Abonnement: 50 Pfg. monatlich, Bringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. inel. Poſtauf⸗ ſchlag M..90 pro Quartal. Badiſche Volkszeitung. Erſcheint tiglicg, Faun- und Feſttage ausgensmmen. igtt Inſerate: der Stadt Mannheim und Umgebung. ee e, Mannheimer Volks blatt. Einzel⸗Nummern 3 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg⸗ Na Nr. 26. Die ſtändige tägliche Auflage und Abonnenten⸗Zahl dieſes Blattes beträgt über 8000. Der„General⸗Anzeiger“ iſt ſomit das ver⸗ breitetſte und angeſehenſte, in allen Schichten und namentlich in den kaufkräftigen Kreiſen der Be⸗ völkerung geleſenſte Blatt und ſomit Juſertions⸗Organ allererten Vanges. Wir übernehmen für die angegebene Höhe obiger Ziffer unſeren Inſerenten gegenüber uneingeſchränkte Ga⸗ rantie und ſtellen denſelben die Einſichtnahme unſerer Abonnements⸗ und Expeditionsliſten frei. Mannheim, Januar 1888. Verlag des„General⸗Anzeiger.“ ——.. K——— Die Vürgſchaft des Sieges. „Die warme Anerkennung, welche der Londoner „Daily Telegraph“ bei Beſprechung der neuen deutſchen Wehrvorlage den Leitern der deutſchen Politik, alſo dem Kaiſer Wilhelm und dem Reichskanzler Fürſten Bismarck zu Theil werden läßt, ſagt zwar den denkenden Kreiſen unſeres Volkes nichts, was ſie nicht ſchon vorher ge⸗ wußt hätten, immerhin wird man dergleichen Zeugniſſe nur voll hoher Befriedigung in einer Zeit regiſtriren durfen, wo es mehr und mehr den Anſchein gewinnt, als ob Europa, bei aller an den Tag gelegten Abneigung gegen kriegeriſche Verwicklungen, mit orientaliſchem Fata⸗ lismus das vermeintlich Unabwendbare über ſich ergehen laſſe, Wenn aber das eingangs genannte engliſche Blatt es offen ausſpricht, daß der erlauchte Monarch und der weiſe Staatsmann, welche Deutſchlands Politik leiten, während der letzten ſiebenzehn Jahre unzählige Beweiſe ihrer ſrted lichen G eſinnung gegeben haben, und unmittel⸗ bar hernach auf die Nothwendigkeit übergeht, in der Deutſchland ſich befindet, ſein Eigenthum nach beſten Kräften, mit ungezählten Opfern an Blut und Geld vertheidigen zu müſſen, ſo liegt in dieſer einfachen Nebeneinanderſtellung eine Kritik der internationalen Lage von ſolch überzeugender Beredſamkeit, daß jedes kommentirende Wort überflüſſig erſcheint. Nach dem „Daily Telegraph“ darf jede Vermehrung der Militär⸗ macht Deutſchlands von den übrigen Mächten Europas mit Sicherheit als eine weitere allgemeine Friedensbürgſchaft betrachtet werden. Auch dieſe Anſicht wollen wir bereitwilligſt acceptiren, obwohl wir uns nicht verhehlen, daß die Entwickelung der poſi⸗ tiven Hilfsquellen jeder, alſo auch der deutſchen Nation ſchließlich in den realen Verhältniſſen ihre natürliche Grenze findet, über welche ſie in einem gegebenen Zeit⸗ punkte nicht hinaus kann. Die vom„Daily Telegraph“ als ſolche betrachtete Quelle der Friedensbürgſchaften iſt mithin keineswegs unverſieglich; auch für das inoffenſipſte Volk kommt am Ende der Augenblick, wo es an ſein eigenes Heil denken, und wenn auch mit äußerſtem Teuilleton. % Ein Profeſſoren⸗Streich. Als der um das Auf⸗ blühen der Univerſität Göttingen unſterblich verdiente Mi⸗ nüſter v. Münchhauſen am 26. November 1770 geſtorben wap, beeiferten ſich die von ihm geehrten und belohnten Profeſ⸗ ſoren, Gedächtnißreden auf den Entſchlafenen zu halten. Das that denn auch der ſeines ſchlagfertigen Witzes wegen viel⸗ herühmte Profeſſor Käſtner und der mit ihm in unaufhör⸗ licher Fehde lebende Profeſſor Murray. Nur darüber, wer en Anfang machen ſollte, waren ſie durchaus uneinig. Murray drang darauf, daß Käſtner anfangen müſſe. Während dieſes freundſchaftlichen und rückſichtsvollen Streites benutzte der allezeit ſchlaue Käſtner die Gelegenheit, den Anfang der Rede ſeines Gegners aus uſpähen. Und als ihm das ge⸗ zungen war, erklärt er ſich ſtehenden Jußes bereit, die erſte Rede zu halten. Er ſprach nun mancherlei über die Ver⸗ dienſte des Verſtorbenen und ſchloß endlich mit den Worten: zAber beſpeiſet Seelenſtärke und weinet nicht, ih r Jrüder!“— Gleich darauf trat Murray als Redner auf, ſchritt pathetiſch auf den Katheder und begann ſalbungsvoll: Weinet, ihr Brüder!“— Die boſch Verſammlung brach bei dieſen Worten in ein unauslöſchliches Gelächter gus, um der witzige Käſtner lachte ſich über den Streich, den 10 ſeinem Gegner wieder einmal geſpielt, heimlich ins auſtchen. „„Sprung von der Kettenbrücke, Peſt, 28. Jan⸗ Heute Abends ſpraug die Gattin des Gaſtwirthes Joſeph Tobler von der Kettenbrücke in die Donau. Die Aermſte dtel auf eine Eistafel, welche unter der Laſt des Körpers brach und mit der regungslos liegenden Frau ab⸗ wärts trieb, um bale darauf von der Strömung wieder aufwärts getragen zu werde. Dieſes ſchreckliche Spiel wie⸗ derholte ſich wohl ein Dutzendmal⸗ Schließlich rutſchte der Körper in das Waſſer und verſchwand in den Wellen, um wenige Minuten ſpäter wieder auf der Oberfläche des Wa ſers zu erſcheinen. Inzwiſchen war ein mit Matroſen und oli⸗ zſten bemannter Rettungskahn angelangt, auf welchem die Frau geborgen werden konnte und ans lifer gebracht wurde. J Leider erwieſen ſich die Wiederbelebungsverſuche vergeblich. Seleſeuſte und verbrritetſle Ztitung in Maunheim und Amg Widerſtreben, den Frieden Curopas für ſich ſelber ſorgen laſſen muß. Sollte das genannte Londoner Blatt mit ſeiner Bewunderung unſerer patriotiſchen Bereitwilligkeit zur Uebernahme neuer ſchwerer Laſten die Meinung ver⸗ binden, daß wir nur aus rein platoniſcher Friedensliebe ſo handeln, ſo macht es uns ein zu weit gehendes Kompliment. Wir wiſſen genau, welche Gefahren und von welchen Seiten ſie uns drohen, und bringen die Opfer, die wir neuerdings uns auferlegen müſſen, für uns ſelber und für niemanden ſonſt. Hält der Anblick des en masse kriegsgerüſteten deutſchen Volkes die Gegner des Friedens in heilſamen Reſpekt, um ſo beſſer; wenn aber nicht— was ein gütiges Geſchick verhüten wolle— ſo lebt Deutſchland der zuverſichtlichen Hoffnung, daß es in ſeiner zeitgemäß verſtärkten Heeresmacht, ſtatt einer alsdann hinfällig gewordenen Bürgſchaft des Friedens, die deſto nntrüͤglichere Bürgſchaft des Sieges beſitzen werde. —— OAuf verlorenem Poſten ſteht während der jetzigen Berathungen über die Ver⸗ ſchärfung des Sozialiſtengeſetzes der Mi⸗ niſter von Puttkamer. Da die nationalliberale Frak⸗ tion auf die in der Regierungsvorlage vorgeſchlagenen Verſchärfungen nicht eingeht, ſo iſt für dieſelben eine Mehrheit nicht zu finden, und der Mi⸗ niſter ſelbſt hat ihre Vertheidigung in einer Weiſe ge⸗ führt, aus der man heraushörte, daß er ſie verloren gibt. Sehr entſchieden indeß machte Herr v. Puttkamer gegen eine Abſchwächung der beſtehenden Beſtimmungen des Geſetzes Front, und da auch die nationalliberale Fraktion für unveränderte Beibehaltung eintritt, ſo wird eben das Geſetz in der bisherigen Weiſe fortbeſtehen. Fraglich bleibt nur noch, auf wie lange Zeit. Die Gründe, welche Herr von Puttkamer für fünf Jahre anführte, ſind keineswegs zwingender Natur. Wird die Ver⸗ längerung einfach, wie die beiden letzten Male, auf zwei Jahre vorgenommen, ſo hat die Regierung die Sicher⸗ heit, daß noch der gegenwärtige Reichstag mit ſeiner nationalgeſtnnten Mehrheit über das, was nach Ablauf der zwei Jahre geſchehen ſoll, zu entſcheiden hat, und andererſeits bleibt wenigſtens die Möglichkeit offenge⸗ halten, innerhalb dieſer Zeit an die Stelle des provi⸗ ſoriſchen Ausnahmegeſetzes endlich einmal dauernde organiſche Beſtimmungen zu ſetzen. Das un⸗ mittelbare Reſultat der gegenwärtigen Reichstagsverhand⸗ lungen wird alſo die Verwerfung der Regier⸗ ungsvorlage und einfache Verlängerung des unver⸗ änderten Sozialiſtengeſetzes auf zwei Jahre ſein. Aus Stadt und Land. Maunbeim, 30, Januar. 1888 Wir garantiren unſeren Inſerenten mit vollſter Rechtswirkung und aller Verbindlichkeit unſere tägliche feſte Auflage und Abonnentenzahl in der oben augege⸗ beuen Höhe von über 8000. Bei der Selbſtmörderin wurde ein Brief an ihren Gatten gefunden, in welchem ſie eheliche Zwiſtigkeiten als Motiv ihrer That angibt. .Ein Juſtizmorde Faſt ganz England intereſſirt ſich gegenwärtig lebhaft für das Schickal des Gärtners Heurh Bowles, der vorigen Freitag im Central⸗ Criminalgerichtshof von der Jury der vorſätzlichen Vergift⸗ ung ſeiner Frau und ſeines Sohnes 1ab 0 befunden und vom Richter zum Tode verurtheilt wurde. Ob den Verſtor⸗ henen das Gift von Bowles beigebracht worden, oder ob ſie ſich zufällig oder vorſätzlich, ſelbſt vergiftet hatten, war 11 doch ſehr zweifelhaft, da für keine dieſer Theorien direkte Beweiſe vorlagen und die Monve für einen Mord kaum ſtark geung waren, um einen ſolchen mit irgend welcher Sicherheit oder guch kur Wahrſcheinlichkeit annehmen zu können. Der Vertheidiger.gegen führte aus daß die Frau eine jähzor⸗ nige dan Trunke ergevene Perſon geweſen ſei, die vermuth⸗ lich aus Verſehen Strychnt pillen, die nachweisbar in ihrem Beſitz geweſen waren, ſtatt gewöhnliche Abfünrungspillen ein⸗ geuommen und auch ihrem Sohne eingegeven habe, denn hätte Bowles bekufs Wiederverherrathung ſich ihrer entle⸗ digen wollen, ſo hatte er ſie ja nur zu verlaſſen brauchen, da er mit ihr nur in wilder Ehe lebte: auch babe er nie Strych⸗ nin beſeſſen und überhaupt kein Motiv gehabt, ſeine Frau oder ſeinen Sohn zu vergiften welch letzteren er ſogar ſehr lieb gehabt und noch in der Sterbeſtunde geküßt habe. An⸗ fangs konnte ſich die Jury, trotz zweiſtündiger Berathung, über ihr Verdiet nicht einigen; als ſie ſich jedoch auf Veran⸗ laſſung des Richters zum zweiten Male zurückzog, fand ſie Bowles des doppelten Giftmordes ſchuldig, worauf der Rich⸗ ter den Angeklagten zum Tode verurkheilte. Der Arzt ſeiner Ehre. In dem Hauſe Nr. 42 