Abonnement: 50 Pfg. monatlich, Bringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. inel. Poſtauf⸗ ſchlag M..90 pro Quartal. Jnſerate: Die Colonel⸗Zeile 20 Pfg. Die Reklamen⸗Zeile 40 Pfg. Einzel⸗RNummern 3 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. enert der Stadt Maunnheim und Umgebung. (98. Jahrgang.) Amts⸗ und Kreisverkündigungsblatt Erſcheint täglich, auch Sonntags; jeweils Vormittags 11 Uhr. Für die Redaktion verantwortlich: Chef⸗Redakteur Julius Katz. ür den Reklamen⸗ und Inſeratentheile Mannheimer Journal. Dr. H. Haas'ſchen Buch⸗ druckerei, Das„Mannheimer Journal“ Eigenthum des kat Bürgerhoſpitals.) ſämmtlich in Mannheim. Nr. 156.(Gelephon⸗Ar. 218.) Gele 8500 Exemplare. Preußens innere Politik. 1II Als im Februar 1887 die Neuwahlen zum Deuſchen Reichstag ſtattfanden, galt es bekanntlich zunächſt alle jene politiſchen Elemente zuſammeazufaſſen, die bereit waren, den Bann der Oppoſition Windthorſt⸗Richter Grillenberger zu brechen. Dieſem Beſtreben verdankte das zwiſchen der nat.⸗lib. Partei und den beiden kon⸗ ſervativen Gruppen geſchloſſene Kartell ſeine Exiſtenz. „Wahrung des gegenſeitigen Beſitzſtandes“ war das Ziel, das im gemeinſamen Angriff auf die gegneriſchen Poſitionen feſtgehalten,„Vermehrung der eigenen Mandate“ der Endzweck, deſſen Verwirk⸗ lichung erſtrebt werden ſollte. Die Schlacht ward ſieg⸗ reich geſchlagen. Trotz mancher prinzipieller Meinungs⸗ verſchiedenheiten, haben die reichstreuen Parteien Schulter an Schulter gekämpft. Nun tritt Preußen in die Land⸗ tagswahlbewegung ein und eine Diskuſſion über die Zweckmäßigkeit des„Kartells“ iſt unabweisbar. Soll dasjenige, was im Reiche zu einer beſtimmten Zeit und unter ganz ſcharf umſchriebenen Verhältniſſen als Gebot der Staatsklugheit erſchien, für die preußiſche Monarchie erhalten bleiben, ſollen die demnächſt ſtattfindenden Land⸗ tagswahlen unter dem Zeichen des Kartells geſchlagen werden? Da muß denn doch anerkannt werden, daß es ſich diesmal um ganz andere Ziele handelt, die auch andere Mittel zur Erreichung beanſpruchen. Die Be⸗ fürchtung, daß eine ſozialdemokratiſch⸗freiſinnig⸗ ultra⸗ montane Mehrheit die Stgatsmaſchiene„einfrieren“ laſſen könnte, wie Fürſt Bismarck es einſt in bedrohliche Anſicht ſtellte, liegt für Preußen nicht vor. Aber es iſt die Gefahr nicht ausgeſchloſſen, daß die konſervative Partei zur ausſchlaggebenden im Landtage der preußiſchen Monarchie werden könnte und davor mag der Himmel Preußen und das Reich bewahren! Wir betonen hier nochmals, wie am Samſtag, daß es einen ganz bedeuten⸗ den Unterſchied zu machen gilt, zwiſchen den nord⸗ und ſüddeutſchen Conſervativen. Die preußiſchen Junker und Mucker ſind jenen Pflanzenarten gleich, die in einem anderen als dem ihnen von der Natur angewieſenen Boden nicht Wurzel faſſen können. Gegen die politiſchen, bürgerlichen und konfeſſionellen mittelalterlichen Anſchauungen der Puttkamer, Hammerſtein, Kleiſt⸗Retzow und ihrer Geſin⸗ nungsgenoſſen muß jetzt in Preußen das liberale Bürgerthum aufgeboten werden, da es ſich diesmal überdies noch darum handelt, der inneren Politik unter einem neuen Herrſcher Bahnen anzuweiſen, in deren Ge⸗ leiſe ſie während der nächſten fünf Jahre ſich bewegen ſoll.„Kein Parteiregiment in Preußen,“ ſo muß die Parole lauten, die al le liberalen Elemente zum Kampf gegen die Reaktion von rechts und gegen den Radikalismus von links zuſammen faſſen muß und darum: Fort mit dem Kartell für Preußen! So⸗ wenig Raum in einer ſolchen Vereinigung für einen Bebel oder Eugen Richter ſein kann, ſo wenig paßt ein Stöcker in ihren Rahmen. Man kann mit Gott für König und Vaterland kämpfen, aber man darf den Namen Gottes nicht zur confeſſtonellen Hetze mißbrauchen; die Parole „für König und Vaterland“ darf nur dahin ihre Aus⸗ legung finden, daß, wie Kaiſer Wilhelm II. es gelobte, der König des Staates erſter Diener iſt, ein Vol ks⸗ könig für Alle. Gelingt es den gemäßigten Liberalen, die Wähler von der Schädlichkeit der Extremen aus den Parteilagern zur Linken und zur Rechten zu überzeugen, dann wird wieder eine freiere politiſche Anſchauung die innere Politik Preußens beleben, zum Beſten der Monar⸗ chie und des deutſchen Reiches! * Reine Milderung des Paſwanges! Die„Nationalliberale Correſpondenz“ bemerkte dieſer Tage mit Bezug auf die Paßmaßregeln an der deutſch⸗ franzöſiſchen Grenze: Diejenigen, gegen welche die neuen Vorſchriften gerichtet find werden ſich der Controle doch zu entziehen wiſſen: dagegen liegt es doch geſg der Hand, daß der internationale Verkehr beläſtigt und geſchädigt wird, und die Nachtheile davon treffen mindeſtens ebenſo ſehr die deutſchen Intereſſen, namentlich in den Grenz⸗ ländern, als die franzöſiſchen. Zudem haben dieſe Vor⸗ ſchriften in Elſaß ⸗Lothringen begreiflicherweiſe ſehr viel Aergerniß erregt und die Stimmung, die gerade in der üngſten Zeit ſich wieder zum Beſſeren zu wenden begonnen suf lauge hinaus verdorben. Notariell beglaubigte Auflage: ſenſte und verbreitetſte Zeitung in Maunheim und Umgebung. Darauf entgegnet die„Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ in folgender hochoffiziöſer Weiſe: Es gibt alſo auch innerhalb der nationalliberalen Partei noch immer Leute, welche von der Vorſtellung beherrſcht werden, als ob wir im Jahre 1871 Elſaß⸗Lothringen dem Reiche einverleibt hätten, um den internationglen Verkehr zu heben, hier alſo den Verkehr des Elſaß mit Frankreich. Wir hatten uns der Hoffnung hingegeben, daß die Ereigniſſe der letzten Jahrzehnte eine hinreichend deutliche Sprache geredet hätten, um uns vor allen Irrungen zu bewahren, daß wir die große internationale Politik den lokalen Gaſtwirths⸗ und Kirchthurmintereſſen unterordnen. Wir haben uns Elſaß⸗Lothringen ſeiner Zeit nicht angeeignet, um ein Herzensbedürfniß zu befriedigen, ſondern auf Grund einer nüchternen militä⸗ riſchen Berechnung. Nicht die Liehe zu den Bewohnern der Reichslande und auch nicht die Belebung des Grenz⸗ verkehrs waren beſtimmende Motive, ſondern die ſtrategiſche Erwägung, daß der einſpringende Winkel bei Weißenburg gedeckt werden und in den Feſtungen Metz und Straß⸗ burg ein ſtarker A gegen franzbſiſche Invaſionen ge⸗ ſchaffen werden müſſe. Bis 1870 war es den Fran⸗ 118 ein Leichtes, über uns herzufallen, ſie hatten den Schlüſſel zu unſeren Thoren in ihren Taſchen. Indem wir Elſaß⸗Lothringen Deutſch⸗ land einverleibten, wurden wir lediglich von dem Gedanken geleitet, dieſen Schlüſſel in unſere Hände zu bekommen und den Franzoſen die nächſte von ihnen zu erwartende Invaſion u erſchweren; können wir danehen in unſeren verwälſchten vandsleuten wieder das Ehrgefühl wecken, daß ſie Deutſche ſind, die lange unter einer ſie geringſchätzenden und verhöh⸗ nenden Fremdherrſchaft gelebt haben, ſo ſoll es uns lieb ſein: ſehr ſchnell wird das aber nicht gehen und das Liebes⸗ werben der früheren Statthalterſchaft hat uns darin nicht gefördert. Es iſt dabei die Aufgabe außer Acht gelaſſen worden, zunächſt die aus der früheren Zuge⸗ hörigkeit zu Frankreich überkommenen Beziehungen zu löſen oder doch abzuſchwächen und dem Lande das Bewußtſein zu gehen, daß die Grenze nicht mehr am Rhein, ſondern wieder auf den Vogeſen geht und dazu muß der Eindruck der Grenze vertieft, ihre Wirkung verſchärft werden. Der Verkehr Elfaß⸗Lothringens mit Deutſchland wird ſich in dem Maße beleben, in dem der mit Frankreich abſtirbt. In dieſer Richt⸗ ung wirkt der Paßzwang, wenn auch noch nicht aus⸗ reichend. Weitere Maßregel werden folgen und müſſen folgen, wenn die Loslöſung ElſaßLothringens von Frankreich ſyſtematiſch erſtrebt werden ſoll. In den 18 Jahren, in welchen die Elſaß⸗Lothringer dem Reiche angehörten, ſind ſie uns nicht näher getreten, ſe haben nichts gethan, um unſere Liebe zu erwerben, und ſich gegen unſer Bemühen um die ihrige kühl verhalten. Der Thatſache, daß in Straßburg einmak ein deutſchfreundlicher Abgeordneter— Dr. Petri— gewählt worden iſt, kann die nationalliberale Partei doch nicht die Bedeutung eines für unſere Politik beſtimmenden Moments beilegen wollen. Von dieſer einen Wahl abge⸗ ſehen, hat Elſaß⸗Lothringen ſich nur durch erklärte Gegner des Reichs vertreten laſſen. Das deutſche Reich richtet ſeine Vertheidigungsſtellung gegen Frankreich ſo ein, wie es den Intereſſen der Geſammtheit entſpricht. Die Reichsregierung hat nicht nur das Recht, ſondern die Pflicht, Frankreich gegenüber keine andere Rückſicht zu nehmen als die auf die Sicherheit des Reichs. Man hat in Elſaß⸗ Lothringen nichts gethan, um unſere Zuneigung zu ge⸗ winnen, wohl aber vieles, um uns abzuſtoßen. Dieſes Verhalten hat auf die Dauer nothwendig einen Einfluß auf die Wege und Ziele der deutſchen Regierung ausüben müſſen. Das Reich kann den Elſaß⸗Lothringern nicht nach⸗ laufen und um ihre Gunſt werben. Seine Politik hat 110 darauf zu beſchränken, die Maßregeln zu ergreiſen, welche 50 Schutze unſerer Grenze gegen franzbſiſche Einfälle er⸗ orderlich ſind, ohne Anſeßung der daraus ſich ſonſt noch ergebenden Folgen. Wiſſens völliges Einverſtändniß zwiſchen dem Statt⸗ balter und dem Reichskanzler. Wir würden uns freuen, wenn die Organe der nationalen Preſſe, der liberalen wie der konſervativen, dieſe ſchwierigen Verhältniſſe mit weniger Neigung zur Kritik vom lokalen Standpunkte des Reichslandes, ſondern mehr aus dem Geſichtspunkte der ge⸗ ſammten Reichspolitik beurtheilen wollten. Sie würde ſich dann leicht davon überzeugen können, daß wir mit ſentimen⸗ talen Liebeswerbungen um franzöſirende Notabeln in dem Reichslande nichts ausrichten. Wenn die elſaß⸗loth⸗ ringiſche Bevölkerung uns entegenkommen will, ſo kann ſie ſicher ſein üffene Arme zu finden, aber bis dahin ſind wir beſus und verbunden, auf Elſaß⸗Lothringen keine andere Rückſicht zu nehmen, als die, welche uns der Egoismus der Selbſter⸗ haltung dietirt. Politiſche Ueberſicht. * Maunheim, 3. Juli, Vorm. Das Kanzlerblatt läßt wieder einmal einen kalten Waſſerſtrahl los, diesmal iſt derſelbe zur Abwechslung gegen die Nationalliberalen gerichtet, deren offizielles Organ ſich zum Sprachrohr der durch die Paßmaßregeln hervorgerufenen Beſchwerden der deutſchen Geſchäftswelt gemacht hatte. In ziemlich hef⸗ tiger Weiſe, wie man es nur einmal an der„Nordd. Allg. Ztg.