Nr. 232. Hener In der Poſtliſte eingetragen unker(Badiſche Volkszeitung.) Nr. 2288. Abonnement: 50 Pfg. monatlich, Bringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. incl. Poſtauf⸗ ſchlag M..90 pro Quartal. Inſerate: Die Colonel⸗Zeile 20 Pfg. Die Reklamen⸗Zeile 60 Pfg. Einzel⸗Nummern 3 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. Mannheimer der Stadt Maunheim und Umgebung. (99. Jahrgang. Amts⸗ und Kreisverkündigungsblatt Erſcheint täglich, auch Sonntags; jeweils VBormittags 11 Uhr. bout nal Ernſt M 55 für den e YAlzeiger (Nannheimer Volksblatt.) Telegramm⸗Adreſſe: „Journal N ſür den dolfeichen u. dlie Thent r den politiſchen u. Chef⸗Redakteur Jullas⸗ Katz. für den lokalen und rov. üller, Kotationsdruck und Berlag der Dr. H. Haas'ſchen Buch⸗ d ee as„Mannheimer Journgl 5 Eigenthum des se Bürgerhoſpitals.) ſämmtlich in Mannheim. (Celephon⸗Ar. 218.) Auflage über 11,300 Exemplare. (Notariell beglaubigt.) Das Koglitiongrecht und die Strikeführer. Berlin, 24. Auguſt. (Originalbericht des„General⸗Anzeigers.“) Es iſt leicht zu verſtehen, wenn die Erörterungen über die Strikeerſcheinungen dieſes Sommers immer wie⸗ der auf das Koalitionsrecht zurückführen. Dabei iſt feſtzuſtellen, daß von keiner Seite ernſthaft daran ge⸗ dacht wird, den Beſtand dieſes Rechtes ſo wie er in den §§ 152 und 153 der Gewerbeordnung gegeben iſt, in Frage zu ſtellen. Insbeſondere iſt man auch darüber allſeitig klar, daß nicht daran gedacht werden dürfe, ausgehend von offenbar vorliegendem Mißbrauche dieſes Rechtes durch Arbeiter, oder vielmehr richtiger durch Diejenigen, welche den Arbeiter zu ſol chem Mißbrauche verleiten, dieſes Recht für den Ar⸗ beiter einzuſchränken; und zwar könne deßhalb an ſolche Einſchränkung nicht gedacht werden, weil in dem be⸗ rechtigten Streben der Arbeiter nach Ver⸗ beſſerung ihrer wirthſchaftlichen Lage ſtie nur aus der Vereinigung die Kraft ſchöpfen können, um gegen die dem einzelnen Arbeiter überlegen gegenüberſtehende Unter⸗ nehmerſchaft Erfolge zu erzielen. Wenn aber der Geſetzgeber nicht nur berechtigt, ſondern auch verpflichtet erſcheint, einen möglichſt großen Schutz gegen den Mißbrauch der Koalitionsfreiheit zu ſchaffen, ſo entſteht zunächſt immer wieder die Frage, welches dann der geſetzmäßige Inhalt des beſtehen⸗ den Koalitionsrechtes iſt. Hierüber bietet nun die Rechtſprechung eine ſehr dürftige Belehrung. Bezügliche Entſcheidungen unſerer hochſten Gerichtshöfe liegen nur für vereinzelte Punkte vor. Weder der§ 152, welcher die der Koalition entgeger⸗ ſtehenden generellen Verbote aufhebt, noch der§ 153, welcher Zwang und Bedrohung unter Strafe ſtellt, ſo⸗ fern ſie rückſichtlich der Betheiligung an Strikes ꝛc. in Anwendung kommen, ſind durch eine ausgiebige präjudizielle Rechtſprechung der höchſten Gerichte kommentirt worden und iſt dieſes durch den Umſtand erklärlich, daß nach Beendigung der Strikes, um den mit Mühe wieder her⸗ geſtellten Frieden zu erhalten, jeder Theil nach Mög⸗ lichkeit vermeidet, etwaige während des Strikes be⸗ gangene Delikte zur Verfolgung zu bringen. Iſt aber das geltende Recht ſeinem Umfange nach durch richterliche Entſcheidung nicht umſchrieben, ſo muß auf die geſetzgeberiſche Aktion zurückgegriffen werden, aus der dieſes Recht hervorgegangen iſt. Aber auch die parlamentariſchen Akten der Jahre 1868 und 1869 bieten weder in den ſtenographiſchen Berichten, noch in den Vor⸗ lagen, Motiven und Anträgen irgendwie ausreichendes Material, um den Inhalt der§88 152 und 153 der Ge⸗ werbeordnung daraus erläutern zu können. Man iſt da⸗ her lediglich darauf angewieſen, dieſen Inhalt aus dem Worlaute der Paragraphen ſelbſt zu entnehmen. § 152 hebt nun alle Verbote und Strafbeſtimm⸗ ungen auf, welche wegen Verabredungen und Vereinig⸗ ungen zum Behufe der Erlangung günſtiger Lohn⸗ und Arbeitsbedingungen, insbeſondere mittelſt Einſtellung der Arbeit oder Entlaſſung der Arbeiter„gegen Gewerbe⸗ treibende, gewerbliche Gehülfen, Geſellen oder Fabrik⸗ arbeiter“ erlaſſen wären. Die Verabredung und Ver⸗ einbarung zu dieſem Zwecke iſt alſo den gewerblichen Unternehmern und den gewerblichen Arbeitnehmern frei gegeben, ſie ſind beide gegen jede ſtrafrechtliche Verfolg⸗ ung wegen ſolcher Koalition geſchützt. Aber dieſer Schutz beſteht auch nur für gewerbliche Unternehmer und ge⸗ werbliche Arbeiter; mit keiner Silbe iſt jedoch davon die Rede, daß ſtraflos ſein ſoll, wer ſich, ohne gewerb⸗ licher Unternehmer oder gewerblicher Arbeitnehmer zu ſein, alſo als an den Zwecken der freigegebenen Koalition unbetheiligter Dritter an dieſer Koalition betheiligt, in dieſelbe als Fremder ſich ein⸗ drängt und eventuell ſogar die leitende Rolle des Strikeführers übernimmt. Dieſe leitende Rolle iſt aber bei der großen Mehrzahl von Strikes in Händen von Perſonen, welche weder gewerbliche Unternehmer, noch gewerbliche Arbeitnehmer ſin d, vielmehr ihre Exiſtenz auf das Strikeführerthum baſirten. Daß aber der Geſetzgeber dieſe Kategorie von jetzt bei den Strikes vielfach die Hauptrolle ſpielenden Perſonen nicht von den ſonſt geltenden Strafbeſtim⸗ mungen hat befreien wollen, dürfte ſich aus dem Wort⸗ kaute des 5 153 ergeben. Dieſer Paragraph bedroht, Geleſenſte und verbreitetſte Zeitung in Mannzeim und Amgebung. ſoweit nicht nach dem allgemeinen Strafgeſetz eine höhere Strafe eintritt, mit Gefängnißſtrafe bis zu drei Monaten:„wer Andere durch Anwendung köͤrper⸗ lichen Zwanges, durch Drohungen, durch Ehrverletzung oder durch Verrufserklärung beſtimmt oder zu be⸗ ſtimmen verſucht, an ſolchen Verabredungen(§ 152) Theil zu nehmen, oder ihnen Folge zu leiſten, oder Andere durch gleiche Mittel hindert oder zu hindern verſucht, von ſolchen Verabredungen zurückzutreten. Dieſe Strafbeſtimmung wird aber nicht etwa nur wie die in§ 152 ausgeſprochene Befreiung für gewerb⸗ liche Unternehmer und gewerbliche Arbeitnehmer ge⸗ troffen, ſondern für Jedermann und hieraus darf indirekt gefolgert werden, daß in§ 152 nicht für Jedermann, ſondern nur für die dort ausdrücklich Be⸗ nannten: Gewerbetreibende, gewerbliche Gehülfen, Ge⸗ ſellen oder Fabrikarbeiter die Aufhebung des Verbots und der Strafbeſtimmungen ausgeſprochen ſein ſoll, für die oben gedachten, unbetheiligten Dritten aber dieſe Verbote und Strafbeſtimmungen ihre Geltung behalten ſollten. Wenn ſelbſt eingewendet würde, bei Erlaß der Ge⸗ werbeordnung habe der Geſetzgeber dieſe Unterſcheidung gar nicht machen können, weil damals ein profeſſio⸗ nelles Strikeführerthum noch nicht beſtand, ſo wird dem entgegen zu ſtellen ſein, wie doch als gewiß ange⸗ nommen werden müſſe, falls der damalige Geſetzgeber die mißbräuchliche Anwendung der Koalitionsfreiheit, wie ſie jetzt durch nicht von ihm von den geltenden Verboten und Strafbeſtimmungen ausdrücklich befreite dritte Per⸗ ſonen Platz greift, gekannt oder vorgeſehen hätte, ſo würde er die zwiſchen den§§ö 152 und 153 von ihm gemachte Unterſcheidung betreffs der von denſelben be⸗ troffenen Perſonen nicht nur indirekt, ſondern direkt zur Geltung gebracht haben. Iſt aber der jetzige Geſetzgeber nicht nur berechtigt ſondern auch verpflichtet, moͤg⸗ lichſt großen Schutz gegen Mißbrauch des Koalitions⸗ rechts zu ſchafſen, ſo dürfte zunächſt dabei einzuſetzen ſein,„der Verleitung ſowohl wie dem terroriſtiſchen Zwange zur Theilnahme am Strike“ dadurch beſſer vor⸗ zubeugen, daß man am Stande der Lohn⸗ und Arbeits⸗ bedingungen ganz unbetheiligte Dritte verhindert, ſich ſtraflos in Koalitionen zur Herbeiführung den Arbeitern günſtigerer Bedingungen einzudrängen. Daß man auf dieſe Weiſe dem profeſſionellen Strikeführerthum und damit den ſozialdemokratiſchen Agitatoren zweiten und dritten Ranges den Brodkorb höher hängen würde, dürfte doch nur ein Grund mehr ſein, ernſtlich in Erwägung zu ziehen, wie der heutige Geſetzgeber die Willensmeinung des damaligen betreffs des Umfanges der Koalitionsfrei⸗ heit präziſer zum Ausdruck bringen könnte. Politiſche Ueberſicht. Maunheim, 26. Auguſt, Vorm. Das Kaiſerpaar iſt wieder nach Pots⸗ dam zurückgekehrt. Die Feſttage von Karlsruhe, Straßburg, Metz und Münſter ſind verrauſcht, der Fah⸗ nenſchmuck und die Reiſigzier ſind von den Häuſern ab⸗ genommen und die Alltäglichkeit tritt wieder in ihre Rechte. Doch lange Zeit noch wird der Jubel in den Herzen nachklingen und wie das Kaiſerpaar die ſchönſten Erin⸗ nerungen an dieſe Reiſe bewahren wird, ſo wird auch die Bevölkerung jener Landestheile, denen die Ehre des kaiſerlichen Beſuches zu Theil ward, der hehren Tage ſtets gedenken.— Moͤge ſich als ſchöne Frucht der Kaiſerreiſe erfüllen, was Kaiſer Wil⸗ heln, beim Abſchied aus dem Reichslande als ſeine Ueber⸗ zeugung ausſprach:„daß dieſe urſprünglich deutſchen Landestheile von einem biederen und einſichtsvollen Volke bewohnt werden, welches, je länger je feſter, an das deutſche Vaterland ſich wieder anſchließen wird.“ Das lebhafte Intereſſe, das unſer Großher⸗ zog der gewerblichen Thätigkeit des Volkes entgegen bringt, zeigte ſich geſtern wieder in erhebender Weiſe. Durch ſeine Anweſenheit beim Verbandstage der in Karlsruhe verſammelten ſüddeutſchen Arbeiterfort⸗ bildungsvereine hat unſer Landesfürſt neuerlich ſein Wohlwollen dem Handwerk bekundet und wie er auf dem Felde von Jöhlingen und in den Reichs⸗ landen als Führer der Truppen die Wehrkraft des Reiches in ihrer Bedeutung hervortreten ließ, wie er vorgeſtern als Fürſt des Friedens in unſerer Nachbargemeinde einem gottgefälligen Werke die Weihe gab, ſo hat er geſtern wieder in der Reſidenz der werbenden wirthſchaft⸗ Dienſtag, 27. Auguſt 1889 lichen Thätigkeit des Handwerks ſein lebhaftes Intereſſe bezeugt. Mit großem Triumph haben die ruſſiſchen rege⸗ tionären Blätter die Verkündung des Geſetzes von den Landeshauptleuten begrüßt, welche eine„neue Aera“ der Ordnung in den ländlichen Verhältniſſen Rußlands er⸗ öffnen ſollen. Wenn es dieſem Geſetz nur nicht eben ſo geht, wie dem vor einem Jahrzehnt erlaſſenen Geſetz über die Einſetzung ſogenannter Landespoliziſten, welche mit weitgehenden Vollmachten ausgerüſtet wurden, um für Ruhe und Ordnung auf dem flachen Lande zu ſorgen, aber dieſe Ordnung in einer Weiſe beſorgten, daß Graf Tolſtoi vor einem Jahr ſich gezwungen ſah, dei weſentlichen Theil ihrer Vollmachten wieder zu nehmen, weil ſie mit denſelben die unſauberſten Geſchäfte deckten! Auch die neuen Landeshauptleute haben weitgebende Competenzen, denn im Grunde koͤnnen ſte als Herren im Dorfe ſchalten und walten, ohne einer durchgreifenden Controle unterworfen zu ſein. Die Befugniſſe des Landeshauptmauns erſtrecken ſich über das ganze Gebiet des bäuerlichen Daſeins: Er hat für das wirthſchaftliche und ſittliche Gedeihen der Bauern ürſorge zu tragen, die Regelung der Agrar⸗Organifa⸗ tlon zu vollzieheu, ihm fällt die Aufſicht zu über alle Organe der bäuerlichen Beſtimmung der Gemeindeverſamm⸗ lungen, über die Ausgaben der Gemeindecommune, über ihre ganze Selbſtverwaltung, über die Wahlen in der Landſchaftsverſammlung, über die Ableiſtung der Wehr⸗ pflicht, über Erbſchaftsangelegenheiten u. ſ. w. Das Gebiet, in welchem er zu ſchalten und zu walten hat, iſt mit einem Wort ungemein groß und erfordert nicht nur eine große Arbeitskraft, ſondern auch ein ſtarkes Be⸗ wußtſein ſittlicher Verantwortlichkett, ohne welches allerlei Mißbräuchen Thür und Thor geöffnet ſind, namentlich da der Landeshauptmann ohne Weiteres jedem Bauer Arreſt bis zu ſteben Tagen oder eine Geldſtrafe(bis zu 6 aunar dietiren kann. Einer Controle der Landſchaft unterliegt ſein Wirken nicht, nur der Gouverneur oder der Adelsmar⸗ ſchall können eine ſolche üben, wobei jedoch eigentlich nur der Erſtere in Betracht kommt, da die Entſcheidung nur der Miniſter fällt, der auf die Darlegung des betreffen⸗ den Falles durch den Gouverneur angewieſen iſt. * Eruteſchützungen in den Pereinigten Staaken. (Originalbericht des„General-Anzeigers.