der Poſtliſte eingetr unter e ee Abonnement: 50 Pfg. monatlich, Bringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. inel. Poſtauf⸗ hlag M..90 pro Quartal. Inſerate: Vie Colonel⸗Zeile 20 Pfg. Die Reklamen⸗Zeile 60 Pfg. Einzel⸗Nummern 3 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. Badiſche Volks zeitung.) Maun — der Stadt Maunheim und Umgebung. 29. Jahrgang.) Amts⸗ und Kreisverkündigungsblatt Erſcheint täglich, auch Sountags; jeweils VBormittags 11 Uhr. Mannheimer Volksblatt.) ſeimer Journal. Telegramm⸗Adreſſe: „Journal Mannheim.“ Berantwortlich: für den politiſchen u. allg. Theil; Chef⸗Redakteur Julius Katz, für den lokalen und prov. Theil: Ernſt Müller, für den Inſeratentheil: Jakob Sommer. Notationsdruck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buch⸗ druckerei, (Das„Mannheimer Journal““ ift Eigenthum des katholiſchen Bürgerhoſpitals.) ſämmtlich in Mannheim. Nr. 316.(delepyon⸗Ar. 218.) Auflage über 11,300 Exemplare. (Notariell beglaubigt.) * Die bedingte Perurtheilung, wie ſie vom Marburger Strafrechtslehrer Profeſſor Lißt in einem beſonderen Geſetzentwurf angeregt worden iſt, findet nicht überall in juriſtiſchen Kreiſen ungetheilte Zuſtimmung. In einer an die„N. A..“ gerichteten Zuſchrift wird in einem längeren Aufſatze ausgeführt, Lißt gehe von dem Grundgedanken aus, daß die kurzen Freiheitsſtrafen, welche jetzt die große Mehrzahl aller Strafen bilden, vom Uebel ſeien. Nun kann man ja zugeben, daß nicht allein die kurzen, ſondern auch die langen Freiheitsſtrafen„nichts taugen“, d. h. ihren Zweck nicht vollkommen erfüllen und mit mancherlei Nachtheilen verbunden ſind. Da wir nun aber doch den ſtrafrechtlichen Schutz gegen Uebelthäter nicht ent⸗ behren können, ſo ſtellt ſich die Frage heraus: was ſollen wir an ihre Stelle ſetzen? In dieſer Beziehung findet Lißt die Löſung des Problems in der bedingten Verurtheilung. Es iſt klar, die bedingte Verurtheilung bedeutet praktiſch: Strafloſigkeit des erſten Straf⸗ falls. Es würde das eine vollſtändige Revolution in unſerem Strafrechte herbeiführen. Die in Ausſicht ſtehende„bedingte Verurthellung“ wäre gwiſſermaßen eine Einladung an alle Die, die noch nicht geſeſſen haben, munter darauf los zu freveln.(22) Sicherlich würde ſich nun die Sache im praktiſchen Leben niemals ſo geſtalten, daß Strafloſigkeit des erſten Falles die Regel würde. Das Lißt'ſche Geſetz würde alſo vorausſichtlich nur die Folge haben, daß in ein⸗ zelnen Fällen vom Gericht eine„bedingte Verurtheilung“ ausgeſprochen würde. Nach welchen Grundſätzen ſollen nun aber dieſe Fälle ausgewählt werden? Das eine Gericht würde vielleicht kaum ein Prozent aller Straf⸗ fälle dazu für geeignet halten, während das andere vielleicht in 50 Prozent der Fälle den Angeklagten nur „bedingt“ verurtheilte. Oefters finden wir den Gedanken aufgeſtellt, daß die bedingte Verurtheilung vorzugsweiſe beſtimmt ſei, das Ehrgefuͤhl noch unverdorbener Angeklagter zu ſchonen. Würde wörtlich jenes Axiom zur Anwendung gebracht, ſo würde es leicht dahin kommen, daß, wenn einer der Honoratioren vor Gericht ſtände, man fände, daß ſeine Ehre geſchont werden müſſe. Er wäre ja auch im Stande, die von Lißt empfohlene„Friedensbürgſchaft“— eine Geldkaution— zu ſtellen. Stände aber ein Proletarter vor Gericht, ſo würde man leicht finden, daß deſſen Ehre keiner Schonung bedürfe. Damit würde der Gegenſatz der Stände noch an einem der empfindlichſten Punkte— der Gleichheit vor Gericht— arg verſchärft werden. Man verlangt von den Gerichten Gerechtigkeit, keine Gnade. Mit der Gerechtigkeit aber iſt die bedingte Verurtheilung nicht vereinbar. Der Schwerpunkt liegt nach Lißt nicht mehr in den Gerichten, ſondern in dem Strafvollzugsamt, und dieſes wird ein ſchlauer Verbrecher leicht ſo zu geſtalten wiſſen, daß er daraus Vortheile zieht. Vielleicht iſt dieſer Vorſchlag von Lißt nützlich, aber man ſoll ihn nur nicht in die Strafrechtspflege einſchachteln, denn mit Recht und Gerechtigkeit hat er nichts zu thun.“— Es bedarf wohl nicht erſt der Ver⸗ ſicherung, daß wir uns mit dieſen Ausführungen des Gegners der„bedingten Verurtheilung“ nicht immer ein⸗ verſtanden erklären können. *Die Lage des Deutſchthums in Böhmen. Seit einigen Tagen hat der böhmiſche Rumpfland⸗ tag auch formell das Recht, den Namen eines ausſchließ⸗ lich iſchechiſchen Parlamentes zu fuͤhren. Die deutſchen Abgeordneten haben aufgehört, Mitglieder der Landes⸗ vertretung zu ſein, die Verſammlung, die jetzt im Namen dieſer öſterreichiſchen Provinz ſpricht, hat, wie wir bereits kurz gemeldet haben, die Mandate der deutſchen Volks⸗ boten für erloſchen erklärt. Als das böhmiſche Parla⸗ ment am Freitag ſeine Tagesordnung erledigt hatte, erhob ſich der Oberſtlandmarſchall, um dem Hauſe mit⸗ zutheilen, daß ſeit dem 10. Oktober eine Anzahl Abge⸗ ordneter ohne Urlaub den Sitzungen fern geblieben ſei. Er habe dieſelbe nach Ablauf einer achttägigen Friſt auf Grund der geſetzlichen Beſtimmungen aufgefordert, zu den Sitzungen zu erſcheinen oder ihre Abweſenheit zu rechtfertigenz da nun ſeither ein Zeitraum von mehr als Geltſenſte und verbreitetſte Zeitung in Mannheim und Amgebung. 14 Tagen verfloſſen ſei, ohne daß ſeiner Aufforderung entſprochen worden wäre, ſo ſehe er ſich veranlaßt, im Sinne der betreffenden Beſtimmungen der Geſchäftsord⸗ nung und der Landesordnung dem Hauſe die Frage vor⸗ zulegen, ob die nicht erſchienenen Abgeordneten als ausgetreten zu betrachten und Neuwahlen anzuordnen ſeien. Die Antwort auf dieſe Frage war ein ein⸗ ſtimmiges Ja. Dieſes Votum, das die deutſchen Abgeordneten ihrer Mandate für den Landtag Böhmens verluſtig erklärt, kann rechtlich nicht beſtritten werden; es iſt begründet durch die für dieſen Fall geltenden Beſtimmungen, in welchen es ausdrücklich heißt, daß der Landtag jeden Abgeordneten, der acht Tage ohne Urlaub ausgeblieben und trotz der an ihn ergangenen Aufforderung innerhalb der gegebenen Friſt von 14 Tagen nicht im Hauſe er⸗ ſchienen iſt,„für ausgetreten zu erklären und eine Neu⸗ wahl zu veranlaſſen hat.“ Die tſchechiſchen Abgeordneten haben demnach einen durchaus legalen Akt vollzogen, ſte haben von dem ihnen zuſtehenden Rechte Gebrauch ge⸗ macht und ihr Vorgehen muß die Deutſchböhmen um ſo gleichmüthiger laſſen, da ſie ein anderes nicht erwartet haben und nicht erwarten konnten. Dieſer allerdings legale Akt bedeutet aber noch weit mehr als nur die Ausführung einer geſetzlichen Be⸗ ſtimmung, er hat auch ſeine politiſche Seite, und nach dieſer, die hier in erſter Reihe in Betracht kommt, be⸗ urtheilt, zeigt er von Neuem, welcher Art die Frie⸗ densliebe iſt, deren man ſich im tſchechiſchen Lager mit lauſend ſchönen Redensarten zu rühmen weiß. Seit drei Wochen iſt der Rumpflandtag verſammelt, die Wortführer des tiſchechiſchen Volkes hatten Zeit genug, ihre vielbetheuerte Verſöhnungsliebe zu be⸗ thätigen, aber nicht einmal iſt auch nur die leiſeſte Aufforderung laut geworden, an einen Schritt zu denken, der den deutſchen Abgeordneten die Möglichkeit hätte bieten können, in die Landſtube wieder einzutreten. Niemand frug darnach, warum die Sitze der Deutſchen leer geblieben; jetzt erſt hat man zum erſten Male der deutſchen Abgeordneten gedacht und man erinnerte ſich ihrer, da es an der Zeit war, ſie ihrer Mandate verluſtig zu erklären. Das Geſetz wollte es ſo! Das geſchriebene gewiß, wohl aber auch das ungeſchriebene, das die Wege der tſchechiſchen „Verſöhnungsliebe“ beſtimmt. Erfreulicher iſt das Ver⸗ hältniß zwiſchen den beiden in Böhmen wohnenden Nationen durch den neueſten Landtagsabſchluß wahrlich nicht geworden; er iſt der klare Beweis dafür, daß man auf tſchechiſcher Seite nicht geneigt iſt, Frieden zu ſchließen, nicht gewillt iſt, die deutſchen Forderungen anzuerkennen. Man will den Kampf, und ſo haben denn die Deutſch⸗ böhmen die Pflicht auszuharren in ihrem Widerſtande und einmüthig wie bisher für ihr gutes Recht zu ſtreiten. Was liegt an der Anullirung der Mandate? Die aus⸗ zuſchreibende Neuwahl wird dem deutſchen Volke in Böhmen nur Gelegenheit geben, ſeinen bisherigen Ver⸗ tretern und ihrem Programm von Neuem Treue zu geloben. . euſchenhandel. 0 0 Wadowice, 15. Nov. Eine Frage, welche ſonſt bei Gerichtsverhandlungen in Bezug auf die betheiligten Perſonen nicht aufgeworfen zu werden pflegt, iſt ſchon zu Beginn des hieſigen Senſations⸗ Prozeſſes zur Erörterung gelangt— die Brodfrage. In der Verhandlung, die gegen zwei Monate andauern dürfte, fungiren als Geſchworene faſt lauter vermögensloſe Land⸗ wirkhe, Kleingewerbetreibende und Kaufleute. Dieſe alle mußten ihre Familien verlaſſen, mußten ihre Erwerbsthätig⸗ keit einſtellen, um auf eigene Koſten nach Wadowice zu reiſen und dort auf eigene Koſten zu leben. Dies veranlaßte daher die geſammte Geſchwornenbank, eine Petition an den Juſtizminiſter zu richten, mit der Bitte, es möge ihnen während der Dauer dieſes Monſtreprozeſſes ein Tagegeld von mindeſtens 3 fl. gewährt werden. Die Ge⸗ ſchwornenbank motivirte ihr Geſuch mit der Ungewöhnlich⸗ keit des gegenwärtigen Prozeſſes, mit deſſen langer Dauer, wobei bemerkt wird, daß nur Rentiers dieſes mit Auslagen verbundene Amt ausüben könnten, gewöhnlichen Geſchäfts⸗ leuten und Landwirthen drohe dieſer Prozeß mit dem voll⸗ ſtändigen Ruin. Es werde den Geſchwornen, welche in Wa⸗ dowice als Richter ein anſtändiges Leben führen müſſen, nichts übrig bleiben, als Schulden zu machen. Man könne doch nicht verlangen, heißt es weiter, daß ſich die Geſchwo⸗ renen in ordinären Schänken herumtreiben. Dies Alles wurde für die Gewährung von Diäten geltend gemacht. Sind ſchon die Geſchwornen um ihre Exiſtenz beſorgt, um wie viel ſchlimmer ergeht es den zahlreichen Angekklagten, welche ſich auf freiem Fuße befinden und auf ihre eigenen Koſten in Wadowice leben müſſen. Die Zahl dieſer Leute iſt nicht gering, da blos 29 Angeklagte ſich in Haft befinden. Die übrigen 82 Angeklagten ſind lauter arme Teufel, Con⸗ Dienſtag, 19. November 1889. ducteure, Taglöhner und Jiaker, mit Ausnahme des Groß⸗ grundbeſitzers Vincenz Zwilling, des Hauptes der Bremer Agentien. Die zwölf angeklagten Conducteure beſtürmen daher ſeit geſtern den Vorfitzenden, er möge ſie während der Dauer des Prozeſſes in Haft nehmen, damit ſie nicht wahrend der zwei Wintermongte hungernd und ohne Obdach in Wadowice zu Grunde gehen. Der Vorſitzende Landesgerichtsrath Lipka beabſichtigt, ihnen aus dem Inquiſitionsfonds ein Tage⸗ geld von 17½ Kreuzern zu gewähren. Die Conducteure dringen jedoch mit Ungeſtüm auf ihre Verhaftung. Wadowice, 16, Nop. Erſt heute um ½4 Uhr Nach⸗ mittags wurde die Verleſung des Anklageactes beendigt. Bei Verleſung der Beſchreibung der Scenen, welche in den Agentien ſtattfanden, riefen einige Angeklagte:„Das ſind Ge⸗ ſchichten von tauſend und einer Nacht!