et Il⸗ ne ag i8⸗ 5 ns „„ ſtet 05 n der Poſtkiſte eingetragen unter 3 Nr. 2288. Abonnement: 50 Pfg. monatlich, Bringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. incl. Poſtauf⸗ ſchlag M..90 pro Quartal, Inſerate: Die Colonel⸗Zeile 20 Pfg. Die Reklamen⸗Zeile 60 Pfg. Einzel⸗Nummern 3 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. Badiſche Volkszeitung.) Mannheimer der Stadt Maunheim und Umgebung. (99. Jahrgang. Journal. Amts⸗ und Kreisverkündigungsblatt Erſcheint täglich, auch Sountags; jeweils Vormittags 11 Uhr. Mannheimer Volksblatt.) Telegramm⸗Adreſfe: Mannheim.“ Verantwortlich: für den politiſchen u. allg. Theik: Chef⸗Redakteur Julius Katz, für den lokalen und 18 Theil: fü 99 2 nthein r den Inſeratentheil: K. Apfel, RNotationsdruck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buch⸗ druckerei, (Das„Mannheimer Journal“ iſt Eigenthum des katholiſchen Bürgerhoſpitals.) ſämmtlich in Mannheim. Nr. 190. 8 Celephon Ar. A8.) (Notariell beglaubigt.) r„Ein ftiticher Fag⸗“ war nach Falb's Theorie der 12. Juli auch für die hieſtge ſozialdemokratiſche Partei; unſer Leitartikel„Aus dem ſoztaldemokratiſchen Lager“ hat innerhalb der Partei eine ziemlich heftige Sturmfluth hervorgerufen, deren Wellenſchlag ſich bis in unſere Redaktion erſtreckt. Die Herren Dreesbach und Dr. Rüdt, deren poli⸗ tiſche Wirkſamkeit in jenem Artikel ein wenig in eine hellere Beleuchtung, als es ſeither der Fall war, gerückt wurde, ſenden uns Zuſchriften, um deren Abdruck ſie uns mit Berufung auf das Preßgeſetz erſuchen. Nun ſollte man annehmen, daß, wenn Jemand ſeine mit einer Zeitungsredaktion geführte Correſpondenz auf Grund der für die Preſſe erlaſſenen Geſetze vor die Oeffent⸗ lichkeit gebracht wiſſen will, ihm doch auch der Inhalt der angerufenen Geſetze bekannt iſt. Die liebenswür⸗ digen Zuſchriften der Herren Dreesbach und Dr. Rüdt, welche dieſelben wohl in gutem Glauben als„Berichtig⸗ ungen“ bezeichnen, obgleich ſie nur Anſichten der Herren Einſender zum Ausdruck bringen, ſind aber für die Würdigung der Parteiverhältniſſe im ſoz.⸗dem. Lager daß wir ſie hiermit wörtlich zum Abdruck ringen. Herr Auguſt Dreesbach ſchreibt alſo: In Nr. 186 des„General⸗Anzeigers“ befindet ſich an leitender Stelle ein Artikel mit der Ueberſchrift:„Aus dem ſozialdemokratiſchen Lager“, der von Unrichtigkeiten ſtrotzt.— Die„fieberhafte Thätigkeit“ und der„heftige Kampf“ inner⸗ halb der ſozialdemokratiſchen Partei in unſerer Stadt bei der Aufſtellung des Kandidaten zur Reichstagswahl iſt wohl nur als der Ausfluß einer lebhaften Phantaſie Ihres Artikel⸗ ſchreibers zu betrachten und ſoll ihm unter Berückſichtigung der jetzt herrſchenden Hundstagshitze geſchenkt ſein. verhält es ſich aber mit dem nun folgenden aſſus: „Es hat harte Kämpfe gekoſtet, bis es dem bisherigen anerkannten Fübter der ſieſtgen Sozialdemokraten, Stadt⸗ rath Dresbach, gelungen iſt, ſeinen Mitbewerber, den Freidenker“ Dr. Rü d.Heidelberg aus dem Felde zu ſchlagen. Dr. Rüdt hat ſeine Kandidatur durch wöchent⸗ liche, von den Arbeitern ſtark beſuchte Gratisvorträge über ſozialpolitiſche Fragen vorgearbeitet und es iſt nur der ganz energiſch ausgeſprochenen Abſicht Dreesbachs, ſich nicht zurückdrängen zu 1 05 zuzuſchreiben, daß Dr. üdt's Nominirung unterblieb.“ Hier werden die Thatſachen geradezu auf den Kopf 173 Die„energiſch ausgeſprochene Ab⸗ icht“ der Unterzeichneten gipfelte im Gegentheil darin, daß er ſeine Freunde und Geſinnungsgenoſſen bat, man möge ihn unter Berückſichtigung der Gründe, die er in längerer Rede entwickelte, von der Kandidatur entbinden. Als Erſatz wurde ebenfalls vom Unterzeichneten Herrn Dr. Rüdt⸗Heidelberg, deſſen Beſähigung und deſſen 11 im Intereſſe der önne, auf das Arbeiterſache man ja nicht verkennen s Wärmſte empfohlen. Die Verſammlung theilte jedoch dieſe An⸗ ſicht nicht. Mit allen gegen drei Stimmen wurde be⸗ dir Hen an dem bisherigen Kandidaten feſtzuhalten, ſelbſt auf die Gefahr hin, daß derſelbe nach ſeiner eigenen Erklärung ſich nicht ſo lebhaft an der Agitation betheiligen könne, wie dies früher der Fall war. Man ließ ſich hierbei(im Gegenſatz zu dem Unter⸗ eichneten) von der Anſicht leiten, daß ein Wechſel in der erſon des Kandidaten, der durch ſeine langjährige Thätig⸗ keit im ganzen Wahlkreiſe auf das Vortheilhafteſte bekannt, nicht opportun ſei. 5 Wo bleibt da der„heiße Kampf“ zwiſchen Dreesbach und Dr. Rüdt??? Zur Ebre des Letzteren ſei überbaupt hier geſagt, da 1155 derſelbe nicht nur nicht um das Mandat im hieſigen Wahlkreiſe beworben, ſondern im Gegentheil auf eine vertrauliche Anfrage des Unterzeichneten die Erklärung ab⸗ gab, der Frage der Kandidatur nur dann näher treten zu können, wenn es beſchloſſene Sache ſei, daß der bisherige Kandidat freiwillio zu⸗ und die Arbeiter dieſen Rücktrittgut⸗ eigen. 5 ie Anſicht, daß eine große Anzahl Sozialdemokraten ietzt auf einem„verſöhnlicheren Standpunkt“ ſtehe, iſt zu naip, um ernſt genommen zu werden. Wie immer, ſo iſt auch hier der Wunſch der Vater des Gedankens. Daß es der lebhafteſte Wunſch des Artikelſchreibers iſt, die Arbeiter mit dem jetzigen Regiment zu verſöhnen, ſoll nicht beſtritten werden. Allein die„Wohlfahrtsalte“, die„durch die erhöhte Aufmerkſamkeit der nationalliberalen Stadträthe“ den un⸗ bemittelten Arbeiterklaſſen zu Theil geworden“, ſind doch zu beſcheiden, um eine derartige Schwenkung im ſozialdemokra⸗ tiſchen Lager auch nur vermuthen zu laſſen. Die unentgeldliche Verabreichung von Milch und Weck an Schulkinder unbemittelter Eltern in den Wintermonaten, die Errichtung von Knabenhorten, die freundlichſt in Ausſicht geſtellte Errichtung von Volksbäder und Volksküchen— deren relativen Werth ich durchaus nicht verkenne— ſind doch nur ein Tropfen auf einen heißen Stein, der dreifach aufge⸗ boben wird durch die Forterhebung und Neueinführung des Oktrois gleich auf ſechs Jahre. Es müßten ſonderbare Heilige ſein, die Mannheimer Gezialdemokraten, wenn ſie ſich dadurch von der Redlichkeit Auflage über 11,300 Exemplare. eleſeue und nerbreitetſte Zeitzaig in Maunteim und Amgebung. der Abſichten der„Bourgeois“ ließen. Um das zu glauben, muß man mehr a rath ſein. Mannheim, 12. Juli 1889. Aug. Dreesbach. Herr Dr. Rüdt ſchreibt uns: Geehrte Redaktion! 5 Auf Ihren Leitartikel im„General⸗Anzeiger“ vom Frei⸗ tag, 12. Juli, worin die Behauptung ausgeſprochen wird, daß ich als Mitbewerber des Herrn Stadtraths A. Drees⸗ bach um die Reichstagskandidatur für Mannheim aufgetreten, wodurch nur mühſam eine Spaltung innerhalb der ſozial⸗ demokratiſchen Partei verhütet worden ſei, habe ich Folgendes zu erwidern: 1) Es iſt unrichtig, daß ich mich je um das Reichstags⸗ mandat für Mannheim bei der ſozialdemokratiſchen Partei beworben, wohl aber iſt es richtig, daß mir Herr A. Drees⸗ bach ſchon im Februar d. J. dasſelbe angeboten hat, ohne daß ich ihm eine zuſagende oder ablehnende Antwort gegeben hätte. 2) Es iſt unrichtig, daß ich„durch wöchentliche, von den Arbeitern ſtark beſuchte Gratisvorträge über ſozialpolitiſche Fragen meiner Candidatur vorgearbeitet habe.“ Ich habe im Gegentheil, gerade um den Schein zu vermeiden, als wolle ich Herrn Dreesbach Concurrenz machen, niemals den Arbeiterwahl⸗Verein beſucht oder daſelbſt ge⸗ ſprochen. Die Vorträge jedoch, die ich im Laufe eines Jahres und darüber theils öffentlich, theils im Freidenker⸗ verein, gehalten habe, waren, abgeſehen von einer am 16. März im Badner Hof gehaltenen Rede über„Den vierten Stand“, nicht ſozialpolitiſchen, wohl aber allgemein aufklären⸗ den und freidenkeriſchen Inhalts. 3) Es iſt endlich unrichtig, daß zwiſchen mir und Herrn A. Dreesbach irgendwelche Rivalität in Betreff der Reichs⸗ tagscandidatur, oder eine Meinungsverſchiedenheit in der Auffaſſung der ſozialen Frage beſtehe. Vielmehr ſtehe ich der Candidatur des Herrn Dreesbach ſehr ſympathiſch gegen⸗ über und würde den Sieg der Arbeiterpartei bei den nächſten Wahlen in Mannheim mit Freuden begrüßen, die, ſoviel ich Ihnen verſichern kann, einig und feſt wie nie zuvor, in den Wahlkampf eintreten wird. 1 Heidelberg, am 12. Julius 1889. Dr. P. A. Rüdt. Soweit die Herren Dreesbach und Dr. Rüdt. Wir wollen den Herren bei der Beantwortung der Zu⸗ ſchriften nicht nachahmen und vor Allem unſere Ent⸗ gegnung in jenen Schranken des Anſtandes halten, welche uns die Achtung vor unſerem Leſerkreiſe aufer⸗ legt.— Wir haben in unſerem Leitartikel zunächſt darauf hingewieſen, daß es innerhalb der ſozial.⸗demokr. Partei jetzt nicht mehr„ſo glatt abgeht, als man bei der ſonſt ſo ſtrammen Organiſation und ſtrengen Disziplin vermuthen ſollte.“ Herr Dreesbach ſucht dieſe That⸗ ſache in Abrede zu ſtellen und Herr Dr. Rüdt ſekundirt ihm dabei, indem er uns die Verſicherung ertheilt,„daß die Arbeiterpartei ſo einig, wie nie zuvor, in den Wahlkampf ziehen werde“. Die Herren behaupten etwas, was einfach unrichtig iſt, ſoweit die zur Zeit herrſchen⸗ den Verhältniſſe in Betracht kommen. In den am 24. Juni und 8. Juli ſtattgefundenen Verſammlungen, die ſich mit der Aufſtellung der Kandidatur für die Reichs⸗ tagswahlen befaßten, iſt es zu ſcharfen Auseinanderſetzungen gekommen. Nachdem Herr Dreesbach ſeinen Standpunkt, der, wie er ſagte,„ſeit 1869 derſelbe geblieben ſei“, dargelegt hatte, bat er allerdings zunächſt von ſeiner Aufſtellung abzuſehen, da ihn„nicht nur familiäre, ſon⸗ dern auch geſchäftliche Vorfälle, und Unannehmlichkeiten in der letzten Zeit“ von einer Uebernahme der Kandidatur zurückhielten. Er wies ſodann darauf hin, daß man ſich nicht geſcheut habe,„ihn zu verdächtigen,“ ja er nannte wörtlich ein Vergehen— wir ſind ſo höflich, es nicht zu nennen und glauben auch nicht daran— deſſen er ſich ſchuldig gemacht haben ſollte.“ Iſt das die„Einig⸗ keit“ der Partei? Doch Herr Dreesbach macht es ſo wie Shakeſpeares„Julius Cäſar“: er läßt ſich er⸗ weichen. Jener ſchob dreimal die Krone zurück, dieſer verleugnete dreimal ſeine Luſt an der Kandidatur, bis er am Schluſſe ſeiner Rede erklärte, daß er am Ende doch bereit ſei das Mandat anzunehmen! Nachdem hierauf Herr Dreesbach das Verſammlungslokal verlaſſen hatte, wurden die Wahlchancen des inzwiſchen vorgeſchlagenen Herrn Dr. Rüdt erwogen. Bei dieſer Gelegenheit(am 24. Juni) war es, daß ein„Genoſſe“ erklärte: Die Kandidatur Rüdt ſei unmöglich, da Herr Dr. Rüdt ein Relig ionsfeind ſei. Würde die ſoz.⸗dem. Partei mit Herrn Dr. Rüdt auf's Land hinaus kommen, ſo riskire ſie, daß er„todtgeſchlagen“ werde. Eine nicht minder draſtiſche Bemerkung machte in einer ſpäteren Verſammlung(am 8. Juli) ein anderer„Genoſſe“, indem er ſeine Ueberzeugung dahin ausſprach, daß die Kandidatur Rüdt der ſoz.⸗demokratiſchen Partei„das Genick brechen würde, da die Klerikalen gegen Dr. Rüdt ſeien.“ So ſehr intereſſant es iſt, daß die ſoz.⸗dem. Partei, deren Tendenzen ſie ſonſt als Feindin der Religion erkennen laſſen, es nicht verſchmäht, um 8 nationalliberaler Stadt⸗ die ländlichen Dienſtag, 16. Juli 1889. Wähler zu täuſchen, auf die Geltendmachung ihres Programms zu verzichten, ſo ſehr bezeichnend für die gerühmte„Einigkeit“ der Partei iſt es, daß Herr Dr. Rüdt auf ſolchen Widerſtand bei ſeinen Parteigenoſſen ſtößt, denn als einen Sozialdemo⸗ kraten bezeichnet ſich Herr Rüdt ſelbſt. Herr Drees⸗ bach hatte zum Beweiſe deſſen in einer Verſammlung erklärt, daß Herr Dr. Rüdt ſich ihm gegenüber ſchriftlich auf ſeine ſchon in den 70er Jahren er⸗ wieſene ſozialdemokratiſche Geſinnung berufen habe. Und trotzdem die Gegnerſchaft im eigenen Lager! Deutet das etwa auf„Einigkeit“?