“) In keinem anderen Lande der Welt werden Ern!⸗ ſchätzungen mit ſolcher Ungeduld erwartet, als dies Bezug anf Amerika der Fall iſt, denn kein anderes Reich bringt ſolch' eine große Quantität und ſo verſchiedenar⸗ tige landwirthſchaftliche Produkte hervor, als die Ver⸗ einigten Staaten. Trotzdem der Konſum dort ein viel größerer iſt, als dies eigentlich nöthig und ein bedeuten⸗ der Theil der Erzeugniſſe geradezu verſchwendet wird, iſt doch noch ſtets ein Surplus vorhanden, der ins Aus land wandert und daher rührt das Intereſſe, das die Ernte⸗ ausſichten überall hervorrufen. Nun ſollten aber Schätz⸗ ungen darüber, die von Privatindividuen ausgehen, ſtets mit Mißtrauen betrachtet werden, denn dieſelben entſprin⸗ gen faſt ausnahmslos dem Wunſche, die Sache ſo dar⸗ zuſtellen, wie es ihnen gerade paßt. Kommt es doch ſo⸗ gar vor, daß einzelne Spekulanten ſich unverfroren an die Regierung wenden, mit dem Erſuchen, doch keine officiellen Schätzungen erſcheinen zu laſſen, da ſie weder Geld noch Mühe ſparten, um die genaueſten Informa⸗ tionen zu erhalten und weiter zu verbreiten. In Wahrheit ſollte man ſich aber nie nach anderen Schatzungen richten, als nach ſolchen, die von dem landwirthſchaftlichen Departement abgegeben werden. Der Plan, welchen letzteres bei ſeinen Berichten über die Ernte verfolgt, iſt folgender: In jedem Bezirk befindet ſich ein Hauptkorreſpondent mit drei oder mehreren Aſſiſtenten, der an jedem Erſten des Monats einen Rap⸗ port erſtattet, außerdem aber auch noch ſpeziele Berichte zu liefern hat, in welchem er den Flächeninhalt des Bodens unter Kultur im Vergleich zum vorjährigen, den Stand der Saat und den durchſchnittlich geſchätzten Ertrag ge⸗ nau anzugeben hat. Außerdem befindet ſich noch unab⸗ hängig von dieſen ein zweiter Stab von Korreſpondenten in den verſchiedenen Staaten, die ebenfalls ihre Wahrnehmungen dem landwirthſchaftlichen Departement mitzutheilen haben. Hier werden die Berichte genau mit einander verglichen und das ſo erzielte Ergebniß dann veröffentlicht. Man hat wiederholt Verſuche gemacht, ein beſſeres Syſtem für die Schätzungen als dieſes zu finden, da ſich daſſelle durchaus nicht als untrüglich erweiſt, hat aber bis iun 21 Satg 25 ee, 27. Auguſt. keines entdecken können. Intereſſenten aufgefordert, ihre Meinungen abzugeben, wie ſolche Schätzungen am ſicherſten zu machen ſeien, die Ant⸗ worten waren aber ſehr unbefriedigend und bewieſen höch⸗ ſtens, daß das jetzt befolgte Syſtem noch das Beſte ſei. or einiger Zeit wurden alle —— „Unterredungen mit gismarck“ betitelt ſich ein Büchlein, in welchem Herr A. v. Unger zer⸗ ſtreute und halbvergeſſene Aeußerungen des Reichskanzlers zu einem prächtigen Blumenſtrauße vereinigt hat, der gewiß manchen deutſchen Leſer erfreuen wird. Man hat die öffent⸗ lichen Reden Bismarcks, vertrauliche Briefe und amtliche Urkunden aus ſeiner Feder in verſchiedenen Ausgaben ge⸗ ſammelt und dem großen Staatsmanne Denkmäler in deſſen eigenen Worten geſetzt. Der Herausgeber glaubt jedoch eine Lücke auszufüllen, wenn er ſolche Unterredungen Bismarcks mit hervorragenden Männern, deren Inhalt mehr oder weniger wörtlich in die Oeffentlichkeit gedrungen iſt und die ſich in längſt verwehten Zeitungsblättern, in Memoiren und Tagebüchern zerſtreut finden, zuſammengeſtellt, um das Bild zu vervollſtändigen, das uns die öffentlichen Reden u. ſ. w. liefern. Um von vornherein allen Enttäuſchungen derjenigen zu begegnen, die etwa in dieſem Buche unbekannt gebliebene Geſpräche zu finden hoffen, ſei bemerkt, daß dasſelbe nichts bringt, was nicht irgendwo ſchon ſich gedruckt findet, nichts, was nicht ein jeder finden, ſammeln und ordnen konnte, der den Beruf dazu fühlte. Wer die letzten Jahrzehnte mit Be⸗ wußtſein durchlebt hat, dem wird es ein Genuß ſein, die Vorgänge dieſer ereignißreichen Zeit in der treffenden, zu⸗ fahrenden, witzigen und bilderreichen Sprache des Fürſten unter eine wechſelnde Beleuchtung gerückt zu ſehen. Der Leſer wird bald erſchüttert, bald ergötzt, immer aber unter⸗ halten; nur hier und da hat ein minderwerthiges Capitel den Umfang des Buches unnützerweiſe angeſchwellt. Wir geben nach der Darſtellung des Buches inen erheiternden Zwiſchen⸗ fall wieder, der ſich in jenen ſchwülen Frühjahrstagen des Jahres 1867 abſpielte, als der g plante Verkauf Luxemburgs an Frankreich die politiſche Welt in eine aufgeregte Span⸗ nung verſetzte: Am Geburtstage Bismarcks, am 1. April 1887, erſchien der franzöſiſche Botſchafter Graf Benedetti beim Grafen Bismarck, um ihm zum Geburtstage zu gratuliren und ihm eine Depeſche einzuhändigen. Graf Bismarck mochte den ver⸗ hängnißvollen Inhalt ahnen, denn als Benedetti dieſelbe aus der Taſche ziehen wollte, hielt ihn Graf Bismarck zurück und ſagte ihm, daß er in dieſem Augenblick zu einer politiſchen Unterredung außerſtande ſei, da er im Begriff ſtehe, ſich nach dem Reichstage zu begeben, wo er bereits erwartet werde; er forderte den Botſchafter auf, ihn zu begleiten, um ihr Ge⸗ ſpräch auf dem Wege fortzuſetzen. Es führte zu jener Zeit noch ein Weg aus dem Garten des Auswärtigen Mini⸗ ſteriums hinter dem damals noch Radziwillſchen Palais her nach der Leipziger Straße, welcher gerade dem Sitzungsge⸗ bäude des norddeutſchen Reichstages gegenüber einmündete. Obwohl Benedetti bat, zunächſt wenigſtens ſeine Depeſche mittheilen zu dürfen, führte Graf Bismarck ihn mit ſich auf dieſem Wege fort und ſagte zu ihm, zwiſchen den Gärten fortſchreitend:„Ich gehe ſoeben in den Reichstag, in welchem eine Interpellation über die in den Zeitungen bereits lebhaft discutirte Frage eines möglichen Verkaufs des Großherzog⸗ thums Luxemburg geſtellt werden wird.“„Ich weiß es“, erwiderte Benedetti,„und grade deshalb möchte die vor⸗ herige Mittheilung meiner Depeſche wünſchenswerth ſein.“ 8Ich will Ihnen“, erwiderte Graf Bismarck, indem er das hingereichte Papier abermals zurückwies,—„auch die Ant⸗ wort ſagen, welche ich auf die Interpellation geben werde. Ich werde die Erklärung mittheilen, welche der Graf Per⸗ poncher im Haag auf die Anfrage des Königs der Nieder⸗ lande abgegeben hat, und hinzufügen, daß der Regierun über die Lage der Sache nichts weiter bekannt 5 daß i alſo nicht in der Lage wäre, mich über die Abfichten und Entſchlüſſe der preußiſchen Regierung und ihrer deutſchen Bundesgenoſſen öffentlich auszuſprechen, aber die Ueberzeug⸗ ung hege, daß keine fremde Macht die zweifelloſen Rechte deutſcher Staaten und deutſcher Bevölkerungen beeinträchtigen werde, und daß die Regierung hoffe, alle deutſchen Rechte auf dem Wege friedlicher Verhandlungen zu wahren. Dies werde ich auf die Interpellation antworten, weil es in der That die Wahrheit iſt, und dieſe Erklärung wird alle mög⸗ lichen Fälle freundlicher Verhandlung und Verſtändigung offen halten; eine ſolche Antwort aber könnte ich nicht geben, wenn mir bekannt wäre, daß ein Vertrag über den Verkauf des Großherzogthums in der That abge⸗ ſchloſſen ſei. Wenn ich auf offtziellem diplomatiſchen Wege über einen ſolchen Verkauf benachrichtigt wäre, dann 5 ich dem Reichstage ſagen: Ja, es haf ein ſolcher Per⸗ kauf ſtattgefunden, und dann müßte und würde ich zugleich binzuftigen, daß Preußen und ohne Zweifel auch ſeine deut⸗ ſchen Verhündeten— niemals die Ausführung dieſes Ver⸗ trages und die Abtretung deutſchen Gehietes dulden werden. Sie begreifen, daß nach einer ſolchen Erklärung ein ernſter Konflikt zwiſchen Frankreich und uns entſtehen müßte und nach der bei Ihnen herrſchenden Empfindlichkeit kaum anders als mit einem Bruch enden könnte, den ich nicht minder be⸗ Hagen würde, als ich das von Ihnen vorausſetze!“„In Feuilleton. — Einen Ausſpruch des Fürſten Bismarck über die Geheimmittel eitirt die Pharm. Ztg.:„Es iſt mit dieſen Palliativmitteln gegen die Schmerzen, wie mit den Vogel⸗ ein Paar A es, dann kommen ſie wieder.“ raſtiſcher noch iſt ein Wort des Dr. Varus:„Kaufe 30 Flaſchen Lebensbalſam, Schmiere damit 90 Jahre Deine kranken Beine, und Du wirſt Dich um 38 Mark 50 Pf. er⸗ leichtert finden.“ 5 — Theuere Roſen. Am 16. Juli ſchmückten ſich zu Deuben bei Dresden ein 21 Jahre alter Kutſcher und ein 19 Jahre alter Steinbrecher die zum Tanze gingen, mit Roſen aus dem Garten des Kleinhändlers Grimm. Sie hatten freilich 128 um deſſen Zuſtimmung gebeten, und da, nach geſtelltem Strafantrage, ſich herausſtellte, daß ſie den Zaun des allſeitig umfriedeten Gartens hatten überſteigen müſſen, um in den Beſitz der Roſen zu gelangen, ſo mußten ſie wegen Verbrechens des ſchweren Diehſtahls verurtheilt Werden, wofür die drei Monate Gefängniß, auf welche das Gericht erkannte, ſelbſt bei Annahme mildernder Umſtände das Strafminimum bilden. Allerdings eine harte Strafe für ein an ſich geringfügiges Reat. —Nur nobel! In Ulm hat letzter Tage ein Fremder (dem Vernehmen nach ein Engländer) ein Päckchen Banknoten im Werthe von 50,000 M. auf dem Wege nach dem Bahn⸗ hofe verloren. Ein Telegraphenbote fand das Packet und überbrachte es dem Fremden, der ſchon bereit zur Abreiſe im Münchener Schnellzug ſaß. Der Fremde nahm ſein Eigen⸗ tzum— die verlorenen 50,000 M. erfreut an ſich und hän⸗ digte dem ehrlichen Finder als Belohnung— 50 Pfg. ein! Cergraphie ſchwach! Von der„Bürgermeiſterei u Griesbeim bei Darmſtadt lief dieſer Tage in Perleberg, ie 15 dortiges Blatt erzählt, ein Schreiben mit folgender eſtimmung ein:„An das Bürgermeiſteramt Perleberg. ierungsbezirk Poſen. Königreich Pommern.“ — Nichts Neues unter der Sonne. Selbſt das e des Neuen, das knallfreie Pulver, iſt ſchon eine alte ichte. Im II. Buche, Kap. III. ſeiner von Goethe Selbſtbiographie erzählt Benvenuto Cellini, der der That,“ ſagte Benedetti verwirrt,„es iſt ſo, nach einer ſolchen Erklärung wäre der Krieg unvermeidlich.“ Beide waren während dieſer Auseinanderſetzung an dem Ausgang des Gartenweges nach der Leipziger Straße hin angelangt. „Nun,“ ſagte Graf Bismarck, während Benedetti erſchüttert und unſchlüſſig vor ihm ſtand,„unſer Weg iſt beendet, wir müſſen uns trennen, und ich frage Sie jetzt: Haben Sie mir eine Depeſche zu übergeben— ja oder nein?“ Benedetti ſann noch einen Augenblick nach.„Nein!“ antwortete er dann, ſteckte ſeine Depeſche ein, verabſchiedete ſich ſchnell und eilte durch die Leipziger Straße davon, während Graf Bis⸗ marck ſich in den Reichstag begab. Tagesneuigkeiten. T München, 24. Aug.(Der Königszug wei⸗ land König Ludwigs II), wird vorerſt wieder in ſeiner alten Remiſe untergebracht werden. Bei dieſer Ge⸗ legenheit können wir nicht umhin, darauf hinzuweiſen, daß nur ein verſchwindend kleiner Theil von Münchnern und von übrigen Landesbewohnern, ebenſo wie von Fremden ſo zu ſagen Niemand noch Gelegenheit hatte, dieſen in Bezug auf Schönheit und Pracht aller Beſchreibung ſpottenden Königs⸗ zug zu ſehen, dagegen Alle gleichmäßig den begreiflichen Wunſch hegen, denſelben beſichtigen zu können. Zahlloſe Menſchen haben ſich geſtern bei der Abreiſe des Schah der Bahnſtrecke entlang bis über den Südbahnhof hinaus begeben — nicht um den Schah, wohl aber um den weit über die Landesgrenzen hinaus in England, Frankreich, Amerika u. ſ. w. geſchichtlich bekannten Eiſenbahnzug weiland König Ludwigs II. im Vorüberfahren auf einen Augenblick zu ſehen. —. München, 24. Aug.