n der Poſtliſte eingetragen unter 8 Nr. 2249. Abonnement: 50 Pfg. monatlich, Bringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poſt hez. inel. Poſtauf⸗ ſchlag M..90 pro Quartal. Inſerate: Die Colonel⸗Zeile 20 Pfg. Die Reklamen⸗Zeile 40 Pfg. Einzel⸗Nummern 3 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. GBadiſche Volkszeitung.) der Stadt Mannheim und uUmgebung. (Mannheimer Volksblatt.) Mannheimer Journal. (98. Jahrgang.) Amts⸗ und Kreisverkündigungsblatt Erſcheint täglich, auch Sonntags; jeweils Vormittags 11 Uhr. Telegramm⸗Adreſſe: „Journal Maunheim.“ Verantwortlich: Cgef-Redakteur ulius Katzz. Für den Inſeratentheil: K. Apfel. Rotationsdruck und Verlag des Dr. H. Haas'ſchen Buch⸗ druckerei, Das„Mannheimer Journs!“ ſt Eigenthum des 1410 ſchen Bürgerhoſpitals.) ſämmtlich in Mannheim. Nr. 257. 1. Blatt.(Celephon⸗Ar. Að.) De⸗ erſten Druckbogen der mit ſo großem Intereſſe auf⸗ genommenen Erzählung „Ein ungariſches Grafengeſchlecht“ von C. Deutſch ſind nunmehr fertig geſtellt und werden ſämmtlichen neu eingetretenen Abonnenten auf deren an die Expedition unſeres Blattes gerichteten Wunſch gratis und franeo zugeſandt werden. uAnſere heutige Nummer enthält 16 Seiten. Z Aennigſen und Miguel. Ein Telegramm aus der Reichshauptſtadt meldet die Verleihung der zweiten Klaſſe des Rothen Abler⸗ Ordens mit dem Stern und Eichenlaub an Herrn Obe⸗bürgermeiſter Dr. Miquel. Wir werden darauf gefaßt ſein müſſen, daß die freiſinnig⸗demokratiſche Preſſe uns nun dahin belehren wird, daß die national⸗ liberale Partei in den letzten Todeszuckungen liege und der Traum der Bildung einer maßgebenden Mittelpartei in nichts zerfloſſen ſei. Beweis: Herr von Bennigſen iſt als Oberpräſident der Provinz Hannover aus der politiſchen Lauſbahn geriſſen worden und die Verleihung eines hohen Ordens an Herrn Dr. Miquel iſt nichts anderes als eine Abfertigung, die dem Parlamen⸗ tarier und Oberbürgermeiſter ein für allemal zu Theil wird. Eugen Richter, der Große und Einzige, hat wenigſtens als Bennigſen dekorirt wurde, die Parole ausge⸗ geben,„die Verleihung eines Ordens an einen Staats⸗ mann habe die Bedeutung, daß damit ſeinen weite⸗ ren Aſpirationen ein Riegel vorgeſchoben werde.“ Es ſoll uns nicht wundern, wenn die oppoſttionelle Preſſe jetzt nach dem gleichen Rezept Linderungsmittel an ihre Leſer verabreicht. Zwar hat ſich die Vorherſage Richters ſehr ſchlecht erfüllt, denn Bennigſen iſt Oberpräſident gewor⸗ den und Miquel denkt wohl auch noch nicht daran, in den Ruheſtand zu treten.— Doch, was bekümmert es uns, was die Gegner in ihrer Verlegenheit ſagen und thun. Die Thatſachen ſprechen ſo beredt, ſie legen un⸗ zweifelhaftes Zeugniß ab für die an höͤchſter Stelle vor⸗ waltende politiſche Geiſtesrichtung, daß der Tageschroniſt ſich verpflichtet fühlt, etwas länger bei ihnen zu ver⸗ weilen. Man hat den Journalismus oft mit der Mo⸗ mentphotographie verglichen; die Haſt, mit welcher ſich die Tagesereigniſſe überſtürzen, geſtattet der Preſſe nur die flüchtige Aufnahme der kaleidoskopartig wechſelnden Vorkommniſſe. Es will uns aber bedünken, daß die kaiſerliche Auszeichnung der verdienten Führer der natio⸗ nalliberalen Partei über die Bedeutung einer Tagesbe⸗ gebenheit weit hinausreicht— wir haben es hier nicht mit einem Momentbild zu thun, und die wegen der vielfachen Verdienſte Miquels auf politiſchem und communalem Gediete leicht begreifliche Auszeichnung erhält eine ganz beſondere Bedeutung für die innerpoli⸗ tiſche Lage im Reiche und in Preußen, wenn man be⸗ denkt, daß ſie kurz vor den preußiſchen Landtagswahlen erfolgt iſt. Man mag über Ordenszeichen beliebig denken— es iſt nur merkwürdig, daß zumeiſt Jene über Ordensſucht lachen und ſpötteln, die ſich nach dem bunten Bändchen ſehnen, ohne es erlangen zu können— das Eine ſteht unwiderleglich feſt; die Verleihung eines Ordens iſt der eigenſte Willensakt des Monarchen, durch den er ſein perſönliches Wohlwollen kundgibt; die Deu⸗ tung, daß der Kalſer, indem er den Rothen Adler⸗Orden an Miquel verleiht, dieſem Politiker ſeine vollſte An⸗ erkennung zu Theil werden läßt, iſt nicht anzu⸗ fechten. Sollten aber Herr Eugen Richter und ſeine Preßreptilien dieſe Bedeutung leugnen wollen, ſo ſei es uns geſtattet, dieſe Geſelſchaft an jene Zeit zu erinnern, da Kaiſer Friedrich den fortſchrittlichen Ober⸗ bürgermeiſter von Berlin, v. Forckenbeck, und Profeſſor Virchow auszeichnete. Die„Freiſinnige Zeitung“ und mit ihr die ſtets an den Rockſchößen irgend einer Partei hangende„demokratiſche“ Preſſe erfüllten die Welt mit dem Jubelrufe: Nun wäre eßs erwieſen, daß Kaiſer Friedrich ein„Freiſinniger“ ſeil... Wir haben eine an⸗ geborene Scheu davor, die Wege zu wandeln, welche die Organe des„Freiſinns“ zu gehen belieben; es iſt dem⸗ nach gewiß nicht verwunderlich, wenn wir auch heute es unterkaſſen, das von Herrn Eugen Richter im Mai ge⸗ Zeleſenſie und uerkreiteſte Zeitung in Aaunheim und Augebung. gebene Beiſpiel nachzuahmen. Wir ſagen nicht:„Sehet hin, Kaiſer Wilhelm iſt ein Nationalliberaler, weil er Bennigſen und Miquel vor Allen bevorzugt“— nein, der deutſche Kaiſer wird nie und nimmermehr ein Parteikaiſer ſein! Aber nicht für uns— für Alle, deren Auge nicht in den Sternen nach der Löſung unerforſchter Räthſel ſucht, ſondern die Welt ſieht, wie ſie iſt, liegt die Regierungspolitik unſeres Kaiſers, der ſeine Bahn,(um mit den Worten Kaiſer Franz Joſephs zu ſprechen) „mit jugendlicher Kraft, männlicher Weisheit und Ent⸗ ſchiedenheit betreten hat“, völlig klar. Kaiſer Wilhelm folgt den Spuren ſeines unſterblichen Großvaters, gleich⸗ wie Friedrich III., wenn nicht ein tückiſches Geſchick erbarmungslos ſeinen Lebensfaden zu früh zerſchnitten hätte, die Bahn Wilhelms I. weiter beſchritten hätte. Schon dämmert's auch in jenen Regionen, deren Thun vom Dunkel politiſcher Gehäſſigkeit umhüllt iſt— die Führer der extrem⸗konſervativen Parteigruppe ziehen ſich zurück und— wenn der Mantel fällt, muß auch der Herzog nach— in Herrn v. Rauchhaupts Abſchiedslied miſchen ſich die melancholiſchen Klänge von Stöckers Schwanengeſang. Eine ſymboliſche Bedeutung liegt in den an Bennigſen und Miquel verliehenen kaiſerlichen Auszeichnungen, eine Bedeutung, deren Sinn hoffentlich vom deutſchen Volke verſtanden, und deren Verſtändniß zur lebendigen That verwirklicht werden wird. Nur auf der Bahn ppolitiſcher, weiſer Mäßigung, und gegenſeitiger Duldung wird der friedliche Ausbau des Reiches ſeiner Vollendung zuge⸗ führt werden können; möge dieſe Ueberzeugung das Volk durchdringen und ſeine Führer erleuchten, dann wird die Macht der traurigen Parteikämpfe gebrochen und heller Tag wird es wieder in deutſchen Landen! * Fliſer Wilhelm in Rom. Unter dem Jubel der Bevölkerung, herzlichſt begrüßt vom Könige Humbert, iſt geſtern unſer Kaiſer in den Quirinal eingezogen. Wir laſſen hier die heute vor⸗ liegenden römiſchen Berichte folgen: Vorbereitungen zum Empfange des Kaiſers. Die Erwartung der Ankunft des Kaiſers Wilhelm hat die Stadt Rom in feſtliche Aufregung verſetzt. Die ſchon in der Fruͤhe außerordentlich belebten Straßen leg⸗ ten reichen Flaggenſchmuck an. Ueberall zeigen ſich maſ⸗ ſenhaft deutſche Fahnen, Flaggen und Standarten, ſo auf dem Capitol und dem Quirinal. Beſonders die großen Verkehrsadern, der Corſo und die Via⸗Nazionale bieten ein ungemein glänzendes Bild. Der Fremdenzudrang während der letzten Tage muthet allen italieniſchen Haupt⸗ bahnlinien unerhörte Anſtrengungen zu; allenthalben kamen Doppelzüge und Sonderzüge zur Verwendung und große Verſpätungen wurden die Regel. Selbſt der Herzog von Aoſta und der Herzog von Genua trafen geſtern Abend um einige Stunden zu ſpät hier ein. Auch Rom ſelbſt fühlt den großen Menſchenzufluß empfindlich und die Preiſe für Wohnung und die Zulaßkarten für Fahrgelegenheit erreichen eine ſchwindelnde Höhe. Die Frage der Verpflegung flößt wirklich Be⸗ ſorgniſſe ein. Auch der telegraphiſche Dienſt ſtößt auf große Schwierigkeiten, da ein Heer von 250 Zeitungs⸗ Berichterſtattern vorhanden und die Drähte in Anſpruch nimmt. Heute Nachmittag vor der Ankunft des kaiſer⸗ lichen Zuges kommt der ganze Verkehr in's Stocken. Alle Geſchäfte, einſchließlich der Banken, die öffent⸗ lichen Aemter, ſelbſt die Poſt, hleiben geſchloſſen. Die Witterung, die ſeit acht Tagen faſt ununterbrochen regneriſch war, iſt ſeit geſtern ſehr ſchoͤn geworden. Der Menſchenzudrang nimmt ſtetig zu. Die ganze Via Triumphalis iſt überaus prachtvoll geſchmückt. Der Weg, den der Kaiſer nimmt, iſt mit gelbem Sand beſtreut. Die Ehren⸗ kompagnie mit Muſik wird von dem 5. Infanterie⸗ Regiment geſtellt. Auf dem Bahnhofe iſt die deutſche Flagge gehißt und der daſelbſt errichtete Baldachin trägt auf dem Plafond von weißer Seide das Reichswappen und das preußiſche Wappen, umgeben von einem Lorbeer⸗ kranz und zahlreichen grünen, weißen und rothen Roſen. Die Tribüne der Giunta, ſowie der Triumphbogen auf der Piazza delle Terme zeichnen ſich durch beſonders reichen Schmuck aus. Alle Maſtbäume auf den Triumph⸗ ſtraßen ſind mit grünem Lorbeer umwunden und auf denſelben ſind die Schilder und Flaggen ſämmtlicher italieniſchen Städte angebracht. Der Bürgermeiſter von Rom veröffentlichte heute früh eine will, in ſicherer Weiſe unterrichtet. Samſtag, 13. Oktober 1888. e————————— Bekauntmachung an die Römer, in der es heißt:„Der von uns erwartete Monarch iſt der Enkel des ſiegreichen, hochverehrten Begründers der deutſchen Einheit, der Sohn des hochherzigen Kaiſers, welcher die Beweiſe ſeiner ſo innigen Zuneigung für Italien und unſere ruhmreiche Dynaſtie gegeben hat. Der weiſe und ſtarke Fürſt, Kaiſer Wilhelm II., hat es verſtanden, in den wenigen Monaten ſeiner Regierung Europa das beſte Pfand der Sicherheit und des Frie⸗ dens zu geben und ſeinem Volke, das mit uns gemein⸗ ſame Hoffnungen, Kämpfe und Erfolge hatte, das feſte Vertrauen einzuflößen, von ſtarker Hand den hohen Zielen zugeführt zu werden, welche die Zukunft den iugend⸗ haften und ſtarken Völkern vorbehalten hat.“ Die Ankunft. Der König, der Kronprinz Victor Emanuel und die Prinzen Amadeus und Thomas hatten ſich bereits Nachmittags um 4 Uhr auf dem Bahnhofe eingefunden. Gegen 4 Uhr 10 Minuten nahte ſich die reichgeſchmückte Lokomotive, welche den kaiſerlichen Sonderzug brachte. Sobald der Zug hielt, eilte König Humbert dem Kalſer Wilhelm, welcher die Uniform ſeines Leibgarde⸗Huſaren⸗ Regiments und das Band des Annuntigten⸗Ordens trug, entgegen, begrüßte denſelben mit wiederholten Umarm⸗ ungen und Kuß. Einen gleich herzlichen Charakter trug die Begrüßung des Prinzen Heinrich, welcher die Marine⸗Uniform trug, durch den König Humbert und die Begrüßung zwiſchen dem Kaiſer und den Prinzen des koͤnig⸗ lichen Hauſes. Unter den zum Empfang auf dem Bahnhofe Anweſenden befanden ſich auch ſämmtliche Mitglieder dar deutſchen Botſchaft, denen ſich auch der Votſchaſtsyrcht er C. Roennecke angeſchloſſen hatte, der commandirende Ge⸗ neral Pallavieint, der Präfekt und der Bürgermeiſter von Rom. Die Muſik der Ehrenkompagnie ſpielte bei der Ankunft des Kaiſers die preußiſche Volkshymne. Nach⸗ dem der Kaiſer an der Seite des Königs die Front der Ehrenkompagnie abgeſchritten hatte, begaben ſich die aller⸗ höchſten Herrſchaften in das Königszimmer, wo die Vor⸗ ſtellung des beiderſeitigen Gefolges ſtattfand. Hierauf beſtiegen Kaiſer Wilhelm und König Humbert einen zwei⸗ ſpännigen Hofwagen, welchem Spitzreiter voranritten und fuhren in langſamem Schritt nach dem Quirinal. Im zweiten Wagen folgte Prinz Heinrich an der Seite des Kronprinzen. Die dichten Volksmaſſen, welche die ganze lange Einzugsſtraße anfüllten, begrüßten die Allerhöchſten Gäſte mit unausgeſetzten ſtürmiſchen Hochrufen und Händeklatſchen. Im Empfangsſaale des Quirinals wurde der Kaiſer von der Königin und allen Prinzeſſinnen des königlichen Hauſes empfangen. Heute Abend um 7 Uhr findet im Quirinal Familientafel ſtatt. Alle Häuſer find feſtlich beleuchtet und auf den Hauptplätzen der Stadt ſpielen Muſikkorps.(Weitere Nachrichten ſ. u. Telegr.) —— Der Offenbarungseid. Die gewaltige Ausdehnung, welche der geſchäftliche Verkehr genommen hat, läßt es immer ſchwieriger zu, daß die Geſchäftswelt ſich über die Zuverläſſigkeit derjenigen Perſonen, mit welchen ſie ſich in Beziehungen einlaſſen Jedenfalls iſt der Einzelne dazu nicht immer im Stande. Deßhalb haben ſich ſogenannte„Auskunftsbureaus“ gebildet, welche ſich lediglich damit befaſſen, Erkundigungen über beſtimmte Perſonen einzuziehen. Dieſe gewähren den Geſchäfts⸗ leuten wenigſtens einen gewiſſen Anhalt, wenn ſie auch der Pflicht der Selbſtprüfung dadurch nicht enthoben ſind. Die Organe, welche den Handel zu vertreten befugt ſind, haben nun in letzter Zeit es als einen Uebelſtand empfunden, daß es ſchwierig, wo nicht unmöglich ſei, zu erkennen, ob eine Perſon den Offenbarungseid geleiſtet hat, und ſehen die in Folge dieſes Umſtandes ſich erge⸗ benden Geſchäftsverluſte, im Falle einer ſolchen Perſon ein Credit anvertraut wird, als eine Beeinträchtigung ihrer berechtigten Intereſſen an. Mehrere preußiſche Handelskammern ſind deßhalb bei dem Juſtizminiſter da⸗ hin vorſtellig geworden, daß eine einheitliche Regekung des Verfahrens bei der Ablegung von Offenbarungzeiden erfolgen möge. Sie haben gebeten, daß dabei das Ber⸗ fahren im Königreich Sachſen zum Vorbilde genommen werde, wo von den Amtsgerichten Jedem zugängliche Regiſter der Manifeſtanten geführt werden. Außerdem wurde es für wünſchenswerth bezeichnet, daß bieſe Regi⸗ ſter öffentlich im Gerichtslokale angeſchlagen würden. Dieſe Petitionen ſind vom preußiſchen Juſtiz⸗Miniſtor abſchlägig —88 e be ahme nicht fehlgehen, baß an wird m nnahme 2 die Regelung dieſer Angelegenheit bis zum Inkrafanan 2. Site Seneral-Angeiger, des bürgerlichen Geſetzbuches aufgeſchoben werden ſoll. Somit iſt Zeit gewonnen, die einſchlägigen Verhältniſſe einer genauen Prüfung zu unterziehen und abzuwägen, inwieweit eine weitgehende Publicität nicht allein des Verfahrens, ſondern auch der nachherigen Lage des Manifeſtanten ſich mit den Grundſätzen ver⸗ trägt, auf denen unſere geſellſchaftliche Ordnung aufge⸗ haut iſt. Indeſſen dürfte die ſchärfere Betonung eines Mo⸗ ments, auch ohne daß geſetzgeberiſche Maßnahmen er⸗ griffen werden, die beregten Uebelſtände weſentlich ver⸗ mindern. Es iſt in der Gerichtspraxis anerkannt, daß, wenn Jemand in ein öffentliches Lokal geht und dort, ohne im Beſitz von Baarmitteln zu ſein, Speiſen oder Getränke verzehrt, Betrug vorliegt. Ein ſolches Er⸗ kenntniß wird aber nur in den ſeltenſten Fällen erſtrebt, wenn es ſich um ein ſonſtiges Rechtsgeſchäft handelt; hier