“ Nach Verleſung der Anklageſchrift wurde die Verhandlung abgebrochen. Am Montag erfolgt die Vernehmung der del Nach dem Schluſſe der heutigen Verhandlung vertheilte der Ankläger Dr. Ogniewski unter die Geſchwornen die gedruckte Anklage. Das Verhandlungs⸗Gebäude war heute von Neugierigen be⸗ lagert und mußten Militär und Gerichtsdiener die Ordnung aufrechterhalten. *Dit Kevolution in Braſilien. Schneller noch, als man in Europa erwartet hatte, iſt in Braſilien die Frucht gereift, deren Entwicklung man im letzten Jahre hatte beobachten können. Die Nachricht, daß in Rio de Janeiro eine revolutionäre Bewegung ausgebrochen iſt, die den Sturz der Regierung und die Herſtellung der Republik bezweckt, wird beſtätigt. Die Armee unterſtützt die Revolution und iſt Herr der Lage. Kaiſer Pedro II. und ſeine Familie waren auf den Wechſelfall längſt vorbereitet, und er ſowohl wie Graf'Eu, der Gatte der Thronfolgerin Iſabel, hatten ſich, als ſie das Wachsthum der republikaniſchen Be⸗ wegung erkannten, bereit erklärt, einer Volksabſtimmung ſich zu fügen. Seine beiden Vorgaͤnger Johann FI. und Pedro I. zogen ſich vor der Revolution in das Stammland Portugal zurück, und allem Anſchein nach iſt Pedro II., nachdem er in faſt fünfzigjähriger Herr⸗ ſchaft ſein redlichſtes Wollen und ſein beſtes Können für ſein Volk eingeſetzt hat, dasſelbe Loos beſchieden. Obgleich Braſilien als einziges monarchiſches Vor⸗ werk der neuen Welt, rundum von Republiken, zum Theil blühenden Staatsweſen, umgeben war, gab es, wenn auch Republikaner, ſo doch eine eigentliche repu⸗ blikaniſche Partei bis zum vorigen Jahre nicht. Am 18. Mai 1888 wurde das Geſetz verkündet, das die Sklaverei in Braſtlien aufhob, und ein eigenthümliches Verhältniß wollte, daß dieſe ſchönſte That der Monarchie der Aus⸗ gangspunkt ihres Verderbens wurde. Im Anfang herrſchte maßloſer Jubel, ein Freudenrauſch ging durch das ganze Land. Aber bald ſollte der Rückſchlag kommen. Das Geſetz vom 13. Mai 1888 hatte Tauſende bisher wohlhabende Grundbeſitzer des größten Theils ihres Ver⸗ mögens beraubt. Ein Antrag auf Bewilligung einer Entſchädigung wurde von beiden Häuſern der Volksver⸗ retung ohne Berathung abgelehnt. Trotzdem ſchien es Anfangs, als würde ſich dieſe Umwälzung ohne größere Erſchütterung durchführen laſſen. Doch es kam anders; nach der eingeholten Ernte zogen die ehemaligen Sklaven in großen Schaaren nach den Städten oder im Lande umher, arbeiteten nur ſo lange, bis ſie ſich eine Kleinigkeit verdient hatten, um dieſes dann wieder zu verthun. Der größte Theil der ehemaligen Sklavenbeſitzer ſah ſich zu Grunde gerichtet. Die Folge davon war, daß ſie ihren ganzen Haß auf die Monarchie warfen. Die zu Ende des vorigen Jahres herrſchende Stimmung benutzten die Republikaner und brachten mit aller Macht eine republikaniſche Agi⸗ tation in Gang, wie ſie in Braſilien bisher noch nicht ſtattgefunden. Ein großer Theil der ehemaligen Skla⸗ venbeſitzer trat zu den Republikanern über. Nebenher hatte ſich aus ſtädtiſchen Freigewordenen eine ſogenannte ſchwarze Garde zum Schutze des Thrones gebildet, an deren Spitze einige ehemalige Bekämpfer der Sklaverei ſtanden, und dieſe guarda negra gab den Anlaß, daß die republikaniſche Propaganda ſich über das ganze Land hin verbreitete. Auf einen Agitator, der einen Vortrag halten wollte, ſchoſſen die Schwarzen und trieben darauf die ganze Verſammlung auseinander. Nun lärmten die Republikaner, die Behörde ſchütze ſie in ihrer perſön⸗ lichen Freiheit nicht und beriefen eine große Verſamm⸗ ſammlung. Die Behörde aber unterſagte die Abhaltung derſelben. Dieſes Verbot wurde der zündende Funke. Mit einem Schlage war die ganze Tagesnreſſe 2. Seite. General⸗Anzeiger. Rios, mit Ausnahme des Jornal de Commercio, repu⸗ blikantſch. Zuſtimmungsadreſſen kamen von allen Seiten, die Studenten der Facultäten, ja, ſelbſt die zwölf⸗ bis fünfzehnjährigen Eadetten der Militärſchulen ließen ihrem Unwillen in Aufrufen freien Lauf. Ein republikaniſcher Congreß fand am 30. April in San Paulo ſtatt, auf welchem die Republikaner jeder Provinz durch je fünf gewählte Abgeordnete vertreten waren. Derſelbe beſchloß, die republikaniſche Partei neu zu organiſiren, und wählte den Redakteur des Paiz in Rio, Quintino Bocayuva, zum Haupt der republikaniſchen Partei in Braſilien. Seit Eintritt der Kriſis im vorletzten Miniſterium wurde die Agitation immer leidenſchaftlicher, die drei großen Tagesblätter Paiz, Gazeta de Noticias und Diario de Noticias richteten eigene Rubriken für die republi⸗ kaniſche Propaganda ein. Im Diario vom 1. Juni wird beiſpielsweiſe zu einer Mittheilung über die Reiſe des Grafen'Eu nach dem Norden die höhniſche An⸗ merkung gemacht, dieſelbe nütze nichts mehr, denn die Dynaſtie habe bereits verſchiedene Provinzen unwieder⸗ bringlich verloren. Daß Zeitungsaufſätze dieſer Richtung bei der höchſt oberflächlichen Bildung, welche in Braſilien bis in die höchſten Kreiſe hinein vorherrſcht, mit Gier geleſen wurden, iſt nicht zu verwundern, und welche Folgen ſie hatten, beweiſen verſchiedene Vorfälle. So forderte am 26 Dezember v. J. ein Profeſſor der Medizinſchule bei der Ertheilung der Doktorgrade in öffentlicher Verſammlung den Kaiſer auf: er möge mit ſeinem Einfluß den nationalen Wunſch nach der Republik begünſtigen. Im Mai d. J. leitete der Graf'Eu eine Sitzung des Clubs dos Veluntarios da Patria in Rio. Als der Prinz ſich nach beendigter Sitzung entfernte, ertönte plötzlich ein vielſtimmiges Viva la Republica! und ein großes Hohngeſchrei. Dabei iſt zu bemerken, daß die ganze Ver⸗ ſammlung aus geweſenen und aktiven Militärs beſtand und der Graf d Eu Oberbefehlshaber des braſilianiſchen Heeres war. Schmutzige Flugſchriften wurden ihm in den Eiſenbahnwagen hineingeworfen. Bald trat der Prinz eine Fahrt nach den von Dürre und Hungersnoth heimgeſuchten Nordprovinzen an. Dieſe letzte Reiſe ward ſchroff und gehäſſig beurtheilt. Die republikaniſche Partei beſchloß, einen ihrer Wanderprediger die Fahrt an Bord desſelben Schiffes mitmachen zu laſſen, um den Huldig⸗ ungen, die dem Prinzen etwa dargebracht werden würden, in der Perſon dieſes Agitators einen Ableiter zur Seite zu ſtellen. Zur Beruhigung für ängſtliche Gemüther, die daran erinnerten, daß ſie der Verfaſſung gemäß als Ab⸗ geordnete dem Kaiſer und der gegenwärtigen Dynaſtie Treue geſchworen hätten, nahm man endlich im vorigen Monat ein Geſetz an, nach welchem jeder Deputirte, der vor den Mitgkiedern des Bureaus erklärt, daß dieſer Eid„ſeinem Glauben oder ſeinen politiſchen Anſichten“ zuwiderlaufe, von der Eidesleiſtung zu ent⸗ binden iiſt. Die Bewegung kann in ihrem Verlauf Wirkungen haben, die in Folge der Vervielfältigung der Beziehungen zwiſchen Europa und Braſilien auch diesſeit des Welt⸗ meeres empfunden werden. In Südbraſilien pflegt ein erheblicher Theil der Bevölkerung in treuer Anhänglichkeit an das Mutterland ſein Deutſchthum— ſchon im Jahre 1872 zählte man 45,829 Deutſche in Braſilien. Es nimmt namentlich das zukünftige politiſche Schickſal des Südens zunächſt unſer Intereſſe in Anſpruch. Es iſt nicht wahrſcheinlich, daß die Zerſtückelung der einzigen Monarchie Amerikas ohne kriegeriſche Folgen bleiben würde; auch wird Herr Blaine, der die Monroelehre als die unbedingte Vorherrſchaft der Vereinigten Staaten in ganz Amerika deutet, ſchwerlich der Verſuchung wider⸗ ſtehen, den Einfluß der nordamerikaniſchen Macht auf die Geſchicke des Südens zur Geltung zu bringen.(K..) Aus Stadt und CLand. *Maunheim, 17. November 1889. Auszus aus der amtlichen Patentliſte über die in der Zeit vom.—13. November erfolgten bad. Patentan⸗ meldungen und Ertheilungen, mitgetheilt vom Patentbureau Feuilleton. Die„letzte“ Wunderflinte. Dreihundert Schüſſe ohne Pulver. Es iſt keine Chimäre, ſchreibt der Berichterſtatter des Peſter Lloyd,“ noch eine in der Schlußnacht der Weltaus⸗ ſtellung geträumte Fabel, die ich hier wiedergebe, ſondern eine von mir geſehene, vor meinen Augen exprobte Erfindung, auf welche bei allen Staaten des Weltalls Patent genommen wurde. Es iſt mit einem Wort das Wundergewehr ohne Schießpulver, deſſen fabrikmäßig bergeſtellte Exemplare der Erfinder, Paul Giffard, mir heute Morgen gezeigt und in meiner Gegenwart erprobt hat. Paul 85 unter deſſen Erfindungen die Kaltluftmaſchine zur Conſervirung von Vik⸗ tualien und die vom Staate eingerichtete Pariſer pneumatiſche Poſt zur Beförderung der Localdepeſchen die berühmteſten ſind, hat in ſeinen Studien auf dieſem Gebiete nach vieljäh⸗ rigen Verſuchen ein Gewehr erfunden, welches auf dem Prin⸗ eip der comprimixten und flüſſig gemachten Luft beruht. In dem Saale, woſelbſt Giffard ſein neues Gewehr zeigte, befand ſich keinerlei ießſtand, keinerlei Sicherheitsvorkehrung, und, obgleich der Name Giffard auf dem Gebiete der Erfindungen den vollſten Klang beſitzt, ſah ich der Probe mit einigem Un⸗ glauben entgegen, als Giffard mir ein der Form nach durch⸗ aus den bisherigen Schießwaffen ähnliches Gewehr zeigte, mit der Verſicherung, er werde mit demſelben hintereinander 300 Schüſſe abfeuern können. Die Waffe iſt leicht, viel leichter als irgend welche der bisher bekannten Armeegewehre. Sie gleicht inſofern dem Magazingewehre, als eine etwa 1¼ Spannen lange und daumendicke ſtählerne Patrone dem einläufigen Gewehre an⸗ geſchraubt wird Dieſe Patrone enthält 300 Schüſſe, welche öhne weiteres Laden nach Belieben hintereinander abgefeuert werden können, d. h. ohne Feuer! Da weder Pulver noch irgend ein ſonſtiges Fulminat, ſondern ein vom Erfinder an kirr Gewehre ſelbſt conſtruirter Lufteompreſſions⸗ und Lique⸗ irungsmechanismus das baliſtiſche Geſchäft beſorgt, ſo gibt br weder Nauch nach Blitz, und nur ein knallartiges des Civil⸗Ingenſeurs K. Müller in Freiburg /Br A. Anmeldungen. Schutzvorrichtung gegen falſche Weichen⸗ ſtellung. Wilbelm Schweitzer in Freiburg i. Br. Ver⸗ fahren zur Darſtellung gelber bis orangenrother baſiſcher Farbſtoffe durch Einwirkung von Schwefel auf Tetrametyl⸗ diamidodiphenylmethan bei Gegenwart von Aminen. Dr. Adolf Feer in Lörrach.