In der Poſtkiſte as en enter(Badiſche Volkszeitung.) Nr. 2288. 0 8 Abonnement: 50 Pfg. monatlich, Bringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. inel. Poſtauf⸗ ſchlag M..90 pro Quartal, Inſerate: Die Colonel⸗Zeile 20 Pfg. Die Reklamen⸗Zeile 60 Pfg. Einzel⸗Nummern 3 Pfg. Doppel⸗NRummern 5 Pfg. der Stadt Maunnheim und Umgebung. (99. Jahrgang.) Amts⸗ und Kreisverkündigungsblatt Erſcheint täglich, auch Sonntags; jeweils Vormittags 11 Uhr. (Mannheimer Volksblatk.) Telegramm⸗Adreſſe: „Journal Mannheim.“ Verantwortlich: für den politiſchen u. allg. Theinz Chef⸗Redakteur Julius Ka für den lokalen und prov. fü den d 58 nthenl r den Inſergtentheil: K. Apfel Rotationsdruck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buch⸗ druckerei, (Das„Mannheimer Journagl“ iſt Eigenthum des katholiſchen Bürgerhoſpitals.) ſämmtlich in Mannheim. Nr. 251. 1. Blatt. Auflage über 11,300 Exemplare. (Notariell beglaubigt.) UUnſere heutige Nummer enthält 16 Seiten. An unſere Ceſer! Am 1. Oktober beginnt ein neues Viertelſahrs⸗ Abonnement auf unſere Zeitung. Wir erſuchen unſere Leſer, ihr Abonnement rechtzeitig erneuern zu wollen und richten an alle treu zu Kaiſer und Reich, zu Fürſt und Vaterland ſtehenden Patrioten die Bitte, uns auch in dem letzten Quartal dieſes Jahres, wie ſeither, in unſerem Streben zu unterſtützen! Die demnächſt bevorſtehenden Landtagswahlen, welche beſtimmt ſind, den Anſturm der Ültramon⸗ tanen zurückzuſchlagen, erfordern eine durchaus klare Stellungnahme aller Bürger dieſes Landes. Offen und ohne Vorbehalt ſtellen wir uns auf den Boden der Grundſätze, welche die nationalliberale Partei als die einzig richtigen anerkennt zum Wohle der Geſammtheit. Beſtimmt in der Abſicht, wie in der Form, weiſen wir demnach die Herrſchaftsgelüſte der Ultramontanen zurück, die den Geiſt der Zwietracht in die Maſſen tragen, da⸗ mit es ihnen gelinge, fernabliegende, Staat und Gemeinde ſchädigende Ziele zu erreichen. Ebenſo klar wird auch fernerhin unſere Stellung gegenüber jenen Leuten ſein, die unter dem fadenſchei⸗ nigen Deckmantel des„Freiſiuns“ ſich mit Gegnern der wahren Freiheit, den Ultramontanen, zum Kampfe gegen die beſtehenden freiſinnigen Geſetze und die Schule verbinden, die heute als unterthänigſte Diener des Landesfürſten und ſeiner Regierung ſich im Staube winden und morgen den Herrſcher beſchul⸗ digen, daß er aus den ſeiner hohen Stellung gezogenen Grenzen heraustrete, weil er zum bürgerlichen Frieden und zur Eintracht mahnt. Hier iſt der innere Feind und ihn im Intereſſe des Staatswohls zu bekämpfen, halten wir für unſere Pflicht, die wir gewiſſenhaft erfüllen werden. Das deutſche Volk hat wahrlich genug ernſte Arbeit im täglichen Kampf um's Daſein zu verrichten, als daß es Zeit und Luſt haben ſollte, dem Ultramontanismus und der Demokratie Heeresfolge zu leiſten. Das Schwert zu ziehen, um die weltliche Herrſchaft des in Glaubensſachen völlig unabhängigen Papſtes wieder⸗ herzuſtellen, kann dem vaterländiſch geſinnten Deutſchen ebenſowenig in den Sinn kommen, als er die verſchämt auf den Umſturz der beſtehenden Ordnung abzielenden Beſtrebungen ehrgeiziger Freiſinniger und Demokraten zu unterſtützen vermag, jener Freiheitshelden, welche heute die Soctaldemokratie als das Mittel zur Erreichung der Macht ausnützen, und ſie morgen ſchnöder, als es der ärgſte„Reaktionär“ zu thun ver⸗ möchte, verleugnen und verrathen wenn es die Rück⸗ ſicht auf die eigene Sicherheit rathſam erſcheinen läßt. Dem Arbeiter nützen ſolche Volksbeglücker nie, ſie nützen ihn aber immer aus! So fordern wir denn Alle auf, die in der Auf⸗ rechterhaltung der Ordnung und in der Vertheidigung der allen wahrhaft Liberalen theueren Volksſchule, dieſer Grundlage der gegenſeitigen religiöſen Dul⸗ dung, die Lebensaufgabe aller patriotiſch geſinnten Bürger erblicken, uns iu dem nächſten Quartal mit Rath und That in gleich reichem Maße, wie ſeither, zu unterſtützen. Aedaktion& Perlag des„General⸗Anzeigers“. Mannheimer Journal. Ein luſtiges Crauerſpiel. Geſtern Abend hat im Saale des„Badner Hofes“ eine ſozialdemokratiſche Verſammlung ſtattgefunden, die zu arrangiren und fuͤr welche die Koſten zu tragen der hieſige demokratiſche Verein die Liebenswürdigkeit hatte. Auf ſeinem Leidenswege nach Kaiſerslautern, wo morgen die „Deutſche Volkspartei“ ihr fahles Licht„erſtrahlen“ laſſen will, hat Herr Rechtsanwalt Kohn aus Dortmund in unſerer Stadt Station gemacht, um Herrn Dreesbach die Wege zu bereiten. Man wird in der That die Un⸗ eigennützigkeit des den hieſigen demokratiſchen Verein bildenden wohlgezählten Dutzends Mitglieder rühmend anerkennen müſſen und wenn Selbſterkenntniß wirklich ein Schritt zur Beſſerung iſt, ſo darf man hoffen, daß die hieſigen Anhänger des Herrn Kohnldemnächſt dem„Reichs⸗ den bloslegen. Eelephen⸗Ar. 218.) Geleſenſte und nerbreitetſte Zeitung in Mannzeim und Amgebung. hund“— von dem geſtern wiederholt die Rede war, — ein neues Halsband verehren werden, falls dieſer die geſchenkſpendenden„Demokraten“ nicht fürchtet und es huldvollſt anzunehmen bereit iſt. Doch Scherz bei Seite! Wenn es die Todtengräber der hieſigen demokratiſchen Partei darauf abgeſehen hatten ſich ſelbſt durch den Mund eines ihrer Genoſſen in allen ihren Mängeln und Schwächen zu zeigen, ſie hätten niemanden beſſer mit der dankbaren Aufgabe betrauen können, als Herrn Kohn aus Dortmund. Seine Rede war eine mit den ſchärfſten Dornen durchflochtene Ruthe, die er auf dem Rücken ſeiner hieſigen Freunde tanzen ließ. Die Wahlen zum jetzigen Reichstage nannte Herr Kohn einen Faſchingsſpaß, den man ſich mit dem Volke geſtattet habe. Leider trifft dies Wort vielfach zu. Oder war es nicht ein Faſchingsſcherz der hieſtgen demokratiſchen Parteileitung den Wählern Herrn Kohn aus Dortmund vorzuſchlagen, deſſen Vorzüge darin beſtanden, daß er wirklich von proteſtantiſchen Eltern ab⸗ ſtammt? Wahrhaftig, Herr Kohn hat Recht, wenn er jetzt von einem„elenden Faſchingsſpiel“ ſpricht, das da⸗ mals getrieben wurde, als man in ihm einen Volksver⸗ treter vermuthete. Wahr iſt ja das Alles, aber iſt es nicht grauſam von Herrn Kohn, daß er ſeinen eigenen Freunden ſo einen Wahrheitsſpiegel vorhält? Das haben ſie doch wahrlich nicht verdient! Aber Herr Kohn geht noch weiter. Er gießt die ganze Schale ſeines Zornes aus über jene„Schweifwedler,“ die im Byzantinis mus erſticken. Nicht doch, Herr Kohn, das iſt gar nicht ſchön von Ihnen, daß Sie gerade die wundeſte Stelle Ihrer Partei ſo Laſſen Sie doch Ihren Genoſſen das Ver⸗ gnügen, ihre demagogiſche Parteifahne mit der Krone zu bemalen; es paßt zwar nicht ganz zuſammen, aber was thuts, es war ja doch auch nur ein Faſchings⸗ ſchwank, den ſich die angeblichen Demokraten mit dem dahingeſchiedenen Kaiſer Friedrich erlaubten, als ſie ſchweifwedelnd(wie geſtern Herr Er⸗ hart ſagte) einen Byzantinismus kultivirten, wie ihn bis dahin das deutſche Volk noch nicht geſehen. Gewiß iſt Herr Kohn ſehr ungehalten darüber, daß ſeine Freunde in ihrem Byzantinismus ſoweit ſich vermeſſen, den regierenden Kaiſer ſtets in einen Gegenſatz zu ſeinem Vater zu bringen. Er hat ja ſo Recht, aber iſt es auch ſchön von ihm, ſeine Freunde öffentlich zu compromit⸗ tiren!? Und wie ſie da ſaßen jammervollen Angeſichts — wenn nur ein Momentphotograph zugegen geweſen ware. Herr Kohn nannte die ſozialpolitiſche Geſetzgebung ein„Nichts“, ja ſogar einen„Humbug“; wie that er doch ſo unrecht, zu verſchweigen, was ſeine Parteifreunde ſo Gutes für den Arbeiter ge⸗ leiſtet haben! Das hatte er doch zur höͤheren Ehre der Partei auseinanderſetzen ſollen und z. B. auf die Hirſch'ſche Invalidenkaſſe hinweiſen können, die ſo ſchön die Arbeiter um ihr Geld gebracht hat. Dieſer Bankerott iſt gewiß nach Anſicht des Herrn Kohn „die Krönung des ſozialpolitiſchen Ge⸗ bäudes“, wie ſie die„wahren“ Freunde des Arbeiters erträumen! Wahrlich, wenn die Einberufer der geſtrigen Verſammlung noch etwas auf ihr politiſches Gewiſſen halten, ſo müſſen ſie nach den treffenden Ausführungen ihres Parteigenoſſen Kohn zu der Ueberzeugung kommen, daß der von ihm zum Zeugniß aufgerufene„Reichshund“ doch noch ein edles Thier iſt, gegenüber dem Hunde auf den ſie nach der ſchneidenden Selbſtkritik ihres Partei⸗ freundes ſchließlich gekommen ſind. Wir wollen nicht grauſam ſein, ſonſt würden wir die Ausführungen des Hauptredners der geſtrigen Ver⸗ ſammlung, des Sozialdemokraten Erhart, aus⸗ führlich wiedergehen. Unter den donnenden Beifalls be⸗ zeugungen der Anweſenden vollendete Herr Erhart die von Herrn Kohn in großen Zuͤgen hingeworfene Zeichnung von dem Byzantinismus, der die Wortführer der Demokratie erfaßt hat, er ſchil⸗ derte ergötzlich die allerunterthänigſte Schweifwe⸗ delei, deren ſich die Sprecher der ehedem vorhanden geweſenen Volkspartei gegenüber fürſtlichen Aeußer⸗ ungen befleißigen, kennzeichnete die heuchleriſche Heulmeierei der Demokraten um den Verluſt des Dragoner Regiments, und forderte zum Schluſſe ſeiner, die Sache treffenden Ausführungen, entſprechend dem Charakter der„demokratiſchen“ Verſammlung zum Beitritt in den Arbeiterwahlverein auf! Damit iſt die Tendenz des geſtrigen ,Schlachtfeſtes“ klar⸗ geſtellt und ihr Vorſitzender, Herr Mainzer, mag mit den Worten des Zauberlehrlings„die Geiſter, die ich rief, ich werde ſie nicht los,“ den„Erfolg“ des Abends in die demokratiſche Wahlrechnung eingeſtellt haben! Sonntag, 15. September 1889. Politiſche Ueberſicht. Mannheim, 14. September, Vorrz. Es erregt in faſt allen Kreiſen der Bevölkerung ein ſeltſames Gefühl, einen Theil der Preſſe in konſti⸗ tutionellen Abhandlungen über die Ueberlinger Anſprache des Großherzogs an die Krieger⸗ vereine begriffen zu ſehen. Es möchte wohl Niemand dieſe unmittelbare Beziehung des Landesherrn zu ſeinem Volke miſſen, die ſo völlig ſeinem eigenſten Weſen ange⸗ hört und ſeiner Individualttät ihr beſonderes Gepräge verleiht. Wenn unſer Fürſt zur Zuſammenfaſſung aller Kraft nicht nur, wenn die Noth es fordert, gegen den äußeren Feind, ſondern auch gegen die Feinde den inneren Ordnung mahnt, ſo erblickt darin, wie dem „Schwäb. Merk.