wird der Weg von der Civil⸗ zur Kriminaljuſtiz meiſtens nicht gefunden, obwohl bei dem Schuldner, der 3. B. manifeſtirt hat, das Bewußtſein, daß er nicht in der Lage ſein wird, die eingegangene Verpflichtung zu erfüllen, vorhanden geweſen iſt oder bei Anwendung der gewöhnlichſten Ueberlegung vorhanden ſein mußte. Wenn der Geſchädigte bei ſolcher Sachlage die Hülfe der Strafjuſtiz in Anſpruch nehmen und ſich nicht damit be⸗ ruhigen würde, daß er dadurch doch nicht zu ſeinem Gelde käme, ſo würde in allen Fällen, wo ein Nachweis zu führen iſt, daß der Schuldner von vornherein das Bewußtſein gehabt hat, nicht zahlen zu können, eine Ver⸗ urtheilung wegen Betruges erfolgen müſſen. Dadurch würde einer gewerbsmäßigen Schädigung durch Manife⸗ ſtanten das Handwerk gelegt werden. Die Forderung einer allgemeinen Publizität der Offenbarungseide bedarf einer überaus vorſichtigen Be⸗ handlung, wenn nicht in einſeitiger Weiſe und ohne Rückſicht auf das Fortkommen und die wirthſchaft⸗ liche Er holung ſolcher Exiſtenzen lediglich die In⸗ tereſſen der Gläubiger gewahrt werden ſollen. Sicher muß es jedem Intereſſenten möͤglich ſein, zu erfahren, ob eine beſtimmte Perſon den Offen⸗ barungseid geleiſtet hat; aber es dürfte zu weit gehen, wenn man in öffentlichem Anſchlage oder durch öffentliche Blätter die Liſten verbreitete. Es iſt auch zu berück⸗ ſichtigen, daß vielfach Geſchäftsleute einen ſogenannten ſtillen Akkord mit ihren Gläubigern ſchließen, wobei oft 50 pCt. der Forderungen nachgelaſſen werden. Dieſe haben auch ihre Verpflichtungen nicht erfüllen können und ſind doch nicht dem ausgeſetzt, daß Jedermann mit Fingern auf ſie weiſen kann. Ebenſo iſt es mit den Konkurſen; in den meiſten Fällen beginnt der Geſchäſts⸗ mann von Neuem ſein Geſchäft, erhält von Neuem Kredit und iſt in ſeinem Rufe wieder hergeſtellt. Ferner iſt zu erwägen, daß, wenn einmal der großen Oeffentlichkeit die Thatſache, daß Jemand den Offenbarungseid geleiſtet hat, bekannt gegeben iſt, ein dauernder, die Rehabilitation erſchwerender Zuſtand ge⸗ ſchaffen wird. Es liegt im öffentlichen Intereſſe, daß die wirthſchaftliche Thätigkeit gehoben wird, und es hat keinen Zweck, daß Jedermann, auch wer kein Intereſſe zur Sache hat, erfährt, ob Dieſer oder Jener manifeſtirt hat, zumal nur bei Geſchäften, bei denen kreditirt werden ſoll, es von Weſenheit iſt zu erfahren, wie die wirth⸗ ſchaftliche Lage des anderen Theiles beſchaffen iſt. Sonach würde es ſich darum handeln, daß eine Ein⸗ richtung geſchaffen werde, welche es jedem Intereſſenten, aber auch nur ſolchen, ermöglicht, zu erfahren, ob eine beſtimmte Perſon den Offenbarungseid geleiſtet hat oder nicht. Ferner würde es in Erwägung zu ziehen ſein, in welcher Weiſe die Rehabilttation mit Sicherheit zur Kenntniß der Behörde und damit der Intereſſenten zu bringen wäre, damit nicht eine Perſon, die einmal den Offenbarungseid geleiſtet hat, auch nachdem ſte ihren Verbindlichkeiten nachgekommen iſt, für immer als Mani⸗ feſtant in den Liſten geführt wird. Alle dieſe Fragen ſind, wie obige kurze Darlegung gezeigt hat, durchaus nicht ſo einfach zu löſen; indeß walten, wie die Nord⸗ deutſche Allgemeine Zeitung offiziös ſchreibt, für den Geſetzgeber noch andere Rückſichten ob, als für die⸗ Feuilleton. — Wie„unſer Fritz“ auf Wohnungsſuche ging, darüber leſen wir in einer bei Duncker und Humblot ſoeben erſchienenen Schrift„Kaiſer Friedrich als Freund des Volkes“ folgende allerliebſte legendenhafte Anekdote:„In den ſieb⸗ ziger Jahren, als Berlin auf einmal eine Millionenſtadt wurde, war eine große Wohnungsnoth. Da hörte Kaiſer Wilhelm, wie es ſo ſchwer halte, eine Wohnung zu bekommen, namentlich wenn ein Hausvater wenig Geld und viel Kinder hätte; die Hausbeſitzer wären ſehr grob, wüßten gar nicht, was ſie fordern ſollten und ſeien gegen die Miethsleute noch unverſchämt dazu.„Wenn ich nur wüßte, was daran iſt,“ ſagte der alte Kaiſer. Der damalige Kronprinz aber ſagte nichts, ſondern zog einen ſchlichten bürgerlichen Rock an und ging bin, las, wo eine Wohnung ausgeſchrieben war, ging ginein und fragte dies und das, als wolle er ſelber eine Wohnung miethen für ſich und ſeine Familie. Da bekam er mancherlei zu ſehen und zu hören, was ein Prinz nicht alle Tage ſieht und bört. Zuletzt kam er in eine Wohnung 2 ebener Erde. Da ſtand ein dicker Rentner mit feſtem Bäuch⸗ lein und rothem Geſicht, dem ſah man's an, daß er keine Karren zu ſchieben hatte, und ſein Geſicht hatte er auch nicht vom trockenen Brodeſſen und Waſſertrinken.„Was wollen Sie?“ fuhr er den Kronprinzen an und behielt das ſeidene Käpplein auf, obgleich der Kronprinz ſeinen Hut höflich ab. nahm und beſcheiden in der Hand trug. Was wollen Sie? DeNur die Wohnung anſehen, die Sie zu vermiethen ben.“—„Unter 1000 Thalern wird nichts draus,“ ſagte der Hausdrache barſch,„wenn Sie nicht ſoviel ausgeben wollen, ſo brauchen Sie garnichts anzuſehen.“—„Nun, nun, man kann's ja mal probiren.“ Mißtrauiſch machte der Dicke die Thüre auf.„Aber das iſt garnicht einmal friſch tapeziert und ſoll 1000 Thaler koſten?“—„Keiner 155 e Wenn's Ihnen nicht 155 iſt, ſo packen Sie ſich!“—„Und zur fünf Zimmer? Wo ſoll ich denn da mit meinen 6 Kindern unterkommen?“—„Wa—was? auch noch Kinder And gleich ein halbes Dutzend auf einmal? Das iſt ja un⸗ verſchämt von Ihnen, gleich hinaus aus meinem Haus!“— lieber 1.—„Hinaus, ſase ich, oder ich rufe die 144 Oktober: jenigen Kreiſe, die nur eine Schädigung durch Mani⸗ feſtanten abwenden wollen. — Profekt einer Dampfſtraßenbahn von Wiesloch nach Speyer. e Das Projekt einer Eiſenbahn von Wiesloch nach Speyer iſt nicht neu, nur tritt es etwas beſcheidener auf wie früher, wo man ſich für eine Vollbahn von Meckesheim über Wies⸗ loch nach Speyer intereſſirte, während man ſich heute mit einer Straßenbahn gerne begnügt. 5 An keiner Stelle des Landes iſt der Verkehr zwiſchen der Bergſtraße und der Rheingegend ſo gering und ſo erkaltet wie hier auf der Linie Wiesloch—Speher. Der gänzliche Mangel an Verkehrsmitteln, der ſchon aus älteren Zeiten her datirt, trägt wohl die Schuld an dieſer auffallenden Ab⸗ geſchiedenheit. Nicht allein für die in den berührten Orten etablirten größeren Fabriken und Handelsgeſchäfte und deren Arbeiter würde eine ſolche Bahn von Nutzen ſein, ſondern auch die Landwirthe bedürfen, wie allerorts dringend der Nachhilfe durch Verkehrsmittel, beſonders um die kleinen Produkte ihrer Oekonomien aus Haus und Garten, wie Moilch, Geflügel und beſſer ausführen und vortheilhafter verkaufen zu önnen. „Die Erſtellung einer kurzen, bequemen Verbindung der Ortſchaften mit der ſich nach und nach immer mehr zu einem Fabrikplatze aufſchwingenden Kreishauptſtadt Speyer, ſowie mit der an Gewerben reichen Amtsſtadt Wiesloch, würde auch dem gegenwärtigen regen Umzug der Tagarbeiter aus dieſer Gegend, vom Lande nach den größeren Städten entgegen wirken, was gewiß ſehr hoch anzuſchlagen iſt, weil der Ar⸗ beiter, ſolange er auf dem Lande wohnt, in der Regel ein kleines Eigenthum beſitzt und etwas Landwirthſchaft betreibt, ſomit ein beſſeres Fortkommen hat als in der Stadt, und letzteres bleibt immerhin ſehr enge verbunden mit der Er⸗ haltung ſeines ſittlichen Werthes für Staat und Gemeinde. Nach dem uns vorliegenden Erläuterungsbericht beginnt die Bahn am Bahnhofe Wiesloch im Anſchluſſe an die be⸗ reits beſtehende Pferdebahn von Wiesloch nach dem Bahnhofe daſelbſt, verfolgt auf der rechten Seite die Landſtraße und läuft in Walldorf in eine Kopfſtation aus. Von hier wendet ſich dieſelbe durch die Hauptſtraße des Dorfes, die ſie auf der Mitte verfolgt, nach der Halteſtelle Werſauerhof—Reilingen, welcher Platz als Betriebsſtation gewählt iſt. Die Bahnlinie führt nach dem Dorfe Reilingen, wo ſie die Mitte der Straße verfolgt. Von hier verläßt die Bahnlinie die Haupt⸗ und Land⸗ ſtraße und wendet ſich rechts nach dem alten Speyerer Weg und von dieſem nach der Gemarkung Biblis, von wo aus ſie auf der Gemarkung Hockenheim bis zur Landſtraße Mann⸗ heim⸗Karlsruhe führt. Bahn und wendet ſich Die Straße überſchreitet die dann nach dem Bahnhof Hockenheim, wo ſie neben dem Stationshaus der Rheinthalbahn in eine Kopfſtation aus⸗ läuft. Von hier aus erreicht die Bahn die Nheinſtraße Mannheim⸗Karlsruhe und geht dann auf die Kaiſerſtraße über, auf deren rechter Seite ſie bis 1 Halteſtelle Altluß⸗ 10 f um ihr Ende an der Rheinbrücke bei Speyer zu finden. Die Länge der Bahn beträgt 18,6 Klm. Die Betriebsmittel ſind in ähnlicher Weiſe vorgeſehen, wie ſie bei den Straßenbahnen Karlsruhe—Durlach und Mannheim—Feudenheim kurſiren. Die Fahrgeſchwindigkeit iſt zu 15 Klm. per Stunde angenommen. Bei der Länge der Bahn von 18,6 Klm. und mit Zu⸗ ſchlag 1915 die Aufenthalte bei den Stationen iſt für die 1 5 eine Fahrzeit von 1 Stunde und 15 Minuten vorgeſehen. Die Koſten des Betriebs werden ſich auf etwa M. 44.000 belaufen, die Betriebseinnahmen werden zu M. 63,875 an⸗ genommen, ſodaß das Anlagekapital mit M. 365,000 ſich zu 5½ Prozent verzinſen würde. Aus Stadt und Cand. *Maunheim, 12. Oktober 1888. Bom Hoflager in Saden⸗Baden. Mittwoch Nach⸗ mittag empfingen der Großherzog und die Großherzogin den Geheimen Legationsrath und Geſandten Freiherrn von Mar⸗ ſchall und Gemahlin vor deren Abreiſe nach Berlin. Zur Tafel erſchienen die Prinzen Hermann und Guſtav von Sachſen⸗Weimar und der Königlich Portugieſiſche Geſandte Marguis de Penafiel und Gemahlin. Donnerſtag Nacht traf der Fürſt von Hohenzollern aus Siamaringen in Baden⸗ Baden ein und brachte den Tag mit ſeinen hohen Ange⸗ hörigen zu. Geſtern Mitta erſchien die Kaiſerin⸗Mutter in dem Palais der Prinzeſſin Marie von Baden, Herzogin von Hamilton, deren Geburtstag der 11. Oktober iſt. Der Groß⸗ herzog und die Großherzogin, ſowie ſämmtliche in Baden⸗ Baden anweſende Herrſchaften vereinigten ſich daſelbſt mit der Kaiſerin⸗Mutter. Der Großherzog hat den geſtrigen Tag gewählt, um dem Schwiegerſohn der Prinzeſſin Marie von Baden, Herzogin von Hamilton, dem Grafen Taſſilo Feſtetics, den Bertholdorden zu verleihen. Polizei, da draußen ſtett ein Poſten!?—„Na, na, nur ein Bischen gemach.“—„Was, gemach! So, er will nicht gleich? —,Schutzmann kommen Sie einmal herein und verhaften Sie mir den Menſchen da wegen Hausfriedensbruch!“ Der Schutzmann kommt herein, guckt den zu ie an, legt die Hand an den Helm und ſtottert:„Königliche Hoßeit!“ — FJetzt ſperrte der Rentner Mund und Augen auf, ſtarrte den Fremden an und meinte, in die Erde verſinken zu müſſen; faſt hätte ihn der Schlag gerührt. Er konnte nicht einmal eine Entſchuldigung ſtammeln und brachte kaum ſeine Mütze erunter, die er noch immer auf dem Kopfe hatte. Der ronprinz aber 1 poſt ihn ſpöttiſch an und dachte: Du wirſt fünſtig auch höflicher gegen Deine Miether ſein!— ging nach Hauſe und erzählte ſeinem Vater, dem Kaiſer, was er erlebt hatte. —.Eine Paſſion. Aus Paris ſchreibt man:„Der Ebevalier v. Blarville, welcher ſeit einem Jahre verheirathet iſt, hatte die Gewohnheit, jeden Abend im Club zuzubringen. Seine junge Frau machte nicht den geringſten Verſuch, ihn zurückzuhalten, ja, ſie verrieth die größte Unruhe, wenn er länger als ſonſt daheim blieb. Dieſes Betragen machte den Chevalier unruhig, er forſchte nach und erfuhr, daß ſeine Gattin gleichfalls allabendlich das Haus verlaſſe und erſt nach 10 Uhr heimkehre. Von fürchterlicher Wuth erfüllt, begab ſich der Chevalier auf die Polizei⸗Präfektur und dort beorderte man einen der findigſten Detektives, zu erforſchen, wie Madame de Blanville ihre Abende verbringe. Die Ofſung war recht ſeltſam. Zu ſeiner Verblüffung erfuhr der Chevalier ſeine Frau habe ein Engagement als Statiſtin im Ambigu⸗Theatre, dort verbringe ſie ihre Abende. Der CThe⸗ valier theilte ſeiner Frau ſofort mit, daß er von ihrem ſchmachvollen Treiben erfahren habe. Die Dame erwiderte doll Trotz:„Ich habe eine Paſſion, Statiſtin zu ſein, von dieſer laſſe ich nicht.“ Der Chevalier hat die Scheidungsklage gegen ſeine kunſtfreundliche Gattin eingereicht. —En ccuragirter Volksvertreter. Der ameri⸗ kaniſche Kongrezabgeordnete., ein wegen ſeines Geizes perüchtigter Herr, vertritt in der„Bundeslegislatur“ einen jener Staaten, in deren Gebiete türzlich das gelbe Fieber aufgetreten iſt. Wichtiger Geſchäfte balber in ſeinen hei⸗ * Der Erbgroßherzog und die Fran Erbgroß⸗ herzogin gedenken im Laufe der nächſten Woche die Städte Heidelberg und Mannheim mit ihrem Beſuche zu beehren. In unſerer Stadt werden die Herrſchaften einen Aufenthalt von 1½ Tagen nehmen. Zum würdigen Empfange hat ſich bereits ein Comits aus den höchſten Staats⸗ und ſtädtiſchen Beamten conſtituirt, an deſſen Spitze die Herren Miniſterialrath Frech, Geh. Regierungsrath Benſinger, ſowie die Herren Bürgermeiſter ſtehen und das zur Zeit mit der Aufſtellung eines Programmes beſchäftigt iſt. Während die Frau Erb⸗ großherzogin in der Zeit ihres Aufenthalts dahier den wohlthätigen Anſtalten ihre ganz beſondere Aufmerkſam⸗ keit zu ſchenken gedenkt, wird der Erbgroßherzog eine Reihe größerer ſtaatlicher und ſtädtiſcher Einrichtungen und in⸗ duſtrielle Etabliſſements in Augenſchein nehmen. Seitens des Stadtraths iſt eine elektriſche Beleuchtung des Schloßplatzes ins Auge gefaßt und die vereinigten Geſangvereine werden den erbgroßherzoglichen Herrſchaften ein Ständchen darbringen. Eine geräuſchvolle Feier der Anweſenheit dürfte auf beſon⸗ deren Wunſch der Herrſchaften unterbleiben angeſichts der tiefen Trauer, welche das vergangene Jahr über unſere Fürſtenfamilie gebracht hat, die ſoeben erſt am Krankenbette eines theueren Mitgliedes zu Baden⸗Baden weilt. Ludwig⸗Wilhelm⸗Pflegehans. Der von der Frau Großherzogin ins Leben gerufene Fond zur Exrichtung eines Ludwig⸗Wilhelm⸗Pflegehauſes iſt durch weitere namhafte Stiftungen bereits auf 30,000 Mark angewachſen. In ungner Zeit wendeten dem Unternehmen Dr. Godeffroy in Hamburg 2500 M. und ein im Auslande lebender Ifraelite 2000 M. zu. „Die Begründer der Maunheimer Börſe waren folgende Herren: Ferd. Walther, Paul Eichner, Wilh. Koeſter, Raph. Hirſch, Adam Röder, Oberbürger⸗ meiſter Ch. H. Diffens, Julius Marx, Joſ. Böhm, Seligmann Ladenburg. * Nach einer Entſcheidung des Reichsgerichts haftet der Angefragte für den dadurch verurſachten Schaden, wenn er bei einer Auskunftsertheilung über einen Dritten, mit welchem der Anfragende in Geſchäftsverbindung zu treten ge⸗ denkt, auf die Bemerkungen des Befragenden bewußt die Thatſache verſchweigt, daß, obgleich der Dritte behauptet habe, keine Schulden zu haben, trotzdem aber Schuldner bei der angefragten Firma geweſen iſt. Nach einem Ürtheil des Reichsgerichts, 4. Straf⸗ ſeunats vom 10. Juli ds. Ihr macht ſich ein Miether, dem der Vermiether für ſeine Miethforderung mehr Sachen reti⸗ nirt, als zur Bezahlung der ſchuldigen Miethe erforderlich iſt, durch eigenmächtige Wegnahme der zu viel retinirten Sachen aus§ 289 des Strafgeſetzbuches d Der Miether hat nur das Recht, wegen der von ihm behaupteten übermäßigen Retention die Entſcheidung des Civilrichters anzurufen. „Die Stenografen beim Kaiſer.