eee (Badiſche Volkszeitung.) Abonnement: 50 Pfg. monatlich, Hringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. inel. Poſtauf⸗ ſchlag M..90 pro Quartal. Inſerate: Dit Colonel⸗Zeile 20 Pfg. Die Reklamen⸗Zeile 40 Pfg. Einzel⸗Nummern 3 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. ‚ Für den Inſeratentheil: ann El er burn U 9 estetwnsbee der der Stadt Maunheim und Umgebung. (98. Jahrgang.) Amts⸗ und Kreisverkündigungsblatt Erſcheint täglich, auch Sountags; jeweils Vormittags 11 Uhr. (Mannheimer Volksblatt.) Telegramm⸗Adreſſe: „Journal Mannheim.“ Verantwortlich: Chef⸗Redakteur Julius Katz. Dr. H. Haas'ſchen Buch⸗ druckerei, (Das„Mannheimer Journgl iſt Eigenthum des katholiſchen Bürgerhoſpitals.) ſämmtlich in Mannheim. Nr. 323, 2. Blatt. Die drei Schultze. Eine Berliner Schöffengerichts⸗Verhandlung). Sie ſahen ſich zum Verwechſeln ähnlich, als ſie ſo neben⸗ rinander im Anklageraum ſtanden. Das war dieſelbe Größe und Figur, dasſelbe in Bürſtenform geſchnittene ſchwarze Haar, dieſelbe himmelanſtrebende Naſe und dieſelte 818 teriſtiſche Form des Mundes, welcher immer zum Pfeifen an⸗ zuſetzen ſchien, ja ſogar die 615 Hände, die ſich in Neih und Glied ſymmetriſch auf die Barriere ſtützten, ſo daß es den Eindruck machte, als wenn ein Handſchuhmacher zu waſchende Handſchuhe über eine Latte ge 05 ahen ſich ähnlich bis auf die Trauerränder der N 8 war übrigens gar kein Wunder, dieſe Aehnlichkeit, denn die drei gleichen waren Drillinge. Sonderbar war es allerdings, daß fie alle den⸗ ſelben Beruf ergriffen, ſie waren alle drei Klempner. Mit einem prüfenden Blich ſah ſich der Vorſitzende das Kleeblatt an.„Sie, ſind die Gebrüder Adolf, Oscar und Wilhelm Schnitze?“„Jawohl“, ertönte es wie aus einem Mund. Vorſ.: Nun, ich denke, einer von Ihnen nimmt das Wort, wer iſt der älteſte“ Det is keener, wir ſind Drillinge. Vorſ.: So? Drillinge? Nun, dann mag der Zunächſt⸗ ſtehende meine Fragen beantworten, wie heißen Sie Angekl.: Ick bin Wilhelm Schultze. Vorſ.: Warum haben Sie denn wegen des Strafmandats richterliche Entſcheidung beantragt? Sie ſind Jeder wegen groben zu 10 Mark Strafe verurtheilt, iſt Ihnen das hoch ngekl.: Herr Präſident, wat mein zweeter Bruder, der Adolf is, der hat in dieſer Hinſicht en Vortheil vor uns, als er miun jediejenen Sprechanismus beiabt iſt, währenddem er in't Singen vor mir zurücktreten muß; derf der die Jeſchichte mal vordrajen? „Vorſ.: Nun, meinetwegen. Adolf Schultze, ſtellen Sie ſich mal als erſter hierher und dann erzählen Sie zuerſt, weßhalb Sie Berufung eingelegt 11 5 5 Angekl.: Herr Präſident, wir haben nie nich det jeringſte mit die Polizei oder die Jeſetzesverletzung zu duhn jehatt un deshalb wollten wir det hier durch die Berhandlung konſtatirt un feſtjeſtellt haben, det wir nich der ſchuldige Deel jeweſen ſind. Um die zehn Mark is uns det weniger zu dhun, die wollen wir jerne bezahlen. Vorſ.: Wenn Sie nichts Unrechtes gethan haben, brau⸗ chen Sie auch keine Strafe zu bezahlen. Wir müſſen denn in die Verhandlung eintreten. Nach der Anklage haben Sie in der Nacht zum 19. September am Koppenplatz geſungen und ſollen Sie dann noch den Eigenthümer Anders, welcher Ihnen die Ungebühr verwies, mit Schlägen traktirt haben. Wenn Sie nun unſchuldig ſind, dann kragen Sie den Sach⸗ verhalt möglichſt kurz vor. Angekl.: Herr Präſident, et jiebt viele Schultze s ſo ville wie't Sperlinge jiebt, aber 1 dhun ſe nich alle. Alle wir Schultze's aus unſerer Familie— mit'ntz— wir ſingen alle. Unſer Vater hat ſchon als Kind mit uns geſungen un 111 immer jeſagt: Ueber'n juten Jeſang jeht jarniſcht in die elt, wer'n ſchönet Orjan hat, un ſonſt Stimme un Jehör, der 18 zu beneiden. Vorſ.: Hören Sie mal, meinen Sie denn, wir ſitzen dazu hier, Ihre, oder gar Ihres Vaters über den Werth des Geſanges zu hören? Wenn Ihr Sprechanismus“, wie Ihr Bruder ſagt, blos im Vielreden Aahne dann laſſen Sie lieber einen Ihrer Brüder das Wort nehmen. Angekl.: Nee, ick bin nu ſchon bei, Herr Präſident. Als et Herbſt wurde, da meente mein Bruder Willem: Du, woll'n wir nich enn Jeſangverein jründen?— Ick war mit inver⸗ ſtanden un unſer Bruder Oscar doch, un wir perabreden uns noch mit mehrere, die in dieſelbe Lampenfabrik arbeeten wie wir, un an den 19. September kommen wir zuſammen un kriejen doch richtig en Verein zu Stande, wo wir drei Schultze's als in jewählt perden. Jeſang, Jemein⸗ ſinn un Jemüthligkeit hatten wir uf unſere Fahne eten, i denn heitzudaje muß man mit'n Zeitzeiſt fortſchreiten, ick konnte bei die Abſtimmung aber niſcht jeien dhun, det ſcodn ſ„Halbe Lunge“ nannten, wat ick nich mal n finde.— 1 f Ich auch nicht. Nun kommen Sie aber auf den Vorfall ſelbſt. Augekl.: Wir hatten an den Abend ziemlich ville Bier jedrunken, aber wir drei Schulßes wußten noch immer wat wir dhaten. Als wir ſo ſu alle Jemüthlichkeet um elfe rum nach Hauſe jingen meent Willem zu uns, wir wollten mal leiſe det Bundeslied fingen, wat eener von die Jeſangsbrüder zu den Stiftungsabend jedichtet hatte. Wir ſingen denn det doch ganz leiſe, janz pigniſſimo, als wir über' n Koppenplatz jingen, wo wir keenen Menſchen ſtören kounten. 5 Vorſ.: Es ſoll ein Choral geweſen ſein, und das wäre ſchon grober Unfug. Angekl.: Nee, det warn Bundeslied:„Mang uns mang is keener mang, der nicht mang uns mang jehöret fängt et an. Vorſ.: So. Sehr geſchmackvoll. Angekl.: Ja, nu denn kommt mit eenem Male en Mann vor mir hinjeſprungen un fuchtelt ſo mit die Hand vor mir rum, als wenn er mir hauen will, und ſchreit uns an, wir ſollten uf der Stelle ruhig ſind mit det Jejohle, ſonſt wollte er uns mal en Ohrenſchmaus bereiten, det ſie uns klingen ſollten, und et jäbe wat aus die Armenkaſſe. Ick ſaje janz ruhig:„Sie ſcheinen en Jemüthsmenſch zu ſind“, da haut er boch ſchon zu, det ick mit die Hinterfront ufn Erdboden ſchlage, un richtig habe ich in Kopp en Sin⸗ gen, als wenn eener nie