“ geſchrieben wird, kein denkender Menſch eine politiſche Parteirede, ſondern die Herzens⸗ mahnung eines treuen fürſtlichen Vaters ſeines Volkes an die Männer, die einſt für das Vaterland gekämpft haben, und an das heranwachſende Geſchlecht. Niemand kann ſich politiſch davon getroffen fühlen, der treu zu Fürſt und Vaterland hält und auf dem Boden des bürgerlichen Rechtsſtaates ſteht. Da das Socialiſtengeſetz im Herbſt 1890 abläuft, alſo vor der vorausſichtlichen erſten Seſſion des neuen Reichstags, ſo muß in der bevorſtehenden Tagung von Neuem für die Bekämpfung der ſocialrevolutionären Agitation Vorſorge getroffen werden. Es könnte ſich ſomit nur fragen, ob durch eine kurze proviſoriſche Ver⸗ längerung des beſtehenden Geſetzes wegen Mangels an eit zur neuen definitiven Regelung— denn eine Ver⸗ ängerung wiederum auf mehrere Jahre iſt offenbar durch die das letzte Mal über den Gegenſtand ſtattgehabten Verhandlungen ausgeſchloſſen— oder durch ein neues Geſetz. Es iſt klar, daß nach Allem, was vorher⸗ gegangen, die Wahl des erſteren Weges allgemein den Eindruck der Verlegenheit machen und deßhalb die Stell⸗ ung der Ordnungsparteien ſchlimmer erſchweren würde, als irgend welche Debatten üher eine Regelung es könn⸗ ten; dazu kommt, wie die„Hamb. Nachr.“ betonen, daß die Socialiſtenfrage, wenn ſie als eine noch ungelöſte in den Wahlkampf geworfen würde, von den Deutſchfrei⸗ ſinnigen und den Klerikalen viel leichter ausgebeutet werden kann, als wenn dieſe Parteien vorher im Reichs⸗ tag gezwungen werden, Farbe zu bekennen über das, was ſie in der Angelegenheit wollen und nicht wollen. Unter dem ſchützenden Dunkel der Nacht hat der Boulangismus endlich an„das Volk von Paris“ appellirt. In der Nacht vom Donnerſtag zum Freitag waren am Montmartre Maueranſchläge mit dem füngſt von Boulanger erlaſſenen Aufrufe und mit belei⸗ digenden Ausfällen gegen die Entſcheidung des oberſten Gerichtshofes angeſchlagen. Auf Befehl des Minjſters Conſtans wurden dieſelben entfernt und der Ver⸗ breiter verhaftet. Im Bezirk von Villette war der Aufruf Rocheforts angeſchlagen. Dieſer wurde aber nicht weggenommen, weil Rocheforts Unterſchrift als Candidat geſetzlich angemeldet und viſirt worden war. Wie übrigens der„Temps“ mittheilt, wird eine Verord⸗ nung wegen der boulangiſtiſchen Anſchläge erlaſſen wer⸗ den, welche Beleidigungen gegen den oberſten Gerichtshof und die Behörden enthielten. Wahrſcheinlich werden Drucker und Verbreiter gerichtlich verfolgt werden. Die Staatsanwaltſchaft hat außerdem Unterſuchung eingeleitet wegen der Verſammlung im Circus Fernando, in welcher der Staatsgerichtshof beleidigt worden ſein ſoll. Die ruſſiſch⸗franzöſiſche Verbrüderung könnte, wenn Worte Thatſachen wären, als perfekt er⸗ ſcheinen. Wahrſcheinlich, um einem dringenden Herzens⸗ bedürfniſſe abzuhelfen, hat gleich nachdem der ruſſiſche Kreuzer„Kornilow“ in den Hafen von Cherbourg eingelaufen war, der Commandant Alexijew an den Bürgermeiſter von Saint Nazaire folgendes Telegramm abgeſandt:„Beim Einlaufen in den erſten franzöſiſchen Hafen ſende ich und der Stab des„Admiral Kornilow“ in ſteter Erinnerung an die uns im vorigen Jahre be⸗ reitete Aufnahme Ihnen, ſowie der Stadtvertretung von Saint Nazaire unſere wärmſten Grüße.“ Der Bürger⸗ meiſter telegraphirte hierauf zurück:„Tief gerührt von den Gefühlen, welche Sie ausdrücken, ſende ich Ihnen zugleich mit lebhaftem Danke die erneute Zuſicherung unſerer herzlichſten Zuneigung.“— Wir gratuliren!— Im Uebrigen darf doch dieſem Austauſch der herzlichen Gefühle die Thatſache gegenübergeſtellt werden, daß der ruſſiſche Thronfolger gegenwärlig als Gaſt unſeres Kaiſers auf deutſchem Boden weilt. . Seue. Scnerat⸗Angeiges. 10. Seplemper. Neuerer Beſtimmung zufolge wird die Königin Natalie von Serbien, nachdem ſie von Jalta am Sonntag abgereiſt ſein wird, einige Tage bei ihren Ver⸗ wandten in Rumänien Aufenthalt nehmen. Daher iſt der Tag ihrer Ankunft in Belgrad noch unbeſtimmt. Der ruſſiſche Vertreter Perſiani und der Erzieher des Königs Alexander, Dr. Dokitſch, der in Karlsbad mit König Milan über die Angelegenheit der Königin Be⸗ rathung gepflogen hat, ſind wieder in Belgrad einge⸗ troffen. * Oeffentliche Geſundheitspflege. Heute wird in Straßburg die XV. Jahresverſamm⸗ lung des deutſchen Vereins für öffentliche Ge⸗ ſundheitspfege eröffnet. Es gehören dem Vereine weit bekannte und berühmte Männer aus allen Gauen des großen deutſchen Vaterlandes an, Männer, von denen geſagt werden kann, daß ſie auf wiſſenſchaftlichem und auf techniſch⸗prak⸗ tiſchem Gebiete ſowohl, wie auch als tüchtige Verwaltungs⸗ beamte ſchon jahrelang der öffentlichen Geſundheitspflege in Deutſchland gedient haben. Es war am 15. September 1873 zu Frankfurt a.., als auf Einladung einer Anzahl Herren 230 Hygieniker, die Hälfte davon Aerzte, außerdem 43 Bürgermeiſter, andere Communalbeamte, Techniker, Chemiker u. ſ. w. zuſammentra⸗ ten und den deutſchen Verein für öffentliche Geſundheits⸗ pflege gründeten, deſſen Zweck die praktiſche Förderung der Aufgaben der öffentlichen Geſundheitspflege ſein ſollte. In jährlichen Verſammlungen wurde nun der Zweck zu erreichen geſtrebt. Es ſind namhafte Ergebniſſe, die der Verein ſeit der Zeit ſeines Beſtehens zu verzeichnen hat, Ergebniſſe, deren großer Werth überall anerkannt iſt, und welche man⸗ cher Stadt Anregung gegeben haben, in ihrer Bauthätigkeit, in der Anlage ihrer Waſſerverſorgung einen Wechſel des bis dahin Beſtehenden eintreten zu laſſen. Die Mitgliedſchaft des Vereins ſtieg von 230(1873) bis über 1200, und die hervorragendſten Hygieiniker gehören dem Vereine an, der bis jetzt 14 Jahresverſammlungen und zwar 1873 in Frankfurt a.., 1874 in Danzig, 1875 in München, 1876 in Düſſeldorf, 1877 in Nürnberg, 1878 in Dresden, 1879 in Stuttgart, 1880 in Hamburg, 1881 in Wien, 1883 in Berlin(1882 fiel die für Berlin berufene Hauptverſammlung wegen des Brandes der Hygieineaus⸗ ſtelluns aus), 1884 in Hannover, 1885 in Freiburg, 1886 in und 1888 wieder in Frankfurt a. M. abgehalten alte. In den letzten Jahren beſchäftigte ſich der Verein außer mit den Berathungen über Stadterweiterungen auch noch mit Vorſchlägen über die Einrichtungen von Unterſuchungs⸗ anſtalten für Nahrungs⸗ und Genußmittel, ſowie Gebrauchs⸗ gegenſtänden und über die Anlage von Volks⸗ und Schul⸗ bädern. Die XIII. Verſammlung in Breslau ſchlug dieſer⸗ halb die Vermehrung der Badegelegenheiten und Anlage von Bade⸗Einrichtungen in den Volks⸗ ſchulen vor. Für die XV. Jahresverſammlung war die alte Reichs⸗ ſtadt Straßburg um deswillen zum Verſammlungsort ge⸗ wählt worden, weil es, wie die„Straßb. Poſt“ in ihrem Begrüßungsartikel hervorhebt, viele Mitglieder des Vereins intereſſiren mußte, die Entwicklung dieſer Stadt unter der deutſchen Verwaltung kennen zu lernen, die neuen Univerſitätskliniken zu beſichtigen, die Einwirkung der früheren franzöſiſchen Sanitätsgeſetzgebung auf die derzeitige Geſtaltung der Hygieine im Reichslande zu beobachten und mit der elſäſſiſchen Bevölkerung in direkten Verkehr zu treten. Möge auch die Verſammlung der Mitglieder des Vereins für öffentliche Geſundheitspflege ſegensreich ſein für die Entwicklung der Sanitätsgeſetzgebung und ſomit auch für das ganze Volk. Unſere Stadt wird bei dieſem Congreſſe vertreten ſein durch Herrn Bürgermeiſter Bräunig und Herrn Stadtrath Hartmann. — au——ů— Die fehrer⸗Verſammlung des Areiſes Maunheim⸗ Heidelberg in Schwetzingen. (Originalbericht des„General⸗Anzeigers.“) Im badiſchen Lehrerſtande zeigt ſich, ſeitdem ſeine Führung dem jetzigen Obmann anvertraut worden iſt, eine bemerkenswerthe Rührigkeit; allerwärts äußert ſich ein freudiger Zug, der beſonders in den Konferenzen einen Ausdruck findet. Das zeigte ſich bei der am verfloſſenen Mittwoch in Schwetzingen ſtattgehabten Kreiskonferenz des Schulkreiſes Mannheim⸗Heidelberg, der die Konferenzen Mannheim, Heidel⸗ berg, Schwetzingen, Ladenburg, Weinheim umfaßt, über die Sie geſtern eine kurze Notiz brachten und über die Sie mir nachſtehendes kurzes Referat geſtatten wollen. Die Konferenz fand in dem ſogenannten Kriegervereins⸗ ſaale des dortigen Schloſſes ſtatt. Schon vor 8 Uhr war der Saal gefüllt. Der Kreisvertreter, Herr H o g⸗Heidelberg er⸗ öffnete die Sitzung. Nachdem die Herren Liebmann und Kimmig⸗Mannheim zu Schriftführern beſtimmt wor⸗ den waren, gab er Herrn Eitel⸗Edingen das Wort, der zunächſt die Verſammlung herzlichſt begrüßte. Gegen 4 Uhr traf der Obmann des Lehrervereins, Herr Heyd, ein, der Feuilleton. — Eine Wiedererkennungs⸗Seenue auf dem Schaf⸗ ſot wird aus der franzöſiſchen Kolonie Saint⸗Pierre berichtet. Zum erſten Male hat ſich unter den Angehörigen der Kolonie ein Mörder, Namens Noel befunden, welcher für einen, an einem Landsmann, einem Schauſpieler, begangenen Todt⸗ ſchlag zur Hinxichtung durch die Guillotine verurtheilt worden war. Für dieſen Akt, der an einem der letzten Tage voll⸗ zogen wurde, war der Scharfrichter Deibler aus Paris be⸗ ſtellt worden. Als nun der Verurtheilte und ſeine Henker an der Richtſtätte anlangten, ſollte ſich an dieſem traurigen Orte eine tragiſche Scene abſpielen. Noel nämlich erkannte in dem ernſt dreinſchauenden Beamten plötzlich ſeinen ehe⸗ maligen Schulkameraden wieder, den er nunmehr mit den Worten begrüßte:„Holla, Jean Marie, alter Geſell, Du piſt's? Ich hätte nicht gedacht, daß es einſt ſo kommen könnte.“ Der Scharfrichter war derart bewegt, daß er wie Espenlaub zitterte; mit bebender Stimme und ſich faſt ent⸗ ſchuldigend ob ſeines traurigen Amtes, erwiderte er die Be⸗ grüßung, indem er hinzufügte,„das Pflicht leider über Alles gehe.“—„Gut denn,“ erwiderte der dem Tode Verfallene, indem er ſeinen Kopf ruhig in die„Brille“ hineinlegte, „mach' es nur kurz, und wie es auch gehe, triff mich nur gleich.