engel von hier erhält wegen Veruntreuung von 535 M. 53 Pfg. vier Monate Gefängniß. 2) Der 41 Jahre alte Kaufmann Ferdinand Autin machte ſich der Veruntreuung von 492 M. 30 Pfg. ſchuldig; er iſt ſeiner That geſtändig und gibt an, er ſei in Folge ſeiner ſchlechten Vermögensverhältniſſe zu dem Schritt ge⸗ kommen. Er erhält 4 Monate Gefängniß. 3) Die Berufung der Margarethe Kadel von Wald⸗ michelbach wird als unbegründet verworfen, 4) Der 55jährige Bierbrauer Joh. Gottfried Schönau von hier wird wegen Vergehens gegen 8 176 Ziff. 3 des R Str..B. zu einer Zuchthausſtrafe von 1 Jahr J Monaten und Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte auf 3 Jahre ver⸗ urtheilt. 5) Jakob Schuhmacher IV. von Plankſtadt, vom Schwetzinger Schöffengericht wegen Körperverletzung mit 3 Wochen Gefängniß beſtraft, wird mit der hiegegen einge⸗ legten Berufung abgewieſen. 6) Der 35 Jahre alte Maurer Philipp Schäfer hier wegen falſcher Auſchuldigung. Der Angeklagte machte am 23. September n Schutzmaun die Anzeige, er ſei Abends 1 zuvor auf der Ringſtraße von Maurer Peier Eppe ange⸗ fallen und durch einen Meſſerſtich perletzt worden; es wurde jedoch feſtgeſtellt, daß Schäfer ſich dieſe Verletzungen ſelbſt zugezogen hat. Er erhält 2 Monate Gefängniß; außerdem wird dem fälſchlich angeſchuldigten P. Eppe das Recht auf einmalige Publikation des Urtheils im„Mannheimer Journal“ zuerkannt. 5 7) Der ſchon vielfach beſtrafte 24 Jahre alte Gärtner Adam Stenger von Bindlach verübte mehrere Diebſtähle. wofür ihm 1 Jahr 9 Monate Zuchthaus zuerkannt werden; außerdem wird gegen ihn auf Verluſt der bürgerlichen Ehren⸗ rechte auf 5 Jahre und Stellung unter Polizeiaufſicht er⸗ kannt. 8) Der 63 Jahre alte Schreiner Friedrich Gaber von Heddesheim erhielt vom Weinheimer Schöffengericht wegen Bedrohung 10 M. Geldſtrafe, event. 2 Tage Gefängniß; gegen dieſes Urtheil legte derſelbe Berufung ein, welche jedoch als unbegründet verworfen wird. Neueſte Nachrichten. * Unſer Originaltelegramm von geſtern ergänzend erläßk das Großh. Kreisamt Mainz folgende Bekanntmachung: Wir bringen hierdurch zur allgemeinen Keunt⸗ niß, daß Fälle von cholera asiatica im Kreis Mainz nicht vorgekommen und namentlich in Finthen und Gonſenheim nicht conſtatirt worden ſind. Jusbe⸗ ſondere hat bei einem der auf cholera asiatiea verdüchti⸗ gen Sterbfälle in Finthen der Leichenbefund nach dem Reſultate der von der Medieinalbehörde vor⸗ genommenen Section keinerlei Anhalt für die Krankheit ergeben. Mainz, 27. Oktober 1886. Großherzogliches Kreigamt Mainz. Küchler. Darmſtadt, 28. Oktober. Oberbürgermeiſter Ohly wurde als Bürgermeiſter auf Lebenszeit wiedergewählt. Füſſen, 27. Oktober. J. M. die Königin Mutter iſt geſtern früh 9 Uhr mit der Oberſthofmeiſterin Gräfin v. d. Mühle von Hohenſchwangau nach Elbigenalp ab⸗ gereiſt und hat dorthin auch ihr Hoflager verlegt. Nürnberg, 28. Oktober. Der Altonaer Staatsan walt veranlaßte eine Hausſuchung bei der ſozialdemo⸗ kratiſchen„Fränk. Tagespoſt“ und in der Wohnung Grillenberger's, weil bei Altonaer Verhaftungen hierher⸗ weiſende Rechnungen und Geſchäftsbriefe vorgefunden wurden. Wie verlautet, verlief die Maßregel reſultatlos, nur einige Frohme'ſche Broſchüren wurden beſchlag⸗ nahmt. Berlin, 28. Oktober. Der Kaiſer empfing Nach⸗ mittags 1½ Uhr den Vorſtand der internationalen Erd⸗ meſſungskonferenz, welchen der Kultusminiſter vorſtellte und machte ſpäter eine Spazierfahrt. Morgen beab⸗ ſichtigt der Kaiſer nach Hubertusſtock zur Jagd zu reiſen. Braunſchweig, 28. Oktober. Rechtsanwalt Dede⸗ kind iſt auf Beſchluß des Oberlandesgerichts aus der Haft entlaſſen worden. Bern, 28. Okt. Geſtern um 5 Uhr iſt in der landwirthſchaftlichen Schule zu Rütti Feuer ausgebrochen, wahrſcheinlich durch Selbſtentzündung im Oehmdſtock. Die Hauptſcheune mit 20,000 Garben und 200 Centner Heu, ſowie ſämmtliche Stallungen ſind niedergebrannt. Das Vieh(70 Rinder, 10 Pferde u. ſ..) iſt jedoch gerettet. Das Wohnhaus und die übrigen Gebäude ſtanden in Gefahr. Erſteres war bereits für verloren erachtet, als der Wind