(Badiſche Volkszeitung.) Abonnement: 50 Pfg. monatlich, Bringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. inel. Poſtauf⸗ ſchlag M..90 pro Quartal. Inſerate: Die Colonel⸗Zeile 20 Pfg. Die Reklamen⸗Zeile 40 Pfg. Einzel⸗Rummern 3 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. der Stadt Mannheim und Umgebung. (98. Jahrgang.) Amts⸗ und Kreisverkündigungsblatt Erſcheint täglich, auch Sonntags; jeweils Vormittags 11 Uhr. lor(N Für d Neklamen⸗ und b A. Lohner. Rotationsdruck und Verlag der (Mannheimer Volksblatt.) Für die Redaktion verantwortlich: Chef⸗Redakteur Julins Katz. en Dr. H. Haas'ſchen ch⸗ druckerei, (Das„Mannheimer Journal“ iſt Eigenthum des katholiſchen wunie belheahe ſämmtlich in Mannheim. Geleſeuſte und verbreitetſte Zeitung in Manuheim und Amgebung. Nr. 164, 2. Blatt. ————— Enthüllungen über Jtaliens geemacht. 5 Rom, im Juli. Man entſinnt fich der ſcharfen Artikel, die anläßlich des famoſen franzöſiſchen„Handſtreiches auf Spezia“ der rhmiſche „Janfulla“, mithin ein mit den einſchlägigen Verhältniſſen wohlvertrautes Blatt, gegen die italieniſche Marine richtete. Das Hofblatt ſprach damals ganz unverhohlen ſein höchſtes Mißtrauen in die Fähigkeit und das numeriſche Uebergewicht oder auch nur die Ebenbürtigkeit des lebenden Marine⸗Ma⸗ terials im Vergleich zu anderen, beſonders zu der franzöſi⸗ 5 Marine aus und wies nach, daß beim nächſten Seekrieg iglien, ſo wie es nautiſch daſteht, entſchieden den Kürzeren iehen müßte. Die Worte des„Janfulla“ verhallten im inde, bis jetzt in der hoch angeſehenen„Tribung“ ein Fach⸗ mann jene kritiſchen Winke ſeinerſeits in einer Weiſe erhärtet, die für Italien im höchſten Grade deprimirend, für das Aus⸗ land aber geradezu verblüffend ſein dürfte. In einer Reihe von ſtreng ſachlichen Artikeln, deren jeder von ausgedehnteſter 1 zeugt, beſchäftigt ſich das Blatt mit den Zu⸗ tänden, die an Bord der Marine herrſchen und deckt da einen wahren von Unfähigkeit, Nepotismus und Indolenz auf, den wir bei der gegenwärtigen politiſchen Conſtellation weit lieber in der franzöſiſchen Flotte, als in der italieniſchen erblicken möchten. Nachdem der Verfaſſer das vielfach fehlerhafte, vom Ma⸗ rineminiſter Brin eigenſinnig durch⸗ und eingeführte Material geprüft und die großartige Bummelwirthſchaft in der Wahrung dieſes ſo äußerſt koſtſpieligen Schiffsmaterkals einer ſtrengen Prüfung unterzogen, geht er über zur Disziplin und zur Moral der Marine. Wie ſieht es aber da aus! Dieſer Ausruf entringt ſich unwilltürlich den Lippen, wenn wir in einem hochpatriotiſchen, oft genug ſogar national⸗dünkelhaften italieniſchen Orgaue leſen müſſen, was wie ein moraliſches Todesurtheil klingt. Das Offizierscorps iſt in zwei Parteien, in die des Nordens und die des Südens, die erſtere eht unter den Auſpicien des Marineminiſters Brin und Admirals Saint-Bon, die letztere unter denen des Ex⸗ Marineminiſters Jerdinand Acton; beide Parteien ſtehen ein⸗ ander unverſöhnlich gegenüber. Zur Brin⸗Partei gehören die Günſtlinge des gegenwärtigen Marine⸗Potentaten, hauptſäch⸗ lich(Brin iſt Ingenieur) die Arſenaloffiziere. Die Acton⸗ Partei iſt aus den Anhängern und Freunden des früheren Miniſters gebildet. In beiden Lagern befinden ſich Männer von großem Werth; Ausſicht auf Beförderung und Begünſtigung jedoch gegenwärtig nur die Freunde Brin's. Fähigkeii, enntniſſe und Energie fallen hiebei nicht in die Wagſchale; allein maßgebend ſind und ein Nepotismus, bei dem— die„Tribung“ geſteht es ein ſelbſt gewiſſe Damen eine traurige Rolle ſpielen. Neben Damen aber in hervorragender Weiſe die Deputirten, denen ſich der Marine⸗ miniſter für dieſen oder jenen kleinen parlamentariſchen Dienſt dankbar erzeigen muß. Die Schiffskommandanten, die in den meiſten Fällen