“ Im ſelben Moment fiel das Beil auf den Mörder herab, jedoch nicht ohne Spuren davon zurückzulaſſen, da der Henker ſein Schreckenswerk mit bebender Hand voll⸗ bracht hatte. Eine Tragödin als Lebensretterin. Am 1. September ſtarb im Madrider Gefängniß ein Mann, wel⸗ chen Adelaide Riſtori einſt vom Galgen gerettet. Als im Jahre 1865 die berühmte Tragödin in Madrid gaſtirte, war die Köniain Iſabella ſo hingeriſſen von dem Spiel der Künſtlerin, daß ſie während eines Zwiſchenaktes die Riſtori in ihre Loge befahl, einen koſtbaren Ring vom Finger zog und denſelben der Tragödin mit dem Erſuchen überreichte, ſich eine Gnade zu erbitten. Nun hatte die Künſtlerin, kur devor ſie in das Theater fuhr, in der Zeitung Kö da die Königin das gegen einen gewiſſen Manuel Gonzages nun, nachdem er ſeiner Freude über den zahlreichen Beſuch Ausdruck gegeben, in einsr herrlichen, mit großem Jubel auf⸗ genommenen Rede, die Principien darlegte, die ihn bei Führ⸗ ung des badiſchen Volksſchullehrervereins leiten werden. Herr Heyd verſteht es aber auch, den hadiſchen Lehrer⸗ verein aus dem ſüßen Halbſchlummer, in den ihn die ſeit⸗ herige Vereinsleitung ſo ſanft einzulullen verſtanden hat, aufzurütteln, die Lehrerſchaft an ihre Aufgaben zu mahnen, die ſie im Intereſſe des Standes und der Schu zu erfüllen hat, ſie zu mahnen, daß ſie treue Wacht halte, wenn es ſich darum handelt, die Errungenſchaften der Nen⸗ ſchule zu hüten und die Feinde derſelben abzuwehren, in welcher Geſtalt ſie ſich auch nahen mögen, ſie zu mahnen, daß ſie eingedenk ſeien der hehren Miſſion, die ſie im Dienſte des Vaterlandes und der Menſchheit zu erfüllen berufen iſt. Nicht als ob Badens Lehrerſchaft je hätte vergeſſen können, was ihre Pflicht ſei; aber wer könnte es ihr verdenken, wenn ſich ein gewiſſer Peſſimismus ihrer bemäch⸗ tigen wollte nach den trüben Erfahrungen der letzten Jahre? Und da thut es wahrlich Noth, daß ein Mahner kommt, der ihr zuruft: „Ihr habt ein Recht, verſtimmt zu ſein; aber keines verſtimmt zu bleiben.“„Es muß doch Früh⸗ ling werden.“ Wahrlich wie Frühlingshauch— wie die Dämmerung des am Horizonte heraufziehenden Morgenroths einer beſſern Zeit war es, was die Lehrer fühlten, die am verfloſſenen Mittwoch in Schwetzingen verſammelt waren, die den ker⸗ nigen, hoffnungsfrohen Worten des Vereinsobmanns lauſchten. So kann nur ein Mann ſprechen, der gewillt aber auch imſtande iſt, das zu erreichen, was er zum Nutzen und Frommen des Ganzen erſtrebt. Da iſt weder zaghaftes Umhertaſten, noch das bei jedem Schritte ängſtliche Aus⸗ ſchauen, ob jeder Schritt, der geſchehen muß, auch überall gebilligt werde; aber auch nicht die himmelſtürmende Schwär⸗ merei der Jugend, die noch nicht begreifen gelernt hat, daß 97 19 85 Menſchen verſagt bleibt, die Sterne vom Himmel zu zolen. Maßvolles, aber zielbewußtes und ener⸗ giſches Vorgehen, wenn es ſich um die Erreichung unſeres Zieles, dem Lehrerſtande und der Schule diejenige Stellung zu erringen, die ſie zum Nutzen des Volks⸗ wohlfart und zum Segen unſerer Jugend erreichen muß, das iſt das Programm unſeres Vereinsobmanns, das er in Schwetzingen vor 300 Lehrern des Kreiſes Heidelberg⸗Mann⸗ heim entwickelte. Wenn auch bei Aufſtellung dieſes Programms den Lehrern nur der Weg gezeigt wurde, der zu dem noch in weiter Ferne winkenden Ziele führen ſoll, ſo gibt doch das Bewußt⸗ ſein, dieſen Weg an der ſichern Hand eines kundigen Führers die Zuverſicht, das Ziel zu erreichen; dieſes Bewußtſein er⸗ muntert auch den Ermüdenden, gibt dem Wankenden wieder Halt und befähigt den Zagenden zum rüftigen Weiterſchreiten. Darum wurden auch die Ausführungen des Vereinsob⸗ manns mit jubelndem Beifall von der Verſammlung aufge⸗ nommen; beſonders rief der Paſſus, daß der Badiſche Lehrer⸗ verein nunmehr faſt alle badiſchen Lehrer, 3500 umfaſſe, daß die Lehrer Badens, nun da ſie einig ſeien, einen Factor bilden, mit dem man rechnen müſſe, und die Mahnung, die ſchwer errungene Einigkeit mit allen Kräften zu erhalten und zu vertheidigen, große Begeiſterung hervor. Der Geiſt der Einigkeit, das Gefühl der ee beherrſchte in dem Maße die Verſammlung, daß die ſchwachen Verſuche Unzufriedener, ihre Anweſenheit durch widerſprechende Be⸗ merkungen zu bekunden, nicht glücken konnten. Die Verſamm⸗ lung wies durch brauſenden Beifall, den die Erwiderungen des Obmanns auf ſolche Verſuche hervorriefen, dieſe zurück. Dieſe Unzufriedenen werden nunmehr einſehen, daß die Zeit vorüber iſt, in der ihr Weizen blühte, wo ſie keine Einigkeit aufkommen laſſen wollten, weil ſie nach dem Grundſatze: „Diride et impera!“ nur in der Uneinigkeit der Andern, eine Herrſchaft ausüben konnten, die ſie nun ſchwer vermiſſen. Bemerkenswerth dürfte der von der Verſammlung mit Beifall angenommene und nur von einer Seite bemängelte Vorſchlag des Obmanns in Bezug auf das Verhalten der Lehrer bei den künftigen Wahlen ſein, welcher lautet: „Sehet bei den Wahlen darauf, ob der Kandidat regierungsfreundlich ſei, ober die Neuſchule zu fördern und unſere Beſtrebungen zu un⸗ terſtützen gewillt iſt. Den wählt! Das ſei auch unſere Loſung!“ Mit einem brauſenden Hoch auf unſeren erhabenen Lan⸗ desfürſten endete ein Lehrertag, der das war, was der Ob⸗ mann von jeder Konferenz verlangte, ein wahrer Feſttag. Tagesneuigkeiten. — Augsburg, 13. Sept.(Glänzende Geſchäfte) hat die hieſſge Maſchinenfabrik im verfloſſenen Betriebsjahr gemacht, indem dieſelbe einen Reingewinn von 875,912 Mark aufweiſt und 23½ Prozent Dividende an ihre Aktionäre aus⸗ theilen kann. — RNüruberg, 13. Sept. Wegen Vergehenz wider die Religion) wurde der Gürtler Willibad Gerngroß von Meckenhauſen zu 14tägiger Gefängnißſtrafe verurtheilt, weil er ein verendetes Schwein auf dem Kirch⸗ hofe eingeſcharrt hatte. gefällte Todesurtheil unterſchreiben habe und daſſelbe in den] des geſtohlenen Mantels 10 M. ab.—„Wir haben die Män⸗ nächſten Tagen werde vollſtreckt werden. Das Schickſal des Verurtheilten dauerte die Riſtori, denn Gonzages war aus Verzweiflung darüber, daß dex Vater und Bruder ſeiner Angebeteten nichts von einer Verbindung mit ihm wiſſen wollten, zum Mörder geworden, indem er dieſe Störer ſeines Glückes niederſchoß. Bei der Aufforderung der Königin, ſich eine Gunſt zu erbitten, fiel nun der Tragödin der arme Sünder ein und ſie flehte für dieſen bei Iſabella um Gnade, welche die Herrſcherin auch ſofort gewährte, wobei Iſabella unter Hinweis darauf, daß ſie ihre Unter⸗ ſchrift nun widerrufen müßte, der Künſtlerin das eben ſo ſchmeichelhafte als geiſtreiche Kompliment machte:„Die Riſtori iſt nicht nur eine Königin des Spieles. Nein, ſie ſpielt auch mit Königinnen!“ So wurde der Mörder durch die berühmte Tragödin vom Galgen gerettet, doch faſt Jahre hat er ſeine Schuld im Kerker büßen müſſen. — Ein armer Reicher. Daß Reichthum nicht immer glücklich macht, davon iſt auch der amerikaniſche Cröſus Jay Gould, deſſen Vermögen über 100,000,000 Doll, beträgt, ein redendes Zeuguiß. Als er kürzlich mit ſeiner Familie in dem faſhionablen Badeorte Saratoga war, fiel es auf, daß er niemals allein war. Nirgends erſchien er, ohne von meh⸗ reren Perſonen begleitet zu ſein. Seine Tochter Nelly führt den Vater faſt ſtets am Arme und ſein Sohn George geht an ſeiner Seite oder hinter ihm. Meiſtens befinden ſich vier Perſonen um Jay Gould. ſelten weniger als drei. Ein Ge⸗ heimpoliziſt folgt ihm auf Schritt und Tritt. Mit all' ſeinen Millionen ſieht Jay Gould wie ein ſorgenbelaſteter, abge⸗ unglücklicher, von Menſchenfurcht geplagter Mann aus. — Immer Geſchäftsmann. Dem Inhaber eines Kon⸗ fektionsgeſchäftes wird hinterbracht, daß einer ſeiner jungen Leute ſeiner Braut einen Mantel geſchenkt hat, der vermuth⸗ lich aus dem Geſchäft entwendet iſt. Bei näherem Nachfor⸗ ſchen ſtellt ſich denn auch heraus, daß dieſer Verdacht des Diebſtahls begründet war und der Kaufmann beeilt ſich, den ungetreuen Commis aus dem Geſchäft zu entfernen. Bei Aus⸗ zahlung des rückſtändigen Gehaltes zieht er ihm als Werth — Würzburg, 14. Sept.(Gehängt.) Aus Obers⸗ breit wird geſchrieben, daß der durchgebrannte dortige Kredißz vereinsdirektor Hönnecke Ende Juli in New⸗York geſehen worden ſei, von wo er ſich nach Kalifornien begab; dort wurde er gehängt. Den Obernbreiter Kreditverein hat er um 0., ſeine anderen Gläubiger um über 100,000 M. geprellt. — Neuſtadt a.., 13. Sept.(Sonſt und Jetzt) Im Jahre 1860 koſtete hier der Zentner Hopfen 100 Kronen⸗ thaler(464 Mk.), 1876 400 Mk., 1882 300 Mk., 1888 nur 68—100 Mk. und in dieſem Jahre würde mancher Hopfen⸗ bauer den Zentner gern für 12 Mk. abgeben, wenn Abnehmez da wären, Entſprechend den Hopfenpreiſen ſtand auch dis Gerſte 1860 ſehr hoch im Preiſe, der Liter Bier koſtete aber damals 15 Pfennig, wogegen wir ihn heute mit 24 bezahlen müſſen, wobei wir auf den koloſſalen Unterſchied in der Qualität noch gar nicht hinweiſen wollen. Die Biertaxe, ene die Brauer reiche Leute wurden, hatte alſo doch ihr Gutes. — Verlin, 13. Sept.(Brodloſe Künſte.) Der Mau⸗ rerpolier K. feierte ſein Wiegenfeſt in ſeiner in der Barniw⸗ ſtraße belegenen Wohnung und nach dem Abendeſſen wurden von den anweſenden Gäſten allerhand Kunſtſtücke aufgeführt; namentlich aber war es der a Tiſchlergeſelle Auguft ., der allerhand Jongleur⸗Kunſtſtücke zum Beſten gab. So balaneirte er auch ein ſpitzes Küchenmeſſer auf den Lippen, hiermit auf drei übereinander geſtellte Stühle kletternd. Plötzlich aber brach das gebrechliche Geſtell zuſammen und das Meſſer fuhr bis an das Heft dem Unglücklichen tief in den Schlund. Der Verletzte mußte ſofort zu einem Arzte geſchafft werden, der ſchwere Verwundungen an der Zunge feſtſtellte, die total geſpalten war. — Berlin, 13. Sept.(Ueber ein Bismarck⸗ Muſeum), das dahier gegründet werden ſoll, erfährt mas Folgendes Es fehlte bisher an einem Mittelpunkte für die auf den Reichskanzler Fürſten Bismarck bezüglichen Gegen⸗ ſtände der Erinnerung, an deren Sammlung zu gehen, an der Zeit ſein dürfte, ehe eine größere Zerſplitterung ſtattfindet. In Stille iſt ſeit Jahren an der Begründung des Bismarck⸗ Muſeums gearbeit worden. Heute beſitzt es, dank der Unter⸗ ſtützung von Bismarck⸗Verehrern, nahezu ſämmtliche über den Reichskanzler erſchienenen Schriften, eine ſtattliche Zahl von Bildniſſen aus verſchiedenen Lebensjahren, ferner viele Lob⸗ und Spottgedichte, verſchiedene ſogenannte Bismarck⸗ Induſtrie Artikel und andere auf Fürſt Bismarck bezügliche Gegenſtände. Zur Ergänzung und würdigen Ausſtattung des Muſeums iſt ein hinreichender Fonds geſtiftet. Die Er⸗ öffnung des Muſeums für das Publikum ſteht am 1. Apriß 1890(75jähriger Geburtstag des Kanzlers) bevor. — Metz, 13. Sept.