In der Poſtliſte eingetragen unter(Badiſche Volkszeitung.) Nr. 2249. Abonnement: 50 Pfg. monatlich, Briugerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. incl. Poſtauf⸗ ſchlag M..90 pro Quartal. Inſerate: Die Colonel⸗Zeile 20 Pfg. Die Reklamen⸗Zeile 40 Pfg. Einzel⸗Nummern 3 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. Mannl der Stadt Mannheim und Umgebung. heimer (98. Jahrgang. Jour J Amts⸗ und Kreisverkündigungsblatt Erſcheint täglich, auch Sonntags; jeweils Vormittags 11 Uhr. (Mannheimer Volksblatt.) al. Telegramm⸗Adreſſe: „Journal Maunheim.““ Verantwortlich: Chef⸗Redakteur Julius Katz. Für den Inſeratentheil: K. A „Apfel. Notationsdruck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buch⸗ druckerei, (Das„Mannheimer Journal““ iſt Eigenthum des katholiſchen Bürgerhoſpitals.) ſämmtlich in Mannheim. Nr. 331.(Celephon⸗Ar. 218.) Auflage über 11,300 Exemplare. 2 (Notariell beglaubigt.) Unſere Poſtabonnenten erſuchen wir in ihrem eigenen Intereſſe, die Beſtellung dieſer Zeitung bei dem Poſtamt ihres Wohnortes unverzüglich bewerkſtelligen zu wollen, damit bei der täglich wachſenden Abonnentenzahl unſeres Blattes keine Verzögerung oder Unterbrechung in der Zuſendung desſelben entſteht. Wir bitten, um Verwechslungen vorzubeugen, ausdrücklich zu beſtellen den General⸗Anzeiger der Stadt Mannheim (Klannheimer Jonrnal). Unſere Zeitung iſt bis zum Schluſſe dieſes Jahres noch eingetragen in der Poſtliſte unter Nr. 2249. + Der erſte Lorbeet. In Stettin war es; der jugendliche Kaiſer hatte aus den Händen eines in harten Mühen geſtählten Fabrik⸗ arbeiters einen Lorbeerkranz entgegengenommen und ſeiner Freude Ausdruck gegeben, daß der erſte Lorbeer, den man ihm gewunden, der Lorbeer des Friedens ſei. Es liegt ein tiefer Sinn in dieſen wenigen Worten, die überall ein theilnahmsvolles Verſtändnis finden werden. Der Lorbeer des Friedens! In ſtürmiſcher Zeit, da auf die Gemüther die bange Sorge um die Geſtaltung der politiſchen Dinge einem ſchweren Alp gleich drückt, in der die Völker mit finſteren Blicken dem Ausbruch der kriegeriſchen Leiden⸗ ſchaften, als wie einer ſelbſtverſtändlichen traurigen Sache entgegenſehen, begrüßt Kaiſer Wilhelm II. die Arbeiter einer großen Fabrikanlage„von ganzem Herzen“ und freut ſich der erſten Lorbeeren, die ihm der Friede beut! Wo wäre Einer unter uns, der nicht freudigen Herzens mit einſtimmen wollte in dieſe kaiſerlichen Worte, deren nicht mißzuverſtehender Sinn die Wohlthaten des Friedens preiſt. Noch ehe des Kaiſers Haupt die ſchwere Bürde der Krone drückte, da war das Sinnen des Prinzen Wilhelm darauf gewandt, ſich dem Volke, deſſen Geſchicke er in Zukunft zu leiten berufen war, als Friedensfreund zu zelgen. In jener Tiſchrede, in welcher er der geſegneten Fluren der Mark Brandenburg gedachte, töͤnte der Wunſch nach Erhaltung des Friedens weithin vernehmbar durch, und als infolge eines traurigen Schickſals Fügung der Prinz die Stufen zum Throne früh emporſtieg, gebeugt durch den Verluſt des Großvaters und des Vaters, da galt ſein erſtes Wort, das er dem Reichstage entbot, dem Frieden! In ferne Lande zog dann der Kaiſer, um ſeinem Volke die Wohlthaten einer ruhig fortſchreitenden, friedlichen Ent⸗ wickelung zu ſichern und als ein Friedensfürſt bewährte ſich Wilhelm II. in ſeiner Anſprache an die Werftarbeiter in Stettin. Wird uns dereinſt der Kaiſer aufrufen zur Vertheidigung von Haus und Herd, dann folgt ihm Alldeutſchland freudig, guten Muthes; zum Lorbeer des Friedens geſellt ſich dann der Lorbeer des Siegers. Möge die Friſt bis dahin noch lange währen! Politiſche Ueberſicht. Mannheim, 28. Dezember, Vorm. Die Geſetzentwürfe, welche ſich auf die oſtafrikaniſche Angelegenheit beziehen, werden erſt in der zweiten Haͤlfte des Januar erwartet.— Dem Bundes rathe iſt der Entwurf eines Geſetzes über die Feſtſtellung des Landeshaushaltsetats von Elſaß⸗Lothringen für das Etatsjahr von 1889/90 zugegangen. Wie man hört, entſpricht derſelbe im weſentlichen dem Etat fuͤr das laufende Etatsjahr; jedenfalls ſind wichtige Abweichungen den demſelben nicht vorhanden⸗ Seleſeule und verbreitette Zeitung in MAauuhkin Ind Umgebung. Die„Nordd. Allg. Ztg.“ bemerkt gegenüber der „Neuen Freien Preſſe“, welche behauptete, daß die ruſſiſch⸗vatikaniſchen Verhandlungen erſt ſeit dem Beſuche des deutſchen Kaiſers in Rom ein raſcheres Tempo angenommen hätten: das mag richtig ſein, aber die Deutung dieſer Thatſache iſt irrthümlich. Für die deutſche Politik iſt die Verſtändigung des Papſtes mit Rußland nichts un⸗ erwünſchtes. Das Intereſſe, welches die preußiſche Politik an den ruſſiſch⸗vatikaniſchen Verhandlungen nimmt, liegt rückſichtlich der Haltung der Polen im Parlament und der Unterſtützung derſelben ſeitens deutſcher Reichs⸗ „feinde“(J) mehr in der Richtung des Gelingens und der Verſtändigung zwiſchen dem Papſt und dem ruſſiſchen Kaiſer, als in der Richtung des Scheiterns. Deßhalb kann es wohl richtig ſein, daß der Beginn eines günſtigeren Fortganges dieſer Verhandlungen mit der Anweſenheit des Kaiſers in Rom zuſammenfällt. Die boulangiſtiſchen Blätter theilen mit, der Partei⸗Ausſchuß habe einſtimmig beſchloſſen, Boulanger in Paris als Candidaten aufzuſtellen. Die Republikaner haben ſich bis jetzt noch nicht auf einen Candidaten ge⸗ einigt. Es heißt, die Royaliſten würden nicht für Bou⸗ langer ſtimmen, ſondern Hervé, Redakteur des„Soleil“, als Candidaten aufſtellen. In einer geſtern in Paris ſtattgefundenen Verſamm⸗ lung, der etwa 5000 Panama⸗Actionäre und Anlehens⸗ gläubiger beiwohnten, erklärte der Vorſitzende Graf Dil⸗ ham, die Arbeiten für den Canal von Panama würden noch 400 Millionen erfordern und in drei Jahre werde der Canal fertig ſein. Die Verſammlung beſchloß, bis zur Eröffnung desfCanals auf die Couponszahlung zu verzichten und neue Schuldverſchreibungen zu zeichnen. Ferner ſprach ſie den Wunſch aus, Leſſeps möge Präſt⸗ dent, ſein Sohn Vieepräſident der Geſellſchaft bleiben. Aus Rom meldet man, es verlaute beſtimmt, der Papſt werde im nächſten Konſiſtorium die neuen Kar⸗ dinäle ernennen. Capitän Storms, ein belgiſcher Forſcher im Congogebiete, ſoll nächſtens nach Berlin reiſen, um ſich im Auftrage des belgiſchen Comites zur Be⸗ kämpfung der Sklaverei mit Premierlieutenant Wißmann ins Einvernehmen zu ſetzen. Der König von Serbien billigte in der Erläu⸗ terung zu dem Verfaſſungsentwurf den Zuſatz, daß die ſerbiſche Armee nicht zu Gunſten einer fremden Macht verwandt werden dürfe, und daß fremden Truppen der Durchmarſch durch Serbien, ohne die Zuſtimmung der Skuptſchina nicht geſtattet iſt. Man will damit das von den Panſlaviſten ausgeſprengte Gerücht von dem Abſchluß einer Militärconvention zwiſchen Oeſterreich und Serbien entkräften. Die Annahme der Verfaſſung iſt nicht mehr zweifelhaft. Die altkonſervative rumäniſche Bofarenpartei plant anläßlich der Berathung der beſonderen Credite für den Kriegsminiſter neuerlich Ränke gegen einige Kabinetsmitglieder. Zufolge einer der„Frkf..“ aus Softa zugehen⸗ den Meldung iſt das Verhältniß zwiſchen dem Fürſten und Stambulow ſehr geſpannt und es ſteht eine neuer⸗ liche Kriſe bevor. Das bulgariſche Amtsblatt veröffent⸗ licht einen Ukas des Fürſten, in welchem dem Finanz⸗ miniſter befohlen wird, 150,000 Fres. dem früheren Fürſten Alexander als Zinſen ſeines bei der bulgariſchen Regierung ſtehenden Guthabens auszuzahlen. Der Pariſer„Temps“ erklärt, eine Mittheilung des italieniſchen Blattes„Capitan Fracaſſa“, daß der Bey von Tunis beabſichtige, eiwa hundert italieniſche Fa⸗ milien auszuweiſen, falls fie nicht die ſranzöſiſche oder die tuneſiſche Nationalität annehmen, entbehre der Begründung. Dem 47. Jahresbericht(1887) über die Eiſenbahnen und die Dampfſchifffahrt im Großherzogthum Baden entnehmen wir nachſtehende ſtatiſtiſche Daten. Im Jahre 1887 wurden zur Erweiterung und theilweiſen Vollendung des Eiſenbahnnetzes M. 9,556,041 ausgegeben, welchen eine Einnahme von Gemeinden, Intereſſenten und der Reichskaſſe (ſtrategiſche Bahnen) im Betrage von M. 4,175,343 gegenüber⸗ ſtehen, ſo daß die eigentlichen Staatsausgaben M. 5,380,698 betragen. In ganz Baden gibtees 1401.08 Kilometer Eiſenbahnen, von welchen 1878,52 Kilometer vom Staate, der Reſt von außer, badiſchen Bahnverwaltungen, betrieben werden. Erweitert Samſtag, 29. Dezember 1888. hat ſich das badiſche Eiſenbahnnetz, zu welchem auch die 4,89 Kilometer lange Verbindungsbahn in Baſel gehört, im Jahre 1887 um 54,80 Kilometer. Eiſenbahnbeamte und Bedienſtete gab es im Ganzen: a) etatsmäßige 4518, b) diätariſche 78 und e) 5580 Eiſenbahnarbeiter, deren Gehälter und ſonſtige Bezüge M. 13,100,588 betrugen. Diie Unterſtützungskaſſe für niedere Ei⸗ ſenbahnbedienſtete hatte am Schluſſe des Jahres 1887 ein Vermögen von M. 355,497, d. h. M. 10,222 mehr als am Schluſſe des vorhergehenden Jahres. Die Jahres⸗ betrugen M. 57,790, die Jahregausgaben M. Die Eiſenbahn⸗ und Dampfſchifffahrtg⸗ Betriebskrankenkaſſe hatte als 8 80 von 1885—1888 bei 6453 reſp. 6731 und 7056 Mitgliedern Erkrankungsfälle: 2705 reſp. 2771 und 2919, worunter in Folgen von Betriebsunfällen 71 reſp. 455 und 599. Die Zahl der e betrug 48,049 reſp. 53,762 und 80,397, darunter in Folgen von Betriebsunfällen 1013 reſp. 6723 und 8456. Das Rechnungsergebniß in den drei ge⸗ nannten Jahren war: Einnahmen M. 171,935, M. 178,100 und M. 188,864; Ausgaben M. 133.129, M. 152,546 und M. 166,389, ſohin ergaben ſich Ueberſchüſſe im Betrage von M. 38,806, M. 20,553 und M. 22,474. Der Reſerveſond Ende 1887 beträgt M. 75,914. Badiſche Lokomotiven legten im Laufe des Jahres 1887 zurück 1) mit Schnellzügen 1152,390 Kilo⸗ meter, 2) mit Perſonenzügen 47948,073 Kilometer, 3) mit gemiſchten Zügen 1,170,842 Kilometer und) mit Güterzügen 3,171.968, mithin im Ganzen 10,443,268 Kilo⸗ meter. Die Reparatur⸗ und Unterhaltungskoſten betrugen M. 1,646,682, alſo per Kilometer 13,82 M. Außer 450 Lokomotiven kamen auf den badiſchen Bahnen zur Ver⸗ wendung 1181 Perſonen⸗ 205 Gepäck⸗ und 7208 Güter⸗ wagen, welche 17,306 Achſen haben und zuſammen 311,908,403 Achſenkilometer zurücklegten; ihre Reparatur und Unterhaltungskoſten betrugen M. 1,392,082. Frem de Wa⸗ Aene guf den badiſchen Bahnen 129,267,408 Kilometer zurück. Der beziffert ſich auf 10488,784 im Binnenverkehr, 1,365,487 im direkten und 551825 im Durchgangsverkehr, im Ganzen alſo auf 12,404,046 Perſonen. Auf die Perſonen ausgeſchlagen beträgt die zurückgelegte Kilometerzahl 347,221,300, oder auf 1 Kilometer kreffen 259,100 Perſonen. Thiere wurden im Binnenverkehr befördert in ganzen Wagen 2068 Pferde, 82,806 Stück Großvieh, 52,480 Stück Kleinvieh in gewöhnlichen und 15,826 in mehrhodigen Wagen. im Ganzen alſo 153,177 Stück in 11,202 Wagen. Dazu kommen als einzeln befördert 1143 Pferde, 2837 Stück Großvieh, 34,345 Stück Kleinvieh und 21,712 Hunde, im Ganzen 62,037 Stück. Die Geſammtbeförderung an Thieren baen demnach 215,214 Stück. 