nichſt die geringſte Begabung, ja nicht einmal den Willen, etwas zu lei gen, haben, ſind natürlich erſt recht Ereaturen des jeweiligen Miniſters. Gerade im gegenwärtigen Augenblick iſt die Sache ſo weit gediehen, daß der Schiffs⸗ kommandant, wenngleich an Bord, die Leitung des Schiffes faſt ſtets dem„Ufficjale di rotta“, das heißt irgend einem ihm perſönlich angenehmen Offizier ohne Rückſicht auf Anciennitäts⸗ und ſonſtige Vorzüge überträgt, ohne ſich weiter um den aus dieſer Bevorzugung entſtehenden Hader im Offizier⸗Corps zu kümmern. So kommt es, daß junge Offiziere verdienten älteren Kameraden gegenüber das große Wort führen, aus dem einen Grund, weil ſie Lieblinge des im„dolce far niente“ und in den Amuſements der Hafen⸗ ſtädle Schiffs⸗Commandanten ſind! Im Offi⸗ ziers⸗Corps der Flotte herrſchen darum ganz unleidliche, die Diseiplin der Mannſchaft ſehr ungünſtig beeinfluſſende Zu⸗ ſtände. Als der Marine⸗Sekretär Racchia in das Chaos Ordnung zu bringen verſuchte und eine Anzahl der äraſten Taugenichſſe(man verzeihe das harte Wort) ihrer Stellung Geſch da ſchritt Marineminiſter Brin zu Gunſten ſeiner Geſchöpfe ein und auch Racchia verſank allmälig nolens volens in den verpeſteten Schlendrian, der ſchon ſo viele edle Kräfte nutzlos aufgezehrt. Zwiſchen den Offizieren an Bord und denen in den Arſenalen(„Arſenal⸗Offizier“ deckt ſich meiſt mit„Sinecurenheſitzer“) herrſcht eine offene Fehde, wobei der nule ſteht als alter Marine⸗Ingenieur auf Seite der Arſe⸗ e ſteht. Leider bietet auch die Mannſchaft unter ſolchen Um⸗ tänden kein beſonders erfreuliches Bild dar. Denn ſo leicht⸗ innig und verbrecheriſch wie das todte wird auch das lebende katerial behandelt. Die Matroſen werden in einem Schiffe mit Reinigungsarbeiten zc. überhäuft, um nach drei bis vier onaten, wenn ſie beginnen, ſich an Bord des betreffenden Fahrzeuges etwas einzuleben, auf ein anderes verſetzt zu werden. Die Bemannung der Torpedobdote beſonders iſt in haarſträubender Weiſe vernachläſſigt. Ein italieniſches anonenboot braucht darum— ſo fährt die„Tribuna traurig fort— ſtatt vierundzwanzig Stunden.— pier⸗ zehn bis fünfzehn Tage, um in die See ſtechen zu können! Dabei mangelt es gerade bei den Torpedobooten abſolnt an tüchtigen Maſchiniſten und Mechanikern. Wie es enplich um die militäriſche Ausbildung des italieniſchen Mat⸗ roſen ſteht, deutet die„Tribung“ an, indem ſie betheuert, daß zwei Drittel der Leute nicht im Stande ſeien, einen Ca⸗ robiner zu laden! Das Verhältniß zwiſchen und Seeleuten wird durch eine übertriebene mittelalter iche Strenge geregelt, und dies iſt abſolut nöthig, um die Matroſen, die ihre Vorgeſetzten nicht zu achten vermögen() im Zaum zu dalten. Wir ſchließen mit dem ſehr bezeichneten Stoßſeufzer des römiſchen Blattes:„Gott ſchütze Italien! Gewiß, Italien hat, wenn auch nur ein Drittel von —5 bernen ſchad iſt 25 1 daran 5 581 8 egnerſchaft der„Tribung“ gegen den Wier Vein kein Grund vor— Italien hat al⸗ lerdings nöthig, was ſeine Marine betrifft, gewaltig in ſich zu gehen, falls es nicht wieder Erfahrungen machen will wie in den Seekriegen der Vergangenheit. Verſchiedenes. — Wie man ſich irren kann. Herr v. B. war, ſo plaudert der„B..⸗C.