Badiſche Volks⸗ Am Faiſertage 887. Zeitung. Abonnement: 50 Pfg. monatlich, Bringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. inel. Poſtauf⸗ ſchlag M..90 pro Quartal. der Stadt Mannheim und Umgebung. Mannheimer Dolksblatt. GErſcheint täglic Foun- und Feſttag ausgensmmen⸗ Inſerate: Die Petit⸗Zeile 20 Pfg. Ginzel⸗Nummern 3 Pfg. Mannheimer Handels⸗Seitung. Doppel⸗Rummern 5 Pſg. Hlir ſtehen heut' vor einem reichen Leben, Vor einem großen und erhab'nen Bilde, Wie die Geſchichte keines noch gegeben, Es iſt der Friede— mit dem Schwert und Schilde. D5. Kaiſer Wilhelm ſehen wir vereinet es Feldherrn ſo wie des Regenten Tugend, Und auf die vollen neunzig Jahre ſcheinet Der Abglanz einer unverwelkten Jugend. Von Pol zu Pol, von Land zu Lande dringet Sein Name heut' in vollem Jubeltone, „Heil, Kaiſer Wilhelm, Heil!“ dies Lied erklinget So in der hütte wie am Fürſtenthrone. Wenn Deutſchland Ihm die Auferſtehung danket, So kennt die Welt Sein ſegensreiches Walten: Wo irgendwo des Nechtes Säule wanket, Weiß Er, voll Uraft, ſie wieder feſtzuhalten. pa dieſem Sinne ſei denn nun auch heute as neunzigſte Geburtsfeſt eingeleitet. etrübten Freude, ankes nur begleitet. eut' können wir uns alle einig finden, Es ſei ein Feſt der un Von dem Gefühl des mſtrahlet von dem ſchönen Feſtesglanze, Wenn wir im SGeiſte helfen 118 winden, Die ſich vereinigen für Ihn zum Siegerkranze. Die Korublume. Eine Erzählung zu Kaiſers Geburtstag. Als Gott, der Herr, wieder einmal vor vielen, vielen denn die Erde, die doch ſo manchen unnützen Menſchen trägt, Erde, um das Treiben der Welt nicht auch für mich armes Blümlein 7 Jahren herabſtieg auf die 1 eme. „Gewiß,“ beſchwichtigte es Gott. zu beſchauen, begab es ſich q frug, ob ſie mit ihrem Geſchicke ſie die Frage, nur das vornehm Menſch, war unzufrieden. die Erde verlaſſen, als er ein ſenkte. Traurig zitterte es im er ſich zu der blauen Blume hinab un e eeee f i e „Weshalb biſt Du alein von allen„Herr, ait ue endelt flüſterte die Blume,„durch dieſen reichs Thron; einer Roſe gleich überſtrahlte ſie alle Frauen in d Er.„ 2 7 7 ,Ach Herr,“ begann wehmüthig das Blümlein,„nimm Kuß ſchon mich wieder zu Dir hinauf, wo die Engel mich Nein iu „Und warum, fuhr der Herr fort,„iſt Dir Daſein ſchon zuwider?“ „Nicht doch, ich bin ja g Du bbeißt, o Herr, wie es mi⸗ ten des Kornes wachſen durfte kann es einen Garten geben, darf?— Aber gerade dies Flee e if Urlache, deun die Menſchen neiden es mir, ch auch, daß er alle ſeine Geſchöpfe Fleckchen Erde iſt meiner Trauer richtete ſie auf. enügſ ich hier in Mit⸗ plündern dort ſchamloſe Banden gewei 0. f W blühende Kornfelder raſt ma And biſt Du nun dieſes Ortes mude; willſt Du vielleicht Uebermutß alle Hoffnungen zer in Garten 5 Gott ſproſ,. Raſen Nein, mir gefällt es gerade hier. Rings u Raſen. endes, f des L olles Wachsthum. Wo zehnte langen Kampfe und wartete e 9 1, Be ſich deeicher Vorzüge rühmen Auch dieſe zogen wieder ein.„Frie zur Teter des 90. Gehurtsfeſtes „Die Menſchen?!“ ſprach ernſt der Herr. ö ſchen, antwortete mit ſchmerzerfüllter Stimme die Blume. Blume ſo ſehr geſchmäht hatten, ſie nahmen ſie ſetz als will⸗ „Mik harten Worten verbittern ſie mir das Leben, ſie nennen kommenen, einzigen Schmuck. Schon glaubte die Blume die mich ein Unkraut und einen Zerſtörer der Felder, obſchon ich 80 mich mit einem ganz kleinen Stückchen Acker begnüge. Hat] Stimme ſagte:„Harre gus, Dein warten höhere Freuden.“ . Raum? Ein und ein halbes Jahrhundert— ein Tropfen im Bott.„Sie hatte bis jetztMeere der Ewigkeit iſt verronnen; die bittren Zeiten der ufrieden ſeien. Alle bejahten Raum und ſoll ihn auch fürderhin für dich haben. Dulde ſchweren Noth haben ſich erneuert. Zwar bedurften die ſe Werk des Schöpfers, das die Qualen, die menſchliche Mißgunſt dir bereitet; harre aus Menſchen nicht mehr 30 Jahre, um das irdiſche Paradies mit den ſeltenſten und beſten Gaben ausgeſtattet war, der in Deinem Leiden, dir blüht ein ſchönes Loos. Die Zeiten] zur Wüſtenei umzugeſtalten, ſie hatten etwas gelernt unter⸗ Darob erzürnt, wollte Gott eben werden kommen und gehen, Geſchlechter vor Deinem Antlitz deſſen und wenig Jahre genügten um Europa auf lange Zeit Blümlein am Wege ſtehen ſah, verſchwinden, Krieg und wilden Völkerzwiſt wirſt Du über⸗ hinaus brach zu legen. 5 das ganz anders als ſeine Gefährten das Köpſchen wehmüthig] dauern. Dann wenn für dies Land eine ſchönere Zeit kommt, deutſchen Vaterlande zum gewaltigen Kriegsbraude ange im Winde, während neben ihm wird auch Deine Glücksſonne erſtrahlen; geadelf durch ein wurde, lebte droben im Norden, an den hellen Fluthen der rothe aufgeblaſene Klatſchroſen und ſchwere goldene Aehren edles Geſchlecht, werden Dich die Menſchen, die Dir jetzt Oſtſee, an der äußerſten Grenze ihres Reiches ein Weib, hin und her wogten. Der Herr blieb liebevoll beugte grollen, ſchätzen und einſt wirſt Du der Liebling eines Wae deſſen Leben mit der Freigeit unſeres Vaterlandes zerſtört Volkes ſein.“ Darauf neigte ſich der Herr nieder und drückte seadelt, Und alle Leiden ſind vergeſſen.“ * ein kurzes Wildes Kriegsgetöſe erfüllt Deuſchlands Gaue; lange di bange Zeit ſchon währt der fündige Glaubenskampf. Ihrem der galliſche Triumphwagen dieſe herrlichſte Blüthe edler am und wohl zufrieden. Gotte zu Ehren raüben hier wilde Horden ein Dorf aus,] Weiblichkeit, dieſes Ideal des deutſchen Weibes, dieſen lichten Ite Gotteshäuſer. Ueber Engel einer finſteren Zeit: Die Königin Luiſe. Fern ſtolzer Reitertrupp im von dem Gemahl der alle ſeine Kraft dem Üübermüthigen Sieger ſtörend— und morgen liegen entgegenwarf und ſein Reich mit dem Muthe der Verzweif⸗ ſie ſelbſt aller Hoffnungen bar dahingeſtreckt auf feuchtem lung vertheidigte, lebte die Königin Luiſe zurückgezogen der Das blaue Blümlein ſtand unverzagt in dem Jahr⸗Pflege ihrer Kinder. Schreckenskunde über Schreckenskunde auf die beſſ'ren Tage.] drang von den Schlachtfeldern in die Zufluchtsſtätte der hohen de!“ tönt es über die Frau; da als die Hiobspoſten kein Ende nahmen, brach auch verwüſteten Lande! Schwert und Muskete wurden weggelegt] ibr, die ſtarken Muthes auf ein beſſeres Ende gehofft hatte. und Pilua und Hacke wieder bervorgeholt. Frob enttaltete] der Muth: ohnmächtig ihr tieſes Herzeleid zu verbergen ſaul Wilhelm E. Er liebt Sein Volk; Er will für es nur Gutes. Drum liebt es Ihn mit innigem Vertrauen Es darf darum auch ſtets getroſten Muthes Mit freiem Blicke in die Zukunft ſchauen. Was Er gegründet, wird nicht untergehen; Die Wahrheit und das Recht ſind ſtarke Stützen Und wenn wir immer auf Sein Beiſpiel ſehen, Wird es dem Keiche, wird es allen nützen. Das deutſche Volk mit ſeinem tapfern Heere, Jetzt durch der Stämme Einigkeit verbunden, Steht kräftig da vom Fels bis hin zum Meere, Seit es im Kaiſer ſeinen Hort gefunden. Drum weihen wir Ihm Treue ohne Wanken Und wünſchen Ihm des Himmels beſten Segen, Und bringen Ihm in Thaten und Gedanken Zu jeder Seit ein deutſches Herz entgegen. A. Banſpach —— „Die Men⸗die Kornblume ihre Blüthen, und die Menſchen, welche dieſe it ihres Glückes ſei angebrochen, als eine unſichtbare ährend die Kriegsfackel in 1920 a wurde, deſſen Herz mit Deutſchlands Kraft brach. Eine Roſe nannte ſie einſt der marmorkalte Herrſcher auf Frank⸗ der Erde, einer dornenloſen Roſe gleich erblühte ſie agen 1 Freude, einer zarten Roſe gleich ertrug ſie den rauchen eſtwind nicht. Im unaufhaltſamen Siegeslauf zermalmte General-Anzeiger⸗ Ium 2. Mär; 1887. „Dies iſt der Tag, den der Herr gemacht hat; laſſet uns freuen und fröhlich darinnen ſein!“— Orgelton und Glockenklang durchbrauſt dieſer eines königlichen Sängers aus längſt ver⸗ Zeit auch am heutigen Tage wieder mahnend itſchen Lande und weit über dieſelben hinaus, ſo⸗ weit die deutſche Zunge klingt, findet er einen mächtigen zall in den Herzen des deutſchen Volkes. Nur Sedanke durchzuckt uns alle zugleich und ſtimmt gten Herzen feierlicher denn je: Die unbegrenzte, htsvolle Liebe und treue Verehrung für unſeren gott⸗ n greiſen Heldenkaiſer, der heute das Feſt der dung ſeines neunzigſten Lebensjahres in einer ft wunderbar geiſtigen und körperlichen Friſche Wie emeinſam mit ſeinem treuen Volke feiert. ürwahr ein hoher bedeutungsvoller Tag, wie lkern nur ſelten beſchieden iſt, ein Tag geiſtiger Erhebung und der nationalen Wiedergeburt im Hinblick auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft! Wiederum iſt ein Dezennium dahingefloſſen im unauf⸗ haltſamen gewaltigen Strom der Zeit, vielleicht das le im Lebenslaufe unſeres allverehrten Kaiſers—, ein Dezennium, in welchem unter ſeiner huldvollen und glorreichen Regierung das deutſche Volk, ein⸗ kſeiner nationalen und kulturhiſtoriſchen Be⸗ mung, in vollſtem Umfange der Friedens theilhaftig war.— Oder berührt uns denn nicht bald wie eine längſt verklungene ge, das alte traurige Lied von innerer Zerſplitterung, politiſchen Ohnmacht und tief beſchämenden De⸗ gung? Hat es nicht weit beſſeren Klang, das der frohen Botſchaft vom wiedererwachten Bar⸗ a in ſeiner alten Pracht und Herrlichkeit? Ja, war nur ein Schlaf, ein langer ſchwerer Schlaf, aus die ſegensreiche Idee der Einheit und Größe des ſchen Vaterlandes ſo mächtig hervorging,— eine e, die ſchon vor vielen Jahren die großen und be⸗ iſterten Männer unſerer Nation, wenn auch damals ch vergeblich, als den ſchönſten Traum ihrer Zeit, als 5 Ziel all' ihrer Wünſche und Hoffnungen treu im Herzen getragen. Und haben auch viele von ihnen das Ziel ihrer ſucht nicht mehr erlebt, dem auserleſenen Rüſtzeug ber ſehung, unſerem Kaiſer war es beſchieden, jenen Traum in ungeahnter Größe zu verwirklichen, er hat mit feſter und ſicherer Hand die deutſchen Stämme auf blutgedrängten Gefilden feſt und unauflös⸗ lich zu einem einheitlichen Ganzen zuſammengekittet damit für alle Zeiten den Grundſtein gelegt Machtſtellung, die Ehre und den Ruhm unſeres en deutſchen Vaterlandes. Sind doch gerade die letzten 90 Jahre, das Zeitalter unſeres greiſen Kaiſers, 4all ihren weltgeſchichtlichen Ereigniſſen auf das in⸗ Aigſte verknüpft mit den Geſchicken des deutſchen Reiches. Durch ſchwere Zeiten der Noth und des Kampfes ſind wir zndlich zu der nationalen Einheit gelangt; in demſelben Maaße hat ſich auch bei unſerm Kaiſer das Vertrauen in die Liebe und Treue zu ſeinem Volke befeſtigt, denn gur auf Schlachtfeldern lernt man neben Mannesmuth die echte wahre Treue, lernt man auch das Glück des ledens ſchätzen. Und ſo waren ſie denn auch ein Ge⸗ ß des Friedens, die denkwürdigen Worte der Kaiſer⸗ krönung, geſprochen aus einem tiefbewegten Herzen, das dem ſoeben erſtandenen mächtigen deutſchen Vaterlande in Treue und Liebe entgegenſchlug.