der Rue Belville in Paris wohnt ein junges Ehepaar, der Mann Angeſtellter der Steuerbehörde, die Frau Inhaberin eines kleinen Milchgeſchäftes im Souterrain des Hauſes,. Leoni Fournier iſt eine kleine pikante Brünette; ſie erhielt jeden Vormittag den geſchaftlichen Beſuch eines hübſchen jungen Maunes von ae e Jahren, Lucien Marge, Balb war es ein offenes Geheimniß in der Nachbarſchaft, kbung. Dienſtag, 31. Januar 1888. Aus der Stadtrathsſizung vom 26. Januar 1888. Falſß) 1 Herr Stadtrath Baſſermann ſtellt den Ankrag. eine Petition an die Regierung und die Landſtände zu rich⸗ ten, um durch Geſetzes⸗Aenderung die Aufhebung des Schulgeldes in der hieſigen Volksſchule zu er⸗ möglichen. Zur Begründung trug der Antragſteller vor? Dem Schulzwang entſpreche logiſch die Unentgeltlichkeit des Unterrichts. Auf die im Poranſchlag vorgeſehenen 23,000 Mark Einnahmen entfallen 76002 kark, die nicht beibringlich ſind, ungefähr 1600 Perſonen ſind ſo arm, daß ſie das Schulgeld nicht aufbringen können. So wirb der Stadttaſſe nur ein Ausfall von 15,000 Mark erwachſen während durch die Aufhebung des Schulgeldes den Unbemittelten eine große Wohlthat exwieſen wird. Der Stagt und die Gemeinde ſollen mit Rückſicht auf die ihnen erſchloſfenen neuen Steuer⸗ quellen auch drückende Laſten aufheben. Es ſoll der Bürgergusſchuß angegangen werden, ſich auszuſprechen und ſeine Zuſtimmung zu geben. Auf Grund der nun folgenden Berathung und Beſprechung fand der obenerwähnte Antrag allſeitige Annahme, unter der Vorausſetzung, daß die ebenfalls noch zu hörende Schulkom⸗ miſſion ihre Zuſtimmung zu dem Antra geben werde Bei der Bergthung wurde auch der Wunſch ausgeſprochen, es möge in der Petition an die Regierung der Wunſch aus⸗ geſprochen werden, daß ein Theil des in Wegfall kommenden Schulgeldes auf die Gr. Staalskaſſe übernommen und von ſolcher an die Gemeinde vergütet werde. Anſchließend an den Antrag des Herrn Stadtrath Baſſer⸗ mann ſtellte Herr Stadtrath Hirſchhorn den Antrag auf Errichtung einer Vorſchule für Mittel⸗ ſchulen. Dieſelbe ſoll 3. oder 4⸗klaſſig ſein, und ſich dem Lehrplan der unterſten Klaſſen der Mittelſchulen und der Töchterſchulen an chließen. Zur Begründung dieſes Antrages trug der Antrag⸗ ſteller vor: Eine große Anzahl Schüler und Schülerinnen dey Volksſchule der mittleren und beſſeren Stände beſuche ſolcho nur zum Zweck der Vorbereitung für die Mittelſchulen; füs dieſe, ſowie für die Beſucher der Privat⸗Vorſchulen ſei dig Errichtung einer ſtädtiſchen Vorſchule ein unabweis⸗ bares Bedürfniß. Als Schulgeld ſeien Mark 25.— in Ausſicht zu nehmen Gleichartige Anſtalten beſtänden in Karlsruhe und anderen Städten gleicher Einwohnerzahl und gleicher Bedeutung wie Mannheim, und dürfte von üe e e Ju⸗ formation zu beſchaffen, und 115 erhalten 0 Nähere Ausführung des Planes bleibe der Schuleom⸗ miſſion überlaſſen. Bei den nun folgenden Debatten ſprachen einige Stadt⸗ räthe ſich Rfen aur dieſes Antrages an die ſtädtiſche Schulkommiſſion zur Prüfung desſelben und Berichterſtatt⸗ ung aus, während andererſeits der Antrag nicht für oppor⸗ tun erklärt und deßhalb der beantragten Ueberweiſung an die Schulkommiſſion entgegengetreten wurde. Herr Stadtrath Drees bach erklärt ſeine Zuſtimmung 25 dem Antrag auf Ueberweifung nur unter der Voraus⸗ etzung zu geben, daß hierdurch der Lehrplan für die erwei⸗ terte Volksſchule in keiner Weiſe berührt oder beſchränkt werden dürfe, worauf Herr Stadtrath Baſſermann er⸗ widert, daß unter allen Umſtänden an der erweiterten Volks⸗ ſchule feſtgehalten werden muß und er jede Einſchränkung des Lehrplanes gloſſe Schule für einen Rückſchritt und hier⸗ nach für ausgeſchloſſen erachte. Herr Stadtrath Hirſchhopn bemerkt hierauf, daß ſein Antrag durchaus nicht gegen die erweiterte Volksſchule ge⸗ richtet ſei er vielmehr ebenfalls an ſolcher feſthalten werde. In Betreff der Fanaliſation wird die Vorbereitung getroffen, um zunächſt das obere Kanalſyſtem, welches die Bauquadrate Lit. L—6, M—4, N—4, 0—5, P—5, 4—83, B—5, C—5, D—5 und E—4 umfaßt, zur Ausführung bringen zu können, wozu auch der Kanal der daß ſich gus dieſen icket alteten Beziehungen auch ſolche zarterer Natur entwickelt hatten. Der Gatte, durch einen anoubmen Brief aufgereizt, ſtellte ſeine Fran zur Rede.„Du langweilſt mich“, entgegnete ihm dieſelbe.„Die Leute haben Gl, Recht, ich liehe Lucien und ich bin ſtolz darauf, ſeine eliebte zu ſein! Als am nächſten Morgen der junge Mann wie gewöhnlich die Melchgefäße 11 55 kam, ſprang Fournier aus einem Verſtecke hervor und ſeuerte drei Schüſſe auf ihn ab. Tödtlich getroffen hrach der junge Mann uſammen, während Fournier die letzten Schüſſe auf ſeine Gattin ab⸗ feuerte, ohne dieſelbe ing zu treffen. Er wurde von ein⸗ dringenden Paſſanten ſofork verhaftet, Lucien Marge, ſein Opfer, verſtarb auf dem Wege zum Hoſpital. — Folgende WBbautaſterei läßt ſich der Pariſer„Temps“„angeblich“ aus Batern anhängen. Die außerordentliche Lebenskraft, welche Kaiſer Wilhelm trotz ſeines hohen Alters bekundet, hat in Baiern, dem Lande der Dichtung und der Sage, eine Legende entſtehen laſſen, welche unter der Bevölkerung vollen Glauben findet. Dieſer Legende 1 verdankt der Keuſer ſein langes Leben einem Zauber⸗ mittel. welches ihm gllein bekannt iſt. Wer ihm daſſelbe überbracht oder zugeſtellt habe, wiſſe man nicht. Wenn dieſes Lebenselixir auch micht die Unſterblichkeit verleihe, ſo verlangere es doch dis Lebensdauer ganz bedeutend. Die Sage fügt hinzu, der Kaiſer habe einige Aewn des Wun⸗ dermittels dem Feldmarſchall Grafen Moltfe und dem Fürſten Bismarck überlaſſen was das hohe Alter der beiden hohen Perſönlichkeiten erklärlich mache. Mehrere Souveräne hätten bereits den Kaiſer um Mittheilung des Geheimniſſes erſucht, doch ſei Kaiſer Wiltelm feſt entſchloſſen, es für ſich zu be⸗ wahren. Auch den Bitten des Czaren gegenüber habe er ſich ablehnend verhalten, und darin ſei der eigentliche Grund der fand zn ſce Verſtimmung zwiſchen Deutſchland und Ruß⸗ and zu ſuchen DIi Folgende Trichinen ⸗Anekdote wird von der Maadeburger Zeitung als neu und von dem bekannten Pro: feſſor Daniel Sandes herrührend mitgetheilt: Ein mecklen⸗ burgiſcher Gutsbeſitzer wird von einem ſeiner Freunde ge⸗ fragt, auf welche Wei. ine in! tegenen Stadt alf Trichnen ee 1155 24 General⸗Anzeiger. 31. Junnter: ücke und die Fortführung des⸗ rt. Dieſes Syſtem enthält mnalſtrecke und ſoll in 2 Jahren aus h dem Bericht des Herrn Staptbaumei⸗ ird die Vorlage der bezüglichen Pläne und an den Bürgerausſchuß zur Bewilligung el jedenfalls im Laufe von 2 Monaten erfolgen noobra Blac ternehmer der Pferdebahn legt Pläne vor ing der Linie vom Theater durch die Bahn⸗ urch die Schwetzinger Vorſtadt. Da es ſich um die Benützung einer Landſtraße handelt, 0 lzuweiſen, zur Einholung der ſtaatlichen Ge⸗ ie äne bei Gr. Bezirksamt und der Gr. Straßenbau⸗Behörde einzureichen. Was die betrifft, ſo wird verlangt werden, daß die⸗ Bahnhofſtraße und den Quadraten L 16 und Nordſeite und längs der Schwetzingerſtraße itte der Straße angelegt werden. Im Laufe wird übrigens erſt die Ausführung der Linie zinger Vorſtadt bewerkſtelligt werden können, dieſes Jahres mit der Kanaliſirung der Ober⸗ werden ſoll. hrung des Gewerb ſchiedsgerichtes des Ortsſtatuts vom 20. November 1887 die unen und wurde Seitens des Vereins ſelbſt idwerker und des Gewerbe⸗ und Induſtrie⸗ rechtzeitig die vorgeſchlagene Vorſchlagsliſte für ng der Beiſitzer aus der Zahl der Arbeitgeber dtrath vorgelegt. Dagegen kam innerhalb der Friſt von 4 Wochen für die Arbeitnehmer eine leinſchaftliche Vorſchlagsliſte der hieſigen Fachve e und Gewerkvereine nicht zu Stande, ſo daß nunmehr 8 6 des Ortsſtatuts nur mehr erübrigte, die Bei⸗ ſitzer aus der Zahl der Arbeitnehmer ohne Vorſchlagsliſte zu ernennen. Es wurden folgende Perſonen ernannt: I. Arbeitgeber: auf Grund der unterm 6. Dezember 1887 eingereichten Vor⸗ ſchlagsliſten: 1) Heinrich Gräber, Bäckermeiſter, 2) Auguſt Gehweiler, Barbier, 3) Friedrich Hoffmann, Bildhauer, .Franz Raisberger, Buchdrucker, 5) H. E. Wildſtädter, rrenfabztrent, 6) Karl Bauer, Schreiner, 7) Joſef Leonhardt, Blechner, 8) Wendelin Bouquet, Mechaniker, ), Chriſtian Brems, Schneider, 10) Joſef Niedermayer, Küfer, 11) Adam Aul bach, Sattler, 12) Georg Kallen⸗ herger, Baumeiſter, 13) Friedrich Klein, Stuckateur. 14) zeorg Schäfer, Metzger. 15) Martin Humberger Schieferdecker, 16) Samuel Vögele, Schmied, 17) Johann Nonnenmacher, Stiefelfabrikant 18) Georg Wahl, Ta⸗ pezier, 19) Adalbert Albrecht, Maler. 20) Georg Herr⸗ nann, Zimmermann. „ rund freier Eutſchließung des Stadtraths:) F. Wag⸗ ichbinder, 2) A. Leutze, Bäcker, 3) H. Koch, Cigar⸗ r,) Hermann Holzbildhauer, 5) J. Berg, Inſtallateur, 6) H. Walter, Küfer und Bierbrauer, 7) Johann Kothe, Maurer, 8) Valentin Wirſching, Maurer, 9) K. Metz, Metzger, 10) G. Lang, Dachdecker, chleret, Schreiner, 12) K. Walter, Schreiner, bicker, Schneider, 14) R. Kramer, Schuh⸗ A. Schwöbel, Steinhauer, 16) K. Wattrin, er, chwegler, Tapezier, 199 W Gleichauf, larbeiter, 19) K. Stirmlinger, Gypſer, 20).Fritz, Zimmermann. Als Vorfſitzender des Gewerbeſchiedsgerichts wird zu⸗ zächſt Herr Bürgermeiſter Bräunig und als deſſen Stell⸗ teter Stadtrath Baſſermann functioniren und iſt stag der Mittwoch in Ausſicht genommen. Die it des Gerichtes wird am 15. Februar d. J. e ſent. März d. J. beginnen. Nach dem Monatsbericht lagen beim Grund⸗ und Pfandbuchführer am 1. Dezember 1887 an Geſchäften jor 17, im Dezember kamen hinzu 322, Summa 339. Hievon im Dezember erledigt 325, in den Januar gingen iber 14. Die ſtädtiſche Brückenwaage lieferte im Jahre 1887 n Gebühren ein Erträgniß von 4799 M. 40 Pfg., 1886 .27, 1885 3547.23, 1884 3361.18. Die ausgegebenen ern ſich 1887 auf 10,744 Stück. Der Dienſtführung des Waagmeiſters Keim wurde lobende Erwähnung gethan. Das ſtädtiſchefEichamt erzielte eine Einnahme, nach Abzug der Gebühren der Eichmeiſter, von M..684 39 Die Unkoſten betrugen M..021. 