“, Aſſeſſor, jung und unbeſoldet, Fräulein v. Tr. in der erſten Blüthe und doch ſchon eine gefeierte Schönheit. Die Güter der Eltern lagen nehen⸗ einander, die Kinder waren miteinander aufgewachſen. Otto v. B. empfand plötzlich, daß er die Spielgefährtin liebe, und machte ihr, in ſeiner entſchiedenen Weiſe, ohne ſeine An⸗ ſtellung abzuwarten, einen raſchen Heirathsantrag. Ein ebenſo geſchwinder Korb war die Antwort. Fräulein v. Tr. äußerte ſich dahin, daß Herr v. B. gewiß ein ſehr liebens⸗ würdiger Mann ſei; für die Ehe aber könne ſie einen Aſſeſſor — ſelbſt wenn er auch Kreisrichter würde— nicht brauchen. Sie fühle es, daß ſie zur Repräſentation berufen ſei, daß ſie eine Stellung in der Welt einnehmen müſſe. In dieſer Ab⸗ ſicht heirathete das junge Mädchen bald darauf einen alten Oberſten und iſt als deſſen Wittwe vor nicht langer Zeit geſtorben. Carrière anzuſtaunen, die ihren verſchmähten Liebhaber zum mächtigſten Staatsmann Europas machte. Er hatte ſpäter eine Couſine geheirathet, welche ihm noch jetzt die Laſt der „Repräſentation und ſeine Stellung in der Welt“ tragen hilft. Ja,— wie man ſich irren kann! — Eine Bittſtellerin. Aus Gaſtein wird der„W. A..“ gemeldet:„Schon am Tage ſeiner Ankunft exhielt Kaiſer Franz Joſef ein Geſuch zugeſtellt, das eine Wittwe zur Verfaſſerin hat, die der Großmuth Schranken ſetzt und von dem Monarchen rundweg fünfzig Gulden erbittet. Das Anliegen beruht auf folgenden Umſtänden, welche die Wittwe in dem Geſuche aufführt. Sie ſchreibt:„Vor mehreren Jahren habe ich dem Kaiſer Wilhelm L während eines argen Unwetters Unterſtand in meinem Häuschen gegeben und Se. Majeſtät ließ mir hiefür ein Geſchenk von fünzig Gulden reichen, dieſe Summe arſe ich nun jedes Jahr, während der Herrſcher hier weilte, ſie ſpielt eine Hauptrolle in meinem Lebensunterhalt. So flehe ich denn Eure Majeſtät knie⸗ fällig an, die Erbſchaft des ſeligen Kaiſers anzutreten und mir an ſeiner Stelle heuer das Geld zu ſchicken. Der Kaiſer wollte wahrſcheinlich die Bilgnz der Bäuerin nicht ſtören und gab den Auftrag, derſelben jährlich fünfzig Gulden als Gnadengabe zuzuſenden.“ — Ein ſündhafter Gedanke, Prinzeſſin Laätitia Bonaparte hat das Palais der Herzogin von Siſterna, der Schwiegermutter ihres künftigen Gemals, in Turin beſichtigt, das nun für ſie in Stand geſetzt wird. Bei dieſem Aulaſſe fiel der Prinzeſſin eine im erſten Stocke befindliche kleine Capelle ins Auge, und auf ihr Befragen ſagte man ihr, daß ein Prieſter in dieſer Capelle täglich eine Meſſe leſe und daß eine Stiftung die Koſten des Gottesdienſtes beſtreite. Prinzeſſin Lätitig überlegte einen Augenblick, dann ſagte ſie: „Dieſe Capelle iſt wahrhaft reizend ſituirt, man wird die Gegenſtände und Möbel entfernen und das Gemach für mich in ein kleines Boudoir umgeſtalten.“ Als die ſehr fromme Prinzeſſin Clotilde dieſe Anordnung ihrer Tochter hörte, brach ſie in Thränen aus, verſchloß ſich in ihre Gemächer und hat ſeit 24 Stunden kein Wort mit Prinzeſſin Lätitia geſprochen. — Ein neuer Preis, Aus Paris ſchreibt man:„Vor 14 Tagen kam einer der reichſten franzöſiſchen Fabrikanten zu dem Dixrektor des angeſehenſten Muſik⸗Inſtitutes unſerer Stadt und nachdem er die Thüre hinter ſich geſchloſſen hatte, ſagte er:„Wir haben Beide beſſere Verwendung für unſere Zeit, als daß wir dieſelbe in langen Vorreden vergeuden ſollten. Ich habe den Wunſch, Herr Direktor, daß meine Tochter Leonie beim Concurſe der Schauſpielſchmle den J. Preis be⸗ kommen ſoll. Ich bitte, dies zu veranlaſſen und geſtatten Sie mir zugleich, 5000 Fres. als Beitrag für Ihre diesjährige Erholungsreiſe zu erlegen.“ Der Direktor nahm das Geld dankend entgegen, am 3. d. M. fand die Schlußprüfung ſtatt, und nach der Preisvertheilung ſagte der Direktor:„Eine der Schülerinnen, Mademoiſelle Leonie., zeichnet ſich zwar nicht durch Begabung, wohl aber durch frühzeitig entwickelten Wohlthätigkeitsſinn aus, ſie gab mir hier 5000 Fres. zur Stiftung eines Stipendiums.“ Der Vater des Mädchens, der ſich im Auditorium befand, erhob ſich, purpurroth vor Zorn, und ſchrie dem Direktor zu:„Die Gerichte werden über dieſen Betrug zu entſcheiden haben.