— Nicht Prahlerei iſt es, wenn wir bei jeder natio⸗ nalen Feier uns an die glorreichen Siege der Jahre 1870/71 erinnern. Nein, es iſt eine ernſte und heilige Pflicht, unſerer gefallenen Helden immerdar in Treue und Liebe zu gedenken; an dem Vorbild ihrer nationalen Begeiſterung, an ihrem Herzblute können wir unſere pa⸗ triotiſche Geſinnung immer wieder erwärmen und prüfen. ſie heiße Thränen vergießend auf einen Stuhl nieder. Was ſe ſolange verheimlicht hatte, das tiefe Weh' löſte ſich in Thränen auf. Wehmüthig ſchauten die beiden Prinzen Jriedrich Wilhelm und Wilhelm ihre Mutter an: es wollte ihnen die kleinen Herzen brechen, daß ſie das Leid ihrer heiß⸗ geljebten Mutter nicht lindern konnten. Leiſe ſchlich ſich Prinz Wilhelm zur Thüre hinaus in den Garten, dort blühten in einer Ecke von jenen Blumen, die ihm ſeine Mutter zum Franz geflochten auf den goldenen Scheitel gedrückt hatte: Kornblumen. Raſch band er aus ihnen ein kleines Stäußchen, in das er noch einige Vergißmeinnicht einreihte und brachte es ſeiner Mutter. Gerührt ſchaute ſie ihren Sohn an, legte ihm die Hand auf das Lockenhaupt, indem ſie halblaut ſprach: Wird mein Volk meiner nicht vergeſſen wird es treu aus⸗ garren, meinen Schmerz zu rächen? Wird vielleicht dieſer Knabe, der jetzt ſo treuherzig und unſchuldig zu mir empor⸗ blickt, mein geliebter Sohn ſein Vaterland wieder zu Ruhm aͤnd Ehre bringen?“ Langſamer rollten ihre Thränen, ihre Gram erfüllte Seele war erleichtert. Auf dem dunkeln Blau der Korn⸗ hlumen erglänzten gleich dem Thau eines neuen, ſchöneren Morgens zwei Thränen. Ein feierlich⸗freudiger Schauer er⸗ faßte die Blume aber eine Geiſterſtimme flüſterte leiſe:„Balde wird Dein höchſtes Glück Dir nahen.“ ** = —— Abermals waren Jahrzehnte über die Erde dahingerauſcht Saus dem kleinen Prinzen Wilhelm hatte ſich der ſtarke Winbere des deutſchen Volkes entwickelt. Mit kräftiger Jewaltiger Hand hatte er das Schiff Germania durch die Einplichen Brandungen geſteuert und ſicher in den Hafen der Mnigkeit gelenkt. Wohl mußte er neue Tage des Kummers blickt der Greis freundlich herab auf die ihn umgeben. Wortes ſchönſter ganzen deutſchen Volkes ſein, Segnungen ſich um ſeinen Erlauchten Kaiſer ſchaart, um ihm in Begeiſterung zuzujubeln und das Gelöbniß der bis in den Tod von Neuem zu bekräftigen. gangenheit und Gegenwart, ſchauen, wenn Familienkreis, in deſſen Mitte unſer Kaiſer fieyt. Sein ehrwürdiges Vorbild gibt uns die ſicherſte Bürgſchaft, daß die ſtolzen Sproſſen des Hohenzollernſtammes auch in fernen Zeiten noch, mit die Geſchicke deſſelben mit feſter Hand leiten werden 5 Segen und zum Heil für unſer deutſches Vater⸗ and! die erſte Zeit, deutſchen Reiches und wenn einſt wie der Germania, die als ſtolze Siegerin mit gezücktem Schwerte ernſten 9 10 vom Niederwald auf unſeren Erbfeind herabſieht, 0 ewigen, das er ſich im Herzen ſeines treuen Volkes er⸗ richtet, auch ein äußeres Denkmal geſetzt ſein wird, dann haben die ſpäteren Geſchlechter, nicht mit erleben durften, die rechten Zeich neu erſtandenen deutſchen Reiche, dann werden ſie be⸗ geiſtert aufſchauen zur ſtolzen Siegerin im Niederwald und ihr, der Vertreterin der deutſchen Nation, einen Kranz der Dankbarkeit um ihre eherne Schläfe winden, dann werden auch ſie den erſten deutſchen Kaiſer bewun⸗ dernd verehren, dem es durch die Gnade des Himmels vergönnt war, im 90. Lebensjahre mit ſeinem Volke ſeinen Geburtstag als ein rechtes Familienfeſt zu begehen. 23. März. — Frage dich daher, deutſcher Mann, kannſt Du es noch gleich thun jenen Helden, die ihr höchſtes und heiligſtes Gut, das eigene Leben, als ein Sühnopfer auf dem Altare des Vaterlandes niedergelegt, die im letzten Todeskampfe im Bewußtſein der gerechten Sache, für die ſie gekämpft, ſich noch einmal erhoben, um brechenden Auges ihrem König und Kaiſer in verklärtem Frieden zuzujubeln, ihm nochmal in ſein treues, väterliches Angeſicht zu ſchauen? Baueſt Du weiter auf dem Grunde, den ſie gelegt haben, als ſie ihr Leben hingegeben für die deutſche Einheit, für deutſche Trene und dentſches Recht? Ja, es ſteht Dir in der Bruſt geſchrieben und deutſche Treue iſt kein leerer Schall. Die letzten 16 Jahre haben es Dich ge⸗ lehrt. Du haſt einen Kaiſer, der nicht ſein Volk zum Kampfe führt, nur um ſich mit Kriegsruhm zu bedecken, nein, er iſt der echte und rechte„Mehrer des deutſchen Reiches“ nicht an kriegeriſchen Eroberungen, ſondern an den Gaben und Gütern des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Geſittung.“ Darum muß es am heutigen Tage einem jeden wahren und echten Deutſchen feierlich zu Muthe ſein, wenn er ſich das ehrwürdige Bild ſeines Kaiſers im Geiſte vergegenwärtigt, der von jeher durch ſein pflicht⸗ mäßiges edles Handeln im Dienſte für's Vaterland nur ſeines Volkes Beſtes angeſtrebt, der nur im Glück ſeiner Unterthanen ſein eigenes Glück und den inneren Seelen⸗ frieden gefunden. Welch ein Feſttag iſt es ſchon in einer Familie, wenn ihr greiſes Oberhaupt einen ſo ſeltenen Geburts⸗ tag feiert; mit Ehrfurcht und Liebe bringen ihm ſtrah⸗ lenden Auges all' ſeine theueren Angehörigen die herz⸗ lichſten Glück⸗ und Segenswünſche dar und mit Stolz Glücklichen, die ſoll auch unſere heutige Feier in des Bedeutung eine Familienfeier des das brüderlich verbunden So Treue Mit freudigem Stolze können wir, wie auf Ver⸗ ſo auch in die Zukunft wir einen Blick werfen in den engeren ihrem Volke eng verknüpft, Immer aber müſſen wir wieder zurückblicken auf die Zeit der Gründung des neuen auch unſerm erhabenen Heldenkaiſer außer dem die unſere Zeit en von dem feierlich Wir aber, die wir noch leben in der Zeit der erſten Machtentfaltung des neuen deutſchen Reiches, unter dem ruhmreichen Scepter unſeres Kaiſers und getragen von dem erhabenen Gefühle, Bürger eines eines großen mächtigen Vaterlandes zu ſein, wir wollen heute mit Millionen deutſchen Herzen die heißeſten Ge⸗ bete zum Himmel emporſenden: Gott erhalte, Gott ſchütze und ſegne unſern Kaiſer! Ein gewaltiger Ruf vom Fels zum Meer durch⸗ brauſe wie Donnerhall das ganze deutſche Vaterland: Heil Dir im Siegerkranz, Herrſcher des Vaterlands, Heil Kaiſer Dir! durchleben, aber der Sieg krönte ſein Ausharren. ſchwere Stunde hatte Prinz, König und nachmals Kaiſer Wilhelm auf däniſchen, böhmiſchen und franzöſiſchen Schlacht⸗ feldern beſtanden, ſtets ſchwebte in den Augenblicken der höchſten Sefahr ein lichter, trbſtender Engel zum ihm hernieder. Seine Mutter, Königin Luiſe. Umfloſſen von all dem maje⸗ ſtätiſchen Glanze, der ſie ihm Leben ſchon geziert, erſchien ſie ihm als ſein Schutzgeiſt, der ihn über die ſteilen Lebensklippen hinwegleitete. Oft auch dachte er jenes Tages aus der Kind⸗ heit, da im größten Jammer die kleine blaue Kornblume ſeiner Mutter Tröſterin wurde. Jener Tag lehrte ihn die beſcheidene Blume lieben, an all' ſeinen Jubel⸗ und Ehren⸗ tagen, deren unſer greiſer Heldenkaiſer ſchon viele gefeiert und feiern wird, prangt unter werthvollem Golde und funkelndem Edelgeſteine, unter kunſtreichen Arbeiten und ſeltenen Blumen, die unſcheinbare blaue Kornblume. Sie iſt noch immer des Kaiſers Lieblingsblume und Deutſchlands dankbares Volk ſchmückt ſich ſeinem Herrſcher und Schützer zu Ehren mit der anſpruchsloſen, kleinen, blauen Blüthe. * 85* Einſt ging Gott, der Herr, wiederum unter die Menſchen um ihren Wünſchen zu lauſchen: Sie waren gerade ſo un⸗ zufrieden wie vor Jahren und Jahrtauſenden.— Auf ſeinem Wege erblickte er auch die Kornblume wieder und er frug ſie, ob ſie nun zufrieden wäre. „Herr, Deine Frage beſchämt mich“, antwortete die Blume „Giebt es ein höheres Glück als die Tröſterm einer holden liebreizenden Königin, der Liebling eines allgeliebten, hochge⸗ ehrten, gefeierten Kaiſers, und endlich eines tapferen, ruhm⸗ Manch Die Haiſerfeierlichkeiten in Mannheim. Die Schulfeier der ſtädtiſchen Volksſchule. Eine der hohen Bedeutung der Feſttage, die wir geſterr und heute begehen, durchaus würdige Vorfeier hat geſtern Vormittag in der ſtädtiſchen Volksſchule ſtattgefunden. Es konnte ſelbſtredend von vornherein bei der übergroßen Zahl unſerer Volksſchüler und bei dem Mangel an einem geeigneten Lokale von einer für alle Klaſſen gemeinſamen internen Schulfeier keine Rede ſein. Man mußke ſich vielmehr darauf beſchränken, die Turnſäle der Schulhäuſer in L 1, R 2 K 5 und in der Neckarvorſtadt zu benützen, hier eine größere An⸗ zahl von Klaſſen zu vereinigen und die Feier des Geburts⸗ kags unſeres greiſen Heldenkaiſers als ein wirkliches Volks⸗ ſchulfeſt zu begehen. In feſtlich geſchmücktem Gewande, in freudiger Erregtheit und geſpannter Erwartung der kommen⸗ den Stunden erſchienen unſere Volksſchüler und Volts⸗ ſchülerinnen, vielfach ſchon geſchmückt mit des Kaiſers Lieb⸗ lingsblume, der Kornblume, in den ihnen zugewieſenen Schul⸗ lokalitäten. Feierliche, von patriotiſchem Geiſte gehobene Anſprachen der Lehrer, in welchen die Kinder auf die hohe Bedeutung des heutigen Tages hingewieſen wurden, patrio⸗ tiſche Vorträge einzelner Schüler und vaterländiſche Lieder bildeten den erſten Theil der Feier von Kaiſers Geburtstag bei unſerer Volksſchule. Zum Schluſſe wurde an ſämmtliche Schüler und Schülerinnen eine Feſtſchrift vertheilt:„Hoch Kaiſer und hoch Reich! Ein Gedenkblatt zur 90jährigen Ge⸗ burtstagsfeier unſeres vielgeliebten Kaiſers. Deutſchlands Jugend gewidmet von Julius Frey.“ Die Feier in der Großh. höheren Töch⸗ terſchule. Die Großh, höhere Mädchenſchule hielt ihren Feſtakt zu Ehren des 90. Geburtstags unſeres Kaiſers in ihrem Prüf⸗ ungsſaale ab. Nachdem zwei Chorlieder geſungen waren, trug Helene Haug das Geibel ſche Gedicht„Hurrah, Ger⸗ mania“ vor. Auf die Solis der Schülerinnen Alwine Götjes und Clara Stern folgte ſodann die Feſtrede des Direktors Herrn Walleſer. Derſelbe zeigte, wie der Feſt⸗ jubel des heutigen Tages aus dem Dankgefühle aller Deutſchen hervorbreche, die ſich in die Zeit zurückverſetzen, da das Va⸗ terland ohnmächtig und zerriſſen niederlag, und die es jetzt auf einer Höhe ſehen, die kein Dichter zu träumen gewagt habe. Nachdem en war, wie vor 80 Jahren der 10jährige Prinz Wilhelm aus der Zeit der härteſten 19 555 ungen und der bitterſten Noth Preußens jene Charakterſtärke und Frömmigkeit zog, welche ihm als er im 64. Lebensjahr das Scepter ergriff, allem Widerſtand zum Trotz die Kraft gab, den Fürſten Bismarck als Berather treu an ſeiner Seite zu behalten und das deutſche Volk, faſt wider deſſen Willen, zuerſt zu einigen und dann von Frankreichs Einfluß zu befreien, ſchilderte der Redner die Segnungen einer Erb⸗ monarchie von dem Gepräge der Hohenzollern im Gegenſatz zu den Nachtheilen eines Wahlreichs: hier vom 9. bis zum 19. Jahrhundert, das trotz aller Bemühungen der ſächſiſchen, ſaliſchen und ſchwäbiſchen Kaiſer nur in die Schrecken des Fauſtrechts ſank und unter den Habsburgern zur Beute der Franzoſen und Schweden ward; dort das ſtetige Steigen ſelbſtbewußter Kraft durch Jahrhunderte langes Ringen und Streben und endlich unter Kaiſer Wilhelm die höchſte Macht⸗ 9 Deutſchlands zu dem Kaiſerreich, das der Frie⸗ en iſt. Nach dem Vortrag zweier weiteren Chöre deklamirten Helene Mayer und Jenny Ettlinger ein zur Feier des Tages componirtes Gedicht, worauf die Feſtlich⸗ 1 unter Abſingen des Liedes„Heil Dir, im Siegerkranz“, 0 Eine Feſtſchrift wurde an die Schülerinnen zur Erinner⸗ ung an den hohen Tag vertheilt. * Die Kaiſerfeier des Realgumnaſtum iim Saalbau, nahm einen durchaus impöſanten würdigen Verlauf. Dieſelbe wurde eingeleitet durch den Choral:„Allein Gott in der Höh ſei Ehr!