„Der Schrift⸗ wart“, Wochenſchrift für Stenografen und Schriftkunde, ſchreibt: Um eine zuverläſſige Aufzeichnung und Wieder⸗ gabe der Reden des Deutſchen Kaiſers zu ermöglichen, iſt die Anordnung getroffen worden, daß ein Stenograf den Kaiſer auf ſeinen Reiſen begleitet und mit ſichtlicher Befrie⸗ digung verkündete das„Mag. f. Sten.“, daß„ein amtlicher Stenograf des preußiſchen Abgeordnetenhauſes und zwar der Stolzeaner Reißig“ als Begleiter des Kaiſers ge⸗ wählt worden ſei, eine Nachricht, welche in gewohnter Weiſe ſofort auch in die Tagespreſſe gebracht wurge. Reißſg i allerdings, als der Kaiſer am 27. September ſeine Neiſe nach Stuttgart. München, Wien und Nom antrat, im Ge⸗ folge des Kaiſers mitgereiſt, allein die Sache muß irgendwo einen Haken gehabt haben, denn kaum hatte der Faiſer Stuttgart, wo er den erſten Aufenthalt nahm, verlaſſen, ſo erhielt ein amtlicher Stenograf des deutſchen Reichstages, und zwar der Gabelsberganer Dr. M. Weiß, vom Hofmarſchallamt telegraphiſch die Anfrage, ob er am 1. Oktober in München eintreffen könne, um dort als Ste⸗ nograf zur Verfügung des Kaiſers zu ſtehen. Die Depeſche traf den Dr. Weiß in Kaſſel, woſelbſt er behufs ſtenograft⸗ ſcher Aufnahme der des dort tagenden Deut⸗ ſchen Sprachenvereins weilte. Natürlich übernahm er die ehrende, aber auch verantwortungsvolle Aufgabe und 17 ſofort nach Schluß der Verhandlungen nach München, wäh⸗ rend Reißig ſofort die Rückreiſe antrat. „Abendgottesdienſt. Von jetzt ab findet wieder bis zum 1. April nächſten Jahres jeden Donnerſtag Abend in der Concordienkirche ein Gottesdienſt ſtatt. Derſelbe nimmt ieweils um 6 Uhr ſeinen Anfang. *Der hiefige Männergeſangverein hält morgen Neie eier ſeines sojährigen Stiftungsfeſtes ab und beſteht dieſelbe in einer im„Badner Hof' ſtattfindenden Abendunterhaltung mit nachfolgendem Balle. Dem aufge⸗ ſtellten reichhaltigen Programm nach zu ſchließen, dürſte die Feſtlichkeit zu einem ſehr ſchönen und gennßreichen ge⸗ ſtalten und deshalb ein zahlreicher Beſuch zu erwarten ſein. Welche Bänme man auf Straßen und öffentlichen Plätzen einer Stadt pflanzen ſoll, das zeigt ſich jetzt deutlich. mathlichen Bezirk abberufen, wandelte er unlängſt— die„Deutſch⸗amerik. Korreſp.“ erzählt— in den Straßen des Dorfes k. mit einem ſchweren Ueberzieher verſehen, der ihm bald läſtig zu werden anfing. Da fällt ſein Auge auf einen ziemlich bleich ausſehenden Burſchen, welcher den mühſelig einherkeuchenden Geſetzgeber höflich grüßt.—„Hallo, Jim. Willſt Du meinen Rock tragen, bis wir an mein Haus kommen?“ rief der Abgeordnete.„Warum nicht?“— 5 Jim bereitwillig, worüber ſich übrigens Herr N. nicht we wunderte. Anfangs hielten Beide Schritt mit 1 ſpäter jedoch blieb Jim eine gute Strecke zurück und ſch ſich nur mit Mühe fortzuſchleppen.—„Halloh!“ r Kongreßmann.„Wenn Du nicht ſchneller gehen kannſt, wi ich lieher den Rock ſelbſt tragen.—„Sie müſſen nicht böſe ſein, Kapt'n,“ entſchuldigte ſich Jim;„allein wenn man eben erſt aus dem 1 kommt, iſt man immer noch ſchwach.“—„Fieberhoſpital?“ ſchrie der kapfere n⸗ von dem es bekannt war, daß er ſich vor nichts mehr fürch⸗ tete, als vor anſteckenden Krankheiten.„Ich will nicht Loffet Kerl, daß Du aus dem Fieberhoſpital kommſt?“—„ vor zwei Stunden entlaſſen,“ entgegnete Jim ganz lich.„Hier iſt Ihr Rock— er wird mir doch zu ſchwer.“ —„Willſt Du mir wohl vom Halſe bleiben?“ zeterte der Herr Abgeordnete entſetzt.„Wenn Du mir zu nahe kommſt, chlage ich Dich zu Boden. Kommt ſo ein Lump aus dem ieberhoſpital und ſpricht kein Wort davon.— Ich will den ck nicht—geb' weg— ſage ich Dir— meinetwegen ver⸗ brenne den Rock— willſt Du mir wohl vom Halſe bleiben. — ch ſage Dir, verbrenne den Rock, hier iſt meinetwegen noch ein Trinkgeld— und bleib' mir vom Halſe.“— Herr N. lief, was er laufen konnte, um aus Iim's Nähe zu kommen. Jim bekam plötzlich wieder flinke Beine. In einer and den Stock, in der anderen das Trinkgeld haltend, d auptete er, ein Fieberhoſpital ſei doch nne gute Sache, zumat wenn Einer nicht drin iſt. N —, Da hat er recht.„Sage'mal Freund, willſt Du denn nie heirathen?“—„Nein. Eine Frau, die mich alten Knaben baben will, muß ganz dumm ſein, und Du kannſt ſun.- 0 1) zumuthen, daß ich eine dummei Frau heirathen emüth⸗ 13. Oktober. Seneral⸗Augeiger. . Seilr. Während die Linden und Rußkaſtanien ſeit Wochen ſchon mit dürren Aeſten daſtehen, die Aunden ſtellenweis alerbinos wieder friſch ausſchlagen, ſtehen die Platanen, Kugelakazien, u. w. noch im vollſten Blätterſchmuck. Es iſt dieſes umſo⸗ mehr zu herückſichtigen, als dieſes längere Grünen den Ein⸗ druck des Winters noch ebenſolange zurückdrängt, und das er⸗ ſcheint bei der leider nur zu langen Winterperiode werthvoll. Je länger das fröhliche friſche Grün an den Bäumen bleibt deſto länger währt die Jahreszeit, wo die Natur lebt und ihr Leben den Menſchen erfreut. Jederman wird mehr oder minder ſeine Gedanken nach den äußeren Eindrücken regeln und gerade wie am kälteſten Frühlingstage der blühende Baum uns zeigt, daß die Natur trotzdem erwacht iſt, ſo zeigt im Herbſt der grünende Baum, daß ſie noch nicht erſtarrt iſt. Ein Baum der ſeine Blätter im Auguſt oder September verliert, läßt alſo die todte Jahreszeit ſchon in dieſer Zeit anfangen, ein anderer, der ſie bis Ende Oktober womöglich behält, verkürzt den Wintereindruck und damit den Winter. Die Zeit des Begiunens der Tanzſtunden iſt nun wieder herangekommen. Es iſt dies eine ſchöne ſelige, eine 9 die namentlich in den Backfiſchherzen die wonnigſten 6 efühle erweckt und zugleich die Hoffnung auf ein unſagbares Zukunftsglück in ſich ſchließt. Nach den Klängen der Fiedel, die in dieſem Falle zur einſchmeichelndſten Aeolsharfe wird, lernen nun die jungen Damen die erſte Schritte und Beweg⸗ ungen; bald naht dann aber, wenn allſeits recht gut aufge⸗ paßt wird, der bedeutungsvolle Moment des erſten Engage⸗ ments, der die Wangen erglühen und die Herzen höher ſchlagen läßt, da ja hiermit die erſehnte Introduktion zu der hochwichtigen Ballperiode gegeben wird.„Die Welt iſ rund ſie muß ſich drehen!“ Es liegt ein ſeltſamer Zauber in den prickelnden Walzerweiſen, ſowie in dem Sturm und Drang des Raſenden Galopps, und lange ſummt es auch wohl noch iy dem Köpfchen, wenn die jugendlichen Schönen nach den erſten Tanzſtunden ſich zum Schlummer niederlegen nnd bald darauf von vollbeſetzten Ballkarten, unermüdlichen Tänzern und blickendem Cotillongeſchmeide träumen. * Aufbewahrung von Aepfeln. Um alle Sorten Aepfel lange Zeit hindurch friſch zu erhalten, ohne daß ſie ihr Aroma einbüßen, verfahre man auf folgende Weiſe: Man Sand, erhitzt denſelben auf Eiſenplatten oder in Gefäßen, in denen er jedoch nicht zu dicht lagern darf, und läßt ihn dann an einem ſehr trockenen, luftigen Orte wieder abkühlen. In dieſen Sand werden nun die Aepfel, die ſelbſtverſtändlich tadellos ſein müſſen, ſchichten⸗ weiſe hineingelegt, aber ſo, daß nicht eine Frucht die andere berührt. Das Gefäß, in dem die Aufbewahrung erfolgt, iſt luftdicht zu verſchließen. * Dem Wachenheimer Schaumwein, wurde bei einer rüfung verſchiedener dergleichen deutſchen und franzöfiſchen abrikate im Foyer des Reichstagsgebäudes in Berlin am letzten Sonntag einſtimmig der erſte Preis zuerkannt. Conſtatirt wurde, daß kein Wein ſich ſo 5 Schaumweinbereitung eignet, wie die Pfälzer Weine, welche nur einen Zuſatz von Zucker erhalten, um nach dem patentirten Verfahren von Konrad Reihlen in Stuttgart in Champagner verwandelt zu werden. Da der Preis per Flaſche nur M..75 beträgt, ſo iſt es auch minderbemittelten Kranken ermöglicht, deſſen Genuß während ihrer Reconvalescenz ſich zu verſchaffen. Die Fabrik iſt im Stande täglich 2000 Flaſchen herzuſtellen, muß aber dieſe Zahl auf 6000 ſteigern, um den Beſtellungen von allen Seiten ſowohl von Privaten wie Kranken⸗ und anderer Anſtalten genügen zu können. Dezirksrathſihung vom 11. Oktober. Neue Wirthſchaftsgeſuche. Genehmigt werden folgende Geſuche um Betrieb einer Schankwirthſchaft: 5 1) Des Valentin Leonhard im Hauſe T 3, 9 ½, als Zäpf⸗ ler der Mannheimer Aktienbrauerei ohne Branntweinaus⸗ ſchank; 2) des Mathias Vogt im Hauſe 2 4, 8(Rheinſchiff), als Zäpfler der Bierbrauerei Hugo Hagen; 5 3) des Leonhard Wagner im Hauſe 8 3½, als Eigen⸗ thümer(neue Wirthſchaft), ohne Branntweinausſchank; 4) des Friedrich Brunkmann im Hauſe J 4, 15(Rother Stern), als Eigenthümer ohne Branntweinausſchank; 5) Der Jakob Scholl Wittwe im Heuſe H 3. 11 (Reſtauration„Schmiedſtube“), als Eigenthümerin, ohne Branntweinausſchank. Das Geſuch um Erlaubniß zum Berkauf von Brauntwein des Wirths Andreas Stüdle in 20 1 5 wird abgewieſen. Genehmigt werden folgende Geſuche um Transferirung von Schankwirthſchaften: 1) Des Philipp Spies,(Zäpfler der Mannheimer Aktien⸗ Brauerei) obne Branntweinſchank, von 201, 10 nach J 9 2) des Alois Schmitt,(Zäpfler der Bierbrauerei Rau) von 2E 2. 10 nach 20 1. 11b; 5 3) des Johann Lohnert(Eigenthümer) von J 1. 3 0 6. 2 4 des Jakob Herold(Zäpfler der Bad. Brauerei) von 2 5¼½. 1 nach H 10, 1. 5) des Ludwig Ehret(Zäpfler der Bad. Brauerei) von Schwetz. Str. 61 nach 2 5¼ 7. 5 6) des Johann Würtz(Zäpfler der Aktienbrauerei nach zum Ein ungariſches Grafengeſchlecht. 21¹ Erzählung von C. Deutſch. Nachdruck verboten. (Fortſetzung.) „Sie ſind ein edles Mädchen, Eliſabeth, und ich will Ihnen das nie vergeſſen. Sie ſtreckte ihr die Hand entgegen, aber das Mädchen ſchien es nicht zu bemerken.„Es iſt beſſer, wenn Sie noch heute Nacht abreiſen. Am Tage ließe ſich das ſchwer unbemerkt bewerkſtelligen. Ich will Misko be⸗ nachrichtigen. In zwei Stunden ſoll er am Kreuzweg bei der großen Linde halten. Ich bringe Sie ſelbſt an die be⸗ zeichnete Stelle. Ihre Koffer werden Ihnen nachgeſchickt, wenn Sie mir die Adreſſe zurücklaſſen wollen.“ Schweigend trat Eliſabeth an den Tiſch und ſchweigend ſchrieb ſie die Adreſſe; dann wandte ſie ſich zum Gehen. Ihre Geſtalt ſchien zu wanken, als ſie durch das Zimmer ſchritt, bei der Thür blieb ſie einen Moment ſtehen. Ihr Geſicht war ſehr bleich.„Leben Sie wohl, Frau Gräfin, und mögen Sie dieſe Stunde nie bereuen. Doch, Sie ſind ta die Mutter und er— Ihr einziger Sohn.“ Die Thür öffnete und ſchloß ſich, und die Gräfin war allein. XVIII. Man ſchrieb das Jahr 1870. Die Sonne war unterge⸗ gangen und zarte, durchſichtige Nebelſchleier wallten in der Luft, ſie umhüllten die ſanft aufſteigenden Hügelketten, bedeckten das liebliche Thal, das zwiſchen ihnen lag, und umſpannten jede Erdwelle, jeden Baum und Strauch, als wollten ſie das ſtille, heilige Weben der Natur wahren vor dem rauhen Schatten der Nacht... So ruhig und friedlich die Landſchaft ſchien, ſo ſpielte ſich doch in dieſem Augenblicke in nicht zu weiter! Oöwenkeller) ohne Branntweinſchank, von L 12. 10 nach 2P 1I. 30; 7) des Friedrich Demmer(Eigenthümer) ohne Brannt⸗ weinſchank, von N 7. 8 nach 20 2. 14(Reſtauration zu den 4 Jahreszeiten.) 2 Abgewieſen wurde das gleiche Geſuch des Gottlieb Diehm von Q1. 9 nach Q 7. 4. 25 Die beantragte Entziehung der dem Wirthe Karl Geörg (Neckarvorland) ertheilte Wirthſchaftskonzeſſion wird nicht ausgeſprochen.(Vertreter: Anwalt Dr. Dörtzbacher.) Genehmigt werden die Geſuche des Karl Feſenbecker (Werkzeugmaſchinen⸗Fabrit), des Herrn J. Rau BBier⸗ brauerei) und der Firma Emerich& Köhler hier(Holz⸗ handlung) um Aufſtellung von Dampfkeſſeln. 5 Dem Andreas Philipp Schmitt in Feudenheim wird das Schifferpatent ertheilt. Die Anlage einer Rampe zur Neckarfähre über die Heſſ. Ludwigsbahn wird genehmigt.(Vertreter: Ingenieur Ampt.) —— Aus dem Grofherzogthum. Neckarau, 11. Oktober. Nächſten Donnerſtag den 18. Oktober findet hier die Bürgermeiſter⸗Wahl ſtatt. Es ſind bereits drei Kandidaten aufgeſtellt und zwar Bürgermeiſter Kupferſchmidt, Alt⸗Buͤrgermeiſter J. Fiedler und Gemeinderath G. Groh. Es dürfte vorausſichtlich einen ſehr harten Wahlkampf geben. x. Heidelberg, 11. Okt. Zur e d raths⸗Collegiums iſt Wahl von zwei Mitgliedern er⸗ forderlich für die verlebten Stadträthe Dietz und Klöpper. Geſtern Abend fand nun eine Vorverſammlung der Stadt⸗ verordneten ſtatt, in welcher mit Stimmeneinhelligkeit die Herren C. W. Rom und Wilh. Hoffmann als Stadträthe, bezw. Erſatzmann vorgeſchlagen wurden.— Im Gartenſaale der Harmouie eröffnete geſtern Abend Herr Dr. Stuben⸗ voll die Reihe der Vorträge für den hieſigen Winter mit em intereſſanten Vortrage: Ueber Europäiſche Volksbil⸗ dung im 19. Jahrhundert. Leider mußte der verehrte Red⸗ ner denſelben abbrechen und den Reſt für einen andern Abend verſprechen, da das Thema ſich 91 lang ausdehnte. — Nächſten Samſtag beginnt Herr Dr. Kleinſchmidt im Muſeum ſeine höchſt ſpannenden Vorträge mit: Jakob Fugger, Augsburgs Mäcen. 