(Obſtverſand.) Von den beiden hieſigen Bahnhöfen wurden im Monat Auguſt allein 448,560 Kilo, d. h. faſt 9000 Zentner Mirabellen nach allen Himmels⸗ gegenden verſandt. Rechnet man den Durchſchnittspreis per Kilo nur zu 50 Pfennig, ſo ergibt ſich die reſpektable Summe von 224,280 Mark. ..—. Auſſee, 12. Sept.(Unfall.) Die frühere Schau⸗ ſpielerin Marie Marberg, jetzt Gräfin Marie Weſt⸗ phalen, verunglückte geſtern Abend, indem ſie aus ihrer Equipage, deren Pſerde durchgegangen waren, ſprang und ſo unglücklich zu Boden ſtürzte, daß ſie lebensgefährliche Ver⸗ letzungen am Kopfe davontrug. Die verunglückte Gräfin Weſtphalen iſt die Schweſter der Schauſpielerin Julie Mar⸗ berg, welche im vorigen Jahre in Berlin, woſelbſt ſie engagirt war, in jugendlichem Alter nach kurzem Krankenlager ge⸗ ſtorben iſt. — Wien, 13. Sept. um Tode verurtheilt) wurde der ſchon einmal wegen Gatten⸗ Meuchelmordes und Brandſtiftung mit zwanzig Jahren Kerker verurtheilt ge⸗ weſene, frühere Mühlenbeſitzer Andreas Fuſſek aus Dzingela in Oeſterreich⸗Schleſien von dem Schwurgericht in Teſchen, wegen gemeinen Mordes, begangen an ſeiner Frau, Brand⸗ ſtiftung und öffentlicher Gewaltthätigkeit. Fuſſek hatte nach Verbüßung ſeiner erſten Strafe im Jahre 1886 die Suſanna Trombik aus Kojkowitz in Oeſterreich⸗Schleſien geheirathet; im März 1888 bedrohte er ſeine Frau unter Miß andlungen mit dem Tode, wofür er 13 Monate ſchweren Kerkers erhielt. Nach Verbüßung dieſer Strafe ermordete er am 16. Juni d. J. ſeine Frau. Er hatte ſie rücklings auf die Erde geworfen und mit einem Schlüſſel zunächſt die Augen ausgebohrt, worauf er den Schädel der Aermſten ſo lange mit dem ſchweren Schlüſſel bearbeitete, bis der Tod eingetreten war. Dann warf er den Leichnam in den Brunnen und zündete das Haus an. Bei ſeiner Verhaftung widerſetzte er ſich dem Gendarmen, ſo daß auf ihn geſchoſſen werden mußte, wohei ihm der rechte Arm zerſchmettert wurde, der ihm im Ge⸗ fängniß abgenommen werden mußte. — Wien, 13. Sept.(Eigenthümlicher Selbſt⸗ mord). Stanislaus Lippinski, Inhaber eines Friſeur⸗ geſchäftes und in beſten Vermögens⸗ und Familienverhältniſſen lebend, hat ſich auf eigene Art ums Leben gebracht. Nach Schluß ſeines Ladens, Gumpendorfer⸗Straße Nr. 63, machte er in den dort befindlichen Wäſchekaſten ein Loch, durch wel⸗ ches er einen Gummiſchlauch leitete, deſſen anderes Ende er n der Mündung eines geöffneten Gasrohres befeſtigt hatte, Derſelbe entkleidete ſich alsdann bis auf Hemd und Unterhoſe, kroch in den Kaſten und nahm den Schlauch in den Mund, ſodaß er durch Einathmen des Gaſes ſeinen Tod herbeiführte. tel doch immer nur mit M..50 verkauft, wendet der Com⸗ mis ein, der auch jetzt noch ſeinen Vortheil zu wahren ſucht. „Das war der Engrospreis,“ 71 58 der Chef;„ja, wenn Sie wenigſtens ein Dutzend Mäntel genommen hätten!“ — Bier in Oſtafrika. Bis Ende 1888 wurde nach Zanzibar zumeiſt öſterreichiſches Bier(Liefinger und Dreher'⸗ ſches) eingeführt. Daſſelbe iſt indeſſen nach dem neueſten Be⸗ richt des öſterreichiſchen Conſulats in Zanſibar faſt vollſtändig vom bayeriſchen Bier verdrängt worden. Im Jahre 1888 iſt Zanzibar's Biereinfuhr auf 3500 Kiſten geſchätzt worden. —, Auch ein Grund zum Selbſtmord. Ein Soldat vom 96. Inf.⸗Reg., der in Supritz im Quartier lag, hat ſich daſelbſt am Denkmal, welches zur Erinnerung an die Schlacht bei Torgau errichtet iſt, erſchoſſen. Wie verlautet, war ihm beim Schreiben eines Briefes ein großer Tintenklecks auf ſeine weißen Paradehoſen gefallen, wofür ihm ein dreitägiger Ar⸗ reſt in Ansſicht geſtellt worden ſei. — Ein neues Schlafmittel,„Somnal,“ welches, wie das in der Regel von neuen Medicamenten heißt, durch prompte Wirkſamkeit und namentlich durch Billigkeit alle bis⸗ her erfundenen in den Schatten ſtellen 11 wird demnächſt dem Arzneiſchatz eingereiht werden. Erfinder und Darſteller des neuen Schlafmittels iſt, wie die„Pharm. Ztg.“ meldet, ein Berliner Apothekenbefitzer. Kurioſer Handel. In Waldmünchen hat ein Bader einem Metzger ſeinen Wald verkauft und außer der Baar⸗ ſumme ſich noch die Lieferung von wöchentlich zwei Paar Leberwürſten auf Lebenszeit ausbedungen. Der Kauf wurde auch ſo richtig gemacht. 8 — Ein vorſichtiger Sonntagsjäger. Aber, nein! Den Haſen zu fehlen, da er doch vor der Mündung Ihres Gewehres ſaß!“ „Ich habe es abſichtlich gethan, weil ich ſah, daß er alt war und einen zähen Braten geliefert hätte.“ 5 — Eine polizeilich geſuchte Herzogin. In Livorno iſt die Herzogin'Ancri, eine der vornehmſten Damen der italieniſchen Ariſtokratie, mit einer Schuldenlaſt von 350,000 Fiuch 1 1 verſchwunden. Die Polizei fahndet jetzt auf die ge. Seytember. General⸗Anzeiger. 3. Seue- Ern am ſolgenden Morgen wurde der Unglückliche, welcher mfolge plötzlicher Geiſtesſtörung ſo gehandelt zu haben ſcheint, kodt aufgefunden. Nepwpork, 13. 95(Der Orkam, von welchem wir geſtern berichteten, hält noch immer an. Atlantie City iſt faſt ganz überſchwemmt; an der Küſte New⸗Jerſy ſind 37 Perſonen umgekommen. Ferner ſcheiterten 50 Fahrzeuge am Wellenbrecher der Delaware⸗Bai. Gegen 70 Seeleute fanden ihr Grab in den Wellen. Die Atlantic⸗City ſteht faſt gänz⸗ lich unter Waſſer; Ocean⸗Eity, ein beliebter Seebadeort in Maryland, iſt gänzlich zerſtört. Seine ſchönen Häuſer wur⸗ den entweder vom Orkan niedergeweht, oder von den Hoch⸗ fluihen weggeſchwemmt. Der Sturm wüthete die ganze Nacht mit verdoppelter Gewalt. Zahlreiche Menſchenleben gingen deſchee Der Geſammtſchaden wird auf 1 Million Dollars geſchä Aus Stadt und CLand. *Maunheim, 14. September 1889. *Die Groſtherzogin begab ſich am Freitag Mittag mit den-Uhr⸗Zug nach Baſel und von da mit Extrazug nach Müllheim bezw. Badenweiler 5 kurzem Beſuche bei den Erb⸗ raßherzoglichen Herrſchaften. Von Badenweiler reiſt die hohe rau in Begleitung der Erbgroßherzogin nach Lörrach, wo bekanntlich ſeit geſtern die Landesverfammlung des Badiſchen Frauenvereins tkagt.— Auf der Mainau ſieht man, wie der „Konſt..“ mitgetheilt wird, der Ankunft der zwei älteſten Söhne der Kronprinzeſſin von Schweden, der Prinzen Oskar (geb. 1882) und Karl(geb. 1884), entgegen.— Wie wir hören, wurde letzter Tage dem Beſitzer der hieſigen Augenklinik, Herrn Dr. Tſcheppe, die Ehre zu Theil, von der Großherzogin nach Mainau berufen und wegen ihres Augenleidens konſul⸗ tirt zu werden. Penſtonirung und Ernennung. Der Großherzog hat den Bezirksarzt Severin Herrmann in Wolfach unter Verleihung des Titels Medizinalrath auf ſein unterthänigſtes Anſuchen wegen körperlichen Leidens in den Ruheſtand ver⸗ ſetzt und den praktiſchen Arzt Dr. Ernſt Kürz von Villingen zum Bezirksarzt in Wolfach ernannt. Hochberzige Spende. Der Großherzog hat den Hagelbeſchädigten des Bezirks Engen die fürſtliche Gabe von 2000 M. überweiſen laſſen. Auszug aus der amtlichen Patentliſte über die in der Zeit vom.—11. September erfolgten badiſchen Pa⸗ und mitgetheilt vom Patent⸗ bureau des Eivilingenieurs K. Müller,/ B. A. An⸗ meldungen: Keine.— B. Ertheilungen: Nr. 49274. Neuerung an Bierabfüllapparaten, welche mit Gegendruck arbeiten. B. 8 a 5915 ger in Mannheim, O 4, 1 vom 13. April 1889 ab. Patentertheilung. Den Herren Werkmeiſter Wolf und Mechaniker Schweinfurth von bier, wurde von dem Patentamt in Berlin auf einen Apparat„zum Preſ⸗ ei Bündeln von Cigarren“ ein Patent er⸗ eilt. Amtliche Vekanntmachungen. Auf Seite 4 unſeres II. Blattes bringt Gr. Bezirksamt die„Unfalls ver⸗ hütungsvorſchriften der ſüdweſtlichen Bauge⸗ werks⸗Berufsgenoſſenſchaft“ in Erinnerung, nach⸗ dem die Genoſſenſchafts⸗Verſammlung vom 29. Mai 1889 den 5 vom Reichsverficherungsamte genehmigten Beſchluß gefaßt hat, daß dieſe Unfallverſicherungs⸗Vorſchriften auch für die Bauarbeiter derjenigen Unternehmer gelten ſollen, welche nicht Mitglieder der Genoſſenſchaft ſind, aber im Bezirke der⸗ ſelben Dauarbeiten ausführen(. g. Regiebau⸗Unter⸗ nehmer), zugleich gibt Gr. Bezirksamt die einſchlagenden Sese zu dieſen Borſchriften bekannt. Wir empfehlen den ntereſſenten, dieſe Bekanntmachung in ihrem eigenen Intereſſe aufzubewahren und zugleich aufmerkſamer Beachtung.— An balref⸗ Stelle befindet ſich eine Verfügung Gr. Bezirksamts etreffend„das Verfahren in Polizeiſtrafſachen“, ſowie eine ſolche betreffend die Sicherung des Pulver⸗ hauſes der Kgl. Militär⸗Verwaltung auf Ge⸗ markung Mannheim gegen Feuersgefahr.“— Der Großh. Herr Oberſteuer⸗Commiſſiär erläßt eine Be⸗ kanntmachung betreffend„die Conſtatirung der Ein⸗ kommenſtener“ gemäß Artikel 15 Abſatz 1 des Ein⸗ kommenſteuer⸗Geſetzes, bier insbeſondere rechtzeitige Ab⸗ gabe der Einkommenſteuer ⸗Erklärung der Steuerpflichtigen betr.— Gr. Herr Notar Weihrauch erläßt eine den Georg Ludwig Schaudin von Neckarau bet. Erb⸗ vorladung. *Wie vorſichtig man mit der Namensänderung vorgehen 85 beweiſt folgender Vorfall, der ſich in einem badiſchen Orte zugetragen. Die Eheleute M. hatten den ver⸗ waiſten 9 einer Bekannten an Kindesſtatt angenommen, und deſſen Namen Euſtachius, der ihnen nicht ſchön dünkte, in Ferdinand umgeändert, auch demſelben ihren Familienna⸗ men 5 führen erlaubt, ohne aber die geſetzlichen Formalitäten u erfüllen. Beide Eheleute ſind nun raſch hintereinander ge⸗ orben, im Teſtament iſt Ferdinand M. zum Erben eingeſetzt während derſelbe nach dem Geſetz Euſtachius B. heißt. Auf Grund dieſes Fehlers haben die geſetzlichen Erben die Rechts⸗ des letzten Willens der Erblaſſer beſtritten und ein angwieriger Prozeß ſteht bevor, da ja durch eine Adoptir⸗ ung und der von dem Amte einzuholenden Genehmegung der früher leicht hätte vorgebeugt werden nnen. Kanalſperre. Wegen Verlegung der Waſſerleitungs⸗ röhren durch den Verbindungskanal wird der Kanal voraus⸗ Swüff 9215 55 1——5 18. d. M. für den allgemeinen ifffahrtsverkehr geſperrt. *Kritiſche Tage für 1890 hat der Erdbebentheo⸗ retiker Falb folgende vorausgeſagt: 1. Ordnung: 28. Sep⸗ tember, 50. Auguſt, 19. Jebruar, 20. März, 20. Januar 31. uli, 27. October; 2. Ordnung: 19. April, 5. April, 4. Mai, . Juni, 2. Juli, 13. October, 12. November, 12. Dezember, März; 8. Ordnung: 14. September, 26. November, 18. ai, 5. Februar, 15. Auguſt, 26. Dezember, 6. Januar, 17. uni, 17. Juli. *Das Heivelberger Schloßfeſt findet in nächſter Zeit noch zweimal ſtatt und zwar das erſte Mal zu Ehren der von kommenden Dienſtag ab dort verſammelten Natur⸗ forſcher, das andere Mal für die allgemeine Oeffentlichkeit, wobei der Preis der Eintrittskarte nur 50 Pfg. betragen wird. Auf welchen Tag innerhalb der beiden nächſten Wochen das Volks⸗Schloßfeſt fallen wird, iſt noch nicht beſtimmt, zu⸗ mal die Witterungsverhältniſſe weſentlich hier mitſprechen. * Beſitzwechſel. Verkauft wurde das Haus O 5. 