— tel Abonnement: 50 Pfg. monatlich, Sostieeen, der Stadt Mannheim und Umgebung. Mannheimer Dolksblatt. durch die Poſt bez. inel. Poſtauf⸗ ſchlag M..90 pro Quartal. Badiſche Volk zeitung. Erſcheint täglicz, Houn- und Feſttage ausgenemmen, Juſerate: Die Petit⸗Zeile 20 Pft. Die Reklamen⸗Zeile 40 Pfg⸗ Einzel⸗Nummern 3 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. Nr. 68. Notariell beglaubigte Auflage: 3500 Exemplare. * Per theilnahmsvulſe Widerhal, den die in jüngſter Vergangenheit über Deutſchland hereingebrochenen ſchweren Schickſalsſchläge auf dem ganzen ziviliſirien Erdenrund geweckt haben, kann dem Schmerze unſeres Volkes zwar nichts von ſeiner Tiefe rauben; wenn wir aber an den Wetteifer zurückdenken, der Leidtragende und Trauerſpenden aus allen Richt⸗ ungen der Windroſe nach Berlin führte und an der Bahre Kaiſer Wilhelms vereinigte, ſo wird das Herz der deutſchen Nation ſich der Wahrnehmung nicht ver⸗ ſchließen können noch wollen, daß es doch ein großes und erhebendes Bewußtſein iſt, im Mittelpunkte einer ſolchen, an Univerſalitätgeradezu beiſpielloſen Bewegung der Gemüther zu ſtehen. Denn die Sympa⸗ thiekundgebungen des Auslandes am Sarge un⸗ ſeres verewigten Monarchen ſind mit dem Tri⸗ but, welchen ſte den Manen des Entſchlafenen zollten, nicht erſchöpft, ihre Bedeutung iſt eine viel um⸗ faſſendere und gipfelt in der ſchweigenden aber darum nicht minder beredten Anerken nung des Gewichtes der deutſchen Weltmachtſtellung. So edel Kaiſer Wilhelm als Menſch, ſo makellos und rein er als Herrſcher ſeines Staates, als Vater ſeines Volkes dageſtanden hat und immer daſtehen wird— was außer⸗ halb der deutſchen Reichsgrenzen weitaus am meiſten be⸗ wundert und angeſtaunt wurde, war einestheils die im⸗ poſante Machtfülle über die Kaiſer Wilhelm gebot, und andererſeits der weiſe Gebrauch, den Er im Intereſſe des Weltfriedens von derſelben machte. In der Trauer um den heimgegangenen Friedensfürſten fanden ſich Deutſchland und das Ausland am Sarge Kaiſer Wilhelms zuſammen, und auf Deutſchland als den Hort des Friedens bleiben die Blicke der auswärtigen Nationen nach wie vor unabänderlich gerichtet. An dem Worte Kaiſer Friedrichs beſitzt die Welt ein über allen Zweifel erhabenes Unterpfand dafür, daß ſie von der im Herzen Europas hingelagerten Großmacht unter dem neuen Herrſcher ſo wenig als unter dem früheren irgend welche Störung der auf feierlichen Verträgen ruhenden inter⸗ nationalen Rechts⸗ und Friedensordnung zu beſorgen haben werde. Ob dergleichen Velleitäten anderswo vor⸗ handen ſind, kommt praktiſch weniger in Betracht, ſo lange ſie aus wohl angebrachter Scheu vor dem an der Pforte des Janustempels Wacht haltenden deutſchen Schwert weislich im Verborgenen bleiben. Uns Deutſchen erwächſt aus dieſer Sachlage freilich die opfervolle Pflicht ſteter Kriegsbereitſchaft, allein dieſe Pflicht geht Hand in Hand mit dem ſchoͤnen und von unſeren Bundesgenoſſen getheilten Recht auf die unbeſtrittene Führung der Geſchicke Europas in den Bahnen, welche von der erleuchteten Herrſcherweisheit Kaiſer Friedrichs, unterſtützt durch die bewährte ſtaatsmänniſche Einſicht des Reichskanzlers Fürſten von Bismarck, als die einer friedlichen Normalentwickelung Feuilleton. Grinnerungsblätter. Kaiſer Friedrich— ein Jünger der ſchwarzen Kunſt. Zu den Eigenthümlichkeiten im Königlichen Hauſe der Hohenzollern gehört es, daß jeder Prinz ein Handwerk erlernen muß. Kaiſer Friedrich hat ſich ſeinerzeit das Buchbindergewerk erwählt. Weniger bekannt aber iſt s„ daß der Kaiſerliche Herr gleichzeitig auch gelernter Schriftſetzer und Buchdrucker iſt. Die Ver⸗ anlaſſung zur Erlernung der ſchwarzen Kunſt gab folgender mſtand. Im Jahre 1845 beſuchte Prinzeſſin Wil hel m bvon Preußen, die ſpätere Kaiſerin Auguſta, die damalige Hänel'ſche Buchdruckerei, die jetzige Gronau ſche fſizin. In ihrer Begleitung befand ſich der vierzehn Jahre alte Prinz Friedrich, unſer„Fritz. Der intereſſante Vor⸗ gang, wie Buchſtabe ſich an ſich an Buchſtabe, Wort an Wort, Satz an Satz ſich reiht, wie die einzelnen Typen zu Kolumnen, und Formen geſchloſſen werden und endlich die bedructen ogen aus der Maſchine kommen, riefen in dem mit Be⸗ geiſterung erfüllten jugendlichen Prinzen den Wunſch hervor, dieſe Kunſt zu erlernen. Seine Tante, die damalige Königin Eliſabeth, erfüllte ſein Verlangen und ſchenkte ihrem Neffen zum Weihnachtsfeſte 1845 eine vollſtändig ausgeſtattete Buch⸗ druckerei. Ein Angeſtellter der Hänel'ſchen Offtzin kam täg⸗ lich in's Palais, um den prinzlichen Verehrer Gutenbergs anzulernen“. Der alte Hänel felſt revidirte von Zeit zu Heit den Satz. Daß irgendwelche Erzeugniſſe auf die Nach⸗ welt überkommen wäxen, iſt nicht bekannt. Jedenfalls hat der herangewachſene Prinz bald den Winkelhaken mit dem chwert vertauſcht. Aber mit dankbarer Erinnerung nennen wir ihn auch auf dieſem Gebiete einen der Unſeren. 5 — Abeuteuer eines Prinzen. Von dem ſo früh dahingeſchiedenen Enkel des nunmehr ebenfalls verſtorbenen onarchen, Prinzen Ludwig von Baden, wird ein hübſcher Zug berichtet: An einem ſchönen Herbſttage war der junge, damals kaum 20fährige Prinz mit einem vornehmen Begleiter Beide in Jagdkleidung— binauf in die heimathlichen Verge geſtiegen, um dem edlen Woldwerk ob⸗ulienen. Nach ſei bereits entſchloſſen, Seleſeule und verbreiteiſte Jtilung in Maunheim und Amgebung. der inneren wie der äußeren Politik möglichſt nahekom⸗ menden erkannt und gewählt worden ſind. Von dieſem Standpunkte aus dürfen die den Manen Kaiſer Wilhelms gewidmeten zahlloſen Trauerkundgebungen gerade auch des Auslandes als ebenſo viele Beweiſe vertrauender Ueberzeugung angeſehen werden, daß Deutſchland vereint mit Oeſterreich⸗Ungarn und Italien auch in Zukunft den Willen und die Macht bethätigen werde Schirm⸗ herr des Weltfriedens zu ſein. Eine ſeltſame Streitfrage haben übereifrige Publiziſten hinſichtlich derjenigen Reichs⸗ geſetze aufgeworfen, welche bereits die Zuſtimmung von Reichstag und Bundesratb gefunden haben, deren Ver⸗ kündigung im Reichsgeſetzblatt aber noch nicht erfolgen konnte. Es handelt ſich namentlich um die Geſetzent⸗ würfe wegen Verlängerung der Legislatur⸗ perioden, wegen Erneuerung des Socialiſtenge⸗ ſetzes und Beſchränkung der Oeffentlich⸗ keit bei Gerichtsverhandlungen. Weil dieſe Geſetzent⸗ würfe in der vom Reichstag beſchloſſenen Form die Ein⸗ leitungsformel:„Wir Wilhelm von Gottes Gnaden“ u. ſ. w. tragen, wird die Publikation derſelben für unmög⸗ lich erklärt, wenn nicht der Reichstag ausdrücklich ſeine Zuſtimmung zu der durch den Thronwechſel veranlaßten Abänderung der Einleitungsformel in jedem einzelnen Fall gegeben hat. Es müßte alſo eine ganze Reihe von Geſetzen nochmals an den Reichstag kommen und es könnte hier noch einmal die ganze Berathung von vorn anfangen. Es iſt ein Streit um eine reine Formalität, bei welchem es ſich nur darum handeln kann, ob die Zuläſſigkeit der einfachen Abänderung der unter einer anderen Vorausſetzung beſchloſſenen Einleitungs⸗ formel beim Vollzug der Geſetze als ſelbſtverſtändlich aus Art. 17 der Reichsverfaſſung folgend anerkannt wird, oder ob man ſich auf einen ſtrengeren formaliſtiſchen Standpunkt ſtellen und eine ausdrückliche Ermäch⸗ tigung zur Abänderung der Einleitungsformel bei den in Betracht kommenden Geſetzen verlangen will. Die bei letzterer Auffaſſung zu beobachtende Form mag dahin⸗ geſtellt bleiben; ſie könnte, wenn man dieſen Modus überhaupt für nothwendig hält, keine Schwierigkeiten be⸗ reiten. Unſerer Anſicht nach iſt überhaupt eine beſondere Ermächtigung nicht nothwendig, nachdem durch die That⸗ ſachen die Vorausſetzung, unter der die Geſetze beſchloſſen worden, in dieſem Punkte hinfällig geworden iſt. Aber ſelbſt wenn man den ſtreng formaliſtiſchen Stand⸗ punkt hervorkehren wollte, ſo müßte doch entſchteden die Behauptung beſtritten werden, daß wegen einer ſolchen Aeußerlichkeit eine Wiederholung der ſachlichen Entſcheidung über den ganzen Inhalt jener Geſetze noth⸗ wendig geworden ſei. Die Aufwerfung der ganzen ſach⸗ lich bedeutungsloſen Streitfrage beweiſt nur, in was für ſeltſamen Gedankengängen ſich augenblicklich die oppo⸗ ſitionellen Politiker bewegen. Der eeeeeeeeeee Paris, 17. März. Mehrere Blätter melden heute früh, die Regierung General Boulanger vor einen beendeter Jagd kehrten ſie in einem einſam gelegenen Wirths⸗ haus ein. Hier fanden ſie eine Jagdgeſellſchaft von Offizieren, welche bereits den feurigen badiſchen Weinen fleißig zuge⸗ ſprochen hatten. Dieſelben begannen ſofort, die Neueingetre⸗ tenen zu necken, beſpöttelten das Sonntagsjägerthum und hänſelten den jungen Prinzen in der unzweideutigſten Weiſe. Nach einigen leiſe zu ſeinem Begleiter geſprochenen Worten verließ Prinz Ludwig unter dem Gelächter der Offiziere den ungaſtlichen Ort, während ſein Jagdgenoſſe ſich den Streit⸗ luſtigen näherte und dieſelbe mit den Worten anredete:„Ich muß um Ihre Namen bitten, meine Herren, Der junge Herr, welcher Ihretwegen ſoeben das Haus verlgſſen hat, iſt Se. Hoheit der Prinz Ludwig pon Baden. ein eigener Name iſt General..