57 Ueberſchuß M. 2,662. 82 Für das Jahr 1888 wurden die üblichen Ausgaben im Voranſchlag von 1500 M. und überdies die Anſchaffung eines 5 5 Cubizirapparates im Koſtenanſchlag von 800 M. zewilligt. Das KHommando der Feuerwehr bittet um die Genehmigung zur Anſchaffung eines 2⸗rädrigen Schlauchwagens, im Voranſchlag von ca. 100 M. und eines 2rädrigen Leiter⸗ wagens für die Neckarvorſtadt im Anſchlage von ca. 150., welchem Geſuche ſtattgegeben wird. m Laufe ſtadt begonne dem ſtatutari .5 tautet die Antwort,„mit ſo ne Witlüftigkeiten gäw' ich mi nich aff, ick heww' ein Trichinſchau bi mi upt Gud!.— „Un woans denn?““—„Je, unſs' Paſtor, de is ſo nidſch ub't Eten, und ſo hartfrätſch. Wenn ich nu en Swin ſchlacht heww, denn ſchick ich emm immer de irſte Wurſt. Da bin ick ganz ſicher, dett he's gliks upp ett. Nah een, twe Dag veſöl ik emm denn, un frag ſo verlurner wiſ, wo de Herr Paſtor ſich befinden deiht. Wenn ick denn es ganz god 1o Weg un emm fehlt nix nich, dann gah ick ganz be⸗ ruhigt nach Hus, un denn irſt gäw ick min Lüd von dat Swin to äten, un ät ok ganz ruhigſt fülbeſt von mit, denn ick weet dann ganz gewiß, dat Swin is geſund weſt und da ſind keen Trichinen nich inne. Dat's min Trichinenſchau. Wat ſoll ick dato irſt lang n de Stadt ſchicken?! „ Leichenfeier des Mitgliedes des Großh. Hof⸗ theaters zu Maunheim Herrn Carl Ditt am 28. Jaunar 1887. Lange vor der feſtgeſetzten Stunde waren die Straßen von dem Trauerhauſe nach dem Friedhofe zu von dichten Menſchenreihen beſetzt, die den irdiſchen Reſten Carl Dittes die letzte Ehre zu erweiſen, ſich angeſchickt hatten. Aus den gedrängten Reihen hörte man überall die innige Theilnahme ſich äußern, die die Bürgerſchaft Mannheims für den dabin⸗ geſchiedenen Künſtler empfindet und als zur feſtgeſetzten Stunde der Leichenzug ſich in Bewegung geſetzt batte, ent⸗ ſtand ein ehrfurchtgebietendes Schweigen, in welches hinein bie Trauerklänge der Grenadierkapelle düſter klagend hinein⸗ drangen. Während der impoſante Zug ſich durch die Straßen bewegte, ſchloſſen ſich ihm von rechts und links aus den Seitenſtrazen neue Menſchenmengen an und ſchwoll bis an die Brücke hinan die Menſchenmaſſe zu einem Menſchenſtrome, wie ihn wohl ſelten ein Leichenbegängniß in den Mauern unſerer Stadt erzeugt. Zu beiden Seiten des reich be⸗ kränzten Leichenwagens ſchritten die Mitglieder des Hof⸗ theaters und Mitglieder der Geſellſchaft„Räuberhöhle“ hinter dem Wagen folgten Verwandte und Freunde des Verſtorbenen. An dieſe reihten ſich die Mitglieder der deiden genaunten Korporationen, Mitglieder der Frei⸗ Ein Prückenſteg vom Neckarſtadt⸗ theil nach dem Jungbuſch! Dias iſt kurz geſagt der Inhalt einer Vorſtellung, welche die Bewohner der Neckarvorſtadt und des Jungbuſchs durch Maueranſchlag zur Kenntniß ihrer Mitbürger und durch pri⸗ vate Zuſendung zu derjenigen unſerer ſtädtiſchen Behörden bringen. Der Aufruf ſelbſt iſt an den Plakatſäulen befeſtigt. Der„General⸗Anzeiger“ iſt ſchon längſt und ſtets auf das Wärmſte für dieſes Projekt eingetreten. Wir begrüßen es mit Freuden, daß nunmehr energiſche Schritte zur Aus⸗ führung desſelben gethan werden. Die Errichtung eines Jußſteges an jener Stelle, an der ſich ein lebhafter, nach Tauſenden von Perſonen zählender Verkehr unſerer Arbeiter und ihrer Familien vollzieht, die entweder den weiten Um⸗ weg über die Brücke oder die koſtſpielige Ueberfahrt im Nachen zu machen gezwungen find, darf nicht länger verzögert und hinausgeſchoben werden. Zwar bezweifeln wir es nach unſerer an competenteſter Stelle eingezogenen Erkundigungen, ob es gelingen wird, die großherzogliche Regierung zur Uebernahme ſämmtlicher nöthig werdenden Baukoſten und des ganzen Aufwandes für die an Stelle der Kettenbrücke zu errichtenden neuen Neckar⸗ brücke zu beſtimmen, das fällt auch gegenüber der Verpflich⸗ tung, die unſere Stadt zur Erleichterung des Verkehrs zwi⸗ ſchen Jungbuſch und Neckarvorſtadt hat, wenig ins Gewicht, zumal ſich nach unſerer Anſicht, dieſe ſo ſehnlichſt erwünſchte Brückenverbindung, welche in erſter Linie unſeren Arbei⸗ tern zu gute kommen ſoll, auf wenig koſtſpielige Weiſe raſch ermöglichen läßt. Wir ſchlagen vor, daß die noch vortreffliche Eiſenkonſtruktion der abzubrechenden Ketten⸗ brücke zur Erbauung eines Fußſteges zwiſchen Neckarvorſtadt und Jungbuſch verwendet werden möge. Die Regierung wird dieſe Eiſentheile ſicherlich zu dem gedachten Zwecke unſerer Stadt gerne überlaſſen und wie man die Jungbuſch⸗Brücke dann ſo anordnet, daß dabei die Breite der jetzigen Fahrbahn der Kettenbrücke für den Fußſteg erhalten bleibt, wobei nur ein einziger Pfeiler im Flußvette errichtet werden müßte, ſo dürften die Wünſche der Bewohner des Jungbuſch's, der Stiefkinder der Neckarvorſtadt, eine lange Zeit hinaus be⸗ friedigt ſein, zumal wenn auch die oft erbetene Kanaliſation wie es nunmehr geſchieht, aus dem Bereiche der von der früheren Stadtverwaltung beliebten Verſprechungen in das Gebiet der Wirklichkeit verſetzt wird. * Beſitzwechſel. Das Haus des Herrn Conditor Auguſt Rhei ſchmidt, in der Schwetzingerſtraße, iſt für den Preis von 43,000 Mark in den Beſitz deh Herrn Bäckermeiſter Friedrich Keller aus Ittlingen übergegangen. Vermittlung war hierbei nicht beanſprucht. * Feuer. In der Traitteurſtraße in der ſog. Spinnerei brach geſtern Mittag 2 Uhr ein Kellerbrand aus, der durch die ſchnelle Hilfe der Einwohnern und Nachbarn bald wieder gelöſcht wurde. 8 * Die Mondfinſterniß, die am Samſtag ſehr deut⸗ lich hat wahrgenommen werden können, hat den Verlauf 1 wie wir ihn an dieſer Stelle jüngſt gezeichnet aben. Liederkranz Abendunterhaltung. Vor wenig Wochen erſt gab uns ein überaus gelungener Abend, den der Geſangverein Liederkranz ſeinen Mitgliedern veranſtaltet hatte, Gelegenheit die trefflichen Leiſtungen dieſes Vereins gebührend zu loben. Am vergangenen Samſtag bereitete uns derſelbe Verein einen eigenartigen Genuß, indem auf ſeine Veranlaſſung ein Theil der hieſigen Bühnenmitglieder eine Abendunterhaltung inſcenirte, wofür der Liederkranz an den Penſionsfond der Genoſſenſchaft deutſcher Bühnenangehöriger eine entſprechende Summe zu entrichten hatte. Das Pro⸗ gramm beſtand aus Roſens luſtigem Einakter„Im Schlafe“ und aus Suppe's Operette„Flotte Bur⸗ ſche“. Das anſpruchsloſe, geſchickt gearbeitete erſte Stück erfreute ſich einer lebendigen Wiedergabe, als deren Haupt⸗ ſtütze namentlich Hr. Baſſermann und Fr. Rod ius zu loben find. Wir werden am kommenden Freitag Urſache haben, uns gelegentlich der Auffüyrung dieſes Stückes in unſerem Hoftheater eingehender mit demſelben zu beſchäf⸗ tigen, doch bemerken wir an dieſer Stelle, daß das Luſtſpiel⸗ chen eine recht dankbare Aufnahme erfuhr. Als zweites Stück war Suppe's alte, aber immer noch wirkſame Ope⸗ rette„Flotte Bur ſche“ angeſetzt. In erſter Linie muß Herr Tietſch erwähnt werden, der als Geizhals Geier eine recht beachtenswerthe Charakterrolle ſchuf, die aber noch etwas ſorgfältiger„auszufeilen“ wäre. Im Allgemeinen verdient der junge Künſtler für dieſe Schöpfung unbedingtes Lob. Herr Grahl gab den luſtigen Wichſier mit draſtiſcher, wirkungsvoller Komik und angemeſſenem Spiele. Fräulein Wagner legte mit dem Brand eine recht hübſche Probe ihres Talentes und ihrer Verwendbarkeit ab; auch ihr Ge⸗ ſangsvortrag fand wohlverdienten lebhaften Beifall. Die kleineren Rollen des Studioſus Frinke, des Handwerks⸗ burſchen Anton und der Bürgermädels Lieſchen kamen durch die Damen Sorger, Seubert, Prohaska zu beſter Geltung; als Vertreter der academiſchen Jugend zeich⸗ neten ſich unſere Damen vom Chor aus. An die wohlge⸗ lungene Abendunterhaltung reihte ſich nach einer kleinen Pauſe der obligate Tanz. 5 * Der Singverein hielt Sonntag Abend in dem früher u. A. Herr Stadtdirektor Geh. Rath Benſinger u ſ. w. Dem Sarge vorauf ſchritt der Pfarrer der altkatholiſchen Gemeinde Herr Bauer. Im Trauerhauſe ſelbſt hatte das Trompetercorps ein Hornquartett geblaſen. Am Friedhofe angelangt, ließen Mitglieder des Theatereomite's es ſich nicht nehmen, während das Grab auf weiter Ausdehnung hin von einer unabſehbaren Menſchenmenge umgeben war, die Bahre ſelbſt ihrer Stätte zuzuführen, die Todtenhofbeamten traten eran, der Geiſtliche erfüllte die rituellen Vorſchriften der irche, der Sarg wurde hineingeſenkt und— Carl Ditt's Leiche ruhte in der Erde. Da trat Herr Kapellmeiſter Langer auf eine kleine Erhöhung, ein Wink und das Theater⸗Singchor ſtimmte das unſterbliche„Ueber allen Wipfeln iſt Ruh“ au, während des Geſanges wohl All er Herzen bewegend. Nach den kirchlichen Gebeten wurden die drei Würfe Sand dem theuren Todten nachgeworfen und es hallten die Würfe ſchauerlich und dumpf an die Ohren der Umſtehenden. Da ergriff Herr Pfarrer Bauer das Wort, etwa Folgendes ausführend: Unſer lieber, guter Ditt iſt nicht mehr. Cher als wir es vermuthen konnten, nach⸗ dem wir vier Tage zwiſchen Furcht und Hoffnung ge⸗ ſchwebt hatten, verließ uns der reich begabte Künſtler, einer der edelſten, würdigſten Menſchen. Die allgemeine Theil⸗ nahme, die durch die Kunde von ſeinem Ableben in die weiteſten Kreiſe Mannheims hineingedrungen iſt, ſagt uns, daß unſer lieber, guter Ditt einer der populärſten Perſönlichteiten geweſen iſt, die die Mannheimer Bühne je beſeſſen hat. Sechsundvierzig Jahre lang hat er auf den weltbedeutenden Brettern zahlloſe Charaktere dargeſtellt: er hat Künſtler und Heroen und die Gedanken der