— B. Ertbeiluugen: Keine. * Errichtung einer Gewerbehalle. Wir machen hiermit nochmals auf die heute Abend vom hieſigen Gewerbe⸗ und Induſtrieverein einberufene Verſammmlung der hieſigen Gewerbetreibenden aufmerkſam, in welcher über die Frage der Errichtung einer Gewerbehalle Berathung gepflogen und Beſchluß gefaßt werden ſoll. Bei der großen Wichtigkeit des auf der Tagesordnung der Verſammlung ſtehenden Gegenſtandes iſt es Ehrenſache für jeden Gewerbetreibenden und Induſtriellen, der Verſammlung beizuwohnen. Eine neue Urſache zur Veranſtaltung eines Ausverkaufs. Die Herren Detailreiſenden wie Hauſierer erfinden immer Neues, um zu beweiſen, daß jeder allein„am billigften“ verkaufe, oder irgend eine Urſache, derentwegen ſie genöthigt wären, die Waare zu Schleuderpreiſen zu ver⸗ kaufen. Die gewöhnlichen Ausreden„Bevorſtehender Kon⸗ kurs“ oder„Verlegung des Geſchäftes“ u. dergl. ziehen nicht mehr recht und da iſt es denn höchſt intereſſant, zu hören, was dieſer Tage ein ſolcher Jünger Merkurs in einem nahen Orte leiſtete. Von Haus zu Haus gehend, pries er ſeine Waare an und die wirklich billigen Preiſe motivirte er mit dem Umſtande, daß ſein Prinzipal in einigen Wochen— Hochzeit mache. Die Braut dürfe nur ein vollſtändig neues Waarenlager ſehen, weßhalb mit den bisherigen Waaren um jeden Preis aufgeräumt werden müſſe! *Der Kreis Verein Mannheim des Verbands deutfcher Handlungsgehilfen zu Leipzig beging am Sams⸗ tag Abend ſein Gründungsfeſt in den oberen Localitäten der „Liedertafel“. Der Einkadung des Vereins war eine im Hinblick auf die kurze Zeit ſeines Beſtehens verhältnißmäßi große Zahl von Freunden deſſelben gefolgt, worunter au die Damenwelt entſprechend vertreten war. Den muſika⸗ liſchen Theil des Abends hatte eine Abtheilung der mit Recht ſo beliebten Kapelle Petermann übernommen, während die Begrüßung der Gäſte durch den Vorſitzenden des Vereins, Herrn Kleedehn ſtattfand. Das Programm, deſſen Ab⸗ wickelung bis nach Mitternacht dauerte, war für die tanz⸗ luſtige Jugend, welcher ein Ball nach Schluß der Aufführungen in Ausſicht geſtellt war, viel zu umfaugreich, wenn auch die einzelnen Nummern freundliche Aufnahme und Beifall fanden. Der Schwank mit Geſang:„Ein gebildeter Hausknecht“ kam durch Frl. Kaut und die Herren Geierhaas, bbeide Schüler des Herrn Hofſchauſpieler Bauer) Vogel und Kleedehn zu flotter und wirkungsvoller Aufführung, und bot die komiſche Soloſcene„Einer für Fünf“ Herrn Geier⸗ haas Gelegenheit, die Vielſeitigkeit ſeines deklamatoriſchen und ſchauſpieleriſchen Talentes in anerkennenswerther Weiſe zu dokumentiren. In Herrn Kleedehn lernten wir, na⸗ mentlich auch in dem Schwank„Herr Petermann geht zu Bett“, eine Kraft kennen, welche dem Vereine bei allen ſeinen derartigen Aufführungen zu Gute kommen wird.— Selbſt⸗ verſtändlich war der auf die Unterhaltung folgende Ball für die jungen Herrn und Damen die Hauptſache.— Dem jungen Verein, welcher ſich eine ſo hohe und ſchöne Aufgabe geſtellt hat, wünſchen wir von Herzen Blühen und Gedeihen. Zur Verlegung des hieſigen Dragonerregiments. Der hieſigen ſtädtiſchen Deputation, welche ſich in der Ange⸗ legenheit der Verlegung des hieſigen Dragonerregiments nach Berlin begeben, hatte ſich bekanntlich auch Herr Bürgermeiſter Mechling von Schwetzingen angeſchloſſen, um die Intereſſen dieſer Stadt in der Audienz beim Kriegsminiſter v. Verdy zu vertreten. Herr Mechling war einige Tage länger in Berlin geblieben als die hieſigen Deputirten, um ſich das Leben und Treiben der Großſtadt etwas anzuſehen. Der⸗ ſelbe iſt jedoch uunmehr ebenfalls zurückgekehrt und hat auch bereits Bericht erſtattet. Herr Mechling iſt mit dem Erfolge ſeiner Reiſe nach Berlin zufrieden. Auf ſeinen Vortrag habe der Kriegsminiſter erwidert, daß, wenn immer thun⸗ lich, die kleineren Städte aus volkswirthſchaftlichen Gründen ſtets Berückſichtigung finden werden, da die großen Städte in Folge ihrer ausgedehnten Induſtrie und des Handels und Verkehrs ohnehin in volkswirthſchaftlicher Beziehung beſſer geſtellt ſeien, und in Folge deſſen für ſie der Verluſt einer Garniſon nicht in dem Maaße fühlbar ſei, wie dies bei klei⸗ neren Plätzen der Fall wäre. Er(der Kriegsminiſter) könne dem Herrn Bürgermeiſter Mechling die Verſicherung ge⸗ ben, daß eine Escadron des 2. Dragoner⸗Regiments, welche gegenwärtig in Raſtatt liegt, nach Schwetzingen beſtimmt ſei. Von der Verlegung zweier Escadronen nach Schwetzingen könne bis jetzt noch nichts Beſtimmtes geſagt werden. Sehr warm habe ſich insbeſondere auch Herr Reichstagsabgeord⸗ neter Diffen« der Intereſſen der Stadt Schwetzingen an⸗ genommen, und habe letzterer dem Kriegsminiſter gegenüber betont, wie ſehr es ihn freue, daß die Stadt Schwetzingen eine Garniſonsſtadt bleibe. Aſtronomiſche Weltuhr. Der Beſuch der ſeit Samſtag im Hauſe F 1, 1 ausgeſtellten aſtronomiſchen Welt⸗ uhr war ſowohl geſtern als auch vorgeſtern ein überaus zahlreicher. Der Erfinder dieſer einfach großartigen Kunſt⸗ uhr, Herr Noll, erklärt ſein Muſterwerk perſönlich jedem der Beſucher auf das Genaueſte. An dieſer Stelle eine genaue Beſchreibung dieſer wirklichen Seh 19. November. irdigkeit zu geben⸗ würde zu weit führen. Wir können weiter nichts thun, als unſeren Leſern auf das Dringendſte und hlmeinendſte rathen, dieſes von einem ſchlichten Schwarzwälder Uhrmacher erſtellte ſinnliche Kunſtwerk zu beſichtigen. * Die Manuheimer Lagerhausgeſellſchaft theilt uns unter Bezugnahme auf den in unſerem Samſtagblatt mitgetheilten Wochenbericht der Mannheimer Börſe berich⸗ tigend mit, daß der Dampferdienſt der Geſellſchaft ſich in ſolch' befriedigender Weiſe entwickelt habe, daß dieſelbe mit ihren neuen großen Schraubendampfern nur unter größter Anſtrengung der ihr zu Gebote ſtehenden bedeutenden Löſch⸗ und Ladevorrichtungen und unter Zuhilfenahme von Nacht⸗ ſchichten im Stande iſt, die der Geſellſchaft zugeführten Gütermengen zu bewältigen. Wir brauchen nicht beſonders zu verſichern, daß wir dieſe Mittheilungen mit Genugthuung vernehmen. * Beilage. Der heutigen Nummer unſeres Blattes liegt eine Beilage des Vogtländiſchen Verſandthauſes Vin⸗ cenz Keller in Plauen i. V. bei, worauf wir unſere Leſer beſonders aufmerkſam machen. Der Schweizer Unterſtützungs⸗Verein„Hel⸗ vetia“ hielt geſtern in den Lokalitäten des Herrn Ludwig Engel, K 3. 3, eine gemüthliche Abend⸗Unterhaltung ab, welche von Mitgliedern und Freunden des Vereins recht zahlreich beſucht war. Das ſehr gediegene und reichhaltige Programm enthielt außer mehreren Chorliedern verſchiedene Quaxrtette und humoriſtiſche Vorträge, welche ſämmtlich gut zur Durchführung gebracht wurden. Das Heſt der ſilbernen Hochzeit feiern am Mittwoch Herr Schneidermeiſter Valentin Kaibel und Frau, Marie geb. Rode. *Saalbau. Das geſtern Abend im großen Saale des Saalbaues ſtattgefundene Concert der hieſigen Grenadier⸗ kapelle hatte wieder ein nahezu ausverkauftes Haus erzielt. Die einzelnen Piecen erfuhren eine vorzügliche Durchführung und ernteten namentlich die Soliſten des Abends großen Beifall. Daß ſich Herr Schirbel wiederholt zu Zugaben entſchließen mußte, bedarf wohl keiner beſonderen Er⸗ wähnung. * Tanzinſtitut Schröder. Das in unſerer Stadt beſtens bekannte Tanzinſtitut Schröder hielt am vergangenen Samſtag Abend im großen Caſinoſaale ſein Schlußtanz⸗ kränzchen für den I. diesjährigen Winterkurs ab. Die Feſt⸗ lichkeit war äußerſt zahlreich beſucht und nahm einen amüfanten und in jeder Beziehung befriedigenden Verlauf. Die Tanzweiſe der Schüler und Schülerinnen ſtellte dem Können des Herrn Schröder das beſte Zeugniß aus. In dankbarer Anerkennung der großen Mühe und Sorgfalt, welche Herr Schröder auf die Ausbildung ſeiner Schüler und Schülerinnen in der ſchönen Tanzkunſt verwendet hat, über⸗ reichten die erſteren ihrem Lehrer im Verlaufe des Abends einen koſtbaren Silberkaſten, während die Schülerinnen ihm ein prachtvolles Weinſervice verehrten. Das Kränzchen er⸗ reichte erſt in den frühen Morgenſtunden ſein Ende. Ständchen. Samſtag Abend gegen ½12 Uhr brachte ein junger Mann ſeinem in der Nähe des Stadtparks wohnen⸗ den Liebchen ein Trompetenſtändchen. Als die Polizei er⸗ ſchien, ergriff der liebende Muſikant ſchleunigſt die Flucht. SSachbeſchädigung. Am Samſtag Abend wurde in einer Wirthſchaft in der Schwetzinger Straße ein junger Menſch, welcher Skandal verübte, an die friſche Luft geſetzt. iu ſchlug der Burſche 4 Fenſterſcheiben der Wirth⸗ aft ein. * Thätlichkeiten. In einer Wirthſchaft in 2 10 kam es am vergangenen Samſtag Abend zwiſchen mehreren Gäſten 15 groben Thätlichkeiten, wobei 2 Maurergeſellen ziemlich chwer verletzt wurden. Die Thäter gelangten zur Haft. „Zimmerbrand. Geſtern früh brach im Hauſe 171½ ein kleiner Zimmerbrand aus, welcher jedoch bald wieder ge⸗ löſcht werden konnte. „Uunfall. Am Samſtag Abend ſcheute auf der Ketten⸗ brücke das Pferd eines Fuhrwerks der hieſigen Brodfabrik, der Kutſcher kam hiebei zu Fall und wurde eine Strecke weit geſchleift. Die Verletzungen, welche der Mann erlitt, ſind glücklicherweiſe nur leichter Art. Selbſtmordverſuch. Geſtern früh ſuchte an einem Neubau in der Nähe des Bahnhofs der ledige ſtellenloſe Steinhauer Konrad Kölſch ſeinem Leben durch Aufſchneiden der Pulsader ein Ende zu machen. Nachdem der Lebens⸗ müde die Ader jedoch aufgeſchnitten, ſcheint ihm die Lebens⸗ luſt von neuem erwacht zu ſein, denn derſelbe ging ſchleunigſt nach dem Allg. Krankenhauſe, um ſich verbinden zu laſſen. Eine Lebensgefahr für ihn iſt nicht vorhanden. „Zärtliches Ebepaar. Geſtern Abend zwiſchen 11 und 12 Uhr gerieth in der Nähe der Zauberflöte ein Ehepaar in Streit, wobei der Ehemann ſeine ſchönere Hälfte durch⸗ ——— ſodaß ſchließlich die Schutzmannſchaft einſchreiten mußte. * Widerſtand gegen die Staatsgewalt. Als geſtern Abend in der Gegend von F 7 ein Schloſſer wegen Ruhe⸗ ſtörung verhaftet