Stimmiabel drin probiren dhut. Natierlich wurde ick en bisken verſtimmt und ſpringe wieder uf und will ihn zu Leibe, da waren aber meine beeden Brie⸗ der ſchon bei, und vertobakten ihn, wat ick nich ſtreiten kann, denn wir drei Brieder wir halten zuſammen, un wenn ekner eenen anfaßt, denn faßt er alle dreie an. Ehe ick aber rich⸗ Geleſenſte und nerbreitetſte Zeitung in Maunheim und Amgebung. tig an ihn ran konnte, war der Wächter ſchon da, un da gab's natierlich niſcht mehr, wir mußten alle mit zur Wache. Vorf.: Nuu, die anderen beiden Angeklagten, iſt es wahr, daß Ihr Bruder zuerſt thätlich angegriffen wurde? Es iſt eigentlich wenig glaubhaft, daß ein einzelner Mann 5185 drei Perſonen angreift. Die Mitangeklagten verſichern ies auf's Beſtimmteſte und der als Zeuge vernommene Eigenthümer Anders muß zugeben, daß er dem erſten Ange⸗ klagten eine Ohrfeige verſetzte, weil er ſich über W ſch „ſchnoddriges“ Benehmen ärgerte. Der Gerichtshof fand ſich daher veranlaßt, die Straſe auf fünf Mark herabzuſetzen ſaal befriedigt verließen die Gebrüder Schultze den Gerichts⸗ aal. ——ů ů— * In gachen des Duells Plum-Eichler veröffentlicht der Ausſchuß der Studirenden der königlichen Friedrich⸗Wilhelms⸗Univerſität zu Berlin folgende Erklärung: „Da über die Veranlaſſung zu dem Piſtolenduell zwiſchen den Herren cand. med. Hugo Blum und stucd. hist. Otto Eichler in den Zeitungen ſo außerordentlich viel Falſches und geradezu Widerſinniges berichtet iſt, ſieht ſich unterzeichneter Ausſchuß veranlaßt, darüber Folgendes zu berichten, mit dem Bemer⸗ ken, daß alle dieſem Bericht widerſprechenden Mittheilungen als unrichtig zurück zu weiſen ſind. In der Ausſchußſitzung am 1. December ergriff Herr cangd. med. Hugo Blum, welcher in den letzten drei Semeſtern als Candidat der Freien wiſſen⸗ ſchaftlichen Vereinigung die medieiniſche Fakultät im Ausſchuß vertreten hat, vor Eintritt in die Tagesordnung das Wort, um, wie er ſagte, einige Abſchiedsworte an den Ausſchuß zu richten, da er nicht mehr candidiren würde. Mit Hinweis auf das Wahlflugblatt des Vereins deutſcher Studenten ſprach er ſein Bedauerk darüber aus, das es an der⸗ Univerſität, wäbrend der geſunde Sinn des deutſchen Volkes im Allge⸗ meinen den Antiſemitismus glücklich überwunden habe, noch immer Vereine gebe, welche die Gleichberechtigung aller Studirenden leugneten und durch jugendfeindliche, hetzeriſche Wahlaufrufe Zwieſpalt in die Studentenſchaft zu bringen ſuchten. Er fuhr dann fort:„Meine Herren! Ich erkläre Ihnen ausdrücklich, daß jeder auſtändige Student— und ich ſchmeichle mir, während meiner fünffährigen Studentenzeit in Berlin viele anſtändige Studenten kennen gelernt zu baben— das hetzeriſche Gebahren des Vereins deutſcher Studenten aus tiefſter Seele verachtet. Meine Herren! Es iſt eine Schmach für die deutſche Studentenſchaft, 05 es in unſerer Univerſttät noch immer Vereine gibt, welche ihre Da⸗ ſeinsberechtigung allein durch antiſemitiſche Kundgebung zu dokumentiren ſuchen und das Wort national in einer Weiſe für ſich in Anſpruch uehmen, welche den Unwillen aller Kom⸗ militionen erregt.