12 von Herrn Gypſermeiſter C. Gniers an Herrn Julius Krapp Tape hier. Vermittelt durch Agent Johann Reinert, 8 1. *Neuer eßwagen. Seitens der Stadt iſt ein neuer Giewagen angekauft worden, welcher ſich beſonders bei der eee von graßen Plätzen und breiten Straßen Jehr portheilhaft bewährt. An dem hinteren Rad des Wagens iſt nämlich ein Segment angebracht, welches eine an dem Auslauf des mittels Zahnrad⸗Ueberſetzung ſchräg angebrachte Cen in Bewegung ſetzt, durch die das Waſſer auf eine Breite von 5 Meker gleichmäßig ausgeworfen Der Wagen ſelbſt iſt in einer Dresdener Fabrik gebaut. *Witterung. olge der igen Stürme an der Rgordatlantiſchen Kaſts Amtelka⸗ due in der Witterung bei uns ein Umſchlag nahs bevorstehen. Jahrelang angeſtellte Beobachtungen ließen es faſt als Gewißheit erſcheinen, daß je nach der Heftigkeit ſolcher Stürme in Amerika und nach der dabei herrſchenden Windrichtung dieſelben ſich bei uns nach zwei bis drei Tagen fühlbar machen. Stoßen ſie in ſüdöſtlicher Richtung an die franzöſiſche Nordküſte, ſo bringen ſie uns direkt ſtärmiſches Wetter; geſchieht ihr Anprall in mehr öſtlicher Richtung, ſo machen fich bei uns nur die Aus⸗ läufer der Sturmwellen durch aufgefriſchte Winde und trübes, bis regneriſches Wetter bemerkbar. Statiſtiſches aus der Stadt Mannheim von der 35. Woche von 1889(25. Aug, bis 31. Aug.). An Todes⸗ urſachen für die 25 Todesfälle, die in unſerer Stadt vor⸗ kamen, verzeichnet das kaiſerliche Geſundheitsamt folgende Krankheiten: In 2 Fällen Maſern und Rötheln, in 2 Fällen Diphtherie und Croup, in 1 Falle Unterleibstyphus und gaſtr. Nervenfteber, in 3 Fällen Lungenſchwindſucht, in 2 Fällen akute Erkrankung der Athmungsorgane, in 3 Fällen akute Darmkrankheiten. In 11 Fällen ſonſtige verſchiedene Krankheiten. In 1 Falle Selbſtmord. Todesfälle in der Zeit vom 25. Aug. bis 31. Aug. 1889. Nach den Veröffentlichungen des kaiſerlichen Gefund⸗ beitsamts ſind in der bezeichneten Woche, berechnet auf das 1000 Einwohner und das ganze Jahr, als geſtorben ange⸗ meldet: In Aachen 24,7; Altona 17,3; Augsburg 37,6: Barmen 12,5; Berlin 19,5; Bochum 18,1; Braunſchweig 24.8; Bremen 16.1: Breslau 26,3; Charlottenburg 21,5; Chemnitz 37,1; Danzig 25,3; Darmſtadt⸗Beſſungen 17,5; Dortmund 16,1; Dresden 20,1: Düſſeldorf 25,7; Duisburg 14,0; Elber⸗ feld 24,9; Elbing 29,9; Erfurt 13,4; Eſſen 17,6; Frankfurt a. M. 15,6; Frankfurt a. O. 25,9; Freiburg i. Br. 18,5: .⸗Gladbach 20,1; Görlitz 18,3; Halle a. S. 22,1: Ham⸗ burg 204; Hannover 21,2; Karlsruhe 17,2; Kaſſel 9,1; Kiel 25,3; Köln 26,3: Königsberg 21,0; Krefeld 16,3; Leip⸗ zig 14,4; Liegnitz 23,7; Lübeck 25,8; Magdeburg 23,7; Mainz 23,7; Mannheim 195; Metz 23,7; Mülhauſen 19,6; München 36,1: Münſter 29,0; Nürnberg 28,8; Plauen i. V. 18,3; Poſen 25,2; Potsdam 22,7; Roſtock 76; Stettin 26,2: Straßburg 21,7; Stuttgart 22,2; Wiesbaden 14,1; Würzburg 16,2; Zwickau 32,0. Die Wirthſchaft zum Rheingan in D 5, 6, welche bekanntlich von Herrn J. Tiemann, früheren Wirth des renommirten Gaſthauſes zum Carlsberg in Weinheim über⸗ nommen worden iſt, wird heute wieder eröffnet werden. Es ſteht zu hoffen, daß dieſe allbekannte und beliebte Weinwirth⸗ ſchaft unter dem neuen Wirth einen erneuten Aufſchwung nehmen wird. Vergnügungen. Der Turnerbund„Germania“ hält heute Abend im Sagle des„Schwarzen Lammes“ eine Ab⸗ ſchiedskneipe für die am 1. Oktober zum Militär gehenden Mitglieder des Vereins ab. Die Kaufmänniſche Geſellſchaft „Merkur“ veranſtaltet am gleichen Abend, präzis 8 Uhr be⸗ ginnnend, eine große muſikaliſche Kneipe in ſeinem Lokal („Goldene Gerſte“), während der„Arbeiterfortbildungsverein“ einen gemüthlichen Herrenabend mit.⸗B. in Ausſicht ge⸗ nommen hat, welcher gleichfalls im Lokal des Vereins ſtatt⸗ finden wird; für Sonntag Abend ladet ſodann der letztere Verein ſeine Mitglieder und deſſen Familienangehörige zu einer im Lokal abzuhaltenden theatraliſchen Aufführung ein. Sodann wird der Geſangverein„Eintracht“ morgen Sonntag Ahend in ſeinem Lokal,„Rheinhafen“ O 7, 21, eine gemüth⸗ liche Abendunterhaltung arrangiren. * Deffentliche Schreinerverſamn lung. Heute Abend findet im Saale des„Grünen Hauſes“ eine öffentliche Schreiner⸗ verſammlung ſtatt, in welcher Herr Cloß aus Stuttgart über das Thema: Der Werth der fachgewerblichen Organiſation unter der heutigen Produktion ſprechen wird. Die nächſtjährige Oberrheiniſche Regatta ſoll, laut geſtern Abend gefaßtem Beſchluß des Regattakomites, Sonntag, 20. Juli ſtattfinden. Marktdiebſtahl. Heute früh wurde auf dem Wochen⸗ markte von einem bis jetzt noch unbekannten Thäter ein Korb Zwetſchgen geſtohlen. Hopfenbericht. Mos bach, 12. Sept. Die Hopfen⸗ pflücke iſt beendigt, das Produkt allgemein ſchön. Es werden eirca 45 Centner hier lagern.— Schwetzingen, 13. Sept. Die hier ziemlich zahlreich anweſenden fremden Einkäufer ſind beim Einkaufsgeſchäft ſehr thätig Geſtern haben 97 Ballen ihre Beſitzer gewechſelt. Die Preiſe ſind während des geſtrigen Tages etwas in die Höhe gegangen und iſt Tagespreis wieder M. 50—60, feine Qualität und gutbehan⸗ delte Waare iſt begehrt. *Meteorologiſche Beobachtungen der Station Mann⸗ heim vom 14. September, Morgens 7 Uhr. „Thermometer f Höchſte und niederſte Tem⸗ e 5 in Celſius peratur des verg Tages in mm Trocken Feucht Stärke Maximum Minimum 755.7 12.2 14.0 Nord 5 25.7 15.5 )O: Gindſtifle; 1: ſchwacher Luftzug; u: etwas ſtärker ꝛc.;8: Sturm; 10: Orkan. Wetter: trüb. Aus dem Grofherzogthum. * Ladenburg, 14. Sept. Bei der geſtern ſtattgehabten Aufnahme⸗Prüfung wurden 32 in die unterſte Klaſſe der Höberen Bürgerſchule hier angenommen, gegen 18 Schüler des Vorjahres. Heidelberg, 13. Sept. Die alljährlich hier tagende Ophthalmologiſche Geſellſchaft hat heute Vormittag in der 15 der Univerſität ihre erſte diesjährige Sitzung abge⸗ alten. Tauberbiſchofsheim, 13. Sept. Der hieſige Frauen⸗ verein läßt zur Zeit einen 6wöchentlichen Kochkurs in unſerer Stadt abhalten, der von 12 Mädchen— 8 von hier und 4 von auswärts— beſucht wird. Die Erfolge dieſes Kurſes können ſchon jetzt als ſehr erfreuliche bezeichnet werden. Bei den Thei aus den Mitgliedern des Frauen⸗ vereins herrſcht nur eine Stimme der Anerkennung über die ſichere und ſachkundige Leitung der Lehrerin Helene Ochs; bereits iſt Sorge getragen für die Veranſtaltung eines zwei⸗ ten Kurſes, für den wieder zwölf hieſige Schülerinnen ſich gemeldet haben. *Dom weſtlichen Kaiſerſtuhl, 13. Sept. Nach langer Ruhe hat ſich das Tomits zum Bau der weſtlichen Kaiſer⸗ ſtuhlbahn wieder verſammelt, um ſeine vor Jahren begonnene Arbeit fortzuſetzen. Im letzten Winter wurden wieder neue Meſſungen vorgenommen. Dem Vernehmen nach ſollen zwei Geſellſchaften Neigung haben, die Bahn zu bauen, wenn der Staat und die betreffenden Gemeinden auf Grundlage vor⸗ ulegender Baupläne einen beſtimmten Beitrag leiſten. Das omits hat nun beſchloſſen, ſobald dieſe Pläne mit Koſten⸗ überſchlag gefertigt ſind, durch die betheiligten Gemeinden eine Deputation zu ernennen, welche die Nothwendigkeit des Bahnbaues dem Großherzog und der Regierung darlegen und 215 hinlänglichen Staatsbeitrag einkommen ſoll. Der Herr Abgeordnete Kübler hat ſich bereit erklärt, die Depu⸗ kation vorzuſtellen. *Bretten, 13. Sept. Hierſelbſt ereignete ſich vorge⸗ ern ein bedauerlicher Unglücksfall. Der 15jährige Heinrich eiß von hier ſchoß nämlich eine Piſtole ab, welche in olge der zu ſtarken Ladung zerſprang und den dabei ſtehen⸗ den 14jäbrigen Friedrich Dauth von hier an Bruſt und Hals nicht unerheblich verletzte. Unterſuchung iſt eingeleitet. * Offenburg, 13. Sept. Daß die am 22. Sept. hier ſtattfindenden Pferderennen hauptſächlich die einheimiſche Zucht im Auge haben, geht aus den Propoſitionen hervor, welche für fünf Rennen ausſchließlich badiſche Landwirthe bezw. nur ſolche aus benachbarten Bezirken zulaſſen. Die Elſäſſer, bekanntlich gute Reiter, ſind ausgeſchloſſen, wenn nicht im Hürdenrennen mitlaufen. Die Einſätze ſind ſe mäßig: 2 M. für Vereinsmitglieder, 3 M. für andere. Die Preiſe gehen bis zu 120 M. Der Landespferdezuchtverein für das Großherzogthum Baden hat einen Preis von 100 dem Offenburger Rennverein zur Verfügung geſtellt. *Offenburg, 13. Sept. In der vor einigen Tagen a dem Bahnkörper unterhalb des Durchlaſſes der Badſtraße auf⸗ gefundenen weiblichen Leiche wurde Thereſia Pfeffer Wittwe geb. Sahr von Niederſchopfheim erkannt. Die Frau ſoll ſchon einige Zeit Spuren von Geiſtesſtörung gezeigt haben. „IHauſach, 13. Sept. Ein Honigdieb trieb in letztes Zeit in dem Kinzigthal ſein Weſen und jagte den Bienen⸗ züchtern ſehr oft Schrecken ein. Vor einigen Tagen kam nun Morgens der Hauptlehrer M. in dem benachbarten Hauſer⸗ bach zu ſeinem Bienenhauſe und bemerkte beim Oeffnen des⸗ ſelben ſofort, daß in der Nacht die meiſten ſeiner Völker des Honigs beraubt worden waren; als wichtiges Beweismittel fand des Lehrers Kind am Boden einen— Rockknopf. Natürlich erſtattete der Beſtohlene ſofor Anzeies. Da machten nun der Gendarmeriewachtmeiſter und Lehres M. dem Bienenzüchter W. in Gutach⸗Thurm einen Beſuch und traſen denſelben gerade an ſeinen Bienen beſchäftigt. Im Hauſe aber war die Honigſchleuder gerichtet und dabei wurden ca. 24 volle Honigwaben, welche Lehrer M. ſofort als die ſeinigen erkannte, entdeckt. Der Herr Wachtmeiſter erſuchte nun den., einen Rock anzuziehen— und fiehe, da fehlte ein Knopf und der im Schulgarten zu Hauſenbach ge⸗ fundene, paßte zu den übrigen an.s Rocke. Natürlich er⸗ folgte ſofort die Verhaftung des Honigdiebes. Im Gefäng⸗ niſſe geſtand er den Diebſtahl ein. * Boxberg, 18. Sept. Der Bauländer Taubergründer Sängerhund hielt vorgeſtern in Boxberg eine außerordentliche Delegirtenverſammlung ab. Auf derſelben waren Beuee Bundesvereine vertreten. Unter Anderm wurde