werden ſollte, widerſetzte ſich dieſer ſeiner Jeſtnahme in energiſcher Weiſe, ſo daß der betreffende Schutz⸗ mann ſeinen Säbel zog und damit dem Betreſfenden eine Wunde am Kopfe beibrachte. Der Verletzte wurde im Allg. Krankenhaus verbunden und ſodann verhaftet. Mannheim Erfindung dieſelbe vor den Experten verſchiedener Regie⸗ Geräuſch markirt das Losgehen des Gewehres, welches den Namen„Baliſtique“ führt. Die mit großer Präciſion tref⸗ fende Kugel draug tief in die Mauer des Saales und prallte ſodann zurück. Wenn die 300 Schüſſe der Patrone abgegeben find, ſo muß eine andere Patrone mit der gleichen Schuß⸗ anzahl angeſchraubt werden. Giffard erzählte, daß er die 300 Schüſſe der Patrone um 10 Centimes liefern könne. Außer dem Wegfallen des Rauches und des Feuers, wo⸗ durch die verheerende Wirkung der 2000 Meter weft tragenden Geſchütze eine abſolut unſichtbare, jg(auf gewiſſe Entfernung) faſt unhörbare ſein wird, zählt Giffard nur noch die folgenden Vortheile ſeiner Erfindung auf: Die Präciſion des Schuſſes iſt eine völlige, da der Schuß⸗ gang nach Belieben regulirt werden kann; das Gewehr beſitzt nicht den mindeſten Rückſtoß, man kann es mit einer Hand abſchießen; kennt nicht die bisher unvermeidlichen Unfälle beim Laden, das Rohr niemals heiß, ſelbſt nach 300 Schüſſen nicht, die Patronen, welche das flüſſige Gas für 300 Schüſſe enthalten, ſind leicht und in großen Mengen traabar, und können gleich dem Gewehr ſelbſt alle Unbill des Wetters und jeden Temperaturwechſel ertragen. Das Gewehr iſt für Geſchoſſe jeder Form, koniſche oder runde, eingerichtet und kann für 25 Franken hergeſtellt werden. Paul Giffard iſt der Anſicht, daß ſeine Erfindung, welche das Schießpulver entthront, die Kriege unmöglich machen muß. Mit präciſer Treffſicherheit hantirenden, abſolut un⸗ ſichtbaren, auf 2000 Meter hin ohne zu laden dreihundertmal ſchießenden Truppen gegenüber werde es keinen Widerſtand geben, und da beide Theile die gleichen Vortheile beſitzen können, werde es ebenſo ſchwer ſein, den Angriff zu wagen, wie die Vertheidigung zu führen. Die Cavallerie ſei nun in erſter Linie unmöglich. Ohne auf dieſe Ausführungen mehr Gewicht zu legen, als die Höflichkeit vor dem genialen Erfinder erforderte, drückte ich demſelben nur mein Bedauern aus, daß das eigentliche Weſen ſeines Gewehrs, die Art der Herſtellung und die Function des comprimirten und flüſſig gemachten Gaſes von ihm vorläufig als Geheimniß betrachtet werden )%% Ihrem Munde, rungen, darunter auch in Berlin, erproben laſſen. Bis jetzt hat Giffard drei Typen ſeines neuen Baliſtik⸗Gewehres erzeugt, und zwar zu 6, zu 8 und zu 12 Millimetex. „So viel iſt ſicher, daß dieſe Erfindung in der nächſten Zeit Staatsmännern, Generälen, beſonders aber Gewehr⸗ und Pulverfabrikanten ſchlafloſe Nächte bereiten wird— mit dieſen Worten ſchließt der Berichterſtatter ſeinen intereſſanten Bericht. Als wir ihn geleſen hatten, ſchauten wir noch ein⸗ mal auf das Datum. Es war wirklich der 7. November, nicht der 1. April. „Ein theures Faß Spiritus. Millet's berühmtes Bild„Angelus“ iſt in Newyork angekommen und wird in den nächſten ſechs Monaten in verſchiedenen Städten Amerikas ausgeſtellt werden. Da es für 40,000 Pfund Sterling ver⸗ ſichert war, ſo hätte es an 7000 Pfund Zolleingang zahlen müſſen. Indeſſen lockerte die Zollbehörde ihre gewöhnliche Strenge und nahm an, daß das Bild gleich einem Faß Spiritus im Newyorker Zollverſchluß bleiben und unter Plombenverſchluß() ſeine Reiſe durch die amerikaniſchen Städte antreten werde, ſtellte aber die Bedingung, daß es nach Ablauf von ſechs Monaten wieder nach Europa zurück⸗ wandern oder die doppelten Zollgebühren entrichten müſſe. Das Bild wird daher bei Ablauf der Friſt über den Ocean und ſodann in den Hauptſtädten Europas zu ehen ſein. — Ein Herzeusmenſch. Herr:„Mein Fräulein, ich bin kein Freund von laugen Complimenten, aber ich ſpreche, wie's mir von Herzen kommt! Wie viel Mitgift haben Sie!“ — Geſcheiden. Lebensverſicherungs⸗Agent:„Sie ſollten doch wenigſtens Ihre Frau verſichern laſſen; für den Fall, daß ſie alſo beiſpielsweiſe in zehn Jahren ſtirbt, erhalten Sie tauſend Thaler!“— Herr:„Ach Gott, das wäre ja des Glücks zuviel auf einmal!“ — Seicht begreiflich. In einem Eiſenbahnwagen bie⸗ tet ein Riſevder, welcher das Glas mit einem Taſchentuch e ed ein Glas Wein erhält den Beſcheid:„Bitte, na nen; ich will lieber als nach Ihrer Naſe triuken. WMaunheim, 19. November. —5 General-Anzeiger. .. Meteorolsgiſche Beobachtungen der Statidon Mann⸗ heim vom 18. November, Morgens 7 Uhr. Barometer⸗ Thermometer Windrichtung“)] Höchſde und niederſte Tem⸗ ftaud in Celſtus und peratur des verg. Tages in mm Trocken] Feucht Stärke Maximum Minimum 77.8.4 Oſt a.1.8 )E: Windſtille; 1: ſchwacher Luftzug; 2: etwas ſtärker ꝛc.; 8: 10: Orka Wetter: bewölkt. 5 Aus dem Großherzogthum. zz Heidelberg, 17. Nov. Gräfin Rantzau(Tochter unſeres Reichskanzler) iſt nach Beendigung einer ſechswöchent⸗ lichen Kur im hieſigen Schweninger Sanatorium heute in Begleitung des Herrn Profeſſor Schweninger nach Fried⸗ richsruhe abgereiſt. Gernsbach, 17. Nov. Letzter Tage feierten hier, li. „Bad. Ldsbote“, die Wielandt'ſchen Eheleute das Feſt ihrer goldenen Hochzeit. Aus dieſem Anlaſſe überwies das Jubel⸗ paar den Gemeinden Hilpertsau und Obersroth je 5000 Mark mit der Beſtimmung, aus den Zinſen Hinterbliebene von den Arbeitern, welche in dem Wielandt'ſchen Sägewerk in Obers⸗ roth beſchäftigt ſind, zu unterſtützen. Ferner wurden dem Armenrath Gernsbach für die Stadtarmen 1000 Mark zuge⸗ wieſen. Das Juhelpaar darf von einem aufrichtigen Banke von Seiten der Beſchenkten verſichert ſein. Todtnau, 17 Nov. Auch unſer Städtchen ſoll nun⸗ mehr, gleich dem Nachbarorte Fahrnau, ein neues Poſt⸗ gebäude erhalten. Dasſelbe wird von einem Privatmann erbaut und nach ſeiner Fertigſtellung an die Poſtbehörde vermiethet werden. „BWillingen, 17. Nov. Der im Konkurſe ſich befindliche hieſige Uhrenfabrikannt Buri, welcher in vergangener Woche mehrfach Beſuch von polniſchen Geſchäftsleuten hatte, wurde in ſeiner Wohnung verhaftet, als er ſich eben auf die Reiſe nach Warſchau begeben wollte. Derſelbe ſoll ſich in betrüge⸗ riſche Wechſelgeſchäfte eingelaſſen haben, die ſeine Abführung in's Gefängniß veranlaßten. Cagesneuigkeiten. — Nürnberg, 16. Nov.(Die feindlichen Brüder.) Verworfen wurde in der Klageſache des hieſigen Bleiſtift⸗ fabrikanten gegen ſeinen Bruder Freiherrn Lothar v. Faber (Chef der bekannten Firma A. W. Faber in Stein) die von Letzterem erhobene Repiſion gegen das Urtheil des Ober⸗ landesgerichts, wonach dem Freiherrn Lothar v. Faber bei bedeutender Strafandrohung unterſagt iſt, ſich in irgend einer Publikation als allein zur Führung des Namens„Faber“ berechtigt darzuſtellen. Wies baden, 16. Nov. Das Schwurgericht hatte ſich geſtern zu befaſſen mit der Anklage gegen den Elementarlehrer a.., E. W. Reinhard aus Merzhau⸗ ſen im Kreiſe Uſingen wegen Verbrechen gegen die Sittlich⸗ keit. Der Angeklagte verbüßt gegenwärtig eine ihm von der hieſigen Strafkammer auferlegte Gefängnißſtrafe von länge⸗ rer Dauer wegen ähnlicher Verbrechen. Es war ihm ſeiner Zeit bei der Ueberführung nach der Strafanſtalt gelungen, zu entſpringen, und er konnte erſt nach längerer Zeit wieder ergriffen werden. Augenſcheinlich in große Aufregung gerieth der Angeklagte, ein früher kräftiger, jetzt ſchwächlicher Menſch von hagerer Geſtalt, als neun junge Mädchen(einige davon noch in den Kinderjahren) als Zeugen gegen ihn in dem Gerichts⸗ ſaale erſchienen. Vor Verleſung der Anklage wurde beſchloſ⸗ ſen, während der Dauer der Verhandlung die Oeffentlichkeit auszuſchließen. Gegen 6 Uhr Abends wurde das Urtheil verkündet, welches dem„Rh. K,“ zufolge lautet: Der An⸗ geklagte wird wegen Verbrechen gegen§8 174, Poſ. 1, 176 Poſ. 1 und 3, 177 einſchließlich der gegen ihn am 2. April 1889 von der hieſigen Strafkammer erkannten Gefängnißſtrafe zu einer Zuchthausſtrafe von 15 Jahren verurtheilt; daneben werden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 20 Jahren abgeſprochen. Straßburg, 16. Nov.(Fürſtliche Spende). Der Statthalter Fürſt Hohenlohe, welcher ſein Intereſſe an der Erhaltung und Fortentwickelung des hieſigen zoologiſchen Gartens durch Geſchenke von verſchiedenen ſeltenen Thieren ſchon vielfach bekundete, hat dem Beſitzer des Gartens, Herrn Bilhars, aus gleichen Grunde die Summe von 2500 M. zuſtellen laffen. EeMetz, 16. Nov.(Weinhandel). Die„Gazette de Lor⸗ raine weiſt in einer Zuſchrift aus Noveant mit Genug⸗ thuung darauf hin, wie ſehr die Weinbauer der Gegend durch die Ankäufe ihres Weines zur Champagner ⸗Fabrikation be⸗ günſtiat würden. Von Noveant allein ſeien 38 Waggons Weißwein verſandt worden, wozu etwa eine Million Kilo⸗ sramm Trauben erforderlich ſeien. Welcher Handel im Ver⸗ eeeee toſien) Samſtag Nach — urg, 17. Nov. pyloſien. 9 mittag iſt der große Banpfteſe der Aktiengeſellſchaft für Elektr izitätswerke hat das Gebäude arg beſchädigt. Leider wurden durch zertrümmerten Eiſenplatten zwei Arbeiter getödtet und mehrere nicht unbedenklich verletzt; einen Arbeiter verbrühte der ausſtrömende Dampf ſo ſtark, daß an dem Aufkommen des Unglücklichen gezweifelt wird. Waldidyll. Novelle von S. v. d. Horſt. (Nachbruck verboten) 9 Gortfetzung.) Magada ſetzte ſich liebevoll zu dem Kleinen, deſſen glän⸗ zende Augen und heißte Händchen die zarte Konſtitutton nur allzu deutlich verriethen.„Weshalb ſollte ich dich denn ſchlagen, mein Junge?“ fragte ſie voll Erſtaunen. Dir hat vielleicht etwas Unangenehmes geträumt, Maxchen! Das Kind ſchüttelte den Kopf.„Meine Mama ſchlug mich immer, wenn ich einmal gewacht hatte! Ich weiß auch wohl, warum.“ Magda ſtreichelte das blaſſe Geſichtchen, ſie küßte die Lippen, von denen ſo altklnge Worte kamen.„Deine liebe Mama fürchtete, dich krank werden zu ſehen, Max, ſie wollte in der Nacht für ihren kleinen Knaben— „Nein, Tante, nein, ich weiß es beſſer. Mama weinte immer, und das durfte ich nicht ſehen, denn ſie fürchtete, ich könne es dem Papa erzählen. Du, Tante, weinen alle Frauen in der Nacht?“ „Durchaus nicht, Max Jeder vernünftige Menſch ſchläft,— auch Du mußt es, oder Du wirſt krank werden. 