In der Poſtliſte eingetragen unter Nr. 224 * (Badiſche Volkszeitung.) Abonnement: 50 Pfg. monatlich, Bringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poft bez. incl. Poſtauf⸗ ſchlag M..90 pro Quartal. 78 e Colonel⸗Zeile 20 5 Die Reklamen⸗Zeile 40 112 Einzel⸗Nummern 3 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. Mann! Amts und Kreisverkündigungsblatt e Erſcheint täglich, auch Sonntags; jeweils Vormittags 11 Uhr. der Stadt Mannheim und Umgebung. (98. Jahrgang. ler Journal. (Mannheimer Volksblatt.) Telegramm⸗Awreſſe: „Journal Mannheim.““ Verantwortlich: Chef⸗Redakteur Julius Katz. Für den Inſeratentheil: A. Lohner. Rotationsdruck und Verlag der Dr. H. H Buch⸗ druckerei, (Das„Mannheimer Journal⸗ ſämmtlich in Mannheim. Nr. 230, 2. Blatt. Teuilleton. „Alleinſeligmachende“ Kunfl. Eine nothgedrungene Erklärung. Von Julius Katz. Ein begeiſterter Verehrer der Wagner'ſchen Kunſtideale, der in dieſen Blättern über die diesjährigen Bayreuther Muſterdarſtellungen berichtet und als mitthätiger Theilnehmer dieſer den Manen des Muſikreformators gewidmeten Auf⸗ führungen das Recht zur publiziſtiſchen Darlesung ſeiner Anſchauungen ſich erworben hatte, hat einen Kampf der Geiſter hervorgerufen, von deſſen erbitterter Führung und Ausdehnung er ſelbſt keine Ahnung zu haben ſcheint. Wäh⸗ rend er an den Ufern der Schelde weilt und den belgiſchen Darſteller des„Parſifal“ in die Tonſchönheiten des„Lohen⸗ grin“ einzuführen bemüht iſt, häufen ſich auf unſerem Redak⸗ tionstiſche die Zuſchriften, welche freiwillige, zum Theil ſogar ungebetene Mitarbeiter über ſeine„Bayreuther Briefe“ zu verfaſſen bemüht ſind. Und die Veranlaſſung dieſes Feder⸗ kriegs? Herr„W..“ hatte im„General⸗Anzeiger“ die Kunſt Wagners als die alleinſeligmachende“ bezeichnet und iſt in dem ihm ſo wohlanſtehenden Feuereifer bis zu dem Parodoxon gelangt, daß erſt mit der Erſchaffung der„Meiſter⸗ ſinger“ und des„Nibelungen⸗Ringes“ die deutſche Kunſt erſtanden ſei. Ein kühnes Wort und eine Doktorfrage zu⸗ gleich. Die„Entrüſteten“ ſammeln ſich zu Hauf und drohen mit einem künſtleriſchen Ueberfall des glücklicherweiſe ziemlich weit vom Schuß entfernten Herrn W. B. und der Redaktion des„Gen.⸗Anz.“, in deſſen Spalten ſolch' grober Unfug ver⸗ übt worden iſt. Der Lärm unterhalb des Strichs in dem ſonſt ſo harmloſen, ſchöngeiſtigen Feuilleton ſtört den politiſchen Re⸗ dakteur in der endlichen Erledigung der ſerbiſchen Eheſcheidungs⸗ angelegenheit und er, der ſoeben im Begriffe ſtand, alle politiſchen Parteien mit Hilfe eines unzweifelhaft„glänzen⸗ den“ Leitartikels zu einer Schaar liebender Seelen umzu⸗ wandeln, ſteigt hinab in das Zeitungsſouterrain, um den künſtleriſchen Spektakel zu ſchlichten. Zu ſchlichten? Als ob das möglich wäre! Du lieber Himmel, ſo wenig, als das Feuer das Waſſer verträgt, ſo wenig iſt an die Schlichtung ſolcher künſtleriſcher Fragen zu denken. Keine der Parteien weicht einen Schritt zurück, nicht einmal das Wörtchen„allein“ will der eine Theil von dem„ſeligmachend“ ſcheiden! Viel⸗ leicht iſt es dem Redakteur, der bekanntlich ſeinen Beruf„ver⸗ fehlt“ hat und demnach in allen Dingen Beſcheid wiſſen muß, geſtattet, ein kleines Wörtchen dreinzureden. Ohne Haß, vielleicht ſogar mit etwas Liebe mag er es verſuchen, ſein Sprüchlein herzuſagen.... Ich fange alſo friſch und frei mit dem Geſtändniß an, daß ich von der„alleinſelig⸗ machenden“ Kunſt Wagners nicht überzeugt hin. Ah! Alſo ein Antiwagnerianer! Und der will überhaupt zu Worte kommen 21... Gemach, meine Herrſchaften— ich bin kein Antiwagnerianer, dafür mögen die ſeit fünfzehn Jahren ſich faſt täglich erneuernden Druckſchriften zeugen, welche meiner Feder entſtammen... Alſo ein halber Wagnerianer, ſo Einer, der viel ſpricht, und nichts thut? Auch dieſer Schluß wäre falſch. Sagen wir ein geſunder Wagnerianer! Ja, gibt es auch ſolche? Gewiß, meine Gnädigſte, das ſind Leute, die nicht nur von Wagner ſprechen, die ihn— und das noch vielmehr— verſtehen, fühlen; die ihre Phantaſie an den Werken des Meiſters beleben, ſich von ſeiner Kunſt zur Begeiſterung entflammen laſſen, die aber den Tonkünſtler Wagner als einen Genoſſen unſerer Geiſtesheroen ver⸗ ehren, und nicht als deren Zuchtmeiſter!— Das ſcheint Ihnen neu zu ſein? Sie kannten wohl bisher nur Wagner⸗ phantaſten, und nicht Wagnerverehrer? Und doch, ſo will es mir ſcheinen, iſt hier die Klippe, an der ſo Viele ſtranden. Die alte deutſche Kunſt zur Magd der Wagner'⸗ ſchen Muſe zu erniedrigen, wird wohl Niemandem in den Sinn kommen und doch iſt's nichts weiter als eine Herab⸗ würdigung der deutſchen Dichter und Künſtler, wenn man ſie nur als Trabanten der Wagner'ſchen Sonne betrachtet. Die„allein“ſeligmachende Kunſt des Bayreuther Apoſtels iſt doch nur eine Etappe auf dem Paſſionspfade der Kunſt zu den lichten Sonnenhöhen. Die urewigen Geſetze der Schön⸗ heit, die klaſſiſchen Linien der antiken Kunſt, ſie ſollten Miß⸗ geſtalten ſein, weil Wagner's Wotan den Regenbogenweg zu Walhall erſt in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahr⸗ hunderts fand? Die erſchütternden Klagen Bach's auf„Gol⸗ aatha“, die majeſtätiſchen Hallelujah⸗Klänge Händel's, die trauervollen und doch ſo gigantiſchen Schmerzensrufe Donna Anna's an der Leiche des Vaters, der glutherfüllte Rache⸗ geſang„Fidelio's“— das Alles ſollte nur die Staffel ſein, auf der ſich Wagner's„allein“ſeligmachende Kunſt zur Mo⸗ numenthöhe erhebt?... Und was ſind ſie denn die unſterb⸗ üichen Geſtalten, die unſeres Schiller's boher Geiſt erſchuf e Geleſenſte und ver Sind die Ideale eines Leſſing, die lebensvollen Charaktere Goethe's nichts mehr der deutſchen Kunſt? Und ſie alle, deren Namen an dem deutſchen Sternenhimmel leuchtet, ſind ſie erſtorben, ſeit der Walküren Hojotoho⸗Geſang bis in Nibelheims Felsklüfte dringt? Die Kunſt läßt ſich nicht in enge Bande feſſeln; kraftvoll, ſiegesbewußt zerſprengt ſie die klirrenden Feſſeln, als freie Tochter der Phantaſie. Und nun die Frage: Hat nicht ein Jeder, dem es vergönnt war, in der Dresdener Gallerie die Sixtiniſche Madonna zu bewundern, die Schauer des ewigen Lebens empfunden? Iſt nicht die Kunſt Rubens, Guido Renis,. Murillos, und bis in die neueſte Zeit herauf, die Kunſt der deutſchen Maler eine beſeeligende? Stand je ein Sterblicher vor Canovas Grabgewölbe in der Wiener Auguſtinerkirche, vor Thorwaldſens formgeſtalteten Werken, ohne den Hauch der Ewigkeit zu verſpüren? Und jener Meiſter, der die Tempel baute, in denen des Glaubens Fried' und Freud' gepredigt wird, Michel Angelo, iſt ſeines Namens Herrlichkeit in den Staub geſunken, ſeit Wagner's Stern am Firmamente hellſtrahlend emporſtieg? O, geht mir doch, mit der„alleinſeligmachenden“ Kunſt Wagner's, dieſer Phraſe, die mit Elephantenfüßen die duftenden Blüthen der Pietät zertritt! Die Liebe ſoll die Kunſt predigen, den Haß ſäet Ihr, die Ihr im Namen Wagner's zu ſprechen vorgebt! Schwört nur zu auf die Namen „Gottes, Beethoven's und Wagner's“— es iſt ſchon man⸗ cher Falſcheid im Vorhof der Kunſt geleiſtet worden. So ſeid doch ehrlich und ſaget was Ihr wollt: die Unter⸗ drückung der freien künſtleriſchen Anſchauung, den Zwang unter das Joch des Autoritätsglaubens. Weil Wagner, der Menſch Wagner, in trüber Stunde und in mißgeſtimmter Laune Felix Mendelsſohn⸗Bartholdy verun⸗ glimpfte, ſo glaubet Ihr Nachgeborenen, die Ihr zum Theile nicht im Stande ſeid, die Schönheitslinien der Werke dieſes Tonkünſtlers zu würdigen, den Manen Wagner's zu huldigen, wenn Ihr den Juden Mendelsſohn in den Koth zerrt. Wahrlich, hier iſt es ſchwer, eine Satyre zu ſchrei⸗ ben, denn es blutet das Herz ob ſolcher That. Quod licet Jovi, non licet bovi! Was Wagner durfte, was man ihm— verzieh, das dürfet Ihr nicht, die Ihr Euch mit dem Mantel des Bayreuther Kunſtſinns umhüllt!—— Es wäre ungerecht, wollte ich, wie es Herr W. B. an dieſer Stelle mit der nichtwag⸗ ner'ſchen Kunſt und den Künſtlern that, eine Maſſenabſchlacht⸗ ung der Verehrer Wagner's vornehmen; ich müßte ja mit mir ſelbſt anfangen und derartigen gewagten, nicht ganz ſchmerz⸗ loſen Operationen bin ich abhold. Und deßhalb ſei zur Be⸗ lehrung für„echtfärbige“ Wagnerianer auf verſchiedene Vor⸗ kommniſſe hingewieſen, die gegen die Theorie von der„allein“⸗ ſeligmachenden Kunſt Wagner's ſprechen. Ich habe noch nie einer vollendeteren Aufführung von Mendelsſohn's Ruy⸗Blas⸗ Ouverture angewohnt, als ſie Jelix Mottl im Winter 1886 in Karlsruhe darbot. Und Mottl iſt doch wohl ein „Wagnerianer?“ Welcher Mufiker würde nicht mit Entzücken an die Aufführung der Brahms'ſchen Emoll-Symphonie durch Bülow's Orcheſter zurückdenken? Und Bülow iſt doch, ſo dächten wir, auch Wagnerianer? Ja, war es nicht derſelbe Bülow, der in Berlin, um den „Circus Hülſen“ bloszuſtellen, eine Muſteraufführung des — Herr W. B. bekreuzigen Sie ſich!