umſchlug und die Rettung mög⸗ lich machte. Wien, 28. Okt. Im Abgeordnelenhauſe beſprach Süß bei der Verhandlung über das Zollbündniß die äußere Politik. Wir wünſchen alle Frieden, ſagte er, auf politiſchem und wirthſchaftlichem Gebiete. Wenn uns trotz der Vorkommniſſe der allerletzten Tage der Frieden erhalten bleibt, ſo werden ſpätere Hiſtoriker feſtzuſtellen haben, ob dies ein Verdienſt unſerer Staats⸗ männer oder vielmehr eines neuerwachten Volksſtammes geweſen, welcher ſowohl durch Muth auf dem Schlacht⸗ felde, als durch Feſtigkeit im Frieden, die uneinge⸗ ſchränkte Bewunderung Europas hervorruft.(Lebhafter Beifall.) Wien, 28. Okt. Ein von Schmerling im Herren⸗ hauſe eingebrachter Antrag gegen den Prazak'ſchen Sprachenerlaß macht großen Eindruck, da ein ſolcher Antrag bisher im Herrenhauſe nicht dageweſen und vom Präſidenten des oberſten Gerichtshofes gegen den Juſtiz⸗ miniſter gerichtet iſt. Steyr, 28. Oktober. Hier weilt gegenwärtig Vi⸗ comte Tami Torio von der japaneſiſchen Geſandtſchaft in Wien zum Beſuche der Waffenfabrik, wo ſeit Kurzem mit ſtark vermehrtem Arbeitsperſonal und mit Nachthilfe gearbeitet wird. Paris, 28. Oktober. Der Miniſterrath billigte die Ernennung Laboulaye's zum Botſchafter in Petersburg und deſſen Erſetzung in Madrid durch Cambon. Man glaubt, Cambon werde in Tunis durch Patenotre erſetzt werden.— Die Zollkommiſſion beſchloß den Getreide⸗ zoll von 3 auf 5 Fr. zu erhöhen. Paris, 28. Okt. In der Ausſtellungskommiſſion erklärte Direktor Alphand, daß Alles zum Beginn der Arbeiten bereit ſei, die in kleinen Looſen verſteigert wür⸗ den, um Kooperativ⸗Genoſſenſchaften aus Arbeiterkreiſen die Betheiligung an den Arbeiten zu ermöglichen. Paris, 28. Okt. Nach weiteren Nachrichten iſt das ganze Gebiet der Durance überſchwemmt. Das Regen⸗ wetter dauert fort. Die Umgegend von Tarascon und Arles iſt ebenfalls überſchwemmt. Die Lage in Avig⸗ non iſt eine bedrohliche. Die Truppen unterſtützen die Einwohner beim Schutze der Dämme. Rom, 28. Okt. Dem bevorſtehenden Beſuche des deutſchen Kronprinzenpaares bei dem italieniſchen Königs⸗ paare wird von der offiziöſen„Liberta“ eine politiſche Bedeutung zugeſchrieben. Die Anweſenheit des Kron⸗ prinzenpaares in Monza ſoll mehrere Tage wäh — Das württembergiſche Königspaar ſoll gegen den 10. No klerikaler Kongreß zuſammen. Tirnowa, 27. Okt. Der Sekretär des Fürſten Alexander, Hofrath Menges, iſt mit dem bulgariſchen Miniſter des Auswärtigen, Natſchewitſch, geſtern Ab end von Soſia nach Tirnowa abgereiſt. Der frühere Adju⸗ tant Fürſt Alexanders, Uvaljeff, iſt aus Darmſtadt in Softa eingetroffen. In Amſterdam: Täglich via Schlepplahn e 5 Schlep AIn Fadung direkt nach Düſſeldorf und Rotterdam, und mit Umladun g Schlep in Maunheim:: Schiffer „Maria Eliſabeth“ 7 12„Moſella“ pkahn„Gott mit uns“ Schiffer 75 A. Rotterdam vermittelſt S chraubendampfer J. Bähner. bgefahren am 28. Oktober von Notterdam: A. J. Brilmayer. F. Nalbach. Abgefahren am 28. Oktober von Wia Rheim: A. Brück. in Rotterdam nach Amſterdam und Antwerpen pkahn„Mannheim 1“ Schiffer J. Bähner. GChem ſſche den Banken, f 4. Seite. Geueral⸗Anzeiger. 30. Oktover. eichsbank 3/½% 122 3 7 5 Präm Erklärung 27. Cot. Frankturter Banl 37½i/ Coursblatt der Frankfurter Börse vom 28. Okteber 1886. Ultimo 28. bor. Naatspöpſgre Eſgonbann- Atten. Bantb-Aktkſen Best. Saats Iſ b Anſohens-TLodss. Tudustrie-Aktien, Ptsch. Reichs-Anl. 105.80 ba. ſ4 Hess. udwigsbahn 95.50 G. 4½ Disch. Reichst„.VIII. E. Fr. 61.60 bz. 3½ Oöln-Hindener 181.70 bE ſ5 Zuckerf. Waghäusel79.80 G. Elreuss. Consols, 105.60 bz. 4 Berbacher 70 G. 3 K 5 4 Bayer. Prämien. 167.20 bz. Ptsch. Edison-des. 103.80 bs. 3½) Frankf. Stadt-Anl. 100.— G. 4 Lübek-Büchener 8-Oedenburg M. 4 Bad. Prümien 5 Scheide-Anstalt 212.80 5 2 Obus. 1040 52. ſ Airöid- Eium 4 Rudoif Silb. ö. W. f. 3 Oldenb. 40 FThlr. 5 Perch. Ferie an, 13570 be 0 4 Fürtth. Oei:. 104.40 b. ſö Böhm. Nordb. 47.½ bz.G 4 Gotthardl Fr. 4 St. Raab-Grazer..30 bs. ſ4 Frkt Branesei ces. 1050 b. Baclische Obl. M. 104.40 G. 5 Böhm. West.. 219%8 bz. Dk. 5 Toscan. Cent. Lir Badische f. 35 5 Brauerei Storchen 149.50 P. 4 Gr. Hess. Obl. M. 105.50 b3 5 1 4. Lt. B. 178.