“ — Wohnung der Wilderer. Dieſer Tage wurde in Grünbichl bei Kirchdorf(im bayeriſchen Walde) ein Häuschen abgebrochen und da fand man vom Keller aus einen unter⸗ irdiſchen Gang, der unter dem Garten wegführte. Dieſes Häuschen gehörte einer berüchtigten Wildererfamilie, die 11 nach Amerika ausgewandert iſt. Vor vier Jahren fahndete man über ein Jahr lang vergeblich nach zwei Söhnen der⸗ ſelben. So oft die Gendarmerie das Haus überraſchte, bei Tag oder bei Nacht, immer waren die Vßgel, die man ſonſt wieder zu Geſichte bekam, ausgeflogen. Jetzt kann man ſich ihr jedesmaliges Verſchwinden erklären. — Eine merkwürdige Diebſtahlsgeſchichte. Aus Straßburg, 8. Juli, ſchreibt man uns: Großes Aufſehen macht eine Diebſtahlsgeſchichte, die ſich in den höchſten Krei⸗ ſen altelſäſſiſcher Familien abſpielt: Seit etwa acht Jahren haben zwei hochangeſehene Damen fortwährend aus einer Buchhandlung Bücher entwendet und dann antiquariſch ver⸗ kauft; der jährliche Verluſt der betreffenden Buchhandlung wird auf über 2000 Mark angegeben. Ein leider ſehr tragi⸗ ſches Moment trägt dieſer gemeine Diebſtahl dadurch, daß ſich der Inhaber jener Buchhandlung vor einigen Jahren aus Gram über 1 N ſeines Geſchäfts— trotz eines emſigen Fleißes— exſchoß. 5 — Vom Üülmer Münſter ſchreibt man uns: Der Münſterbdau ſchreitet raſch oorwärts; heute iſt das Gerüſt für die Pyramide in einer Höhe von 127 M. fertiggeſtellt Sie hat lange genug gelebt, um die beiſpielloſe, Donnerſtag, 12. Juli 1888. worden; der n erhält eine Höhe von 162., (Gölner Dom 156.), es bleibt alſo für den Helm noch 35 M. zu bauen. Bis jetzt ſind alle Arbeiten in dieſer ſchwindelnden Höhe ohne Unfall ausgeführt worden, Es war urſprünglich beabſichtigt, den Thurm bis 1889(zum 25. Regierungs⸗Jubiläum des Königs von Württemberg) fertig zu bringen, was aber nicht möglich iſt. Zum Beſten der Staatskaſſe. Letzter Tage ſollte in dem zur Oberförſterei Griesheim gehörigen Diſtrikt „Knoblochsaue“ eine Grasverſteigerung abgehalten werden. Die erſchienenen Steigluſtigen vertrieben ſich die Zeit bis zum Eintreffen der hohen Obrigkeit damit, vom Raine ſogenannte Walderdbeeren zu pflücken und ſie zu kleinen Sträußchen zu binden. Als der Herr Oberförſter auf dem Platze erſchien und die Beerenſträuße in den frevleriſchen Händen ſah, ließ er dieſelben confisciren und a tempo zum Beſten der Staatskaſſe verſteigern! Das Angebot war 5 Pfennig, es wurde aber weiter geboten, mehr aus Scherz. als dem Werth der Sache entſprechend, und ſchließlich der Betrag von 75 Pfennig für den Staat Heſſen erlöſt! Theater, Kunſt und Wiſſenſchaft. Ein Konſervatorium für die künſtleriſche Ausbildung von Opernſängern und Sängerinnen ſoll in London ins Leben gerufen werden. 5 Gounod hat endlich die erträumte Julie für ſeine Oper gefunden: ſie heißt Frau Darclée, iſt Rumänin, Gat⸗ tin des Hauptmanns Hartulary, von ausgezeichneter Schön⸗ heit, mit höchſt beweglichem Mienenſpiel, umfangreicher Stkimme und tüchtiger Schulung, die ihr geſtatten, Gounod, Verdi und Wagner zu ſingen. Fran Darclse hat ihr Enga⸗ gement mit den Directoren der Großen Oper Ritt und unterzeichnet. Sie wird gegen den 10. October aAuftreten. Ein Ludwigslied hat zur Centennarfeier Martin Greif gedichtet und Norbert Hoft für einſtimmigen Volkschor in Muſik Ne Die markige Kraft der Dichtung und der Schwung der Kompoſition werden dem Liede die verdiente Verbreitung verſchaffen. Beider Concurrenz für das Schneckenburger⸗ Denkmal in Tuttlingen erhielt den erſten Preis der Berliner Bildhauer Adolf Jahn. Seine Arheit ſtellt eine aus Schwert greifende„Germania“ auf einfachem, das Me⸗ daillonportrait Schneckenburger's tragenden, Poſtament dar. Den zweiten Preis erhielt Franz Bernauer in München fülr bae welches einen Germanen mit einem Steinbeil arſtellt. Eine neue und ſeltene Wettfahrt wird demnächſt in Mailand veranſtaltet. Fünf große Luftballons, von den bedeutendſten