“ Die Offtziere ſtotterten, faſt ſprach⸗ los vor Schreck, Entſchuldigungsworte, nannten ſich, und der General eilte dem Prinzen nach, indem er die eben noch ſo Uebermüthigen einem peinlichen Nachdenken überließ. Draußen empfing ihn der Prinz, und das Erſte, was er ſagte, war:„Bitte, keinen Namen, lieber K— ich werde keinen der Herren wiedererkennen— das Abenteuer bleibt unter uns!“ — Kaiſer Friedrichs Sieblingsblumen ſind die Veilchen. Es war daher eine zarte Aufmerkſamkeit, 10 als der Monarch ſeine Zimmer im Köbnigl. Reſidenzſchloſſe zu Charlottenburg nach ſeiner Ankunft betrat, der ihm ſo angenehme Duft dieſer zarten Blumen ihm entgegenſtrömte. Auch der Magiſtrat von Charlottenburg hatte einen Korb mit Veilchen nebſt einem Ergebenheitsſchreiben als Will⸗ e in das Arbeitszimmer des Kaiſers ſtellen laſſen. — Eine eutſchuldigte Verſpätung. Als Kaiſer Wilhelm an einem Sommertage die Gactenanlagen in Babels⸗ berg beſichtigte, wurde er dahei von einem Gartengehilfen be⸗ gleitet, deſſen immer wachſende Befangenheit dem Monarchen aufftel. Auf die Frage des Kaiſers:„Sagen Sie freimüthig, was Sie haben,“ erklärte der junge Mann, daß er Einjährig⸗ Freiwilliger ſei und zu der und der Stunde ſich in der Ka⸗ ſerne zu Potsdam zu ſtellen habe.„Dann“, ſagte der Kaiſer, nach der Uhr ſehend,„haben Sie allerdings die Zeit ver⸗ ſäumt. Inzwiſchen legen Sie ſchleunigſt Uniform an und Dienſtag, 20. März 1888. Entquste⸗Rath zu ſtellen, welcher über die Reform, d. h. die Streichung aus den Armeeliſten und die Ausſchließ⸗ ung Boulangers aus dem Heere zu entſcheiden häͤtte. In dieſer Form iſt die Nachricht unrichtig; die Regier⸗ ung hat ſich bisher noch in keiner Weiſe mit dieſer Frage beſchäftigt und wird ſie erſt dann in Erwägung ziehen, wenn der General ſich an ungeſetzlichen oder mit ſeiner militäriſchen Stellung unvereinbaren Kundgebungen betheiligen wird. Dem Vernehmen nach wird die Regierung General Boulanger Paris als Wohnſitz geſtatten. Der„National“ meldet: „Man verſichert uns, die Regierung habe eine Depeſche des Generals Boulanger an Herrn Thie⸗ baut, den Urheber der Boulanger⸗Kandidatur in den Wahlen vom 26. Februar, in Händen, in welcher der General wörtlich ſagt: „„Bin genöthigt, Ihre Anſtrengungen öffentlich zu dementiren. Fahren Sie aber fort. Ich billige ſie und danke Ihnen dafür.““ Dann ſoll es noch eine Depeſche geben, in welcher der General, der ſich neuerdings wegen des Dementis entſchuldigt, das er den Unternehmern ſeiner Kandidatur gibt, ſagt: „Ich konnte nicht anders handeln; übrigens hat mir der Chorknabe dies angethan.““ Der„Chorknabe“ iſt der Abg. Laguerre, der ehe⸗ dem Mitglied der Geſellſchaft des heiligen Vincentius von Paula war. An Stelle Boulanger's wurde der General War⸗ net, der gegenwärtig eine Diviſion in Toulouſe be⸗ fehligt, zum kommandirenden General des 13. Armee⸗ korps ernannt, Deutſches Reich. * Berlin, 18. März. Die Königliche Bot⸗ ſchaft an den preußiſchen Landtag iſt zwar im Wortlaut feſtgeſtellt, wird aber erſt in der vereinigten Sitzung des Landtags am Montag zur Kenntniß des Landtags gelangen, in der dieſelbe entweder durch den Miniſterpräſtdenten oder Vize⸗Miniſterpräſidenten zur Verleſung gebracht werden wird. Nach den dem„D. Tgbl.“ zur Zeit gewordenen ſicheren Informationen, ent⸗ hält die Botſchaft das lebhafte Bedauern des Königs und Kaiſers, daß er mit Rückſicht auf ſeinen Geſundheitszu⸗ ſtand behindert ſei, den Eid auf die Verfaſſung in der vorgeſchriebenen Weiſe perſönlich vor dem Landtage zu leiſten. Der Kaiſer ſtellt dem Landtage anheim, die vom Geſammtminiſterium gegengezeichnete Botſchaft als vorläufiges Gelöbniß anzuſehen, und verſpricht, ſo⸗ bald ſein Geſundheitszuſtand ſich beſſere, die Verfaſſung in der formellen Weiſe zu beſchwören. „Berlin, 18. März. Bei der Beiſetzung der Leiche des Kaiſers waren die beiden älteſten Söhne des Prinzen Albrecht, die Prinzen Friedrich, Heinrich und Joachim, in ihrer Eigenſchaft als Sekondelieutenants im 1. Garderegiment zu Fuß am Mauſoleum auf dem rechten Flügel der Leib⸗ Kompagnie des Regiments neben der Fahne eingetreten, um ihrem dahingeſchiedenen kaiſerlichen Kriegsherrn und melden ſich bei mir. Als der junge Soldat zur Meldung erbe fand er den Kaiſer in ſeiner Equipage ſitzend und erhielt die Aufforderung, mit Wehr und Waffen aufzuſteigen. Der Kutſcher ließ die Pferde im ſchnellſten Galopp dahin⸗ ſauſen und lenkte das Geſpann direkt nach dem Kaſernenhof, da trotz aller Eile die beſtimmte Zeit bereits verſtrichen war, „Herr Hauptmann,“ ſagte der Kaiſer zu dem Kompagnie⸗ Chef,„ich bringe einen Verſpäteten. Bei Bemeſſung der Strafe vergeſſen Sie nicht, daß ich die Veranlaſſung bin.“ — Der Berliner Dialekt. Kaiſer Friedrich III. be⸗ herrſcht den Berliner Dialekt ganz vorzüglich und liebt es guch, ihn bei Gelegenheit in Anwendung zu bringen oder zu hören. Als er einmal einer Einladung des Grafen Stolberg zu einer Feſtlichkeit folgte, traf er auf der Treppe ein großes Gewühl von Dienern an.„Was iſt hier los?“ fragte der Kronprinz. Man wies auf eine ohnmächtig gewordene Dame. Sofort griff der Kronprinz in die Taſche, holte ein Riech⸗ fläſchchen hervor und hielt es der Ohnmächtigen mit den Worten unter die Naſe:„Det habe ick Allens bei mir.“ — Die zerbrochene Taſſe. Eines Tages war die Taſſe zerbrochen, aus der der Kaiſer wohl ſeit zwanzig Jahren — Und zwar immer ſtehend— zu trinken pflegte. Da der Hofmarſchall fürchtete, daß der Verluſt dieſer Taſſe, die ein Geſchenk der Königin Viktoria von England war, den Kaiſer ſchmerzen würde, 15 machte er dem Kammerdiener und dem Auffeher des Trinkgeſchirrs heftige Vorwürfe über die Un⸗ achtſamkeit. Die beiden Diener, den Verluſt ihrer Stellung befürchtend, betheuerten vor dem Hofmarſchall, daß ſie an dem Zerbrechen der Taſſe ſchuldlos und erhielten auch Gelegenheit, vor dem Kaiſer ihre Unſchuld betheuern zu können. Der greiſe Monarch, die Erregung der beiden Diener hemerkend, ſagte begütigend:„Nun, nun, es iſt ja wohl mög⸗ lich— ich werde die Taſſe wohl ſelbſt zerbrochen haben ja, ja ſo iſt es.“ Und dieſer Lieblingstaſſe des Kaiſers ward fortan nicht mehr Erwähnung gethan, die Diener blieben in ihrer 5 4 5 — Ein pietätvoller Zug der Kaiſerin Auguſta Wenige Stunden nach dem Ahleben des Kaiſers Kaiſerin wieder vor der Leiche des Gemahls in tiefem Kum⸗ mer. Da trat der Intendant Enael ein. Die Kaiſerin mandte ee Regimentschef die leßzten Entſprechend d 1 L. ttreue 1 ten Großoheims, hielten die jugendlichen Prinzen in! harten Kälte die Trauerwach hſam dem Ausdruck gebend, wie es für all e ſein werde, dem großen Vorbilde ihres Hauſes und des geſammten deutſchen Volks nachzuſtreben. huminiſter von 0 rden auf den 1 Wunſch des F Bis u k erhalten. Wilhelm wollte dem verdienten Miniſter den Orden zum 22. März verleihen. In der betreffenden Ordre des jetzigen Kaiſers ſoll es deshalb auch heißen: Einen Befehl des verſtorbenen Kaiſers vollziehend ꝛc. Berlin, 17. März. Vor ungefähr zehn Tagen ſandte der Sultan an Kaiſer Friedrich ein Collier aus neuen Haſelnüſſen, über welche die Der⸗ wiſche und die Chaiks des Palais gebetet hatten, mit der Weiſung, der erlauchte Kranke möge ſich dasſelbe um den Hals legen und ſein Leiden würde wie durch Zaubermacht verſchwinden. Berlin, 18. März. In dem kaiſerlichen Palais fand heute um 11½ Uhr ein Trauergottesdienſt ſtatt, welchem die Kaiſerin⸗Mutter, das badiſche Großherzogspaar, der Kronprinz, die Kronpin⸗ zeſſin und andere Mitglieder des königlichen Hauſes bei⸗ wohnten. Hamburg, 17. März. Man berichtet der, Voſſ. Ztg.