82 unem Abonnement: 50 Pfg. monatlich, Bringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poßt bez. iucl. Poſtauf⸗ ſchlag M..30 pre Qusrtal. Inferate: Die Cslonel⸗Zeile 20 Pfs. Die Reklamen⸗Zeile 60 Pfg. Einzel⸗Nummern 3 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. (Badiſche Bolkszeituns.) der Stadt Maunheim und Umgebung.(Mannbeimer Boftsblatt.) er Journal. (100. Jahrgang.) für d poltüchen a. 8l Theckt en politiſchen u. allg. Chef⸗Redakteur Julius Katz, für den lokalen und 7 5 Ernſt Müller, für den Inſeratenthei: Jakob Ludw. Sommer. Notationsdruck und Verlag des Dr. H. Haas'ſchen Buch⸗ druckerei. Amts⸗ und Kreisverkündigungsblatt weze eene⸗ Erſcheint täglich, auch Sonntags; jeweils Vormittags 11 Uhr. Bürgerhoſpitals.) ſämmtlich in Mannheim. Nr. 15. Gelenhen-Ar. 218.) Auflage über 11,300 Exemplare. (Notariell beglaubigt.) *Die Reichstagswahlen. Wie ſchon während der letzten drei Jahre, ſo gehen die Führer der oppoſitionellen Parteien natürlich jetzt mehr denn je zuvor darauf aus, zu erreichen, daß die nationale, die Staatsregierung nach Kräften unter⸗ ſtützende Mehrheit im Parlament wieder von der Bildfläche verſchwindet, und auf die bevorſtehenden Reichs⸗ tagswahlen werden in dieſer Beziehung große Hoffnungen gebaut. Die vereinigten Gegner der Ordnungsparteien haben ſchon längſt alle Hebel in Bewegung geſetzt, dieſem erſehnten Ziel näher zu kommen, und glauben, daß es Verblendete gibt, die ſich politiſchen Richtungen dienſt⸗ bar machen, auf deren Banner geſchrieben ſteht: die Partei über Alles, auch über Kaiſer und Reich, denn thatſächlich zielt das Streben der demokratiſch⸗freiſinnigen Partei auf eine Herrſchaft der Partei ab. Wird aber die Mehrheit der Wählerſchaft in unſerem Wahlkreiſe ſich mit derartigen Anſchauungen befreunden? Nein, und abermals nein! Dazu herrſcht viel zu viel geſunder Sinn und Patriotismus im Volke. Die gute Geſinnung thuts freilich nicht allein, es handekt ſich auch darum, ſie wirklich zu bethätigen, ſich an dem Wahlakt zu betheiligen. Vor drei Jahren iſt das geſchehen und ein glänzender Sieg der ſtaatserhaltenden Elemente war die Folge; die drei Kartellparteien gewannen weit über eine Million Stimmen, die Oppoſitionsparteien bloß hundertundeinigetauſend! Die Demokraten und Freiſinnigen hatten mit den nationalen Gefühlen der deutſchen Nation Spott ge⸗ trieben und ſahen ſich nun von den Wählern verlaſſen. Das war der wahrhafte Ausdruck der Stimmung im Volk; ſollte es aber jetzt nicht wieder möglich ſein, einen ähnlichen Sieg zu erringen? Gewiß, wenn Jeder, wie damals, ſeine Schuldigkeit thut und von ſeinem Wahlrecht Gebrauch macht, und wenn die nationalen Parteien einmüthig und entſchieden zuſammenhalten in dem ernſten Kampf, dann werden ſie ihn mit Ehren beſtehen. In dieſer Zuverſicht und im Gedanken an Kaiſer und Reich ſind wir in die Wahl⸗ dewegung eingetreten und in dieſer Zuverſicht, getragen von dieſem Gedanken, wollen wir den Kampf gegen die zerſetzenden Abſichten der Demokraten und Freiſinnigen auch durchkämpfen.“ Vornehme Zurückhaltung iſt mit dem allgemeinen leichen Stimmrecht, welches die Entſcheidung in die großen Maſſen legt, unvereinbar und die demokratiſch⸗ freiſinnigen Parteien haben eine Agitation eingeführt, mit der nothgedrungen auch die anderen Parteien Schritt halten muͤſſen, wenn ſie nicht zurückgedrängt werden wollen, denn die Maſſe der Gleichgültigen in der Wähler⸗ ſchaft, die erſt aufgerütteltwerden müſſen, iſt groß. Durch die frühe Anberaumung des Wahltermins wird die Dauer der Wahlbewegung abgekürzt, und das werden Alle, denen die Agitation nicht Selbſtzweck iſt, nur willkommen heißen, ebenſo wie das ſeltenere Eintreten der Wahlen in Folge der Verlängerung der Legislaturperioden. Die Wahlbe⸗ wegung wird einigermaßen dadurch erſchwert, daß die Abgeordneten noch einige Zeit durch ihre parlamentariſchen Pflichten in Anſpruch genommen werden. Man wird aber erwarten dürfen, daß auch die Reichstags⸗ ſeſſion in Folge des Naherückens der Wahlen einem möglichſt beſchleunigten Ende zugeführt wird. Stimmung für lange Reichstagsverhandlungen wird wohl jetzt nir⸗ gends mehr vorhanden ſein und die noch rückſtändigen Entſchließungen können bald getroffen werden. Politiſche Neberſicht. Mannhbeim, 15. Januar, Vorm. Die„M. N..“ erhalten Nachricht von einer überraſchenden Wendung in der kirchen⸗ politiſchen Lage Bayerns. Eine in ultramon⸗ tanen Blättern verbreitete Depeſche aus Rom meldet, von der kgl. bayer. Staatsregierung ſeien nach Rom „befriedigende“ Erklärungenüber Plazet und Infallibilität abgegeben worden. So ſelt⸗ ſam dieſe Mittheilung klingt, ſo iſt doch vielleicht ein wahrer Kern daran. Die„M. N..“ hören nämlich, daß auf höhere Veranlaſſung hin Staatsminiſter Frhr. d. Lutz direkt an den Vatikan in einem um⸗ fangreichen Expoſs eine Darlegung ſeiner Amtsführung in Ulrchenpolitiſchen Dingen gegeben habe und daß der Geleſeulle und verbreitette Zeitung in Maunheim und Amgrbung. Papſt aus dieſem beweiskräftigen Dokumente er⸗ ſehen und anerkannt habe, daß die Politik der bayeriſchen Staatsregierung keineswegs eine kirchen⸗ feindliche, ſondern im Gegentheil in den durch die Verfaſſung bedingten Grenzen den Wünſchen der katho⸗ liſchen Kirche nach Thunlichkeit entgegengekommen ſei.— Daß der Papſt über die kirchenpolitiſche Lage in Bayern, die er einſt als„vollkommen befriedigend“ be⸗ zeichnet hat, ſeit vier Jahren vielfach abſichtlich irrege⸗ führt worden iſt, erhellte ſchon aus der Eneyklika an die Biſchöfe, die thatſächliche Unrichtigkeiten enthält. Es läge alſo, wenn ſich obige Mittheilung beſtätigt, eine mit Erfolg eingelegte Appellation von dem ſchlecht unterrich⸗ teten Papſt an den beſſer zu unterrichtenden vor. Dem Bundesrathe iſt ein 9§§ umfaſſender Ent⸗ wurf eines Geſetzes für Elſaß⸗Lothringen, betreffend die Zwangserziehung, zugegangen. Für die Geſtaltung des Entwurfes konnte in den weſentlichen Punkten als Muſter genommen werden der Entwurf eines bürgerlichen Geſetz⸗ buches für das deutſche Reich, welches die Frage der Suangsenziehung unter civilrechtlichen Geſichtspunkten regelt. Die Stadt Elberfeld beſchloß die Errichtung einer Stiftung im Betrage von 100,000 M. zur Verbeſſerung der Wohnungsverhältniſſe der arbeitenden Claſſen als Zeichen bleibender Erinnerung an die verewigte Kaiſerin und Königin Auguſta. Immer mehr greift in weiteren franzöſiſchen Kreiſen die Erkenutniß Platz, daß die Anfrage Gervilles Regierung und Kammer in eine ungemein peinliche Lage bringt. Antwortet Miniſterpräſtdent Tirard in dem Sinne, daß er die Angabe über eine geplante Beg rüß ung des Kaiſers Wilhelm in Metz und die angebliche Zuſammenkunft des deutſchen Kaiſers und Carnots in Brüſſel als eine Beleidigung des Patriotismus von Carnot zurückweiſt, ſo befürchtet man, Deutſchland werde dies als ſchwere Beleidigung empfinden. Anderſeits befürchtet man, daß in franzöſiſchen Re⸗ gierungskreiſen eine einfache Widerlegung ohne ſchärfere Betonung der Oppoſition eine Waffe bieten könne, die Regierung in das gleiche Licht der Deutſchfreundlichkeit zu bringen, wie Ferry ſeiner Zeit in der Kammer. Es werden dementſprechend Anſtrengungen gemacht, Gerville zur Zurückziehung ſeiner Anfrage zu bewegen, deren Wideraufnahme durch die Boulangiſten dann allerdings wahrſcheinlich iſt. Nach einer Meldung von geſtern früh 31/ Uhr lag König Alphons von Spanien in ruhigem Schlaf. Die Athmung war eine leichte, regelmäßige. Die Miniſter, die bis dahin dauernd im Königspalaſt geweilt hatten, haben ſich um dieſe Zeit in ihre Wohnungen begeben. »Deutſcher Reichstag. Berlin, 14. Januar. Der Reichstag erledigte den Reſt des Militär⸗ etats in zweiter Leſung und genehmigte anläßlich der Aen⸗ derungen der Wehrpflicht die geforderten Ausgaben von M. 45 813 000, ſowie M. 61 224 100 zu Beſchaffungen für artille⸗ riſtiſche Zwecke faſt einſtimmig und debattelos. Das Mandat des Abgeordneten Dr. Delbrück, der Privatdozent gewefen und zum außerordentlichen Profeſſor ernannt worden war, wird dem Antrag der Commiſſion entſprechend für erloſchen, die Wahl Webskys dagegen, dem Antrage der Com⸗ miſſion, für ungiltig erklärt. Morgen 2 Uhr Anträge über das Wahlgeſetz. Expatriirungsgeſetz. Die Beuölkerungsdichtigkeit im Großherzogthum Baden. Von Profeſſor Dr. Ludwig Neumann in Freiburg in. B. Schon ein flüchtiger Blick auf jede beliebige Karte irgend eines bewohnten Landes zeigt deutlich, daß die menſchlichen