italieniſchen und fanzöſiſchen Aörongnten gelenkt, wollen um die Wette den F durchmeſſen. Jeder Ballon ſoll eine beſchränkte Zahl von todesmuthigen Perſonen aufnehmen. Das Unternehmen iſt von dem bekannken Eng⸗ länder Wever Scott angeregt; der Oberbürgermeiſter hat dazu die Arena angewieſen. Zola's„Nana“ dürfte binnen Kurzem als trällernde Operettenheldin ſich in den Hüften wiegen. Emile Zola hat, melden italieniſche Zeitungen, einen florentiniſchen Schrift⸗ teller, Ferdinando Stfalli, dazu ermächtigt, den berühmlen oman f0 einem Sperettenlibreto zu verarbeiten.„Nana in Muſik geſetzt— das giebt ſicherlich eine Operette, gegen welche„Die ſchöne Helena“ und„Pariſer Leben“ das reine Kinderſpiel find⸗ Ein neuerHeldentenor ſoll in Warſchau in der Perſon eines Barbiergehilfen, Namens Pukler, ausfindig ge⸗ macht worden ſein. Es hat ſich angeblich ein Damenkomitee gebildet, welches die erforderlichen Mittel wird, um dem neuen Nebenbuhler Mierzwinki's den nöthigen Unterricht im Geſange und Klavierſpiel geben zu laſſen. Sport. .D. Kaiſerregatta in Ems. Die Regatta, welche das Wettfahrt⸗Comite erſt am 5. Auguſt abhalten wollte, iſt heute am 9. ds. Mis. nunmehr definitiv auf ausdrücklichen Befehl des Kaiſers auf den 29. Juli feſtgeſetzt. it. Würzburg, 8. Juli. Die Bayeriſche Verbandsre⸗ gatta fand heute bei prächtigem Wetter ſtatt. Das Haupt⸗ intereſſe concentrirte ſich auf das Juniorvierer⸗Rennen, in welchem die beiden Hanauer Vereine coneurrirten, und deren Haltung allgemeinen Beifall fand. Die„Haſſia“ er⸗ zielte den zweitbeſten Record des Tages und ſiegte ſicher und leicht. Die Zeiten betrugen bei 2000 Mtr. in ſtark fließendem Waſſer 5 Min. 50 Sec. bezw. 5 Min, 54 S. Die anderen Rennen, welche rein nationalen Charakters waren, boten, mit Ausnahme des Zweierrennens, welches unentſchieden blieb, recht hübſche Leiſtungen. Funior dollenvierer: Würzburg 6 M. 22 S. 1, Bamberg 6 M. 22 S. 2. Skiff: Würzburg 6 M. 26 S. 1,.⸗Cl.„Winzer“ 6 M. 29 S. 2, Bamberg 3. Juniorzweier: Würzburg 6 M. 51 S. 1, Nürnberg 6 M. 57 S. 2, Straubing 7 M. 10 S. 3. „8. Zürich, 8. Juli. Im Meiſterſchaftsrudern vom Zürichſee(2350 Mtr)) ſiegte A. Seguin⸗Genf mit 12 Längen über F. Hoigen⸗Zürich; J Leux⸗ rankfurt(Germanig) war 1 Länge hinter dieſem. F. Schwab⸗Paris kam mit 20 Längen hinter 5 Leux, welcher die halbe Strecke führte, mußte jedoch in Ermangelung der nöthigen Ausdauer die Führung an Seguin abgeben und kurz vorm Ziel den 2. Platz noch an Hoigen abtreten. R. Henley⸗Royal⸗Regatta. Wie ich Ihnen hereits meldete, iſt Emil Döring(Hamburg) im Vorrennen von Vickalls geſchlagen worden. Im Hauptrennen concurrirten G. Vickalls und J. L. Gardner, von denen Erſterer nach ſehr ſcharfem Rennen als Sieger um die Diamand⸗Seulls das Ziel paſſirte und erzielte dabei eine Zeit(8 M. 36.), welche die beſte genannt werden dürfte, ſeit dem Beſtehen dieſes Rennens — Die Niederlage Dörings iſt einzig und allein viel zu wünſchen übrig Aaſſenden Steuern, wie es Frankfurt a. M. bereits zeigte, zuzuſchrei b 2,8 Planken. Erſtlingshemden per Stück 15 Pfg. 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Ehrſſoh im Hause des Herrn Goldarbeiter Nagel. Wegen Mangel an Raum iſt es mir nicht möglich, alle Artikel in meinem Auslagefenſter auszuſtellen. 11837 Feschäfts VDebernahme und Empfehlu Hiermit beehre ich mich einem tit. Publikum anzuzeigen, daß ich das von Herrn Carl Emil Herx ſeit einer Reihe von Jahren betriebene Geſchäft in Aussteuer-Artikeln, Manufactur- und Murzwaaren von heute ab auf eigene Rechnung übernommen habe und dasſelbe in dem ſeitherigen Lokale O Nr. E am StrohmarkEte Indem ich bitte, mir das gleiche Vertrauen wie meinem Vorgänger zu ſchenken, der Saiſon entſprechenden Neuheiten prompt und billigſt zu bedienen. Hochachtungsvoll Friedrich Tharn., seitheriger Geschäftsführer bei Herrn Carl Emil Herz. Gold- und Silberwaaren⸗Geſchäft O 2, 10 Kunststrasse verlegt habe und bitte ich das mir ſeither geſchenkte Werthem Beſuche mit Vergnügen entgegenſehend, zeichnet Carl Mertens, Juwelier. 