1. „Taute, warum weinteſt Du denn vorhin ſo bitterlich? Ich habe es wohl geſehen! Iſt dein Mann unfreundlich gegen dich geweſen?“ Dunkle Gluth ſchlug über das bleiche Geſicht des jungen Mädchens.„Ich habe gar keinen Mann, mein kleiner Max Siehſt Du, jetzt darf der kiebe Junge nicht mehr ſprechen, durchaus nicht.“ 5 Das war im Tone eines beſtimmten, aber freundlichen Befebles geſagt, und das Kind ſchwieg wirklich. Magda ſang mit halblauter Stimme ein Wiegenlied,— ihr Herz war ſeltſam gepreßt und doch wieder froh wie nie. Das Kind des heimlich geliebten Mannes durfte ſie hegen und uflegen, durfte die Augen küſſen, die ihr mit ſeinen Blicken entgegenſahen, ſie konnte alle Zärtlichkeit ihres einſamen Herzens dem Weſen ostzen, das ihm auf Erden am nächſten ſtaud⸗ Matinéee Gaſſermann. Für ſo manche kunſtfinnige Mannheimer Familie war das geſtern im Cafinoſaal ſtattgefundene Morgen⸗Concert, das Herr Fritz Baſſermann in Gemeinſchaft mit ſeiner Gemahlin veranſtaltet hat, ein Ereigniß und zwar, fügen wir gleich hinzu, ein freudiges Ereigniß. In der ſtattlichen Reihe der diesjährigen Saiſon⸗Concerte wird dieſe Baſſer⸗ mann⸗Matinse gewiß einen der hervorragendſten Plätze ein⸗ nehmen. Iſt es doch ein Sohn unſerer Stadt, ein echter und rechter Mannheimer, der nach Jahren künſtleriſcher Reife vor ſeine Mitbürger hintrat, um Zeugniß abzulegen von dem ernſten Streben, das ihn erfüllt und zu höheren Zielen ge⸗ leitet hat. Heute darf Fritz Baſſermann, ohne ſich dem Vor⸗ wurf der Unbeſcheidenheit auszuſetzen, von ſich ſagen, daß er ſein Talent getreulich in den Dienſt der Kunſt geſtellt, daß er in der Zeit der Sturm⸗ und Drangperiode, wie jetzt in den Jahren der männlichen Kraft, ſtets das Beſte gewollt und vieles Gute erreicht hat. Mit herzlicher Freude bin ich dem Künſtler geſtern wieder im Concertſaale begegnet, nachdem ich in einer mehrere Jahre umfaſſenden Epoche in Frankfurt, dem Orte ſeiner ſtändigen künſtleriſchen Wirkſam⸗ keit, ſein Streben kritiſch von Stufe zu Stufe zu begleiten vermochte. Getragen von reinem Idealismus, ausgerüſtet mit tüchtigem Können, das gleichen Schritt hielt mit dem eiſernen Willen, ſich ſtetig zu vervollkommnen, iſt es Fritz Baſſermann gelungen, ſich in der den Künſten holden, mächtig emporſtrebenden alten Kaiſerſtadt einen ehrenvollen Platz zu ſichern. Wer je dem regen Muſikleben Frankfurts nahe ge⸗ ſtanden, vermag die Bedeutung dieſer Thatſache zu würdigen. Seit der Begründung des Dr. Hoch'ſchen Conſervatoriums, dem als erſter Leiter kein Geringerer als Jogchim Raff vorſtand, hat ſich in Frankfurt, deſſen Muſeums⸗Concerte ſchon früher zu den hervorragendſten Muſikaufführungen zählten, eine große Colonie von Tonkünſtlern angeſiedelt, deren Be⸗ rühmtheit weit hinaus in die Lande klingt. Mit Joachim Raff waren der Sangesmeiſter Stockhauſen, der Theo⸗ retiker Franz Magnus Böhme, der Celliſt Coſſmann und der unvergleichliche Pianiſt Carl Heymann gekommen. Später trat an Stelle des zu früh verſtorbenen Componiſten der„Wald⸗Symphonie“ der jetzige Leiter des Hoch'ſchen Conſervatoriums, Bernhard Scholz. An die Oper kann der einſtige Dirigent der Wiener Philharmoniſchen Concerte, Otto Deſſoff, und nach einer Wandlung im Hoch'ſchen Conſervatorium riefen einige bis dahin am Inſtitut thätige Lehrer das„Raff Conſervatorium“ in's Leben, an deſſen Spitze alljährlich Hans von Bülow wirkt. Zu dieſen Künſt⸗ lern geſellten ſich noch die berühmten Sänger Krückl und Gunz. Als bedeutendſte und berühmteſte Künſtlerin ward aber Frau Clara Schumann nach Frankfurt berufen, jene Künſtlerin, von der Robert Schumann ſchon am 10. Januar 1833— ſieben Jahre vor ſeiner ehelichen Verbin⸗ dung mit ihr— ſchrieb:„Wenn von Clara geſprochen wird, ſo iſt jedes Auge viel lebhafter.“— Es iſt natürlich, daß das muſikaliſche Leben Frankfurts ſeit der vor 10 Jahren dorthin erfolgten Berufung der Frau Schumann in dem Hauſe dieſer Künſtlerin ſeinen Brennpunkt fand. In dieſen Kreis, der alljährlich durch die Anweſenheit von Johannes Brahms eine beſondere Weihe erhält, trat auch Fritz Baſſermann; hier lernte er jene vortreffliche Künſt⸗ lerin kennen, die geſtern als ſeine Gattin ebenfalls vor dem hieſigen Publikum erſchien. Fräulein Florence Rothſchild durfte ſich mit Recht eine hervorragende Schülerin der Schu⸗ mann nennen, und das Publikum, welches die junge Künſt⸗ lerin geſtern als Frau Baſſermann kennen lernte, wird gewiß das ehrende Zeugniß, das Frau Clara Schumann gerade dieſer Schülerin ausgeſtellt hat, als ein vollgültiges anerkennen. Frau Baſſermann iſt eine echte Künſtlernatur, die es dahin gebracht hat, daß ihr techniſches Können ihrer durchgeiſtigten Auffaſſung würdig iſt. Ihr Spiel, das völlig frei iſt von jener äußerlichen Effekthaſcherei, die ſo oft unter beuchleriſcher Maske in den Concertſälen um den Beifall einer kritikloſen Menge buhlt, iſt der unverfälſchte Ausdruck einer von den reinſten Empfind ⸗ ungen erfüllten Kunſtanſchauung, die das zu interpretirende Werk, und nicht die Perſon des ausübendeu Künſtlers, in den Vordergrund ſtellt. Das Künſtlerpaar ſpielte als einleitende Programm⸗ Nummer die-dur⸗Sonate für Clavier und Violine von Brahms, ein gehaltvolles Werk, welches an die Ausführenden ſchwer zu erfüllende Anforderungen ſtellt. In Beethoven's Gedur⸗Romanze zeigte ſich Herr Baſſermann als künſtleriſch empfindender Soliſt, während Frau Baſſermann ſich als eminente Pianiſtin in dem ſtimmungsvollen Vortrage einer Chopin'ſchen Etude, der energievollen Wiedergabe einer Schu⸗ mann'ſchen Novellete, in der feinſinnigen Interpretation zweier Stückchen von Scerlatti und dem techniſch glänzenden Vortrage einer Etude Rubinſteins erwies. In Gemeinſchaft mit unſerem trefflichen Solocelliſten, Großh. Kammermufiker Kündinger, ſpielte das Künſtlerpaar in vollendeter Weiſe noch Schumann's.moll⸗Trio. Herr Dr. Gunz, der mit dem Ehepaar Baſſermann nach Mannheim gekommen war, ſang einige Schubert'ſche Lieder u.— mit feinfühliger Anſpielung auf die unvergeſſene künſtleriſche Thätigkeit Ernſt Franks in unſerer Stadt— die Rattenfänger⸗Lieder dieſes allzufrüh dem Leben und Schaffen entriſſenen Künſtlers. Der Ruhm des Sängers iſt ſeit Jahr⸗ zehnten in der Mufikwelt feſt begründet, aber auch Dr. Gunz die Arme um ihren Hals.„Haſt Du mich lieb, Tante Magda?“ „Sehr, mein kleiner Junge, ſehr!“ „Meine Mama hatte mich nicht lieb!“ ſagte er in ſeiner altklugen Weiſe. „Aber Max!“ „Ja, ſie mochte mich nicht, weil ich dem Papa ähnkich ſehe, darum ſchlug ſie mich auch ſo viel. Er kam nur ſehr ſelten in unſere Zimmer, und dann wurden immer böſe Worte geſprochen. Mama ſagte——“ 1155„Stikll. Mar, ſtill, oder ich habe Dich gar nicht mehr i Der Kleine ſchloß gehorſam die Augen, und Magda wiegte ihn auf ihren Knieen wieder in Schlaf. Das helle Licht des Frühlingsmorgen ſchien durch die Fenſter, als ſie ſelbſt in einen kurzen, unruhigen Schlummer ſiel. Vielkeicht nur in einen Halbſchlummer ſogar, denn ihre Seele beſchäftigte ſich unabkäffig fragend und grübelnd mit der Geſchichte jener Ehe, in der Max ſo unſagbar elend geweſen war, daß ſelbſt ſein kleiner Sohn die troſtloſen Beziehungen zwiſchen Vater 115 als etwas ganz Alltägliches, längſt Bekanntes anſah. Und wenn jetzt zwiſchen ihm und Frau von Halden eine Verbindung zuſtande kam, würde er dann glücklicher ſein? II. Fräulein Möhring, die Malerin, ſaß unter dem bekannten runden Schirm und ſkizzierte eine Scene, die ſich auf dem Schloßhofe zutrug, aber„mit Hinderniſſen“, wie die Stifts⸗ dame behauptete Es handelte ſich nämlich um ein Pferd, das der Rittmeiſter zu kaufen beabſichtigte und das ihm ein Stallknecht vorführte. So oft der Braune einen Sprung ris⸗ kierte, gab es auf dem Bilde der Künſtlerin einen mißglückten Strich, bis endlich die kleine Dame ganz verwirrt wurde und finnend, voll geheimer Unruhe, den Kopf in die Hand ſtützte. Ob das Geſchöpf da auf dem vielfach vom Bleiſtift durch⸗ furchten Blatte jemals einem Pferde gleichen würde? Ihr über die Schutter ſah Fräutein von Ried, die Stifts⸗ dame; eine der blanken Stricknadeln zwiſchen den magern Fingern deutete auf die Gegend, in welcher ſich aller menſch⸗ Leiſe richtete ſich der Kleine im Bette auf und ſchlang hat feider der raftlos dahinſtürmenden Zeit den Tridut zollen müßſfen. Die Jahre ſind nicht ſpurlos an dieſer einſt ſo herr⸗ lichen Stimme vorübergegangen, ſie vermochten aber an jener großartigen Schule nichts zu ändern, die Herrn Dr. nſ vor vielen mit blendenden Stimmmitteln begnadeten Sängern ſtets als einen Sangeskünſtler erſten Ranges erſcheinen ließ. Noch gilt mir der„Evangeliſt“ aus Bach's monumentaler „Matthäus⸗Paſſion“ in der kunſtvollen Interpretation durch Herrn Dr. Gunz als eine der hervorragendſten Geſangs⸗ leiſtungen und als ein unvergängliches Eigenthum iſt Herrn Dr. Gunz aus jener Zeit die wahre Kunſt des Geſanges verblieben.