—2— . in In deſee anen ae Abonnement: 50 Pfg. monatlich, Sringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. incl. Poſtauf⸗ ſchlag M..90 pro Quartal, Inſerate: Die Colonel⸗Zeile 20 Pfg. Die Reklamen⸗Zeile 60 Pfz. Einzel⸗Nummern 3 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. Ordiſce Voftezeitung) der Stadt Maunheim und Umgebung. 2 (99. Jahrgang.) Amts⸗ und Kreisverkündigungsblatt Erſcheint täglich, auch Sonntags; jeweils Vormittags 11 Uhr. MNaunheimer Volksblatt.) Delegramm⸗Adreſſe: 9„Journal Maunheim. 5 polfeſchen u al Thellt r den politiſchen u. allg. 3 iche htedaktlur Julius Katz, für den lokalen und prov. Theil: Ernſt Müller, für den Inſeratentheik: Jakob Sommer. RNotationsdruck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buch⸗ 8 e (Das„Maunheimer Jouenak“ ſſt Eigenthum des katholiſchen Bürgerhoſpitals.) ſämmtlich in Mannheim. —— 5 Auflage über 11,300 Exemplare. (Notariell beglaubigt.) L Jur Jerlegung des Dragonkr⸗Negiments. Wir haben bereits geſtern gemeldet, daß das hier und in Schwetzingen garniſonirende Dragoner⸗Regiment am 1. April k. J. ſeine Quartiere nach Mülhauſen ver⸗ legen wird. Dieſe Nachricht kommt nach den der Bür⸗ gerſchaft bekannten Vorgängen nicht überraſchend, ſo daß eine Erläuterung der Umiſtände, welche eine Verlegung des Regiments von ſeinem bisherigen Garniſonsorte mitveranlaßt haben, nicht nothwendig erſcheinen würde, wenn nicht das hieſtge, auf die grundſätzliche Oppoſition eingeſchworene demokratiſche Blatt, zu ganz beſtimmten Zwecken eine Verdunkelung des Thatbeſtandes vornehmen würde. Der bezügliche Artikel des„Mannheimer An⸗ zeigers“ lautet wörtlich: ⸗Die erſte Leiſtung der nationalliberalen Stadtverwaltung Mannheims, die ſeit zwei Jahren amtirt, iſt da: Das Dra⸗ gonerregiment wird thatſächlich von hier in die Reichslande verlegt, ohne daß bisher ein Erſatz für die Kavallerie bekannt wäre. In der Ordre, die hier einlief, heißt es, daß das Regiment zum 1. April 1890 marſchbereit zu ſein habe, da es(in Zuſammenhang mit der Neuformation) am 1. April 1890 nach Mülhauſen verlegt wird, wo es bis zur Zertig⸗ ſtellung der neuen Kavalleriekaſerne, ſowie in der näheren Umgebung Mülhauſens Bürgerquartier zu beziehen habe. Die hieſige Kavalleriekaſerne bleibt beſtehen; ſie wird vorerſt— bis zur definitiven Beſtimmung— dem Infanterieregiment als Kaſerne für die Reſervemannſchaften und Montirungs⸗ kammern dienen. „An die Verlegung des Regiments iſt alſo nicht mehr zu weifeln und ſo muß man nur die Verwunderung ausſprechen, uß der Stadtrath, der bekanntlich den Beſchluß vor ungeführ ſechs Wochen faßte, eine Deputatlon an den Großherzog be⸗ treſſs der Militärfrage zu entſenden, gar nichts davon ver⸗ lauten ließ, daß den Herren rechtzeitig bemerkbar gemacht wurde, zu Hauſe zu bleiben, da ihnen eine Audienz kaum be⸗ wie werden dürfte. „Die drei Jahre nationalliberaler Stadtverwaltung ſchlie⸗ ßen alſo nur mit Nachtheilen für die Stadt und einem totalen Fiasco ab. Die Demokratie hat ſelbſt oben mehr Gehör gefunden, als die Regierungspartei; das iſt ſehr be⸗ d und es wird der Bürgerſchaft zur Lehre und War⸗ g dienen. „Was unſere Stellung zu der Verlegung des Regiments betrifft. ſo müßten wir vorher— da wir die gegenwärtige Auslegung der badiſchen Militärkonvention zu einer Serie 1 85 rtikeln benützen werden— uns darüber klar aus⸗ rechen: „Wir balten ſeſt an dem alten natzonalökonomiſchen Satz, den Goethe in die dichteriſchen Worte gekleidet hat?„Was Du ererbt, von Deinen Vätern haft, erwirb es, um es zu beſitzen.“ Die Demokraten haben das Militär der Stadt erhalten, es war demnach Pflicht der nationalliberalen Stadtverwaltung, mannhaft aufzutreten, um das Ererbte zu erhalten und ſich nicht durch das bloße Abwinken, als verloren zu betrachten. Unſer Handel iſt freilich mächtig genug, unſere Stadt iſt groß genug, um derlei Verluſte er⸗ leiden zu können. Wirthſchaftliche Vortheile von nennens⸗ werther Bedeutung hat die Stadt keine von den Dragonern gehabt, aber nichk das allein bildet die prinzipielle Frage, ſondern wie man preußiſcherſeits mit dem kleinen Baden verfährt, deſſen Regierung in einem beklagenswerthen Mo⸗ ment eine Militärkonvention mit Preußen abſchloß die von ſämmtlichen deutſchen Staaten nur das kleine Oldenburg einging; nicht einmal Bismarck wollte einen ſolchen Verzicht der militäriſchen Oberhoheit Badens, wie die badiſche Regierung leichten Herzens und bedauerlichen Sinns Preußen zuwarf und von den dieſer Tragweite im erſten Moment ſich unbewußten Kammern in einer Ueber⸗ rumpelung bewilligt erhielt Nachdem Preußen jetzt in dieſe Weiſe mit badiſchen Regimentern verfährt, nachdem dieſe dem Geiſte der Convention zuwider diskocirt, in andere Länder verlegt werden, obwohl der badiſche Steuerträger ein Anrecht darauf bat, daß die von ihm unterhaltenen Soldaten im eigenen Lande verpflegt werden, bei den heimiſchen Steuerträgern ihr Geld verzehren— ſo iſt es an der Zeit, daß wir unſere beſondere Aufmerkſamkeit dieſen bedauerlichen Dingen zuwenden. Die nächſten Wahlen in Baden werden dieſe Vorgänge zur Paxole haben. Mankann gicht oft genug den Wählern in Er⸗ innerung bringen, wie leichtfertig badiſche Vertreter mit der Selbſtſtändigkeit Badens verfuhren: wie verfaſſungswidrig über⸗ baupt die Militärkonvention war.“ Es iſt gar nicht nöthig, daß man der von dem „Mannh. Anz.“ in dieſem Artikel verunglimpften nat.⸗ lib. Partei angehört, um in dieſer von durchaus falſchen Vorausſetzungen ausgehenden Darſtellung des demokra⸗ tiſchen Blattes ein Wahlmandver zu erkennen. Das Blatt ſagt ja ſelbſt, daß es dieſe Angelegenheit nur unter dieſem Geſichtspunkt betrachtet und wie es ſeit Jahr und Tag gegen den in den ſtädtiſchen Wahlen zum Ausdruck elangten Willen der Bürgerſchaft opponirte und alle Beſchläſſe der angeblich nat.⸗lib. Mehrheit in den ſtädtiſchen Vertretungskörpern nur von demStandpunkt einer gekränkten Parteipolitik und nicht von jenem der allgemeinen eee an wemetee Aeeng ir Ainnzein ur Ingtmng Intereſſen beſpricht, ſo kann es ſich auch hier nicht ver⸗ ſagen, die Verlegung des Dragoner⸗Regiments mit— den nächſten Wahlen in Baden in Verbindung zu bringen. Hilf Samiel! Die Darſtellung des hieſigen demokratiſchen Blattes iſt von zwei Seiten aus anfechtbar: zunächſt vom Stand⸗ punkt der lokalen Geſchichte und ſodann von jenem der ſtaatlichen Politik. Was den erſten betrifft, ſo iſt es wohl für Jedermann klar, daß die Verlegung des Regiments nicht eine Folge der von der angeblich nat.⸗lib. Stadtrathsmehrheit verfolgten Politik iſt und es auch nicht ſein kann. Schon vor Jahren iſt die Militärverwaltung an die Vertretung der hieſigen Stadt mit den für die Erhaltung des Regiments ausſchlaggebenden Propoſitionen herangetreten; der damals— alſo zur Zeit des demokratiſchen Regiments— im Amte befindliche und auch jetzt noch an der Spitze der Geſchäfte ſtehende Herr Oberbürgermeiſter, den der„Anzeiger“ ſehr gegen deſſen Willen als ſeinen„Bundesgenoſſen“ zu betrachten pflegt, wird wohl am beſten in der Lage ſein, die gegen das jetzige angebliche„nat.⸗lib.“ Stadtregiment gerichteten Angriffe als durchaus ungerechtfertigt zu bezeichnen, da daſſelbe auch hier, wie in ſo vielen anderen Fällen, ge⸗ zwungen war, die ſehr ungeordnete Verlaſſenſchaft der demokratiſchen Stadtverwaltung anzutreten und ſich mit ihr abzufinden. Wir könnten ja auch darauf hinweiſen, wie der„Mannh. Anz.“ bis in die letzte Zeit gegen alle, ſelbſt die kleinſten Zugeſtändniſſe an die Militärverwaltung ankämpfte und wie merkwürdig es berühren muß, wenn derſelbe„Anzeiger“ der ſonſt nur vom„Moloch des Militarismus“ ſpricht, plötzlich bittere Thränen über den Verluſt eines Regiments vergießt; doch es iſt nicht unſere Abſicht, die Angelegenheit vom perſönlichen Stand⸗ 10 punkte aus zu beleuchten, wie es der„Mannheimer Anzeiger“ thut. Ein weit ernſteres Geſicht zeigt aber das Gebahren des demokratiſchen Blattes in dem die ſtaatlichen Fragen berührenden Theile ſeiner Darlegung. Da wird ganz offen der damaligen Regierung des Großherzogs vorgeworfen, daß ſte„leichten Herzens“ und„bedauer⸗ lichen Sinnes“ die milttäriſche Oberhoheit Badens den Preußen„zuwarf“ und daß die badiſchen Volksvertreter zleichtfertig mit der Selbſtändigkeit Badens“ verfuhren. Der„Mannh. Anz.“ hofft wohl, daß ſich die einſtigen Mitglieder des Miniſtertums und der Kammern„leicht⸗ fertigen Herzens“ über eine ſo unglaubliche Berhöhnung ihrer aus freier Willensmeinung und auf Grund ehr lichſter Ueberzeugung erfloſſenen Zuſtimmung zur Militärconvention hinwegſetzen werden. Mit aller Entſchiedenheit müſſen wir uns aber dagegen verwahren, daß es einer Zeitung geſtattet ſein ſoll, ein Geſetz, welches durch die Unter⸗ ſchrift des Landesfürſten ſanktionirt iſt, als die Folge einer„leichtſinnigen“ Politik und als„verfaſſungswidrig“ zu bezeichnen. Dieſe gegen das erlauchte Oberhaupt des Landes gerichtete Schmähung— wir haben keinen an⸗ dern Ausdruck für ein ſolches Vorgehen— richtet ſich ſelbſt. Der„Anzeiger“ mag heute das Miniſterium Turban der„Puttkamerei“ bezichtigen, um es morgen als„liberal“ zu feiern, er mag heute Prenßen einen „liberalen Mufterſtaat nennen, weil verſchiedene Ver⸗ bote ſoz.⸗dem. Vereine durch den Miniſter Heerfurth auf⸗ gehoben wurden, um morgen dasſelbe Preußen als einen Pfuhl der Reaction zu bezeichnen— das ſind Sprünge, die Niemanden beſonders intereſſiren. Nimmermehr aber darf es geſtattet ſein, daß das demokratiſche Blatt den Kampf gegen den Landesfürſten als„Wahl⸗ parole“ ausgibt. Und das iſt die Quinteſſenz jenes Artikels! »Deutſcher Reichstag. Berlin, 4. Nopbr. Das Haus und die Tribünen ſind ſehr ſchwach beſucht. Zunächſt findet die Berathung 5 Bauchei über die Handhabung deskleinen Belagerungszuſtandes ſtatt. Siuger: Das Verbot der Verſammlungen ſei nicht ge⸗ ſetzmäßig. Von den 104 bekannten Verſammlungsverboten laſſe ſich keins durch 8 9 des Sozialiſtengeſetzes rechtfertigen. Die Behauptungen der Denkſchrift ſeien beweislos bingeſtellt. Eine andere Centralleitung als die beſtehe nicht. Die Hanphabung des kleinen Belagerungszuſtandes beweiſe nur, daß das Sozialiſtengeſetz die arbeitenden Klaſſen zu Gunſten der Bourgeoiſie zu erdroſſeln beſtimmt ſei. Sie werden bei den nächſten Wahlen beweiſen, wie lebensfähig die Partei ſei. Für die Regierung aber und die Parteien, die das Geſetz angenommen, bleibe es ein Monument der Schande!