beſchloſſen, auf Koſten der Bundeskaſſe für jeden Bundesverein 20 Lie⸗ derbücher von Palme„in Freud und Leid“ anzukaufen. Die belreffenden Bücher ſind 4 Jahre lang Eigenthum des Bun⸗ des und nach 4 Jahren werden ſie Eigenthum der Vereine ohne jede Entſchädigung an die Bundeskaſſe. Die nächſte Delegirtenverſammlung ſoll am 8. September 1890 in Wert⸗ heim ſtattfinden. Ii Kandern, 18. Sept. Die für hier projektirte land⸗ wirthſchaftliche Gau⸗ und Gewerbeausſtellung wird kommen. den Sonntag eröffnet werden, und zwar für Erzeugniſſe, Maſchinen, Geräthe, Gewerbe, Geflügel, Singvögel und Bienen. Die Preisvertheilung für Geffagel und Kanarien findet am darauffolgenden Montag ſtatt, für Geflügel wird die Ausſtellung ſchon am Dienſtag geſchloſſen. Montag, 23. September, findet Rindvieh und Schweineausſtellung ſtatt, woran ſich ſofort die Prämiirung anſchließt. Die Beſchickung der Ausſtellung wird vorausſichtlich eine ſehr ſtarke werden, beſonders der Abtheilung für landwirthſchaftliche Maſchinen und Geräthe, für welche Diplome erſter und zweiter Klaſſe zur Vertheilung kommen. Yfälziſche Nachrichten. OSpeyer, 14. Sept. Um nicht aus dem Geleiſe des alten Schlendrian zu kommen, wurde die Ziehung der Pfälziſchen Elf⸗Kirchen⸗Lotterie, von welcher es vor einigen Tagen in allen Blättern hieß, es ſeien faſt alle Looſe ver⸗ griffen, abermals und zwar auf den 30. Dezember ver⸗ ſchoben. Wie heißt man ein ſolches Vorgehen im gewöhn⸗ lichen Leben? Weiſenheim a.., 12. Sept. Von ſeinem ans Haus gepflanzten Portugieſer Rebſtock erntete Herr Joſeph Weber von hier 140 Pfund Trauben. Wirth Georg Selzer hier kelterte Neuen, der 100 Grad nach Schmidt⸗ Achert bei 14 Grad Wärme wog, ein günſtiges Zeichen für den Heurigen! DVom Kliugbach, 13. Sept. In der Gemeinde Rülz⸗ heim lebt ein Iſraelite Namens Feihelmann, genannt der alte Bäckerle, in dem gewiß ſelten vorkommenden Alter von 98 Jahren. Er iſt noch ſehr rüſtig, erfreut ſich einer aus⸗ gezeichneten Geſundheit, war nach ſeinen eigenen Angaden noch nie krank und betrieb in früheren Jahren das Metzger⸗ handwerk mit ſeinem längſt ſchon verſtorbenen Bruder. Als in dem Kriegsjahre 1791 bei Beläſtigung von Kriegsvölkern ſeine Familie in einem Keller Zuflucht ſuchte, erblickte er da⸗ ſelbſt das Licht der Welt. Pirmaſens, 13. Sept. Geſtern ſtarb auch das zweite Opfer des Einſturzes, der Maurer Weisler, ohne vorher das Bewußtſein wieder erlangt zu haben. Zweibrücken, 13. September. Ein Zeichen der Zeit dürfte es ſein, daß die dritte Schwurgerichtsperiode fü 1889 eine ſolche Anzahl von Fällen umfaſſen wird, wie d in den letzten Jahren auch nicht annähernd der Fall war. Zu alledem ſind die Thathandlungen der den einzelnen Fällen zu Grunde liegenden Delikte äußerſt ſchwerer Natur. So liegen nicht weniger als 4 Morde vor. Außerdem kommen zur Ver⸗ handlung: 4 Verbrechen des Meineids, 3 Sittlichkeitsver⸗ brechen, 2 Verbrechen der Körperletzung mit nachgefolgtem Tode, 1 Verbrechen im Amte und 1 Todtſchlagsverſuch; zu⸗ 15 Fälle mit einer Geſammtſitzungsdauer von etwa agen. Aus der Rheinpfalz, 12. Sept. Tabak. Die Ernte iſt bezüglich Menge und Güte ſehr befriedigend ausgefallen. Die letzten Tage brachten lebhaftes Geſchäft im Verkaufe der Sandblätter. Für 50 Kilo wurden bezahlt in Ottersheim 20—23., Rülzheim und Herxheim 20., Bellheim 16—17—18 M. und Gommersheim 17 M. In Langenkandel, Hayna und Rheinzabern iſt das Sandblatt aus⸗ verkauft. — Aus der Pfalz, 14. Sept. Der pfälziſche Kreis⸗ lehrerverein hatte im Jahre 1888 eine Geſammteinnahme von M. 11512.21, Geſammtausgabe M. 9258.38, Mehreinnahme M. 2226.83. Das Vermögen beträgt Ende 1888 M. 4309.68, Ende 1887 M. 3338.20. Mehrung pro 1888 M. 981.48. Mittheilungen aus Heſſen. Darniſtadt, 13. Sept. Der ſozialdemokratiſche Reichstagsabgeordnete Sabor weilt zur Zeit in unſerer Stadt und will längeren Aufenthalt hierſelbſt nehmen, um, fern von allen agitatoriſchen Geſchäften, ſeine geſchwächte Geſundheit wieder herzuſtellen. * Eſſeuheim, 13. Sept. Der evangeliſche Pfarrer einer Nachbargemeinde wird ſich dieſer Tage vor dem Schöffengericht zu Nieder⸗Olm wegen Hausfriedensbruchs, verübt bei dem hieſigen Schullehrer, zu verantworten haben. Mainz, 13. Sept. Der Hauptbuchhalter der Heſſi⸗ ſchen Ludwigsbahn, Herr Beaury, welcher ſich kürzlich wegen Verletzung beim Hühneraugenſchneiden der Amputa⸗ tion einer Zehe unterziehen mußte, iſt trotz aller Bemühungen der Aerzte in Folge Starrkrampfes geſtorben. Gerichtszeitung. *Mannheim, 12. Sept.(FJerienſtrafkammer.) Vorſitzender: Herr Landgerichts⸗Präſident Baſſermann. Vertreter der Großh Slaatsbehörde: Herr Staatsanwalt Duffner und Herr Referendär Junghans. „Schluß.) 5) Augufſt Germann, Fabrikarbeiter von Büchenbronn, wegen Bedrohung. Die von dem Angeklagten eingelegte Berufung wird wegen Nichterſcheinens des Ange⸗ klagten als unbegründet verworfen.— 6) Katharina Eliſabeth Ofer, led. Dienſtmädchen von Speyer, wegen Urkunden⸗ fälſchung. Die Angeklagte wird wegen Fälſchung einer Privaturkunde unter Annahme mildernder Umſtände zu einer Gefängnißſtrafe von 2 Monaten verurtheilt.— 7) Friedrich 4. Seite. Geueral⸗Anzeiger. 19. Srpicnorx. ahl, 29 Jahke alt Taglöhner von Neunkirchen und deſſen Thefrau Eliſabeth geb. Thomals, 27 Jahre alt, von Dudenbofen, wegen fahrläſſiger Tödtung. Den Angeklagten, welche feit Januar d. J. verheirathet ſind, wurde am 14. April d. J. ein Kind, zu welchem jedoch nicht der Angeklagte der Vater ſein ſoll, geboren. Am 5. Mai d. J. war Ange⸗ klagter krank und ſoll das Kind an dieſem Tage beſonders unruhig geweſen ſein. Um dasſelbe nun zur Ruhe zu brin gen, hat der Mann im Einverſtändniß mit ſeiner Frau in der Apotheke Mohnkapſeln geholt. Die Frau hat hierauf den Inhalt zweier ſolcher Kapſeln mit zwei Eßlöffel voll Waſſer gekocht und dieſen Abſud ſodann dem Kinde zu trinken ge⸗ geben. Das Kind verfiel wohl darauf in einen bewußtloſen Schlaf, welcher jedoch von Hinzugekommenen als bedenklich hetrachtet wurde. Auf Beredten holten die Angeklagten auch den Doktor, verſchwiegen aber ſowohl dieſem als auch den ſchon früher hinzugekommenen Perſonen, was ſie dem Kinde eingegeben. Als aber der Zuſtand des Kindes immer bedenk⸗ licher wurde, rückten ſie mit der Sprache heraus, aber leider war es jetzt ſchon zu ſpät. Der Arzt konnte nicht mehr hel⸗ fen und ſo ſtarb das Kind unter den ſchrecklichſten Oualen am 7. Mai. Nach Ausſage der zugezogenen Sachverſtändigen iſt die Todesuxſache Vergiftung und zwar in Folge Verab⸗ reichung des Mohnſamen⸗Abſuds. Die Angeklagten werden und zwar Friedrich Kohl zu einer Gefängnißſtrafe von 7 Monaten und die Ehefrau zu einer ſolchen von 3 Mongten verurtheilt, abzüglich je 1 Monat Unterſuchungshaft. Ver⸗ theidiger Herr Rechtsanwalt Dr. Katz.— 8) Gg. Spener Ehefrau, Clara geb. Lehr, 40 Jahre alt, von Otterſtadt, wegen Vergehens gegen§ 180 des.⸗St.⸗G.⸗B. Die An: gellagte wird freigeſprochen. Vertheidiger Herr Rechtsanwalt Dr. Köhler. Mannheim, 183. Sept. Ferien⸗Strafkammer. Vorſitzender: Herr Landgerichtsdirektor Müller; Vertreter der Gr Stagtsbehörde: Herr Staatsanwalt Duſch. 1) Eliſa⸗ hetha Berlinghof, 15 Jahre alt, Dienſtmädchen von Plankſtadt iſt des Verbrechens gegen 8 176 Ziff. 3 des .⸗St.⸗G.⸗B. angeklagt. Urtheil 3 Monate Gefängniß. Vertheidiger Herr Rechtsanwalt. Dr. Staadecker.— 2) Leh⸗ mann Oppenheimer, 38 Jahre alt, verheirathet von Doſſenheim, wegen Diebſtahlsverſuchs. Unterm 8. Aug. d. J. wurde Angeklagter vom Schöffengericht Heidelberg zu einer Nee von einer Woche verurtheilt. Gegen dieſes Urtheil legte der Angeklagte die Berufung ein. Dieſelbe wird aber als unbegründet verworfen. Vertheidiger Herr Rechtsanwalt Dr. Roſenfeld. 3) Franz Traub, 25 Jahre alt, ledig von Großſachſen, wegen Widerſtands gegen die Staatsgewalt, Bedrohung und Thätlichkeiten. Unterm 14. Auguſt d. J. wurde Angeklagter vom Schöffengericht Wein⸗ zu einer Gefängnißſtrafe von 4 Wochen verurtheilt. egen dieſes Urtheil legte der Angeklagte die Berufung ein. Dieſelbe wird als unbegründet verworfen.— 4) Franz Weigold, 27 Jahre alt, ledig, Kutſcher von Großſachſen zuletzt in Heidelberg, wegen fahrläſſiger Körperverletzung. Der Angeklagte war am 14. Juli d. J. mit einem Omnibus⸗ wagen auf dem Bahnhof. Nach Ankunft des Perſonenzuges fuhr Angeklagter im ſcharfen Trabe aus dem Raum des Bahnhofes heraus. Während dieſer Zeit überſchritt der Ar⸗ beiter Emig von Setzbach das Straßengebiet. Derſelbe konnte dem im Trabe fahrenden Omnibuswagen nicht mehr ausweichen; er wurde vielmehr von der Deichſel erfaßt und 17 Boden geworfen. Emig trug am rechten Arm und Ge⸗ icht mehrere Verletzungen davon und war mehrere Tage arbeitsunfähig, Der Angeklagte wird zu einer Geldſtrafe von 50 Mk. event. 10 Tagen Gefängniß verurtheilt. Ver⸗ theidiger Herr Rechtsanwalt Dr. Kah. Theater und Muſtk. Er. bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Maunheim. Sardou's„Flatter ſucht“ gelangte geſtern etwas verſpätet an unſerer Bühne zur erſten Aufführung und er⸗ rang einen durchſchlagenden Heiterkeitserfolg, der gleichmäßig der vortrefflichen dramatiſchen Arbeit, wie der durchaus an⸗ — 5 Darſtellung zu danken iſt. In liebenswürdiger Weiſe, wenn auch manchmal hart an die Grenze des wenig⸗ ſtens für die deutſche Bühne Erlaubten ſtreifend, ſchildert Sardou die böſen Folgen der auf Abenteuer ausgehenden Flatterſucht eines dürch die gleichmäßige Werkeltagsliebe ſeiner Gattin zur gähnenden Langeweile verurtheilten Mau⸗ nes, aber Sardou fühlt ſo„moraliſch“, daß er die Gefahr noch bei Zeiten abwendet und dadurch dem ganzen Stücke, trotz der burlesken und nicht immer ſittenreinen Situation, den guten Kern rettet. Die Darſteller waren denn auch geſtern bemüht, die humoriſtiſche Seite der heikeln Sach⸗ herauszukehren, und wenn das faſt wirkenden auch nicht ohne Uebertreibung geſchah, ſo darf man dieſen luſtigen Uebermuth, der aus einer durch köſtliche Einfälle gemürzten Situation entſpringt, entſchuldbar finden. Die Damen Rodius und Dierkes, wie auch dit Herren Homann, Löſchund insbeſondere Herr Neumann verdienen die volle Anerkennung für ihr der Situation an⸗ gepaßtes lebhaftes Spiel, das uns geſtern einen durchaus ungetrübten, genußreichen Theaterabend verſchaffte. Kz. * Repertoire des Großh. Hof⸗ und National⸗ theaters in Maunnheim vom 15. Sept. bis 23. Sept. onntag, 15. Sept:(B)„Die Hugenotten“. Montag, 16.: 17.:(Abonn. susp. Abth. B) Zum Beſten des Penſions⸗ fonvs: Neu einſtudirt:„Mein Leopold“.