½ ba. 44 Pise.Com. p. ult. 211 60 be. Atlantic und Pacin Braunschw. 20 Thlr. 96.20 G. 4 Lothr. Eisen-Werke 10790 G. .Oest, Gold-Rente, 33.20 G. 5 Ponau-Draun 4 Dresdener Bank..135.90 G. Butfalio pb Kurh. 40 Thlr.-Loose 297. 70 bz 5 Westereg. eons. Alk. 160.90 b. 5 68t. Silb.-R. 5..68.80 bz. 4 Dux-Bodenb. 274¾ bz G. 4 Frankf. Bankverein 5 Ohie. Miiw. u. St. P. 105. 5 OGester. v. 1860 5. W. 116.— G. 4 Türk. Tab.-Reg. ult. 74. 20 G. 4 ½% öst. Pap.[Maijö. WIE7.50 bz. 5 Elisabetn.. 197/ bzä, ſ4 Meininger Bank 95.60 G. Oesterreich, v. 1864 285.40 bz Versloh.-Aktien, 6 5 öst. Fap, von 1881 5 Franz-Josef. 1801 bz..5 Oest.-Ung, Bank 704.G. Mionr eon Hest. Credit Y. 1888 ſe B TBöni 20 ½„ 188.— 6. Ung..-R. p. opt. 84.40 bz. 5 Gallz. Carl-L. p. ult. 157— hz. 5 Oest. Oredlitakt. p..2 b·. Denver U. Rio Gr. 17.50 bz Ung. Staats fl. 100 ſeless ba. mut, Ren ers. 59 5 Ung. Fap.-Rente. 75.80 G. 5 Grag- Köflacher„ 177.— G. 5 Ung. Greditb. p. ult G. G80 0 48.90. 5 Don. Reg. ö. W. fl. 100 108.30 bz. FErkf. Rückv. 10% E. 118— bzg. 5 Italienische Rente 100.— bz 5 Oest. Fr.-Stb.„ 1978% bg. 5 Wiener Bankverein 82% G. 3 Holl. Comm. fl. 100 4 Providentia 10% E. 131.69 bs. KRumän Rente. 655.90 G. 5 Oest. Lokalp. 1191 G. 4 Württb. Vereinsbk. 118.90 G. Pfandbriefe. 3. Madrider. Fx. 100 altto Ritekv. 280 k. 15 F. 6 Russ. Gold Rente. 111.90 bz 5 Oest, Südbahn„ 685% bz. 4 D. Effektenbank 121 80 bz. 4 Erkft. Hyp.-B. M. 100.40 bz. Türk. F. 400 inel. Coup..40 bz. Weohsel. Kurze Sicht. Obl. 1877 Rente. 97.40 bz. 5 Oest. Nordwest 138 bg. G. 44 Fr. Hypothekenbk. 110.60 G. 4 Erkf. Hyp.-Cr.-V. M. 101.— bz. Freiburger.. Fr. 1528.50 bz. 3½ London L. 120.88 ps. 4 Obl. II. Orient. p. ult. 59.10 bz. ſ Ebtha 142½ bz. G. Prloritäten. 4 Nass. Lds-BR. M. 104.5% b2[Genna. e. 150122 90 bz. ſ Paris Fr. 100 80.50 b. 4½ Russ. 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IDollars in G01d—— ——ͤ——— eeeeeeeee xx„Okt. f— e Nef Schiff„Joſephine“, Se von N 1 Köln, 27. Okt. 28. Okt.(Produttenmarkt) 27. Okt. 28, De in Nizza ankommen. Die Verhaftung des Marine⸗ 5„Rynbeurtvnurt 65 hiff önau“ v uſterdam. Weizen hieſiger 47.— 17.— Roggen November.00 13.89 kommandanten Turi, der in ſeiner Eigenſchaft als De⸗„ dede dae Sie. J, en deden„ ſee, ee 1 i ů j„„Mari„“ Schiffer J, 8, Notterdam.„ Nopember 5— putirter bereits früher im Parlament und nunmehr in FV•˙/„ Mutrg 17.40 17.05 1 2775 230 2300 1 10 7T0 hieſiger 14.50 14.50 ober einem offenen Briefe an den„Popolo Romano gewiſſe Mannhelmer Dampfſchleppſchifffahrts⸗Geſellſchaft. maneen, 28. OHn. 14, Ott,(rehgktennargt, 20, Ott, 2, Bit Maßregeln des Marineminiſters getadelt hat, bildet den, 8 Pecol. New orr e ee e e 8%.84 2 5 8 55„Mannheim“% 1 r. Jung. 6¹0% 6³0% Weizen per Okt..84¾8.84%8 Gegenſtand lebhafter publiziſtiſcher Agitation. Schlepbrahn„Mannheim 10% Schiſſer Ph. Michel. Penrol. Pipe. Gert..6,%.4% Tielt dog Wired) 487% 4575 Nom, 28. Okt. In der Nuovi Carceri brach unter„ en 4. 3„ Mehl.5 285 Setreide⸗Fracht 5 80 88 325 5„Mannheim 23“ J. Linkewitz. 3 Führung des Sträflings Tocci eine Sträflingsrevolte ee 5 33 e 57 10 Lalg 5e Du. de e, eee eee N„Schiller⸗ iſſer J. Tendel. 8 aus, die von Bergſaglieri unter Beiſtand von Cara⸗„„ ccher I. Fpechr. ri zlti— 8. 7 25„Anna und Friedrich“ 700 B. Kröll. birderi bewältigt wurde.— Nächſte Woche tritt ein anti⸗ Scglepßſchif Barbarote Friedrich abrik Rheinau i, S. Wie wir er⸗ fahren, ſind in Ausführung der Beſchlüſſe der Generalver⸗ ſammlung vom 26. Auguſt a. c. nunmehr die lich der Vertrag, der das Verhältniß zwiſchen der Chemiſchen art Wben 5 Jub 1255 ee 55 ſchaft für Chemiſche Induſtrie) regelt, ſowie der Vertrag mi 17 8 der den Actionären der Chemiſchen Fabrik Rheinau das Bezugsrecht auf 600 neue Aftien ſichert, zum Verträge, näm⸗ Die Generalverſamm⸗ Zur Reichstagswahl. ein ladet auf nächſten Sonntag Der Arbeiterwahlver⸗ Nachmittags 3 Uhr, die Mannheim, 28. Oktober 1886. Tudwigshaſen a. Rh. Empfehle mein flote (ſtheinischer Hof,) früher an der Haupt⸗ Straße gelegen. Schöne konfortable Bialner— Vor⸗ zügliche Küche.