(Gönig Otto in Todes⸗ gefahr.) Wie nun bekannt wird, entging König Otto am 10. Auguſt mit knapper Noth der Gefahr, erſchlagen zu werden. Im Speiſeſaal ſtürzte ein großer Kronkeuchter berab, der König wurde nicht, ein Krankenpfleger leicht ver⸗ letzt. Eine ſofort nach Fürſtenried entſandte Bau Commiſſion ſoll alle Lokalitäten bis auf zwei Königszimmer geſperrt haben. Das Schloß wird als baufällig bezeichnet. — Berlin, 24. Aug.(Extra⸗Arbeit.) Der in der Gartenſtraße wohnende Tiſchlermeiſter Sch., welcher mehrere Geſellen beſchäftigte, bat am Donnerſtag, als dieſelben mit ihrer Arbeit aufhören wollten, doch noch einen Augen⸗ blick zu warten, da er ihnen noch ein hübſches Stück Extra⸗Arbeit“ aufgeben wolle. Nun verließz der Meiſter die Werkſtatt und ging in einen Nebenraum, wo Bretter aufbewahrt werden, die Thür hinter ſich verſchließend. Als WRnach einer Viertelſtunde nicht zurückkehrte, klopften die ungeduldig werdenden Gehilfen an, und als ſtatt aller Antwort nur ein ſchauriges Röcheln aus dem Gemach ertönte, erbrachen ſie die Thüre und fanden den Meiſter an einer Leine an der Wand erhängt. Sofortige Wiederbelebungs verſuche waren von günſtigem Erfolge ge⸗ krönt, doch ſtellte der ſofort gerufene Arzt Geiſtesſtörung— ch. war bereits vor Jahren ſchon einmal im Irrenhauſe— feſt und ordnete die Ueberführung des Tiſchlermeiſters nach der Charits an. — Berlin, 24. Auguſt.(Ein verhängnißvoller Brief.) Ein bei einem hieſigen Garde⸗Regiment als Lieute⸗ nant ſtehender Graf X uuterhielt mit einem Frlu. S hier, im Potsdamer Stadttheil wohnhaft, ein Verhältniß. Dieſes eſtaltete ſich zu einem ſträflichen, als der Graf nach ſeiner Nerhelrahng mit der Tochter einer reich begüterten adligen FJamilie den Verkehr mit ſeiner Geliebten fortſetzte. Einer der zarten Briefe der kam in die Hände der jungen Gattin des Offiziers und gab derſelben ganz unvermuthet Kenntniß von der Untreue des Gatten. Der Entdeckung folgten erregte Auftritte, die ſich ſehr ſchnell zu einem voll⸗ ſtändigen Jamilienzwiſt zuſpitzten. Der Graf, den nun die Neue über den unklugen Schritt packte, verſuchte Alles, die Gache beizulegen, und wurde in ſeiner Verzweilflung ſchließ⸗ lich zu den unſinnigſten Handlungen getrieben, die es ſchließ⸗ lich rathſam machten, ihn in eine Privat⸗Irren⸗Anſtalt im Harz unterzubringen. Von dort iſt jetzt die Aue einge⸗ angen daß der Unglückliche ſich in total hoffnungsloſem Zuſtande befindet. — Berlin, 24. Auguſt.(Ein vollſtändig ver⸗ kommener Menſch), der Schneider Ernſt Teubert, wurde geſtern der erſten Ferienkammer des Landgerichts 1 vorge⸗ ührt, um ſich 05 Aa e ee zu verantworten. Wie er unumwunden zugab, hatte er ſich ein Unterkommen im Gefängniß en wollen und zu dieſem Zwecke direkt an den Kaiſer zwei offene Poſtkarten geſchrieben, welche von Beleidigungen ſtrotzten. Der Staatsanwalt bean tragte eine Gefängnißſtrafe von zwei Jahren, der Gerichtshof erkannte auf ſechs Monate. T Hamburg, 24. Auguſt.(Ein Fürſt im Armen⸗ gauz geſtorben). Der Fürſt Demetrius Zwanowitſch von Chiwa, welcher eine ſehr bewegte Vergangenheit hinter ſich at, iſt in vorletzter Nacht im Altonaer Armen und Siechen⸗ auſe geſtorben. Iwanowitſch, ein wirklicher Fürſt aus den onauländern, ſpielte einſt in Paris an dem Hofe der Kai⸗ ſerin Eugenie eine große Nolle. Nach und nach verlor er je⸗ doch ſein Vermögen im Spiele und gerieth in zweifelhaſte Geſellſchaft. Als ſein Geld alle geworden, ſprach er zuerſt vornehmlich die regierenden Fürſten, ſo beſonders den per⸗ ſtorbenen König Ludwig II. von Bayern, den er in den Bet⸗ telbriefen Durchlauchtigſter Herr Vetter“ anredete, um Un⸗ terſtützung an. Als dieſe Quelle jedoch Verſiegte, ſank der Fürſt zum Hochſtapler herab, indem er ſeinen Darlehngebern vorſpieglte, er habe von dieſem oder jenem Fürſten Ia Summen Geldes zu erwarten. In den letzten zehn Jahren tauchte der alte Mann, der mit ſeinem wallenden Haar, den blitzenden Augen und der gebogenen Naſe noch immer Zeichen früherer Schönheit trug, in Hamburg und Altona, dem Schlupfwinkel mancher problematiſchen Natur, auf. Zuletzt beging er gewöhnliche Logisſchwindeleien und wiederholt machte er die Bekanntſchaft mit dem Gefängniß. Um ihn vor weiteren Anfechtungen zu bewahren, ſteckte man Iwanowitſch ins Siechenhaus, aus dem ihn nunmehr der Tod erlöſt hat. — Lübeck, 24. Aug.(Eine zwölfjährige Mör⸗ derin) Das Landgericht verurtheilte geſtern ein zwölf⸗ jähriges Schulmädchen, welches ein dreivierteljähriges Kind vorſätzlich getödtet, zu ſieben Jahren Gefängniß, welche in einer Beſſerungsanſtalt abzubüßen ſind. New⸗Vork, 23. Aug.(Eiſenbahn⸗Unfall) Ein Eiſenbahnzug, welcher Barnums Eircus nach Montreal führte, entgleiſte heute bei Potsdam im Staate New⸗Nork Zwei Menſchen, 33 Circuspferde und 2 Kameele wurden ge⸗ tödtet. Auf der Baltimore⸗Ohio-Eiſenbahn collidirten zwei Eine Menge Paſſagiere wurden getödtet oder ſchwer verletzt. Aus Stadt und Cand. *Mannheim, 26. Auguſt 1889. „Ehrengaben des deutſchen Sängerbundes, Der Geſammtausſchuß hat in ſeiner am 31. Maj d. J. in Wien gehaltenen Sitzung beſchloſſen, aus der Sängerbundes⸗ ſtiftung per 1889 wiederum Ehrengaben an Komponiſten von Männerchören oder an deren Hinterbliebene zu ver⸗ geben. Verfügbar für dieſen Zweck waren 3500 Mark. Hiervon werden 3100 Mark in folgender Weiſe vertheilt: Karl Jſenmann, Mannheim, 600.; Max Zenger, München, 400.; Kapellmeiſter Schletterer, Augsburg, 400.; Dom⸗Organiſt Haniſch 400.; Emanuel Bau⸗ damus 300.;: Paul Rietz, Sohn des f Kapellmeiſter Rietz. Dresden 300.; Minna Eckert⸗Storch, Wittwe des Homponiſten, Wien, 250.; Eduard Tauwitz, Kapellmeiſter, Prag, 450 Mark. »Fandwirthſchaftliche Ausſtellung. In der Zeit vom 20. April bis 11. Mai 1890 wird in Buenos Aires (Argentinien) eine internationale landwirthſchaftliche Aus⸗ ſtellung ſtattfinden. Die auf dieſe Ausſtellung bezüglichen Druckſachen(Programm, Reglements, Anmeldungsformulare ꝛc.) ſind im Bureau der Handelskammer für den Kreis Mann⸗ heim zur Einſicht der Intereſſenten aufgelegt. Maunheimer Sommerfriſchler. Ueber den Verlauf eines am Sonntag vor 8 Tagen in Neckargerach von Kur⸗ gäſten veranſtaltetes Concert zum Beſten des zu gründenden Verſchönerungsvereins, wobei Mannheimer auftraten, ſchreiht die E. Z. Folgendes: In Fräulein de Lank vom Großh. Bad. Hoftheater Mannheim hatten wir eine liebenswürdige Künſtlerin kennen zu lernen Gelegenheit, deren Vorträge mit nicht endenwollendem Beifall von dem Audi⸗ torium aufgenommen wurden. Ihre liebliche warmklingende Stimme entzückte uns ſowohl in dem Vortrag der Fiſcher“ von Hauptmann als auch ganz beſonders im„Röslein von Schubert durch Tiefe und Adel der Empfindungen. Ueber⸗ haupt war ihr Vortrag ſowohl nach der techniſchen wie nach der ienn Seite hin aufrichtiger Anerkennung werth.— Die Deklamationen, exakt mit tieſem Verſtändniß und rich⸗ tigem Ausdruck von ſen de Neſle durchgeführt, boten ge⸗ nugſam Schönheiten, über die jedoch im Einzelfalle Br e· richten uns zu weit führen würde. Die Herren Braun 8 5 Schenk(Cello) von hier und Sieda(Violine) aus Karlsruhe verſtanden es, ihren Inſtrumenten volle und wohl⸗ abgerundete Töne zu entlocken. Jür unſere Hausfrauen. Hohe Weiße der Wäſche erzielt man auf folgende Weiſe: Man bereite eine Miſchung aus 2 Theilen ſtarkem Spiritus und 1 iſchn reinem, ſehr gellem Terpentinöl und ſetze von dieſer Miſchung zwei Eß⸗ löffel voll auf 50 Liter dem Blauwaſſer zu. Die Mäſche bleicht hierdurch während des Trocknens, und dieſer Zuſatz iſt für die Faſer unſchädlich. Der unverdünnte Theil kann Sae Zeit ſtehen bleiben und entfernt ſtarke Harz⸗ odet ettflecke. Stadtpark. Am Dienſtag, den 27. Auguſt, Abends —11 Uhr, wird der jugendliche, erſt 16¼ Jahre alte Pianiſt Herr Guſt. Löſer, Schüler des Prof. Kullack in Berlin und Sohn des jetzt hierſelbſt concertirenden Kapellmeiſters Löſer der Ludwigshafener Stadtkapelle ſich in den 1 8 pauſen im Saale mit einigen größeren Clavier⸗Solls hören laſſen. Herr Löſer N hat nach den uns vorliegenden Be⸗ richten in ſeinen Vorträgen z. B. in der Berliner Sing⸗ akademie und in den Städten Rheinlands und Weſtfalens die Erwartungen ſeiner Zuhörer weit übertroſſen, und dürfte es geſtattet ſein, ein geehrtes Publikum auf dieſen jungen Tonkünſtler beſonders aufmerkſam zu machen. *Todesfall. Vor wenigen Tagen ſtarb nach langem Leiden Fräulein Marie Heidt, Tochter des Hofmuſikus Karl Heidt. Muſikaliſch gut veranlagt und künſtleriſch aus⸗ gebildet, war ſie eben im Begriff als Sängerin die weltbe⸗ deutenden Bretter zu betreten, da ergriff ſie ein heimtückiſches bekanntlich im 16. Jahrhundert lebte, er habe, in Ferrara am Fieber erkrankt, ſich durch den Genuß von Pfauenfleiſch ku⸗ rirt. Dieſe Pfauen aber habe er mit einem von ihm ſelbſt für ſeine Büchſe hergeſtellten„Pulver, das kein Geräuſch machte,“ geſchoſſen. 5 — Ein elektriſch beleuchtetes Kloſter. Die Be⸗ wohnerinnen des Kloſters der hl. Urſula in Olmütz gedenken in ihrem Kloſter die elektriſche Beleuchtung einzuführen. In der letzten Sitzung der Stadtverordneten ſtand dieſe Ange⸗ legenheit bereits auf der Tagesordnung Das Olmützer Kloſter dürfte dann wohl das erſte ſein, welches dieſe moderne Beleuchtung beſitzt. —,Hübnerliebe. Ein Einſender der Zeitſchrift„La Nature“ erzählt folgende rührſame Geſchichte: Ein jüngerer Bruder von mir hatte ſich beſonders freundlich gegen eine junge Henne von der Houdan⸗Raſſe gezeigt; jeden Morgen gab er ihr Brod und verſchiedene Leckerbiſſen. Bald gewöhnte die Henne ſich daran, ihm in den Park zu folgen. Wenn ſie an eine beſtimmte Bank kamen, pflegte mein Bruder ſich dort zu ſetzen, die Henne hüpfte an ſeine Seite hinauf und pickte ihm die Hand mit dem Schnabel. Vor einiger Zeit reiſte mein Bruder fort nach einer Schule, und da die Henne Alles bekam, was ſie bedurſte, dachte man nicht daran, daß ſie etwas entbehrte. Den erſten Tag ging Alles gut, als aber die Henne ſah, daß der Knabe nicht wiederkam, verfiel ſie in elancholie. Zuerſt ging ſie jeden Morgen zum Fenſter des immers in welchem mein Bruder gewohnt hatte, und blieb mehrere Stunden dort ſtehen, wonach ſie zu der Bank trip⸗ elte, den Kopf unter die Flügel legte und kein Futter zu 1 nehmen wollte. Vergebens bot man ihr die beſten Lecker⸗ abin an, ſie ſchmeckten ihr nicht und es ſieht aus, daß ſie dahin 1 lian ſ Ad — after Freve inige Herren halten ſich etwa lange beim Skat am Stammtiſch, wöbei Herr Meier ſo viel entwickelt, daß er nach einem neuen verlorenen Solo zornig ausruft:„Da ſoll mich doch gleich der Deixel holen!“ Im ſelben Augenblick dreht er ſich um und ſieht— ſeine Frau. Jeſſes“, murmelt er,„ſo hätt's doch net preſſirt!“ —Sehr galant. Die Frau Profeſſor(zu ihrem Mann): „Du behandelſt mich recht kalt und gefühllos! Deine Bücher ſind Dir lieber als ich! Ich wollte, ich wär auch ein Buchſ —.„Der Wunſch iſt nicht übel, liebe Frau! Nur möchte ich, daß Du alsdann ein Kalender wärſt.“—„Warum das?“ —„Damit ich alle Jahre— einen neuen bekäme.“ 5 — Offenherzig. Ein Herr einem Blinden, welcher eine Tafel auf der Bruſt hat mit der Inſchriſt, daß er bei einem Grubenunglück die Augen verloren, ein Almoſen reichend „In welcher Grube, armer Mann, iſt denn das Unglück geſchehen, durch welches Sie blind geworden ſind?“ „Das weiß ich nicht: ich habe die Tafel bei einem Trödler gekauft, der es mir nicht ſagen konnte.“ — Berechtigter Zweifel..:„Sie ſprechen da immer von einem Eſel, Sie werden doch nicht mich meinen!“—.: ⸗Was fällt Ihnen ein, es gibt doch noch mehr Eſel als Sie!