“ gewöhnt iſt, wird darauf hingewieſen, daß dieſe Maßregeln noch nicht genügen und eine Verſchärfung derſelben nicht ausgeſchloſſen iſt. Von ganz beſonderem Intereſſe iſt das offtzielle Zugeſtändniß, daß das [Regime Manteuffel keine guten Früchte ge⸗ zeitigt habe. Darüber herrſcht denn auch unſeres Mittwoch, 4. Juli 1888. Spät kommt man in Berlin zu dieſer Ueberzeugung, die ſchon bei Lebzeiten Manteuffels die deutſchen Beamten in den Reichslanden verhbittert hatte. Das Coquettiren Manteuffels mit den franzöſiſchen No⸗ tabeln, der franzöſelnde Ton, der damals in den höchſten Regierungskreiſen von Straßburg herrſchte und die Fran⸗ zoſen„verſöhnen“ ſollte, haben manch' ſcharfes Wort der Kritik im eigenen Beamtenſtand hervorgerufen und zu manchen„Disziplinarverſetzungen“ geführt. Heute wird offtziell und vor aller Welt beſtätigt, was vor Jahren jedem Einſichtigen klar war. Hoffentlich kommt dieſe Erkenntniß nicht zu ſpät! Die Frage der Nachfolgerſchaft Puttkamers im preußiſchen Miniſterium des Innern, die ſo lange die Gemüther in Spannung hielt, iſt nun endgiltig er⸗ ledigt. Der bisherige intermiſtiſche Verwalter des Mint⸗ ſteriums, Herrfurth, iſt zum Staatsminiſter vorge⸗ rückt und damit die altpreußiſche Stabilität in der Feſt⸗ haltung der Verwaltungsgrundſätze gewahrt. Dieſe Er⸗ nennung beweiſt auch weiter, daß man es an der Zeit hielt, mit der Polizeipraxis des Herrn von Puttkamer zu brechen und daß— wie es ſcheint— bei verſchiedenen Parlamentariern der Wunſch nach dem Beſitz von Miniſterportefeuilles nicht ſo lebhaft iſt, als es ihre journaliſtiſchen Gegner ſo gerne glauben machen wollen. In der That haben die Führer jener Partei, die einzig und allein zur Nachfolge berufen ſein konnte, nachdem mit Herrn Puttkamer auch ſein„Syſtem“ ftel, den beſſeren Theil erwählt, als ſie ſich für die Beibe⸗ haltung der parlamentariſchen Wirkſamkeit entſchieden. Wir haben in unſeren Leitartikeln über Preußens innere Politik die Gründe für dieſes Verhalten der national⸗ liberalen Partet klargelegt und können nach der Ernen⸗ nung Heerfurths der Hoffnung Raum geben, daß jetzt die Aera des rückſichtsloſen Ultra⸗Konſervatismus auch für Prenßen vorüber iſt.„Wer einmal ge⸗ gangen iſt, kommt nicht wieder“, ſagte einſt die„Kreuz⸗Ztg.“; zu ihrem größten Leidweſen muß ſte es jetzt an ihrem eigenen Schützling erfahren, daß ſie ausnahmsweiſe mit dieſer Behauptung im Rechte war. Herr von Puttkamer kehrt niemals wieder! Mit dem Boulangismus geht es ſtark ab⸗ wärts; die Wähler der Charente haben allem Liebeswer⸗ ben der„Camelots“ zum Trotze den Sänger der Revanche Deroulede, mit Glanz durchfallen laſſen und ihr Heil den Bonapartiſten anvertraut. Kaum ein Drittel der auf Letzteren entfallenden Stimmenzahl vermochte Ehren⸗ Deroulede auf ſeine werthe Perſon zu ſammeln und er muß den Schmerz erleben, daß der Tf Opportuniſt Weiller, der an zweiter Stelle figurirt, ihm noch um 15,000 Stimmen über iſt. Die Ausrede, daß das Comits Deroulede zum Zurückziehen der Kandidatur veranlaßt habe, iſt nicht ſtichhaltig, da die Agitation fortbetrieben und mit allen Mitteln der Wahllüge gefördert wurde. Aber nicht nur Boulanger und ſein Adjutant, auch das Miniſterium hat in der Charente eine Schlappe erlitten, und es ſcheint faſt, als würden ſich bereits die Sturm⸗ vögel mehrfach zeigen, welche einem Miniſter⸗Unwetter in Frankreich ſtets voranziehen. —— adiſcher Landtag. 0 h. Naelteue 2, Juli. (ZSweite Kammer.— 57. öffentl. Sitzung.) (Von unſerem Berichterſtatter.) Am Miniſtertiſche: Finanzminiſter Dr. Ellſtätter. Geh.⸗Ref. Wieland und Zittel Vicepräſtdent Friedrich eröffnet um 10¼ Uhr die Sitzung. Den Abgeordneten Belzer, Marbe und Betzinger wird der erbetene Urlaub gewährt. Die Aaen führt zur Berathung eines Nachtrags zum Specialbudget des Finanzminiſteriums für 1888/89. Berichterſtatter Abg. Gönner beantragt die für Her⸗ ſtellung eines Gebäudes mit zwei Malerſälen beim Hofthea⸗ ter geforderten 11,000 Mark, die für den Umbau des zu einem Palais für die erbgroßherzoglichen Herr ſchaf⸗ ten heſtimmten 7 ſce Ee in Karlsruhe geforderten 200,000 M. und ſchließlich für Erweiterung der Waſſerheiz⸗ ungseinrichtung im Wintergarten des großh botaniſchen Gartens 16,500 M. zu bewilligen. Nach einer Erklärung der daß ſie mit den in zweiter Reihe angeforderten 200.000 M. auszukommen hoffe, wird der von der Kommiſ⸗ ſion geſtellte Annahmeantrag ohne Debatte angenommen. urch die Budgetnachträge wie ſie im Laufe der Tag⸗ ung genehmigt wurden, iſt ein Nachtrag zum Geſetze, die al. ſtellung des Staatshaushaltsetats 1888/89 nöthig geworden, der dem Antrage des Abg. Hoffmann folgend ohne De⸗ batte einſtimmige Annahme findet. Abg, Hauß berichtet hierauf über die Petition, den Bau einer Eiſenbahn von Waibſtadt über Sinsheim und Eichters⸗ heim zur Hauptbahn betreffend und brentragt, über die Pe⸗ titian zur Tagesordnung überzugehen. Der Antrag wird angenommen nachders uie Abg. Fre 2. Seite. Nopp und Win terer ihr Bedauern über denſelben aus⸗ Eroladen⸗ doch hoffen die Redner von der Zukunft beſſeren Die nächſte Sitzung findet morgen Vormittag 1 ſtatt..⸗O. Erhebung Aber die e ee ee Der Tandesverrathsprozeß gegen Dietz und Genoſſen. nahm geſtern in Leipzig vor dem Reichsgericht ſeinen Anfang; angeklagt ſind: 1) der Hilfsſchreiber Ma x Dietz, 56 Jahre alt, gebürtig aus Culmbach in Bayern; 2) deſſen Ehefrau Karolina geb. Sieben⸗ morgen, 50 Jahre alt, aus München und 3) der Färbereibeſitzer Karl Auguſt Appel, 46 Jahre alt, aus Straßburg. Der Angeklagte Dietz war von 1864 bis 1869 Stationsgehilfe und von da an Stationsverwalter der Pfälziſchen Eiſenbahn, als welcher er im Jahre 1872 wegen Kaſſen⸗ und Rechnungsdefekten entlaſſen wurde, um im Dezember desſelben Jahres bei der Direktion der reichsländiſchen Bahnen in Straßburg als Hilfs⸗ ſchreiber mit M. 120 monatlichem Gehalt, jedoch ohne Beamten⸗Eigenſchaft, Verwendung zu finden. Mit 11 Kindern geſegnet, hatte er immer mit Geldverlegenheiten zu kämpfen. Da er als tüchtiger Arbeiter bekannt war, wurde er im techniſchen Betriebsbureau verwendet, in welchem militäriſche Angelegenheiten und insbeſondere Korreſpondenzen mit den Linien⸗Kommiſſionen dearbeitet wurden, bis zum Sommer 1885 zum Abſchreiben auch wichtiger, die Mobilmachung vorbereitender Schriftſtücke. Er will durch die Noth getrieben, dem vom fran⸗ zoͤſiſchen Kriegsminiſterium abhängenden„bureau des renseignements“ und deſſen Vorſtand, Oberſt Vin cen 5 ſeine Dienſte gegen Bezahlung brieflich angeboten und ſeine Frau nach Paris geſandt haben, wo ſie im Kriegs⸗ miniſterium verſtändigt wurde, daß ihr Mann dem Bureau Copien und Arbeiten liefern ſolle und dafür anſtändige Bezahlung erhalten werde. Die Einſendung habe unter der Adreſſe„Cordonnier, rue des deux gares No. 6“ zu erfolgen. Zugleich wurde der Frau Dietz eröffnet, daß ein Vertrauensmann ihnen das Geld auszahlen werde, nach deſſen Anweiſung ſie ſich in jeder Hinſicht zu richten hätten. Infolge deſſen hat Dietz nach eigener Angabe bis zum Auguſt 1885 nicht nur Abſchriften von allen Schrift⸗ ſtücken, die ihm zugänglich und für die franzöſiſche Re⸗ gierung erheblich waren, ſondern auch mehrere Original⸗ ſchriftſtücke nach Paris geſandt, die er unter Anwendung von Nachſchlüſſeln ſich zu verſchaffen wußte. Die Ehe⸗ frau Dietz war bei der Weiterbeförderung dieſer Sen⸗ dungen betheiligt, von denen einige in Straßburg, andere in Avricourt zur Poſt gebracht und wieder andere an den bereits verurtheilten Cabannes übergeben worden waren. Dieſer zahlte den Die tz'ſchen Eheleuten die von Paris geſandten Gelder in deutſcher Münze und in Beträgen von je 1000, 200, 400 und 500 Franken aus. Die Geheimhaltung ſämmtlicher von Dietz über⸗ lieferter Aktenſtücke und Nachrichten war für das Wohl des deutſchen Reichs erforderlich. Dies hat Dietz gewußt, auch die Ehefrau iſt ſich, ohne den Inhalt der einzelnen Sendungen zu kennen, geſtändlich bewußt geweſen, daß es darauf ankam, der franzöſiſchen Regierung Mittheil⸗ ungen aus dem betriebs⸗techniſchen Bureau zu geben, welche für dieſelbe von Werth und derſelben auf anderem Wege nicht zugänglich waren. Sie will nur an das Wort „Landesverrath“ nicht gedacht haben. Dem Mitangeklagten Färbereibeſitzer Appel wird zur Laft gelegt, daß er nicht nur Geldſendungen des „Bureau des renseignements“ von Paris an Caban⸗ nes für dieſen ſelbſt und zur Uebermittelung an die Dietz'ſchen Eheleute übergeben, ſondern auch Schrift⸗ ſendungen des Cabannes und Dietz unter doppelten Couverts an die Adreſſe:„Müller, rue de Varennes“ für das genannte Bureau nach Paris beſorgt hat. Oberſt Vincent hat Cabannes bei einer Zuſammenkunft in Luneville ſelbſt den Appel als ſeinen Vertrauens⸗ mann erklärt; in der That hat dieſer auch nach Caban⸗ Teuilleton. 2 Zwei hübſche Beweiſe für den Humor unſeres jetzigen Kaiſers werden aus Wannſee berichtet. Am Tage nach der Landtags⸗Eröffnung im Weißen Saale herrſchte am frühen Morgen in Wannſee freudige Erregtheit.„Der Kaiſer iſt da.“ ſo Man es, und mit Windeseile lief die Kunde von Mund zu Mund. Da er 55 es ſich, daß an den Kaiſer, als derſelbe vor Herrn v. Werner's Hauſe ſtand, ein ſchlichtes Bäuerlein, den Hut in der Hand, derantrat mit der Frage: Mein Herr iſt es denn wirklich wahr, daß der Kaiſer in Wann ee iſt?“ Darauf erwiderte ihm der Kaiſer:„Ja wohl, mein Lieber, er iſt wirklich hier.“— Als Herr v. Werner, ſo erzählt man weiter, benachrichtigt wurde, daß ihm der Kaiſer der auf ſeinem gewöhnlichen Frühritt nach Wannſee gekommen ſei, einen Guten Morgen“ wünſchen wolle, ſtürzte der Künſt⸗ ler, obwohl er noch im Nachtgewand war, eiligſt an das Jenſter, um ſich von der Anweſenheit des Herrſchers zu über⸗ zeugen. Sofort erkannte ihn der bereits vor dem Fenſter be⸗ findliche Kaiſer und rief ihm zu:„So bätten Sie im Weißen Saale erſcheinen ſollen!“ 8 — Die Uniformirung unſerer Marine. Die bereits angedeutete Aenderung in der Uniformirung der ge der Kaiſerlichen Marine bezweckt ſowohl eine als auch die Erzielung einer Euiende keit in der Tracht der Offiziere, Aerzte und Ingeuieure. Wie verlautet, wird die jetzt übliche Mütze beibehalten werden, doch ſoll der breite Goldrand um dieſelbe in Fortfall kommen und das Deutſche Reichswappen mit der Kaiſerkrone darüber über dem Schirm vorn getragen werden. Der bis an den Hals zugeknöpfte Waffenrock fällt fort und es tritt an deſſen Stelle ein vierknöpfiger Rock nach Art der jetzigen Interimsröcke 8 und Epaulettes bleiben, letztere jedoch nur für wirkliche See⸗Offiziere. Das Säbelkoppel ſoll ſtatt unter dem Rock über demſelben getragen werden und zwar im Dienſt ein ſolches aus Leder ein zweites ſilbernes Koppel wird beim Paradeanzug angelegt. Beim Gala⸗Anzug kommt Seneral⸗Anzeiger. 