“ Hierauf folgten abwechſelnd Deklamationen von Schülern der Anſtalt, die alle ſehr präcis und klar verſtänd⸗ lich zum Vortrag kamen. Herr Director Vogelgeſang bielt eine tief durchdachte Feſtrede, die einen ſichtlichen Eindruck auf alle Anweſenden machte, worauf die Feier mit dem Chor: „Heil Dir im Siegerkranz“ ihren Abſchluß fand. (Wegen Mangels an Raum mußten wir dieſen Bericht kürzen; ein ausführlicher Bericht wird in unſerer morgigen Nummer folgen.(D. Red.). Die Kaiſerfeier des Großherzoglichen Gymnaſtums. Bei Aufſtellung des Programms zur Kaiſerfeier war man darauf bedacht, den Theil zuerſt zu Worte kommen zu laſſen, deſſen patriotiſche Gefühle noch rein und unverfälſcht, von keinem giftigen Parteihauche berührt, in hellen Wahr⸗ heitsflammen lodern: Die Jugend. Wir geſtehen es mit Freuden ein, daß unſere Erwartungen weit, weit übertroffen wurden, denn der Zeitpunkt ſchien uns für eine derartige Feier zu früh gewählt. Wie begeiſtert aber All' Deutſchland an die Geburtstagsfer ſeines Kaiſers herautritt, das bewies der mehr als zahlreiche Beſuch dieſer Eröffnungsfeier. In Schaaren ſtrömte Jung und Alt herbei und bald war der allzu kleine Theaterſaal nicht nur bis in den letzten Winkel, ſondern auch bis in die anſtoßenden Räume gefüllt. Wahrlich hier fand die Anhänglichkeit des Volkes an ſeinen Kaiſer, die Liehe zum Fürſtenhaus ergreifenden Ausdruck, hier wird kein politiſcher Nörgler oder peſſimiſtiſcher Internationaler ein Jota daran ändern: Die Schulfeier des Gymnaſiums war eine nationale, patriotiſche Herzensfeier, deren erhebende reichen Volkes zu ſein. Wahrlich zuviel Glück und Freude gabſt Du mir, o Herr!“ „Zuviel Glück?“ entgegnete wohlgefällig Gott der Herr.„Nun ſo ertrage es mit Würde, wie Dein Kaiſer. Alles Lebensglück, das dem Menſchen wer⸗ den kann, ihm habe ich es zuertheilt; im Krieg und im Frieden war ihm das Schickſal hold; auf allen ſeinen Wegen in heiteren und trüben Tagen ſchützte ich ihn wie noch keinen anderen Sterblichen. Trotz⸗ dem keunt er heute noch nicht jenen Hochmuth, der anderen Herrſchern zum Verderben geworden Wie vor Jahren iſt Dein Kaiſer heute noch der Siebling, der Stolz, das Ideal ſeines Volkes und er wird es bleiben in alle Ewigkeit. Nach Jahrhun⸗ derten noch wird der Glorienſchein der Sage ſein areiſes Haupt umſchweben und Dichter und Säuger werden ihm den Lorbeer winden, der ihn ſchon jetzt bei ſeinen Lebzeiten in reichem Maße ſchmückt. Aber auch Du ſeine Lieblingsblume mögeſt in Ewigkeit ihn und ſein Haus begleiten; was Deiner Blüthen Farbe zeigt: Die Treue, ſie lebe ewig im deutſchen Volke fort. Treu ſtehe das Volk zu Kaiſer und Reich, wie die Fürſten treu z u ihrem Volke.“ —— 2 28. März⸗ General⸗Anzeiger⸗ 8. Seite! und erhabene Stimmung bei keinem der Anpeſenden ſhre Wirkung verſagte. Eingeleitet wurde das herrliche Feſt durch einen Kriegsmarſch für Orcheſter aus Athalja von Mendels⸗ ſohn, der von Schülern des Gymnaſiums unter der trefflichen Leitung des Muſikdirectors Iſenmann recht ſchön und mit lobenswerther Präciſion zum Vortrag gelangte und des⸗ halb auch reichſten und wohlverdienten Beifall fand. Hierauf kalgte ein von Oberprimaner K. Geiſſinger gedichteter, viel poetiſches Talent und Gedankentiefe bekundender Feſt⸗ prolog, recht hübſch vorgetragen von R. Haas in Ober⸗ rima, der ebenfalls ſehr beifällig aufgenommen wurde und Beiden, dem Verfaſſer ſowie dem Vortragenden zur höchſten Ehre gereicht. „ Den Glanzpunkt der Feier bildete unſtreitig die nach Form und Inhalt gleich muſtergiltige Anſprache des Direc⸗ tors, der in kurzgedrängten, markigen Zügen ein Lebens⸗ und Charakterbild unſeres Kaiſers entrollte, den er in tiefempfundenen, patriotiſchen Worten der Jugend als Vorbild der Pflichttreue und Gewiſſenhaftigkeit ſchilderte. Seine Mahnung an die Schüler, neben der wahren Gottesfurcht auch zu allen Zeiten der Liebe und Treue zu Kaiſer und Reich eingedenk zu ſein, fand einen mächtigen Widerhall in den Herzen aller Anweſenden. Gro⸗ ßer, nicht endenwollender Beifallsſturm folgte dieſen goldenen Worten, der ſich erſt wieder legte, als das Kaiſerlied, ge⸗ dichtet von W. Oſiander und komponirt von K. Eichler eine Weiſen erſchallen ließ.— Zwei ſehr ſchön und mit ebhaftem Beifall vorgetragene Deelamationen: a) Deutſch⸗ lands Preis, von J. Krämer in UI, und bp) Rothbarts Teſtament von Hans v. Lützo w in J1 verdienen beſondere Erwähnung.— Hierauf folgte die Rede des Oberprimaners Wagner, der in einer eigenen, mit Scharfſinn und viel Geſchick ausgedachten Arbeit aus unſerer vaterländiſchen Ge⸗ ſchichte, die Zeit Barbaroſſas mit der unſeres Kaiſers einer wiſſenſchaftl. Beleuchtung unterzog und dafür am Schluſſe ſeines Vortrages, der nur den einen Fehler hatte, daß er ſeiner großen Ausdehnung wegen in den Rahmen dieſes Feſtes nicht recht paßte, wohlverdiente Anerkennung fand.— Dem Chorgeſang aus Judas Makkabäus von Händel folgte die Schlußſcene aus Wallenſteins Lager, mit großem Ver⸗ ſtändniß und wirklich vortrefflich vorgetragen von W. Thole⸗ mann, Bytinski, Schellmann, Stefani, A. Wolf und F. Bayer, ſämmtlich in Ober⸗ und Unter⸗ primg. Auch dieſe prächtige Leiſtung lohnte jubelnder Beifall. Ein von E. Selb in Oberprima verfaßtes, patrioti⸗ ſches Feſtgedicht kam durch R. Selb in Oberſekunda mahr⸗ haft glänzend und im Ton rührender Begeiſterung zum Vor⸗ ag. „Sämmtliche Anweſende waren durch die hier gebotenen Leiſtungen geradezu überraſcht, ſo daß der Jubel am Schluſſe deſſelben kein Ende nehmen wollte. 5 Ein Chorgeſang,„Morgenpſalm“ von Zwyſſig, ſowie eine patriotiſche Scene aus dem„Prinzen von Hömburg von H. v. Kleiſt, ſehr beifallswürdig vorgetragen von G Mayer Der große Kurfürſt), W. Schul z(Feldmarſchall Dörfflinger), R. Schilling(Obriſt Kottwitz),, A. Hoffmann(Prinz oon Homburg), ſämmtlich Schüler der obern Klaſſen, bildeten die zwei nächſten Programmnummern, an die ſich ein ſehr chöner Geſang:„Du Schwert an meiner Linken“ von C. M. v. Weber würdig anreihte. Weiter folgten einige recht gut ausgewählte Declamationen: „Deutſche Einigkeit“ von Andreas Banspach⸗Schnitzer n Untertertig.—„Werders heldenmüthiges Corps“ von E. Otto⸗Heßelbacher in Unterſekundg.—„Aus dem Lied dom neuen deutſchen Reiche“ von Redwitz⸗J. Beyer in Unterſekunda und„Kaiſer Wilhelmstag“ von Schlemmer⸗ 4 Strauß in Obertertia. Auch dieſe Schüler haben ihre ufgabe trefflich gelzst und recht brav durchgeführt, wofür hnen auch durch ſtürmiſchen Beifall wohlverdiente Aner⸗ kennung zu Theil wurde. Ein kräftiges, tauſendſtimmiges Hoch auf unſern Kaiſer und der prächtige Geſang des Kaiſer⸗ zedes von Th. Mohr, bildeten den Schluß dieſer denkwürdigen Jeier, die von Vormittags 10 bis 12 Uhr gewährt und den Ränzendſten Beweis dafür erbracht hat, daß unſere Jugend in dieſer Anſtalt in einem ächt vaterländiſchen und patrioti⸗ ſchen Geiſte erzogen wird und daß neben der Wiſſenſchaft auch gier die Liebe und Verehrung für Kaiſer und Reich eine zauernde und ſegensreiche Pflegeſtätte gefunden haben. Vorfeier zu Kaiſers Geburtstag im Hof- und Mationaltheater. Volksvorſtellung „Zopf und Schwert“ Luſtſpiel in 5 Akten von Carl Gutzleon. Bereits bei der Ankündigung dieſer Vorſtellung haben wir es mit lebhafter Freude begrüßt, daß man unſeres Kai⸗ ſers Jubelfeſt durch Veranſtaltung einer Volksvorſteſlung als ein allgemeines Volksfeſt kennzeichnet. Auch die Wahl zes Stückes kann nur gutgeheißen werden, denn in dieſem Luſtſpiel eines jener revolutionären Sturm⸗ und Dranggenies wrudelt eine ſo geſunde Quelle deutſchen, biederen, kernigen dumors, daß man mit Recht gerade dieſem Dichter das ort gegeben. Wenn auch die Geſchichte mit dieſem„hiſtori⸗ ichen Luſtſpiel,— wie es ſich der Dichter zu nennen. erlaubt— auf ziemlich geſpanntem Fuße ſteht, ſo ſind doch die handeln⸗ den Perſonen aus der Geſchichte gegriffen und die Vereinig⸗ ung der beiden Liebenden, Prinz v. Bayreuth und Prinzeſſin Wilhelmine erfreut ſich auch hiſtoriſcher Wahrheit, obwohl die Heirath in Wirklichkeit durch ganz andere Motive ge⸗ leitet wurde. Die eigentliche am meiſten intereſſirende Per⸗ ſon des Stückes, der König, iſt allerdings mit wenig Strichen zut charakteriſirt und dieſe Figur, mag ſie auch ein wenig idealiſirt ſein, kommt der Wahrheit am nächſten. Die Darſtellung kann hier nur bezüglich der Damenrollen befriedigen; Frl. Blanche ſpielte ausnahmsweiſe natürlich und mit einem gewiſſen naiven Beigeſchmack, der ihr viel peſſer anſteht, als das unaufhörliche Weinen. Wir können der ame nur wiederholen, daß ſie ihrem eigenen Intereſſe ent⸗ e. indem ſie dieſen naiven Ton ſo ſelten anwendet. rau Schlüter war als Königin vollſtändig an ihrem latze, enſe wie Frau Rodius⸗Jenke, die ſelbſt auf ihren kleinen Rollen einen rühmenswerthen Fleiß verwendet. Wir wollen an dieſer Stelle den Damen Blanch e, R odius, Jacobi unſere Anerkennung zollen dafür, daß ſie der Feier eingedenk als Blumenſchmuck„Kornblumen trugen. Es hätte den„Neiz' der anderen Mitwirkenden keminini generts nnt erhöhen können, wenn ſie hingegangen wären und das Gleiche ethan hätten. Von den männlichen Rollen verdient die Evi⸗ odenfigur Eckhof an allererſter Stelle genannt zu werden; Herr Rodius gab hier eine tadelloſe Leiſtung. Herr Stury 1 für den Erbprinzen nicht der geeignete Vertreter und nur m 4. Akt errang er mit der Leichenrede einen großen Er; ſolg. Ebenſowenig ſagen uns die Herren Jacobi(König), Broſſer(Seckendorf) zu, was der erſtere an Organ zu wenig beſitzt, hat letzterer an plumpem Humor für dieſe fein⸗ komiſche Diplomatenrolle zu viel. Glockengeläute und e verkündeten dem Volke um halb acht Uhr, daß nunmehr das eigentliche Geburtsſeſt