5 5 St. Ilgen, 11 Okt. Unweit von hieſiger Station ereignete ſich geſtern ein ſchwerer Unglücksfall. Der Bahn⸗ wart Bellmann wurde nämlich vom Zuge überfahren und war der Unglückliche ſofort eine Leiche. Das Unglück geſchah bei der Begegnung zweier Züge. Als nämlich der abwärts fahrende Zug vorüber war, wollte Bellmann hinter dieſem auf die andere Seite, wurde aber von dem aufwärts fahren⸗ den Zuge, den er wahrſcheinlich noch nicht ſo nahe glaubte, 9 75 und getödtet. Bellmann hinterläßt eine Frau und 6 inder. Bruchſal, 11. Oktober. Geſtern früh halb ſechs Uhr wurde die hieſige Einwohnerſchaft durch Fenerſignale aufge⸗ ſchreckt; in einem der Zimmer, welche der kürzlich verſtorbene Oberamtsrichter a. D. Dr. Schutt bis 5 ſeinem Tode be⸗ wohnt hatte, war Feuer ausgebrochen. Die ſtädtiſche 1 wehr war bald zur Stelle, aber ſchon vorher hatten Mann⸗ ſchaften des Mannheimer Grenadierregiments unter Leitung des Sergeanten Brand der 6. Compagnie(es liegt im erſten Stock des Schloſſes ein Detachement des Regiments Nr. 110, welches die Zuchthauswachen gibt) die Thür des Zimmers geſprengt und mit raſch herbeigeholten Hand⸗ ſpritzen das Feuer gelöſcht. Nun ergab ſich, daß in einem völlig verbrannten Sekretär alles Gold und alle Werth⸗ papiere, die der Verſtorbene hinterlaſſen, im Werthe von etwa 40,000 Mark aufbewahrt waren; beim Abräumen fand ſich trotz ſorgfältigſten Suchens keine Spur von dem Gold oder den Papieren, ſo daß dieſe Gegenſtände zweifellos vor dem Brand entwendet worden ſind. Da ferner das Zimmer ſeit Wochen unter Siegel lag und das Feuer offenſichtlich von dem Sekretär ausgegangen iſt, ſo muß angenommen werden, daß der Brand von dem Dieb abſichtlich verurſacht wurde, um ſeinen Diebſtahl zu verdecken. Der Gebäude⸗ ſchaden mag ca. 300 Mark betragen. Wäre der Brand nur wenig ſpäter entdeckt worden, ſo hätte decſelbe unabſehbaren Schaden angerichtet, da das alte Bauwerk eine raſche Ver⸗ breitung des Feuers hätte erwarten laſſen; über der Brand⸗ ſtelle befinden ſich aber die herrlichen biſchöflichen Säle, unter derſelben das Archiv der Karlsruher Oberrechnungs⸗ kammer. Den wackeren Grenadieren vom Regimement Nr. 110 gebührt darum die höchſte Anerkennung. Baden, 11. Okt. Das heutige Bulletin über das Be⸗ finden der Herzogin von Hamilton, Prinzeſſin Marie von Baden, lautet beſſer. Heute iſt der Geburtstag der hohen Kranken. Viele Perſonen aus allen Kreiſen haben ſich im Palais Stephanie zur Gratulation eingeſchrieben. Fürſt Leopold von Hohenzollern iſt geſtern Abend hier eingetroffen. * Tauberbiſchofsheim, 11. Okt. Eine komiſche Ver⸗ wechſelung brachte in unſerer Gegend ein Brautpaar ausei⸗ nander. Der Sohn eine⸗ der reichſten Landwirthe unſerer Gegend lernte während ſeiner id en in Ingolſtadt eine Bauerntochter aus dortiger Gegend kennen. Die Bekannt⸗ ſtanb führte, nachdem die beiderſeitigen Eltern ſich einver⸗ tanden erklärt hatten, zu einem Verſpruch, dem vorige Woche ein feierliches Verlöbniß folgen ſollte. Der Bräuti⸗ gam in spe hatte ſeine künſtigen Schwiegereltern ſammt ſeits der Hügelketten, keine Stunde entfernt, wüthete die Schlacht und die Feuer, die den Horizont rötheten, die dum⸗ pfen Donner, die von Zeit zu Zeit die Luft erſchütterten und in meilenweiter Umgebung die Erde beben und zittern machten, waren die von Sedan. Am Fuße eines der Hügel, von einem kleinen, aber dichten Wald gedeckt, ſtand ein hohes, ſtattliches Gebäude; eine Um⸗ faſſungsmauer trennte es von ſeiner Umgebung. Die Mauern waren dick und vom Alter geſchwärzt, lange Spitzbogenfenſter. mit dichten Gitternetzen verſehen, liefen um dasſelbe. Auf einer Seite war ein kapellenartiger Anbau mit einem Thurme. Dies Gebäude war das Nonnenkloſter St. Anne, das jetzt in ein Lazareth umgewandelt war. In den Zellen, wo ſonſt fromme Nonnen beteten, in den Sälen, wo ſie ſich zu ge⸗ meinſamer Arbeit oder zu den Mahlzeiten verſammelten, in den Gängen, wo ihr leiſer, gedämpfter Schritt ertönte, lagen jetzt verwundete Krieger. In kurzen Zwiſchenräumen ſtand Bett an Bett, und die gemalten Heiligen blickten von den Wänden und der Decke auf bleiche Männergeſtalten, auf ent⸗ ſtellte Geſichter und verſtümmelte Leiber, lauſchten den Schmer⸗ zenstönen, den wirren, verworrenen Lauten. Seitdem der Krieg ſich in dieſe Gegend gezogen, diente das Kloſter dieſer Beſtimmung. Ein Theil der Nonnen hatte es flüchtend verlaſſen, die anderen waren geblieben und hatten ſich den Aerzten und barmherzigen Schweſtern zur Verfügung geſtellt. Der Tag von Sedan hatte die Zahl der Verwun⸗ deten beträchtlich vermehrt, die auch in den naheliegenden Dörfern, Landhäuſern und Pachthöfen untergebracht wurden. Es war Nacht. Draußen am Himmel waren die Feuer erloſchen, die Donner in der Luft verklungen, tiefes, undurch⸗ dringliches Dunkel lag auf Feld und Flur, drin in den Sä⸗ Braut eingeladen, den Verſpruch in Königshofen abzuhalten⸗ womit dieſe ſich einverſtanden erklärten. Leider gibt es aber ein halb Dutzend Orte mit ſolchem Namen, und ſo kam es, daß die Ingolſtädter nach Königshofen i. G. fuhren, wäh⸗ rend unſere Leute in dem Orte a. d. T. warteten. Als beide den ganzen Tag vergeblich aufeinander gewartet, fuhr jedes Verlobte erboſt heim und ſchickte dem andern den Abſage⸗ brief. Natürlich hat ſich das aßg ar jetzt aufgeklärt. Aber Niemand will den Anfang zur Verſöhnung machen. (2) Konſtanz, 11. Okt. Nächſten Samſtag findet die Erneuerungswahl der Hälfte unſeres Stadtrathes ſtatt. In einer kürzlich ſtattgehadten vertraulichen Beſprechung der Mitglieder unſeres Bürgerausſchuſſes wurde der Beſchluß gefaßt, die austretenden Stadtrathsmitglieder, ſoweit dieſelben nicht ablehnen, wieder zu wählen. Es iſt ſomit zu hoffen. daß die Neupwahl ſich in ſehr friedlicher und ruhiger Weiſe vollziehen wird.— Morgen Abend hält die hieſige national⸗ liberale Partei eine Verſammlung ab, in welcher der Land⸗ tagsabgeordnete, Landgerichtspräſident Dr. Kiefer Bericht über die vergangene Seſſion unſeres Landtags erſtattet. *Lahr, 11. Okt. Der hochwichtige Beſchluß der Ein⸗ führung der Städteordnung erfolgte in geſtriger Sitzung des Bürgerausſchuſſes nach glänzender Rede des Herrn Kommer⸗ zienraths Sander von hier mit 59 gegen 3 Stimmen. Zu⸗ vor hatte der Gemeinderath einſtimmig die Wn der Städteordnung beſchloſſen. Demnächſt wird in dieſer Ange⸗ legenheit eine Verſammlung ſtattfinden, in welcher Herr Oberbürgermeiſter Winterer von Freiburg das Weſen der Städteordnung, deren Unterſchied und Vorzüge für unſere Verhältniſſe gegenüber der bisher geltenden Gemeindeordnung darlegen wird. 5 Lörrach, 11. Okt. Die Hoffnung unſerer Rebleute, daß wir durch einen ſchönen Herbſt für den ſchlechten Sommer wenigſtens in Etwas entſchädigt würden, hat ſich leider nicht erfüllt. Das ſchöne Wetter des September ließ zwar unſere Winzer wieder etwas leichter aufathmen und erneute Hoff⸗ nung auf einen wenigſtens mittleren Herbſt faſſen. Das ſeit einigen Tagen herrſchende beſtändige Regenwetter hat jedoch dieſe Hoffnungen vollſtändig vernichtet und bleiben auch die mäßigſten Erwartungen unerfüllt. Die naßkalte Witterung der letzten Woche hat unſeren Winzern einen ganz unermeß⸗ lichen Schaden zugefügt und findet man unter unſeren Reb⸗ leuten deshalb auch allgemein eine trübe und gedrückte Stim⸗ mung und die von dem Dichter ſo oft und viel beſungenen Reize einer Weinleſe werden durch das ſchlechte Ernteergeb⸗ niß bedeutend Beeinträchtigung finden. Mit der Leſe wird in allernächſter Zeit begonnen werden müſſen. In unſerem Bezirke nimmt dieſelbe ſchon mit dem morgigen Tage ihren Anfang. Pfälziſche Nachrichten. »Speyer, 11. Okt. Geſtern Nachmittag 2¼ Ubr iß der Biſchof von Trier, Herr Dr. Korum, zum Beſuch dei Herrn Biſchof Dr. v. Ehrler hier etzterer hatte den Oberhirten der Diözeſe Trier am Bahnhof abge⸗ holt. Die beiden Herren Bifchöfe fuhren ſodann in das Biſchöfliche Palais, wo Herr Dr. Korum auch wohnt. * Schwegenheim, 10. Okt. In das Tabakgeſchäft ſcheint dieſes Jahr etwas Leben zu kommen. Das Sandblatt iſt größtentheils verkauft um den ſogenannten„höchſten Preis“. Da nun dieſer Tage einzelne Partien um 19 bis 20 Mark abgegeben wurden, werden dieſe wohl als höchſter Preis angeſehen. Auf Tabak ſelbſt wurde vom Haus Hirſch⸗ horn aus Mannheim 27 Mark geboten, allein ein Ver⸗ kauf fand bis jetzt nicht ſtatt. OEdenkoben, 10. Okt. Wir berichteten 113 über den Unglücksfall, von welchem zwei Leute in Schifferſtadt beim Zerſpringen eines Böllers betroffen wurden: ebenſo wurde mitgetheilt, daß Se Kgl. Hoheit der Prinzregent dem am ſchwerſten Verletzten, Namens Imohr, ein fürſtliches Geldgeſchenk zukommen ließ. Wie uns pripatim mitgetheilt wird, iſt die von dem Prinzregenten bewieſene Antheilnahme an dem betrübenden Unfall keine vorübergebende geweſen. ſondern es ſoll täglich ein Bericht über den Krankheitszuſtand des Verunglückten nach Speyer erſtattet und von dort nach Befund weiter nach München berichtet werden. * Zweibrücken, 10. Okt. Im nahen Wald zu Buben⸗ hauſen im Kugelfang, dem Schießſtand des hieſigen Militärs, erſchoß heute Abend zwiſchen 6 und 7 Uhr der 1 A. Fuchs von Ixrheim den Wilddieb Sand von Buhenhauſen, nachdem derſelbe, nach Angabe von Fuchs, zwei Schüſſe auf 5 abgegebeben hatte. Juchs zeigte den Fall e der endarmerie in Zweibrücken an, und dieſe begab ſich mit Chaiſe ſogleich an den Ort der That. — Eiſenberg, 11. Okt. Zwiſchen Ebertshein und hier wurde geſtern Abend an einem ädchen ein Raub ausge⸗ führt. Dasſelbe wurde ſeiner Baarſchaft von über 10 Mark und einer Anzahl anderer Gegenſtände, alles in einem Körb⸗ chen befindlich, beraubt. Mittheilungen aus Heſſen. * Groß⸗Gerau, 11. Okt. Die Cultur der Zuckerrübe macht in unſerer Gegend bemerkenswerthe Fortſchritte. Die⸗ ſelbe iſt in dieſem Jahre, trotz des Mangels an Sonnen⸗ ſchein, recht gut gerathen. Der durchſchnittliche Gehalt an Zucker beträgt nicht unter 14 pCt., während in den Ab⸗ kommen mit den Fabriken der Preis der Zuckerrüben auf einen Normalgehalt von nur 11 pCt. berechnet iſt. Das len und Zellen des Kloſters brannte ein mattes, gedämpftes Licht; mit leiſen, kaum hörbaren Bewegungen walteten die Aerzte und Krankenpflegerinnen an den Betteu. Viele der neueingebrachten Verwundeten waren vom Blutverluſte voll⸗ ſtändig erſchöpft und von einer faſt bleiernen Bewußtlofig⸗ keit umfangen, andere wieder wandten und krümmten ſich in qualvollen Schmerzen, dort verlangte der Eine mit ſchwacher Stimme nach Waſſer, da ſprach der Andere laut in wilden Fieberphantaſien, und Mancher wieder lag ſtill und regungs⸗ los, den Stempel einer furchtbaren Majeſtät auf dem bleichen Antlitze. In einem der Säle ging eine junge Dame von Bett zu Bett. Dieſem rückte ſie die Kiſſen zurecht, Jenem wiſchte ſie den Schweiß vom Geſichte, bei einem ſah ſie nach, ob der Verband noch feſt ſaß, einem Andern gab ſie zu trinken, und an dem Lager, wo ſie ſtand, war wenigſtens eine momentane Linderung eingetreten. Die hohe, ſchlanke Geſtalt trug ein einfaches, graues Kleid, ihr dichtes, goldblondes Haar legte ſich in zwei einfa⸗ chen Flechten um ihren Kopf, am Nacken und auf der Stirne einige kleine, widerſpenſtige Löckchen freigebend. Der erſte Schmelz der Jugend lag hinter ihr, der Adel aber und die Klarheit in ihren ſchönen Zügen, der tiefe, warme Glanz in ihren blauen Augen, der hohe, faſt geiſtige Ernſt, der auf ihrer Stirne lag, erſetzten dieſen flüchtigen Zauber reichlich. Die Schweſter ging von Saal zu Saal, von Zelle zu Zelle, ſah, ob alles in Ordnung, ob die Pflegerinnen genau nach ärztlichen Verordnungen handelten, ob keine Fahrläſſigkeit zu rügen und gut zu machen war. Sie war die Seele Aller, eine Erquickung für die Verwundeten, eine Beruhigung für die Aerzte und ein leuchtendes Beiſpiel für die anderen Pfle⸗ gerinnen. Sie war ſo klar und beſonnen in Allem, was ſie 4. Seite. Seneral-Auzeiger. 18. Oktober⸗ Ergebniß iſt alſo für die Jandtwirlhe wwie für dſe Fahrifen ein ſehr günſtiges. Die hieftge Actien⸗Zuckerfabrik iſt in vollem Geſchäftsbetrieh und hat ihr Perſonal vermehrt. =Worms, 11. Okt. Der hieſige„Gen. Anz. meldet, daß eben zehn Kohlenſchiffe zum Ausladen hier liegen, weil das Ausladen durch den hohen Waſſerſtand eine unliebſame Verzögerung erfahren habe. Aus dieſer Stauung des Schiffs⸗ verkehrs geht doch Milti die Nothwendigkeit hervor, einen Hafen für mehrere Millionen zu erbauen. *Maunheim, 11. Okt.(Strafkammer.) Vor⸗ fitzender: Herr Landgerichtsdirektor Baſſermann. Ver⸗ treter der Großh. Stagtsbehörde: Herr Staatsanwalt Duffner. 5 Wilhelm Bundſchuh, Taglöhners Ehefrau Barbgra, 31 Jahre alt, von Mannheim, wegen Hehlerei. Die Angeklagte war vom Schöffengericht Mannheim zu 4 Monaten Gefängniß verurtheilt worden, weil ſie von einer gewiſſen Katharina Welz Gummiſchuh im Werthe von 50., welche die Welz in der Gummifabrik hier geſtohlen, an ſich genommen und verkauft hatte. Den Erlös aus den Schuhen hatte die Angeklagte der Welz für Koſt und Logis angerechnet. Gegen dieſes Urtheil legte die Angeklagte die Berufung ein. Die⸗ ſelbe wird theilweiſe für begründet erklärt und die Strafe auf 2 Monate Gefängniß ermäßigt. Vertheidiger Herr Rechtsanwalt Dr. Stern. 2) Julius Friedrich Espen⸗ 1 ed, 60 Jahre alt, Jabrikant in Seckenheim wegen Ver⸗ gehens gegen die Gewerbeordnung. Der Angeklagte hat in ſeiner Fabrik in Seckenheim jugendliche Arbeiter von 14 bis 16 Jahren länger als 10 Stunden des Tages über beſchäf⸗ tigt. Urtheil: 40 M. Geldſtrafe. Vertheidiger Herr Rechts⸗ anwalt Dr. Wittmer. 3) an de Held, 49 Jahre alt, verheirathet, Hauptlehrer von Reilingen wegen Körper⸗ verletzung. Der Angeklagte ſoll als angeſtellter Lehrer die elfjäbhrige Eliſe Amſelmann dadurch körperlich miß⸗ handelt haben, daß er mit einem Stock ſie über die Hände ſchlug, daß ihr dieſelben anſchwollen, außerdem ſoll der An⸗ geklagte dem Mädchen noch Backenſtreiche und Stöße auf den Kopf verſetzt haben, ſo daß das Kind längere Zeit krank war. Der Angeklagte wird freigeſprochen, Vertheidiger Herr Rechtsanwalt Dr. Darmſtädter.— 4) Mathias Reichle 58 Jahre alt, verheir. Landwirth und Makler von Heddes⸗ heim, wegen fahrläſſigen Meineids. Der Gerichtshof konnte ſich auch hier von einer Schuld des Angeklagten nicht über⸗ zeugen und deßhalb ebenfalls Freiſprechung. Ver⸗ theidiger Herr Rechtsanwalt Geißmar.— Louis Frankl, Telegraphenbaugeſchäft hier, wegen Beleidigung. Die vom Angeklagten durch Rechtsanwalt Dr. Loeb einge⸗ legte Berufung wird als unbegründet verworfen. Tagesneuigkeiten. — Ein Miteſſer. Ein Dienſtmädchen in Frankfurt a. M. machte eine Lohnforderung von M. 280 gegen ihre Dienſtherr⸗ ſchaft gerichtlich geltend. Dieſelbe beſtritt, dem Mädchen etwas ſchuldig zu ſein. Große Heiterkeit erregte die Widerklage, welche in einer Gegenforderung für Atzung des Schatzes gipfelt. Zwei Jahre lang ſoll derſelbe heimlich aus der herr⸗ ſchaftlichen Küche und dem Keller ſeine Nahrung erhalten haben; derſelbe habe keinen ſchlechten Appetit entwickelt, es ſei ſtets viel gekocht worden, aber nie etwas für den andern Tag übrig geblieben, denn der Liebhaber habe alles aufge⸗ geſſen. Die Klägerin mußte darum einſehen, daß ſie moraliſch zum Erſatz des durch ihre Liebelei angerichteten Schadens verpflichtet ſei. Es wurde auf Beweis erkannt und nun muß der Liebhaber, gegenwärtig Soldat, vor dem Gericht als Zeuge erſcheinen.(G..) — Wieder ein Roman. Vor etwa 8 Wochen wurden die Angehörigen einer hochachtbaren, im Norden der Stadt Berlin wohnenden Familie durch das plötzliche Verſchwinden ihrer 19jährigen Tochter in tiefe Trauer verſetzt.— Die junge Dame hatte ſich Beſorgungen halber am frühen von Hauſe fortbegeben und war ſeitdem nicht wieder zurückgekehrt. Säulen⸗Anſchläge, Aufrufe in den Zeitungen führten zu keinem Reſultat und die Eltern konnten nur annehmen, daß ihr Kind verunglückt ſei.— Vor etwa 8 Tagen jedoch er⸗ hielten ſie einen Brief von der Direktion eines Hoſpita 8 in worin mitgetheilt wurde, daß ihre Tochter an einer ungenentzündung ſchwer krank darnieder liege und ſehnlichſt nach ihren Eltern verlange.