“ — Die Vereinsmeierei iſt offenbar in der Schweiz noch entwickelter, als bei uns. In Baſel hat man berechnet, daß von neun erwachſenen Baſelern immer einer Vereins⸗ präſident iſt! — Zu viel verlaugt. Hundeverkäufer:„... Sie glauben gar nicht, wie geſcheidt der Dackel iſt— ſo was gibt's nimmer:— mit dem können Sie Alles reden, was Sie wollen,'rad wie mit einem Menſchen!“— Herr:„Ja, ja— ob ers auch verſteht?!“— Hundeverkäufer: Ver⸗ ſtehen ſoll er's auch noch? Ja zu viel müſſen Sie von ſo an Hund'l auch net verlangen!“ — Ein Vorzug.„Weshalb küſſen Sie denn fortwäh⸗ rend das Bild Ihrer Braut?“ „Nun, man muß doch ſchon etwas thun, wenn man ver⸗ lobt iſt, und ſo eine harmloſe Photographie, die färbt wenigſtens nicht ab!“ —Eine 8 Probe. Student:„Mein Alter ſtellt diesmal mein beſſeres„Ich auf eine harte Probe.“—„Wie⸗ ſo denn?“—„In vierzehn Tagen ſoll ich in“s Examen ſtei⸗ gen und heute ſchickt er mir hundert Maxrk“! — Aus der Inſtruktionsſtunde.„Ein⸗ jäbriger Neubauer, wozu iſt das Schilderhaus da?“— Ein⸗ jähriger:„Das Schilderhaus hat den Zweck, dem Poſten bei Unwetter Schutz zu gewähren!— Unteroffizier: Ich dächte gar! s Schilderhaus iſt dazu da, daß die königl. Montirungs⸗ ſtücke ni ienirt werden!“ ee S rre — 27. Anguſt. General⸗Angeiger. 3. Selte. Lungenleiden, dem der ohnehin zarte Körper endlich erlag. Außer dem tiefgebeugten Vater und der liebenden Schweſter wird die Heimgegangene von gllen betrauert, die ſie näher kannten. Sei ihr die Erde leicht! * Die Mannheimer Feuerwehr, welche ſich um die Aufrechterhaltung der Ordnung bei der am Samſtag in Feu⸗ denheim ſtattgefundenen Einweihung der Johanneskirche ſo hervorragend verdient gemacht hat, war außer von den bereits geſtern genannten Herren noch von den Herren Hauptleuten Heß und Koch 1 hrt worden, was wir zur Vervollſtän⸗ digung der bezüglichen Notiz gerne nachtragen. * Durch Ueberfahren getödtet. Geſtern Nachmittag um 4 Uhr kam jenſeits des Neckars, in der Nähe des Meß⸗ platzes, eine 81jährige Wittwe, Namens Schick, auf der Dammſtraße unter den Trambahnwagen und wurde ſo un⸗ glücklich überfahren, daß ſie alsbald den Geiſt aufgab. Den Trambahnkutſcher treffe nicht die leiſeſte Schuld, da dieſer laute Signale gegeben hatte, welche allerdings von der alten Frau nicht verſtanden werden konnten, da ſie ſchwerhörig ja ſogar beinahe taub ſei. Körperverletzung. Geſtern Nacht erhielt in der Neckarvorſtadt ein ſchon bejahrter Tageldhner von einem Collegen im Verlaufe eines Streits einen ſo wuchtigen Hieb mit dem Hammer auf den dae ß ex bedeutend verletzt ins Krankenhaus verbracht und daſelbſt belaſſen werden mußte. *Unglücklicher Sturz. Geſtern Nachmittag ſprang ein hieſiger Einwohner von einem Lube der im Gange be⸗ findlichen Feudenheimer Dampfſtraßenbahn in der Nähe des Friedhofes vom Wagen ab, um den aus dem Fenſter gefal⸗ lenen Hut ſeines Freundes wieder hereinzuholen. Obwohl der dienſtthuende Schaffner zu wiederholten Malen in ener⸗ giſcher und dringender Weiſe ſeine warnende Stimme er⸗ könen ließ, leiſtete der übermüthige Paſſagier keine Folge, ſondern fiel ſo unglücklich, daß er erheblich verletzt vermit⸗ telſt Krankenwagens in das ſtädtiſche Krankenhaus transpor⸗ irt werden mußte. Mehrfache Verhaftungen wegen Ruheſtörung fanden im Laufe der Nacht im berüchtigten Gäßchen des Quadrates E. 7 ſtatt. Es wäre dringend zu wünſchen, daß dieſes Klein⸗ Cairo endlich aufgehoben und die Nachbarſchaft von dieſer Plage befreit werden möchte. *Meteorologiſche Beobachtungen der Station Maun⸗ heim vom 26. Auguſt 1889, Morgens 7 Uhr. 8 ermomeker ͤ J Döchſte und niederſte Tem⸗ 55 n Celſtus ee peratur bes verg. Tages in mm Trocken] Feucht Stärke aimum Minimum 758.9 11.8 11.2 Süd 1 19.6 11.8 )0: Windſtille; 1: ſchwacher Luftzug; v: etwas ſtärker ꝛc.; 8: Sturm; 10: Orkan. Wetter aufheiternd. Aus dem Grofherzogthum. OKarlsruhe, 25. Aug. Der Verband ſüddeutſcher Arbeiterbildungspereine hielt heute im Saale„zum weißen Bären“ ſeinen IX. Verbandstag ab, zu dem etwa 60 Delegirte ſich eingefunden haben mögen. Kurz vor Beginn der Verhandlungen, der auf 8 Uhr Morgens anbergumt war, erſchien Seine Kgl. Hoheit der Großherzog in Begleitung des Legationsſekretärs Frhrn. v. Babo im Saale, wo ihn der Verbandspräſident Herr Prof. Keller von Freiburg unterthänigſt begrüßte, nachdem der Geſangverein ein paſſendes Lied geſungen hatte. Der Großherzog nahm darnach Ver⸗ anlaſſung ſeiner Freude Ausdruck zu geben, daß es ihm möglich war, bei der Eröffnung des Verbandstags der Ar⸗ beiterbildungsvereine zugegen zu ſein, deren Beſtrebungen er ſein lebhafteſtes Intereſſe widme. Se. Kal. Hoheit ſprach den Wunſch aus, es möchten auch die heutigen Verhandlungen zum weiteren Gedeihen des Verbandes und ſeines Strebens beitragen. Herr Keller erklärte ſodann den Verbandstag für eröffnet und erſtattete nach einigen be des Herrn Stadtraths Döring, welche dieſer im Auftrage der Stadt an die Verſammlung richtete, den Bericht über die Thätigkeit des Vorortes und ferner den Rechenſchaftsbericht. Der Großherzog folgte mit großem Intereſſe dieſem Vortrag, brach aber dann mit exabſchiedung von der Ver⸗ ſammlung wieder auf. Nach dem Weggang des Landesherrn, des Vaters unſerer Arbeiter, wurde zur Erledigung der ziemlich umfangreichen Tagesordnung die ſich übrigens ausſchließlich nur mit, den Verband im Engern angehenden, Fragen, Statutenänderungen, befaßte, die für das große Publikum weniges Intereſſe bieten. Eines wollen wir hier hervorheben: Es wurde beſchloſſen der Sozial⸗ demokratie nach Kräften entgegenzuarbeiten, und ſolche, welche ſich offen dazu bekennen, nicht in den Verein aufzunehmen, beziehungsweiſe, wenn ſie nicht von ihrem Standpunkt als Sozialdemokraten ſich abbringen laſſen, aus den Vereinen anszuſchließen.— Um 1 Uhr trat eine Mittagspauſe zum gemeinſamen Eſſen ein, bei dem Profeſſor Keller den Toaſt auf den Großherzog und den Erbgroß⸗ herzog ausbrachte unter beſonderem Hinweis auf die vom Berbudin heute früh geſprochenen ſchönen Worte. Die Verhandlungen ſelbſt wurden erſt gegen Abend beendet. Um Die ſtolze Gräſin. Roman nach fremdem Motiv. Von Max von Weißenthurnu. (Nachdruck verboten.) 18(Fortſetzung.) XV. Königinhof ſah zur keimenden Frühlingszeit naturgemäß weit vortheilhafter aus, als wenn eine dicke Schneedecke einen großen Theil der Naturreize verhüllte; das ſagte ſich die lunge Schloßherrin, welche ſich tief unglücklich fühlte, während ſie ihre Blicke auf dem Heim ruhen ließ, das ſie, ach nur zu bald, würde verlaſſen müſſen. Kein Wunder, daß in den entſetzlichen Wochen, welche Lady Nelly verlebt, ihre Wangen gehleicht, daß ihr fröhliches Lachen verſtimmt war. Es laſtete nicht nur das häusliche Elend, ſondern auch das Gefühl ge⸗ kränkter Liebe auf ihr. Das kleine goldene Medaillon, welches ſie ſo lange um den Hals getragen, das ſie als ihr koſtbarſtes Beſitzthum heilig gehalten, ſie hatte es in einem Anfalle von gerechter Entrüſtung in die Flammen geworfen und zugeſehen, wie dieſelben Emil Verner's ſchöne Antlitz verzehrten. Die Briefe welche er ihr geſchrieben und die ſie einſt tauſendmal unter Thränen geküßt, erfuhren ein gleiches Loos. Das alte Bibliothekzimmer in Königinhof war ſtets ein düſteres Gemach, und jetzt zu einer Stunde, in welcher der Tog zur Neige ging, machte es einen doppelt troſtloſen Ein⸗ druck. Der alte Graf ſaß ſchweigend und in ſich gekehrt in ſeinem Armſtuhl, Lady Nelly weilte an ſeiner Seite. Sie hatte mit ihm geplaudert, getrachtet, Pläne für die Zukunft zu entwerfen, er aber hatte für alle ihre Vorſchläge nur ein trübes Lächeln gehabt. Das Mädchen wurde ſich immer klarer, daß ſie allein es war, welche thatkräftig eingreifen konnte. Freilich, Ruprecht lebte, aber was nützte es, ihm zu ſchreiben, ihm der ihnen nicht einmal ein Wort des Troſtes geſchrieben in der Zeit des Jammers, den doch in erſter Linie er her⸗ aufbeſchworen. Und Emil Verner! Hatte er nicht verſprochen, ie zu lieben, zu ſchützen, ihr beizuſtehen? Doch daran durfte nicht denken, wollte ſie ihre Faſſung aufrecht erhalten. 8 Uhr fand ſodann in dem prächtigen, neuerbauten Geſell⸗ n deß Bahnhofshotels ein ſolennes Feſtbankett tatt.— Im Auftrag der Großh. Staatsregierung wohnte Herr Geh. Referendär v. Stöſſer dem Verbandstag an. X* Karlsrnhe, 24. Aug. Der Maler J. B. Tuttine, der gemüthvolle Darſteller badiſcher Volksſcenen iſt heute im Alter von 50 Jahren dahier verſtorben. Emmendingen, 23. Auguſt. Anfangs vergangener Woche hat die Uebernahme der neuen JZeil⸗ und Pflege⸗ anſtalt durch den hierher verſetzten Direktor der Heil⸗ und Pflegeanſtalt Pforzheim ſtattgefunden. Wie wir hören, werden Anfangs September ungefähr 200 Kranke aus der Anſtalt zu Pforzheim zu dauerndem Aufenthalte hierher ge⸗ bracht werden. * Eutingen, 25. Aug. Geſtern Sonntag wurde die im Feſtſchmucke prangende neuerbaute Turnholle feierlich einge⸗ weiht. Zahlreicher Zuzug fand ſich zu dieſem Turnerfeſte ein. * Offenburg, 24. Aug. Seitens des commandirenden Generals der Infanterie von Schlichting iſt das ſeit einigen Zeit für das Militär beſtehende Verbot, das„Fortuna⸗ otel“ zu beſuchen, aufgehoben.— Die durch geſtrige generalverſammlung des Vorſchußvereins vollzogene Wahl eines Directors fiel nach dem Vorſchlage des Aufſichts⸗ raths nahezu einſtimmig auf Herrn Ludwig Fabricius, der⸗ bfal 8 des gleichartigen Inſtitutes in Winnweiler(Rhein⸗ alz. R. Freiburg, 24. 8(Befinden des Erbgroß⸗ herzogs. Sedantag. Landtagswahlen.) Das Be⸗ finden des Erbgroßherzogs hat in Badenweiler bereits ſo erfreuliche Fortſchritte gemacht, daß der hohe Herr als voll⸗ ſtändig geneſen betrachtet werden kann; Leute, die ihn ge⸗ ſehen, verſichern, daß ſein Ausſehen zwar noch nicht die frühere Friſche erreicht habe, jedoch nur noch eine geringe Spur der überſtandenen Krankheit an ſich trage.— Nachdem hier ſeit mehreren Jahren keine größere Sedanfeier ſtattge⸗ funden, ſoll in dieſem Jahre wieder das weltgeſchichtliche Ereigniß vom 2. September 1870 durch ein Bankett gefeiert werden. Die Feſtrede wird dem Vernehmen nach Herr Oberbürgermeiſter Winterer halten.— Auch hier beginnen die Parteien eifrig fich zu den Landtagswahlen zu rüſten. Ein Karlsruher Blatt ließ ſich jüngſt von hier ſchreiben, es habe die nationalliberale Partei drei Herren zur engeren Wahl deſignirt; das iſt aber, wie Ihr Correſpondent ver⸗ ſichern kann, unrichtig. Bis jetzt kam nur ein Kandidat in Betracht, da derſelbe noch keine ablehnende Antwort er⸗ theilte, ſo war die Partei auch noch nicht in der Lage, ſich nach einem oder zwei anderen Kandidaten umſehen zu müſ⸗ ſen.— Am nächſten Montag wird die Einladung zu der am 1. September hier ſtattfindenden Landesverſammlung der badiſchen Centrumspartei ſowie das Programm zu dieſer Verſemmlung erſcheinen. Es heißt, daß die Herren recht kriegsluſtig geſtimmt ſeien. Wfälziſche Nachrichten. & Frankenthal, 24. Aug. Der Commis Luſtig, welcher vorgeſtern durch einen Sturz in den Keller verun⸗ glückte, liegt noch immer beſinnungslos darnieder, ſodaß an ſeinem Aufkommen gezweifelt wird.