4. Jull. nes Verhaftung und Verurtheilung an deſſen Fran Un⸗ terſtützungsgelder ausbezahlt. Appel hat bei wiederholten Vernehmungen ſeine Un⸗ ſchuld verſichert, demnächſt aber am 25. Februar 1888 ſich dem Unterſuchungsrichter vorführen laſſen und Ent⸗ hüllungen über eine auf einer Vergnügungstour in den Vogeſen von ihm gemachte Entdeckung, welche für die deutſche Regierung von unſchätzbarem Werthe ſein könne, für den Fall zugeſagt, daß die jetzige Unterſuchung, wenn ſeiner Entdeckung der von ihm angenommene Werth von der deutſchen Regierung beigelegt werde, nicht mit ſeiner Beſtrafung endige. Leipzig, 2. Juli.(Telegramm.) Im Landes⸗ verraths⸗Prozeß gegen Dietz und Genoſſen, leugnet der Mitangeklagte Appel beharrlich einen Akt des Landes⸗ verraths ſeinerſeits. Er bezeichnet die Angaben Caban⸗ nes als Erfindung, beziehentlich als meiſt unwahr, er habe die Ehefrau Cabannes nach deſſen Verhaftung nur aus Menſchenfreundlichkeit unterſtützt und nicht gewußt, daß Cabannes Spionage treibe. Er habe angenommen, daß Cabannes für franzöſiſche Zeitungen ſchreibe, habe Cabannes vor deſſen Abreiſe nach Paris beſucht und ihn gefragt, ob er ein Packet an dortige Verwandte mit⸗ nehmen wolle. Der Präſident macht Appell Vorhalt mit Bezugnahme auf ſeine früheren anders lautenden Aus⸗ ſagen. Appell behauptet, er habe dieſe im Fieber abge⸗ geben, wovon er im Gefängniß befallen worden ſei. Mehreren im Rockfutter entdeckten„Kaſſibern“ in fran⸗ zöſiſcher Sprache ſucht er eine harmloſe Bedeutung zu geben. Hierauf beginnt die Zeugenvernehmung. Aus Stadt und Land. *Maunheim, 3. Juli 1888. Das Volksſchullehrer-Geſenz. Bei der Vorlage betreffend die Beſſerſtellung der Elementarlehrer geht die Regierung von der Anſicht aus, daß die hierwegen geltend gemachten Wünſche des um die Volksbildung verdienten Lehrerſtandes, im Großen und Ganzen berechtigt ſind und hält den gegenwärtigen Zeitpunkt der Erlaſſung eines neuen Beamtengeſetzes für die Mitregelung auch dieſes Verhältniſſes beſonders geeignet, geht aber zugleich von dem Geſichtspunkt aus, daß zur weiteren Hebung der Berufsfreudigkeit der Lehrer eine neue Belaſtung der Gemeinden nicht ſtattfinden, vielmehr die Beſſerſtellung aus allgemeinen Staatsmitteln zu erfolgen habe. Dieſe Beſſerſtellung geſchieht, wie hereits früher erwähnt, nach drei Richtungen, 1) durch Erhöhung der Perſonal⸗ zulagen, 2) durch Erhöbung der Ruhegehaltsſätze für die unteren Schuldienſtklaſſen, endlich 3) durch vortheil⸗ hafte Vorſchriften über die Wittwen⸗ und Waiſenver⸗ ſorgung. Gleichzeitig, jedoch ohne nothwendigen Zuſammen⸗ hang damit, wird ein lange empfundener Mißſtand hin⸗ ſichtlich des Schulgeldes beſeitigt. Die Befreiung von der Bezahlung des Schulgeldes verliert nämlich ihren bisherigen harten und auch rechtlich nicht folgerichtigen Charakter als Armenunterſtützung mit den daran geknüpften ſtaatsbürger⸗ lichen Folgen. Die nicht bezahlten Beträge bleiben demnach dem Schulverband, nicht dem Armenverband zur Laſt. Durch Verordnung ſoll ſpäter beſtimmt werden, daß(nach erfolgter Aufhebung der bezüglichen geſetzlichen Vorſchrift) das Schulgeld nicht mehr in vierteljährigen Raten, ſondern gleichzeitig und in Verbindung mit den ſonſtigen Umlagen zur Erhebung gelange Durch die Erhöhung der Perſonalzulagen in den unteren Dienſten ſoll namentlich auch das Verbleiben des Lehrers auf der gleichen Stelle begünſtigt, bezwo, ermöglicht werden.— Der finanzielle Aufwand für die geſammte Beſſer⸗ ſtellung iſt auf rund 170,000 M. veranſchlagt, nämlich 1) in Kulſh Erhöhung der Perſonalzulagen 82,000, 2) in Folge rhöhung der Ruhegehalte für die Lehrer der 3 unteren Schuldienſtklaſſen auf 33,000, endlich J in Folge der Er⸗ höhung der Hinterbliebenenverſorgung auf rund 55,000 M. Für die Budgetperiode 90/1 würden davon beiläufig 89,400 Mark erfordert. Hiezu kommt noch der Wegfall der einma⸗ ligen Beiträge der Lehrer r Wittwenkaſſe mit einem Jahres⸗ betrag von rund 26,200., welcher künftig unmittelbar aus der Wittwenkaſſe 5 decken iſt, ſo daß die Lage der Lehrer und ihrer Hinterbliebenen ſich in Folge der Vorſchriften des vorliegenden Geſetzentwurfes um jährlich etwa 196,200 Mark verbeſſern wird. Vom Hoflager in Baden⸗Baden. Am Sonntag Vormittag beſuchten die großherzoglichen und erbgroßherzog⸗ lichen Herrſchaften den Gottesdienſt in der evaugeliſchen Stadtkirche. Nach 12 Uhr traf der Kronprinz von Griechen⸗ land aus Heidelberg zum Beſuch ein und ſtieg im Großher⸗ zoglichen Schloſſe ab. Danach fand das ſtatt, an welchem der Kronprinz von Griechenland und ſämmtliche im Sammetreverſen und weißen Aufſchlägen eingeführt werden, ähnlich wie der Galarock der hſterreichiſchen Marine. Ebenſo verbleibt der breite Goldſtreifen an der Galahoſe und der Hut(Dreimaſter) in ſeiner jetzigen Form. Für die ntendantur⸗, Werft⸗, Lazareth⸗ und Harniſonbeamten der Kaiſerlichen Marine kommt die Uniform wahr⸗ ſcheinlich ganz in Fortfall, da in dem Entwurf zur Abänderung der Uniformirung die Beamten nicht ge⸗ nannt ſind. Ueber die neue Uniform des Zahlmeiſter⸗Corps, deſſen Chargen beſtimmt ausgeſprochenen Offizierrang baben, iſt bis jetzt nichts bekannt geworden. 5 — Vom Rath„Engel“, dem vor einigen Tagen ver⸗ ſtorbenen, bekannte Inhaber des weltberühmten Krolliſchen Etabliſſements in Berlin. Ueber den verſtorbenen Kom⸗ deiſſeden a Engel cirkuliren eine Menge Anekdoten, die denſelben als einen ſarkaſtiſchen mit leichter Selbſtironie begabten Mann zeigen. Eine Engel naheſtenende Dame fragte ihn einmal, warum anf ſeiner Sommeroper Bellini's „Norma“ in vier, anſtatt wie ſonſt allgemein üblich, in zwei Akten gegeben werde Engel meinte ſchmunzelnd:„Es iſt nicht wegen der Muſik, aber es iſt wegen dem Biere“(Das Bierkonſum während der Vorſtellungen iſt bekanntlich eine der Haupteinnahmequellen des Kroll ſchen Etabliſſements). Engels Dankbarkeit für den Kaiſer Wilhelm, deſſen Munifizens er es verdankte daß er für das der Krone ge⸗ hörige Grundſtück einen lächerlich niedrigen Pachtzins zu zahlen hatte, kam bei jeder Gelegenheit zum Vorſchein. Der Kaiſer liebte es, wenn er in früheren Jahren zu Kroll kam, im Vorbeigehen mit„Rath Engel“ zu plaudern. Das letzte Mal geſchah dies während der Wereſchagin⸗Ausſtellung. Der Kaiſer bemerkte den Beſitzer des Lokals winkte ihn heran und ſagte:„Nun, mein lieber Rath, Sie ſehen ja ſo endlich aus, Sie haben ſich noch kein graues Haar wachſen Freudeſtrahlend führte Engel die rechte Hand— 5 unde und ſagte im Flüſterton:„Alles geforben, Majeſtät!“ worüber der Kaiſer herzlich lachte. — Ein Triumph der Begetariauer. Die Taſchen⸗ tücher der Damen zeichnen ſich heuer durch großen Luxus aus. Nun kommt aus Paris gar noch die Nachricht, daß ju laſſen.“ M ck in Jortfalt und es ſoll ſtatt deſſen ein Rock mit aaen 5 Stickerei auf wei mit weiſen man dieſem Aus ſtattungsſtückcchen ſogar die übliche Jorm Schloſſe wohnenden höchſten Herrſchaften theilnahmen. Nach⸗ mittags wurden die Fürſtlich Hohenzollern' ſchen Herrſchaften und der Kronprinz von Griechenland von der Kaiſerin⸗ Mutter empfangen.— Um halb 7 Uhr Abends kehrte dee Kronprinz von Griechenland wieder nach Heidelberg zurück⸗ von dem Erbgroßherzog an den Bahnhof geleitet. Zum Toee waren die großh. und erbgroßh Herrſchaften bei der Kaiſerin, Mutter. Dort verabſchiedeten ſich die erbgroßh. Herrſchaften und kehrten nach Freiburg zurück. Der Großbherzog ertheilte geſtern um 1 Uhr in Karlsruhe dem Königlich Preußiſchen Geſandten Herrn von Eiſendecher eine feierliche Audienz in Gegenwart des Herrn Staatsminiſters Turban, wobei der Herr Geſandte ſeine Beglaubigungsſchreiben überreichte. Nach dieſer Au⸗ dienz nahm der Großherzog die Meldung des Generals von der Planit von der 2. Garde⸗Kavallerie⸗Brigade, ſowie mehrerer anderer höherer Offiziere entgegen. Danach hörte Seine Königliche Hoheit den Vortrag des Staatsraths Frei⸗ herrn von und kehrte um 4 Uhr 40 Min. nach Baden⸗Baden zurück. Die Geſammtzabl der Studirenden an dez deutſchen Uuiverſitäten betrug im Winterſemeſter 1887%/88 28,600. Davon entfallen auf die evangeliſch⸗theologiſche Fa⸗ kultät 4673, auf die katholiſch⸗theologiſche 1174, auf die juriſtiſche 5520, auf die mediziniſche 8284 und auf die philo⸗ ſophiſche 8349 Studirende. Die Schützen Deutſchlands werden vom Central⸗ Komite des vierzigjährigen Regierungs⸗Jubiläums Kaiſer Franz Joſefs von Oeſterreich zu einem Kaiſer⸗Jubilaums⸗ und Landesſchießen durch einen ſchwunghaften, patriotiſchen Aufruf nach Wien eingeladen, wo das Schießen vom 2. bie 8. September abgehalten werden ſoll. * Der zwölfte badiſche Fenerwehrtag und die Feier des 25jährigen Beſtehens des badiſchen Landesfeuerwehr⸗ Vereins ſindet am., 5, und 6. Auguſt in Karlsxruhe ſtatt, verbunden mit einer Ausſtellung von Feuerwehrgeräthen, Uniformen und Waſſerleitungsgegenſtänden vom 29. Juli bis 7. Auguſt. Das ziemlich umfangreiche Programm iſt dieſer Tage erſchienen. Von den Münchener Ausſtellungen. Laut Gr⸗ laß des bayeriſchen Miniſteriums genießen die Ausſteller und ihr Perſonal, welche ſich zu der vom 15. Juli bis Ende Oktober dauernden Kraft⸗ und Arbeitsmaſchinen⸗ Ausſtellung nach München begeben, eine Begünſtigung auf den bayeriſchen Eiſenbahnen(auch die außerbayeriſchen Bah⸗ nen ſollen um Gewährung derſelben an egangen werden) dadurch, daß die Retourbillets der Ausſteller 30tägige Gül⸗ tigkeitsdauer und die Hin⸗ und Rückfahrtsbillets jener Ar⸗ beiter, welche die während der Ausſtellung in Betrieb geſetz⸗ ten Maſchinen bedienen, eine ſolche bis zum Schluſſe der Ausſtellung haben. *Die Kaiſer⸗Wilhelm⸗Straße wird bis 195 Herbſt auf der Stadtſeite vom Bahnhof bis zum Heidelbergerthore ſoweit geſchloſſen ſein, daß nur noch einige Bauplätze von der Bismarckſtraße bis zum Hotel National am Bahnhofplatz übrig ſein werden. Wenn dieſe Straße einmal zu beiden Seiten bebaut ſein wird, was bei der regen Bauthätigkeit in jenem Stadttheile in wenigen Jahren der Fall ſein dürfte, wird unſere Stadt in ihr eine Straße beſitzen, wie manche Weltſtadt keine elegantere und ſchönere aufzuweiſen hat. Selbſt der Waſſerthurm verliert täglich infolge der um ihn her ſtattfindenden Auffüllung allmälig an Monſtroſität und gewinnt durch die jetzt ſchon