(Leopold— Herr Weger a..) Mittwoch, 18.:(B)„Balletdivertiſſement“, Zum erſten Male wiederholt:„Flatterſucht“. Freitag, 20.: („Die luſtigen Weiber“. Sonntag, 22.:(4) Feſt⸗Vor⸗ ſtellung anläßlich der deutſchen Naturforſcher⸗ und Aerzte⸗ Verſammlung:„Lohengrin“ Montag, 23.:(B8)„Hans Lange“, München, 12. Sept.(Hoftheater.) Es ſteht nun⸗ mehr feſt, daß die Leitung des Schauſpieles L. Ganghofer's „Hochzeit von Valeni“ demnächſt zur erſten Aufführung bringen wird.— Die nächſte Opernnovität iſt v. Neßler's „Roſe von Straßburg“, die hier überhaupt zum erſten Male auf der Bühne erſcheint. Rom, 11. Sept.(Das„Teatro Costanzi“) in Rom, das Sonzogno leitet, übernimmt demnächſt der als Millionär wie als Compoſiteur bekannte Alberto Franchetti Componiſt der Oper„Asrael“, von der die Italiener gegen⸗ 9 ſchwärmen. Derſelbe iſt jedenfalls cautionsfähig. öln, 12. Sept. Der lyriſche Tenor E. Hedmondt, der unſerer Bühne verpflichtet war, iſt am Sonnabend Abend ohne Wiſſen des Direktors nach Paris abgereiſt. Wie aus einem bei der Direktion eingetroffenen Telegramm erſichtlich, —8 8 der Flüchtling, ein Engagement in Amerika anzu⸗ nehmen. Damburg, 12. Sept.(Capellmeiſter P. Prilh, wer⸗ cher von der großen Deutſchen Oper in Rotterdam nach Ham⸗ burg berufen wurde führte ſich am dortigen Stadttheater mit der Direktion von Meyerbeers„Hugenotten“ ein und iſt von der geſammten Kritik als ein tüchtiger, umſichtiger und muſi⸗ kaliſch gebildeter Dirigent freudig begrüßt worden. Neueſtes und CTelegramme. Das Kaiſermanöver. Hannover, 13. Sept. Die große Parade des 10. Armeekorps iſt aufs glänzendſte verlaufen. Der Kaiſer trug große Generalsuntform, die Kaiſerin, in weißem von allen M⸗ Reitkleid mit den Farben und Abzeichen des Cuiraſſier⸗ Regiments Königin(Pommerſches Nr.), begleitete Se. Majeſtät zu Pferde. Prinz Albrecht, als General⸗Inſpekteur der 1. Armee⸗Inſpektion, cotoyirte das ganze Corps und führte das Hannooerſche Füſilier⸗Regiment Nr. 73. das Braunſchweigiſche In⸗ fanterie⸗Regiment Nr. 92 und das Braunſchweigiſche Huſaren⸗Regiment Nr. 17 beim Vorbeimarſch, der Großherzog von Oldenburg das Oldenburgiſche In⸗ fanterie⸗Regiment Nr. 91 und das Oldenburgiſche Dragoner-Regiment Nr. 19, Prinz Balduin von Flandern ſein 2. Hannoverſches Dragoner-Regiment Nr. 16, Feldmarſchall Prinz Georg von Sachſen das Altmärkiſche Ulanen⸗Regiment Nr. 16 und der Chef des Großen Generalſtabs Graf Walderſee das 1. Hannoverſche Ulanen⸗Regiment Nr. 13, bei welchem derſelbe à la suite ſteht. Tauſende von Zuſchauern umrahmten das Paradefeld und begrüßten die Majeſtä⸗ ten mii zubelnden Zurufen. Die Parade Dauerte drei Stunden. Die Aufſtellung der Truppen auf einem ſanft anſteigenden Gelände bot einen prächtigen Anblick. Der ruſſiſche Großfürſt Thronfolger, wel⸗ cher die Uniform des 1. Weſtfäliſchen Huſaren⸗ Regiments Nr. 8 mit dem Bande des Schwar⸗ zen Adlerordens trug, wohnte der Parade zur Linken des Kaiſers Wilhelm bei. Kaiſer Wilhelm, welcher nach der Parade dem Chef des 10. Armeekorps General der Infanterie v. Caprivi gegenüber ſeine hohe Zufriedenheit mit dem Parademarſch und der vorzüglichen Haltung der Truppen, namentlich der acht Cavallerieregimenter, aus⸗ ſprach, kehrte gegen 3 Uhr zu Pferde zur Stadt zurück, während die Kaiſerin in Begleitung der Prinzeſſin Al⸗ brecht zu Wagen nach der Stadt fuhr. Der Kaiſer ernannte ſich ſelbſt zum Chef des erſten Hannover'ſchen Ulanenregiments Nr. 13 und verlieh dem Hannover'ſchen Füſilierregiment Nr. 73 den Namen Prinz Albrecht von Preußen. Bei der Paradetafel im Reſidenzſchloſſe, wo 220 Gedecke aufgelegt waren, führte der Kaiſer die Prinzeſſin Albrecht, der Großfurſt⸗Thronfolger die Kai⸗ ſerin. Der Kaiſer toaſtete:„Indem ich dem zehnten Armeekorps bei der erſten Begegnung mit mir meinen herzlichſten Glückwunſch für die vollkommen gelungene, in jeder Beziehung vorzügliche Parade ausſpreche, erhebe ich mein Glas und trinke auf die Söhne Hannovers, die Streiter des zehnten Korps, von denen ich erwarte, daß ſie im Kriege, wie im Frieden immer meinen Er⸗ wartungen entſprechen werden. Das zehnte Armeekorps lebe hoch, hoch, hoch!“ Der kommandirende General antwortete:„Majeſtät wollen Fallergnädigſt geſtatten, daß die hier vereinigten Generäle und Stabsoffiziere des zehnten Armeekorps ihren ehrfurchtsvollen, tief⸗ gefühlten, aus Herzen kommenden Dank ausdrücken, indem ſie rufen, der Kaiſer und König, unſer Herr, dem wir leben und ſterben, lebe hoch, hoch, hoch!“ Das Kaiſerpaar, der ruſſiſche Thronfolger, ſowie alle übrigen hier anweſenden Fürſtlichkeiten wohn⸗ ten Abends der Galavorſtellung in dem feſtlich erleuch⸗ teten Theater bis zum Schluß bei. Sofort beim Ein⸗ tritt des Kaiſers in die große Loge erhob ſich das Publikum von ſeinen Sitzen, die Muſik ſpielte die Na⸗ tionalhymne. “Lemberg, 18. Sept. Nachdem in den an Gali⸗ zien grenzenden Komitaten Ungarns die Maul⸗ und Klau⸗ enſeuche amtlich konſtatirt wurde, unterſagte die Statt⸗ halterei bis auf weiteres die Einfuhr von Rindvieh, Schafen, Ziegen, Schweinen aus Ungarn nach Galazien. „Paris, 13. Sept. In der Reklamation Bou⸗ langer's an ſeine Wähler von Montmartre heißt es u. A. er wolle die Reviſion; die opportuniſtiſchen Poli⸗ tiker hätten Frankreich an den Rand des Abgrundes ge⸗ bracht, die Boulangiſten wollten dieſen Sturz hindern. Er, Boulanger, verlange die Stimmen für ſich, weil er keine durch Verfolgungen oder Verleumdungen in den Vordergrund gezogene Perſönlichkeit ſei, ſondern das Nationalgefühl darſtelle, welches endlich die ſchwere Laſt der wachſenden Staatsſchulden, die unerträglichen Unge⸗ rechtigkeiten und die Erniedrigung des Vaterlandes ab⸗ zuſchütteln beſtrebt ſei. Das Manifeſt ſchließt mit den Worten:„Es lebe Frankreich, es lebe die Republik!“ (Vergl. Pol. Ueberſ.) London, 13. Sept. der Dockarbeiter haben heute ihre Zuſtimmung zum Vorſchlage Manning's gegeben, wonach die Erhöhung des Lohns auf 6 Pence am 4. November in Kraft treten ſoll. Die Direktoren der Dockgeſellſchaften haben ſich bereit erklärt, dieſe Bedingungen anzunehmen, vorausgeſetzt, daß ſämmtliche Arbeiter der Themſedocks und Quais die Arbeit am Montag aufnehmen. Da die Laſtträger die einzigen ſind, die mit dieſen Bedingungen nicht zufrieden, erwartet man zuverſichtlich, daß der Strike am Montag beendet ſein wird. Belgrad, 13. Sepf. Nach amtlichen Berichten ſind in dem Zeitraum von März bis Juli von den Steuerrückſtänden aus den Jahren 1885 bis 1888 im Garzen über zwei Millionen Franks eingezahlt worden. *Sanſibar, 13. Sept. Die Kolone der Wiß⸗ mann'ſchen Polizeitruppe nahm eine größere Rekognos⸗ zirung der Küſtendiſtrikte zwiſchen Bagamoyo und Dores⸗ Salaam vor, wobei der Hafenort Kondutſchi, deſſen Bewohner die aufſtändiſchen Araber mit Munition und Lebensmittel unterſtützt hatten, genommen und zerſtört wurde. Mannheimer Handelsblatt. Deutſche Reichsbank Die Reichsbank hat den Privat⸗ discont von 3 auf 3½ pCt. erhöht. Monnheimer Effektenbörſe vom 13. September. Die heutige Börſe verlief ziemlich ruhig. Waghäusler Zuckerfabrik Sämmtliche Strike Comites notirten 111.50 G. Brauerei Weltz 142 B und Maunheimer Verſicherung 610 G. 620 B. Spinnerei Oggersheim wurden zu 57.50 pEt. umgeſetzt und blieben weiter geſucht. Frankfurter Mittagbörſe. Frankfurt, 13. Sept. An der heutigen Börſe erreich⸗ ten die Umſätze ſpeziell in Gotthardaktien bei vorzüglicher Tendenz außerordentlich großen Umfang. Dieſelben ſtiegen um 2 pCt. Auch die übrigen Schweizer Bahnen gebeſſert. Für Italiener lagen auch wieder ſehr zahlreiche Kaufordres vor. Die ſeither bevorzugten böhmiſchen Bahnen waren auf Realiſationen etwas ſchwächer(Duxer gingen 4 fl., Buſch⸗ therader 6 fl. zurück), dagegen wandte ſich die Speculation den Graz⸗Köflacher Aktien zu, welche ca. 5 fl. über geſtern ſchließen. Auch Montonwerthe zeigten wieder beſſere Haltung. Untfieirte Egypter wurden in der Vorausſicht einer neuen Converſion von der Arbitrage in großen Summen für Pa⸗ riſer und Londoner Rechnung aus dem Markte genommen. Privatdiskonto 2¼ pCt. Frankfurter Effektenſoeietät. Schlußcourſe: Kreditaktien 261¼, Diskonto⸗Kom⸗ iandit 234.60, Berliner Handelsgeſellſchaft 182.30, Dresdener Bank 158.10, Länderbank 206, Elbthal 195¾, Ruſſ. Südweſt 174.10, Ungariſche Escompte 89¾, Prag⸗Duxer Stamm 61¾, öſterr, frz. Staatsbahn 193½, Lombarden 101¼, Gotthard 177.20, Central 189.20, Nordoſt 128.90, Jura 117.75, Union 116, Weſtbahn 42.60, 5 pCt. Italiener 92.50, Merid.⸗ Aktien 142.10, Duxer 452, Graz⸗Köflacher 225¾, Buſch⸗ therader 338/, Spanier 73.90, 4 pet. Egypter 92.15, Ottom. Zoll⸗Obl. 78.45, 4 pCt. Griechen 79.60, 6 pCt. Mexi⸗ kaner 94.30, Türk. Tabak 102.40, Alpine 72.90„Gelſenkirchen 174.10, Laura 149.30, junge Gotthard 170. Bei feſter Geſammt⸗Tendenz verzeichnen namentlich Gott⸗ hard⸗, Ruſſiſche Südweſt⸗ und Graz⸗Köflacher Aktien, ſowie Egypter und Italiener anſehnliche Coursbeſſerungen, dagegen notirten Dux⸗Bodenbacher erheblich ſchwächer. Frankfurter Börſenwoche. Originalbericht des„General⸗Anzeigers“. H Fra nkfurt, 13. Sept. Die Notencirculation der italieniſchen Nationalbank wird um 30 Millionen vermehrt werden, und dieſe Maßregel hat alle möglichen Befürchtungen betr. der italieniſchen Finanzen wachgerufen. Man wollte an Wiedereinführung des Zwangs⸗ eourſes glauben und ſah einen ſtarken Rückgang aller ita⸗ lieniſchen Fonds, ſomie eine Ermäßigung des allgemeinen Coursnivegus für Rentenpapiere überhaupt voraus. Die peſſimiſtiſche Strömung hielt aber nicht lange an, man kauft in Deutſchland gern zu gefallenen Preiſen und es wird ſich noch zu zeigen haben, wer mit der Beurtheilung italieniſcher Verhältniſſe Recht behält, das deutſche Capikal oder die franzöſiſche Speculation. Daß noch jetzt große Poſten effectiver Titres aus Frankreich kommen, iſt ganz richtig, dieſelben ſtammen jedoch aus früheren Verkäufen und werden nun von Deutſchland bezogen. Sehr bemerkt wurde es an den deutſchen Börſen, daß die„Norddeutſche Allgemeine“ ſich in einem längeren Artikel mit italieniſchen Verhältniſſen beſchäftigte und zu keinem un⸗ günſtigen Reſultate gelangte. Die Umſätze in öprozentigen Italienern erreichten hier eine ganz reſpectable Höhe, hoffent⸗ lich erhält ſich das Geſchäft in dieſem Effect zum Vortheil unſeres Platzes. Außer der Italienerbewegung machte die Bilanz der Laurahütte am meiſten Eindruck auf die Geſammttendenz. 