8 as Gewicht des beförderten Reiſegepäcks betrug 9,188,470, das der beförderten Milch 9,315,985 und der Expreßgüter 5,965,195 Kilogramm. Leichen wurden 113 befördert. Im direkten und Durchgan kamen zur Beförderung Kilogramm 9,185,025 354,087 Milch, 1,511,875 Expreßgüter und 113 FJahr⸗ zeuge; ferner 198 Leſchen, 9,490 Stück Pferde, 97101 Groß⸗ vieh, 77,752 Kleinpieh in gewöhnlichen und 378,566 in mehr⸗ bodigen Wagen. In einzelnen Stücken 370 Pferde, 444 Großvieh, 662 Kleinvieh und 6,154 Heerde. Die Geſammtbeförderung beziffert die rieſen⸗ mäßigen Zahlen von 18,323,495 Kilo. Reiſegepäck 9,670,072 Kilo Milch und 7,477,070 Kilo Expreßgüter; ferner 308 Leichen, 11,558 Pferde, 179,907 Stück Großvieh und 524,621 Stück Kleinvieh, welche in 24961 Wagen befördert wurden. Dazu kommen noch durch Beſörderung in einzelnen Stücken 69,667 Stück. Eingenommen wurden für Reiſegepäck 714,006, Milch 63,605, Expreßgut 227,956, Leichen 16,112, Fahrzeuge 7554, Pferde 54,294 Großvieh 312,698, Kleinvieh 173,169, zuſammen M..569,333, wozu noch für Einzelbeförderung M. 71,009 kommen Güter⸗ beförderung in Tonnen 5,952,516, wofür 20,892,257 M. eingenommen wurden. Nach Tonnenkilometern berechnet ergibt dies im Ganzen 471,825771 Tonnenkilometer oder 349,511 Tonnen auf den Kilometer. Aus dieſer allerdings nicht erſchöpfenden Zuſammen⸗ ſtellung iſt zu erſehen, welche Anerkennung nicht nur der roßherzoglichen Eiſenbahndirektion, ſondern auch allen Be⸗ örden, Beamten und Bedienſteten der Badiſchen Bahnen gebührt für die muſterhafte Ordnung dieſes ſo großarkigen Betriebs, Beſondere Anerkennung iſt auch für die klare und überſichtliche Ausführung dieſer ſd umfangreichen und müh⸗ ſamen ſtatiſtiſchen Arbeit auszuſprechen. Dieſelbe umfaßt nämlich nicht weniger als 104 erläuternde Textſeiten in Quartformat, 34 Tabellen und 12 Anlagen, deren tüpogra⸗ phiſche Ausführung eine ganz vorzügliche iſt. Gewiß kann Baden auf ſeine Bähn und ihre Verwaltung ſtolz ſein. —— * Die Stellung der Frau im neuen bürgerlichen Geſetzbuche. Es iſt in weit höherem Grade die Sitte, welche die Stellung der Frau im bürgerlichen Leben beſtimmt, als das Recht; indeſſen hat doch das Recht die Umriſſe für die Befugniſſe der Frau zu geben, innerhalb welcher die Sitte ſich entfalten kann und ſoll. Deßhalb hat auch der Entwurf eines bürgerlichen Geſetzbuches ſich mit der sverkehr eiſegepäck Stellung der Frau zu befaſſen, und er thut dies in der richtigen Erkenntniß, daß gerade auf dieſem Gebiets 2 2. Seiis. Gemeral-Angeiger, Neuerungen nur mit größter Vorſicht eingeführt werden dürfen, in dem Sinne, daß das beſtehende Recht im Weſentlichen erhalten bleibt. So iſt denn auch für die Frau das 21. Jahr der Großjährigkeitster⸗ min, wie im bisherigen Recht, und die Ehemündig⸗ teit tritt für ſie mit dem 16. Lebensjahre ein. Wenn auch Dispenſation zuläſſig iſt und bereits im 15. Lebens⸗ jahre die Frau in die Ehe treten kann, ſo fehlt ihr doch die Zeugniß⸗ und Teſtirfähigkeit, wichtige Rechte, welche ebenfalls an das 16. Jahr geknüpft werden. Die Stellung der Frau in der Ehe iſt nur in großen Zügen gezeichnet, ſie hat die Schlüſſelgewalt im Hauſe und dieſelbe kann ihr durch Verträge nicht ge⸗ nommen werden; ſie darf für Zwecke der Wirthſchaft Verbindlichkeiten eingehen, für die der Mann aufzukom⸗ men hat, wobei Letzterem indeſſen das Recht zuſteht, ſich in beſtimmten Fällen an dem Vermögen der Frau ſchad⸗ los zu halten. Es iſt der Frau ferner ein ſelbſtſtändiges Recht gegen den Mann eingeräumt worden, deſſen Ent⸗ ſcheidungen ſie ſich dann nicht zu fügen braucht, wenn in denſelben ein Mißbrauch der eheherr⸗ lichen Rechte enthalten iſt. Wenn die Frau den rechtlichen Anſpruch auf einen ſolchen Unterhalt hat, wie er der Lebensſtellung des Mannes entſpricht, ſo verwirklicht das Recht einen ſitt⸗ lichen Gedanken, indem es dem Manne, ſobald er er⸗ werbsunfähig geworden iſt, den Anſpruch auf Unterhalt gegen die Frau gewährt, und zwar ebenſo auf einen ſolchen Unterhalt, wie er der Lebensſtellung der Frau entſpricht. Abgeſehen von dem ſpeziellen ehelichen Güter⸗ rechte, das der Entwurf als Verwaltungsgemeinſchaft konſtruirt hat, gebührt der Frau ein perſönliches Eigen⸗ thum, an Schmuck ſowohl als an ihrem eigenen Ver⸗ mögen, und ihre Rechte den Kindern gegenüber ſind inſofern geſtärkt, als ſie an der elterlichen, beiden Ehegatten zuſtehenden Gewalt theilnimmt und dieſelbe nach dem Tode des Mannes allein inne hat. Auch hierin iſt der Entwurf der Sitte und den Anſchauungen des deutſchen Volkes über die Stellung, die der Frau ge⸗ bühre, gefolgt, wie er denn auch der Frau ein geſetzliches Erbrecht an dem Vermögen des Mannes eingeräumt hat und ihr eigenes Vermögen nach dem Tode des Mannes an ſie zurückfallen läßt, ſowie ihr im Voraus den Haus⸗ rath und etwa noch vorhandene Hochzeitsgeſchenke be⸗ willigt. Der Entwurf hat die Stellung der Frau im Er⸗ werbsleben der des Mannes im Allgemeinen völlig gleichgeſtellt. Jedoch iſt es natürlich, daß die verheira⸗ thete Frau nach wie vor der Zuſtimmung des Ehemannes zur Errichtung eines Geſchäftes bedarf.(Nordd. A..) Aus Stadt und CLand. *Mannuheim, 28. Dezember 1888. Der Großherzog und die Großherzogin von Ba⸗ den nahmen, wie aus Berlin 1 berichtet wird, am zweiten Weihnachtsfeiertage an der Familientafel bei den Kaiſerl. Majeſtäten theil, nachdem dieſelben Vormittags dem Gottesdienſte in der Garniſonskirche beigewohnt hatten. Am erſten Weihnachtsfeiertage ſtattete das Kaiſerpaar den Groß⸗ herzoglichen Herrſchaften einen 892075 Beſuch ab. Ordensauszeichnung. Der Großherzog hat dem Ge⸗ heimen Dr. Reinhard Schellenberg das Kom⸗ mandeurkreuz 2. Klaſſe und dem Dr. Friedrich Hirth in Berlin das Ritterkreus 1. Klaſſe des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen. Erueunung. Referendär Dr. Wilhelm Stoll wurde um Gehilfen des Gr. Amtsgerichts Karlsruhe mit den Be⸗ niſſen eines Amtsrichters ernannt. Militäriſches. Durch allerhöchſte Kabinetsordre vom 22. ds. Mts. iſt der Secondelieutenant Irhr. v. Flotow dom 5, Bad. Inf.⸗Rgt. Nr. 113, vom 1. Jan. k. J. ab, zur Dienſtleiſtung als perſönlicher Adjutant zu Sr. Kgl. Hoheit dem Landgrafen von Heſſen kommandirt. e die ſich zur Wahl als Reſerve⸗ oder Landwehrofftziere ſtellen wollten, brauchten bisher nur eine einmalige achtwöchige Uebung bei ihrem Regimente abzu⸗ leiſten. Nach einer jetzt ergangenen Verordnung kann kein Bicefeldwebel ſich zur Wahl als Reſerve⸗ oder Landwehr⸗ lieutenant mehr ſtellen, der nicht wenigſtens zwei achtwöchige militäriſche Uebungen ausgeführt hat. Die Einſtellung als Reſerve⸗ oder Landwehrofſizier wird demnach künftig, da Feuilleton. —,Weihnachtsgeſchenke einer Ex⸗Kaiſerin. Die Ex⸗Kaiſerin Eugenie, welche gegenwärtig in Paris weilt, hat, wie„Le Monde“ meldet daſelbſt eine Reihe koſtbarer Weihnachtsgeſchenke ſür ihre Familienglieder angekauft. Die ſchönſte Gabe für die Prinzeſſin Lätitia, Gemahlin des Derzogs von Aoſta, beſtimmt, iſt eine Boudoir⸗Einrichtung aus weißem Sammt, auf welche die Veilchen der Napoleo⸗ kiden von einem der erſten Pariſer Künſtler in duftigen Kränzen und Sträußen gemalt wurden. Der Teppich, die Wandbekleidungen die Vorhänge ſind in gleicher Art ge⸗ Wählt worden. Mächtige Körbe, mit friſchen Veilchen ge⸗ füllt, begleiten dies koſtbare Geſchenk. Für den Herzog von Aoſta ſelhſt, der ein großer Freund der ſchönen Künſte 15 hat die Ex⸗Kaiſerin ein kleines Bild von Meiſſonier gekauft, und für ſeine drei Söhne aus erſter Ehe läßt ſie aus Eng⸗ land drei koſtbare Reitpferde kommen. — Theueres Honorar. Ein Profeſſor, der ſeinem Patienten ein Honorar bezahlt und noch dazu ein bedeuten⸗ des— das iſt ein Vorkommniß, welches in nicht ungewöhn⸗ licher Weiſe von der in aller Welt 880 Regel abweicht. Nichtsdeſtoweniger ereignete es ſich kürzlich in unſerer Stadt — ſo erzählt die„Wiener A..“— und zwar kam die Sache folgendermaßen: Zu einem unſerer erſten Kliniker— der Mann handhabt das Stetoſkop in genialer Weiſe— kam jüngſt ein Patient aus der Vorſtadt. Die Conſultation war hald beendet, und geſprächig, wie unſere Vorſtädter ſchon ſind, begann der Mann einen Discurs, den er mit der nicht gerade originellen Frage einleitete:„Ich glaub', Herr Pro⸗ or, ich hab' Sie ſchon einmal geſehen, und zwar bei uns raußen in der Vorſtadt?