mehr in s Auge fallende Orna⸗ mentik ein wohlgefälligeres Ausſehen. Die Verlegung des Vieh⸗ ofes dürfte wohl eine der nächſten unſeres Stadt⸗ auamtes ſein, wie auch der baldigen Verwendung des zur Anlage des neuen Stadtparkes verfügbaren Kapitals nach Genehm aun des Bauplanes für die ſcuß nih und Roſen⸗ artengewann durch den Bürgerausſchu Wege Aen wird. Der Maunbeimer Alterthumsverein verſerdet ſoeben an ſeine Mitglieder die zweite Serie der Samn ung im Verein gehaltener Vorträge. Dieſelbe enthält vie, Vor⸗ träge nämlich: 1 Urgeſchichte von Mannheif und Umgebung von Gymnaſialprofeſſor Baumann' Nann⸗ heim(mit einer Spezialkarte);) Römiſche Felſzüge in der Pfalz u. ſ. w. von Karl Chri ſt⸗Heidelb g; J Die erſte Belagerung und Einnahm! don Mannheim im Jahre 1622(nebſt Spezialkarte) von Major a. D Seubert⸗Mannheim und 4) Die Walpurgis⸗ nacht in Sage und Dicht ung von Profeſſor Dr Ernſt Herman n⸗Baden⸗Baden. Die Bitte des Vereinsvorſtandes an die Vereinsmitglieder, in ihren Freundes⸗ und Bekannten⸗ kreiſen 10 den Beitritt zu dem Verein binwirken zu wollen, iſt hoffentlich keine vergebliche, da gleiche Ziele verfolgende Vereine in Heidelberg, Worms, Spever und Darmſtadt an Mitaliederzahl den hieſigen Verein um das Doppelte der eringſte derſelben aber um 100 Mitalieder übertrifft. Die Bahl von 319 Mitgliedern dahier gegen 750 in Heidelberg mahnt allerdings daran, Alles aufzubieten, damit unſere Stadt auch in 5 Hinſicht ihren Nachbarſtädten ebenbürtig werde und der Verein ſeine Wirkſamkeit in Mannheims würdiger Weiſe erweitern könne, zumal der jährliche Beitrag ein überaus mäßiger iſt. % Wöchneriunen⸗Aſvl. Vom 1. Januar bis 30. Juni dieſes Jahres fanden 70 Frauen Aufnahme und Hülfe in der Anſtalt. Dieſe große Zahl der das Wohlthätigkeitsinſtitut ——————— ergubt und Taſchentücher in den Tonturen von Blättern herſtelt So gibt es geſchlungene hellgrüne Batiſttücher, welche genau ſo ausſehen, wie das Blatt einer Fächerpalme, weiße Batiſttücher, die einem Epheublatte gleichen, Taſchen⸗ tücher in der Jorm eines zwanzigfach vergrößerten Lorbeer⸗ blattes, ſolche, die Nußhaumblättern ähneln ꝛc. Selbſtver⸗ ſtändlich iſt der Stiel dieſer ſonderbaren Blätter nur ganz kurz gehalten, in denſelben werden auch die Initialen ein⸗ geſtickt. Wie man vernimmt, iſt dieſe vegetabiliſche Taſchen⸗ Se eine Erfindung der Ex⸗Königin Iſabella von anien. Ueber Boulauger's Haushalt werden in den Blättern ganz intereſſante Dinge berichtet. Der Exgeneral 5 ſich zwei Sekretäre, drei Diener zwei Kutſcher einen tallknecht, eine Köchin und eine 10 095 Sein Marſtall beherbergt 14 Pferde ſeine Remiſe fünf Wagen. Er bezahlt 12,000 Franken Miethe und ſein Jahresaufwand wird auf 50,000 Franken geſchätzt. Annähernd eben ſo viel braucht ſeine Frau die mit ihren beiden Töchtern getrennt von dem General in Berſailles lebt, eine ſchöne parkumgebene Villa bewohnt, Wagen und Pferde hält und in Toiletten und Verkehr das Geld nicht ſchont. Der Staat gewährt dem Exgeneral 8000 Franken Penſion jährlich, die Differenz von 590,000 Franken muß er daher anderswo nehmen. Woher 7 Antwort ertheilt ein amerikaniſcher Millionär. . Kein Krebsbaeillus. Vor einiger Zeit durchlief die 18 die Nachricht von der Entdeckung des Krebs⸗ bacillus durch Dr. Scheurlen. Man knüpfte damals an die von Scheurlen gemachten Mittheilungen große Hoffnungen für die Therapie des Careinoms. Weitere eingehende Unter⸗ —— von Dr. A. Pfeiffer(Wiesbaden), Profeſſor r. Baumgarten(Königsberg) u. a. m. haben ergeben, daß in dem Safte von Careinomen nicht nur der von Scheur⸗ len als Krebsbacillus beſchriebene Bacillus, ſondern auch noch verſchiedene andere Bacillen vorkämen, und eben 05 daß der Scheurlen ſche Krehsbacillus auch in Sarkomen und Neu⸗ romen vorkommt. Auch gelang es Baumgarten nicht, bei einzelnen ausgeſprochenen Careinomen den Scheurlen ſchen Krebsbaeillus aufzufinden. Danach kann dieſer nicht als ſpezifiſcher Krankheitserreger des Krebſes angeſeden werden. nichts mehr im ich⸗ ſten in⸗ ück⸗ wee in, ten in bon des dte Au⸗ on wie rte rei⸗ Ihr es lo⸗ 4. Juli. General⸗Anzeiger. B. Weite⸗ frequentirenden Frauen zeigt, ein wie großes Bedürfniß durch das Wöchnerinnenaſyl ausgefüllt wird. * Der Geſangverein„Flora“ veranſtaltet kommenden Samſtag Abend in den Gartenlokalitäten des Johann Förderer über dem Neckar, eine Italieniſche Nacht. »Ruderſport. In unſerem geſtrigen Berichte über die in Heilbronn ſtattgefundene Regatta iſt inſofern ein Fehler untergelgufen, als in Dollenvierer für Juniors nur die hieſige Rudergeſellſchaft und die Heilbronner Rudergeſellſchaft „Schwaben“ ſtarteten, und nicht auch die Rudervereine von Stuttgart und Cannſtadt. Verein gegen Haus⸗ und Straßtenbettel. Im Mo⸗ nat Juni erhielten Unterſtützung durch Gewährung von Mittageſſen 120 Perſonen, Abendeſſen, Obdach und Frühſtück 1328 Perſonen, zuſammen 1448 Perſonen, mit in 4 Perſonen weniger als im vorigen Monat, in welchem ſich die Zahl auf 1452 Perſonen belief. Anmeldungen in den Verein werden täglich im Vereinslocal T 3. 9, Vormittags zwiſchen 11 und halb 1 Uhr ſowie bei bei unſerem Erheber der Vereins⸗ beiträge entgegen genommen. Von den hieſigen Geſangvereinen nehmen an der künftigen Sonntag ſtattfindenden Fahnenweihe des Männergeſangvereins Hockenheim folgende Vereine theil: „Bavaria“,„Lyra“,„Eintracht“,„Aurelia“ und„Concordig“ *Der hieſige Veteranenverein wird die Rheinſchiff⸗ fahrt nach Speier, welche er urſprünglich für den 24. Juni in Ausſicht genommen hatte, an welchem Tage er dieſelbe jedoch in Folge der durch den Hingang Kaiſer Friedrichs eingetretenen Trauer ausfallen laſſen mußte, nunmehr kom⸗ menden Sonntag unternehmen. Die Abfahrt von hier erfolgt Vormittags 11 Uhr. Die Linden blühen bald, weßhalb es am Platze ſein dürfte die Sammler dieſer als Thee ſo beliebten und heilſamen Blüthe darauf aufmerkſam zu machen, daß nur die Blüthe unſerer einheimiſchen Linde hiezu geeignet iſt, während der aus den Blüthen der amerikani⸗ ſchen Linde bereitete Thee Uebelkeiten und Betäubung erregt. »Vorſicht. Im Stadtgraben in der Nähe des Weges zur Rennbahn hat der vorletzte Sturm den Gipfel eines großen Baumes abgeriſſen, ſo daß dieſer nur mehr an entlichen Holzfaſern hängt. Da an jener Stelle die Kinder mit Vorliebe ſpielen, ſo wäre es wohl angezeigt, den Gipfel zu entfernen, ehe ein Unglück paſſirt. * Diebſtahl im Eiſenhahncoupée. Ein Frankfurter Herr kehrte vorgeſtern von einer Geſchäfts⸗ und Vergnüg⸗ Ungsreiſe mit ſeiner Frau nach Hauſe zurück. Sie wählten den Nachtzug von Baſel nach Frankfurt. In Bruchſal geſellte ſich ein junger Mann zu ihnen und unterhielt ſich einige Zeit mit ihnen. Später ſchliefen beide Ehegatten ein; als ſie wieder erwachten, war der junge Herr verſchwunden udd mit ihm die goldenen Uhren und Ketten des Ehepaares. e. VBon einem Pferde gebiſſen. Geſtern Nachmittag wurde ein Frauenzimmer von einem vor einem Wagen ge⸗ ſpannten Pferde, das vor dem Hauſe 2 3, 10 ſtand, in den rechten Unterarm gebiſſen. c. Zur Auzeige gelaugten 11 Militärpflichtige, weil ſie bei der geſtrigen Aushebung zu ſpät erſchienen ſind. Ebenſo wurden wieder zwei Hundebeſitzer, die ihre Hunde nicht vertaxt hatten, angezeigt. e, Ueberfahren. Geſtern Abend wurde das 4 Jahre alte Söhnchen eines in K 1 wohnenden Metzgers auf der Straße vor der elterlichen Wohnung, woſelbſt er ſich ſpielend aufhielt, von einer Droſchke überfahren, glücklicherweiſe ohne verletzt zu werden. Aus dem Grofßherzogthum. „Weinheim, 2. Juli. Die geſtern Nachmittag in dem Bockſtahlerſchen Lokal abgehaltene Generalverſammlung des hieſigen Kriegervereins lieferte, wie der„Weingeimer An⸗ ſemere ſchreibt, wiederum den Beweis daß der Verein von ameradſchaftlichem Geiſte und Einigkeit durchdrungen iſt. Die Verſammlung wurde von dem 2. Vorſtand H. Leine⸗ kugel geleitet und vor Einkritt in die Tagesordnung unſeres hochjeligen Kaiſers Friedrich III. und hierauf auch unſeres verſtorbenen Vorſtandes Herrn Lang gedacht. Bei der Er⸗ ſatzwahl wurde Herr Fabrikant Peter Vogler als I. Vor⸗ ſtand einſtimmig, für den von hier Mssenacne Aceiſor Weick Herr Gerber Walter gewählt. Nach beendigter Wahl wurde unſerem nunmehrigen Kriegsherrn. S. M. dem deutſchen Kaiſer Wilhelm II. die erſte Huldigung des Vereins durch ein dreifach donnerndes Hoch dargebracht. Möge der N auch ferner in dieſem Geiſte und Eintracht fort⸗ eſtehen. Karlsruhe, 2. Juli. Vergangene Nacht entſpann ſich in einer hieſigen Wirlſchaft zwiſchen mehreren Burſchen eine große Schlägerei, wobei dem zur Abwehr herbeigeeilten Wirth derart ſchwere Verletzungen beigebracht wurden, daß ſein Zuſtand ein vollſtändig hoffnungsloſer iſt. Es ſollen bereits 7 Perſonen, welche an dem Streite betheiligt waren, verhaftet worden ſein. *Eberbach, 2. Juli. Die Heuernte nähert ſich dem Ende. Der Ertrag iſt auf trockenen Wieſen ein geringer. Die Felder ſehen gut aus, doch iſt wegen der langen Trocken⸗ heit im Mai und Anfang Juni ein Minderertrag an Halm⸗ früchten vorauszuſehen. Obſt gibt es, an Birnen ziemlich, die meiſten Bäume hängen bis zur Reife ſchwer voll. Aepfel gibt es nur hie und da, ebenſo auch Zwetſchgen. Im Allge⸗ Nach Baumgartens Anſicht dürfte, der„Apoth.⸗Ztg.“ zufolge, der Scheurlen ſche Krebsbacillus in die Gattung der weit⸗ verbreiteten Kartoffelbacillen gehören, deren Keime ſich häu⸗ ſig auf der äußeren Haut und Schleimhautoberfläche befinden und von hier aus gelegentlich in angrenzendes Geſchwulſt⸗ gewebe eindringen. 5 — Ein uncoulanter Hausherr. Ein Familienvater in Frankfurt hatte ſeine Tochter verheirathet. Die Hoch⸗ zeit fand in ſeiner Wohnung ſtatt; es wurde muſicirt und getanzt. Darüber ärgerte ſich der Hausherr. Er hatte die Wohnung nur an„ruhige Leute“ vermiethet und erblickte in dem Hochzeitslärm einen Vertragsbruch. Er klagte auf Aufhebung des Miethsvertrags und Räumung der Wohnung, wurde aber mit ſeiner Klage abgewieſen und in die Koſten verurtheilt. Das Gericht nahm an, daß kein Contraktbruch darin liege, wenn einmal in Folge einer außergewöhnlichen Familienfeſtlichkeit über 11 Uhr Nachts hinaus muſicirt und getanzt wird. 5 — Zeitgemäß.„Aber mein verehrtes Fräulein, ich begreife nicht, weshalb Sie nicht heirathen!—„Die Sache iſt einfſach genug: ich kann keinen Mann ernähren!