“: Hier herrſcht noch die alte Sitte, daß die un⸗ mittelbar neben dem Rathhauſe poſtirte Wache ins Ge⸗ wehr tritt, ſobald ein Senator ſich in Amtsornat zu einer Sitzung ins Rathhaus begiebt oder daſſelbe verläßt. Nun kann der Fall eintreten, daß ein verhältnißmäßig noch junges Senatsmitglied auf Grund des neuen Wehr⸗ geſetzes wieder dienſtpflichtig geworden iſt. Dieſer Herr würde, da er im Militairverhältniß den Rang eines Vicewachtmeiſters bekleidet, bei einer Einberufung in die beſondere Lage kommen, unter dem jüngſten Lieutenannt zu ſtehen, und möglicher Weiſe gezwungen ſein, vor ſeinen eigenen Collegen die Honneurs machen zu müſſen. Da ein Senator in den Hanſeſtädten die Staatsſouverainetät präſentirt, ſo iſt dieſer„Fall“ von der Militairverwal⸗ tung, nachdem er zur Sprache gekommen, dahin geregelt worden, daß der in Frage ſtehende Senator als unab⸗ kömmlich anzuſehen ſei, alſo nicht im Kriegsfalle zu dienen brauche. Neuwied, 18. März. Die Königin von Ru⸗ mänien und der Kronprinz von Schweden ſind heute von Berlin hier eingetroffen. Oeſterreich-Ungarn. Wien, 18. März. Der amtlichen„Wiener Zeitung“ zufolge richtete der Kaiſer an den früheren Kriegsminiſter Graf Bylandt⸗Rheydt ein Handſchreiben, in welchem er in warmen Worten deſſen ausgezeichnete Dienſte während ſeiner zwölfjährigen Heeresleitung gedenkt, und in dem ferner ausgeſprochen wird, daß der Kaiſer nur mit aufrichtigſtem Bedauern und nur aus Geſundheits⸗ rückſichten der geſtellten Bitte um Enthebung willfahre. In dankbarer Anerkennung um die hervorragenden Ver⸗ dienſte wird dem Grafen das Großkreuz des Stephans⸗ ordens verliehen. Daſſelbe Blatt theilt die Ernennung des Feldzeugmeiſters Bauer, Kommandirenden von Wien, zum Reichskriegsminiſter mit. Velgien. „Brüſſel, 18. März. Für den verſtorbenen Kaiſer Wilhelm fand heute in einer der katholiſchen Kirchen ein Trauergottesdienſt ſtatt, welchem die Gräfin von Flandern, der deutſche Geſandte mit dem Geſandt⸗ ſchaftsperſonal, der deutſche Konſul, alle Miniſter, ſämmt⸗ liche Mitglieder des diplomatiſchen Corps, die ſich hier ſich an ihn und gab ihm zunächſt einen Handſchuh ihrer rechten Hand mit der Bitte, ihr dieſen Handſchuh beſonders aufzubewahren, da ſie dieſen Handſchuh an der Hand hatte, als ſie des Kaiſers Hand bei ſeinen letzten Athemzügen hielt und da der Schweiß des Sterbenden an dem Handſchuh hafte.— Ferner bat die Kaiſerin, die beiden einzigen Ringe, die der Kaiſer trug, von ſeinem Finger zu nehmen und ihr zu geben. Intendant Engel that dies. Es war der Trau⸗ ein Haarring, aus Haaren der Königin Louiſe an⸗ gefertigt. Uuſer Fritz. Als unſer jetziger Kaiſer als Kron⸗ prinz vor einigen Jahren ſeinem ſchleſſigen Dragoner⸗Regi⸗ ment ſein Reiter⸗Portrait in der Uniform des Regiments ſchenkte, ließ er in die den Ramen ſchmückende Krone ein F. ſchnitzen. Die Annahme des Namens ſeines ruhmreichen Vorfahren als Symbol ſeiner Regierung ſtand alſo bei ihm ſchon lange feſt. —, Gleiches Recht für Alle. Ein anderes Mal promenirte der deutſche Kronprinz mit ſeiner Gemahlin und den beiden jüngſten Töchtern im Berliner Thiergarten. Als ihnen ein Mann entgegen kam, der eine ſchwere Laſt trug, rief ihm der Kronprinz zu:„Mit einem ſo großen Packet iſt es nicht exlaubt, auf dem Fußwege zu gehen!“ Der Mann, Ler den Kronprinzen nicht erkannte, erwiderte:„Aber zu Bieren in eener Reihe boch nich“ Dex Kronprinz wendete lich lächelnd zu den Prinzeſſinnen, welche an der Seite ihrer Mutter gingen, mit den Worten:„Ja freilich, dann müſſen wir uns trennen,“ und ließ die beiden Töchter vorausgehen, während er mit der Kronprinzeſſin folgte. — Ein Wort der Kaiſerin-Wittwe. Im Fahnen⸗ ſaale des kaiſerlichen Palais, wohin die Leiche des Kaiſers am Anfang der Woche überführt worden war, fand ein feierlicher Gottesdienſt ſtatt, an dem wiederum die ganze kaiſerliche Familie, alle eingetroffenen Fürſtlichkeiten, die Miniſter und das Hofperſonal theilnahmen. Wieder war es Ober⸗Hofprediger Dr. Kögel, der in troſtreichen und tiefem⸗ pfundenen Worten die Gefühle ſchilderte, die Alle, Familie und Volk, an der Leiche eines ſolchen Kaiſers überwältigen müſſen. Kein Auge blieb khränenleer bei dieſen Ausführ⸗ ungen des Geiſtlichen. und als er geendet, winkte ihn, wie Seneral⸗Anzeiger⸗ 20. Mürz⸗z aufhaltenden Deutſchen und zahlreſche der einheimiſchen Bevölkerung angehörende Trauerverſammlung beiwohnten. Aus Stadt und Land. *Mannheim, 19. März 1888 Ein Raiſerdenkmal, würdig unſerer Stadt, zi e, welcher ein f orbeſprechung und Vorbera lbernen Kopf“ zuſammenf ſerer Bevölkerung freudigen Wieder ſein können, wenn unſere Vaterſtadt die erſte im Reiche ſein würde, welche dem nun in Gott ruhenden Begründer des deutſchen Reiches nach ſeinem Heimgang ein ehernes Denkmal errichtet. Mannheim iſt dazu um ſo mehr berufen und ver⸗ pflichtet, als Kaiſer Wilhelm bekanntlich zu ſeinem erſten Waffengange dahier über den Rhein geſetzt iſt. Und da bei einem Denkmal ſtets ſofort die Frage von ſelbſt ſich aufdrängt, an welcher Stelle dasſelbe errichtet werden ſoll, ſo möchten wir den Vorſchlag machen, dieſes Erinnerungszeichen an die glänzendſte Zeit unſerer vater⸗ ländiſchen Geſchichte im Herzen der Stadt aufzuſtellen— auf dem Paradeplatz. Das auf demſelben befindliche Denk⸗ mal ſoll ja ohnedies einer Umarbeitung für die Zwecke eines monumentalen Springbrunnens unterzogen werden; man könnte es alſo füglich in den Schloßhof verſetzen, in welche Umgebung es ſeinem ganzen Charakter nach auch am beſten paßt.„Der Statua“, wie das Denkmal im Volksmunde heißt, iſt ohnedies ſchon einmal gewandert, als es aus dem Schwetzinger Schloßgarten in die pfälziſche Reſidenz ver⸗ pflanzt worden iſt. Auch die größten Gelehrten haben ſich ſchon über den Zweck und die Bedeutung der Statue auf dem Paradeplatz den Kopf zerbrochen, ohne über das Weſen dieſes ſteinernen Fragezeichens ins Klare kommen zu können. Sihung des Stadtrathes vom 15. März 1888. In den Schulerkenntniſſen, welche früher für die israelitiſche Bolksſchule in Mannheim er⸗ laſſen worden, waren unter den Deckungsmitteln auch die Erträgniſſe der Elias bezw. Aron Daniel Ehanſchen Stiftung mit fl. 80 eingeſtellt. Nach Einführung der gemiſchten Volksſchule wurde zwar fragliches Erträgniß auch in die Schulerkenntniſſe für dieſe Schule aufgenommen, der Synggogenrath beſtreitet nun die Verpflichtung zur Zahlung, indem fragliches Er⸗ trägnitz nicht für eigentliche Lehr⸗ ſondern fur Cultuszwecke beſtimmt ſei, und letzterem Zwecke nicht entzogen werden dürfe. Es wurde deshalb in heutiger Sitzung beſchloſſeu, wegen Beizugs der Erträgniſſe der Aron Daniel Chan'ſchen Stiftung zur gemiſchten Volksſchule gerichtliche Entſcheidung herbeizuführen. Ferner ſoll an einem vorliegenden Falle des Prinzips wegen die Frage zum gerichtlichen Austrage gebracht werben, ob der jeweilige Eigenthümer eines Hauſes, welches an eine auf Grund des Ortsſtraßengeſetzes hergeſtellte Straße grenzt, zum Erſatz e der auf daſſelbe entfallenden Skraßen⸗ koſten verhaftet bleibt, ſelbſt wenn die Zwangsvollſtreckung egen denjenigen erfolglos war, welcher zuerſt an die neu ergeſtellte Straße angebaut hatte und gegen welchen auch zuerſt die Straßenkoſten fällig wurden. Der Bau eines Verbrauchsſteuer⸗Erhebe⸗ häuschens am Verbindungskanal wurde an Herrn F. Holzner vergeben. In 1 5 auf das Abd eckereiweſen ſollen zur wirkſameren Bekämpfung der Verbreitung von Seuchen ſo⸗ wohl Cadaver, welche mit Seuchen oder anſteckenden Krank⸗ heiten behaftet ſind, als auch namentlich die durch die Fleiſch⸗ beſchau eonfiscirten Thiere und Theile derſelben nicht durch Vergraben, ſondern durch Auskochen bis zum Zerfall der Weichtheile desinfiscirt werden. Zu dieſem Behufe wurde in heutiger Sitzung ene das Hochbauamt zu Ausführung einer größeren Keſſelanlage zu ermächtigen. Die Baukommiſſion 1 91 einen Bericht des Hochbauamts über Anlage von öffentlichen glt it hſoir an den vor, wonach projektirt ſind: ein Abtritt mit Piſſoir auf dem Marktplatz, gegenüber dem Rathhausthurm, ferner Piſſoirs am Heidelberger⸗ und Rheinthor, an der Neckarbrücke, am Meßplatz jenſeits des Neckars, in der Schwetzinger Vorſtadt, in der Kanalſtraße. Vor definitiver den Sed 15 wegen der auf dem Marktplatze zu errichtenden Bedürfnißanſtalt die Marktkom⸗ miſſion zunächſt zur Aeußerung veranlaßt und über ſämmt⸗ liche angeregten Plätze erſt in einer ſpäteren Sitzung end⸗ giltig entſchieden werden. immer, die Kaiſerin zu ſich, reichte ihm die Hand zum Kuß und ſagte bewegt:„Der Kaiſer hat Sie herzlich lieb gehabt, und daß ich Ihnen das mittheile, das ſei Ihnen der Dank für all das Gute, was Sie uns in dieſen ſchweren Tagen erwieſen haben.