— Dieſe Gegnerſchaft datirt übrigens nicht erſt ſeit den jüngſten Tagen, denn ſchon in einer Verſammlung vom 29. Oktober 1888 hat ein anderer„Genoſſe“ ſich entſchieden gegen Herrn Dr. Rüdt ausgeſprochen. Ob ſich auch jene Scene im „Wahlverein“, in der ein„Genoſſe“ den anderen als einen..... bezeichnete, wogegen Herr Dreesbach dieſen gegen den Verdacht der„Lockſpitzelei“ vertheidigen mußte, als ein Symptom der„Einigkeit“ auffaſſen läßt, das zu beurtheilen, überlaſſen wir ruhig den Be⸗ theiligten. Wir können es uns nicht erlaſſen, Hru. Rüdt u. A. auf eine(wir wollen ſo höflich ſein, wie er es iſt) alſo auf eine„Unrichtigkeit“ in ſeinem Schreiben aufmerkſam zu machen. Er beſtreitet, je im Wahlverein ge⸗ ſprochen zu haben. Darauf haben wir zu erwidern, daß Herr Dr. Rüdt thatſächlich am 12. Februar und am 19. Juni in zweien vom Arbeiterwahlverein einberufenen, von den Herren Dreesbach und Köber präſidirten Verſammlungen Vorträge über„den vierten Stand“ und„Eine neue Zeit erfordert eine neue Schule“ gehalten hat und daß am Schluſſe ſeiner Rede vom Vor⸗ ſitzenden zum Beitritt in den Wahlverein aufgefordert wurde. Wenn Herr Dr. Rüdt ſich jetzt an dieſe That⸗ ſache nicht mehr erinnert, dann wird dieſe Vergeßlichkeit auch nicht zur Stärkung der Einigkeit in der Partei beitragen. Und nun zum Schluſſe noch einige Bemerkungen allgemeiner Natur. Herr Dreesbach nennt die Wohl⸗ fahrtsakte der jetzigen Stadtvertretung einen Tropfen auf einen„heißen Stein“. Wir richten an Herrn Dreesbach, der doch ſeit Jahren im Stadt⸗ rath ſitzt, die Anfrage, was vor dem Eintpitt nat.⸗lib. Stadträthe für die wirthſchaftlich ſch Klaſſen geſchehen iſt, und ſpitzen dieſe Fra „was denn Herr Dreesbach in dieſer Eigenſchaft Wohlthä für die wirthſchaftlich Schwachen ge⸗ leiſtet hat“. Es war ſehr unvorſichtig von Herrn Dreesbach dieſe humanitären Akte, für die Niemand einen Dank beanſprucht, weil ſie freiwillig und von Herzen gewährt werden, lächerlich machen zu wollen. Die nationalliberalen Stadträthe und ihre den Arbeitern freundlich geſinnten Herren Collegen würden es bedauern — deß ſind wir gewiß— wenn ihr ſocialpolitiſches Wirken auf gleicher Höhe ſtünde, wie das des Herrn Dreesbach. Er hat für ſeine Unvorſichtigkeit im eigenen Briefe ſelbſt das rechte Wort gefunden: es hat ihm offen⸗ bar die Hundstagshitze den boͤſen Streich geſpielt. Für ihn was der 12. Juli„ein kritiſcher Tag.“ Wir wollen damit das Kapitel ſchließen, indem wir noch bemerken, daß wir für die oben mitgetheilten Aeuße⸗ rungen die Namen der„Genoſſen“ nennen können, wenn ſie es ſelbſt wünſchen.— Der großen Mehrzahl tüchtiger Arbeiter, die treu für Weib und Kind ſchaffen, ſeien dieſe Zeilen ein Wegweiſer in der Trübniß, welche die ſoz.⸗dem. Partei um ſie verbreiten möchte. Ihr geſunder Menſchenverſtand wird ihnen die rechte Bahn zeigen! *Eine kleine Leiſtung ans groſeer Jeit. In dieſen Tagen jährt es ſich zum neunzehnten Male, daß der franzöſiſche Geſandte Benedetti im Auftrage ſeines Herrn, des Kaiſers Napoleon III., zu Ems dem greiſen Köͤnig Wilhelm von Preußen die ungeheuerlichſten Zumuthungen in Bezug auf die ſpaniſche Throncanbidatur machte; ſo ungeheuerlich, daß dem König Wilhelm nichts anderes übrig blieb, als die Unterhand⸗ lungen abzubrechen. Die Antwort des franzöſiſchen Kaiſerreichs war die, daß der Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten, Herzog von Gramont, am 15. Juli eiue kriegeriſche Erklärung abgab, daß der geſetzgebende Körper Kredite für Heer und Flotte bewilligte, ſowie daß die nächſte Altersklaſſe und die geſammte Mobilgarde einberufen wurden. Das war der Krieg, und als König Wilhelm auf der — . Se Srnerm-angeiger. 1409 Rückreiſe nach Berlin am Abeßd desſelben Tages auf dem Bahnhofe von Brandenburg mit den ihm entgegen⸗ gereiſten Bismarck, Moltke, Roon und dem Kronprinzen zuſammentraf, befahl er nach Entgegennahme des Berichtes über dieſe Vorgänge in Paris die Mobilmachung des geſammten norddeutſchen Heeres, welcher in den nächſten Tagen diejenige der ſüddeutſchen Truppen nachfolgte. Am 19. Juli begannen bereits die Vorpoſtenge⸗ fechte und Ende des Monats ſtanden ſich die gewaltigen Heere Deutſchlands und Frankreichs gegenüber. Das franzöſiſche Kaiſerreich, welches im Volke mehr und mehr den Boden verlor, hatte ja dieſen Krieg aus langer Hand vorbereitet; man wollte durch einen großen Einſatz das allmählich verloren gehende Anſehen wieder herſtellen, rechnete dabei auf die Uneinigkeit der Deutſchen, hatte aber in dieſem Falle die Rechnung ohne den Wirth gemacht. Das deutſche Volk erhob ſich wie ein Mann, um dem Ueberfall Napoleons zu begegnen. Kaiſer Napoleon ſcheint es ſehr nöthig ge⸗ habt zu haben, ſeine Unterthanen anzuſpornen. Er ließ Aufrufe verbreiten und im Elſaß ſogar ſolche in deutſcher Sprache. Ein derartiger Aufruf iſt der„Straßb. Poſt“ von einem Straßburger Freunde vorgelegt worden. Der Aufruf iſt zu Straß⸗ burg in der damaligen Druckerei der Wittwe Berger⸗ Levrault gedruckt und lautet wörtlich: Franzöſiſches Kaiſerreich. Proklamation des Kaiſers. Franzoſe n! Es gibt im Völkerleben feierliche Augenblicke, wo die heftig aufgeregte National⸗Ehre ſich mit unwiderſtehlicher Gewalt aufdringt, alle Intereſſen beherrſcht und die Leitung der Geſchicke des Vaterlandes in die Hand nimmt. Eine 15 entſcheidende Stunde hat ſoeben für Frankreich ge⸗ agen. „ Preußen, dem wir während dem Krieg von 1866 und bisher die verſöhnlichſten Geſinnungen erwieſen, berückſich⸗ tigte unſern guten Willen und unſere Langmuth keineswegs. Auf einer Bahn von Uebergriffen raſch voraneilend, erweckte es überall Mißtrauen, nöthigte alle Staaten zu ungeheuerer Bewaffnung, verwandelte Europa in ein Kriegs⸗ lager, worin Ungewißheit und Beſorgniß für den kommenden Tag herrſchte. Ein letzter Zwiſchenfall hat den Unbeſtand der völker⸗ rechtlichen Beziehungen aufgedeckt und den ganzen Ernſt der Lage bloß gelegt. Den neuen Anmaßungen Preußens gegenüber, erhoben wir unſere gerechten Beſchwerden. Sie wurden umgangen und höhniſch erwidert. Unſer Vaterland fand ſich im höchſten Grade gereizt. Der Kriegsruf ertönte durch ganz Frankreich. Uns blieb keine andere Wahl; wir mußten unſer Schickſal dem Loos der Schlachten anheimgeben. Wir bekriegen Deutſchland nicht, wir achten ſeine Unabhängigkeit. Unſer ſehnlichſter Wunſch geht dahin, daß die Völker, welche die große germaniſche Nationalität bilden, frei über ihr Schickſal verfügen. Wir verlangen Begründung einer Lage, die uns ſicherſtellt und eine ruhige Zukunft verſpricht; einen dauerhaften(Frieden wogen wir erringen, einen auf die wahren Intereſſen der Völker gegründeten Frieden; wir wollen das Ende der ſchwankenden Zuſtände, worin alle Nationen ihre Hilfsguellen in gegenſeitiger Rüſtung aufzehren. Die alorreiche Fahne, die wir vor unſern übermüthigen Gegnern entfalten, iſt dieſelbe, die durch ganz Europa die gen Gedanken unſerer großen Repolution trug. Sie vertritt dieſelben Grundſätze, ſie wird zu denſelben Aufopfer⸗ ungen begeiſtern. Franzoſen! Ich eile an die Spitze unſeres tapferen Heeres, wo Pflichttreue und Vaterlandsliebe eines Jeden Bruſt beſeelt. Unſer Heer kennt ſeinen eigenen Werth, denn 95 Welttheilen ſah es den Sieg an ſeine Schritte ge⸗ eftet. Ich führe meinen Sohn mit mir; ſein iugendliches Alter hält mich keineswegs zurück. Mein Sohn kennt die Pflichten, die ſein Name ihmauf⸗ erlegt; er will Antheil nehmen an den Gefahren der Kämpfer für das Vaterland. Gott wird unſer Beſtreben ſegnen! Unüberwindlich iſt Volk, das für eine gerechte Sache in die Schranken ritt. Napoleon. Von Anfang bis zu Ende hochtönende Redensarten! Man erſieht übrigens, daß Napoleon den Schiller mit Vortheil geleſen haben muß. Der Anfang des Aufrufs iſt nichts als eine Umprägung des Satzes aus Schillers „Wallenſtein“:„Es gibt im Menſchenleben Augenblicke.“ Daneben finden ſich Lugen, wie diejenige, daß Preußen zum Krieg gereizt habe. Und dann die Lüge:„Der Kriegsruf ertönte durch Feuilleton. — Pfarrer Schleyer in der Erfinder der Weltſprache, hat ein Volapük⸗Gebetbuch erausgegeben. Es hat den Titel:„Plekabuk volapükik“(Volgpük⸗Gebetbuch) und iſt 158 Seiten ſtark. Erſchienen iſt es in der Buchnerſchen Verlagsbuchhandlung in Bamberg. Eifrige Volapükiſten wer⸗ den ſicherlich an dem neuen Werkchen des unermüdlich thätigen Pfarrers Schleyer großen Gefallen finden. — Eine böſe Geſchichte iſt einem alten Bilderhändler in Rom paſſirt. Derſelbe hatte ſich, nachdem er ein großes Vermögen aufgehäuft hatte, in ein behagliches Häuschen zu⸗ rückgezogen, in welchem unter anderm auch eine kleine, aber höchſt ſorgfältig zuſammengeſtellte Gemäldegalerie Platz fand, die ſich Herr 5. während der dreißig Jahre ſeiner Thätig⸗ keit.. erübrigt hatte. Vor ſechs Wochen beſchloß derſelbe, einen kleinen Ausflug nach Nizza zu unternehmen und ließ ſein Haus unter der Obhut eines alten Dieners, der ſein Vertrauen ſeit einer langen Zeit genoß. Einige Tage nach ſeiner Abreiſe kam eine Schgar junger Leute zu dieſem Diener, die mit Staffeleien und Malerutenſilien ausgerüſtet waren und erklärten, von Herrn D. beauftragt worden zu ſein, einige Bilder ſeiner Sammlung während ſeiner Abweſenheit zu reſtauriren Der gute Mann, der nichts Schlimmes ahnte, öffnete ihnen die Thüren und war ihnen noch über⸗ dies in jeder Weiſe behülflich. Die Arbeit dauerte zwei Tage. In der nächſten Woche kehrte D. plötzlich zurück und ſein erſter Gang galt ſeinen geliebten Bildern. Aber wer be⸗ ſchreibt ſein Entſetzen, als er die Veränderung ſah, die in⸗ zwiſchen mit ſeinen Schätzen vorgegangen war. Die Ma⸗ donnen rauchten aus Tſchibuks, die Heiligen hielten Monocles eingekniffen und ein herrlicher Kopf von Murillo war mit einem Eylinderhut bekleidet und warf ſpöttiſche Blicke nach einem falſchen Tizian. der mit großcarrirten Beinkleidern ausgerüſtet war. Die kleine Ueberraſchung hatten ſich einige junge Künſtler erlaubt, denen Herr D. nicht beſonders hold geweſen war, und welche ihr Müthchen in dieſer Weiſe etwas derb gekühlt hatten. Der verzweifelte Kunſthändler hat eine gerichtliche Anzeige erſtattet. ganz Frankreich!“ Nein, in ganz Frankreich und nament⸗ lich im Elſaß dachte kein Menſch an den Krieg. Alles wollte den Frieden, nur Napoleon und ſein Hof nicht. Beachtenswerth iſt auch, daß ſich Kaiſer Napoleon als der Erbe„unſerer großen Revolution“ aufſpielt. Er, der das wahre Erbe der 5großen Revo⸗ lution“, die Republik verrathen hatte! Der dieſen Aufruf unterzeichnete, iſt nun ſchon lange ein ſtiller Mann, und dank der Unparteilichkeit der von ihm überfallenen und dann Sieger gebliebenen Deutſchen haben heute die Franzoſen nun ſchon ſeit bald 19 Jahren das, was ihnen durch eben dieſen Napoleon geraubt worden war: die Republik. Gäbe es in der Ge⸗ ſchichte eine Gerechtigkeit, die Franzoſen müßten es heute bei der Jahrhundertfeier der großen Revolution den Deutſchen danken, daß dieſe ihnen zu dem verholfen, was Napoleon 1870 heuchleriſch den Deutſchen verſprach, daß ſie nämlich nun in der Lage ſind, ſelbſt„frei über ihr Schickſal zu verfügen.