— Der Vater reiſte ſofort ab und kam gerade noch zu rechter Zeit, um der Sterbenden zu verzeihen. Die Unglückliche hatte hinter dem Rücken ihrer Eltern eine Liebſchaft mit einem jungen, in den Kreiſen unſerer jeunesse dorée wohlbekannten Manne angeknüpft, der die Bethörte dazu verleitet hatte, mit ihm nach England zu entfliehen, angeblich, um ſich dort trauen zu laſſen.— Nach einigen daſelbſt verlebten Wochen wendete ſich das junge Paar nach Paris und hier ließ der ehrenwerthe Herr ſein Opfer mittellos und krank zurück, ohne ſich weiter um daſſelbe zu kümmern.— Die Leiche des Mädchens wurde nach Berlin überführt und unter großer Betheiligung vor einigen Tagen auf einem der Kirchhöfe des Nordens beigeſetzt. 5 — Ein Spfer der Alpen. Aus Reichenberg wird gemelget: Bei der Beſteigung des Lilienſteines, gegenüber dem Königsherge, verunglückte ein nach Nieder⸗Einſiedel uſtändiger e der auf einen Felsblock vom Platean ſprang, beim Sprung rückwärts aber ausglitt und mit einem gellenden Schrei in die fürchterliche Tiefe ſtürzte, wo nach zwei Stunden ſein Leichnam aufgefunden wurde; er hinterläßt eine Wittwe mit mehreren Kindern.“ that, von ſolch' ſtiller, milder Freundlichkeit, ſo unermüdlich in ihren Liebesdienſten, wußte immer was Jedem gut und angenehm war, daß ihre bloße Gegenwart allein ſchon eine Beruhigung für die Leidenden war. Der Oberarzt pflegte von ihr zu ſagen, der warme Strahl, der aus ihrem Herzen ginge, ſtröme ihr bis in die Finger⸗ ſpitzen, darum ſei ſchon die Berührung ihrer Hand ſo lindernd und beruhigend. Man ſetzte das höchſte Vertrauen in ſie, und es gab kei⸗ nen nur etwas ſchwierigen Fall, wo ihre Mithülfe nicht be⸗ anſprucht worden wäre, denn Keine konnte ſo leicht und ge⸗ ſchickt einen Verbaud anlegen, Keine vermochte ſo den Kran⸗ ken zu heben und zu ſtützen. Der Oberarzt hatte ihr den Namen Schweſter Charitas gegeben, und ſo wurde ſie auch allgemein im Lazarethe genannt von Kranken und Pflegerin⸗ nen, da der Name in ſolch' vollem Einklang zu ihren uner⸗ müdlichen Liebeswerken ſtand. Eine Stunde mochte vergangen ſein, als ſie wieder den Saal betrat, der ihrer beſonderen Pflege anvertraut war, da meiſt Schwerverwundete darin lagen. Sie ließ ſich von der jungen, bleichen Pflegerin, einer Nonne, die unterdeß ihren Platz eingenommen, Bericht erſtatten und begab ſich an das oberſte Ende des Saales, wo abſeits von den anderen ein einzelnes Bett ſtand. Ein Schwerverwundeter lag darin, deſſen Zuſtand ſchon ſeit Tagen hoffnungslos war und dem die Aerzte kaum noch die Nacht zuſprachen. Sie ſand ihn unverändert, ſo bleiern und unbewegt, wie ſie ihn verlaſſen. war ſein Geſicht, ſo ſtarr und regungslos die Züge, und doch lebte er, denn als ſie das Ohr an ſeine Bruſt legte, fühlte ſie ſeinen leiſen, kaum vernehmbaren Athem. „Er wird ſo hinüberſchlummern, leiſe und unbemerkt.“ Wit tiefer Theilnahme blickte ſie in ſein ſtarres Geſicht. Wie — Ein ſchlechter Witz. In einem Wäldchen bei Budapeſt fanden Paſſanten ein menſchliches Gerippe an einen Baum gelehnt, alte Schlappſchuhe an den knöchernen Füßen, ein Binocle vor den leerſtehenden Augenhöhlen, zwiſchen die entfleiſchten Finger der vorgebogenen rechten Hand ein populäres Witzblatt gezwängt— eine entſetzliche Veranſchaulichung der Sieſta des Senſenmannes. Der brutale Scherz ſcheint blos auf das Erſchrecken harmloſer Wanderer angelegt geweſen zu ſein. .Der Zauberer am Galgen. Am letzten Samſtag wurde in Sarajewo auf dem Kovacic⸗Plateau Achmed Szo⸗ kolovie, der geheimnißvolle Mörder, hingerichtet. Achmed war noch nicht 28 Jahre alt und ein auffallend ſchöner Mann. Er behauptete, ein Hodſcha zu ſein und ſeine Studien in Egypten vollendet zu haben, wo man ihn die Zauberei und das Wahrſagen lehrte. Achmed verſtand es, ſich mit einem ſuten Nimbus zu umgeben, daß ihn ſelbſt Europäer auf⸗ uchten, um ſich über die Zukunft Aufklärung zu verſchaffen. Im Winter beſuchte ihn ein ſerbiſches Mädchen, um ſich pro⸗ phezeien zu laſſen. Der Zauberer befahl ihr, ſich die Augen zu verbinden und ſich die Hand an den Fuß befeſtigen zu laſſen. Als dies geſchehen war, zog Achmed ein ſcharfes Meſſer hervor und ſchnitt der Unglücklichen die Kehle durch. Das Mädchen, wenn auch tödtlich verwundet, vermochte noch Lärm zu ſchlagen und Achmed wurde von den Nach⸗ barn feſtgenommen Vor dem Gerichte blieb er unerſchütter⸗ lich dabei, daß nicht er, ſondern der Diin(Dämon), mit dem er in Verbindung ſtehe, das Mädchen ermordet habe. Man nahm erſt an, daß er geiſtesverwirrt ſei, doch ſtellte die Unterſuchung feſt, daß ihn nur Habſucht und beſtialiſche Sinnlichkeit zum Verbrechen getrieben habe. Zur Richtſtätte begab er ſich, begleitet von einem alten Hodſcha, ruhig und gefaßt. Dort angelangt, verrichtete er, als ſeine Frage, ob das Geſetz es fordere, daß er jetzt ſterben müſſe, bejaht wurde, auf einem Teppich ſein Gebet, mit dem Geſicht nach Mekka ewendet. Er ging allein zum Galgen und nach drei Minu⸗ en war er juſtificirt. Unter den 500 Zuſchauern befand ſich kein einziger Türke. — Leonie Thibaldi, welche in Havre mit All⸗ mahyer verhaftet und nach Paris gebracht worden war, wurde ſoeben wieder auf freien Fuß geſetzt. Dieſe junge Frau, mit welcher Allmayer in Marſeille bekannt geworden war, wo ſie Dank der Freigebigkeit eines reichen Kaufmanns ein großes Haus machte, war ihrem neuen Geliebten und Gebieter auf ſeinen Streifzügen durch Algier und eine große Zahl europäiſcher Bäder gefolgt. Sie ahnte gar nicht, daß ſie ihr Lehen an das eines Mannes gekettet hatte, welcher nur von Diebſtahl und Betrug lebte, 38ch hatte eine tiefe Liehe zu Allmayer“, ſagte ſie zu dem Unterſuchungsrichter,„hätte ich aber gewußt, daß er ein Dieb wäre, ſo würde meine Liebe der Verachtung ge⸗ wichen ſein.“ Die Unterſuchung hat in der That ergeben, daß ſie in keiner Weiſe bei den Betrügereien ihres Gefährten betheiligt war, und ſo wurde ſie in Freiheit geſetzt mit der Erlaubniß, nach Marſeille zurückzukehren, wo dieſelbe Stellung ſie er⸗ wartete, welche ſie dem Betrüger aufgeopfert hatte. Sie hat jedoch vorgezogen, Paris nicht zu verlaſſen, da ihr alänzende Engagementsofferten— 4000 Franken per Monat— von einem dortigen Theaterdirektor gemacht wurden, um in einem Kaſſenſtück aufzutreten. —. Von Krokodilen 1 Zu Beaune(Bur⸗ gund) ſpielte ſich geſtern, dem„W. Ehl.“ zufolge, in einem ander⸗ Aquarium eine fürchterliche Szene ab. Der Direk⸗ tor desſelben, Pernolet, war in den Käfig der Krokodile ge⸗ ſtiegen, um ſich in der Bändigung dieſer Beſtien zu produ⸗ eiren. Anfangs gelang Alles, bis Pernolet, der gerade auf einem der größten Krokodile ſaß, die Unvorſichtigkeit beging, ſich umzuwenden, um dem hintenſtehenden Wärter Etwas zuzurufen. In dieſem Augenblicke ſtürzten ſich zwei der wildeſten Thiere auf ihn, eines biß ihm den Arm ab, während ihm das andere ein Stück Fleiſch aus dem Unterleib heraus⸗ riß. Alles dies geſchah ſo raſch, daß Hilfe unmöglich war. Pernolet wurde als unförmliche Maſſe aus dem Käfig ge⸗ tragen. Die Aufregung des Publikums war eine grenzenloſe. Theater, Aunſt und Wiſſenſchaft. Die Vorliebe Kaiſer Wilhelms II. für Rich. Wagner iſt, wie unſere Leſer wiſſen, bei Gelegenheit des Galaconcerts in der Wiener Hofburg wiederum ſtark hervor⸗ getreten. Das officibſe„W. Fr.“ berichtete darüber:„Mit Rückficht auf die bekannte Vorliebe des deutſchen Kaiſers für Wagner'ſche Muſik waren die Hauptnummern des Programms aus Wagner'ſchen Opern beſtritten worden.. Der deutſche Kaiſer kam in ſeinen Geſprächen mit den Künſtlern immer wieder auf Bayreuth zurück.“ Hieran knüpfen die„Hamb. Nachr.“ folgende Mittheilung:„Die für die edle Sinnesart und Geſchmacksrichtung des deutſchen Kaiſers charakteriſtiſche Bevorzugung des Wagner'ſchen Kunſtwerkes dürfte dem Ver⸗ nehmen nach im nächſten Jahre eine bemerkenswerthe äußere Bekundung erfahren, welche hoffentlich als der erſte Schritt zu dem längſt im Intereſſe der nationalen Kunſt erforderlichen officiellen Eintreten des Reiches für das„Deutſche Olympia“ ſe 7 kaiſerlichen Ausdruck zu gebrauchen— anzuſehen ein wird.“ *Ednard Nebe, deſſen irdiſche Hülle am Dienſtag in Karlsruhe zu Grabe getragen wurde, iſt in Mannheſms kunſt⸗ ſinnigen Kreiſen unvergeſſen geblieben. Nachdem Nebe ſ. Z. ſelbſt in dieſer unheimlichen Regungsloſigkeit! Welch' warme Familienbande würden wohl mit ſeinem Tode durchſchnitten? Weß einzige, letzte Hoffnung er wohl war? Lange ſtand ſie vor ihm, in Sinnen verſunken, und ob das ſchmerzliche Zucken um die Mundwinkel und die trüben Schatten auf ihrer Stirn der eigenen Erinnerung oder dem todtkranken Manne galt, wer konnte es wiſſen? Sie ſtrich ihm leiſe über die bleiche Stirn und ſetzte ſich dann abſeits, aber in kurzer Entfernung von ihm. Die Uhr zeigte auf zwei. Durch die hohen Spitzbogen⸗ fenſter blickte groß und ſchweigend die Nacht. Auch in dem Saale war es nach und uach ſtill geworden, nur hie und da unterbrach ein leiſer ſtöhnender Laut die matte, dämmerige Helle. Der milde, erbarmende Schlaf hatte ſich auf die armen Dulder geſenkt! Das tiefe lautloſe Schweigen wirkte auch auf die er⸗ ſchöpfte Natur der Schweſter, ihren Augen ſchloſſen ſich und das Bewußtſein des Vorhandenen ſchwand ihr. Wie lange ſie geſchlafen, ſie wußte es nicht, ſie erwachte durch die Berührung einer Hand. Jäh fuhr ſie auf. Durch die Scheiben blickte das graue, fahle Morgenlicht. Der Ober⸗ arzt ſtand vor ihr. „Ach, ich war ſo fahrläſſig!“ rief ſie erſchrocken. „Das ſind Sie nie. Sie haben zu viel Nächte ſchon ge⸗ wacht und ſind übermüdet. Als ich vor einer Stunde hier war und Sie ſchlafend fand, beordete ich zwei Schweſtern hierher; ich hätte Sie auch jetzt nicht geweckt, aber man hat einen todtverwundeten Mann gebracht und ich brau che Ihre Hilfe. Bauern fanden ihn in einem Graben abſeits vom Wege, neben ſeinem todten Pferd liegen; er hat ſich faſt wäßrend acht Jaßren dem hieſſqen Boffpeafer angehörk und ein lebenslängliches Engagement abgelehnt hatte, ſiedelte er an die Braunſchweiger Bühne über. Allein dort ſollte ſeines längeren Bleibens nicht ſein; vielmehr gelangte er nun an den Ort, welcher ihm mehr und mehr zur Heimath werden ſollte. Eduard Nebe wurde nach erfolgreichem Gaſtſpiel durch Kontrakt vom 29 November 1881 für die Karlsruher Hof⸗ bühne als Schauſpieler und Sänger engagirt und wirkte in dieſer doppelten Stellung bis zum 31. Dezember 1883 mit unerſchütterlichem Fleiße und Gewiſſenhaftigkeit, nachdem er durch Allerhöchſte Entſchließung auch noch zum Regiſſeur des Schauſpiels ernannt war, eine Stellung unermüdlicher Arbeit, die er durch zehn Jahre bekleidete. Was Nebe als Schau⸗ ſpieler ſchuf, ſteht feſt in der Erinnerung eines großen Theils des Publikums, das mancher heiteren Stunde gedenken wird, die ſein geiſtvoller Humor ihm ſchenkte, denn Eduard Nebe war neben dem Bühnenkünſtler zugleich Gelehrter und nutzte, in unermüdlichem Fleiße, jede freie Stunde aus, ſeine ernſte wiſſenſchaftliche Bildung zu erweitern. Verheirathet hatte ſich Nebe zu Mannbeim am 31. März 1850 mit Viktorine, geh. Kolb, mit welcher er 37 Jahre lang in Freud und Leid aufs engſte verbunden war. Die Ehe war geſegnet mit zwei Söhnen, von welchen der ältere, in Mann⸗ heim geboren, jetzt Amtsvorſtand in Adelsheim, der füngere, in Braunſchweig geboren, z. Z. Herzogl. of⸗ opernſänger iſt. Seit ſeiner Züruheſetzung lebte der Ent⸗ ſchlafene ganz ſeinen Studien und der Erziehung ſeiner Penſionäre. Berliner Theater. Ludwig Deppe. Der Berliner General⸗Intendant Graf von Hochberg, hat den Kapellmeiſter Herrn Ludwig Deppe auf Grund des von Letzterm wiederholt an ihn ge⸗ richteten Geſuches ſeiner dienſtlichen Obliegenheiten in einem Überaus ſchmeichelhaften Handſchreiben, enthoben. Herr Deppe iſt vom 1. November d. J. ab nicht mehr Kapellmeiſter des Kbnigl. Opexnhauſes. Madame Bonivard. Das Wallner⸗Theatet errang am Dienſtag Abend mit Madame Bonivard, der erſten Neuheit einen Sieg, der eine lange, lange Reihe lachenstoller Abende bedeutet. Wieder zu erzählen iſt der Aeſ des Schwankes nicht; genug, daß es ſich um die Poſſe der Schwiegermutter handelt, und zwar einer Ailaen an welche dieſelbe Gewandtheit, die anderen ttern i e⸗ ſtiſten eigen iſt, im Eheſcheiden beſitzt und es 500 dieſe Weiſe dahin bringt, daß ihr ehemaliger Schwiegerſohn, der ſich glücklich ihrer Tyrannei entwunden hat, ſie noch einmal zur Schwiegermutter erhält und die ehemalige Gattin deßgleichen. Das klingt unſinnig, aber die Perfaſſer des Schwankes haben es fertig gebracht, dieſen Un laubhaft vor uns hinzuſtellen; der techniſche Aufbau der tollen Poſſe iſt in der That ein vortrefflicher. Ueberdies kam ihr zu Gute, daß ſie eine Darſtellung fand, wie ſie luſtiger und lebendiger kaum denkbar iſt. Anna Schramm fühlte ſich auf den Brettern des Wallner⸗Theaters, als komiſche Alte, ſofort daheim; ihre Schwiegermutter wax ſo boshaft natürlich, b0 die Zuſchauer ſich ſchüttelten vor Lachen und Grauſen. Aber auch das berbol Künſtlergeſchlecht wurde mit Jug durch immer wie⸗ derholten Beifall ausgezeichnet. Gaſtſpieldes Reſidenztheaters. Unter Führ⸗ ung des Herrn Direktors Lautenburg wird ein Theil der Künſtlerſchaar des Reſidenztheaters, nämlich die Damen von Pöllnitz, Zipſer und Kronau, ſowie die Herren Brandt und Pagay, Ende dieſes Monats eine f ban nach den größeren Städten Hollands antreten, um in denſelben Ibſen's Dramen „Wildente“. Rosmersholm“ und„Geſpenſter zur Aufführ⸗ ung zu bringen. „Cornelius Voß“, das neueſte Luſtſpiel von Franz von Schönthan, hat bereits ſeinen zweiten großen Erfolg zu verzeichnen. Sonntag, den., ds. Mts. iſt die Novität auch am Stadttheater in Stettin mit ſtürmiſchſtem Beifall aufgenommen worden. Eugen'Albert. Im erſten großen Philharmoniſchen Concert in Berlin unter Hans v. Bülow's Leitung am 15. Oktober tritt Eugen'Albert als Soliſt auf; der Künſtler wird Beethoven's-dur-Concert ſpielen. Elektriſche Locken⸗Breuneiſen. In den Künftler⸗ garderoben des neuen Wiener Hofburgtheaters ſoll eine Neuerung eingeführt werden, die würdig des Zeitalters des Dampfes und der Elektricität iſt. Während bisher die Künſtlerinnen des Hofburgtheaters die lieblichen Löckchen, die ihnen Stirn und Nacken zieren, ausſchließlich mittels Brenneiſen drehten, welche an altväterlichen Spirituslämpchen erhitzt wurden, gedenken nun die Ingenieure der Hofbühne an Stelle des veralteten Spiritus⸗Brenneiſens das moderne elektriſche Brenneiſen zu ſetzen. Die caprieibſen Stirn- und Nackenlöckchen der Damen Hohenfels, Mitter⸗ wurzer ꝛc. ſollen fortan nur durch Vermittelung elektrif e Ströme die erforderliche Ringelung erfahren und auch die Krausköpfe griechiſcher Jünglinge und moderner Salonlieb⸗ haber werden auf elektriſchem Wege hergeſtellt werden. Die e und Friſeuſen verhalten ſich allerdings der Neu⸗ inführung gegenüber ein wenig reſervirt, da ſie befürchten, daß die Hantirung mit dem elektriſchen Brenneiſen Ge⸗ ſte für den Haarkünſtler und den Friſirten ſelbſt in ſich chließen könne. verblutet, aber wir wollen doch ſehen, ob er noch zu retten iſt 5 Er ging voran und die Schweſter folgte. In einem der Nebenſäule umſtanden einige Aerzte eine n langen niedrigen Tiſch, auf welchem ein bewußtloſer Mann lag. „Athmet er noch?