— Reingehaltene ſelbſt⸗ gezogene Pfülzerweine n. Rheinweine, dieſelben werden auch in größeren Ge⸗ binden zu mäßigen Preiſen 7 7852 Achtungsvo Ferd. Meng. JI, 8. JI, 8S, Louis Oeitinger c Co. 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Central⸗Arankenkaſſe der Manurer, Ittinhaner, Gypſer n. Weifbinder Beulſchlauds. „Grundſtein zur Einigkeit.“ Den Mitgliedern zur Nachricht, daß von Sonntag den 31. Oktober 1886 ab die Beiträge vorerſt im Nebeulokal zum Krokodill d 7, 1 entgegenge⸗ nommen und die Krankengelder aus⸗ bezahlt werden. 75 Ebenſo können von dort in den üb⸗ abgegeben. G3.1 lichen K den die Mitgliedsbü Aurſtrnergeſhüft. Der Bevollmüchtigte. Filiale Maler⸗ u. Tüncher⸗Herein. Samſtag, 30. Oktober 1886 Abends präcis 8 Uhr 580 deneralversammlung 8 3 S Verkauf der Erzeugniſſe dieſer Original⸗Preiſen. Dekorationen. im neuen Lokal Reſtauration Steinbrenner N5, 10/11. Tagesordnung: Wahl der Rechnungsreviſoren. Beſprechung über Weihnachtsbe⸗ ſcheerung u. Abendunterhaltung. Verſchied. Vereinsangelegenheiten. Um pünktliches Erſcheinen bittet durchaus gediegener Anfertigung von Betten und fremden Fabrikats. Oenerat Fabrik Anzeiger. rosse Ausvoftaut Von heute an bis zum 15. November. 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Im Kampfe ſind alle Mittel erlaubt. Aber Sie dürfen die Sache nicht ſo einſeitig auffaſſen, Sie müſſen ſich die allgemeinen ſozialen Ideen, welche die Grundlage unſerer Beſtrebungen bilden, zum geiſtigen Eigenthum machen und in Ihre Schriften aufnehmen. Ich werde Ihnen bei der Ergänzung derſelben beh lflich ſein. Um Ihr Wiſſen zu erweitern, Sie vollſtändig zu der Unſrigen zu machen, muͤſſen Sie eine Anzahl ſozialiſtiſcher Schriften leſen und ich habe Ihnen hier gleich einige mitgebracht. Das iſt die eigentliche wiſſenſchaftliche Lektüre der Gegenwart und Zukunft. Sie mögen zuerſt mit der deutſchen Sozialdemokratie beginnen, mit Laſſalles„Arbeiterleſebuch“, ein überwundener Standpunkt freilich, aber an die überwundenen Standpunkte müſſen Sie ſich gewöhnen. Erſt wenn man alles überwunden hat, iſt man gänzlich frei. Dann iſt hier mehreres von Bracke, eine gute, edle Seele, aber wir müſſen weiter, immer weiter! Bebel, über die„Grund⸗ und Bodenfrage,“ Liebknecht, das iſt ſchon eher etwas, Engels, Marx. So führe ich Sie durch verſchiedene Grade zur immer höher en Erkenntniß, bis wir zuletzt an Bakunin kommen. Bakunin, der hat das Wahre, der gibt jedem die abſolute Freiheit, ich halte es mit ihm. Aber bis Sie ſich zu dieſem Grade der Erkenntniß, der Vorurtheilsloſigkeit hinaufgeläutert haben, iſt es noch ein weiter Weg des Gedankens. Alſo fangen Sie vorläufig mit dem an, was ich Ihnen hier gebracht habe: Bracke, Laſſalle und Bebel.“ Helene wurde es ganz verwirrt zu Sinne, ſie hatte viel geleſen— aller⸗ dings keine ſozialiſtiſchen Schriften— und geglaubt, ihren Geiſt und ihr Wiſſen dadurch geſchärft zu haben, nun mußte ſte ſehen, daß ſie von dem, was in ihren Beſtrebungen noth that, gar nichts kannte. „Ich werde leſen,“ ſagte ſie,„und mich bemühen, auch das Geleſene zu verſtehen.“ „Jawohl, das heißt, Sie müſſen nichts von alledem abſolut nehmen, nichts zur feſten Ueberzeugung in ſich ausprägen, alles nur leſen, um es zu verwerfen, zu ferneren Zielen fortzuſchreiten. Es giebt nichts Abſolutes, Poſitives auf der Welt, nichts, das nicht anzufechten wäre, durchaus nichts, ſelbſt Bakunin wird übertroffen werden. Sie müſſen ſich ſo recht das Goethe'ſche Wort zu eigen machen, das er ſeinem Mephiſto in den Mund legt:„Ich bin der Geiſt, der ſtets verneint.“ (Fortſetzung folat.) alle Sorten, prima Qualität, ſtets aus dem Schiff empfiehlt 2Z 3, 79 in ſchöner Auswahl, ſowie fämmtliches Material verkauft wegen Räumung des Lagers bis Weihnachten zu auffallend billigen Preiſen 10766 Rudolf Witzmann, M 2, —— 8210 N Roman Beilage „General⸗Anzeiger“ (Mannheimer Volksblatt und Haudelszeitung.) ——————̃ Ein verirrtes Frauenherz. (In geiſtiger Irre.) Roman von Heinrich Köhler. (Fortſetzung.) Ihr Beſucher lächelte überlegen.