“ — Wünſche für unſeren Kaiſer Friedrich. In einem Kreiſe von Freunden die beinahe ſämmtlich unter uuſerem jetzigen Kaiſer den Feldzug gegen Frankreich im Jahre 1870—71 mitgemacht, wurde viel von deſſen Herzens⸗ güte geſprochen und allgemein der Wunſch laut, daß ihm Gott noch ein recht langes Leben beſcheeren möge. Wenn nur, meinte einer der Anweſenden, ein jeder Deutſche eine Minute ſeines Lebens opfern könnte, um das Leben des geliebten Monarchen um die Summe der ſich hieraus er⸗ gebenden Zeit zu verlängern, was ja jeder mit Freuden thun würde, ſo würde er gewiß ſo alt werden wie Kaiſer Wilhelm I. Eine ſofort angeſtellte Berechnung ergab bei 45 Mill. Deutſchen ſchon bei einer halben Minute 42¾ Jahre, ſo daß das Leben des Kaiſers Friedrich auf rund 99 Jahre gebracht würde. —Das häusliche Leben Kaiſer Wilhelms zeigt aufs Neue die perſönliche Liebenswürdigkeit, Schlichtheit und Herzensgüte des großen Kriegs⸗ und Friehensfürſten Nie⸗ mals entfuhr ihm im häuslichen Verkehr mit der Dienerſchaft ein böſes Wort; geſchah einmal etwas, was wider die Ord⸗ nung verſtieß— und jeden andern, ſich minder Beherrſchenden arg erregt hätte, ſo gab ſich die Mißſtimmung des Kaiſers nur in den Worten zu erkennen„Das darf nicht vor⸗ kommen“ Sprach der Kaiſer aber die Worte aus„Das muß nicht vorkommen“, dann zitterte alles— dieſe ſo maß⸗ volle Aeußerung war ſchon das Anzeichen größter Erregung, ſie bildete ſchon die ſchärfſte Verurtheilung Theater, Runſt u. Wiſſenſchaft. Er. bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Maunheim Sonntag, den 18. März 1888. Die Zauberflöte. Große Oper in 2 Abtheilungen von Mozart. AUnſer Theater eröffnete geſtern wieder ſeine Pforten mit den Klängen von Mozarts unſterblicher„Zauberklöte.“ nicht daran, daß dieſer Gedanke in den weiteſten Kreiſen un. hall und ungetheilte ſym⸗ ff bathiſcheſte Aufnahme finden wird. Wir würden ſtols darauf 3 adterweite⸗ Ferner legt die Baufomm adterweike⸗ r Mitglieder des rungsplan vor, welcher zur E Collegiums offen gelegt werden ſoll. 55 Zugleich ſoll die Baukommiſſion erſucht werden, inzwiſchen das Projekt durch die ad hoc ernannte K ſion von Stadtverordneten begutachten zu laſſen und ſodann den Gegen⸗ ſtand wieder zur Beſprechung zu bringen. Die Einrichtung einer elektriſchen Beleuch⸗ tung im Großh. Hof⸗ und Nationalt heater betr. wird ein von der deutſchen Ediſon⸗Geſellf aufgeſtellter Koſtenvoranſchlag vorgelegt* dergeſetzten Beyer zur Pr Auf gutachtli ch mehrerer echend die Fort ſchen ZK 2 und 2 1 teishauptmannes de mimlung ar Js. 5 ale zuſammenzutreten. Die Bauleitung des Waſſerwerkes berichtet, daß in vergangener Woche 145 Hauszuleitungen ausgeführt wurden. Der Verwaltungsrath der Feuerwehr erſucht um Auf⸗ ſtellung der Liſte derjenigen jungen Männer, welche gemäß 8 15 der Feuerlöſchordnung zum Feuerwehrdienſte verpflichtet ſind; bezügliche Anordnung wird getroffen. Der Verein Knabenhort hat im Hinblick guf die erfreuliche Entwicklung des in der Neckarvorſtadt errichteten Knabenhortes und mit Rückſicht auf das Bedürfniß für Ver⸗ mehrung dieſer Anſtalten beſchloſſen, mit der Errichtung eines 2. Knabenhortes in der Schwetzinger⸗Vorſtadt vorzugehen. Der Stadtrath erklärt heute vorbehaltlich der noch einzu⸗ holenden Zuſtimmung der Schulcommiſſion ſeine Bereit⸗ aa ſllen die erforderlichen Schullokalitäten zur Verfügung zu ſtellen. *An der nächſten gitzung des Bürger⸗ Nnusſchuſſes werden folgende Vorlagen reſp. Anträge des Stadtraths zur Verhandlung gelangen: Verwendung der Sparkaſſe⸗Neberſchüſſe aus dem Jahre 1886. Die Erübrigungen der ſtädtiſchen Sparkaſſe belaufen ſich pro 1886 auf 58068 M. 86 Pf. Hiervon ſollen nach dem Vorſchlage des Stadtraths 24,000 M. der erweiterten Volks⸗ ſchule, 12,000 M. dem Realgymnaſium, 4000 M. der Ge⸗ werbeſchule und 18,068 M. 86 Pf. der Armen⸗ und Kranken⸗ anſtalt überwieſen werden. Statut für die ſowie für das Realgym ⸗ naſium. Im Jahre 1885 wurde vom Bürgerausſchuß die Errich⸗ tung einer ſiebenklaſſigen lateinloſen Schule genehmigt. Der Großh. Oberſchulrath ſprach ſich jedoch dahin aus, daß es ſich zunächſt nur um eine proviſoriſche Einrichtung handeln könne, da es ſich erſt zeigen müſſe, ob in unſerer Stadt wirk⸗ lich ein Bedürfniß in der angegebenen Richtung vorliege Bis zur definitiven Einrichtung müſſe die Stadt für alle Koſten ſelbſt aufkommen. Mit Rückſicht hierauf wurde vom Bürger⸗ ausſchuß beſchloſſen, vorerſt in proviſoriſcher Weiſe mit dem Realgymnaſium dahier von Beginn des Schuljahres 1885—86 an zunächſt die beiden unteren Klaſſen einer Realſchule zu verbinden. Im Laufe der vergangenen zwei Jahre hat ſich nun herausgeſtellt, daß die Realſchule einem wirklich vorhandenen Bedürfniſſe entſpricht und ſollen nunmehr nach einem Erlaſſe des Großh. Oberſchulraths die Verhältniſſe der Realſchule durch Feſtſtellung eines Statuts endgiltig geregelt werden und wurde als Zeitpunkt, an wel⸗ chem die Realſchule als ſelbſtſtändige Anſtalt in's Leben treten ſoll, der Anfang des Schuljahres 1888ſ89 beſtimmt. Auch in Anſehung des Realgymnaſiums wurde in einem Erlaß des Oberſchulraths die Meinung ausgeſprochen, daß die Verhältniſſe deſſelben durch ein neues Sta⸗ tut geregelt werden ſollen. Der Stadtrath hat die beiden vom Oberſchulrath entworfenen Statuten näher geprüft und gegen dieſelben Nichts Weſenttiches zu er⸗ innern gefunden. Nach dem Statut der Realſchule ſoll der Lehrkurs der Anſtalt ein ſiebenjähriger ſein. Das Lehrer⸗ perſonal ſoll bis auf Weiteres aus 6 wiſſenſchaftlich gebildeten Lehrern einſchließlich des Direktors und aus fünf Real⸗ und Volksſchullehrern beſtehen. Der Staat leiſtet einen ſtändigen Zuſchuß von 4,200 Mark jährlich und einen unſtändigen Beitrag, deſſen Größe ſich nach den jſe⸗ weiligen Verhältniſſen richtet. Unbemittelte Schüler können von der Bezahlung des Schulgeldes ganz oder theil⸗ weiſe befreit werden Ueber ſämmtlicke Ausgaben und Einnghmen der Anſtalt iſt alljährlich eine Rechnung der Stadtrechnung beizufügen. Zur Mitwirkung und Beauf⸗ ſichtigung der Anſtalt wird ein Beirath beſtellt. Das Real⸗ gymnaſium hat einen neunjährigen Lehrkurs. Das Lehrer⸗ perſongl ſoll bis auf Weiteres aus 13 wiſſenſchaftlich gebil⸗ deten Lehrern und 4 Real⸗ und Volksſchullehrern beſtehen. Der Staat leiſtet bis auf Weiteres einen jährlichen 1178 55 Zuſchuß von 6800 M. und einen, den jeweiligen Verhältniſſen entſprechenden unſtändigen Beitrag. Zur Mitwirkung und Beaufſichtigung wird ein Beirath beſtellt. Die Oper iſt Repertoire⸗Oper, Aufführung und Ausſtattung im Großen und Ganzen ſtets dieſelben, wohl bekannt und gebührend anerkannt. Im Einzelnen haben wir zur geſtrigen Repriſe nur wenig zu bemerken. räulein Prohaska erreichte zwar mit ihrer Königin der Nacht nicht die aus früherer Zeit in beſter Erinnerung ſtehende künſtleriſche Höhe, ſang jedoch dieſe ſchwierige Par⸗ thie viel beſſer als das letzte Mal; eine glänzende uns längſt anerkannte Meiſterleiſtung iſt Herrn Mödlinger Saraſtro. Ein ſtürmiſcher Empfang iſt Herrn Knapp zu Theil geworden der als Prieſter nach ſchwerer Trauer und längerer Krankheit zum erſten Male wieder auftrat. Seine kurze Rolle hat er ſchön und edel vorgetragen. Nach dem erſten Akte rief das Publikum vergeblich ſeinen Liebling. Herr Erl als Tamino zeichnete ſich durch hübſche, reine Coloraturen und ruhigen, ficheren Vortrag aus, wie ſolcher der claſſiſchen Muſik am beſten angepaßt iſt. Ganz niedlich geſtaltete ſich weiter die Papogenaſcene in der Darſtellung des Fräulein Wagn e r. 4s Pamina ſtellte ſich Fräulein Spohr aus Cöln als Bewerberin um das Fach einer jugendlich dramatiſchen Sängerin, die nebenbei geſagt auch lyriſche Partien zu ſingen haben würde, vor. Zieht man einen Vergleich mit Fräulein Sander, ſo erſcheint uns die Stimme des Fräulein Spohr etwas kräftiger zu ſein, läßt aber auch in der Höhe zu wünſchen übrig. Durch eine reine gute Ausſprache zeichnet ſich die Gaſtin aus, welche an einigen Stellen, ſo namentlich im Duett mit Tamino zwar Wärme und Schmelz entwickelte, immerhinaber im Ganzen kalt ließ. Das Spiel des Frl.Sorger in dieſer Rolle We lebhafter, der Geſang gleichmäßiger zu ein. Bei einer Vergleichung der äußeren Vorzüge würde ie Wagſchale zu Gunſten des Fräulein Sander ſich neigen. Das Orcheſter ſtand wieder auf der vollen Höhe ſeiner die Ouvertüre würde den beſten Eindruck nicht ver⸗ ehlt haben, wenn dieſelbe durch das Umklappen der Sperr⸗ e weniger ſtörend unterbrochen worden wäre. Theaternotizen. A Friedrich Haaſe beendete vorige Woche im Carl⸗ Theater zu Wien ſein von Erfolge begleitet neweſenes Gaſtſviel. Er ſpielte den Marquis von Seiglisre 0. Maͤrz. General⸗Anzeiger. 