“ fragte der greiſe Oberarzt, raſch her⸗ vortretend. „Kaum merklich“, war die Antwort. „So lange er athmet, iſt Hoffnung.“ Er gebot ſeiner Be⸗ gleiterin, das Haupt des Verwundeten zu ſtützen und ihm von Zeit zu Zeit die Lippen mit Wein anzufeuchten; er be⸗ gann mit Hilfe der Aerzte den Mann zu entkleiden. Es war ein höherer Offizier und wie es ſchien, einer von den Braven, denn mehrere Auszeichnungen ſchmücken ſeine breite Bruſt. Die Schweſter war an den Tiſch getreten, an das Kopf⸗ ende. Das Antlitz des regungsloſen jungen Mannes war ihr ganz zugewendet, ihre Blicke fielen darauf und hafteten dann mit einem ſeltſam ſtarren, faſt entſetzten Ausdrucke auf dem⸗ ſelben, dann überzog eine tiefe Bläſſe ihr Geſicht und ſie wäre umgeſunken, wenn ſie nicht der hinter ihr ſtehende Arzt ge⸗ ſtützt hätte. „Mein Kind, was haben Sie?“ fragte der Oberarzt, be⸗ ſorgt auf fie zutretend.„Iſt es viekleicht ein Bekannter?“ Sie konnte nicht antworten, aber er ſah, wie ihre farb⸗ loſen Lippen zitterten. „Setzen Sie ſich nieder und erholen Sie ſich“, ſagte er mit gütigem Tone,„einer der Herren wird Sie vertreten!“ Fortſetzung folgt.) 18. Oktober Seneral⸗Anzeiger B. Seite. Maunheimer Handelablatt. 4½ proc. neue argentiniſche Auleihe. Nach dem im Inſeratentheile abgedruckten Proſpekte werden 19,769,500 Peſos nationaler Währung Gold, eingetheilt in Abſchnitte zu Peſ. 100, 500 und 1000, am Dlenſigg, 18. d.., zu öffentlichen Subſkription aufgelegt, in Frankfurt a. M. bei dem Bankhauſe M. A von Rothſchild u. Söhne und bei der Filiale der Deutſchen Bank. Der Subſkriptionspreis beträgt 85.80 PCt. nebſt Stückzinſen ab 1. September, zahlbar mit Mk. 20.47 für das Eſterling, während, wie der Proſpekt aus⸗ drücklich hinzufügt, im Handel an der Börſe die Berechnung zu Mk. 20 erfolgen ſoll. Vorzeitiger Schluß und Zutheilung ſind dem Ermeſſen jeder Zeichnungsſtelle vorbehalten. Die Abnahme der zugetheilten Stücke hat in der Zeit vom 25. Oktober bis 20. Dezember zu geſchehen. Zunächſt werden Interimsſcheine ausgegeben, welche für Deutſchland von der Deutſchen Bank und der Diskonto⸗Geſellſchaft auszuſtellen und mit dem Viſum des argentiniſchen Geſandten in Berlin zu verſehen ſind. Danach werden alſo in Deutſchland nur die von den deutſchen Stellen ausgegebenen Stücke lieferbar ſein, nicht ducß diejenigen, welche bei der Subſkription in London und Paris zur ustoef gelangen. Die Rückzahlun 915 durch 49 ön erle Auslooſungen von.50 pCt. nebſt inszuwachs zu erfolgen, kann aber auch verſtärkt werden. Mannheimer Effektenbörſe vom 11. Oktober. An der heutigen Börſe wurden Anilinaktien zu 281.95 PpCt. umgeſetzt. Weſteregelnaktien blieben 2 pCt. über geſtern, zu 188.50, geſucht. Waghäusler Zuckerfabrik gingen zu 104.25 um. Brauerei Eichbaum wurden zu 180.25 gehandelt. Brauerei Sinner zu 162.50 gefragt. Mannheimer Verſicherungsaktien wurden zu M. 500 umgeſetzt. Württemb. Transport waren zu M. 805 geſucht, Cvursblatt der Maunheimer Börſe vom 11. Oktober. Obligationen. 4 Bad. Oblig. Mark 105.50 bz. 4 R. Hyp. Pfandbr. S. 40-480100.80 G. 4„„ 1886 109.—— 5 4 5 5 48—49102.40 G. 4 108.90 G.%½%„* 1888100.50 B. %„„ fl.—„ Com. O. 100.— G. 4 T. 100 Vooſe 189.50.4 Mannheim 1881— 4 Reichsanleihe 108 80 G. 4„ 153888— 8⁰ 85 103.80 b3. 4 1885 708.— B. 4 Preuß. Conſol 107.50 bz. 4 Heidelberg 108.25 B. 1½%„ 106.—;.%8 5 i. B. Obligat. 101.— G. Gaher. Obligationen Mt. 107.8 63 4½ Ludwighafen Mk. 105.50 G. 4 Pfälz. Ludwigsbahn Mk. 104 75 G. 4 75 1—.— 4 Pfälz. Jubwigsbahn fl. 108.50 G. 4½ 10 Zuckerfabrik 102.75 G. 4 ondde 106.10 G. 5 Oggersheimer Spinnerei 101.70 G. 4„ Norbbahn 104.10 G. 5 Verein TChem. Fabriken 99.— bz. 317 Priorit 108.80 5z. 5 Weſteregeln Alkaliwerke 104.— 6. 81½ pihein. Hyß.⸗Bfandörlefe 88.70 5f. Babiſche Bank iſche Bank 110.— G. Hrauer war 160.— G. Rheintſche Credithank 128.50 G. Slerbeanerel Sinner 162.50 G. 5 50 pet..(128. G. Malzfabr. Hochheim—.— Rlan che Bank 195.— bz. Werger ſche Brauerei 114.— G. annheimer Vollsbank 119 50 G. wea rauerei 117.— 8. Deutſche Unionbank 94.— G. Mannh. Dampfſchleppſchiff. 124.— B. Pfälziſche Zubwigsbahn 285.— G. Cöln. Rhein-u. Seeſchifffahrt 91.—. 55 axybahn 89.— G. Bad. ecuranz1450. B. e Norbbahn 108.60 G.]Bad. Rilck- u. Mitverſich. 650.— B. eibelberg⸗Speyerer Bahn 36.— G. Reenhemer Verficherung 500.— b erein ien Fabriken—.— Mannheimer Rückverſich. 450.— Badiſche Anilin u. Soda 281.25 bz. Württ. Transportverſſch. 808.— G. Weſteregeln Alkaliwerke 185.50 G. Oberrhein. Verſ.⸗Geſellſchaſt 825.— B. 85 mann u. Schötenſack 122— B. Oggersheimer Spinnere 50.— bz. erein Oelfabrilen 125 40 bz.[Ettlinger Spinnerei 180.— Waghäusler Zuckerfabrit 101 26 bz Sauege Lagerhaus 96.50 B Mannheimer Zuckerraffin. 90.— bz. Deutſche Seehandl. 25.— B Mannheimer Aktienbrauerei 2s B5 Manuh. Gum, u. Asbfbrk. 48.— bz Eichbaum-Brauerei 180 25 bzKarlsruher Maſchinen—.— Ludwigshafener Brauerei 215—.] Huttenheimer Spinneret 106.50 B. Schweßinger Brauerei 78— Nähmaſchinen Haid u. Neu—.— Branerei z. Storch 187.50 bz.[Nähmaſchinen Gritzner—.— SeidelbergerActienbrauerei 188, G. Speyerer Dampfziegelei 180.00 G. Frankfurter Mittagbörſe. „Frankfurt a.., 11. Okt. Dye heutige Börſe charak⸗ teriſirte ſich in ihrem 0 Verlauf als ſehr ſeſt, ſelbſt die am Schluſſe auf Realiſationsverkäufe eingetretene kleine Abſchwächung vermochte nicht, dieſen Charakter zu beeinträch⸗ tigen. In Folge der entſchieden beſſeren Haltung der zwei letzten Börſentage waren ſehr un kaufordres einge⸗ ollſe und ſcheint es, als wenn man auf vielen Seiten eine vollſtändige Repriſe bis auf den Stand der höchſten Courſe dieſes Jahres erwartet und ſich nun beeilt, von den heutigen relativ niedrigen Courſen noch rechtzeitig zu profitiren. Von manchen Seiten wurde verſucht, durch die Nachricht von dem. Entlaſſungsgeſuch des Grafen Schuwalow, ruſſiſchen Bot ſchafters in Berlin, mattere Stimmung hervorzurufen, inde erwieſen ſich dieſe Verſuche als erfolglos. Bei anhalten feſter Stimmung geſtaltete ſich der zum Schluß zwar etwas ieer Die augenblickliche Situation wird aber, namentlich auch mit Rückſicht auf die nächſten Emiſſio⸗ nen, günſtig beurtheilt. 5 Creditaktien ſeit geſtern Mittag ca. 3 fl., Dis conto 1¼ pCt., Darmſtädter 1,80 pCt. geſtiegen. Marienburger 2 pCt. Heſſiſche Ludwigs⸗Bahn ½ pCt., Lübecker 1 pet. höher. Schweizer Aktien ungefähr wie geſtern, Oeſterr. Bahnen hö her. Ausländiſche Renten höher. Höchſter 2 pet. Elektric 7 ¼ pCt. Laura und Gelſenkirchen je 1 pCt., Guano 0,90 geſtiegen. Privatdisconto 3½ pEt. Frankfurter Effekteuſseietät. Schlußcourſe: Kreditaktien 260 ½, Staatsbahn⸗Aktien 208¼, Lombarden 90¾, Galizier 175¼ Diskonto⸗Commandit 230.80, Darmſtädter Bank 165.20, Deutſche Bank 174.20, Berliner Handelsgeſellſchaft 177.60, Duxer 325 ½ Elbthal 171½, Nordweſt 139½, Raab⸗Oedenburger 57¾, Cſakathurn⸗ Agram 41¼, Gotthard 132.,50, junge 125.50, Central 123.50, Nordoſt 98.40, Jura 107.20, Union 93.70, Weſt 31.30, Italiener 96.60, Badiſche Zuckerfabrik 102, Deutſche Ediſon 165, Türk. Tabak 97.40, Laurahütte 131.10, Lothringer 38.50, Lübeck⸗Büchener 174.20, Mecklenburger 160.60, Marien⸗ burger 98.90, 4pCt. ungar. Goldrente 88.80, 1860er Looſe 119,80, 1880er Ruſſen 85.30, Orient II. 63,75, Orient III. 68.50, Egypter 83.80, 3pCCt. Portugieſen 64.20, Türken 15.35, Ottoman. Zoll⸗Obl. 67.65, 67.85, Mexikaner 90.50, Argen⸗ tinier 96.25. Bei ruhigem Verkehr waren die leitenden Bankwerthe gegenüber dem Mittagsſchluſſe befeſtigt. Auf den übrigen Gebieten zeigten die Courſe theilweiſe Abſchwächung. Amerikaniſche Produkten⸗Märkte.(Schlußcourſe vom 12. Oktober.) —— New⸗Nork TChicago et Weizen Mais Schmalz Caffee Weizen Mais Schmalz Auguſt— September 18. Oktober 111¼ 52%—.— 14.05 114.— 45½½.n— November 116¼ 53⁰ͤ˙—1—— 18.65 115— 46—— Dezember 115¼8]58/8,—— 13˙20116(46¾— Januar— 4j f— 18.20— 38% l— Februar——— 19.255————ͤ März—— 16.30——— Aprif——— 18.30——— Mat 119% æP[48½%%— 18 30 11¼%8 39y— Juni—— 13.85— uli„5 13.40„ ear————.—— 38⁵⸗— Geld⸗Sorten. Duraten Mk..60—865 Ruſſ. Imperials Mk. 16.76—78 20 Fr.⸗Stücke„ 16.15—12 Dollars in Gold„.20—16 Engl. Sovereigns„ 20.42—67 2und erfolgte auch die Verſenkung der Schifffahrts⸗Angelegenheiten. Duisburg, 11. Okt. Die Nachrichten vom Oberrhein lauten in Bezug auf den Waſſerſtand äußerſt ungünſtig, zumal noch allenthalben ſtärkere Niederſchläge ſtattfanden. Auf vorher bekannt gegebene Verfügung, daß in Folge des ſtark wachſenden Waſſers die Sperrſchleuſe eingeſetzt werde, verließen ſofort eine große Anzahl Schiffe den Hafen onton um 1½ Uhr des Nachts. Hoffentlich nicht für eine lange Dauer. „Die Frachten ſtehen heute nach Amſterdam für Schiffe von 100—120 Karren fl..65—.75, Schiedam .90—.00, Rotterdam.85—.90, Antwerpen für große Schiffe .380—.00, für kleine Schiffe.50—.60, Mainz⸗Mannheim für Schleppkähne Mk..50—.75, für Holzſchiffe M..—, Koblenz.25—.50. Mannheimer Hafen⸗Verkehr. Folgende Schiffe ſind am 11. Oktober angekommen: Hafenmeiſterei I.(Rheinvorland). Schiffer ev. Kapitän, Schiff. Kommt von dadung Etr. Claaſſen Chrimhilde Rotterdam Stückgüter 883 Meifſen Göthe 5 2¹⁵ Eidam Germania Köln 55 20 Hafenmeiſterei III. A. Veith Einigkeit Jagſtfeld Salz 2086 M. Leuthner Mina 5 5 2306 5 Bretzer Hermann 5 7 1282 „Augspurger Rudolf 5 4 2500 Waſſerſtands⸗Nachrichten. Rhein. Kaub, 1. Okt.48 m.—.17. Konſtanz, 11. Okt..92 m. +.01. 11. Okt..25 m.—.07. ehl, 11. Ott..25 m.—.05. Lauterburg, 11. Okt..84 m. +.01. Nec Maxau, 11. Okt..30 m—.15. Mannheim, 12. Okt..69 m.—.01.[Mannheim, 12. Okt..65 m.—.01. Mainz, 11. Okt..05 m..20. Heilbronn, 11. Okt..90 m. +.66. Dampfer⸗Nachrichten. Philadelphia, 9. Okt.(Telegraphiſcher Schiffsbericht der„Red Star Linie“ Antwerpen.) Der Poſtdampfer„Pennſylvania“ der„Red Star Linie“ iſt von Ant⸗ werpen heute wohlbehalten hier angekommen. Aeueſtes und Celegramme. Kaiſer Wilhelms RNRomfahrt. S8. Rom, 11. Okt. Der Fremdenzudrang iſt ſehr ſtark; man hört namentlich viel deutſch reden. Mehrere Regimenter auswärtiger Garniſonen ſind eingerückt. S. M. der König beſichtigte im Wagen die der Vol⸗ lendung nahen Empfangsarbeiten. Auch die hier an⸗ ſäſſigen Deutſchen, der deutſche Künſtlerverein an der Spitze, wollen die Anweſenheit des Kaiſers feiern. Das Municipio hat in liebenswürdigſter Weiſe die Sala Dante dem Verein auf Anſuchen zu einem Feſtbankett auf Montag, den 15. d.., Abends ꝛzur Verfügung geſtellt. In dieſem herrlichen Saale, in welchem der Verein lange Jahre reſidirte(bis er in den palazzo Torlonia an der via dei Condotti überſiedelte) werden die hier weilenden Deutſchen gewiß einen prächtigen Feſt⸗ abend erleben. In den Straßen und Zeitungsſchaltern werden maſſenhaft und zum Theil ganz gute Bilder zu 5 und 10 C. feilgeboten, welche theils unſer Kaiſerpaar, theils den Kaiſer und König Umberto darſtellen. Eines wendet ſich ſogar gegen den als ausgeſchloſſenen Dritten abgebildeten Papſt Leo, jedoch ohne Spott oder verletzende Form. Die Roma capitale intangibile iſt der Ge⸗ danke der gegenwärtig der populärſte zu ſein ſcheint. Die Preſſe äußert ſich höchſt ſympathiſch über Deutſchland und unſeren Kaiſer. *Rom, 11. Okt. Vom Bahnhofe bis zum Königs⸗ palaſt bildeten die Truppen Spalier, deren Muſik die preußiſche Volkshymne ſpielte. Vor und hinter dem Wagen, in dem Kaiſer Wilhelm und König Humbert ſaßen, ritten Küraſſtere der Leibgarde. Die Fenſter der Balkons in den Straßen waren dicht beſetzt. Einen be⸗ ſonders glänzenden Anblick bot die Via Nattonale dar; der Enthuſiasmus der Bevölkerung war geradezu unbe⸗ ſchreiblich, das Wetter prächtig. Als die Wagen den Quirinal erreichten, begann ein Kanonenſalut. Im Palais wurden die Herrſchaften am Fuße der Treppe durch den erſten Zeremonienmeiſter, Grafen Gianotti, empfangen. Im Schweizerſaale erwarteten die Königin Marghe⸗ rita mit den Herzoginnen von Genua und Aoſta den Kaiſer, welcher der Königin zur Begrüßung die Hand küßte. Die Fürſtlichkeiten erſchienen alsbald kurze Zeit auf dem Balkon des Quirinals und begrüßten die Volks⸗ menge, die unausgeſetzt in brauſenden Hochrufen ihre Huldigungen darbrachte. Später zeigten ſich die Herr⸗ ſchaften am Fenſter; der Kaiſer hatte zur Rechten die Königin und die Herzoginnen von Genua und Aoſta, zur Linken den König und den Kronprinzen. Danach fand im Schweizerſaale die Vorſtellung der Staats⸗ und Hofwürdenträger, ſowie der Spitzen der Munizipalbe⸗ hörden ſtatt, worauf ſich der Kaiſer in ſeine Gemächer zurückzog. Um 6¼ Uhr Abends beſuchte der Kaiſer den Herzog und die Herzogin von Aoſta, die Herzogin⸗Wittwe von Genua, deren Sohn, den Herzog von Genua, ſowie deſſen Gemahlin. Um 7 Uhr fand Familiendiner ſtatt. — Der Bürgermeiſter von Rom erlies heute Abend eine Bekanntmachung, worin er der Einwohnerſchaft der Stadt mittheilte, daß Kaiſer Wilhelm tief ge⸗ rührt ſei von den Zeichen der Zunei⸗ gung und Sympathie, die ihm bei ſeiner Ankunft zu Theil geworden ſei. Der Kaiſer hätte ihn beauftragt, der geſammten Bevölkerung für die impoſan⸗ ten Huldigungen zu danken. Die Stadt iſt glänzend illuminirt. Vor dem Quirinal ſtrömten bis in die ſpäten Abendſtunden immer neue feſtlich bewegte Men⸗ ſchenmengen zuſammen. Als Kaiſer Wilhelm den Baldachin in der Nähe des Bahnhofs paſſirte, wurden der„Frankf. Ztg.“ zu⸗ folge maſſenhaft rothe Zettel nach ſeinem Wagen geworfen, welche lauteten:„Abasso 1a tripplice allianza! Viva la Francia, Alsacia, Lorena, Trente e Trieste!