“—„Ja, das kann leicht möglich ſein, antwortete der Gelehrte,„ich will nämlich draußen ein Haus kaufen, das mir als Familienhaus beſonders paßt. Aher der jetzige Eigenthümer ae ein theueres Geld dafür. Schließlich werde ich ihm den Preis— 90.000 wohl geben müſſen, denn das Haus gefällt mir und ich will es unter allen Umſtänden beſitzen, aber vorläufig will ich ihn noch dunſten laſſen. Mit großer Theilnahme hörte der Vatient dieſer Erzählung zu, die ihn ſo ſehr intereſſirte, daß — man in einem Jahre nicht zweimal zur Uebung eingezogen wird, um ein Jahr ſpäter erreicht werden, als früher. % Poſtaliſches. Beim Herannahen des Jahreswechſels iſt wiederum darauf aufmerkſam zu machen, wie es ſich dringend empfiehlt, den Einkauf der Freimarken für Neu⸗ jahrsbriefe nicht bis zum 31. Dezember zu verſchieben, ſon⸗ dern ſchon früher zu bewirken, damit zur Zeit des Neujahrs⸗ verkehrs unnöthige Erſchwerniſſe in der Abfertigung des Pub⸗ likums an den Poſtſchaltern vermieden werden. Ebenſo ift es im eigenen Intereſſe des Publikums in hohem Grade wünſchenswerth, daß die Neujahrsbriefe frühzeitig zur Ab⸗ ſendung gelangen und daß auch auf Briefen nach Mittelſtädten die Wohnung des Empfängers angegeben werde. Der Perſonenverkehr im Hauptbahnhof Maunheim während des Jahres 1887 betrug auf den Bahnſtrecken: 1) Mannheim⸗Heidelberg⸗Konſtanz 620,608 Ab⸗ reiſende und 563,904 Ankommende; 2) Mannheim⸗Karlsrube 123,905 Abreiſende und 217,548 Ankommende. Es ſind mit⸗ hin im hieſigen Bahnhof im Ganzen für dieſe Strecken 744,513 Billete ausgegeben worden und auf denſelben 781,452 Perſonen angekommen, ſo daß ſich der Geſammt⸗ perſonenverkehr auf 2,710,477 oder 7426 per Tag beziffert, wobei jedoch die Strecke Mannheim⸗Ludwigshafen außer Betracht bleibt. Nach Perſonenzahl und durch Multiplika⸗ tion mit der Kilometerlänge des zurückgelegten Weges be⸗ rechnet wurden zurückgelegt zwiſchen Mannheim nach und von Neckara u 2,343,000, Rheinau 2,560,500, Schwetz⸗ ingen.788,800, Seckenheim 2,994,000, Friedrichs⸗ feld 3,885.600, Wieblingen 2,768,400 und Heidel⸗ berg 4,150,400 Kilometer. In beiden Richtungen zuſammen betrug die Kilometerzahl 29,226,700. Angekommen ſind in Mannheim 422.881,950, abgegangen 1,000,893,455 Kilo Güter, deren Transporttaxen inel. Speſen und Nachnahmen M. 5,799,151. betrugen. Mannheim überragt hierin natür⸗ lich alle übrigen Stationen, ihm zunächſt ſtehen Baſel mit M. 3,726,397., Karlsruhe mit M. 1,634,724., Freiburg mit M. 1,418,758. und Konſtanz mit M..153,559., alle übrigen Stationen erreichen eine Million nicht. Die beiden nächſt⸗ höchſten, Baſel und Karlsruhe, blieben zuſammen gegen Mannheim noch um M. 438,030, zurück. Raiſer Friedrich⸗Gedenkmünzen. Aus der renom⸗ mirten Graviranſtalt des Herrn Carl Senf F1, 1 ſind zwei Kaiſer Friedrich⸗»Münzen(2⸗ und 10⸗Markſtücke) hervor⸗ gegangen, welche was Sauberkeit der Ausführung und Schönheit der Imitation anbelangt, nichts zu wünſchen übrig laſſen. Herr Senft wird dieſe Münzen an ſeine Kunden und ſonſtigen Geſchäftsfreunde gratis verabfolgen. Zum Obmann des allgemeinen badiſchen Volksſchullehrer⸗Vereins iſt Hauptlehrer Heiyd in Dill⸗Weißenſtein beinahe einſtimmig gewählt worden. Von 1545 Stimmen, welche von 73 Vereinskonferenzen abgegeben wurden, fielen 1510 auf ihn. Herr Heyd hat die Wahl an⸗ genommen. Nene Neckarbrücke. Die Arbeiten zur neuen Neckar⸗ brücke ſind nunmehr vergeben worden und zwar ohne Sub⸗ miſſion. Die Ausführung des Unterbaues wurde übertragen der Firma Auguſt Bernatz und Grün hier und die Erſtel⸗ lung des eiſernen Oberbaues der Maſchinenbauaktiengeſell⸗ ſchaft Nürnberg, Filiale Guſtavsburg. Der eiſerne Steg, welcher den Verkehr der Fuß⸗ gänger vom Bahnhofplatz nach dem Lindenhof vermitteln ſoll, iſt bereits über die Schienengeleiſe hinweg bis zur Straße vor der Oelfabrik geführt, ſo daß er ſeiner Vollen⸗ dung entgegengeht. Derſelbe iſt von ſehr gefälliger Con⸗ ſtruktion, ebenſo iſt der Aufgang an der Bahnhofſeite ſehr bequem. Durch ſeine Errichtung wird einem dringenden Bedürfniß abgeholfen, denn der Weg durch den ſogenannten Suezkanal iſt ſelbſt bei trockener Witterung nicht gerade ein angenehmer. e Am Tag vor Weihnachten handelte ein gugenſcheinlich nicht in beſonders günſtigen Verhältniſſen lebender Arbeiter mit einer Verkäuferin von CThriſthäumchen um ein Exemplar von unbedeutendſter Größe. Wir kamen gerade noch hinzu, als der Mann auf die Frage, wiepiel er geben wolle, die Bemerkung machte:„Zehn Pfennig ſind für einen armen Mann doch genug, und eiue ſchnöde abweiſende Antwort erhielt. Der Mann ging ſcheinbar betrübt weg; er hätte ſeinen Kindern wohl auch gern eine Weihnachts⸗ freude gemacht. Geſtern gingen wir wieder über den Paradeplatz; da lagen die übrig gebliebenen Cbriſtbäume zuſammengehackt, um mit den Abfuhrwagen weg gefahren zu werden, an derſelben Stelle aber lag noch das kleine Chriſt⸗ bäumchen unverſehrt, welches die hartherzige Verkäuferin jenem Manne um 10 Pfennig nicht geben wollte. Was hat ſie jetzt davon? Und welche Freude hätte ſie den Kindern des Armen bereiten können, wenn ſie nicht von ſtarrſinnigem Geize beſeſſen geweſen wäre! Ortsverband deutſcher Gewerkvereine. Es wird uns geſchrieben: Bezüglich des Vortrags des Herrn Wilhelm Gleichauf im„Stephanienſchlößchen“ iſt zu bemerken, daß Herr Gleichauf weder vom Centralrath in Berlin, noch dem Ortsverband Mannheim zu ſeinem Vortrag beauftragt war: er hat in dieſem Vortrag nur ſeine eigene Anſicht ausge⸗ ſprochen, hat alſo ſelbſt die Verantwortlichkeit für ſeine, die compromittirenden Ausführungen zu über⸗ nehmen. er ſich noch um mehrere Details, die Nummer des Hauſes ꝛc., erkundigte und ſich dann ehrerbietigſt empfahl. Nach einer Woche kam der„Patient aus der Vorſtadt“ wieder. Nach der Conſultation erlaubte ſich der Mann wieder die en passant hingeworfene Frage:„Wie ſteht's, Herr Pro⸗ feſſor, mit Ihrem Hauskauf, wenn ich fragen darf? Sie wiſſen doch, es iſt indeſſen verkauft worden?“— Wie von einer Natter geſtochen, ſchnellte der Profeſſor empor. „Was Sie nicht ſagen“, entgegnete er,„Ihre Nachricht klingt mir ſehr, ſehr unangenehm. habe gegen⸗ wärkig bereits alle möglichen Pläne für das Haus an⸗ fertigen laſſen, die mich eine Maſſe Geldes, ein paar tauſend Gulden koſten, und nun höre ich, deg ein Anderer der Käufer des Hauſes geworden iſt.“—„Nun, die Sache iſt nicht ſo arg,“ meinte darauf der Patient,„Sie können ſich ja, Herr Profeſſor, mit dem neuen Eigenthümer in's Ein⸗ vernehmen ſetzen, wenn Ihnen um das Hans ſo zu thun iſt?“—„Es bleibt mir wohl nichts Anderes übrig,“ ent⸗ gegnete der Profeſſor,„ſo unangenehm mir die Sache auch iſt.“ Der Patient verſah den Kliniker noch mit einigen wohl⸗ gemeinten, Häuſerkäufe im Allgemeinen Ralhſchlägen und überreichte ihm— knauſerig iſt ein Wiener Vorſtädter nie— als Honorar eine Hundert⸗Gulden⸗Note.— Nach einigen Tagen war; unſer Profeſſor auch wirklich in den erſehnten Beſitz des Hauſes gelangt. Er hatte es allerdings theuer — um 120,000 fl.— vom neuen Beſitzer erkauft. Dieſer, ein bekannter Geldmann hatte alſo ein glänzendes Ge⸗ ſchäft gemacht, deſſen Gewinn er jedoch noch mit einem Geſchäftsgenoſſen theilen mußte,„dem Patienten aus der Vorſtadt., der mit vortheilsklugem Blicke aus dem wPlauſch“ mit dem hochgelehrten Herrn Profeſſor das Geſchäft hatte„herausſchauen“ geſehen. Der biedere Vorſtädter war ſofort nach der erſten CTonſultation“ u dem Geldmanne geeilt, um denſelben zum ſchleunigen nkaufe des 19f zu Das Weitere iſt bekannt. Dem Herrn Profeſſor aber koſtet die Conſultation mit dem vorſtädtiſchen Patienten 30,000 fl., weniger 100 fl.(das „Honorar“), id est 29,.900 fl. ö. W. 5 — Ein guter Magen. Es war nach einer großen Feſtlichkeit. Serr v. Tisza. der gerade in Wien weilte. hatte 29. Dezemern. * Vont Schlage getroffen wurde geſtern Vormittag gegen 10 Uhr in der Nähe des Kaufhauſes die Wittwe des frübheren Maſchinenmeiſters unſeres Hoftheaters, Frau Dora Kulpe. Man verbrachte dieſelbe mittels Chaiſe in ihre Wohnung, doch gab ſie ſchon auf dem Transport dorthin ihren Geiſt auf. * Eiſenbahn⸗Uufall. Die Maſchine des Weinheimer Perſonen⸗Zuges Nr. 2, ſowie 2 Perſonen⸗Wagen entgleiſten heute früh auf Station Käferthal in Folge Schienenbruchs. Der Unfall hatte keine nachtheiligen Folgen. Sittlichkeitsverbrechen. Wegen Verbrechens gegen 8. 176 Ziff. 3 des.⸗St.⸗G.⸗B. wurde geſtern Nachmittag at der Schwetzinger Straße wohnhafter Taglöhner ver⸗ aftet. * Thätlichkeiten. In einer Wirthſchaft in K 1 ent⸗ ſpann ſich geſtern Abend zwiſchen zwei Gäſten ein Wort⸗ wechſel, der ſchließlich in Thätlichkeiten ausartete, ſo daß die Schutzmannſchaft einſchreiten mußte. Aus dem Grofherzogthum. Ladenburg, 27. Dez. Wie hier allgemein verlautek, ſteht der hieſigen altkatholiſchen Gemeinde ein neuer Kampf bevor. Es war bisher ein Recht der Gemeinde, daß bei ihren Beerdigungen die Glocken der Galluskirche geläutet wurden. Vor einigen Jahren wurde von ultramontaner Seite der Verſuch gemacht, den Altkatholiken dieſes zu ent⸗ reißen, aber der Verſuch hatte keinen Erfolg. Jetzt fällt es nun einigen ultramontanen Heißſpornen ein, die ja ohne Kampf nicht ſein können, weil ſie vom Kampfe leben, ohne jede Veranlaſſung von Neuem zu verſuchen, ob es jetzt, wo die Agitation im ganzen Lande im Schwunge iſt, nicht auch hier gelinge, einige Lorbeeren zu pflücken Aber was iſt das denn für ein Nachtheil für die römiſch⸗katholiſche Gemeinde, wenn bei 3 oder 4 altkath. Beerdigungen im Jahre die Glocken der Galluskirche benutzt werden? Wenn ja der 18. Juli 1870 nicht wäre, müßten die Glocken bei ihren Begräbnſſſen doch geläutet werden. Was können aber die armen Alt⸗ katholiken Ladenburgs dazu, daß dies unglückſelige Dogma zu Stande kam, von dem noch am 14. September 1870, alſo 2 Monate ſpäter, Biſchof Hefele von Friedrichshafen, wo er damals firmte, an Döllinger ſchrieb:„Etwas, was an ſich unwahr iſt, als göttlich geoffenbart anerkennen, das thue, wer da kann, ich kann es nicht!