„Hätten wir es mit einem ehrlichen Gegner zu thun, ſo könnte auch der Kampf ein offener ſein, aber das iſt nicht der Fall. Wir ſind ein verhältnißmäßig geringes Häuflein gegenüber der Macht, welche die brutale Gewalt für ſich in Anſpruch nimmt und wenn wir nicht den Schergen derſelben uns ganz unnöthigerweiſe zum Opfer bringen wollen, dann müſſen wir mit Vorſicht zu Werke gehen.“ „Ich verſtehe Sie noch nicht ganz, welche Zwecke verfolgen Sie?“ fragte das Mädchen. „Wir werden uns bald verſtändigen, ohne Zweifel. Sie kämpfen für die Rechte Ihres Geſchlechts, führ die Emanzipation der Frauen. Nun gut, erlauben Sie mir eine Frage: Haben Sie mit Ihren Beſtrebungen ſchon irgend etwas Poſitives erreicht?“ „Das habe ich freilich nicht,“ ſagte Helene etwas verlegen,„wo ich meine Schriften bisher anbot, wurden ſie zurückgewieſen. „Sehr natürlich,“ antwortete der Fremde mit einem Lächeln,„weil Sie eben den falſchen Weg eingeſchlagen haben. Von den Leuten, an die Sie Ihre Schriften ſchicken, nimmt ſie keiner an. Sie ſind ja eben auch nichts weiter, als der brutalen Schergen getreue Diener im Dienſt der Oeffentlichkeit. Wenn Sie etwas für Ihr Geſchlecht erreichen wollen, müſſen Sie eine Koalition ſuchen, unr die Verbindung mit andern kann Sie ſtark machen.“ „Und wer ſind dieſe anderen?“ fragte das Mädchen geſpannt. Er ſchlug die Arme übereinander und über ſein Geſicht huſchte wieder das flüchtige Lächeln von vorhin. „Ich ſehe, Sie ſind noch eine große Novize, ich muß deshalb von vorn bei Ihnen anfangen. Aber das ſchadet nichts, wenn nur der Wille und eine zähe Kraft vorhanden iſt, dann wird es werden, ſolche Charaktere können wir brauchen. Sie erſtreben alſo die Emanzipation Ihres Geſchlechts von dem Drucke der Armuth, der Erniedrigung, der Ausſaugung— „Und von der unwürdigen Bevormundung durch das männliche Geſchlecht,“ fiel ſie ihm in die Rede, Machdruck verboten) grossartigen Lagers zu wahrhaft staunenerregenden Preisen. Complette Anzüge von gutem Buxkin, von 16, 20, 25 bis 40 Mk. 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Die eigentliche Urſache der Unterdrückung Ihres Geſchlechts iſt das Kapital und die brutale Gewalt, die es auf alle Lebensverhältniſſe ausübt, in denen die Frauen allerdings den ſchlechteſten Platz einnehmen. Ihr ſcharfer Verſtand muß mir zugeben, daß aus dieſem Uebel alle Unfreiheit, alles Elend entſpringt.“ „Aber die Stellung der Frau—“ „Auch dieſe hängt davon ab, verlaſſen Sie ſich darauf. Wer kann den Menſchen, der vollſtändig frei, vollſtändig Herr ſeines Willens iſt, zu etwas zwingen?“ „Allerdings— und ein ſolcher Zwang iſt für viele Frauen die EChe. Weil ſie nicht Herr ihres Willens ſind, nicht das Recht haben, frei ihre Kräfte zu entfalten, ſehen ſie ſich dazu gezwungen.“ „Sehr richtig— die Ehe iſt ein Zwang, der beſeitigt werden muß,“ hemerkte der Fremde mit ſeinem fatalen Lächeln,„das ſteht bereits in unſerm Programm.“ „So haben Sie mich ſchon halb gewonnen“, antworlete das Mädchen; ſie hatte keine Ahnung, wie total verſchieden ihre Meinung über dieſen Punkt waren. fertiger Herrenkleider, Damen- u. Mädchen-Mäntel, sowie Knaben-Anzüge u. Paletots von 10, Räder und jaquets, reichhaltig sortirt. Mädchen-RBegenmäntel und Winter⸗ Paletots, alle für jede Grösse, auf⸗ *0 „Das freut mich ſehr, aber laſſen Sie uns einmal Schritt für Schritt weiter gehen. Wir ſind alſo darin einig, daß der Beſitz, das Kapital die Urſache des ganzen ſocialen Uebels iſt. Als im Kindesalter der Menſchheit der erſte ſtärkere Mann durch ſeine überlegene Kraft den ſchwächeren zwang, für ihn zu arbeiten, da begann das Unrecht. Die Sklavenaufſtände im Alterthum, die Bauernkriege im Mittelalter, die große franzöſiſche Revolution, ſie alle ſind Folgen jenes Gewaltakts. Jeder iſt durch ſeine Geburt als Menſch zu dem gleichen Rechte, den gleichen Genüſſen berufen. Der Beſitz muß alſo beſeitigt werden, er muß ein Gemein⸗ gut aller werden.“ „Das wäre der Kommunismus.