Anſiedelungen ſehr ungleichmäßig vertheilt ſind, und es finden ſich in Bezug auf Zahl, Größe und Dichte derſelben die aller erdenklichſten Unterſchiede nicht etwa nur für weit auseinan⸗ der liegende und prinzipiell verſchieden geartete Klimaprovinzen, ſondern auch ſchon für Geblete verhältnißmäßig ſehr ähnlicher Naturbedingungen, z. B. für Südweſtdeutſchland. Wo immer wir die Daſeinsgrundlagen einzelner Niederlaſſungen prüfen, überall erkennen wir, daß jede von ihnen in ihrer weiten Umgebung ſtets den beſten Platz beſetzt hält; wo immer ſie ſich dichter zuſammenſchaaren, da finden wir auch ein Zu⸗ ſammenwirken vieler oder doch mehrerer ſie begünſtigender Verhältniſſe: ergiebigen Boden, erträgliches Klima, geſchützte Lage, natürliche und bequeme Verkehrswege. Das gilt zu⸗ nächſt für die ländliche Bevölkerung, die zutreffend auch die bodenſtändige genannt worden iſt; es gilt aber auch für die ſtädtiſche, welche ſich unter ſtrategiſchen Rückſichten, mehr aber— und das iſt beſonders in neuerer und neueſter Zeit der Fall— unter dem Einflus des ſich allmälia entwickelnden Donnerſtag, 16. Januar 1890 Großbetriebs der Gewerbe und des Handels an wichtigeren Punkten des Weltverkehrs angeſammelt hat. Wird auf einer Karte die Volksdichte dadurch anſchaulich gemacht, daß die durchſchnittlichen Bevölkerungszahlen far die Flächeneinheit, alſo etwa für das Quadratkilometer, be⸗ rechnet und durch verſchiedene Farben zur Darſtellung ge⸗ bracht werden, ſo gibt eine derartige Karte ein gutes Bild der Anſiedelungsfähigkeit der einzelnen Landestheile, indem wir aus ihr ohne Zwang ſchließen dürfen, daß überall, wo ſich große Volksmengen auf engen Raum zuſammendrängen. auch die Naturvorausſetzungen einer bedeutenden Volksdichte erfüllt ſind. Eine ſolche Karte lehrt uns alſo anthropogeo⸗ graphiſch ſchauen, indem ſie uns auffordert, den Gründen der im Einzelnen ſo verſchiedenen Dichtegrade nachzuſpüren, be⸗ ziehungsweiſe den Einfluß der Naturbedingungen auf die menſchlichen Siedelungen zu unterſuchen⸗ Ganz abgeſehen von zahlreichen Spezialarbeiten in geographiſchen und ſtatiſtiſchen Veröffentlichungen geben neuerdings populäre Kartenwerke, wie z. B. der weitverbreitete Andrse'ſche Handatlas, mit Vorliebe ſolche Volksdichte⸗ karten, über die noch einige allgemeine Bemerkungen geſtattet ſein mögen, ohne daß bier alle einſchlägigen Fragen an der Hand der allmälig ziemlich ſtark angeſchwollenen Literatur über dieſen Gegenſtand zu erörtern beabſichtigt werden kaun. Der einfachſte Weg, Volksdichtekarten zu entwerfen, iſt der, daß für die politiſchen Bezirke der einzelnen Staaten deren jeweilige abſolute Volkszahl durch den Flächeninhalt dividirt wird, wodurch unmittelbar die Volksdichte ermittelt iſt, Dieſe politiſchen Bezirke können aber nur in den aller⸗ ſeltenſten Fällen als geographiſche Einheiten angeſehen wer⸗ den; denn ſie umſchließen zumeiſt Gebiete der verſchiedenſten Naturbedingungen, fruchtbare Ebenen und Thalflächen. klimatiſch und nach ihren Bodenbeſtandtheilen begünſtigte Vorhügekreihen, rauhe Hochflächen, waldbedeckte und felſige Bergabhänge u. ſ.., ſodann große Städte, Landorte heterogenſten Charakters, einzelne Weiler und Höfe, alſo höchſt manichfaltige Elemente. Werden nun tabellariſche leber⸗ ſichten oder kartographiſche Darſtellungen der Volks dichte nach ſolchen politiſchen Eintheilungen gegeben, ſo führen ſie leicht zu trügeriſchen Schlüſſen, edenfalls aber geben ſie lein ge⸗ kreues Bild der natürlichen Vertheilung der Bevölkerung. Dieſe letztere läßt ſich nur richtig darſtellen, wenn man die zu unterſuchenden Länder in nakürliche Gruppen theilt. und das hat meiſt ſeine großen Schwierigkeiten, die vor Allem in der mehr oder weniger willkürlichen Abgrenzung von Gedieten liegt, welche eben nicht ſchroff und unvermittelt aneinander floßen, ſondern häufig ſehr allmählig in einander übergehen. Doch iſt es bei perſönlicher Kenntniß eines Landes und unter wohl überlegter Zuhilfenahme brographiſcher, geologiſcher und klimatologiſcher Geſichtspunkte recht wohl möglich, jeden größeren Länderklomplex ſo in Einzelgebiete zu zerlegen, daß in jedem von ihnen eine gewiſſe Einheitlich⸗ keit der Bodenform, des Bodenbaues, der Höhenlage, des Klimas deutlich zu Tage tritt. Das Großherzogthum Baden dbietet ein ganz ausgezeichnetes Unterſuchungsfeld zum Studium der Bolks⸗ dichte. Die Ackerlandſchaft der fränkiſchen Muſchel. kalkplatte zwiſchen dem Main bei Wertheim und dem Neckar bei Mosbach; der faſt ausſchließlich aus Buntſandſtein aufgebaute böhere Odenwald; die wellige Fläche des zumeiſt aus Muſchelkalk, Keuper und Lias beſtetzenden Kraichgauer Hügellandes zwiſchen Odenwald um Schwarzwald; der Schwarzwald ſelbſt mit ſeinen Buntſandſteintafeln im Norden und Oſten, mit ſeinen Gneis⸗ und Granithöhen im Süden; öſtlich von ihm die rau Muſchelkalkhochebene der Baar; im Weſten die klimat hochbegünſtigte Alluvialebene des Rheinthals von der heſſiſchen bis zur Schweizer Grenze: die ſteinige Höbenzone des Juragebirges von Schaffhauſen bis über die Donau hinüber; die von Vulkankegeln überragte Melaſſe⸗ und Moränenlandſchaft des Hegau; der dieſem ähnliche, aber böher anſteigende badiſche Antheil an der oberſchwäbiſchen Hochebene im Linzgau nördlich vom Bodenſee: das ſind neun in ihren ſämmtlichen Naturbedingungen durchaus ver⸗ ſchiedene Gebiete, deren gegenſeitige Abarenzung auf Grund topographiſcher und geologiſcher Verhältniſſe durch des Studium an Ort und Stelle meiſt leicht durchführbar iſt. In einer Arbeit, welche in den von der Centralkommif⸗ ſion für deutſche Landes⸗ und Volkskunde herausgegebenen „Forſchungen“(Stuttgart, Engelhorn) im Frühjahre erſcheinen wird, hat der Verfaſſer dieſer Zeilen die Frage zu beant⸗ worten geſucht:„Wie drückt ſich in den einzelnen natürlichen Theilen des Großherzogtbums Baden bei deren verſchiedenen Bodenformen, Bodenßeſtandtheilen und Klimaten der Einfluß der Höhe auf die Beſiedelungsfähigkeit aus?“ Um zum Ziele zu gelangen, wurde auf Grund der erg kürzlich vollendeten topographiſchen Karte Badens in:25,000 eine Ueberſichtshöhenſchichtenkarte des Landes in 1: 300.000 konſtruirt, in welcher die Höhenkurven von 100 zu 100 Meter eingetragen ſind; ſodann wurde nach den nicht veröffentlichten Urmaterialien der Volkszählung für 1885 die Einwohnerzahl jedes Wohnortes, d. b. jeder Stadt, jedes Dorfes, Weilerz. Hofes, einzeln ſtehenden Hauſes in die Karte eingetragen u ſo für jede Höhenſtuſe die abſolute, und aus deren plant⸗ metriſch gefundenem Flächeninhalt auch die relative Volksz ermittelt. Das ſo gewonnene Zahlenmaterial konnte nun Grundlage einer Volksdichtenkarte in 1: 300,000 bilden. welches innerhalb jedes der genannten neun natürlichen Ge⸗ biete für jede Höhenſtufe unter 100 Meter, von 100 bis 200 Meter, von 1300—1400 Meter, über 1400 Meter die Dichte der Bevölkerung darſtellt. Rheinebene und Schwarzwald wurden in Anbetracht ihrer weiten Ausdehnung noch in topographiſch und geologiſch begründete Unterabtheilungen zerlegt; außerdem wurden die größeren Städte als Mittel⸗ punkte der modernen Großbetriebe, als Schnittpunkte wichtiger Hauptverfehrslinien und als wirthſchaftliche Centren ihrer näheren Umgebung mit dieſer zuſammen geſondert dargeſtellt. „—————TTr.