— Meyerbeer'⸗ ſchen Propheten⸗Marſches veranſtaltete? Meverbeer, Bülow, Wagner! Der Himmel bewahre gnädig meine Seele, ich hätte es nicht gewagt, dieſe Namen aneinander zu reihen, wenn es nicht Bülow ſelbſt gethan hätte. Und, nicht wahr, Herr W..] Bülow iſt noch nie Jude geweſen! Ich erinnere mich in St. James's Hall zu London der Aufführung einer Mendelsſohn'ſchen Symphonie unter Hans Richters Leitung beigewohnt zuß haben, die in nichts eine Abneigung des Dirigenten,(der doch auch unzweifelhafter Wagnerianer iſt), gegen den guten Felix dokumentirt hätte. Wozu alſo der Lärm? Wenn die jugendliche Avant⸗Garde der Wagner'⸗ ſchen Streitmacht gegen die Kunſt im Allgemeinen ankämpfen will, ſo mag ihr dieſes zweifelhafte Vergnügen vergönnt ſein; nicht die Kunſt iſt's, die den Schaden trägt. In den Köpfen der ſoeben erſt zum Handkuß in Bayreuth zugelaſſenen Eiferer malt ſich die Welt ganz ſonderlich; in kindiſcher Laune ver⸗ meinen ſie, die Kunſt nach ihrem Sinn reformiren zu können. Das Haupt vor der Bildſäule Wagners in den Staub gedrückt, ſtrampeln ſie mit den Beinchen gegen Mozart und Haydn, und in ſtiller Dämmerſtunde, wenn„Niemand nichts weiß und Niemand nichts hört“, wird auch dem jämmerlichen Beethoven der Hals umgedreht. Ein heiliger Kreuzzug wird gegen die Preſſe geplant, deren„Seribenten“ noch ſo dumm ſind, ſich nicht vor den Triumphwagen der ungezogenen Lieb⸗ linge der Bayreuther Grazien ſpannen zu laſſen. Wie thöricht! Um gegen die künſtleriſche„Verſumpfung“, d. h. gegen die Unabhängigkeit der böſen Preſſe zu kämpfen, bedarf man wieder der— Preſſe; man ſchickt der künſtleriſch den⸗ kenden Redaktion das Meſſerchen in's Haus, damit ſie böchſt⸗ breitetſte Zeitung in Maunheim und Umgebung. eigenhändig an ſich ſelbſt das Hakariri, das liebliche Experi⸗ Sonntag, 16. Septbr. 1888. ment des Bauchaufſchlitzens vornehm!! Vielleicht gehört auch dieſes Opfer zur Hebung der„alleinſelig⸗ machenden“ Kunſt?hidhd Pariſer Akien. (Zwei Hinrichtungen.) D. Paris, 12. September. (Originalbericht des„General-Anzeigers“) Im Zwiſchenraum von wenigen Tagen bat der einzige Scharfrichter von Frankreich— Nonsieur de Furis wird er im Volksmund genaunt— zweimal ſeines traurigen Amtes gewaltet. Noch iſt keine Woche verfloſſen, ſeit Herr Deibler mit ſeinen Gehilfen und der Guillotine eine Seereiſe antrat, um in dem Banditenlande Corſika das Mordinſtrument funktioniren zu laſſen und kaum nach Paris zurückgekehrt, ſiel das ſchauerliche Meſſer wiederum nieder, um einen weiteren Sühneakt zu vollziehen. Im wild-romantiſchen Geburtslande Napoleons wurde Rocchini in eine andere Welt befördert(in welche. darüber ſchweigt die Geſchichte), in Paris, dem eleganten Paris, büßte ein armer Teufel Namens Schuhmacher, was er in einem Augenblick des Wahnfinns frevelhaft begangen hatte. Rocchint liehte und ward nicht geliebt. Wüthend, mit ſeinen heißen Liebeserklär⸗ ungen bei einem Hirtenmädchen von kaum 16 Jahren nichts auszurichten, nahm er die Flinte von der Schulter, zielte und ein blühendes Leben war vernichtet. Schuhmacher, ein junger Menſch, der erſt 22 Sommer geſehen, auf Urlaub ſich in Paris aufhielt, ſein Geld durchputzte fand keinen anderen Ausweg, um ſich die Mittel zur Rückkehr nach der Garniſon 15 e als den, eine achtzigjährige Frau, deren Gaſt⸗ reundſcha Haft er genoß, zu ermorden und ſich ihrer Bgarſchaft zu bemächtigen. Carnot hielt es für gut, von dem ſchönſten Privilegium des Staatsoberhaupts, dem einzigen, um das ich überhaupt Potentaten beneide, keinen Gebrauch zu machen und der Gerechtigkeit freien Lauf zu laſſen. Und ſo eſchah es. Unter beiſpielloſer Aufregung der corſiſchen Bevölkerung würde Rocchini exekutirt. In Todtesängſten ſchwebte Deibler, der mit Verwünſchungen und Drohungen regalirt wurde. Doch nichts Unvorhergeſehenes trat ein und der blutige Mann, der in Paris Frau und Kinder hat und recht glücklich leben ſoll, konnte wohlbehalten zu den Seinigen zurückkehren, die er umarmte, um ſich von Neuem an ſeine ſchaurige Arbeit zu begeben. Beide Mörder waren zwar keine ganz gemeinen Verbrecher, die nur aus Raubgier und Berei⸗ cherungsmanie über ihre Opfer herfallen, aber auch keine Miſſethäter, deren Vergangenheit Intereſſe erregt. Banale Mörder, banaler Mord. Und ſo ſonderbar es auch klingen mag, die Bevölkerung befand ſich in einem Zuſtand fieberhaf⸗ ter Erregtheit, verfolgte die Leidensgeſchichte der beiden Un⸗ glücklichen mit einer außerordentlichen Theilnahme die viel⸗ leicht auch mit etwas Nrugierde gemiſcht war, und athmete, wie von einem Alp befreit, auf, als der letzte Akt der bluti⸗ gen Dramen ſich dem Ende genähert hatte. Wir ſtehen nicht vor einem unlösbaren Räthſel, ſondern vor einer rein humanen Erſcheinung, die jeder Nation zur Ehre gereicht. Sobald ein Todesurtheil ausgeſprochen iſt, es braucht noch nicht vollzogen zu ſein, perdient der Verur⸗ theilte unſere Theilnahme. ſühnt für ſein Vergehen. Warum ihn peinigen? Warum ihn moraliſch foltern, eine Strafe, zehnmal ſchrecklicher als der Tod?! Sind wir nicht alle nur Menſchen und nur Schwächen unterworfen? Gibt es denn in der menſchlichen Bruſt keinen Platz für Mitgefühl? Kann der Geſetzgeber edler und ſchöner handeln, als wenn er verſucht, im Herzen der Menſchen die Keime der Liebe zu pflanzen? Um ſo unbegreiflicher und unentſchuldbarer ſind die Schauſpiele, die die beiden beſprochenen Hinrichtungen dem entſetzten Auge boten und deren Schuld in vollem Maße den Autoritäten aufgebürdet werden darf und muß. Ich meine die Oeffentlichkeit der Hinrichtungen. In Frankreich ſind die ee den ſis Kotie nſcht ſo viel Vergnügen machen, verboten, damit das Volk ſich nicht an blutige Zerſtreuungen gewöhne und ſein Geiſt nicht der Verrohung, dem Barbarismus zur Beute werde. Das Blut eines Thieres fließen zu ſegen, wird verhindert, doch ſein Taſchentuch in das warm entſtrömende Blut eines enthaupteten Menſchen zu tauchen, iſt geſtattet. Begreife, wer hegreifen mag! In Corſika, einem Lande, wo kein Bewohner ohneGGewehr aufder Achſel und dem Revolver im Gürtel auch nur den kleinſten Ausgang macht, wo die barbariſchſten Sitten und Gebräuche herrſchen, das Stilet— der italieniſche Urſprung läßt ſich nicht verläugnen— eine größere Rolle ſpielt, als der fried⸗ liche Pflug, fällt es der allesbeleckenden Cultur recht ſchwer⸗ ſelbſt die kleinſten Siege zu erringen. Die Einwohner der romantiſchen Inſel ſind Wilde geweſen und Halbwilde ge⸗ blieben. Die Ankündigung der Hinrichtung Rochinis hatte wie ein elektriſcher Schlag gewirkt. Ganz Corſika war auf den Beinen; Männer, Frauen, Kinder zogen nach der grauen⸗ haften Stätte und trotz der Verwünſchungen gegen den Henker wurde die Sucht nach„auten Plätzen“ ungeheuer. Niemam wollte ſich das ſeltene Vergnügen entgehen laſſen und je weiter die entſcheidende Stunde vorrückte, deſto dichter wurden die Schaaren der Neugierigen. Die Fenſter, Dächer, Balkone, waren in der Nähe des fakalen Ortes ſchwarz vor Menſchen, kein Baumzweig ohne grüne Jungens die ihren Hals der⸗ längerten, um beſſer zu ſehen. Der Tag wurde zum Feſttag. Tauſende menſchlicher Augen richteten ſich auf den zitternden Rocchini, der erſt in letzter Stunde die ſchreckliche Gewißteit erlangte und ſich in furchtbarer Verzweiflung auf dem Boden rollte, wahrend er mit röchelnder Stimme um Aufſchub bat. Wenn es Lente gibt, die an den Qualen und Todes zuckungen eines armen Teufels Gefallen finden, ſo müſſen ſie verhindert werden, ſolchen Szenen beizuwohnen Wo das Gefühl der⸗ artig abgeſtumpft iſt 895 nur noch ein erlöſchender Funke exiſtirt, muß die arbtzte Anſtrengung gemacht werden, den ee 2. Seite. Seneral-Anzeiger: Reſt wenigſtens zu retten. Der nüchterne hausbbackene Wer⸗ ſtandes men ſch wird nicht in Verlegenheit kommen und mir kalt und ruhig entgegnen, daß der Anublick ſolcher Schlächtereien das Volk von Verbrechen abſchreckt Weit gefehlt. Nicht allein, daß es ein trauriges Mittel iſt, durch Furcht von der ſchlechten That abzuhalten, auch die„Statiſtik heweiſt ſonnenklar, daß die Zahl der Verbrechen täglich zunimmt. Sie beweiſt Udirekt; daß jeder Verbrecher glaubt, nicht erwiſcht zu werden. Ein ruchloſer Menſch hält ſich immer für pfiffig und denkt erſt an ſich ehe ſein Geiſt ſich mit der ſtrafenden Juſtiz be⸗ ſchäftigt. Wer morden will mit Vorſatz, mordet unfehlbar, ſeloſt wenn er einem Dutzend Hinrichtungen beigewohnt hat. Warum? Er hält ſich für geſcheidter als die Opfer ihrer Thaten und iſt überzeugt, keine Dummheit zu begehen, die ihn den Händen der Gerechtigkeit ausliefert. Dem Menſchen ein gefühlvolles Herz da einzuſetzen, wo es fehlt, gehört zu den Unmöglichkeiten. Den Menſchen an der vollſtändigen Verwilderung zu hindern, iſt Pflicht des Staates. Sehen wir uns die zweite Hinrichtung an, die in Paris auf der düſtern Place de la Roquette ſtattfand, gegenüber dem Gefängniß gleichen Namens, das die Verurtheilten be⸗ herbergt Hier iſt das Schauſpiel ganz derſchieden. Die