8. Oeite. Den Dau eines neuen Nealgymnaftumsgebändz⸗ (hier, Preisausſchreiben betr. Es ſoll ein Preisausſchreihen zur Einſendung von Plänen für erwähntes Gebäude erlaſſen und darin für die drei beſten Projekte Preiſe von 2000., 1000 M. und 500 M. ausgeſezt worden. Aaußerdem ſollen noch 500 M. zum a0 1 u fl 10 ˖ 1 005 Projekts b igt alſo im Ganzen für dieſe Zwecke 4000 M. zur Verfü 5 gtelf werden ſe 8 M. zur Verfügung Die Erbauung von zwei weiteren Latrineuſammel⸗ grnben für die ſtädtiſche Abfuhranſtalt. Infolge der wachſenden Ausdehnung unſerer Stadt ſind die jetzt vorhandenen Latrinenſammelgruben unzureſchend und ſollen deshalb zwei weitere erbaut werden. Nach den vorliegenden Voranſchlägen betragen die Her⸗ ſtellungskoſten dieſer beiden Gruben insgeſammt 73,000 M. Die Gruben ſollen je 4000 Eubikmeter Rauminhalt faſſen und die eine in der Harlachgewann, die andere in der 18. Sandgewann bei Käferthat errichtet werden. Herſtellung der Straße zwiſchen M 6 und 7(Lauer⸗ ſtraße) und 1765 Straßenkoſten⸗Nück⸗ Eyſatzes. An der noch unfertigen Straße zwiſchen M 6 und 7 ſind im vergangenen Jahre mehrere Neubauten in Angriff genommen worden, welche ihrer baldigen Vollendung ent⸗ gegen gehen. Hierdurch iſt der Aus bau der Straße zu einem unabweisbaren Bedürfniß geworden. Die Geſammt⸗ koſten, welche durch die Ausbauung der Straße entſtehen, beziffern ſich im Ganzen auf 55,000 M. und ſoll dieſe Summe mittelſt Anlehens aufgebracht werden. Antrag auf Genehmigung eines mit Herru Fabri⸗ kant Heinrich Lanz abgeſchloſſenen Vertrags. Zwiſchen dem Stadtrath und Herrn Fabrikant Lanz haben wiederholt Verhandlungen ſtattgefunden, betreffs Ueberlaſſung der kleinen Merzelſtraße an letzteren. Der Stadtrath hat alle einſchlägigen Verhältniſſe geprüft und befürwortet den Verkauf der Straße. Dieſelbe bildet eine ſogenannte Sackgaſſe und iſt auf allen Seiten von dem Lanz ſchen Anweſen umgeben, ſo daß ein öffentliches Inter⸗ eſſe an dem Fortbeſtande dieſer Straße nicht beſteht. Der Verkauf der Straße bringt der Stadt die Summe von 80,620 M. 01 Pfg. ein. Nach dem Vertrage tritt jedoch Herr Lanz an die Stadtgemeinde ihm gehöriges auf dem Lindenhofgebiete belegenes Gelände, welches zur Herſtellung reſp. Verbreiterung der Straßen dortſelbſt beſtimmt iſt, ab und zwar in Höhe von 51,616 M. 71 Pfg. Infolge der demnächſtigen Herſtellung der Tatterſallſtraße ꝛc. muß ein Magazin des Herrn Lanz abgebrochen werden und erhält letzterer von der Stadtgemeinde hierfür eine Entſchädigung von 25,000., ſo daß Herr Lanz im Ganzen noch.003 M. 30 Pfg. an die Stadtkaſſe zu zahlen hätte. Außerdem ver⸗ pflichtet ſich Herr Lanz, ſalls das öffentliche Intereſſe es erheiſchen ſollte, die Straße wieder abzutreten. Herſtellung von für das ſtädtiſche Gaswerk. In Folge der Zunahme des Gaskonſums iſt das Haupt⸗ rohrnetz in den verſchiedenen Stadttheilen nicht mehr aus⸗ reichend und ſoll deshalb eine theilweiſe Erweiterung, ſowie Neuverlegung des Hauptrohrnetzes vorgenommen werden. Die hierdurch entſtehenden Koſten betragen insgeſammt 22,100 M. 80 Pfg. Da dem Gaswerk noch ein offener Kredit von ca. 10,000 M. zur Verfügung ſteht, ſo benöthigt Jaſſelbe nur noch eines weiteren Kredits von 12,000 M. Die Gymmnaſtumsfrage in Darmſtadt, einte Naralelle mit der Mannheimer. Die Heſſiſche Zweite Kammer hat letzte Woche die Mittel für ein zweites Gymnaſtum in Darmſtadt bewil⸗ ligt und, da die Verhältniſſe ſehr ähnlich wie die Mann⸗ heimer zu ſein ſcheinen, können wir es uns nicht verſagen, die Hauptgeſichtspunkte aus der ſehr gründlichen Debatte unſern Leſern mitzutheilen. Vorausſchicken wollen wir noch, daß die Anregung zu dieſem zweiten Gymnafium von der heſſiſchen Regierung ausgegangen iſt, welche mit aller Entſchiedenheit ſich gegen Monſtreanſtalten von 700 Schülern ausgeſprochen hat; das aleiche Motiv hat bekanntlich auch der preußiſche Kriegs⸗ miniſor für die Errichtung einer weiteren Kadettenanſtalt in Karlsruhe als maßgebend angeführt„es ſei in zu großen möglach weder Unterricht noch Disziplin zu überwachen möglich.“ Wie aus den jüngſten badiſchen Kammerverhandlungen hervorging, ſoll nächſtens eine Kommiſſion von Karlsruhe in Mannheim die Frage ſtudiren. Es wäre gewiß erwünſcht, wenn dieſe Commiſſion, um ſich in dieſer Frage gründlich zu informiren, auch mit den Eltern, welche die Petition an den Oberſchulrath gerichtet haben, ſich in Verbindung ſetzt. und war der Gegenſtand rauſchender Ovationen, 98 von Seite des Publikums, als auch der Direktion und der Mit⸗ A81 des Carl⸗Theaters. Der gefeierte Gaſt richtete an das luditorium einige Abſchiedsworte, in welchen er für die herz⸗ liche Aufnahme in Wien ſeinen herzlichſten Dank ausſprach. Der Regiſſeur Herr Liebhardt überreichte dem Künſtler an⸗ geſichts des verſammelten Perſonales des Carl⸗Theaters einen von der Direktion und den Mitgliedern geſpendeten ſilbernen Lorbeerkranz. Die Ausſtattungskoſten für Verdi's„Othello“ belaufen ſich in Wien auf 15,000 fl. Hievon wurden 10,000 fl. für neue Koſtüme und Requiſiten verausgabt, 7000 fl. zu De⸗ koratignszwecken verwendet. Hiezu kommt eine außergewöhn⸗ liche Ausgabe in der Form eines Einreichungshonorars, das ſich auf 6000 fl. beläuft. 5 * Profeſſor Grützner vollendet dieſer Tage zwei neue Schöpfungen ſeiner Kuuſt, welche ſich wie alle ſeine früheren Werke ſicher der Gunſt des kunſtliebenden Publikums im hohen Grade erfreuen werden. Das größere derſelben be⸗ nennt ſich„Im Dominikanerkeller,“ das kleinere„Mittag⸗ ſchläfchen.“ Beide gelangten von geſtern an im Münchener Kunſtverein zur Ausſtellung. * Aus München meldet der Telegraph die Trauerkunde von dem Tode des Schriftſtellers Ludwig Steub am Freitag den 16. März. Steub wurde am 20. Februar 1812 in Oberbayern geboren, ſtudirte Philologie und Jurisprudenz. 1834 ging er nach Griechenland, wo er bis in die vierziger Jahre hinein bei der Regierung im Kanzleramt beſchäftigt war. Ueber Italien kehrte er nach München zurück, wo er ſeit 1845 bis zu ſeinem Tode als Anwalt und Notar gelebt hat. Seine„Bilder aus Griechenland“, die er 1841 erſchei⸗ len ließ, waren ſein erſtes Buch. Seitdem hat er Novellen, Erdichte, auch einige Luſtſpiele veröffentlicht: aber nicht in digen Sachen, ſondern in ſeinen Schilderungen der bayriſchen Alzen und Tirols, ihrer Landſchaften und Menſchen iſt ſeine beſondere Originalität zu ſuchen. Er iſt einer unſerer her⸗ vorrrgendſten Landſchafts⸗ und Genremaler, ein Defregger in Worten, mit einem ſtarken Stich in das Satiriſche ge⸗ weſen. Seine Schriften:„Drei Sommer in Tirol— Das bahriſche Hochland“— Altbayriſche Kulturbilder Herbſttage in Tirol“ ſind Muſter farbiger Darſtellung und ſcharfen Witzes. 5 5 Ein lebensgroßes Bildniß des Kaiſers Wilhelm, im Staatsauftrage von Guſtav Richter d. J. gemalt, iſt durch Verfügung des Herrn Miniſters von Goßler durch das Hof⸗ Kunſtiuſtitut don Troitſch in Oelfarbendruck zu 20,000 Exem⸗ plaren vervielfältigt worden, um allen Schulen überwieſen zu werden. Um Der hohe Krankheitszuſtand des Mannhemer Wymnaſſums wird ſich dann auch vielfach auf mangelhafte Heizung, wegen ungenügender Zahl von Angeſtellten und die Ueberfüll⸗ ung der Klaſſen zurückführen laſſen. Ebenſo werden die Mängel des Unterrichts in den überfüllten Claſſen, wie uh dieſelben in der Familie fühlbar machen, am beſten mündlich beſprochen. Wir laſſen nun einige der Reden in der Heſſiſchen zwei⸗ ten Kammer folgen: Geh. Staatsrath v. Knorr, der Regierungsver⸗ treter. Die Räume im Gymnaſium in Darmſtadt ſeien für 700 Schüler ungenügend. Die zuläſſige Maximalzahl ſei ſaſt in allen Klaſſen überſchritten. Man habe die Herſtellung der jetzigen Direktorwohnung zu Schulzimmern empfohlen. Die⸗ ſelbe ſei aber für Schulzwecke ganz unbrauchbar, jede Mark, die man dafür bewillige, ſei weggeworfenes Geld. Auch der Hofraum ſei für dieſe Schülerzahl zu eng. Die Vereinigung ſo vieler Klaſſen unter einem Direktor ſei pädagogiſch nicht haltbar. Die Leitung einer ſolchen Anſtalt ſei auch für die tüchtigſte Kraft zu viel auf die Dauer. Ueberall ſehe man ein, daß ſolche Monſtreanſtalten nicht am Platze ſeien. In Kaſſel habe man deshalb 1886 und in Würzburg und Braunſchweig 1885 ein weiteres Gymnaſium geſchaffen. Eine Verminderung der Schülerzahl des Gym⸗ naſiums ſei bei der Zuſammenſetzung der hieſigen Bevölkerung nicht zu erwarten. Abgeordneter Bergſträßer: Man habe gefragt, warum die Stadt nicht ſelbſt das Gymnaſium errichte. Das ſei nicht ihre Sache. Weder in Bayern, Württemberg oder Baden gebe es ſtädtiſche Gymnaſien. In Preußen gebe es allerdings ſolche, allein dies habe hiſtoriſche Gründe und die neuerrichteten ſeien durchweg ſtaatliche Anſtalten. Gegenüber dem was in Darmſtadt für die übrigen Schulen geſchehen ſei, ſtehe das, was man für das Gymnaſium gethan habe, enorm zurück. Die ſanitären Verhältniſſe ſeien ſehr un⸗ günſtige, das Lehrerperſonal habe einen hohen Krankenſtand. Abgeordneter Oſann. Die Schülerzahl betrage jetzt 738. Es ſei gar nicht möglich, in einer einzigen Anſtalt, die doch nicht blos eine Dreſſiranſtalt ſein ſolle, eine ſo 95 Anzahl von Schülern erziehlich heranzu⸗ ilden. Wir werden in unſeren nächſten Nummern nochmals auf die Verhältniſſe des hieſigen