Dichter dem Volke greifbar vorgeführt, und das ehen iſt das Große, Gigantiſche in den Zielen der Kunſt, den Menſchen ſich er⸗ heben zu laſſen an den Gedanken der Großen der Zeit. So wie die Frühlingsſonne die Flur verklärt, ſo hat auch er verklärend auf die Maſſen gewirkt, ſo aber kann man nur von Lebensideale emporblickt und ſo war unſer Ditt, das war das Geheimniß ſeiner künſtleriſchen und ſittlichen Größe. Mit beſonderer Klugheit aber wußte er auch allen jenen einem Künſtler ſprechen, der zu ſeiner Kunſt, als zu ſeinem von der„Räuberhöhle“ benußzten Lokale(Silberner Anker) eine humoriſtiſche Sitzung ab, in welcher viel Ergötzliches und Erheiterndes zu Tage gefördert, aber auch der Beweis von der geſanglichen Leiſtungsfähigkeit des Vereins aufs Neue erbracht wurde. Der Dirigent, Herr Nothropp, leitete mit großem Geſchick die gut geſchulte Hauskapelle und fanden alle die zur Aufführung gelangten Vorträge rauſchen⸗ den Beifall der ſo zahlreich Verſammelten, daß ein Sitz in ſpäterer Abendſtunde nicht mehr zu bekommen war. Samſtag über 8 Tage, am 11. Februar hält der Verein ſeinen Masken⸗ ball im„Badner Hof“ ab. Es unterliegt nach den geſtrigen Erfahrungen keinem Zweifel, daß dieſer Ball ein hochinte⸗ reſſanter werden wird. * Die Schützengeſellſchaft hielt am Samſtag Abend im„Badner Hof“ ihren Ball ab, der ſo zahlreich beſucht war, daß bereits bei der Eröffnungs⸗Polonaiſe ſich 74 Paare betheiligten. Die eleganten Trachten des liebreizenden Damen⸗ flors und die kecken Schützenuniformen der fröhlichen Schützen⸗ brüder gewährten ein farbenreiches Bild und ein buntes Wogen, durch keinen Mißton getrübt, lieferte den Beweis von der Eintracht, die in dieſer aus den vielen Vereinen un⸗ ſerer Stadt rühmlich hervorragenden Vereinigung herrſcht. Im Laufe des Abends ſtattete die Geſellſchaft dem ſeine Bannerweihe begehenden Velocipediſtenverein eien Beſuch ab, den dieſer Verein erwiderte. Das von Herrn Hof⸗ ſtetter geleitete Feſt nahm einen ſehr anſprechenden Verlauf. * Der Turuverein hielt am Samſtag Abend einen humoriſtiſchen Herrenabend ab. Wenn ſchon die lebensfrohen Turner an ſich ein eigenthümlicher, unverwüſtlicher Humor vor allen andern Menſchenkindern auszuzeichnen pflegt, ſo müſſen wir doch geſtehen, daß etwas Erheiternderes, wie es hier zu Tage gefördert wurde, zugleich aber mehr von kerni⸗ ger Geſundheit der Ideen und geiſtvoller Bearbeitung der Würze des Humors zeugendes, gar nicht erwartet werden konnte Die„Hauskapelle“ des Vereins wirkte mit— Tur⸗ ner, die ihre Inſtrumente aus Pappe ſich ſelbſt fabrizirt und als Saiten ſtarken Bindfaden aufgezogen hatten— und zwar in einer Stärke von etwa 20 Mufikern. Was wurde da Alles aus dieſen täuſchend ahnlich nachgemachten Inſtrumenten gervorgezaubert! Klänge, die Thier erweichen und Men⸗ ſchen raſend machen können und in denen doch ein planmäßt⸗ ges Syn m gar nicht zu verkennen geweſen iſt. Der„Wild⸗ ſau⸗Marſch“ komponirt von Chriſtoph Fürchtegott—(Jo⸗ nathan) erzielte eine Heiterkeit, der ſich ſelbſt der nüchternſte Philiſter nicht hätte erwehren können und der„Rommel mit der Trommel“, den Herr Groß mit beſt gelungener Mimik und Po ommik zum Vortrag brachte, erregte Beifallsſtürme und H iterkeitsausbrüche, wie ſie ſich kaum noch hätten ſtei⸗ gern konnen. Um ſo mehr verdiente hohe Anerkennung, daß, als der Präſident, Herr Röck, in warmen Worten des Kron⸗ prinzen gedachte, die Narrenkappen von den Köpfen flogen, die Heiterkeit unbewußt und unwillkürtich aus dem Raume ſchwand, ein tiefer Ernſt ſich auf den Antlitzen der Turner widerſpiegelte und mit unverhohlener Begeiſterung in das Hoch auf den Kronprinzen eingeſtimmt wurde. Man muß es dem Vereine nachſagen, daß er durch ſeine Mit lieder zu rechter Zeit am rechten Ort das rechte Wort ſprechen kann. * Der Velozipediſten⸗Verein Maunheim veran⸗ ſtaltete am Samſtag Abend im Saale des Kaſino eine feier⸗ liche Einweihung ſeines Banners in einer Weiſe, die darauf ſchließen läßt, daß die Vereinsmitglieder einem ſolchen Zei⸗ chen einer Vereinigung eine ideale Bedeutung beizumeſſen, wohl verſtehen. Der Ehrenpräfident des Vereins, Herr Thierarzt Ul m, hielt die Weiherede, in der er zunächſt auf den Inhalt und das Weſen eines Banners im Allgemeinen hinwies und dann die Sinnbilder der in den Feldern des Banners enthaltenen Zeichen erklärte. Das Rad, das eigent⸗ liche Wirkungsfeld des Vereins, das Wappen der Stadt Mannheim, das Zeichen unverbrüchlicher Anhänglichkeit an unſer daer ue Weſen, das Eichenlaub, ein Bild der Treue zu Kaiſer und Reich, zu Landesfürſt und Vaterland, der Lorbeer, ein Sporn zur Erringung erſtrebenswerther Ziele— das waren die Hauptmomente, die Herr Ulm in ſeiner formgewandten und zündenden Rede hervorhoh, das Banner als in den Dienſt des Vereins geſtellt, erklärend. Es machte tiefen Eindruck, als auf das fernere Blühen und Gedeihen des Vereins ein Hoch ausgebracht wurde und es läßt ſich wohl ſagen, daß das einige Aneinanderhalten und das ſtete Vorwärtsſchreiten mit vereizten Kräften durch dieſen Weiheakt ein neues Bindemittel gefunden hat. Nach der Weighe folgte eine Tanzunterhaltung, in deren Verlaufe ein Cotillon zur Aufführung gelangte. Die Betheiligung war eine ſo große, daß der Raum des Saales zur bequemen Be⸗ wegung gerade genügte. Im Laufe der Unterhaltung ſtattete die im Badener Hof verſammelte Schützengeſellſchaft dem Verein einen Beſuch ab, den dieſer erwiderte— auch ein Zeichen wohlgemeinter und aufrichtiger Freundſchaft zwiſchen dieſen beiden Vereinen. * Der Mannheimer Zitherklub hat am Sonntag im Badner Hof ſeinen Maskenball gehalten. In deſſen Verlaufe trat manch komiſches Intermezzo ſtürmiſcher Heiterkeit her⸗ vor, namentlich die Vorführung einer Rekrutenabtheilung unter dem Commando des Unterofftziers Zaun. Auch die „Muſikbande“ bewährte ſich recht gut. Die Masken waren zum Theil recht originell gewählt und erregten namentlich zwei Polinnen allgemeines Intereſſe; auch Räuber, Bajazzo's, maurerloge, Vertreter der Staats und Stadtbehörden,] Gefahren zu begegnen, die auf den Künſtler ſo leicht ein⸗ ſtürmen. Ich will nicht von den gewöhnlichen Leiden eines Künſtlers ſprechen, aber die ſtete Beſchäftigung mit den Idealen kann dem Künſtler nur zu leicht den wirklichen Boden unter ſeinen Füßen wegziehen, ihn leichtlebig, intri⸗ gant machen. Der Künſtler arbeitet im Reiche und mit den Mitteln der Phantaſie. Mag auch dieſe ooerr jene Geſtalt, die er verkörpert, aus dem warmen Leben gegriffen ſein, immer aber iſt es ein Spiel der Phantaſie, die den Lebensberuf des Künſtlers ausfüllt und ihn nur zu leicht den Boden der Wirklichkeit verlieren läßt. So aber war unſer Ditt nicht. Er blieb nüchtern, mäßig, beſonnen, er war ein Muſter an Ordnungsliebe und Pünktlichkeit. Er hielt feſt an der Wirklichkeit und er konnte das um ſo eher, als er auf dem Grund und Boden des gött⸗ lichen Sittengeſetzes wirkte und dieſes ſich in ſeinem Gewiſſen abſpiegelte. Eine andere Gefahr für den Künſtler liegt da⸗ rin, daß ihm immer neue Geſtalten, fremde Perſönlichkeiten begegnen, und er von einer Darſtellung zur andern, von einem Charakter zum andern eilt, dabei aber leicht ſich ſelbſt ver⸗ läzt und haltlos wird; Ditt aber hat ſich nicht verloren. Bei den zahlreichen Geſtalten, die er verkörperte, blieb ihm der eine und derſelbe Charakter, der ſeinen Grund auf ächter, tiefer Religioſität fand und das war der Grundzug ſeines ganzen Weſens. Wogl ein Jeder unter uns bat an dem na⸗ turwüchſigen Humor ſich oft erfreut, an dem Reichthum ſeines Gemüths, an der Wahrheit ſeines Empfindens und ein ſol⸗ cher Künſtler muß nothwendigerweiſe ein edler, tief ange⸗ legter, gemüthsreicher Menſch ſein. Das iſt der Grund der allgemeinen Verehrung, die ihm entgegen gebracht wurde auch von denen, die ihn nur von den Brettern aus kannten, und das iſt wohl die ganze Bevölkerung und manches Tauſend darüber. Unvergeßlich bleibt mir die Erinnerung, als Ditt einſt, den Schalk im Geſicht, mir vertraulich auf die Schul⸗ tern klopfte und leiſe ſagte:„Ihr, Pfarrer, predigt nicht allein, auch wir Künſtler predigen und ſehr oft mit beſſerem Erfolge, wie Ihr!“„Ja,“ ſagte ich darauf,„die lieben, guten Mannheimer ſtehen bei Euch auch lieber viele Stunden, als daß ſie bei uns eine halbe Stunde ſitzen.“„Nun, ſagte Ditt,„darum müßt Ihr uns auch als Träger einer höheren I. Januar⸗ SGenueral⸗Anzeig er⸗ 8. Seite. ſpaniſche Grands und Wilde aus dem Kaffernlande ſah man gravitätiſch einherſchreiten. Der Ball, um deſſen Zuſtande⸗ kommen ſich die Herren Albert Kuhn, Karl Pfeffer, Emil Kblle und namentlich der Präſident des Zitherklnbs, Herr Georg Pfiſterer, verdient gemacht haben, verlief zur allge⸗ meinſten Zufriedenheit. * Im Maunheimer Alterthumsverein hielt am Freitag Abend Herr Architekt Manchot einen das Intereſſe der Zuhörer ungemein feſſelnden Vortrag über die Kloſterruine Limburg an der Haardt. Sowohl die geſchichtliche Vergangen⸗ heit, ſowie auf die topographiſche Lage eingehend und doch farbenreich erläuternd, wußte der Vortragende ſeinen Stoff in ein ſchönes, anmuthiges Gewand zu kleiden und namentlich dem architektoniſchen Werthe dieſes Bauwerkes eine Beleuch⸗ tung angedeihen zu laſſen, die in hohem Grade feſſelte. Der fand nakürlich lebhaften Beifall. Der Verein Fidelio hatte am Sonntag ſeinen Mit⸗ gliedern und deren Angehörigen im Ballhauſe einen Masken⸗ ball gegeben, der in jeder Beziehung befriedigte und deſſen Verlauf von der herzlichen Freundſchaft Zeugniß ablegt, die die Mitglieder dieſer anſpruchloſen ſchlichten Geſellſchaft unter einander verbindet. Es machte einen ſchönen Eindruck, den Humor hier in ſeiner natürlichen Geſtalt und die Lebens⸗ luſt in ihrer ungeſchminkten Wahrheit auftreten zu ſehen. Das Bewußtſein, einige herrliche Stunden verlebt zu haben, wird jeder der vielen Theilnehmer an dieſem Balle mit nach Hauſe genommen haben. 