pittoreske Landſchaft von Rocchinis Heimath fehlt. Der kleine Platz iſt von Häuſern umgeben, mit einigen Bäumen be⸗ pflanzt, unter denen in ſchönen Sommertagen unſchuldige Kinder ſpielen.. Der Fremde durchſchreitet die Stätte des Henkers ohne Ahnung, daß er ſich auf blutigem Boden be⸗ findet, der Einheimiſche beeilt ſich, den Ort aus den Augen zu verlieren, für die Bewohner des Viertels hat die Roquette nichts Unheimliches, man gewöhnt ſich ja an alles, ſelbſt an's Henken. Der Elſäſſer Deibler fürchtet ſich in ſeiner guten Stadt Paris vor keiner verrätheriſchen Kugel und waltet ſeines Amtes mit geübtem Auge und feſter Hand. Die nöthige Sicherheit iſt unfehlbar vorhanden, genügender Schutz ebenfalls und ein leider ſehr dankbares Publikum. Paris kann den Vergleich der Scenerie nicht aushalten mit dem romantiſchen, felſigen, meerumſpielten Corſika, aber es entſchädigt ſich durch ſeine Zuſchauer, die auf der ganzen Erde in ſolcher Scheußlichkeit nicht zu finden find. Eine ſchauderhafte Geſellſchaft, die ſich auf der Flace de ja Roquette Rendezbous gibt. Ein Mob, den ich ſelbſt mit dem Ende meines Spazierſtockes nicht zu berühren wagte. Eine Sammlung von Individuen, die jedem Polizei⸗ agenten ein freudiges Ah der Verwunderung entlocken würden. Was Paris an jungen Strolchen, vergebens geſuchten Gau⸗ nern, Dirnen und Zuhältern beſitzt, findet ſich vollzählig ein. Ein klarer Sternenhimmel baſuftſit die Frequenz. Schon am Vorabend treffen Schauluſtige ein, die frivole Lieder ſingen, gemeine Witze fabriziren und bei jedem halbwegs ge⸗ lungenen Kalauer in unbändiges, rohes Gelächter ausbrechen. Man nähert ſich dem Mordinſtrumente und läßt den Blick zärtlich darüber hinwegſchweifen. Allmählich wird's lebhafter. Die Boulevardscocotten kündigen ſich durch ihre rauhen Stimmen, ihr heiſeres Gelächter, ihre rauſchenden Toiletten an. Die aſchfahlen Geſichter, die glanzloſen Augen verleihen der tänzelnden Perſon etwas geſpenſterhaftes. Die dicke Schminke, die auf Wangen, Lippen, Augenbrauen lagert, vergrößert den Contraſt. Eine Limonadisre verkauft Ge⸗ tränke, die galanten Damen ſtoßen mit ihren Freunden und Freundinnen an, rollen eine Cigarrette, ſchaukeln auf den Stühlen, rauchen, pfeifen, fingen, lachen hell auf. Ein ſchreck⸗ licher Huſtenanfall erſchüttert gleich darauf die kranke Bruſt, der ſieche Körper 15 krampfhaft. Endlich graut der Mor⸗ gen. Der Himmel klärt ſich, ein leichter, roſiger Schleier überſpannt das unendliche Paris. Im Moment, wo der Lärm am ärgſten tobt, die ungeduldigen Beſucher am lau⸗ teſten ſchreien und fluchen, ertönt die Armenſünderglocke und der Sünder erſcheint. Der Kopf fällt, und obſchon zurück⸗ gedrängt, gelingt es Vielen, ſich dem rothgefärbten Rinnſtein zu nähern und ihr Taſchentuch mit Blut, mit Menſchenblut zu färben. Dann füllen ſich die umliegenden Cafs's, wo das vor wenigen Momenten ſtattgehabte Drama beſprochen wird. Spät, ſehr ſpät morgens ſucht die allerunterſte Hefe des Pariſer Mobs das noch unberührte Nachtlager auf, um von Hinrichtungen zu träumen. Und ein widerliches Lachen ver⸗ zerrt die Züge der Schlafenden. Der Leſer möge ſich mit den Umriſſen des ſchnell ent⸗ worfenen Bildes begnügen, jedes Mehr, jede Sättigung der düſtern Farbentöne würde Ekel, Abſcheu hervorrufen. Es gibt Ereigniſſe, die das volle Licht der Wahrheit nicht ganz ertragen, es gibt Grenzen, die nirgends überſchritten werden dürfen. Begnügen Sie ſich mit einigen Gräueln, Sie wür⸗ den mir gewiß zürnen, mit Recht zürnen, Ihnen alles haar⸗ klein zu erzählſen. Wozu denn auch? Ich glaube, die An⸗ deutung der Vorgänge bei Hinrichtungen auf franzöſiſchem Gebiete wird jedem Unbefangenen, jedem humanen Herzen die Ueberzeugung beibringen, daß die Oeffentlichkeit der Wn me eine Barbarei iſt, die ins Mittelalter paßte. Der Staat muß der Erkenntniß Raum geben, daß ihm die Erziehung der Bürger obliegt und daß es zu ſeinen vor⸗ nehmſten und zugleich ſchönſteu Pflichten gehört, dahin zu wirken, brave und gute Menſchen heranzubilden. Allerdings bleibt ein anſtändiger Menſch von derartigen Scenen ferne, doch wirkt oft das Beiſpiel auf ſchwache Charaktere mit unwiderſtehlicher Gewalt und aus einem guten Manne wird viel leichter ein Taugenichts als ein guter Mann. Die ſchlechte Geſellſchaft übt auf den gutmüthigen Tölpel die Anziehungskraft des Magnets und wen einmal der Teufel in den Klauen hat, den frißt er auf mit Haut und Haar. Meine Abſicht iſt es nicht, das Prinzip„Aug um Aug, Wüßn um Zahn“, das ſich in Hinrichtungen praktiſch be⸗ währt, zu Felde zu ziehen; je ekelerregender die Menſchen⸗ ſchlächtereien verlaufen, deſto bälder wird die Guillotine in die Remiſe wandern und der Vergeſſenheit anheimfallen. Eines aber darf man von der Obrigkeit verlangen. Sie muß humanitäre Beſtrebungen verfolgen in allen Dingen, mit denen ſie ſich zu beſchäfttgen hat. Sie muß der Ver⸗ rohung ein Ziel ſetzen, die mit erſchreckender Schnelligkeit um ſich greift. In Amerika, dem verſchrieenen Lande der Hallunken, ſpielt ſich eine Hinrichtung in den vier Gefäng⸗ nißmauern vor den allernothwendigſten Zeugen ab, warum kann die gebildete Schweſterrepublik nicht ein gleiches thun? Ein rohes Volk iſt ein größere Gefahr als Anarchiſten, Nihiliſten und meinetwegen Sozialiſten zuſammen; Frank⸗ reich hat nicht allein die Aufgabe, den Geiſt, ſondern auch die, das Herz zu bilden. Die„Grande Nation“ iſt der edelſten Empfindungen fähig, doch muß ſie wie die kleinen Kinder geleitet werden, um keine Dummheiten anzurichten. Dem Blinden gibt man einen Stock, dem Lahmen eine Krücke dem kleinen Jungen, der nicht laufen kann, einen Führer damit der Sprößling nicht hinfällt und ein Bein⸗ chen bricht. Gerade ſo verfahre man in Frankreich, denn deſſen Fall könnte einen Bruch herbeiführen, den die Dok⸗ toren für unheilbar erklären. — Frauen über Frauentrachten. Ihren Schweſtern in Japan haben mehrere amerikaniſche Damen, darunter die Wittwe Garfield's und die Gemahlin des gegenwärtigen Präſidenten Cleveland, in einem offenen Schreiben ſehr vernünftige und beherzigenswerthe Rathſchläge ertheilt. Die japaniſchen Damen wollen nämlich das Mode⸗ kleid ihrer Schweſtern in den übrigen Theilen der Welt an⸗ legen, die wohlbekannten Roben von ewig wechſelnder Form. Es ſeien aus dieſem Warnungsſchreiben der amerikaniſchen Damen an diejenigen in Japan die folgezden Stellen citirt: „Wenn nun die Frauen Japans feſt enkſchloſſen ſind, das ———— 162 September. ausländiſche Kleid zu tragen ſo würde es zwecklos ſein, ihnen davon abzurathen.(Wie aut die Frauen einander kennen) Bevor ſie jedoch ihren Entſchluß zur Ausführung bringen, ſollten ſie zum mindeſten die Meinung Jener kennen lernen, welche dieſe Angelegenheit geprüft haben. Es mögen einige Kritiker behaupten, daß das gegenwärtig getragene japaneſiſche Kleid unanſtändig ſei; unſerer Anſicht nach könnte nach Hinzufügung von etwas mehr Unterkleidern in dieſem Punkte an dem japaniſchen Kleide nichts getadelt werden. Vom Geſichtspunkte der Schönheit, Grazie und An⸗ gemeſſenheit jedoch iſt das japaniſche Kleid elegant und diſtinguirt, und es würde für eine Japanerin Jahre brauchen, ſich ein völlig ungewohntes Coſtüm anzupaſſen und es mit leicher Grazie, wie das frühere zu tragen. Was die Rück⸗ ichten der Sparſamkeit anlangt, ſo genügt ein Blick, um zu erkennen, daß in der Weitläufigkeit europäiſcher Röcke und ihres Aufputzes eine enorme Menge überflüſſigen Stoffes verwendet iſt, ſo daß— ob nun die Japanerinnen ihre eigenen reichen und ſchönen Stoffe verwenden oder nicht— der Preis des ganzen Kleides erhöht wird, nicht zu reden von der völligen Umwandlung der Hausgeräthe, die dadurch bedingt wird und eine weitere erhöhte Geldausgabe nach ſich ziehen muß. Fremde Teppiche, Seſſel und Tiſche müſſen fremden Kleidern und Schuhen auf dem Fuße folgen, um jene reizenden Interieurs, die in aller Welt gelobt und dem Abendlande als Muſter harmoniſch einfacher und dabei vornehmer Schönheit geprieſen werden, gänzlich umzuformen. Eine beſondere Aufmerkſam⸗ keit der japaniſchen Frauen verdient aber die geſundheitliche Seite der Frage. Das ärgſte Uebel der abendländiſchen Kleid⸗ ung nämlich iſt die ſchädliche Gewohnheit, Mieder zu tragen, weit verhängnißvoller in ihren Folgen, als die chineſiſche Gewohnheit des Zuſammenpreſſens der Füßchen. Die Japaner verachten die letztgenannte Sitte, warum nicht die thörichte und abſcheuliche Sitte der anderen Völker? Man ſagt zu⸗ weilen, daß der Gebrauch des Mieders nicht ſchädlich ſei, wenn dasſelbe locker geſchnürt iſt. Wann aber kann eine Frau davon überzeugt werden, daß ihr Mieder zu eng iſt? Unſere Geſundheit hängt jedoch im höchſten Grade von der Fähigkeit ab, frei und tief zu athmen. Dies ſei erwähnt, um die ja⸗ vaniſchen Damen auf die Gefahren eines ſolchen Bekleidungs⸗ weſens aufmerkſam zu machen, bevor ſie die europäiſche Be⸗ kleidung deſinitiv einführen, und ſie zur Ueberlegung zu ver⸗ anlaſſen, bevor ſie ein Kleid annehmen, das nicht nur ihre eigene, ſondern auch die Geſundheit ihrer Kinder beeinträch⸗ tigt. Sicherlich ſind Japan's Frauen zu patriotiſch geſinnt, als daß ſie die Geſundheit einer ganzen Nation gefährden, das Gute und Schöne an ihrer Nationaltracht verleugnen und Geld für fremde Mode verſchwenden würden, während von allen Seiten der Ruf nach Mitteln für die Erziebung, Aufklärung und Chriſtianiſirung der Frauen des Landes er⸗ ſchallt. Mögen ſie ſich lieber den beſten Frauen anderer Län⸗ der anſchließen und im Verein mit dieſen die geeignetſten Mittel und Wege ausfindig machen, die Tracht der Geſund⸗ af deß Körpers und der Entwicklung der Seele anzu⸗ paſſen! Reichsmünzen als Gewichte. In der letzten Sitzung des Aachener Gewerbevereins be⸗ ſprach der Direktor der Gewerbeſchule, Herr Spe nnrath, einen Gegenſtand welcher auch für weitere Kreiſe von Inſereſſe ſein dürfte, nämlich die Verwendung der Reichs münzen als Gewichte. Durch zahlloſe politiſche und techniſche Zeitungen, Kalender u. ſ. w. lief in den letzten Jahren die Notiz. daß man deutſche Reichsmünzen bequem als Gewicht gebrauchen könne. Hiernach ſollte ein Zwanzigmarkſtück 8 g, ein Zehnmarkſtück 4 g, ein goldenes Fünfmarkſtück 2 g wiegen. Das Gewicht des Einpfennigſtückes wird zu 2 g, das des Zweipfennigſtückes zu 3¼ g angegeben. Von den Nickel⸗ münzen ſoll das Fünfpfennigſtück ein Gewicht von 2¼½ 8, das e nee ein Gewicht von 4 g erſetzen können. Die ilbermünzen, deren Gewicht in die heute übliche Zehn⸗ theilung nicht hineinpaßt, eignen ſich weniger für die Waage. Ein Einmarkſtück wiegt 5¾ ↄ9, das Gewicht der übrigen Silbermünzen iſt nach Verhältniß größer bezw. geringer. Vor dem Gebrauch der Münzen als Gewichtsſtücke muß nun ernſtlich gewarnt werden, da die oben angeführten Gewichte der Münzen theilweiſe gar nicht richtig ſind. So wiegt das Zwanzigmarkſtück nicht 88, ſondern ſein Normalgewicht iſt 7,964958. Nach dem Münzgeſetz vom 4. Dezember 1873 gilt es aber noch als vollwerthig, ſo lange ſein Gewicht nicht unter 7,92513 f hinabſinkt. Das Zehnmarkſtück wiegt nicht 43, ſondern im normalen Zuſtande 3,98248 f und es darf ſogar bis zu 3,96257 g wiegen, ehe es ſeine Umlaufsfähigkeit verliert. Viel ſchlimmer aber iſt die Sache bei den gering⸗ werthigen Scheidemünzen. Das Normalgewicht derſelben ſtimmt zwar mit dem obenangeführten überein, jedoch ge⸗ ſtattet ſchon das Geſetz, daß dieſe Münzen 5 Prozent mehr oder weniger wiegen dürfen. Allein das will wenig bedeuten egenüber der Thatſache, daß dieſe Münzen infolge des Um⸗ aufs fortwährend verſchleißen und dadurch an Gewicht ver⸗ lieren. Das Geſetz beſtimmt, daß Reichs Silber⸗, Nickel⸗ und Kupfermünzen dann eingezogen werden müſſen, wenn ſie durch längeren Umlauf und Abnutzung erheblich an Gewicht oder Erkennbarkeit eingebüßt haben. Daraus folgt, daß der Ge⸗ brauch von Münzen als Gewichte auch zu erheblichen Irr⸗ thümern Anlaß geben kann. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß im öffentlichen Verkehr die Benutzung von Münzen als Ge⸗ wichte auch dann 55 iſt, wenn die Münzen das Normal⸗ gewicht genau beſitzen, aber auch zu privaten Zwecken ſoll man Münzen nicht zu Gewichtsbeſtimmungen gebrauchen, 92 man ſich nicht unangenehmen Ueberraſchungen aus⸗ en. Gomeinnütziges. — Eine neue Beleuchtungsart vermittelſt ſelbſt⸗ verbrennenden Oels wurde am Montag zu Hamburg beim Dammthorbahnhof produzirt. Es waren drei Maſchinen aufgeſtellt, beſtehend aus einem Dampfkeſſel, von dem ein gohes Rohr ausgeht, aus welchem die Flamme in wagrechter Richtung herausſchlägt. Die Helle, welche das Licht ver⸗ breitete, war eine äußerſt intenſive. Dieſelbe ſoll tauſend Normalkerzen betragen. Das Licht eignet ſich namentlich zur Beleuchtung von Bahnhöfen, Plätzen und iſt auch für Illu⸗ minationszwecke ſehr gut zu verwenden. Zu dieſem Zweck diente es gewiſſermaßen auch am Montag Abend, indem es einen mit 230 Perſonen beſetzten Extra⸗Vergnügungszug nach Kiel beleuchtete. Die Tödtung des Tuberkel⸗Baeillus. In den jüngſten Nummern der„Berliner Kliniſchen Wochenſchrift“ veröffentlicht Dr. Louis Halter, Aſſiſtenzarzt der Anſtalt zu Lengericht in Weſtfalen, eine gründliche und äußerſt gediegene Arbeit über„Die Immunität von Kalköfenarbeitern gegen Lungenſchwindſucht“, in welcher er an der Hand eindring⸗ licher und ſorgfältiger Unterſuchungen feſtſtellt, daß, ſeit man ſich erinnern könne, unter den Arbeitern an Kalköfen kein einziger Fall von Schwindſucht vorgekommen, daß aber dieſes Verſchonkbleiben von Tuberculoſe nicht etwa dem Einfluſſe des Kalkſtaubes, ſondern der trocknen heißen Luft, welche ſie einathmen und welche den Schwindſuchts⸗Bacillus ertödte, zuzuſchreiben ſei. Die weiteren Deductionen, welche ſich aus den ſehr gründlichen Unterſuchungen ergeben, gehen ſämmt⸗ lich parallel mit den von Dr. Weigert aufgeſtellten und gipfeln in der Schlußfolgerung, daß bei einer conſtanten Temperaturerhöhung im Körper die Tuberkelbacillen, deren Optimum nach Knoch 37 bis 38 Celſius iſt, ſchon bei über A zu Grunde gehen, aber auch ſchon bei über 385 ſchlechter gedeihen. Durch den von Dr. Weigert conſtruirten Apparat aber wird der Hitzegrad der trockenen Luft bis auf nahezu 200Celſius geſteigert, und wenn auch auf dem Wege durch die Röhre des Apparates, ſowie in der Mundhöhle und in der Kehle etwas von dieſer Temperaturhöhe verloren geht, ſo iſt dieſelbe doch immerhin noch in genügendem Maße vor⸗ banden, um den Schwindſuchts⸗Bacillus zu tödten und damit die Lunge gründlich auszuheilen.— Ein wunderſames Zu⸗ ſammentreffen von Umſtänden iſt es, daß eine ſo unabſehbar wichtige Forſchung ſofort nach ihrem Bekanntwerden beſtätigt wird durch zufällig gemachte Beobachtungen eines in keinerlei Connerx mit dem Entdecker der neuen Schwindſuchts⸗Heil⸗ methode ſtehenden Arztes. — Das Sammeln von Münzen hat zu allen Zeiten Freunde gehabt und erſtaunlich ſind die Preiſe, welche für ſeltene Exemplare gezahlt werden; eine Münzauktion, welche vor Kurzem in Frankfurt a. M. ſtattfand, gibt gierfür einen intereſſanten Beweis. Von byzantiniſchen Münzen wurden die des Leo VI. und Konſtantin X. mit je 100 Mark, von Philippus Bardanes mit 135 Mark, von Flavius Kon⸗ ſtantinus JI. mit 155 Mark, von Michael III. nebſt Theodora mit 320 Mark bezahlt. Die theuerſte Silbermünze war von Johann Zimiszes, welche 135 Mark erzielte. Ungleich höher als alte Münzen wurden woderne Thaler bezahlt und zwar: Der Münzbeſuchsthaler des Herzogs Adolf von Naſſau mit 1060 Mark, der Frankfurter Doppelgulden auf die Wahl des Königs Friedrich Wilhelm IV. zum Deutſchen Kaiſer mit 455 Mark, der Probethaler(1820) Ludwigs I. von Bayern mit 215 Mark, der preußiſche Kronprinzenthaler mit 315 Mark. Ein Fünffrankenſtück Napoleons III. mit deutſcher Umſchrift, geprägt zu Frankfurt a.., brachte 415 Mark ein.— Bei einer anderen Steigerung wurden geboten: Für den erſten kurſächſiſchen Guldengroſchen oder Klappmünzen⸗ thaler von Friedrich dem Weiſen 270 Mark, für eine Meſ⸗ ſinggußmedaille auf den Kurfürſt Auguſt I. von Sachſen 225 Mark, für eine Medaille auf den Tod Bernhards von Weimar 225 Mark, für einen Prämiendoppelthaler der Frei⸗ berger Bergakademie von 1857 über 160 Mark. Mit mehr als 100 Mark wurde eine franzöſiſche Siegesdenkmünze vom Jahre 1870 bezahlt. Dieſelbe iſt zu einer koſtbaren numis⸗ matiſchen Seltenheit geworden, weil die franzöſiſche Regier⸗ ung dieſe Medaillen nach den vielen Niederlagen einzuziehen beſtrebt war. Die Munze iſt von Silber; auf dem Avers befindet ſich der lorbeergeſchmückte Kopf des Kaiſers mit der Umſchrift„Napoleon III. Imperator“, auf der andern Seite lieſt man„Finis Germaniae 1870 Bayeriſches Bier in Japan. Wer künftig einmal eine Kulturgeſchichte Oſtaſiens ſchreibt, der wird dem Jahre 1888 inſofern eine gewiſſe Bedeutung zuerkennen, als in dieſem Jahre die bayeriſche Bierbrauerei in Japan ihren Einzug gehalten und feſten Fuß gefaßt hat. Seit dem Monat Juni braut man in Nokohama bayeriſches Lagerbier in einer ganz nach bayeriſchem Muſter eingerichteten Brauerei unter der Leitung eines bayeriſchen Braumeiſters(der, wenn wir nicht irren, in Weihenſtephan gelernt hat). Die Ma⸗ ſchinen und Vorrichtungen dazu ſind von einer Chemnitzer Maſchinenfabrik geliefert worden. Das Unternehmen iſt in den Händen einer aus Deutſchen und Engländern beſtehenden Aktiengeſellſchaft. Anfänglich waren die Meinungen getheilt, ob man die Herſtellung engliſcher oder deutſcher Biere in Japan einführen ſollte. Aber das deutſche Bier trug den Sieg davon, und die Unternehmer hoffen, daß es ſich in Oſtaſien ein weites Gebiet erobern, daß insbeſondere die Ausfuhr nach China eine recht lebhafte werden wird. Das erſte Gebräu, ein helles Lagerbier— den dunklen Bieren ſind die Japaner abgeneigt,— iſt nach den der Chemnitzer Maſchinenfabrik