Gymnaſiums zurückkommen und zunächſt die Rede des hieſigen Abgeordneten Herrn Anton Baſſermann, ausführlich bringen, um weitere Artikel folgen zu laſſen. Perſonaländerungen. Ernannt wurden: Zu Kanz⸗ leiaſſiſtenten: Aktuar Ankener beim Landgericht Konſtanz; Aktuar R. Bornhauſer beim Landgericht Waldshut: Aktuar Chr. Rapp beim Landgericht Mann⸗ geim. Angeſtellt wurden: Aktuar G. Schneider beim Landgericht Karlsruhe; Aktuar G. Ludwig beim Land⸗ gericht Mannheim; Aktuar F. Vogel beim Landgericht Waldshut: Aktuar O. Dickgießer beim Landgericht Mosbach; Aktuar P. Kunz beim Amtsgericht Wolfach (Haslach:) Aktuar H. Speckner beim Amtsgericht Wert⸗ heim; Aktuar N. Jöſt beim Amtsgericht Heidelberg; Aktuar R. Schwab beim Amtsgericht Mannheim; Gerichtsſchreiber⸗ gehilfe C. Riegel beim Amtsgericht Mannheim. Verſetzt wurden: Aktuar G. Trunk beim Landgericht Mosbach an das Amtsgericht Lahr; Aktuar A. Heck beim Amtsgericht Säckingen an das Amtsgericht Ettlingen; Aktuar W. Bal⸗ dinger beim Amtsgericht Triberg an jenes in Säckingen; Aktuar K Bernauer beim Amtsgericht Waldshut an jenes in Triberg; Aktuar E. Bernauer beim Landgericht Waldshut an das Amtsgericht daſelbſt; Aktuar H. Gras⸗ berger beim Amtsgericht Waldkirch an jenes in Waldshut; Aktuar.H Günther beim Amtgericht Heidelberg an jenes in Waldkirch; Aktuar M. Bollong beim Amtsgericht Mannheim au jenes in Heidelberg. *Militäriſches, Durch Allerhöchſte Kabinets⸗Ordre vom 13. l. M. iſt Folgendes beſtimmt: v. d. Lühe, Sberſt à la suite des 3. Badiſchen Dragoner⸗Regiments Prinz Karl Nr. 22 und Kommendeur der 19. Kavallerie⸗Brigade, unter des Charakters als Generalmajor, zur Dispoſition geſtellt. * Waſſerbericht. Das Waſſer im Rheine hat geſtern noch um 16 em zugenommen; heute Morgen hatten wir 5e Kälte. Die Fa bleibt noch geſperrt, da wegen des fe Waſſerſtandes die Schiffbrücken nicht geöffnet werden ürfen. »Ein Umſchlag der Witterung iſt ſeit geſtern wie⸗ der eingetreten und die profanen Frühlingsverheißungen, die ſich an das Erſcheinen der Störche und der Staare geknüpft, wollen ſich leider nicht erfüllen. Der Hundertjährige, der uns ſo oft angeſchwindelt, ſcheint diesmal doch Recht behalten zu wollen, wenn er für die letzten Tage des März große Kälte prophezeit. Kündigte der Kalender nicht an, daß wir am 21. 99 Frühlingsanfang haben, ſo könnte man wirklich glauben, direkt auf Weihnachten zuzuſteuern, ſolch' eine niedrige Temperatur und rauhe, kalte Luft hat Platz gegriffen. Wäh⸗ rend der verfloſſenen Nacht hat ſich über die Natur wieder eine weiße Decke gebreitet und auch jetzt macht der Himmel noch ein ſehr trübes Geſicht, ſodaß weitere Schneefälle zu erwarten ſind. Nun hoffen wir, wenigſtens keine weißen Oſtern zu erhalten. *Ein ſchwarzer Verwandter Scheffels, der noch dazu mit einer hieſigen Firma verwandt ſein ſoll, ſo lautet die neueſte ſenſationelle Mittheilung, welche ein Pee es 7 aus der„Straßb. Poſt“(nicht aus der„W. Fr. Preſſe“ fälſchlich angegeben wird), abgeſchrieben hat und ſeinen Leſern auftiſcht. Auf Grund können wir berichten, daß dieſe dunkl der„Neuen Bad. Landes⸗Zeitung“ als wird, nichts iſt als blauer Dunſt. b *Ein zweiter Knabeunhort und zwar für die Schwetzinger Vorſtadt, ſoll nach Oſtern bereits in Wirkſam⸗ keit treten. Eine diesbezügliche Eingabe hat der Verein „Knabenhort“ bereits an den Stadtrath gerichtet, mit der Bitte um Ueberweiſung paſſender Räumlichkeiten, als welche zweifelsohne die Schulräume im dortigen Schulhauſe dem Vereine angewieſen werden dürften. Wieder ein Schritt weiter. e, Ruheſtörungen. Ein Schiffer, der Ruheſtörung und Thätlichkeiten verübte, wurde geſtern in Haft genommen. Ebenſo heute früh eine Kellnerin, welche, nachdem ſie wegen unanſtändigen Benehmens und Trunkenheit aus einer Wirthſchaft in E 3 ausgewieſen worden war, auf der Straße Skandal machte und den einſchreitenden Schutzmann mit Schmähworten überhäufte. 5„ e. Streit. Heute Nacht 12 Uhr geriethen zwei Schnei⸗ dergeſellen auf der Straße vor der Wirthſchaft zum„Goldenen Schwan“ in Streit, welcher ſchließlich in Thätlichkeiten aus⸗ artete, ſo daß die Schutzmannſchaft einſchreiten mußte. Aus dem Grofßherzogthum. *Berichtigung. Wir erhalten vom hieſigen kaiſerlichen Poſtamt folgende Zuſchrift:„In der Nummer 64 Ihres Blattes vom 15. d. Mis, iſt auf der dritten Seite unter „Aus Stadt und Land“ ein Artikel aus Pforzheim abgedruckt worden, welcher folgende Mittheilung enthält: Pforzheim, 12. März. In dem benachbarten Orte Weißenſtein iſt der Poſtagent wegen Veruntreuugen im Amte verhaftet worden.—— Dieſe Angabe iſt unrichtig, da es ſich in der Angelegen⸗ heit nicht um den Poſtagenten in Weißenſtein, ſondern um einen entlaſſenen Landbriefträger handelt.(Soviel Informationen e Geſchichte, welche von Plagiat weiß gemacht wir uns errinnern, wurde die falſche Mittheilung zuerſt von der„Neuen Badiſchen Landeszeitung“ dahier 11 und iſt dann dieſelhe in eine ganze Reihe badiſcher Blätter über⸗ gegangen. Anm. d. Red.) X. Heidelberg, 18. März. Der Neckar iſt ſeit geſtern faſt um einen Meter wieder geſtiegen, ſo daß das Vorland und der Leinpfad wieder tief unter Waſſer ſtehen; obgleich keine Gefahr im Verzuge, wurden heute Abend doch der Vor⸗ ſicht halber wieder Wachen mit Pechpfannen aufgeſtellt, die über den Pegelſtand zu melden haben.— Mit Montag be⸗ 510 an hieſiger Volksſchule die üblichen Prüfungen, ie mit den Religionsprüfungen ihren Anfang nehmen. Geſtern Abend wurden die Vorſtellungen im hieſigen Stadt⸗ theater und zwar mit„Narziß wieder aufgenommen. Wie ich höre, ſollen die Vorſtellungen ausnahmsweiſe dieſes Jahr bis nach den Oſterfeiertagen ausgedehnt werden. Pfälziſche Nachrichten. *Zweibrücken, 16. März. Von hieſigem Schwur⸗ gerichte wurde der 39 Jahre alte Maurer Adam Bayer von Becherbach wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode zu einer Zuchthausſtrafe von 10 Jahren und Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte auf die gleiche Zeitdauer ver⸗ urtheilt. Bayer, welcher mit ſeiner Ehefrau in beſtändigem Unfrieden lebte, und den Ruf eines überaus rohen und dem Trunke ergebenen Menſchen genießt, hatte ſeinen 3 Jahre alten Stiefſohn auf eine ſo unmenſchlich grauſame Weiſe mißhandelt, daß der Tod alsbald eingetreten war. Gerichtszeitung. nMaunheim, 17. März.(Schöffengericht.) Vor⸗ ſitzender: Amksrichter Dr. Schneider. Vertreter der Staatsauwaltſchaft: Dr. v. Engelberg. 1) Hausburſche Robert Ziegler von Dilsberg wird hedaft Diebſtahls und Betrugs mit 8 Wochen Gefängniß eſtraft. 2) Dienſtmagd Karoline Reinhard von Karlsruhe er⸗ hält wegen Diebſtahls 4 Wochen Gefängniß. 3) Theobald Hepp, gen. Kaffel, Taglöhner von hier, er⸗ hält wegen Vetrugs 3 Wochen Gefängniß. ) Margaretha Hoffarth, Dienſtmagd von Steinmauern wird wegen Diebſtahls zu einer Gefängnißſtrafe von drei Wochen verurtheilt. 5) Alois Henninger, Magazinier und Georg Münd von hier werden wegen Körperverletzung und zwar Erſterer mit 3 Wochen, Letzterer mit 3 Tagen Gefängniß beſtraft. 6) Hedwig Schmitt, Näherin von Ohrdruff, wegen Unterſchlagung. Die Angeklagte wird freigeſprochen. 7 Gottlob Schmitt, Taglöhner von Möckmühl, wegen mehrfachen Diebſtahls. Urtheil: 6 Wochen Gefängniß. 8) Der Kommis Hans Hagel von Würzburg wird von der Anklage des Diebſtahls freigeſprochen. Mannheim, 17. März.(Strafkammer.) Die in der Don⸗ nerſtagsſitzung wegen Vernehmung eines weiteren Zeugen auf Samſtag verlegte Verhandlung gegen Wilhelmine Plag Ehefrau von Knittlingen wegen Diebſtahls, endete mit Ver⸗ urtheilung der Angeklagten zu 1 Jahre Gefängniß. „„„ Waſſerſtands Nachrichten. ein. Hüningen, 17. März. 2,98 Meter, gef. 0,00. Lauterburg, 18. März. 4,91 Meter, gef. 0,10. Maunheim, 19. März. 6,14 Meter, geſt. 0,04. Neckar. Maunheim, 19. März. 6,50 Meter, geſt. 0,06. London, 17. März.(Telegramm.) Rübenzucker 1aſh 6d. Tendenz: ruhig. Gedenket der darbenden Vögel! Der Schneefall der letzten Tage hat den kleinen gefiederten Freunden in Wald und Flur einen harten Nothſtand gebracht, und es iſt daher an der Zeit, die darbenden Schaaren dem freundlichen Wohlwollen der Menſchen zu empfehlen, was hiermit aufs Wärmſte ge⸗ ſchieht. Ein goldener Rath für Neconvalescenten, nament⸗ lich nach Lungen⸗ und Rüppenfell⸗Entzündung. Die Nach⸗ wehen dieſer tückiſchen Krankheiten, wer ſollte ſie nicht kennen und nicht fürchten? Es möge daher jeder Geneſende eifrigſt darauf bedacht ſein, dieſen Nachwehen und Rückſtänden ent⸗ ſchieden entgegen zu treten. An die Spitze der beſtbewähr⸗ teſten Mitteln ſetzt die Wiſſenſchaft den Gebrauch der Sodener Quellen, beziehungsweiſe der aus den wirkſamſten dieſer Quellen gewonnenen Sodener Mineral⸗Paſtillen, welche unter offizieller ärztlicher Controlle angefertigt, den Patienten und Reconvalescenten überall durch die beſten Apotheken à 85 Pf. per Schachtet zugänglich gemacht werden. 