6,50 pCt. ſind kein ſchlechtes Reſultat, der höchſte Cours der Aktien konnte ſich ſo ziemlich behaupten. Die ahenti Stim⸗ mung am Montanmarkt hält an; die von der Berliner Handelsgeſellſchaft ſoeben abgeſchloſſene Begebung eines Poſtens junger Bochumer Aktien dürfte die Tendenz weiter günſtig beeinfluſſen. Der Tod eines Directors der Banque Ottomane machte die Spekulation einen Augenblick ſtutzig, dann tröſtete man ſich mit der endlich erfolgten Genehmigung des Abkommens bez. der türkiſchen Tabaksgeſellſchaft, Dresdener Bank Schaaffhauſen'ſcher Bankverein und Deutſche Vereinsbanz waren in gutem Verkehr, ebenſo Darmſtädter. .Die enorme Coursſteigerung von Dux Bodenbacher iſt ſelbſtverſtändlich nicht durch die Entwickelung der Bahn und deren Erträgniß zu rechtfertigen, doch iſt noch kein Ende des Treibens abzuſehen, und etwaige Contremine köngte ſich die Finger gehörig verbrennen. Die Ecke unſeres Börſenſaals, in der neben Italienern auch ſchweizer Bahnen gehandelt werden, iſt von Anfang bis zu Ende die umlagertſte. Die Umſätze in Gotthard Nordoſt, Union ꝛc. ſind gen coloſſal, und die allgemeine Meinung geht dahin, daß beſonders für Gotthard noch viel höhere Courſe zu erwarten ſind. Deutſche Bahnen ſind kaum beachtet, Mecklenburger et⸗ was lebhafter. Von ausländiſchen Staatsfonds ſind Türken und Tür⸗ kenlooſe wieder ſehr en vogue und ſeit geſtern auch Egypter auf Converſionsgerüchte animirt und höher. Amerik. Produkten⸗Märkte. Schlußcourſe vom 18. Sept New- Jor TChiecago Monat Weizen] Mais Schmalz] Caſſee Weizen Mais Schmalz Januar 87——— 16.05 40 eee Februar—————.— 16.05—— März—————.————— April——— Mai 91˙8———.— 820 347— Juni————————— Juli———————— Auguſt———— September 84— 42˙⁰—— 16.— 77. Oktober 847 42—— 16.—— 55 November 855/—— 16.————— Dezember 87¼ 42⁰—— 18.— 787/ 327—.— Lear—— 2——.———— Geld⸗Sorten. Dukaten Mk..70—— Nuſſ, Imperials Mk. 16.74—69 20 Fr.⸗Stſicke„ 16.15—12 Dollars inGold„.20—16 Engl. Sovereigns„ 20.38—28 Maunheimer Hafen⸗Verkehr vom 13. September. Hafenmeiſterei J. Schiffer ev. Kap. Schiff. Hommt von Ladung Etr. Schbder Drachenfels Köln Stückgüter— Biſchoff Concordia 5 5— Clasmann Stolzenfels Rotterdam 5 5 C. Meffert Gienanth 5 1196 Haſenmeiſterei II. H. Rings Agnes Rotterdam Schwefelkies 72¹⁸ A. Schonern Karoline 1 Getreide 12114 J. B. Haenlein Boele 5 Stückgüter 12540 H. v. Sandwyk Nikolaus Ruhrort Schwellen eiſ. 4024 J. Krapp Pfalz 1 Köln Stückgüter 90⁰ J. Dries Gott mt uns Biebrich Cement 4612 J. Stüßer Helvetla Antwerpen Stückgüter 18984 5 ene 5 III. LHutflies Ludwigshafen 9 Rotterdam Weizen 8802 H. Schmitt Frieda 5 Erbſen 16⁰2 A Hofmann Induſtrie 1 Köln Stückgüter 3000⁰ Ph. Müßig Hoffnung Heilbronn Soda 866 J. Setber Joulſe Jagftfeld 2 110 f* Souiſe agſtfe 85 1116 W. Knauo Germania 1 257 do Knaub 5 5 1594 M. Müßi Carl Heinrich 1. n 805 Ph. Schmidt Hermann 8 826 Dh. Kinzler Fortſchritt 5 18 Waſſerſtands⸗Nachrichten. Rbein Bingen, 18. Sept. 192 m.—.04. Konſtanz, 18. Sept.92 m..00 Kauß⸗ 13. Sept. 218 m.—.04. Büningen, 13. Sept..60 m.— 0 06 Koblenz, 18 Sept. 231 m.—.04. Kebl, 13 Sept.92 m—.06 Köln, 18. Sept. 2 41 m.—.08 Sauterburg, 16 Sept. 4 12— 05 Ruhrort, 13. Sept..86 m..08. Marau, 12 Sept. 412 m 12 Nedar. Mannbeim, 14. Sept..0l m—.06. Mannbeim, 13, Sept.07 ms0.Or. Mainz, 13. Sept..44 m.—.00. Seilbronn, 13. Sept. ,79 m.— 0,08. Sorn errrrrr 22— 2 281 — —— 2 22 oo —— 15. September. 5 iche Aitzeigen Ansſchreiben. Nr. 26172..⸗Nr. 374. Ende Juli oder Anfang Auguſt d. J. würde auf der Dammſtraße bei der proteſtantiſchen Kirche hier einem anſcheinend dem Arhbeiter⸗ ſtand angehörigen Schlafenden ein Portemonnaie mit einer größ⸗ eren Geldſumme geſtohlen. Derſelbe wird erſucht ſich bal⸗ digſt bei mir zu melden. ae 13. Sept. 1889. er Amtsanwalt 60275 Otter. Bekanntmachung. Am 6025⁵0 Dienſtag, den 24. 58 Mts. Vormittags 9 Uhr werden im Rathhauſe— Zimmer Nr. 2. die Plätze für Geſchirrla⸗ gen in den ſ. g. kleinen Planken eim Zeughausplatz für die Herbſt⸗ meſfe 1889 an den Meiſtbietenden verſteigert. Plan und Bedingungen können inzwiſchen bei dem Meßcommiſſair eingeſehen werden. Mannheim, den 12. Sept. 1889. ürgermeiſteram Klotz. Kallenberger. Iperrung der Schifffahrt. Zur Beſchleunigung der Arbei⸗ ten zur Correction des Neckars bei der Bergheimer Mühle unter⸗ halb Heidelberg wird der Fahr⸗ weg für die Schifffahrt und Flö⸗ gerei daſelbſt bis zum 20. September ds. Js. geſperrt welche Anordnung gemäߧ 32 Ziff. 2 der Neckar⸗ Hafrs uor Pentliche vom 15. Mai 1884 zur öffentlichen Kennt⸗ niß gebracht wird. 60153 Mannheim, 12. September 1889. Gr. Rheinhau⸗Inſpektion Fieſer. Steigerungs⸗Ankündigung. Der we⸗ gen verſteigere ich zum letztenmgle am Dienſtag, 24. Sept. den deng 3 Uh in meinem Amtszimmer dahier Lit. O 2, 11 das den Peter Fath geſchiedenen Eheleuten dahier ge⸗ hörige Wohnhaus Lit. G 1, jenſeits des Neckars im neuen Stadttheil, im e e don 324 ̃m., einſeits Franz Spahns Wittwe, anderſeits Andreas Stüd⸗ les Eheleute. Der Steigerungs⸗ preis iſt baar zahlbar. 602²⁴ Die übrigen Bedingungen kön⸗ mtszimmer ‚ nen auf meinem werden. annheim, 10. Septbr. 1889. Andd Notar: Rudmann. Sleigerungs⸗Ankündigung. Im Vollſtreckungswege verſtei⸗ ere ich in meinem Fande 4, 1 e„den 17. ds. Mts. achmittags 2 Uhr 1150 Stück 1 Kleider⸗ ſchrank, 3 Spiegel, 1 Nähtiſchchen, 1 e rank, 10 Rohrſtühle, ühle öffentlich gegen Baarz M 1 18. Sept. 1889 annheim den 13. Sept. Kräuter, Gerichtsvollzieher. Heſſentliche Verſteigerung. Montag, den 16. ds. Mts., Nachmittags 2 Uhr werde ich im Pfandlocale T 1, 2 hier 602⁴¹ 1 Kleiderkaſten, 1 Secretär, 1 1 fler 3 Kanapee, 3 Commode, 1 Pferd Fuchswallach, 1 Küchen⸗ kaſten,1 Möbelgarnitur,1 Schreib⸗ tiſch, 10 Bildertafeln, 1 Chiffonier, 1 övaler Tiſch, 1 Regulgtur, 1 Weißzeugkaſten, 1 Waſchtiſch, 1 0 enuhr, 1 Tiſch mit Decke, 1. Brückenwaage, 30 Stück Pfand⸗ ſcheine und ſohſt Verſchiedenes gegen baare Zahlung im Vollſtreck⸗ ungswege öffentlich verſteigern. annheim, den 13. Sept. 1889. Weixel, Gerichtsvollzieher, Eber⸗Perſteigerung. Die hieſige Gemeinde verſtei⸗ Nit am 60258 ittwoch, 18. September d..“ Vormittags 10 Uhr im Faſſelſtallhof dahier einen roßen fetten Schweinefaſſel, wozu teigliebhaber einladet. Heddesheim, 14. September 1889. Das Bürgermeiſteramt. Lehmann. Quintel. Steigerungs⸗Ankündigung. Wegen Wohnungsveränderung werden in L 8, 6, parterre Dienſtag, den 17. Sept. 1889, Morgen 19 und Nachmittags 1 e en 85 60255 anfangend vexſteigert: Küchengeſchirre, Lampen, Koh⸗ lenbehälter, Waſſer⸗ und Stein⸗ kohleneimer, 1 Waage, Ofen⸗ ſchirme, Spiegel, 1 Regulator, 1 Pendeluhr, 1 feiner Aus ieh⸗ tiſch, Waſchcommoden, Por⸗ Büchergeſtell und Bücher⸗ chrank, Bilder, Schreibtiſch, Sopha, acena Commoden, Bettung, Bettladen mit Roſt und Matratzen, Kleiderhalter, 1 feines Pianino, Vorhänge u. Verſchiedenes, wozu höflichſt einladet 8 J. P. Irſchlinger. Kleider, Mäntel u. Mantillen w. eleg. angef. S 3, 10, 2. St. 60269 Kaufleuten ertheilt ein prakt. geb. Lehrer Unterricht in franz. u. engl. Orammattk, Conver⸗ ſation n. Correſpondenz, ebenſo erhalten Realſchüler Nachhilfe in allen Fächern. 602⁴⁴ Näheres F 5, 1. 3, Stock. 3einladen. ſlel. Samſtag, den 14. September, Abends ½9 Uhr 60260 Wiederbeginn der atane f 9 Veteranen-Verein Manunheim. Laut Vertrag verſichert der Veteranen⸗Verein Mannheim ſeine Mitglieder bei der Badiſchen Ver⸗ ſorgungs⸗Anſtalt Karlsruhe, von 500 bis 20000 Mark und zwar: „Unentgeldliche Aufnahme, freie ärztliche Unterſachang, monatliche getelt end, die ſehr nieder eſtellt ſind, im fünften Jahr dividendenbezug. die Gelegenheit geboten, Vexein beizutreten. 13898 Nähere Auskunft ertheilt bereit⸗ Der Vorſtand B 7, 14. dem willigſt ** 7E + Kaufmänniſcher Verein. Abtheilung für Unterricht. Beim Beginn des I. Tertials unſeres Schuljahres(September⸗ Weihnachten) können in die beſtehenden Unterri⸗ tskurſe für franzöſiſche, engliſche, itali⸗ eniſche und ſpaniſche Sprache noch Theilnehmer(mit den ent⸗ ſprechenden Kenntniſſen verſehen) eintreten. 58636 Schriftliche Meldungen werden bis zum 10. erbeten. er Vorſtand. Aaufmänniſcher Verein. Abtheilung für Anterricht. Am 16. September eröffnen wir neue(Anfangs⸗) Kurſe für Franzöſiſche, engl., ital. und ſpaniſche Sprache, Buchhaltung, aufm. Rechnen, K Deutſche Ort Kalligraphie und Haudels⸗ heographie. Schriftliche Anmeldungen wolle man längſtens bis zum 15. Sep⸗ tember einreichen. Spätere Mel⸗ dungen finden keine Berückſichtig⸗ ung 5 58687 NB. Die Theilnahme an un⸗ ſeren Unterrichtskurſen dis⸗ 111 9— vom Beſuche der Fort⸗ ildungsſchule. Der Vorſtand. OlSmp. Sonntag, den 15. September, Fusstour nach Rickerts Bierhalle, 1. Halteſtelle der Mannheim⸗ Weinheimer Nebenbahn, wozu wir unſere Mitglieder und Freunde des Vereins Der Vorſtand. Geſangverein„Lyra.“ Samſtag, 21. September, bends ½9 Uhr Ordentliche Seneral⸗ erſaumlung im Lokal zum„Deutſchen Kaiſer!“ Der Wichtigkeit der Tagesord⸗ nung halber wird dringend erſucht, daß fürmtliche Mitglie 82 erſcheinen. Vothe Stern inie König. Belg. Poſtdampfer von ſchnelle Jahrten. gute Berpflegung, billigſte Breiſe. 8 Auskuni! ertheſlers 0 von der Beeck d Marsily in Antwerpen, in Mannheim: Conrad Herold, Dürr& Muller, Mich. Wirsching, Gundlach& Bärenklau. Wegen Fracht: 54849 Bad. Aet.⸗Geſ. für Rhein⸗ ſchifffahrt und Seetransport in Maunheim. Möbellager J. Shhönbetger, 1 1,13 empftehlt ſein großes Lages in allen Sorten Kaſten⸗ u. Polſter Möbel, Spiegel, Betten, Matrazen ꝛc. in guter Arbeit und billigen Preiſen. 58919 Goldene Gerſte, J 1, 13. Hllliger Cransport. Den 18. September geht ein Möbelwaagen leer von Karls⸗ ruhe nach Mannheim und kann Retour⸗Ladung angenommen werden durch das Möbeltraus⸗ port⸗Geſchäft von 59968 Franz Holzer, J3,17 Maunheim. regelmäßigenſ Hauptproben. 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