5 5 Der Verein der Kampfgenoſſen hielt geſtern in ſeinem Lokale eine Verſammlung ab, in welcher beſchloſſen wurde, gegen Pfingſten einen Ausflug nach dem Niederwald⸗ denkmal zu machen. Zur Beſtreitung der entſtehenden Koſten werden von jetzt an bereits Beiträge im Verein erhoben. Ueber einen zu veranſtaltenden Kappenabend iſt definitiver Beſchluß noch nicht gefaßt. 5 Medizinalverband. Uuter dieſer Bezeichnung be⸗ ſtleht hierorts ein Verein zur Beſchaffung ärztlicher Hülfe und Arzneien, der den Zweck hat, ſeinen Mitgliedern freie ärztliche Behandlung und unentgeltlichen Bezug der vom Arzt verordneten Medicamente zu ſichern. Dieſer Verband hielt am Sonntag Nachmittag im ſchwarzen Lamm ſeine 7 ordentliche Generalverſammlung ab, die vom Vorſitzenden Herrn Fr. Raith geleitet und mit Verleſung des ſehr um⸗ jangreichen Jahresberichts über die Ergebniſſe des verfloſſenen Geſchäftsjahres eröffnet wurde. In dieſem Jahresbericht iſt auch verſchiedenen Wünſchen des abtretenden Vorſtandes Ausdruck gegeben, u. a. den Mitgliedern der Schwetzinger Vorſtadt eine Erleichterung in der Weiſe zu Theil werden zu laſſen, daß ſie behufs der Beitragszahlung nia, meer zur Stadt zu gehen brauchen; dann auch wird darauf hinge⸗ wieſen, mehrere Nachbargemeinden in den Medizmalverband hineinzuziehen. Aus dem Berichte geht hervor, daß der Verband außerordentlich günſtige Reſultate erzielt und in der That ſehr ſegensreich gewirkt hat. Seine Ein⸗ nahmen belaufen ſich nach dem von Herrn V. Betz eeſtatteten Berichte auf 29,780 Mark darunter 24,101 Mark Beiträge und 4478 Mark übernommer Kaſſenbeſtand; Die Ausgaben beziffern ſich auf 22,638 Mk., darunter für Arzt 7067 Mk. und für Apotheker 11,896 Mk. Der zu übernehmende Kaſſabeſtand beträgt 7142 Mk. 8 Pfg. Den Mitgliedern ſteht die Wahl unter 33 Aerzten frei; die Wahl der Apotheken iſt überhaupt frei. Nach Verleſung des Jahresberichts dankte Herr Dreesbach dem Vorſtande und dem Ausſchuſſe, welch' letzterer durch Herrn B. Foshag Bericht über die ſtattgehabte Kaſſenreviſton erſtattet hatte. Herr Dreesbach wies darauf hin, das Mißtrauen, dem der Verband vor zwei Jahren noch begegnet ſei, werde jetzt wohl nach den glänzenden Ergebniſſen des Vorjahres beſeitigt ſein und in den Kreiſen der Bürgerſchaft werde man dem Verbande um ſo eher Vertrauen entgeg ubringen, als auch die ſtädtiſche Behörde demſelben einen Zuſchuß ge⸗ währt habe. Trotz des ausgezeichneten Reſultates dürfe aber den Verband keine optimiſtiſche ee leiten und er ſich nicht zu Extravaganzen hinreißen laſſen, trotz des Reingewinnes von—700 Mark. Man müſſe danach trachten, dem Verbande Korporationsrechte zu verſchaffen, damit gegen ſaumſelige Zahler eventuell gerichtlich vorge⸗ gangen werden könne. Den in dem Jahresberichte angedeu⸗ teten Wünſchen gegenüber verhält Redner ſich ablehnend und will den Verband nur für die Stadt Mannheim haben, wo ja ohnehin viele hunderte leben, die Urſache hätten, dem Ver⸗ bande beizutreten und es bis jetzt doch unterlaſſen haben. Es wird ein Antrag des Herrn Urbach angenommen, dem⸗ zufolge der Jahresbericht künftighin vor der Generalverfamm⸗ lung gedruckt und an die Mitalieder vertheilt werden ſoll.— Der abtretende Vorſtand beſteht aus den Herren J. Willig, V. Betz, W. Hänsler, N. Grüner und Fr. Raith; der abtretende Ausſchuß aus den Herren B. Foshag, L. De kert, J. G. Fritz, C. Eiſinger und J. Röth. Der Bezirksverein zum Schutze entlaſſener mänulicher Sträflinge hielt am Sonntag Vormittag im kleinen Saale des Kaſino ſeine diesjährige Generalverſamm⸗ lung ab, in welcher Bericht über die Vereinsthätigkeit im ab⸗ gelaufenen Jahre erſtattet, Rechnung abgelegt und dem Vor⸗ ſtand Entlaſtung ertheilt und die Mitglieder des Vorſtandes wiedergewählt wurden. Nähere Einzelheiten werden wir noch folgen laſſen. e. Ein Gefährt ohne Kutſcher. Ein mit 2 Pferden ———rrrñ— Miſſion anerkennen und achten.“ In der That aber muß man auch vor Augen halten, daß die Kunſt nothwendig zum ſittlichen Leben eines jeden Volkes gehört, daß ſie ein weſent⸗ liches Mittel iſt zur ſittlichen Entfaltung des Volksgeiſtes.— Auf die weiteren bedeutſamen Ausführungen, die an Karl Ditt's Grabe gefallen ſind, werden wir noch zurück kommen. Theater, Runſtu. Wiſſenſchaft. Gr. bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Mannbeim. Sonntag, 29. Januar 1888. Fidelio. Oper in 2 Abtheilungen von Beethoven. Mozarts Zauberflöte, Beethovens Fidelio, Webers Frei⸗ ſchütz ſind die orei urdeutſchen Opern, welche in iyrer klaſſi⸗ ſchen Schönheit Jahrhunderte überdauern, die gebildete Welt mit Entzücken, uns ſelbſt mit dem Stolze einer großen na⸗ tionalen That erfüllen werden. In ſeiner Zauberflöte ſchlägt Mozart, der ſich in ſeinen andern Opern ſtets mit Vorliebe der Italiener erinnerte, heitere, muntere Weiſen an, der Frei⸗ ſchütz ſpiegelt das liebenswürdige Weſen, die ſchamhafte:Sitte des deutſchen Charakters wieder, Beethovens Fidelio durch⸗ tönen die ernſten Klänge einer oft ſchwermüthigen Muſik. Man möchte den Fidelio im Gegenſatze zum Freiſchütz und zur Zauberflöte als den Ausdruck der dem Deutſchen ureignen melancholiſchen Stimmung bezeichnen.„„ Schwermüthig iſt die Stimmung der Muſik im Fidelio, und auch nicht gerade leicht ſie ſelbſt, am ſchwerſten der Ge⸗ ſang, denn bei Beethoven iſt die menſchliche Stimme nur ein Inſtrument, das ſeine Exiſtenzberechtigung im ge⸗ zwungenen Zuſammenwirken mit ſymphoniſcher Orcheſterar⸗ beit beſitzt, im Gegenſatze zu jenen Opern, in denen der Ge⸗ ſang alles, das Orcheſter nur ſecundäre Begleitung und im Gegenſatze auch zu den Werken der neuen Zukunftsſchule, in denen das Orcheſter alles und der Geſang nur die Begleitung hed utet. Und trotz diefes tyranniſchen Zwanges in welchen Beethoven die menſchliche Stimme einſchließt, gilt noch heute Fidelio als das vollendetſte Tonwerk elaſſiſcher Tonſchöpfung in Jorm und Inhalt, das mit einer beinahe geheiligten An⸗ dacht die Zuhörer za erfüllen pflegt. 8 —— beſpannter herrenloſer Schlitten wurde geſtern Abend von zwei Männern auf der Straße F 1 und 2 an⸗ gehalten und auf Veranlaffung der Schutzmannſchaft mittler⸗ weile in einer hieſigen Gaſtwirthſchaft untergebracht. Der Lenker des Gefährts ſoll dasſelbe vor einer Wirthſchaft in E 3 geſtellt haben und in dieſer eine Erfriſchung eingenom⸗ men haben. Heute früh ließ der Eigenthümer, ein Land⸗ wirth aus Käferthal, ſein Geſpann abholen. . Schlimme Entdeckung. Geſtern Abend traf ein Viehtransport von Stuttgart kommend, am hieſigen Bahnhof ein und machte man die Entdeckung, daß ein ſchwerer Ochs verendet im Wagen lag. Pulvertrausport. Geſtern Abend ½6 Uhr paſſirte ein Pulvertransport, nach Heidelberg beſtimmt, von St. Ingbert über die Rheinbrücke kommend, hieſige Stadt. Ein Schutzmann begleitete ihn bis außerhalb der Stadt. *Füunf ſchulpflichtige Knaben wurden in Worms verhaftet, weil ſie Schlittſchuhe ſtahlen und ſolche verkauften. Im Armenhauſe geſtorben iſt der wohl auch hier 915 frühere Verſicherungs⸗Inſpektor F. S. a tz. * In ſechs Tagen drei Kinder verlieren iſt ein Schlag, deſſen Wucht ſich nicht ſchildern laſſen dürfte. Die FJamilie Franz Reuther in Freinsheim iſt dieſes Schick⸗ ſal beſchieden worden; in ſechs Tagen verlor ſie 3 von ihren 4 Kindern. Am Donnerſtag in voriger Woche wurde das älteſte 5jährige begraben, am letzten Sonntag das zweite und geſtern ſtarb das dritte Kind, das noch nicht ganz 2 Jahre alt war. Die Actionäre der Speierer Dampfziegelei machen gute Geſchäfte. Nachdem das Amortiſationsconto und das Reſerveconto eine reiche Dotirung aus den Ein⸗ künften des verfloſſenen Geſchäftsjahres erfahren haben, werden nach 100 Mark pro Actie als Dividende vertheilt. Auf den beiden Ziegeleien waren im vergangenen Geſchäfts⸗ jahre fünf Ringöfen im Betrieb mit einer täglichen Ge⸗ ſammtleiſtung von etwa 10,000 Stück Backſteine. Schlechte Geſchäfte machen die Tabakshändler in Mutterſtadt. Sie verkaufen nothgedrungen den Tabak für 1 während ſie im Vorjahre 20 Mark für den Centner ekamen „ Wegen Ausbreitung anſteckender Kraukheiten ſind die Schulen in Euſſerthal und Pirmaſens geſchloſſen. Scharlach, Maſern, Keuchhuſten u. ſ. w. greifen bedenklich um ſich. „Der 90 FJahre alte Hauptlehrer Kupferber⸗ ger in Mittelſcheflenz iſt geſtorben. , Zur Bewerbung ausgeſchrieben iſt die Schul⸗ ſtelle in IJgels locch, Bezirksſchulinſpektion Neuenburg. Sch. Schwetzingen, 29. Jan. In der letzten General⸗ verſammlung des hreſigen Vereins für gemeinnützige Zwecke erſtattete der Vorſitzende, Herr Ba ſſermann, den Jahresbericht, der Kaſſirer, Herr Köfel, den Kaſſen⸗ bericht. Letzterem iſt zu entnehmen, daß die Einnahmen 572 Mark, die Ausgaben 491 Mark im verfloſſenen Jahre be⸗ tragen haben Die genannten Herren wurden für ihre Aemter wiedergewählt, ebenſo Herr Hofbuchdrucker Moriell als Schriftführer; zu Beiräthen wurden die Herren Reallehrer Geilsdörfer, Kaufmann Bräuninger Adſer⸗ wirth Ihm und Kaufmann L. Haßſbler berufen. Sch. Schwetzingen, 29. Jan. Am Dienſtag findet eine Generalverſammlung des Turnvereins ſtatt Abends 8 Uhr im Grünen Laub. „Rh. Rheinau, 29. Jan. Der hieſige Armenrath ver⸗ theilt während der Winterzeit an 90 Kinder unbemittelter Eltern nach dem Morgenunterricht täglich Reis und Erbſen, nach dem Nachmittagsunterricht Vesperbrod. „Kouſtanz, 28. Jan. Der Mörder Greiner, welcher am 19. November in Immendingen mehrfachen Mord ver⸗ übte, iſt vom Schwurgericht zum Tode verurtheilt worden. Gerichtszeitung. Maunheim 28 Jan.(Schöffengericht). Vor⸗ ſitzender: Herr Gr. Amtsrichter Dr. Schneider. 