“— oder von dem der be⸗ rü—hmte Stroßmeper, Biſchof von Bosnien in Syrmien unterm 4. Märs 1871, alſo nahezu 8 Monate nach dem 18. Juli 1870, an denſelben Döllinger ſchrieb:„Unmöglich, hundertmal wiederhole ich es, unmöglich kann Gott einem Werke, das auf ſolche Weiſe zu Stande kam, ſeinen Segen geben“. Die Altkatholiken Ladenburgs ſind wahrlich nicht ſchuld an dieſem für jeden denkenden Menſchen ſo höchſt merk⸗ würdigen Glaubensſatze. Es iſt aber zu befürchten, daß trotzdem dieſe ultramontanen Fanatiker ihr Ziel erreichen werden, aber das möge man allerorts wohl bedenken und beherzigen: Wenn es in allen Dingen nach Wunſch und Willen der Ultramontanen gehen ſoll, dann bleibt ſchließlich für Proteſtanten, Altkatholiken und alle Andersgläubigen 11 55 anderes übrig als der ſüßeſte, tiefſte— Kirchhofs⸗ rieden. Heidelberg, 28. Dez. Am erſten Weihuachtsfeier⸗ tage gerieth ein ungerathener Sohn mit ſeinem Vater in Streit und warf denſelben auf öffentlicher Straße an die 11 eines Gartens. Der Miſſethäter wurde zur Haft gebracht. Großſachſen 27. Dez. Dieſen Monat brannte es weimal bei Michael Blasguf und zwar am 4. und 23. achts. Man vermuthete Brandſtiftung. Der Thäter iſt nunmehr in dem eigenen Sohn entdeckt worden und wurde derſelbe bereits durch die Gendarmerie verhaftet. GHotkenbeim, 27. Dezember. Wie aus zuverläſſiger Quelle bekannt, wird dahier mit dem 1. April 1889 ein Poſtamt II. Klaſſe errichtet, da das beſtehende Poſtamt III höhererſeits als den hieſigen Verkehrsverhältniſſen für nicht mehr genügend befunden wurde. Zu dieſem Zwecke hat die kaiſerl. Poſtdirektion das Anweſen des Herrn Ratbſchreiber Naber auf mehrere Jahre gemiethet und ſollen die Räum⸗ lichkeiten dementſprechend hergerichtet werden. Selbſtredend wird das Entgegenkommen der Poſtbehörde hierorts mit euden begrüßt. Hockenheim iſt unſeres Wiſſens der erſte andort im Deutſchen Reiche, welcher ein Poſtamt II erhält und kann man alſo ermeſſen, welch großartigen Aufſchwung Handel und Verkehr hier genommen haben. 5 § Haslach, 27. Dez. Allenthalben werden jetzt Tabaks⸗ verkäufe abgeſchloſſen; allein hier will dieſes Geſchäft nicht recht in Fluß kommen. Da die hieſigen Produzenten ziemlich große Vorräthe haben und die Qualität eine gute genannk werden kann, ſo wären Käufer erwünſcht. Au Wuſße 27. Dezember. Der Verwaltungsrath der Spar⸗ und Waiſenkaſſe beabſichtigt vom 1. Januar 1889 ab die Zinſen von Einlagen über 1000 Mark auf 3¼ Prozent zu exmäßigen; die Einlagen bis und mit 1000 M. ſollen wie ſeither mit 4 Proz. vergütet werden. Die Veranlaſſung zu dieſer Zinſenreduktion ſind hauptſächlich die bedeutenden nicht rentirenden Baarbeſtände. * Gutenſtein, 27. Dez. Trotz der vorgeſchrittenen ahreszeit geht es am Bahnbau immer noch recht lebhaft zu. ie Erdarbeiten, ſowie die Waſſerarbeiten ſind zwar in den verſchiedenen Empfängen beigewohnt und ſchien hungrig zu ſein, als er dann an der Hoftafel ſaß. Der Kaiſer war ſehr guter Laune und blickte wohlgefällig auf den ungariſchen Miniſterpräſideften, der mit vielem Behagen eine warme Speiſe verzehrte. Als ſie abgetragen war, legte Herr v. Tisza eine Birne auf ſeinen Teller und begann dieſelbe zu ſchälen.„Lieber Tisza“, bemerkte jetzt lächelnd de Kaiſer,„eſſen Sie nicht das kalte Obſt, nachdem Sie erſt Warmes gegeſſen; Sie werden ſich den 1 88 5 verderben.“ Herr v. Tisza ſah zu dem Kaiſer hin, verbeugte ſich und ſagte:„Majeſtät, ein ungariſcher Miniſter⸗ aben muß einen ſehr guten Magen aben!“ D, du ahnungsvoller Engel!„Ich wäre nicht im Mindeſten erſtaunt, wenn Herr C. mir heute noch Hand und Herz antragen würde,“ ſagte ſie, vor dem Spiegel ihre Toilette ſorgfältig beendend;„er kommt ſeit einem Monate faſt täglich, und wenn das nicht einen ſehr nahen Heiraths⸗ antrag bedeuten ſoll, wüßte ich nicht, was ſonſt. Er iſt übrigens in jeder Beziehung eine annehmbare Parthie und meine ſämmtlichen Freundinnen werden vor Neid berſten, wenn ich ihn kriege.“— Und als am Abend desſelben Tages Herr C. wirklich um ihre Hand anhielt, ſagte ſie: Ach Gott, lieber Herr., ich bin ſo überraſcht! Ich weiß wirklich nicht, was ich— ſagen— was ich denken— ſoll. Es kommt mir ſo völlig unerwartet. Ich hatte nicht die mindeſte Ahnung, daß— daß— Sie die ernſte Abſicht hatten, und — und— lieben Sie mich denn wirklich?“— — Höchſte Kunſtliebe.„Ich nehme es mit meiner Kunſt ſo ernſt“, ſagte ein Schauſpieler,„daß ich, ſo oft ich denn Coupeau“ im„Todtſchläger ſpielen muß, mich vorher betrinke.“ Mit ernſter Miene erwiderte ein Anderer:„Das iſt noch gar nichts. Als ich zum erſten Male den Schwieger⸗ ſohn in dem Luſtſpiel:„Eine Frau, die ihren Schwieger⸗ ohn prügelt,“ geben ſollte habe ich, um mich ganz in meine olle zu finden, in aller Eile geheirathet“ — Im neuen Wiener.;„Die 1 2.— Aute een b d e geſtern die Naive“ n rem gefragt; hat die Sraae ganz überhört“ 29. Dezember. Gensral-Aunzgetger. 3. Seue. leßten Tagen eingeſtellt worden, dagegen werden die Spreng⸗ und Brecharbeiten um ſo energiſcher gefördert. Die in die Bahnlinie fallenden Gebäude ſind niedergelegt. Dank der günſtigen Witterung mußte bis jetzt keine Arbeitseinſtellung erfolgen und es ſteht zu hoffen, daß die Spreng⸗ und Tunnel⸗ arbeiten den ganzen Winter über fortgeführt werden und Arbeiterentlaſſungen nicht in größerem Maßſtabe ſtattfinden. Die Gelder für die abgetretenen Güter und Häuſer ſind im Betrag von über 100,000 M. zur Auszahlung gelangt, denen noch etwa 60,000 Mark folgen werden. Hoffentlich wird dieſes Geld gut angelegt. * Lahr, 27. Dez. Eine ſchlimme Weihnachtsbeſcheerung wurde am Ehriſtmorgen einem hieſigen Manne zu Theil, deſſen Frau erſt vor Kurzem zu Grabe getragen worden war. Sein Ijähriger Stiefſohn, der Sohn der verſtorbenen Frau, lief in der Frühe, in Folge eines erhaltenen Verweiſes, in den nahen Hohberg und erhängte ſich. Seine Leiche wurde alsbald nach der unglückſeligen That von einem Spa⸗ ziergänger entdeckt. Der Knabe wird von Leuten, die ihn näher kannten, als gut geartet, beſcheiden und folgſam ge⸗ ſchildert, er habe auch von ſeinem Stiefvater nicht gerade eine ſchlechte Behandlung erfahren, welche die verzweifelte That als begreiflich erſcheinen ließe, die wohl eine Folge von augenblicklicher geiſtiger Verwirrung ſein dürfte. *Kleine Chronik. In Hauſen geriethen zwei junge Leute im Wirthshauſe in Streit, wobei einer derſelben ſeinen Gegner die Treppe hinabwarf. Hiebei erhielt Letzterer ſo ſchwere Verletzungen, daß er bald darauf ſtarb. Der Thäter wurde in das Amtsgerichtsgefängniß nach Schopfheim ge⸗ bracht:— In Bruckfelden(bei Ueberlingen) wurde das Wohn⸗ und d des Iſidor Keller von Ahäusle, Privatier bei Markdorf, durch Jeuer zerſtört. Der Schaden wird auf M. 8000 geſchätzt.— In Kuppenheim ſiel der 5 Jahre alte Sohn des CEementarbeiters Otto Schlick in der Nähe der dortigen Cementfabrik in den Abfluß des Gewerb⸗ kanals und konnte nur als Leiche wieder herausgezogen werden. Pfälziſche Nachrichten. 5 Ludwigshafen, 26. Dez. Auf die hieſige Polizei wurde in verpwichener Nacht eine Frau gebracht, die von Schiffern im Rhein aufgefiſcht worden war Es war dies eine Eliſe Werner von Mundenheim, die infolge Zwiſts mit ihrem Ehegeſpons den Tod in den grünen Wellen des Rheins ſuchte aber nicht fand. 5 =Fufigönheim, 28. Dez. Der hieſige Feldſchütz Rit⸗ thaler, bei welchem es kürzlich gebrannt hat, wurde wegen erdachtes der Brandſtiftung Selenelich eingezogen. ◻Nenſtadt, 26. Dez. Die Stadt heabſichtigt, Anfang des kommenden Jahres ein Anlehen im Betrage von 500,000 Mark aufzunehmen. (Neuſtadt, 27. Dez. Herr Schloſſermeiſter Janz hier⸗ ſilber beging am erſten Weihnachtsfeiertage das Jeſt ſeiner ilbernen Hochzeit— eine Thatſache die um deſſentwillen merkwürdig, weil der Genannte, der im Alter von 65 Jahren ſteht, in dritter Ehe und ſeine Frau in zweiter Ehe ver⸗ heirathet iſt. ſHaardt, 2. Dez. Dem Bürgermeiſteramt wurden, wie alljährlich, ſo auch zu dem heurigen Weihnachtsfeſt von unſerem allverehrten, zeitweiligen Mitbürger, dem Reichs⸗ tagsabgeordneten Herrn Dr. Albert Bürklin, 200 M. über⸗ mittelt zur Anſchaffung paſſender Geſchenke für die armen Kinder der Gemeinde. IHeimkirchen, 28. Dez. Der hier wohnenden Lehrer⸗ wittwe, Frau Lehmann, wurden während eines Beſuches in einem Nachbarhaus 250 M. mittelſt Einbruchs geſtohlen. Von dem Dieb hat man noch keine Spur. Kaiſerslautern, 27. Dez. Wie gerüchtweiſe verlautete, hatte der frühere k. Reallehrer Geiler aus dem Gefängniſſe perſchiedene Geſuche abgehen laſſen, welche auf eine Milderung ſeiner Strafe abzielten. Wie wir Fbd erfahren, ſoll höheren Orts genehmigt worden ſein, daß derſelbe die Strafe in Nürnberg verbüßen darf. =Aus der Pfalz, 27. Dez. In Anerkennung der großen Verdienſte, welche Herr Oberlandesgerichtsrath Molitor in Zweibrücken ſich in vielfacher Beziehung um dieſe Stadt erworben, hat der Stadtrath demſelben durch ein⸗ ſtimmigen Beſchluß das Ehrenbürgerrecht verliehen. Vor einigen Tagen haben die Herren Bürgermeiſter Märker und die beiden Herren Adjunkten Zorn und Heck die darüber ausgeſtellte Urkunde dem neuen Ehrenbürger der Stadt ſeierlichſt überreicht. Dieſer Akt der Dankbarkeit ehrt die Stadt Zweibrücken mehr als den um ihre Geſchichte und die Geſchichte der ganzen Pfalz hochverdienten Geſchichtsforſcher. Mittheilungen aus Heſſen. Monsheim, 26. Dez. Geſtern ſpielte das elfjährige Töchterchen des Schreinermeiſters Dreißigacker mit gleichalt⸗ rigen Mädchen. Es hüpfte hierbei von einer Treppe herab, Veiche und brach das Genick, und war in kurzer Zeit eine eiche. + Flomborn, 25. Dez. Die von Wormſern Alterthums⸗ forſchern hier vorgenommenen Ausgrabungen haben eine ſehr intereſſante, werthvolle Ausbeute geliefert; darunter find die bemerkenswertheſten Stücke 4 Schwerter, 1 Helm, 5 Lanzen, 2 Armbänder, 1 Schild, mehrere Broſchen und Nadeln, Alles aus Metall, ſodann Krüge, Glaswaaren, Perlen ꝛc. Die Ausgrabungen werden bei günſtigem Wetter nach den Feier⸗ tagen fortgeſetzt. Der gachwur am Sterbebett. Original⸗Roman von Leopoldine Baronin Prochazka. Nachdruck verboten. (Fortſetzung.) Sie verfolgte daher die Entwickelung dieſer Liebe mit faſt ängſtlicher Spannung, und obwohl von Seite ſeiner Fa⸗ milie kein Einſpruch zu befürchten war, erfaßte ſie dennoch eine bange Ahnung, daß ihr Wunſch nie in Erfüllung gehen werde; dies lag wohl in dem Grund, daß das ſchöne Mäd⸗ chen ganz unempfindlich ſchien gegen alle die kleinen und zar⸗ ten Aufmerkſamkeiten, mit welchen ſie ihr Vetter überhäufte — ſie hatte ſich zwar mit ihm auf den vertrauteſten Fuß ge⸗ ſtellt, ſie nannte ihn„Franzel“ kurzweg. Sie fand ſeine Bouquets charmant, trug ſeine geſpendeten Roſen, ſcherzte über ſeine außerordentliche Galanterie, lachte ihn aus, wenn er ſentimental wurde. Sie ritt mit ihm, nahm Antheil an ſeinen Pferden, ſeinen Gewinnſten auf der Rennbahn, ja ſie liebte ſeinen Bernhardiner, aber ſie machte das engliſche Sprichwort„Lobe me, lobe my dog“ zu Schanden. Sie liebte den Hund, aber nicht ſeinen Herrn. Graf Groisbeck empfand dies, aber er wähnte, ſich zu täuſchen. Sie war ſo jung— ſo unſchuldig. Sie ahnte nicht, daß er ſie liebte. Schüchtern verſuchte er ſeinen Ge⸗ fühlen Ausdruck zu geben. Die Liebeserklärung ſchwebte gar oft auf ſeinen Lippen, aber ſo oft wie er nur das heikle Thema berührte, entſchwand ſie, tief erröthend, unter irgend einem Vorwande, Wir wiſſen, daß die Liebe blind iſt, daß ſie ſich in dem Labyrinth der Vermuthungen verirrt und mit todtbringender Beharxlichkeit an dem Glauben feſthält, den edle Liebe allein der Seele einzuimpfen vermag. 