(Derſelbe iſt inzwiſchen geſtorben. D..) . Frankenthal, 24. Aug. Soeben gelangte die erfreu⸗ liche Mittheilung hierher, daß der Vorſtand der pfälziſchen Kampfgenoſſenſchaft bei der Feier der Einweihung des Krie⸗ erdenkmals dahier durch drei ſeiner Mitglieder unter Mit⸗ Aührang der Prinzregentenfahne vertreten ſeiu wird. * Kaiſerslautern, 23. Aug. Seit etwa einem Jahre ſchon wurden in einem größeren Kurz⸗ und Weißwgaren⸗ geſchäfte in der Marktſtraße dahier Abgänge aus der Laden⸗ kaſſe in Höhe von faſt 1000 M. bemerkt, ohne daß es gelang, dem Thäter auf die Spur zu kommen, In verfloſſener Nacht nun hatten zwei Polizeibeamte in dem Ladenlokal der be⸗ treffenden Firmg Aufſtellung genommen und thatſächlich ging der Dieb ins Garn. Derſelbe entpuppte ſich jedoch als die Ehefrau eines im Hauſe wphnenden Buchhalters, welche mit⸗ telſt Nachſchlüſſel eindrang. Bei der Hausſuchung fanden ſich auch eine Menge geſtohlener Waaren vor. Trotz ihres Bittens, ſie nicht zu verhaften, mußte dieſelbe in Gewahrſam gebracht werden. Kaiſerslautern, 24. Aug. Wir ſollen alſo auch eine Pferdebahn bekommen, deren Bau eine auswärtige Ge⸗ ſellſchaft unternehmen will. Ob dieſelbe auch zu dem ſehens⸗ werthen Platze vor dem Gewerbemuſeum geführt werden ſoll, iſt noch nicht bekannt geworden. Jedenfalls würde dieſe Linie vielfach von ſolchen Fremden benützt werden, welche ſehen wollten, mit welcher Pietät in der„morgliſchen Hauptſtadt der Pfalz“ die Umgebung des Gewerbemuſeums— nicht ge⸗ pflegt wird. Mittheilungen aus Heſſen. * Darmſtadt, 25. Aug. Ein tief bemitleidenswerther Fall hat ſich hier zugetragen. Einem Schreiner, der im vori⸗ gen Jahre das Unglück hatte, durch Beſchädigung bei der Arbeit in einer hiefigen Fabrik ein Auge zu verlieren und dadurch in ſeinem Erwerbe ſehr beſchränkt wurde, ſtarben in dieſer Woche hinter einander drei Kinder an Diphtheritis, während ein viertes an derſelben tückiſchen Krankheit dem Tode nahe iſt. Der unglückliche Vater nahm ſich den Ver⸗ luſt ſeiner Kinder ſo zu Herzen, daß er geſtern Abend plötz⸗ trat auf die Schwelle. „Was giebt es?“ fragte Lady Nelly. „Ein Herr, gnädigſte Gräfin, der den Herrn Grafen zu ſprechen wünſcht.“ 5 „Ein Herr?“ fragte ſie beunruhigt.„Wer iſt es?“ „Ein Fremder, ich kenne ihn nicht.“ „Sagte er, daß er in Geſchäften käme?“ Der alte Mann ſchüttelte verneinend den Kopf, und einen Augenblick ſann Lady Nelly nach über das, was ſie zu thun habe. Sie wagte es nicht, den Beſuch Fa und wollte ihren Vater, der eingeſchlafen war doch ungerne wecken. „Wo iſt der Herr?“ „Ich führte ihn in das Speiſezimme. „Ich werde ſelbſt zu ihm gehen. Bleihen Sie einſtweilen hier, mein Vater könnte doch erwachen.“ Langſam verließ ſie das Gemach. Ihr war ſo bang zu Muthe, ſie fürchtete, irgend einem ungeduldigen Gläubiger entgegentreten zu müſſen, welcher ſchärfere Maßregel ergreifen wollte. Die Thüre öffnend, trat ſte in das hellerleuchtete Gemach und ſtand im nächſten Augenblicke Herrn Cardroß gegenüber, in größter Ueberraſchung ſeinen Namen nennend. „Ich fürchte, ich habe Sie erſchreckt,“ ſtammelte Georg, beinahe verlegen. In der Ueberraſchung, Georg zu ſehen, den Nelly ſo gar nicht erwartet hatte, von der Freude hingeriſſen, daß es keiner der Gläubiger war, deren Kommen ſie ſo ſehr ge⸗ fürchtet, hatte ſie ihm die Hand geboten, welche ſie aber nun beinahe unhöflich raſch zurückzog. Seit ſie Georg Cardroß zum letzten Mal geſehen, hatte ſie wohl kaum auch nur einen Augenblick ſeiner gedacht. Was wollte er jetzt hier, dieſer geldſtolze Handelsmann, mit ſeiner ſteten Ruhe, ſeiner unerſchütterlichen Freundlichkeit? Kam er, um ſich zu er⸗ bauen, wie tief ſie geſunken ſei, um geldſtolz auf ſeinen Ueberfluß zu weiſen. „Ich bin ſehr überraſcht, Herr Cardroß, Sie zu ſehen; ich wußte nicht, daß Sie in unſerer Gegend weilten.“ „Ich kam erſt heute an und nur in Geſchäften auf einen oder zwei Tage.“ Es pochte an der Thüre, und der alte Diener Markus würde und dem Hoſpſtal übergeben werdes mußte. Lorſch, 23. Auguſt. Die neuen Sandgrumpen wur⸗ den heute zu 15 M. per 50 Kg. für unverſteuerte feuchte Wagre gekauft, ein Preis, mit welchem die Pflanzer zufrieden ſein können, obwohl in Heddesheim für gleiche Waare 16—24 M. bezahlt worden ſind. Die Tabakernte iſt dieſes Jahr ſehr gut ausgefallen und kann durchſchnittlich per 25 Ar(1 Morgen) ca. 10 Centner Ertrag an Sandblatt und Tabak gerechnet werden. Wenn der Tabak gute Witterung am Dach behält, und der Preis, wie erwartet, gut ausfällt, ſo wird die Tabak⸗ anbaufläche, welche auf /½ gegen früher zurück gegangen iſt, e im nächſten Jahre eine erhebliche Steigerung erfahren. Zellhauſen bei Seligenſtadt, 23. Aug. Bei der Bei⸗ geordnetenwahl wurde der ſeitherige Beigeordnete Adolph Steyh mit 86 Stimmen wiedererkoren, während der Gegen⸗ candidat 85 Stimmen erhielt. Bei der Feier des Wahlſieges gerieth der verheirathete Bürger Kaſpar Schuck mit dem ledigen Landwirth Otto Kuhn aus geringfügiger Veranlaſſung in Differenzen, welche ſofort zu gröblichſten Thätlichkeiten aus⸗ arteten. Kuhn verſetzte dabei dem Schuck mit einer verroſteten Miſtgabel mehrere wuchtige Stiche in den Hals und in das Geſicht, welche, da man Blutvergiftung befürchtet, den Zu⸗ ſtand des Schwerverletzten ſehr bedenklich machen. Friedberg, 25. Auguſt. Der Direktor der gieſigen Blindenanſtalt, Herr Schäfer, beging heute in aller Stille den Tag, an welchem er vor 50 Jahren an dieſer Anſtalt ange⸗ ſtellt wurde. In ſeiner Beſcheidenheit hat der Jubilar jede Feier abgelehnt gehabt, was uns aber nicht hindern kann, ſeiner Amtsthätigkeit dankbar gedenkend, ihm öffentliche Glück⸗ und Segenswünſche auszuſprechen. *Bingen, 23. Auguſt. Auf Bahnhof Bingerbrück wurde heute früh 8½ Uhr dem Güterbodenarbeiter Scheitweiler aus Weiler, weſcher erſt ganz jung verheirathet iſt, beim Rangixen das rechte Bein am Oberſchenkel vollſtändig abgefahren. Der Bedauernswerthe wurde nach Anlegung eines Nothverbandes in das hieſige Hoſpital verbracht. Bingen, 22. Auguſt. Heute Vormittag wurden Com⸗ mercienrath Franz Allmann ſowie deſſen Sohn Joſeph All⸗ mann mittels einer Droſchke aus dem Amtsgericht abgeholt 1 der ihnen zuerkannten Strafe nach Mainz verbracht. Sport. * Baden, 25. Auguſt. Rennen. I. Fürſtenber g⸗ Preis: 3000 Mark dem Sieger. Lieut. Prins G. Radsi⸗ will's„Illuſtro“. I. Zukunfts⸗Rennen. Union⸗Klub⸗Preis: 15,000 Mark dem Sieger. Prince Auguſte'Arenberg's„Yellow“. III. Stadt Baden⸗Handicap. Preis: Mark Herrn Jul. Jäger's„Burgwart“. IV. Preis von Iffezheim: 5000 Mark dem Sieger. ortlaufendes Zucht⸗Rennen. Kgl. Preuß. Haupt⸗ Geſt raditz's„Fledermaus“. V. Altes Schloß⸗Rennen.(Hürden ⸗Handiegg) Preis: 2000 Mark dem Sieger. Herrn H. Amfincks„ tor Albert“. Verſchiedenes. — Eine luſtige Geſchichte paſſirte dieſer Tage in einem Coupé des von Köln nach Trier fahrenden Zuges. Ein Reiſender, welcher ſich eine Cigarre anzünden wollte, bat einen ihm gegenüber ſitzenden Herrn, der am Rauchen war, um Feuer. Nachdem er von dieſem den brennenden Cigarrenr erhalten und ſeine Cigarre in Brand geſetzt, warf er den Re mit der Bemerkung:»ich danke“ zum offenen Fenſter hingus. Der Andere ſagte hierauf nichts, griff aber in ſeine Taſche, nahm eine friſche Cigarre und bat nun ſeinerſeits den erſten Herrn um Feuer. Dieſer übergab die friſch angezündete Ei⸗ garre mit einer höflichen Verbeugung. Nachdem ſich der zweite Herr ebenfalls bedient, warf auch er die ganze Cigarre des Anderen mit den Worten:„ich danke“ zum Fenſter hin⸗ dabe Der Verblüffte ſoll nichts hierauf zu bemerken gehabt aben. —Der Eiffelthurm hatte in Paris kürzlich zum erſten Mal die Ehre, als mildernder Umſtand vor Gericht ver⸗ wandt zu worden. Ein gewiſſer Lamarck, des Widerſtandes Bean die Staatsgewalt und der ſchweren Mißhandlung eines eamten angeklagt, ſuchte den Präſidenten vergeblich durch Berufung auf ſeine kranke Frau, auf ſeinen vor dem Jeinde gefallenen Vater und durch Weinen und Klagen zu erreichen. Da kam ihm eine großartige Idee:„Ich habe ja aber auch am Eiffelthurm mitgearbeitet!“ Das machte einen gewaltigen Eindruck auf den vorher ſo ſtrengen Vorſitzenden.„Ja, wenn Sie an dieſem großen na⸗ tionalen Werke mitgeſchaffen haben, ſo muß man ſie 0 dem Sieger. höchlichſt beglückwünſchen. Das Gericht wird dies in Berech⸗ nung ziehen“— was es auch that, indem es den Kerl mit 48 Stunden Gefängniß durchſchlüpfen ließ. Selbſt der Eiffel⸗ thurm ſoll dazu den Kopf geſchüttelt haben. — Ein Staat ohne Gefängniſſe. In dem ameri⸗ kaniſchen Staate Delaware gibt es keine Gefängniſſe. Auf allen Verbrechen ſteht die ee die ſo abſchreckend wirkt, daß der Beſtrafte ſelten ein zweites Verbrechen verübt. Das Mittel iſt zweifelsohne barbariſch, aber es ſoll helfen. e eeec e-.tgF.el8t- l „Sie ſind wohl bei der Familie Lenz zu Gaſt?“ fragte ſie mit einem Tone ermüdeter Höflichkeit, welcher ihn ſchon oftmals an ihr beluſtigt hatte. „Nein, ich bin von der Eiſenbahnſtation direkt hierherge⸗ fahren.“ Seine Antworten klangen ganz kurz und geſchäfts⸗ mäßig, doch ſeine Augen ruhten dabei mit dem Ausdruck ſo unverkennbaren Mitleids auf ihr, daß ſie dies nicht wenig verdroß. Er fand ſie heute ſchöner denn je und vermochte kaum der Verſuchung zu widerſteben, ſie in ſeine Arme zu ſchließen und ihr zuzuflüſtern, ſie möge bei ihm Stütze und Troſt ſuchen. „Aber er wußte doch, ſich zu beherrſchen; ſo leidenhaftlich er ſie auch liebte, lag ihm doch nichts ferner, als die Abficht, ihr jetzt ſchon ſein Empfinden zu verrathen; fühlte er doch ſehr gut, daß jetzt nicht der geeignete Moment wäre. Fürs Erſte wollte er nichts Anderes thun, als den Grafen von Lexley von ſchweren pekuniären Sorgen befreien, welche in belaſteten; was die Zukunft bringen ſollte, das mochte dann auch die Zukunft lehren. 5 „Darf ich fragen, welcher Art die Geſchäfte find Herr Cardroß, welche Sie in unſere Gegend führten; ich denke doch, Sie ſagten Geſchäfte, nicht wahr??)ß „Gewiß, wenn Ihr Herr Vater mich empfangen will.“ „Ich bedauere, mein Vater iſt zu krank, als daß er die Beſuche Fremder entgegennehmen könnte, lautete ihre kalte Erwiederung.„Ich muß Sie bitten. ihn zu entſchuldigen.“ „Pardon, Gräfin, aber ich muß auf meinem Anſuchen be⸗ harren. Ich thue wohl am Beſten daran, Ihnen rückhaltlos mitzutheilen, daß das einzige Geſchäft, welches mich hierher⸗ führte, mit Ihrem Herrn Vater in engſter Verbindung 3 Sie werden alſo begreifen, daß es für mich von hö Wichtigkeit ſein muß, ihn zu ſehen.“ „Wirklich?“ ſprach ſie, indem ſie ſich ärgerlich erhob. „Sie ſind außerordentlich geheimnißvoll, Herr Cardroß. Darf ich wohl fragen, worin dieſes Geſchäft beſteht?“ „Halten Sie mich nicht für unhöflich, Lady Nelly, wenn ich es für angezeigter halte, die Sache nur mit dem Graſen ſelbſt zu beſpreche ch glaube, daß ich ihn nicht lange auf⸗ zuhalten brauche; wenigſtens hoffe ich, die Angelegenheit werde ſich raſch erledigen laſſen. Ich kann ſie verfichern, daß een. Seneral⸗Anzeiger. 