“ Theater, Aunſt u. Wiſſenſchaft. Gr. bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Mannbeim. Montag, den 2. Juli 1888. Die Journaliſten. Original⸗Luſtſpiel in 4 Akten von Guſtav Freytag. Die Wiederholung von Guſtav Freytggs prächtigem, ewig jungen Luſtſpiele„Die Journaliſten“ nach ziemlich langer Pauſe iſt vielleicht mit veranlaßt worden durch das fünfzigjährige Doktorjubiläum, welches der hervorragende deutſche Dichter in dieſen Tagen feiert. Wir erkennen gerne die demſelben mit der geſtrigen Vorſtellung erwieſene Ehren⸗ bezeugung an, mag dieſelbe nun eine beabſichtigte oder eine rein durch den Zufall herbeigeführte geweſen ſein. Die Freunde unſeres Theaters hatten ſich jedenfalls zahlreich ein⸗ gefunden, um ſich an dem trefflichen Stücke nicht minder wie an der vortrefflichen Darſtellung der Hauptrolle in dem⸗ meinen iſt man hier zufrieden, da die bisherigen Gewitter⸗ regen uns keinen Schaden, ſondern nur großen Nutzen brachten. [. Furtwangen, 1. Juli. Unſerer Stadt ſteht ein Beſuch vor. Wie verlautet, ſoll der altkatholiſche Biſchof r. Reinkens von Bonn in den nächſten Tagen hier ein ⸗ treffen, um in unſerer Gegend die Firmungen vorzunehmen. Lörrach, 2. Juli. Der vor einigen Wochen wegen Verübung einer größeren Anzahl von Unterſchlagungen flüchtig ae Geſchäftsagent Krebſer von hier, welchen man ängſt in Amerika vermuthete, iſt in Baſel verhaftet worden und wird derſelbe in den nächſten Tagen nach hier ver⸗ bracht werden. * Schopfheim, 2. Juli. Die Ausführung des Projekts der Erbauung einer neuen evangeliſchen Kirche hierſelbſt ſcheint ſich abermals hinausziehen zu wollen. Alle Gemeinde⸗ mitglieder hatten gehofft, daß jetzt, nachdem die Vorarbeiten beendigt und alle dem beabſichtigten Bau ſich entgegenſtellen⸗ den Schwierigkeiten beſeitigt worden waren, man an die Durchführung des Planes mit aller Kraft werde herantreten können. Dieſe Hoffnung hat ſich abermals als trügeriſch er⸗ wieſen, indem nunmehr dadurch in gewiſſem Grade finanzielle Schwierigkeiten entſtanden ſind, daß die abgegebenen Gebote auf die ausgeſchriebenen Arbeiten zu dem Kirchenbau die ganz bedeutend überſchritten haben. Hoffentlich wird 85 ieſer letzte Stein recht bald aus dem Wege ge⸗ räumt. Freiburg, 2. Juli. Die Reben, welche bald abge⸗ blüht haben, zeigen Samen von einer ſeit Jahren nicht da⸗ geweſenen Größe. Der Obſtreichthum bei uns iſt gleichfalls ein außergewöhnlicher, auch der Futter⸗Ertrag iſt ein ſehr reichlicher. * Kleine Chronik. Bei Bregenz ertrank letzter Tage ein Metzgergehilſe von Fußach, als er auf eine Wette (um ein Glas Bier) hin ſich im Schwimmen produzirte.— In Hauſach fiel der Blechner Seeholzer vom Dache eines dreiſtöckigen Hauſes herunter und erhielt hierdurch ſo ſchwere Verletzugen, daß an ſeinem Aufkommen gezweifelt wird.— In Haslach wurde der Ziegeleibeſitzer Fauz jr. von dort von einem ſchweren Unglücksfall betroffen. Fauz fuhr Abends mit einem beladenen Holzwagen die Hauſacher Straße herunter, als ein Zug vorbeiſauſte. Die Pferde ſcheuten, Fauz ſprang vom Wagen herunter und erhielt er⸗ hebliche Verletzungen. Das eine Pferd wurde von der Loko⸗ motive erfaßt und ſofort getödtet, während das andere mit dem Leben davonkam; an dem Wagen wurde nur die Deichſel abgeriſſen.— In Glashofen wurde bei einem Gewitter ein unter einem Obſtbaume ſtehender Mann vom Blitze ge⸗ troffen. Der Unglückliche war ſofort eine Leiche. Der Baum blieb unverſehrt.— In Konſtanz miethete ein anſcheinend fremder nobel gekleideter Mann von einem dortigen Gondelier ein Boot und fuhr in der Richtung Friedrichshafen in den See hinaus. Der Fremde kehrte jedoch nicht wieder zurück: die von ihm benutzte Gondel, in der noch ſein Spazierſtock lag, wurde am naben Schweizerufer treibend aufgefunden. Ob dem Manne ein Unglück zugeſtoßen, oder ob er einen Selbſtmord ausgeführt, iſt noch nicht feſtgeſtellt worden. Mfälziſche Nachrichten. O Ludwigshafen, 2. Juli. Unter dem Einfluß des heutigen günſtigen Wetters hat ſich die Stimmung allgemein gehoben und wurde denn auch munter darauf losgeſchoſſen. Auf der errangen Becher: H. Braun von Eversberg, K. Kahm von Gießen, A. Mund von Baden⸗Baden, P. Ganz von Straßburg, von Freiburg i. B. und A. Jung von Frankfurt; auf der Feldſcheibe: K. Pfund von Mannheim. Daß ein echter Schütze ſich nicht durch Waſſer imponiren läßt, das bewieß das Quantum edlen Weins, das allein in der Feſt⸗ halle vertilgt wurde, 4000 Mk, wurden dafür angelegt, ein ſchönes Wort! An Eintrittsgeldern wurden etwa 1800 Mk. eingenommen. 5 * Dudwigshafen, 3. Juni. Geſtern bot der Feſtp latz, trotzdem er am Sonntag durch das Unwetter bodenlos ge⸗ worden, ein ſehr belebtes Bild: ſchon von Mittags an tum⸗ melten ſich Hunderte auf dem beinahe trockenen Feſtplatze und bis Abends war der Beſuch ein äußerſt zahlreicher. Die Productionen des hieſigen Athletenclubs fanden vielen Bei⸗ fall. Der Beſuch der Feſthalle war Abends ein großartiger und die Stimmung unter den patriotiſchen Klängen der Mannheimer Dragonerkapelle eine ſehr gehobene. Heute Abend kommen unter Herrn Muſikdirector FJſenmann's Leitung durch die Geſangvereine„Cäcilienberein“,„Lieder⸗ kg und„Männergeſangverein“ prächtige Chöre zum Vor⸗ rage. * Frankenthal, 2. Juli. Der erſt 95 aus dem Ge⸗ fängniß entlaſſene Taglöhner Lonis Berks verſetzte geſtern aus einer geringfügigen Veranlaſſung ſeiner Mutter und ſei⸗ uem Bruder mehrere Meſſerſtiche, worauf er ſich die Puls⸗ adern zu öffnen ſuchte, was ihm jedoch nicht gelang. Der Meſſerheld wurde verhaftet Aus der Pfalz, 2. Juli. Die Zufuhr von Kirſchen war auf dem letzten Grünſtadter Wochenmarkt eine ſo gewal⸗ 15 daß dieſelben zu 4 und 5 Pfennig per Pfund verkauft wurden. Aus der Pfalz, 2. Juli. Ein Metzger von St. Ing⸗ bert kaufte vor zwei Jahren von einem Bergmann ein Schwein, ließ es aber noch einige Wochen in deſſen Stall ſelben, in welcher ebenfalls nach längerer Pauſe Herr Baſſermann uns das Vergnügen ſeines Wiederauftretens bereitet hat, zu erfreuen. Herr Baſſermann gehört jeden⸗ falls zu den beſten Vertretern dieſer typiſch gewordenen Figur eines Conrad Bolz. Wir ſind mit der liebens⸗ wüudigen Auffaſſung dieſes unſeres ſchneidigen und energi⸗ ſchen, intriguanten und lebensluſtigen, ſtets auf der Höhe der Situation ſtehenden Collegen durchaus einver⸗ ſtanden; die Schlußſzene, in welcher Conrad Bolz vor dem Verkauf ſeiner Zeitung und vor dem lebendigen Winn ſeiner Geliebten ſteht, iſt von überwältigender irkung geweſen. Die ganze Rolle würde noch weit mehr 95 Geltung kommen, wenn dieſem vortrefflichen Conrad olz nicht eine von unſerer Naiven, ſondern von der Heroine geſpielte Adelheid Runeck zur Seite ſtände. Frau Rodius iſt eine viel zu gute Künſtlerin, um überhaupt eine Rolle zu verderben, ſie zwingt ſich jedoch in ein Rollenfach, hinein, welches vor allem den Intentionen der Dichtung, dann aber auch ihrem Naturell durchaus widerſpricht. Dieſe Parthie würde dem Fräulein Wohtaſch zuzutheilen ſein, welche juſt für dieſes Jach engagirt ſein ſoll. Auch Herr Rodius iſt als Profeſſor ebenſowenig an ſeinem Platze; er hat früher ſeinen Bellmäuschen ebenſo vortrefflich ge⸗ ſpielt, wie Frau Rodius die prächtige Epiſode der exotiſchen Tänzerin, welche geſtern durch Fräulein Wa Moten beſetzt war. Die übrige Beſetzung der hauptſächlichen Rollen hat keine Aenderung erfahren und giht uns nur Veranlaſſung zu rückhaltloſer Die Werke Guſtav Freytags haben in dem abgelaufenen Theaterjahre nicht die gebührende Beachtung gefunden, welche ſie verdient haben würden. Die freundliche Aufnahme der geſtrigen Vorſtellung ruft unſerer Regie vielleicht dieſe Pflicht ins Gedächtniß zurück. Herrn Baſſermann, als dem Träger der Hauptrolle wurden rauſchende und wohlverdiente Ovationen zu Theil. »Profeſſor G. Vierling, der Componiſt des„Conſtantin“ weilte am letzten Samſtag und Sonntag in ſeiner Vaterſtadt rankenthal, wohin er jedes Jahr zur Begrüßung ſeiner reunde kommt. Sein Werk ſoll noch in dieſer Saiſon auch in Amſterdam aufgeführt werden und ſteht der dortige Chor⸗ direktor mit Soliſten bereits in Unterhandlung. Er will ſtehen. Da er die berlangten 20 Mk. Futtergeld nicht zahlen wollte, weil er einer Verabredung gemäß das Schwein nicht 1 5 abzuholen hatte, entſtand ein Prozeß, welchen der ergmann nun verloren hat. Die Koſten deſſelben belaufen ſich auf 1100 Mk., an welchen der prozeßſüchtige Verkäufer wohl noch jahrelang zu zahlen haben wird. Mittheilungen aus Heſſen. „Aus Heſſen, 2. Juli. Ein in Löhr bach bedienſteter Knecht hat ſich erhängt, weil er bei der Generalmuſterung zum aktiven Militärdienſt tauglich befunden wurde. * Altdorf, 1. Juli. In der Familie des Herrn Oeko⸗ nomen Eckſtein dahier waltet ein eigenthümliches Verhäng⸗ niß. Von acht Geſchwiſtern mußte im Verlaufe von einigen Jahren den drei älteren, einem Bruder und 2 Schweſtern. je der linke Fuß amputirt werden. Werſchiedenes. — Ein zerſtrenter Bürgermeiſter. Aus Paris wird der„Frkf. Ztg.“ geſchrieben: Der Bürgermeiſter des dritten Stadtbezirkes hat wegen theilweiſer Lähmung und ge⸗ ſchwächter Geiſteskräfte ſeines Amtes enthoben werden müſſen, da er in ſeiner Eigenſchaft als Standesbeamter die komiſch⸗ ſten Verwechslungen beging. Er wollte jüngſt den Vater der Braut mit der Mutter des Bräutigams und dann dieſen mit ſeiner Schwiegermutter in spe verheirathen. „Ehreupoſtengelder. Dem Herkommen gemäß erhalten die als Ehrenpoſten bei einer bei Hof auf Beſuch anweſenden Fürſtlichkeit verwendeten Mannſchaften ein Geldgeſchenk und eben deshalb empfing die k. Kommandantur in Berlin letzter Tage eine größere Reihe„Ehrenpoſtengelder“ zur Ver⸗ theilung. Prinz⸗Regent Luitpold von Bayern zeigte ſich hiebei beſonders ſplendid, er ließ 400 Mark zu dem genannten Zwecke übermitteln. — Stauley lebt. Die Möglichkeit, daß Stanley Chartum via Bahr⸗el⸗Gazelle erreicht, erregt in diplomati⸗ ſchen Kreiſen lebhaftes Intereſſe. Es iſt bekannt, daß Stanley ſeine beabſichtigten ſchließlichen Bewegungen in Afrika ſtreng geheim hielt und wenn ſein Zweck jetzt die Befreiung der weißen Sclaven in Chartum iſt, wird ihm die britiſche Regierung jede Unterſtützung angedeihen laſſen. Wenn er indeß beabſichtigen ſollte, Chartum zu halten und von dort eine Streitmacht zu Emin Paſcha zu entſenden. dürfte die Regierung ihm aktive Unterſtützung nicht ange⸗ deihen laſſen. — Scharfrichter und Hundedreſſeur, Dem Scharf⸗ richter Krautz, welcher bekanntlich jetzt Pächter der Span⸗ dauer Scharfrichterei iſt, ſind Seitens des Königlichen Ober⸗ Hof⸗Jägermeiſter⸗Amts von der Königlichen Meute 23 junge Hunde zur Pflege und Dreſſur übergeben worden. Für Thierfreunde, beſonders aber für Kynologen iſt es ein herr⸗ liches Schauſpiel, dieſe jungen werthvollen Hunde auf dem Gehöft der Spandauer Abdeckerei ſich umher tummeln und auf einen Wink des Meiſter Krautz pariren zu ſehen.