5 Wörrſtadt, 25. Dieb in einem fremden Keller total betrunken aufgefunden. Derſelbe trug einen bei dem kürzlichen Einbruch im Sta⸗ tionsgebäude dahier geſtohlenen Rock, ſo daß mit ziemlicher Gewißheit anzunehmen iſt, daß der Verhaftete auch bei die⸗ ſem Einbruch betheiligt war. Gerichtszeitung. Maunheim, 27. Dezbr.(Strafkammer.) Vorſitzender: Herr Landgerichtsdirektor Baſſermann. D der Großh. Staatsbehörde: Herr Staatsanwalt uffner. 1) Karl Weißbrod, 47 Jahre alt, verheir., Conditor und Adam Lutz. 18 Jahre alt, ledig, Eiſengießerlehrling, beide von Weinheim wegen Vergehens gegen 8 175 des.⸗ St..⸗B. Der Angeklagte Weißbrod wird zu einer Ge⸗ fängnißſtrafe von 2 Jahren und Lutz zu einer ſolchen von 6. Monaten verurtheilt. Gleichzeitig werden dem Weißbrod die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 3 Jahren aberkannt. 2) Eliſabetha Gremm, 20 Jahre alt, ledige Dienſtmagd von Oberlaudenbach wegen Verbrechens gegen § 218 des.⸗St.-G. B. Die Angeklagte wird von der An⸗ ſchuldigung freigeſprochen. Vertheidiger Herr Referendär Tilleſſen. 9 Heinrich Schreck, 18 Jahre alt, ledig, Küfer von Haßmersheim wegen Urkundenfälſchung. Der Angeklagte, ſchon beſtraft, hat am 5. Dezember d. J. eine Quittung über 20 M. mit der Unterſchriſt ſeines Meiſters ausgeſtellt, mit dem Bemerken, daß ſein Meiſter das Geld zur Auszahlung ſeines Knechtes bedürfte und er werde es den andern Tag wieder zurückſenden. Mit dieſer Quittung erhob er das Geld bei einem gewiſſen Walter und verſchwand damit. Der Angeklagte wird zu 2 Monaten Ge⸗ fängniß verurtheilt, abzüglich 14 Tage Unterſuchungshaft. 4) Franz Reiſchl, 24 Jahre alt, verheir Taglöhner von Paſſau, wegen Diebſtahl und Diebſtahlsverſuchs. Der An⸗ geklagte, ſchon vorbeſtraft, war am 14. Oktober d. J. in Lit. 20 1. 18 in einen Keller eingebrochen und hatte daraus 5 Flaſchen Wein im Werthe von—5 Mark entwendet, wurde aber dabei erwiſcht. Ferner verſuchte der Angeklagte in Lil. ZF 1. 14 in einen Keller einzubrechen, wurde aber bei dieſem Vorhaben geſtört.„Der Angeklagte wird zu 10 Monaten Gefängniß verurtheilt, abzüglich 1 Monat Unterſuchungshaft. Vertheidiger: Herr Rechtsanwalt Dr. Hachenburg 5) Georg Heinrich Benz, 21 Jahre alt ledig, Taglöhner von Ludwigshafen a. Rh., wegen Diebſtahls und Betrugs. Der Angeklagte, ſchon vielfach beſtraft, entwendete vom 18. zum 19. November d. F. hier aus einem Hauſe in Lit. 2 1. einen Buckskin⸗Anzug im Werthe von 65., einen Ueber⸗ zieher im Werthe von 56., 1 Uhr im Werthe von 25., 1 Nickelkette im Werthe von 2., 1 Paar Stiefeln im Werthe von 12 M. und ein Portemonnaie mit 2 M. 30 Pf. Inhalt, ferner in Heidelberg einen Schirm und 1 Meſſer: In Ludwigshafen ſchwindelte er einem Wirthe vor, er ſei Colporteur und verdiene die Woche 60—70 M. und ver⸗ ſchaffte ſich dadurch einen Eredit an Speiſen und Getränken bis zur Höhe von 36 Mark. Der Angeklagte wird zu einer Zuchthausſtrafe von 1 Jahr 6 Monaten ver⸗ und Verluſt der bügerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 3 Jahren verurtheilt, ferner die Stellung unter Poltzeiaufſicht ausgeſprochen.— 6) Margaretha Hix, 18 Jahre alt, lediges Dienſtmädchen von Rheingönheim zuletzt in Neckarau wegen Diebſtahls. Die Angeklagte, ſchon vorbeſtraft, entwendete am 19. November einem anderen Dienſtmädchen ein Portemonaie mit 1 M. 50 Pf. Inhalt. Urtheil: 4 Monate Gefängniß.— ), Anton Höfle von Oppau wegen Diebſtahls. Die Sache wird vertagt.— 8) Friedrich Adolf Ehret von Geiſingen, wegen Betrugs. Der Angeklagte zog vor der Verhandlung die von ihm eingelegte Berufung zurück.— 9) Joſef Wipfler 18 Jahre alt, ledig, Metzger von Karlsruhe, wegen Dieb⸗ ſtahls und Betrugs. Im Oktober d. Js. entwendete der An⸗ geklagte einem Schlafkollegen Kleider und Wäſche im Werthe von 7 M. und einer gewiſſen Schatt hier, aus einer ver⸗ ſchloſſenen Kommode 20 M. baar Geld. In Karlsruhe ließ ſich Angeklagter bei einem Metzger auf Rechnung ſeines Vaters 70 Pfund Fleiſch im Werthe von 35 M geben Das Fleiſch verkaufte Angeklagter und verjubelte das Geld. Urtheil: 1 Jahr 6 Monate Gefängniß.— 10) Martin Kraft, 20 Jahre alt, lediger Schuhmacher von Neuenheim, wegen Diebſtahls. Der Angeklagte, ſchon vorbeſtraft, entwendete am 5. Dezember d. J. ſeinem Logisherrn eine Uhr im Werthe von 15 Mk. Urtheil: 9 Monate Gefängniß. 11) Jakob Vock und Auguſt Neidig von hier wegen Diebſtahls. Die Sache wird we⸗ gen Ausbleibens eines Zeugen vertagt. 12) Karl D eckert von Mannheim wegen Bedrohung, Die von dem Angeklagten eingelegte Berufung wurde vor der Verhandlung zurückge⸗ zogen. 13) Wilhelm Stephan, 38 Jahre alt, verheirathet Taglöhner von Neulußheim und Michael Blümel, 31 Jahre alt, verheirathet, Fuhrmann von Seckenheim wegen Diebſtahls und Hehlerei. Der Angeklagte Stephan entwendete ſeiner SchweſterGeldbeträge bis zurHöhe von 20 M. ferner amlg. Nov. einem Schäfer aus deſſen Hütte ein Bett im Werthe von 11 Mark:; letzteres verkaufte er an den Mitangeklagten Blümel für 30 Pfennig. Urtheil: Gegen Stephan eine Zuchthausſtrafe von 1 Jahr 8 Monat, Aberkennung der bür⸗ gerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 3 Jahren und Stellung unter Polizeiaufſicht: gegen Blümel eine Gefäng⸗ nißſtrafe von 7 Tagen. Vertheidiger Herr Rechtsanwalt Dr. Wittmer.— 10 Franz Vetter, 19 Jahre alt, ledig, die nur einmal im Leben wahrhaft lieben. Er wußte, daß er nie mehr das Bild dieſer erſten und heißen Liebe aus ſeinem Herzen verbannen konnte und er beſchloß, ſich zu er⸗ klären. Seine Leidenſchaft hatte den höchſten Gipfel erreicht, er wollte ſein Schickſal entſchieden wiſſen. In letzter Zeit aber war eine gewiſſe Schwermuth be⸗ merkbar an dem jungen Mädchen, welche darauf hinzudeuten ſchien, daß irgend Jemand dennoch einen Eindruck auf das junge Herz gemacht und es mit Sehnſucht erfüllt. Die Mutter erbebte; wenn es nicht Graf Groisbeck war, wer konnte es ſein? Sie fing au, ihre Tochter zu überwachen, aber vergebens; ſie war faſt abſtoßend kalt und gegen alle junge Herren, die das Haus beſuchten und hoffnungsvoll ſich dem ſchönen Mäd⸗ chen, der einſtigen Erbin von Millionen, näherten. Konnte es jemand außer dem Hauſe ſein, jemand, der nicht zu dem Kreiſe ihrer Bekannten gehörte, jemand, den ſie zufällig auf der Promenade geſehen? Sie beſprach ſich mit Fräulein de Clairville. Auch ſie konnte keinen Aufſchluß geben, außer, daß ſie auffallend viel ſeufzte, und als ſie ſie einmal gefragt, erröthend antwortete, es ſei nur Gewohnheit. Zögernd bemerkte die Gräfin:„Spricht ſie nicht manch⸗ mal von ihrem Vetter?“ Das Fräulein lächelte. ihm,“ erwiederte ſie. Die Gräfin war beruhigt; gewiß— die Seufzer wie das Erröthen konnten nur ihrem Vetter gelten. Graf Groisbeck aber war deſſen nicht ſo ſicher. Er hatte auf dem letzten Ball eine Bemerkung gemacht, die der Mutter „Ich denke, die Seufzer gelten Am Samſtag wurde hier ein Graf Groisbeck war einer jener ſehr ſeltenen Männer, enigangen war. Jbre Zerſtreuung, während ſie mit ihm Cigarrenmacher von Pockenheim, wegen Bedronung. Vom Schöffengericht Schwetzingen unterm 23. November zu 6 Tagen Gefängniß verurkbeilt, legte Angeklagter gegen dieſes Urtheil die Berufung ein. Dieſelbe wird jedoch verworfen. 15).Linderer von hier wurde wegen intellectueller Urkundenfälſchung zu 3 Tagen Gefängniß verurtheilt. Vertheidiger Herr Rechts⸗ anwalt Dr. Wittmer.— 16) Johann Edinger und Ge⸗ noſſen von hier, wegen Körperverletzung. Die Sache wird vertagt.— 17) Jakob Feßler von Neulußheim, wegen Be⸗ leidigung. Vom Schöffengericht Mannheim unterm 23 Nov. d. J. zu 5 Mark Geldſtrafe verurtheilt, legte Angeklagter gegen dieſes Urtheil die Berufung ein. Dieſelbe wird für degründet erklärt und die Privatklägerin mit ihrer Klage abgewieſen. Vertheidiger Herr Rechtsanwalt Dr. Kah und Dr. Wittmer.— 18) Georg Heinrich Gruber Eheleute von Weinheim, wegen Beleidigung. Berufungsſache. Ehe⸗ mann Georg Heinrich Gruber wird zu einer Geldſtrafe von 20 M. evenk. 4 Tage Haft, deſſen Ehefrau zu einex Geld⸗ ſtrafe von 30 M. event. 