(Ordnunasruf.) Mittwoch, 6. November 1889. Miniſter Herrfurth: Das Geſetz werde in dem Sinne gehandhabt, in dem es erlaſſen ſei, der allerdings dem Vor⸗ redner nicht gefalle. Die Auflhſungen der Verſammlungen würden nach einem beſtimmten Rezept von den Sozialdemo⸗ kraten provozirt; auf einer von Singer ſelbſt abgehaltenen Verſammlung ſei es zu den turbulenteſten Scenen und thät⸗ lichen Angriffen auf die Polizei gekommen; davon ſpreche der Abgeordnete aber nicht. Lockſpitzeleien würden von ihm, genau ſo wie von ſeinem Amtsvorgänger, aufs ſtrengſte ver⸗ Urtheilt und wenn ſie vorkämen, auf ſtrengſte geahndet. Im Falle Ihring⸗Mahlow liege ſchlimmſten Falles ein„non liquet vor. Wenn man der Regierung den kleinen Belage⸗ rungszuſtand verſage, ſo würden die Dinge bald ſo weit kommen, daß der große nothwendig werde. Staatsſekretär v. Bötticher ſtellt eine Aeußerung, die er Großinduſtriellen gegenüber gethan habe:„Wir arbeiten ja nur für Sie,“ gegen Entſtellungen dahin richtig, daß er amit die Sozialpolitik gemeint habe. rohme: Alles, was über Ausſchreitungen der Sozial⸗ demokraten geſagt worden ſei, beziehe ſich in höherem Maße auf die Antiſemiten. Warum gegen dieſe kein Ausnahmegeſez? Unzufriedenheit hätten auch die Agrarier erregt, bis ſie durch Kornzölle beruhigt worden ſeien. Der berechtigte Kampf um höheren Lohn werde als Umſturzbewegung behandelt. Darth: Die Handhabung des een habe am beſten bewieſen, daß es ſeinen Zweck verſehle, ſogar ſchade. Jede Arbeiterbewegung werde um ſo ungeſährlicher, je beſſer ihre Organiſation ſei, alſo laſſe man ihnen Gelegen⸗ heit zur Organiſation. Wenn man die Führer beſe e nähre man die Geſahr einer Exploſion. Kein Geſetz ſei ſchädlicher, als das Sozialiſtengeſetz, es müſſe beſeitigt werden. Hartmann erklärt ſich durch den Rechenſchaftsbericht befriedigt. Die Klagen der Sozialdemokraten über bie Nah⸗ rungsmittelvertheuerung ſeien unberechtigt. 8 Singer zeigt an verſchiedenen Fällen, daß gewiſfe Rus⸗ ſchreitungen oder Fluablätter allenfalls unter ein anderes Geſetz, aber nicht unter das Sozialiſtengeſetz ſielen. Dem Miniſter könne man glauben, daß er die agents proxocateurs euſönlich verabſcheue, er werde jedoch wiſſen, daß recht hohe Noſtzeibeamte wie die Polizeidirektoren rüger und Hacke, k Lockſpitzeln wie Schröder und dem ehemaligen Lieutenant Trautner in Verbindung ſtänden. Wolle die Regierung Ordnnng, ſo hebe ſie das Geſetz auf. Nach kurzen Reden von Frohme und Hartmann wird geſchloſſen und der Rechenſchaftsbericht für erle⸗ igt erklärt. Morgen erſte Berathung des Sozialiſtengeſetzes. Politiſche Ueberſicht. Manunheim, 5. November, Vorm. Ueber den Aufenthalt des Kaiſerpaares in Konſtantinopel wird telegraphiſch berichtet, daß der Kaiſer geſtern früh mit Gefolge nach den„Süßen Wäſſern“ ritt, die Militärſchule beſuchte und dem Exercitium der Truppen beiwohnte. Der Kaiſer umritt ſpäter die alte Stadtmauer von Stambul. Das Kaiſerpaar ſprach wiederholentlich ſeine große Genugthuung über die glänzende Gaſtfreundſchaft des Sultans aus, welcher die Majeſtäten gebeten hat, ihren Aufenthalt noch um einen Tag zu verlängern.— Für Kaiſer Wilhelm iſt auf nächſten Sonntag in Korfu im Gaſthof„Bella Venezia“ Quartier beſtellt. Ein Incognito⸗Ausflug wird vorbereitet. Das Gefolge des Kaiſers Wilhelm wird morgen Mittwoch, über Sofia fahren, und zwar in einem Sonderzug, der denſelben Weg nimmt, wie der Orient Expreßzug. Wie in parlamentariſchen Kreiſen verlautet, iſt nicht zu erwarten, daß der Präſident des Verwaltungsgerichts⸗ hofes, Geheimrath E. v. Seyfried, welcher während der letzten Tagung der Stände vom Großherzog als erſter Präſident der Erſten Kammer berufen war, auch demnächſt witder dieſe Ehrenſtelle übernehmen kann. Herr v. Seyfried iſt ſeit einiger Zeit leidend, jedoch auf dem Wege fortſchreitender Beſſerung. Dem nächſten Budget fällt die neue und ſchwierige Aufgabe zu, in den einzelnen Geſchäftszweigen in Ge⸗ mäßheit des Beamtengeſetzes die Zahl der etats⸗ mäßigen Beamten feſtzuſetzen. Alte, ſchon wohlerworbene Rechte können natürlich nicht beeinträchtigt werden; an⸗ derſeits aber haben ſich ſo viele Hoffnungen an das neue Geſetz geknüpft, daß es den Ständen im Verein mit der Regierung nur ſchwer(wenn überhaupt möglich) ſein kann, ſie ſämmtlich zu erfüllen. Mit den Remunerationen iſt natürlich auch die Möglichkeik weggefchtlen, im Wege einer verwaltungsmäßigen Zuwendung einzelne Härten auszugleichen; dieſe Folgerung aus dem Geſetze iſt eine unvermeidliche und wohl auch von allen Intereſſenten vorhergeſehene bezw. gewollte. Der franzöſiſche Miniſter des Aeußeren, Spuller, kehrte geſtern Abend nach Paris zurück. Die Geſandten des Sultans von Sanſibar werden ihm heute ihre Auf⸗ wartung machen und ſich dann ins Elyſee begeben. Am Samſtag reiſen die Geſandten ab.— Der Pariſer Ge⸗ 2. Seite. meinderath iſt geſtern wieder⸗zuſammengetreten. Rouſelle, der Candidat der Radicalen und der Ardbeiterpartei, wurde mit 41 von 64 Stimmen zum Borſitzenden ge⸗ wählt.— Das Berufsgericht in Angers hat dem Rechts⸗ anwalt James in Lafleche, dem Candidaten der Bo u⸗ lang iſten bei den letzten Wahlen, für ein halbes Jahr die Amtsthätigkeit unterſagt, weil er an den Ge⸗ neralprocurator einen dieſen und die Regierung belei⸗ digenden Brief gerichtet hat. Da trotz des Regierungsverbots in Genf die Heils⸗ armee Verſammlungen veranſtaltet hatte, wurden die⸗ ſelben von der Polizei geſprengt, wobei es zu argen Gewaltthätigkeiten ſeitens der Salutiſten kam.— Am Sonntag fanden in der Schweiz verſchiedene Volksver⸗ ſammlungen ſtatt, welche ſich für Annahme des Betreibungs⸗ und Concursgeſetzes ausſprachen. Aus Stadt und Jand. Mannheim, 5. November 1889. Vom Hofe. Am Sonntag als am Reformationsfeſt heſuchten die Gr. Herrſchaften den Gottesdienſt in der evan⸗ geliſchen Stadtkirche in Baden⸗Baden. Gegen 1 Uhr erſchien die Kaiſerin Auguſta auf dem Großherzoglichen Schloß und verweilte längere Zeit im Kreiſe der Gr. Familie. Nach⸗ mittags 3 Uhr 50 Min, verließen der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin Schloß Baden, um nach Freiburg zurückzukehren. Ter Großherzog und die Großherzogin, ſowie die Kronprinzeſſin von Schweden und Norwegen gaben denſelben das Geleite zum Bahnhof. Der Erbgroßherzog übernimmt nach abgelaufenem Urlaub wieder das Kommando des 5. Bad. Inf.⸗Regts. Nr. 113. Wiederholte ärztliche Unterſuchungen haben ergeben, daß derſelbe völlig hergeſtellt iſt und ſeine Geſundheit ſich durch den langen Aufenthalt in Badenweiler ganz gekräftigt hat. Die Kaiſerin Auguſta reiſte geſtern Mittag 12 Uhr 20 Min, von Baden⸗Baden nach Koblenz. Der Großherzog und die Großherzogin begleiteten dieſelbe bis Oos. Zur Begrüßang bei der Durchfahrt durch Karlsruhe waren am Bahnhof Mühlburger Thor erſchienen: die Oberſthofmeiſterin Frau von Holzing, Oberftſtallmeiſter von Holzing, Oberſtkammerherr Freiherr von Gemmingen, Oberſthofmeiſter Freiherr von Edelsheim, der kommandirende General, General der Infanterie von Schlichting ſowie Staatsminiſter Dr. Turban. Gartendirektor Pfiſter über⸗ 0d e e und die Groß⸗ erzogin gedenken heute na rlsruhe zu begeben und daſelbſt bis Nachmittags zu verweilen. Der Großberzeg wird nunmehr beſtimmt der kom⸗ menden Sonntag in Sinsheim ſtattfindendenEröffnung der dor⸗ tigen Rettungsanſtalt für Knaben beiwohnen u. aus dieſemAnlaß am beſagten Tage um 10 Ubr in genannten Orte von Heidel⸗ berg kommend, eintreffen, um ſich ſofort in die evangeliſche Stadtkirche zum Gottesdienſt zu begeben. Nach dem Gottes⸗ Rienſte erfolgt Vorſtellung der Staats⸗ und Gemeindebeamten und nach Einnahme eines Frühſtücks um 2 Uhr Nachmittags ſindet dann die Erbffnung der neuen Anſtalt ſtatt. Die Ab⸗ reiſe des Großherzogs iſt auf 4 Uhr Abends feſtgeſetzt. *Auszeichnung. Der Großherzog hat ſich gnädigſt be⸗ n gefunden dem Buchhändler Maguſt Schmid in heim auf Anſuchen das Prädikat„Hofbuchhändler“ zu verleihen. (Perſonalnach⸗ Gr. bad. Staatseiſenbahnen. rich ten.) Exnannt wurden: zu Bahnmeiſtern: Auguſt Grether von Neuenburg, Auguſt Julius Fretz von Blanken⸗ loch, Agel Humpert von Feſſenbach; zum Bu reaudie⸗ zer Portier Joſef Schretzmann; zum Bahnwärter: Adolf Brendle von Rinklingen. Zugmeiſter Philipp Göbel inen Stelle des Zugmeiſters Wendelin Häuſer mit der Wahrnehmung des Dienſtes als Zugsreviſor betraut worden. Von den Eiſenbahnkandidaten, welche ſich der im lau⸗ fenden Jahr abgehaltenen Aſpirantenprüfung unterzogen ha⸗ ben, ſind folgende in nachſtehender Reihenfolge unter die hl der Eiſenbahnaſpiranten aufgenommen worden: nton Metzger, Guſtav Adolf Lindenlaub. Entlaſſen wurden: Techniſcher Aſſiſtent Karl Seibert(auf Anſuchen), Bahnerpeditor II. Klaſſe Wilhelm Löffler. Geſtorben ind Bahnwärter Mathias Knöſel am 21. Oktober l.., Werkſchreiber Eduard Zäpfel am 23. Oktober J. J. Anuſere ſtädtiſchen Berhältniſſe werden in einer Maunheimer Correſpondenz der„National⸗Zeitung“ und an⸗ derer auswärtiger Blätter folgendermaßen geſchildert:„Als vor zwei Jahren die nationalliberale Partei 90 den ſtädtiſchen Wahlen das ſeit ſiebzehn Jahren auf dem Rathhauſe herrſchende demokratiſche Regiment gebrochen hatte, da nahm ſte in ihr Programm die Beſſerung der Verhältniſſe der arbeitenden Klaſſen guf, ſoweit eine ſolche von Seiten der Stadtverwaltung ins Werk geſetzt werden kann. Die demokratiſche Partei hatte auch hier ihre Unfähigkeit, ſozial⸗ politiſcher Reformen zu Gunſten der wenig bemittelten Klaſſen durchzuführen, bewieſen, indem ſie ſich einfach auf den Stand⸗ punkt des völligen Gehenlaſſens ſtellte und dem freien„Spiel Feuilletoen. ESie auch Herr Doktor! In der Ausländerklaſſe ein hieſigen Schule, ſo erzählt der„Frankf. Gen.⸗Anz.“, er⸗ ſich vor einiger Zeſt als die Sommerferien beginnen ſollten, ein ſo gelungener Witz, daß wir, ſelbſt auf die Gefahr hin, damit post festum zu kommen, von ihm Notiz nehmen müſſen, ſintemal und alldieweil man eine Geſchichte unmög⸗ lich früher erzählen kann, als man ſie erfahren hat.„Sie gehen jetzt in die Ferien, meine Herrn.“— ſagte der Lehrer den Schülern, die ſich ſchon einige deutſche Phraſen zu eigen emacht, hatten.„Amüſiren Sie ſich gut.“—„Sie auch Herr oktor,“ antworteten die jungen Leute unisono.—„Kommen Sie recht geſund wieder“—„Sie Herr Doktor“— flötete der Chorus.„Denken Sie beim Vergnügen auch ein wenig an die Arbeit und ſtellen Sie ſich mit möglichſt klarem Kopfe wieder bei uns ein!