“ Von Weitem hatte man den Eindruck, als ob von der Decke des Baldachins Roſen in den Wagen fielen. Die Entruſtung der deutſch⸗freundlichen Kreiſe über dieſe irredentiſtiſche Gegendemonſtration iſt groß. An der Ecke der Via Nazionale und des Quiri⸗ Koblenz, 11. Okt.27 m..07. Köln, 11. Okt. 498s m. +.01. RNuhrort, 11. Okt..51 m. +.27. nals ſowie vor dem letzteren wurde angeblich bei der 9 Kaiſer Wilhelms wiederholt gepfiffen und geziſcht. Heute Abend begab ſich Kardinal⸗Staatsſekretär Rampolla zu dem preußiſchen Geſandten beim Vatikan, Herrn v. Schlözer, um denſelben Namens des Papſtes zu beſuchen. Morgen wohnt Kaiſer Wilhelm mit Graf Bismarck und den hohen Herren ſeines Gefolges einem Dejeuner bei Schlözer in deſſen Woh⸗ nung bei, wozu die Kardinäle Rampolla und Hohen⸗ lohe, der Unterſtaatsſekretär Mocenne und Sekretär Agliardi geladen ſind. Nach dem Dejeuner findet der Beſuch des Kaiſers beim Papſte ſtatt. Die hieſigen ſowie die Blätter der Provinz bringen Feſtartikel, worin der deutſche Kaiſer wärmſtens begrüßt wird. Die„Riforma“ ſtellt den Kaiſer als den Gaſt des Königs Humbert und des italieniſchen Volkes hin und ſagt: es gebe keinen Italiener, der die hohe Bedeutung des Kaiſerbeſuchs nicht empfinde, keinen Freund der Humanität, der ſich nicht über den Beſuch freue. „Berlin, 11. Okt. In der heutigen Sitzung der Stadtverordneten wurde ein Ausſchuß gebildet, welcher die auf die Kaiſer⸗Friedrich⸗Siftung bezügliche Adreſſe am 18. Oktober, der Kaiſerin Friedrich überreichen ſoll. Der naämliche Ausſchuß wurde auch mit der Erledigung der Kaiſer⸗Friedrichs⸗Denkmalsfrage beauftragt. * Berlin, 11. Okt. Bei der heutigen Zuſammen⸗ kunft der Chefs hieſiger Bankfirmen beim Reichsbank⸗ präſtdenten v. Dechend, legte Letzterer dar, daß es ſich um die Betheiligung der Geladenen an den Sammlungen für den evangeliſch⸗kirchlichen Verein handele. Dieſe Betheilig⸗ ung entſpreche dem Wunſche der jetzigen Kaiſerin, welche die Zwecke des genannten Vereins fördere. Die eingeh⸗ enden Gelder würden lediglich zu humanitären Zwecken und zur Linderung kirchlicher Nothſtände ver⸗ wendet werden, jeder partei⸗ politiſche Standpunkt ſei bei der Verwendung ausgeſchloſſen. Seitens der Theil⸗ nehmer an der Zuſammenkunft erfolgten daraufßin als⸗ bald Zeichnungen von Beiträgen. *Berlin, 11. Det. Den„Berl. Pol. Nachr.“ zufolge iſt eine frühere Ein berufung des Reichstags nicht beſchloſſen und in der Ent⸗ wickelung der oſtafrikaniſchen Verhältniſſe kein Anlaß zu einer Vorlage an den Reichstag erkennbar.— Daſſelbe Blatt ſagt, daß die Behauptung, daß die Alters⸗ und Invalidenverſicherungsvorlage iu doppelter Form, ſowohl auf Grund der ggannichen Verbände, als auch auf dem berufsgenoſſenſchaftlicher Organiſation, dem Reichs⸗ tag vorgelegt werden ſolle, jeder thatſächlichen Grundlage vollſtändig entbehre. *Bremen, 11. Oct. Der hier tagende Proteſtan⸗ tentag beſchloß beute eine Reſolution gegen die Verſuche, ein katholiſtrendes Kirchenregiment zur Vernichtung der Freiheit und Selbſtſtändigkeit der Gemeinden herzuſtellen, desgleichen gegen die Beſtrebungen, dem Staate die Auf⸗ ſicht und die Leitung der Schule zu entreißen. *London, 11. Okt. Aus Newyork witd gemeldet, daß die Pratt'ſche Petrole um raffinerie, der Frkf. Ztg. zufolge die größte Amerikas, in Brand gerathen iſt. Der Hamburger Petroleumdampfer„Hafis“, wel⸗ cher am Bollwerk lag und für Hamburg Ladung auf⸗ nahm, wurde von dem Feuer ergriffen und brannte auf. Die Flammen breiteten ſich auch noch auf andere dort liegende Schiffe aus, die ſämmtlich zerſtört wurden. Weitere Einzelheiten fehlen noch. *London, 11. Okt. Das„Britiſh Medical Jour⸗ nal“ veröffentlicht, lt.„Fr. Ztg.“, Einzelheiten aus Mackenzie's Rechtfertigungsſchrift gegen die Angriffe der deutſchen Aerzte. Mackenzie verzichtet hiernach darauf, über die ihm von Seiten derſelben widerfahrene Behand⸗ lung ein Wort der Klage zu verlieren. Er bringt wich⸗ tige Dokumente bei, in welchen er die Angaben ſeiner Gegner widerlegt,(2) und fügt die beſtimmte Erklärung hinzu, daß er ſeinen Patienten bereits frühzeitig von der thatſächlichen Lage und deſſen Krankheitszuſtand unter⸗ richtet habe. Im Weiteren liefert er den Beweis, daß Bergmann noch im Oktober vorigen Jahres ſeine(Macken⸗ zie s) Behandlungsweiſe als richtig habe gelten laſſen. Die von Bramann ausgeführte Tracheotomie erklärt Mackenzie für wohl gelungen, dagegen ſei die nach der Operation angewandte Kanüle von unpaſſender Größe geweſen, ſo daß ſie die Kehlkopfwände ver⸗ letzte, dadurch eine Gewebeentzündung verurſachte, ein beſtaͤndiges, ſehr läſtiges Leiden hervorrief und in der Folge die vöollige Erſchöpfung herbeiführte. Den Todesſtoß(deathblow) habe es dem Kranken ge⸗ geben, als ihm am 12. April d. J. Bergmann ſeine Röhre falſch einſetzte, was eine ausgedehnte Eiterung be⸗ wirkte, die noch vorhandene Widerſtandskraft untergrub und hierdurch die Lebensdauer des Patienten um zehn Monate verkürzte.(Die Antwort der deutſchen Aerzte wird nicht lange auf ſich warten laſſen. D. Red.) *Athen, 11. Okt. Die Eröffnung der nationalen Ausſtellung iſt auf den 2. Nov. feſtgeſetzt.— Die fran⸗ zöſiſchen Kriegsſchiffe„Seignelah“ und„Vauban“ ſind im Piräus eingetroffen, die franzöſiſche Flagge wird alſo bei den Feſtlichkeiten anläßlich des Regierungs⸗Jubiläums des Königs von Griechenland vertreten ſein. Auch ein ruſſiſches Geſchwader wird zu dieſen Feierlichkeiten hier erwartet. Bukareſt, 11. Okt. Dem Vernehmen nach erließ die rumäniſche Regierung ein Dekret, in welchem der Eintritt in rumäniſches Gebiet allen Perſonen unterſagt wird, welche nicht einen vom rumäniſchen Konſul im Auslande regelrecht viſirten Paß beſitzen. *Madrid, 11. Okt. Der König von Portugal iſt auf der Rückreiſe nach Liſſabon heute Nachmittag halb vier Uhr hier eingetroffen. Newyork, 11. Okt. Nach den nunmehrigen Feſt⸗ ſtellungen ſind bei dem Eiſenbahnunfall in Pennſylvanien 49 Perſonen getödtet und 22 verwundet. Seneral⸗Anzeiger⸗ Großh. Badiſche Staatseiſenbahnen. Für die Beförderung von Steinkohlen und Kokes von Mann⸗ heim, Ludwigshafen ꝛc. nach Stationen der k. k. öſterreichiſchen Staatsbahnen und der öſterreichiſchen Südbahn iſt im ſüddeutſchen Verband(Verkehr mit Oeſterreich⸗Ungarn) ein Ausnahmetarif, Theil V, Heft Nr. 3, mit Giltigkeit vom 15. November l. Is. erſchienen. Exemplare desſelben werden unentgeltlich abgegeben. Karlsruhe, den 9. Oktober 1888. Generaldirektion. Bekanntmachung. Die Beſetzung der vierten Kamin⸗ fegerſtelle der Stadt Mannheim betreffend. Nr. 70,699. Es wird zur Kenntnißnahme für die Bethei⸗ ligten bekannt gegeben, daß die unterm 16. Auguſt in Nr. 206 veröffentlichte Neueintheilung der Stadt in 4 Kaminfegerbezirke erſt unterm 1. Januar 1889 in Wirkſamkeit treten wird. Mannheim, 8. Oktober 1888. Großh. Bezirksamt. Nußbaum. Ladung. Der 25 Jahre alte Taglöhner Theobald Schmitt von Eiſen⸗ bach(Bayern), zuletzt wohnhaft geweſen in Mannheim, wird be⸗ ſchuldigt, daß er als Erſatzreſerviſt ausgewandert iſt, ohne von ſeiner bevorſtehenden Auswanderung der Militärbehörde Anzeige erſtattet zu haben. Uebertretungen gegen§ 360 No. 3 St.⸗G.⸗B. Derſelbe wird auf Anordnung des Gr. Amtsgerichts 6 hierſelbſt auf Mittwoch, den 21. Novpbr. 1888, Vormittags ½9 Uhr vor das Großherzogliche Schöffengericht Mannheim zur Haupt⸗ verhandlung geladen. Bei unentſchuldigtem Ausbleiben wird der⸗ ſelbe auf Grund der nach§ 472 der Strafprozeßordnung von dem Königl. Landwehrbezirkskommando zu Heidelberg ausgeſtellten Erklärung verurtheilt werden. 17695 Mannheim, den 10. Oktober 1888. Gerichtsſchreiber des Gr. Amtsgerichts. Galm. Ladung. Der 28 Jahre alte Maurer Anton Rüdtner von Hettingen (Amts Buchen), zuletzt wohnhaft geweſen in Mannheim, wird beſchuldigt, daß er als Erſatzreſerviſt ausgewandert iſt, ohne von ſeiner bevorſtehenden Auswanderung der Militärbehörde Anzeige erſtattet zu haben. Uebertretung gegen§ 360 No. 3 Str.⸗G.⸗B. Derſelbe wird auf Anordnung des Gr. Amtsgerichts 6 hier⸗ Heit auf 17624 ittwoch, den 21. Novbr. 1888, Vormittags 8¼ Uhr vor das Großh. Schöffengericht Mannheim zur Hauptverhandlung eladen. Bei unentſchuldigtem Ausbleiben wird derſelbe auf Grund ber nach§ 472 der Strafprozeßordnung von dem Königl. Land⸗ wehrbezirkskommando zu Heidelberg ausgeſtellten Erklärung ver⸗ urtheilt werden. Mannheim, den 8. Oktober 1888. Gerichtsſchreiber des Großh. Amtsgerichts. Galm. Fahndung. Dahier wurde Folgendes entwendet: 1. am 6. J. M. auf dem Meßplatze überm Neckar ein ſchwarz⸗ ledernes Geldtäſchchen mit 35 Mk. Inhalt und ein Re⸗ tourbillet von Sinsheim nach Mannheim. 2. Ausgangs Juli er. aus dem ſtädt. Bauhof ein zweirädri⸗ er Handkarren, gräulichblau angeſtrichen, am Achſenge⸗ ell ſteht der Name„Emil Rhein“. 8. in der Zeit vom 1. bis 4. l. M. im Hauſe D 3, 11¼ eine ſchwarz⸗ und weißgeſtreifte Tuchhoſe, eine gelbkarrirte Tuchjuppe, letztere hellbraun gefüttert. 4. am 6. l. M. im Hauſe R 3, 1, 2 blaugeſtreifte Schürzen. 5. am 6. l. M. im Hotel„Kronprinzen“ eine ſchwarzlederne Reiſetaſche, worin ein braun karrirtes Jacket, eine ſchwarz⸗ und hellgrau geſtreifte Hoſe und ein weißer Hemdenkragen ſich befanden. 6. am 8. d. M. auf dem Paradeplatz ein weißes Muſchel⸗ portemonaie mit 3 Mk. Inhalt. 7. am 8. d. M. auf dem Speiſemarkt 10 Mk. baares Geld. 8. am 5. d. M. im Hauſe U1, 13 ein goldenes Granatarmband 9. am 30. September im Hauſe 25 1, 28b ein grau⸗ und braunkarrirter Rock. Sachdienliche Mittheilungen wollen an die Criminalpolizei gerichtet werden. 17822 Mannheim, den 11. Oktober 1888. Criminalpolizei Meug, Polizei⸗Com miſſär. Oeffentliche Erbvorladung. In der Verlaſſenſchaftsſache der Franziska Maria Geißels, ledig aus Mannheim, verſtorben am 3. Mai 1888 in Valenton, Departement Seine et Oise in Frankreich, iſt der natürliche Vater der Verſtorbenen, Eigarrenmacher Johann Geißels von Antwerpen, Königreich Belgien, Sohn des Franz Geiſtels Küfers in Antwerpen und der verſtorbenen Thereſie geborenen Bonard, zur Erbſchaft berufen. Da ſein Aufenthalt nicht zu ermitteln und er als vermißt bezeichnet iſt, ſo wird derſelbe mit Friſt von drei Monaten unter dem Bedeuten zu der in Mannheim ſtattfindenden Erbtheilung vorgeladen, daß im Falle ſeines Nichterſcheinens die Erbſchaft denen zugetheilt wird, welchen ſie zukäme, wenn der Vorgeladene zur Zeit des Erbanfalls nicht mehr am Leben geweſen wäre. (Not. Ordg.§ 132 L. R. S. 112—114, 186, 137, C. P. O. § 187 Abſ. 2 und.) 17795 Mannheim, den 10. Oktober 1888. Der Großh. Notar Theodor Trefzer. Verpachtung. Der Privatmann Herr Carl Dauth beabſichtigt, ſein an der Mundenheimer Landſtraße gelegenes Anweſen, ſowie ſein zu Ludwigshafen a. Rh. vis--vis des Eiſenbahndammes gelegenes vierſtöckiges Wohnhaus auf längere Jahre zu verpachten. Das erſte Auweſen, in welchem ſich 8 Zimmer und 1 Küche befinden, hat Scheuer und Stallung und einen mit einer Mauer umfriedeten Garten von 130 Ruthen, welcher mit Obſt aller Art praktiſch angelegt iſt. Dieſem Anweſen gegenſber befinden ſich cirea 2 Morgen mit Obſtbäumen angepflanztes Land, ferner ein Acker, am Altripper Weg gelegen. Das Anweſen iſt ſeiner praktiſchen Eintheilung und ſchönen 7782 17805 Lage wegen, ſowohl für Private, als auch für Landwirthe ſehr geeignet. Wegen den Pachtbedingungen wende man ſich an Herrn Dauth ſelbſt oder an Unterzeichneten. 17704 Ludwigshafen a. Rh., 10. Oktober 1888 Th. Gengler, Maxſtraße 15. Gefunden und bei Gr. Bezirksamt abzuholen: 17806 Ein Handkarren. Einladung. Die Wahl eines erſten Bürgermeiſters der Stadt Mannheim betr. Infolge Amtsniederlegung des Bürgermeiſters Löwenhaupt wurde die Stelle eines erſten Bürgermeiſters erledigt. Zur Vornahme der Neuwahl haben wir Tagfahrt auf Montag, den 15. Oktober 1888, Vorm. von 11—1 Uhr, in den Rathhausſaal, 2. Stock, Zimmer No. 2, dahier anberaumt und laden dazu die nach§ 11 der Städteordnung wahlberechtigten Mitglieder des Bürgerausſchuſſes ein. Dabei bemerken wir: Die Wählbarkeit zum Amte eines Bürgermeiſters iſt nicht durch Stadtbürgerrecht bedingt. Vielmehr iſt zu einem ſolchen Amte jeder im Vollbeſitze der Rechtsfähigkeit und der bürgerlichen Ehrenrechte befindliche männliche, nicht im activen Militärdienſte ſtehende Angehörige des deutſchen Reichs wählbar, welcher das 26. Lebensjahr zurückgelegt hat. Die Wahl kann jedoch nur der⸗ jenige annehmen, welcher die badiſche Staatsangehörigkeit beſitzt oder erwirbt. Mit Annahme der Wahl erlangt der Erwählte das Stadt⸗ bürgerrecht. Es können aber: 1) diejenigen Beamten und die Mitglieder derjenigen Behörden durch welche die Aufſicht des Staates über die Stadt aus⸗ geübt wird, 2) die beſoldeten Gemeindebeamten, 3) Geiſtliche und Volksſchullehrer, 4) die beſoldeten Richter, die Beamten der Staatsanwaltſchaft und die Polizeibeamten die auf ſie gefallene Wahl nur dann annehmen, wenn ſie ihr Amt niederlegen. Vater und Sohn, Schwiegervater und Schwiegerſohn, Brüder und Schwäger, ſowie Diejenigen, welche als offene oder perſönlich haftende Geſellſchafter bei der nämlichen Handels⸗Geſellſchaft be⸗ theiligt ſind, können nicht zugleich Mitglieder des Stadtrathes ſein. Iſt daher der zum Bürgermeiſter Gewählte mit einem der Stadträthe auf die vorbezeichnete Weiſe verwandt oder verſchwägert, oder bei einer Handels⸗Geſellſchaft betheiligt, ſo ſcheidet der Stadtrath aus. Bei der Wahl des Bürgermeiſters gilt als gewählt derjenige, für welchen die abſolute Mehrheit aller Wahlberechtigten geſtimmt hat. Die Amtsdauer des Gewählten erſtreckt ſich auf neun Jahre. Die Wahl geſchieht mittelſt geheimer Stimmgebung. Das Wahlrecht wird in Perſon durch verdeckte Stimmzettel ohne Unterſchrift ausgeübt. Die Stimmzettel müſſen von weißem Papier und dürfen mit keinem äußeren Kennzeichen verſehen ſein. In dem Stimmzettel iſt der Name desjenigen, welchem der Wähler ſeine Stimme geben will, handſchriftlich oder durch beliebige Mittel zur Vervielfältigung einzutragen. Der Vorgeſchlagene muß mit ſeinem Familien⸗ und Vornamen, ſowie mit der Benennung, durch welche er von andern gleichen Namens in der Gemeinde unterſchieden wird, ſo bezeichnet ſein, daß kein Mißverſtändniß entſtehen kann. Für jeden Wahlberechtigten iſt ein Wahlzettel angeſchloſſen. Mannheim, den 4. Oktober 1888. 17536 Der Stadtrath: Moll Ankündigung. In Folge richterlicher Verfügung wird das zur Konkursmaſſe des Schloſſermeiſters 3 1 Kembter in Mannheim gehörige Wohnhaus Litera J 2 No. 17 dahier ſammt liegenſchaftlicher Zugehör, neben Karl Wey und Martin Klippel Wittwe, gerichtlich geſchätz zu 52,000., Mittwoch, 17. Oktober d.., Aachmittags 3 Uhr auf dem Rathhauſe dahier öffentlich verſteigert und es er⸗ folgt der endgiltige Zuſchlag, wenn der Schätzungspreis oder dar⸗ über geboten wird. 16062 Mannheim, den 18. September 1888. Der Vollſtreckungsbeamte: Deetken. Amstel-Rhein-Main- Dampf boot-Gesellschaft in Amſterdam. Unſere Schraubendapfer werden in der Folge auf der Thal⸗ reiſe auch in Nymwegen anlegen. Abfahrt von Mannheim gewöhnlich Dienſtag— Mittwoch. Näheres wegen Frachten bei unſeren Vertretern Baum 8 Fiſcher. 15016 Deutſche Militairdienſt⸗Verſicherungs⸗ Anſtalt in Hannover. Eltern von Söhnen unter 12 daaſekn werden auf obige, 1878 errichtete, unter Oberaufſicht der Königl. Staatsregierung ſtehende Anſtalt aufmerkſam gemacht.— Zweck derſelben: Weſentliche Verminderung der Koſten des ein⸗ wie dreijährigen Dienſtes für die betr. Eltern, Unterſtützung von Berufsſoldaten, Verſorgung von Invaliden. Je früher der Beitritt erfolgt, deſto niedriger die Prämie. Im Jahre 1887 wurden verſichert 20,000 Knaben mit M. 28,000,000 Capital. Status Ende 1887: Verſiche⸗ rungscapital M. 90,000,000 Jahreseinnahme M. 5,500,000; Garantiemittel M. 15,000,000; Invalidenfond M. Dividendenfonds M. 562,000. Proſpecte ꝛc. unentgeltlich durch die Direktion und die Vertreter. 