(Zu den Mitgliedern des Vereins deutſcher Studenten gewendet:) Ja, meine Herren, Sie haben, ich be⸗ haupte es nochmals, kein anderes Prinzip, als Judenver⸗ folgung; denn Sie ſelbſt haben in der heutigen Sitzung zu⸗ geſtanden, es ſei das höchſte allerdings kaum erreichbare Ideal des Vereins deutſcher Studenten, eines Tags ſich auf⸗ löſen zu können, weil ſeine Miſſion erfüllt, oder ſein Be⸗ ſtehen nicht mehr nöthig ſei.“ Er ſchloß dann mit dem Wunſche, daß bei den bevorſtehenden Fakultätswahlen auf jeden Fall die Kandidaten des Vereins deutſcher Studenten abgelehnt werden möchten. Nachdem Herr stud. hist. Eichler, der Vertreter des Vereins deutſcher Studenten im Ausſchuß, ſich dagegen ver⸗ wahrt hatte, daß der Verein deutſcher Studenten kein anti⸗ ſemitiſche Prinzipien vertrete, wurde der Gegenſtand der Tagesordnung verhandelt; dabei kam es zu ziemlich geftigen Auseinanderſetzungen zwiſchen den Herren Blum und Eichler, und Letzterer mußte wiederholt vom Vorſitzenden aufgefordert werden, unparlamentariſche Ausdrücke zurückzunehmen, was er auch ſofort that. Nach Schluß der Tagesordnung ver⸗ langte nun der gleichfalls dem Verein deutſcher Studenten angehörende Vertreter der juriſtiſchen FJakultät, Herr stud. jur. Saenger, daß der Vorſitzende Herrn Blum zur Zurück⸗ nahme ſeiner vorher gegen den Verein deutſcher Studenten gemachten Beleidigungen veranlaſſen mbge. Da Herr Saenger Herrn Blum dahin verſtanden hatte, daß er es für eine Schmach erklärt habe, dem Ver⸗ ein deutſcher Studenten anzugehören, ſo bemerkte Herr Blum zur ſachlichen Berichtigung, er abe geſagt, es ſei eine Schmach für die deutſche Studentenſchaft, daß ein Verein wie der Verein deutſcher Studenten an der Univer⸗ ſität exiſtire und jeder anſtändige Student müſſe das Ge⸗ bahren dieſes Vereins verachten, er habe nicht geſagt, daß es eine Schmach ſei, dieſem Verein anzugehbren, wolle aber auch nicht das Gegentheil behaupten; er laſſe ſeine Anſicht hierüver einfach offen.— Der Vorſitzende, der von der Vor⸗ ausſetzung ausging, daß er nur das Recht und die Pflicht habe, unparlamenkariſche Ausdrücke und perſönliche Belei⸗ digungen der Ausſchußmitglieder zurückzuweiſen, nicht aber Beleidigungen einer Korporation, erklärte, daß dies nicht in ſeiner Macht ſtände. Auf Grund der genannten Beleidi⸗ gungen des Vereins deutſcher Studenten glaubten die beiden au muſſen. Mitglieder desſelben die Forderung überſenden zu müſſen.“ Theater und Muſtk. Das Darmſtädter Hoftheater beſitzt augenblicklich einen Bariton, der den duftenden Namen Riechmann führt. Herr Riechmann wird als ein ſo großer Künſtler ge⸗ rühmt, daß man ſich in Zukunft wird hüten müſſen, ihn mit Herrn Reichmann zu verwechſeln. Theodor Lobe iſt aus dem Verbande des Ham⸗ burger Thalia⸗Tbeaters, woſelbſt er den Titel eines Ober Regiſſeurs führte, ausgeſchieden. Als Ober⸗Regiſſeur tritt am Thalig Theater der bekannte Schwankverfaſſer Julius Roſen die Nachfolge an. Vielleicht kommt jetzt noch Lobe nach Wien zu Förſter. 