6 Tage Haft verurtheilt. Verthei⸗ diger Herr Rechtsanwalt Dr. Jordan und Dr. Wittmer. Tagesneuigkeiten. TJunge Beſtien. Das 6¼ Jahre alte Söhuchen des Bergmanns Schweiger zu Peiſſenberg wurde am 23. November beim Verlaſſen der Schule von einem 11jäh⸗ rigen Mädchen über eine Stiege und über die drei ſteinernen Treppen vor dem Eingang hinabgeſtoßen. Doch damit nicht genug, wurde das arme Kind auf die Aeußerung hin, beim Herrn Lehrer Anzeige machen zu wollen, von 5 Knaben im Alter von—9¼ Jahren zu Boden geworfen und in un⸗ glaublich roher Weiſe mißhandelt, indem ſie ihm auf die Bruſt knieten und ſprangen, und ſo lange mit Steinen darauf einſchlugen, bis es keinen Laut mehr von ſich geben konnte. Nur dem Dazwiſchenkomen einer erwachſenen Per⸗ ſon iſt es danken, daß das Kind nicht ſchon todt am Platze blieb. Nach qualvollen Leiden hauchte es am 15. Dezember ſein junges Leben aus. — Ein grauenvoller Mord hält die Einwohnerſchaft des Fleckens Langenberg bei Barmen in eie Das Dienſtmädchen einer Herrſchaft hatte vor einigen Tagen in einem Metzgerladen eine Rechnung zu bezahlen. Bei der Rückkebr wurde ſie von einem Geſellen des Metzgers in einem Hohlwege überfallen und ihr mit einem Schlacht⸗ meſſer der Kopf vom Rumpfe getrennt. Der Mörder begab ſich, nachdem er den Kopf des unglücklichen Opfers in ein Taſchentuch gewickelt hatte, in eine Wirthſchaft, wo er jedoch einem Gendarmen durch ſein verſtörtes und ſcheues Beneh⸗ men auffiel. Als der Beamte das bluttrieſende Taſchentuch bemerkte und den Geſellen nach dem Inhalte fragte, wurde dieſer leichenblaß, ſo daß der Beamte das Tuch nachſah und ſofort zur Verhaftung des Mörders ſchritt. Dieſer hat die That auch ſofort eingeſtanden. Man nimmt an, daß das Mädchen eine größere Summe Geldes im Laden des Metz⸗ gers zurückerhielt und daß der Verbrecher ſeine That in der Abſicht ausführte, das Mädchen zu berauben. — Eine ſeltſame Manie. In Lübeck werde ein Mann verhaftet, der wiederholt des Abends auf den Straßen Knaben mit Nähnadeln in die Beine geſtochen hatte. Mehrmals fielen die auf dieſe Weiſe verletzten Knaben mit lautem Auf⸗ ſchrei zu Boden und mußten in ärztliche Behandlung gegeben werden. Ernährung eines zum Tode Ber⸗ urtheilten. Der zum Tode verurtheilte, im Gefängniß zu Ratibor verwahrte Raubmörder Horzan, der vor wenigen Tagen dem I. Staatsanwalt Mazier nach dem Leben trachtete, verweigerte, wie oberſchleſiſche Blätter berichten, ſeit vier Tagen die Annahme jeglicher Nahrung, um ſo des Hunger⸗ todes zu ſterben. Infolge deſſen findet jetzt eine zwangsweiſe Ernährung des Verurtheilten ſtatt. Kreisphyſikus Dr. Heer begibt ſich zweimal des Tages nach der Zelle des Mörders. wo demſelben unter Beihülfe eines Aufſehers vermittelſt einer Schraube das mit aller Kraft geſchloſſen gehaltene Gebiß ge⸗ öffnet und darauf Holzkeilchen zwiſchen daſſelbe gezwängt werden. Sodann wird ein Röhrchen in den Magen einge⸗ führt und durch dieſes unter Zuhülfenahme einer Spritze eine mit 25 Gramm Mehl abgekochte Quantität Milch(1 Liter) eingeflößt. Selbſtverſtändlich iſt bei dieſen„Mahlzeiten“ die Feſſelung des Mannes die ſtärkſte. Küßt keine Hunde! Von Profeſſor v. Bergmann iſt vor einigen Tagen in der Klinik in Berlin eine Operation ausgeführt worden, welche nicht allein eine intereſſante Vor⸗ geſchichte hat, ſondern auch höchſt beherzigenswerth iſt. Im Lazarus⸗Krankenhauſe war vor mehreren Wochen einer Frau der linke Arm bis zum Ellenbogen abgenommen worden. Es war dieſe Operation nothwendig geweſen, um der Krank⸗ heit, die ſich als Knochenfraß herausgeſtellt hatte, Einhalt thun. Da aber die Operationswunde nicht zuheilte, wurde eine weitere Amputation für unerläßlich erachtet, deren Aus⸗ führung Profeſſor von Bergmann übernahm Dabei ſtellte ſich heraus, daß das Mark aus den Knochen vollſtändig durch eine ungezählte Menge von Maden aufgezehrt war. Bei naherer Unterſuchung wurde mit Leichtigkeit feſt 55 daß dieſe Maden Hundwürmer ſeien. Jetzt wußte ft die Kranke auch zu befinnen, daß ſie ihr Schooßhündchen öfter geküßt hatte. Unzweifelhaft hat bei einer ſolchen Liebkoſung ein Hundwurm ſeinen Weg in den Körper der Frau gefunden über dieſelbe ein ſo ſchweres Verhängniß ge⸗ racht. tanzte, fiel ihm auf und noch mehr ihr ſuchender Blick. Plötz⸗ lich erhellte ſich ihr Geſicht, wie ein vorübergehender Sonnen⸗ ſtrahl die matte Landſchaft beleuchtet. Sein Auge folgte dem ihrigen und bemühte ſich, den Gegenſtand, welcher dieſe Veränderung hervorgerufen, zu er⸗ ſpähen. Vergebens, er fand nicht den leiſeſten Anhaltspunkt. Bald darauf verfiel ſie wieder in ihre apathiſche Stim⸗ mung. Sie ſuchte aber nicht mehr— und doch wurde Niemond⸗ der ſich ihr ſpäter näherte, auf irgend eine Weiſe ausgezeichnet; im Gegentheil, ſie wollte nun nicht mehr tanzen, nachdem ſie mit ihrem Vetter einige Touren gemacht. Dies alles drängte ſich nun in die Erinnerung des Gra⸗ fen Groisbeck, der mit abweſendem Geiſt das Photographien⸗ Album durchblätterte, bis er auf das Bild Melanies kam, welches ihn ſo feſſelte, daß er kaum den Eintritt der Gräfin bemerkte, die lächelnd ihm die Hand reichte. Er ſchlug das Album haſtig zu und erhob ſich. „Lege doch ab, lieber Franz,“ ſagte ſie mit ihrer wohl⸗ klingenden Stimme⸗ Das Boudoir war geſchaffen zum vertraulichen Geſpräch, Anfangs berührte er nur gewöhliche Fragen, er ſuchte die Anknüpfung und, befangen von dem Bewußtſein, daß ſich ſen Schickſal nicht in dieſer Unterredung entſcheiden würde, fund er ſie nicht. Die Gräfin kam ihm zu Hilfe, allmählich näherten ſich Beide dem Ziele und endlich drückte er ſeine Leidenſchaft in glühender Sprache aus und begehrte die Hand ſeiner Kouſine Eine Freudenthräne glänzte in den ausdrucksvollen Augen der Gräfin. Sie wußte, an der Seite dieſe Mannes war das Glück ihres Kindes geſichert. 4. Seite. Seneral⸗Anzeiger — Triſtige Entſchuldigeng. Ein Basler Schüllehrer hat dieſer Tage folgenden Entſchuldigungszettel erhalten, wel⸗ cher einzig in ſeiner Art daſtehen dürfte. Wir geben ihn wörtlich wieder:„Biete mein ſohn Frits gietichs zu entſchol⸗ digen, das er nich nach Schule kommt. Er iſt geſtorben. Wittwe., Waſchfrau. — Furchtharer Tod. In einer Schnäpſefabrik in Cſacza(Ungarn) legten drei betrunkene Arbeiter ſo viel Feuer unter den Keſſel, daß ſich der Deckel zu heben begann. Einem der Betrunkenen kam die wahnwitzige Idee, ſich auf den Keſſeldeckel zu ſetzen. In demſelben Momente explodirte der Keſſel und ſchleuderte den Arbeiter bis an die Decke, indeß der brennende Sprit die Kleider der beiden Anderen ent⸗ zündete. Nachdem es gelungen war, den Brand zu löſchen, fand man den einen Arbeiter mit zerſchmetterten Gliedern, in furchtbarſter Weiſe verſtümmelt, todt auf dem Boden 115 Die beiden Anderen hatten gefährliche Brandwunden erhalten. — Franzöſiſche Geſchworene Die letzte Sitzung der Geſchworenen im Departement Sarthe hatte über drei Fälle zu entſcheiden. Ein Mädchen, des Kindsmordes überführt und geſtändig, wurde freigeſprochen.„Darüber,“ bemerkt„Figaro“ bitter,„iſt weiter nichts zu ſagen; das iſt ſchon in unſere Sitten übergegangen.“ Freigeſprochen wurde ein Ehemann, der in einem Eiferſuchtsanfall ſeine Frau erſchoſſen hatte.— Freigeſprochen endlich ein Nichtswürdiger, der ſeinen Schwie⸗ gervater ermordet hatte.— Dieſe erſtaunlichen Wahrſprüche ſtellen, ſo bemerkt dasſelbe Blatt, die Geſchworenen der Sar⸗ the würdig an die Seite jener Geſchworenen des Puy⸗de- Dome, die vor einigen Jahren alle Angeklagten grundſätzlich freiſprachen, weil der Vorſitzende des Gerichtshofes ihre Eigenliebe durch irgend eine Kleinigkeit verletzt hatte. Als die letzte Sache jener Sitzung mit einer Freiſprechung eines überführten Verbrechers endete, ſchloß der Präſident die Sitz⸗ ung, indem er zuerſt zu jenem gewandt ſagte:„Sie ſind frei Herr N..“ und dann mit einer leichten Wendung des Kopfes nach der Seite der 12 pfahlbürgerlichen Zierden der Geſchworenenbank hinzufügte:„Sie auch, meine Herren Ge⸗ ſchworenen.“ =Von einem merkwürdigen Bergwerksunfall, der ſich ſchon im vorigen Monat in einem der bekannten Schiefer⸗ brüche in der Gegend von Angers ereignet hat, berichten franzöſiſche Blätter. In dem Schieferbruche von Miſengrain, der eine Tiefe von vierhundert Fuß hat, iſt nämlich ein Ge⸗ wölbe eingeſtürzt. Von den ſechszig Arbeitern wurden vierzig durch den Luftdruck gegen den Ausgang geſchleudert und da⸗ durch gerettet, zwanzig verſchüttet. Zwei von den Letzteren konnten noch lebend, einer bereits verſtorben herausgebracht werden. Die übrigen ſiebzehn Menſchen ſind für immer in dem Schieferbruche begraben, denn die zu ihrer Befreiung noth⸗ wendige Arbeitszeit berechnete man auf ſechs Monate und die Koſten auf 150,000 Mark. Das Schrecklichſte iſt aber, daß 12 9 wahrſcheinlich einige dieſer Leute durch den Einſturz nicht ſofort getödtet wurden, ſondern am Leben geblieben und le⸗ bendig begraben find, weil ſtürzende Schieferblöcke durch Abſtützung gegeneinander leicht Höhlen bilden. Neueſtes und Telegramme. GBerlin, 27. Dez. Es iſt zur Kenntniß des Reichs⸗ kanzlers gekommen, daß der in den badiſchen Zoll⸗ ausſchlußgebieten er zeugte Branntwein zoll⸗ frei in das deutſche Zollgebiet eingeführt wird. Man hat ſich dabei auf eine im Mai 1835 getroffene Vereinbarung geſtützt, wonach den ausge⸗ ſchloſſenen Gebietstheilen im Verkehr mit dem übrigen Großherzogthum„die ſteuerfreie Einfuhr ihrer Ur⸗ probukte“ bewilligt worden iſt. Auf die gegen die Zuläſſigkeit dieſes Verfahrens erhobenen Bedenken hat die großherzoglich badiſche Regierung die Anſicht ver⸗ treten, daß die zollfreie Einlaſſung des in Rede ſtehen⸗ den Branntweins den Anſichten des Zollvereinigungs⸗ vertrages entſpreche. Daneben hat ſie geltend gemacht, daß der Gegenſtand von ſehr geringer Bedeutung und das Intereſſe der Zollgemeinſchaft durch die von badiſcher Seite getroffenen Maßnahmen vor Geführdung geſtchert ſei. Auf den Bericht der zuſtehenden Ausſchüſſe über dieſe Angelegenheit hat der Bundesrath beſchloſſen, die zollfreie Einfuhr des in den badiſchen Zollausſchlußgebieten er⸗ zeugten Branntweins in das deutſche Zollgebiet für unzuläſſig zu erklären und die Großherzoglich badiſche Regierung um Zurücknahme der entgegenſtehenden Anord⸗ nungen zu erſuchen. Berlin, 27. Dez. Staatsminiſter v. Bötticher begab ſich geſtern zum Reichskanzler nach Friedrichsruh. „Lieber Franz,“ ſprach ſie, ſeine Hand erfaſſend,„ich kann nur ſagen Gott ſegne den Bund,“ und dann ſtockte ſie. Er wußte, was ſie ſagen wollte, und er beantwortete die Frage, welche auf ihren Lippen ſchwebte. „Ich habe nicht gewagt, Melanie meine Gefühle zu er⸗ Hären, bis ich mit Dir geſprochen.