“ Aus Stadl und Land. *Maunheim, 15. Juli 1889 . Penſionirt. Der ſeit längerer Zeit erkrankte Raths⸗ diener Keller iſt penſionirt worden. * Gewährung einer Unterſtützung an Waſſerbe⸗ ſchädigte. Bekanntlich iſt im vorigen Monat das Kinzig⸗ thal mehrmals von ſehr ſchweren Gewittern heimgeſucht wor⸗ den, durch welche die Ernte theilweiſe ganz, theilweiſe zum weitaus größten Theil vollſtändig vernichtet und die Hoffnung der Bewohner auf ein gutes und ergiebiges Erntejahr zerſtört wurde. Viele Bewohner des genannten Thales ſind dadurch faſt an den Bettelſtab gebracht worden. Es hat ſich nunmehr, um den armen von den Gewittern ſo ſchwer Geſchädigten wenigſtens einigermaßen Erſatz zu verſchaffen, im Kinzigthal ein Unterſtützungskomite gebildet. Dasſelbe hat ſich auch an den hieſigen Stadtrath mit der Bitte um Gewährung eines Beitrags gewandt und hat derſelbe auf Antrag des Herrn Bürgermeiſters Bräunig beſchloſſen, bei dem ſtädtiſchen Hilfskomite für Waſſerbeſchädigte die Bewilligung von 1000 Mark aus den bereiten Mitteln zu beantragen, in der Hoff⸗ nung, daß hierdurch auch die hieſige Einwohnerſchaft angeregt werde, ihr Scherflein zur Unterſtützung der ſo ſchwer heim⸗ geſuchten Kinzigthalbewohner beizuſteuern. Die ſtädtiſche Badeanſtalt für Frauen und Mäd⸗ chen hat ſich in den letzten heißen Tagen und bei der durch dieſelben bedingten großen Frequenz derſelben in ihren Größenverhältniſſeu als durchaus unzulänglich erwieſen und wäre es wohl an der Zeit, daß die Aktiengeſellſchaft, welche Beſitzerin des Bades iſt, eine dem vorhandenen Bedürfniſſe entſprechende Vergrößerung der Anſtalt eintreten laſſen würde. Zweifellos bedarf es nur dieſer Anregung, um einem in die⸗ ſer Beziehung beſtehenden dringenden Mißſtande abzuhelfen. Die Vergrößerung des Frauenbades würde nicht allein von den Beſucherinnen deſſelben angenehm empfunden werden, ſondern dürfte auch noch eine weitere nicht unerhebliche Fre⸗ guenz deſſelben im Gefolge haben. Eine Erweiterung des 929 Frauenbades liegt ſomit auch im eigenen Intereſſe er Aktionäre deſſelben. Die Kaualiſation der Straße zwiſchen 20 1 und 2E 1, Neckargärten, ſowie des Platzes bei dem projektirten Pfarrhaus kann des hohen Waſſerſtandes des Neckars wegen gugenblicklich nicht vorgenommen werden. Sobald jedoch der Neckar wieder ſeinen normalen Waſſerſtand beſitzt, ſoll mit den betreffenden Canaliſatlonsarbeiten unverzüglich begonnen werden. *Das Submiſſionsverfahren bei Vergebung von ſtädtiſchen Lieferungen und Arbeiten ſoll einer gründ⸗ lichen Verbeſſerung unterzogen werden. Herr Bürgermeiſter Bräunig hat bereits in dankenswerther Weiſe allgemeine Grundſätze über dieſen Gegenſtand ausgearbeitet und liegen ſolche gegenwärtig den einzelnen Kommiſſionen, welche in die Lage kommen, ſtädtiſche Arbeiten und Lieferungen auszu⸗ ſchreiben, zur Prüfung vor. Die Sache dürfte ſomit ſchon in einer der nächſten Stadtrathsſitzungen ihre Erledigung finden und das Submiſſionsweſen unſerer Stadt, welches in letzter Zeit ſehr häufig der Kritik der hieſigen Gewerbsleute ausgeſetzt war, eine anderweitige Geſtaltung erfahren. Wlulegung eines unterirdiſchen Kabels. Durch den Abbruch der jetigen Neckarbrücke wird bekanntlich auch die FJernſprechverbindung von der inneren Stadt nach der Neckarvorſtadt, welche z. Z. über die Kettenbrücke geleitet wird, zerſtört. Um nun in dem Fernſprechbetriebe unſerer König Oskar und die Kunſtbutter. König Oskar von Schweden iſt perſönlich ein ausgeprägter Feind des Kunſtbutterverbots. Der k. Kabinetskammerherr Flach, Mit⸗ glied der erſten Kammer und F iſt dagegen einer der eifrigſten Vertheidiger jenes Verbotes in ſeiner unbe⸗ ſchränkteſten Form. Auf Befehl des Königs richtete es der Oberhofmarſchall Graf Roſen kürzlich ſo ein, daß dem Fabinettskammerberrn während der Tage der Erledigung der Kunſtbutterfrage im Reichstage an der Tafel des Köͤnigs Kunſtbutter anſtatt Naturbutter gereicht wurde. Der große Kunſthutterfeind aß mit gutem Appetit ohne jeglichen Ver⸗ dacht das verhaßte Erzeugniß. Als die Kunſtbutterfrage im Reichstage erledigt war, erzählte der König ſeinem Kabinetts⸗ kammerherrn, was er gineſſen hatte. Ew. Majeſtät, wenn man ſo leicht betrogen werden kann, halte ich das Kunſtbutter⸗ verbot für noch nothwendiger!“ antwortete der unverbeſſer⸗ liche Ueberzeugungsmenſch. Alexander der Kleine. Von der Salbung des iugendlichen Serbenkönigs werden nachträglich einige inter⸗ eſſante Details aus Belgrad berichtet. In einem Berichte vom 30. Juni heißt es:„Nicht geringe Aufregung und Be⸗ ſtürzung berrſchte am vergangenen Mittwoch im Belgrader Kbnigsſchloſſe und in den um dasſelbe ſich gruppirenden Miniſterhotels Es war halb 11 Uhr Morgens, die feſtge⸗ ſetzte Abfahrt des jungen Königs, der Regenten und Miniſter zu den Feſtlichkeiten nach Kruſevatſch und Zitſcha. Erwartungs⸗ voll ſtand die Menge auf den Straßen, um Zeuge von der Abfahrt des Königs 7 ſein, doch die angegebene Zeit ver⸗ ſtrich, ohne daß derſelbe ſeine getreuen Unterthanen befriedigt hätte. Inzwiſchen ſpierte ſich im Konak ſelbſt eine eigenartige Szene ab, die beinahe das wochenlang vorher pombhaſt ver⸗ kündete Programm der Koſſowo⸗Jeier und der Salbung zum Scheitern gebracht hätte. Die junge Majeſtät war nämlich lötzlich trotztöpfig geworden und weigerte ſich im letzten ugenblick, die Fahrt mitzumachen weil, nun weil er in einer Zeitung, welche auf bis jetzt noch nicht aufgeklärte Weiſe in die königlichen Gemächer hineingeſchmuggelt worden war, ge⸗ leſen hatte, daß die Königin Natalie auf Anrathen der Ne⸗ gierung vorläufig nicht nach Serbien kommen werde. Das ging dem kleinen Monarchen ſo zu Herzen, daß er die Salbung n Stadt keine Störung eintreten zu laſſen, wilf die Talſerliche Oberpoſtdirektion einen Kabel unter das Bett des Neckar⸗ fluſſes legen laſſen. Der Stadtrath hat gegen dieſes löbliche und ſehr dankenswerthe Vorhaben der Poſtbehörde keine Ein⸗ wendungen zu machen. 2 5 Hochreſervoir im Waſſerthurm. Das Hochreſervoir im Waſſerthurm iſt ſeit ca. 8 Tagen in Wirkſfamkeit und er⸗ weiſt ſich dasſelbe als eine durchaus gelungene Arbeit. Der Wärmegrad des Waſſers erhöht ſich, wie mehrtägige Beob⸗ achtungen ergeben haben, beim Verbleiben im Reſervoir nur um einen Grad und zwar ſteigt er von 8 auf 9 Grad. * Beſchaffung von Trinkwaſſer auf der ſtädtiſchen Bleiche jenſeits des Neckars. Der Stadtrath hat die Zu⸗ führung von Trinkwaſſer auf die ſtädtiſche Bleiche überm Neckar beſchloſſen und wird hierdurch einem dringenden und ſchon oft beklagten Bedürfniß abgeholfen. Abbruch des Oetroierheberhäuschens in der Schwe⸗ tzinger Vorſtadt. Es iſt nunmehr Auftrag gegeben worden, das am Eingang in die Seckenheimer Straße befindliche Octroierheberhäuschen abzubrechen. Die Erheberſtelle wird, wie wir ſchon gemeldet, bekanntlich in das jetzige Lokal der Polizeiſtation der Schwetzinger Vorſtadt verlegt und behufs anderweiter Unterbringung der Polizeiſtation ein möglichſt im Mittelpunkt der Schwetzinger Vorſtadt belegenes paſſendes Lokal ſo lange gemiethet werden, bis die Errichtung eines eigenen Gebäudes auf ſtädtiſchem Grundſtück möglich iſt. *Mannheim⸗Heidelberger Nebenbahn. Die Firma Bachſtein u. Co. in Berlin in Verbindung mit dem Hauſe W. H. Ladenburg u. Söhne in Mannheim, Beſitzer der Mannheim⸗Weinheimer Nebenbahn, ſind um die Ben zur Erbauung der Bahn Mannheim⸗Seckenheim⸗Heidelberg eingekommen. Die vorliegende Trace iſt auf Grund früherer Verhandlungen mit dem Stadtrath gewählt worden und ver⸗ läßt gegenüber dem früheren Plane die Seckenheimer Land⸗ ſtraße, indem ſie den Neckardamm vom Schlachthaus bis zur Feudenheimer Fähre benützt. An dem dem Stadtrathe zur Genehmigung vorgelegten Projekt werden von der hieſigen ſtädtiſchen Baukommiſſion folgende Aenderungen befürwortet: Die Perſonenſtation, welche von dem Konſortium längs des ſtädtiſchen Steinplatzes(Neckarvorland) projektirt war, ſoll nach Vorſchlag der Baukommiſſton an dem Ausmündungs⸗ punkt des Neckardammes auf die Ringſtraße verlegt werden und zwar iſt die Station als eine Kopfſtation ae Der oberhalb des Schlachthauſes längs des Neckardammes pro⸗ jektirt geweſene Güterbahnhof ſoll mit dieſem Perſonenbahn⸗ hof verbunden werden, ſo daß auch dort, d. i. am Neckar⸗ damm, für die ſich ſpäter nach dort erſtreckende Stadterweite⸗ tung ein Hinderniß nicht geſchaffen wird, wie überhaupt durch die vorgeſchlagene Lage der Kopfſtation alle möglichen ſpäteren Hinderungen der Stadterweikerung und namentlich allen möglichen Hinderungen des Verkehrs nach dem Neckar⸗ vorlande vorgebeugt werden ſoll. Mit Bezug auf die Haupt⸗ lage der Station wird hervorgehoben, daß der genanute Punkt den hauptſächlich in Betracht kommenden Paſſagieren der Bahn ſehr bequem gelegen iſt, indem er den Ring damm der Stadt an einer Stelle krifft, von wo aus die meiſten indu⸗ ſtriellen Etabliſſements der untern Stadt und der Schwetzinger Vorſtadt eine gleich weite Entſernung haben. Die Krone des Neckardammes, welcher, wie oben erwähnt, zur Bahnan⸗ lage verwendet wird, ſoll entſprechend verbreitert werden, damit eine Beeinträchtigung des dortſelbſt befindlichen Spa⸗ ierweges nicht eintritt; durch die Wahl des geraden Neckar⸗ ammes wird auch einerſeits eine ſehr wünſchens werthe Ab⸗ kürzung des Weges gewonnen, andererſeits bleibt aber auch die an und für ſich nicht zu breite Seckenheimer Chaufſee vor den immerhin nicht unbedenklichen Gefahren, welche eine Straßenbahn für die auf der betreffenden Chauſſee ver⸗ kehrenden Juhrwerke hat, befreit, welcher Umſtand umſomehr ins Gewicht fällt, als die Chauſſeen von Mannheim nach Feudenheim und nach Käferthal für die Beſitzer von Fuhr⸗ werken eben durch die auf denſelben befindlichen Dampfbahn⸗ anlagen, wenn auch nicht unbenützbar, ſo doch nur mit Ge⸗ fahren benüsbar gemacht worden ſind. Der Stadtrath hat obigen von der Baukommiſſion beantragten Abänderungs vor⸗ ſchlägen, ſowie dem Grundprojekt zugeſtimmt. Hoffentlich wird mit dem Bau der Bahn recht bald begonnen und hier⸗ durch eine Verke rsanlage En daet deren Nichtvorhanden⸗ 191 ſowohl von der Einwohnerſchaft unſerer Stadt als auch en Bewohnern derjenigen Ortſchaften, welche von der Bahn berührt werden, oder wenigſtens in der Nähe der zu erbauenden Bahnlinie liegen, beklagt worden iſt. „Auszug aus der amtlichen Patentliſte über die in der Zeit vom.—10. Juli erfolgten bad. Patentanmeldungen und Ertheilungen, mitgetheilt vom Patentbureau des Civil⸗ K. Müller in Freiburg. B. 1. Anmeldungen: arat. Friedrich Joh. Hentſchel in Mann⸗ heim.— Sicher eitsvorrichtung in Schmiererpreſſen zur Ver⸗ meidung von Brüchen. C. A. Seckler in Mannheim. 2. Ertheilungen: Nr. 48474. Neuerung an dem Zeugmiſch⸗ und Aufziehapparat der J. Meeter ſn Nr. 45518.(Zuſatz zum Patent Nr. 45513). J. Meier in Edingen a. N. Vom 2. Jan. 1889 ab.— Nr. 48450. W Ch. Wenz in Sbllingen bei Durlach. Vom 9. Dez. 1888 ab. W. 5776. — Nr. 48472. e e Schlag⸗ und Weckeruhrwerken. irma L. Furtwängler Söhne in Setete om 22. ez. 1888 ab. F. 3926. Eine Merkwürdigkeit des heurigen Jahres iſt die baldige Blüthe des Oleanders; während in der Regel ſelbſt ſein laſſen wollte und Thränen vollte und über die ungeſtillten Hoffnungen pergoß. Die Situation war für die Betheiligten einen Augen⸗ blick kritiſch, denn die Miniſter und Regenten ſchienen mit Gründen und ſonſtigen Ueberredungskünſten nichts ausrichten zu können. Der König blieb hartnäckig, bis einem der Herren die Erleuchtung kam.„Majeſtät,“ ſagte er,„wenn Sie uns verſprechen, die Thränen zu trocknen und ſogleich die bereit ehenden Wagen zu beſteigen, ſo geben wir Ihnen unſerer⸗ ſeits die Verſicherung, daß Sie bei Ihrer Nückkunft von Zitſcha Ihre erlauchte Mutter, die Königin Natalie, in Belgrad antreffen werden.“ Das half. Die Thränen der Trauer verwandelten ſich ſofort in ſolche der Freude, ſo daß eine Stunde nach der angeſetzten Zeit der Separattrain mit dem jungen König glücklich die Belgrader Bahnhofhalle verlaſſen konnte. eTurnen in Rußland. Zufolge einer Verfügung des ruſſiſchen Unterrichtsminiſters an die Vorſteher(Kuratoren) aller Lehrbezirke im Zarenreich werden mit Beginn des Schul⸗ jahres 1889/0 militäriſch⸗ gymnaſtiſche Uebungen in allen höheren Lehranſtalten und nach Möglichkeit auck in ver⸗ ſchiedenen Volksſchulen eingeführt werden. In den letzteren ſollen ruſſiſche Landwehrſoldaten den Unterricht ertheilen, in den Gymnaſien und Lehrſeminaren Lehrer, welche die Turn⸗ kurſe in Petersburg abſolvirt haben. Nur wenn derartige Lehrer fehlen, ſollen Militärperſonen die Uebungen leiten. So melden die neueſten Petersburger und Warſchauer Blätter. „„Gut gemeint. Es bleibt mir nichts übrig, als mir 925—9 5 8 58 6 „Thu das nicht, lieber Freund; Du wirſt ſehen, daß Du ſpäter dieſe unſelige That bereuen würdeſt.