“—„Sie aucherr Doktor“ — war die prompte Antwort der höflichen jungen Lenute, über die der Herr Magiſter, verbürgter Mittheilung zur Jolge, einen 5 Tag geſchmunzelt haben ſoll. —.Ein hobes„Künſtler“⸗Bonorar. Ein hochintereſ⸗ ſanter iae bei dem es ſich um einen Leierkaſtenmann, ein Zehn⸗Markſtück und einer Profeſſorsgattin handelt, wird demnächſt vor dem Amtsgericht J. in Berlin zur luug gelangen.— Der Sachverhalt, der darthun wird 0d ein Leierkaſtenmann„milde Gaben“ erhält, ader der Hof⸗ muſikant Bezahlung für ſeine Leiſtung fordern darf, iſt folgen⸗ der: Auf dem Hofe eines Hauſes in der Potsdamer Straße ſpielte vor kurzer Zeit ein„Italiano“ auf ſeiner Leier. Die in der erſten Etage des Hauſes wohnende Frau Proſſor Z. entnahm ihrem Portemonnaie ein kleines Geldſtück, wickelte daſſelbe in Papier und warf es dem höflich den Hut ziehen⸗ den Muſikanten herunter.— In dem nächſten Augenblick aber gewahrte Frau Profeffor, daß ſte ſich vergriffen und ſtatt des 10 Pfennig⸗Stückes ein Zehnmarkſtück hinunter⸗ geworfen, welches der Italiener erhalten.— Sofort ſchickte die Erſchrockene ihr Mädchen zu demſelben und ließ ihn über den obwaltenden Irrthum, den natürlich jener gleichfalls be⸗ merkt, gufklären. Der Hofmuſikant bedauerte aber einfach, ſtattung nicht gezwungen werden konnte, ſo wurde die Wohnung Seneral⸗Anzerger. Mannheim, 8. November. der Kräfte“ mit verſchränkten Armen zuſah. Seit zwei Jahren haben wir hier mehrere Knabenhorte entſtehen ſehen; die Speiſung der Kinder unbemittelter Eltern mit Milch und Brod iſt inzwiſchen ebenfalls erfolgt, die Errichtung von Volksküchen und Volksbädern ſteht unmittelbar bevor. Für dieſe letzteren hat insbeſondere ein hieſiger hervorragender nationalliberaler Parteimann die Summe von 35,000 Mark als Beitrag zum Grundſtock geſtiftet. Die demokratiſche Preſſe iſt bemüht, dieſe Thätigkeit der nationalliberalen Partei zu verkleinern und ſie macht ſich insbeſondere darüber luſtig, daß man meine, man könne mit einem warmen Frühſtück, das armen Schulkindern verabreicht wird, die ſoziale Frage ſöſen. Aber ganz abgeſehen davon, daß Niemand glaubt, mit der Errichtung von Kinderhorten, Wöchnerinnen⸗Aſylen, Volks⸗ küchen u. ſ. w. werde die Unzufriedenheit der arbeiten⸗ den Klaſſen ſich in Glückſeligkeit wandeln— gerade die demokratiſche Partei ſorgt dafür, daß die Zu⸗ friedenheit den Arbeitern fremd bleibt— iſt man ſich doch darüber klar, daß die einſichtigeren Arbeiter immerhin den guten Willen der jetzigen Stadtrathmehrheit anerkennen werden. In einer Verſammlung des hieſigen zur Erzielung ſozial⸗demokratiſcher Wahlen gegründeten Arbeiterwahl⸗ vereins wandte ſich der Hauptredner gegen die demokra⸗ tiſche Preſſe, die er wegen ihrer auf die politiſche Ausbeut⸗ ung der arbeitenden Klaſſen hinzielenden Tendenzen heftig angriff. Der demokratiſchen Preſſe iſt bei dieſem Vorgehen nicht ganz wohl zu Muthe. So lange das ſozialdemokratiſche Boycottſyſtem ſich gegen nationalliberale und regierungs⸗ ſreundliche Perſonen richtete, wußte ſich die demokratiſche Preſſe vor Freude nicht zu faſſen, jetzt aber, nachdem man nicht weig, wo denn eigentlich der Boycott aufhören wird, findet man dieſe ſozial⸗demokratiſchen Verrufserklärungen geſchmacklos Trotzdem glauben wir nicht, daß ſich die feind⸗ lichen Brüder, in unſerer Stadt lange befehden werden. Der gemeinſam glühende Haß gegen die nationalliberale Partei wird ſie wieder zuſammenführen, wenn es bei den Wahlen ſich darum handeln wird, die Stadt Mannheim wieder der grundſätzlichen Oppoſition zurückzugewinnen.“ *Ein ſchönes, herzerfreuendes Feſt, das überall Nachahmung finden ſollte, iſt am vergangenen Samſtag in unſerem Nachbarorte Neckarau abgehalten worden. Ueber den Verlauf desſelben wird uns geſchrieben: Neckarau, 3. Nov. Im Gaſthaus zur„Krone“ fand geſtern. Abend ein ſchönes Feſt ſtatt, indem Herr Carl Leoni, der Inhaber der Firma gleichen Namens, anläßlich eines ſtattgehabten Familienfeſtes, ſeine ſämmtlichen hier be⸗ ſchäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen zu einem Nachteſſen mit darauffolgendem Tanz einlud. Um 8 Uhr waren bereits ſämmtliche Eingeladenen— über 200 Perſonen— erſchienen und unmittelbar darauf betrat Herr Leoni mit ſeiner ganzen Familie den auf's feſtlichſte mit Blumen, Tabak und treff⸗ lichen Sinnſprüchen geſchmückten Saal. Während des Eſſens ergriff Herr Leoni das Wort zu einer Lobrede auf die Arbeit, welche gleichzeitig eine Dankesrede an ſeine Arbeiter bildete, und ſchloß mit einem Hoch auf den Großherzog, das Vorhpild höchſter Pflichterfüllung. Es waren goldene Worte, welche Herr Leoni an ſeine Arbeiter richtete und die ſicher einen guten Eindruck auf alle Anweſenden gemacht haben. Herr Otto Oppenheimer, der langjährige Geſchäftsführer, ſprach ſodann im Namen der Arbeiter den Dank für die Ver⸗ anſtaltung des Feſtes aus und ſchloß mit einem kräftig auf⸗ genommenen Hoch auf die Familie Leoni. Herr Rathſchrei⸗ ber Schramm beleuchtete dagegen das gute Einvernehmen wiſchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer und leerte auf das ortheſtehen desſelben ſein Glas. Weitere Trinkſprüche auf den Kaiſer, den Feſtgeber, ſowie zahlreiche Vorträge wechſelten in bunter Reihenfolge ab, bis um 10 Uhr das Signal zum Aufheben der Tafel gegeben wurde und nunmehr der Tanz in ſeine Rechte trat. durch eine ſtattliche Polonaiſe, an welcher ſich über 100 Paare, darunter auch die Prinzipalität, betheiligten. Als nach 2 Uhr die Feſtlichkeit ihr Ende erreichte, waren die Räume noch dicht gefüllt, und mit ſchwerem Herzen beſchloſſen die Anweſenden das ſchöne Feſt, deſſen Veranſtaltung den Feſt⸗ geber ebenſo ehrte, wie die Eingeladenen. Küche und Keller des altrenommirten Gaſthauſes zur Krone, an welche bei der großen Anzahl der Anweſenden die größten Anforderungen geſtellt wurden, leiſteten Vortreffliches und löſten ihre ſchwie⸗ rige Aufgabe auf's Beſte. Der Feſtlichkeit wohnte auch Herr Bürgermeiſter Kupferſchmitt bei. Die Klauſe veranſtaltete am Samſtag Abend in dem ſchönen Lokale des„Singvereins“, I 1 Nr. 1, einen Familienabend, welcher ſich wieder eines zahlreichen Beſuches u erfreuen hatte. Trotzdem einige muſikaliſche Kräfte der lguſe ſelbſt durch anderweitige Veranſtaltungen oder Be⸗ ſchäftigung am Erſcheinen verhindert waren, wurde des Schönen doch wieder ſo viel geboten, daß alle Theilnehmer einen angenehmen Abend verlebten. Muſikaliſche Vorträge — Klavier, Violine, Cello—, theatraliſche Aufführungen von Schülern und Schülerinnen des Herrn Hofſchaufpielers Bauer auf der hübſchen Bühne des Lokales, Vorträge von Gedichten zweier Mitglieder der Klauſe, ſowie einige den Zeitverhältniſſen entſprechende Togſte wechſelten in raſcher Reihefolge mit einander ab, ſo daß die Zeit der Trennung, trotzdem es ein Uhr nach Mitternacht wurde, nur zu bald erſchien. Die Klauſe hat durch dieſe Veranſtaltung wieder viele neue Freunde gewonnen und wird auch die Zahl ihrer Mitglieder einen ſtarken Zuwachs erhalten. des Leierkaſtenmannes feſtgeſtellt und die Frau Profeſſor hat Klage gegen den„Hofmuſikus“ angeſtrengt, der ſeinerſeits be⸗ hauptet, daß die Dame, ſolange er auf dem Hofe ſpielte, und das geſchähe ziemlich lange ſchon, nie einen Groſchen her⸗ untergeworfen habe. Eine ganz Erſcheinung der athen⸗ iſchen Preſſe— ſo ſchreibt E. Engel im 1255 Lloyd“ — muß ich erwähnen, eine Zeitung und einen Mann, die in der Welt ihres Gleichen ſuchen: den„Romios“ von Suris. Dieſer Muſterredakteur iſt der einzige Mitarbeiter ſeiner Zeitung: der ſchreibt ſie vom Titel bis zur letzten Anzeige ganz allein, und zwar vom Titel bis zum letzten Wort des Reklamentheils in gereimten Verſen! Und in was für Verſen! Suris muß als der einzige, jedenfalls als der bedeutendſte Schriftſteller der wirklich geſprochenen griechiſchen Volksſprache gelten. Sein„Romios“ iſt ein gereimtes ſati⸗ riſches Witzblatt, und ich verſichere die Leſer, daß Ariſto⸗ phanes ſich dieſes ſeines ſpäten Schülers nicht zu ſchämen brauchte! Zugleich iſt dieſes luſtige Blatt faſt die einzige Quelle neueſter Zeit, aus welcher der Fremde die geſprochene Sprache des griechiſchen Volkes lernen kann; denn es gibt weder eine Grammatik, noch ein Wörterbuch des ächten Reu⸗ griechiſchen! Auch Suris thut ein Uebriges zur Ehre der Feſttage; er läßt ſeine Zeitung wöchentlich zweimal erſcheinen, und während der Anweſenheit des Kaiſers ſollte täglich eine Nummer herauskommen. Die Geſenſchaft von Zeitungsjungen, die das Blatt ſammt dem Redakteur in Pacht genommen, können ſich freuen: der„Romios“ geht ab wie friſche Kuluria(Bretzel). Nämlich auch das zeichnet dieſe geſpaßige Blüthe des atheniſchen Zeitungsweſens aus daß der eigentliche Verleger des„Romios“ in der Gilde der kleinen Zeitungsverkäufer beſteht. Dieſe kaufen die ganze Auflage von Suris um einen beſtimmten Preis für jedes Blatt und vertreiben ſie dann für eigene Rechnung und Ge⸗ winn. Paßt es Suris einmal ſchlecht, ſo läßt er die Nummer ausfallen, ſo z. B. wenn er ins Bad geht oder mit ſeinen Gedichten höherer Gattung beſchäftigt iſt. Er ift eine der volksthümlichſten, aumuthendſten Erſcheinungen des neu⸗ nichts herausgeben zu wollen und da derſelbe zur Zurücker⸗ röffnet wurde dieſer Theil des Feſtes *Der Geſaugverein Froßſinn veranſtaltete am ver⸗ gangenen Samſtag Abend in den Sälen des Badner Hofes zur Feier ſeines 32. Stiftungsfeſtes eine muſikaliſche Auf⸗ führung mit nachfolgendem Tanz. Das Programm der Unterhaltung enthielt außer zahlreichen Chorliedern, welche unter der Leitung des Dirigenten des Vereins, Herrn Haupt⸗ lehrer Pritzin s, ſämmtlſch ſehr hübſch geſungen wurden, zwei von Herrn Th. Clauß, ſowie ein von Herrn Bre⸗ ſcher ſehr beifallswürdig zum Vortrag gebrachte Solis, ſowie endlich zwei Quartetts, deren Durchführung ebenfalls lebhafte Anerkennung gezollt wurde. Die Feſtlichkeit war gut beſucht und nahm einen ſehr ruhigen amüſanten Verlauf. .Der berühmte Forſchungsreiſende Hugo zöller hielt geſtern Abend im Caſinoſaale auf Veranlaſſung des hieſigen Zweigvereins der deutſchen Kolonialgeſellſchaft vor einer äußerſt zahlreichen Zuhörerſchaft, die ſich naturgemäß vorwiegend aus Vertretern des ſtärkeren Geſchlechts rekrutirte, einen hochintereſſanten feſſelnden Vortrag über„Deutſch⸗ lands Kolonien in Bezug auf Handel und Kultur.