des Katſers angebrochen, iſt und tauſendſtimmigen Hurrahs und Hochs ſtrömte Alles in die Haupeſtraßen unſerer Stadt. So war denn 8 Uhr weder in den Planken noch in der breiten 5 Lürchzukommen und in dichtgedrängten Schaaren ſtand da ublikum, eine wogende Maſſe, die einem wilden Strom hnlich alles mit fortriß. Noch nie ſeit der Friedensfeier krinnern wir uns, etwas Aehuliches erlebt 1 haben und der diesiäbrige Geburtstag unſeres Kaiſers muß in Wabrheit als ein nationales Feſt, als eine große patriotiſche Kundgebung betrachtet Mebe 5 Die Alumination. Nachdem von öffentlicher, wie von privater Seite zu der angeſetzten Illumination umfaſſende Vorhbereitungen getroffen worden waren, die ein geradezu pompöſes Nachtfeſt verſprachen, wurde in letzter Stunde eingetroffener ſchlechter Witterung wegen dieſe Nummer des Programms verſchoben Auch heute ſieht es nicht beſſer aus und allem Anſchein nach wird auch heute die Illumination unterbleiben. Trotzdem haben geſtern Abend eine Reihe von Privatleuten ihre Häuſer illuminirt und ſtädtiſcher Seits wurden die wirklich überraſchend ſchön hergeſtellten Gasbeleuchtungen am Marktplatz, Rathhaus und Paradeplatz angezündet. Es gab dieſe kleine Veranſtaltung ein ſchwaches Bild von dem Effekt, der beabſichtigt war, im⸗ merhin können wir der betreffenden Behörde unſer volles Lob nicht verſagen; wir ſind feſt überzeugt, daß die Geſammtil⸗ lumination einen feenhaften Anblick geboten hätte, allein zum erſten Male ſeit Jahren macht ein mißgünſtiges Wetter alle Veranſtaltungen zu nichten. Wir behalten uns vor, auf die von privater Seite beſonders ſchönen Veranſtaltungen morgen zurückzukommen. 2 Sapfenſtreich, Lackelzug und RNegi⸗ mentsmuſtk. Um 8 Uhr begann der Zapfenſtreich, verbunden mit Fackelzug unter Vorantritt der beiden Regimentsmuſiken und verlief derſelbe, gefolgt von einer nach Tauſenden zäh⸗ lenden Volksmenge, äußerſt glänzend, Der Zug bewegte ſich vom Schloßplatze bis zum Kaufhauſe, von da ab nach dem Zeughaus und die Planken entlang nach der breiten Straße bis zum Marktplatze, mit deſſen Umgehung, die breite Straße hinauf bis zum Heidelbergerthor, woſelbſt angekommen die beiden Muſik⸗Kapellen abwechſelnd ſpielten. Die Schüler des Gymnaſiums, als Veranſtalter des Fackelzuges, brannten eine Maſſe brillanter Feuerwerkskörper ab. Unter Zuſammen⸗ werfen ihrer Fackeln zu einem Haufen wurde das Lied„Heil Dir im Siegerkranz“ ꝛc. abgeſungen und der Zug aufgelöſt. Die Heidelbergerſtraße war auf's Glänzendſte beleuchtet und macht den dortiaen Bewohnern alle Ehre⸗ 5 Die Dragonermuſik concertirte noch längere Zeit auf dem Marktplatze. J. M. “Feſtdekoxationen. In hervorragender Weiſe haben e mehrere Detail⸗ Geſchäfte ihre Schaufenſter geſchmückt und in finnreichen Auslagen auch in dieſer Hinſicht der Würde des Tages Rechnung getragen. Allen anderen Geſchäften weit voran ſteht das Putzwaarengeſchäft von O. und V Loeb an den Planken(B 3. 15), das in verſchwenderiſcher Pracht und mit feinem Geſchmack zwei ſeiner Schaufenſter geziert hat. In der einen Auslage erhebt ſich über einem großen Kornblu⸗ men⸗W. die Büſte des Kaiſers mit goldenem Lorbeerkranz umgeben von Blumen; alle Holz⸗ und Eiſentheile des Fen⸗ ſters ſind mit den deutſchen oder preußiſchen verdeckt. Als Pendant hierzu prangt im anſtoßenden Fenſter die Büſte unſeres Großherzogs über einem großen., gleich⸗ falls von Pflanzen umgeben. Statt der preußiſchen Farben ſchmücken hier die badiſchen Farben das Fenſter. Zwiſchen beiden ſteht der gekrönte preußiſche Aar. Außer dieſen wirklich künſtleriſch ſchönen Dekorationen haben noch die Blumengeſchäfte von Guido Weiß, Oskar Preſtinari, das Cigarrengeſchäft J. Bonn und eine große Anzahl anderer Geſchäſtsinhaber feſtlich dekorirt. Als der Glanzpunkt der Vorfeier iſt im vollſten Sinne des Wortes Ddas große Bankett im Saalbau zu betrachten. Die kahlen Wände dieſes großen Raumes hatten ſich beinghe über Nacht unter künſtleriſchen Händen in einen Prunkſaal altdeutſchen Styls verwandelt. Nach Ent⸗ würfen der kunſtverſtändigen Architekten Hanſer u. Voß und unter deren perſönlicher, war auf der Bühne ein Garten voll tropiſcher Gewächſe entſtanden, an deren Juß ſich eine Einfaſſung von Kornblumen hinzog. Der buntfarbige, von Herrn Auer mit künſtleriſchem Geſchmacke ausgeführte Baldachin, unter welchem die von Herrn Bildhauer Caſſar modellirte Rieſenbüſte des Kaiſers thronte, hoh ſich auf dem dunkelgrünen Hintergrunde palmenartiger Gewächſe und tropiſcher Pflanzen vortheilhaft ab. Die Säulen ſchmückten die Wappen der deutſchen Fürſten, in den Ecken glänzten maleriſch angeordnete Panoplire und von der Gallerie herab breiteten ſich reichbemalte Teppiche aus, wiederum ein Meiſterwerk Auer'ſcher Malerei, der in unermüd⸗ licher Weiſe gemeinſam mit den Herren Architekten Hanſer und Voß den ſinnigen Schmuck des Saales beſorgt hatten, unterſtützt von Herren Hofgärtner Weiß und Tapezier Borrho. Hinter der Rednerbühne hatte die Kapelle des Grenadierregiments ihren Platz, während die gedeckten Tiſche im Saale in genügender Weiſe fur die Feſt⸗ gäſte vorbereitet worden waren und von dem Ordnungs⸗ Comits, das unter dem Commando des Herrn Directors Kopp ſtand, in liebenswürdigſter Weiſe Sorge dafür ge⸗ tragen 17 daß jeder der Gäſte ein paſſendes Unterkom⸗ men fand. 5 5 Die Feier ſollte nach einem Triumphmarſche durch den von Herrn Banspach gedichteten, von Herrn Hofſchau⸗ ſpieler Stury geſprochenen Prolog eröffnet werden. Leider traf dieſer Letztere nicht rechtzeitig ein, ſo daß Herr Julius Wollf, der Dichter unjeres Feſtpoems, das wir geſtern an der Spitze unſeres Blattes zum Abdruck brachten, auf das allſeitig an ihn gerichtete Verlangen raſch einſprang und in anerkennenswerkher Weiſe ſein Jeſtgedicht recitirte. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß ihm für Dichtung und Vortrag der reichſte Beifall zu Theil ward. Unter den zahlreichen Reden und Toaſten, die der feſtliche Abend noch bringen ſollte, nahm ſelbſtverſtändlich die Feſtrede des Herrn Präſidenten Eckhard, der in ſeiner markigen, aber gemüthvollen und hinreißenden Weiſe den Kaiſer feierte, den erſten Rang ein. Wir laſſen die goldenen Worte des hochverehrten Redners, der auf der einen Seite eine mächtige Verſammlung auf den Flügeln der eigenen Begeiſterung mit ſich erheben und fort⸗ reißen kann, auf der anderen aber von den Sympathien ſeiner Zuhörer getragen wird, wie kaum ein Anderer, im Auszuge folgen: *Rede des Herru Präſtdenten Gckhard. Wir begehen heute ein Feſt einzig in ſeiner Art, einzig in der Geſchichte. Städtiſche, ſtaatliche, militäriſche Behör⸗ den, Corporationen und Vereine ſind zuſammengetreten, um das Feſt zu einem großartigen zu geſtalten. Ich weiß die Ehre zu ſchätzen, daß Sie mich zu Ihrem Vorſitzenden berufen haben, denn ich bin mit ganzem Herzen bei der Sache, deren Feier es heute gilt und werde dabei ſein bis zum letzten Athemzuge, der mir vergönnt iſt. Sie ſind aber auch mit ganzem Herzen bei der Sache; drum iſt meine Aufgabe eine um ſo leichtere. Möge mir aber die Kraft nicht fehlen, heute dem Kaiſer die rechten Worte zu weihen. Wer erinnert ſich nicht eines gleichen Feſtes, das wir in dieſem Saale gefeiert haben, auch eines Kaiſerfeſtes? Damals brauſte ein mächtiger Hochruf durch dieſen Saal und alle, die damals vor zehn Jahren hier verſammelt waren, dachten wohl, daß unſerem Kaiſer noch eine Spanne Zeit beſchieden ſein möge, in der er ſich der Ruhe, der wohlverdienten freuen möge. So iſt es aber nicht gekommen; denn ein Fürſt aus dem Hauſe der Hohenzollern kennt keine Ruhe im Leben, er lebt um ſeine Pflicht zu thun und ernſter Arbeit zu genügen. In trühen, ſchlechten Zeiten iſt unſer Kaiſer geboren. noch trübere folgten, ein ſchmächvolles Geſchicf für das deutſche Volk gee An gebrochenem Herzen über das Unglück ihres Volkes ſtar jene ächte deutſche Frau, die Mutter unſeres Kaiſers: die Königin Louiſe. Sie ahnte damals wohl kaum, daß der Rächer ihres Leides ſchon geboren war. Groß war unſer Kaiſer ſchon vor einem Dezennium er iſt noch größer geworden im Laufe der letzten 10 Jahre. Er wird in der Geſchichte eine Rieſengeſtalt an⸗ nehmen, von der wir uns heute noch nichts träu⸗ men laſſen. 5 Der große Feldherr hat ſeinen Ausgang zu ſeinem Kriegs⸗ ruhme von dieſer Stadt aus genommen. In den Freih kriegen pflückte er die erſten Lorbeeren, aber das Jahr 1815 iſt ein ungetrübt freudiges nicht geweſen. 83 Mit elementarer Gewalt pochte es im Jahre 1848 an die Pforten des deutſchen Volkes; wohl blieb es beim? ſuche, aber doch traten bald Anzeichen hervor, die zeigten, daß die Geburtsſtunde des deutſchen Volkes herannahe und es begann zu kreiſen im Gemäuer des alten Kyffhäuſer. Jene Rieſengeſtalten unſeres Jahrhunderts traten nach⸗ einander auf den Weltſchauplatz, zwar nicht mehr ein Bar⸗ baroſſa, ſondern ein Mann mit ergrautem Haare Mit mächtiger Vollgewalt hat Deutſchland in ſein Eigenthum in Schleswig⸗Holſtein eingegriffen, im Jahr 1866 wurde die orm zertrümmert, aus der niemals der rechte Guß gelingen onnte. In der Zwingburg Verſailles, unter den Augen der Pariſer iſt das deutſche Reich wieder errichtet worden. Aber auch nach ſolchen Thaten hat unſer Kaiſer der wohlverdienten Ruhe nicht gepflogen, er iſt nicht blos ein gewaltiger Kriegsheld, er iſt ein noch viel gewaltigerer Fürſt des Friedens. Die großen Allianzen des Friedens ſolgten und damit auch im Innern der Frieden nicht fehle, hat der größte Staatsmann unſerer Zeit heruntergeſchaut auch auf die tieferen Schichten des Volkes. Sehen Sie jetzt nach Berlin, da ziehen Botſchafter hin aus der ganzen Welt, deutſche Fürſten und das deutſche Volk, um die liebgewonnenen Züge des Kaiſers zu ſehen. Ueberall, wo Deutſche auf der Welt wohnen, wird heute oder morgen ein Kaiſerfeſt gefeiert und unſeres Kaiſers mit höchſter Achtung gedacht. Und wir Deutſche ſollten das nicht thun? Wir, die wir ihm die Wiedervereinigung der deutſchen Stämme danken, wir, die wir mit Stolz heute ſagen dürfen: Wir ſind Deutſche! Baden hat doppelten Grund, ſich ſeines Kaiſers zu freuen, hat er doch von ſeinen beiden Kindern, den Sohn dem Reiche und unſerem reichstreueſten Fürſten die einzige Tochter gegeben. Hierher in unſer Land kommt alljährlich der Kaiſer zu den Seinen, um in ihrem Kreiſe von der Arbeit ſich zu erholen. Und vollends wir Mann⸗ heimer haben allen Grund, uns unſeres Kaiſers zu freuen, ich habe das ſchon vor 10 Jahren geſagt: hier hat im Jahre 1814 der Kaiſer ſeinen erſten Waffengang unternommen und ſeinen Siegeslauf begonnen zu allen den Herrlichkeiten, die ich heute kaum andeuten kann. Ich möchte der Behörde der Stadt Mannheim anheimgeben, den Gedanken aufzunehmen. dieſe Stadt durch ein Denkmal, würdig unſeres Kaiſers, für alle Zeiten kenntlich zu machen. 