“ I Schlau. Hausfrau(zu einem Dienſtmädchen, wel' ches ſie miethen will):„Der Beſuch eines ſogenannten Vet⸗ ters iſt bei mir nicht geſtattet“ Mädchen:„Ja, das weiß ich ſchon von meiner früheren Herrſchaft. Zu mir kommt Niemand als der Bruder von meinem Vetter“ Kurzer Prozeß. Herr Wirth, da iſt ein Haar ir der Suppe. Na da ſteht ein Teller, wo Sie die Knochen, Haar⸗ und alles Andere, was Sie nicht eſſen, drauflegen können. 16. Juli. General⸗Anzeiger. 3. Seite. in trockenen heißen Sommern die Blüthen erſt Ende Juli oder Mitte Auguſt zum Vorſchein kommen, konnte man Peaes ſchon im Juni viele dergleichen Blüthen ſehen und ſtehen die gefüllten Oleanderbäume bereits in voller Blüthe, durch ihr ſchönes, friſches Roth entzückend. Es ſoll dieß ein 1 5 Zeichen für den Wein ſein, denn in den Jahren, in welchen die gefüllten Oleander ſchön und reich blühen, ſoll es auch immer einen guten Wein gegeben haben. Das Künſtlervaar Alberty wird im Badner Hof“ von morgen Dienſtag ab wieder einige Soirsen geben. Wir zweifeln nicht, daß dieſer Avis bei den vielen Verehrern der ausgezeichneten Künſtler eine freudige Aufregung verurſachen wird. Alle Beſucher der Konzerte der Vorjahre haben gewiß dieſen Veranſtaltungen die beſte Erinnerung bewahrt und werden ſicher die Erſten ſein, die ſich zu den diesmaligen Unterhaltungen einfinden werden. Wir wollen noch hinzu⸗ fügen, daß zu den Beſuchen der Albertyſchen Konzerte die Damen ein großes Contingent ſtellen. *Cireus Hagenbeck. Die beiden geſtrigen Vorſtellun⸗ gen erfreuten ſich eines ſehr zahlreichen Beſuchs und war namentlich die Abendvorſtellung ſo ſtark beſucht, daß in den weiten Räumen des Circuszeltes kein Plätzchen mehr zu finden war. Die ausführenden Künſtler boten aber auch geſtern ihr Beſtes und dürfte wohl keiner der nach Tauſen⸗ den zählenden Beſucher des geſtrigen Tages den Cireus un⸗ befriedigt verlaſſen haben. Herr Regiſſeun W. Drexler, der treffliche Pferdedreſſeur, leiſtete bei den Vorführungen ſeiner vierbeinigen 1 Ausgezeichnetes, nicht minder die Reitkünſtlerin Miß Agguzi in ihren ſchwierigen Evolutionen auf ungeſatteltem Pferde. Wahre Beifallsſtürme erregte Mr. Conrad mit ſeinem vorzüglich dreſſirten Hunde Tram“: wenn wir noch hinzufügen, daß die Gebrüder Folchini, ſowie das Scroggs⸗Trio ihren alten Ruhm durch ihre geſtrigen Leiſtungen noch erhöhten, ſo dürfte das Weſentlichſte geſagt ſein.— Heute finden wiederum zwei große Vorſtellungen ſtatt, von welchen namentlich die Abend⸗ vorſtellung äußerſt intereſſant werden dürfte, da das Pro⸗ gramm nicht weniger als 30 Nummern aufweiſt. „Der glückliche Gewinner des II. Hauptgewinnes der Wormſer Lotterie iſt der Beſitzer des Looſes Nr. 28423 (nicht 28,123), der Arbeiter Karl Bergmann in der erſten Mannheimer Dampfmühle von E Kaufmann Söhne dahier. Der Gewinn beſteht in einem Brillant⸗Bracelet, einem Stern als Broche und Knopfnadel und einem Paar Brillant⸗Boutons im Werthe von 5000 Mk. Diebſtahl. Einem auf einer an der Dammſtraße überm Neckar befindlichen Bank in der vergangenen Nacht 0 fenen jungen Manne wurde das eeee mit 5 Mark Inhalt geſtohlen. * Unfall. Am vergangenen Samſtag brach auf der Feudenheimer Straße auf dem Bahngeleiſe ein Steinwagen zuſammen und mußte in Folge deſſen die Feudenheimer Dampfhahn ihren Betrieb eine Zeitlang einſtellen. Eine große Schlägerei entſpann ſich vergangene Nacht auf dem Lindenhof und erlitt einer der Betheiligten eine ſchwere Kopfverletzung. Leiche geländet. In der Nähe von Altripp wurde 19 05 des zweiten der bei Speyer ertrunkenen Pioniere geländet. Witterungsbericht vom heutigen Tage. Wind⸗ richtung:.⸗W., Barometerſtand: 755, Wetter: trüb, Luft⸗ temperatur: 15 Gr. Reaumur. Aus dem Grogherzogthum. * Heidelberg, 14. Juli. Der Heer'ſche Entwurf für ein Kaiſer⸗Wilhelm Denkmal hierſelbſt iſt gegenwärtig im Schaufenſter des Herrn Keppler(Hauptſtraße) ausgeſtellt. Das Modell zeigt das geplante Denkmal in ſechsfacher Ver⸗ jüngung; die Büſte des Denkmals würde 1,45 Mtr., die Figur der Siegesgöttin 195 Mtr., das ganze Monument 5,40 Mtr. hoch werden. Die ardie Büe die Fian ſollen aus rohem ſchwediſchen Granit, die Büſte, die Figur und die den Obelisken ſchmückenden Eichenkränze aus echter Bronce hergeſtellt werden. Der Koſtenanſchlag, nach welchem das Denkmal ohne Fundamentirung und Mauerwerk auf 32,000 M. zu ſtehen kommt, iſt ein ſehr mäßiger. Hoffent⸗ lich 1 mit dem Bau des Denkmals recht bald begonnen werden. O Heidelberg, 14. Juli. Der hieſige Geſangverein „Eintracht“ hielt heute das Feſt ſeiner Fahnenweihe ab. An demſelben nahmen zahlreiche auswärtige Vereine theil. Von Mannheim waren erſchienen der Geſangverein„Sänger⸗ einheit“,„Männergeſangverein Schwetzinger Vorſtadt“ und „Frohſinn“ Die Gäſte trafen im Laufe des Vormittags ein. Nachmittags um 2 Uhr fand die Aufſtellung des Feſtzuges am Vereinslokal des Geſangvereins„Eintracht“ ſtatt. Der⸗ ſelbe bewegte ſich durch mehrere Straßen der Stadt nach dem Feſtplatze(Garten des Bremen Eck), woſelbſt die Ent⸗ hüllung und Uebergabe der Fahne vor ſich ging. Nach dem eigentlichen Ak der Fahnenweihe fand Concert, beſtehend aus Muſikpiecen und Geſangsvorträgen der an dem Feſte theil⸗ nehmenden auswärtigen Vereine ſtatt. Der übliche Feſtball am Abend, welcher in dem Saale des„Bürgerkaſinos“ abge⸗ halten wurde, bildete den Schluß des Feſtes. *St. Ilgen, 14. Juli. Den drei Bürſchchen, die neu⸗ lich den Klingelbeutel der hieſigen Kirche erleichterten und dafür einen Tag brummen mußten, ſcheint der Arreſt gefal⸗ Auf der Spur. Erzählung von Lady Majendie. Autoriſirte deutſche Uebertragung. Nachdruck verboten. Fortſetzung.) „Würde Ihnen eine ſolche Stellung gefallen?“ fragte Arthur, welcher dachte, wie ganz anders es in der Wirklichkeit ſein werde und mit Unwillen empfand, welches Unrecht ihr Vater ihr zufüge, indem er ihr keinerlei Vorbereitung auf 15 Zukunft gebe, die voller Gefahren und Schwierigkeiten ein müſſe. 0 05 antwortete Antoinette. Sie ſtützte ſich auf ſeinen Arm, ſonſt hätte ſie kaum länger auf⸗ un abgehen können, da der Dampfer nichts weniger als ſicher war. Sie ſchaute ernſt zu ihm hinan, als ſie ſprach, und der Blick dieſer wunderbaren Augen machte auf Arthur einen Eindruck, wie er ihn noch nie empfunden hatte. Sie ſchienen alle ſeine Männlichkeit und das Ritterliche in ſeinem Weſen herauszu⸗ fordern und ließen ihn fühlen, wie es die Ritter früherer Zeiten gefühlt haben müſſen, wenn ſie die Lanze einlegten, um dem Tode für ihre Geliebte zu trotzen. Wie oft hatten er und Tola den Gedanken an Liebe auf den erſten Blick verlacht. Arthur wird es nun bleiben laſſen; wenn er auch natürlich, wie jeder Andere in ähnlicher Lage, überzeugt war, daß der ſeinige ein ganz ausnahmsweiſer Fall ſei. Es koſtete ihm etwas Mühe, auf den Gegenſtand, von dem ſie geſprochen hatten, zurückzukommen. „Sie würden gern darein willigen? fragte er.„O ja. Ich habe Kinder ſehr gern; ich glaube ſie zu verſtehen, und ſie haben auch mich ſtets gern. Ich habe alle die Kleinen bei Fräulein Girden geliebt.“ 5 „Es iſt eine ſchwere Aufgabe“, ſagte Arthur zerſtreut. „Das kommt darauf an, erwiderte Antoinette.„Inzwiſchen jedoch habe ich an eine ganz andere Art Pflicht zu denken. Mein Vater macht Anfpruch auf meine Zärtlichkeit; er ſagt, 19 er werde alt und nervös. Es iſt ſehr klar, er vermißt meine Mutter. Ich möchte wohl wiſſen. was vorgefallen iſt, um ihn len zu haben, denn dieſer Tage geriethen ſie aneinander und dabei ſtach einer ſeinem Collegen mehrmals mit dem Meſſer in den Kopf, ſo daß er wegen Körperverletzung vor die Schöffen kommt. Ein ſauberes Früchtchen das; hat er doch auch neulich ſeine Großmutter gewürgt, weil ſie des Groß⸗ vaters Pfeife verſteckt hatte. Dieſes reife Bürſchchen iſt ſchon 13 Jahre alt. 6. Doſſenheim, 15. Juli. Unſer Ort iſt bekannt durch ſeine Porphyrſte inbrüche und merkwürdig durch die hier auf einem Ausläufer des Gebirgs liegende Ruine Schauenburg verdient aber auch Beachtung wegen ſeiner reizenden Lage, ſeiner herrlichen Umgebung und ſeiner geſun⸗ den, reinen Luft. Wer, unbekannt mit der Gegend, die ſchöne Bergſtraße von Heidelberg aus abwärts wandert, möchte leicht an Doſſenheim, ohne es zu bemerken, vorübergehen. Liegt doch der Ort, mit Ausnahme weniger Häuſer, nicht un⸗ mittelbar an der Landſtraße, ſondern einige hundert Schritte davon ſeitwärts, eingeſchmiegt zwiſchen zwei Bergen in einem Wald von Obſtbäumen, aus welchem man nur bei genauerem Beſchauen den Kirchthurm und die Dächer weniger Häuſer hervorragen ſieht. Die Berge prangen in üppigem Grün, ſind reich mit Reben und allen Sorten von Obſthäumen bepflanzt und tragen auf ihren Gipfeln ſchön belaubten Wald. Die Steinbrüche leuchten als weiße Punkte gus dem Waldesgrün hervor und ſind weithin in der Ebene ſichtbar; von der Ket⸗ tenbrücke zu Mannheim aus erſcheinen dieſelben dem Auge ſofort bei dem erſten Blicke auf die Bergkette der Bergſtraße. Die hier gebrochenen Steine, ein ſchöner Syenit, ſind rühm⸗ lich bekannt wegen ihrer ausgezeichneten Qualität und werden maſſenhaft weithin verſchickt, hauptſächlich als Schotter⸗ und Pflaſterſteine. Es ſind zur Zeit zwei Steinbrüche hier in Bau; der eine davon iſt Eigenthum der Gemeinde, der andere der Herren Gebrüder Leferenz. Die Steine werden zum größten Theile vermittelſt einer ſog. Klopfmaſchine, mit Dampfbetrieb, zu Schotter zerkleinert. Die Herren Gebr. Le⸗ ferenz haben hier die erſte derartige Maſchine aufgeſtellt, welche ſich ſo trefflich bewährt hat, daß die Gemeinde in jüngſter Zeit ihrem Beiſpiele durck Aufſtellung einer ſolchen Maſchine in ihrem Steiubruche nachgefolgt iſt. Die Herren Leferenz befördern ihre Steine aus dem Steinbruche an die Landſtraße zum Zerkleinern und zum Verſandt vermittelſt einer Drahtſeilbahn, welche den ganzen Tag in Thätigkeit iſt. Einen Anziehungspunkt anderer Art bietet Doſſenheim in der Ruine Schauenburg, vom Dorfe aus in einer halben Stunde bei ganz langſamem Schritt zu erreichen. Der Weg führt zunächſt auf enger, gewundener Straße durch die ſchma⸗ len Häuſerreihen des alten Dorfes, welches noch ganz den Charakter eines mittelalterlichen Gebirgsdorfes trägt. Bald oberhalb des Dorfes, von wo man ſchon einen Ausblick auf die Ebene hat, gelangt man in eine bewaldete Schlucht auf der Nordoſtſeite der Burgruine, zu welcher ein ſchmaler Ge⸗ birgspfad zieht. Einzelne Mauertrümmer deuten darauf hin, daß die Außenwerke der Burg einen größeren Umfang hatten. Nach einer kurzen Steigung gelangt man zur Burgruine, die ringsum mit Wald umwachſen iſt und erſt in nächſter Nähe ſichtbar wird. Die wenigen noch vorhandenen Mauerreſte laſſen darauf ſchließen, daß hier dereinſt ein gewaltiges Bau⸗ werk geſtanden und daß die Burg ſehr feſt war. Der Aus⸗ blick auf die, wie ein herrlicher Teppich vor den Augen lie⸗ gende Rheinebene iſt prachtvoll und weiter reichend als von manchem höheren Berge der Bergſtraße. Will man dieſen Ausblick weiter genießen, ſo kann man den oben auf dem Berge ohne jede Steigung ziehenden Weg bis nach Schries⸗ heim verfolgen, wo man auch noch der Strahlenburg einen Beſuch abſtatten kann. Doſſenheim iſt von Heidelberg eine Stunde, von Weinheim drei Stunden entfernt und kann als 55 eines Ausflugs umſomehr empfohlen werden, als der rt durch mehrere gute Wirthshäuſer Gelegenheit zur Ruhe und Erquickung bietet und auch zu längerem Verbleib Ver⸗ anlaſſung geben könnte. * Pforzheim, 14. Juli. In einer der vergangenen Nächte paßken mehrere Burſche in der Reuchlinſtraße auf den Buchhalter G. von hier und ſchlugen dann den ahnungs⸗ los nach Haus Gehenden mit einem Stocke wiederhalt ſo arg auf den Kopf, daß der Mann ohnmächtig zuſammen⸗ ſtürzte. Die Burſchen ergriffen die Flucht. Mfälziſche Nachrichten. OLudwigshafen, 14. Juli. Um bei eintretenden Un⸗ glücksfällen im Vahnbetrieb möglichſt raſch Hilfe zur Stelle zu haben, beabſichtigt unſere Eiſenbahn⸗Direktion, das Be⸗ kriebsperſonal im Sanitätsdienſte ausbilden zu laſſen. Speper, 13. Juli. Unſere Stadt iſt in einer höchſt peinlichen Lage. Vor einigen Jahren hat ſie mit einer eng⸗ liſchen Geſellſchaft einen Vertrag wegen Errichtung einer Waſſerleitung abgeſchloſſen. Das Waſſer iſt nun nicht nur höchſt mangelbaft, ſeine Qualität nimmt ſtändig ab und auch ſeine Menge wird täglich geringer. Und das für eine Stadt von nur 16,000 Einwohnern und in einem waſſerreichen Sommer! Und das trotzdem die hieſigen Bierbrauer das Waſſer nicht zum Biermachen benutzen können, denn es iſt eigentlich ein widerliches Sumpfwaſſer, wenn auch die Her⸗ ren Chemiker, wie es ſcheint,„nichts finden können!!