— Es erübrigt uns noch, des lebhaften Beifalls zu gedenken, der den Concertgebern geſpendet wurde, und der als ein durchaus wohlverdienter bezeichnet werden darf. Julius Katz. Theater und Muſtk. Gr. bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Maunheim. Daß neben Wagner doch noch andere Lieblinge der Muſen das Anrecht auf Unſterblichkeit ſich erwarben, hat zur Genüge der geſtrige Abend bewieſen, an welchem nach längerer Pauſe Meyerbeer's„Afrikanerin“ zur Aufführung gelangte. Dabei wollen wir nicht blos dieſe Thatſache, ſondern vor allem auch diejenige anerkennen, daß man die bisher üblichen, ſinnloſen Striche des vierten Aktes zum größeren Theil wenigſtens wieder aufgemacht und damit den tragiſchen Schluß der Oper dem Begriffsvermögen der Zuſchauen näher gerückt hat. In der Titelrolle hat wieder einmal Fräulein Mohor das Haus entzückt; ihre Selika darf ſich getroſt neben die Afrikanerin ſtellen, welche vor ein Paar Jahren Frau Materna dahier geſungen hat. Mit dieſer großen Künſtlerin beſitzt Fräulein Mohor in Kraft und Fülle der Stimme, wie auch im Vortrage und dramatiſchen Feuer ſehr viel Verwandtes. Im 2. und und 4. Akte bot ſie vollendete Glanzleiſtungen, in welchen ſie nicht blos die Zuhörer, ſondern auch ihre Partner mit fortriß. Herr Göties war redlich beſtrebt, dieſer Selika nicht blos bis zur tropiſchen Heimath, ſondern auch bis zur Gluth ihrer Gefühle folgen. Im Duette des vierten Aktes kam ihm ſeine kräftige Stimme zu Statten, während ſein Spiel an Beweglichkeit und Feuer zu wünſchen übrig ließ. Herr Götjes ſollte vor Allem mehr ſingen und mindeſtens vier Male in jedem Monate auftreten; das würde gewiß ſeiner Stimme und ſeinem Spiel und auch unſerer Bühne förderlich ſein. 5 Als Nelusco ſetzte Herr Brodmann ſein Gaſtſpiel fort; die ganz vortreffliche Schule dieſes Künſtlers, die namentlich im Adamaſtor⸗Liede des 3. Aktes, in welchem ſchon ſo viele Barytoniſten Schiffbruch gelitten haben, zur vollen Geltung kommen konnte, muß rückhaltlos anerkannt werden, wenn auch die etwas ſpröde Stimme den getragenen Gefühls⸗ ſtellen dieſer Parthie nicht völlig gerecht zu werden vermag. Herr Brodmann iſt ein verſtändiger, geſchmackvoller Sänger, deſſen ſtimmliches Material allerdings andasjenige unſeres Neidl nicht heranreicht. Außer Herrn Mödlinger wurde ſo ziemlich kein einziger Vertreter der untergeordneten Rollen ſeinem Man⸗ date völlig gerecht. Zwar griff Herr Grahl mit Elan in die De⸗ batte ein, aber ſowohl Herrn Starke wie auch dem Diener des Raths und den Tenören auf dem Schiffe iſt Menſchliches pafſirt; letztere ſangen genau um eine Schiffslänge zu hoch. Fräulein Prohaska wurde mit Kränzen bedacht, die aus dem Olymp herabfielen, noch bevor ſie die Bühne betreten hatte. Eines dieſer Ruhmeszeichen vermochte ſogar nicht einmal den Rubicon zu überſchreiten und ſiel neben dem Souffleurkaſten ins Orcheſter, ſo dem thätigen Soufleur ſchon zum Voxaus den Lohn für ſeine überlaute, des Oefteren läſtig empfundene Mitwirkung entrichtend. Sehr ſchön kam diesmal das ſchwierige Septett des zweiten Aktes zum Vortrag, allerdings nicht im Original, ſondern mit dem erleichterten und vereinfachten Schluſſe, welchen Kapellmeiſter Langer, der die Oper vortrefflich leitete, bearbeitet hat. Dr. H. Herr Andriano, ein Sohn unſerer Stadt, der ſeine Ausbildung für die Schauſpielkunſt theilweiſe an unſerer Bühne genoſſen hat, iſt zur Zeit am Stadttheater in Zwickau engagirt. Die Sympathien des dortigen Publikums hat er ſich raſch erworben und ſeine Erfolge berechtigen zu den er⸗ freulichſten Ausſichten. So liegen uns nicht weniger als vier Beſprechungen ſeines kürzlich ſtattgehabten Auftretens in der großen und ſchwierigen Rolle des Perin(Donna Diana) vor. Einſtimmig loben ſämmtliche Blätter ſeinen geſunden, natürlichen Humor, ſeine Natürlichkeit und Wärme, und die fleißige Durcharb⸗itung ſeiner Anfgabe. Sein Perin ſei geradezu eine Muſterleiſtung geweſen. Es freut uns über 75 jungen Künſtler ſo erfreuliche Nachricht zu erhalten. Frankfurt, 16. Nov. Repertoire der vereinigten Sadttheater. Opernhaus. Dienſtag, 19.„Mignon“. Mittwoch, 20.„Die Puppenfee“ und„FJledermaus. Don⸗ nerſtag, 21.„Tannhäuſer“. Samſtag, 28. Gaſtſpiel des Frl. Rafaela Pattini von der Königl. Oper in lin.„ Regimentstochter“. Hierauf„Die Puppenfee“ Schauſpielhaus. Montag, 18.„Der Kaufmam von Venedig.“ Dienſtag, 19.„Die wilde Jagd. Mitt⸗ woch, 20.„Fortung.“„Mamas Augen. Freitag, 28. König Heinrich IV.“ Samſtag, 23.„Viel Lürm um Nichts.“ Sonntag, 24. Nachmittags.„Neu Frankfurt.“ „Die wilde Jagd.“ lichen Berechnung zufolge der Kopf des Pferdes befinden mußte.„Das da iſt der Hügel, den man vom Wäldchen aus ſo gut beobachten kann, nicht wahr, liebe Cäcilie? Beſonders die beiden Baumgruppen ſcheinen mir ſehr gut get.“ „Ein vernichtender Blick beantwortete dieſen Ausfall.„Sie befitzen offenbar wenig Kunſtfinn, gnädiges Fräulein, ſaßte beleidigt die Malerin. „Das iſt möglich, aber es ergeht anderen Leuten nicht beſſer. Drüben wandelt Herr Romberg und hegt vielleicht Selbſtmordgedanken; auch ſeine Phantaſte ringt vergebens nach einem Auswege.“ 1 ſah auf.„Herr Romberg? wiederholte ſie hold erröthend. „Natürlich. Wir wiſſen doch alle, wie ſehr er in Früulein Berger vernarrt iſt,— nun möchte der gute Mann ſo gern ſeiner Erkorenen ein Bewillkommungspräfent zu Flißen aber er weiß nicht, welches!— Den Ning von ſeiner gepolſterten Hand verſchmäht ſie ſelbſtverſtändlich. „Die kleine blonde Malerin feufzte. Dieſe Hand, in der drei fürſtliche Landgüter lagen! Fhalb doch wohl das Glück ſo beharrlich an die unrechte Thür Und ſie zog, während die Stifsdame langſam weiter ſchritt, das mißhandelte Blatt aus dem Rahmen und ver⸗ ſenkte auf ewig den unmöglichen Pegaſus in ihre Mappe Lieber Gott, es gab darin noch nichts, das von irgend Seele genügend gewürdigt worden würe, ſelbſt nicht einmal das Bouquet aus Feldblumen und Kornähren, mit dem ſe einmal den phlegmatiſchen Herrn Romberg bei Getegenheit ſeines Geburtstages überraſchen wollte. Aber ſtie kieß noch zur rechten Zeit den Plan fallen, den die Roggemähren ſahen großen Birkenbeſen gar zu ähnlich,— die Stiftsdame hatte es geſagt; ihr entging nichts, ſie wußte alles, erfuhr alles. Da unten am Springbrunnen hatten jetzt ihre ſcharfen grauen Augen eine weibliche Geſtalt entdeckt, und zu dieſer begab ſie ſich, um weiter einzudringen in die Geheimniſſe von Bucheneck, weiter zu ſpähen und zu kombinieren. Es war Fran Leonore von Heimburg, die da ſaß und mie immer ein Tuch gegen die ſchmerzende Stirn gepreßt hielt. Ihre unbedeutende Figur, ihre gerötheten + und die Leidensmiene, weiche ſie nicht ablegte, lieden die uuch 4. Sette: General⸗Angeiger. Mannhem,. November. Dresden, 17. Nov. Zum Intendanten) der könig⸗ lichen Hoftheater in Dresden iſt an Stelle des verſtorbenen Reichsgrafen von Platen der Präſident der Oberrechnungs⸗ kammer in Dresden, F. von Schönberg ernannt worden. Neueſtes und Telegramme. * Berlin, 16. November. Trotz der offiziöſen Ver⸗ ſicherung, daß bisher keinerlei Wahlvorbereitun⸗ gen getroffen wurden, erhält ſich im Reichstag die An⸗ ſicht, daß Neuwahlen für den Anfang 1890 bevor⸗ ſtehen. Die bekannte„Times“-Meldung über Friedrichs⸗ ruher Vereinbarungen wird unterrichteterſeits lebhaft dementirt. Btsmarck hat weder verlangt noch die Zuficher⸗ ung erhalten, daß Kalnoky die Verpflichtung übernehme, den Coburger niemals anzuerkennen. Bern, 18. Nov., 7 Uhr früh. Die geſtrige Volksabſtimmung uber das Bundesgeſetz betreffend die Schuldbeitreibung und die Regelung des Konkursver⸗ fahrens ergab bisher 236,000 Stimmen mit„Ja“ gegen 9 5„Nein“. Die Annahme des Geſetzes iſt ge⸗ ſichert. Trieſt, 17. Nov. Eine größere Anzahl von Offt⸗ zieren des hier ankerden deutſchen Geſchwaders hat heute früh mit dem deutſchen Vicekonſul und anderen hervorragenden Perſönlichkeiten einen vom Viceadmiral v. Wipliuger veranſtalteien Ausflug nach der Adelsberger Grotte unternommen. “ Paris, 17. Nov. Die„Agence Havas“ meldet aus Rio de Janeiro, der Kaiſer werde in ſeinem Palais gefangen gehalten und habe auf die Anzeige, daß er des Thrones entſetzt ſei, aber eine Dotation erhalten werde, erwidert, er werde nur der Gewalt weichen. Die Mehrzahl der Provinzen ſcheine der Gründung einer Förderativ⸗Republik zuſtimmen zu wollen. Der Finanz⸗ miniſter habe erklärt, alle Verträge und Abmachungen würden aufrecht erhalten werden. Die Bevölkerung ver⸗ halte ſich ruhig, der Handel ſei gelähmt. Die proviſoriſche Regierung hat ein Manifeſt er⸗ laſſen, in welchem ſie die Monarchie für abgeſchafft er⸗ klärt und ihre Abſicht kundthut, jede Unordnung vermei⸗ den zu wollen. Das Manifeſt erklärt ſerner, die provi⸗ ſoriſche Regierung habe zahlreiche Zuſtimmungs⸗ und An⸗ erkennungserklärungen aus den einzelnen Provinzen Bra⸗ ſtliens erhalten. Der frühere Präſident des Miniſteriums iſt verhaftet worden. Der Kaiſer ſoll, wie es heißt, mit der größten Rückſicht behandelt werden. Die aus⸗ gebrochene aufrühreriſche Bewegung findet übrigens nicht im ganzen Lande Anklang. Die Provinz Bahia ſteht derſelben feindlich gegenüber.— Nach einer weiteren Meldung werden der Kaiſer und die Mitglieder der kai⸗ ſerlichen Familie heute ſich nach Europa einſchiffen. “Liſſabon, 18. Nov, 8 Uhr früh. Die portugieſiſche Corvette„Bartolomes Diaz“ erhielt Befehl, nach Bra⸗ ſilten abzugehen. Mannheimer Handelsblatt. Frihurg, 16. Nov.(Driginal⸗Marktbericht). Auf dem heutigen Frucht⸗ markte wurbden die Früchte verkauft per 190 Kilo: Weizen Mark 21.50, 22.68, 20.00, Halbweizen 18.50, 18.5. 18.50, Roggen 18.00, 17.29, 18.50, Molzer 16.50, 16.18. 16.—, Gerſte 12.—, 17.70, 17.50, Hafer 16.50, 15.78, 15.00. Verkauft wurden 92,72 Kilo. Geſammterlüös Mark 1707.88. Maunheimer Hafen⸗Verkehr vom 16. November. Schiffer ev. Kap. Schiff. Kommt von Ladung Etr. Hafeſn meiſterei I. Maxtin Mathilde Notterdam Stückgüter— A. Claaſen Chriemhilde 5 2— Baner Siegfried 01 5— Klotz Hohenſtaufen 1 0 8 Hafenmeiſterei II. O. Hutflies Ludwigshafen 9 tterdam etreide 900 17 eibel armonie ntwerpen tückgſteer 9855 hr. Demmer orgenröthe Ruhrort ohlen 15⁰⁰ P. Hirſchmaun Wott mit uns 4 deiſen 893˙0 Hafen meiſterei III. E. Leuting Amſterdam 4 Amſterdam Stückgelter 260⁰ B. Meuer Ableiter Heilbronn Salz 18323 Bruderliebe 5 1018 12 Engler A0925 Jagflſelb 9 2036 Schreck reck— 178⁰ J. Knaub Deutſchland 6 2¹³ Ph. Weber Hoffnung 2 1526 V. Bretzer Carolina 75 1868 A. Voeſer Liebling ronn Dorde 100⁰0 Weber Karoline 55 1 170⁰ jugendliche Frau älter und beinahe häßlich erſcheinen, ſie war von ziemlich niederer Herkunft und nur geheirathet worden, um durch ihre Mitgift einen drohenden Konflikt dem Lebens⸗ wege des damaligen Herrn Lieutenants von Heimburg fern⸗ zuhalten, jetzt vernachläſſigte ihr Mann ſie vollſtändig und 13 dadurch ihre lodernde Eiferſucht zu immer neuen Aus⸗ rüchen. In dieſem Augenblick hielt Frau Leonore den kleinen Max auf ihrem Schoße und plauderte mit ihm, während ſie ab und zu die immer wieder hervorquellenden Thränen aus dem Geſichte wiſchte. „Solch ein liebes, kleines Geſchöpf!“ ſagte ſie ſchluchzend, als die Stiftsdame zu ihr trat.„Ach, gnädiges Fräulein, wenn mir der gütige Gott ein Kind geſchenkt hätte!“ „Dann würden Ihre Sorgen andere Namen tragen, meine Liebe, das iſt alles. Man muß ſich mit dem Leben abfinden, indem man es vollſtändig verachtet.“ Frau Leonore ſeufte.„Ich möchte es ſo gern lieben lernen,“ hauchte ſie.„Ich möchte glücklich ſein— und wäre 115 ganz kurze Zeit, aber ein einziges Mal vollſtändig glücklich.“ „Das iſt kein Menſch,“ ſagte mit harten Tone die Stifts⸗ dame.„Glück!