11875 Stimmen aus dem Publikum. Die werthe Redaktion iſt freundlichſt erſucht, folgende Mittheilung zur Veröffentlichung aufzunehmen:„Vor acht Jahren zog ich mir bei einer furchtbaren Kälte ein Leiden in den unteren Extremitäten zu. Es ſtellte ſich eine Steifheit in den Füßen ein bis hinauf zum Knie, und war es mir, als ob die Fußſohlen immer in Eis ſteckten. Ich bin bei unge⸗ fähr 15 Aerzten in Behandlung geweſen, habe Bäder ver⸗ ſucht, Einreibungen, Elektrieität, Naturheilanſtalten, jedoch ohne Erfolg. Die Steifheit in den Beinen iſt geblieben. Mein Leib dick und ganz hart und faſt gar kein Stuhlgang. Ich begann Ihre Warner' Safe Cure zu nehmen, und jetzt, nach⸗ dem ich ungefähr 10 Flaſchen genommen, muß ich offen ge⸗ ſtehen, daß Ihre Medizin mir ſehr große Dienſte gethan hat. Denn es ſtellte ſich zu meinem furchtbaren Leiden noch ein zeitweiſes Zittern ein und wurde meine Sprache unverſtänd⸗ lich. Dieſes iſt durch Ihre Medizin ganz verſchwunden und die Sprache wieder vollſtändig normal. Die Ueberzeugung habe ich, daß Ihre Warner's Safe Cure eine vortreffliche Medizin iſt, und ich kann ſelbige jedem Menſchen warm em⸗ pfehlen.“— Auguſt Staudke, 26 Veteranenſtraße, Berlin— Verkauf und Verſandt durch Apotheken. Diſtrikt⸗Haupt⸗Nie⸗ derage: Engel⸗Apoheke in Frankfurt aM. 33 Die Hofchokoladefabrik Joh. Phil. Wagner und Cie., Mainz, deren Fabrikate„Chokolade und Cgcao“ ſich durch Güte und Preiswürdigkeit auszeichnen, iſt in Deutſch⸗ land und Frankreich prämiirt. 18457. Haus- und Hoteltelegraphen-Anlagen 1960 L. Frankl, L I7, 1, Mannheim. Die größte Auswahl in feinen und gewöhnlichen Sorten Schuhwaaren bietet das Schuhwagrenlager von Georg Hartmann in Lit. E 4,6(am Mohrenkopf, untere Ecke) 18897 —————— Herausgeber: Dr. jur. Hermann Haas, Verantwortlich: Für den politiſchen und allgemeinen Theil: EChef⸗Redakteur Jnlins Katz Für die Rubrik„Aus Stadt und Land“: Waul Winkelmaun. Jür den Reklamen⸗ und Inſeratentheil: A. Lohner. Rotationsdruck und Verlag der Dr. H. Hags'ſchen Juch⸗ druckerei, ſämmtlich in Mannbeim. Bekanntmachung. Nach§ 35 der Feldpolizeiord⸗ nung iſt ſtrafbar, wer Tauben zur Zeit der Frühjahrsſaat ausfliegen läßt. Wir machen auf dieſe Beſtim⸗ mung mit dem Anfügen aufmerk⸗ ſam, daß die Frühjahrsſaat ge⸗ wöhnlich bis Ende März ſtattfindet und daß daher das Fliegenlaſſen von Tauben innerhalb dieſer Friſt nicht geſtattet iſt. Mannheim, 13. März 1888. Bürgermeiſteramt Mo 4470¹ Winterer. Ather⸗Verpachtung. Diejenigen ſtädtiſchen Aecker, für welche der Pachtzins bis Donnerſtag, den 22. ds. Mts. nicht bezahlt iſt, werden am gleichen Tage Nachmittags ½3 Uhr im Rathhauſe, Bauamtslokal Zim⸗ mer No. 8, in anderweiten Pacht öffentlich verſteigert. 46501 Mannheim, den 15. März 1888. Bürgermeiſteramt. rüunig. Jahlungs⸗Aufforderung. Die Ackerpachtgeld⸗Zahlungspflichtigen werden erſucht, ihr ſchuldiges Ackerpacht⸗ eld pro 1887/88 l 20 marz onnerſtag, den 22. März d.., Nachmittags 2 Uhr anher zu entrichten, an welchem Tage und Stunde diejenigen Aecker anderweit verpachtet werden, für welche das Pacht⸗ geld nicht bezahlt wird. 46521 Mannheim, den 17. März 1888. Die Stadtkuſſe: Hoffmann. Dienſtag, den 20. März, Nachm. von—4 Uhr werden im hieſigen ſtädt. Leihhauſe Gold⸗ und Silberwaaren, Uhren ꝛc, ꝛc, gegen Baarzahlung öffent⸗ lich verſteigert. 3518i Mannheim, den 10. März 1888. Die Leihhausverwaltung. Verſteigerung alter und edler Weine am Dienſtag, 21. März 1888 Mittwoch, 22. März, Dounerſtag, 25. März, je Nachmittags 2 Uhr anfangend, ſoweit der Vorrath reicht, verſteigere ich in meinem Bureau B 2, 12 2. Stock (Reſtauration Zwiſchenakt) im Auftrage wegen Geſchäftsaufgabe: 6000/1 Flaſchen 1876er Dürkheimer Feuerberg, 6000%/ Flaſchen 1878er Deidesheimer Riesling. Volle Garantie für Reinheit der Weine wird geleiſtet. Es iſt Jedermann U geboten ſich einen vorzüglich edlen und alten Wein um wahrſcheinlich mäßtigen Preis anzuſchaffen und mache ich beſonders die Eltern welche in nächſten Wochen Kinder zum heiligen Abendmahl oder zur hei⸗ ligen Conſirmation haben, für An⸗ ſchaffung ber Weine auf den Feſttiſch aufmerkſam. Vor der Verſteigerung werden die Weine durch mich verkauft, weun irgend welche acceptable Augebote gemacht werden. Ich lade nun Kauf⸗ u. Steigliebhaber ein und bin zu jeder Auskunft gerne hereit. ‚ 3705 Carl Friedr. Stützel, Rechtskonſulent u. Auktionator. Jahrniß⸗Verſteigerung. Montag, den 19. März, Nachmittags 2 Uhr und an den folgenden Tagen Morgens 9Uhr und Nachmittags 2 Uhr werden in G 4, 1 im 2. Stock verſteigert: Herren⸗ und Frauenkleider, Stiefel u. Schuhe, Leibwäſche, Bettung, Möbel, Schränke, Tiſche und Stühle, Küchen⸗ einrichtung und Verſchiedenes gegen Baarzahlung mehr, 4497 Ferdinand Aberle. Lehrlings⸗Geſuch. Ich ſuche für mein Küchen⸗ Waarengeſchäft bei freier Koſt einen Lehrling. 4639 Adolf Casewitz, 8 Theilnehmenden Freunden Seneral⸗Anzeiger 222] ͤ?.eiꝑaᷓ 8 für die Bestellungen nach Maass werden pü Todes-Anzeige. und Bekannten die ſchmerzliche Mittheilung, daß unſer innigſtgeliebter Gatte, Schwager und Onkel nur auf dieſem Wege erfolgen. Hert Joſeph Schläßer, penſ. 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Aber ob es nun perſönliche Feigheit war, welche ihn davon abhielt, ſogleich wieder in das Gemach einzudringen, oder ob er einen Entſchluß gefaßt hatte, der ihn beſſer und ſicherer zu ſeinem Ziele fuͤhren konnte,— nach einer kleinen Weile wendete er ſich langſam ab und ging mit vorſichtigen, faſt geräuſchloſen Schritten den Gang hinab. Er hegte alſo nicht den Wunſch, ſeine Tochter zu ſehen, und es ſchien nicht in ſeiner Abſicht zu liegen, die Drohungen, welche er zuletzt gegen Fabricius ausgeſtoßen, auf der Stelle zur That werden zu laſſen. XV. Es war gewiß keine Unwahrheit geweſen, wenn Erna ihre einſtebdleriſche Zurückgezogenheit und ihr ängſtliches Fernhalten von jeder Berührung mit einem der anderen Schloßbewohner mit einem körperlichen Unwohlſein motivirte. Ihr leidendes Ausſehen beſtätigte dieſe Entſchuldigung zur Genüge, und die Ver⸗ änderung, welche ſeit dem Tage ihrer Verlobung mit ihr vorgegangen war, hätte hinſichtlich ihres Geſundheitszuſtandes jedem Beobachter die ernſteſten Beſorgniſſe einflößen müſſen. Aber Niemand wußte darum als die alte Beſchließerin, welche der jungen Dame aufwartete, ſeitdem dieſelbe das Zimmer hütete; und die ſcheue, eingeſchüchterte Frau, welche nichts in der Welt ſo ſehr fürchtete, als das Stirnrunzeln ihres Gebieters Fabricius, hatte nicht den Muth, gegen dieſen ihren Befürchtungen Ausdruck zu geben. Die Schloßherrin ſelbſt hatte zwar ſchon wiederholt den Verſuch gemacht, ihre Freundin zu ſprechen, aber ſie war jederzeit an eine verſchloſſene Thür gekommen, und Erna hatte auch ihren dringendſten Bitten die immer gleiche Erklärung entgegengeſetzt, daß ſie ſich zu angegriffen fühle, irgend Jemanden zu empfangen. Und ſie folgte nur ihrer tiefinnerſten Ueberzeugung, wenn ſie der Bittenden eine ſolche Antwort gab. Es lag auf ihrem Körper wie eiue bleichſchwere, nieder⸗ drückende Mattigkeit, welche jedes ihrer Glieder nur widerwillig ſeinen Dienſt verrichten ließ. Ihr Kopf ſchmerzte faſt unaufhörlich, und die Züge des lieb⸗ lichen Antlitzes, welches einſt nur roſige Friſche und Heiterkeit wiederſtrahlt hatte, waren ſchlaff und müde geworden, gleich denen eines ſchwer Kranken. Gortſetzung folgt.) Roman Beilage „General⸗Anzeiger“ (Aaunheimer Pollsblatt.— Badiſche Volkszeitung.) * pie Heirath des herrn Labricius. Roman von Reinhold Ortmann. (Nachbruc verbs ten. (Fortſetzung.) „Nein!“ „Nun, meinethalben! Aber Du ſiehſt doch wenigſtens ein, daß meine Tochter nicht die Gattin dieſes Menſchen werden kann?“ „Ich bin weit davon entfernt, das einzuſehen!— Und da ich Dich ſo lange ungehindert habe reden laſſen, Wildberg, ſo höre nun auch das letzte Wort, das ich mit Dir in dieſer Angelegenheit zu ſprechen habe. Angenommen auch, dies Alles, was Du mir da mit ſo wunderbarer Kenntniß der Verhältniſſe ent⸗ wickelt haſt, wäre buchſtäblich wahr, ſo würde das an meinem Entſchluſſe nicht das Mindeſte ändern! Hat ſich meine Frau einer Pflichtverletzung ſchuldig ge⸗ macht, ſo wird die Abrechnung darüber früher oder ſpäter gewiß erfolgen, aber ſie kümmert Niemanden als mich allein! Was dagegen Deine Tochter Erna anbetrifft, die bisher nichts als Wohlthaten von mir empfangen hat, ſo trägt, ſte nur die Folgen ihres eigenen Verſchuldens. Sie hat ſich ohne Noth auf die Seite meiner Feinde geſtellt, und ſie mag zuſehen, wie ſie ſich dort für ihr Bundesgenoſſenſchaft bezahlt macht. Ich habe noch jetzt viel mehr an ihr gethan, als ſie um mich verdient hat!