27. Auguſft. Kaſeruenbof⸗Flüthen. Unterofſtzier zu einem Sachſen, der falſch 2 hat:„Was Meyer, Sie wollen un Sächſer ſein und können nich bis fünfe zäblen? Auf allen Vieren ſollten Sie wieder nach Berne kriechen, Sie alter duei doppelter, z we! beiniger Einfaltspinſel, Sie! Unteroffizier(zum Rekruten): Zupfen Sie nicht immer am Bart, Müller. Hier iſt keine Schönheits⸗Concurrenz! — Wortknrioſum. In dem Verzeichniß der Patentanmeld⸗ Gre im, Reichs⸗ und Staatsanzeiger“ findet ſich auch folgende 1 22. O. 1189. Verfahren zur Darſtellung zweier Dia mi Obenzenylamidophenylmercaptane. Wenn die Erfindung der Bezeichnung entſpricht, muß ſie ſehr complizirt ſein. Ein Milderungegrund. Richter; Sie ſind alſo geſtändig, ein Paar Stiefeln geſtohlen zu haben; haben Sie noch etwas zu ſagen? Angeklagter; Ich bitte um'ne milde Strafe; die Abſätze waren nämlich ſchon ſchief gelaufen. . Schulmeiſter ein Schimpfname. Von dem Schöffengericht in arktheidenfeld(Unterfranken) wurde der ledige Maurergeſelle Rückſtätter zu 20 Mark Geldſtrafe wegen Berufsbeleidigung verurtheilt, da er in öffentlicher Wirthſchaft die dortigen Lehrer öfter mit dem Namen Fete mu her betitelte. Es wurde hierbei, und das von Rechts wegen, Eine Heboden; daß genannter Ausdruck zur Zeit immer als eine Beleidigung zu erachten iſt, da derſelbe eine Mißachtung gegen den Lehrer enthält und wohl immer nur im verächtlichen Sinn gebraucht wird. Theater und Muſik. er. bab. Gef- und National-Theater in Maunbeim. Was für angehende Schauſpielerinnen, die im Begriffe ſtehen die erſten Schritte auf den heißen Brettern zu unter⸗ nehmen die rührſelige„Prezioſa“, das iſt für Operndebutan⸗ tinnen Webers„Agathe“— der Prüfſtein des erſten öffent⸗ lichen Auftretene. FIräulein Emilie Milena aus Agram, die ihren kroatiſchen Namen durch einen der deutſchen Zunge beſſer und leichter lingenden Künftlernamen erſetzt hat, ſtellte ſich geſtern dem Publikum als jugendlich dramatiſche Sängerin vor und erwarb ſich, wie wir gleich bemerken wollen, ſeine Sym⸗ pathien. Die Kritik kann in den Beifall des Publikums nur zögernd einſtimmen denn was dem Auditorium ſo ſchätzenswerth erſchien— die verhältnißmäßig überraſchende Tonſicherheit— kann von dem Kritiker doch nur als ein relativ günſtiges Zeichen gedeutet werden. Ebenſowenig, wie ein weniger durchſchlagender Erfolg, ja ſelbſt ein verſchleierter Miß⸗ erfolg eines erſten Auftretens, den objektiv urtheilenden Kritiker veranlaſſen darf, den Stab über einen Künſtler zu brechen und ihm jede Hoffnung für die Zukunft zu dhealiſce kann auch der rauſchende Erfolg eines„erſten theatraliſchen Verſuchs“ den Kritſter beſtimmen, die Mängel zu überſehen und ſich nur der Vorzüge zu erfreuen. Der Beifall, den das Publikum in ſolchen Fällen ſpendet und der, wie wir gerne anerkennen wollen, gewiß auch nicht der Be⸗ rechtigung entbehrt, entſpringt aber meiſt dem Gefühl der Theilnahme, das es dem unter dem Banne begreiflicher Auf⸗ regung und entſchuldbarer Angſt leidenden und demgemäß ſeine Kräfte nicht ganz entfaltenden Anfänger entgegenbringt. Des⸗ halb wird ein am Beginne ſeiner Thätigkeit ſtehender Künſtler in dem ihm geſpendeten Beifall gewöhnlich nicht mehr erblicken dürfen, als eine freundliche Aufmunterung und den Ausdruck eude des ſo lieben und doch manchmal ſo bitterböſen ikums daß„die Sache gut abgelaufen iſt.“ Und das Ver 9ſe geſtern der Fag; der„erſte theatraliſche erſuch“ des Fräuleins Emſlie Milena därf als ein gelun⸗ ener bezeichnet werden, wenn man die obwaltenden Um ſtände krückſichtigt. Die Stimme klingt friſch und ſympathiſch, die Schule läßt den Meiſter erkennen, wenngleich geſtern, wohl b1 95 der Aufregung, die Coloraturen ſelken glückten und die Intonation in der Höhe nicht immer ſicher war. Ueber das„Spiel? läßt ſich ebenſowenig ſagen, wie der völlige Mangel desſelben anderſeits bei einem erſten Verſuch wohl auch zum Theil entſchuldbar iſt. Nach dieſer Richtung iſt ein abſchließendes Urtheil 1. noch nicht möglich, doch ſcheint es immerhin, daß Irln. Milena mit der Zeit eine tüchtige Sängerin, vielleicht auch eine intereſſante Darſtellerin wird. Nach dem günſtigen Eindruck des erſten Auftretens darf auch die Kritik dem weiteren Gaſtſpiele mit Intereſſe ent⸗ gegenſehen. Julius Katz. Bayrenth, 24. Aug. Ueber die Bayreuther e woß er⸗ 10 ren wir das Folgende: Bisher iſt nur feſtgeſetzt worden, im Jahre 1891 im Feſtſpie auſe der„Tannhäuſer“ zur hrun Nach einer ungefähren Berechnung wird der„Tannhauſer“ an Unkoſten für Ausſtattung, ſowie für Bezüge an Orcheſter, Ballet, Chor und Einzelkräfte 480 000 M. erfordern Für die Venuüsſcene ſoll eigens ein Balletkorps von 100—120 Tänzerinnen verpflichtet werden. Die rigen Feſtſpiele haben einen bedeutenden Ueberſchuß ergeben; derſelbe wird in Gemeinſchaft mit dem bereits vorhandenen Reſervefond für die Einrichtung des Tannhärſer“, zu welcher bexeits im vergangenen Jahre die Vorbereitungen begonnen gben, verwendet werden. Erwägnt ſei noch, daß die erſten itwirkenden für die geſammte Zeit der Aufführungen und der denſelben Peraltc pegen roben eine Entſchädigung von je M. 4009 erhakten haben; die Mitglieder des Chors 8 88 freier Wohnung monatlich ein Einkommen von —w— w e—— die Sache wichtig iſt und keine Verzögerung duldet. Wenn der Herr Graf wüßte, um was es ſich handelt, ich bin über⸗ zeugt, er wäre bereit, mich ſofort zu empfangen. Darf ich Sie bitten, ihm miltheilen zu wollen, daß ich hier bin? Ge⸗ ſtatten Sſe mtir, zu käuten, damit ein Diener komme, dem Sie Ibren Auftrag ertheilen können.“ e ſie Zelt hatte, ihm eine abſchlägige Antwort zu geben, hatte er bereits geläutet, und offenbar wollte ſie nun auch feinem Wunſche keinen weiteren Widerſtand entgegen⸗ ſetzen. Beide ſchwiegen, bis der alte Markus eintrat. „Iſt der Graf wach?“ fragte Lady Nelly. „Gräfin, er iſt gerade vorhin aufgewacht und ver⸗ langt uſch Iynen.“ Der alte Mann blickke den Fremden mißtrauiſch an; die düſtere Wolke, welche über dem Königin⸗ hof ſchwebte, war ihm längſt kein Geheimniß mehr. „„Dann bringen Sie ihm die Karte dieſes Herrn. Wollen Sie meinem Bater ſonſt noch etwas ſagen laſſen, Herr Cardroß?“ wandte ſie ſich an dieſen. Sagen Sie dem Herrn Grafen, daß ich in wichtigen An⸗ gelegenheiten komme, ſonſt würde ich mir nicht die Freiheit nehmen, ihn zu ſthren. Empfängt er mich, ſo dürfte ich ihn nicht länger als einige Minuten aufhalten. Der alte Diener entfernte ſich noch immer mit mißtrauiſcher Miene. Nelln, die auch mehr als einen verſtohlenen Blick zu Cardroß hinüberſandte, fragte ſich im Stillen verwundert, welcher Art wohl die Geſchäfte ſein könnten, welche ihn hier⸗ hergeführt. Kannte er das Unglück, das über ſie hereinge⸗ brochen, würde ihr armer, ſchwacher, alter Vater ihm Alles mittheilen und ſeine Hilfe erflezen? Ach nein, nur das nicht. as Blut ſtieg ihr förmlich zu Kopfe, während ſie ſich den edanken an eine ſolche Möglichkeit ausmalte. Da trat der alte Diener wieder ein. ſüblt er Herr Braf läßt ſagen, daß er ſich ſehr geehrt „Ich werde ſofort dem Herrn Grafen meine Aufwartung machen“ Er wollte mit einer Verbeugung gegen Nelly das Gemach verlaſſen, dieſe hielt ihn aber zurück⸗ „och werde Ihnen den Weg nach der Bibliothek zeigen, Derr Cardroß, ſprach ſie, und errieth ſofort, daß es ihre Berlin, 25. Aug. Das Leſſing⸗Theatei) brachte geſtern als erſte Novität Wilbrandt's dreiaktiges Luſtſpiel ⸗Die Vermählten“, welches mit ſeiner Gartenlauben⸗Romantik einen halben Höflichkeitserfolg davontrug.—(Das Schau⸗ ſpielsaus) beginnt ſeine neue Saiſon unter der Regie Devrient's am 10. Sept. mit Romeo und Julia“. Es folgt dann„Wilhelm Tell“ mit vollſtändig neuer, alles bisher Da⸗ übertreffender Ausſtattung; hierauf ſollen die„Räu⸗ er“ an die Reihe kommen.—Das„Berliner Theater“ eröffnet mit„Coriolan“ in ſorgfältigſter Inſcenirung; das Reſidenztheater mit„Fernande“ und das Wallner⸗ theater beginnt genau ſo wie die Mannheimer Hofbühne: mit Repertoire⸗Aenderungen.— Dresden, 24. Aug. Eie große Freude wurde unſerer FIrln, Thereſe Malten durch ein Geſchenk des aiſers bereitet, beſtehend in einem koſtbaren Armreif, mit acht großen Brillanten und ſieben Saphiren garnirt. Das werthvolle Geſchenk wurde durch die preußiſche Geſandtſchaft überreicht, in Begleitung eines Allerhöchſten Kabinetsſchrei⸗ bens, welches die ſchmeichelhafteſte Anerkennung für die Künſtlerin enthält bezüglich ihrer großartigen Leiſtungen während der diesjährigen Bayreuther Feſtſpiele. Vom Prinz⸗ Regenten hat jetzt Frl. Malten die Bayeriſche Rautenkrone in Brillanten, mit Türkiſen im Felde, die bayeriſchen Natio⸗ nalfarben zeigend und auf der Bruſt zu tragen, erhalten, eine weitere Auszeichnung für die Künſtlerin, welche ſchon länger im Beſitz des bayeriſchen Ordens für Kunſt und Wiſſenſchaft iſt. Frau Coſima Wagner ſchmückte das Haar ihrer„beſten Kundry“ beim Abſchied mit einer goldenen Haarnadel in Geſtalt einer Taube von Brillanten. Wien, 24. Aug. Im Thegter an der Wien findet am kommenden Samſtag, 31. Auguſt, als Eröffnungs⸗Vorſtellung der neuen Saiſon eine Aufführung der Sullivan'ſchen Operette „Der Mikado“ ſtatt. Als neuengagirte Mitglieder ſind zu verzeichnen: die Operetten⸗Sängerinnen Frl. Soppie Link von Hamburg und Frl. Jenny Schubert von Berlin, ſowie für das Fach der jugendlichen Liebhaberinnen Frl. Thereſe Berger; ferner Herr Kapellmeiſter Adolph Ferron, der Operettentenor R. del Zopp von Berlin und der jugendliche Liebhaber Mario Zerbi. Als nächſte Novität der Saiſon iſt in Vorbereitung:„Capitain Fracaſſa“, Operette in drei von R. Gense und F. Zell, Muſik von Rudolph ellinger. Wien, 24. April.(Hofopernſänger Van Dych) wurde heute zum Botſchafter des Deutſchen Reiches berufen, wo ihm ein prachtvoller Brillantring eingehändigt wurde, den Kaiſer Wilhelm für den Künſtler beſtimmt hat. Herr Van Dock hat bekanntlich vor dem deutſchen Kaiſer in Bay⸗ reuth den Parſifal geſungen. Salzburg, 23. Aug.(Muſteraufführungen von Hochzeit). In Salzburg, der Geburtsſtadt tozart's, ſollen im Juli nächſten Jahres Muſteraufführun⸗ gen von„Figaro's Hochzeit“ ſtattfinden und zwar unter Mit⸗ wirkung der hexrvorragendſten Geſangskräfte der deutſchen Opernbühnen. Der großartige Erfolg, welchen die Muſter⸗ befcne von„Don Juan“ vor zwei Jahren anläßlich der Centenarfeier des Werkes erzielten, hat den Anlaß zu den geplanten„Figaro“⸗Aufführungen gegeben. Ein großer Theil der Künſtler und Künſtlerinnen, welche während der „Don Juan“⸗Feier in Salzburg thätig waren, iſt nach der „Tägl. Roſch.“ auch zu den nächſtjährigen Muſtervorſtellungen eingeladen worden. Damals leitete Hans Richter Mozart's Marie deer Reichmann, Hch. Vogl, Staudigl, Marie Wilt, Morie Lehmann, Bianca Bianchi ſangen u. A. die Hauptrollen. Hans Richter wird— das iſt bereits feſt⸗ ſtehend— auch die Muſteraufführungen von„Figaro's Hoch⸗ zeit“ leiten und zwar unter ſeiner Führung wahrſcheinlich wiederum die hervorragendſten deutſchen Künſtler in der Mozart⸗Stadt vereinen. unſt und Wiſſenſchaft. Heidelberg 24. Auauſt. Unſerm Landsmann, Herrn Maler Wilhelm Trübner in München, iſt für das von ihm in der diesmaligen Jahresausſtellung der Münchener Künſtler⸗ genoſſenſchaft ausgeſtellte Bild„Kartoffelfeld“ von der Jurh die goldene Medaille 2. Klaſſe zuertheilt worden. St. Frankfurt, 25. Aug. Auf der Fachausſtellung des Schleswig⸗Holſtein'ſchen Photographen⸗Vereins wurde die Hofphotographin Fräulein Tatharina Culis hier mit dem erſten Preis für die beſten Kinderbilder ſowie mit dem erſten Preis für die beſten Cabinetporträts ausgezeichnet. Es iſt dies im Laufe weniger Jahre die achte Auszeichnung, die dem Atelier des Fräulein Culis zu Theil wurde.— Der Rühl'⸗ ſche Geſangverein verböffentlicht ſein Maen enee für das Vereinsjahr 1889/0. Nach demſelben gelangen die Schöpfung“ von Haydn, die„wissa solemnis“ von Beethoven und„Paulus von Mendelsſohn⸗Bartholdy in den drei Konzerten zur Aufführung. Aeneſte Nachrichten und Telegramme. Münſter, 25. Aug. Der Kaiſer und die Kai⸗ ſerin kehrten gegen 11% Uhr von der Halle des weſt⸗ fäliſchen Adels zurück und traten kurz darauf unter leb⸗ haften ſympathiſchen Kundgebungen der auf dem Bahnhof anweſenden Volksmenge die Rückreiſe nach Potsdam an. Zur Verabſchiedung waren u. A. der kommandirende Abſicht ſei, bei ſeinem Geſpräche mit ihrem Vater gegenwärtig zu bleiben, was ihm nichts weniger als angenehm war. Trotzdem erhob er keine Einwendung, da er ſich von deren 0 Mden überzeugt fühlte, und 1 1 ihr ſchweigend. Tauſend Redewendungen, wie er das Geſpräch eröffnen könne, die er ſich den onln 8 über ausgedacht, fuhren ihm durch den Sinn und wollten doch nicht den Weg über die Lippen finden. Seine Aufregung ſteigerte ſich, als er, in der Biblio⸗ thek angelangt, ſich dem alten Manne gegenüberſah, welcher mit unſtäten Schritten ihm entgegen kam. Ich freue mich, Sie zu ſehen, Herr Cardroß,“ ſprach der Graf, nachdem er ſeinen Gaſt gebeten, Platz zu nehmen; »„ich entſinne mich mit lebhaftem Vergnügen der Tage, welche wir im gaſtlichen Hauſe Lenz zuſammen zugebracht, und ich habe ſeither oftmals gewünſcht, daß ich Sie damals aufge⸗ fordert hätte, uns zu beſuchen, obwohl im Königinhof Gäſte jetzt eine ſeltſame Erſcheinung ſind. Ich bedauere, daß es nicht in meiner Macht liegt, Sie in würdiger Weiſe will⸗ kommen zu heißen, doch Sie werden ja ohnehin wiſſen, daß eine ſchwere Wolke über uns laſtet.