“ „Ja wohl— Kommunismus— erſchreckt Sie das Wort? Sie ſind zu geiſtreich, um es in der plumpen Auffaſſung zu nehmen, die unſere Feinde ihm geben wollen, als beabſichtigen wir das Ganze zu theilen und jedem davon ein Stück zu geben; die Ungleichheit wäre im nächſten Augenblick ſchon wieder vor⸗ handen. Der Kommunismus in unſerm Sinne iſt das Evangelium, auf das die Gegenwart ſchwört, dem die Zukunft gehört, der allein menſchenwürdige Zuſtand. Seit der großen franzöſiſchen Revolution hat dieder Gedanke ſich immer mächtiger Bahn gebrochen, ſie gab den Anſtoß dazu und die Lawine wälzt in nächtigen Dimenſionen ſich durch die ganze Welt. Mit der Gründung des „Kommuniſtenbund“, der„Internationale“, in den erſten Jahrzenten unſeres Jahrhunderts, iſt man zur praktiſchen Verwirklichung geſchritten, Friedrich Engels, Karl Marx haben ſich, beſonders der letztere. an die Spitze der Bewegung geſtellt. Stempel. Aleine Jruckereien mit Kautſchuktypen. 18, 20, 25 16, O J1, 7. er 78 I. Ausverkauf. U Wegen baldigen Umzuges veranstalte ich einen enorm billigen Ausverkauf meines Begen⸗-Paletots und Kragen-Mäntel von Mk. 8 an bis zu den elegantesten Genres, Winter-Mäntel und Havelocks, neue gute Stoffe 25 bis Knaben-Anzüge u, Paletots, reichhaltigste Auswahl für jedes Alter von 2 bis 14 Jahren, oellosal billig Signir⸗Stempel für Kiſten, Ballen, 80. Oktober? doſtelung„ Gas⸗Apparaten für Koch⸗, Heiz⸗ und Beleuthtungszwecke. Von Mittwoch, den 13. d. 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Herrmanmn c Biermanm. 5 — — 611 In ſeinem Werk„Das Kapital“ hat er die ganze Unmoralität der heutigen Weltordnung in nicht anzufechtender Schärfe dargelegt und gerichtet. Die deutſche Sozialdemokratie iſt eine Tochter dieſer Beſtrebungen.“ „Ich mag mit der Sozialdemokratie nichts zu thun haben, ich weiß nicht viel davon, aber ſie wiedert mich an. Auch hat ſie, ſoviel mir bekannt iſt, die Frauenfrage nicht in ihrem Programm. „Sie werden von einem ganz richtigen Gefühl geleitet, die deutſche Sozial⸗ demokratie iſt nicht das Wahre, aber man darf das Kind nicht mit dem Bade ausſchütten, ſie bildet den Uebergang, man darf ſie nicht ganz verwerfen. Die deutſche Sozialdemokratie iſt zu zahm, ſie gibt ſich den Anſchein, als erſtrebte ſie auf geſetzmäßigem Wege ihren Zukunftsſtaat, den Anſchein ſage ich, aber das iſt ein Unding. Auf der Barrikade wird das letzte ausgefochten werden, wir werden nicht ſo lange warten, bis man uns zum Ziel gelangen läßt.“ „Mit ſolchen Beſtrebungen habe ich nichts gemein— ich habe nur die Frauenfrage im Auge.“ „Eben die hängt damit eng zuſammen. Ich bin ein Deutſch⸗Ruſſe, ein Anhänger Bakunins, von dem Sie nichts wiſſen werden. Wir gehen viel weiter, als man es hier thut, wir haben das Wahre und wir werden die deutſche So⸗ zialdemokratie mit uns fortreißen. Die Frauenemanzipation ſteht bei uns obenan, ſehen Sie doch unſere ruſſiſchen Damen, die Univerſitäten ſtehen ihnen offen, ſie ſtehen auf gleicher Stufe mit dem Mann.“ „Allerdings,“ ſagte Helene,„die ruſſiſchen Frauen haben es darin beſſer, auch mein Wunſch iſt es immer geweſen, eine Univerſität zu beſuchen, und ich treibe dazu meine wiſſenſchaftlichen Studien.“ „Dafür kann Rath werden, wenn wir erſt näher verbunden ſind, vertrauen Sie mir ganz, ich führe Sie. Wir können muthige, kräftige Frauencharaktere brauchen. Sie werden ſehen, daß Sie nur in der Verbindung mit uns für Ihr Geſchlecht etwas erreichen können. Die„Internationale“ wirkt im Geheimen um ſo kräftiger fort, je mehr der Staat ihre Beſtrebungen zu unterdrücken ſucht. Dieſer Staat, von dem Laſſalle im thörichten Wahne das Heil erwartete! Nun, er war zwar ein mächtiger Agitator, aber kein guter Sozialiſt— ſeine eigent⸗ liche Größe iſt auf dem Gebiete der Philoſophie und Rechtswiſſenſchaft zu ſuchen“ „Ich muß geſtehen, daß ich von dieſer Art ſozialpolitiſcher Beſtrebungen nichts verſtehe und auch nicht glaube, daß ſich mein Geiſt darin zurecht finden wird,“ ſagte Helene ausweichend. „O ſtellen Sie ſich doch nicht ein ſolches Armuthszeugniß aus! Oder habe ich mich getäuſcht— haben Sie keinen Muth, keine Thatkraft, fürchten Sie das Märtyrerloos?