5 Direktor Scherenberg aus Berlin, von dem jüngſt verlaütete, daß er ſich nach Wien begeben dabe, um das Mittwoch, 19. Dezember 1888. Carl⸗Theater zu pachten, ſteht jetzt— zwiſchen zwei Bühnen, deren Leitung er nicht beſitzt. Während Herr Scherenberg fern der deutſchen Reichshauptſtadt weilte, wurde das Viktoria⸗ Theater, deſſen Direktor er bisher war, an einen neuen Pächter, den bisherigen Leiter des Hamburger Central⸗Hallen⸗ Theaters, Herrn L. G. Schrecker, vergeben, und das Carl⸗ Theater behält, wie man weiß, nach wie vor ſeinen gegen⸗ wärtigen Direktor, Herrn Steiner. Ein Muſter⸗Theater. Auf der Ausſtellung für Un⸗ fallverhütung wird auch ein Theater errichtet werden, deſſen Pläne gegenwärtig in dem Atelier des Bauraths Schwechten im Einzelnen der Vollendung entgegen gehen. Unter Benutzung der ſchon vorbandenen Pplonen und anderer Bautheile der letzten Ausſtellung wird ſich ein reich geglie⸗ dertes Gebäude in reicheren Renaiſſanceformen erheben. Durch eine aus dem Innern herausgegebene umrißſchöne Gruppir⸗ ung, ſowie durch eine ſorgfältige eee der Glieder⸗ ung und der e dürfte dieſes kleine Thegter in ſeinem vornehm heiteren Eharakter einen beſonderen An⸗ ziehungspunkt bilden. Die Umfaſſungs“ und Theilwände werden vorwiegend unter Verwendung von Eiſen mit Mo, nierplatten zur Ausführung kommen. Das Innere bezweckt in der Hauptſache, Alles genau erkennen zu laſſen, was irgendwie zur Sicherung des Theaterbetriebes geſcheben kann. Treppenſtufen führen an verſchiedenen Stellen zur Unter⸗ bühne, ſowie zu dem Raume unterhalb des Zuſchauerraumes, damit man ſich von allen Einrichtungen, die dort getroffen worden ſind, ſelbſt überzeugen kann. Das Thegter. hat eine elliptiſche, dem Hufeiſen ſich nähernde Jorm, die indeſſen ſo berechnet wurde, daß man von allen Plätzen beguem auf die Bübne blicken kann. Der Bübnenraum erhebt ſich hoch über dem Ganzen, ſo daß der Bau ein würdiges beſtimmtes Ge⸗ 9150 erhalten wird. Beſonderes Gewicht wird auf die eleuchtungsanlagen gelegt werden, da ſie bei der Sicherheit am meiſten in Frage kommen. Paul Kaliſch, der Gatte der Fr, Lilli Lehmann, der am 13. d. im Stadttheater zu Magdeburg als Tannhäuſer zum erſten Male aufgetreten iſt hat ſehr gefallen. Die Stimme klang nobel, groß und ſchön, ſie blieb friſch bis zur letzten Note. Herr Kaliſch wurde achtmal gerufen. Das Ehe⸗ paar gedenkt am 1. Jauuar nach Amerika zu gehen. Ariggo Boito, der Verfaſſer des Textbuches zu Verdi's „Othello“ und Dichter⸗Komponiſt der Oper„Mefiſtofele“ hat ſeine Oper„Nero“ vollendet; dieſelbe wird jedoch erſt in der nächſten Spielzeit im Scala⸗Theater zu Mailand zum erſten Male aufgeführt werden. Boito hat die Abſicht, den von ihm gedichteten Text zuerſt