zugegangenen Nachrichten vortrefflich ge⸗ rathen, und dieſer Erfolg hat auch dazu geführt, daß auch in dem Orte Saporo von Japaneſen jetzt eine Brauerei ganz nach dem Muſter der in Nokohama errichteten in's Leben gerufen werden wird. Auch in Tokio ſoll Aehnliches geplant ſein. Die Deutſchen in Japan, welche bisher auf die in be⸗ deutenden Mengen nach Oſtaſien ausgeführten engliſchen Biere angewieſen waren, begrüßen den neueſten Fortſchritt mit be⸗ ſonderer Freude. Verſchiedenes. — Ein gangbares Geſchäft. Der pergangene Montag war ein Glückstag für den Conditoreibeſitzer N. im Süden Berlins. Von früh Morgens bis Abends ſpät wurde ſein Lokal nicht leer von Damen und Herren, die ſich merkwürdiger Weiſe alle im„beſten“ Alter befanden, Tiſche und Stühle reichten kaum hin, um alle aufzunehmen die ſich heute förmlich drängten, Herrn.'s duftenden Mokka 95 ſchlürfen und ſeine ſüßſchmeckenden Baiſers zu koſten, und als die Glocke 10 Uhr Abends dwlug da war Herr N. einer der Glücklichſten aller Sterblichen. Und das ging ſo zu. Herrn .s Geſchäft, das er ſeit einigen Jahren inne hat, ging bis⸗ her eben nicht ſehr„flott,“ und alle Anſtrengungen, die er redlich machte, um es in die Höhe zu bringen, ſcheiterten, weil er es nicht mit der ſich allerorts breitmachenden Kon⸗ kurrenz aufnehmen konnte. Nun aber hat Herr N. eine Braut, die Tochter eines ſehr reichen Mühlenbeſitzers in der Ucker⸗ mark, die er bei hieſigen Verwandten derſelben kennen gelernt hatte. Der Vater des jungen Mädchens war aber dieſer Heirathspartie nicht geneigt und hatte kürzlich ſein Ultimatum dahin abgegeben, daß er am 10. September d. J. nach Berlin kommen werde, um ſich davon zu überzeugen, ob die Conditorei des zukünftigen Herrn Schwiegerſohnes auch ein„gangbares“ und einträgliches Geſchäft ſei. Nun war bei dem Stande der Dinge guter Rath theuer. Herr N. ver⸗ traute ſich einem Freunde, einem hieſigen bekannten Schau⸗ ſpieler, an und dieſer verſprach Rath und Hülfe. Heimlich, und ohne Herrn N. ein Wort zu ſagen, verfaßte der Freund mehrere in verſchiedenen hieſigen Zeitungen eingerückte Hei⸗ rathsgeſuche, ſowohl männlichen wie weiblichen Juhalts und beſtellte darauf die ſich maſſenhaft meldenden Heiraths⸗ Kandidaten und Kandidatinnen brieflich ſämmtlich am Mon⸗ tag, den 10. September, zu den verſchiedenſten Stunden in Herrn N. Conditorei. Dieſes zwar nicht neue, aber durch⸗ aus probate Mittel verfing auch hier. Niemand war am letzten Montage überraſchter, als der Inhaber der Conditorei ſelbſt über die fabelhafte„Gangbarkeit“ ſeines Geſchäfts, und während ſich alle ſeine heutigen Gäſte nach längerem Warten mit getäuſchten Mienen wieder entfernten, krönte der Abend Wunſc den„befriedigten“ Schwiegervater ſeine heißeſten ünſche. —Erdarbeiter als„Kronzeugen“. Eine Wiener Lokal⸗Correſpondenz weiß von Kronen zu erzählen, die an⸗ geblich aufeinem Baugrund in der Parkgaſſe auf der Landſtraße gefunden wurden. Arhbeiter planirten daſelbſt den Grund, der vordem zum Liechtenſtein⸗Park gehörte, plötzlich gab der Krampen eines Arbeiters einen metalliſchen Klang— er hatte mit ſeinem ſchlichten Krampen eine Krone zertrümmert, die im Boden vergraben war. Der Polier Kallaſch eilte auf dieſen revolutionären Klang hin zur Stelle, mahnte nun con⸗ ſervativ zur Vorſicht und richtig wurde bald darauf der Reſt der Krone zu Tage gefördert; es war ganz ri eine Fürſtenkrone mit großen weißen und grünen Steinen, boffent⸗ wirkliche Diamanten und Smaragden.„Wenn“, ſo cal⸗ culirt die betreffende Correſpondenz.„die Krone aus echtem Gold und die Steine wirkliche Edelſteine find, dann— übrigens wird ſichs bald zeigen, denn der Polier hat den beim Polizei⸗Commiſſariat angemeldet und zur S efaßt ſich das Münzamt mit der Prüfung des Fundes.— n Wien liegt alſo, wie es ſcheint, doch noch unter jedem flaſterſteine Gold. D. Seſte GeneraAnzeiger. 10. Septenwer. Bayriſcher Hilfs⸗Verein. den 15. Septbr. „„Abds. 8 Uhr Mitglieder⸗Verſammlung im Lokal. Der Wichtigkeit wegen wird um pünktliches Erſcheinen gebeten. 15848 Mehrere Mitglieder. E 4, 12. E 4, 12. Großer Mayerhof. Hochfeines Lagerbier aus der Actienbranerei Löwenkeller. Reine Naturweine aus den beſten Lagen der nta den 16. 5 Pfalz. 15485 Sountgg un 3 hr er. Tüglich warmeß Frübſtäck findet unſere jährliche Mittagessen Generalverſammlung im Abonnement und ſtatt, wozu unſere verehrl. Mit⸗ a la carte. und Ehrenmitglieder freundlichſt einladet Der Vorſtand. Tagesordnung: 1. Verleſen der Protokolle. 2. Kaſſenbericht. 3. Neuwahl des geſammten Vorſtandes. 4. Ver⸗ einsangelegenheiten. Frohſinn. Hierdurch zur Kenntniß, daß ſich der Verein am kommenden Sonntag, den 16.., an der Fahnenweihe des Geſangvereins Sänger⸗ Einheit in Ladenburg betheiligt und zu dieſem Zweck punkt 12 Uhr per Dampfſtraßenbahn nach Feudenheim fährt. Die activen ſowie die paſſiven Mitglieder werden höflichſt erſucht, ſich vollzählig dabei zu betheili⸗ gen und ſich rechtzeitig am Sta⸗ tionshaus jenſeits des Neckars Restauratlon m jeder Iagetreit. Um freundl. zahlreichen Beſuch bittet M. Weiß, Reſtaurateur. Wein. Ich empfehle hiermit meine und Gebinden Weißwein v. 45 Pf. bis M. 4 Rothwein v. 75 Pf. bis M. 5 per Flaſche. 9125 Ferner Malaga, Marſala, Madeira, Portwein, To⸗ kayer, Cherry, deutſchen und franzöſiſchen hampagner, ſowie feinſte Punſcheſſenzen und Liqueure erſter Marken. Jacob Platz, 22, 18. Weinhandl. Q 2, 18. einzufinden. 15875 n Der Vorſtand. f klarttr 6 Feſnndbereln Büpakft.„tan 0 Heute Samſtag Abend 9 Uhr„5 Probe Geſundheitstrauk. ˖ Apfelwein⸗Champa bite 18 an r Flaſche per Der Vorſtand. 5 51 billiger, ferner enipſchle Der ich mein Champagner⸗Lager per Flaſche von 2 Mark an bis zu Geſangverein Bavaria 5 Mark. 9446 —— ſeine 85 10 zu der am Achtungsvoll onntag, den 16. Septbr. ſtattfindenden Fahnenweihe in Wilhelm Münch, Ladeuburg zur zahlreichen Be⸗ Reſtaurateur. theiligung freundlichſt ein. 15852 Der Vorſtand. Abfahrt 11 Uhr 5 Minuten am Hauptbahnhof. Mänunergeſaug⸗Verein. Heute Abend 14185 Probe. Mäunergeſang⸗Berein. Unſer Verein betheiligt ſich bei der am kommenden Sonntag, den 16. Sept. dſs M. ſtatt⸗ findenden Fahnenweihe der Säuger⸗Einheit in Ladenburg. Indem wir dieſes zur Kenntniß Unſerer verehrl. Mitgliederbringen bitten wir um recht zahlreiche Betheiligung. 15815 Die Abfahrt erfolgt um 11 Uhr 5 Min. Vorm. mit der Main⸗ Zellerthaler Weiuſtube. Oggersheimer Straße 25, Ludwigshafen. Empfehle meine vorzüglichen reinen Pfälzer Weine, warme und kalte Speiſen, Caffee. Billard und Gartenwirth⸗ ſchaft mit Schießhalle. 6209 J. Merkel. uch „Iladt Lück. Abonnenten für Mittags⸗ tiſch von 60—80 Pfg. werden angenommen. 15161 Jacob Lieser. Degen's Weiureſtaurant Neckar⸗Bahn. Altdeutſche Weinſtube P 2, 3. Der Vorſtand. Abonnenten zu einem guten Mannheimer Mittagstiſch werden 111 nommen. Athleten⸗Club. Seeengererſee Hymbeerſyrup nſere regelmäßigen Uebungs⸗ abende ſind bis auf Weiteres Malaga folgendermaßen feſtgeſetzt: garantirt echt alten franz. Senior⸗Mannſchaft: Cognae Montag und Donnerſtag. Junior⸗Mannſchaft: Mittwoch und Freitag. Samſtag: Allgemeine Uebung. prr Flaſche von M. 4. an Aum, Arat, Hirſchwaſſer u. Friſche Füllungen Manerawassef Die Uebungen finden jeweils von 8 bis 10 Uhr ſtatt. Aufnahmen zum Beitritt in den Verein können bei dem Vor⸗ ſtand ſchriftlich oder mündlich gemacht werden. 14178 Der Vorſtaud. 8. 7 10. 67 10. empfehle beſtens. 10089 0 40 Adolph Menges, Zur Wartburg. 18. Weinreſtauration. pie Buchdruckerei Reine Weine feinſter Qualität, aus den beſten Lagen der Pfalz. Kalte und warme Speiſen zu jeder Tageszeit. Mittag⸗ eſſen im Abonnement und à la carte. 12691 Täglich warmes Früh⸗ und Schreibmaterialienhandlung Andr. Schwab 0 6, 5 empfiehlt fich bei prompter und reeller Bedienung dem hieſigen und auswärtigen ſtück ꝛc. verehrl. Publikum, Beamten Mittagstiſch für 60 Pfg.und Vereinen angelegent⸗ und 80 Pfg. lichſt. 11824 NB. 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Die Mannſchaft der erſten Compagnie tung einer Probe Montag, den 17. Septbr., Abends 5 Uhr (Bauhof) einzufinden. ‚ Der Hauptmann: W. Hess. wird hiermit aufgefordert, ſich behufs Abhal⸗ pünktlich und vollzählig am Spritzenhaus I 7 15921& Verein deutſcher Kumpfgenoſſen. Nachmittags 3 Uhr gen Localwechſel die diesjährige 5 AGeneral⸗Verſamml Sonntag, den 16. September 1888, findet im Saale zum„grünen Haus“ we⸗ ung ſſatt und werden die Mitglieder höflichſt +. erſucht ſich recht pünktlich und z einfinden zu wollen. Vorſtandswahl. 5 3. und ſonſtige Vereinsangelegenheiten. Tagesordnung: 1. Abrechnung. Wahl der Reviſoren Der Vorſtand. ahlreich 15866 2. Samſtag, den 15. September Stiſtungsfeſtes mit nachfolgendem B in den Sälen des Badener Hofes, wozu wir unſere verehrlichen Mitglieder nebſt Familienangehörigen 521 ſowie Freunde des Clubs höflichſt einladen. Velociped⸗Club Mannheim. 