“ Helene machte eine unwillige Gebärde des Stolzes. „Was nützt Ihr Arbeiten, Ihr Schreiben, wenn Sie doch keine Gelegenheit finden, damit vor die Oeffentlichkeit zu treten? Ich werde Ihnen dieſe Gelegen⸗ heit verſchaffen, in unſern geheimen Offizinen ſollen Ihre Schriften gedruckt 7* 9. Onbder. Haferlieferung. Auf dem Wege der Submiſſion ver⸗ geben wir 1000 Ctr. prima Hafer, ganz oder theilweiſe, lieferbar im Monat November ds.., nach unſerer Wahl, franco Mannheim. Schriftliche Offerten nebſt Muſter ſind längſtens bis 4. November franco auf unſer Bureau e 11042 Städt. Abfuhr⸗Auſtalt. Pferbedung⸗Verſteigerung. Montag, den 1. Nopember, Vormittags 11 Uörr zerſteigern wir auf unſerm Bureau im ſtädt. Bauhofe das Düngerergebniß von 52 Pferden für den Monat November. 11041 Städt. Abfuhr Anſtalt. Submiſſion. Der Platz zur Aufſtellung eines Car⸗ tuſſel u. einer Schiesbude während des zom 14. 15. und 16. November a, c. ſtattfindenden Kirchweihfeſtes ſoll im Submiſſionswege vergeben werden. Offerten ſind verſiegelt und portofrei nit der Aufſchrift„Vergebung des Platzes zur Aufſtellung eines Carouſſel teſp. Schiesbude betr.“ längſtens bis zum 4. 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J, Abends 8Uhr im„Prinz Max“(Altdeutſche GBierhalle) geſellige Zuſammenkunft mit Muſik, wozu wir unſere verehrl. aktiven und paſſiven Mitglieder freundlichſt einladen. 10965 Der Vorſtand. „Olymp.“ Sonntag, 31. Oktober Aufiug nach Fendenhein Lokal„Bapiſcher Hof“ mit Tanz⸗ Unterhaltung. Abfahrtszeit per Dampfbahn 2½ Uhr Mittags. Abends gemüthliche Zu⸗ fammenkunft im Lokal alte Sonne. Zum zahlreichen Beſuch ladet freund⸗ lichſt ein 11021 —— Der e Mereuria. Sonntag den 31. Oktober 1886, präeis 1 Uhr Hauptprobe mit dem Geſammtorcheſter tm Saale des Badner Hofes. 110538 Athleten⸗Club„Germania“ Freitag, den 29. Okt. 1886. Vereinsan⸗ M gelegenheiten wegen werden Sſämmtliche Mitglieder im Local oldener irſch 81,8 bei unſerem Mitglied Herrn Eruſt Dahringer, präcis 8½ Uhr wegen wichtiger Beſprech⸗ ung dringend erſucht, zu erſcheinen 11016 Mehrere Mitglieder. rauken⸗Unterſtüzungs⸗Bund der Schueider.(E..) Lokal„drei weiße Roß“ J 1, 1. Jeden Montag, Abend ½9 Uhr Verſammlung. Tagesordnung: 1. Entrichtung der Beiträge. 2. Aufnahme neuer Mitglieder, wozu wir unſere Mitglieder einladen und hauptſächlich auf Punkt 1 der Tagesordnung aufmerkſam machen, um Unannehmlichkeiten zu verhüten. 73682 Der Vorſtand. Sänger⸗Einheit. Samſtag Abend 9 Uhr Probe. Um zahlreiches Erſcheinen bittet 8688 Der Vorſtand. Männergeſangverein Schwetzinger⸗Vorſtadt. Samſtag, Abend 8 Uhr 8620 Probe. Geſangverein„Concordia“ Samſtag, Abend ½9 Uhr Probe. 6848 Geſangperein„Concordia“ Gonntag, den 31. Oktober Abends 7 Uhr deneralversammlung Gokal Jean Müller.) Tages⸗Ordnung: 1. Rechnungsablage. 2. Vorſtandswahl. 8. Verſchiedenes. Um vollzähliges Erſcheinen ſämmt⸗ licher Mitglieber bittet 11045 Der Vorſtand. Geſaug⸗& Unterhaltungsverein „Cugenia“. Samſtag, Abends 9 Uhr Probe. Um vollzähliges Erſcheinen bittet 2126 Der Vorſtand. Verein Moguntia. Sonntag Abends punkt 8 Uhr Verſammlung im Lokal U 1, 8 bei Herrn Baro. Um zahlreiches Erſcheinen wird ge⸗ beten. 7680 Der Vorſtand“ Zöpfe, ſeowie alle Haararbeiten werden ſolid Aund bitligſt angefertigt bei 7199 H 3, 1 J. P. Deutſch, H 3, 1 Friſeur am Hoftheater. Tapitalien jeder Größe auf erſte Hypotheke zu—4½% vermittelt 7873 Aaent U. Obpenheimer, F 8. 1. General-Anzeiger. 82 618 A el leruerſaumlung Foumtag, 31. Oktober, Jachm. 3 Uhr im großen Saale des Saalbaues. Tagesordnung: Die Reichstagswahl. Candidatenrede des Hrn. A. Dreesbach. Zu recht zahlreichem Beſuch ladet ergebenſt ein 11059 Jer Norſtand des Arbeiterwahlverkins. LlederkRramnz. Samſtag, den 30. Oktober, Abends ½8 Uhr im Saalbau Musikalische Aufführung mit darauffolgendem Tanz, wozu wir unſere verehrlichen Mitglieder hiermit freundlichſt einladen. 