9 Planken. 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Die kleine Gruppe rauchender und trinkender Herren, die in der weichen, ſüßen Luft, die aus dem Garten hereinſtrömte, am Fenſter ſaß, der große Vollmond, der die Roſen und den Springbrunnen im altmodiſchen Blumenbeet beſchien, gaben ein Bild der Behaglichkeit ab. Joſeph Diſtins ſcharfes Auge bemerkte jeden Zug in der Umgebung ſeines Freundes und er ſagte ſich, daß Joſeph Wyllard für den vierten Sobn eines Dorfvikars keine üble Karrisre gemacht habe. Wyllard und der Leichenbeſchauer hatten ſich bemüht, dem londoner Sach⸗ walter ein möglichſt klares Bild der Thtatſachen zu geben, die zum Tod des Mädchens in Beziehung ſtanden. Unglücklicher Weiſe waren dieſe Thatſachen auf eine höchſt dürftige Anzahl beſchränkt. Eduard Heatheote deutete mit keinem Wort auf den Verdacht, der in ihm nach der Todtenſchau gegen Bothwell aufgeſtiegen war, und den er ſeither vergebens abzuſchütteln getrachtet hatte. Bothwell's Haltung beim Diener heute Abend war nicht dazu angethan geweſen, dieſen Argwohn zu ent⸗ waffnen. Seine finſtere Stirn, ſein Schweigen und ſeine Zerſtreutheit ſprachen zu deutlich für eine geheime Unruhe. Dieſe Unruhe fiel mit dem Geſchehniß auf der Bahn zuſammen, denn Heathcote und Bothwell waren einander des Tags zuvor in Bodmin begegnet und miteinander nach Hauſe geritten, wobei der junge Mann ſich ganz wohlgemuth gezeigt hatte. „Das Billet, das man bei dem Mädchen fand, galt von Sbadon nach Plomonth, wenn ich recht verſtehe,“ ſagte Diſtin, nachdem man ihm Alles berichtet hatte. „Ja“ „Folglich fuhr ſie den Morgen von Paddigton ab. Meine Sache wird es ſein, ausfindig zu machen, wer ſie und was der Grund ihrer Reiſe war““ „Und hälſt du es für eine Möglichkeit, ſie ohne Spur von Beweisſtücken außer etwa der Photographie der Leiche— in London ausfindig zu machen?“ rief Wollard aus.„Meiner Meinung nach heißt das in einem Bach nach einer Waſſerblaſe ſuchen, die acht Tage darin zerplatzt iſt.“ Fortſetzung folgt.) Roman Beilage „General⸗Anzeiger“ (Maunheimer Volksblatt.— Fadiſche Volkszeitung.) MWuyllards Verhängniß. Roman von M. E. Braddon. Deutſch von Cl. Steinitz. (Nachdruck verbsten.) FFortſetzung.) Der Zug aus Paddington traf mit lobenswerther Pünktlichkeit und ohne jeglichen Unfall in Station Bodmin ein und der Einſpänner brachte Herrn Diſtin um halb neun Uhr nach Penmorval. Dora befand ſich im Salon, als er ankam. Sie hatte zeitig Toilette gemacht, um ihres Mannes Freund bewill⸗ kommnen zu können, mochte er auch immerhin einen Parfuͤm aus Old Balley mitbringen. Trotz Wyllard's Anpreiſung ſeines alten Schulkameraden hatte Dora ein verſchmitztes und unangenehmes Individuum erwartet, dem die Verſchlagenheit aus jeder Falte des Geſichtes ſah. Sie war angenehm überraſcht beim Anblick eines einnehmenden Mannes mit einer Adlernaſe, dunklen Augen, ergrauendem Haar und Backenbart, von ſchmächtiger, doch wohlgefügter Geſtalt und einem artigen Weſen, das von Geckenhaftigkeit und Affektation gleich weit entfernt war. Dieſer Mann hätte ebenſo gut für einen Künſtler oder Schriftſteller, als für einen in die dunklen Wege der Kriminaljuſtiz Eingeweihten gelten können. „Meinem Freunde Wyllard ſchlägt die ländliche Abgeſchiedenheit vortreff⸗ lich an,“ ſagte Diſtin, nachdem er Dora vorgeſtellt worden war.„Er erſcheint mir um zehn Jahre jünger, als da ich ihm vor nunmehr genau zehn Jahren in Paris begegnete. Und das bedeutet zwanzig Jahre zu ſeinen Gunſten.