“ Speziell ſprach Redner über ſeine jüngſte Forſch⸗ ungsreiſe durch Neu⸗Guinea. Redner verbreitete ſich zunächſt über die kulturellen Verhältniſſe der Küſtenſtriche in Neu⸗ Guineg, des Kaiſer⸗Wilhelmslands u. des Bismarck⸗Archipels. Der Vorzug Deutſch⸗Guinea's vor unſeren weſt⸗ und oſtafri⸗ kaniſchen Beſitzungen beſteht darin, daß das Klima die Vieh⸗ zucht geſtattet. Es können dort alle Thiere gezüchtet werden. die man bei uns findet. Nur bezüglich der Schafzucht ſind die bisherigen Bemühungen erfolglos geweſen. Das Haupt⸗ gewicht bei der Kultivirung Deutſch⸗Guineas wird hauptſäch⸗ lich auf den Ackerbau bezw. den Plantagenbau zu legen ſein. Die Erfolge, welche in dieſer Beziehung bis jetzt erzielt wor⸗ den ſind, berechtigen zu den ſchönſten Hoffnungen. Es ge⸗ deihen in Neu⸗Guinea unſere ſämmtlichen Feldfrüchte, als Erbſen, Bohnen und Kartoffeln. Auch Tabak wird gebaut, doch konnte die Anpflanzung dieſer Frucht bis jetzt noch des⸗ halb keinen größeren Umfang annehmen, weil man die richtige Behandlungsweiſe der Tabakpflanze noch nicht gefunden hat und in dieſer Beziehung erſt noch Erfahrungen ſammeln muß. Ganz ähnlich liegen die Verhältniſſe bezüglich des Anbaues der ganz vortrefflich gedeihenden Baumwolle. Redner nicht an der Rentabilität des Plantagen⸗ baues. Man müſſe aber auch hier wie überall, erſt Erfah⸗ rungen ſammeln. Die bis jetzt erzielten Erfolge bildeten zwar blos Ehrenerfolge, doch ſei es unzweifelhaft, daß dieſelben binnen kurzer Zeit Rentabilitätserfolge wür⸗ den. Ungünſtiger liegen die Verhältniſſe betreffs des Handels und zwar hauptſächlich deshalb, weil ſich die Eingeborenen Neu⸗Guineas auf einer ſehr niedrigen Kulturſtufe befinden. Dieſe Leute erzeugen leicht und ohne Mühe Alles, was ſie brauchen für ihren Lebens⸗ unterhalt und ihre Hauptbeſchäftigung beſteht im Nichtsthun. Auch haben dieſelben gar keine Neigung, einheimiſche Pro⸗ dukte gegen europäiſche Induſtrieerzeugniſſe umzutauſchen. Viel 1 5 ſind die Bedingungen zur Entwickelung eines ge⸗ ſunden Handels in Oſtafrika und Kamerun, weil dort die Eingeborenen gebildeter ſind. Der Hafen von Samoa hat ſchon einen großartigen Umfang angenommen und erinnert lebhaft an diejenigen von Hamburg und Bremen. Dem 5 bau in Neu⸗Guinea kann Herr Zöller bis jetzt noch keine ſehr großen Hoffnungen machen. Redner ſchildert ſodann die Lebensweiſe der Eingeborenen in Neu⸗Guinea, ſowie ihre Sitten und Gebräuche. Trotzdem unſer Schuszgebiet in Guinea 1½ mal jo groß iſt, als Deutſchland, be⸗ 155 ſich die Bepölkerungszahl doch höchſtens auf ½ is 1 Million. Sehr erſchwert wird der Verkehr mit den Papuas, ſo heißen die Bewohner Neu⸗Guinegs, durch das große Mißtrauen, welches ſie Fremden gegenüber an den Tag legen. Wenn die Kunde von der Ankunft Fremder in das Dorf dringt, dann bringen die Papuas ihre Kinder und Weiber ſofort in den Wald. Die Farbe der Einwohner Neu⸗Guineas iſt diejenige des friſch gebrannten Kaffee's. Die Kleidung iſt ſehr einfach; ſie beſteht bei den Frauen aus einem kleinen Faſerröckchen, bei den Männern aus einer ſehr haltbaren Baſtbinde. Die Stutzer tragen 22 Bauchpreſſen, um eine recht enge Taille zu bekommen. Die Wohnungen beſtehen in Lehmhütten und in Baumhäuſern, welch' letztere auf ſchwankenden Baumkronen errichtet ſind: dieſelben dienen jedoch mehr zum Zufluchtsort, ſobald Gefahr droht, als zur ſtändigen Wohnung. Oft findet man auch ganz hübſche Häuſer, die unſeren Bauernhäuſern in den Gebirgen ſehr ähneln. Eine Vorliebe haben die Einwohner von Neu⸗Guineg für Schmuckgegenſtände. Die Papuas altern ſehr ſchnell. Mit 30—40 Jahren ſind ſie ſchon Greiſe. Intereſſant iſt die Art und Weiſe, wie die Leichen der Hinterbliebenen aufbewahrt werden. Der Keör⸗ per wird in Baſtmatten gehüllt und an der Decke des Wohn⸗ gemaches aufgehängt. Der im Wohnraume vorhandene Rauch macht dieſe Leichname ſodann förmlich zu Mumien. Später werden dieſelben vor den Häuſern der Verwandten aufbe⸗ wahrt. Redner ſchildert hierauf die Mühſeligkeiten und Ge⸗ fahren, mit welchen ſeine Expedition in das Innere Neu⸗ Guineas begleitet war. Zum Schluſſe ſeines Vortrags machte Redner noch einige allgemeine Bemerkungen über unſere Kolonialpolitik, in welchen er beklagte, daß das deutſche Kapital ſich noch immer in kolonialer Hinſicht ſehr zurückhaltend zeigt, und in welchen er unſeren Kolonien ein günſtiges Prognoſtikum ſtellt. Lebhaft beklagte es Herr Zöller, daß viele Leute lediglich aus Sucht nach Aben⸗ ſchäumende Feſtesfreude von Zeit zu Zeit ein Tröpfchen kalten Waſſers der Kritik fallen läßt; aber immer als bon enfant und namentlich ohne Schärfe für die fremden Gäſte. — Kühne Fahrten. Im Jahre 1885 durchfuhr der franzöſiſche Admiral Repeillère zum erſten Male und zwar mit einem Torpedoboote, die bis dahin für unüber⸗ windlich gehaltenen Stromſchnellen des Mekong bei Prea⸗Patang in der Nähe der Grenze zwiſchen Kambodſcha und Siam. 1887 führte dann der ſeae nant de Fiſigny die der Flußdampfſchifffahrts⸗Geſellſchaft „Mouette bis zum Fuße der Fälle von Rhon. neueſter Zeit aber bat der Schiffslieutenant Heuxtil die Stromſchwellen ſogar zwei Mal überwunden. Mit der 54 Meter langen„Alouette“ gelangte er zum größten Er⸗ ſtaunen der ſtameſſſchen Behörden, die das Ueberſchreiten der Schwellen mit einem ſo großen Dampfer nicht für möglich gehalten hätten, bis nach Treng und wiederholte einige Tage darauf das Wagniß mit dem Flußdampfer„Cantonnais“. ——— 7 machte ſomit zum erſten Male von dem ihm im ertrage mit Siam gewährleiſteten Rechte freier Fahrt auf dem Mekong Gebrauch. 5 8 Zwei Freunde gehen in dunkler Nacht nach Hauſe, als ſie plötztlich von einer Rotte Krakehler überfallen werden. Im Handumdrehen hat ſich eine allge⸗ meine Schlägerei entwickelt. Den beiden Freunden gelingt es endlich ſich frei zu machen und ſie flüchten ſich unter eine Gaslaterne.„Ich habe mit einem kurzen Dicken zu thun ge⸗ habt“, ſagt der eine zum andenn,„aber ſchließlich habe ich ihn am Hals zu faſſen gekriegt und ſo gewürgt, daß mir ſeine Haksbinde in den Händen geblieben iſt.“„Laß doch ein⸗ mal ſehen,“ erwiderte der Andere, indem er ſeine Kleider 1195 in Ordnung bringt.„Richtig, es iſt meine Halsbinde.“ ableau. — Bedauernswerth. Ein amerikaniſcher Paſtor trifft einen betrunkenen Neger.„Aber, ſchämt Ihr Euch nicht, Thompſon, am helllichten Tage in ſolch' betrunkenem Zu⸗ ſtande 195 der 1 10 Thompfon:„Ok cohhsses— ſch—ſch—äme ich mich, Re⸗ verend!(Weinend.) Sch-—kann bloß er= atheniſchen Lebens. Er iſt auch der Einzire, der in die über⸗Ir——rötchen.“ ——ͤ— ten zu machen, Damen Mannheim, 6. November. General⸗Anzeiger. 3. Seite. teuern nach den Kolonien gehen. enttäuſcht würden, ſchieben ſie die Schuld auf die Kolonien überhaupt, anſtatt ſie fich ſelber zuzuſchreiben. Zur Erläu⸗ terung des Vortrags hatte Herr Zöller zahlreiche Gegenſtände aus dem Innern Neu⸗Guineas im Saale aufgelegt, die allſeits großes Intereſſe fanden. Der Kraukenunterſtützungsverein Prinz Max hielt geſtern Abend ſeine diesfährige Generalverſammlung Den erſten Punkt derſelben bildete die Ablage des Rechenſchaftsberichts. Hiernach betrugen die Einnahmen im abgelaufenen Jahre(19. Oktober 1888 bis 17. Okt. 1889) 14,989.31 M. die Ansgaben 15,657.80., ſomit eine Minder⸗ einnahme von 6889 M. Das Vermögen beziffert ſich der⸗ 75 auf 17.686.15 M. gegen 18304.64 M. im Vorjahre. Die itgliederzahl beträgt 910. Bei der ſodann vorgenommenen Vorſtandsergänzungswahl wurden die Herren Andreas Rück und Simon Steiner wieder und die Herren Ang. Wide⸗ höft, Karl Steinbrunn und J. Peter neugewählt, letzterer als Erſatzmann. Zu Rechnungsreviſoren wurden ernaunt die Herren Hanack, Wilh. Lehmann, Karl Stein J. Wailersbacher und F. Bohn. Körperverletzung. Es wird uns geſchrieben: Die in Ihrem geſtrigen Blatte enthaltene Notiz über eine am Samſtag Abend ſtattgefundene Körperverletzung iſt dahin zu berichtigen, daß der betr. Maurermeiſter den Polier nicht mißhandelt hat, ſondern daß derſelbe ſich vielmehr gegen einen thätlichen Angriff von Seiten des total betrunkenen Poliers vertheidigte und ſich ſomit in Nothwehr befand. Sodann wurde der Polier ſofort, nachdem er verbunden worden, aus dem Spital entlaſſen. Tabaksbericht. Nußloch, 4. Nov. Die Tabaks⸗ grumpen und Sandblätter find aufgekauft und verwogen. Es wurden ungefähr 84 Centner Grumpen und 14 Ctr. Sand⸗ blätter abgeliefert. Das Pfund Grumpen wurde zu 16 Pfg., der Centner Sandblätter zu 25—28 M. excl. Steuer gekauft. Der Blättertabak iſt noch unter Dach und wird erſt nach deſſen Dachreife verkauft werden, da Dachverkäufe bier nicht gebräuchlich ſind, zum Nutzen der Käufer, wie Verkäufer. Durch höhere Kauſpreiſe dürfte ſich der ſeit einigen Jahren zurückgegangene Tabaksbau wieder etwas heben. Muthmaßliches Wetter am Mittwoch, den 6. Nobember: Das unbeſtändige Wetter dauert immer noch fort, weil trotz des def fi des Hauptluftwirbels mehrere Antergeordnete Suftwirbel ſich entwickelt haben. Der Ein⸗ wird uns eine bald mehr ſüdweſtliche. dald mehr nordweſtliche Luftſtrömung bringen, in Folge welcher morgen(Mittmoch) wolkiges, kühles Wetter und ein wenig Regen eintreten wird. In den nachfolgenden Tagen(Don⸗ nerſtag u. ſ..) ſteht zwar erſt noch ziemlich nnbeſtändiges Wetter, hernach aber Beſſerung bevor. Meteorvplogiſche Beobachtungen der Station Mann⸗ heim vom 5. November, Morgens 7 Uhr. Thermometer Höchſte und niederſte Tem⸗ in Celſius peratur des—— in um Tracken Feucht Stürke Mazimum Minimum 251.6.4.5 Südſüdoſt 3 13.8.4 O: indſtiſte; 1: ſchwa etwas c, 38: Sturm; 10: Orkan. 