10718 Der Vorſtand. Näheres durch Rundſchreiben. Llereuria. Sountag, den 31. Oktober 1886, Theatralische Abendunterhaltung mit Tanz in den Sälen des Badner Hofes. Aufang präcis 7 uhr. 11054 Der Vorſtand. Obne Karte hat Niemand Zutritt. Frohsinzi. Samſtag, den 13. November 1886, Abends 8 Uhr zur Feier des 9. Stiftungsfeſtes uſtlialiſche Abend⸗Anterhaltung 3 mit nachfolgendem Tauz, in den Sälen des„Badner Hofes.“ Wir laden hierzu unſere verehrlichen Mitglieder und deren Familien⸗An⸗ gehörigen mit dem Anfügen freundlichſt ein, daß Vorſchläge für Einzuführende jeweils an den Probeabenden im Lokal und beim Schriftführer P 4, 1 gemacht werden können. Der Vorſtaud. Minnergeſangverein Ehpezjiuget⸗Burfabt Sountag, den 31. Oktober 1886, Abends 7 Uhr zur Feler des VIII. Stiftungsfestes Musikalische Aufführung mit nachfolgendem Tanz im Saale des Ballhauses, wozu alle unſere aktiven und paſſiven Mitglieder freundlichſt eingeladen ſind. 10610 Der Vorſtand. Karten für Einzuführende können an den Probeabenden Dienſtags und Samſtags in Empfang genommen werden. ZF I, 12. Pflügersgrund-Narren. ZFI, 12. e bend Jersumminng. ee Sonnutag Abend 7 Uhr General⸗Verſammlung. Vorleſung der neuen Statuten und Vorſtandswahl. NB. Zur Wahl können nur ſolche Mitglieder betrachtet werden welche in der Liſte aneeceg er Propiorii 5 Tanzinstitut Lüner, Saalhau. (Montagsgesellschaft.) Wi Das angekündigte Kränzohen findet nicht im Saalbau, sondern Samstag, den 30. Oktober in den ver- einigten Sälen des„Badner Hofes“ statt. 9, 26˙ 9, 26˙. d. J. 200 Eröffnung und Empfehlung. Zeige einem hochverehrlichen Publikum, meinen Freunden und Gönnern, ſowie der geehrten Nachbarſchaft an, daß ich am Samſtag, den 30. Okt. „ J. meine 10985 Wein⸗Reſtauration in meinem neu erworbenen Hauſe, G 9, 26½½, eröffne. Indem ich mich beſtrebe, nur reine, vorzügliche Weine aus den beſten Lagen zu verabreichen, ſowie für warme und kalte Speiſen beſtens Sorge tragen werde, empfehle ich mich dem Wohlwollen des geehrten Publikums und bitte um zahlreichen Zuſpruch. Achtungsvoll Ph. Wilhelm. Bröffmnung. Zeige einem hochverehrlichen Publikum, meinen Freunden und Gönneln ſowie der geehrten Nachbarſchaft an, daß ich nebſt meiner Reſtauration im 2. 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Oktober 1886. 11021 Die Hauptagentur der Niederländiſchen Dampfſchif⸗Rhederti HKoland Küpper& Cie. eee, Micderländiſche Dampfſchiſ, Rhederel — A fahrt von 2 Cöln, weiche und steife Herrn-Filzhüte feinste Fabrikate und neuesten Fagonen in allen Farben zu Fabrikpreisen bei 95 — 8 N— 2 5 8 eg — 85 5 — Sb⸗ 5 8 8 5 E 5 83 2 5 — 2 —— —— beehrt sich, hiermit zur Kenntniss zu bringen, dass sie den Detail-Verkauf ihrer vorzüglichen, staubfreien, eben von neuer Ernte eingetroffenen echt schwarzen chines. Thee's Hlerrn Moritz Herzberger, 3, 17(Planken) übertragen hat.— Die Thee's werden in Original-Packung von 125, 250 und 500 Gr. zu festgesetzten Freisen abgegeben. Unter höfl. Bezugnahme auf Obiges bitte ich ein titl. Publikum um recht zahlreichen Besuch. Aufmerksame und prompte Bedienung zusichernd, zeichne Hochachtungsvoll Moritz Herzberger, 0947 E 3, 17(Planken.) Iu. ſtückreiches NRuhrer Fettſchrott und Ia. reingeſiebte Nußkohlen empfiehlt direkt aus dem Schiff 3758 J. Ph. Zeyher, Z 6, 2, am Netkarhafeu. AHHHAHDHAH MANNHEIHHAHRHNHHN Groſh. Bad. Hof⸗ and Aationaltheater Freitag. ö6. Vorſtelung. den 29. Oktober 1886.& Dabonnement A. Das Glas Waſſer. Luſtſpiel in 5 Acten von Seribe, deutſch von A. Cosmar. Anna, Königin von England Fräul. Blanche. Herzogin von Marlboroughh 1 Frau Jacobi. Henry Saint⸗John, Vicomte von Bolingbroke Herr Jacobi. Maſham, Fähndrich im Garderegiment. Herr Rodius. Abigail, eine Verwandte der Herzogin.Frau Rodius. Marquis von Torey, Geſandter Ludwig XIV.. Herr Eichrodt. E Lady Abermale, Hofdame 8 8 Frau Schilling. Ein Parlamentsmitglied. 4 1 Herr Weil(a..) Thompſon, Thürſteher der Königin Herr Moſer. Herren und Damen vom Hofe. Gefolge der Königin. Mitglieder der Oppoſitions⸗Partei. Die Scene ſpielt in London im Palaſt Saint Jamez. Zeit der Handlung: 1705. Aufang 7½7 Ahr. Erde nah 9 Ahr. Saſsenrröffn. 6 Uhr. Kleine Preiſe. BEEAAHNHAMAEHAEAA 2 ir