— Dem Scharfrichter Krautz war vor Kurzem die Anzeige zu⸗ gegangen, daß er ſich auf die Hinrichtung des wegen drei⸗ fachen Mordes vom Schwurgericht zu Brieg in Schleſten zum Tode verurtheilten Raubmörders Hoffmann, der im Brieger Gefängniſſe ſaß, vorzubereiten habe. Am 22. Junt traf aber beim Landgericht in Brieg die kaum zu erwartende Nachricht ein, daß Kaiſer Friedrich III. am 8. Juni, alſo 1 Woche vor ſeinem Hinſcheiden, den Hoffmann zu lebensläng⸗ licher Zuchthausſtrafe begnadigt habe. Hoffmann wurde am folgenden Tage der Strafanſtalt in Janer zugeführt. Im Falle einer Nichtbegnadigung hätte Krautz an Hoffmann die 48. ſeiner Hinrichtungen innerhalb 10 Jahren vollziehen müſſen. Die erſte welche Krautz vollzog, wurde am 16. Auguſt 1878 an dem Königsmörder Hödel vollſtreckt. Aus der Schule. In einer unſerer Mann⸗ heimer Schulen mußte vor einigen Tagen ein kleiner Schüler, deſſen Wiege in Berlin geſtanden, die Geſchichte von der Gefangennahme Chriſti erzählen, was ihm auch recht gut gelang, bis er bei der Stelle, wo berichtet wird, daß Petrus einem Knechte des Hohenprieſters ein Ohr abſchlug, ſtecken blieb.„Nun ſagte der Lehrer“, um dem Kleinen nachzu⸗ helfen,„was ſagte denn Jeſus zu ihm? Petrus ſtecke dein Schwert an ſeinen Ort, denn..?“ Raſch fiel der Kleine ein:„Petrus, das geht hier nich!“ — Ein blutiges Drama ſpielte ſich am Samſtag Abens 9 Uhr in der Karlskaſerne zu Wien ab. Zum großen Schrecken der an der Fronte der Kaſerne in der Gitterſtraße Vorübergehenden ertönte plötzlich ein lauter Aufſchrei, und ſauſte ein weiblicher Körper aus der Höhe des zweiten Stockwerks mit voller Wucht auf das Straßenpflaſter her⸗ nieder, wo er zerſchmettert liegen blieb, während einige Minuten darnach ein Schuß in der Kaſerne ertönte. In der Frauensperſon, welche dort herabgefallen war, wurde das Dienſtmädchen Juliane Somogyi erkannt und der in der Kaſerne gefallene Schuß hatte den ſelbſtmörderiſchen Zweck des im Jelacscic⸗Regiment dienenden Feldwebels Stephan Sellei nur zu gut erreicht, indem die Kugel dem noch jungen Mann mitten durch's Herz gegangen war. Die ſofort angeſtellten Erhebungen haben Folgendes ergeben: Der Geliebte des Dienſtmädchens, der Soldat Johann Kukueska aus ihrem Heimathsorte, hatte ſie ſchon ſeit acht Tagen nicht mehr beſucht, weshalb ſie ihn in der Kaſerne außer einem Kölner Sänger(Götze?) die Zierden der Leip⸗ iger Bühne Frau Mouru⸗Olden und Herrn Karl erron, ebenfalls ein Frankenthaler, hiefür gewinnen. * Ein Denkmal für den verſtorbenen Reuter⸗ Darſteller Schelper wird in Stettin am 15. Auguſt enthüllt werden, das aus einem Granitobelisken mit eingelaſſenem Reliefpildniß des Künſtlers beſteht. Das iſt von dem Bildhauer Andreſen in Dresden gefertigt worden. *Der den der Fnat. verſtorbene Prof Karl Riedel in Leipzig gegründet und hin⸗ ſichtlich ſeiner Leiſtungen zu großer Berühmtheit gebracht atte, hat in dem dortigen Univerſitäts⸗Muſikdirektor Prof. r. H. Kretzſchmar einen neuen Leiter erhalten. *Johann Strauß begibt ſich in den nächſten Tagen nach Franzensbad und von dort nach Budapeſt. Seine Operette„Simplicius“ wird— in der neuen Bearbeitung— im Herbſt zuerſt in Budapeſt zur Aufführung kommen. Dieſe Umarbeitung nimmt den Kompoſiteur derart in Anſpruch, daß er ſeine Oper„Ein Kuß in Ehren' die für die Hofoper beſtimmt iſt, ohne daß jedoch bis jetzt beſtimmte dieſer Jubre getroffen wurden— jedenfalls nicht vor Ende dieſes Jahres vollenden dürfte. * Das Krollſche Theater nahm am Sonntag nach dreitägiger Trauer um ſeinen Leiter, Comm⸗Rath Engel, ſeine Vorſtellungen wieder auf. Zur Aufführung gelangte aul Bulß aus Hans 0l0 mit Herrn Kammerſänger Dresden als Gaſt; geſtern fand das vorletzte Auftreten der jungen gefeierten Amerikaniſchen Künſtlerin Miß Howe ſtatt, während am Mittwoch Herr Bulß ſein Gaſtſpiel fortſetzt. „Die erſte Wiederholung der„Jeen! von Richard Wagner, welche vorgeſtern in München ſtattfand⸗ ſah ein volles, beifallsluſtiges Haus, das ſowohl die künſtleriſchen Leiſtungen als die märchenhaft prächtige Ausſtattung lebhaft begrüßte. Statt der Oper„Wildſchütz“ von Lortzing gel⸗ — das Schauſpiel„Letzte Liebe“ von Doczy zur Aun ührung. —̃—„—ẽ 4 Srle. Seneral⸗Anzeiger: 2 Ju aufſuchen wollte, wo ſſe ihn aber niſcht ſand. Sellei ſah das ſchöne, in der ſchmucken Tracht der Weißenburger Bäuerinnen gekleidete Mädchen lockte daſſelbe in ſein Zim⸗ mer und ſtellte ihr zudringliche Anträge, denen ſte durch einen Sprung aus dem Fenſter 90 zu entziehen ſuchte. Als Sellei dies ſah, erſchoß er ſich ſelbſt. Die Kugel durchbohrte ihn und drang in die gegenüber liegende Wand ein. In dem jungen, bei ſeinen Vorgeſetzten und Kameraden ſehr beliehten Manne, perlieren ſeine verwittwete Mutter und ſeine kleinen Geſchwiſter ihren einzigen Ernährer. Meueſte Nachrichten. Berlin, 2. Juli.(Eingetroffen 5 Uhr.) Unter⸗ ſtaatsſekretär Herrfurth wurde zum Staatsminiſter des Innern ernannt. Berlin, 2. Juli.(Eingetr. 8 Uhr 30 Min.) Die„Nordd. Allg. Ztg.“ meldet aus Gravelotte, daß am 15. Juni zwei franzöſiſche Offiziere der Pariſer Garniſon die deutſche Grenze bei Villers aux bois überſchritten, vier in der Nähe auf dem Felde befindliche Einwohner von Rezon⸗ ville herbeiriefen, ſie über die umliegenden Ortſchaften ſowie nach den dortigen Verhältniſſen befrag⸗ ten und zu denſelben ſagten:„Ihr ſeid ſeit 1871 ſehr von der deutſchen Regierung bedrückt, was aber nicht lange mehr dauern wird, denn wir kommen bald, um Elſaß⸗Lothringen zurück zu erobern.“ Berlin, 2. Inli. Fürſt Lichnowsky iſt von ſeiner Sendung zum Papſte zurückgekehrt. Der Papſt hat ihm einen Brief an Kaiſer Wilhelm mitgegeben. „Berlin, 2. Juli. Die Vorbereitungen für die deutſche Abtheilung der Melbourner Weltausſtellung nehmen einen günſtigen Fortgang. Berlin, 2. Juli. Die„Nordd. Allg. Ztg.“ weiſt die Zeitungsinſinuation zurück, als ob das gerüchtweiſe gemeldete Ausſcheiden Caprivis aus der Admiralität auf Differenzen mit dem Staatsminiſter Grafen Bismarck zurückzuführen ſei. Zwiſchen dem Auswärtigen Amte und der Admiralität beſtehe vollſtes Einvernehmen. Wien, 2. Juli. Kaiſer Wilhelm dürfte, wie er ſchon als Prinz zu thun pflegte, den Kaiſer von Oeſter⸗ reich zu den Herbſtjagden beſuchen. *Rom, 2. Julti. Graf Herbert Bismark hat auf das Telegramm Criſpi's an den Grafen Launy geant⸗ wortet, Deutſchland ſei ſtolz, ſich den Freund Italiens zu nennen; das ſei der Gedanke, welchen der Kaiſer in der Reichstags⸗Thronrede habe ausdrücken wollen. Kopenhagen, 2. Juli. Das von der däniſchen Preſſe zu Ehren der fremden Journaliſten veranſtaltete Feſt verlief in glänzendſter Weiſe. Der Präſident des Kopenhagener Journaliſtenvereins, Profeſſor Hanſen, hieß die Gäͤſte willkommen, der Redakteur der„Berlingske Tidende“, Dr. Manicus, hob die Verdienſte des däni⸗ ſchen Königs um die Ausſtellung hervor. Major v. Waldt⸗ Zedtwitz von der„Nordd. Allg. Ztg.“ gedachte aner⸗ kennend der warmen ſympathiſchen Theilnahme, die die ausländiſche Preſſe beim Tode Kaiſer Friedrichs bekundet habe. Petersburg, 2. Jult. Der Beſuch des deut⸗ ſchen Kaiſers Wilhelm wird ſeitens des hie⸗ ſigen Hofes Mitte des Monats erwartet. Mannheimer Handelsblatt. Mannheimer Effektenbörſe. Maunheim, 2. Juli. Anilin⸗Aktien waren heute zu 26f PEt. am Markte, Oelfabrik wurden ex Dividende gehan⸗ delt und ſtellten ſich unter Berückſichtigung des Couponab⸗ ſchlags auf 117.50 bez. Mannheimer Berſicherungsaktien wur⸗ den er Dividende zu M. 730 gehandelt, Rückverficherung ex Dividende 690 G. 5 Reichsbank Mannheim. Die Reichsbank hat den Pri⸗ vatdiskonk von 2½ auf 2 pCt. ermäßigt. Mannheim, 2. Juli.(Mannheimer Börſe,) Produtken⸗ Markt. 85.40 h. Italiener 97.90 b6. Serb. Tabak s1.15 b. G. Rumänier 98.70 b. 18751 Ruſſen 90.30 b. 1880r do. 83.65, 84.— b Gem. do. 97.20, 50 b. II. Orient 59.40, 30, 50 b. III. do. 59.15, 58.15, 20 b. Türken 14.80, 75 b. Mexikaner 91.40 b. Ungar. Papierrente 74.30, 20 b. Silberrente 67.50,60 b. Goldrente 92 b. Liſſaboner 84.50 5b. G. Argentiner 95 b. 1860r Looſe 117.20 b. Nach Schluß 6 Uhr 30 Min. Kreditaktien 253¼. Diskonto⸗ Co. 214.80. Stgatsbahn 189¼. Lombarden 79¾. Silberrente 67.50, Türken 14.85. Gütertarif, Mannheim, 2. Juli. Mit Giltigkeit vom 1. Juli l. F. ſind zur Ausgabe gelangt: 1. Nachtrag IV. zu Heft I. II, III und IV. des Taxifs für die Beförderung von Gütern im Verkehr zwiſchen Stgtionen der Eiſenbahn⸗ dixektionsbezirke Köln linksrheiniſch, Köln aſchebezGiſen und Elberfeld, ſowie der Dortmund⸗Gronau⸗Enſcheder⸗Eiſenbahn einerſeits und Stationen der Gr. Bad. Staatseiſenbahnen andererſeits, enthaltend Aenderungen des Waarenverzeichniſſes und verſchiedener Frachtſätze, Ergänzungen und Berichtigungen. 2. Nachtrag X zu den Entfernungstabellen und beſonderen Frachtſätzen des 5. Heftes des ſüdweſtdeutſchen Verbands⸗ tarifs für den Verkehr zwiſchen den Stationen der Eiſen⸗ bahnen in Elſaß⸗Lothringen und der Wilhelm⸗Luxemburg⸗ Bahn einerſeits und der Gr. Bad. Stagtseiſenbahnen an⸗ dererſeits, enthaltend Aenderung von Entfernungen und Frachtſätzen, ſowie Aenderung und der Aus⸗ nahmetarife für beſtimmte Stückgüter. 3. 5 VII. zu Heft 7 des ſüdweſtdeutſchen Verbandstarifs für den Verkehr zwiſchen den Stationen der Gr. Bad. Staatseiſeubahnen einerſeits und Stationen des e der königl. Eiſenbabhndirektion Köln linksrheiniſch andererſeits, enthaltend Aufhebung von Frachtſätzen, Aenderung und Ergänzung des Artikelverzeichniſſes der Ausnahmetarife Nr. 6 und 7 für be⸗ timmte Stückgüter. 4. Deutſcher Eiſenbahntarif Theil 1 für ie Beförderung von Leichen, Fahrzeugen, Leichen und leben⸗ den Thieren. 5. Tarif für die Beförderung von Leichen, Fahrzeugen und lebenden Thieren auf den Gr. Bad. Stgats⸗ hahnen und den unter Staatsverwaltung ſtehenden badiſchen Privatbahnen. Amerikaniſche Produkten⸗Märkte.(Schlußcourſe vom 2. Juli.) Chicag o New⸗MNork Monat Weizen Mais Schmalz Caffee Weizen Mais Schmalz Auguſt 88.— 65.—— 10.20[ 78½ 487— Seßtember 89.— 55%5—.90—— 48 6 Oktober— 56¼—.65—— November—— 56½—.60——— Dezember 92⁰K 52⁰0—.60 835⁰—— Januar 1889———.70——— Februar——— 9,70——— Rärz————.———— April————.