“ „Sind es wirklich zehn Jahre, daß Sie ihn nicht geſehen haben?“ rief Oora aus. „Genau eine Dekade. Unſer letztes Zuſammentreffen fand zufällig im Palais Royal im Sommer 1872 ſtatt, als Paris ſich gerade von den Schrecken der Kommune zu erholen begann. Wir rannten eines Tages zur Mittagsſtunde gegen einander, beide im Begriff, bei Vefour zu diniren; dort haben wir dann über alte Zeiten geplaudert. Ich fand, daß mein Freund an jenem Abend auf⸗ geregt und hager, nervös und abgeſpannt ausſah und ich ſchrieb das dem herr⸗ ſchenden Hochdruck der Verhältniſſe zu. Ich wußte, daß weder ſpäck's Auf⸗ bleiben noch irgend eine Ausſchweifung daran ſchuld ſein konnte, denn Wyllarb war allezeit von einer muſtergiltigen Solidität. Jetzt aber finde ich ihn ver⸗ jüngt, von ländlichen Freuden ſtrahlend. Glücklicher Menſch, der ſein Otium eum dignitate ſich in der Blüthe des Lebens angedeihen laſſen kann.“ Seite Total-Ausverkaufs wegen vollſtändiger Geſchäftsaufgabe netee 9 8 0 0 9 e geleler Weberel d c Cie.) D l, 13 b buft d0 2 felleh Aesken egen uud N Haen Zur Kenntniss, dass ich unterm Heutigen an hiesigem Platze 0 4, 2, 3 Stock ein Atelier zur Auferligung ſämmtlicher Jamenmüukel Reparatenr errichtet habe. Pelüche werden in zertrenntem und unzertrenntem Zustande nach einer von mir in Amerika erprobten Methode wie Neu aufgedämpft. Hochachtungsvoll 9529 des Herrn O 2 No. 10. ee 10717 D 5 bl. 195 olmaun Klauierſtimmer und Gefl. Beſtellungen in der Kunſt⸗ u. Muſikalienhandlung A. Hasdenteufel, 9918 Der Unterzeichnete erlaubt ſich hiermit ergebenſt e ithographie duß er ſein Geſchäft als 9 9 + 5 Schmidt&k Oberlies 04, 7. Mannheim 0 4, I7 3219i Buchdruczerei, Papier⸗ und Schreibmaterialienhandlung. 728 gun — e A 5— S S 30 SD—* S — 88 55 2. ES— 2832. 88.— — —.— 28838— 8 38 8— 28* 8 D SSS —2—— ——2 S Ssssb. 8. 28 2* 2 88N 05,1 Büchsenmacher 0 5. von Heidelberg hierher verlegt hat und empftehlt ſich in 975 zur Waffenbranche gehörigen Artikeln und Arheiten. Spezialität: A Alektigung feiner Ceutralfeuer⸗Gewehre. Hochachtungsvoll Triedr. eeeeee nur beſtes Fabrikat bei „Du hörſt, was er ſagt, Dora,“ lachte Wyllard.„Nun ſtelle ich mir ſeinen Gedankengang folgendermaßen vor: Wie kann dieſer arme Teufel ſein Leben fern von London ertragen, zweihundertundvierzig Meilen von Klub, vom Opernhauſe, von Premieren, von der Menge vertrauter Geſichter entfernt? Ich kenne meinen Freund Diſtin von früher und weiß, daß er ebenſowenig ußerhalb Londons leben könnte wie ein Fiſch ohne Waſſer.“ „Ich liebe mein kleines Londen,“ geſtand Diſtin ſpröde zu, als ſpräche er von der Neigung zu einer bezaubernden Frau.„Es iſt ſo viel darin los und ein verteufelt leichtfertiger Platz für Solche, die ſich darauf verſtehen. Des⸗ halb aber iſt das Land doch eine wunderhübſche Einrichtung— von Sonnabend bis Montag natürlich nur.“ „In dieſem Zuſatz verräth ſich das londoner Stadtkind,“ lachte Wyllard. „Das iſt die ſchlimmſte Seite von Devonſhire und Cornwal,“ fuhr Diſtin in ſeiner muntern Weiſe fort.„Reizende Landſchaft, eminent maleriſch, aber von Montag bis Sonnabend nicht zu gebrauchen. Nun ruht auf dieſen zierlichen Flecken ſtromaufwärts und dem ganzen ländlichen Bezirk rings um Tunbridge ein unausſprechlicher Zauber.“ „Und bitte, welcher?