1) Wilhelm Ziegel, 21 Jahre alt, Metzger von Laufen, wegen unerlaubter Auswanderung 50 Mk. Geldſtrafe, event. 10 Tage Haft. 2) Joſeph Klimke, 18 Jahre alt, Schiffer von Meppes, wegen Diebſtahl. Urtheil 1 Woche Gefängniß, wo⸗ von 5 Tage Unterſuchungshaft abgehen. ) Heinrich Zimmermann, 24 Jahre alt, Aus⸗ läufer aus Mundenthal, wegen Betrug und Unterſchlagung 16 Tage Gefangniß, abzüglich 6 Tage Unterſuchungshaft. Johann Bender von Eſchelbach, 65 Jabre alt, Taglöhner, ſchon 41 Mal wegen Vagabondage und Bettels vorbeſtraft, wegen wiederholten Bettels, 5 Wochen Haft und Ueberweiſung an die Landespolizei. 5) Maria Wolfſteiner, 27 Jahre alt, Köchin von Hanau, wegen Diebſtahls 4 Wochen Gefängniß. 6) Auguſt Stempel, Berufungsklage wegen Ueber⸗ tretung der Floßordnuug. Beklagter erſchien nicht, daher Be⸗ rufung perworfen wurde. 5 Roſa Schmierer, 19 Jahre alt, Dienſtmagd von Hagerhof, wegen Diebſtahls, 4 Tage Gefängniß. 8) Friedrich Michael Zimmermann von Heidelberg, Es iſt daher als ein lobenswerthes Beginnen unſeres Theater⸗Comités anzuerkennen, daß man zu einer neuen Inſzenirung und Beſetzung dieſer Perle ächt deutſcher Ton⸗ dichtung ſich entſchloſſen hat, zu welcher es niemals zu ſpät zu ſein pflegt. Dekorative Hilfsmittel und Kunſtſtücke braucht ein Beethoven nicht, die ganze Handlung vollzieht ſich im Hofe und in einem Kerker eines Staatsgefängniſſes,— ein düſterer eintöniger Hintergrund, über welchen nur eine ober⸗ flächliche Regie höchſt unnöthiger Weiſe das Laubdach des Waldes ſpannt. Der Farbenwechſel und das ſtimmungsvolle Colorit liegen in der Hand des Orcheſters, in den Saiten der Mufiker, in den Kehlen der Sänger, es bedarf dazu kaum der aufdrmalich rothen Blüthen von Topf⸗ und Kübelpflanzen, welche in Gefängniſſen ſelten genug zu blühen pflegen. Verdienſtvoller als die decorative, iſt die ſtimmliche Auf⸗ friſchung in der Beſetzung der Hauptrollen. Mit demſelben würdevollen Anſtande und derſelben liebenswürdigen Herab⸗ laſſung, wie er ſeinen Ottokar im Freiſchütz zu ſingen pflegt, ſingt Herr Knapp ſeinen Miniſter, und mit demſelben Bügeleiſen wie früher auch begleitet Marcelline— Sorger im erſten Akte ihr ſchelmiſches Zwiegeſpräch mit dem ver⸗ liebten Jaqumo, deſſen Beſetzung durch Herrn Erl ebenſo einen Fortſchritt bekundet, wie diejenige des David in den Meiſterſingern. Die ſchwarze Seele einen Pizarro pflegt ſchon in den ſchwarzen Gewändern dieſes Wütherichs zart angedeutet zu werden, Herr Kraze verſteht es aber auch, in Spiel und Sprache ſo viel Grauſamkeit zum Aus⸗ drucke zu bringen, daß die Trompetenſtöße, welche die An kunft des Miniſters verkünden, wie eine Erlöſung für die auf die Folter geſpannten und pochenden Herzen klingen. Zum erſten Mal ſang Herr Mödlinger den Rocco; er bethätigt mit der Art und Weiſe, wie er den Kerkermeiſter ſpielte, ſein oft genug anerkanntes ſchauſpieleriſches Talent und dieſe Partie wurde endlich wieder zu ihrer gebührenden muſikaliſchen Geltung gebracht. Herr Götjes ſang die halsbrechende Arte im Kerker flott und mit Ausdruck, aber dies alles wie nicht minder die ſchön geſungenen Enſembles und Chorſätze und die von unſerem trefflichem Orcheſter wie aus einem Guſſe vorgetragene Leonoren⸗Ouverture, blieben weit zurück hinter der rückhalkloſen Freude, mit welcher das erſt⸗ 31 Jahre alt, Taglöhner, wegen Körperverletzung, Monate Gefängniß. 5 5 9) Peter Hördt, von Lützelſachſen, Kaufmann dasier, 43 Jahre alt, legte durch ſeinen Vertreter im Laufe der Verhandlung Widerklage ein. Das Urtheil lautet gegen Hördt auf 5 Mark Geldſtrafe und /½ der Koſten, gegen Deßauer auf 3 Mark Geldſtrafe und ½ der Koſten; Beide event. 1 Tag Haft. Schwetzingen, 27. Jan.(Schöffengericht.) Vorſitzen⸗ der: Großh. Oberamtsrichter Herr Mündel. Es wurden folgende Fälle verhandelt: 1) Friedrich Wacker von Plankſtadt wurde wegen Wi⸗ derſtands gegen die Staatsgewalt in eine Gefängnißſtrafe von 14 Tagen verurtheilt. 2) Karl Rothenberger von Rheinsheim erhielt wegen Betrugs 10 Tage Gefängniß. 3) Fuhrknecht Joſef Grünwedel von Heidelberg wurde wegen Uebertretung der 88 20, 123, 127 und 51 Ziff. 1 Pol⸗ St.⸗G.⸗B. in eine Geldſtrafe von 23 M. verfällt. 4) Taglöhner Friedrich Hahn von Ofterſchein wurde 1 1 Sachbeſchädigung in eine Geldſtrafe von 5 M. ver⸗ urtheilt. 5) Philipp Ueltzhöffer, Jakob Fehn und Johayn Wöllner ſämmtlich von Schwetzingen, wurden von der An⸗ klage wegen Uebertretung des§ 360 Ziff. 11 R. St.⸗G.⸗B. freigeſprochen. Celegramme. » Straßburg, 29. Jan. Girard, Apotheker in Schirmeck, iſt als des Landesverraths verdächtig vorgeſtern Abend verhaftet worden; wie Appel beſchäftigte er ſich lt.„FIr Ztg“ mit Brieftaubenzucht. Berlin, 29. Januar. Der Kaiſer nahm heute militäriſche Meldungen entgegen, empfing um 1 Uhr den Generallieutenant Henduck und machte um 2 eine Spazier⸗ fahrt. Um 4 hatte der Reichskanzler Vortrag. Athen, 29. Jan. Die griechiſch⸗rumäntſchen Differenzen ſind in Folge Maßnahmen des rumä⸗ niſchen Geſandten und der Annahme der griechiſchen Note, die früher verweigert worden war, beigelegt. Der griechiſche Geſandte in Bukareſt begibt ſich demnächſt dorthin, um über eine Konſular⸗ und Handelskonvention zu verhandeln. Konſtantinopel, 28. Januar.(„Fr..“) In Damaskus haben türkiſche Gendarmen aus dem franzöſiſchen Konſulat einen Algierer gewalt⸗ ſam entführt. Darauf iſt der älteſte Sohn Abdelkader's ſofort nach Beyruth gereiſt, wo er den franzöſiſchen Konſul um Anweiſung eines anderweitigen Aufenthalts⸗ ortes für ſich und ſeine Landsleute erſuchte. Der fran⸗ zöſiſche Botſchafter Graf Montebello hat bei der Pforte ernſtliche Beſchwerden erhoben und man vermuthet, die Pforte werde Frankreich möglichſt entgegenkommen, obwohl ſie fortfährt, die Allgierer als Ottomanen zu betrachten. — Der Vertreter Bulgariens, Dr. Vulkovitſch ſchlägt der Türkei eine gegenſeitige Aufhebung der Zollgebühren auf einheimiſche Produkte vor, findet aber wenig Anklang.— Die Bank Ottoman hat die Forderung des Finanzminiſters wegen eines Vorſchuſſes zur Bezahlung der Mauſer ge⸗ wehre vorderhand abgelehnt.— In Kukajan haben Offtziere wegen Ausbleibens der Gehälter den erſten F i⸗ nanzbeamten geprügelt.— Krupp hat wegen Nichteinhaltung der Verbindſichkeiten ſeitens des Finanz⸗ miniſters ein neues Ultimatum geſtellt. Petersburg, 29. Januar. Das neue Petro⸗ leumſteuer⸗Geſetz beſtimmt, daß die Steuer bei dem Export in das Ausland zurückzuzahlen iſt. Nach einer ſoeben erlaſſenen Verordnung darf Petroleum unter Be⸗ obachtung gewiſſer Formalitäten über die Hafenzollämter und mehrere Zollämter an der Weſtgrenze auch unver⸗ ſteuert exportirt werden.— Der„Swet'“ beſtätigt, daß bei der Landung der Inſurgenten bei Burgas Nabakow, Kapitſchitſch und 13 Montenegriner gefallen ſeien; 32 Inſurgenten ſeien in Konſtantinopel inter⸗ nirt worden. Herausgeber: Dr. zur. Hermaun Haas. Verantwortlich: Für den Redaktionellen Theil: Chefredakteur Julius Katz. Für den Reklamen⸗ und Inſeratentheil: A. Johner. Rotationsdruck und Verlag der Dr. Buch⸗ druckerei, ſämmtlich in Mannheim malige Auftreten unſerer jungen Prima⸗Donna in der Rolle des Fidelio begrüßt wurde. Fräulein Mohor hat alle Erwartungen— und man pflegt an dieſe Künſtlerin keinen geringen Maßſtab anzulegen— weit übertroffen. Eine äußerſt vortheilhaft gewählte Maske, ein ſorgfältig gelernter und ſchön geſprochener Dialog, welchen ein richtiges, dra⸗ matiſch ausgeprägtes Spiel unterſtützte, verliehen dem glänzenden geſanglichen Vortrage, der muſikaliſchen Sicher⸗ heit und Entſchiedenheit, mit welcher die junge Künſtlerin zum Staunen Aller aufzutreten vermochte, jene Abrundung, welche ihrem erſtmaligen Auftreten als„Senta“ zu eigen geweſen war und die es jedem Unbefangenen zur hohen Ge⸗ wißheit macht, daß wir hier vor einem jenen ſeltenen, gott⸗ begnadeten Talente ſtehen, welchen ein zeitiges Geſchick alles in überreicher Fülle in den Schooß geworfen hat. Minutenlanger Beifallsſturm durchbrauſte das Haus nach der großen Arie imerſten Akte die Ober⸗Regie würde ſich nichts vergeben haben, wenn ſie der Künſtlerin geſtattet hätte, dem Publikum ſich noch einmal zu zeigen und für die Obation Die Freude an der über aller Erwartung ſchönen eiſtung unſerer jungen Primadona ſteigerte ſich von Szene zu Szene und gipfelte in einer ununterbrochenen Serie von Hervorrufen nach dem Schluſſe der Vorſtellung. , Fräulein Mohor ſteht mit ihrem Fidelio am Schluſſe ihrer ſehr raſch zurückgelegten Lehrjahre und vor ihr eröffnet ſich eine heitere Zukunft, in welcher ſie mit ihren ſchönen Stimmitteln Tauſende beglücken wird. Ein Deſoff hat die Perle nicht erkannt; unſer Paur hat ein ſchärferes Auge und ein beſſeres Verſtändnitz dafür gehabt; wir wollen ihm dieſes heute gerne zugeſtehen Daß aber die junge Künſtlerin in verhältniß⸗ mäßig kurzer Zeit das geworden iſt, was ſie geſtern als Fidelio in f reichem Maße bethätigt hat, verdankt ſie doch vor allem ich ſelbſt und dem eigenen Streben. Wir aber wünſchen nicht blos den Ruhm zu genießen, eine hervorragende Künſtlerin von ſeltenem Talente erkannt zu haben, ſondern auch den Vorzug, ſie zu beſitzen, zu bewahren und zu ehren, Dr. Hermann Haas, —— 4. Seite! General⸗Anzeiger. nn Zunnuns⸗ Verſleigerung von Gewerbeplätzen. Donnerſtag, den 2. Februar l. J. Vormittags 11 Uhr, werden auf der Bauamtskanzlei 2 ſtädtiſche Gewerbeplätze, auf dem Ochſenpferche gelegen, von 1000, bzw. 338 Imeter Flächeninhalt, auf unbeſtimmte Zeit öffentlich ver⸗ ſteigert. Die Verſtſeigerungsbedingungen liegen auf bezeichneter Kanzlei da⸗ ſelbſt zur Einſicht offen. 