—— Mai 97——————— Juni————.——— 1 Juli 87—8/—— 7§ 47˙¼,— Auguſt————.———— Die Zufuhren in Weizen betrugen 28,624,000 Buſhels gegen 24,603,000 B. in der Vorwoche, Abnahme 679,000 B. Geld⸗Sorten. Mk..50—45 901 Imperials Mk. 16.71—61 20 de„ 16.18—11 Dollars in Gold„.29—16 Engl. Sovereigns„ 20.85—0 Schifffahrts⸗Angelegenheiten. Ruhrort, 2 Juli. Dieſer Tage wurde von einem Schiffer in der Nähe der Niederrheiniſchen Hütte im Rheine abermals ein Anker aufgeſiſcht. Beſondere Kennzeichen hat derſelbe nicht. Der Eigenthümer muß ſeine Anſprüche beim Polizeiamt geltend machen. Duisburg, 2. Juli. Der Verkehr iſt etwas ruhiger e⸗ worden. Durch die in letzter Zeit ſehr ſtarken Getreide⸗ Anfuhren ſind alle Lagerhäuſer vollſtändig überfüllt. Man erwartet in Rotterdam jedoch wieder bedeutende Zufuhren aus Rußland. Köln, 2. Juli. Die elektriſche Beleuchtung auf den neueren Boten der Köln⸗Düſſeldorf⸗Geſellſchaft bewährt ſich vorzz jedoch werden nur Glühlichter angewendet. 2. Juli. Der Remorqueur Joh. Faber IV“ 117 heute Morgen 85 en 8 Uhr mit 5 S iffen im Anhange 190 die hieſige Schiffbrücke. Dieſelben hatten 70,000 Ztr. Kohlen geladen. Um dieſes Quantum mit der Bahn zu be⸗ fördern wären 350 Doppel⸗Waggons nöthig. Mülheim a. Rh., 2. Juli. Am Samſtag Abend iſt in unmittelbarer Nähe unſerer Stadt in Jolge Ueberlaſtung ein Seanaſchl geſunken. Das Perſonal konnte ſich nicht geſchwind genug retten. Mannheim, 3. Juli. Geſtern kam der für die Großh. Bad. Rheinbau⸗Inſpection end auf der Schiffswerft und Maſchinenfahrik der Herxen Gebr. Schulz in Mainz er⸗ baute Regierungsdampfer an eflaggt hier an Derſelbe iſt zu Ehren des Gründers der e„Gottfried Dukaten Verdingung. No. 722. Die Ausführung der für den Neubau bdes Schul⸗ hauſes in Lit. U 2 erforderlich werdenden„Dachdeckerarbeiten“, welche zu rund 11,000 M. veranſchlagt ſind, ſollen im Wege des öffentlichen Angebots verdungen werden. Der Zeitpunkt der Einſendung der verſchloſſenen mit ent⸗ ſprechender Aufſchrift verſehenen Montag, den 9. Juli l. feſtgeſetzt. Angebote iſt auf ., Vormittags 11 Uhr Die Lieferungs⸗Verzeichniſſe können bei unterfertigter Stelle, woſelbſt guch die Bedingungen zur Einſicht aufliegen, in Empfang 11564 genommen werden. Mannheim, 30. Juni 1888. mann. Städt. Ahl Badiſcher Landespferdezuchtverein. Die diesjährige ſtaatliche Prämiirung der Stutfohlen, welche ſich auf der Fohlenweide des Landwirthſchaftlichen Bezirks⸗ vereins Mannheim befinden, wird nicht, wie früher bekannt ge⸗ macht, am 6. Juli, Vormittags 8 Uhr in Weinheim, ſondern am 6. Juli, Nachmittags 4 UÜhr, auf der hieſigen Fohlen⸗ weide abgehalten werden. 11451 Mannheim, den 30. Juni 1888. Der Vorſtand des Bezirksverbandes Mannheim⸗Wein⸗ heim⸗Ladenburg. G. W. Neuer. Das Konkursverfahren über das Ver⸗ mögen des Bäckers Th. Gretz hier betr. Mit Genehmigung des Gerichts erfolgt Schlußvertheilung, wozu Mk. 826.51 vorhanden ſind. Laut dem beim Großh. Amtsgerichte deponirten Verzeichnißz ſind dabei Mk. 19.77 bevorrechtete, Mk. 5109.08 unbevorrechtete Forderungen zu berückſichtigen. 11550 Mannheim, den 2. Juli 1888. Der Konkursverwalter: Georg Fiſcher. Oeffentliche Verſteigerung. Im Auftrag verſteigere i am Donnerſtag, den 5. Juli 1888, Mittags 12 Uhr im Börſenlokal Lit. E 5, 4 hier 50 Blöcke Banka⸗Zinn ca. 1600 Kilo, öffentlich gegen baare Zahlung. Mannheim, den 1. Juli 1888. Gerichtsvollzieher in Mannheim. 11810 Oeffentliche Verſteigerung. Mittwoch, den 4. Juli 1888 Nachm. 2 Uhr, werde ich in meinem Pfandlocale Lit. 8S 4, 17 hier: 1 Sekretär, 1 Komode, 1 ovaler Tiſch, 2 Kanapee, 1 Spiegel, 1 Regulateur, 1 Cylinderuhr, 1 Kleider rank und ein vollſtändiges Bett gegen baare Zahlung im eee öffentlich verſteigern. Mannheim, den 2. Juli 1888. Bräuning, Gerichtsvollzieher in Mannheim. Schluß der Verſteigerung. G8,. mit Fenſtern es verſch. Hausrat rſch d J. Schbenzte, Waiſenrichter. 2 Mittwoch, den 4. Juli d. J. Vormittags 10 Uhr Thüren, Nutz⸗ und Leitern, voll⸗ ſtändiges Schreinerwerkzeug, Zuber, eere Flaſchen und 11492 Fahrniß⸗Verſteigerung. Im Auftrag werden Donnerſtag, den 5. ds., Na⸗ mit⸗ tags 2 Uhr, in K 7, 28 im Hof durch Unterzeichnete, gegen Baarzahlung verſteigert: 1 große Parthie Porzellangeſchirr, Einm häfen, ſerne u. emaillirte Häfen, 1 Decimalwaage, 3 Etr. Tragkraft, 1 Taf waage, Bilder, Spiegel, 1 Regulator, 1 goldene Remontoir⸗Herr luhr m. doppelten Deckeln, 1 goldene Damenuhr, Bettung, Matra en, Bett⸗ laden mit und ohne Roſt, Schränke, Kommoden, Tiſche und Stühle, ferner eine Parthie Damenmäntel, wozu höfl. einladet. 11595 Jerdinand Aberle, Auctionator. Farreu⸗Verſteigerung. Am Montag, den 9. Juli 1888, Vorm. halb 11 Uhr wird im hieſigen Farrenſtall Lit. T 2, 14 ein 11590 junger feiter Jarre Welen pfätzer 1925—1950, Oafer, badiſcer 1250—Tulla getauft. „Fvorddeutſcher 19.25—29.60]J„ wuürktemb. Alpn. 14.50—14.75 egen Baarzahlung öffentlich ver⸗ 75— Gore 16.—— Nolsgene Mid- Mird 133—14— Meteorologiſche Station Mannheim. ſealget, wozu Kaufliebhaber „ſüdruſſtcher 15.60—20.— Donau hCC ˙AAAA AA— freundlichſt einladet. 5— 115 8988 0 22—— Wärge Luftprud,uſt, Be⸗ Mannheim, 8. Juli 1888. JDa Mlata Foleeys, deutſcher— in. in. r n Wind Bemüttung] merkungen Landwirthſchaftl. Bezirks⸗ Lernen 19.76—20— 1 indiſcher—.—.— Verein. be kaſche 15 l— dder deostprn J155— 7— ulaelſcher 140.—— Joer,„ unperſteuert und erel. Nagn euhr ½ 78.d. ſebr bem. riedri ghad „ Fachdeaiſgee 15.—14.— Nalſcraünn. 200 a..——.— Norgens uhr 4. 1 75 7 W W „ Wirka 5—.—.— Branntwein 100% TSs.—.— alt 2.* 1 G 7. 10 85 amerik. Winter—— 99117 in Partien ee Mittags à uhr + 18,9 785,2 49 2 bew. 5 7 11586 Leſſze. pielterdiche—.——.— Petroleim Wögl.(Tpbe wß.).50 Wetter⸗Borausſage ffür Maunheim. Wärme langſam zu⸗ 1 „ungariſch⸗—— ee Bewölkung veränderlich, aber im Ganzen ab⸗ n Römisch⸗ . 9 2 8 4 nehmend, keine oder geringe Niederſchläge. riſche⸗ und Ruſſiſche⸗Bäder. Weizenmehl! 85.— 50.50 7— 39.50 75.— 11.— Marmor⸗Douche⸗Saal mit Reggenmehl Ar. o) 2850.——., 9 209—.— Waſſerſtands⸗Nachrichten. Baſfin. Mafſage in⸗ und 85 Weizen feſter, Roggen ziemlich unverändert. Ny ein. N. 09.0, anßerhalb der Bade⸗Anſtalt Jafer feſt. ünnigen, 2. Juli,.94 m..8. Köln, L. Julf..53 m.—.02. 5 Mannheimer Fettvieh⸗Markt, 2. Juli. Es wurden——5 15750 2 Pull..10(46. Full. 25 m..08. heigetrieben und wurden 155 100 Kilo Schlacht⸗ gewicht zu Mark: 68 Ochſen I. Qualität Mk. 120, II. dto. Mk. 110, 820 Schmalvieh 1. Qualität Mk. 108, II. dto. Mk. 90. 225 Hälber I. Qualität 120, II. dto. Mk. 110, 413 Schweine I. Qualität Mk. 98, II. dto. Mk. 99, 12 Farren I. und II. Aualität Mk. 90 bis 90,— Milchtühe Mk.———, 6 Schafe 28 M. per Stüg. Zuſammen 1844 Stück im Geſammt⸗ Frlös von M. 177,722.— Monats⸗Milchvieh⸗ und Pferde⸗Markt vom 3. Juli. Es waren beigetrieben und würden verkauft ver Stück zu Mark: 156 Arbeitspferde 900—75, 67 Milchkühe 450—175, zuſ. 223 Stück im Ge⸗ ſammterlös von Mk. 63,550. Frankfurter Effektenſscieträt. * Frankſurt. a.., 2. Juli, Abends 6 Uhr 15 Min. rebitaktten 251½, 251¾, 259¾, 252¼, 153¼ b. Diskonto⸗ To. 214.40, 218.90, 215.10 b. Oeſt⸗Ungar. Bank 710 b. Handelsgeſellſchaft 165.60, 165 b. Darmſtädter 152.80, 70 b. Meininger 98.20 b. Deutſche Vereinsbank 97.30 b. G. Staats⸗ hahn 188¼, ½, ½, 89, ½ b. Galizier 170%%, 169/, b. Lombarden 78½¼, ¼, 80 b. Böhm. Weſtbahn 251 b. Lokal⸗ babnen 111¼ b. Kbflacher 185½ b. G. Elbthal 150¼ 140%, 150 b. Nordweſt 181½, 182 b. G. Prince Henri 53.10 b. Mittelmeer 128.90 b. Gofthard 129.10, 129 b. Central 117.70, 50 6, Nordoſt 86.90, 80 b. Union 90.20, 90.— b. Jura 96.80 b. Weſtbahn 30.30, 40, 80., do. Prior. 106.50 b. Nordoſtbahn⸗ Prior. 114.30 b. Mecklenburger 184 b. Bad. Anilin 288 h. Lothringer 27 b. Laura 109.10 b. Oelfabriken 117.80 b. G. Richter Verlag 147.50 b. G. Egypter 88.10 b. Tributanleihe ————— Kehl, 2. Jui. 3,93 w. +..20. Maxau, 2. Juli..24 m. T.14. Mannheim, 3. Juli..85 m. +.06. Mainz, 2. Juli..18 m.—.06. Waſſerdichte Regenmänkel für Damen und Mädchen, größte Auswahl neueſter Fagons und Stoffe mit und ohne Gummirung in allen Preislagen. 5 Staub⸗ und Reiſemäntel in Alpacca, Glori 1— Seide empfiehlt 1 Berthold Meyer, E 1, 1, Planken, Vis--vis dem Pfälzer Hof. Für Wagner. Neckar. Heilbronn, 3. 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Er entwarf unbeſtimmte Pläne zu einer neuen Laufbahn, Kolonialparadieſe ſchwebten ihm vor, in denen er Wunder verrichten könnte, ein Entwurf verdrängte immer den andern, aber eine greifbare Form hatte noch keiner gewonnen. „Was ich in Plymouth zu thun hatte?“ fragte Bothwell.„Auf mein Wort, das weiß ich ſelber kaum. Es war ſo unheimlich ſtill heute früh in Penmorval. Uebrigens fuhr ich dritter Klaſſe, Dora, habe ſomit keine Extra⸗ vaganz begangen. Soll ich mich auf den Bock ſetzen?“ „Kommen Sie lieber herein,“ ſagte Wyllard,„wir haben Platz genug,“ worauf Bothwell ſich ſeiner Kouſine und ihrem Man gegenüberſetzte. Trotz der angenehmen Fahrt in der Julinacht ſchwebte den Männern das Bild der Zerſchmetterten vor Augen. „Wer ſie wohl war und wohin ſie wohl gehen wollte?“ fragte ſich Both⸗ well gedankenvoll. „Irgend eine kleine Bonne, die ihre Stellung anzutreten im Begriffe ſtand,“ meinte Wyllard.„Die Unterſuchung wird dies ſchon ans Licht bringen. Die Familie, bei der ſte engagiert war, muß ſich ja melden.“ Vor der Poltzeiſtation in Bodmin ſtieg Herr Wyllard ab und verbrachte ungefähr zehn Minuten im Geſpräch mit dem Inſpektor, der betroffen und doch froh erregt ſich den ſeltſamen Todesfall erzählen ließ. Betroffen über das Furcht⸗ bare des Vorfalls, froh erregt über die ſtattzufindendende Unterſuchung, die ihm Ehre und Verdienſt eintragen konnte. Während ſich ihr Mann mit dem Beamten auf der Schwelle des Stations⸗ hauſes ernſthaft unterhielt, ſaß Frau Wyllard mit Bothwell im Wagen. Er erzählte von dem Mädchen und ihrem geheimnißvollen Ende, von dem armen bleichen Geſichtchen und dem verglaſten, im Tode erſtarrten Schreckensblick. „Beim Jupiter! Dort kommt der Leichenbeſchauer!“ rief Bothwell.„Wir wollen ihm gleich vermelden, daß er morgen ſein Amt auszuüben hat.