1 ſchwacher Zuftzng; ſtärker Aus dem Srofherzogthum. „Nußloch, 4. Nov. Die Spätjahrsarbeiten in Feld und Flur ſind dank der günſtigen Witterung nahezu beendet. Das Abräumen und Beſtellen der Felder ging raſch und gut vdon Statten, ſo daß die Winterſaaten ein gutes Wachsthum verſprechen. Die Kartoffekernte recht befriedigend aus, da dieſe Frucht größtentheils geſund und trocken eingebracht wurde, was für die Ueberwinterung eine Hauptſache iſt, ſo d niß und Preisaufſchlas nicht in Ausſicht ſtehen. Das Gleiche kann von den Dickrüben geſagt werden. An Wintervorrätten mangelt es alſo nicht und iſt der Aus eet i r gac 2— Die hohen Fleiſch⸗ 9 er noch nicht zurückgegangen. Eine Feberbaſte Aufregung hat ſchreibereien auf dieſem Gettete i — litzer auch hierher gedrungen, und iſt die Sache bereits ſo weit, daß ſich Niemand mehr ſogar bei helltem Tage in den Wald getraut. Das eine Mal ſoll diefer gräßliche Meuſch im Speverer Walde geſehen worden ſein das andere Mal erzählt man ſich, daß er im hieſigen Demeindewald ſein Unweſen treibe un ſoßhr den hieſigen e Nede Aaleheger Bueſche un ds Eniſben unt z. ein hi ri„ um da n 8 gern. Als närlich am letzten Samſtag zwei Damen am aldrande gegen äuſel promenirten, ſprang er plötzlich mit gezücktem Meſſer und verkapptem Geſichte auf dieſe aus dem Verſteck heraus los, um ſie, wie er nachher ſagte, fürch⸗ Man kann ſich den Schrecken der beiden die eine ſſel in Ohumacht und ſind bei ihr die Folgen dieſes unſinnigen Ingendſtreiches— da ſie ſich in geſeaneten Umſtänden befindet— noch gar nicht abzuſehen. Die Perſönlichteit des Thäters wurde alsbald feſtgeſtellt und ſoll deſſen 7 bereits erfalgt ſein. Wieſenthal, 3, Nop. Heute Nachmittag fand dahier ng der von der Gemeinde neu e die Einweihung bezw. Prüfu angeſcha fften Seueriprige hervorgegangen aus der Fabrik des Das Grab des Heimathloſen. Novelle von Zos von Reuß. 1 Nachdruck verboten.) Troßz des Förperlich und geiſtig ungünſtigen Geſundheits⸗ uſtandes der Frau Senatorin Lahrßen war der langjährige ebrauch der llienſonntage noch immer beibehalten wor⸗ den. Beinahe mit Eigenſinn bielt die Kranke daran feſt. Nach Beendigung des Gottesdienſtes fuhr die ſchwerfällige Eguf⸗ vage vom Landhaus direkt nach der Stadt, um die unverhei⸗ rathete Schweſter der Senatorin nebſt deren Geſellſchafterin zum 7 diner abzuholen. Die alten Schimmel ſtanden eigentlich nur noch zu dieſem Zwecke im Stalle und würden dielleicht ihren Weg auch ohne Roſſelenker gefunden haben. Auch die Stieftochter der Senatorin nebſt Gatten und Kin⸗ dern pflegte ungefähr um dieſe Zeit Heute ſchienen ſie aber unpünktlich Schon hatte die Köchin wiederholt nach der Uhr geſehen, das ſaftige, zwanzigpfündige Roaſtbeef müſſe nothwendig vom Feuer. Auch die Poularden drohten an Güte zu verlieren, und doch war das Geflügel eigentlich das einzige, was die Senatorin von dem etwas maſſigen Diner zu genießen pflegte. Selbſt die in dieſem Jahre monatelang genoſſene Seeluft ſchien an dem unerfreu⸗ 570 Geſundheitszuſtand ihrer Herrin wenig geändert zu en. Endlich, länaſt über die gewöhnliche Eſſensſtunde hinaus, rollte der zurückgeſchlagene Landauer durch die offene Gartenpforte und hielt vor dem ſäulengetragenen, aber unf Portal des Landhauſes, das den modernen Namen 852 ſtulz verſchmähte. Der alte Kutſcher der Senatorin, ich als Bedienter fungirte, hob die drei Kinder vom Rückſttz des Gefährts und half der zierlichen hochmodernen Dame ausſteigen. Nachdem dieſelbe im Toilettezimmer des Parterregeſchoſſes den Anzug vor dem 5 Stehſpiegel der gründlichſten Prüfung unterworfen, gab ſie dem harren⸗ den Gatten den Arm, um ſich von ihm in das Gartenzimmer jübren zu laſſen, das bis in den Spätherbſt hinein den fartagssetzten Aufenthaltsort der Senatorin bildete. Wenn dieſe Leute dann Herrn Kark Meß in Heidelberg, flalt. Es hatten ſich auf ergangene 0 des hieſ. freiwilligen Feuerwehrkorps, auch jene von den Nachbarorten Oberhauſen, Kirrlach, Ham⸗ brücken und Neudorf, ſowie einige Sachverſtändige von Heidel⸗ berg und Mannheim dazu eingefundeu. Nachdem Brmſtr. Maier die Gäſte begrüßt, hielt Herr Pfarrer Biecheler die Feſtrede, worauf die hieſige Feuerwehr mit der neuen Spritze am Kirchthurm ſeine Haupt und Schlußprobe abhielt. Dieſelbe ftel über alle Erwartungen günſtig aus und zeigte ſowohl von einer tüchtigen Schulung der hieſigen FJeuerwehr als auch ganz beſonders von der unübertroffeuen Leiſtungsfähigkeit der neuen Spritze. Gerichtszeitung. Mannheim, 4. Nov.(Strafkammer.) Vor⸗ ſisender: Herr Großh. Landgerichtsdirector Baumſtark. Vertreter der Großh. Staatsbehörde: Herr Großh. Staats⸗ Aan n von Duſch. Es kamen folgende Fälle zur Ver⸗ ndlung: 1 Ehriſtian Vetter, 33 Jahre alt, verheirathet, Fran⸗ BVetter, 35 Jahre alt, verheirathet, Joſef Vetter, 30 Jahre alt, ledig, Tüncher, ſchon beſtraft, von Hilsbach, Joh. Vogel, 39 Jahre alt, verheirathet, Schuhmacher von Ett⸗ lingen, ſchon beſtraft, Karl Schleyer, 26 Jahre alt, lediger Schuhmacher von Menzigen, ſchon beſtraft. Joh. Barkh, 49 Jahre alt, verheirathet, Händler von Hilsbach. Philipp Braun, 41 Jahre alt, verheirathet, Lumpenſammler von Sinsheim, ſchon beſtraft, Joſef Haarmann, 31 Jahre alt, verheirathet, Taglöhner von Ziegelhauſen, Georg Klein, 40 Jahre alt, verheirathet, in Hilsbach, Johann Barth, 29 Jahre alt, ledig, Händler von Hilsbach, Joſef Striehl, 33 Jahre alt, verheirathet, Schmied von Neckaran, ſchon beſtraft, Wittwe Schbpfel,. Johanna geborene Acker, und Heinrich Schöpfel, 23 Jahre alt, lediger Händler, letztere beiden von Waldangelloch wegen Jagdvergehens, Bei⸗ hilfe dazu und Hehlerei. Die erſten neun Angeklagten ſind beſchuldigt vom Jahre 1880 ab, meiſtens gemeinſam während der Nachtzeit in den Waldungen der Gemarkungen Sinsheim, Dühren, Weiler, Hilsbach, Michelfeld und Ittlingen Streif⸗ und Treibjagden abgehalten und das hierbei erlegte Wild in ihrem Nutzen verwerthet zu haben. Sogar in der Schonzeit konnten dieſelben ihr Verlaugen nach Jagdvergnügen nicht bezähmen. Von dieſen 9 Angeklagten legten 8 ein vollſtän⸗ diges Geſtändniß ab, Klein beſtritt dagegen keinen der An⸗ geklagten zu kennen oder jemals mit einem derſelben auf der Jagd geweſen zu ſein. Varth jun. und Striehl ſind beſchul⸗ digt bei einer dieſer Treibjagd als Treiber fungirt zu haben und geben dieſelben dies auch zu. Wittwe Schöpfel und Heinrich Schöpfel haben im Frühjahr d. Is. einen von Braun und zwei Genoſſen geſchoſſenen Rehbock, obwohl ſie wußten, daß er gewilderk war, gekauft. Es erhalten Gefängnißſtrafen: Thriſtian Vetter 1 Jahr, Franz Vetter 1 Jahr 3 Monat, Joſef Vetter 1 Jahr, Vogel 1 Jahr 6, Monat, Schlener 1 Jahr 3 Monat, Barth zen. 1 Jahr, Braun 1 Jahr 5 Monat, Haarmann 1 Jahr, Klein 5 Mo⸗ nat.(Dieſen Angeklagten werden ſämmtlich 2 Monat Unter⸗ ſuchungshaft in Anrechnung gebracht.) Barth jun. 4 Wochen, Struhl 6 Wochen abzüglich 2 Wochen Unterſuchungshaft.— Wegen Hehlerei werden Wittwe Schöpfel und Heinrich Schöpfel zu einer Gefängnißſtrafe von je 4 Wochen verur⸗ theilt, abzüglich 1 Woche Unterſuchungsgaft. Als Verthei⸗ diger fungirten die Herren Rechtsanwälte Dr. Wittmer, Dr. Rohler, Dr. Loeb und Faas.— 2) Friedrich Müller, 31 Jahre alt, verheirathet, Raufmann von Hocken⸗ heim und Jakob Eder, 26 Jahre alt, verheirathet, Bier⸗ brauer von Brühl 3. Zt. in Hockenheim, wegen Bankerutts und Betrugs. Die Angeklagten errichteten im Jahre 1866 gemeinſchaftlich ein offenes Handelsgeſchäft in Tabak unter Firma Mülter u. Eder in Hockenheim. Im Frühjahr d. meldeten dieſelben jedoch bereits ihren Concurs an. Bei rchſicht der Bücher ſtellte ſich nun heraus, daß die Ange⸗ klagten niemals eine Bilanz gezogen haben. Nußerdem iſt Müller beſchurdigt, das Bermögen verſchiedener Geſchäftsleute dadurch heſchädigt zu haben, daß er, obwohl ihm ſeine Zahl⸗ ungsunfähigkeit bekannt, noch größere Quautitäten Tabake kommen ließ. Es erbalten Müller 5 Monate und Eder 3 Monate Vertheidiger Herr Rechts⸗ anwalt Selb und Herr Referendär Dr. Klingel.— 3) Cbriſtian Bauer, 16 Jahre alt, Zimmermaunlehrling von hier, wegen Körperverletzung. VBom hieſigen Schöffengericht u einer Gefängnißſtrafe von 5 Wochen verurtbeilt, legte An eklagter gegen dieſes Urtheil die Berufung ein. Dieſelbe wird aber als unbegründet verworfen. Vertheidiger Berr Rechtsanwalt Dr. Lö b.— 4. Gottfried Bauer, 46 Jahre alt, verh. Zimmermann von Thennenbronn, wegen Unter⸗ ſchlagung. Vom hieſigen Schöffengericht zu einer Gefängniß⸗ ſtrafe von 2 Monaten verurtheilt, legte der Angeklagte die Berufung ein. Dieſelbe wird für begründet erklärt, das ſchöffengerichtliche Urtheil aufgehoben und der Angeklagte freigeſprochen. Vertheidiger Herr Rechtsanwalt Dr. Böb. Ein Fall wird vertagt. Tagesneuigkeiten. —Berlin, 3. Nov.(Gräßlicher Fund) Die Ur⸗ ſache eines ſtarken Bun in Seune aufſuchend entdeckten die Bewohner eines Hauſes in Schmargendorf im Keller einen Reiſekorb, in welchem ſich eine Blechbüchſe mit der ganz ver⸗ weſten Leiche eines Kindes befand. Die Eigenthümerin „Berzeihe unſere Verſpätung, Mama!“ entſchuldigte ſich Frau Alrika Albers, während ihr ſtattlicher Gatte zeremoniell und mit abſichtlicher Devotion die Hand der Senatorin küßte, deren Goldfinger der Trauring des verſtorbenen Senators längſt zu weit geworden war.„Ich fuhr zuvor in ein Baby⸗ geſchäft, um unſer ſüßes Neſthäkchen für den Herbſt zu moderniſiren. Sie darf nicht vergeſſen werden, unſere holde Kleine! Iſt ſie nicht reizend?“ Die Senatorin ſchien aus tiefen Gedanken aufzufahren und hatte die Verſpätung des Ehepaares anſcheinend nicht wahrgenommen. Doch beſaß ſie für den Augenblick geiſtige Kraft genug, um zur Gegenwart zurückzukehren. Das ſchön⸗ geſchnittene, ſtarre Geficht belebte ſich, die nervös zuckenden Hände wurden ruhig, und das Auge blickte freundlich, als ſie ſagte„Sie ſcheint ein liebes Kind, die Kleine. Wie heißt ſie?“ „Leonie!“ „Leonie!„Ja, Du biſt ein liebes, kleines Mädchen!“ wiederholte die Senatorin mechaniſch. „Mach ein hübſches Knirchen,“ flüſterte die elegante junge Mutter, indem ſie an dem Spitzenbeſatz des Töchterchens 18 28 ½Wie das neue engliſche Kleidchen bereits chiffo⸗ niert iſt!“ „Küß der Großmama die Hand, Leoniechen!“ ſekundirte Herr Albers, indem er die Kleine emporhob. Die Senatorin fuhr über den lockigen Scheitel und nahm dann den Arm des Schwiegerſohnes, um ſich von ihm in das geräumige Wohnzimmer hinüberführen zu laſſen, das zum Speiſezimmer eingerichtet war. Das Mittageſſen ging in der gewöhnlichen feierlichen Stimmung vorüber, erſt die Kaffeeſtunde auf der Veranda brachte Leben und Bewegung in die Geſellſchaft, vorzüglich durch die Kinder. Der Garten von Großmamas Landhaus war für ſie ein Feenreich. Da gab es keine ſalatſchüfſel⸗ ähnliche modernen Teppichbeete und keinen grünen Sammet⸗ raſen, auf deſſen immer lenzesfriſchen Grasſpitzen auch ein zartes Kinderfüßchen verrätheriſche Spuren zurücklaſſen mußte. Dafür bildete wild emporwachſendes Geſträuch, das der Gärtner auf Befehl der Hausherrin zu ſchonen hatte, male⸗ riſche Effekte. Neben breitäſtigen Linden, deren untere des Korbes, eine dort wohnende Poſtſekretärs⸗Wiftwe, geſtand der Polizei, daß ſie nach dem Tode ihres Mannes das Kind geboren, und, da es todt zur Welt gekommen, in die Blech⸗ büchſe gelegt habe, wo ſich die Leiche ſchon ſeit 2¼ Jahren befand. Uuterſuchung iſt eingeleitet. —Zürich, 3. Nov.(Jungfraubahn.) Gegen die beim Eiſenbahndepartement in Bern anhängig gemachten beiden Konzeſſionsgeſuche von Köchlin und Trautweiler für eine Inngfraubahn erhebt ſich Oppoſition. Man macht auf die Gefahren aufmerkſam, welche den oben anlangenden Thal⸗ ſohlenklubiſten und gewöhnlichen Eiſenbahntouriſten durch unerwartet auftretende, tobhende Hochgbbirgswetter erwachſen von denen jene ſich nichts träumen laſſen; ferner darauf, daß der Gipfel in ſeiner jetzigenGGeſtalt nur von geübten Bergſteigern könne beſtiegen werden, und daß, um ihn den Touriſten zugänglich zu machen, eine Reihe von Sicherheitsvorkehrungen erforderlich werden, deren Garantie die konzeſſionirende Staats⸗ gewalt kaum zu übernehmen im Fall fein werde. Palermo, 4 Nov.