— 2. Seite. Wencral-Angeiger. Mannhelm, IS. ſo daß man wird ſagen dürfen, daß auf der genaunten Karte die natürliche Bedingtheit nicht nur der bodenſtändigen, ſon⸗ dern der geſammten Bevölkerung Badens ihren richtigen Ausdruck findet. Auf Einzelheiten kann hier ſelbſtverſtändlich nicht einge⸗ angen werden; doch ergibt ſich aus den angeſtellten Unter⸗ chungen unzweideutig, daß innerhalb kleineren Höhen⸗ differenzen von bis zu 500 Meter und innerhalb der durch dieſelben bedingten Klima-Unterſchiede die Höhenlage auf die Volksdichte weniger entſcheidenden Einflutz übt, als die Bodenbeſchaffenheit, die von ihr abhängige Bodenbebauung und die Lage zum Verkehr. Während die mittlere Bevölkerungsdichtigkeit Badens 106 pro Quadratkilometer beträgt(in Bayern 71), iſt ſie in der Rheinebene durchſchnittlich 227, ſteigt aber längs des Gebirgsrandes an der uralten Verkehrsſtraße, die von Baſel nach Frankfurt führt, auf rund 300 an; dieſelbe hohe Volks⸗ zahl finden wir in den breiten Flächen der untern Schwarz⸗ waldthäler, wo ſeit langer Zeit anſehnliche Waſſerkräfte wich⸗ tige Induſtrien angelockt haben Die Stellen intenſipſten Volksthums ſind in der ganzen Länge des Landes die Punkte, in welchen die genannte ſüdnördliche Hauptſtraße von den oſtweſtlichen Seitenwegen geſchnitten werden, alſo die Zahl⸗ reichen Thalmündungen. Aehnlich hohe Volkszahlen finden ſich am ganzen Bodenſeeufer, im Enz⸗, Neckar⸗, Main⸗ und Tauberthal, alſo überall wo fruchtbarer Boden und Verkehrs⸗ gewerbe die Erwerbsverhältniſſe hegünſtigen. Doch bedingt auch hier der Boden tiefgreifende Unterſchiede; ſo hat z. B. das Neckarthal von Heidelberg aufwärts, ſo lange es ſich in den waldbedeckten Buntſandſtein einſchneidet, nur eine Dichte von 200 pro Quadratkilometer, weiter oberhalb aber im Ackergelände des Muſchelkalks eine ſolche von faſt 300, ob⸗ wohl dieſe obere Thalſtrecke vom großen Verkehr viel weiter abliegt. Das Kraichgauer Hügelland und das rund 300 Meter höher liegende Hegau haben genau gleiche Volks⸗ dichte nämlich die des Landesmittels(100). Das fränkiſche Stufenland(18) leidet unter etwas rauherem Klimg, trog des nicht ungünſtigen Bodens. Der Schwarzwald(im Mittel 70) zeigt ganz enorme Unterſchiede. Während im Oſten des untern Murgthals über 600 Meter, und zwiſchen Murg und Kinzig über 900 Meter ſo gut wie keine Bewohner mehr zu finden ſind, was ſich aus den weiten Waldflächen und Hoch⸗ mooren auf wenig einladendem Buntſandſteinboden nur allzu leicht erklärt, ſo daß alſo hier alle Anſiedelungen an die ſon⸗ nigen Weſtabhänge des Gebirges und in die fruchtbaren Thäler hinabgedrängt ſind, haben wir im Süden der Kinzig auf den weiten Wieſen⸗ und Weidehochflächen und in den bochgelegenen Thalmulden des Urgeſteines noch eine ſehr große, ſeit Jahrhunderten durch ihre Tüchtigkeit und Intelli⸗ genz berühmte Bevölkerung. Es wohnen hier zwiſchen 600 und 700 m auf 385 qkm 20,100 Einw.(abger.) 00 18,400 5 800„„ 425„ 1 „ 900„„ 485„ 28700 „ 2800„ 1000„ 40„11,700„ 1000 100„ 20„ 5,00 2V FCVVVC Aer 1300„— 16 8 * Einzelnen dieſe Hochſiedelungen nach Boden⸗ — odengüte, befonders auch nach Expoſikion und Form Thalbaues ſehr verſchieden geartet und verdichtet ſind, perſteht ſich von ſelbſt, im Allgemeinen nimmt die Höhen⸗ beſiedelung von Nord nach Süden zu, was großentheils auf die am Südabhang des oberen Schwarzwaldes ſchluchtartig eingeſchnittenen, unbewohnbaren Thäler zurückzuführen iſt, die zumeift erſt ſeit etwa zwei Jahrzehnten überhaupt zugänglich wurden. Hier findet ſich z. B. zwiſchen 800 und 900 eter Seebhöhe in der Umgebung von Bonndorf eine 50 Qnadratfflometer 197 Fläche, deren Volksdichte 185 beträgt, während von 800 Meker bis hinab auf 400 Meter die Dichte 0 und 30 für den Quadratkilometer ſchwankt. Die ilen Thalgebänge und ſchmalen Thalſohlen der raſch dem Oberrhein zueilenden Bergſtröme Wutach, Steina, Fun u. ſ. w. geſtatten eben nur verſchwindend wenig An⸗ elungen. Dieſe hochgelegenen Schwarzwgldſiedelungen ſind übrigens während des Winters durch die oft wochenlang dauernde Er⸗ —+ der Temperaturumkegr viel günſtiger daran, es von Ferne den Anſchein hat. Die kalte Jahreszeit ver⸗ lert hierdurch viel von ihren Schrecken. Haben doch im ver⸗ gangenen November die beiden meteorologiſchen Stationen Höchenſchwand und Todtnauberg, beide über 1000 Meter hoch, 14 Tage lang viel höhere Temperaturen gehabt, als die ganze Rheinebene, von der rauhen Hochebene der Baar ganz zu ſchweigen. Dieſe letztere liegt im Mittel 770 Meter hoch, hat nur etwa—7 C. mittlere Jahrestemperatur und vor Allem ſehr ſtrenge Winter; der gute Getreideboden ernährt aber dennoch eine Bevölkerung, deren Dichte 70 iſt, und macht die rauhe Landſchaft zu einer der Kornkammern des Groß⸗ herzogthums. Das dem Hegau ähnliche Linzgau iſt am Bodenſee⸗Ufer beſonders durch den milden Herbſt, der ausgedehnten Wein⸗ ban geſtattet, begünſtigt und hat hier gegen 200 Einwohner auf dem Quadratkilometer; die höher gelegenen Theile des Gebietes haben nur noch 55. Der Odenwald mit ſeinen ſteilen Buntſandſteinhöhen hat nur noch etwa 50 Einwohner auf dem Quadratkilometer; ſcheidet man aber die Ränder des Feuilleton. Folgende Auekdote aus dem Leben der Kaiſerin Auguſta, die aus dem Jahre 1870 herrührt, erzählt der „Hannov. Kour.“: Als die Kunde von dem großen Siege bei Sedan in Berlin bekannt wurde, eilten die Berliner Unter die Linden zum königlichen Palais, die Freude mit der Königin, die in Berlin verweilte, zu theilen. Der Berliner Humor ging mit der Begeiſterung Hand in Hand. Wie Katzen kletterte die Berliner Jugend am Denkmal Friedrich's des Großen empor; Schutzleute wollten dem Beginnen wehren, ein Wink aus dem Palais und die Kletterhelden blieben oben. Die Königin freute ſich mit dem frohen Volke und ließ auch den lauteſten Aeußerungen der Freude freien Lauf, Den erſten kabnen Beſteiger des Denkmals, den ſiebzehnjährigen Lehrling Emil Stanitzkh, winkte die Königin zu ſich herab. Er folgte dem Rufe eiligſt; doch kehrte er auf halbem Wege um und beſann ſich:„Nee, ick will ihr wat mitbrigen.“ Dabei ließ er einen Kranz vom Denkmal herabreichen. So trat er ſeinen Weg zur Königin an, die ihn mit zwei Friedrichsdor's und einer Taſſe beſchenkte, auf der das Bild des Königs zu ſehen war. Als ihn die Königin unter Anderem fragte, ob er nicht befürchtet habe von dem Denkmal berabzuſtürzen, entwortete er keck.„Nanu, und wenn der olle Fritze noch dreimal ſo hoch wäre, ſeinen Kranz hätte er doch gekriegt!“ Als ihm die Königin beim Abſchied huldvog die Hand reichen wollte, zögerte er:„Det jeht nich, königliche Maßjeſtät,“ ſagte er verlegen,„der olle Fritze war zu ſtaubicht, er hat ſich 8225 nicht gewaſchen!“ und dabei zeigte er ſeine beſchmutzten ände. — Der Jannar pflegt die Monarchien heimzu⸗ chen!! ſo hat Kaiſerin Auquſta wiederholt ſich geäußert. ud in der That iſt eine anſehnliche Zahl fürſtlicher Per⸗ ſonen in dieſem Monat geſtorben: Am 2. Januuor 1861 König Friedrich Wilhelm IV.; 3. Januar 1571ʃ Kurfürſt Joachim II. von Brandenburg; 5. Jannar 1762 Kaiſerin Eliſabeth von Rußland; 8. Januar 1777 Eliſa Bonaparte, Napoleon's Schweſter; 9. Jonuor 1499 Kurfürſt Johann Ticero 9. Januar 1873 Napoleon III.: 9. Januar 1878 Neckarthals bis 300 Meter herauf aus, ſo kommt man auf eine Dichte welche der des Schwarzwaldes über 900 Meter entſpricht. Die kleinſſe Vokkszahl weiſt der Jura auf, deſſen waſſerarme und ſteinige Hochflächen eben keine irgendwie zahlreiche Bevölkerung ernähren können; hier ſinkt die Dichte auf 38 herab. „Was hier in großen Zügen nur angedeutet werden konnte, läßt ſich bis in die kleinſten Einzelheiten ausführen, daß näm⸗ lich Zahl und Vertheilung der menſchlichen Anſiedlungen ſich überall durch natürliche Urſachen, wie ſie mehrfach Erwähn⸗ ung fanden, bedingt erweiſen. Die Siedelungslehre erſcheint hiernach als einer der wichtigſten Zweige geographiſchen Strebens, und jeder Beitrag zu ihr iſt nicht nur ein dankens⸗ werther Beitrag zur landeskundlichen Forſchung, ſondern ein nicht zu unterſchätzender Bauſtein zum Lehrgebäude der Geo⸗ graphie überhaupt.(Münchn. N. Nachr.) *Auruhen in Portugal. Liſſabon, 14. Jan. Serpa Pimental iſt mit der Bildung eines neuen Cabinets beauftragt worden. Geſtern durchzogen Volkshaufen die Straßen, ſtießen jedoch keine aufrühreriſche Rufe aus, ſondern ließen nur Serpa Pimental hochleben. Ein großer Haufe zog mit portu⸗ gieſiſchen Fahnen vor die auswärtigen Geſandtſchaften und brachte beſonders vor der deutſchen, der franzöſiſchen und der ſpaniſchen Geſandtſchaft begeiſterte Kundgebungen dar. Vorgeſtern wurden 66 Verhaftungen vorgenommen. Serpa Pimental gehört einer Partei an, die überliefe⸗ rungsmäßig in Afrika keinen Schritt thut, ohne in Ein⸗ klang mit England zu ſein. Man nimmt an, er werde bei Lord Salisbury eher Nachgiebigkeit erlangen, als Barros Gomez, der in der öffentlichen Meinung Eng⸗ lands als ſteter Feind desſelben und Bundesgenoſſe Deutſchlands galt. Oporto, 14. Jan. Gegen Mittag durchzogen Truppen unter den Rufen:„Nieder mit England!“ die Stadt. Als die Ruheſtörer das Haus des engliſchen Conſals mit Steinen bewarfen, ſchritt die Polizei ein und zer⸗ ſtreute die Kundgebenden, die dann ruhig auseinander⸗ gingen. Das eungliſche Conſulat wird polizeilich bewacht. Dieſe Nachrichten machen in Madrid großen Eindruck. Man befürchtet den Ausbruch repüblikaniſcher Unruhen in Liſſabon und Oporto.