“ Frau Wyllard erröthete leicht, als ſie ſich nach dem herankommenden Reiter umdrehte. Noch bis zum heutigen Tage jagte ihr eine plötzliche Erwähnung von Eduard Heatheote's Namen das Blut in die Wangen, und es war doch ſchon ſuben Jahre her, ſeit ſie ihn aufgegeben hatte, um Julian Wyllard zu heirathen. (Fortſetzung folgt.) eeeeeeeeeeee Roman Beilage „General⸗Anzeiger“ Wyllards ———— Verhängniß. — Roman von M. E. Braddon. Deutſch von Cl. Steinitz. (Rachdruck verbeten,) „Bei meiner Secle, das weiß ich nicht,“ betheuerte Menheniot mit un⸗ gewiſſem Blick. Die Sache nahezu ſchläfrig und das Furchtbare geſ anderen Kopf am Wagenfenſter bemerkt. ging blitzſchnell vorüber. Ich rauchte, war müde, chah wie im Traum. Ich habe keinen Ich ſah nur, wie das Mädchen auf dem Fußbrett ſtand, als ſich der Zug auf die Brücke los bewegte; und im nächſten Augenblick ſah die aus dem Fenſter fliegt. ich ſie in die Schlucht hinunterwirbeln, wie eine Feder, Wenn es Selbſtmord war, ſo zögerte ſte entſchieden, ihn zu begehen, denn als ich ſie zuerſt erblickte, ſtand ſie auf dem Fußbrett und hielt ſich am Thürgeländer. in den Abgrund geſtürzt. Sie hat ſich nicht mit einem verzweifelten Sprung Wie entſchloſſen ſte auch geweſen ſein mag, ſich zu tödten, ſo muß ſie ſich vor der Ausführung ſelbſt geſträubt haben.“ „Das wäre einfach menſchlich. Armes junges Ding, ein reines Kind!“ ſagte Wyllard voll Mitleid. Er zog den Schaffner bei Seite und empfahl ihm, ein Auge auf die Paſſagiere zu haben, die in Bodmin und den anderen Stationen längs der Route ausſtiegen, ſich die Leute von wüſtem oder verſtörtem Ausſehen zu merken und Perſonen feſtnehmen zu laſſen, ſprächen. Die Paſſagiere hatten unterdeſſen ihre Zug begann ſich langſam fort noch nicht zwanzig Minuten, un gegen welche die geringſten Verdachtsgründe Plätze wieder eingenommen, und der zubewegen. Die ganze Verzögerung beltef ſich auf d der Weg zwiſchen Plymouth und Penzance war um dieſe Stunde ziemlich frei. Der Zug konnte die verlorene Zeit noch vor der Endſtation wieder einholen. „Sie könnten ſich lieber in mein Koupee ſetzen,“ jungen Bothwell. „Ich habe nur ein Billet dritter Klaſſe,“ e ſagte Wyllard zu dem rwiderte dieſer,„ich habe geraucht.“ „Als ob Sie je etwas anderes thäten,“ ſagte Wyllard mit leichtem Spott. „Gehen Sie in Ihre dritte Klaſſe zurück. Sie wollen ohne Zweifel abermals ein Pfeifchen rauchen. „Nach dem Schrecken könnte mir's nicht ſchaden,“ erwiderte der junge Mann, zog flugs ſeinen Tabaksbeutel heraus und fing an, ſein Thonpfeiſchen zu ſtopfen. Herr Wyllard ging nach dem Koupee zurück, in dem er den ganzen 62 Seite. Seneral⸗Anzeiger. 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Sein großer ſtarker Körperbau ſowohl, wie die makirten Züge waren in großem Maßſtabe angelegt. Er beſaß ein großes Gehirn und die Manieren eines Grandſeigneur. In einen Winkel ſeines luxuriöſen, mit hellgrauem Tuch ausgeſchlagenen Waggons zurückgelehnt, erſcheint er als ein Mann in der Blüthe der Jahre, nicht älter als höchſtens Fünfundvierzig. Ein ſchöner, wohl angeſetzter Kopf mit hellbraunem, dichtem ſeidenem Haar, das von einer breitflächigen Stirn ſeit⸗ wärts fortgekämmt iſt, verräth die Anzeichen eiuer hervorragenden Intelligenz. Große volle blaue Augen, deren ſtändiger Ausdruck ſtreng iſt, blicken ſanft, wenn der Mann lächelt, funkeln und ſprühen, wenn er lacht. Sein Lächeln iſt liebens⸗ würdig, ſein Lachen voll Wohllaut, ſeine Stimme ſtark und modulationsfähig, wie man es bei Engländern ſelten findet. Die Zuͤge ſind feſt modellirt, kühn und maſſiv; der Mund macht, wenn er ganz geſchloſſen iſt den Eindruck, als wäre er aus Stein gemeißelt. Die Liebe dieſes Mannes muß tief ſein wie ſein Haß. Man kennt ihn in dieſer Gegend als zuverläſſigen Freund, aber auch als vernichtenden Gegner, wo ſtarke Urſachen ihn reizen. Ein Geheimniß kuht bei ihm wie im Grabe. Geld theilt er mit vollen Händen aus. Der Zug hielt auf der Straße nach Bodmin in einem Thal von male⸗ eiſcher Schönheit. Fünf Minuten von der Station entfernt ſtand eine ſtille kleine Herberge an der Chauſſee, und dorthin ſchafften zwei Packträger die ver⸗ ſtümmelte Geſtalt des Mädchens auf einer Bahre. Man ſetzte ſie bis zur An⸗ kunft des Leichenbeſchauers in einem verhangen Hinterzimmer nieder. Ein offener Wagen wartete auf Julian Wyllard, und aus dieſem Wagen lächelte ihm ein ſchönes Weib entgegen, als er die Station verließ. Die Leiche war auf einem anderen Wege fortgeſchafft worden. Die Dame im Wagen wußte von dem Trauerſpiele nichts. „Wie ſpät der Zug heute kommt,“ ſagte ſie.„Ich fing ſchon an, un⸗ ruhig zu werden.“ „Ein Unfall iſt paſſirt.“ „Ein Unfall? O, wie ſchrecklich! Du biſt doch nicht verletzt?“ rief ſte ängſtlich und muſterte ihn argwöhniſch von Kopf zu Fuß, ob er nicht mit Helden⸗ muth eine tödtliche Wunde verheimliche. 8 iZimmern, Küche und Zubehör f —— 8.—— mit Waſſerleitung auf 1. Okt. zu Garderobe und Zubehör mit B 1 8 2, Stock,? Zimmer, verm. Näheres Parterre. 11497 Gas⸗, Waſſer⸗ und electr. OAlkov und Zubehör 2 45 2. St, 8 Zim⸗ Schellen⸗Leitung z. v. 10159 z. verm. 10475 ue mer nebſt Küche 5 17¹ 2 Zimmer u. B 4 11 Parterrewohnung und Keller bis Mitte Juli zu 9 2 Küche in den 9 zu verm. 115561 vermiethen. Hof gehend zu vermiethen. 11489 11530 — — 607 + „Nein, es war kein Eiſenbahnunfall. Niemand iſt verwundet, außer einem armen Mädchen, das ſich aus dem Zuge warf oder hinausgeſtoßen wurde., „Entſetzlich!“ rief Frau Wyllard ans.„Jemand aus unſerer Bekannt ſchaft, aus unſerer Gegend?“ 85 „Nein, eine ganze Fremde. Ihrem Anzug und ganzem Ausſehen nach eine Franzöſin. Die Unterſuchung wird das ja ergeben.“ „Wie traurig! Fremd in fremden Lande einen ſolchen Tod zu finden! Glaubſt du wirklich, daß jemand ſie hinausgeſtoßen hat, Julian? Es klingt zu ſchrecklich, als daß es wahr ſein könnte.“ „Ich glaube eben nichts, Liebſte. Das Schickſal des armen Kindes iſt voller Geheimniſſe. Ob ſie ſich, ob ſie ein Anderer getödtet hat, iſt eine offene Frage. Ich habe den Schaffner und dem Stationschef empfohlen, jeden ver⸗ dächtigen Eharakter feſtzunehmen. Auch werde ich noch auf dem Polizeiamt vor⸗ ſprechen. Hier iſt Bothwell,“ fügte Wyllard hinzu, als der junge Mann läſſig des Wegs geſchlendert kam.„Wußteſt Du, daß er nach Plymouth gegangen war?“ „Nein,“ ſagte Frau Wyllard,„da er zum zweiten Frühſtück nicht erſchien, dachte ich mir, daß er wie gewöhnlich umherſtreift. Was hatteſt du denn heute in Plymouth zu thun?“ fragte ſie, als ihr Kouſin an den Wagenſchlag trat. Sie waren Geſchwiſterkinder, und dieſe Verwandtſchaft mit Julian Wyllard's ſchöner Frau ſicherte Bothwell Graham freie Station in Penmorval. Die Mütter der Beiden waren Zwillinge geweſen, die mit ſeltener Liebe aneinander gehangen und ſich kaum von einander getrennt hatten, bis ein zu früher Tod ſie auf ewig ſchied. Bothwell's Mutter ſtarb in der Blüthe ihrer Jugend und Schönheit, ihr einziges Kind in zartem Alter und ihren Mann tiefgebeugt zurücklaſſend. Kapitän Graham ging, noch bevor das Trauerjahr um war, mit ſeinem Regiment nach Indien. Er kämpfte und fiel im Pendſchab und der verwaiſte Bothwell wurde von ſeiner Mutter Schweſter, Mrs. Dalmaine, in einem ſchönen alten Herrenhauſe an des Landes Grenzen großgezogen. Er war zwei Jahre jünger als Theodora Dalmaine und verkehrte wie ein jüngerer Bruder mit ihr. Sie wurden zuſammen erzogen und lernten in derſelben Schulſtube bei derſelben Erzieherin, bis Bothwell nach Woolwich ge⸗ bracht wurde, da er durchaus Soldat werden und in das Regiment ſeines Vaters eintreten wollte. Das aufgeweckte, geiſtvolle Mädchen war dem Knaben in all' ihren Studien beträchtlich überlegen. Sie war fleißig, während er faul war, denn Bothwell zeigte ſich von Anfang an in Gepflogenheiteu und Kleidung etwas nachläſſiger Natur. In Woolwich führte er ſich ziemlich gut auf und beſtand ſeine Examina leidlich, wenn auch nicht mit Glanz. Er ſpielte gern den Soldaten und hatte gegen keine Arbeit etwas einzuwenden, ſobald ſein Herz bei der Sache war. Als guter Soldat gehörte er zu den Beliebteſtem im Regiment. Er verſah ſeinen Dienſt in Afghaniſtan als Ingenieuroffizier nicht ohne Auszeichnung, aber trotz ſeiner vielen guten Eigenſchaften ſollte er ſchließlich ſcheitern. Er ver⸗ ee b General⸗Anzeiger. 4. Jult. Seite 05 nahe der Ring⸗ G7 15 fretz, 2. Sus, beſtehend in 6 Zimmern, Man⸗ ſarde und Zubehör z. v. 10950 2 ger. Wohng. 705 G 7, 15 2 je 6 Zimmer u. Zubeh., Gas⸗ u. Waſſerleitung, Parterre per Anf. Auguſt u. 3. Stock per Anfang Oktbr. zu verm. Näheres im 2. St. 11549 2. St., 3 Zim., 6 8,2 5 Küche u. Keller, mit Gas⸗ und Waſſerleitung ſo⸗ fort zu verm. 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Mitglieber und Familienangehörigen, ſich recht zahl⸗ reich betheiligen zu wollen. n Speyer wird unſer Verein von dem Bruderverein Speyer empfangen. 40980 55 Carbolineum WIngenroth anſtatt Oelfarbe, zur Erhaltung von Holz⸗ gegen anden Art, ee 5 Abfahrt in Mannheim Vormittags punkt 11 uhr am Nieder⸗ in der Erde oder unter Waſſer befinden. länder Dampfboot(Rheinvorland), Abfahrt in Speyer Abends Haus⸗ und Mauerſchwamm und gegen feuchte 7½ Uhr. Vereinzabzeichen ſind anzulegen. Näheres durch Circular. erwendung bei verſeuchten Viehſtällen, da es die An⸗ 11565 Der Vorſtand. Nicht zu verwechſeln mit ſogenanntem Carbolineum von Deutſche Reichs fechtſchule. it dieſen werthloſen Produkten reſp. Theerölen hat Carbo⸗ Verband Maunheim. 11450 gemein; wer Theeröle verwenden will, kauft ſolche unter Carbolineum Wingenroth iſt ein ſchweres, Wohlthätigkeits⸗Verein zur Errichtung von Waiſenhäuſern. Dienſtag, 3. Juli, Abends 9 Uhr, in unſerem Lokale im„Silbernen Kopf“, F 2, 10, Fechtmeiſter⸗Verſammlung. Wir laden unſere Fechtmeiſter und Freunde zu recht reichem Erſcheinen ein. Der Vorſtand. Singverein. Unſere diesjährige ordenlliche General⸗Verſammlung findet 5 Samſtag, den 14. Juli ds. Js., Abends 8 Uhr in unſerem Ookal 1 1 No, 1 ſtatt, wozu wir die verehrlichen aktiven und paſſiven Mitglieder höflichſt einladen. 11468 Tagesordunung: „Rechnungsablage, 10 der Rechnungsreviſoren, Wahl des Vorſtandes, „Wahl des Vergnügungscomites, Wahl der eee Garantirt großer 1 Kilo genügt zum Anſtrich einer Holzfläche von ca. 6 nicht feuergefährlich. 11478 75 Durlacher Hof. Von heute an vorzügliches 11528 „Beſprechung über verſchiedene Vereinzangelegenheiten. Wiener Jagerbier [Singvberein. Sonntag, den 22. Juli 1888 11585 Herren-Ausflug nach Jürkhein AHaardt und Angegend. SN D Abſchlag! Wir machen heute unſern verehrl. Abnehmern folgende Preisermäßigungen bekannt: Prima Prima gelbe und weiße Kernſeife 21, 23 Pfg. per Pfund auf Wunſch friſch vorgewogen. 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