“ Nun nicht nur jede Haushaltung in hohem Grade durch den angel an Waſſer und Waſſerdruck beläſtigt, ſondern die Stadt iſt bei Ausbruch eines Brandes auch in offenbarer Gefahr. zu beunruhigen. Er ſagt ſehr richtig, ein werthvolles Leben ſei in weit größerer Gefahr, als ein unbedeutendes.“ Arthur drehte ſich herum, um ein Lächeln zu verbergen, welches ſich einſtellte, als er die Theorie des alten Franzoſen wieder mit anhören mußte. Antoinette fuhr ſehr ernſthaft fort: „Selbſt auf die Gefahr hin, ihm mehr Koſten zu ver⸗ urſachen, hätte ich nicht anders handeln können, als ein ſolches Amt zu übernehmen. Glauben Sie nicht?“ „Ich verſichere Sie,“ ſagte Arthur raſch.„Sie brauchen ſich wirklich wegen der Koſten nicht zu beunruhigen. Ihr Herr Vater kann ſie erſchwingen“ „Das iſt wieder ein Mißverſtändniß,“ ſagte ſie.„Es thut mir leid; ich halte dafür, daß Herr Alfred Denſtone deßhalb u tadeln iſt. Die Dinge ſind nicht genügend erklärt worden. enn—“ hier zögerte ſie.„Wie iſt es wegen der Vergütung—“ Arthur ſtutzte. „Im Gegentbeil,“ ſagte er ſehr eilig,„die Verpflichtung iſt gänzlich meinerſeits.“ Sie ſah erleichtert aus, dann ſtammelte ſie hervor:„Ich habe einen zweiten Brief von Papa erhalten, er ſchreibt mir— das heißt, er beauftragt mich, ausfindig zu machen—“ „Ja, ich verſtehe, ſagte Arthur;„Sie können ſich aber ganz beruhigen, Wäre ich der alte Commis im Zimmetanzug und blauer Brille, den Sie erwartet haben, ſo iſt kein Zweifel, er würde eine koſtſpieligere Begleitung geweſen ſein; ſo aber — thut nichts— Sie brauchen z. B. Nichts für dies da zu bezahlen:“ und erzürnt über ſich ſelbſt wegen der brennenden Röthe, die ſein Geſicht überzog, rief Arthur einen vorüber⸗ gehenden Kellner herbei, der Geſchirr trug, und beſtellte, er möchte Kaffee und Butterbrod auf das Verdeck bringen und bezahlte für ſie beide. Antoinette trank ihren Kaffee, ohne ſcheinbar darauf zu achten. Es ſchien Arthur, dieſe Rückſicht⸗ nahme auf Geld müſſe ihr neu ſein. Sie habe wahrſcheinlich, wie die meiſten Kinder, bisher Alles ruhig hingenommen, wie es war, und erſt ihres Vaters Brief hahe ihre Gedanken darauf gelenkt, Arthur ſprach dreiſt, er wußte nicht, ob er recht daran thue oder nicht. 5 „Monſieur Rigaud hat zweifelsohne ſeine wichtigen Gründe dafür, daß er ſich Ihnen gegenüber für arm aus⸗ gibt,“ ſagte er. IJ Kaiſerslantern, 13. Juli. Von dem Wohnhauſe des Herrn Lehrers Wagner in der Glockenſtraße ſtürzte heute „Morgen nach 7 Uhr der Giebel und ein Theil der hinteren Wand und des Daches ein, obne daß glücklicher Weiſe ein Verluſt an Menſchenleben zu beklagen iſt. Das Haus, 1878 ebaut, 15 in dem eingeſtürzten Giebel ſchon vor einigen ahren Riſſe, und da die Fundamente wegen eines angren⸗ zenden Neubaus bloßgelegt und Locher zum Einlaſſen von T⸗Trägern in dieſelben getrieben wurden, war die Kata⸗ ſtrophe eine unvermeidliche. Das Haus bietet einen ſeltſamen Anblick: Im oherſten Stock gewahrt man ein vom Dachſtuhl zuſammengedrücktes Bett, wie dieſes Zimmer überhaupt voll⸗ ſtändig verſchüttet iſt; im zweiten Stock ſteht an der äußer⸗ ſten Kaute eines nahezu freiſchwebenden hübſch möblirten Wohnzimmers ein Pianino und droht jeden Augenblick, her⸗ abzufallen; in anderen Zimmern ſind Möbel und Betten theils verſchüttet, theils noch freiſtehend und iſt aus alledem erſichtlich, welch' unnennbares Unglück ſich hätte ereignen können, wenn die Kataſtrophe einige Stunden früher einge⸗ treten wäre. Kaiſerslautern, 13. Juli. In der Schützenſtraße fiel geſtern Mittag das dreijährige Kind des Taglöhners Berger in eine Kalkgrube und krug ſo ſchwere Verletzungen davon, daß es heute Nacht 12 Uhr ſeinem Leiden erlegen iſt. Mittheilungen aus Heſſen. »Oppenheim, 13. Juli. In dem benachbarten Eims⸗ heim war geſtern Abend der Adjunkt Zimmermann mit dem Einfahren von Korn beſchäftigt. Bei dem Einhringen in die Scheuer drückte ihn das Handpferd an die Wand, daß er ſtürzte und ſo unglücklich zu liegen kam, daß der ſchwere ntewagen dem Unglücklichen über die Bruſt ging und der Tod ſofort eintrat. Eberſtadt, 13. Juli. Eine in guten Verhältniſſen lebende Wirthin dahier machte ihrem Leben durch Erhängen ein Ende. Die Frau war in den Keller getreten, um einem Gaſte einen Trunk zu holen. Als ſie etwas lange ausblieb, wollte der Sohn nach ihr ſehen und fand die Mutter zu ſeinem Schrecken an einem Balken erhängt. Alle Wiederbe⸗ lebungsverſuche blieben erfolglos. port. li. Die heute ſtattgefundene Kaiſer⸗ regatta, welche ſehr intereſſante Rennen bot, hatte folgen⸗ den Verlauf genommen: 1) Begrüßungspreis. Skiff für Juniors. Crone(Bonner.⸗V.) 1. Freyeiſen 5 G. „Sachſenhauſen“) 2. Mit 2 Längen gewonnen. 2. Preis der Stadt Ems. Vierer(beſchränkt). Frankf..G.„Sachſen⸗ hauſen“ 1. Frankf..⸗G.„Germania“ 2. Mit 2 Längen ewonnen. 3. Preis der Bäderley. Skiff für Seniors. rockhoff(Bonner.⸗V.) 1. F. Leux(Frankf..⸗G. Ger⸗ mania“) 2. Leux wegen Anfahrens diſtanzirt. 4. Preis der Kurverwaltung. Vierer für Juniors. Frankfurter.⸗G. „Sachſenhauſen“ 1. Frankf..⸗G.„Germania“ 2. Sehr in⸗ tereſſantes Rennen mit 1 Länge gewonnen. Kaiſerpreis. Vierer für Seniors Frankf..⸗G.„Germanig“ ging im Wälkover über die Bahn. Preis von der Lahn. Dollenzweier für Seniors. Creuznacher Ruderverein 1. Wagesneuigkeiten. — Würzburg, 14. Juli.(Heute früh erſchoß) der Gärtner Erhard ſeine Geliebte in Gegenwart von deren Eltern und Geſchwiſtern. Zwei Schüſſe gab er auf ihren Vater ab, welcher verwundel wurde, ſowie einen auf eines der Geſchwiſter, worauf er ſich ſelbſt erſchoß. — Kiſſingen, 14. Juli.(Vom Blitze erſchlagen). Geſtern wurden in Etlingshauſen eine Frau und ein Kind vom Blitze getödtet und ein Haus in Brand geſetzt. Dieſes und 7 Scheunen wurden ein Raub der Flammen. — Feldafing, 13. Juli.(Schweres Unglück.) Während des Gewitters vom geſtrigen Nachmittage wurden die Pferde eines Kieswagens oberhalb des Hotels„Neu⸗ ſchwanſtein“ ſcheu und gingen dem Lenker durch. Ein 14jäh⸗ riges Mädchen wurde vom Felde, wo, ſie ſich mit ihrer Mutter bei der Arbeit befand, nach Hauſe geſchickt, zu kleinen Kindern. Das Mädchen ſuchte die Wucht der Hagelkörner dadurch zu mindern, daß es den Oberrock über den 1155 zog. Dadurch überſah ſie die heraneilenden Pferde und lie mitten in das Fuhrwerk hinein. Der Kopf des Mädchens, welches ſofort zu Fall kam, wurde von den Rädern buch⸗ ſtäblich geſpaltet, ſo daß der Tod ſofort eintrat. Der Lenker des Fuhrwerks iſt untröſtlich, obwohl ihm keine Schuld an dem Unglück beizumeſſen iſt. Bingen, 14. Juli.(Ueber die abgebrannte Rochus⸗Kapelle ſind noch folgende intereſſante Mitthei⸗ lungen zu machen: Schon vor 1417 ſtand auf dem damals „Eiſenberg“ genannten Rochusberg die„Bethlehemskapelle“, welche 1666 von Binger Bürgern zu einer Kirche erweitert und dem heiligen Rochus, dem Schutzpatron der Peſt, ge⸗ widmet wurde. Seit dieſer Zeit wurden die Namen„Nochus⸗ kirche“ und„Rochuskapelle“ gebräuchlich. Nach der Zerſtör⸗ ung durch die Franzoſen wurde die Kirche wieder aufgebaut und am 16. Aug. 1814 feierlich eingeweiht. Bei dieſem Feſte war auch der große Dichter Göthe zugegen; er hat eine an⸗ ziehende Beſchreibung des Feſtes hinterlaſſen und ſchenkte da⸗ mals auch ein von Louiſe Seidler gemaltes Bild, den hei⸗ ligen Rochus darſtellend, wie er Schloß und Reichthum ver⸗ läßt und verſchenkt und als Pilger in die weite Welt wan⸗ „Monſieur?“ rief ſie aus, indem ſie ſich mit einem etwas ſcheuen Blicke wegwendete. „Denn er iſt nicht arm. Sie haben nicht nöthig zu darben. Er hat genug.“ 5 „Aber— aber was für einen Beweggrund?—“ „Die menſchliche Natur iſt räthſelhaft, erwiderte er. „Wer weiß? Vielleicht hat er gehört, Sie zeigten eine Neigung zur Verſchwendung.“ 5 5 Ich? Nie! Ich hatte niemals die Gelegenheit dazu. „Nun, ich kann natürlich nicht vorgeben, die Beweggründe Ihres Herrn Vater zu errathen; Sie ſollten dieſelben am beſten kennen.“ 5„ „Ich glaube, Sie befinden ſich gänzlich im Irrthum, ſagte ſie den Kopf ſchüttelnd. „Wenn Sie erwarten, daß man mich mit Wagen und Pferden abholen, und ich ein ſchönes Haus mit Garten und einem Haufen Diener vorfinden werde, ſo werden Sie ent⸗ täuſcht ſein.“ „Ich möchte nur, daß Sie genug finden mögen, um be⸗ haglich zu ſein,“ ſagte Arthur.„Dazu wenigſtens find Sie doch gewiß berechtigt.“ „Das wollen wir nicht erörtern,“ erwiederte Antoinette. „Ich bin ganz überzeugt, daß meines Vaters Lebensweiſe die einzige richtige iſt. Sie iſt mir nicht neu,“ fuhr ſi lächelnd fort.„Ich war fünf Jahre alt, als ich die Heimath verließ. Ich kann mich eines großen, alten Hauſes mit Seiten⸗ gebäuden erinnern. Ich erinnere mich einer Menge Hühner und einer alten Frau, die ſie fütterte; ſie hieß Nanon und machte mich mit ihrem Schluchzen und Weinen als ich fort⸗ ging furchtſam. Sie war meine Kindermuhme und ich werde ſie noch da finden, höre ich Sie und ihr Mann ſind ſehr treue Diener.“ „Lebt irgend Jemand von der Familie Idrer Frau Mutter?“ fragte Arthur, den der Gedanke ſehr deunruhigte, daß dieſes zarte, ſaufte Mädchen zu einem ſo ſelbſtſüchtigen Geizhals, gänzlich ohne den nöthigen Schutz, gehen ſoll. Er fürchtete, daß ſie bei ihrem ſüßen, unbedingten Glauben an ihren Vater darben und ſich jede nöthige Annehmlichkeit, ja ſelbſt alltägliche Bedürfniſſe, verſagen werde, um 15 zu ſchonen. Er war froh, daß er jed auf eiminte 0. D. Ems, 14. Juli⸗ 4. Ske. Seneraminzeiger. Drn. dert. Bleſes Bild war im Innern der Arche angebracht und iſt mitverbrannt. BVerlin, 16. Jali. Eine intereſſante Ent⸗ geckung) wurbe vorgeſtern im Moabiter Unterſuchungsge⸗ fungmiſſe Vor etwa vier Wochen wurden nämlich in der„Neuen Welt“ in der Kpent e zwei fein gekleidete junge Herren beim Taſchendiebſtahl abgefaßt. Der Gens⸗ darm, welcher ſie ſchon längere 815 beobachtet hatte und auf der That erwiſchte, lieferte die Diehe im Rixdorfer Amtsge⸗ fängniſſe ab. Dieſelben nannten ſich Rarzinski, und wollken kein Wort deutſch verſtehen, ſondern nur polniſch ſprechen. achdem die erſte Unterſuchung in Rixdorf beendet war, wurden die Diehe an das Landgericht II eingeliefert. In der üblichen Weiſe erfolgte die Eintragung in die Regiſter und dann mußten die Gefangenen das vorgeſchriebene Bad nehmen. In der Badewanne machte der Aufſeher die über⸗ raſchende Entdenung, daß einer der beiden„Herren“— ein ädchen war. Nunmehr hat die Unterſuchung eine andere Wendung genommen. Allem Anſcheine nach hat man es mit zwei internationalen Gaunern zu thun, die ihren wahren Namen dbe ſ en Im Rirxdorfer 8 ſalche ſnn ſe hat man Beide änner gehalten und als ſolche ſind ſie auch in die Regiſter des Moabiter Unterſuchungsgefängniſſes ein⸗ getragen worden. —,Wandsbeck, 18. Juli.(Ein ſchweres Unglüch ereignete Gi geſtern in der Aktien⸗Lederfabrik an der Zoll⸗ brücke. Eine etwa 11 Fuß tiefe Grube ſollte wieder in Be⸗ nutzung genommen und deshalb von den zurückgebliebenen Gerhſtoffreſten gereinigt werden. Nachdem der Deckel von der Grube abgenommen und eine Leiter in dieſelbe hinabge⸗ laſſen worden war, betrat ein Arbeiter die letztere. Er hakte zedoch erſt wenige Schritte abwärts gethan, als er, von den in der Grube angeſammelten Gaſen betäubt, hinabſtürzte und in der Schlammmaſſe verſank. Ebenſo erging es drei anderen Arbeitern, die dem Verunglückten zu Hilfe eilen wollten. Der fünfte Arheiter wurde vor einem gleichen Schickſal nur durch raſches Zugreifen der auf ſein Hilfegeſchrei herbeige⸗ eilten Leute bewahrt. Nachdem die Gaſe entwichen, wurden die vier Verunglückten aus der Grube herausgeſchafft. Zwei Aerzte waren ſchnell herbeigeeilt, doch war der zuerſt hinab⸗ geſtürzte Arbeiter bereits 1 Die anderen drei lebten zwar noch, er ſämmtlich in beſorgnißerregen⸗ dem Zuſtande, und iſt bis jetzt wenig Hoffnung vorhanden, ſie am Leben zu erhalten. —,Wörth a.., 12. Juli.