“ Wie er dies Alles ſagte mit einer ſo langſamen und nachdrücklichen Be⸗ tonung, jedes einzelnen Wortes, konnte dem Andern kein Zweifel mehr bleiben, daß Fabricius von vornherein die volle Wahrheit durchſchaut habe, und daß er auch nicht für die Dauer einer einzigen Minute an das Beſtehen eines Liebes⸗ verhältniſſes zwiſchen Denkhauſen und Erna geglaubt. Dieſe Erkenntniß ſchien den ganz beſtimmten Plan, nach welchem Wildberg offenbar bisher gehandelt, bedenklich zu erſchüttern. „Und was iſt es, das Du an mir gethan haſt?“ fragte er, wie um Zelt zur Ueberlegung zu gewinnen. „Ich habe ſie in den Stand geſetzt, die jedenfalls nicht unbeträchlichen Schulden ihres Verlobten zu bezahlen, und ich gebe ihr eine weitere Mitgift, die wenigſtens zur Einrichtung eines beſcheidenen Haushaltes hinreichen wird.“ „Und die verſprochene Sicherſtellung ihrer Zukunft?— Das Erbthel, das Du ihr zugedacht hatteſt? Wie iſt es damit beſchaffen?“ „Davon iſt ſelbſtverſtändlich nicht weiter die Rede, ſeitdem ich erkannt habe, wie vollſtändig ich mich in dem Cbarakter und in der Anhänalichkelt 8. Seite GeneralAnzeiger PI. I. Handschuhe! P1. 10. Montal Abeup walb 8 Uhr Die von der Firma Hauptprobe 4657— 5 F II 4 SF H 1 TSC h in der Concordienkirche. übernommenen ſesang-Jerein„Lyra.“ 901 großen Vorräthe in Hegen-AMäatel& Ffübhahss-lanuet WSeſanug⸗Probe 3227 Der Vorſtand. verden jetzt und bis zum 31. d. Mts. damit zu räumen, u jedem annehmbaren Preiſe ausverkauft. 4404 „Olymp“. Jeden Dienſtag und Samſtag, Forklanfend Eingang der nenen Frühjahrs⸗Modelle. Moritz Kahn, vorm. Gebr. Hirsch. 2, 2. An den Planken. Empfehlen unſer großes Lager in Glacé-, dänischleder uneg Ssidenen Handschuhen etc. für Herren, Damen und Kinder in bekannten vorzüglichen Qualitäten zu billigen feſten Preiſen. Eine große Parthie 452 — 7. 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Mit dieſem Geſchenk, welches ich ihr jetzt mache, ziehe Jedes Mittel konnte Dir ja recht ſein, wenn es nur ſchließlich darauf hinaus⸗ ich meine Hand entgültig von ihr ab. Sie wird nie mehr, weder zu meinen lief, mich zu einer Schzidung von meiner Frau zu beſtimmen. Du wirſt eß Lebzeiten noch nach meinem Tode, einen Pfennig von mir erhalten!“ begreiflich finden, daß ich ſolche Freundſchaft ſo belohne, wie ſie es verdient! Die kleinen Augen Wildberg's blitzten in tückiſcher Wuth, und ſeine Naſen⸗ Und damit, denke ich, ſind wir zu Ende!“ flügel bebten; aber noch hielt er an ſich, denn es war ihm offenbar darum zu Wildberg hate ihm zugehört, ohne ſeine Stellung zu verändern. Dieſe 1 thun, zunächſt die ganze Abſicht ſeines Schwagers zu erfahren. ſchonungsloſe Darlegung ſeiner geheimſten Abſichten und Wünſche war denn doch „Deine einſtigen Verſprechungen ſind alſo Unwahrheiten geweſeu,“ ſagte ein Schlag von ſo lähmender und vernichtender Gewalt, wie er ihn nicht er⸗ er,„und eine Unwahrheit war es auch, daß Du Erna in Deinem Teſtament wartet hette. Jetzt erſt überkam ihn die ganze niederſchmetternde Gewißheit, bedacht habeſt!“ daß er ſeinen Einfluß auf dieſen Mann für immer verloren habe, und daß „Wenn es Dich beruhigt, das zu hören:— nein, es war keiue Unwahrheit! weder das zuverſichtlichſte Leugnen noch das geſchickteſte Lügengebäude im Stande Aber ich fahre morgen früh in die Stadt zu einem Notar, um meinen einſtigen ſein würde, ihm denſelben zurückzugewinnen. In klägliche Trümmer zerſchellt Irrthum wieder gut zu machen!“ ſah er all' ſeine hochfliegenden Pläne zu ſeinen Füßen liegen, und als Fabricius „Sehr ſchön! Und wie gedachteſt Du Dich mit mir abzufinden?“ nun ſchwieg, als zugleich mit dem heiſernen Klang der harten, mitleidsloſen „Ich habe kein Intereſſe mehr daran, mir mit ſchweren Opfern Deine Stimmung auch die Errſtarrung wich, welches ſich ihres Hörers zuerſt bemächtigt Discretion zu erkaufen. Du magſt Dich Deiner Tochter, die jetzt ja unter dem hatte, da durchfluhtete in ein Strom unbändiger, unbeſchreiblicher Wuth: 2 Schutze ihres Verlobten ſteht, zu erkennen geben, wie und wann es Dir beliebt.„Und Du meinſt, mir ungeſtraft dies Alles bieten zu können?“ ziſchte es Da ich aber ſehr wohl einſehe, wie ſchwer es Dir werden wird, Dich an ein kaum verſtändlich aus ſeiner von mildem Zorn zuſammengeſchnürten Kehle. arbeitſames Leben zu gewöhnen, ſo will ich Dir aus beſonderer Barmherzigkeit„Du wagſt es, mich in's Geſicht hinein zu verhöhnen, und Du fürchteſt Dich die bisherige Unterſtützung noch für ein weiteres Halbjahr zahlen laſſen. Nach⸗ nicht vor meiner Rache!— Nun, wir wollen ſehen, ob Du gut gethan haſt, her freilich haſt Du nie mehr auf mich zu rechnen!“ mich zu Deinem Feinde zu machen! Ich frage Dich noch einmal: Iſt dies Wildberg war aufgeſtanden, und die Hände, welche er jetzt auf den Dein letztes Wort geweſen?“ Schreibtiſch ſeines Schwagers ſtützte, verriethen durch ihr nervöſes Beben ſeine„Ich wüßte nicht, daß ich Dir noch etwas zu ſagen hätte.“ maßloſe Erregung.„Gieb mir hunderttauſend Thaler, und ich verpflichte mich zu ſchweigen“ „Und das iſi mein Dank dafür, daß ich Dich vor einem beiſpielloſen„Dein Schweigen iſt mir nicht einen Pfennig werth!“ Scandal und vielleicht vor dem Verluſt Deines halben Vermögens bewahrt, daß„Auch wenn ich aller Welt erzählen will, wie es um dieſe Verlobung be⸗ ich mich aus Freundſchaft für Dich zum Spion erniedrigt habe?“ ſtellt iſt, auch wenn ich den Ruf Deiner Frau— Deine geſellſchaftliche Stellung „Aus Freundſchaft für mich? So meinſt Du wirklich, ich ſei blind genug— Alles, Alles vernichten will?“ 5 geweſen, die eine Schurkerei nicht genau ſo klar zu durchſchauen wie die andere. Seine Lippen hatten ſich bläulich gefärbt, und ſeine Augen ſchienen ſich Du haſt meinen ſogenannten Scharfblick denn doch bedenklich gering angeſchlagen, aus ihren Höhlen drängen zu wollen. Mit geballten Fäuſten war er ſeinem wenn Du glaubteſt, daß ich in dieſe Falle gehen würde. Als ich Deinen erſten Schwager ſo nahe gekommen, als ob er ſich in der nächſten Sekunde auf ihn unerbetenen Bericht üher Ewald von Denkhauſen empfing, wußte ich bereits, ſtürzen wollte, ihn zu erwürgen. Da aber richtete ſich Fabricius langſam zu welche Deutung ich Deiner Freundſchaft zu geben hätte. Weil Du glaubteſt, der ganzen Länge ſeines hageren Körpers empor, und ohne ein Wort zu ſprechen, ch würde Deine Tochter zu meiner Erbin machen, und weil Du ODich dann packte er mit ſeinen knochigen Fäuſten den Wüthenden an den Schultern. Was auf die eine oder die andere Weiſe in den Beſitz ihres Vermögens zu ſetzen dieſe duͤrren Finger gefaßt hatten, hielten ſte mit der eiſernen Umklammerung hoffteſt, war Dir meine Heirath ein Aergerniß, welches alle Deine ſchönen Be⸗ eines Schraubſtockes feſt, und mit einer Kraft, gegen welche diejenige Wildberg's rechnungen zu durchkreuzen drohte. Hatteſt Du ſie nicht hintertreiben können, völlig ohnmächtig war, drängte er den ſich Sträubenden nach der Thür des 5 ſo wollteſt Du wenigſtens verſuchen, ſie wieder aufzulöſen, und dieſer Better Zimmers hin. Noch ehe Wildberg recht begriff, was mit ihm geſchah, fühſte meiner Frau erſchien Dir gerade als das geeignete Werkzeug dazu. Du haſt er ſich mit einem heftigen Stoße über die Schwelle geſchleudert, mit einem Deine Sache recht geſchickt angefangen, aber doch immer noch nicht geſchickt Stoße, der ihn gegen die jenſeitige Wand des Corridors taumeln ließ, und der genng, um mich zu täuſchen! Wus zwiſchen Dir und Deinem Freunde Denk⸗ ihn faſt zu Boden geworfen hätte. Hauſen vorgegangen iſt, weiß ich ja nicht; aber ich habe Grund zur Vermuthung, Die Thür des Zimmers fiel mit dumpfem Klange hinter ihm in's Schloß, daß ſeine Pläne in keinem andern Gehirn gewachſen ſind, als in dem Deinigen. ünd er ſah ſich allein. Er fuhr ſich mit der Hand über die Stirn, wie Einer N FrrNeer Allk aſteligiaſe Gemeinde. Die öffentliche Religionsprüfung der Kinder findet ſtatt: Mittwoch, den 21. März, Nachmittags 2 Uhr im Prüfungsſaale des Schulhauſes R 2, wozu Eltern, Vormünder und Freunde höflichſt einladet 4571 Der Vorſtand. Conf il 70 werden 4616 Am Donnerſtag Abend den 15. ct. wurde vom Waldhof nach der Neckar⸗ vorſtadt ein Ring mit Stein ver⸗ loren. Abzugeben gegen gute Belohnung Stock. 20 1. 16, 3. 4636 Ein mittelgroßer, kurzhaariger, wach⸗ ſamer Hund 1 kaufen geſucht. 4376 Näheres H 7 8 8 Ein ſunger Man: Buchbinder der ſchon auf Cartons gearbeitet hat, ſucht Stelle. 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