— Nach den Berath⸗ ungen mit den Miniſtern drs Krieges, der Marine und des Auswärtigen ſoll Sagaſta beſchloſſen haben, die Be⸗ ſatzung von Badajoz und anderen Orten an der portu⸗ gieſiſchen Grenze zu verſtärken und ein Kriegsſchiff nach Liſſabon zu ſenden. * 8 4 Die Vorgänge, welche zu den Ausſchreitungen in Liſſabon führten, laſſen ſich allmählich klarer erkennen. Am Samſtag Abend überreichte der engliſche Geſandte Petre ein Ultimatum. Bis Samſtag Abend wurde dem portugieſiſchen Miniſterium Zeit zur Antwort gelaſſen, mit der Drohung, wenn die Forderungen Englands nicht bewilligt würden, ſo würde Petre mit der Geſandtſchaft ſich in Vigo einſchiffen. Der Staatsrath unter dem Vorſitz des Königs berieth über dieſes Verlangen, aber zugleich trafen Berichte der portugieſiſchen Conſuln aus Gibraltar und Sanſibar, ſowie des Gouverneurs von St. Vincent ein, welche die b edrohliche An⸗ ſammlung engliſcher Kriegsſchiffe mel⸗ deten. Ohne Machtmittel konnte Portugal dem An⸗ drängen des engliſchen Miniſteriums nicht wider⸗ ſtehen, es mußte nachgeben und, wenngleich mit ausdrücklichem Vorbehalt aller Rechte, die britiſchen For⸗ derungen einräumen. Der Führer der liberal⸗conſerva⸗ tiven Oppoſition(jetzige Miniſter) Pimentel ſtimmte gegen den Beſchluß; er wollte von England die Zuſicherung eines Schiedsgerichts haben, um zuſtimmen zu können. Als die Kunde von der Annahme des Ultimatums ſich in Liſſabon verbreitete, brach die Aufregung des Volkes in den beklagenswerthen Ausſchreitungen hervor. Der Verlauf der Dinge zeigt, wie die„Köln. Itg.“ hervor⸗ hebt, bei ruhiger Betrachtung einfach eine Vergewaltigung eines kleinen Staates durch einen großen. Es iſt eben der alte Grundſatz der engliſchen Politik, mit der kalt⸗ blütigſten Gewiſſenloſigkeit jedes Recht zu verachten, wenn die Handelsintereſſen des Landes in Fragen kamen und ein Schwächerer als Gegner ſich fand. König Vickor Emanuel; 12. Januar 1519 Kaiſer Maxi⸗ milian.; 12. Januar 1855 Prinz Auguſt von Württemberg; 13. Januar 1797 Königin Eliſabeth Chriſtine, Gemahlin Friedrichs des Großen: 13. Januar 1879 Prinz Heinrich der Niederlande; 14. Januar 1880 Herzog Friedrich Chriſtian Auguſt von Schleswig⸗Holſtein⸗Sonderburg⸗Auguſtenburg, Vater unſerer jetzt regierenden Kafſerin; 18. Januar 1877 Prinzeſſin Karl von Preußen; Schweſter der Kaiſerin Auguſta; 21. Januar 1793 König Ludwig XVI.; 21 Januar 1883 Prinz Karl von Preußen; 27. Janugr 1877 Herzog Eugen von Württemberg; 28. Januar 814 Karl der Große, 30. Januar 1889 Kronprinz Rudolf von Oeſterreich. Von den 18 hier angeführten fürſtlichen Perſonen ſtanden acht in näherer Beziehung zu unſerer Regentenfamilie. Vier Murillos für vier Grenadiere. In einem ſpaniſchen Trappiſtenkloſter wurden während des Einfalls der Jranzoſen im Jahre 1810 vier zur Diviſion des Generals Turgot gehörende Soldaten, die ſich die roheſten Zügelloſig⸗ keiten herausnahmen, von den erbitterten Mönchen erſchlagen. Der General ließ alsbald das Kloſter beſetzen, ſämmtliche Inſaſſen gefangen nehmen und ſich dann den Prior vorführen. „Ihr habt vier meiner Grenadiere getödtet,“ brüllte er ihn an,„dafür ſollt Ihr und Eure ſämmtlichen Untergebenen füſilirt werden!“ Der Prior bat flehentlich um Gnade. Die Soldaten hätten die Mönche in unerhörter Weiſe mißhandelt, daß Letztere ſich der Peiniger in geſchehener Weiſe erledigt, ſei nur eine That der Verzweiflung geweſen. Er, der Prior, erkläre ſich zu jeder möglichen Entſchädigung bereit. Nun war der General ein leidenſchaftlicher Gemälde⸗Liebhaber und hatte zufällig in Erfahrung gebracht, daß ſich in dem Kloſter vier Meiſterwerke Murillo's befanden.„Wir wollen ſehen,“ ſagte er alſo.„Sie ſind mir vier Grenadiere ſchuldig; geben Sie mir die gleiche Anzabl der in Ihrem Kloſter be⸗ findlichen Murillo's dafür und wir ſind quitt.“ Dem Prior blieb keine Wahl und die vier Murillo's wanderten in die Gemäldegalerie des Generals nach Paris. Nach beendigtem Feldzuge kehrte auch Turgot zur Hauptſtadt zurück. Bei einer Muſterung winkte ihn der Kaiſer Napoleon zu fich herau. General, wie ich erfuhr, beſitzen Sie vier wunder⸗ ſchöne Murillos.„Wollen Sie mir dieſelben abtreten? Es Allerdings, Blätter wie die Times ſehen keine Sput Sie erklärt Lord Salisburys Forderungen für äußerſt mäßig. Ueber die Unruhen, welche der Streit in Por⸗ und anderes geht das Blatt mit der höhniſchen Bemerkung fort: das ſeien Dinge von der größten Gleichgültigkeit für alle außerhalb Portugals. Selbſt die franzöſiſchen Blätter wenden dieſen Punkten eingehende Betrachtungen zu; der Temps fragt, ob die Conſervativen, welche jetzt das engliſche Miniſterium leiteten, denn die Monarchſe in Portugal ſtürzen wollten. Die Pariſer Blätter ſind faſt einſtimmig in der Verurtheilung des engliſchen Verfahrens. Aus Stadl und Land. *Maunbeim, 15. Januar 1889. *Ernennungen. Pfarrverwalter Heinrich Anderer in Schönau wurde zum Pfarrer daſelbſt ernannt.— Der auf die Pfarrei Hugſtetten, Dekanats Freiburg, präſentirte bis⸗ herige Pfarrverweſer daſelbſt, Albert Dreier, wurde kirch⸗ lich eingeſetzt.— Der Notariatsdiſtrikt Raſtatt II. wird dem Referendar Ad Neßler von Karlsruhe, unter Ernennung deſſelben zum Notar, übertragen.— Der erledigte Notariats⸗ diſtrikt Zell a. H. wird dem Referendär Heinrich Knecht, z. Z. Notariatsverwalter in Wiesloch, unter Ernennung deſ⸗ ſelben zum Notar, übertragen.— An Stelle des Präſidenten Wielandt wurde der Großherzogliche Miniſterialrath und Landeskommiſſär Hebting zum Vorſitzenden der Diszipli⸗ narkammer der Aerzte, Thierärzte und Apotheker ernannt. * Militäriſches. 1. Badiſches Leib⸗Grenadier⸗Regi⸗ ment Nr. 109 v. Monbart, Oberſt und Kommandeur des 3. Niederſchleſiſchen Inf⸗Reg. Nr. 50, von dieſem Verhältniß entbunden und unter Stellung à la suite obigen Regiments, nach Württemberg, behufs Uebernahme des Kommandos deß Greuadier⸗Regiments König Karl(5. Königl, Württemberg.) Nr. 123 kommandirt. Brachmann, kontroleführender Ka⸗ ſernen⸗Inſpektor in Mannheim, zum 1. März d. in gleicher Eigenſchaft nach Saargemünd und Koch, Proviantmeiſter in Neubreiſach, auf ſeinen Antrag zum 1. April 1890, unter Be⸗ willigung der geſetzlichen Penſion, in den Ruheſtand verſetzt. Geſuch um Aenderung des Familiennamenz, Herr Richard Dippel in Mannheim hat um die Erlaubniß nachgeſucht, den Familiennamen der am 16. Januar 1885 zu Kolmar geborenen Lucie Latoni in Dippel umändern zu dürfen. Etwaige Einſprachen gegen die Bewilligung dieſez Geſuches find binnen drei Wochen bei dem Gr. Miniſterium der Juſtiz, des Kultus und des Unterrichts einzureichen. Die Naturralleiſtung für die bewaffnete Maczt im Frieden betr. Gemäß der diesbezüglichen geſetzlichen Beſtimmungen iſt der Betrag der für die Naturalverpflegung der Truppen in Friedenszeiten zu gewährenden Vergütung für das Jahr 1890 dahin feſtgeſtellt worden, daß an Enk⸗ ſchädigung pro Mann und pro Tag zu gewähren iſt: für die volle Tageskoſt 80 Pfg. mit Brot und 65 Pfg. ohne Brot; für die Mittagskoſt 40 Pfg. mit Brot, 35 Pfg. ohne Brot, für die Abendkoft 25 Pfg. mit Brot, 20 Pfg. ohne Brot und für die Morgenkoſt 15 Pfg. mit Brot und 10 Pfg. ohne Brot. Auszug aus der amtlichen Patentliſte über die in der Zeit vom 25. Dezember 1889 bis 8. Januar 1890 erfolgten bad. Patentanmeldungen und Ectheilungen mitge⸗ theilt vom Patentbureau des Civil⸗Ingenieurs Karl Müller in Freiburg i. Br. Anmeldungen: W. 6258. Be⸗ feſtiaung des Werkes bei Regulatoren.— C. Werner in Villingen. Der Beſuch der dentſchen Univerſttäten iſt gegen⸗ wärtig folgender: Berlin 5731(1888—89 5790), München 3479(3602), Leipzig 3453(3430), Halle 1657(1624, Würz⸗ burg 1610(1624) Breslau 1307(1312), Tübingen 1224(1228), Bonn 1223(1169), Heidelberg 952(807) Erlangen 948 (929), Straßburg 936(881), Freiburg 925(850), Got⸗ tingen 854(934), Marburg 783(791), Königsberg 780(760), Greifswald 766(680), Gießen 566(525), Jena 650(570), Kiel 502(463), Münſter 405(418), und Roſtock 346(359). Die meiſten Univerſitäten haben alſo ziemlich dieſelbe Zahl von Studirenden, wie im vorigen Jahre; einen erheblichen Rückgang weiſen nur Göttingen und Müunchen auf, wogegen die Zunahme verhältuißmäßig beträchtlich war in He idel⸗ be 90 Freiburg, Straßburg, Bonn, Kiel und Gießen. Die Vertheilung der Studirenden auf die einzelne Fakultäten iſt die folgende: Theologen ſind 5680(1888/89 5824) vor⸗ handen, darunter 1220 katholiſche, Juriſten 6872(6577), Me⸗ diziner 8714(8668) und Philoſophen 7741(7860). Die theo⸗ logiſche und philoſophiſche Fakultät zeigten alſo eine Abnahme, die mediziniſche und die juriſtiſche dagegen eine Zunahme der Studirenden. Die Zahl der Jur am meiſten um 295 oder.5 v..) zugenommen. Im Ganzen ſind auf den 21 Univerſitäten leinſchließlich der Akademie in Münſter) 29,007 Studenten eingeſchrieben gegen 28,929 im entſprechenden Winter⸗Semeſter des vorigen Jahres. Es hat alſo nur eine ſehr geringe Steigerung um 68 ſtattgefunden. ſoll Igr Schade nicht ſein!