5 Ueber dem Haupte unſeres Kaiſers waltete die gütige Vorſehung. Neben dem ſilbernen Kranze ruht der goldene Kranz des glücklichſten Ehelebens und er blickt hinab auf 3 Generationen ſeiner Familie. Wir wollen dem ſichtbaren Walten dieſer gütigen Vorſehung nachempfinden, indem wir uns von den Sitzen erheben und die gütige Vorſehung bitten, daß ſie unſeren Kaiſer ihren gütigen Schutz nehmen möge, als Kaiſer von Deutſchland, als das Haupt unſerer mäch⸗ tigen Herrſcherfamilie der Hohenzollern, als den hohen Kriegs⸗ herrn unſerer tüchtigen Armee, als den Schutz und Hort des geſammten deutſchen Volkes! Und zum Zeichen, daß Ste mit dieſem Gelöbniſſe, mit dieſem Wunſche, mit dieſer Bitte einverſtanden find, bitte ich Sie auch noch dem zuzuſtimmen, was ich Ihnen jetzt ſagen werde: „Seine Majeſtät der deutſche Kaiſer lebe hoch!“ Den begeiſternden Worten des trefflichen Redners hatte die Verſammlung in athemloſer Spannung gelauſcht, mit unwiderſtehlicher Gewalt wurde dieſelbe fortgerſſſen zu einem ſtürmiſchen Hoch, wie es feierlicher kaum jemals den großen Saal durchbrauſt hat. Die Hymne aus dem Kaiſermarſch mit ihren ernſten Klängen ſchloß ſich der glanzvollen Rede würdig an. 4 Mit dem Toaſte auf unſeren Landesherrn, den Groß⸗ herzog von Baden und ſein Haus ſchloß ſich der als hervor⸗ ragender Redner bekannte Herr Oberſtlieutenan! von Fiſcher⸗Treuenfeld vom Infanterie⸗Regiment an. Sein Hoch gilt dem Großherzog von Baden, der einſt die Brücke gebaut hat, welche heute Nord und Süd mit einander verbindet. Mit vollem Rechte betonte darauf Herr Thorbecke, der Feldmarſchall unſerer nationalen Partei, daß man ſich das hehre, mächtige Bild unſeres Kaiſers nicht denken könne, ohne die gewaltige, markige Geſtalt des eiſernen Kanzlers, des Fürſten Bismarck daneben; zwiefach marckig an Geſtalt und an Geiſt. Wenn dereinſt von der Geſchichte ſein Bild gezeichnet wird ohne alle Bitterkeit und ohne jegliches Nebenwerk, dann wird auch die ſchönſte Eigen⸗ ſchaft ſeines mächtigen Weſens am hellſten leuchtend hervor⸗ treten: ſeine glühende Vaterlandsliebe. Mit jugendlicher Kraft hält er noch heute das Steuer des Staates in ſeiner feſten Hand und wie immer, ſo ſei auch heute der Wunſch aus vollem Herzen feierlich ausgeſprochen: Lang lebe Fürſt Bismarck zur Wohlfahrt des Reichs, zum Segen des Vater⸗ landes, zum Heil des deutſchen Volkes! Als ſich der Jubel gelegt und die kräftigen, markigen Klänge des von unſerem Iſenmann komponirten, zum Volks⸗ liede gewordenen Männerchors„Steh feſt, du deutſcher Eichenwald“ verrauſcht waren, feierte Namens der Stadt Herr Stadtverordneten⸗Vorſteher Stockheim den General⸗ feldmarſchall Grafen v. Moltke und die deutſche Armee in überaus gewandter mit vielem Beifall aufgenommener Rede. Der ächte, würdigſte Repräſentant unſerer glorreichen Armee iſt der alte Feldmarſchall Moltke, jener Armee, der wir heute einen 16 Jahre dauernden Frieden verdanken und deren ſtarke Stellung wir nicht ſchwächen dürfen, wenn ſie im Stande ſein ſoll, uns auch fernerhin die Segnungen des Friedens zu erhalten. Als ein leuchtendes Beiſpiel ſoldatiſcher Treue und kriegeriſchen Muths, ſchon zu ſeinen Lebzeiten unſterblich, ragt an der Spitze unſeres Heeres die eherne Geſtalt des großen Schweigers, dem zugleich mit der Armee das Hoch gilt. Namens der Armee dankte Herr Oberſtlieutenaut v. Beulwitz vom Leibdragonerregimente, indem er ſein Glas auf das Wohl der Stadt Mannheim und ihre glückliche Zu⸗ kunft leerte. Als ein Meiſterwerk deutſcher Redekunſt baute ſich die der deutſchen Treue geweihte Rede des Herrn Direktors Vogelgeſang auf, welcher in der gemüthvollſten und doch in formvollendeter Weiſe des deutſchen Vaterlandes ge⸗ dachte. Vielgeſtaltig iſt der Boden des deutſchen Landes, viel⸗ eſtaltig ſind die Stämme, die darauf wohnen, in ihren Charaktereigenthümlichkeiten, einig aber ſind ſie alle in ihrer Liebe zur Heimath, in der Liebe zum Vaterlande. Wir hehalten uns vor, die an ſinnigen Gedanken und guch an friſchem Humor reiche Rede gelegentlich nach unſeren ſtenograph. Aufzeichnungen unſeren Leſern mitzutheilen. All⸗ mählich rückte unter den Klängen der treffli hen Muſik, welche mit Männerchören abwechſelten, die zwölfte Stunde heran. Der Augenblick, in welchem Kaiſer Wilhelm in ſein 91. Lebensjahr trat, durfte nicht ungefeiert vorübergehen. In ſeiner bekannten markigen, militäriſch ſtrammen Weiſe ü nahm es darum Herr Direktor Kopp, dieſen Augenblick zu feiern, der unter den Klängen der„Wacht am Rhein“ erwar⸗ En . Sene 8 15 Seneral⸗Anzeiger: 28. Marz. tet wurde. Mit dem erſten Schlag der mitternächtlichen tunde durchbrauſte ein gewaltiges Hoch, vielleicht das erſte am eigentlichen Geburtsfeſte des Kaiſers, den weiten Saal. Die Reihe der offiziellen Toaſte war erſchöpft, die 12. Stunde erſchien, damit trat die Gemüthlichkeit in ihre vollen Rechte. Noch war aber nicht der Jugend gedacht worden, welche drum Herr Rechtsanwalt Baſſf ermann, der Lieb⸗ ling ſeiner politiſchen Freunde, mit jener gewinnenden Lie⸗ benswürdigkeit feierte, welche dieſen Redner auszuzeichnen pflegt. Die Zukunft der Stagten ruht auf ihrer Jugend. Auf blut⸗ Etränkten Schlachtfeldern iſt unſere deutſche Jugend von Sieg zu jeg geflogen, unſere heranwachſende deutſche Jugend hat ſich in dem Getriebe und den Kämpfen der politiſchen Par⸗ teien ſtets den rechten Sinn, den Patriotismus zu erhalten perſtanden und ihr Herz iſt ſtets da zu finden, wo die Vater⸗ landsliebe glüht Ein neues patriotiſches Geſchlecht wächſt uns heran und glücklich geht di„Saat auf, welche auf den blutgedüngten Schlachtfeldern geſegt worden. Der Jugend vor allem ruft er zu: Laßt Euch das herrliche Reich nicht verderben! Der Dankespflicht gegenüber den Veranſtaltern des ſchönen er genügte Herr Fritz Hirſchhorn in ſeiner ekannten herzlichen und gemüthvollen Weiſe, dem Damen⸗ or, der ſich inzwiſchen ſehr ſtark gelichtet hatte, brachte Herr horbecke ſein Glas, einen militäriſchen Salamander auf das von hier ſcheidende Leibdragdnerregiment kommandirte unter großem Jubel Herr Jakob Hoch, der Vorſtand des zer Elubs, weſchem Herr Oberſtlieutenant von Beulwitz 5 herzlichſter Weiſe dankte mit einem neuen Hoch auf die tadt Mannheim. Wenn wir noch zum Schluſſe des muffkaliſchen, vor allem des vokalen Theils der Feier gedenken, ſo fühlen wir uns verpflichtet, den Leitern und Veranſtaltern dieſes Genuſſes Auſeren herzlichſten Dank auszuſprechen. Unter Langer's Leitung wurde von den Sängern des badiſchen Sängerbundes, die in ſtattlicher Zahl erſchienen waren, Lachner's majeſtäti⸗ es„Magte imperator“ mit imponirender Gewalt zum Vor⸗ trag und Ausdruck gebracht, und das ächte deutſche Volkslied, das in unſerem Iſenmann den hervorragendſten Vertreter zur 70 beſitzt, deſſen Männerchor„Steh' feſt du deutſcher chenwald“ in finniger Wei Vortrage gewählt worden Par, pflegt ſtets auch deutſch( Männerherzen zu erobern. Zur Feier des Tages hatte Herr Muf trektor Angerer das von errn J. Geber gebichtete Kaiſerlied componirt. Dieſer wuchtige Männerchor, der Unter feierlicher Inſtrumentalbe⸗ gleitung zum gewaltigen Fortiſſimo anſchwellt und plötzlich in ein zartes für Bariton⸗Solo geſchriebenes Adagio übergeht, au das ſich wieder ein majeſtätiſcher Chorſatz anſchließt, muß ets durch den prächtigen Contraſt der darin ausgedrückten aft und der Milde entzücken. Der Componiſt und der Dichter haben mit dieſem Werke ſich felbſt wie nicht minder den geſtrigen Tag geehrt, der impoſante Männerchor, dem wir die glücklichſte Zukunft in Ausſicht ſtellen, mußte auf ſtürmiſches Verlangen wiederholt werden. In dem Bariton⸗Solo zeichnete ſich Herr Küllmer, der über eine kräftige, außerordentlich ſympathiſche Stimme verfügt, durch den ſchönen, ſeelenvollen Vortrag rühmlichſt aus. Der Morgen war ſchon angehrochen, als wir ſchwerenHerzens zwar, aber eingedenk unſerer Berufspflicht, die uns an den Schreibtiſch rief, das herrliche verlaufene Feſt verließen. Als ächte Ritter der Gemüthlichkeit hatten ſich die Feſtgenoſſen bereits enger geſchaart und der„Ulk“ war in ſeine Rechte getreten. Die Rednerbühne wurde von der jüngeren Gene⸗ ration in Beſchlag genommen und die Wogen der Fidelität gingen ſchon ſehr hoch. Wir aber, wie wohl jeder, der als Feſtgenoſſe dieſer erhebenden Feier angewohnt hat, nehnen die ſchönſte Erinnerung davon mit hinüber in unſer alltäg⸗ liches Leben. Wir freuen uns, daß ſich in unſerer Stadt die rechten Männer ſtets zuſammenfinden zur rechten That, zur flege vor Allem des nationalen Sinnes und der Liebe zu aiſer und Reich. Der Tert des von Herrn J. Geber gedichteten, von Herrn Angerer mit ſo vielem Geſchick und Glück kompo⸗ mirte Kaiſerhymne iſt folgender: Raiſerlied. 804 dem Kaiſer, Deutſchlands Kaiſer, och Germania, hurrah, hoch! Gott erhalte unſern Kaiſer, Der mit uns gen Frankreich zog. Den im 97 59 wir verehren., Den im Kampf wir treu umſteh'n, Wenn dem Feind die Grenz' wir wehren, Wenn des Reichs Kriegsfahnen weh'n. Wollen ſein ein Volk der Liebe, Glücklich in der Heimat Land. Unſ're Flotte künde Frieden, Kehrt ſie ein an fremdem Strand. Sollt der Feind zur Wehr uns mahnen. Gr eifen wir zum deutſchen Schwert. ollerns Stamm führt unſ're Fahnen, eil dem Kaiſer, ſiegbewährt! Läutet Glocken zum Gebete Fie des Vaterlandes Heil: leib es einig, frei und mächtig. Aun werd ihm ſtets zu Theil, — hm, dem unſer Blut wir weihen, em auf Erden keines gleich Mög' Gott Segen ihm verleihen Heil dem Kaiſer, Heil dem Reich. Im Laufe der geſtrigen Jeier machte Herr Präſident Eckhard der Jeſtverſammlung die frohe Mittheilung, daß das Geſammt⸗Comite beſchloſſen habe, an den deutſchen Kaiſer ein Glückwunſch⸗Teiegramm zu richten und zwar durch den beſten Vermittler und Inter⸗ preten, welchen wir Badener am kaiſerlichen Hofe beſitzen, nämlich durch Niemaud Anders, als durch unſeren hochver⸗ ehrten, geliebten Großherzog. Der Wortlaut des Telegramms iſt folgender: Sr. Kgl. Hoheit Grond der Friedrich von Baden zu Verlin. Straßen und Plätze Maunheim's ſtrahlen im eſtſchmucke glünzender Deleuchtung. Die geſammte evölkerung feiert den Ehrentag des Kaiſers. So⸗ eben beantwortet eine große Feſtverſammlungz das auf den Gefeierten ausgebrachte Hoch mit ſtürmi⸗ ſchem Jubel. Die Verſammlung ſtellt an Eure Kgl. Hoheit die ehrerbietige Bitte, Seine Majeſtät zu gerſichern, daß die Stadt Mannheim, wie ihrem andesherrn, ſo dem deutſchen Kaiſer in Liebe und reue ergeben iſt. Der Vorſtand 8 ar C. auf Abends