(Schneidige Journagliſten) Dahier duellirten ſich die beiden Leiter der beiden Zeitungen Kaporal“ und„Fornice“; letzterer blieb nach dreimaligem Kugelwechſel todt auf dem Platze. — Paris, 3. Nov.(Das aroße Loos der Aus⸗ ſtellungslotterie) im Betrage von 500.000 Franes ſiel auf das Loos Nr. 54,639, welches ſich im Bedſitze des Ma⸗ ſchinenmeiſters Philipp Franſſens in der Buchdruckerei La⸗ hure befindet. Der glückliche Gewinner iſt ein naturalifirter Belgier, 40 Jahre alt und Vater von 6 Kindern. — Paris, 3. Nov.(Die Vermäblung des Prinzen Murat) mit der reichen amerikaniſchen Erbin Mrs. Caldwell, die ſchon vor einigen Tagen hätte ſtattfinden ſollen, wird unterbleiben. Der Grund des Bruches iſt nach dem„Evenement“ ein ſehr proſaiſcher. Als der Ebekontrakt aufgeſetzt werden ſollte, wies der Nokar der Braut das Teſtament des Vaters derſelben vor, in welchem dieſer anordnete, daß ſeine Tochter auch nach ihrer Bermählung die volltändige und freie Verfügung ihres Vermögens zu be⸗ halten habe Mrs. Caldwell wollte den ganzen Haushalt, die Koſten für Wagen, Pferde, Hotel u. ſ. w. beſtreiten und ihrem künftigen Gatten 50,000 Franes jährlich als Taſchengeld anweiſen. Prinz Murat fand„50,000 Francs wären zu viel für einen Kellner und zu wenig für einen Gatten“, und zog ſich zu Freunden in der Umgebung von Paris zurück. Frlk. Caldwell reiſt demnächſt mit ihrem Oheim nach New⸗Nork, 115 den ſo ſehnlichſt gewänſchten Titel einer Prinzeſſin mit⸗ zubringen. — Orleans, 3. Nov.(Selbſtanklage) Vor ſechs Fahren wurde in der Nähe unſerer Stadt der Käſehändler Duneau ermordet, ohne daß es gelungen wäre, eine Spur des Mörders zu entdecken. Geſtern nun erklärte der 60jähr. Taglöhner Felir Préjean in einem Wirthshauſe zu Olivet, den Mord begangen zu haben, und ſtellte ſich dann, wie er angab, aus Gewiſſensbiſſen, ſelbſt der Gendarmerie, welche ihn in das bieſige Unterſuchungsgefängniß verbrachte. „Evrenx, 3. Nov.(Zwei Banditen), die noch nicht 20 Jahre alten Eugen Boiſard und Adolph Ribelier⸗ Fontaine, welche ſich auf der Langſtraße kennen lernten, baten in Saint⸗Germain⸗Village die Wittwe Rouland um ein Almoſen. Als dieſelbe damit beſchäftigt war, ihnen Brod ab⸗ zuſchneiden, ſtürzte ſich Voiſard auf die S0ßährige Frau und warf ſie zu Boden, worauf Ribelier ſie mit einem Tuche er⸗ droſſelte. Bei der nachfolgenden Durchſuchung des Hauſes fielen ihnen 14 Sous und eine alte Uhr in die Hände Trotz der Scheußlichkeit des vorher verabredeten Verbrechens und trotz des ſchlechten Vorlebens der Angeklagten bewilligten ihnen die Geſchworenen heute mildernde Umſtände, worauf Voiſard zu 20jährigem und RNibelier zu lebenslänglichem Zuchthaus verurtheilt wurde. Theater und Muſtk. Aus dem RNepertoire der Berliner Bühnen. Das Königliche Opernhaus ſührt in dieſer Woche folgende Opern auf:„Rienzi“;„Goldenes Kreuz“;„Tannhäuſer“; Carmen“;„Gioconda“;„Rheingold“.— Im Schauſp iel⸗ bauſe gefangen zur Aufführung:„Der Name“;„Weisheit Salomos“;„Die Quitzows“;„Letzte Liebe“; Prinz von Homburg“;„Wilhelm Tell“;„Aſchenbrödel“.— Im Deut⸗ ſchen Theater:„FJauſt“ J. und II. Theil;„Nächſtenliebe“; „Der Schatten“.— Im Leſſingtheater iſt der„Zaun⸗ gaſt“ für 6 Abende in Ausſicht genommen; heute wirb„Das lezte Wort; gegeben.— Im Berliner Theater übt „Montioie, der Mann von Eiſen? mit Barnay in der Titel⸗ rolle ſeine unverminderte Zugkraft aus, außerdem ſigurirt „Die Braut von Meſſing“ und„Bemetrius auf dem Reper⸗ toire der laufenden Woche. Wormz, 2. Nov.(Städt. Spiel⸗ und Feſthaus) Geftern fand im Städt, Spiel⸗ und Feſthauſe die genaue Prüfung und Abnahme der Orgel durch Herrn Orgelreviſor Mufikdirektor Hänlein aus Mannheim ſtatt. Sie hatte das erfreuliche Ergebniß, daß das großartige Werk dem Namen ſeiner Erbauer, der weltberühmten Firma E. 0 Walcker und Co in Ludwigsburg, die größte Ehre macht. Durch die Prüfung wurde feſtgeſtellt, daß nur das allerbeſte Material verwendet, die Mechanik durchaus kunſtgerecht und ſolide ge⸗ arbeitet und von den Erbauern vielfach mehr geleiſtet wurde, als wozu ſie verpflichtet waren. Stimmung und Intonation ſind tadellos, die Anſprache der Pfeiſen durchaus ⸗ Das Werk hat 33 klingende Regiſter, die nöthigen Koppel⸗ Zweige wie ein grünes Prachtgewand auf dem Erdboden niederſchleppten, gaben die dichten Boskets in Großmamas Zaubergarten die beſten Spielverſtecke⸗ Beſonders als Tante Erika, eine entferntere junge Verwandte der Senatorin, ſich an die Spitze des Spieles ſtellte, ward der Jubel ſo laut, daß ſich die Vogelſchaar, welche ſich aus den belebten Promenaden der Vorſtadt in das ſtille Gartengeiligthum der alten Dame flüchtete, inn dichteſten Blattdickicht barg. Drinnen im Gartenzimmer hatte inzwiſchen die gewoyn⸗ liche Whiſtpartie begonnen. Stelf wie eine Kerze ſaß die Dame des Hauſes in dunkler Kleidung in ihrem Sammet⸗ fauteuil, wie immer das türkiſche Rückenkiſſen aus feiner Tapiſſeriearbeit binter ſich. Trotz ihrer Melancholie ſchien ſie genau zu wiſſen, daß Schweſter Geſina nur ungern auf ihr Sonntag⸗Nachmittags⸗Veranügen Verzicht leiſten werde, Eöfawr as hielt ſie auch ſelbſt noch auf die traditionelle hiſtpartie. Das Spiel war, aller modernen Variationen zum Trotz, das allereinfachſte Whiſt geblieben, mit denſelben beſcheidenen Ausſichten auf Gewinn und Verluſt, wie es die beiden alternden Schweſtern bereits mit den Eltern geſpielt hatten. Die beiden andern Theilnehmer, Herr Friedrich Albers nebſt Frau Alrika, begleſteten es gewöhnlich mit übel⸗ verſtecktem Gähnen. Endlich riß der jungen Frau der Ge⸗ duldsfaden ganz, ſie gab der hübſchen, liebenswürdigen Ge⸗ ſellſchafterin Fräulein Geſinas die Karten und eilte in den Garten hinaus. Dort traf ſie bald auf Erika und nahm vertraulich den Arm der Couſine. „Dieſe Familienſonntage— entſetzlich!“ machte ſie dem an Herzen Luft. Anerſt das langweilige Diner und dann dies altmodige Whiſt! Hat es Boktor Winkler Mama immer noch nicht verboten?“ „Im Gegentheil, er gat es ihr wiederholt empfohlen.“ „Sonderbar! Unausſtehlich“! „Ich nehme an, daß er damit ihren Gedanken eine andere und beſtimmte Richtung geben will?“ ſagte Erika nachdenklich.„Jedenfalls ſchätzt er es als Zerſtreuung für ſeine Patientin.“ „Als ihr während des Sommers entfernt wart, gab ich mich ſchon der Hoffnung hin, daß die Jamilienſonntage ein⸗ A. Selkk. Seneral⸗Anzeiger. Mannheim, 6. November. ungen, 2 Manuale und Pedal. Den Erbauern war die Aufgabe geſtellt worden, außer der nöthigen Zahl von zarten Regiſtern vor Allem auf Kraft, Fülle und Wucht des Tones ihr Augenmerk zu richten, in Anbetracht des Zweckes, dem die Orgel in erſter Linie dienen ſoll, und der vor Allem darin beſteht, bei den Volksſchauſpielen nicht nur für den Bortrag der Vorſpiele und zur Begleitung der Geſänge des Sängerchors zu dienen, ſondern auch den Geſang des ganzen Publikums zu ſtützeu, das bei gewiſſen Hauptpunkten der Handlung in den Geſang einſtimmen ſoll. So bethätigen ſich Darſteller und Zuſchauer gemeinſam an dem Kunſtwerke, und es iſt dementſprechend auch die Aufſtellung der Orgel eine ganz eigenthümliche: gerade der Bühne gegenüber in einer rieſigen Niſche, der Orgel⸗ und Sängerbühne, was wohl noch in keinem Theater bis jetzt vorgekommen iſt. Freilich war die Aufſtellung der Orgel in jener Niſche ein Erſchwerniß für den Klang; indeſfen, dieſe Aufgabe, zu deren Löſung die Anſtalt der Herren Walcker durch ihre beſondere Bauweiſe hervorragend hefähigt war, iſt glänzend 5 Mau wird gelegentlich des Eröffnungsſpieles Gelegen⸗ eit haben, die Orgel in ihrer ganzen Schönheit kennen zu lernen und ſich freuen, daß dieſer wichtige Theil der Ge⸗ ſammtanlage ſo zufriedenſtellend ausgeführt worden iſt. Gr. bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Maunubeim. In irgend einem Blatte konnte man dieſer Tage leſen, daß ein neues Schönthan'ſches Schauſpiel„das letzte Wort“, kaum aus der Schale gekrochen, an einer beliebigen Bühne einen ganz leidlichen Durchfall erlitten habe. Falls dieſe Nachricht auf Wahrheit beruht, ſo wird ſie weder den Dichter noch uns ſelbſt überraſchen, denn den erſten Mißerfolg Schönthans würde dieſer Durchfall nicht bedeuten, und ſein letztes Wort dürfte er mit dieſem neuen Schauſpiele noch lange nicht geſprochen hahen. Wie dem nun ſein mag, ſo iſt jedenfalls„das letzte Wort“ den Un⸗ möglichkeiten eines„Cornelius Voß! und den in ſehr ſeich⸗ tem Waſſer herumſchwimmenden„Goldfiſchen“ bei Weitem vorzuziehen. Vor allem bietet dieſes Schauſpiel den Vorzug einer wahrſcheinlichen Handlung, welche ſich folgerichtig aus ſich ſelbſt heraus entwickelt und die beliebten vielverſchlunge⸗ nen Pfade, die nur auf Ab⸗ und Umwege führen, glücklich zu vermeiden weiß. Allerdings vertieft ſich Schönthan in ſeinem neueſten Werke durchaus nicht in einen Verſuch, irgend einen Schaden unſerer modernen Geſellſchaft auf der Bühne unbarmherzig zu geißeln oder auf dem Hintergrunde wahrer oder gefälſchter Geſchichtsforſchung ein Kapitel der ſozialen Frage zu behandeln. Der Inhalt ſeiues Schauſpiels iſt vielmehr durch den Kreis einer nicht beſonders großen Jamilie ſo eng begrenzt, daß die Kunſt zu bewundern iſt, mit welcher es dem ſonſt ſo oberflächlichen Verfaſſer gelungen iſt, dieſen beinahe dürſtigen Stoff auf vier lauge Akte zu vertheilen. Daß Fräulein Gertrud Mantius nicht den ihr vomeigenensVater, dem recht eigenfinnigen, ſtarr⸗ köpfigen Geheimrath aufgedrängten Bräutigam, einen bor⸗ nirten und verſchuldeten Grafen, gcceptirt, ſondern dem Zuge ihres Herzens folgend, vor verſammelter Geſellſchaft eigen⸗ mächtig mit einem reichen Ruſſen, dem aus Berlin ausgewie⸗ ſenen Boris Boranoff ſich verlobt, daß es dem weichherzigen Bruder des Geheimraths, dem ſchlichten Muſiker Bernhard Mantius gelingt, in einer ſchwachen Stunde das harte Herz des Bureaukraten zu erweichen und daß endlich aus einem unbeholfenen, gehorſamen und ſchüchternen Privatbozenten, der lich bisher von ſeinem Vater dem Geheimrath am Gängetlbande hatte leiden laſſen, durch die Macht der Liebe zu einer ziemlich emanzipirten Ruſſin im Handumdrehen ein Held wird, der dem geſtrengen Vater zu trotzen wagt und mit dem gräflichen Freier ſeiner Schweſter ſich im Grunewald duellirt, iſt alles ebenſo wenig