(Ein bedauerlicher Unglücksfalh exeignete ſich geſtern Nachmittag am baye⸗ riſchen Denkmal. Man war im Begriff, den oberſten Sockel, welcher unmittelbar unter die Siegesgöttin zu kommen hatte, einen nahezu 40 Centner ſchweren ſchön gehauenen Stein, mittelſt eines Stranges ſeinem Platz zu übergeben, als der Strang nachließ und der Stein einem Arbeiter die Hand zerquetſchte, ſo daß letztere mit dem Oberarm abgenommen werden mußte. Auch hat das Denkmal dabei ziemlich Scha⸗ den genommen, ſo daß es zur Herbeiſchaffung neuer Steine kommen wird, und es noch im Nagi iſt, ob das Feſt der Einweihung nächſten 6. Auguſt ſtattfinden wird. — London, 13. Juli.(Ein beſonderer Hochzeits⸗ gaſt) dürfte der Schah von Perſten ſein, welcher die Einla⸗ dung der Königin von England zur Hochzeit ihrer Enkelin mit dem Grafen Fife angenommen hat. Theater und Muſik. Jeſteoncerte unter Doktor Haus von Bülow. Der Ziehe Hamburgs für die Muſik entſpricht es, daß auf der dortigen Gewerbe⸗ und Induſtrie⸗Ausſtellung der Pflege der onkunſt eine hervorragende Rolle eingeräumt iſt. Eine eihe bedeutender Orcheſter⸗ und Chorconcerte hat theils ſchon ſetben und n oder iſt in Vorbereitung. Die wichtigſten der⸗ elben ſind unzweifelhaft die drei großen Feſteoncerte, die in 17 architektoniſch und akuſtiſch ſo überraſchend ſchönen Feſt⸗ e der Ausſtellung am., 11. und 13. September abge⸗ lten werden ſollen. re Leitung hat Haus von Bülow übernommen. Das Orcheſter wird aus 160 füchtigen Muſikern Ae an den erſten Pulten werden durchweg ausgezeichnete Krä 75 Ein vielhundertköpfiger Ehor geſellt ſich hinzu. Dieſe concerte werden ſich zu muſttaliſchen Ereianifſen erſten Ranges geſtalten. Gun Tuilerien⸗arten in Parxis wird nächſtens ein Eoncert durch Geſangvereine und Orcheſter ſtattfinden, an welchem 27,000 Sänger und Mufiker aus 60 Departe⸗ ments Theil nehmen. Ueber das große Mufikfeſt in Gloceſter, welches vom 8. bis 6. September ſtattfindet, wird Folgendes mitge⸗ theilt: Nicht weniger als vier große Oratorien werden außer mehreren umfangkeichen Orcheſter⸗ und Chorwerken zur Wie dergabe Neben den Orgtorien„Meſſias“ von Haendel,„Elias“ von Mendelsſohn,„Die vier Jahreszeiten“ von Haydn und„Die goldene Legende“ von Sullivan, welche unter der Leitung des Componiſten auch in der Berliner Hofoper aufgeführt wurde, werden die„Missa solemnis, von Beethoven, das„Stabat mater“ pon Roſſini, die bibliſchen Cantaten„Jupals Traum von Mackenzie und„Die Nacht in meſteun von Lee Williams, ſowie ſchließlich eine neue Orcheſter⸗Sujte von W. Cown wiedergegeben werden. Sulli⸗ 195 ee Williams und Cowen werden ihre Werke perſönlich eiten. ——— THHHHH in der Nähe war; es würde ihm aber zum Troſt gereicht haben, hätte er einen ihrer Verwandten bei ihr gewußt. „ch habe kekne Verwandten, ſagte Antoinette, etwas traurig. Meine Mutter bieß als Mädchen Aymar, Jaqueline Aymar. Sie war die Tochter eines Arztes in Gouch. Mein Großvater ſtarb kurz nach ihrer Hochzeit. Er hatte einen Sohn, Joſeph Aymar. Dieſer verheirathete ſich, und beide, er und ſeine Gattin ſtarben an der Cholera, als 19 noch ein Kind war; ſo iſt Niemand des Namens mehr am Leben und Niemand aus der 19 8 außer mir, übrig.“ Arthur blickte ſie an, während ſie von der Familie ihrer Mutter ſprach, und bemerkte eine ſeltſame Veränderung in ihren Zügen, eine Art Härte, welche das weiche Fleiſch und Blut zu verſteinern ſchien, und einen eigenthümlichen, magne⸗ tiſchen, träumerkſchen, ſtieren Blick der großen, grauen Augen, mpie ſie in die See hinausſchauten, faſt als ob ſie in eine Verzückung geriethe. Der Blick erſchreckke ihn.„Antoinette“, rief er aus, ſo plötzlich. daß er ſich deſſen unbewußt war, daß er ſie bei ihrem Taufnamen genannt hatte. Sie ſtutzte und wendete ſich um, der Blick verſchwand ſofort, und eine ſanfte Röthe überzog ihre Wangen. „Was iſt es?“ fragte ſie ſanft. Nichts. Verzeihen Sie mir; Sie ſahen ſo ſeltſam, ſo träumeriſch aus als ob Ihre Seele mir entſchlüpfte, und ich wollte ſie zurückrufen“, ſagte er, indem er zu lächeln verſuchte. „Ach ja, ich verſtehe. Es iſt ſo. wenn ich an die Familie meiner Mutter denke. Sie bat eine ſeltſame Geſchichte. Einſt will ich ſie Ihnen erzählen, aber nicht jetzt,.“ fügte ſie hinzu. während ein leichter Schauder über ſe lief.„Die Sonne ſcheint heiß, und dort in der Ferne dünkt es mir, kann ich die Küſte von Frankreich ſehen. Nicht wahr?“ „Ja wohl, wir werden bald dort ankommen. Freuen Sie ſich, Ihr Vaterland wiederzuſehen, Mademoiſelle Rigaud?“ „Ja, aus einigen Gründen recht ſehr; ich bin aber ſo lange in England geweſen, daß ich faſt vergeſſen habe, Frank⸗ reich als meine Heimath anzuſehen.“ Gortſezung folgt) Münchener Priefe. (Originalbericht des„General-Anzeigers“.) III Eine kannibaliſche Hitze hat in der bayeriſchen Reſidenz ihren Einzug gehalten. Die am Tage ſo geräuſchvolle und belebte Stadt iſt nach Einbruch des Feierabends wie ausge⸗ ſtorben und die in ununterbrochenem Zuge verkehrenden Trambahnwagen genügen nicht, die vielen Tauſende durſtiger Seelen nach den Bierkellern zu befördern. An ihrer Mün⸗ chener Collegin könnte unſere Mannheimer Trambahn ſich ein Exempel nehmen, wenn ſie großſtädtiſcher Cultur überhaupt noch zugänglich iſt. Man braucht hier niemals lange auf einen Wagen der Pferdebahn zu warten, die kleinen, leichten und luftigen Waggons bleiben ſtets in Sicht, die einzig rich⸗ tige Einrichtung zahlreicher Halteſtellen an den wichtigſten Verkehrsorten und Knotenpunkten dient einer raſchen Beför⸗ derung, und der reichhaltige Fuhrpark, das zahlreiche, gut geſchulte, hübſch uniformirte Perſonal, das ebenſo entſchieden als höflich auftritt, nöthigt uns eine gerechte Anerkennung und den nicht minder berechtigten Wunſch ab, daß dieſem wichtigſten aller ſtädtiſchen Verkehrsmittel bei uns in Mann⸗ heim recht bald ein großſtädtiſcheres Gepräge aufgedrückt werden möge. Das Inſtitut der Trambahn iſt in München ſo populär geworden, wie der abendliche Aufenthalt auf den zahlreichen kühlen Kellern, wo ein vortrefflicher Krug er⸗ quickenden Gerſtenſaftes und eine kräftige Fleiſchkoſt zur Abendmahlzeit in tüchtigen Portionen um verhältnißmäßig recht billiges Geld kredenzt wird. Ueber den idealen Gütern, welche in der Stadt der Künſte ſeit vielen Dezennien eine pietätvolle, zu jedem Opfer bereite Heimſtätte finden dürften, wird die Annehmlichkeit eines behaglichen, auch auf das Materielle gerichteten Lebensgenuſſes nicht vergeſſen. Die primitiven Kellexanlagen des alten München, auf denen einſt noch das leere Bierfaß oder eine 85 gezimmerte Holzbank als viel umſtrittener und begehrter Sitzplatz dienen mußte, ſind längſt ſchon der alles veredelnden Cultur zum Opfer gefallen und die großartigen Etabliſſements des neuen Hof⸗ bräuhauskellers und des Löwenbräu ſtehen in ihrer Art wohl einzig in der biertrinkenden Welt da. Es erfüllt uns mit einer gewiſſen Ehrfucht vor den Erfindungen des menſch⸗ lichen Geiſtes, wenn wir draußen unter den ſchattigen Bäumen des Hofbräuhauskellers auf einem ſchweren Stuhle uns niederlaſſen dürfen, der etwa die Nummer zweitauſend und ſoviel zur Unterſcheidung von ſeinen Brüdern führt, oder auf dem burgartigen Terraſſenbau des Löwenkellers von der Kellnerin Nummero 96 uns den Maßkrug reichen laſſen, der mit einer fünfſtelligen Ziffer geſchmückt iſt. ür den Statiſtiker müßte es von hohem Intereſſe ſein, den Umfang der Bevölkerungsbewegung feſtzuſtellen, wie dieſe in der ſchönen Jahreszeit allabendlich zwiſchen der Stadt und den Bierkellern ſtattfindet, aber ſicherlich iſt die Zahl der bierdurſtigen, auf dieſer täglichen Wallfahrt begriffenen Seelen nicht viel kleiner als die geſammte Einwohnerzahl der guten Stadt Mannheim. Dabei iſt ſelbſtverſtändlich das zarte und ſogenannte ſchöne Geſchlecht nicht weniger zahlreich vertreten als der männliche Theil und während die Kapelle eines Regiments dem Sultan zu Conſtantinopel etwas vorſpielen darf und für ihre Kunſtleiſtung bis herab zum letzten Pauckenſchläger mit der Tapferkeitsmedaille aus⸗ eichnet wird, ſind es augenblicklich Sachſen, die allabend⸗ 10 ihre Märſche ertönen und ſich von dem vieltauſendköpftgen, immer qut aufgelegten und trinkbaren Auditorium befubeln laſſen. Welchen Eindruck würde erſt unſer Schirbel mit ſeinen Componiſten⸗Abenden hier machen. Der geradezu tropiſchen Hitze, unter deren Eindruck Wißmanns neue Siege in Oſt⸗ afrika mit verdoppelter Wärme begrüßt werden müſſen, iſt es zuzuſchreiben, wenn ich heute in der Schilderung des Kellerlebens einige Abkühlung und Erquickung ſuche, anſtatt Ihre Leſer allzulange in den ſonnigen Räumen der Kunſt⸗ ausſtellung oder in den Rotunden der verſchiedenen großen Panorama's herumzuführen, wo dem andächtigen Be⸗ ſchauer die Sonne durch die leichte Bedachung aufs Haupt brennt. Nach einem flüchtigen Beſuche der neuen Pinakothek, in welcher die berühmten Coloſſalgemälde Kaulbachs und Piloty's noch immer eine große Schaar begeiſterter Bewun⸗ derer verſammeln und Böcklin einen Ehrenplatz angewieſen erhielt, habe ich dem großen Rundgemälde, welches die Pro⸗ feſſoren Bühlmann und Alexander Wagner vom alten Rom entworfen haben, einen längeren Beſuch abgeſtattet. Die tropiſche Hitze, welche auf den Straßen herrſcht, bereitet uns in geeigneter Weiſe auf die ächt ſüdländiſche Farbengluth vor, die uns aus dem gewaltigen Kunſtwerke entgegenfluthet. Das alte, claſſiſche Rom mit ſeinen impoſanten majeſtäfiſchen Coloſſalbauten erhebt ſich vor den erſtaunten Blicken in der blendenden Beleuchtung eines lachenden, ächt italiſchen Him⸗ mels und über das Häuſermeer der weltbeherrſchenden Stadt ſchweift der Blick hinüber zu dem Höhenzuge der Apenninen und dem Albanergebirge; die beiden Meiſter verſetzen uns in die Zeit, da über dem antiken Rom noch einmal der volle Glanz ſeines ſtrahlenden Rußmes aufzugehen ſcheint, zum letzten Male, denn im Gefolge des gewaltigen Triumphzuges, welchen ſoeben der ſiegreiche Conſtantinus ſeinem Heere be⸗ reitet, hält auch das CThriſtenthum ſeinen Einzug in die ewige Stadt. Dieſer glänzende Zug des ſiegreichen Kaiſers belebt die Gaſſen und Pläße Roms; durch die Forta flaminia ziehen die Heerſchaaren ein und wie eine unendliche, glänzende Schlange windet er ſich um den palatiniſchen Hügel mit ſeinen Kaiſerburgen, über die dia saera hinan zum Capitol, auf deſſen oberſter Stufenreihe der Sieger von den weißgekleideten Senatoren ſoeben empfangen wird. Reliefartig heben ſich mit täuſchender Wirklichkeit alle Figuren, Gruppen und Scenen auf dem weltgeſchichtlichen Hintergrunde der ewigen Roma ab. Der Totaleindruck iſt ein überwäftigender, das Eingehen in die zahlreichen Details und ein Studium der claſſiſchen Topographie bereitet hohen Genuß, den ſich Nie⸗ mand entgehen laſſen ſollte, der Iſar⸗Athen auf der baldigen Durchreiſe ins Gebirge berührt. Hat uns ſeiner Zeit das Piglheim'ſche Panorama von Jeruſalem, in deſſen Mittel⸗ 1 die Kreuzigung ünſeres Heilands geſtellt war und das urch den eigenthümlichen Beleuchtungseffect der Sonnen⸗ verfinſterung zu wirken beſtimmt war, in eine weihevolle Andachtsſtimmung verſetzt, ſo erfreut uns dieſes Monſtrebild der antiken Weltſtadt durch das claſſiſche Ebenmaß, die Har⸗ monie der Formen, die ruhige und majeſtätiſche Pracht der Töne. Weniger vermochte uns das Panorama von der Schlacht bei Wörth(in der Goetheſtraße) zu begeiſtern. Es ſoll nicht geleugnet werden, daß dieſes eine gewiſſe patrio⸗ tiſche Befriedigung gewährt, welche durch die Beigabe eines von Franz Simm gemalten ſtimmungsvollen Bildes, das den Tod Wilhelms des Siegreichen darſtellt, noch erhöht wird, allein in künſtleriſcher Beziehung wie auch in der optiſchen Wirkung kann es ſich erſterem Meiſterwerke keineswegs an die Seite ſtellen und läßt, trotz der gewaltigen Aktion, die hier zur Darſtellung gebracht werden ſoll, vor Allem das wirkliche Leben vermiſſen. 