traf von den Reichstagsabgeord⸗ ——85 11755 cipi aus Berlin folgendes Te le⸗ ramm ein, welches Herr Präſident Eckhard unter re Begeiſterung der Verſammlung zur Vorleſung te: achgen 21. März. Gruß und Glücwunſch ſenden die Freunde aus der Reichshauptſtadt den im Saalbau verſammelten Feſtgenoſſen. Soeben bringen die Studenten dem von Fürſten und Abgeſandten aus allen Theilen der Erde umgebenen greiſen Fafſer durch eſnen groß⸗ artigen Fackelzug ihre Huldigungen dar. Stürmiſche Ovationen werden dem gewaltigen Kanzler, ſowie dem Grafen Moltke gebracht. Ein unabſehbarer Menſchen⸗ ſtrom wogt durch die Straßen. Ein ſchöner Tag iſt es und aus hunderttauſend Herzen kliugt es jubelnd zum Himmel: Gott ſchütze den Kaiſer! Diffens. Scipio. DDB.tHHHHBBBBKBAABBBBBB—— Aus Sitadt und Land. *Maunheim, 22. März 1887. „Zur Kaiſerfeier. Unſeres erhabenen, geliebten Hel⸗ denkaiſers 91. Geburtstag iſt erſchienen. Kein Kaiſerwetter zwar iſt es, das uns der Himmel heute beſchieden hat. Jupiter Flurius macht ein gar griesgrämiges Geſicht und hat ſchon in aller Frühe ſeine Schleuſen geöffnet, um uns den heute ſo unwilffommenen Regen zu ſpenden. Doch mag er ſeine unfreundliche Miene auch am heutigen Kaiſertage beibe⸗ halten, mag er der freundlich lächelnden Sonne den Vorrang heute ſtreitig machen und ſo auch vielleicht manche Feierlichkeit ſtören, eines ſoll und kann er uns nicht ſtören und nicht rauben: Die Freude an dem heutigen Jubeltage. — Laut dröhnende Böllerſchüſſe verkündeten uns heute in aller Frühe den Aubruch des einzig in ſeiner Art in der 1 des deutſchen Volkes daſtehenden Feſttages. Feierliches Glockengeläute ertönte von den Thürmen der Kir⸗ chen unſerer Stadt und vereinigte ſich mit den Klängen, die uns herühertönten von unſerer Schweſterſtadt Ludwigs⸗ afen. Mit klingendem Spiel, trotz dem ſtarken Regen, zog unſere wackere Grenadierkapelle durch die Straßen der Stadt, während die Dragonerkapelle feierliche Choräle von dem Rath⸗ hausthurme erſchallen ließ. Feſtlich geſchmückt iſt unſere Stadt; zahlreich, zahlreicher denn je ſind die Häuſer, welche Ellaggt haben, und während wir dies ſchreiben findet in der rinitatiskirche feierlicher Feſtgottesdienſt ſtatt, bei welchem von manchen Lippen als heißes Gebet zum Himmel die Bitte emporſteigen wird„Gotterhalte, Gokt ſchütze unſern geliebten, greiſen Heldenkaiſer Wilhelm! * Unſere Feſtuummer. Die äußere Ausſtattung un⸗ ſerer geſtrigen Feſtnummer, ſowie das von Herrn Julius ollf hier berfaßte und unſerm Blatt freundlichſt zur Verfügung geſtellte Gedicht, hat allenthalben ſo großen An⸗ klang gefunden daß vielfache Anfragen an uns ergangen ſind, ob wir nicht geneigt wären, einen Separatabdruck der lußſen Seite unſeres geſtrigen Feſtblattes bewerkſtelligen zu laſſen, welcher ſich zum Einrahmen eignen würde. ir ha⸗ ben dieſem vielfach e Wunſche gerne entſprochen und machen unſerem Leſerkreiſe die Mittheilung, daß ſolche Separatabdrücke auf feinſtem Carton bereits hergeſtellt⸗ und in unſerer Expedition à 10 Pfennig das Stück käuflich ſind. Beleuchtung des Lindenhofes. Trotzdem der Lindeuhof ſtets von vielen Seiten über die Achſel angeſehen wird, hat ſich derſelbe bei der geſtern Ahend ſtattgefundenen Beleuchtung glänzend hervorgethan. Viele hunderte von Lichtern ſtrahlten weithin in die Dunkelheit und bot beſonders die Dr. Propfeiſche Häuſerreihe einen ang de feenhaften Anblick dar, welcher allgemeinen Beifall ſeitens der Paſſanten fand, Leider war es den Bewohnern nicht gut möglich auch mit ihren Frauen und Kindern die Feſtlichkeiten in der Stadt in Augenſchein zu nehmen, da die Wege in Folge des einge⸗ tretenen Tau⸗ und Regenwetters nicht an paſſiren waren. Zur Kaiſerfeier. Das Feſt⸗Eomite gibt bekannt, daß die Illumination, Aenen dieſelbe an den ſtädtiſchen Ge⸗ bäuden, ſowie an den Brunnen auf dem Markt⸗ und Parade⸗ platz durch Gas bewerkſtelligt wird, heute, am Hauptfeſt⸗ tage, Abends halb 8 Uhr wiederholt wird und knüpft daran die Bitte, daß auch Private, welche mit Gas ihre Häuſer be⸗ 1 5„ die Illumination morgen ebenfalls wiederholen möchten. (., Weinheim, 21. März. Wie allerorts ſo ſieht man auch hier alle Hände ſich regen, den neunzigſten Gehurtstag unſeres theuren Heldenkaiſers würdig zu feiern. Neunzig ahre in Glaube, Kampf und Sieg! Bewegt von Hank 3u ott ſchauen wir ehrfürchtig und bewundernd auf zu unſerem ruhmreichen edlen Fürſten, dem Urbild deutſcher Kraft und deutſcher Treue. Höher ſchlagen am morgigen Tage die Herzen ſeiner treuen, dankerfüllten Unterthanen und heiße Bii und Gebete ſteigen auf aus feder echten deutſchen Bruſt. Doch auch äußerlich und durch allerlei Feſtlichkeiten müſſen wir unſerer Freude, unſerer Herrſcher treue Ausdruck geben und ſe wird auch darin unſere Skadt hinter anderen nicht Bereits heute am Vortage ſind viele Häuſer eflaggt und geſchmückt und auch die Auslagen von den Schau⸗ fenſtern geben von der bevorſtehenden Feier vielſach Funde. Heute Abend wird der Feſttag durch G ockengeläute, Böller⸗ ſchüſſe und Freudenfeuer auf dem Wagenberg eingeleitet, um halb 8 Uhr giebt es einen Fackelzug der außerordentlich im⸗ 9 1 55 zu werden verſpricht und danach findet ein großes Feſtbankett im Saale zur„Eintracht“ 1991 Morgen Dienſtag wird ſodann in der Stadtkirche Feſtgottesdienſt abgehalten und Nachmittags findet Feſteſſen im Hotel zum„Pfälzer Hof“ ſtatt. Auch das z. Z. hier weilende Theater läßk es ſich nicht nehmen, den Ehrentag unſeres verehrten Kaiſers beſonders zu feiern und ſo kündigt uns Herr Weinſtätter eine außer⸗ ordentliche Feſtvorſtellung aun, in der bei feſtlich ge chmückter Bühne ein Feſtprolog von Frau Weinſtätter geſprochen wird, worauf das einaktige Lebensbild„Das eiſerne Kreuz“ von Ernſt Wichert, ſowie das hübſche Benedix ſche Luſtſpiel Eigenſinn“ zur Aufführung kommen. Wir wünſchen Herrn Weinſtätter eine recht gute Einnahme Uebrigens dürfen wir nicht vergeſſen zu erwähnen, daß auch der Jugend durch eine Schulfeier im Schulhauſe ihre Feſtlichkeit nicht fehlen wird. Ludwigshafen, 21. März. Die Illumination des —— Abends zu Ehren unſeres Kaiſers war eine über alles rwarten großartige; wo man auch den Blick hinwenden mochte, überall ſtrahlte einem heller Schein entgegen. Seit den ewig denkwürdigen Tagen des Jahres 1871 hat die hie⸗ ſige Stadt keine ſolche Beleuchtung mehr geſehen. Alles wett⸗ eiferte gegenſeitig in der größtmöglichſten Entfaltung des Lichterglanzes. Einen geradezu überwältigen Eindruck machte der Marktplatz, alles war ein Flammenmeer; nicht minder Eindruck machte der ſogenannte fünfſtöckige Bau, der bis unter den Firſt in hellem Glanz erſtrahlte. Das Directionsgebäude der Eiſenbahn mit den tauſenden von leuchtenden Flämmchen, erſtrahlte die Ludwigsſtraße, die Bismarckſtraße, die Oggers⸗ heimerſtraße und anderer mehr. Auch auf dem Hemshof war die Illumination großartig; hier war es befonders die große Fabrik, welche dem Auge ein blendendes Schauſpiel bot. Unſer Stadthaus hatte ebenfalls illuminixt, ober der Einfahrt ſtrahlte ein aus vielen hunderten von Gasflämmchen gebildetes Wherab, über welchem ſich die Kaiſerkrone erhob.(Das Schulhaus neben der katholiſchen Kirche war dagegen in die tieſſte Finſterniß gehüllt.) Gegen 7½ Uhr ſetzte ſich ein mächtiger Fackel, und Lampionzug durch die Straßen der Stadt und des Hemshofs in Bewegung. Als derſelbe an der roteſtantiſchen Kirche vorbeiging, erſtrahlte von dem Thurm erſelben rothes bengaliſches Licht, weithin alles mit ſeinem arbigen Schein überdeckend. Am Marktplatz wurden die ackeln zuſammengeworfen, die„Wacht am Rhein“ geſungen und der Platz bengaliſch heleuchtet, worauf ſich die Theilnehmer vom Zug zerſtreuten Eines hat der heutige Abend zur Edidenz bewieſen: die jüngſte Stadt am deutſchen Strom, ſteht der älteſten nicht nach. wenn es gilt, den patriotiſchen Geiſt zu bethaͤtigen. Handel und Verkehr. Hannhslmer Fettvlehmarkt vom ę1 März 1887. Es waren belgs. erieben: 39 Oehsen, 369 Schmalvieh und Farren, 151 Kälber, 435 Schweine, 17 Milchkühe und 4 Schafe. Die Preise stellten sich pre 400 Ko. Schachtgewicht: Ochsen 1. Qual. 128. 2. Qualität 120 Nk. Schmalvien und Farren 1. Qualität 120., 2. Qual. 100 Mk., Kälber 1. Qual. 140., 2 Qualit. 180 Mk., Schweine 1. Qual. 108 KM. 8. Qual. 104 M Milchkühe per Stück 350—200 Mk., Schafe per Stüek 30—06 Mk., Zusammen 1085 Stück im Gesammteribs von 140,024 MI. MHannhelm, 21. März,(Victualienmarkt.) Neues Rothkraut dentscheg 27 Kopf 10 bis 15 Pig,, Holländ. 25 bis 30 Pfg., Weisskraut 10 bis 13 Ig. im Hundert 0 bis 0 Mk. Wirsing 9 bis 0 Pfg,, Blumenkohl 20 big 30 Plg., Kopfsalat 0 pis 0 Pig., Endiylen 0 pis 0 Pfg., Meerretti Stange 10 bis 15 Pfg., Zwiebeln per Stück 1 bis 2 Pfg., per Gebuncz bis 8 Plg., Sehwarzwurgel per Gepund 15 bis 20 Plg., Sellerie per Kopf 3 bis 5 Pfg., Lauch per Stengel 2 bis 3 Pfg., Roth- Rüben per Stück 1 pis 8 Plg., Weisse-Rüben 9 bis 0 Pfg., Karfoffel per Gtr..80 38.00., do. weisse amerik..50-4,., 17 Mässch. 14 bis 18 Pf., Bohnen per Port, 00 bis 90 Pfg., per Tuch 0 bis 0., Winterlattich per Port, 20 Pfg., Molkenkäse pr Stliek 18 bis 24 Pfg., Handkäse per Stück 3 bis 9 Pfg. Butter per Pfund.10 bis.20 Hk., Ballenbütter 1 Mk. Eler per Stück 5 bis 9 Pfg., Aepfel per Gtr. à bis 00 Mk., Auserlesens er Stück 3 bis 5 Pfg., Birnen per Otr. d pis oô Mk., Auserlesene per Sttek bis 5 Pl, Rosenkohl per Portß. 20 bis 90 Pf., Nüsse per Viertel 8 bis 75 Pf., Rettiche per Stülek 2 bis 4 Pig., Gelbe Küben per Geb, 5 bis 4 Pfg., Magere Gänge—4 Mk., Hahnen 1,80—2 Mk., Enten.80 bis 2 Mk. fette Gänse per Stück 0 bis 0 Mk., geschlachtete Zieklein per Stück —. bie—.— Mk., Feldhasen per Stück M..00. Fisch-Markt: Hecht per Pfund.20 bis.80 Mk., Karpfen 90 bis .10 Mk., Barben 60 bis 70 Pfg., Bärsche 70 bis 80 Pfg. Aa! 1. 10 bis 1,20 Mk., Schlate 80 Pfg., Backfisch(Weissfische) 25 bis 30 Pfg. Hannhelm. 21. März.(Mannheimer Börse. FProduktenmarkt.) Weizen, Pfälzer 18.75—19.— Gerste, hierländische 15.——156 „ norddeutscher 18.50—18.75„ Pfälzer 15.25—15,%75 7 Redwinter II 20.—20.—„ Azeier Gegend 17.—17.— 15 3 19.75—20.— Hafer, Badischer 11.75—12.— 75 Saxonska188fr 20.—20.— 75 Württ. Alp. 12.75—13.— 755 1884r 19.75.——.— Mais Amerik. Mixed. 18.——18. 55 18845 19.25- 19.35 Donan 12.—12.— „ o Plats——.— Kohlreps, deutsche 24.——24.— Kernen 18.75—19.—Branntwein 100 Ts. 88.——89.— Roggen, Pfälzer 15.——15.— LHeingl, in Part. 51.—50— Russischer 14.——14.— Rüböl, in Part. 50.— 50 14.——14.— Petrol. Wagl..— Jr. 00 0 2 izegrashl! N 2J2JJJ.. 00, 24.50—25. 20.——— Roggeamehl Nr. o) 24.—24,50 1) 20.