neu, wie das Liebespärchen, welches aus dem flatterhaften, ſtets verliebten und mit Blumenbouquets be⸗ hafteten Herrn Alexander Jordan und Fräulein Mantius be⸗ ſteht; aber der Verfaffer hat ſich diesmal ſo viel Mühe ge⸗ geben, wahr und menſchlich zu ſein, daß dieſe ſchlichte Hand⸗ lung beſſer zu feſſeln und mehr zu intereſſiren vermag, als die gewagten Experimente an dem es in ſeinen bisherigen Arbeiten nicht fehlt. Wenn auch manche dieſer Situationen und Perſonen im„letzten Wort“ merkwürdige Aehnlichkeiten aufweiſen und als gute alte Bekannte aus Blumenthals „Tropfen Gift“ uns begrüßen, ſo wollen wir darob dem Verfaſſer nicht zürnen, der uns diesmal ein Stündchen ganz gut zu unterhalten weiß und Licht und Schatten, Rührung und Humor, Lachen und Weinen im richtigeren Verhältniſſe vertheilt hat. Die Hauptſache bleibt immer, daß drei Liebes⸗ paare am Schluſſe des Stückes glücklich geworden ſind und daß alles in Wohlgefallen ſich auflöſt. Die Sentimentalität kommt in dieſem Stücke gewiß nicht zu kurz, denn eine rühr⸗ ſeligere Situation als die Verſöhnungsſtunde, welche die beiden Brüder Mantius im dritten Akte feiern, läßt ſich kaum denken; der alte Geheimrath und der alte Mufiker ziehen die Taſchen⸗ tücher und weinen ſich aus wie zwei junge Mädchen und das Publikum weint mit und der entfeſſelte Thränenſtrom würde Unaufhaltſam weiter fließen, wenn nicht der Muſiker Mantius plötzlich ſelbſt zur Einſicht käme, daß dieſe Situation für Männer doch beinahe lächerlich erſcheine und mit ſeinem Jubelmarſch etwas fröhlichere Accorde anſchlagen wollte. Dieſen Mufiker hat Herr Jacobi mit viel Gefühlswärme, Natürlichkeit und vor Allem mit jener biderben herzge⸗ winnenden Schlichtheit geſpielt, die ihm ſo wohl anſteht. Die Erzählung von der Sterbeſtunde ſeines Kindes und dem Elfenbeinfigürchen; ein Seitenſtück zu einer ähnlichen Scene in „Doktor Klaus“; konnte nicht einfacher, rührender und er⸗ greifender vorgetragen werden. Herr Neumann kehrte als Geheimrath mit vollendeter Nobleſſe den ariſtokratiſchen Charakter hervor, und die Wandlung ſeines ſtarrköpfigen Weſens in liebevolle Milde vollzog ſich in durchaus wahrer und natürlicher Weiſe. Fräulein Elling ſah geſtern nicht blos recht vortheilhaft aus, ſondern ſtand auch auf einem Platze, welcher ihrem Talente und ihren Fähigkeiten vollkom⸗ men entſprochen haben würde, wenn ſie nicht aus dem ent⸗ ſchloſſenen Tone, den ſie am Schluſſe des 1. Aktes ſo glück⸗ lich getroffen hatte, in das weinerliche Weſen ihrer Louiſe Millerin zurückgefallen wäre. Deſto entſchiedener und feſter trat Fräulein von Dierkes als Baronin Wera auf, die ge⸗ ſchickt den ruſſiſchen Accent bis zum Schluſſe feſtzuhalten verſtand. Den unbeholfenen Privatdocenten Johannes hat Herr Schreiner mit Rac entſchiedenem Talente bis zur iebes ⸗Erklärung glücklich und mit Geſchick durchgeführt. Wo der Charakterdarſteller in den Hintergrund zu treten und dem Liebhaber Platz zu machen hatte, verließ ihn ſein glücklicher Stern. In einer ſeiner typiſchen Masken ſpielte Herr Homann mit großem Geſchick und vielem Erfolg ſeinen Alexander Jordan; die e leichte Art ſeines Auftretens und die Sicher⸗ heit ſeiner Bewegung gerdienen rückhaltloſe Anerkennung, allerdings beſaß er auch an Frau Rodius die geeignete Partnerin. Herr Tiet ſch hatte wieder eine glückliche Maske gewählt; die allzu nachdrückliche Betonung ſeiner Worte paßt aber ebenſo wenig in den leichten Converſationston, wie die geräuſchvollen Gefühlsausbrüche der hervorragenderen Dar⸗ ſteller in den Aktſchlüſſen. Hs. —.————.———— gehen würden“, ſagte Alrika aufrichtig.„Es verlohnt ſich wirklich nicht, Sonntags Toilette zu machen. Uebrigens biſt Du heute gut angezogen, Erika! Ich wünſchte, ich? könnte auch blau tragen: es iſt entſchieden die Lieblingsfarbe der Männer „Glaubſt Du vielleicht, daß ich es aus dieſem Grunde wage? frug das junge Mädchen, ſich hochaufrichtend und mit überlegenem Lächeln. ortſetzung folgt.) Kron: Der ſterbende Trinker. Von Louis Kron, dem beliebten Componiſten heiterer Lieder, iſt ſoeben obiges Lied im Genre von Thiele's„Sei mir gegrüßt du ſchöne Welt“ im Verlag von K. Ferd. Heckel hier in Baß und in einer Ausgabe für Bariton erſchienen. Dasſelbe iſt leicht ſanglich und verdankt ſeine große Wirkung beſonders dem Refrain:„Wer ſo die Welt geliebt wie er, dem wird das Scheiden bitter ſchwer. Aeueſte Rachrichten und Telegramme. “ Konſtantinopel, 4. Nov. Der Kaiſer ſchenkte dem Miniſter des Aeußeren, Said Paſcha, ſein Porträt und koſtbare Vaſen. Die türkiſchen und griechiſchen Blätter feiern fortgeſetzt das Kaiſerpaar in Leitartikeln. Der Kaiſer beſuchte die Militärſchule und wohnte den Exercitien der Truppen bei. Die deutſche Kaiſerin em⸗ pfing geſtern Nachmittag den Vorſtand des deutſchen Hoſpitals, die Aerzte, Diakoniſſinnen und den Vorſtand des deutſchen Frauenvereins. Die Kaiſerin drückte ihr lebhaftes Intereſſe für die Thätigkeit der Diakoniſſinnen aus; auch ließ ſie ſich ſämmtliche Schweſtern und den Vorſtand des Frauenvereins vorſtellen. Letzterer überreichte der Kaiſerin eine geſtickte Decke, ein Muſter türkiſcher Frauenarbeit. Bei dem Abſchied ſchrieb die Kaiſerin ihren Namen und den Text der geſtrigen Predigt in das Album des Hoſpitals. Nach der Ankunft des Kaiſers und der Kaiſerin im Hildizpalaſt fand Abends halb 7 Uhr das Diner bei dem Sultan ſtatt. Die Hauptſtraße Peras iſt glänzend illu⸗ minirt und wurden die Herrſchaften bei ihrem Ausfluge nach Therapia von einer großen Volksmenge in den Straßen jubelnd begrüßt. Der Kaiſer beſuchte bei dem heute Morgen unternommenen Ausfluge auch das kaiſer⸗ liche Muſeum.— Der Beſuch der Kaiſerin im kaiſerlichen Harem unter Führung des Sultans und in Begleitung der Frau v. Radowitz und anderer Damen dauerte dreiviertel Stunden. Zwei Töchter des Sultans trugen auf Wunſch der Kaiſerin auf dem Flügel Muſik⸗ ſtücke Chopin's und zum Schluß die preußiſche Volkshymne 151 „Berlin, 4. Nov. Zu der erwarteten Debatte über das neue Sozialiſtengeſetz iſt es heute im Reichstage noch nicht gekommen. Man nimmt an, daß die morgige De⸗ batte über das Sozialiſtengeſetz zwei Tage in Anſpruch nehmen wird; die Entſcheidung über daſſelbe wird da⸗ durch etwas complicirter, daß die Konſervativen ſich ent⸗ ſchieden weigern werden, irgend welchen von den Natio⸗ nalliberalen geſtellten Abänderungsanträgen zuzuſtimmen. * Hamburg, 4. Nov. Graf Kalnocky reiſte von Fried⸗ richsruh Abends 11 Uhr nach Wien zurück, Wien, 4. Nov. Der Kaiſer reiſte Abends nach Gödöllb ab. * Wien, 4. Nov. Die„Polit. Corr.“ erklärt gegenüber den Meldungen über die Verhandlungen, welche die deut ö che Regierung bezüglich Ueberlaſſung des im öſterreichiſchen Heere verſuchten rauchloſen Pulvers eingeleitet haben ſoll, 1 maßgebendſter Stelle von ähnlichen Verhandlungen nichts bekannt. » Wien, 4. Nov. Wie die„Polit. Correſp.“ meldet, hatte Fürſt Ferdinand von Bulgarien den bulgariſchen Vertreter in Belgrad, Mintſchewitſch, beauftragt, die ſerbiſche Regierung von ſeiner(des Fürſten) Reiſe durch Serbien zu verſtändigen: die ſerbiſche Re⸗ gierung ſei für Alles verantwortlich, was ihm in Serbien zuſtoße. In Folge deſſen ſei der Zug des Fürſten während der ganzen Fahrt von Agenten der Geheimpolizei begleitet worden. Budapeſt, 4. Nov. Der antiſemitiſche Agitator Julius Verhovay wurde zu ſieben Monaten Gefängniß verurtheilt. *Mons, 4. Nov. Der Ausſtand in Borinagesſcheint abzunehmen; im Lütticher Gebiete ſind alle Werke in Be⸗ trieb.— In Mariemont iſt der Strike der Grubenarbeiter im Zunehmen begriffen. *Rom, 4. Nov. Einer Stefanie⸗Meldung zufolge wird in Venedig die Ankunft des deutſchen Kaiſerpaares am 12. November daſelbſt erwartet. Der Kaiſer begäbe ſich zum zweitägigen Aufenthalt nach Monza, die Kaiſerin bleibe zur Beſichtigung der Sehenswürdigkeiten in Venedig und werde vom Kaiſer wieder abgeholt. Athen, 4. Nov. Die Deputirtenkammer wählte heute ihr Bureau; die Kandidaten der Regierungspartei wurden mit 67 gegen 39 Stimmen gewählt. Das Budget wird Mittwoch vorgelegt. *Bukareſt, 4. Novbr. Die Abreiſe des Königs wurde auf Mittwoch verſchoben. Maunheimer Handelsblatt. Maunheim, 4. Nov. Waung. Börſe). Produkten⸗Markt. dauerte aber nicht lange, bis die Coursbewegung wieder der alten Richtung folgte. Auf den verſchiedenſten Gebieten machte ſich ſtarkes Eingreifen bemerkbar, Darmſtädter gingen auf Gerüchte von neuen Geſchäften in die Höhe, Credit und Disconto ſchließen befeſtigt. 1860er Looſe konnten bei enor⸗ men Umſätzen mehrere Prozent anziehen. Von deutſchen Eiſenbahnactien Mainzer etwas höher. Schweizer Bahnen durchweg befeſtigt. Gotthard ſind ungefähr 1 pCt., Union 2 PpCt., Nordoſt 2½ pCt. geſtiegen. Von öſterr. Bahnen Duxer 1 fl., Buſch⸗ therader 1 fl. höher. Lombarden aufangs 1 fl. niedriger, ſpäter anſehnlich erholt.— Am Rentenmarkt hleiben die Coursveränderungen gering. Oeſterr.⸗Ungariſche Werthe ſind etwas feſter, die Geſammthaltung günſtig. Von In du⸗ ſtrie⸗Actien Laura ca. 1 pCt., Beloce 5 pCt. höher. Bad. Anilin 1,50, Bad. Zucker 1,80 niedriger. Privatdisconto 4½ lpCt, 3 Frankfurter Effektenſocietät. Schlußcourſe: Kreditaktien 268¼, Diskonto⸗Kom⸗ mandit 240.10, Berliner Handelsgeſellſchaft 197.—, Deutſche Vereinsbank 119.—, Darmſtädter Bank 177.70, Deutſche Bank 119.30, Effektenbank 133.—, Württemb. Vereinsbank —.—, Wiener Unionbank 208-„Wiener Bankverein——, Ungariſche Escompte—.—, Länderbank 222.½, Gotthard 178.30 Central 148.—, Nordoſt 135.—, Jura 116.—, Union 122.—, Weſtbahn 38.90, 5 pCCt. Italiener 93,50, Ungar. Kredit 287½, öſterr. Frz. Staatsbahn 201⅝, Lombarden 110—, Galizier——, ruſſ. Südweſt—.—, Heſſ. Ludwigs⸗ bahn—.—, Cſak. Agram—.—, Lübeck⸗Büchener 200.30 Nordweſt——, Elbthal——, Werrabahn 97.20, Albrecht—, Dux⸗Bodenbacher Böhm. Nordbahn 194.—, Aproz. Egypter 93.05, Türken—.—, Türken⸗Looſe 16.10, Türk. Tabak—.—,.50proz. Buen. Aires— Bad. Anilin—.—, Ottom. Zoll⸗Obl. 75.45, ung. Goldrente—.—, öſterr. Gold⸗ rente—.—, 1880r Ruſſ. 93.40, Alpine 79.50, Laura 169.70, Prince Henri—.—, Deutſche Nationalbank 148.—, Mittelmeer 117.60,, La Veloce 155.20, Madrider Looſe 59.80. Ungar. Papierente 83.70, 1860r Looſe 126.50, Portland⸗Cement 156.40, Dresdener 170.20, Nordd. Lloyd 176.40. Bei ziemlich belebten Umſätzen waren Gotthard⸗ und Staatsbahn⸗Aktien ſtark bevorzugt und höher. Banken und Induſtriewerke zeigen gleichfalls feſte Haltung. Amerik. Produkten⸗Märkte. Schlußcourſe vom 4. Nov. ——, New⸗Nork Chicago Weizen] Mais Schmalz Caffee Weizen Mais Sdnan Januar 85⁰—— 895ů 31—— Februar——— 14.80—————— März—————.