2 Neueſtes und Telegramme. Wien, 14. Juli.(Fr. Ztg.) Gegenüber den Meldungen über die baldige Abberufung des Nuntius Galimberti wegen deſſen philoſemitiſcher Rede in Fünfkirchen verſichert das„Vaterland“, die Sache ſei viel zu unbedeutend geweſen. Galimberti habe eine gewöhnliche Salonhöflichkeit geäußert, wie ſie ein Diplomat gar nicht umgehen könne, und habe die Angelegenheit in keiner Weiſe zu irgendwelchen Erörterungen oder Ver⸗ handlungen Veranlaſſung gegeben. * Paris, 14. Juli. Bei einem geſtern in rN gean ſtattgehabten Boulangiſten⸗Bankett brachte Darouldde einen Toaſt auf die Vielkandidaturen aus und ließ in ſeiner Rede erkennen, daß Boulanger ſich in allen Arrondiſſements von Paris als Kandidat aufſtellen laſſen werde.— In dem nahe bei Grenoble gelegenen Orte Moirans ſtieß geſtern ein Güterzug mit einem Perſonenzug zuſammen. Wie es heißt, ſollen mehrere Perſonen getödtet und viele verwundet ſein.— Heute Vormittag fand vor der Statue der Stadt Straßburg auf dem Eintrachtsplatze die von den Boulangiſten veran⸗ ſtaltete Kundgebung ſtatt. Den Theilnehmern war von dem anweſenden Polizeikommiſſär jede Rede und Aeußerung aus⸗ drücklich unterſagt worden. Gleichwohl wurde von Doͤrpulsde, der von den boulangiſtiſchen Deputirten und einer größexen Menſchenmenge umgeben war, laut ausgerufen:„Es lebe der General!“ Der Polizeikommiſſär wollteinfolg Piber Derouléde verhaften, letzterer leiſtete aber Wider⸗ ſtand und erklärte ſeine Verhaftung ſei ungeſchlic. Als der Polizeikommiſſär darauf Deroulede am Arme ergriff, ſtürzte ſich die umſtehende Menge auf den Polizei⸗ kommiſſär und entriß il ſeinen Gefangenen, der ſofort einen Wagen beſtieg und ſich nach den Redaktionsbüreaux der Zeitungen begab. Der Polizeikommiſſär wurde durch herbei⸗ geeiltes Polizeiperſonal aus den Händen der Menge befreit. Le Heriſſe wurde geſtern während der Suspenſion der Kam⸗ mer⸗Sitzung durch Oberſt Ellie und Soldaten aus dem Sgal gebracht. Der 1 Ball der Ausſtellungsarbeiter im In⸗ duſtriepalaſt fiel großartig aus. Es wurden mehrere begei⸗ ſterte Hochrufe auf Carnot ausgebracht. In den Außen⸗ vierteln der Stadt fanden vielfach Fackelzüge ſtatt. Auf einem an anderem Orte ſtattgehabten Boulangiſtenbankett verlas der Bonapartiſt Lengle einen Brief Boulanger's. *Marſeille, 13. Juli. Heute früh fand zwiſchen dem Setretär des opportuniſtiſchen Journals„Petit Propencal“, Pierotti, und dem Sekretär des boulangiſtiſchen Comites, Belz, ein Duell ſtatt, in welchem Pierotti getödtet wurde. Rom, 14, Juli. Der Papſt empfing ae den preuß. Geſandten von Schlözer, welcher demnächſt ſeinen Sommer⸗ urlaub antritt in längerer Audienz. Konſtantinopel, 14. Juli. Infolge des Auftretens der Peſt in der Provinz Aſir beſchloß der Sanitäts⸗ rath eine zehntägige Quarantaine für alle Provenienzen aus der Provinz Jemen in einem hierzu aufzurichtenden Aaee Lazareth auf einer in der Nähe von Dſchidda gelegenen Inſel. London, 14. Juli. Boulanger präſtdirte geſtern im Alexandrapalaſt einem Bankett ſeiner Parteigänger, bei dem Rochefort, Dillon, Naquet und Laiſant an⸗ weſend waren. Der General verlas lt.„Fr. Ztg.“ eine lange Anſprache voll von Angriffen gegen die Miniſter und bezeichnete die ihm gemachten Vorwürfe perſönlicher Diktatur und einer Herſtellung der Monarchie als un⸗ ſinnige. Der Verſuch, dem franzöſiſchen Volke ohne ſeine Zuſtimmung eine monarchiſche Regierung aufzuzwingen, wäre das Signal zum Bürgerkrieg, dem allgemein augen⸗ blicklich Folge geleiſtet werden wuͤrde. Boulanger ſchloß mit einem Dank an die Regierung und das Volk Eng⸗ lands für die freundliche Aufnahme und trank auf die Geſundheit der Königin. Ftimmen aus dem Publtkum. Geehrte Redaction. „ Gegenüber den in letzter Zeit in erſchreckender Weiſe ſich wiederholten Eiſenbahnunfällen wäre es ſehr angezeigt, einen noch nicht berührten Punkt in dieſer Angelegenheit einmal öffeutlich zu erörtern. Es betrifft nämlich die Thatſache, daß der weitaus über⸗ wiegendſte Theil der ſchweren Körperverletzungen bei der Kathaſtrophe von Röhrmoos in Schenkelbrüchen beſteht, welche durch das Zuſammenrücken der einander hart gegen⸗ über ſich befindlichen Sitzbretter hervorgerufen werden. Dieſem Umſtande wäre doch leicht dadurch abzuhelfen, daß man die Sitze nicht mehr in der bis jetzt beliebten Weiſe placirte, ſondern der Länge des Wagens nach, längs der Fenſter laufen ließe, bei welcher Anordnung ein gegenſeitiges Zuſammenſchieben der Sitzbretter doch abſolut unmöglich wäre, da ja jetzt der Zuſammenſtoß, gleichviel ob er von vornen oder von hinten erfolgt, auf Punkte wirkt, innerhalb welcher ſich keine Sitze mehr befinden, vielmehr ein leerer Raum(nunmehr Durchgang) entſtanden iſt. Es ſoll ja nicht geläugnet werden, daß auch bei dieſer Anordnung eintretenden Falls die Sitze— reſp. der eine fortlaufende Sitz— theilweiſe in die Brüche gehen wird, aber die Folgen werden für die betr. Paſſagiere völlig andere, keineswegs aber ſolch ſchwere als bei dem gegen⸗ wärtigen Syſteme ſein. s dürfte übrigens noch in zweiter Linie ins Auge ge⸗ faßt werden, ob die bisher freiſtehenden beiden ſchmalen Wände der Waggons(Vorder⸗ und Rückwand) durch die nunmehr an vier Stellen an ſie anlaufenden Längsſitze nicht erheblich an Halt gewinnen würden. Bei der immenſen Wichtigkeit, welche dieſe Angelegenheit für Jedermann beſitzt, könnte füglich verlangt werden, daß ſowohl das Reichs⸗Eiſenbahn⸗Miniſterium als die Directionen der Privatbahnen dieſem, oder fachmäßig näher degründeten ähnlichen— Vorſchlag näher treten würden und dürfte im Hinblick auf Leben und Geſundheit der Paſſagiere der Koſten⸗ punkt gar keine Rolle ſpielen. Letzterer würde ja übrigens N Entſchädigungs⸗Anſprüche reichlich wieder ausgeglichen. Mannheimer Handelsblatt. Mannheimer Hafen⸗Verkehr. Folgende Schiffe ſind am 18.—14. Juli angekommen: Hafenmeiſterei J. Schiffer ev. Rap. Schiff. Kommt von Ladung Etr. Martin Mathilde Köln Stückgüter— Napp Bismarck Rotterdam. 8 v. Weyngardten Willem L 1 15— Beckhuiſen Rheinländer 15 5— Karbach Schiller Köln 5— Hafenmeiſterei II. Angekommen am 13. Juli GBöcking Badenia 2 Nutterdch Stücgüter 3000 J. Heep Mannheim 2 Rotterdam 1 402⁰ Hafenmeiſterei III. W. Böhringer Ruhrort 8 Ruhrort Borde 1960 H. Demmer Amſterdam 7 Amſterdam Stückgüter 727 F. Engler Fiſcher Jagſtfeld Salz 204⁴ M Ehrenfried Niegedacht Heilbronn„ 180 Hafenmeiſterei IV. Angekommen am 12. Juli. Dreis[Nuhrort 18 Ruhrort Kohlen 16540 Mager Kardlus Magnus Dulsburg„ 18400 E. Nachtigall Geaet Ruhrort 5 8077 M. Mellirghoff Gretchen Hochfeld 85 1176 G. Weitkamp Ferhard 7 15 16176 G. Bansbach Clara Dülsburg 18800 Joh. Meuwſen Raab Karcher u. Co. 16000 Floßholz: angekommen 1513 obm., abgegangen 120 obm. Waſſerſtands⸗Nachrichten. Rhein. Mainz, 13 Juli.0 m.—.08. Bingen, 13. Juli. 248 m.—.06. Kouſtanz, 1 Jall 4 84 m.— oc Kaub, 18. Jult. 281 m.—.09. Hüuningen, 14. Juli..20 m.—.05 Koblenz, 13. Juli 287 11885 Kehl, 15. Juli.40 m.—.07, Köln, 18. Juli..19 m.—.21 Sauterburg, 14. Juli..54 m..04 Ruhrort, 18 Juli..66 m—.07. Maxau, 18.07 Neckar. Mannheim, 15. Jult..87 m=.18. Mannheim, 15, Juli.81 w.—.18. deilbronn, 14. Juli. Meckarſtand 4, m. 045 1. Kheinwaſſerwärme: 10 Grab. der rt der me del bo 10 bet ſat lun im Deneral⸗Anzeiger. . Seitg, * ütliche Auzeigen gekanutmachung. Die Abhaltung von Fär⸗ ber⸗Kurſen betr. No. 67,135. Unter Bezugnahme auf unſere Bekanntmachung vom 30. Januar d. dei 0. 10675 Amtsblatt No. 34 bringen wir zur Kenntniß der Betheiligten, daß im Laufe dieſes oder Anfangs des nächſten Monats eine Wiederho⸗ lung des allgemeinen theoretiſch⸗ praltiſhen Kurſes in der Färberei an der chemiſch⸗techniſchen Prü⸗ fungs⸗ und Verſuchsanſtalt in Karlsruhe beabſichtigt iſt. Etwa⸗ ige Anmeldungen 555 ſpäteſtens bis 20. Juli d. Is. bei der ber nannten Anſtalt einzureichen unter Angabe des von dem Angemel⸗ deten betriebenen Hiteae der Färberei. Minderbemittelten kön⸗ nien unter Umſtänden ſtaatliche Beihülfen zur Beſteitung des durch Theilnahme an dem Kurs entſte⸗ henden Aufwandes gewährt werden. 56309 Mannheim, 18. Juli 1889. Geoßc Bezirksamt. enzken. Bekanntmachung. Nr. 11,560. Die Ehefrau des Wilhelm Lindenfelſer zu Mann⸗ heim, Roſa geb. Steinbach zu Mannheim hak gegen ihren Ehe⸗ mann bei dieſſeitigem Landge⸗ richte eine Klage mit dem Ve⸗ gehren eingereicht, Wen berechtigt zu erklären, ihr Vermögen von dem ihresEhemannes abzuſondern. Termin zur Verhandlung hier⸗ über iſt auf: Mittwoch, 16. Oktober 1889, Vorm. ½9 Uhr beſtimmt. Dies wird zur Kennt⸗ nißnahme der Gläubiger andurch „58807 uli 1889. veröffentlicht. 11. Gerichtsſchreiberei des Großh. Zandgerichts. Dr. von Schauenburg. Bekannkmachung. Nr. 11559. Die Ehefrau des Agenten Martin Piroth, Katha⸗ rina, Henriette, Louiſe, Pauline geb. Link zu Mannheim hat gegen ihren Ehemann bei dieſſeitigem Landgerichte eine Klage mit dem Begehren eingereicht, ſie für be⸗ rechtigt zu erklären, ihr Vermögen von dem 0 Ehemannes abzu⸗ ſondern. Termin zur Verhand⸗ hierüber iſt auf Miitwoch, 16. Oktober 1889, orm. ½9 Uhr beſtimmt. Dies wird zur Kennt⸗ nißnahme der Gläubiger andurch veröffentlicht. 56308 Mannheim, 11. Juli 1889. Gerichtsſchreiberei des Großh. Landgerichts. Dr. von Schauenburg. Bekauntmachung Nr. 34134. Schloſſer Joſef Kamber hier hat ſeinem am 7. Juli 1889 geborenen Kinde Mar⸗ Eliſabetha den weiteren ornamen„Maria“ beigelegt, ſo 5 dasſelbe nun die Vornamen fühe rig Margaretha Eliſabeth“ ührtt 56209 n den 12. Juli 1889. —0 Amtsgerich 4 Dr. Maas. Sekauntmachung. No. 32088. Landwirth Johann Sponagel, Wittwe, Fliſaperhe Hede Leonhard in Feuden⸗ eim hat um Einſetzung in die ewähr der Verla ſenſchaft ihres Ehemannes nachge ucht. Dieſem Geſuch wird en prochen penn nicht innerhalb ſechs Wochen Einſprache erhoben wird. Nannheim, den 9. Juli 1889. Der Gerichtsſchreiber Großh. Amtsgerichts. 56181 C. Wagenmann. Bekaunkmachung. Dei den Unterofftzierſchulen otsdam, Marienwerder 85 und Kebrich können im Oetober 94 res noch Freiwillige zur Ein⸗ ſtellung gelangen und wollen ſich junge Leute, welche daſelbſt ein⸗ 0 werden wünſchen, abes unter Vorlage eines Meldeſcheins bei dem unter⸗ zeichneten Bezirks Kommando melden. 56310 Vezirkskommando Heidelberg. Sekauntmachung. Die Konſtatirung der Einkommenſteuer ge⸗ mäß Artikel 15 Abſatz 1 des Einkommenſteu⸗ er⸗Geſetzes betreffend. Nach dem oben angeführten Geſetzes⸗Paragraph iſt Jedermann er in einem Steuerdiſtrikt erſt⸗ mals, oder nach dem 585 Steu⸗ tepflicht geruht hat erſtmals wie⸗ der ein ſteuerpflichtiges Einkom⸗ men aus Arbeit oder Dienſtleiſtung 1155 ſofern das Einkommen nicht gus einer Staatskaſſe fließt, Jerpflichtet, innerhalb 14 Tagen dgbelt dan der fraglichen Thä⸗ eit bei dem Unterzeichneten riftlich oder mündlich die erfor⸗ erliche Erklärung abzugeben. „Hierauf werden die Steuerpflich⸗ gen mit dem Anfügen aufmerk⸗ ſam gemacht, daß uwiderhand⸗ lungen unnachſichtlich durch die an Artikel 2c des Einkommen⸗ ſteuergeſetzes ausgeſprochenen Strafen geahndet werden. 54958 Mannheim, im 8 1889. er Großh. Ober Ur den Stabtbefie Mannheim Dautz. euerkommiſſär FKahrnif⸗Jerſteigerung. Aus dem Nachlaß der Frau Augſtein Wittwe werden in M 2, 18 ferner gegen baare Zahlung ver⸗ ſteigert: den 16. Juli l.., Vorm. N u. Nachm. ½3 Uhr, ebenſo Mittwoch, den 17. Jult verſchiedenes Weißzeug, wobei gute größere Tiſchtücher, Porzellan und Glasgeräthe, Hausgeräthe, Bilder, gute Frauenkleidung, Decken, Teppiche, Vorhänge, Bett⸗ ung und Matratzen. Hierauf: Donnerſtag Nachm. 