als ſelbſtändiges„Nero“⸗Drama und ſpäterhin erſt die Oper zur Aufführung zu bringen. Sein neueſtes Werk zerfällt in vier Akte und ſechs Bilder. Sarab Vernbarpt iſt am 5 d. Mts. zu Konſtantnopel im neuen franzöſiſchen Theater in Pera zum erſtenmal auf⸗ getreten. Der Saal war überfüllt und die Aufnahme eine enthuſiaſtiſche. Es wurde die ⸗Kameliendame“ gegeben und das Puhlikum gab 79 7 Bewunderung durch zahlreiche Her⸗ vorrufe Ausdruck. Es koſtete ein für gewöhnlich mit 5 Franes bezahlter Orcheſterfauteuil 30 Francs, die Logen 150 und 113 Aranes Der erſte Abend lieferte eine Einnahme von 15000 Francs. Die Zenſur ihrerſeits hat„Theodora“ verboten. Man glaubt, daß Sarah Bernhardt nach dem Palaſt berufen werden würde, um vor dem Sultan zu ſpielen. Berliner Theater. Im Kgl. Schauſpielzguſe wird wie man uns mittheilt, als nächſtes neues Bühnenwerk das Schreper'ſche Schauſpiel„Naufikag“ zur Aufführung gelangen. Bemerkt ſei, daß der Berliner General⸗Intendanz vor einiger Zeit ein„Odyſſeus“ betiteltes Schauſpiel eingereicht wurde, welches denſelben Stoff wie Schreyer's„Nauſikaa“ behandelt Dieſer „Odyſſeus7 mußte, da„Nauſikaa“ bereits zur Aufführung angenommen war, abgelehnt werden.— Als nächſtes neu eingeübtes Bühnenwerk wird Paul Lindaus Schauſpiel „Johannestrieb“ zur Aufführung gelangen. „Berliner Theater. Die Proben zu Julius Cäſar“ find in vollem Gange. Das Stück, von Btrektor Ludwig Barnay inſcenirt, wird in ſorgfältigſter Ausſtattung — die Dekorationen ſtammen aus dem Atelier von Quaglio in München, die Koſtüme ſind nach Zeichnungen des Ober⸗ Garderobiers, Herrn Schäffel, angefertigt— noch vor Weih⸗ nachten in Scene gehen. Im Kagl. Opern hauſe wird demnächſt„Fra Diavolo in theilweiſe neuer Beſetzung zur Aufführung gelangen. Kunſt und Wiſſenſchaft. Betreſfs des angezweifelten Beitrags des Herrn Riebeck in Halle zu der Emin⸗Paſcha⸗Expedition wird der „Saale⸗Zeitung“ geſchrieben, daß die Summe von 150,000 Mark unter der Bedingung in Ausſicht geſtellt worden, daß Wißmann die Führung der Emin Paſcha⸗Expedition über⸗ nehmen würde. Dieſe bedingungsweiſe Zuſage iſt auch bis jetzt nicht zurückgenommen, vielmehr ſollen zwiſchen Riebeck und Wißmann, die ſich während ihres gleichzeitigen Aufent⸗ haltes auf Madeira näher befreundeten, noch jetzt Verhand⸗ lungen ſchweben. Unglaublich. In der Nacht zum 2. Dezember ſſt auf dem Neuſtädter Kirchhofe zu Hannover von dem Grab⸗ Heinrich Marſchners die aus Sandſtein gefertigte Büſte es Tonſetzers geſtohlen worden. Rafael's römiſches Heim. Das römiſche Muni⸗ eipium hat bekanntlich vor Kurzem eine Commiſſion zu dem Zwecke eingeſetzt, um Nachſuchungen darüber anzuſtellen wo Nafael Sanzio ſein Wohnhaus in der Ewigen Stadt hatte. Die Commiſſion hat 180 ihre Arbeit vollendet und bezeichnet ſie ein zwiſchen dem Borgo Nuovo und Borgo Vecchio ge⸗ le 7 0 Häuschen als das ehemalige Heim des großen rs.

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