“ „Kein Wort des Einverſtändniſſes iſt zwiſchen Euch ge⸗ fallen,“ ſagte ſie ängſtlich. Er verneinte. „Sie iſt ſo jung,“ fügte er hinzu,„ſo unendlich zurück⸗ haltend.— Vielleicht—“ Sie ließ ihn nicht ausreden. Seine Hand drückend, ſagte ſie: „Ueberlaſſe es mir, ihre Schüchternheit zu bekämpfen— und den Weg zu ebnen. Ich leugne es nicht, Melanie iſt eigenthümlich, aber ein Juwel für Denjenigen, dem ſie ſich erſchließt.“ Die Unterredung war zu Ende. Ein fragender Blick des jungen Grafen verrieth ſeine Ungeduld, über ſein Loos Gewiß⸗ heit zu erlangen. „Heute Abend in der Oper, Franz, ich werde allein in der Loge ſein.“ Er küßte ihr zärtlich die Hand und dann ſchloß ſich die Thüre geräuſchlos hinter ihm. Die beängſtigte Mutter blieb finnend ſtehen. Wülrde Melanie wollen? Sie blickte auf die Uhr. Um dieſe Zeit pflegte ſie mit dem Vater im Prater zu reiten, aber ſie mußte nun bald kommen und dann ſetzte ſie ſich neben das kleine Moſaiktiſch⸗ chen, auf welchem ſtets ihre Zeitungen aufgeſchnitten bereit lagen. Sie nahm eine nach der anderen zur Hand, aber ſie konnte ihre Gedanken nicht ſammeln, nicht von dem peinigenden 29. Mezemder. Er wurde für heute zurückerwartet.— Der Chef der Reichskanzlei, Herr v. Rottenburg, iſt zur Weih⸗ nachtsfeier am Montag hier eingetroffen und kehrt erſt nach dem Neufahrsfeſt nach Friedrichsruh zurück. Berlin, 27. Dez. Während der Feiertage ſind politiſche Ereigniſſe von Bedeutung nicht eingetreten. Noch immer bildet die kolonialpolitiſche Frage den haupt⸗ ſächlichſten Gegenſtand der Erörterung in der Preſſe. Die Verſuche, aus den verſchiedenen unklaren Meldungen über Emin und Stanley Gewißheit über das Schickſal dieſer Beiden zu gewinnen, werden fortgeſetzt. Die „Nordd. Allg. Ztg.“ ſchreibt heute Abend:„Das Dunkel, welches über dem Schickſal Stanleys und Emin Paſchas ſchwebt, iſt noch immer nicht gelichtet. Im Gegentheil, die während der letzten Tage aus Afrika eingegangenen Nachrichten ſind geeignet, noch mehr Zweifel daran aufkommen zu laſſen, daß beide Forſcher vereinigt und daß ſie beide oder auch nur einer der⸗ ſelben wirklich in Sicherheit iſt.“ Wien, 27. Dez. In parlamentariſchen Kreiſen ſpricht man von bevorſtehender Berufung etlicher neuer Herrenhausmitglieder, darunter der frühere deutſchliberale Miniſter Baron Banhans, der galiziſche Eiſenbahndirector Baron Sochor und der Graf Richard Clam⸗Martinitz, der im Abgeordnetenhauſe als Fuͤhrer des Czechenelubs entbehrlich iſt. Neapel, 27. Dez. Die ſtädtiſche Verwaltung be⸗ ſchloß, am Samſtag Mittag eine feierliche Beiſetzung Mancini's zu veranſtalten. Der italieniſche Senat wird, wie aus Rom gemeldet wird, eine Deputation nach Neapel zu der Beerdigung entſenden. Suakin, 27. Okt. Der heutige unerwartete A b⸗ marſch des Regiments der„ſchottiſchen Grenzer“ nach Suez wird, wie das Reuter'ſche Bureau meldet, hier lebhaft beſprochen. Es verlautet, Osmann Digna, der den Abmarſch beobachtete, ſehe die Zurückziehung aller hier befindlichen Truppen als wahrſcheinlich an und wäre deßhalb bemüht, ſeine Truppen bei Handub zuſammenzuziehen. Maunheimer Handelsblatt. Mannheimer Effektenbörſe vom 27. Dezember. Auch heute war die Tendenz der hieſigen Börſe ſehr feſt, wenn auch der Verkehr etwas ruhiger war. Oggersheimer bleiben andauernd gefragt und konnten heute ihren Cours auf 50 50 erhöhen, ohne daß hierzu Material erhältlich war. Auch Eichbaumaktien avancirten eine Kleinigkeit und blieben zu 181 geſucht. Oelaktien waren zu 128.50, Anilinaktien zu 285.50 gefragt, ohne daß zu dieſen Preiſen Umſätze ſtattgefun⸗ den hätten. Pfälz Bankaktien waren.50 pCt, beſſer, 128.50., Rhein. Hyp.⸗Bankaktien 128.50 G. Sonſt Alles unverändert. Maunheim, 27. Dez.(Manneimer Börſe.) Produkten⸗ Markt. Weizen pfälzer 20.—20.50 Hafer,(alter) badiſchen—.—..— „ norddeutſches 21.25—31.50„ neuer„ 18.25—18.75 „ RMedw.———.— württemb. Alpn. 14.50—15— „ Spring—.—„ kuſſiſcher 15.50—16.— 5 zima 22.25—22.50 Mais amerikan. Mixed 138.50-—.— „ Girka 21.25—.50 Donau 14.50-—— „ Taganrog 21.25—29.5 Sohnen——.— „ am. Winter 28.—.——.— Erbſen—.——.— „ Ja Plata—.—.—Kohlreps, deutſcher—.—.— Kernen 20.59—20 75 50 ungariſcher—.——.— Roggen, pfälzer 10.95—16 75 Wicken 19.—19.60 5 norbdeutſcher—.—— soer Rohſprit 1095—— „ kuſſiſcher 16.25—16 50 70er„ unverſteuert 23.50—23.— „ bulgariſcher—.——.— Branntwein 100% T8.——.—.— 8 Girka———]Leinöl, in Partien—..— amerik. Winten—.— U 55 5 65.—.— Gerſze, hierländiſche 15.—15.80 Petroleum Wägl.(Tyde wh.) 28.50 „ Pfälzer 15 60—16.35 ungariſche 19.——19.60 0⁰ 0 1 2 U 4 Weitzenmehl—— Roggenmehl Nr. 0) 27.50—.— J) 24.—.— Tendenz: Weizen etwas Roggen unverändert. Gerſte und Hafer 19 5 Kleeſamen deutſcher 1 Mk. 190, dto. II. 100 bis 105, Luzerner 118—125, ovencer 140, Es⸗ parſette 26—28. Frankfurter Mittagbörſe. Frankfurt a.., 27. Dez. Die feiertägliche Nre hat die Spekulgtion neu gekräftigt und an der heutigen Bbrſe herrſchte auf allen Gebieten einheitliche ausgeſprochene Hauſſe⸗ tendenz. Die große Politik ſchlummert vollſtändig, in Serbien ſcheint 05 Lage zu klären, Geld wird billiger(an der heutigen Börſe bereits in Poſten zu 5 pCt. offerirt), große FJinanzgeſchäfte ſtehen vor der Thür; während gegen die Strömung ſelbſt der verbiſſenſten Baiſſier im Moment keine Gründe anzuführen man vermag. Es lagen bereits bei Beginn der Börſe zahlreiche und große Kaufordres vor; im Laufe Gefühle ſich abwenden, daß möglicherweiſe ihre Tochter„Nein“ ſagen könnte. Ein tiefer Seufzer entrang ſich ihrer Bruſt. Die Erin⸗ nerung an ihre eigene Jugend drängte ſich in das Gebdächt⸗ niß, auch ſie hatte gegen den Willen ihrer Eltera geheirathet. Bewegt erhob ſie ſich und in peinlicher Unruhe ſchwebte ſie anf und ab, der Vergangenheit gedenkend. Bilder des Glücks und der Enttäuſchung behaupteten abwechſelnd das Feld. Ein leiſes Geräuſch ließ ſie erbeben, ihre Tochter ſtand auf der Schwelle. Wie ſchön ſie iſt mit ihrer Elfengeſtalt und dieſe dunk⸗ len Augen, die zu den hellgoldblonden Haaren nicht im Ein⸗ klang ſtehen, aber ein reizendes Bild ſchaffen. Ich habe Dich mit Sehnſucht erwartet,“ ſagte die Mut⸗ ter in zärtlichem Ton. Melanie küßt ſie, dann ſtellt ſie ſich vor das Aquarium und betrachtet die kleinen Goldfiſchchen, die hin und her glei⸗ ten. Dann ſagt ſie: „Dieſe Fiſche ſind langweilig, da iſt mir mein Papagei lieber.“ Die Mutter lächelte. „Sie iſt wahrlich noch ein Kind,“ dachte ſie bei ſich;„kein Wunder, daß die Liebe ſie ſchüchtern wie ein Reh entfliehen macht.“ Wäre ſie der Gefühle ihrer Tochter für den Bewerber um ihre Hand ſicher geweſen, ſo würde ſie kein Bangen em⸗ pfunden haben— ihr davon zu ſprechen— indeß, ahnungs⸗ los kam Melanie ihr entgegen. „Denke Dir,“ Mama,“ ſagte ſie,„der Franzel iſt heute nicht im Prater erſchienen.“ des Geſchäfts, welches heute ungemein lebhaft war, zeigte ſich auch Seitens der Spekulation erneute Kgufluſt. Die Ber⸗ liner Prämienerklärung, wie der hieſige Scontrotag führten noch ziemliche Nachfrage nach Caſſaſtücken herbei was zur Befeſtigung der ganzen Tendenz ſeinen Beitrag eiſtete. Creditaktien ſeit Montag etwa 2½ fl., Diskonto 2½ pCt., Berliner Handelsgeſellſchaft ca. 1½ PCt., Darmſtädter und Deutſche Bank je 1 pet., Dresdener 2 pCt. geſtiegen, Gott⸗ hard und Nordoſt 2 pCt. höher. Von öſterr. Bahnen gewannen Duxer 4 fl., Böhm. Weſt. 2½ fl., Staatsbahn 1 fl., doch waren letztere in der Nachbörſe matter. Von Deutſchen Eiſenbahnaktien ſind Mecklenburger.50 geſtiegen. Alle ausländiſchen Fonds feſter. Türk. Zoll⸗Obligationen, Portug. Werthe, Ungarn höher. Induſtrieaktien ſämmtlich höher. Privatdiskonto 3½ pCt. Frankfurter Effekten ſoeietät. Schlußcourſe: Kreditaktien 260, Diskonto⸗Kom⸗ mandit 226.40, Berliner Handelsgeſellſchaft 175.30, öſterr. fr. Staatsbahn 214¼, Darmſtädter Bank 161.30, Deutſche Bank 171.20, Galizier 174, Lombarden 88¼, Gotthard 130.70, Cen⸗ tral 121.60, Nordoſt 102, Jura 106, Union 91.20, Weſthahn 29, 5 pCt. Italiener 95, 3 pCt. do. 60.70, Mittelmeer 129.70, Lübeck⸗Büchen 171.40, Böhm. Weſtbahn 267, Böhm. Nordhahn 161½, Duxer 387¾, öſterr. Lokalbahn 112¼, Lemberg⸗Czer⸗ nowitz 176½½, Elbthal 171¼, Raab⸗Oedenburger 56, Graz⸗ Köflacher 196, 4 pCt. ungar. Goldrente 85.65, Papierrente 78.55, öſterr. Silberrente 69.20, Orient II 62.90, Gem. Ruſſen 99, 4 pCt. Egypter 88.70, 5 pCt. do. priv. 102.35, Türken 14.90, Ottoman. Zoll⸗Obl. 68.60, 4 pCt. Griechen 74.80, 4½ pCt. Argentiner 86.50, Nordd Lloyd 146.75, Türk. Tabak 99.70, Laura 123.60, Gelſenkirchen 135.80, Riebeck 174.90. Bei mäßig belebtem Verkehr zeigten namentlich die leitenden Bankwerthe recht feſte Haltung. Von ausländiſchen Fonds waren 4 pEt. Griechen bevorzugt und zu höheren Courſen lebhaft gefragt. Amerikaniſche Produkten⸗Märkte.(Schlußcourſe vom 27. Dezember.) New-Nork Chicag o Monat 2 + Weizen] Mais Schmalz Caſſee Weizen Mais Schmalz Januar 100% 46%— 14.85 997⁰5 34—— Februar————— 1680—.— März——————————— April—————— 16.85——— Mai 1087 68ů[—— 14.90105.— 360(—— Juni 105%%——.——.———— Juli——— 18 18——— Auguſt————.———5—— ee September————.15———— Oktober—.——————————— November—————.————.— Dezember 100% 4657.I———.— 99 ⁰⁶ 33*7/—— Tear———.——.———.——— Geld⸗Sorten. Dukaten Mk..70—— Imperials Mk. 16.74—89 20 Fr.⸗Stlülcke„ 16.15—12 Dollars in Gold„.80—16 Engl. Soverei gns„ 20.88—28 Schifffahrts⸗Angelegenheiten. Mannheimer Hafen⸗Verkehr. Folgende Schiffe ſind am 27. Dezember angekommen: Hafenmeiſterei I.(Rheinvorland) Schiffer ev. Kapitän. Schiff. Kommt von Ladung Ctr. Herm. Küpper[Chriſtine Ruhrort[Kohlen 4500 Hafenmeiſterei II. H. Rauth TDaath Ruhro Roheiſen 1200 H. Terjung Mathilde Duisburg Kohlen 18200 Hafenmeiſterei III. Th. Krapp Catharina Rotterdam Stückgüter 8798 K. Werner St. Joſeph Antwerpen 0 5778 N. Reinert nduſtrie 6 Köln 2 1400 E. Stammel Induſtrie 1 1 1200 H. Markus Pollu Nuhrort Kohlen 8800 P. Reßler Jac. Ricaud Duisburg* 6500 Schmitt rieda Ruhrort 6500 I. Hermann arie Rotterdam Stückgüter 8520 G. Frank Induſtrie 9 Köln Stückgüter 1000 M. Dumont Induſtrie 2 Ruhrort 4 250 Hafenmeiſterei IV. W. Terjung Niſen Ruhrort Kohlen 8000 Joh. iider lſaß 4 9000 oh Müller.