“ Selbſtredend erklärte Turgo ſeine Bereitwilligkeit und ſchon am folgenden Tage befanden ſich die Gemälde im Louvre. Vergebens aber harrte der General auf die verſprochene Entſchädigung; der Kaiſer ſchien ſich derſelben abſolut nicht mehr zu erinnern. Da endlich redete er eines Tages Turgot an:„Ich habe Ihre Murillo's geſehen, General, es ſind herrliche Kunſtſchöpf⸗ ungen: ich werde nun auch mit der in Ausſicht geſtellten Gegenleiſtung nicht ſäumen.“ Turgot verbeugte ſich glänzen⸗ den Antlitzes; er ſah ſich im Geiſte ſchon als Vizekönig eines neu exoberten Staates, mindeſtens aber im Beſitze eines Marſchallſtabes.„Berthier“, rief Napoleon ſeinem in der Nähe haltenden Vertrauten zu,„ſuch' gleich mal die vier ſtattlichſten Grenadiere meiner Garde aus und laß ſie in die Diviſion des Generals Turgot eintreten.„Sie ſehen,“ wandte er ſich darauf eigen lächelnd zu dem Letzteren,„ich erſtatte Ihnen den vollen Koſtenpreis zurück.“ Dann wandte er dem aus allen ſeinen Himmeln Geſtürzten den Rücken. . TGnt gedient. Als ein Leipziger Rathsberr und ein Geiſtlicher an dem Hochgericht, an welchem zwei abge⸗ thane Diebe hingen, vorübergingen, flatterten an demſelben einige Raben auf und kreichten umber. Da ſagte der Raths⸗ herr, ſo ein ſchalkhaftiger Mann war:„Ei ſchauet doch, hoch⸗ würdiger Herr, kaum ſehen dieſe Raben Euch berankommen, ſo krächzen ſie und begrüßen Euch als einen Freund und Be⸗ kannten Das bedeutet was!“—„Freilich“, antwortete der Geiſtliche, ich habe die beiden Diebe, ſo dort am Galgen hängen, zum Tode geleitet; jetzt ſehen die Raben uns kommen und denken, ich bringe ihnen wieder einen.“ Da lachte der ſagte:„Hochwürdiger Herr, Ihr ſeit ein oſer Vogel. VBom Kaſernenhof. Sergeant:„Millionenſtern⸗ kreuzdonnerwetter! Sie ſind doch ein ſchrecklich dummer Kerl, haben Sie noch mehr Geſchwiſter?“— Rekrut:„Zu Befehl, Herr Sergeant, ich habe noch einen Bruder.— 1Tſt der auch ſo dumm wie Sie?“—Der iſt noch viel dümmer.“ —„Was iſt denn das Rindvieh?“—„Der iſt Sergeant. —————————— von berechtigten Anſprüchen auf der portugieſiſchen Seite. tugal hervorgerufen hat, die Schadigung der Monarchtee —— Manmbelm, 18. Jaumer. General⸗MHuzeiges. . San. Süberlotterle des Badiſchen Frauendereine In der Silberlotterie des Badiſchen Frauenvereins, welche am 8. r d. J. ſattfand, war Fortung der Collecte von J. F. Lang Sohn in Heddesheim beſonders günſtig, indem außer dem erſten Haupttreffer von M. 500 0 noch weitere 88 mittlere und kleinere Gewinne in deſſen Collecte fielen. *Eine Warnung vor dem Celluloid veröffentlichen Berliner Blätter mit folgender Begründung: In Mann⸗ hei m, wie auch in Eilenburg in Sachſen wird ſeit längerer Zeit ein hornartiger Stoff hergeſtellt, welcher im Weſentlichen aus Schießbaumwolle und Champpor, in neueſter Zeit theil⸗ weiſe auch aus Seidenpapier und Camphor beſteht, Celluloid genannt wird und je nach den erlittenen, verſchiedenartigſten Färbungsprozeſſen dem Schildplatt, Elfenbein, Bernſtein, Horn ꝛc. täuſchend ähnlich ſieht. Aus dieſem Stoff werden Kämme jeder Art, beſonders ſogenannte Einſteckkämme für Damen, Schmuckhaarnadeln, Armbänder, Korallen, Bilder⸗ cahmen, Albumdeckel, Notizbüchelchen und Täſelchen, Schirm⸗ und Stockgriffe, Fächer, Brochen und ähnliche Dinge fabrizirt, ſo daß er die ausgedehnteſte Verbreitung ſindet. Angeſtellte Verſuche haben ergeben, daß das Cellnloid außerordentlich feuergefährlich iſt und zwar inſofern, als es nicht nur bei anmittelbarer Berührung mit einer oſſenen Flamme, ſondern ſchon durch eine gewiſſe Erwärmung in der Nühe einer ſolchen leicht entzündbar iſt und mit ſo lebhaſter, ſtetiger Flamme verbrennt, daß die Erſtickung des Feuers nur mit beſonderer Schwierigkeit bewirkt werden kann. Welchen Geſahren dem⸗ aach ſolche Perſonen, die mit den aus Celluloid hergeſtellten Gebrauchsgegenſtänden, in Berührung kommen, ausgeſetzt find, liegt auf der Hand, namentlich aber greift dies hinſichtlich weiblicher Perſonen Platz. Das Polizeipräfidium hat vor einiger Zeit in einer öffentlichen Bekanntmachung vor unvor⸗ ſichtiger Verwendung derartiger Gegenſtände gewarnt. Wir fönnen dem Publikum nur dringend empfehlen, die Gefähr⸗ lichkeit der aus Celluloid hergeſtellten Schmuckgegenſtände nicht zu unterſchätzen und bei der Verwendung derſelben die äußerſte Vorſicht anzuwenden. „Den diesmaligen Winter halten unſere wetter⸗ kundigen Landleute aus verſchiedenen Anzeichen für im ee beendiat. Im März erwarten ſie noch etwas Schnee. * Beſitzwechſel. Herr Commerzienrach Fr. Engel⸗ horn verkaufte die Villa⸗Bauplätze Lit I 9 Nr. 11 u. 12 im Maaße von 1552[Meter zum Geſammtpreiſe von M. 100,880. Abſchluß durch Herrn Agent J. Zilles Lit. N5 „ 0. Nr. 11 Gewerbe⸗ und Die neueſte Nummer der Bad. Gewerbezeitung“(Doppelnummer 1 u. 2) entgält einen Hleberblick über alles dasjenige, was öffentlich — ſeitens des Stgates, von Gemeinden und Vereinen— in unſerem Lande geſchieht, um die Gewerbethätigkeit zu heben. Wir empfehlen den Gewerbetreibenden und beſonders den Mitgliedern der Gewerbevereine das Studium dieſer Ab⸗ handlung auf das angelegentliche und können nur wünſchen, daß von den beſtehenden Einrichtungen in Zukunft mehr als bisher Gebrauch gemacht wird. Dem amtlichen Verzeichniß derjenigen Gewerbevereine, welche dem Landesverband ange⸗ hören, entnehmen wir, daß der Gewerbe⸗ und Induſtrie⸗ verein Mannheim jetzt die größte Mitgliederzahl aufzuweiſen hat, Dieſelbe beträgt 362, gegen 251 im vorhergehenden Jahre, dann folgt Freiburg mit 354 und Karlsruhe mit 323 Mitgliedern. Im Verhältniß zur Einwohnerzahl ſteht zwar Freiburg noch über Mannheim; es iſt aber zu hoffen, daß im laufenden Jahre die Mitaliederzahl des hieſigen Vereins eine progreſſive Steigerung erfährt. Je größer die Zahl der Mitglieder, deſto größer wird auch der Einfluß ſein, welchen der Verein nicht nur auf das hiefige gewerbliche Leben, ſon⸗ dern auch auf die gewerbliche Geſetzgebung u. ſ. w. auszuüben im Stande iſt. Kaufmänniſcher Verein. Veranlaſſung des Kaufmänniſchen Vereins hielt geſtern Abend im Theaterſaale Herr Carl Voigt aus Offenbach einen ca. anderthalbſtün⸗ digen hochintereſſanten Vortrag über:„Das Reich der Inka.“ Redner wies in ſeinen einleitenden Worten zunäch ſt darauf hin, daß das 14. Jahrhundert nicht nur als das Jahrhundert der t wiſe da ſondern auch als das⸗ jenige der Geſchichtswiſſenſchaft bezeichnet werden könne. Gerade die Jetztzeit dürſte darnach, nicht nur die einzelnen Ereigniſſe der Vergangenheit zu erfahren, ſondern auch die ver⸗ chiedenen Urſachen dieſer Begebenheiten aufzuſuchen. In lge dieſer neueren Forſchungen ſei denn auch auf dem tückchen Erde, wo vermuthlich die Wiege der Menſchheit geſtanden, zwiſchen dem Euphrat und Tigris in Kleinaſien, eine früher ungeahnte in die Zeit von 4000 bis 2000 vor Chriſti fallende Kulturwelt aufgedeckt worden, ſo daß man ſich ſrage, oß die heutige Kultur üderhaupt als ein Fortſchritt 75 diejenige dieſer alten Völker bezeichnet werden könne. odann ging Redner zu ſeinem eigentlichen Thema über. Als die Spanier im Jahre 1492 Amerika entdeckten fanden ſie in dieſem Lande zwei Kulturreiche vor ein noͤrdliches und ein ſüdliches; das nördliche Reich führte den Namen Mexiko und das ſüdliche hieß man das Reich der Inka. Leider wußten die rohen ſpaniſchen Eroberer nichts anderes, als Alles zu zertrümmern, erſt in neueſter Zeit iſt es den Nachgrabungen und Forſchungen deutſcher Gelehrter gelungen, Kenntniß über das alte Kulturreich der Inkas zu erlangen. Die aufgefundenen Gegenſtände ſind im Berliner Völker⸗ Geſtörtes Glück. Roman von Th. Schmidt. (Nachbruck verbsten.) 