1888. Zur Feier unſeres VII. Bannerweihe alle 15210 Vorſchläge für Einzuführende wollen jeweils Freitags Abends Abends von 9 Ühr ab im Clublocal„Cafe Bavaria ſchriftlich eingereicht werden, auch können ſolche zu jeder Zeit bei unſerem Schriftführer, Herrn Lehmann, 8 1, 15, abgegeben werden. NB. Ohne Karte iſt der Zutritt nicht geſtattet. Der Vorſt and. Türn-E Verei l. Samstag, den 15. Septbr. d. J. Abds. ½9 Uhr im Baduer Hof,(Glashalle) Abschieds-Feier unſeres ſcheidenden Ehrenpräſidenten Herrn St. Rüttger, wozu wir unſere verehrlichen Mitglieder, mit der Bitte um Zahlreiches Erſcheinen hiermit freundlichſt einladen. 15690 Der Vorſtand. Mannheim. Nachricht, Mitgliede Herrn E 2, 9 übertragen haben. Athletenclubs Man Athleten⸗Club Unſern Mitgliedern zur daß wir Allein⸗Verkauf des Athleten⸗Hutes unſerem den Michael Kunkel 15927 Mannheim, 8. Sept. 1888 Der Vorſtand des Uhein Kaufmänniſcher Aleel, Li. A, Sienographen-Elub für einzeilige Kurzſchrift Mannheim. Unterricht in ſus für Anfänger am Montag, den 24. 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Zur Feier des Jahrmarktes findet Sonntag, den 16. und Montag, den 17. September im großen Jaale des Geſellſchaftshanſes Oeffentlicher Festball ſtatt. Muſik von der geſammten ſtädtiſchen Kapelle, unter per⸗ ſönlicher Leitung ihres Birigenten, Herrn G. Löſer. 15882 Es ladet hiezu freundlichſt ein A. Waecker. Deulſche Schaumwein⸗Fabrik (Aotien-Gesellschaft) Wachenheim(Ieinpfab) empfiehlt ihre aus reinem Naturwein ohne Zusätze von Spiri⸗ tuosen und ohne Einpumpen von Kohlensäure hergestellten, von ärztlichen Autoritäten günstigst begutachteten Schaumweine à M..50 die ganze Klaſche. Preisermässigung bei Abnahme von 25 Flaschen. Verkaufsſtelle bei Jul. Eglinger& Cie., Mannheim, Marktplatz, 2, 2. 10261 MWein-Etiquetten liefert ſchnellſtens 14568 Adolf Bartsch, Lith. Anſt., R 4. 4. reine Weine. 15891 4. Seite General⸗Anzeiger. Nächſten Son ntag, den 16. Septbr., N * Nachmittags 3 uUhr, Grosses Herbst-Rennen auf der Rennbahn des Veloeiped-Club Mannheim Es finde t 12 verſchiedene intereſſante große Rennen ſtatt, wozu ſich eine großße Anzahl nächſt dem Schießhauſe. der beſten hieſigen und auswärtigen Fahrer gemeldet haben, wobei die Meiſterſchaft für Baden auf dem Dreirad und die Meiſterſchaft für Baden auf dem niederen Zweirad für das Jahr 1888 ausgefochten werden. Concert und Reſtauration auf der Bahn. Preiſe der Plätze: Reſervirter Platz M. 2. 1. Platz M. 1. 2. Platz 50 Pf. Neckardamm 30 Pf. Um 2½ Uhr: Näheres durch die Programme. Corsofahrt vom Ballhauſe nach der Rennbahn, woran nur Fahrer mit Sports⸗Coſtüm theilnehmen können und freien Eintritt haben. Radfahrer, weſche den Corſo nicht mitfahren, erhalten Eintritt zum Sattelplatz bei Löſen eines Billets 1. Platz. Das Comité. NB. Antheilſche n⸗Inhaber werden höfl. erſucht, ihre Karten bei J. F. 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Steinitz wird nicht spielen, und es ist fraglich, ob er den Sieger zum Match herausfordern will. Ob- wWohl dadurch ein interessantes Moment verloren geht, kann man doch billigerweise Herrn Steinitz, der mit literarischen Arbeiten überhäuft ist(ausser dem Turnierbueh und 5 Int. Mag. arbeitet er auch an einem Lehrbueh) diese Anstrengung nicht zumuthen. Einige westliche Schachredakteure, die von jeher eine besondere Vorliebe, für wWas man hier zu Lande„side show“ nennt, hegen, wollen einen Massenkampf zuri- schen Amerikanern und Canadiern veranstalten, je hundert Mann. Das Resultat wWerde ich Ihnen telegraphiren, wenn— wir Beide es erleben, D. Rundschau. VI. Problemturnjer des Deutschen Schachbundes. Mit dem im Jabre 1889 in Breslau abzuhaltenden VI. Kongresse des deutschen Schachbundes soll ein internationales Problemturnier verbunden werden. Dasselbe zerfällt in 2 Abthei⸗ n: Abtheilung 1 für Vierzüger, Preise 100, 80 und 60.; Abtheilung 2 für üger, Preise 80, 60 und 40.; ansserdem wird die beste Gesammtsendung mit em Ehrenpreise von 100., gestiftet von Herrn Johannes Berger in Graz, prümiirt. Die Aufgaben sind, in üblicher Weisse notirt und mit Motto versehen, bis längstens 31. Dezember 1888 an Herrn Kaufmann Berthold Schäfer, Rossmarkt 18 in Bréslau einzusenden. Nichtmitglieder des deutschen Schachbundes haben für jedes Problem einen Einsatz von M. 2 zu zahlen. Die Preisprobleme werden im Juniheft der deutschen Schachzeitung 1889 veröffentlicht. Das Urtheil der Preisrichter wird jedoch erst dann rechtskräffig, wenn innerhalb 6 Wochen nach Veröffentlichung von kelner Seite(begründete) Einwendungen wegen Korrektheit oder Originalität erhoben Werclen.— Prelsrichter sind die Herreu Hermann von Gottschall in Leipzig und Max Kürschner in Nürnberg. In streitigen Fällen giebt die Stimme des Hrn. Richard Mangelsdorf in Leipzig den Ausschlag. Es dürfte unseren Lesern nicht unwillkommen sein, einige Einzelheiten über den Lebenslauf des ersten Preisträgers im Bradforder Meisterturnier zu erfahren. Isidor Gunsberg wurde am 2. Nov. 1854 zu Budapest geboren. Sein Vater War ein Russe, seine Mutter hatte in der schönen Theissstadt das Licht der Welt erblickt. Ersterer War ein ziemlich guter Schachspieler und brachte seinen Kindern schon in füher Kindheit das königliche Spiel bei. ITsidor zeichnete sich darin mehr als die anderen aus und war berelts mit 9 Jahren ein guter Spieler. Im Jahre 1868 kam Gunsberg mit seinem Vater nach London und verbrachte dort 8 Jahre, um hierauf beß Gelegenheit der Weltausstellung nach Paris zu gehen,. Jon dort aus kehrte er wieder nach London zurück, woselbst er einige Spiele mit Blakburne wechselte, der ium damals einen Springer vorgab. 1867 ging er nach Ungarn zurück, wo er auf Wunsch des Vaters die Kaufmannschaft erlernen sollte. Obgleich also schon zu jener Zeit ein guter Spieler, vermisste man doch bei Gunsberg jegliche Anzeichen eines Schachgenies. Das Fortschreiten seiner Spielstärke geschah nie plötzlich und die hohe Stellung, die er heute einnimmt, ist die Frucht jahrelangen Strebens Nachdem er in Budapest 9 Jahre bei einer Versicherungsbank angestellt war, verliess ex seine Hei⸗ math, um abermals nach Dondon zu gehen. Nahezu ein Jahr blieben daselbst seine Bemhungen um Erlangung einer Stelle erfolglos, bis er Zzufällig bei einer politischen Gesellschaft Beschäftigung fand. Sein Spiel hatte in der Zwischenzeit gute Fort⸗ sehritte gemacht, wozu noch ein besonderer Umstand verhalf: er übernahm die Lei⸗ dung des„Mephisto-Automaten“, die er wWährend mehreren Jahren behielt. 1880 nahm er zum ersten Male am Handicap-Turnier des City of London Chess Club Theil und errang den 2, Preis. Im Jahre darauf spielte er einen Match mit Blackburne, der ihm auf 7 Spiele 2 vorgab. Das Resultat war: Blackburne 7, Gunsberg 6, remis 8. Selt jener Zeit ist Gunsberg in die Reihen der Turnierspieler ersten Rangs getreten und mit Stolz kann er besonders auf seine Frfolge in Hamburg und Bradford zurück- blicken. — Auf Deiner Heimathserde athmete ich auf, Dora; die Laſt ſchten von mir genommen und wie das Vorgefühl Deiner Liebe umſchmeichelte mich das Leben hier. Zu einer glücklichen Stunde traf ich Dich. Erinnerſt Du Dich unſerer erſten Begegnung, Dora? „Ich erinnere mich“, ſagte ſie leiſe, ihr Kopf neigte ſich über das Lager ihres Gatten und ſie ſah aus, wie eine Marmorgeſtalt, die ſich über eine Aſchenurne beugt. „Der Rektor Eures Sprengels hatte mich in die Gemäldegallerie Eures Schloſſes mitgenommen, um mir dort einen berühmten Wouvermann zu zeigen · Deine Mutter nahm mich freundlich auf und als wir noch über die Bilder plauderten, erſchien eine ſchlanke Geſtalt im weißen Kleide am andern Ende der Gallerte. Du trugſt den Gartenhut in der Hand und warſt überraſcht, einen Fremden zu ſehen.“ „Ich weiß, wie betroffen Du mich anſahſt“, flüſterte Dora. „Wie aus dem Grabe auferſtanden blickte Dein Antlitz mir entgegen, jünger, friſcher, aber nicht unſchuldsvoller in ſeiner makelloſen Schönheit als das Mariens, da ich ſie kennen lernte. Ein Blick, eine Gebärde ruft vielleicht dieſe Aehnlichkeit hervor, aber ſie traf mich bis ins innerſte Herz. Wenn mein gemordetes Weib als Engel und Bote der Liebe und Verſöhnung zurückgekehrt wäre, hätte ich mich ihr nicht vollſtändiger ergeben können, als ich mich Dir ergeben habe. Ich liebte Dich, ſowie ich Dich erblickte, und beſchloß, daß Du mein werden ſollteſt. Ich glaube, ich habe, Dich zu gewinnen, keine unehren⸗ haften Mittel angewendet.“ „Sie wußten, daß ſie die Verlobte eines Anderen, wußten, daß Ihre Hände mit Blut beſudelt waren,“ ſagte Heathcote mit unterdrückter Empörung. „Iſt das nicht unehrenhaft, ein Mädchen von reinem Gemüthe zu verlocken, Sie zu lieben? Sie, deſſen Herz einem Beinhaus gleicht?