——— April 3 Mai 89 42 ¹ͤ—— 24.85 84½ 8857L—— Juni——————— Juli—————.———— Auguſt—————— September—————.——— Oktober—57—————— November— 416f—————— Dezember 84— 42¹-(—.— 14.70 805⁰⁴ 32⁰4—— Lear——-——————— Maunheimer Hafen⸗Verkehr vom 4. November. Schiffer ev. Kap. Schiff. Kommt von Ladung Ctr. Hafenmeiſterei J. Kock[Eliſabeth Köln Stückgüter— Bub Niederländer 28 7 75— P Claaſen Willem 1 Rotterdam 1— Hafenmeiſterei II. Strub Mainz 5 Antwerpen Stückgüter 1704 Rudolf Mainz 15 5 4 7322 Konz Maunheim 13 Rotterdam 8 12304 H Demmer T. Schürmanns S. 1 Ruhrort Kohlen 1180⁰ .Dücoffre Toncordia Rotterdam Stückgüter 1506 P. J. Schönau Cosmopolit 1 25 Weizen 2682 Ph. Kühnle Cugen 7 Stückgüter 674⁴ S. Page Jiſa Gretha 7 5 15775 R. Diehl Aeolus 7 5 12842 J. W' Hartenberg Margaretha Antwerpen 1 14880 95 Chriſt Mam; 9 5 4900 „Anſtatt Clarg Biebrich Cement 4642 C. Alsbach Rotte dam Stückgüter 142695 F. Oeſer Johanna Heilbronn Cichorien 650 Hafenmeiſterei III. Angekommen am.—4. Nov. A. 3 Ruhrort 21 Dortrecht Dorde 15800 9. eit Ruhrort 28 79„ 19200 Doehr Ruhrort 16 Rotterdam Getreide 15496 F. Rat Gintracht 55 5600 A. Gaſſert Hendr. Conscienee Antwerpen 7 1650⁰0 Th. Haentjes Amſterdam 8 Amſterdam Stückgüter 227² N. Reinert Induſtrie 4 Rotterdam 300⁰ E Stammel Induſtrie 6 Köln 7 2200 A. Witzer Maria 5 Getreide 4556 J. Seid Vorwärts Jagſtſeld Salz 2894 C. Waibel Clara 1652 H. Herrmann Vier Brüder Heilbronn Abfälle 2472 Ph. We er Hoffnung 55 15 1278 H. Veith Stolzenſels 2 Salz 1074 H. Goob Gott mit uns 5 1766 M Schmitt Hoffnung 5 5 1450 E. Neuer Johanna 1 1664 M. Müßig Carl Heinrich 85 1248 F. Seibert Lonuiſe Jagftfeld 5 1504 8. Raab Johanna 5 6 1022 F. Koch Heinrich 7 5 1034 J. Stumpf Eiſig 2 85 194%0 Th. Kinzler Fortſchritt 1 0 1890 Hafenmeiſterei IV. Fr. Loh Gertrud Duisburg Kohlen 14192 Fr. Sae Armiulus 5 5 1240⁰ W' Stoffels Einigkeit Ruhrort 7 14931 Möhlen Johunna 1 5 52 E. Söller Heinrich Biebrich Schlagenmehl 2000 C. Herpp Maunheim 9 Rötterdam Salpeter 18000 Ad. Weimann Agnes Anna Duisburg Kohlen 16800 'öSteinhof Helene 55 55 3000 Floßholz: angekommen 1408 obm., abgegangen—— obm. Waſſerſtands⸗Nachrichten. Rhein. Konſtanz, 31. Okt. 3 86 m. +.06. Hüningen, 3 Nov.25 m. +.11 Kehl, 4. Nov.18 m—.05. Lauterburg, 4 No». 417 m 4. 0 06 Maxau, 4. Nov. 459 m.08 Mannheim, 5. Nov.52 in—.08. Mainz, 4 Nov..75 m.—.10. Bingen, 2. Nov..20 m.—.05 Kaub, 4. Nov..58 m. +.08 Koblenz, 4 Nov 266 w.— 03. Köln, 4 Nov..86 m—.04 Ruhrort, 4. Nov..28 m.— 0,08. Nedar, Mannbeim, 5. Nov..48 m.— 0,8. Heilbronn, 5. Nov 1,00 m. + 0,4. Weizen pfälzer—.——20.50 Hafer, württemb. Alp. 16.——16.25 „ dorddeutſcher 20.——20.50„ ruſſiſcher—.—.— „ ruſſ. Saxonska 21.50—21.75 Mais amerikan. Mixed 12.50—— 85 Azima 21.50—22.—„ Donau 13.——.— * Girka 21.——21.75 Bohnen—..— 5 Taganrog 20.——22.00 Erbſen——.— „ am. Winter 21.50——.— Kohlreps, deutſcher neuer 33.—.—.— 7 Spring—.—.— 1* ungariſcher——.— „ rumäniſcher 20.75——.— Wicken „ Theodoſta 21,75——— Kleeſamen, deutſcher I 78.——.80.— Kernen 20.50— 20.75 5 1 Roggen, pfälzer 17——17.25 Luzerne 115.——118.— 7 norddeutſcher—.——.—„ Prov. 120.—122.— 5 ruſſiſcher—.—17.— Esvparſette 27.— 28.— „ bulgariſcher—.——— ser Rohbſprit, Inland 107.50—. 15 Girka—.—.— 7oer„ unverſteuert 22.——.— 5 amerik. Winter—.———.— Branntwein 100% FT2.—— Gerſte, hierländiſche 19.95—19.50 Leinöl, in Partier 50.25—.— pfälzer 19 75—41.—[Rüböl„ 5 78—— 7 ungariſche—.——.—[Petroleum Faß fr. m. 20% Tara 24. Hafer, badiſcher 14.75 15.25 Nr. 00 0 1 2 8 4 Wetzenmeßt 1 95,50 28.50 30.50 2 Roggenmehl Nr. 0) 27.50——.— J) 28.50—.—.— 8 Tendenz: Weizen und Roggen feſt. Gerſte höher. Hafer preishaltend. Maunheimer Effektenbörſe vom 4. November. An der heutigen Börſe ſtellten ſich Anilin⸗Aktien auf 275., Oelfabrik 117 bez., Waghäusler 102.50., 103 B. Von Brauereien wurden Eichbaum zu 170, Kleinlein zu 164.50 umgeſetzt; Schwartz 160 B, Ganter 133.75 G. Bad. Schiff⸗ fahrts⸗Aſſekuranz waren zu 1460 gefragt. Mannheimer Ver⸗ ſicherung wurden zu M. 600 eh mdelt. Frankfurter Mittagbörſe. Frankfurt 4. Nov. Die erſten Courſe ſtellten ſich auf recht mattes Wien, anſehnlich unter letzte Notirungen, es Für Taube. Eine Perſon, welche durch ein einfaches Mittel von 23jähriger Taubheit und Ohrengeräuſchen geheilt wurde, iſt bereit, eine Beſchreibung deſſelben in deutſcher Sprache allen Anſuchern gratis zu überſenden. Adr.: J. H. 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November 1866 in inheim hnhaft in Weinheim, heim, zuletzt wohnhaft in Mannheim, 4. Johannes Paul Schwefel, geboren am 4. Juni 1866 in Bruchſal, zuletzt wohnhaft in Mannheim, 5 5. Jakob Wolf, geboren am 16. Februar 1866 in Oeſtringen, zuletzt wohnhaft in Mannheim, 6. Wilhelm Alexander Ottendorf, geboren am 14. April 1866 in Mannheim, zuletzt wohnhaft in Mannheim, 7. Friedrich Schuhmacher, geboren am 26. März 1866 in Mannheim, zuletzt wohnhaft in Mannheim, 8. Johaun Adam 12 geboren am 17. Januar 1866 in Mann⸗ heim, zuletzt wohnhaft in Mannheim, 5 9. Martin Alfred Nagler, geboren am 19. Mai 1866 in Mannheim, zuletzt n1 1 f5 in Mannheim, 10. Johann Ludwi dos, geboren am 18. Januar 1866 in Mannheim, b wohnhaft in Mannheim, 11. Philipp Friedrich Mehrbrei, geboren am 21. Januar 1866 in Mannheim, zuletzt wohnhaft in Mannheim, 5 12. Georg Peter Wilhelm, geboren am 31. März 1866 in Mannheim, zuletzt wohnhaft in Waldhof, 13. Carl Wilhelm Zimmermann, geboren am 23. Januar 1866 in Mannheim, zuletzt wohnhaft in Mannheim, 5 14. Leonhard Hildenbrand, geboren am 31. März 1866 in Senfpofzt, ibe wohnhaft in Sandhofen, 15. Philipp Herweh, geboren am 19. April 1866 in Sandho⸗ fen, zuletzt wohnhaft in Sandhofen, 16. Georg Dreher, geboren am 28. Mai 1868 in Schriesheim, Boſe 89 0 in Käferthal, Sohn des Adam Dreher und der ofte geh. Gra 5 17. Valentin Fuhrer, geboren am 24. April 1866 in Schries⸗ heim, zuletzt wohnhaft in Schriesheim, 8 18. Wilhelm Emil Beckenbach, geboren am 24. März 1863 in Mannheim, zuletzt wohnhaft in Mannheim, 19. Max Andreas Gogel, geboren am 7. Februar 1864 in Mannheim, zuletzt wohnhaft in Heidelberg, 5 20. Johann Caſtmir geboren am 23. November 1865 in Mannheim, une wohnhaft in Mannheim, 21. Carl Friedrich Schreckenberger, geboren am 23. Septem⸗ ber 1865 in Mannheim, zuletzt 9 8 t in Mannheim, 22. Carl Bernhard Heinrich Seib, geboren am 20. April 1865 in Mannheim, 86 wohnhaft in Mannheim, 28. Johann Andreas Mehrſtein, geboren am 15. Februar 1866 in Adol eim, dolf Abenheimer, geboren am 28. April 1866 in Manu⸗ 24. heim, zuletzt wohnhaft in Mannheim, 5 Jakob Wlel⸗ geboren am 13. Auguſt 1866 in Thairnbach, zuletzt wohnhaft in Schwetzingen, 26. Georg Adam Dreher, geboren am 23. Dezember 1866 in Schriesheim, zuletzt wohnhaft in Schriesheim, Sohn des Martin Dreher und der Eva Chriſtine geb. Mickel, werden beſchuldigt, 55 als Wehrpflichtige in der Abſicht, ſich dem Eintritte in den Dienſt des Rehenden ge Pur oder der Flotte zu ent⸗ ziehen, ohne Erlaubniß das Bundesgebiet verlaſſen, oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter ſich außerhalb des Bundesgebietes 514 Kr. zu A— Vergehen geben§ 140 Abſ. 1 Nr. 1.St..B. Dieſelben werden auf: Freitag, den 20. Dezember d. Is., Vormittags 9 Uhr, vor die Strafkammer II. Großh. Landgerichts Mannheim zur Haupt⸗ verhandlung geladen. 8 5 Bei unenkſchuldigtem Ausbleiben werden dieſelben auf Grund der nach§ 472 der Weinheim, von den Civilvorſitzenden der Erſatzkommiſfionen in Weinheim, Neuſtadt a.., Bruchſal, Mann⸗ heim und Wiesloch über die der Anklage zu Grunde liegenden Thatſachen ausgeſtellten Erklärungen verurtheilt werden. Mannheim, 30. October 1889. 63639 Der Großh. Staatsanwalt. Duffner. Das zur Konkursmaſſe des Kaufmanns Robert Straßburger in Mannheim gehörige Waarenlager, beſtehend in Ellenwaaren, Kurzwaaren, fertigen Kleidern zc. ſoll en bloe verkauft werden. 63831 Anfragen wollen an den Konkursverwalter Herrn Rechtsanwalt Dr. Dührenheimer in Mannheim ge⸗ richtet werden. Gemeinde Wallſtadt. Amtsgerichtsbezirkes Mannheim. Oeffentliche Auffordernng zur Erneuerung der Einträge von Vorzugs⸗ und Auterpfandsrechten. Diejenigen Perſonen, zu deren Gunſten Einträge von Bor⸗ zugs⸗ und Unterpfandsrechten länger als 30 Jahre in den Grund⸗ oder Unterpfandsbüchern der Gemeinde Wallſtadt, Amtsgerichts⸗ bezirkes Mannheim eingeſchrieben ſind, werden hiermit auf Grund des Geſetzes vom 5. Juni 1860, die Bereinigung der Unterpfandsbücher betr.(Reg.⸗Bl. S. 213) und des Geſetzes vom 28. Januar 1874, die Mahnungen bei dieſen Bereinigungen betr. (Geſ.⸗ u..⸗Bl. S. 43), aufgefordert, die Erneuerung derſelben bei dem unterfertigten Gewähr⸗ oder Pfandgerichte unter Beo⸗ 157 im§ 20 der Bollzugsverordnung vom 31. Januar 1874(Geſ.⸗ u..⸗Bl. S. 44) vorgeſchriebenen Formen nachzu⸗ ſuchen, falls ſie noch Anfprüche auf das Fortbeſtehen dieſer Ein⸗ träge zu haben glauben, und zwar bei Vermeidung des Rechts⸗ nachtheiles, daß die innerhalb ſechs Monaten nach dieſer Mahnung nicht erneuerten Einträge werden geſtrichen werden. Dabei wird bekannt gemacht, daß ein Verzeichniß der in den Büchern genannter Gemeinde ſeit mehr als dreißig Jahren ein⸗ Einträge in dem Gemeindehauſe zur Einficht t. 8 61 Wallſtadt, den 1. November 1889. Das Gewähr⸗ u. Pfandgericht. Der Bereinigungskommiſſär. JHartung, geboren am 16. Juli 1868 in Dürk⸗ P. Heeker. Carl Reinmuth. Heffentliche Perſteigerung. Donnerſtag, 7. 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Hoftheaters pro 1. Oktober 1889/90. 2. Bauliche Veränderungen zur Vermehrung der Sicherheit im Großherzogl. Hoftheater. 3. Oeffnung der ſtädtiſchen An⸗ lagen vor dem Heidelberger⸗ und Neckarthore. 4. Creditbewilligung für das ſtädtifche Gaswerk. 5. Verkauf eines Gelände⸗ ſtreifens auf dem Linden⸗ hofe an Herrn Wilhelm Sator. 6. Bauliche Veränderungen im Bauhofe. 7. Vollzug der Fleiſchbeſchau, hier Anſtellung eines Hilfsthier⸗ arztes. 8. Antrag auf R zu dem Ortsſtatut für die Cultur⸗ Commiſſion. 9. Errichtung von Volksbrauſe⸗ bädern. Mannheim, 28. Oktober 1889. Stadtrath. Moll. 68501 Verſteigerung. Donnerſtag, 7. November werden in F 5, 17 gegen Baar⸗ zahlung verſteigert: 63878 2 Nüßbaumene Bettladen, eine Kinderbettlade, I Küchenſchrank, Tiſch und Stühle, verſchiedene Koffer, 1 Damenmantel, Frauen⸗ kleider, eine dreiarmiger Lüſtre. Ferd. Aberle. Lemp. Musikverein. Dienſtag, Nachm. 3 Uhr Probe für Sopran u. Alt. „Frohſinn.“ Heute Mittwoch Abend 67332 Brobe. 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