1 ortſetzung.) Dieſe, wenn auch nur ſchwache Hoffnung richtete Fokmer's geſunkenen Muth um ein wenig wieder auf. Er nahm ſich nun vor, da die Verſetzung zum 1. Januar doch nicht datt⸗ finden würde, am Abende der Geliebten, die auch bis heute noch nicht von dem Diebſtahle auf der Poſt erfahren, ſein Herz auszuſchütten; ſie ſollte heute noch es hören, daß der Tag, an dem ihre Herzen zum ſchönſten Bunde ſich vereini⸗ gen ſollten, nun in unabſehbare Ferne gerückt ſei. 6. Bon dem Bureau des Ober⸗Thefs nahm Fokmer ſeinen Weg zu dem Geſchäftshauſe, welches er mit der Ausſtattung ſeiner Wohnung beauftragt hatte. Er erzählte dem Principale desſelben, daß es ihm unmöglich ſei, ſeinen eingegangenen Verpflichtungen nachzukommen, daß der Fall mit dem Geld. ieſe ſein ganzes kleines Vermögen verſchlingen würde, und er gekommen um ihn zu bitten, ihn von dem Contracte betreffs der Ausſtattung ſeiner Wohnung zu entbinden Der Kaufmann hätte unter anderen Umſtänden ſich nicht dewegen laſſen, von der Berabredung zurückzutreten, aber ein Blick in das bekümmerte Geſicht des jungen Mannes genügte, um ſein Mitleid wachzurufen. Der ſchon in hohem Alter giehende Herr, deſſen Geſicht Milde und Freundlichkeit aus⸗ ergriff mit Wärme die Hand Jokmer 3. „Es thut mir unendlich leid, werther Herr“, ſagte er ſeltſam bewegt,„daß des Schickſals Tücke Sie mit rauber Hand von dem kleinen Paradieſe, welches Sie ſich in Ihrer Wohnung geſchaffen, fortſtößt. Ich muß bekennen, daß ich noch nie mit ſolchem lebhaften Intereſſe mich der Ausſtattung einer Wohnung gewidmet habe, wie der Ihrigen. Ich habe 2 noch einmal die Au 1 75 a1 räutigams durchlebt.— Auch ich erreichte einſt nicht wa ich gewollt und gebofft: meine Verkobte ſtarb plötzlich kurz mmfenen es Redner einem der ſeine en, eeeee kuſeum aufz„ Saal N aufgefundenen Gegenſtände aufbewahrt ſind Meit den letzteren allein hätte man ſich jedoch noch kein Bild von den Zuſtänden und Gebräuchen dieſes Kulturreichs machen können, wenn nicht ein anderer deutſcher Gelehrter die ſpaniſchen Archive aus dem 15. und 16. Jahrhundert nachgeblättert und darin die nöthigen, von ſpaniſchen Ge⸗ lehrten, welche ja natürlich nach der von den ſpaniſchen Kriegshorden vollbrachten Eroberung des Landes ebenfalls das Reich der Inkas aufgeſucht hatten, aufgezeichneten An⸗ haltspunkte gefunden hätte. Die Herrſcher des Reiches der Inkas ſtammten nach der Sage des Landes direkt von dem Sonnengotte. Das Reich war ein ſozialer Staat in des Wortes vollſter Bedeutung mit all ſeinen Vorzügen und Nachtheilen. Die Staatseinrichtungen waren ſo weiſe und vorzüglich, daß unſere modernen Staaten ein Beifpiel daran nehmen könnten. Der ganze Grundbeſitz des Reiches, welches die Länderſtrecken der heutigen ſüdamerikaniſchen Republiken Chile und Pern umſaßte und vom 4. bis zum 34. Breitegrade ſich ausdehnte, war Eigenthum der Herrſcher. Dieſe hatten es in drei Theile zerlegt. Ein Drittel des Grundbeſitzes war dem Sonnengotte geweiht, d. h. es diente zur Ernährung der zahlreichen Prieſter des Landes, das zweite Drittel gehörte dem Kaiſer und das letzte dem Volke. Von dem letztgenann⸗ ten Drittel hatte jede Gemeinde ihr beſtimmtes Terrain und innerhalb dieſer Gemeinde erhielt jeder Einwohner jedes Jahr ſeinen beſtimmten Antheil zugewieſen. Die Ver⸗ waltung des Reiches war eine ſehr geordnete. 10 Familien bildeten eine Gemeinde, deren Vorſteher einer dieſer 10 Familienväter war. Ueber 10 Gemeinden ſtand ſodann wieder ein höherer Beamter und ſo ging das fort bis zu dem Kaiſer, welcher unter ſich 4 Vizekönige hatte. Während der Kaiſer ſich einen Harem hielt, durften die Einwohner blos eine Frau halten. Hatten die Mädchen das 18. und die Männer das 24. Lebensjahr erreicht, ſo kam der Be⸗ amte des Kaiſers, ließ die heirathsluſtigen Jungfrauen und Männer in zwei Reigen antreten und gab die Erfte dem Erſten, die Zweite dem Zweiten ꝛc. Das neue Ehepaar er⸗ hielt von der Gemeinde ein eigenes Haus und brauch te ein Jahr lang nichts zu ſchaffen. Mit dem 25 Lebensjahr wur⸗ den die Männer zur Verrichtung der verſchiedenſten Reichs⸗ dienſte ausgehoben, doch herrſchte hiebei durchgängig große Humanität. Länger wie ein Vierteljahr jährlich war Niemand im Staatsdienſte. Nach dem Lebensjahr brauchte überhaupt Niemand mehr zu arbeiten. Der über 60 Jahre zählende Greis, ſowie die Kranken u. ſ. wW. erhielten von den Gemeindemitgliedern gemeinſam ihr Land bebaut u. ſ. w. Auch unter den Mädchen fanden jährliche Aushebungen ſtatt. Dieſelben mußten ent⸗ weder Dienſt am Hofe oder den Klöſtern nehmen. Das Leben am Hofe war luxuriös. Der Kaiſer zog jeden Tag ein neues Gewand an, und zwar wurden die abgelegten Kleider fämmt⸗ lich nach Verlauf von 6 Wochen verbrannt. Leider fehlt uns der Raum, weiter in die Sitten und Gebräuche des in Rede ſtehenden Kulturreichs einzudringen, welches, wie ſchon geſagt, durch die Spanier zerſtört wurde. Der hochintereſſante Vor⸗ 21 17 5 leider etwas ſchwach beſucht war, ſand lauten eifall. * FJunker und Pfaffen. Der„Mannheimer Anzeiger“ läßt ſich aus dem Wahlkreis Tauberbiſchofsheim⸗Wertheim einen Artikel ſchreiben, deſſen Spitze ſich natürlich gegen das Kartell den„liberal⸗konſervativen Miſchmaſch,“ wie er es ſo eſchmackvoll nennt, richtet. In dieſem Artikel kommt folgende kübſche Stelle vor: 5 „Auch in unſerem Wahlkreis bat die Kartellpartei gänzlich abgewirthſchaftet, denn der einfachſte Bauers⸗ mann ſagt ſich, daß von einer ei, die Stöcker und Puttkamer zu den ihrigen zählt, nichts Gutes zu er⸗ warten iſt. Zudem iſt hier aus alten Zeiten das Sprichwort: 5 Junker und Pfaffen im Bund richten Bürger und Bauer zu Grund noch zu ſehr in aller Erinnerung.“ Vierzehn Zeilen weiter unten ſchließt der herrliche Artikel mit den geſperrt gedruckten Worten: „An der Wahl unſeres bewährten Frhrn. von Buol, eines Volksmannes durch und durch iſt in keinem Falle zu zweifeln.“ Soviel wir wiſſen, iſt Herr von Buol, der„bewährte Volksmann“, ein Freund der„Pfaffen“, wie jenes Sprichwort aus alten Zeiten ſagt und zu den„Junkern“ wird er wohl auch gezählt werden dürfen. * Daß auch übermäßiges Trinken den Tod des Betreffenden herbeiführen kaun, mußte ein in Karlsruhe wohnhafter Bäckergeſelle aus Lichtenthal erfahren, welcher ſic am vergangenen Samſtag Abend bei einem Freibieraus⸗ chank ſo Anle daß er einige Male vom Stughle ſiel und durch zwei Kollegen heimgeführt werden mußte. Am andern Morgen fand man den Unglücklichen todt in ſeinem Zimmer liegen— ein Schlag hatte ſeinem Leben ein Ende bereitet. * Zum Ittlinger Mord. Der unter dem Verdachte der Ermordung des Obergefreiten Fritſchle von Sttlingen ſeit mehreren Wochen in Sinsbeim in Unterſuchungspaft vor unſerem Vermählungstage. Die Freude, mit der Gelieb⸗ ten Hand in Hand in das von mir durch harte Arbeit er⸗ worbene Haus eintreten zu können, verwandelte ſich in Trauer. Es gibt ſa häufig ein Glück, das gedacht, aber nicht erlebt werden ſoll, weil es zu groß, zu unendlich iſt.“ Die Erinnerung an die Verlorene ſchien den alten Herrn u überwältigen, er drehte ſich ſchnell um; eine verſtohlene Thräne drang ihm dabei aus den Augen und fiel ungeſehen zu Boden. Als er ſich dann wieder zu Jokmer umwandte, 17 5 ehrwürdiges Antlitz einen ſauften und milden us 8 „Ich überlaſſe es ganz allein Ihnen, Herr Fokmer“, ſagte Walter, ſo hieß der Kaufmann,„wie Sie die Angelegenheit zu ordnen gedenken. Da Sie mir bereits ein Drittel der ganzen Forderung zahlten, ſo habe ich vorerſt keine Veran⸗ kaſſung, auf weitere Zahlung zu dringen; ich muß oft jahre⸗ lang kreditiren. Beziehen Sie nur in Gottes Namen Ihre Wohnung; es ſollte mich freuen, wenn Ihr Fräulein Braut mit meinem Arrangement zufrieden wäre. Erlauben es ſpäter Ihre Mittel, dann tragen Sie den Reſt im Kleinen ab.“ „Ich danke Ihnen für Ihre Güte und das Vertrauen, das Sie zu mir haben“, ſagte Fokmer angenehm berührt. „Leider bin ich verhindert, Ihren wohlgemeinten Vorſchlag anzunehmen; meine vorgeſetzte Behörde hat die Verſetzung nach hier in Folge des Zwiſchenfalls einſtweilen rückgängig emacht.“ Alſo auch das noch an E Sie über ſich ergehen laſſen“, ſiel Kealer ein.„Hat man Ihnen denn jede Hoffnung ge⸗ nommen?“ „Nein, das gerade nicht“, antwortete Fokmer mit dumpfer Stimme, aus der man hören konnte, wie wenig Vertrauen er zu der Realiſirung ſeiner Sache hatte. „Nun, dann faſſen Sie Muth, junger Herr“, tröſtete Walter.