— Was iſt Glück? Ein Traum der uner⸗ fahrenen Jugend, eine Fata Morgang, der man während der beſten Jahre ſeines Daſeins nachläuft und die endlich vor unſeren Blicken im Nebel zerrinnt.“ „Da kommt Ihr Herr Gemahl,“ ſetzte ſie dann hinzu. „Ich glaube, für den heutigen Tag iſt eine Jagd geplant.“ 3Ratürlich zu Pferde!— und Frau von Halden reitet „Das iſt wahrſcheinlich“— Frau Leonore nickte.„Weßhalb auch nicht?“ verſetzte ſie im bitteren Tone.„Die Dame iſt jung und blendend ſchön, ſie hat einen Wuchs wie eine Königin, Augen ſo bell wie ein Frühlingsmorgen, ſie iſt a vornehm,— ihr ver⸗ ſagte das Schickſal keine ſeiner Gunſtbezeugungen. „Nur der weichen Haut, der roſigen Farben wegen?— Meine liebe Frau von Heimburg, vor vierzig Jahren war ich eine geprieſene Schönheit— und welchen Vortheil Dampfer⸗Nachrichten. Mhein⸗Damofſchifffahrt.„Kölniſche und Düſſeldorfer Geſellſchaft“. Per⸗ ſonen⸗ und Güterbeförderung nach allen Rheinſtationen bis Rotterbam und in Verbindung mit der Great Eaſtern Company nach London via Harwich.— — Abfahrten von Mannheim vom 16. Okt. ab: Täglich Morgens 5½ Uhr bis Köln⸗Düſſeldorf Rotterdam und Zwiſchenſtationen.— Abfahrten von Rainz Morgens 7½ und 10 Uhr bis Köln, 11 Uhr bis Koblenz und Mittags 12 Ubr nach Mannbeim.— Nähere Auskunft über Frachten ꝛc. ertheilt die Agentur. Bremen, 16 Nov.(Telegraphiſche Dampfer⸗-Nachrichten des Norddeutſchen Lloyd in Bremen, 1 5 heilt von Ph. Jac. Eglinger, alleiniger, General⸗Agent in Mannheim.) Dampfer„Trave“, welcher am 6. November in Bremen abge⸗ fahren war, iſt am 16. Nov. Nchm 2 Uhr wohlbehalten in Newyork angekommen. Waſſerſtands⸗Nachrichten. Nhein Bingen, 16. Nov. 192 m.—.05. Konſtanz, 16 Nov..69 m.—.04] Kaub, 16. Nov..18 m.—.04 Hüningen, 16. Nov.25 m.—. 0 07] Koblenz, 16. Nov. 242 m.—%05 Kehl, 16 Nov.67 m—.04. Köln, 16 Nov. 261 m.—.06 Sauterburg, 17 Nos. 3 86—0 07 Ruhrort, 16. Nov..11 m.— 0. 05 Maxau, 16 Nop 3 96 m— 0½06 Neckar. Mannheim, 12 Nov..75 m—.06. Mannheim, 18. Nov..78.— 0,08. Mainz, 16. Nov..37 m.—.05. Heilbronn, 18. Nov 1, m. + 6,08. Briefkaſten. Abonnent Ch. R. hier. Von dem Propheten Johann Adam Müller aus Meckesheim, ſo wird uns aus unſerem Leſerkreiſe geſchrieben, befindet ſich ein Bildniß im Saale 8 der Kunſt⸗ und Alterthümerſammlung zur Ge⸗ ſchichte Heidelberas und der Pfalz auf dem Heidelberger Schloß als Nr. 831 mit nachſtehender Erläuterung im Ka⸗ talog:„Der Prophet Johann Adam Müller aus Meckes⸗ heim, Heidelberg, 1816. S. S. M. Dieſer Mann erregte ſeiner Zeit das größte Aufſehen. Er reiſte angeblich auf Geheiß einer überirdiſchen Erſcheinung im Jahre 1807 nach Königsberg, wo er dem König, der Königin von e und dem ruſſiſchen Großfürſten und ſpäteren Kaiſer Nicoluus den ſchließlichen Sieg über Napoleon, den Untergang der Franzoſen im Norden und die Vergrößerung Preußens pro⸗ phezeite. Im Jahre 1813 konnte er dem König in Heidelberg zur Erfüllung dieſer Prophezeiung gratuliren. In ähnlicher Weiſe prophezeite er die Schlacht bei Waterloo unter genauer 7 0 5 der Oertlichkeit, die er gleichwohl niemals geſehen atte. Jndem wir für obige Mittheilung verbindlichſt danken, theilen wir allen unſeren Leſern, welche ſich für den Pro⸗ pheten Johann Adam Mülkler intereſſiren, mit, daß wir der Liebenswürdigkeit eines Freundes unſeres Blattes einen größeren Aufſatz über dieſe intereſſante Perſönlichkeit ver⸗ Wane den wir in den nächſten Tagen zum Abdrucke bringen werden. Abonnent J. L. hier. Indem das noch nicht voll⸗ jährige Mädchen eine Ehe eingeht, wird es ehemündig, d. h. in dem Augenblicke, in welchem es die Ehe ſchließt, wird es als volljährig angeſehen, einerlei ob es 17 oder 20 Jahre alt iſt; dem Mädchen ſteht demgemäß dann das Recht zu, die Uebergabe des Vermögens von Seiten ihres Vormundes zu verlangen und der Vermund iſt zur Herausgabe desſelben und Rechnungsſtellung verpflichtet. Falls der Vormund ohne erhehlichen Grund ſich weigert, die Zuſtimmung zum Eheab⸗ ſchluſſe ſeines Mündels zu geben, kann dieſer Conſens gericht⸗ lich herbeigeführt werden. Abonnent A. B. hier. Sie fragen:„Iſt eine Schuld in der Höhe von 20—30, Mark, herrührend aus Koſt und Logis, ein Ehehinderniß in dem Sinne, daß der betr. Gläu⸗ biger die beabſſchtigte Ehe ſeines Schuldners bis zur Tilgung der Schuld hindern kann?“— Da der Schuldner ſtch nicht mit ſeinem Gläubiger, ſondern mit ſeiner Braut verheirathet, ſo nützt in dieſem Falle der Proteſt des Gläubigers nicht das Geringſte; der mit ſolcher Schuld belaſtete Mann darf ſich trotzdem in den heiligen Stand der Ehe begeben. Abonnent K. H. hier. Manuſkript mit Dank empfangen, wird jo raſch als möglich Aufnahme finden. Abonnent H. H. hier. Wer gewerbsmäßig Heirathen vermitteln will, bedarf hiezu zwar keiner behördlichen Er⸗ laubniß, iſt aber geſetzlich verpflichtet, bei Eröffnung dieſes Gewerbebetriebes der zuſtändigen Behörde hievon An⸗ zeige zu machen. Wenn Thatſachen vorliegen, welche die Unzuverläſſigkeit des ſich Anmeldenden in Bezug auf dieſen Gewerbebetrieb darthun, ſo iſt ihm die Ausübung diefes Gewerbes zu verſagen. Wer die vorgeſchriebene Anzeige unterläßt oder der gegen ihn ergangenen Unterſagung des Gewerbebetriebs zuwiderhandelt, kann mit Geldſtrafe bis zu 150 Mark eventuell mit Haft bis zu 4 Wochen belegt werden. Zwei Wettende S. u. T. hier. Die Frage läßt ſich nur auf Grund einer Wahrſcheinlichkeitsrechnung beantworten. Auf Grund der bisherigen Entwicklung unſerer Stadt kann angenommen werden, daß die 0 Bevölkerungs⸗ zunahme 2,7 PEt. beträgt. Die Volkszählung im Jahre 1890 wird alſo 69,747 3 5 5 79,689 1900 3 91,000 1905 104,082 Einwohuer ergeben, ſodaß Mannheim nicht ſchon im Jahre 1900 die Hahl von 100,000 Einwohner erreichen wird. Warten wir's übrigens ruhig ab, möglich iſt es immerhin, aber mathematiſch nicht wahrſcheinlich.— Die Anzahl der Haushaltungen betrug im Jahre 1885: 12,474. Abounent L. hier. Leſen Sie den Artikel 64 des deutſchen Handelsgeſetzbuches nach. Auf Grund deſſelben kann gegen den Handlungsgehilfen die Auflöſung bes Dienſt⸗ hat mir das gebracht? Welches Glück iſt für mich daraus erwachſen?“ Die Lippen der alten Dame bebten. Still! Still!“ ſetzte ſie tief athmend hinzu.„All das äußere Weſen iſt nur Trug und Schein,— meiſtens verhüllt es Gräber, darin Freude und Hoffnung beſtattet liegen. Aber das darf um des Himmels willen die Wekt nicht erfahren; ein Menſch, der in unſeren Tagen noch fühlt, noch von ſeinem Herzen ſpricht, der iſt nicht vornehm, der ſteht nicht auf der Höhe geiſtiger Er⸗ leuchtung. Man fliegt von Feſt zu Feſt, man möchte den Dimmel ſtürmen, um ſeinen Uebermuth auszutoben. Im unkel der Nacht bleibt ja Zeit genug zu weinen.“ Während dieſer Worte war Herr von Heimburg raſchen Schrittes herangekommen, ſein Blick verriet deutlich einen hohen Grad von Aerger, er ſah mit zuſammengezogenen Braunen auf ſeine Frau. Ein flüchtiger Gruß ſtreifte die Stiftsdame, dann zuckte der Major in geringſchätziger Weiſe die Achſeln.„Du haſt nicht Toilette gemacht, liebe Leonore? Du hältſt wieder das Tuch gegen die Stirn?— Und ich hoffte, dich für die Jagd bereit zu finden. Es geht hinaus zu den Bergen, aber Du hätteſt in der kleinen Chaiſe immerhin folgen können.“ 5 Die Frau mit dem unſchönen Geſicht und den verweinten Augen ſchüttelte den Kopf,„Was ſollte ich bei euch fröhlichen Menſchen?“ ſagte ſie im bitteren Tone.„Es wird dein Ver⸗ gnügen nicht ſtören, wenn Du mich krank und einſam zu Hauſe weißt.“ 5 Er zuckte die Achſeln und ging mit Sturmſchritten davon, ohne weiter ein Wort hinzuzufügen. 5 Aus den klugen Augen der Stiftsdame traf ein tadelnder Blick die bebende Frau.„Weshalb lernen Sie nicht reiten, meine gute Majorin? Weshbalb verwenden Sie nicht Puder und Schminke? Wie um des Himmels willen kommen Sie dazu, ohne allen Schmuck im einfachen Kleide einherzugehen und ſich in einſame Ecken zu verkriechen?— Sie verſtehen ſich nicht auf das Leben, meine Kleine.“ Frau von Heimburg ſchwieg erbleichend.„Es iſt nun zu ſpät, ſagte ſie dann nach lauger Pauſe. 8— 5 „Das alaube ich nicht, Liebe! Aber ſehen Sie da meine ſchöne Nichte, nehmen Sie an ihr ein Beiſpiel, Kind.“ verhälkniſſes ausgeſprochen werden wegen Untreue, Vertrauens⸗ mißbrauch, Verweigerung der Dienſtleiſtung, anhaltende Kränklichkeit, Verurtheilung zu längerer Freiheitsſtrafe, längerer Abweſenheit, thätlicher Mißhandlungen, bülſen Lebenswandels, Uebernehmen von Handelsgeſchäften für eigene Rechnung oder Rechnung Dritter ohne Genehmigung des Prinzipals ꝛc. Auf Grund des Artikels 61 kann das Dienſtverhältniß von jedem der beiden Theile mit Ablauf eines jeden Kalenderjahres nach vorgängiger ſechswöchentlicher Kündiaung aufgehoben werden. Abonnent, kein Sozialdemokrat. Wir pflichten Ihnen völlig bei, wenn Sie ſich darüber beſchweren, daß in einigen Fabriken in der Nähe unſerer Stadt entweder durch die Fabrikinhaber oder durch die Werkführer Cantinen betrieben werden, da insbeſondere im letzteren Falle ſehr leicht der Arheiter zum Trinken aus Gefälligkeit verleitet werden kann. Ihr Vorſchlag, daß zum Cantinenbetriebe nur Leute zugelaſſen werden ſollten, welche vermöge ihrer Stellung in der Fabrik keinen Druck auf die Arbeiter ausüben können, halten wir für völlig zweckentſprechend und berechtigt und nehmen daher keinen Anſtand, zu erklären, daß wir dieſe Auf⸗ faſſung vollkommen theilen. Abonnent M. A. in L. Ihr Telegramm hat uns noch rechtzeitig erreicht. Wir würden übrigens von den zwiſchen den beiden Vereinen herrſchenden Differenzen nur dann Notiz genommen haben, wenn die Wogen ſo hoch ge⸗ gangen ſein würden, daß die Oeffentlichkeit davon berührt worden wäre. Uebrigens freut es uns, daß die Meinungs⸗ verſchiedenheit zu keinen weiteren Folgen geführt hat und die Gemüther ſich beruhigen. Jedenfalls danken wir Iynen für Ihre Aufmerkſamkeit. Abonnenten Heddesheim. Wenn der Vorſtand einer Kaſſe die bei ihm eingereichte, gegen den Kaſſenarzt gerich⸗ tete Beſchwerdeſchrift dieſem letzteren zur Keuntniß bringt oder zum Zwecke der Rechtfertigung und Beantwortung über⸗ gibt, ſo handelt dieſer Vorſtand weder ſtrafbar noch incor⸗ rect, ſondern durchaus correct, da demjenigen, gegen welch Beſchwerde erhoben wird, ſelbſtverſtändli gach Gelegen gegeben werden muß, ſich zu vertheidigen. Selbſtperſtändlich iſt der Vorſtand verpflichtet, auf Grund des 8 40 Abſatz 8 des eingeſandten Statutenausſchnitts dieſe Beſchwerde der Generalverſammlung zur Kenntniß Wehperde— ſalls die Beſchwerdeführer nicht 8 ihre Beſchwerde zurückgenom⸗ men haben. Falls der Vorſtand dieſes unterläßt, ſt es den Beſchwerdeführern, wenn ſie ihre Beſchwerde ni zurücknehmen, frei, in einer Interpellation bei Gelegen der Generalverſammlung den Gegenftand ihrer Beſchwerde zur Sprache zu bringen. Thun ſie dieſes nicht, ſo wird wohl angenommen werden dürfen, daß ſie auf ihrer Be⸗ ſchwerde nicht beharren und von der ihnen vielleicht privatim gewordenen Auskunft befriedigt ſind. Eine Beſchwerde gegen den Vorſtand felbſt iſt bei der Aufſichtsbehörde, Gr. Bezi Amt einzureichen, wenn Kaſſenmitglieder hierzu Urſache zu haben meinen. Von den angeführten Paragraphen des Strafgeſetzbuches trifft kein einziger auf den mitgetheilten Fall, den wir nicht für erheblich erachten, 15 Abounent W. H. Karlsruhe. Ihre Zuſchrift er⸗ halten. Selbſt wenn alles ſich genau ſo verhält, wie Sie es darlegen, möchten wir Sie in Ihrem eigenen bitten, ſich nicht zu einer Verbitterung hinreißen zu laſſen, die zwar nach Ihrer Darſtellung des Thatbeſtandes begreiflich erſcheint, Ihnen aber Ungelegenheiten bereiten kann und muß. Mit ruhiger und beſonnener Zähigkeit ſoll man den Kampf ums Recht führen; läßt man ſich durch Erbitterun zu unüberlegten Schritten hinreißen, ſo ſtürzt man ſich ſelb in Ungelegenheiten. Darum vor Allem kaltes Blut. Denken Sie an das bekannte Wort:„Geld verloren, viel verloren u. ſ. w.