“ „Unſere Privatangelegenheiten können Herrn Cardroß kaum intereſſiren, Vater,“ wandte Lady Nelly ein.„Er iſt in wichtigen Geſchäftsangelegenheiten hergekommen.“ „Geſchäftsangelegenheiten?“ wiederholte der alte Herr verwundert und gleichzeitig erſchreckt. Ja, es hat ſeine volle Richtigkeit, daß ich in Geſchäfts⸗ angelegenheiten kam, aber ich möchte bitten, dieſelben als im ſtrengſten Vertrauen ausgeſprochen anzuſehen,“ fügte er leiſer und zögernd hinzu. ech habe keine Geheimniſſe vor meiner Tochter,“ er⸗ widerte der Graf ruhig. Ich bin deſſen bewußt,“ lautete Georg Cardroß' Ant⸗ wort.„Und trotzdem möchte ich meine Bitte wiederholen; ich füge noch hinzu, daß es Ihnen vollkommen frei ſteht. Ihrer Tochter mitzutheilen, was wir verhandelten, ſobald wir ein⸗ mal ins Klare gekommen ſind. Wenn ich bitte, daß Lady Nelly uns für eine kleine Weile allein laſſen möge, kann ich Sie verſichern, daß ich zu dieſem meinem Auſuchen ſchwer⸗ wiegende Gründe habe. Ich möchte das, was ich zu ſagen babe, nur Ihnen allein gegenüber ausſprechen.“(Fortj..) General v. Albedyll, der Oberpräſident Studt, der Ober bürgermeiſter Windthorſt und die Kammerherren Freißerr v. Landsberg⸗Steinfurt und Freiherr v. Bodelſchwingh⸗ Plettenberg auf dem Bahnhof anweſend. Der Kaiſer unterhielt ſich noch einige Zeit mit dem General v. Alde⸗ dyll und dem Oberbürgermeiſter Windhorſt. Bei der Abends ſtattgehabten glänzenden Illumination der Stadt traten ganz beſonders der durch 35,000 Lampions er⸗ leuchte Domplatz, das Regierungsgebäude, die Poſt, das Theater, der Hof des Grafen Droſte⸗Erbdroſte, ſowie der Triumpfbogen am Eingange der Stadt hervor. Potsdam, 25. Aug. Der Kaiſer und die Kai⸗ ſerin ſind heute Morgen 8½ Uhr mittelſt Sonderzuges auf der Wildparkſtation hier wieder eingetroffen und haben ſich alsbald nach dem neuen Palais begeben. Jena, 25. Aug. Der Chemiker Profeſſor Geuther iſt geſtorben. Bndapeſt, 25. Aug. In einem Berliner Brieſe der„Budapeſter Correſpondenz“ wird als inter⸗ eſſantes Detail zu dem Aufenthalte des Kaiſerz Franz Joſeph in Berlin noch nach⸗ getragen, daß, da die Ceremonien des katholiſchen Gottes⸗ dienſtes in Preußen in vielen Einzelheiten von den be⸗ treffenden Ceremonien in anderen Ländern abweichen,— ſo namentlich kennt man dort keine Segens meſſe— der Berliner Propſt, im Hinblicke auf den angeſagten De⸗ ſuch des Oeſterreichiſchen Herrſchers in der Hedwigs⸗ kirche, telegraphiſch bei dem Breslauer Fürſtbiſchof ange⸗ fragt habe, ob er ſich ſtreng an die heimiſchen Ceremo⸗ nien halten müſſe oder ob es geſtattet ſei, ſo zu leſen, wie Kaiſer Franz Joſef es gewohnt ſei, zu hören. Aus Breslan jedem dem Wunſche des verehrten und geliebten Gaſtes des Deutſchen Hofes und Deutſchen Reiches Genüge thun. Er könne, wenn in dieſer Beziehung ein Wunſch geäußert würde, auch die Segensmeſſe leſen. Der Kaiſer wünſchte jedoch nur eine ſtille Meſſe zu höͤren. Bern, 25. Auguſt. Laut einer 15 Mittheilnn enthält der Vertrag betreffend die Fuſion der Weſtbahnen mit der Jurg⸗Bern⸗Luzern⸗Bahn eine beſtimmte Kl. wonach die fuſionirte Geſellſchaft ſich anheiſchig macht, den Simplontunnel ſofort, nachdem 30 Millionen Staats⸗ und Gemeindeſubventionen geſammelt wären, auf eigene Koſten auszuführen. Rom, 25. Aug. Die feindſelige Haltung des Clerus von Apulien gegenüber dem Könige wird lt. Fr. Zt. lebhaft commentirt. Geſtern fand in Lecce eine Pro⸗ zeſſion zu Ehren des Schutzheiligen der Stadt ſtatt. Die Prozeſſion durchzog den Hof des Bezirkspalaſtes, wo König reſtdirte. Letzterer war beim Eſſen und trat ni an das Fenſter. Der Aufenthalt des Königs in Bari wird ſich auf wenige Stunden beſchränken.— Der König, der Kronprinz, Criſpi und Brin langten heute Morgen um 8 Uhr in Brindiſt an und fuhren um 10 Uhr wei⸗ ter nach Bari auf der Yacht„Savoja“ in Begleitung des Geſchwaders und des Reichspoſt⸗Dampfers„Danzig.“ Petersburg, 25. Aug. An Stelle des Prinzen des Grenadierkorps General der Kavallerie Manſei zum kommandirenden General des Gardekorps ernannt worden.— Die Ernennung des Generals Ignatjew zum General⸗Gonverneur von Kiew wird offtziell be⸗ ſtätigt. Der Generalkommandant der Truppen des Militärbezirks Kiew, General der Infanterie Radetzke iſt zum Mitgliede des Reichsraths ernannt worden. „Belgrad, 25. Aug. Die Königin⸗Mutter Natalie ſchoben haben, weil Koͤnig Alexander ihr ſchrieb, er werde, falls ſeine Mutter ohne Zuſtimmung der Regent⸗ ſchaft nach Belgrad komme, die Stadt verlaſſen. Wenn ſie ihn ſehen wolle, was ihn gewiß freuen würde, duͤrftt der Ort ihr ganz gleichgiltig ſein. Es iſt übrigens mii der Königin Natalie wegen Beſuch des Königs Alexan⸗ der, ein Kompromiß angebahnt. Die eventuelle Zuſam⸗ menkunft würde in Niſch erfolgen. Wie Petersburger Blätter melden, wird König Alexander von Serbien im Frühjahr Petersburg beſuchen. Mannheimer Handelsblatt. Maunheimer Hafen⸗WVerkehr. Folgende Schiffe ſind am 25. Auguſt angekommen: Hafenmeiſterei J. Napy Bismarck tterdam Stückgüter— v. Weyngardten Willem I 1 925 Martin Mathilde Klin Diſch Adol 5 5— A. Bieſemann Niederländer Rotterdam 1 88 Ehr. Müßig Ad. Schmitt Hochfeld Kohlen 61⁰0⁰ nmeiſterei III. F. Wörgel Liederkranz Heilbronn Salz 1810 H. Seutz Frieda 75 7 1686 Ph. Zimmermaun Apollo 75 7 1786 üßig Einigkeit Jagſtſeld 5 2665 H. Banspach Banspach 7 5 3364 J. Kappes erdinand 5 70 1110 A Holler 85 Emil 120 J. Wunſch Carolina 5„ 70³ H. Vorreuther(Gott mit uns 1 1580 Waſſerſtands⸗Nachrichten. Rhein. Bingen, 28. Aug. 2 18 m.—.08. Konſtanz. 23. Aug. 400 m.— 00 Kaub, 28. Aug..37 m.—.01. Süningen, 25. Aug..15 m. 4.25 Koblenz, 24. Aug. 2 50 m.—.00. Kehl, 28 Aug..15 m—.02. Köln, 24. Aug..70 m.—.01 Lauterburg, 25 Aug. 82 n.— 00 Ruhrort, 24. Aug..19 m.—.06. Maxau, 28 Aug. 4 44 m— 005 Nedar. Mannbeim, 20. Aug..35 m +.05. Mannheim, 26. Aug.80 m.—.00. Mainz, 48. Aug.60 m.—.03. Heilbronn, 25. Aug. 0,80 m.— 0,8, Dampfer⸗Nachrichten. e e, und e Geſellſchaft“. Täg. und in Verbindung mit der Great Eaſtern Companhy nach London via Harwich. — Abfahrten von Mannheim vom 15. Mai ab: Täglich Morgens 5½ Uhr nach Köln⸗Düſſeldorf und, Samſtags ausgenommen, nach Rotterbam⸗ London. Zu Mainz Anſchluß an die um 9½ Uhr Vorm abgehenden Salonboote Nachm. 1¼ Uhr bis Bingen, folgenden Morgen 5 Uhr weiter bis Köln⸗Düſſeldorf · Rotterdam.— Abfahrten von Mainz Morgens 7½,*. 9½, 10 und Nachmittags 12½ Uhr bis Köln, 3 Uhr bis Koblenz und 6 Uhr bis Bingen, lowie Morg. achm. 2 Uhr nach Mannbeim. Schnellfabrt der Salonbopte.— f excl. Samſtags bis Notterdam⸗London. gooooooOoοοοοοẽBVO—[-eb̃oοοοοõ,j, ooοοõ, οοο 0 Jacob J. Reis, aheder Speeematrtes 8 Möbelfabrk und Lager aller Sorten Polster- und 8 Kastenmöbel. 54904 EEN 0000 liche Perſonen⸗ und Güterbeförderung nach allen Rheinſtationen bis Rotterdam kam darauf die Antwort, der Propſt moͤge in allem und Alexander von Oldenburg iſt der bisherige Kommandeur ſoll die Reiſe nach Belgrad hauptſächlich deßhalb ver⸗ ————A · —29.—— eeeee —— Pee ee — —— ra —— 1 * 1 dreeeiee deeee r R 2 ennn, re / 14 eee D 7 5 7 80 8 94 General⸗Anzeiger. zur Sitzung 55 Hezirteruhes vom Donnerſtag, 29. Auguſt d. J. Vormittags 9 Uhr. 1. J. S. der iſrael. Religions⸗ zemeinde Schriesheim gegen Sa⸗ muel Weinberger in Bruchſal, Forderung betr. 2. Geſuch des Victor Bauer um Erlaubniß zum Betrieb einer Schankwirthſchaft ohne Brannt⸗ Wanſe in Traitteurſtraße 21. 3. Gleiches Geſuch des Fried⸗ rich Eberlein, H 3, 11. 5 4. Gleiches Geſuch des Chriſtian Friedrich Kautz, n 5. Gleiches Geſuch des Benjamin Köhler in Ladenburg. 6. Geſuch des Maxtmilian Schmitt G 2, 19/20, um Erlaubniß zum Betrieb einer Gaſtwirthſchaft. 7. Geſuch des Jacob Hauert um Erlaubniß zur Transferirung ſei⸗ ner Schänkwirthſchaftscongeſſton ohne Branntweinſchank v. 27 1, 88 nach 20 2, 10. 8. Gleiches Geſuch des Gottlieb Diehm van Q 1, 9 nach 8 4, 19. 9. Gleiches Geſuch des Fran lemmer von 1, 3b na 20 1, 10. 10. Gleiches Geſuch des Michael Rieſinger von T 2,7 nach U 2, 7. 11. Gleiches Geſuch des Heinrich oſtw 110 15 19 6a nach L 17, 1 (Gaſtwirthſchaft). 12. Gleihes eſuch des Adam Wüſt von 2 9, 38 nach Ameri⸗ kanerſtraße 17. 13. Entziehung der dem ed⸗ rich Haag, E 3, 3, ertheilten Wirth⸗ ſchaftsconceſſion. 14. Geſuch des Auguſt Schweitzer, Schwetzſtr. Nr. 70, um Erlaubni zum Kleinverkauf von Brannt⸗ wein und denaturirtem Spiritus. 15. Geſuch der Zellſtofffabrik Sandhofen(Waldhof) um Grlaub⸗ 1 25 ufſtellung von 18 Dampf⸗ eſſeln. 16. Den Gewerbebetrieb des ee Ludwig Klaar 17. Die Feſtſtellung der Stau⸗ bere bente und Gene 1 ur Herſtellung einer Leerlauf⸗ ſchleu e an der Mühle des Wil⸗ helm Höfer in Ilvesheim betr. 18. Geſuch des Matheis Stumpf in Mannheim um Ausſtellung eines Schifferpatents. 19. Geſuch des Michgel Staufer in Mannheim um Ausſtellung eines 4 20. Ahänderung der Planlegung des Geländes der Marienſtraße wiſchen M8 und N8 und der terſallſtraße Aceſthen der Ka⸗ 1 ſiner⸗ und Seckenheimerſtraße etr. 21. Feſtſtellung der Straßen⸗ öhe, Straßenbreite und Bau⸗ uchtlinie in der Sverhüleniſſ betr. 22. Die Rechtsverhältniſſe der Dienſtboten betr. 28. Den Verkehr mit Petroleum und anderen leicht entzündlichen Flüſſigkeiten betr. 24. Beſetzung einer Kaminfeger⸗ ſtelle in Mannheim betr. 25. Quartierleiſtung, hier Staatsgenehmigung zu einer Frei⸗ der Gemeinde äferthal betr. Sämmtliche auf die Tagesord⸗ nung bezüglichen Akten liegen 3 97 vor der Sitzung zur Ein⸗ icht der Betheiligten und der erren Bezirksräthe auf dies⸗ eitiger Kanzlei auf. 5894 Mannheim, 24. Auguſt 1889. Grosg Bezirksamt. enzken. Jadung. Nr. II 14,358. Der am 3. April 1889 zu Kleinſachſenheim geb., zu⸗ letzt in Sandhofen whriem Eiſendreher eorg Chriſtian beſhundial, z. Zt. in Algier wird beſchuldigt, daß er im Winter 1888l89 als beurlaubter Wehrmann der Landwehr ohne Erlaubniß aus Deutſchland ausgewandert ſei. Übertretung Heeſ 360 Ziff. 3 .⸗St.⸗G.⸗B. erſelbe wird auf Anordnung Großh. Amtsgerichts dahier zur Hauptverhandlung 8 auf 889 22. Oktober 1889, orm. ½9 55 vor das Schöffengericht dahier mit dem 0 5 geladen, daß er bei unentſchudigtem Ausbleihen auf Grund der vom Königl. Land⸗ wehrbezirkskommando Heidelberg am 27. Juli l. J. ausgeſtellten Erklärung werde verurtheilt werden. Mannheim, 23. Auguſt 1889. Der Gerichtsſchreiber Großh. Amtsgerichts. Hoerſt. Heffentliche Inſtellung. Nr. 38883. Der Fuhrmann Ludwig Gropp hier, vertreten durch Rechtsanwalt Dr. Roſenfeld ier, klagt gegen Unternehmer eidelhuber, ſrüher hier, z. Zt. an unbekannten Orten abweſend, wegen geleiſteter Arbeiten mit dem Antrage auf Verurtheilung des Beklagten durch vorläufig vollſtreckbares Urtheil zur Jah lung von 189 M. 50 Pfg. nebſt 5% Zins vom Klagezuſtellungstage, unter Reiaſtre⸗ in die Koſten des Rechtsſtreits und Arreſtverfahrens und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsſtreits vor Großh. Amts⸗ ericht II. dahier au onnerſtag, 24. Oktober 1889, Vormittags 9 Uhr. ſum Zweck der öffentlichen uſtellung wird dieſer Auszug er Klage bekannt gemacht. Mannheim, 23. 