2½ Uhr u. Freitag Vorm. J Uhr: Sopha's, 1395 Stühle, Bett⸗ laden mit Roſt, Waſchtiſche, Nacht⸗ tiſcheChiffonier, Garderobeſchränke 1 Secretair, 1 Silberſchrank, Commoden und Pfeilerſchränke, Spiegel zc.; 56234 De1 Tafelklavier wird Donnerſtag Nachmittag 4 Uh⸗ ausgeboten. A. Gros, Waiſenrichter. Steigerungs⸗Ankündigung. Im Vollſtreckungswege verſtei⸗ 55 ich in meinem Pfandlokale 5 4, 17 7 0 Dienſtag, den 16. ds. Mts., Nachmittags 2 Uhr heke 9 Realen, chreibpult, e, 1 Waſchkommode, 1 Nachttiſchchen, 1 Rundwalze, 1 Werkzeugkaſten, 1 Hobelbank, 1 completes Schreinerwerkzeug, 1 Kiſtchen Lagriz, 18 Stück Waſch⸗ leder, 1 Sack Mehl, 1 Sack gerollte Gerſte, etwa 2 Zentner Reis, etwa 25 Pfund Käffee, 1 Sack Gries, etwa 50 Pfund Linſen und etwa 20 Liter Kirſchenwaſſer öffent⸗ lich gegen Baarzahlung. 56303 Mannheim den 13. Juli 1889. Kräuter, Gerichtsvollzieher. Steigerungs⸗Ankündigung. Im Vollſtreckungswege verſtei⸗ gere ich in Q 7, 28 hier Dienſtag, den 16. ds. Mts., Nachmittags 3 Uhr ein Einſpäunerkaſten öffentlich gegen Baarzahlung. 1 Eisſchrank, 3 The agen, 1 1 Kommod Mannheim, den 13. Juli 1889. Kräuter, Gerichtsvollzieher. 56315 Nerſteigerung. Mittwoch, den 17. ds. Mts., Nachmittags 2 uhr werden in Lit. G 5, 10 eine Parthie feine Kleiderſtoffe, Lama, Hand⸗ tücher⸗ und Hemdenſtoffe, Blöuſen, verſch. neue Bilder, 200 Paar 1 0 und Damenſtiefel gegen aarzahlung verſteigert. Ferbinand Aberle, 56313 Auctionator. Geſangverein Concordia. Heute Dienſtan Abend Probe. Um vollzähliges Erſchergen bittet Der Vorſtand. Geſangverein Eintracht. Dienſtag Abend 9 Uhr Probe. Der Vorſtand. Olymp“. Dienſtag, 2 1 1889 Verſammlung in unſerm Vereinslokal„zum Habereck“, Q 4, 1 wozu wir unſere verehrl. Mitglie⸗ der um vollzähliges e erſuchen. 28425 —5 Der Vorſtand. Geſang⸗Verein al Dienſtag Abend 9 Uhr Proabe. im Lokgle. Zum deutſchen Kaiſer,* 4, 9 Um vollzähliges und pünktliches Erſcheinen erſucht 5323 er Vorſtand. Vereinigung der deutſchen Maler, Jackirer, Anſtreicher und verwandten Berufsgenoſſen Fillale Mannheim. Unſere regelmäßige Versamml indet im Nebenzimmer de ax, H 3, 3 ſtatt Dieſelbe findet um ½9 Uhr ſtatt. Die Bevollmächtigten. IIst. reinen Hambeer-Syſag ſaftreiche dünnſchalige Citronen empftehlt 56106 ob. Schreiber. Damen finden liebevolle Auf⸗ nahme unter ſtrengſter Discretion bei Frau Schmiedel, Hebamme, 54858 Prinz jeden Samſtag 5199 Weinheim, Mittelgaſſe. 52546 31. Auguſt nähere Auskunft ertheilt und es wer SchwemensteinenundKaminrohren Deutſche Wechſel⸗ N + 30 Mark per Interims⸗Actie. Einzahlung von 1 anft. In Gemäßbeit der§8 5 und 6 der Geſellſchaftsſtatuten“) haben wir im Einvernehmen mit dem Vorſtand beſchloſſen, auf unſere Interims⸗Actien eine Einzahlung von 10%- 30 Mark per Aette einzurufen. Wir fordern demgemäß unſere Aetionäre auf, Juli l. J. an unſerer Geſellſchaftskaſſe zu leiſten und dieſe Einzahlung in der Zeit vom 10. bis einschließlich 20. gleichzeitig ihre Interims⸗Actien, ſowie ein arithmetiſch ge⸗ ordnetes Nummernverzeichniß in zwei Exemplaren daſelbſt einzureichen. Das eine derſelben erhält der Einreichende als Empfangsbeſcheinigung quittirt zurück. Die Juterims⸗Actien ſind ohne Couponsbogen einzureichen. Wegen der Rücklieferung der Actien, deren Reichsſtempel⸗Erledigung einige Zeit in Anſpruch nehmen dürfte, wird eine weitere Bekanntmachung erfol Wir fügen noch an, daß Formulare für die Nummernverzeichniſſe in unſerem Effectenbureau erhältlich ſind und daß der für die Einzahlung zu leiſtende geſetzliche Stempel von 50 Pfg. per Actie gleichzeitig mit der Ein⸗ zahlung an unſerer Kaſſe zu entrichten iſt. Frankfurt a.., den 20. Juni 1889. Jer Auffichtsrath der Nentſchen ſſetten& wetzſel⸗Hank. Anton L. A. Hahn, Vorfttzender. 5. Abſ. 8. Die Einzahlungen erfolgen nach Maßgabe der Beſtimmungen des Aufſicht es im Ei i Vorſtande auf Bekanntmachung in den für die Berüffenllichung beſtimmten Geſellſchaſtsblättern. ſſichttratzes im dnvernehmen mutz den Verzugszinſer ſind aus dem rückſtändigen Betrag 6/ p. d. 10 eſe von 2% des rückſtändigen Betrages, auch kann der eine erneute Aufforderung zur ſeines Ausſchluſſes mit ſeinem Aßtheilrechte erlaſſen. der ſäumige der Ge aftsvorſtand auf Beſchluß des Aufſichtsrathes an den ſä A ahlung des rückſtändigen Betrages ſammt Serſugeaien 0 ſe ionär in eine Conv § 6. Werden eingerufene Einzahlungen bis zum Ablauf des in der Bekanntmachung e Termins nicht geleiſtet, t endte nal onventionalſtrafe unter Androhung Dieſe Aufforderung hat mindeſtens dreimal durch Bekanntmachung in den Geſellſchaftsblättern, die erſte Bekanntmachun zu erfolgen. Unterbleibt auch auf dieſe Aufforderung hin die der Aktten und der geleiſteten Theilzahlungen zu Gunſten der Geſe rklärung erfolgt mittelſt Bekanntmachung in den Geſellſchaftsblätt Am 19. Juni iſt das hintere Reuchthal von einem ſchweren Un⸗ glück betroffen worden. Nach einem Tage drückender Hitze ſammelten ich ſchwere Wetterwolken am Kniebis. Mehrere Gewitter kamen zuſammen. Drei bange Stunden lang blieben ſolche dort hängen mit einem ſchweren Wolkenbruch und Hagelſchlag jene Gegend heim⸗ ſuchend und bedeutenden Schaden u der delen Dieſe durch das Unwetter entſtandenen Schädigungen vertheilen ſich auf die Gemark⸗ ungen Oppenau, Lierbach, Ibach, Petersthal Griesbach. Beſonders hart wurde mitgenommen die kleine Gemeinde Maiſach. Die zum wilden, reißenden Bergſtrom angeſchwollene Maiſach richtete in dem engen Thale ungeheuren Schaden an. Faſt alle Brücken und Stau⸗ anlagen ſind zerſtört, einige Gebäude weggeſchwemmt, einige ſtark beſchädigt, viele Gemeinde⸗ und Privatwege ſind zerriſſen. Der Mutterboden iſt von vielen, an ſteiler Berghalde liegenden Aeckern abgeſchwemmt und dadurch ſolche, theils für immer, theils doch für mehrere Jahre für die Kultur unbrauchbar gemacht. Große Futter⸗ vorräthe ſind weggeſchwemmt oder verdorben, aus den Waldüngen, Holzplätzen und Sagemühlen ſind große, werthvolle Holzmaſſen in die untere Reuch und in den Rhein hinausgetrieben worden, wopvon unnd dem Eigenthümer ane verloren ſein wird, as die Waſſermaſſen verſchonteft, zerſtörte der ſchauerliche Hagelſchlag. Die Frucht⸗, Futter⸗ und Kartoffeläcker verſprachen eine reiche Ernte; der Hagel hat dieſe, ſowie die Kirſchenernte zum Theil vernichtet. „Der Geſammtſchaden beträgt über 100,000 Mk. und iſt um ſo drückender, als er ſich auf eine verhältnißmäßig geringe Anzahl Bauernfamilien vertheilt, von dieſen ein großer Theil Unbemittelt iſt, au 11 555 das gleiche Unglück vor 2 Jahren dieſe Gegend 85 ucht hat. 1 ie Lage dieſer ſo hart betroffenenen Landwirthe iſt ſehr ſchwierig. Außerordentliche Beihülfen 9 5 1 wenn den⸗ ſelben die wirthſchaftliche Selbſtſtändigkeit erhalten werden ſoll. Schon ſind hochherzige Gaben geſpendet worden; aber der Umfang der Verwüſtung und die Nothlage vieler Familien fordert noch allgemeinere Theilnahme und ein Erwachen der Mildthätigkeit in den weiteſten Kreiſen. 8 89 Die Unterzeichneten wenden ſich deßhalb an die Mithilfe edler Menſchenfreunde mit der Bitte um Unterſtützung. Gaben wollen an den Rechner des Kirchſpiels Oppenau, Herrn Joſef Huber, Weißbäcker in Oppenau eingeſendet werden. Oberkirch, den 1. Juli 1889. Das Auterſtützungs⸗Comitet: Achenbach, Oberförſter in Peters⸗ 83 Oberamtm. inOberkirch. al. eldreich, Bürgermeiſter und Boeckh, Domänenverwalter in 5 Landtagsabg. allda. Oberkirch, Gießler, Stadtpfr. in Oppenau. Braun, i Braun, Bezirksrath in Oppenau. Bürgermſtr. in Maiſach. Gugelmaier, Brauereiheſißzer in Dürr, Bürgermſtr. in h in Oberkirch, Vorſtand des Männerhilfsvereins. Erdrich, Schwanenwir in] Köhler, Fabrikant in Oberkirch. Lautenbach. Zimpfer, Oberamtsrichter allda, Institut Roman, vormals Keil, N 3, 4. Beginn des neuen Schuljahres Montag, den 16. Sep⸗ tember. Aufnahme von Schülerinnen vom 6. bis zum 16. Lebensjahre.— Schülerinnen, welche in der Umgebung von Mann⸗ heim wohnen, können in Halbpenſton eintreten. Mit dem neuen Abild ſoll für erwachſene junge Mädchen ein Fortbildungskursus, folgende Fächer umfaſſend, eröffnet werden: Weltgeſchichte, Deutſche Literatur, ch und Engliſch(beide mit Lit., Leſen und Converſ.) Kunſtgeſchichte und Phyſik. Ueber die Schule und den aa wird bis zum en Anmeldungen entgegen genommen von der Vorſteherin jeden Werktag von —4 Uhr. 56016 Eine große Parthie 55769 Cravatten u. Handſchuhe werd⸗ zu bedeutend zurückgeſe gten Preiſen abgegeben. Carl Hoffmann, D 1, 11. Zum Bezug von 54479 empfiehlt sich die Firma Fonek& Comp., Neuwied-Weissenthurm. Unsere Steine sind genügend alt, und in der Qualität mit den jetzt massenhaft angebotenen viel zu jungen Steinen nicht zu verwechseln. Carholineum Wingenroth in Kannen à 10, 20, 30 bis 50 Ko., ferner Faß⸗ weiſe, verkauft genan zu denſelben Preiſen wie ab Fabrik der Vertreter 51859 Heinrich Schwarz, Lager am Perbindungstanal u. Lriedrichsfelderſtraße. 6 4, 10, J. Dettweiler. G 4, 10, bringe meine Milchkuranſtalt mindeſtens drei Monate und die letzte Bekanntmachung mindeſtens vier ahlung Wochen vor Ablauf der für die Einzahlung geſetzten Nachfri ſt der ſäumige Aktionär ſeiner Anxechte aus der Zeichnung für verluſtig zu erklären. Die den Ausſchluß mehsche recſtan n Mambein. Volleinbezahltes Actiencapital 15 Milllonen Mark. Filiale in Heidelherg, Karlsruhe, Freiburg ji. B. und Konstanz. Wir eröffnen laufende Bechnungen, be⸗ sorgen das Incasso von Wechseln auf das In- und Ausland und stellen Wechsel, Cheks und Ac- creditiye auf alle Handelsplätze der Welt aus. Wir vermitteln den commissionsweisen An- und Verkauf von Effecten an der Mannheimer und allen auswärtigen Börsen. Alles zu den billigsten Bedingungen. Wir führen provisionsfreie Checkrechnungen und gewähren für deren Benutzung die grösst- möglichen Vortheile und Erleichterungen. 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Anmeldungen zu dieſer 1 5 erden Montag ie den 22. und 23. d. M. von—6 Uhr nachmittags im Direkkibn zimmer der Realſchule O 5, 14 entgegengenommen. dlaben ſind Geburts⸗ und Schulzeugniſſe ſowie der Impfſchein vorzulegen. 5 für den Eintritt in die unterſte Klaſſe war⸗ en verlangt: 13 De Leſen des Deutſchen in deutſcher und lateinſſcher ru vift. 2. Uebung im ortho ganſcen Niederſchreiben diktierter deutſcher Sätze, ſowie in lateiniſcher Schrift; 8. Kenntniß der pier Rechnungsarten mit unbenannten Zahlen im Jaßlenraum bis 100, b Das Normalalter für den Eintritt in dieſe Klaſſe iſt das gte bis Iite Lebensjahr. Mannheim, den 18. 5 1889. roſ, Direktion: ouradi. Einladung. Mittwoch, den 17. Juli 1889, Abends ½9 Uhr im Necteg 105 Schillethalle ſindet eine Besprechung behufs Gründung eines Vereins der Krausköpfigen ſtatt und werden hiermit alle Herren, die krauſes Haar haben, eingeladen. Hauptpflege des Vereins: Humor, Witz und Ironie. 56800 Das Comité. Hremer Tehensuerſicherungs⸗Bank Bremen, errichtet 1867. Leheng⸗, Ausſtener⸗ und Militärdienſtuerſicherungen vermitteln die Herren Hauptagenten: 58051 Carl A. Hayer, R 4, 9. —. W. Kern, A 3, 5. Für die vielen Beweiſe lebhafter Antheilnahme anläßlich des Hinſcheidens unſeres langjährigen, treuen Mitarbeiters, des Herrn 56828 Andreas Senges und für die demſelben erwieſenen letzten Ehren ſprechen wir hiermit unſern herzlichen Dank aus. Zer Aufſichtsrath und die Nirectien in empfehlende Erinnerung. 58788 der Mannheimer Attienbrauerei. 6. Seiie. 8 eeeeeeeeeeeee Geſchäftsverlegung& Empfehlung. Hiermit mache ich die ergebenſte Anzeige, daß ich mein Wein⸗ und Flaſchenbier⸗ Geſchäft vom 15. Juli an von A 2, 3 in mein Haus Litra I. 15, 5 verlege, durch größere Räumlichkeiten und vortheilhafte Einrichtung bin ich in den Stand geſetzt auch den weit⸗ gehendſten Anſprüchen zu genügen. Indem ich dieſes meiner werthen Kundſchaft, ſowie meiner verehrten Nachbarſchaſt und Gönnern zur gefl. 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