“ „Als ich Schloß Tregeny betrat, war dieſe düſtere Vergangenheit hinter mir verſunken. Weil ich mich in einer finſteren Stunde meines Lebens gegen das Geſetz der civiliſtrten Menſchheit verging, um dem Naturgeſetz zu folgen, hätte ich aufhören müſſen, Mann zu ſein? Ich habe trotz jenes Verbrechens meiner neuen Liebe unverbrüchlich angehangen. Sag' es ihm, Dora, ob ich der Pflicht gegen mein vergöttertes Weib je untreu geworden bin. Sag' es mir⸗ ob ich meine Bräutigamsgelübde erfüllt habe?“ „Stets, Vielgeliebter“, ſagte die leiſe, trauernde Stimme. „Wenn das Schickſal gewollt hätte, ſo würden wir heute und bis zum Ende glücklich geweſen ſein. Von Zeit zu Zeit quälten mich finſtere Träume mit meiner Schreckensthat, aber der Einfluß meines theuren Weibes begann auch dieſe Geiſter zu bannen.“ (Fortſetzung folgt.) Rr. 38. Südwestdeutsche Inl. Jahrgang. Schach-Zeitung. Redigirt von einigen Mitgliedern des Mannheimer Schachvereins Badenia- Hand SSgire: ngen Allgemeines, Partien an en MHannheim, 3, 11; Probleme, Tenngen ete. an FE. Varain, Künchen, Blumenstrazae 19, III. Habefenenbree 50 eutschland M..—, für Oesterreich 2 fl. 40 Kr., fü das Kusland M. 58 zra. Sonntag, l6. September 1888 anno frei unter Kreuzband. Problem Nr. 338. Von 8. Lloyd in Neu- Torxk. Sofnoars. 8, 15 N 1 . 7 1 9. WVeiss. Mat in vier Zügen. Nr. 339. Nr. 340. Von J. Dobrusky in Prag. e e e , 8 Mat in drei Zügen. ,, Lat in drel Zügen. Roman Beilage „General⸗Anzeiger“ (Maunheimer Volksblatt.— Sadiſche Vollszeitung.) — Wyllards Verhängniß. Roman von M. E. Braddon. Deutſch von Cl. Steinitz. achbruc verboten) (Fortſetzung.) So ſchob ich den Abſchluß meiner Angelegenheiten bis zu gelegener Zeit auf und ließ mich ſogar zu neuen Unternehmungen verlocken. Doch verging kaum eine Nacht, ohne daß ich einen Blick auf meine Piſtolen warf, bevor ich mich legte, und die Zeit herbeiſehnte, in der es mir geſtattet wäre meinem elenden Leben ein Ende zu machen.“ „In jenen Tagen war es wohl, wo Sie die Roſen auf das Grab Ihres Opfers niederzulegen pflegten,“ bemerkte Heatheote. „Es war das einzige Zeichen der Neigung, das ich dem Weibe, das meine Liebe mit dem Tode gebüßt, erweiſen konnte, das einzige Zeichen des Achtung vor meiner Frau.“ „Ihrer Frau?“ rief der Andere.„So hatte Barbe Girot recht: Sie liebten Marie Prevol zärtlich genug, um ſte zu heirathen.“ „Ich liebte ſie zu ſehr, um ſie erniedrigen zu wollen. Meine ſtnanziellen Erfolge berauſchten mich und ich dachte nur an Geld, als Marie Prevols Geſicht mich zu einem neuen Leben erweckte. Dieſes liebliche Antlitz, dem Du ſo gleichſt, Dora— ja, mein guter Engel aus den vergangenen Tagen zog mich zu Dir, dem Schutzengel meiner Gegenwart hin, zu meiner Töſterin, meinem beſſeren Ich. O, wenn mein zweites unüberlegtes Verbrechen, wenn dieſer Augenblick wüſter Leldenſchaft nicht geweſen wäre, ſo ich hätte in mein Grab ſteigen und glauben können, den Doppelmord durch die Todesmartern, die ihm vorausgingen und die ihm folgten, gebüßt zu haben. Aber dies letzte Verbrechen hat mich gerichtet. Es hat mir meine diaboliſche Natur geoffenbart, der das Böſe angeboren und das Gute nur durch Erziehung und Beiſpiel angelernt iſt. „Ja, ſie war mein Weib, und Alle Ehrerbietung die ihr ziemte, habe ich ihr erwieſen, obgleich ein falſcher Stolz eine Laune vielleicht nur, mich veranlaßte barüber das tiefſte Geheimniß zu wahren. Ich hatte meinen Ruf in Paris als Rechenmaſchine, als Mann von Eiſen, ohne menſchliche Schwächen gewonnen, und dieſem Ruf vor Allem verdankte ich meinen Reichthum. Ich hätte Beides gefährdet, wenn ich mich zum Liebhaber oder Gatten einer ſchönen Schauſpielerin bekannt hätte. Diejenigen, die dem kühnen Spekulanten ihre Gelder anvertrauten, hätten mir ibr Vertrauen entzogen, und ein ſo ſtattliches 2 150 Partie Nr. 223. Vierspringerspiel. Kürzlich zu San Franzisco gespielt. Welss: J. Redding. Schwarz: G. H. D. Gossip. 1) e2—el e7—e5 37) Ke2—e8 Tagdchꝰ Sgl—f8 88—76 88) Te 47+. Kh7-g6 8) 8bI—08) 8b8—08 39) Keged Thadchg 8 Lf—e4) 8fGe4 40) b4—b5 Tha—hI1 5) Le4f7-+) KeSNf7 41) b5—b6 ThI—b1 6) Sαe d7d5 42) Te7—06. Kg6—g719 7) SeA—-g5+. Ef7-gs 43) 03—04 h6—h5 9 d2—d4 h/—h6é 44)—05 g5—g4 9) Sgö—h3A LeSDch8 45) Te6—e7. Kg7-gs6 10) gechs ebdd 46) b6—bꝰ g4—83 11) SfZNda Dds- d7) 47) Te7—esgE Kg6—g7 12) S dac Tas8—e8- 48) Tes—et) Kg7-gs 13) Le1—es b7o 49) Ke4-f3 1b1—b3- 14) Ddi-f3 Lf—0560 50) Kf3—g2 Kg6—g5 155 0— 0 Lob e 51) eS—es—h4 16) ff dCes Dd7-es 52) Te7—.g7+- Kg5—f4 17) Tal-el Kgs-h7 58) Kgz-n38) T53—b1 18) Df3—f5-. DesD5 54) Tg7—-g8 Kf4—13 19) TfIN5 Tes—e7 55) Tg8—f8 giebt auf. 02—08 Ths—es Stellung nach dem 25. Zuge von Weiss. 21) Kg1—f2 Te7—ed 22) Tf5—-f7 Tes—e7 28) Tf JNõõ TelNe7 24) Tel—g1 1e7—e4 80 1Tg1—g4(Siehe 25) Diagramm) g7—g50 26) Kf2—f3) Te4—e8) 27) Tg4—24 Tes—f8- 28) Kf—e2 If—bs 29) b2—b38 TbS—b7 30) Taa—a6 66—05 31) Tas—06 o5—04 32) bg—b4 a7—ab 38) 22—a8 abocbã 834) agdecb4 Tb7—a7 35) e8—e4) dõ ed 86) Tes Ta7—22- ) Dieser und der nächste Zug von Schwarz leiten die russische Eröffnung in eine Vaxiante des Vierspringerspiels über. Der Textzug ist natürlich gut, doch sind wir durch neuliche, mit Sorgfalt angestellte Prüfung dieser Eröffnung zu dem Schluss gekommen, dass das althergebrachte 3) Sfgeb, von alten Autori- täten als bester Zug empfohlen und als solcher während 30 Jahren von den grössten Meistern aufgenommen, an dieser Stelle schwach ist; denn in den Wesentlichsten Varianten erhält Weiss nach bester Fortsetzung das ungünstigere Spiel oder doch höchstens nur eine gleiche Stellung. Eine andere Varlante dagegen, die stärkste nach unserem Dafürhalten, ist von Analytikern wie Praktikern aus unzulänglichen Gründen ausser Acht gelassen worden. Wir meinen den Zug 3) da—da, der Weiss ohne Zweifel ein weit besseres Spiel verschafft als 3) Sfs Ke5. Das Hauptspiel, auf dem unsere Folgerungen ruhen, ist: 3) dz—da, ebdcdd; 4) e4—e5, Dds—e7; 5) LfI—e2, Sf6—g4. Hier hielt man nun 6) Ddlesd4 für die beste Fortsetzung. Wir sind indes überzeugt, dass Weiss durch Aufgeben eines Bauern zu einem mächtigen Angriff gelangt und wählen daher 6)—0; auf).„ 8g4Ne5 antworten wir Sfge5 nebst Tf1—el ete. Weiss erhält dadurch eine Stellung, ähnlich derjenigen, die sich aus der Horwitz oder Fraser-Variante des Schottischen Gambits er- giebt, immerhin mit dem Unterschied zu Gunsten des Angriffs, dass die schwarze Dame schlecht placirt ist und der weisse Königsspringer auf dâ mehr Gelegen- heit hat, in das gegnerische Spiel einzudringen. — 2 Kapital ich inzwiſchen auch geſammelt hatte, zur Austragung meiner Pläne hätte es nicht hingereicht. Der Kredit Mauresque nahm in der Gunſt des Publikums die erſte Stelle ein, und man hielt mich allgemein für die Seele zes Kredit Mauresque. Eine Schwäche auf meiner Seite und die Blaſe wäre zeplatzt. So legte ich mir denn meine Doppelexiſtenz zurecht. Tagsüber war ch der kühne Finanzmann, Nachts aber, wenn die Sterne funkelten und die Gaslampen brannten, wurde ich Georges, der kanadiſche Pariſer, der exzentriſche Freund und Zechkumpan einer kleinen Geſellſchaft erleſener Geiſter, Journaliſten, Muſiker, Maler, der Geliebte, der Gatte und Sklava Marie Prevols. Ach, Dora, die beiden erſten Jahre dieſes Mitternachtslebens entſchädigten mich für zas Fieber und die Uuruhe in der auftreibenden Exiſtenz eines waghalſigen Spekulanten. Ign einer Dorfkirche an den engliſchen Seeen habe ich ſie geheirathet, in 8 ner kleinen, ſtillen Kirche, die ſich in der Hügellandgeſellſchaft bei Derwent water verſteckt. Weißt Du noch wie Du wünſchteſt, mit mir an die engliſchen Seeen zu gehn, Dora? Ich mußte einen Vorwand erfinden, um Dich davon abzu⸗ zringen. Sebſt mit Dir hätte ich dieſe Gegend nicht wiederſehen mögen.“ Wieder herrſchte ein Schweigen, das nur Dora's Weinen unterbrach. Sie iag noch auf den Knieen neben dem Lager ihres Mannes und hielt ſeine Hand feſt. Alle Greuel, die er berichtete, hatten ihre Liebe nicht in Haß oder Hohn berwandeln können. Das tiefſte Mitleid zog in ihre Bruſt. Sie, die vor jeder Gewaltthat zurückbebte, konnte ſich jetzt in die Gefühle dieſes Verbrechers ver⸗ jenken, deſſen verhängnißvolle Leidenſchaftlichkeit ihn in einen Abgrund von Verderbtheit geſtürzt hatte. Und in dem tiefen Schweig en, das angenblicklich unter dreien herrſchte, vermochte die bloße Berührung ihrer Hand Troſt und Mitleid zu verheißen. „Ich heirathete fie unter dem angenommenen Namen Guſtave Georges, aber die Trauung war vollgültig und ſollte mein ganzes Leben an das ihre binden. Ich hatte Marie Prevol im feurigen Ofen der pariſer Theateratmoſphäre anverſehrt gefunden und ihre augeborene Reinheit gewann mich ihr. Die erſten Jahre unſeres Ehelebens vergingen voll Glück, mein Weib erſchien mir jeden Tag anbetungswürdiger und das Geheimniß meines Doppellebens, die langen Stunden der Trennung, der enge Kreis, in dem wir zuſammen lebten, die Seltſamkeit unſerer Beziehungen fachten meine Leidenſchaft zu immer hoͤherer Gluth an und fügten zum Glück der Ehe den geheimnißvollen Reiz der Ro⸗ mantik. Unſere kurzen Ausflüge nach Pau und Biarritz, unſere Wanderungen n der maleriſchen Einſamkeit abſeits gelegener ſpaniſcher Fluren waren mit Entzücken erfüllt und ich war thöricht genug zu glauben, daß dieſes Leben zollkommenen Glücks immer ſo dauern würde.