“ „Man iſt immer entzückt, Sonnabend Nachmittags anzukommen und glück⸗ ch, Montag früh wieder abzufahren. Das ländliche Aroma reicht genau bis Sontag Nachts und die heftige Sehnſucht nach der Stadt beginnt mit dem Morgengrauen des Montag. Nun muß ich aber gehen und meine zweihundert und vierzig Meilen Staub von den Füßen ſchütteln,“ ſagte Mr. Diſtin und ent⸗ ſchlüpfte,“ ſo ſchnell wie ein Knabe. Es war zwanzig Minuten vor Neun, als er den Salon verließ, und fünf Minuten vor Neun kehrte er im vollem Abendkoſtüm zurück, als hätte ein auberſtäbchen ihn verwandelt. Sein Anzug war ausgeſucht einfach und zeich⸗ e ſich doch in jeder Kleinigkeit durch einen vollendeten Geſchmack aus, der elbſt dem Laien auffiel. Man merkte, daß der Zauberfinger der Mode juſt teſes Hemd berührt, den ſeidenen Kragen, die Biegung des Aermels abgezirkelt atte. Jene ſchwarze Perle in der Kravpatte mochte das letzte Geſchenk eines Jrinzen oder einer dankbaren Schönheit ſein. Ein Ring, ein einziger unr, chmückte die linke Hand des Anwalts, aber dieſer Ring war ein Tafelſtein, en vor zweihundertundvierzig Jahren Anna von Oſterreich dem Herzog von Buckingham, zum Geſchenk gemacht hatte. Bothwell, der ſich auf ſeine Kleidung etwas zu Gute that, ſah neben dem londoner Rechtsgelehrten plump, und unmodern aus oder war auf jeden Fall der Meinung, daß er es thäte. Eduard Heathcote hatte nie beſonderen Werth auf ſeine Kleidung gelegt, aber ſeine hohe Geſtalt und ein gewiſſer militäriſcher Anflug ließen ihn in jeder Geſellſchaft bedeutend erſcheinenen. Er hatte den ungezwungenen Anſtand und die leichten Bewegungen ein Mannes, der ſeine Näh⸗, Strickmaſchinen⸗ und Velocipedlager 441¹ Georg Eisenhuth, Mannheim, D 4, 14. Anterricht wird gratis ertheilt. Jacob Bitterich Lack⸗, Henſe Farben⸗ rik Mannhelm. Rheinvorland, Verkaufsſtelle D 4 No. 7(Fruchtm.) empfiehlt ſuperfeine Weingeiſt⸗ u. Bernſtein⸗ Fussbedenglanzlacke, Möbellacke. Glaſuren. Alle Sorten Farbeu, trocken und in Oel. Wandmuſter 28 3116i Billigſte Fabritpreiſe. Prima Ruhrkohlen Ofenbrand u. Nußkohlen, gehack⸗ tes Holz und buchene Holzkohlen billigſt 11426 Georg Vogt, Neckarvorſtadt Z2P 1, 28. Wegen Umänderung z. v. 3 Stück alten Th. Plomben in Gold, Silber, Cement. 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Sie fühlte, daß die größere Zahl ihrer Tiſchgäſte, die in dem Duft der Treibhaus⸗ blumen unter dem gedämpften Licht ihrer niedrigen Lampen ſaßen, über etn Geheimniß brüteten, das Mord bedeuten konnte. Sie war ſehr froh, gleich nach Beſchluß der Tafel mit Hilda in den Salon eilen zu können. „Jetzt werden ſie ſicher über den Tod des armen Geſchöpfs berathen,“ ſagte ſie.„Komm, Hilda, ſinge ein Ballade von Schubert, daß wir all' den Graus verſcheuchen.“ Hilda ſetzte ſtch folgſam an den Flügel und begann„Mignon“ zu ſingen. Sie hatte einen prächtigen Mezzoſopran, klar wie Glockenton reif, rund und voll. Die ausdrucksvollen Klänge ſtiegen zur niedrigen Decke empor und flutheten zu den Fenſtern hinaus. Vielleicht erreichten ſie Bothwell's Ohr im Speiſe⸗ zimmer, denn er ſchlenderte gemächlich herein und ſchlüpfte in einen ſchattigen Winkel, um ſich dort in einen Seſſel niederzulaſſen. Hilda ſang und ſpielte immer auswendig. Die läſtige Pflicht, ihr die Noten zu wenden, fiel bei ihr ſort. „Weßhalb haſt Du die Herrn verlaſſen?“ fragte Dora, als das Lied zu Ende war. „Sie reden ſchon wieder von der entſetzlichen Todtenſchau. Niemand in ganz Bodmin ſcheint von etwas Anderem reden zu können. Wohin ich auch heut ging, überall hörte ich daſſelbe ſchauderhafte Geſchwätz— alle erdenkliche Ver⸗ muthungen und nicht ein Gran geſunden Menſchenverſtandes darin. Kein Wunder, daß die Großſtädter die Einfalt der Landleute verlachen.“ „Ich finde die Städter um keinen Deut weniger ſenſationsbedürftig,“ erwiederte Dora in warmer Vertheitigung ihrem cornwalliſchen Landsgenoſſen. „Sieh doch, wie weitſchweifig die londoner Zeitungen ſich über jedes Verbrechen ergehen.“ Die drei brachten den Abend ſehr ruhig im Salon zu während die drei Herren im Speiſezimmer das Eiſenbahnereigniß erörterten. Hilda ſang Frau Wyllards Lieblingslieder, ihre Wirthin ſaß am offenen Fenſter bei einer Lampe und ſtickte an einem Büſchel auf olivgrünem Plüſch.