1526i Mannheim, 28. Januar 1888. Der Stadtrath Moll. Submiſſion. Die Lieferung des Bedarfs an Vic⸗ tualten, Reinigungsmaterialien, Soda⸗ waſſer, Eis für das hieſige Garniſon⸗ Lazareih für den Zeitraum vom 1 April 1888 bis dahin 1889 und zwar ca. 1000 Liter Bier, 4000 Ko. Brod und Semmel, 150 Ko. Butter, 3000 Stück Eier, 3000 Liter Milch, je 200 Ko. Erbſen, Linſen, Bohnen, je 100 Ko. Weizengries, Graupen, Reis, Weizenmehl, Kaffee, 300 Ko. Salz 3400 Ko. Ochſen⸗, Kalb⸗, Hammel⸗ und Schweinefleiſch, 3000 Ko. Kartoffeln, 300 Liter Rothwein, Affenthaler, 50 Liter Portwein, verſchiedene Colonialwaaren, als: Sago Eitronen ꝛc., ferner: 50 Ko. weiße, 50 Ko. Schmierſeife, 50 Ko. Soda u. 1000 Flaſchen Sodawaſſer, ſowie 1000 Ko. Eis, ſoll in öffentlicher Submiſſion ver⸗ geben werden und iſt hierzu ein Ter⸗ min auf Dienſtag, 6. Februar er. Vormittags 10 Uhr im Geſchäftszimmer des Lazareths an⸗ beraumt worden. Die Submiſſionsbedingungen liegen daſelbſt zur Einſicht und Unterſchrift aus und müſſen von jedem Submitten⸗ ten vor Abgabe der Offerten geleſen und unterſchrieben werden. Am ſelben Tage Vormittags 11 Uhr werden die im Lazareth vorkommenden Küchenabgänge, Kommisbrodreſte, Kno⸗ chen und das alte Lagerſtroh an den Meiſtbietenden öffentlich verſteigert wer⸗ den, ebenſo auch die Abfuhr des Ab⸗ tritt⸗Düngers. 1519 Mannheim, den 29. Januar 1888. Königl. Garniſon⸗Lazarath. Holz⸗Verſteigerung. Mittwoch, den 1. Februar d.., Vormittags 9 Uhr wird im Großh. Schloßgarten dahier nachgenanntes Holz gegen Baarzahlung öffentlich verſteigert: 92½ Ster Weidenholz, 4 Loos Stammholz, Eſchen und Rüſtern und 641 Stück gem. Wellen. Die Zuſammenkunft findet an der Schloßterraſſe ſtatt. Mannheim, 27. Januar 1888. Großh. Hofgärtnerei. 1438i Dankſagung. Von dem Comite des am Diens⸗ tag, den 10. dſs. Mts. im„Ball⸗ haus“ ſtattgehabten Schifferballes wurde uns der Betrag von 60 M.— Sechszig Mark— zur Vertheilung an hieſige Arme übergeben, wofür wir im Namen der Armen unſeren beſten Dank hierdurch ausſprechen. 1525 Mannheim, 25. Januar 1888, Armen⸗Commiſſion. Brännig. Katzenmeier. Holzverſleigerung. Am 7. Februar d. Js., Mittags 12 Uhr werden auf dem Rathhauſe zu Käferthal folgende Hölzer verſteigert: 1. Aus dem Domänenwald Abth. I, 2. 3. 4. Käferthalerwald 168 Ster forlenes Prügelholz, 3750 Stück forlene Truderſtangen, zu Rebpfählen geeignet, 800 Stück forlene Bohnenſtecken und 9900„„ Wellen. 2. Aus dem Collecturwald Abth. I, 1. Gemarkung Sandhofen 6100 Stück forlene Truderſtangen, zu Rebpfählen geeignet. Die Waldhüter Herbel und Wernz von Sandhofen werden das Holz auf Verlangen vorzeigen. 15421 775 7‚ Tür Limmerleute. 6 Stück tannene geſchnittene Unter⸗ züge, à 15,70 M. lang, 20 auf 80 Cen⸗ timeter ſtark, werden billig Wannen Näheres G 8, 28b, 1580 Ein pierſitziger Schlitten zu verk. 1518 K 4, 10. Zu verkaufen: Ein 1½ jähriger 1518 Hofhund bei Fr. Held, Weinheim. Todes-Anzeige. Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unſere geliebte Gattin und Mutter 1548 Barbara Maerdian, geb. Runkel, im Alter von 39 Jahren, nach mehrmonatlichem Leiden, in ein beſſeres Jenſeits abzurufen. 7 Die tiefbetrübten Hinterbliebenen. Mannheim, den 30. Januar 1888. Danksagung. Für die vielen Beweiſe inniger Theilnahme an dem herben Verluſte unſeres nun in Gott ruhenden, ſo früh dahingeſchiedenen lieben Gatten, Vaters, Schwiegervaters und Großvaters Friedrich Hessler Stadtbaumeiſter, 1538 ſagen hiermit unſern innigſten Dank. Die lieftrauernde Lamilie Keßler. Weinheim, 28. Januar 1888. Der kleine Rath macht bekannt: Alle die Sitzung Beſuchenden müſſen mit einer närriſchen Kopfbedeckung verſehen ſein. Eine große Auswahl derſelben wird am Saalein gang zu verkaufen vorräthig liegen. 1527 Der kleine Rath macht ferner bekannt, daß Ein⸗ trittskarten zu der am 1. Februar ds. Is. ſtatt⸗ findenden humoriſtiſchen Damen⸗Sitzung von hente ab in den Muſikalienhandlungen der Herren C. F. Heckel, A. Donecker, A. Hasdentenfel und Sohler, ſowie am Zeitungskiosk und im Burean des Saalbaues zum Preiſe von Mk..— zu haben ſind. Die Karten find ſichtbar zu tragen. Die bereits vorgemerkten Billets werden den betr. Herrſchaften rechtzeitig zugeſandt werden. e e e e eſparfdre Gemeinnütziger Verein der Reckarvorſtadt. Dienſtag, den 7. Februar, a. c. Abends /½9 Uhr Generalverſammlung im obern Lokal der Kreis'ſchen Wirthſchaft, wozu wir unſere verehrlichen Mit⸗ glieder mit der Bitte um zahlreiches Erſcheinen hiermit freundlichſt einladen. Der Vorſtand. Tagesordnung: 1. Jahresbericht und Rechnungsablage. 2. Neuwahl des Vorſtandes. 3. Vereinsangelegenheiten. 1514 „Arion“ Mannheim. (Iſenmann'ſcher Männerchor.) Samſtag, den 4. Febrnuar 1888 Carnepaliſtiſcher Familienabend mit Tanz im Ballhaus. 1581 Anfang präziſe 8 Uhr, wozu wir unſere Mitglieder freundlichſt einladen. Vorſchläge für Einführungen ſind am Mittwoch, den 1. Febr., Abends von—10 Uhr, im Lokal(Dahringer, R 3, 14) perſönlich zu machen. Der Vorſtand. Protestanten-Verein. Montag, 30. Januar, Abends 8 Uhr im Caſino Vortrag von Herrn Stadtpfarrer Längin aus Karlsruhe, über: „Orthodoxie und Bibelforscehung.“ Zutritt frei für Jedermann. 14681 Der Vorſtand. Kaufmänniſcher Verein. Dienſtag, den 31. Januar 1888, Abends 8 Uhr im Theater⸗Saale VORTRAG des Herrn Dr. Ludwig Büchner aus Darmſtadt „Ueber den vorgeſchichtlichen Menſchen.“ Für Nichtmitglieder ſind Eintrittskarten à Mk..50 in unſerem Bureau, in der Hof⸗Muſtkalienhandlung K. Ferd. Heckel in den Muſikalienhandlungen A. Donecker, A. Hasdentenfel, Th. Sohler und im Zeitungskiosk hier, ſowie in A. Lauterborn's Buchhandlung in Ludwigshafen zu haben. Die Karten ſind beim Eintritt in den Saal vorzuzeigen(die Tageskarten abzugeben.) Die Saalthüren werden punkt 8 Uhr geſchloſſen. Ohne Karte hat Niemand Znutritt. Kinder ſind vom Beſuche der Vorleſungen ausgeſchloſſen. 14041 Der Vorſtand. CASINO. Donnerſtag, 2. Jebruar, Abends ½9 Uhr HKerren- Abend. wozu wir unſere Mitglieder und deren Freunde einladen. 1551 Der Vorſtand. Großer Mahyerhof. Vorzügliches Bier(birect vom Faß). Bestauration à la carte. 1545 Guten bürgerlichen Mittagstiſch in und außer Abonnement. 28ee D ftestaurant Weinberg. inchenetr Löwpenbrän. Eport-Bier aus der„Brauerei Eichbaum“. 154881 Warme und kalte Speiſen in jeder Cageszeit. NRNeine Weine. 8g. Hummel. Probe. 8 Uhr Abends Sopran und Alt ½9 Uhr Abends Tenor und Baß. Um pünktliches Erſcheineu bittet 1512 Der Vorſtand. Heute Montag Abend ½9 Uhr Probe ür 1. und 2. Tenor. 1540 Musikverein. Dienſtag Nachmittag 3⅛ Uhr Probe für Sopran und Alt. 1541 Peſtalogzi⸗Stiſtung. Von einem unermüdlichen Wohlthäter erhielten wir zum Beſten unſerer Stift⸗ ung den Betrag von M. 80, wofür warmen Dank ausſpricht 1587 Der Vorſtand. Ferſtelgerungs⸗erlegung Auf Antrag des Eigen⸗ thümers findet die auf den 4. Februar l. Is. anbe⸗ raumte Verſteigerung des Anweſens Litera 2 6 No. 2, an der Ringſtraße dahier(ehemaliges Lutz'ſche Beſitzthum), im Maaße von 29 ax 29 86 qm, ſammt darauf befind⸗ lichen Gebäuden, erſt am 1529 Samſtag, den 11. Februar 1888, Nachmittags 3 Uhr in meinem Amtszimmer 0 3, 1 ſtatt, wobei der Zuſchlag an den Meiſt⸗ bietenden geſchieht. Die Verſteigerungsbedingungen können in meinem Amtszimmer eingeſehen werden. Mannheim, am 28. Januar 1888. Großherzogl. Notar. Lochert. Aechter medic. Tokayer iſt das beſte u. wirkſamſte Stärkungs⸗ mittel für alle ſchwächlichen Kinder, Frauen und Reconvalescenten. In ½, ½ u. ½ Originalfl. a M. 3, M. 1,50 Pfg. und 75 Pfg. bei 158 ſüh. 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Ihre Stimme klang ſeltſam belegt heiſer und trocken. „Frau Gerlach?“ antwortete das Mädchen empört und ſtand nun wirk⸗ lich auf. Da legten ſich unter einem leiſen Auflachen die Arme der anderen um den ſchanken Leib der zürnenden und dabei ſo lieblich ſchönen Braut und ſie zog das Mädchen an ſich und küßte es. „Närrchen,“ ſagte ſie, was biſt Du für ein liebes, gutes Kind! Verzeihe die vertrauliche Anvede, mein Herz diktirt ſie mir. Haſt Du es denn wirklich gar nicht gemerkt, daß ich Dich nur auf eine Probe ſtellen wollte?“ Nun ließ die erſt ſich Sträubende ſich willig in den Armen der Tante feſthalten und dann ſagle ſie unter Lichen und Weinen: „Mein Gott, wie dumm bin ich doch! Es konnte ja auch gar nicht anders ſein.“ „Nein, gewiß nicht,“ beteuerte die andere,„nur die Beſorgniß für Hermann, den ich liebe wie meinen Sohn, oder wie einen Bruder, wenn das natürlicher klingt, ließ mich dies Examen anſtellen. Du haſt es vortrefflich beſtanden.“ Noch ein Weilchen plauderten ſie ſo und Lydia war entzückt von der Liebenswürdigkeit der Dame, die ſie eben noch ſo verkannt, und nahm ihr das Verſprechen ab, daß ſie bei ihrer Hochzeitsfeier nicht fehlen dürfte. Da ſah Frau Gerlach plötzlich nach der Uhr und ſagie erſchreckt: „Mein Gott, wie die Zeit über unſerm Plaudern verfloſſen iſt! Ich muß mich ja rüſten, in einer halben Stunde geht der Zug ab.“ Lydia erhob ſich ſchnell und ſagte tauſend Entſchuldigungen, daß ſie ſo lange ſich aufgehalten, die von der andern in liebenswürdigſter Weiſe abgewehrt wurden. Mit einem ſeltſamen ſtarren Blick folgte ſie den Bewegungen des jungen Mädchens, ein unheimlich düſterer Glanz ſtrahlte aus den dunklen Augen und das Geſicht hatte einen iebuſenhaft verſteinerten Ausdruck angenommen. (Fortſetzung ſolgt.) 5 werden franco zugeſandt. 16480i 5 Gummi-Mäntel eine große Parthie, werden, ſo lange der Vorrath reicht, billig, billig, billt Knaben⸗Röcke er⸗Röcke Arbeiter⸗Mäntel Jagd⸗Kragen Gummiwaaren⸗Bazar Mannh S. Oppeuheimer, E 3. g⸗ abgegeben. Flockpiqué. Triedrich Bühler, D 2, II, Theaterſtraße. 7 Wer will billig Kleider, 1 und Stiefel kaufen, der muß zu Friedrich Aeckerlin Fiaserel Bilder- u Spi* laufen, E 6, 4. 17258 83 8 lei gm-Ing 16518 89 8 einrahmungs-Gesohält, 63, 4„ 5 3 Tuuz duatt 43 38 18858 Glaſerei Ebert. 