17817 Kaufmänniſcher Verein. Dienſtag, den 16. Oktober, Abends 8 Uhr im Theater⸗Saale Vortrag des Herrn Prof. W. Maurenbrecher aus Leipzig, über: „Don Carlos in Dichtung und Geſchichte.“ Für Nichtmitglieder ſind Abonnementskarten à% 12.— für ſämmtliche Vorträge, Tageskarten à.50 in unſerem Bureau, in der Hof⸗Muſikalienhandlung K. F. Heckel, in den Muſikalien⸗ handlungen A. Donecker, A. Hasdenteufel, Th. Sohler und im Zeitungskiosk hier, ſowie in A. Lauterborn's Buchhandlung in Ludwigshafen zu haben. Die Karten ſind beim Eintritt in den Saal vorzuzeigen(die Tageskarten abzugeben). Die Saalthüren werden punkt 8 Uhr geſchloſſen. Ohne Karte hat Niemand Zutritt. Kinder ſind vom Beſuche der Vorleſungen ausgeſchloſſen. 17826 Der Vorſtand. kin von meiner Jeiſe zurüctgekehrt. Dr. med. Carl Cahn, ur. Arzt, Sper⸗Arzt f. Naſen⸗, Hals⸗ und Bruſtkrankheiten. Wohunng: F 2, Ya. 17868 Winterer. Diakoniſſenhauskapelle. Freitag. 8 Uhr Abendgottes⸗ dienſt Herr Vikar Schluſſer. In der Synagoge. Freitag, 12. Oktober, Abends 5 Uhr, Samſtag, 13. Oktober Morgens 9¼ Uhr, Predigt: Herr Stadtrabbiner Dr. Steckelmachr. Nachm. 2½ Uhr Jugendgottesdienſt mit Schrifterklärung. 113,000; 3 „Arlonꝰ Mannhelnt. (Iſenmann'ſcher Männerchor). Samſtag, 13. Oktober Abds. präcis 9 Uhr 17880 Geſammtprobe. Sänger bund. Freitag, den 12. d. Mts. Abends präcis ½9 Uhr Probe. 17800 222————5— I. Gentil D 5, 1 D 5, 1 Eigarren en gros& detail. Echt egyptiſche, türkiſche u. ruſſiſche 105891 Cigarretten& Tabake. Franz. Cognac Grande Champagne von Alfred Dubols LIzée& Cle. Impoxtirte Habana-Cigarren. 88008808 Nachhülfeſtunden ertheilt ein Primaner des Real⸗ gymnaſiums. 17820 Ein Primaner für Nachhilfe⸗ ſtunden geſucht. 17804 Näheres in der Expedition. Weißtſtickereien werden ange⸗ nommen. R I1, 7, 2. St. 17798 Ein großer Kochherd billig zu verk. H 7, 2. 17812 Ein Kanapee billig zu verk. 17829 H 7 Ein braver Zurſche 18 bis 20 Jahre alt, mit guten Zeugniſſen geſucht. 17840 „1. Ein Burſche vom Lande, der 2 Kühe und etwas Landwirth⸗ ſchaft zu beſorgen hätte, kann ſofort eintreten auf dem 17807 Mihlauſchlößchen. Ein ſtadtkundiges anſtändiges Mädchen zu leichter Hausarbeit für ſofort geſucht. 17799 P I, 7, 1 Treppe. Modes. Lehrmädchen geſ. 17827 O 4, 11. Lehrmädchen zum Kleider⸗ machen geſucht. 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Oktober 1883 geſchaffenen 5/igen äußeren Goldanleihe der Nation im Be⸗ trage von bezw. Dll. 16.000.000, Dll..039.880.79 und Dll..000 000 durch Titres der öffentlichen inneren Schuld der Nation, welche in Gold mit jährlich 4½% verzinſt und mit jährlich 1 unter Zuwachs der erſparten Zinſen getilgt wird, erſetzt und dieſe Titres nach voraufgegangener Auseinanderſetzung zwiſchen der National⸗Re⸗ gierung und der Regierung der Provinz Buenos Aires der letzteren ausgehändigt werden ſollten. 17698 Durch Geſetz vom 12. Auguſt 1887 iſt demnächſt die National Regierung zur Ausgabe von Titres dieſer 4½/igen inneren Schuld der Nation in Gold unter Aufhebung der Geſetze vom 25. September 1881, 27. September, 18. und 25. Okt. 1883 ermächtigt worden. Die im Vertrage vom 14. Juli 1887 vorgeſehene Auseinanderſetzung zwiſchen der National⸗Regierung und der Regierung der Provinz Buenos Aires hat zum Theil ſtattgefunden und iſt auf Grund derſelben unterm 15. November 188 7 der Provinz⸗ bank von Buenos Aires ſeitens der National⸗Regierung ein prov ſoriſcher Titel über DII. 19.868.500 nationaler Währung in Gold ausgeſtellt worden Nachdem hierauf am 1. März 1888 die laut Geſetz vom 12. Auguſt 1887 fällige halbjährliche Tilgungsquote mit Oll. 99.000 nationaler Währ ung Gold bezahlt iſt, wird der Reſtbetrag von Dll. 19.769.500 nationaler Währung Gold in Einzeltitel, und zwar: 47,695 Stücke zu je Dll. 100 von No. 1 bis 47.695 La. A. h,,, ih e, es, zerlegt. Der Dienft dieſer Titres erfolgt in Gold. Die Verzinſung findet ſeit 1. März 1888 mit jährlich 4½% in halbjährlichen, am 1. März und 1. Sep⸗ tember jeden Jahres fälligen Raten ſtatt. Die Rückzahlung erfolgt zum Nennwerthe im Wege halbjährlicher Aus⸗ looſung von ½% des urſprünglichen Anleihebetrages unter Zuwachs der erſparten Zinſen. Dieſe Auslooſung findet in den Monaten März und September eines jeden Jahres zu Buones Aires ſtatt. Die ausgelooſten Obligationen werden behufs Rückzahlung des Nennwerths derſelben zum folgenden 1. September bezw. 1. März durch öffentliche Bekanntmachung aufgerufen. Den zur Einlöſung ein⸗ gereichten Stücken müſſen ſämmtliche noch nicht fällige Zinscoupons beigefügt ſein, widrigenfalls der fehlende Betrag von dem Kapital gekürzt wird. Die National⸗Regierung hat das Recht, den Tilgungsfond zu verſtärken. Die Provinz⸗Bank von Buenos Aires verpflichtet ſich, von der Argentiniſchen e die für den Dienſt dieſer An⸗ leihe auf Grund Geſetzes vom 12. Auguſt 1887 halbjährlich zu lenden Zins⸗ und Kapitalbeträge einzukaſſiren und den halbjähr⸗ ich Dll. Gold.25 m/n, bezw. Dll. Gold 11.25 m/n, bezw. Dll. Gold 22.50 m/n betragenden Coupon jedes Stückes von Dll. Gold 100, bezw. Dll. Gold 500, bezw. Dil. Gold 1000 zum 1. Mär und 1. September jeden Jahres, ſowie, falls das Stück ausgeloo werden ſollte, den Capitalbetrag von Dll. Gold 100, bezw. Dll. Gold 500, bezw. Dll. Gold 1000 zum Fälligkeitstermin zum feſten Courſe von Mk. 4 oder sh. 4 oder Frs. 5 für 1 Dll. Gold an den von der Provinzbank bekaunt zu machenden Plätzen bei den von ihr zu bezeichuenden Zahlſtellen frei von allen Koſten für den Inhaber des Tückes derart zahl bar zu ſtellen, daß derſelbe den Coupon nach ſeiner Wahl entweder in Deutſchland mit M. 9, bezw. M. 45, bezw. M. 90, oder in London mit sh. 9, bezw. Lſtr. .5 sh., bezw. Lſtr. 4. 10 sh., oder in Paris mit Frs. 11.25, bezw. Irs. 56.25, bezw. Frs. 112.50 und das verlooſte Stück nach ſeiner Wahl eutweder in Deutſchland mit M. 400, bezw. M. 2000, be M. 4000, oder in London mit Lſtr. 20, bezw. Lſtr. 100, bezw. 8 5 200, oder in Paris mit Frs. 500, bezw. Frs. 2500, bezw. Frs. 5000 einkaſſiren kann. Sollten die Coupous oder die Stücke dieſer Anleihe oder die Inhaber derſelben mit irgend einer Argentiniſchen Steuer oder Abgabe belegt werden, ſo verpflichtet ſich die Provinz⸗ bank von Buenos Aires ausdrücklich, dieſe Steuer oder Abgabe aus ihren eigenen Mitteln zu beſtreiten. Die Coupons und verlooſten Stücke dieſer Anleihe geführten Beträgen ſind mit den vorſtehend auf⸗ in Berlin bei der Deutschen Bank, N„„ Direction der Disconto-Gesellschaft, 5„ dem Baukhauſe Mendelssohn& Co., „ Bremen„ der Bremer Filiale der Deutschen Bank, „ Maukfurt a. M.„ dem Baukhauſe M. A. bon Rothſchild Söhne, „ der Frankfurter Filiale der Deutſchen Bank „ Hamburg„„ Morddeutschen Bank in Hamburg, „„ Hamburger Filiale der Deutschen Bank, „ Köln„ dem Baukhauſe Sal. Oppenheim jun.& Co., ſowie in London und in Paris zahlbar. Die Liſten über die halbjährliche Verlooſung von Stücken dieſer Anleihe werden alsbald nach der Ziehung durch zwei Berliner, eine Bremer, eine Frankfurter, eine Hamburger, eine Kölniſche, eine Londoner und eine Pariſer Zeitung veröffentlicht. Die Ziffern des Budgets der Argentiniſchen Republik für 1887, des Voran⸗ ſchlages für 1888 und der Zolleinnahmen für die Monate Januar bis einſchließlich April 1888 befinden ſich auf der Anlage. Der Text der Geſetze vom 25. September 1881, 27. September, 18. und 25. Oktober 1883, ſowie des Vertrages vom 14. Juli 1887 kann bei den Emiſſtons⸗ ſtellen eingeſehen werden. Buenos Aires, den 18. Juli 1888. Banco de la Provincia. Daniel J. Donovan, Präfident. Eduardo C. Dessein, für den Inſpektor. Anlage zum Prospekt vom 18. Juli 1888. Argentiniſche Nepublik. fealisirtes Budget für I887. Veranschlagtes Budget für 1888. Einnahmen. Weee, eieee, ed od Ainfuhrzölle 35.213.390. 87 Ausfuhrzölle...800.000.— Ausfuhrzölle..907.418. 50 Lagergebühren ze. 700.000.— Lagergebühren ꝛc. 679.107. 18 Stempelpapier.600.000.— Stempelpapier..820.911. 78 Allgemeine Stem⸗ 80 Allgemeine Stem⸗ pelabgaben 250.000.— pelabgaben 211.462. 88 Gewerbeſteuer 820000— Gewerbeſteuer 858.705. 47 Grundſteuer 8675 000 Grundſteuer.087.812. 62 Poſt 875.000.— 856.140. 72 Telegraptbh. 350.000.— Telegraphen. 407.305. 52 Leuchtthürme.. 130.000.— Leuchtthürme und Hafenärztliche Baken 136.623. 38 Controlle 45.000.— Hafenärztliche Con⸗ Holzlicenzen 18.000.— C 47.386. 14 Waſſerleitungen. 550.000.— Holzlicenzen 13.180. 49 Aktien der Cen⸗ Waſſerleitungen 468.928. 16 tral Argentine Gerichtl. Depoſiten 77.800. 02 000. Central Norte Bahn.920.779. 55 Central Norte 27000 050 Aktien der Central Bahn 506 900 Argentine Bahn. 257.860. 25 Andino Bahn 000.— Andino Bahn(Ver⸗ Primer Entrer⸗ 100 pachtung auf ½ riano Bahn 000. 8 1 487.955. 17 Aktien der Natio⸗ Mtien der National⸗ nal⸗Bank.000.000.— bank..883.808. 68 840.000.— — Hafen⸗ und Quai⸗ — 15 Einnahmen.. 450.000.— nahmen 458.912. 89 Münze.000.— Verſchiedenes 149.911. 90 Depo⸗ 15 00 10% Zuſcllag auf Verſchiedenes. 350.000.— Zölle.565.848. 38 49.123.000.— 57.148.307. 96 15% Zuſchlag auf —— 54.098.227.— Zölle..100.000.— Ueberſchuß.050.080.98 54.228.000.— Aus gaben. Oll. Oll. Aimiſtertum des Innern JJ *„ Aeußern.269.138.— der Finanzen 8 19.788.430. 74 .351.101. 68 .905.229. 84 „ Juſtiz, des öffentl. Unterrichts und des Cultus .769.234. 16 —— 0*** 1 0 + 0 0* + 8 51.901.155. 62 Heberfſchuß 252187 8 Stand der 5 Innere Schulden Dll. 47.100.000.— Aeußere„ 92.427.000.— Stund der ſchutbenden Sthuld am 30. April 1888 Dll..684.595. 88. (Angaben nach der Botſchaft des Präſidenten der Republik vom 30. Mai 1887 und 30, Mai 1888.) chulden am 31. März 1888. Jolleinnahmen. 1887 1888 für die erſten 4 Monate. Import und Zuſchlagzölle„Dll. 35.218.390. 37 Oll. 12.380.226. 73 Exportzölle 8 8 8 8„.907.418. 50 aufgehoben Lagergebühren ꝛc.„„ 5 679.107. 16 298.758. 12 Dll. 37.799.911. 03 Dll. 12.678.984. 85 Die Zolleinnahmen für das geſammte laufende Jahr werden veranſchlagt auf Import und Zuſchlagzölle 5 5 Dll. 38.040.060.— Lagergebühren ꝛc. 876.000.— Dll. 38.916.060.— (Angaben nach brieflichen Mittheilungen der Provinzbank von Buenos Aires vom 14. Juni 1888.) Auf Grund vorſtehenden Proſpectes wird hiermit der Reſtbetrag von nom. boll. 19.667.900 nationaler Währung Gold „ ISt. 3933.580 der ſeitens der Argentin. National⸗Regierung durch Geſetz vom 12. Auguſt 1887 geſchaffenen 4¼igen inneren Gold⸗Anleihe im urſprünglichen Betrage von Oll. 19.868.500 unter nachſtehenden Bedingungen zur öffentlichen Subſcription aufgelegt: 1. Die Subſeription findet Dienstag, den 16. Oetober 1888 gleichzeitig bei den nachverzeichneten Stellen und zwar in Berlin bei der Deutschen Bank, „„ Direction der Disconto-Gesellschaft, „ dem gaukhauſe Mendelssohn& Co., der Bremer Filiale der Deutschen Bank, „ denm Fankhauſt 2R. A. von Rothſchild& Jöhne, 10 Aunei Hliale der Deutſchen Bank. „ Bremen „Kanßfurt a. M. * . Sroe. General-Anzeiger 15. Ottover. in Hamburg bei der Norddeutschen Bank in Hamburg, „„Hamburger Filiale der Deutschen Bank, „ Köln„ dem Baußhauſe Sal. Oppenheim jun.& Co., während der bei jeder Stelle üblichen Geſchäftsſtunden— außerdem in London bei dem Bankhauſe Baring Brothers& Co., „ Paris„„ Compftoir'Escompte de Paris, „ der Société Générale pour favoriser le développement du Commerce et de'Industrie en France, „„ Société Générale de Crédit Industriel et Commercial zu den an dieſen Plätzen bekanntzumachenden Bedingungen— auf Grund des dieſem Proſpekte beigegebenen Anmeldeformulars ſtatt. Jaede Stelle hat das Recht, die Zeichnung bei ihr auch ſchon vor Ablauf der feſtgeſetzten Zeit zu ſchließen. 2. Der Subſcriptionspreis beträgt 85.800%, zuzüglich der vom 1. September cr. bis zum Abnahmetage auflaufenden Stückzinſen zu 4½% in Lſtr., wobei das Lſtr. zum Courſe von 20 Mk. 47 Pf. in Mark umgerechnet wird. Im Handel an der Börſe ſoll die Umrechnung des Lſtr. in Mark zum Courſe von 20 Mk. erfolgen. Berlin, Frankfurt a.., Hamburg und Köln, im Oktober 1888. Direction der Disconto-Gesellschaft. Deutsche Bank. M. A. von Rothschild& Söhne. 3. Bei der Zeichnung iſt eine Kautſon von 5% des gezeichneten Nominalbe trages in baar oder, der Zeichenſtelle geeignet erſcheinenden, börſengängigen Werthpa⸗ pieren zu hinterlegen. Dieſe Caution wird nach erfolgter vollſtändiger Abnahme der zugetheilten Stücke zurückgegeben bezw. auf den Subſcriptionspreis verrechnet. 4. Die Zutheilung erfolgt ſobald als möglich nach Schluß der Subſcription durch ſchriftliche Benachrichtigung der Zeichner. Die Berückſichtigung jeder einzelnen Zeichnung unterliegt dem Ermeſſen der Stelle, bei welcher dieſelbe eingelegt worden iſt. 5. Die Abnahme der zugetheilten auf den Inhaber lautenden Stücke kann gegen Zahlung des Preiſes(vergl. No. 2) vom 25. Oktober er. ab und muß bis ſpäteſtens 20. Dezember er., während der bei jeder der vorgenannten deutſchen Stellen üblichen Geſchäftsſtunden, bewirkt werden. Die Lieferung erfolgt in Interims⸗ ſcheinen, welche von der Deutſchen Bank und der Direttion der Discouto⸗Geſellſchaft gemeinſchaftlich ausgeſtellt und mit dem Viſum des argentiniſchen Geſandten in Berlin verſehen ſind. Der Umtauſch dieſer Interimsſcheine gegen die effectiven Stücke geſchieht koſtenfrei laut beſonderer ſ. Z. zu erlaſſender e Bei den deutſchen Stellen werden nur die von der Deutſchen Bank und der Direction der Disconto⸗ Geſellſchaft ausgeſtellten Interimsſcheine zum Umtauſch angenommen. Interimsſcheine wie effective Stücke ſind mit dem Reichsſtempel verſehen. 17695 Mendelssohn& C0o. Norddeutsche Bank in Hamburg. Sal. Oppenheim jun.& Co. Van Houten's Bester in 80 diverſen — Sountag, d. 14. u. Montag i den 15. Oktober findet das N 0 2 2 571 Kirchweihfest duaatt. Für vorzügliche Küche, ireeine Getränke iſt beſtens geſorgt Nondd daden hierzu freundlichſt ein Sümmtliche Wirthe. Fladt Aachen D 5, 11 Samſta NSuſes Shllachtſeſ, Morgens feih Wellfleiſch mit Kraut, Abends Wurſtſupp und hausgemachte Würſte, prima Bier direkt vom Faß. 17887 Pfund 60 Pfennig in 100 Pfd. Kiſten. per Nachnahme. Haushaltungen tenswerth. in nur vollwichtigen und guten Qualitäten, Packungen in allen Größen und Längen, für jeden Leuchter paſſend. Detail-Verkauf 2Zzu PFabrikpreisen à 48, 50, 55, 60, 65 Pfg. per Pfd.— Bei größerer Abnahme Preisermäßigung. 5 Stearinkerzen! Garantirt rein, frei von jeder Beimiſchung, daher hohe Leuchtkraft und kein Ablaufen, per vollwichtig Tafel-, Salon-, 5 Wagenlichter. 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