—.20.50. Vandenz. Getreide unverändert. Wanuheim, 21. März e Die neue Woche degann mit einer recht ruhigen Börſe Doch war die Tendenz inn allgemeinen recht feſt. Anilin⸗Actſen unverän⸗ dert. Eichbaum Brauerei⸗Aetien wie vorgeſtern gefragk; etwas höher waren jedoch Abgeber am Markte. Schwetzinget Brauerei offerirt und 1% nachgebend. Badiſche Rück⸗ und Mitverſicherungs⸗Actien ca. M. 15.— höher geſucht und wa⸗ ren auch hier zu etwas erhöhtem Courſe Verkäufer Württemb. Transportverſicherungs⸗Actien zum letzten ittel⸗ herrſ umgeſetzt. Für Mannheimer Verficherungs⸗Acten herrſcht immer noch rege Nachfrage. Wir notiren: Anilin⸗ Actien 216 G. 217 Beſ Eichzaum Brauerei 162½ G. 169 Brf. Schwetzinger 66 Brf. Bad. Rück⸗ u. undere Actien 680 G. 690 Brf. Württemb. Transportverſicherungs⸗ Actien 785 bez. Mannheimer e 850 Geld. Am 22. findet anläßlich des Geburtsfeſtes S. M. des deutſchen Kaiſers kein Verkehr ſtatt. Neueſte Nachrichten. Berlin, 21. März. 9 Uhr 10 M. Abds. Berkin trägt ſchon ſeit geſtern eine feſtliche Phyſtognomie. Vieſe Tauſende von Fremden ſind aus Anlaß des kaiſerlichen Geburtstages hier eingetroffen. Die fürſtlichen Gäſte, einige achtzig an der Zahl, ſind nunmehr angelangt: Hof⸗ und Galawagen durcheilen in einer M enge, wie ſie ſelten zu beobachten iſt, die Straßen. Der König und die Königin von Sachſen ſind mit dem Prinzen Gzorg Friedrich Auguſt und der Prinzeſſin Mathilde Nachmittags 3 Uhr hier eingetroffen. Sie wurden vom Kronprinzen am Bahnhof empfangen und nach dem königl. Schloſſe geleitet. Der Kaiſer ertheilte Nachmit⸗ tags im Beiſein des Staatsſekretärs Bismarck dem päpſt⸗ lichen Geſandten Galimberti, ſowie den Spezialgeſandten Portugals, Spaniens, Hollands, des Sultans, Japans, Griechenlands, Serbiens, Chinas und der ſuͤdafrikaniſchen Republik Audienz. Das Palais des Kaiſers war geſtern und heute in den Mittagsſtunden von Tauſenden um⸗ lagert, denen ſich der Kaiſer auch an dem bekannten Eck⸗ fenſter zeigte. Es wird zuverläſſig mitgetheilt, daß der Kaſſer morgen eine große Anzahl von Gnadenerweiſungen voll⸗ ziehen wird. Ob eine Amneſtie erfolgen wird, ſcheint fraglich. In der Hauptſache ſcheint es ſich um Ordens⸗ verleihungen und Beförderungen zu handeln, unter an⸗ derem ſoll der Leibarzt des Kaiſers, Dr. v. Lauer, eine Dotation von 300,000 Mk. erhalten. Berlin, 21. März. Der Reichstag wird, da die zweite Leſung des Etats ſich doch nicht ſo raſch erledigt, als man geglaubt hat, ſeine Oſterferien erſt au 30, März beginnen. Allgemein nimmt man an, daß bald nach der Oſterpauſe dem Reichstage Steuervorlagen zu⸗ gehen werden.— Das Herrenhaus beräth Mittwoch die Kirchenpolitiſche Vorlage. Man erwartet große De⸗ batten und rechnet auch auf die Theilnahme des Reichs⸗ kanzlers, denn in den Kommiſſionsverhandlungen hat die Regierung ihre Stellung zu den Abänderungsanträ⸗ gen noch unklar gelaſſen. Wien, 21. März. Die ſerbiſche Geſandtſchaft erkluͤrt die Meldung einer Militärkonvention zwiſchen Oeſterreich und Serbien für total erfunden. Wien, 21. März. Der Kronprinz Victor Emanuel von Italien ſoll ſich mit der Erzherzogin Margerethe von Oeſterreich verloben. Paris, 21. März. Der Gemeinder ath von Marſeille wurde wegen der bereits gemeldeten Demonſtration für die Kommune ſuspendirt. Der Miniſterrath wird morgen die Auflöſung des Gemeinde⸗ raths dekretiren. Petersburg, 21. März. Die Hauſuchungen führten zur Entdeckung von Werkſtätten der Nihiliſten; eine iſt in Petersburg, die Mehrzahl in der Umgegend, in Paw⸗ lowsk und in Strelna, gefunden worden. Zwei der Attentäter ſind nicht mehr am Leben: ſie vergifteten ſich bei der Gefangennahme. ———— Br.— Herausgeber: Dr. Jur. Hermann Haas. Verantwortlich: Für den redactionellen Theil: 8. Harder. Für den Reklamen⸗ und Inſeratentheil: F. A. Werkte. Rotgtionsdruck und Verlag der Dr. H. Mann giſchen Zut⸗ Druckerei, ſämmtlich in abebn, d. Se Viſttenkarten von der einfachſten bis zur feinſten Ausführung em⸗ bpfieblt billigſt 2861 Joh Heiur. G ſolid angefertigt bei R. Steinbrunn, Friſeur, G 2, 16 Herrenhemden nach Maaß werden auf das Feinſte und Billigſte gearbettet. Näheres U 1, 17, 4. Stock. 2908 werden von aus⸗ gekämmten Haaren von 80 Pf. an ſchön u. Jiener Co n B früher alte Post. Kaſten⸗ u. nfections-Haus beſindet ſich nicht mehr in E 2, l8, ſondern Planken Echladen Polſtermöbel, Spiegel, Betten, Matratzen ꝛc. 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Es knüpfen ſich Erinnerungen an die Stelle, die es mir wünſchenswerth machen, dieſelbe noch einmal zu beſuchen.“ Der alte Mann dachte einen Augenblick nach. „Aber welch' nützliche Be⸗ ſchäftigung könnte ich an dieſem Platze finden?“ fragte er,„ich glaube kaum⸗ daß ich kräftig genug bin zum Zerſägen von Baumſtämmen.“ Sein Begleiter lachte ſo herzlich, daß Grindley, der ſolch fröhliche Laune au dieſem nicht gewöhnt war, unwillkürlich mitlachen mußte. „Ernſthaft geſprochen“, ſagte der alte Advocat,„es wird doch ein Dorf in der Nähe des Platzes ſein, von dem Sie reden, und ich könnte in der Schule deſſelben durch Unterrichtgeben Beſchäftigung finden. Ich bin ein guter Rechner und mein Latein habe ich auch noch nicht ganz vergeſſen, aber ich fürchte, Latein wird in der Dorfſchule kaum gebraucht werden.“ Carrel freute ſich über die unſchuldigen Pläne ſeines Gefährten und wollte ſeinen Eifer nicht dämpfen. „Warum nicht?“ fragte er,„Bauernjungen würden deshalb nicht übler daran ſein, wenn ſie lernen würden: quid faciat laetas segetes! Sie ſehen, ich habe, was ich in der Schule gelernt, auch noch nicht vergeſſen. „Ja, Sie ſind ein kluger Kopf“, ſagte der alte Mann voll Bewunderung, „es giebt nichts, was Sie nicht können.“ So unterhielten ſie ſich noch eine Weile, der alte Mann war ſeit einigen Jahren nicht ſo glücklich wie heute Endlich bemerkte Carrel, daß Mittag bereits vorüber ſei, und daß das Gehen und die friſche Herbſtluft den Appetit errege. Sie ſetzten ihren Weg noch eine ziemliche Strecke weit fort, bis f ie an ein ſauber ausſehendes Wirths⸗ haus kamen, das an der Straße lag, die nach dem ſogenannten Hainoult Walde führte. Durch einen guten Imbiß geſtärkt, machten ſie ſich wieder auf die Wanderſchaft, bis ſie endlich den Platz, von dem Carrel geſprochen, erreichten. Die Männer waren, wie zuvor, an ihrer Arbeit und ſchienen luſtig und guter Dinge zu ſein. „Wie weit iſt es nach dem nächſten Dorfe?“ fragte Carrel. Die Leute hielten inne mit ihrer Arbeit, da ſie durch das Geräuſch der Säge nichts verſtanden und Carrel wiederholte ſeine Frage: „Gute zwei Meilen von hier, Herr“, ſagte einer der Männer. (Fortſetzung folgt.) ———ů Neuer Tanz⸗Eurſus im Saale des„Schwarzen Lamm.“ Chr. Schreckenberger, Tanzlehrer. Tapezier-Arbeiten werden dauerhaft und ſehr billig verferttg 2199 K 3, 12, 2. Stock. Bilder und Spiegel werden ein⸗ gerahmt. G 7, 2a. 2098 werden gut und billig geflochten. 217 5, 18 Maſchinenſtrickereien jeder Art werden ſchnell u. billig beſorgt. 2045 ZF 1, 2. 4. St., neuer Siadttheil. Roman Beilage „General⸗Anzeiger“ (Mauuhrimer Volksblatt und Handelszeitung.) Kampf um's Daſein. Original⸗Roman von Moy Thomas aus dem Engliſchen von R. Heß. (Nachdruck berboten, 6¹ (Fortſetzung.) „Noch ein Wort“, drängte er,„haſt Du mir das Vergangene vergeben?“ „Vollſtändig.“ „Lebewohl“, flüſterte er, während er ihre Hand erhob, die ſchwer und kalt in der Seinigen lag. „Lebewohl“, war die ganze Antwort. Frau Stapleton ſah ihrem Schwiegerſohn mit einem triumphirendem Blicke nach, als er das Zimmer verließ. „Komm, mein Kind“, ſagte ſie zu ihrer Tochter, wir müſſen unſere Vor⸗ bereitungen treffen für den kommenden Tag. Glücklicherweiſe iſt dieſes Dach, mit Allem das es birgt, noch unſer Eigenthum. Die Creditoren der Bank können uns nicht beläſtigen, und es bleibt üns noch eine Kleinigkeit, um das Leben von vorn anzufangen.“ Ein Dienſtmädchen kam herein und brachte eine kleine, lederne Retſetaſche, mit dem Auftrage von Seiten ihres Herrn, wie ſie ſagte, dieſelbe an Frau Gray zu übergeben. Die Tochter nahm die Taſche in Empfang. „Wie ſchwer ſie iſt“, ſagte ſie, dieſelbe auf den Boden ſtellend. Der Schlüſſel war mittels eines Bandes an dem Bügel angehängt. Die Mutter öffnete, ſobald das Mädchen gegangen war, haſtig die Taſche. Sie enthielt verſchiedene, bis oben gefüllte und zugebundene Leinwandbeutel. Frau Stapleton öffnete einen derſelben und band ihn ſchnell wieder zu. Weitere Nachforſchung ließen noch ein Porteffuille entdecken, das mit Banknoten von verſchiedenem Werthe angefüllt war. Gray ſchrieb, nachdem er ſich überzeugt, daß das Maͤdchen ſhren Auftrag erfüllt hatte, noch einen Brief an Laura, den er auf dem Tiſche in ſeinem Zimmer liegen ließ. Dann nahm er ſeinen Hut und verließ unbemerkt durch eine Seiten⸗ pforte, die zu dem Wege nach dem Gehölze führte, das Haus. Spät in der Nacht, fand Frau Stapleton den Brief, den Gray für Laurg zurückgelaſſen. Nachdem ſie die Vorſicht gebraucht, ihn noch ſelbſt zu leſen, kam ſie zu dem Entſchluſſe, denſelben Laura nicht zu zeigen. Sie zündete ein Streich⸗ holz an, verbrannte ihn. und warf die Aſche in den Kamin Auf dieſe Weiſs General⸗Anzeiger 28. März. AAnaeige. Meine Wohnung mit Bureau befindet ſich von heute ab in 2929 8 6. Seite. deschäfts- Bücher AnumUnUG-AMRHNMRANSCn FPACKETTAHRT-ACTIEN-GESELLSCHAFT. Directe Postdampfschiffahrt von Heamburg nach Mewyork 8 jeden flittwooh und Sonntag, 12 HAvre nach Mewyork 5 aus der Fabrik von 8 ELitera C, 19 0 ee* J. C. Künig& Ebhardtf Mannheim, den 16. März 1887. 2929 von Stettin nach Mewyork alle 14 Tage, von Hamburgg nach Westindien monatlich 8 mal, 8 von Hamburg nach Mexico monstlich 1 mal. 5 Die Post Dampfschiffe der Gesellschaft bieten bei orelchneter verpfſe 8 M 4 N N H E 1 M 2149 worzügſlene W iscgseſegentelt 20 t für Caldts- wie Zwischendecke, Falgellen Nähere Auskunft ertheilen 5 B., S, HParterre Walther& v. Neckow in Mannheim. 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Co. durch den Sebſtmord des alleinigen wie er ſich zu verhalten, falls die Ereditoren dort Anſprüche erheben ſollten. Repräſentanten des Hauſes ſeinen Abſchluß gefunden habe. Ehe er ging ſagte ſie zu ihm: 5 62. Kapitel. „Sie haben wohl gehört, Prescots, von der unglücklichen Geſchichte mit Barnardiſton u. Co.“ 5 5 „Ich habe einiges darüber gehört, Madame“, erwiderte der vorſichtige Carrel und deſſen Begleiter waren bei Zeiten auf am Morgen nach dem Prescots. Tage ihrer Flucht. Nachdem ſie gefrühſtückt, gaben ſie dem Portier des Hotels „Herr Gray entfernte ſich geſtern Abend nach einem ärgerlichen Auftritt Auftrag, ihr Gepäck in Verwahrung zu nehmen und gingen zuſammen aus, um mit mir und meiner Tochter. Er kam während der Nacht nicht zurück und ich eine Wohnung zu ſuchen. fürchte, daß ihn ſeine Sorgen zu einem desperaten Schritt getrieben haben. Ich 8 Es dieſes jetzt eine leichtere Sache für Carrel, als damals wo er dachte daher, daß es beſſer wäre, wenn ich Laura von dem Schauplatz ſolcher ſchließlich genöthigt wurde, in jenem elenden Hauſe eine Zuflucht zu ſuchen, Schrecken wegbrächte.