„Warten Sie noch einige Monate, vielleicht gelingt es, dem frechen Räuber ſeine Beute wieder abzujagen. Ich laſſe Alles in Ihrer Wohnung wie es iſt. Klärt ſich die Geſchichte mit dem Geldbriefe inzwiſchen auf, dann wird ſich Ihrem Wunſche auch geneigt zeigen. Im auderen Falle zahle ich Ihnen, wenn Sie es verlangen, die uubllce Welphükkr bg Jf 6 7 eee e er 1 5 1 ga clegenhelt wetter Verhaftrter beffnde ſich N 5 Aalhne liches Wetter am Donnerſtag. den 10. Naſch iſt binter dem letzten Luſtwirbel ein neuer auz atlantiſchen Ocean herangekommen, deſſen Eingreifen anſangg eine laue ſüdweſtliche Luftſtrbmung veranlaſſen wird. aber wird wieder ein Uebergang in Weſt erfolgen, wodurch dann kühle und feuchte Luft beigeführt wird. Es wird dem⸗ nach Morgen(Donnerſtag) Trübung gefolgt von Nieder⸗ chlag und Abkühlung eintreten. Die nachfolgenden Tage ſane e werden wieder dewölktes, naßkaltes Wetter, vielſach ogar Schnee bringen. *Meteorologiſche ee der Station Maun⸗ heim vom 15. Januar. Morgens 7 Uhr. mete I Höchße und miederſe Te Lee e I in mm Trocen Jencht Stärtke Mazimum Winmum 755—.6—6 Sidweſt 2.7—5. (: 1: hwacher Suftzug: etwas ſtärter ze.; 8: Sturm; 10t Prbat. Aus dem Grofherzogthunt. 57 Sber 2a 14. Jau. In nicht geringe A wurden hier anläßlich des Begräbniſſes einer betagten Fran die Verwandten und Bekannten verſetzt. Als nämlich zwei Männer den Sarg, in welchem die Frau lag, auf die hierzu beſtimmten Hebel ſetzen wollten, brach der Sarg und wur die Todte ſofort wieder ſichtbar, ſo daß ſich vieler insbeſon⸗ dere weiblicher Leidtragender, ein paniſcher Schrecken bemäch⸗ tigte und ſie dann unter Schreien und Weinen die Flucht er⸗ griffen. +Neuenheim, 14. Jan. Seit ea. einer Woche wird ein hieſiger verheiratheter und hochangeſehener, in guten geord⸗ neten Verhältniſſen lebender Bürger vermißt. Man behauptet, daß demſelben ein Unfall zugeſtoßen iſt. DGernsbach,(Sinsheim), 14. Jan. Geſtern Mittag wurde die irdiſche Hülle der in Karlsruhe verſtorbenen Frau e Vae in der Familiengruft auf Schloß Neuhaus beigeſetzt. 88 Waldshut, 14. Jan. Die nationalliberale Partel des dritten badiſchen Reichstagswahlkreiſes Waldshut, St. Blaſien, hat Herrn Kommerzienrath Krafft in St. Blafien wieder als Kandidaten aufgeſtellt. * Bretten, 14 Jan. Der geſtrige Viehmarkt war außerordentlich ſtark; es wurden für 1100 Stück Großvirh und 370 Kälber bezahlt. Schöne Zufuhren von Fettvieh kamen hauptſächlich auch aus Württemberg und ingen in Folge deſſen die Preiſe für Schlachtwanren etwas runter, während Milchkühe Simmenthaler K immer bis zu 450 M. bezahlt wurden und die Rinder deſſelben Viehſchlags im Preiſe nochmals ſtiegen. A Freiburg, 14. Jan. Die Porlefungen au der ei⸗ gen Univerſität, welche wegen ſtarker Aus der In⸗ fluenza vor ca. 8 Tagen eingeſtellt werden mußten, find ge⸗ ſtern Ortsschul*. A Konſtanz, 14. Jan. Herr n 6. Joſeph Wiehl hier iſt an einem Herzleiden Der⸗ ſelbe hat ein Alter von 70 Jahren erreicht. ( Stockach, 14. Jan. Befanntlich wurden am Neufabrs⸗ tage dem hier wohnhaften Landwirth Manock aus dem in ſeiner Schlafkammer ſtehenden Kleiderkaſten cirea 500 Mark entwendet. Der freche Dieb iſt nunmehr in der Perſon des hier ſeit Jahren anſäſſigen in ärmlichen Berbältn! leben⸗ den Schuhmachers Jvſeph Johann Bercher von Kadelbueg, Amts Waldsput, gebürtigt, ermittelt worden. Vom Bodenſee, 18. Jan. Da der Unterfee 3— ren, ſind die Dampferfahrten zwiſchen Konſtauz und eingeſtellt worden. Vfälziſche Nachrichten. * Speier, 14. Jan. Die Rechnungsergebniſſe des Notd⸗ ſtandsfonds für die Pfalz pro 1889 ſind folgende: Einnaz men 5289 M. 95 Pf., Ausgaben keine. Der Kapitalſteck Ende 1889 betrug 19,238 M. 63 Pf.; die Vermögensmetzrung vrr 1889 beträgt 2109 M. 25 Pf. *Pirmaſens, 13. Jan. Am Freitag Abend wurde ein Geſchäflsreiſender aus Würzburg, der in einem gieſtaen Hotel übernachtet hatte plötzlich irrſinnig. Der ungläckliche Menſch wurde am Samſtag von einem hieſigen Arzte in Be⸗ gleitung eines Baders nach ſeiner Heimath transportiert. L Aus der Pfalz, 14. Jan. Am Sonntag hat dem „Irkth. Tabl.“ zufolge in Grünftadt eine ſozialdemo⸗ kratiſche Verſammlung ſtattgefunden, in welcher ein Hoch auf den nationalliberalen Reichstaaskandidaten Dr. Clemm von Ludwigsbafen ausgebracht worden ſein ſoll. Gerichtszeitung. „Mannbeim, 14. Jannar.(Schöffengericht) 9 Eduard Hörner, lediger Taglöhner, von Waldbof, wird wegen Diebſtahls mit 1 Tag Gefängniß beſtraft.— 2) Die verheiratheten Cigarrenmacher Peter Schreckenberger und Peter Köhler von Neckarhauſen, wegen Körperverletz⸗ ung. Schreckenberger erhält 3 Monate Gefängniß. Köhler wird wegen Vergehens gegen 8 52 des.⸗St.⸗G.⸗B. mit 3 Tagen Haſft beſtraft. 3) Die verheiratheten Korbmacher Summe, welche ich abſchläglich bereits erhielt, ohne jeden Abzug zurück.“ 5 Eine halbe Stunde nach dieſer Unterredung ſah man den jungen Beamten in ein vor dem Thor gelegenes, im moder⸗ nen Stile erbautes Haus eintreten. Er hatte es nicht über ſich gewinnen können, an dem Orte vorbeizugehen, zu welcher er hoffte, in einigen Wochen ſeine heißgeliebte Braut als ſein angetrautes Weib führen zu können. Auch mußte er noch Rückſprache mit der Beſitzerin des Hauſes wegen der gemie⸗ theten Wohnung nehmen. „Ich bin bereit, Frau Martin“, ſagte Fokmer zu der ihm auf dem Flur entgegentretenden Dame nach einigen erklären⸗ den Worten,„Ibnen die halbjährige Miethe im Voraus zu zahlen, ſomit erleiden Sie keinen Schaden wegen meines durih die Umſtände gebotenen Rücktritts vom Miethsvertrage.“ Die Frau, eine junge vermögende Wittwe, welche dem gebildeten Stande angehörte, erſchrack ſichtlich über dieſe Mit⸗ theilung, um dann in Worte des Bedauerns auszubrechen. Die angebotene Miethe lebnte ſie beſtimmt ab. „Es iſt gegen die Nächſtenliebe und Chriſtenpflicht, von Ihnen, der Sie ſo ſchwer an Ehre und Vermögen gekränkt ſind, das anzunehmen“, ſagte Frau Martin mit einem Anfluge von Rührung. 5 Fokmer proteſtirte gegen die Erlaſſung der Miethe, es half aber nichts, die Frau lehnte immer wieder ab. „„Ich bin der Ueberzeugung, daß Sie doch noch einmal meine oberen Wohnräume mit Ihrer jungen Frau beziehen werden und deßhalb ſagen Sie nichts mehr von Miethe be⸗ ahlen. Für das nächſte halbe Jahr iſt die Wohnung nur chnen zu jederzeitiger Benutzung zur Verfügung. Und nun, bitte, ſehen Sie ſich einmal darin um, Herr Walter hat Alles nach Wunſch, ja noch mehr, ich möchte ſagen, fürſtlich einge⸗ richtet. Der Herr muß einen beſonderen Gefallen an Ihnen finden, Herr Fokmer, denn er hat ſich oft und ſtundenlang 155 damit nur ja nichts ohne ſeine Anordnung geſchehe.“ Nach dieſen Worten eilte Frau Martin die Treppe hi⸗ nauf; zögernd und unſchlüſſig folgte Fokmer. Was ſollte er auch oben thun— der Traum des Glücks war ja vorüber, Gleich in dem erſten Himmer. in daß ihn Frau Martin iſt Herr Carnot nicht ſo weichherzig wie ſie. 4. Sezte: General⸗Anzeiger. Batenam TeülTer von Bamm uUnd ifolaus Krupp von Kelſch, beide 3. Zt. in Neckarbauſen, werden wegen Beleidig⸗ ung und Ruheſtörung zu einer Gefängnißſtrafe von je 5 Wochen und zu einer Haftſtrafe von je 3 Tagen verurthe %) Michael Schwab in Waldbof und Genoſſen, wegen Körperverletzung. Wird vertagt.— 5) Karl Scheid, lediger Landwirth von Schriesheim und Nikolaus Sauer, lediger Dienſtknecht von Aftenbach, jetzt in der Anklage der Sachbeſchädigung ko⸗ 6) Jobhann Georg Ebert, von Neck inach und Joſef ahu. Handelsmann, von Ilvesheim, werden wegen Ueber⸗ tretung des 8 66 des.⸗St.⸗G.⸗B. zu einer Geldſtrafe von ie 10 Mark verurtheilt.— 7) Georg Lang, verheiratheter Fabrikarbeiter von Heddesheim, jetzt in Wallſtadt, wird wegen Diebſtahls zu einer Gefängnißtſtrafe von 1 Tag verurtheilt. 8) Franz Beck verw. Schneider, von Wallſtadt, wegen Unterſchlagung. Wird vertagt. 128 Schriesheim, werden von Ues freigeſprochen.— 1* VBon der Roman⸗Bibliothek des„General⸗ Anzeigers“ liegt unſerer heutigen Nummer der 9. Bogen bei. Unſere verehrlichen Poſtabonnenten erſuchen wir um ge⸗ fällige umgehende Mittheilung ihrer Adreſſe, damit ſpäterhin in der Zuſendung der Noman⸗Bibliothek teine Unterbrechung eintritt. Tagesneuigkeiten. D, Verlin, 14. Jauuar.(Ein Weihnachtsge⸗ ſchenk) Prinzeſſin Sophie hat, wie aus Atben gemeldet wird, von der Faiſerin Friedrich zum Weihnachts ⸗Geſchenk zweiundvierzig Meter koſtbarer Spitzen geſchenkt erbalten, die von ſchleſiſchen Frauen mit der Hand gearbeitet worden ſind. Bei Gelegenheit des Weihnachtsfeſtes hat Kronprinz Kon⸗ ſautin den Armen der Stadt Athen 2000 Drachmen geſpendet und die gleiche Summe hat auch die Prinzeſſin Sophie für die Armen ausgeſetzt. „ Verlin 14. Jan. Eine Statiſtik der In⸗ fluenza in Berlin) Darnach wären ſeit Entſtehen der pidemiſchen Grippe nicht weniger als 400,009 Meuſchen bis jetzt jetzt von dieſer Krankheit befallen worden. Mit tödt⸗ lichem Ausgange verliefen, ſe weit es ſich bis jetzt feſtſtellen läßt, 650 ale Jafluenen verzeichnete Falle. Ein Patient er⸗ krankte an der Influenza vier Male binnen 6 Wochen. Verlin, 14. Jan.