125 1889. Marktmeifterſtelle. „Die Stelle eines Marktmeiſters iſt neu zu beſetzen. 58769 „Bewerber werden veranlaßt, ihre Anmeldungen mit Zeugniſſen belegt, bis längſtens Dienſtag, 27. Auguſt d.., Mittags 12 Uhr auf der Stadtrathskanzlei abzu⸗ geben, woſelbſt auch über die Be⸗ dingungen Auskunft ertheilt wird. Mannheim, 22. Auguſt 1889. Stadtrath: Moll. Lemp. Hekanntmachung. Die Domänenverwaltung Mannheim verpachtet 58837 Mittwoch, 28. 5 9 JI. Is. Nachmittags 2 Uhr im Aulaſaale A 4, 4 hier die an Martini d. Is. pachtfrei wer⸗ denden Aecker der Gemarkung Mannheim auf die 9 Jahre 1889 bis dahin 1898 nämlich: Stengelsgut II u. III.. 597,39ar Dammgewann 1356,32ar Heffentliche Nerſteigerung. m Auftrage werde ich am Mittwoch, 28. Auguſt 1889, Vormittags 11 Uhr im Börſenlokale Lit. n 8155 hier 58786 400 Sack Ruſſiſchen Weizen nach ee Muſter gegen baare Zahlung öffentlich ver⸗ ſteigern. annheim, den 19. Auguſt 1889. Bräuning, Gerichtsvollzieher in Mannheim. Verſteigerung. Der Erbtheilung wegen wer⸗ den aus dem Nachlaſſe der ver⸗ ——5—„G. Straube ittwe hier in Lit. 0 2 No. 24 im dritten Stock am Montag, den 26. Auguſt 1889, Nachmittags ½3 Uhr Kücheneinrichtung, Herren⸗ und rauenkleider, Weißzeug und Ver⸗ chiedenes, 87⁴4 Dienſtag, den 27. Auguſt 1889, Vormittags 9 Uhr und Nachmittags ½3 Uhr 2 pollſtändige Betten mit Roß⸗ garmatratzen, 1 Chiffonier, 2 arderobeſchränke, ein Silber⸗ ſchrank, 1 Waſchtiſch mit Mar⸗ moxplatte, 2 Nachttiſche, 2 Sopha, Stühle, Spiegel, 1 giſch Suhie, en mit Spiegel, Tiſche, Stühle, orhänge, verſchiedene Bilder, 1 ut erhaltenes Pianino, 1 Eis⸗ chrank, etwas Gold⸗ und Silber⸗ waaren, ca. 500 leere Hedene und Krüge und Verſchiedenes öffentlich gegen Baarzahlung ver⸗ ſteigert. C. Kauffmann, Waiſenrichter. Steigerungs⸗Ankündigung. Im Vollſtreckungswege gere ich in meinem Pfandlokale 8 4, 17. Dienſtag, den 27. d.., Nachmittags 2 Uhr 1 Nickeluhr(Remontoir) 1950 Cigarren und 20 Liter Treſter⸗ branntwein öffentlich gegen Baar⸗ zahlung. 5895 Mannheim, 24. Auguſt 1889. Kräuter, Gerichtsvollzieher. Steigerungs⸗Ankündigung. Im Vollſtreckungswege gere i Seneg den 27, ds. Mts., ormittags 10 Uhr in Lit. 7, 28 9eine Chaiſprange auf den bergg öffentli egen Baarzahlung. ſihlannheie Auguſt 1889. räuter, Gerichtsvollzieher. Heffentliche Nerſteigerung. Dienſtag 27. If.., Nachm. 2 Uhr werde ich in meinem Pandlokal 58943 „ 2 8 Ein Canapee im Vollſtreckungswege gegen Baarzahlung öffentlich verſteigern. Mannheim, 26. Auguſt 1889. Max. Gerichtsvollzieher. Schafweide⸗Jerpachtung. Die Gemeinde läßt die hieſige Winterſchafweide pro am Mittwoch, 4. September l. J. Vormittags 10 Uhr auf dem Rathhauſe dahier öffentlich verſteigern. 5 Die Weide kann mit 400 Stück Schafen befahren werden und iſt die unterzeichnete Stelle zur Aus⸗ kunftsertheilung über die näheren Bedingungen gerne bereit. Käferthal, 21. Auguſt 1889. Gemeinderath: Schmitt. Bekanntmachung. Die Abhaltung der Kirch⸗ weihe in Ilpesheim betr. Nr. 874. Es wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die diesjährige Kirchweihe am 1. und 2. September abge⸗ halten wird und die Verſteigerung der Buden⸗ und Marktplätze am Mittwoch, 28. Auguſt l. Is., Vormittags 10 Uhr im Rathhaus hier ſtattfindet. Ilvesheim, 22. Auguſt 1889. Das Bürgermeiſteramt Hoefer. Aufruf. Ein verhängnißvoller Tag, ein Tag des Schreckens und der Furcht liegt hinter uns— es war am letzten Tage der verfloſſenen Woche, an welchem ein ſo beträcht⸗ licher Theil unſerer Stadt binnen wenigen Stunden die Beute verzehrender Flammen wurde und eine große An⸗ zahl unſerer Mitbürger Wohnungen und Habe verlor. Feuerruf und Sturmglocke ſchreckten die friedlichen Ein⸗ wohner um die dritte Stunde des Nachmittags auf und eine alsbald in Mitte der Stadt aufſteigende dunkle Rauchwolke kündete die große Gefahr an, die dem ganzen Städtchen Verderben drohte. Ein ſcharfwehender Weſt⸗ wind trug mit Sturmeseile die Flammen weiter und warf ſie auf die leicht entzündbaren Scheunen und Ge⸗ bäude. Von da theilte des Feuers ſich ſelbſt erzeugender Zugwind die Gluth auch ſolchen Häuſern mit, von denen man die herrſchende Flamme abzuwehren ſich anſtrengte. — In 2½ Stunden lagen trotz der angeſtrengteſten Hilfe der Feuerwehr etwa 60 Wohnungen und Neben⸗ gebäude in Aſche. Solche, die auf Feld und Flur frohen Muthes ihrer Arbeit warteten, oder auswärts ihrem Be⸗ rufe folgten, kehrten in ihr theures Eigenthum nur zu⸗ rück, um es von den Flammen verzehren zu ſehen. Etwa 45 Familien, faſt zur Hälfte der ärmeren Klaſſe ange⸗ höͤrend, ſind gänzlich obdachlos und ihrer Habe beraubt. Herzzerreißend war es, die klagenden, händeringenden Frauen, Mädchen und Kinder die wenigen Ueberreſte ihres Eigenthums aus den Feuerflammen retten zu ſehen und während durch Freundſchaft verbundene oder von Mitleid bewegte Andere in edelſter Weiſe halfen, ergriff das Flugfeuer ihre eigenen Wohnungen. Edle Menſchenfreunde! Die Noth iſt groß und Hilfe dringend nöthig. Die rührendſten Beiſpiele von uneigennütziger Aufopferung von Seiten der Gemeinden und Privaten ſind ſchon gegeben; unſer allverehrter Lan⸗ desfürſt hat mit gewohnter Huld die innigſte Theilnahme 1den Beſchädigten ausgedrückt und ſeine perſönliche Hilfe zugeſichert. Doch die Hilfe Einzelner iſt nicht ausreichend. Wir ſind genöthigt, die allgemeine Hilfe unſerer Mit⸗ bürger auzuflehen.— Mitbürger und Menſchenfreunde! In der Nolh iſt der unſer Nächſter, der uns hilft. Mögen daher recht viele vaterländiſch geſinnte, gut denkende Mitbürger ihr Scherflein zur Linderung unſerer großen Noth beiſteuern. Der Allgütige wolle es reichlich vergelten! Jedem einzelnen edlen Geber aber reichen wir im Geiſte die Hand zum Danke. Waibſtadt, 12. Auguſt 1889. Das Hilfscomite. Bürgermeiſter Völker, Stadtpfarrer Rauch, Dr. Hell⸗ buſch, Gemeinderath Konrad, Gemeinderath Hof⸗ herr, Apotheker Hölzlin, Rathſchreiber Zürn, Hauptlehrer Kuſterer, Waiſenrichter Eberlein, Re⸗ dacteur Konrad. In Mannheim iſt die Expedition des„General⸗ Anzeigers“ bereit, Gaben in Empfang zu nehmen. Höhere Bürgerſchule Sinsheim a. E. Beginn des Schuljahres am 12. September. Die Anſtalt mit dem Lehrplan eines Realgymnaftums hat die Berechtigung zum einjährig⸗freiwilligen Dienſt. Anmel⸗ dungen werden täglich Vormittags entgegengenommen. 58889 Sinsheim, Auguſt 1889. Großh. Vorſtand: Ritter. International-Lehrinstitut. Realschule mit 6 Klassen.— Berechtigung zum einjährigen Militärdienst.— Von 23 Abiturlenten 22 bestanden(Max Oden- heimer).— Pensionat vom 10. Jahre an.— Prospectus bei der Direktion, Bruchsal(Baden). 57882 Institut Vorbach. Der Unterricht beginnt 12. Sept, 8 Uhr. Lehrplan für höhere Mädchenſch. verbunden mit einem Fortb.⸗Cours. Anmeld. täglich. Der Vorſtand: L. Vorbach, 58066 Kapuzinerpl. N 4, 15. Ohmetgras⸗ und Obſtverſteigerung. Die Freiherrlich von Berckheim'ſche Verwaltung Weinheim wird vom Tröſeler Hofgute Donnerſtag, den 5. September d.., Nachmittags 1 Uhr in der Kohl'ſchen Wirthſchaft zu Tröſel verſteigern: a. 38 Looſe Ohmetgras, b. das Obſterträgniß an Aepfel, Birnen, Zwetſchgen und Nüſſen. Die Obſt⸗Looſe ſind nummerirt. 589388 Weinheim, den 24. Auguſt 1889. Forschner. Ohmetgras⸗Verſteigerung. Die Freiherrlich von Berckheim'ſche Verwaltung Weinheim wird 58939 Freitag, den 6. September d.., Nachmittags 2 Uhr das diesjährige Ohmetgras in der Reinig'ſchen Wirthſchaft zum goldenen Adler zu Weinheim loosweiſe verſteigern: 3. von 36 Morgen 1 Viertel 19 Ruthen Wieſen auf Weinheimer Gemarkung, b. von 4 Allmendwieſen, 0. von 21 Morgen 69 Klafter Wieſen auf Unterflocken⸗ bacher Gemarkung. Weinheim, den 28. Auguſt 1889. Forschner. 58898 Merz. Haus⸗Telegraphen zum Selbſtanlegen, compl. mit 20 Mtr. Leit⸗ Pung, groß Element, Läute⸗ e werk, Druckknopf u. An⸗ weiſung Mk..— Größere Leitungen werden billigſt angelegt. 54901 Gerichtsſchreiberei Großherzogl. ſunsgerſchts Gserſt⸗ 58884 C. Gordt, G 8, 11a. Tanz-Cursus. Derſelbe beginnt Montag, den 1. Oktober und bitte ich die eehrten Damen und Herren um baldigſte Anmeldung, wegen Zu⸗ 5 ſammenſtellung der tit. Geſellſchaften. ivatſtunden zu jeder Tageszeit. 58679 Hochachtungsvoll Rosa Kaltenthaler Ww., 0 4, 15. Malianiliberalr Partei Vrogramm für den Ausflug der Mitglieder des Nationalliberalen Vereins nach Auerbach. ——————— ˖— Es wird am 1. September Mittags 12 Uhn 18 Minuten ein Extrazug von Maunnheim ab gehen, der 00001 in Aa um 12 Uhr 31 Min., „Ladenburg um 12 Uhr 37 Min., „Weinheim um 12 Uhr 52 Min. halten und um 1 Uhr 25 Min. in Auerbach eintreffen wird. Dort wird um ½2 Uhr in Gemeinſchaft mit der inzwiſchen aus Darmſtadt, Frankfurt, Offenb u. ſ. w. eingetroffenen Parteigenoſſen der Marſch n dem feſtlich geſchmückten Auerbacher Schloſſe arf den neuen Wege angetreten werden. Um 8 Uhr beginnt der Festakt. Unſer verehrter Führer, Herr Oberbürgermeiſter Ir Miquel, hat ſich bereit erklärt, die Feſtrede zu halten, nachdem der Vicepräſident des heſſiſchen Landtages, Herr Otto Wolfskehl, die Verſammlung begrüßt haben wird Weitere Anſprachen werden von den Jerden Reichstage geordneten Soipio, Bürklin und Difkens, dem Landtags abgeordneten Herrn Dr. Osann- Darmſtadt und Herrt Oberbürgermeiſter Küchler-⸗Worms gehalten werden. Eß haben überdies ihr Erſcheinen zugeſagt die Herren Reichs tagsabgeordneten Prof. v. Marquardsen-Erlangen, Böhm. Offenbach, Sattler-Berlin u. a. H. Die geſammte Kapelle des Heſſiſchen Regimente No. 115 aus Darmſtadt, unter perſönlicher Leitung ihrez bewährten Dirigenten Herrn Hilge, wird auf dem Feſt platze eine Reihe gewählter Kompoſttionen und patriotiſchr Lieder zum Vortrag bringen. Die Rückfahrt von Auerbach wird ebenfalls mi) Sonderzug Abends um 9 Uhr 50 Minuten ſtattfinder und wird in Weinheim um 10 Uhr 17 Min. in Ladenburg um 10 Uhr 32 Min. und in Friedrichsfeld um 10 Uhr 38 Min. angehalten werden. Die Ankunft in Mannheim erfolg) um 10 Uhr 51 Min. Anmeldungen werden von Herrn von Soiron, 0 6, I, der Expedition des,General⸗Anzeigers“ des„Mannheimer Tageblattes“, ſowie im iosi entgegen genommen. Die Eiſenbahn⸗Billete werden vor der Abfahrt am Bahnhof und ausführliche Programme in Auer bach ausgetheilt. Der Vorſtand der nationalliberalen Partei Norudgufscher Loyd. Post- und Schnelldampfer von BREIEN nach Newyork Baltimore Brasilien La Plata Ostasien Australien. Prospecte und Fahrpläne versendet auf Anfrage Die Direction des Norddeutschen Lloyd, oder deren General-Agent 5850B Ph. Jae. Eglinger, Mannheim. Ich bin von der Reise zurückgekehrt. 58803 J. Traub, Arxt. Todles-Anzeige. 105 Gott dem Allmächtigen hat es gefallen unſere innigſt⸗ geliebte, nie vergeßliche Gattin, Mutter, Schweſter, Schwä⸗ gerin und Tante 58951 Magdalena Wieland geb. Mayer, am Sonntag Abend ½5 Uhr nach kurzem, aber ſehr ſchwerem Leiden, im Alter von 30 Jahren, 2 Monaten und 3 Tagen zu ſich in ein beſſeres Jenſeits abzurufen. Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen: Jakob Wieland. Mannheim, 26. Auguſt 1889. Die Beerdigung findet heute Montag /½6 Uhr vom Sterbehauſe, Diakoniſſenhaus, F 7, 27 aus ſtatt. —— Seneral-Angeiger 27. Auguſt. Zum Walfisch. 7 Ar 4 Mark 50 fg.] Außenbeamte enden franeo ein 10 Pfd. Packet für Organiſation und Acquiſſtioz eine Mandel⸗, Roſen⸗, Veil⸗ werden von einer alten de ſchen un Heute Monta Abend 58942 29 5 10 8 2Jen⸗ und Gihcerinſeife. Allen Lebens⸗Berſicherungs⸗Aktien⸗ rfe eenne Haſel⸗Ragout nit KartoffelKlöſen Verſamml 5 2 8 käufern ſehr zu empfehlen. 56425 Bezüge geſucht. Fachken mlung—— Th. Coellen& Cie. 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