“ Er ſeufzte und verſank in die Viſionen der Vergangenheit. & ſich auf und fuhr fort 885—8 „Meine Frau war dem Theaterleben leidenſchaftlich zugethan. Sie war 15. Dann raffte 11 wWoran alle theilnehmen können. A e — 101— ) Nicht so gut als 4) LfI—b5. Da Weiss in der Eröffnung nun doch einmal Verlegenheiten ausgesetzt ſst, 88 würden wir 5) Lo4—ds vorziehen. Der Zug im Text gestattet Schwarz die Bildung eines starken Centrums und verschafft ihm mit Gewalt das bessere Spiel. Schwarz hat den Gegenangriff bis hierher sehr gut geführt; hier hätte er jedoch mehr Nutzen aus seiner Stellung ziehen können durch 11).. Dds—e8-=; 12) Sd4—e2(oder 12) Lel—es, Des—ed; 13)—0, Scé—e5 nebst o7—c5!], Des--eß; 13)—0, Se6—eß; 14) Se2—g3, Deß—f6 mit weit besserem Spiel. JViel besser war 14)...„LfS—d6é; 15)—0, Tes—f8 eto. mit starkem Angrifl. Dieser Zug zieht Schwarz die schliessliche Unterlegenheit der Stellung zu; er hätte das Feld, das jetzt der Bauer einnimmt für seinen König freihalten müssen. Sein bestes Spiel war 25).., Tea4cg4; 26) habcgad, Kh7—g6; 27) ha—ha oder 27) Kf2—f3, Kg6—g5; 28) Kf3—g3, 6— c5!; 29) ha—h4-=, Kg5—f6, wonach Schwarz ungehindert Kf6—eß folgen lässt. Alsdann muss Weiss seine Abwartungszüge mit den Bauern erschöpfen, während Schwarz vermittelst Keß und dõ5—da zu siegreichem Spiel gelangt. ) Ein ausgezeichneter Zug, der Weiss den Vortheil verschafft. ) Schwarz hat nichts Besseres. Wenn jetzt 26).., Tedeg4 so 27) hödcgz, c6—c5; 28) es—ed, c6; 29) e4 Kd5, c6d5; 30) Tg4—b4 und gewinnt. ) Fein gespielt und für Weiss entscheidend. 10%0 Etwas besser wäre 42)...„ Kgé—h5, wonach das Spiel wie folgt hätte fort- gesetzt werden können; 43) c8—64, g5—g4. Jedoch auch dann würde Weiss vermittelst 4) Kf4 den Gewinn erzwingen, indes würde jeder andere Zug den Schwarzen Gewinnchancen eröffnen. 0 Weiss hätte aier durch Te6—b6 sofort gewinnen können. ) Nach diesem feinen Zuge ist die Partie entschieden. nternational Chess-Magaxine.) Briefe aus Amerika. IV. Noch ist die todte Saison nicht zu Ende und sehon weht eine frische Brise über das Schachmeer. Ohio gebührt die Palme; was den Schachspielern anderer Staaten ein frommer Wunsch war, wird durch die Thatkraft und Energie einiger jungen Cincinnatier Scbachfreunde zur Thatsache werden. Die Ohio State Associa- tion hat einen Aufruf zur Bildung eines Schach-National-Verbandes erlassen. New- Jersey, Indiana, Massachussets und die kürzlich neugebildete New-VLork State Asso- ciation haben sich angeschlossen. Die Zeit ist günstig gewählt. In Cineinnati findet eine Centennial-Ausstellung statt, in Folge deren eine bedeutende Fahrpreis- Ermässigung den Delegirten zu Statten kommt. Die Ohio-State-Chess-Association veranstaltet 2 Turniere, eines für die Champions der Staatsverbände, ein zweites, (Auch Spieler, die keinen Club repräsentiren, sowie Ausländer). Der Sieger des zweiten Turniers hat das Recht, den Champion des erstern zu einem Match, um die Natioual-Championship herauszufordern. Rege Be- theiligung ist zugesagt. Die Propheten verheissen den Sieg den Hexren Schowalter und Möhle. Herr Möhle ist ein starker Spieler, der im Sten amerikanischen Con- gress 1880 den 3ten Preis erhielt,(Mackenzie und Grundz den 1. resp. 2ten.) Teh will hervorheben, dass Spieler, wie Sellmann, Delmar, Max Iudd u. a. Theil nahmen. Herr Möhle ist ein„professional“ und soll einem sehr stark verbürgten Gerüchtelzu Folge die belebende Seele des Schachautomaten Ajueb, welcher seit 4 oder 53 Ho-⸗ naten den Westen bereist, sein. Herr Möhle hat sich auch als Blindlingsspieler be- währt. Seine bedeutendste Leistung auf diesem Gebiete fand am 23. Juli in St. Faul statt. Er spielte nicht weniger als 10 Partieen, von denen er sieben gewann und wenn sich auch eine kleine Controverse entspann betreffs der Spielstärke seiner Gegner, 8o ist nichtsdestoweniger diese Leistung hoch anzurechnen. Bei einer an- dern Gelegenheit spielte er sechs Partieen, die er sämmtlich gewann. Auf diesem Felde hat er in Amerika keine Rivalen; Steinitz spielt höchstens 5 Partieen blind- lüings. Herr Schowalter gilt als starker Spieler, er ist jedenfalls Hanham, der gleichfalls Herz gebrochen, den Mann, der mein Leben verdorben. am Turniere Theil nehmen wird, bedeutend überlegen. Wie ich erfahre, wechselten Schowalter und Möhle eine Anzahl freier Partieen, bis jetzt mit vollkommen gleichem Resultat. Ein neuer Meteor ist in Boston aufgetaucht, Herr Ferd. Burille. Er hat be- dentendes Talent, zog aber in einem Strausse mit dem bewährten Capt. Michaelis den Kürzern! Seine(Burilles) Freunde haben solches Vertrauen in„young Morphy“ — 843 nie eine berühmte Schauſpielerin, aber ihre Schoͤnheit feierte Triumphe. Sie zwitſcherte mit ihrer Sopranſtimme wie ein Vögelchen und bezauberte das Pu⸗ blikum durch ihre Eigenart. Sie blieb ſtets Marie Prevol und das Publikum wollte nicht, daß ſie je etwas anderes ſein oder darſtellen ſollte. Da ich ſie aus den genannten Gründen von der Geſellſchaft abſchloß, konnte ich ihr die Ge⸗ nugthuung uicht verſagen, daß ſie ihrem Berufe folgen dürfe. Es machte ihr Vergnügen, ihr hübſches Gehalt zu beziehen, nicht ganz abhängig von mir zu ſein und ihre Mutter unterſtützen zu können, eine Harpyce, die mir ſtets Geld abnahm. Zu meinem Verderben blieb ſie alſo an der Bühne, denn dort ſah Maucroix ſie und wagte ſie mit Anträgen zu verfolgen, weil ſie eben eine Schauſpielerin war. Nein, Dora. Ich will bei jenen ſchrecklichen Tagen und verzweiflungs⸗ vollen Nächten nicht verweilen. Ich ſah den leiſen Wechſel von Zärtlichkeit zur —* Gleichgiltigkeit, von Gleichgiltigkeit zur Furcht, von Furcht zur Abneigung und dann zum Abſcheu. Das Plflichtgefühl erhielt ſie ſanft und nachgiebig, aber ſie ſchauderte bei meiner Annäherung und ihre Hand wurde kalt in der meinen. Der Grund blieb mir nicht lange verborgen. Mein Nebenbuhler war jung, ſchoͤn, reich, unabhängig, vornehm. Er wollte, von der Leidenſchaft für mein ſchönes Weib hingeriſſen, ihr ſchließlich ſein Baronetskrönchen anbieten. Konnte ich mich wundern, wenn ſie von dem müden Geſchäftsmann weg ſich dem bezaubernden Jüngling zuwandte? Noch kämpfte ſie mit ihrer Pflicht, aber ſie liebte mich nicht mehr und ich ſah den Augenblick kommen, in dem ihr ungeſtü mes Frauenherz in den Abgrund ſtürzen würde. Da that ich wie Othello und nannte mein Beginnen ein Opfer, keinen Mord. Dein Freund hier hat den wirren Strähn wundervollem Scharfſinn auf⸗ gewickelt. Ja, ich legte Roſen auf ihr Grab, ich blieb in Paris und Georges gab für entflohen. Auf der Börſe und in den Klubs hörte ich vom Morde Marie Prevols reden. Außer, daß mir einmal Jemand, der mich als Georges geſehen, ſagte, daß ich Aehnlichkeit mit dem Mörder habe, bin ich nie verdächtigt worden. Ich rettete mein Vermögen und verließ Paris auf immer, wie ich dachte. Mit dem Brandmal Kains im Herzen, wenn nicht auf der Stirn, kam ich nach England, wanderte von Ort zu Ort und fand nirgends Ruhe. Die ſelben düſtern Gedanken marterten, daſſelbe Bild verfolgte mich überall. Hier an der Grenze Englands, an der zerklüfteten Küſte, in den einſamen Marſch⸗ ländern, den ſpärlich bewohnten Bergen fühlte ich mich zum erſten Male im Einklang mit der Natur. Ich ſöhnte mich mit dem Leben aus. Das Gewiſſen in Deinem Sinne, Dora, oder in Ihrem, Heathcote, hatte mich nie ſehr beſchwert. Ich hatte mein Recht ausgeübt, wie ich glaubte, das Weib erſchlagen, das mein Die Blutthat flöͤßte mir keinen Schrecken ein. Woran ich litt, das war der Verluſt von Mariens Liebe, die mein Leben beſeligt hatte. Seneral-Anzeiger. 16, September. 77 Seite. Eine derin empfiehlt ſich in und außer dem Hauſe. perf fekte Schnei⸗ Näheres 11462 E 5, 5, 2. Stock. Parterre, C& 0 8, 9 toir, mit oder ohne Magazinsräume zu ver⸗ miethen. 15749 8 1 großer Laden mit 2 Schaufenſtern u. anſtoßenden Zimmer mit oder ohne Wohnung zu verm. 14154 H 7, 9 1 große helle Werk⸗ ſtatt mit Hofraum auch Wagerg billig zu verm. 15716 Gruber. 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Moriz Schlesinger. O2, 23. Die Süddeutsche Bodencreditbank gewährt Darlehen auf Immobilien gegen hypothekariſche Sicherheit. Die Darlehen werden als gegenſeitig kündbare oder mehrjähriger Unkündbarkeit auf beſtimmte Zeit rückzahlbare ode als Annuitätendarlehen— gegen mäßigen Zinsſuß— bewilligt. Anträge beliebe man direct bei dem Beamten der Bank, Herrn Bankinſpector Julius Goldſchmit in Ludwigshafen am Rhein, einzureichen. Die Beſorgung der Darlehen ſowie Ertheilung erforderlicher Auskunft geſ n Goldſchmit prompt und unentgeltlich. 14328 wegen Geschäftsaufgabe. Da ſch per 1. 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