⸗Weſel 1 8400 g, Biefang II.Georg 5 3800 Joh. Stock König Wilhelm 85 5 5000 Waſſerſtaude Rachrußten. ainz, 27. Dez..9 m. +.01. Rhein, Bingen, 27. Dez. 1,7 m. +.02. Kouſtanz, 2/. Dez..01 m.—.00. Kaub, 27. Dez..886 m. +.04. Hüningen, 27. Dez..85 m. +.00. Koblenz, 27. Dez..85 m..10. Kehl, 2/ Dez..27 m.—.00. Köln, 37. Dez,.78 m. 0,08. Lauterburg, 27. Dez..84 m. +.14.Ruhrort, 37. Dez..08s m..08. Maxau, 27 Dez..14 m—.02. Neckar. Mannheim, 38. Dez..80 m. +.16.[Mannheim, 28. Dez..87.—.10 m. bei dem Ge⸗ Man huſtet nicht mehr bauc den Dr. R. Bock's Pectoral, welches à Schachtel M. 1(enthaltend 60 Paſtillen) in den Apotheken zu haben iſt. Kein ähnliches Mittel hat ſolch großartige Empfehlungen von Aerzten und Bühnenkünſtlern. 18037 „Ich weiß,“ antwortete die Mutter raſch,„er war bei „Bei Dir,“ ſagte ſie erſtaunt,„zu dieſer unerwarteten Stunde?“ „Ja, aber eigentlich galt der Beſuch Dir, mein Kind.“ „Mir“— ihr Herz fing zu pochen an, aber weiter ſagte ſie nichts. Eine dunkle Ahnung der Wahrheit überfiel ſie. „Ja, er hat mir einen Auftrag für Dich gegeben, den ich mit freudevollem Herzen Dir mittheile; ſetze Dich zu mir, Melanie, und höre mir zu.“ 5 Langſam zögernden Schrittes nahm die Tochter Platz an der Seite der Mutter, die zärtlich ihre Hand erfaßte; durch den Handſchuh fühlte ſie die eiſige Kälte. „Armes Kind,“ dachte die Mutter,„ſie liebt ihn doch die niedergeſchlagenen Augen, ihre ganze Bewegung deutete dies an.“ Ermuthigt durch dieſe Anzeichen, ſagte die Mutter ohne Umſchweife:„Melanie, Dein Vetter hat um Deine Hand angehalten. „Ich brauche Dir nicht zu ſagen, wie glücklich mich der Gedanke macht, Dich an der Seite eines Mannes zu wiſſen, deſſen Charakter mir für Dein Glück bürgt.“ Sie wollte noch viel mehr ſagen, die Vortheile dieſer Verbindung hervorheben, die glänzenden Eigenſchaften des jungen Grafen ſchildern, von ſeiner Leidenſchaft ſprechen, aber die Worte erſtarben auf ihren Lippen, als ſie in das bleiche verſtörte Geſicht ihres Kindes blickte. So ſieht keine liebende Braut aus. mir. Gortſetung folgt) 5 29. Dezember. Meneral⸗Anzelger. Honkursverfahren. No. I. 74748. In dem Kon⸗ kursverfahren über das Vermögen des Bauunternehmers Otto Reuß in Mannheim iſt zur? rüfung der nachträglich angemeldeten For⸗ derungen Termin auf 22427 Samſtag, 19. Janngr 1889 Vormittags 9 Uhr vor dem Großherzoglichen Amts⸗ gericht 2 hierſelbſt anbergumt. Männheim, 22. Dezember 1888. alm, Gerichtsſchreiber des Gr. Amtsgerichts. 5 r e Reinigung der Markiplätze. Die Reinigung der Marktplätze ſp die 90 des Kehrichts oll für das Jahr 1889 im Sub⸗ benden an den Wenigſt⸗ neamenden vergeben werden. Luſttragende wollen ihre Ange⸗ bote fchriftlich und mit der Auf⸗ 1115„Reinigung der Markt⸗ plätze betr.“ verſehen, bis ſpä⸗ teſtens Samſtag, den 29. De⸗ er d.., Vormittags 11 ihr auf der Stadtraths einreichen, woſelbſt auch die näh⸗ exen Bedingungen zur Einſicht aufliegen. 22327 Mannheim, 22. Dezember 1888. Stadtrgath. Moll. Winterer. Anſchaffung einer Dampf⸗ ſtraßenwalze. Nr. 1736. Die Stad Mannheim beabſichtig eine Dampfſtraßenwalze im Dienſt⸗ gewicht von ca. 15,000 Ko. anzu⸗ ſchaffen und erſucht die auf dieſe reflectirenden Maſchi⸗ nenfabriken ihre Offerten unter Anſchluß einer genauen Beſchrei⸗ hung, Angabe der Lieferzeit und Garantie, ee u. Zeug⸗ niſſe über vollzogene Lieferungen U. ſ. w. bis 15. Januar 1889 bei uns einzureichen. 22349 Mannheim, 22. Dezember 1888. Tiefbauamt Ritter. Hansverſteigerung. Auf Antrag der Konkursver⸗ walters werde ich das zur Konkurs⸗ Boſſe des Spenglers 5.Wilh. Böhm hier gehörige Wohnhaus Litera 8 4, J hier ſammt Zu⸗ ehörden am Samſtag, den 12. 92 1 1889, Nachmittags 3 hr, in meinem Amtszimmer Litera 9 3, 1 wiederholt öffent⸗ lich 81 Eigenthum verſteigern und den Zuſchlag ertheilen, wenn min⸗ deſtens 20000 M. geboten werden. Die Bedingungen der Verſtei⸗ gerung liegen in meinem Amts⸗ zimmer 15 Einſicht offen. Mannheim, 22. Dezember 1888. Großh. Notar Lochert. 22407 Das ven über das Ver⸗ mögen des Kaufmanns d. Schrank Mann⸗ 5 Bächt betr. Zur demnächſt vorzunehmenden Schutvertheibane ſind 184.88 verfügbar. Nachdem bei Großherzl. Amts⸗ gerichte dahier niedergelegten Schlußverzeichniß ſind dabei M. .68 bevorzugte, M. 4865.71 unbe⸗ vorzugte Forderungen zu berück⸗ 8 22397 tannheim, 15. Dezember 1888. Beorg Fiſcher, Konkursverwalter. Ein Hundertmarkſchein ge⸗ eme inde funden. Abzuholen bei Juwelier Nagel. 2242 Ein brauner, fuchsfarbiger, ältere Jagdhund abhanden ge⸗ kommen. Vor Ankauf wirb ge⸗ warnt, Näh 1, 1, 2. St. 22441 Aeujahrogratnlations⸗ Euthehungskarten. Für Enthebung von Neufahrs⸗ gratulgtionen haben am 27. Dez. 1888 folgende Perſonen Karten gelöſt: 22421 Herr Iſr. Aberle. Herr Pfarrer Bauer. Herr Wilh. Berrer. Herr Lud. Brechter und Frau. Herr Dr. Döpfner. Herr Verwalter Herr Ph. Jac. Eichhorn. Herr F. W. Eßlinger. Herr Direktor Feidel, Oelfabrik. Herr Eduard Forſter und Frau. Herr Lorenz Frey. Herr Eugen Grieſer. Frau Grün Wtb. Herr Ober Haet Hack und Frau. Herr Aug. Hart. Herr L. Hausmann und Frau. Herr Herth, Gewerbeſchulvorſt. Herr Stadtrath Fritz Hirſchhorn. Herr Fr. J. Herr Bernh. Kahn. Herr Hch. Kallenberger, Secretär. Herr Joſ. Kempf und Frau. Herr Br. Ladenburg. Herr Pr. Landgraf und Frau. Herr Ph. Langeloth, Privatmann. Herr Ernſt Lemmert. Herr Louis Lenhard. Herr S. Lomnitz, Apotheker. Herr Oberbürgermeiſter Moll. Herr Erwin Paul. Herr H. Platz, C 2, 15. Herr Joh. Reinert. Herr Rich. Sauerbeck. Frau Anna Scheffelmaier. Carl Schneider, Schwetzſtr.96. Herr Carl Schütthelm und Frau. Herr F. A Seyfried. Herr S. Simon. Herr G. H. Sonner. Herr Peter Staudt. Herr H. Strack, Schwetzſtr. 96. Herr Karl Stutz, Hauptlehrer. Herr Carl gerlin. err E. H. Willſtädter. r Otto Wipprecht. Bekanntmachung. Wir erlauben uns ſchon jetzt darauf aufmerkſam zu machen, daß die Armen⸗Commiſſion auch in dieſem Jahre Karten für Enthebung von Neufahrs⸗ Gratulationen gegen Entrichtung von wenigſtens einer Mark aus⸗ geben wird. 22038 Die Karten können vom 27. ds. Mts. an auf dem Bureau der Armen⸗Verwaltung 5, 1, auf der ge⸗ meinſamen Meldeſtelle 2, 5 und am Zeitungskiosk in Empfang genommen werden. Mannheim, 15. Dezember 1888. Armen-Commission. Bräunig. Katzenmaier. Bekanntmachung. Enthebung von Neufahrs⸗ Gratulationen können, wie bereits mitgetheilt, nunmehr Morgens von —12 Uhr und Mittags von—5 Uhr bei nachver⸗ zeichneten Stellen in Empfang genommen werden: 1. 5 Bureau der Armenverwaltung 2 2. in der gemeinſamen Meldeſtelle Q 2, 5, 3. im Zeitungs⸗Kiosk. Das Erträgniß dieſer Karten iſt zur Verwendung für würdige Arme beſtimmt. Die Ramen der ſich Betheiligenden werden bekannt gegeben werden. 22409 Mannheim, 27. Dezember 1888. Armen-Commission. Bräunig. Katzenmaier. Badiſche Geſellſchaft für Zucherfabrikation. Bei der heute vorgenommenen dreizehnten Ziehung der zur Heimzahlung auf 1. April 1889 beſtimmt: 22898 Litera A. 46 Stück à fl. 500 =M. 857. 15 FPf. No. 12. 55. 79. 81. 89. 152. 186. 209. 214. 252. 256. 259. 284. 290. 295. 498. 501. 541. 544. 572. 685. 694. 699. 707. 718. 737. 739. 243. 755. 771. 777. 819. 820. 850. 866. 868. 911. 920. 925. 938. 949. 993. 996. 1003. 1045. 1065. Litera B. 24 Stück à fl. 100 M. 171. 43 FPf. No. 1. 43. 62. 69. 95. 103. 116. 149. 179. 182. 209. 216. 235. 263. 276, 322. 325. 330. 337. 367. 375. 410. 426. 492. Die Einlöſung erfolgt bei der Direktion in Waghänſel, bei den Herren M. A. von Rothſchild 8 Söhne in Frankfurt a/., „ der Rheiniſchen Ereditbank in Mannheim und deren Filialen, „ ben 8 0 W. H. Ladenburg 8 Söhne in annheim. Oer Zinſenlauf hört mit dem 1. April 1889 auf. Mannheim, den 30. November 1888. Der Aufsichtsrath. Dr. Ladenburg. Badiſche Hrauerei in Mannheim. — In heutiger Generalverſammlung wurde für das zweite Geſchäftsjahr(1. Oktober 1887 bis 30. Septbr. 1888) die Auszahlung einer Dividende von Mk. 80.— pro Aetie(erſter Emiſſton) beſchloſſen, deren Erhebung von heute an bei dem Bank⸗ hauſe Salomon Maas hier gegen Einlieferung des Dividendenſcheins Nummer 2 erfolgen kann. Zu Mitgliedern des Auſſichtsrathes wurden gewählt: an Stelle des ausgeſchiedenen Herrn Rudolph Baſſermann Herr Alfred Lenel(ſeither Mitglied des Vorſtandes), in Folge des periodiſchen Austrittes: Herr Louis Geiſel in Neuſtadt a. H. wieder. Mannheim, 20. Dezember 1888. Der Vorſtand: Christoph Hofmann. Einladung. Die Herrſchafts⸗Diener u Kutſcher werden hiermit zu einer Beſprechung Sonntag, den 30. d.., Abends 7 Uhr in der Reſtauration zur Fechtſchule betr,. des abzuhaltenden Balls freundlichſt eingeladen. 22420 Wegen Oringlichkeit wird erſucht, zahlreich zu erſcheinen. Das provisorische Comité. Birkenfeld. Heute Samſtag 22428 roßes Schlacht Feſ. 22266 —— 2 2 22 Morgens früh: Wellfleiſch mit Sanerkraut, bends: Bayerischem Lager-Bier. „Pfälzer Hof“ in Ludwigshafen. 0 L. Roth, Bismarckſtraße). Sylveſterabend: Montag, den 31. Dezember 1888 Oeffentlicher Feſt⸗Ball im neuen großen Saale. Anfang 5 Uhr. 22391 Prioritäts⸗Obligationen vom Jahr 1865 wurden folgende Stücke H Wurſtſuppe und hausgemachte Würſte bei vorzüglichem 22 D 1, 13. wad ausverkauft ſind. Sämmtlich D 1, 13. aren und D 1, 13. Concurswaaren Ausvperkauf. Der Reſt des Albert Schwarz'ſchen Waarenlagers, be⸗ ſtehend in noch großem Vorrath Corſetts, ſowie Kurz', 20878 eiß-, Woll⸗ uß Der Verkauf dauert nur noch einige Tage, bis die Waaren en. e Artikel werden zu jedem annehmbaren Preis abgegeben. das Verkanfslokal beündet ſich D 1, 13 Bestauration Kettler. Auch wird der noch beſtehende Reſt an Waaren en bloe verkauft. D 1, 13. 2— Düſſeldorfer Seuf von A. B. Bergrath ſel. 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