2 Rohr⸗ und Strohflühle werden gut und billig geflochten. 15464 J 5, 18. eim] Bilder, Spiegel, u. Brantkränzen 1. ſwerden gut und billig eingerahmt bei F. Heckmann, Käferthal. 956 Roman Beilage „General⸗Anzeiger“ (Aaunheimer Polksblatt.— Badiſche Volkszeitung.) Die Giftmiſcherin. Kriminal⸗Erzählung von Heinrich Köhler. (Machbruck verbsten.) (Fortſetzung.) Aber wenn in Lidia wirklich flüchtig ein derartiger Gedanke aufſtieg, ſo ner⸗ ſcheuchte ſie ihn mit der Antwort, daß die Dame leidend und vielleicht etwes kapriciös ſei. Lieber wäre es ihr freilich geweſen, wenn die Tante anweſend geweſen wäre und ſie begleitet hätte, aber die Rückkehr derſelben konnte ſich noch längere Zeit verzögern und es bis dahin mit dem Beſuch zu ſpät werden. Das wollte ſie auf keinen Fall. So machte ſie ſich denn, nachdem ſie Hut und Mantille genommen, auf den Weg, der ſie an dem Hauſe von Hermann's Bruder vorbeiführte. Eine n Augenblick dachte ſie daran, dort einzutreten und dieſen von der Anweſenheit der Tante zu unterrichten. Gleich darauf fiel es ihr aber ein, daß er ſie dann wahrſcheinlich begleiten würde und das wäre der Tante bei ihrem leidenden Zuſtande wahrſcheinlich nicht recht geweſen. Auch wollte ſie gewiß gern Cas Mädchen allein ſprechen, um ſich recht ungeſtört mit ihr verſtändigen zu können. So ließ ſie es denn ſein. In dem Hotel angelangt, fragte ſie einen Kellner nach dem Zimmer der Frau Gerlach, das ihr dieſer gleich nachweiſen konnte, denn er hatte die Bedienung für die Dame. Dem freundlichen Mädchen gegen⸗ über fühlte er ſich ſogar noch zu der Bemerkung ermuthigt, daß dieſe den Beſuch bereits er warte, ſie habe davon geſprochen und ſich eine Flaſche Wein und ein Frühſtück mit zwei Gedecken eben von ihm ſervieren laſſen. Als Lydia in das betreffende Zimmer trat, erhob ſich aus dem Sopha eine ſchlanke, in Grau gekleidete Frauengeſtalt, über deren jugendliches Ausſehen das junge Mädchen ſehr erſtaunt war, denn ſo jung hatte ſie ſich die Tante nicht gedacht. Sie konnte ja kaum ſo alt ſein, wie ihr Bräutigam. Ihr Haar war blond und in dichten Flechten um den feingeformten Kopf geſchlungen, ihre Bewegungen und ihr Weſen hatten etwas beſtechend Liebenswürdiges. Sie eilte dem jungen Mädchen entgegen und ſtreckte ihr ſchon von weitem die Hände hin, um ſie dann in ihre Arme zu ſchließen und zu küſſen. Aber dieſer Kuß ſtand in auffallendem Kontraſt zu dem liebenswürdigen Weſen der Dame. Er war kalt und flüchtig und auch die Hände waren kalt und feucht. Offenbar war die Tante wirklich leidend. Während die Dame die junge Beſucherin neben ſich auf Sopha nöͤthigle, ſagte ſie mit einer Lebhaftigkeit, die wie nervöſe Erregung klang: Pianoforte⸗Fabrik mit Dampfbetrieb C4, 4 Ch. Scharf C 4, 4 Maunheim 13741 empfiehlt ihre in Ton⸗ u. Spielart von erſten Autoritäten als vor⸗ üglich anerkannten Pianinos zu Fabrikpreiſen. Extra Anfertigungen zu jedem Meublement kunſtgerecht u. zu äußerſten Notirungen. Reparaturen u. herzuſtellen. Generol; Anzeiger f 5 Photographie V. Bierreth,E eeeeeeeee 3 5 75 Heidelbergerſtraße FP 7, 21. ½ Dutzend Bilder Mk..50, 1 Dutzend Bilder Mk..50. Größere Bilder bei feiner Ausführung und reeller Bedienung. 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Aber nicht wahr, Ste haben Nachſicht mit mir?“ „O bitte, ſprechen Sie doch nicht ſo, Sie beſchämen micht,“ entgegnete das junge Mädchen abwehrend,„es iſt ja ganz ſelbſtverſtändlich, daß ich Ihrem Wunſche nachkam und Sie dürfen mir glauben, daß es gern geſchah.“„Nur,“ fügte ſie mit ſchelmiſchem Lächeln hinzu,„hatte ich mir in der Tante eine ganze andere Reſpektsperſon gedacht. Sie ſind ja nicht viel älter als ich und im Grunde muß ich mich wundern, daß Hermann ſich erſt um mich bemüht hat, da ihm das Gute ſo nahe lag.“ Die Lippen der anderen preßten ſich einen Moment feſt zuſammen und in ihren Augen blitzte es ſeltſam auf. Es war, als ob ein geheimer Kummer an ihr nahe. Gleich darauf aber hatte ſie ſich wieder in der Gewalt, wenn auch bei den erſten Worten ihr Ton noch etwas gezwungen klaug: „Ich bin älter, als ich Ihnen erſcheine— Sie ſind ſehr liebenswürdig ind ich ſehe in jeder Weiſe das Bild, das Hermann mir von Ihnen entworfen, vewahrheitet. Er iſt ein Idealiſt, aber in dieſem Falle hat er nur nach der Natur gezeichnet. Es iſt im allgemeinen ſchwer, ſolchen Männern zu genügen, haben Sie denn den Muth und das Vertrauen, ihn glücklich zu machen?“ „Ich hoffe, ich glaube es,“ ſagte das junge Mädchen zögernd und erröthend. „Manchmal zweifle ich ja auch an mir und fürchte mich, bei meiner Jugend ſchon ſo ſchwere Pflichten zu übernehmen, wie ſie eine Ehe bietet. Aber dann denke ich, daß mit den größeren Anforderungen auch die Kräfte wachſen werden.“ „Sie ſind ein gutes Kind— ich zweifle nicht, daß ich Sie voll und ganz ihe Schuldigkeit thun werden. Ich meinte auch eigentlich nicht, daß es an Ihnen liegen könne, aber die Männer ſind oft ſo ſeltſam prätentiöbs—“ „O, das iſt Hermann nicht,“ fiel Lydia der anderen überzeugungsvoll in die Rede. „Nicht mit Abſicht, mit Bewußtſein— gewiß nicht, das möchte ich bei Leibe nicht behaupten. Aber ich fürchte, daß Sie ihn bei Ihrer Jugend nicht genügend zu beurtheilen fähig ſind. Ich ſagte Ihnen bereits, er iſt ein Idealiſt, und eben das giebt der Frau einen ſchweren Standpunkt.“ „Gerade das iſt es, was ich an ihm liebe,“ antwortete das Mädchen mit aufleuchtenden Augen.„Man findet das heute ſo ſelten bei den Männern, die bei Schließung der Ehe nur zu häufig lediglich von materiellen Geſichtspunkten ausgehen. Sie brach erröthend ab und ſetzte zögernd hinzu:„Verzeihen Sie, daß ich ſo ſpreche, ich bin ja noch ſo jung und habe in dieſer Hinſicht kee Erfahrung gemacht. Aber man hört ſo Marches.“ „Sie liebes, gutes Kind,“ ſagte die Tante,„das macht Sie mir ja nur am ſo lieber. Aber eben weil Sie die Welt und die Menſchen nur vom Hören⸗ ſagen kennen, halte ich es für meine Pflicht, Ihnen einige Winke zu geben. Ich ſelbſt, wie ich die Männer kenne, würde mich niemals zu einer zweiten Ehe entſchließen.“ „So ſind Sie unglücklich verheirathet geweſen?“ fragte das junge Mädchen theilnahmsvoll. „Wie man es nehmen will— vielleicht nicht im Sinne der großen Menge. Aber ſprechen wir nicht von mir, ſprechen wir von Ihrer Zukunft, die mir 27 am Herzen liegt. Sie ſind alſo Hermann ſehr zugethan?“ „Würde ich mich ihm ſonſt verlobt haben?“ bemerkie Lydia erröthend und mit leiſem Befremden in der Stimme. Die Situation fing ihr an etwas peinlich zu werden. Dieſe jugendliche Tante war eine Männerfeindin, das glaubte ſie zu bemerken, vielleicht war ſie wegen ihres leidenden Zuſtandes in ſchlechter Stimmung. Jedenfalls wollte ſie nachſichtig ſein. „Und Cupido trägt bekanntlich eine Binde,“ bemerkte Frau Gerlach als Antwort auf die Aeußerung des Mädchens.„Man iſt bei Ihrem Alter und bei Ihrer Unerfahrenheit geneigt, das Leben im roſigen Lichte zu ſehen, und dies Vorrecht der Jugend iſt ja ſo ſchn Die Männer— Sie kennen Sie nicht — ſind in der Regel Cgoiſten.“ „Dann wage ich zu hoffen, daß die Regel auch ihre Ausnahmen haben wird, und daß ich die Glückliche bin, der eine ſolche zu Theil wird,“ ſuchte das junge Mädchen ſcherzend auszuweichen. Es entſtand eine Pauſe, in der Frau Gerlach die Gläſer füllte und das junge Mädchen zum Trinken einlud, wovon dieſes nur in ſehr beſcheidener Weiſe Gebrauch machte. Auch von dem Frühſtück nahm ſie nur der Form wegen, der App ack wurde durch die Unterhaltung mit der Dame nicht ſonderlich bei ihr geſörde. Dieſe ſagte, nachdem ſie ſich ein paar Male geräuſpert, wie nach einem ſch weven Entſchluß: „Hat Ihnen Hermann von einem früheren Verhältniß erzählt, das er mit einer Dame gehabt?“ 5 „Ja,“ erwiderte das junge Mädchen zögernd,„andeutungsweiſe, wei er zu viel Zartgefühl hatte, um näher darauf einzugehen. Genaueres aber habe ich von ſeines Bruders Frau erfahren, Hermann iſt deßhalb ſehr zu bedauern, er hatte ſein edles Empfinden an eine Unwürdige verſchwendet. „So?“ ſagte die Andere ſcharf—„wiſſen Sie das ſo genau?“ „Nach der Darſtellung, die ich von der betreffenden erhielt—“ ſie bra⸗z verlegen ab.„Aber bitte, laſſen Sie uns nicht davon ſprechen.“ „Hermann wird allerdings die Sache in einem für ihn günſtigen L te hingeſtellt haben.“ „Ich ſagte Ihnen ſchon, daß ich nicht durch Hermann gen ce Ue⸗ richtet bin.“ e 22 geſucht, heims um eine 3pferd. g mobile unter e edingungen. Von wem f e Exped. 1289 Bettfederreinigung mit Dampf 1 Hauſe prompt und in und außer billig. Frau Vogel E 7, 10. 974 Masken⸗Anzüge aller Art zu verleihen. 886 K 4 Stock 5 2 egale Damenmasken zu verleihen. R 4 2 1287 Eine ſchöne Atlasmaske(Phantaſie) zu verleihen, B 5, 8, ock. 907 Damen find. liet ieg. Auf⸗ nahme bei Aug„ Heb⸗ „Hauptſtr. Nr. 16. 16458 e beſorgt. und außer dem in L 4, 17. 10437 Gg. 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Vorſtellung den 30. Jannar 1888. Nen einſtudirt: Ariel Acoſla. Trauerſpiel in 5 Aufzügen von Karl Gutz kow. Manaſſe Vanderſtraten, ein reicher Handelsherr in Amſterdam. 8 Herr Neumann. 5 Judith, ſeine Tochter Fräul. Blanche. Ben Jochai, ihr Verlobter Herr Rodius. —2* De Silva, Arzt, ihr Oheim 5 Herr Jacobi. Rabbi Ben Akibkagn˖„»Herr Tieiſch. Uriel Acoſta 2 0 Herr Baſſermann. Eſther, ſeine Mutter„ 5„Frl. v. Rothenberg. ben,) 8(Herr Stein. Ein Tempeldiener*„Herr Eichrodt. Simon, Diener Manaſſe:s„Herr Peters. Silva's Diener 1 1 5 Herr Orth. Tempeldiener/ Gäſte Volk. Ort der In und bei Amſterdam. Zeit 1630. eerneee—— Joel,) 5 8 85(Herr Weigel. Daruch Spinoza, ein Knabe Frau Nobius De Santos,)(Herr Bauer. Van der Emden, 5(0err Moſer. Anfaug 77 Uhr. Eude nach 9 Ubr. Kaſſeneröffnung 6 Uhr. eerr eeneöö r