(Fortſ. folgt.) 13. Peter, Mibenturlz, 54891 Mannhein Dr———— Hoflieferant Ir. Kgl. Hokeit des Sroßherzogs von Baclen Fahrik u. Lager C 8. 3— Außſtellungsſiltale N 2. 8 Uebernahme von eompletten Wohnungs⸗Einrichtungen inel. Vorhänge, Teppiche, Lüſter, Decorationsgegenſtände etc. Großes Lager vun ferligen Mübeln gger Beddenen Eigenes Atelier für Entwürfe. Koſtenanſchläge bereitwilligſt. 20 Muſterzimmer in jeder Preislage. 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Eine ſchmale Spitzenkrauſe umſchloß Hals und Handgelenke, von der Bruſt fiel halb verſteckt eine ſchimmernde goldene Kette, ſonſt fehlte aller Schmuck, aber trotzdem konnte es keine vollendetere Schönheit geben, als dieſe fünfund⸗ zwanzigjährige Frau mit dem ariſtokratiſch bleichen, blumen⸗ haft zarten Antlitz. Major Heimburg neigte fich vor ihr wie vor einer Fürſtin, während der Rittmeiſter mit ſeinem Diener ſprach und für die ſchöne Coufine keinen Blick zu haben ſchien. Die Flügelthüren zum Gartenſgal ſtanden weit offen; Frau von Halden ging langſamenSchrittes über die Schwelle und näberte ſich ihrer Vertrauten, die offenbar aus dem Ver⸗ ſteck hervor den Jagdzug zu beobachten gedachte.„Weshalb begleiteſt Du uns nicht, Magda?“ flüſterte ſie.„Ich könnte zuweilen ein Wort mit dir tauſchen, ich hätte doch eine Seele, die mich verſteht, in der Nähe.“ Das junge Mädchen lächelte ruhig.„Deine beiden Kava⸗ liere bieten dir ohne Zweifel einen reichlichen Erſatz, liebſte Adeline.“ „Meinſt Du wirklich?“— Und in den Augen der ſchönen Frau glänzten klare Thränen.—„Sieh einmal hinüber,— da am Pfeiler ſteht Max. Hältſt Du es für möglich, dieſen Mann in die Stellung eines Bittenden hinabzudrücken.“ „Wünſcheſt Du das, Adeline?“ „Leidenſchaftlich!“ bebte es von den Lippen der jungen Frau.„Leidenſchaftlich, Magda! Sieh,— es gab vor Jahren zwiſchen uns eine Stunde, von der ich ſelbſt dir nicht erzählte: die Demüthigung war zu furchtbar, ſie raubte mir faſt den Verſtand.“ Adeline preßte die Hand gegen die Bruſt, um ſich ge⸗ waltſam zur Ruhe zu zwingen.„Du weißt nicht, daß Mar dichtet,“ flüſterte ſie,„Dinge, die ſich dem Beſten ebenbürtig an die Seite ſtellen könnten, die er aber den Blicken anderer wie eine Todſünde verbirgt. Fortſetzung folgt.) — — + *4 General⸗Anzeiger. Jeigen Gr. Bad. Staatseiſenbaynen. Am 1. Dezember l. J. tritt ein Berichtigungs⸗ und Ergänzungs⸗ blatt zu Theil II des deutſch⸗ftalie⸗ niſchen Gütertarifs in Kraft. Daſſelbe enthält für die dies⸗ ſeitigen Bahnen weiter ermäßigte Ausnahmefrachtſätze für Wein⸗ transporte über Peri⸗Brenner ſowie Ausnahmefrachten für die Beförderung metallurgiſcher Er⸗ zeugniſſe von Immendingen nach Italien. 64761 Exemplare des genannten Blat⸗ tes ſind bei unſern Verband⸗ ſtationen unentgeldlich zu beziehen. Karlsruhe, 16. Nopbr. 1889. Generaldirektion. Tages⸗Ordnung r zu Fitzung des Bezirksrafh vom Donnerſtag, 21. November, Vormittags 9 Uhr. 1. J. S. der Armen⸗ und Kran⸗ ſencommiſſton Mannheim gegen Friedrich Staßen Wwe. in Speyer, Forderung betr. 2. Geſuch des Andreas Sachs um Erlaubniß zum Betrieb einer Schankwirthſchaft ohne Brannt⸗ weinſchank in Lit. Q 4, 18l14. 3. Gleiches Geſuch des Gott⸗ lieb Kälble, Schwetz.⸗Str. 69. N des 8 fangen e in um Er Betrieb einer Gaſtwirtzſchaftt 5. Geſuch des Johann Gö um Erlaubniß zur Transferi ſeiner Schankwirthſchaftsconcef⸗ ſton ohne Branntweinſ von G 8, 20 nach H 8, 12. 6. Gleiches Geſuch des 1 7 Schwetz.⸗Str. nach 7. Geſuch des Gi J. Nau in Mannheim um laubniß zur Aufftellung eines Dampfkeſſels. 8. Anlage einer gehrich Nahe durch die Firma Friedrich Rahr von Relaishaus auf Gemarkung Neckarau. 9. Geſuch des Dr. L. Schäfer auf Waldhof um waſſer⸗ und baupolizeiliche Genehmigung zur Herſtellung eines Abwaſſerdohlens in den Floßhafen. 10. Geſuch des Johann Noß⸗ mann hier um Ertheilung eines Schifferpatents. 11. 1 der Firma Gebr. Kaufmann in Ladenburg. 12. Ungeſunde Wohnung im aufe des Franz Umſtädter in enheim. Sämmtliche auf die Tagesord⸗ nung bezüglichen Akten liegen 3 Tage vor der Sitzung zur Ein⸗ ſicht der Betheiligten und der Flager Bezirksräthe auf dies⸗ itiger Kanzlei auf. 64734 annheim, 16. November 1889. Großh. Bezirksamt. enſinger. Einladung. Nie Mitglieder des Bürzer⸗ Ausſchuſſes werden auf Mittwoch, 20. Nobember 1889 Nachmittags 3 Uhr in den Rathhausſaal zur Berathung u. Beſchlußfaſſung in nachverzeichneten Betreffen ein⸗ geladen. Tages⸗Ordnung: 1. Die Durchführung des von dem Bürgerausſchuß in der Sitz⸗ ung vom 9. Juli 1888 genehmig⸗ Bebauungsplanes für die eet ⸗Kuhweide⸗Gewann 2. intr auf Genehmigung — 5 7 7 Faſldt ür Mi ng der iſchen uhr⸗ Anſtalt. 25 3. Ergünzungswahl zum Stadt⸗ verordneten⸗Collegium. Mannheim, 15. Novpbr. 1889. Stadtrath. Moll. Lemp. Konkurs verfahren. Nr. I. 54718. In dem Konkurs⸗ verfahren über das Vermögen des Thonwaarenfabrikanten Fried⸗ rich Albert Springer von Termin zur Abnahme 64651 5 ann⸗ heim Einwendungen gegen das Ver⸗ Helmt der bei der Schlußver⸗ eilung zu berückſichtigenden For⸗ derungen auf 64735 Dienſtag, 10. Dezbr. 1889, Vormittags 9 Uhr beſttamt Amtsgericht 1 hierſelbſt beſtimmt. Mannheim, 16. Novpbr. 1889. i der e des Verwal⸗ ters, ſowie dar Arbebung von Kleiſch⸗, Sroß⸗ u. Milch⸗ Keferung. Jas katholtſche Bürger⸗Hoſpital e e 5 ogr. Maſtochſenfleiſch, „ 500„ Sapſe l „ 3 Schweinefleiſch mit den einſchlägigen Artikeln. ea. 8000 Kilogr. Schwarzbrod, 1 917 7 55 „ 30000 Stuck Pilchbrod, „ 7000 Liter ſüße Milch. Schriftliche Angebote wollen längſtens 64562 Montag, 9. Dezember d.., Vormittags 11 Uhr, verſtegelt und mit entſprechender Ueberſchrift auf dem Verwaltungs⸗ bureau, woſelbſt auch die Liefe⸗ rungsbedingungen eingeſehen wer⸗ den können, abgegeben werden. Mannheim, 12. November 1889. Der Stiftungsrath. Sekauntmachung. Die Konſtgttrung der mmenſteuer e⸗ müß Artikel 15 Abſatz 1 des Einkommenſteu⸗ er⸗Geſetzes betreffend. Nach dem oben angeführten Geſetzes⸗P hiſt Jedermann der in einem Steuerdiſtrikt erſt⸗ mals, oder nach dem ſeine Steu⸗ erpflicht geruht hat, erſtmals wie⸗ der ein— 75 ichtiges Einkom⸗ nten qus Arbei oder Penſtleiſtung ezieht, ſofern das Einkommen gus einer Tieße verpflichtet, inerhalb 14 Tagen der lichen Thä⸗ tigkeit dem Unterzeichneten riftlich oder mündlich die erfor⸗ erliche Erkl abzugeben. Hierauf werden die erpflich⸗ tigen mit dem Anfügen aufmerk⸗ 1 3 b 7870 8 ungen un i urch die — ceee des See euerg ausgeſprochenen Strafen g 5 werden. 54953 Mannheim, im— 1889. Der Großh. Oberfteuerkommiſſär den Stabtbeftr Mannheim Dauth. Bekanntmachung. Die Maurer⸗, Zimmer⸗ und Spengler⸗Arbeiten zu verſchiede⸗ nen baulichen Verä Werungen im — 0 chen Bauhofe ſollen im Wege öffentlichen Angebotes verge⸗ ben werden. Angebote hierauf ſind Auf 92 ſen, mit entſprechender Aufſchri verſehen, bis Freitag, den 22. Nopember, Vormittags 11 Uhr, an unterfertigter Stelle einzurei⸗ chen, zu welchem Nelden auch die Eröffnung derſelben in Ge⸗ genwart etwa erſchienener Bieter erfolgt. Arbeitsverzeichniſſe können gegen Erſatz der Umdruckskoſten eben⸗ daſelbſt in Empfang genommen werden. 64573 Mannheim, 15. November 1889. Hochbauamt: Uhlmann. Heffenlliche Verſteigerung. Dienſtag, 19. November l.., Nächmittags 2 Uhr werde ich in meinem Pfandlocal T 1 No. 2 eine Uhr mit Kette, 1 Canapee, 1 Tiſch, 1 Canarien⸗ vogel mit Käfig im Vollſtreck⸗ Rage Baarzahlun ver 9 öffentli eigern. 64748 annheim, 17. November 1889. ax, Gerichtsvollzieher. ECCCCC ͤ „Zum kleinen Fäßchen“ P 3, S. Hech Stoff aus der „Aktienbrauerei Löwenkeller“. Reine Weine, guter Mittags⸗EAbendtiſch Aufmerkſame Bedienung. Um freundlichen Beſuch bittet cheeder. 64567 Zum fheingau, Weinwirthſchaft, D 5, 6 vormals 60626 Carl Schweitzer. (vteine Naturweine. Morgens reichhalt. Frühſtück. Täglien abweckselnde Plat du jenr. Aufmerkſame Bedienung. Der Gerichtsſchreiber Gr. Amts⸗ U; freundlichen Beſuch bittet gerichts J. Tiemann. Galm. Aonkurs⸗Berfahren. f No. 1 53912. 85 5 Konkurs⸗ J. Luginsland, derfahren über das Vermögen es Johannes Pohly in Mann⸗ heim iſt Termin zur Prüfung der nachträglich angemeldeten Forde⸗ rungen auf 64636 Mittwoch, 18. Dezhr. 1889, Vorm. 9 Uhr vor Großh. Amtsgericht III. hierſelbſt beſtimmt. Mannheim, 13. Nopember 1889. Der Gerichtsſchreiber Großh. Amtsgerichts. Galm. Hppothekendarlehen zu 4½%, in größeren Beträgen zu%, beſorgt prompt u. billig arnst Weiner, 8428 D 6. 15. M 4, 12 ſein großes Lager in e chen 58713 Riemen Bahelbsden ebenſo in Asphalt verlegt u billigen Preiſen. empfiehlt 64070 ferlige Thüren mit 3, 4, 5, 6 Füllungen, Futter u. Bekleidungen. Ein Kind in gute Pflege zu nehmen, 8 4, 10, 4. St. 68917 Unter dem beſonderen Schutze Seiner Föniglichen Hoheit des Großherzogs von Heſſen. 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