“ Jetzt hatte er gute Kleidung, reichliches Gepäck, und vor Allem baar Geld, um Prescots verneigte ſich und ſagte:„Gewiß Madame.“ durch Vorausbezahlung jeder weiteren Nachfrage begegnen zu können. „Wenn meine Vermuthung richtig ſein ſollte und Herr Gray in dem Gehölz Seine äußeren Verhältniſſe waren für den Augenblick keine ſchlechten. oder ſonſtwo gefunden würde, ſo iſt es ſelbſtverſtändlich, daß die Leiche in das Die Beträge, welche er an Gray zurückgezahlt und die Darlehen an die Stap⸗ Haus gebracht wird.“ leton's hatten allerdings ſein kleines Vermögen bedeutend reducirt, indeß hatte Prescots verneigte ſich nochmals. er noch Geld genug um mit Grindley für längere Zeit in Zurückgezogenheit „In dieſem Falle iſt es beſſer,“ fuhr ſeine Herrin fort,„in Briefen, die leben zu können, bis die Nachforſchungen über deren plötzliches Verſchwinden meiner Tochter in die Hände fallen könnten, nichts davon zu erwähnen. Ein wieder eingeſtellt wären. Außerdem hatte er immer noch die kleine Capital⸗ Schreiben, das die Haushälterin an mich„zu eigenhändiger Beſtellung“, adreſſirt, Anlage in der Bank, von der ſie längere Zeit leben konnten, wenn es ihm nicht iſt das Sicherſte; ich möchte die Nachricht meiner Tochter ſelbſt überbringen.“ unterdeß gelungen ſein ſollte, gewinnbringende Beſchäftigung zu erhalten. Alles in Frau Stapleton's Erwartungen erwieſen ſich als prophetiſch— ein Umſtand, Allem waren die Ausſichten keineswegs ſchlechts und er ſagte zu ſeinem Gefährten: der wohl darin ſeinen Grund haben mochte, daß ſie allein den Abſchiedsbrief„Bisher war die Dame Fortuna nicht ſehr freundlich gegen uns, aber Gray's geleſen hatte. vielleicht gewinnen wir ihre Zuneigung doch noch.“ Gegen Sonnen⸗Untergang deſſelben Tages fanden Holzfäller, die mit ihrem heladenen Karren in die Nähe der Stelle kamen, wo Carrel das Zuſammenſein von Gray und Laura belauſcht hatte den Leichnam e nes fein gekleideten Mannes am Boden liegen, theilweiſe mit Blättern und Fichtennadeln bedeckt, die der Wind ſiber ihn geweht. In der Nähe ſeiner rechten Hand lag ein Glas⸗Fläſchchen, das ein Etikette mit der Bezeichnung„Gift“, trug. Als ſie ihn aufhoben, erkannten einige von den Leuten jenen ſo glücklich ausſehenden Herrn der ſo häufig mit einer jungen Dame durch das Gehölz geritten war. Sie brachten die Leiche nach Fir Vale, wo dieſelbe von Prescots in Empfang genommen wurde. Weder Geld, noch Papiere, die auf den wahrſcheinlichen Selbſtmord Bezug hatten, wurden bei dem Todten gefunden, außer einer Notiz, worin Gray ſeinen früheren Socius Philipp Joyce, von jeder Betheiligung an der Defraudation freiſprach, und einem Brief von Joyce, in dem er erwähnt, Sie gingen weit in die Vorſtädte hinaus, es gab Wohnungen genug zu vermiethen, aber Grindley, der eine ungeheure Meinung von der Macht Couſin's hatte, ſie aufzufinden, wollte nichts wiſſen von einer Wohnung in der Nähe der Stadt. Carrel gab der Schrulle ſeines Cameraden in gutmüthiger Weiſe nach, bis ſie allmählich ganz außerhalb des Weichbildes der Stadt kamen und zwiſchen Hecken im offenen Felde dahin wanderten. Sie erſtiegen einen Hügel, auf dem ſie ſich niederſetzten und ausruhten. Sie ſahen zurück auf den Weg, den ſie gekommen, ein Dunſtkreis lag über den Häuſern der ungeheuren Stadt, aus dem die Kirchthürme und einzelne hohe Gebäude hervorragten. „Warum ſollten wir überhaupt nach London zurückkehren?“ fragte Grind⸗ ley ſeinen Gefährten,„ſollte es nicht Beſchäftigung für uns an irgend einem ſtillen Platze geben, wo wir unſeren Lebensunterhalt erwerben können?“ „Warum nicht“, antwortete Carrel, dem die Idee gefiel.„Wir wollert es 23. Maͤrz⸗ General⸗Anzeiger 7. Seite. Otlegenheits⸗Kauf. Einem jungen Mann iſt Gelegenheit geboten ein Geſchäft zu gründen. 3088 Ein vollſt. ſortirtes Lager in fertigen Oeldruckbilder, Spiegel und Kruzifixen in Vergoldung nur beſſere Waaren iſt unter ſehr günſtigen Bedingungen in einer Stadt der Pfalz, alleiniges Geſchäft daſelbſt, zu verkaufen. Gefl. Offerten unt. 3088 a. d. Exp. 2697 1 100 Selahnung. bemjenigen, der einem jungen ledigen Kaufmann(Chriſt) dauernde Stelle ver⸗ ſchaft. Offerte an die Expedition. Für Kropfleidende. 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ABei allen Anfragen iſt die beigeſetzte Nummer anzugeben. iDie geehrten Herrſchaften werden gebeten uns gefl. in Keuntniß ſetzen zu wollen, wenn eine Stelle, die bei und ange⸗ meldet war, definitiv beſetzt iſt; es liegt dies in beiderſei⸗ Aumeldungen aufs nächſte Ziel werden ſchon jetzt entgegen⸗ genommen. Wir bitten die geehrten Herrſchaften, alle frei werdenden Stellen damit wir allen Wünſchen nach en.— Anmeldeformulare nebſt unentgeldlich abgegeben. A. Stelle finden: Männliche Perſonen: Schneider auf Woche. 684/50. Stenograph mit hübſcher Handſchrift. 8240. 8 Gewandter Hausburſche nach auswärts. Tüchtige Sandformer, ſofort. Lehrlingen jeder Branche wird auf Oſtern Lehrſtelle nachgewieſen. Hausburſchen und Fuhrknecht, ſtadtkdg. Weibliche Perſonen: Modiſtin, ſofort. 1211A. Fellnerinnen, die auch häusliche Ar⸗ beiten verrichten. Tüchtige Köchin nach der Schweiz, hoher Lohn, gute Behandlung, Reiſe⸗ vergütung. 11684. 5 Lehrmädchen für Blumenmachen. 1176A. 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Für zu errichtende Curſe der doppelten Huchführung und Kalligraphie perden Anmeldungen entgegenge⸗ nommen. 2675 Der Vorſtand. Zer Club. Freitag, den 25. März, Abends 9 Uhr generalversammlung im Lokal. Tagesorbuung: 1. Jahresbericht u. Rechnungsablage, 2. Vorſtandswahl, 8. Vereinsangelegenheiten, wozu ſämmtliche Mitglieder hiermit eingeladen werden. Mannheim, 17. März 1887. 2980 Der Vorſtand. Muſtkverein. Mittwoch, den 28. März robe für Sopran und Alt. Anfang 3 Uhr. 3132 „Frohſinn.“ Sonuntag den 27. März Abends 8 Uhr Abend⸗Anterhaltung im Lokal wozu die Mitglieder nebſt Familie freundlichſt einladet. 3124 Der Vorſtand. „Frohſinn.“ Heute Mittwoch Abend Probe. Fesang-Verein„Lyra“ Mittwoch Abend punkt 9 Uhr Geſaugprobe im Lokal H 5, 1. 3181 Krkireligiöſe Gemeinde. Gemäß dem ausgegebenen Programm 86881 über die öffentlichen Prüſungen der Volksſchule findet die Religionsprüfung ber Kinder unſerer Gemeinde am 30. März, Nachmittags 3 Uhr im Schul⸗ hauſe R 2 ſtatt, wozu Eltern und Vor münder, die Mitglieder und Freunde der Gemeinde höflichſt einladet 3130 Der Vorſtaud. Tudſwpigsbaſen, I11. Februar 1887. Raufmäuniſcher Verein Frankfurt a /H. An die Rückſendung meines letzten Bewerbungsformulars höflich Bezug nehmend, bitte ich Sie, die Offerten nicht weiter eircullren zu laſſen, da ich inzwiſchen von A. L. in Rotten⸗ burg a/N. engagirt wurbe und danke hiermit beſtens für Ihre gütige Ver⸗ mittlung. 8112 J. U.(angemeldet als Stelleſuchender am 8. Februar 1887. baher. Bierhalle, N J, 1l. ittagstiſch 60 und 80 Pfg., Lager⸗ 10 aß, pr. Schoppen yfg. Warme und kalte Speiſen zu jeder Tageszeit. g. Zimmermaun. Beſte Braunſchweiger Wurſt⸗ und Fleiſchwaaren verſendet zu Tagespreiſen die Wurſt⸗ fabrir von 327 * Anton Gropp, Braunſchweig Stockfiſche! (Tittlinge) rein u. g. gewäff bei Fr. Hoffart, R 4, dem Fiſchmarkt. 2 und auf Matzen 2586 ſeden Tag friſch zu 0 bei Bäcker F5,f0. J. 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Die verehrlichen Mitglieder und deren Familien⸗Angehörige werden hier⸗ zu ergebenſt eingeladen. Der Vorſtand. NB. Vorſchläge für Einzuführende können an den Probeabenden im Jokal eingereicht we den. Schluß der Kartenausgabe am 19. März. 3033 Verein für Geflügelzucht in Mannheim. ur Beſſerung der landwirthſchaftlichen Nutzgeflügelzucht in hieſiger Stadt und Umgegend, werden wir auch dieſes Jahr wieder Bruteier von gerigneten Racen, an unſere Mitglieber ſowohl, als an Landwirthe der Nachbarorte, unter den bekannten Bedingungen, gratis abgeben. Um unſeren Bedarf überſehen zu können, erſuchen wir um lic bel An⸗ meldung, ſchriftlich bei dem unterzeichneten Vorſtand, oder mündlich bei Herrn Hillebrand zum„Badner Hof“ dahiet. 2905 Mannheim den 15. März 1887. Der Vorſtaud des Vereius für Geflügelzucht. p 2 J. Hegens Weſp estaürart P 5 ö (Altdentſche Weinhalle.) Einem verehrlichen hieſigen wie auswärtigen Publikum zur Nachricht, daß anläßlich zur Feier des 90fährigen Geburtsfeſtes Sr. Majeſtüt des deutſchen Kaiſers, Sonntag, den 20. März anfangend, ein Faß von 1500 Liter hochfeinem 84er Ung⸗ ſteiner, genannt 3090 8 28 HRaiserwoein““ EE in Zapf nehmen werde und denſelben, per Viertel⸗Liter zu⸗ 25 Pfg., credenzen werde. ugleich empfehle ich meine hierzu paſſende hochfeine Küche in reicher Auswahl. Georg Degen. Restauration Fuhr I 1, 15. Mannheimer Bierhalle, M I, 15, am Marktplatz. Cüglich friſcher Auflich vorzüglichten gieres (Actienbrauerei Löwenkeller), Guter bürgerlicher Mittagstiſch und Abendeſſen, warme und kalte Speiſen zu jeder Tageszeit, reine Pfülzer Weine, ſowie läglich Kaffee von Morgens 5 Uhr an. N uheiten 5 Kinderhütchen, Kinderkleidchen, Kinder⸗Tricot⸗Kleidchen, Kinderſchürzen empftehlt in größter Auswahl und zu den billigſten Preiſen. Friedrich Bühler, Satie 9 50 aterſtraße. 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Egbert, ein cheruskiſcher Heerführer 1(cear Förſter. Gertrud). Frau Schlüter. Bertha, Frauen Thusneldas 5 5(Fräul. Schelly. Marbod, Fürſt der Sueven Herr Neumann. Attarin, ſein Rath 5„ Herr Baner. „Herr Schilling. Herr Moſer. Herr Eichrodt. Hetrr ſtraze. Komar, ſueviſcher Hauptmann 4 Wolf, Fürſt der Kalten Thuiskomar, Fürſt der Sikambrier. Dagobert, Fürſt der Marſen 5 Selgar, Fürſt der Brukterer Herr 5 Fuſt, Fürſt der Cimbern, U Herr Sſarke Gueltar, Fürſt der Nervier,« Verbündete Romsdoerr Kiſchner. Ariſtan, Fürſt der Übier,) Herr Grahl. 5 Herr Jacobi. „4„„„ 6„ Quintilius Varus Ventidius, Legat von Rom 5 Herr Rodius. Sep imius römiſcher Anführer 8 Herr Stein. Te thold, ein Waffenſchmied 5„ Herr Mödlinger. Hally, deſſen Tochter 8 5 5. Fräul De Lank. — 85 ihre Beien Ein Cherusker 5 Ein Cheruskerhauptmann Ein römiſcher Hauptmann Eine Alraune 5 Ein Weib 5„ 5 Ein Mädchen 4 Ein römiſcher Bote 8 Childerich, ein Zwingenwärter Aufang /½7 Uhr Ende uach 9 Ahr. Kaſſentröff. 6 Ahr. Große Preiſe. (Herr Reitz. (Herr Sachs. Herr Strubel. Heerr Orth. Herr Semes. „Frl. v. Rothenberg. Frau Jacobt. Frl. Dornewaß. Herr Peters Herr Groſſer. 2322„4„„„ ———— — ——