(Zum Tode verurtheilf, Das Schwurgericht verurtheilte den 19jähr. Arbeiter Carts⸗ burg, welcher am 2. Dez, ſeine Tante Stehl in der Grünauer⸗ ſtraße ermordete und beraubte, zum Tode. „Straßburg, 12. Jan.(Die hieſige Univer⸗ ſitäts⸗Biblietheh zählte am 1. 11 J. 660.000 Bände d. p. um 21.088 Bände mehr als am nämlichen Tage des Vorjahres. 14,469 Bände dieſes Zuwachſes wurden an⸗ gekauft und 6619 wurden der Bibliothek geſchenkt. An 24,384 Perſonen wurden im verfloſſenen Jahre 84,482 Bände aus⸗ geliehen, wovon 676 nach Frankreich an 50 Perſonen geſandt wurden; nach Baden Hingen 1550, Preußen 1062, Heſſen 284, Bayern 287 und Württemberg 176 Bücher. era, 14. Jan.(Begnadigt) Der wegen Er⸗ mor ſeiner Ehefrau zum Tode verurtheilte Weber Kirmſe von bier, wurde geſtern zu lebenslänglichem Zucht⸗ hauß — Wien, 12. Jan. as Schooßhündchen der Erbtante) Eine alte, ſehr reiche Dame in der Ziegler⸗ gaſſe erkrankte an der Influenza, und da ſie befürchtete, ihr Schooßhündchen, ein Rattenfänger kleinſter Art, könne von 15 angeſteckt werden, ſandte ſie ihr Dienſtmädchen mit ihrem „Pogate 1 ihrem Neffen, mit der Bitte, den kleinen Vier⸗ füßler in ſeiner Familie zu pflegen, bis ſie ihn wieder ab⸗ bolen laßſen würde. Der Reſfe und ſeine Frau fürchteten aber,„Pagate möchte die Influenza ſchon haben und be⸗ ſahlen dem Dienſtmädchen, denſelben in ihr Zimmer einzu⸗ ſchlietzen und ja nicht in ein anderes Zimmer der Wohnung zu laſſen. Das Dienſtmädchen aber glaubte ebenſo gut ſich vor Anſteckung fürchten zu dürfen wie ihre Herrſchaft und wies dem armen„Pagate“ den Hausgang als Aufenthaltsort während der Nacht an, wo das verhätſchelte Thierchen eines Morgens todt aufgefunden wurde. Das geichah am ſelben Tage, wo die wieder geneſene Tante ihren Liebling abholen wollte. Die alte Dame erfuhr natürlich, wie ihr„Pagate“ um's Leben gekommen, fuhr geim, ſtieß ihr Teſtament um, und nun können die Armen Wiens ſich auf eine fette Erb⸗ ſchaft freuen. „ ½ Preßburs, 12. Jan.(Drei Kinder erſtickt) Die in heben wohnende Familie eines Aufſehers der Lafran⸗ coni'ſchen Steinbrüche iſt während der vergangenen Nacht in Folge Ausſtrömens von Kohlendampf verunglückt. Als Hilfe kam, waren drei Kinder bereits todt und die Frau dem Er⸗ ſticken nahe. Dieſe und ein viertes Kind wurden noch lebend gefunden, ſchweben jedoch noch in Lebensgefahr. Paris, 13. Jan.(Wieder ein Theaterbrand.) Heute Morgens brannte das Theater Sabatier in Montau⸗ ban, ein ganz neues Gebäude, worin erſt einige Monate ge⸗ ſpielt wurde, nieder. Das Feuer brach in den Couliſſen aus uUnd ſcheint bereits nach Schluß der Vorſtellung durch eine Cigarrette entſtanden zu ſein und die ganze Nacht weitergefreſſen zu haben. — Paris, 13. Jan. Ein kleiner Gaſſenjunge) neckte geſtern einen alten Dienſtmann in der Nue St. Domi⸗ nique ſo lange, bis dieſer die Geduld verlor und ihn am Kragen packte Im ſelben Augenblick bekam aber der Alte einen epileptiſchen Anfall, woran er leidet, und ſtürzte, dem Kleinen die Kehle zuſchnürend, über denſelben zu VBoden. Beide wurden bewußtlos in's Spital geſchafft, wo es nach langen Bemühungen endlich gelang, den Kleinen wieder in's Leben zurückzurufen. „Vontoiſe, 13. Jan.(Ein altes Ehepaar.) In einem nahe gelegenen Dorfe befindet ſich ein Ehepaar, welches zuſammen 191 Jahre zählt. Der Mann, Wilhelm Garras iſt 95, die Frau 96 Jahre alt; ſeit 76 Jahren ver⸗ heirathet, ſind ſie noch ſo geſund und kräftig, daß ſie ihre chen und landwirthſchaftlichen Arbeiten allein ver⸗ 15— Vontbriſon, 13. Jan.(Weichherzige Ge⸗ ſchworene.) Die zwei Mörder, elcht dfe 15 Schutz⸗ leute Wilhelm und Stirlinger in der Rue de la Vigne dahier ohne allen Anlaß mit Revolvern niedergeſchoſſen hatten, wurden, weil die Geſchworenen ihnen mildernde Umſtände hewilligten, zu nur 20 und 10 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Aber ſelbſt dieſe Strafe erſcheint dieſen merkwürdigen Ge⸗ ſchworenen zu hoch, weshalb ſie ein Gnadengeſuch an den Präfidenten der Republif für ſie unterzeichneten. Hoffentlich hineinwinkte, blieb Fokmer überraſcht ſtehen. Seine Erwar⸗ tungen waren in der That übertroffen. Die Wände des Zimmers waren mit ſchönen Goldtapeten bedeckt, ein hoher, künſtleriſch geformter Spiegel reichte faſt bis zur Decke und zu ſeinen Füßen breitete ſi ich ein prachtvoller Teppich aus, wel Boden des Zimmers vollſtändig bedeckte. Wie ſehr hob ſich dieſe Wohnung gegen die faſt ärmlich eingerich⸗ tete der Braut ab. Schwellende Seſſel und ein Fauteuil Hharmonirten mit ihren aus ſchwerem Möbelplüſch beſtehenden ezügen mit der ganzen übrigen Zimmereinrichtung. Das ar in zwei anderen Zimmern war ebenfalls mit Ge⸗ ſchmack gewählt und mit wahrem Kunſtfinn placirt. Gortſetzung folgt.) Dünkirchen, 13. Jan.(Auf hober Seeh wurde ein Matroſe des von La Plata zurückkehrenden Steamers Albany“ Namens Ward am 17. Dezember plötzlich wahn⸗ ſinnig und ſuchte ſeinen Kameraden Commings zu tödten. bedurfte der Anſtrengung von ſechs Matroſen, um den ahnſinnigen zu überwältigen und unſchädlich zu machen. er Unglückliche war ſeit jenem Tage g feſſelt in einer iſo⸗ Zel egebracht und kann auch jetzt noch nicht aus⸗ rden, da ſich hier keine Anſtalt befindet, wo man ihn unterbringen könnte. Madrid, 13. Jan.(Sel bſt m ord). Der Direktor des„Credit Mobilier Eſpagnol“, Lag ränge, ein Franzoſe, deſſen Frau an der Jufluenza geſtorben iſt, hat ſich aus Ver⸗ zweiflung hierüber an deren Sarge erſchoſſen. „RNewyork, 12. Jan,(Eine Feuersbrunſt) ſuchte geſtern die Stallungen in Verſailles(Kentucky) heim, in welchen die Pferde des Rennvereins untergebracht waren. Der Hengſt Bellboy“, welcher im letzten Jahre um mehr als 250,000 Fres. gekauft worden war, und 34 andere Pferde, welche auf 500.000 Fres. geſchätzt werden, gingen zu Grunde. —New⸗Nork, 18. Jan.(Cyklon und Feuers⸗ brunſt.) furchtbarer Eyklon ſuchte geſtern plötzlich die Stadt St. Louis heim. Zahlreiche Wohngebäude, meh⸗ rere große Jabriken und Kirchen, ſowie andere im Süd⸗ weſten der dt gelegene Gebände wurden zerſtört, viele Meuſchen geködtet und verletzt. Die Stadt Vernice, gegen⸗ über St. Louis, wurde ebenfalls ſtark beſchädigt und auch dort iſt der Verluſt von Menſchenleben zu beklagen. Dem Schueeſturme folgte ein Orkan, der unweit St. Louis einen Perſonenzug vom Geleiſe wehte. Andere Städte in Ten⸗ neſſee und Miſſiſſippi haben gleichfalls ſebr gelitten. Schnee⸗ ſtürme wütheten in der verwichenen Nacht auf Kanſas, Miſſouri und Nebraska. Die Telegraphen⸗Verbindungen ſind allenthalben unterbrochen. Theater und Muſik. In der geſtrigen Kammermuſik⸗Auffüthhvung ſang Frau Lange⸗Ronge aus Müuchen, eine gebürtige Mann⸗ heimerin, mehrere Lieder. Die Künſtlerin beſitzt eine wohl⸗ ausgebildete Stimme von großem Umfang und ſtarker Ton⸗ kraft. Der Vortrag, der mauchmal insbeſondere beim letzten Liede von Franz, etwas mehr Aupaſſung an den Text erfor⸗ dert haben würde, iſt meiſtens geſchmackvoll und wirkſam. Frau Lange⸗Ronge hat geſtern entſchieden gefallen; wir hoffen, ihr bald wieder in einem Orcheſter⸗Concerte zu be⸗ geguen, wo ſie Gelegenheit fände, ihre Stimme in einem größeren Chorwerke mit Orcheſterbegleitung zu entfalten. Unſere vortrefflichen Kammermuſiker, denen ſich diesmal Herr Hänlein als Pianiſt angeſchloſſen hatte, brachten Brahms Bedur-Quartett, zwei Quarfetlſätze von Schubert und Cheru⸗ bini, ſowie zum Schluſſe Dvorafs höchſt intereſſantes Clavier⸗ Quinſett in durchaus fünſtleriſcher Weiſe zur Aufführung. Fran Dr. WPeſchka⸗Leutner, die bekannte Koloratur⸗ ſängerin, iſt am Sountag in Wiesbaden an den Folgen der Jufluenza geſtorben. Die Künſtlerin galt auch in Berlin als eine hervorragende Geſangskraft; ſie iſt in Berlin zum letzten Male vor ungefähr zwei Jaßbren in der Philharmonie aufgetreten, und zwar in Gemeinſchaft mit Emil Geetze. Ihre künſtleriſchen Haupterfolge erzielte die Säugerin am Leipziger Stadttheater und am Stadttheater in Köln. Erſt vor Kurzem hatte die Künſtlerin der Bühnenlaufbahn entſagt. Sie galt auch als eine hervorragende Geſangslehrerin. Sullivaus neue komiſche Oper„Die Gondolieri oder der König von Barataria“ hat bei ihrer erſten Aufführung im Park⸗Theater in Newyork mißfallen. Die geſammte Newyorker Preſſe äußert ſich ungünſtig über die Oper, die, wie es heißt, hinter den früheren Schöpfungen Sullivans bei Weitem zurückbleibe. Auch das Gilberl'ſche Lübretto findet nicht Gnade in den Augen der amerikaniſchen Kritiker. Stuttgart, 14. Jan.(Spielplan.) 15. Januar „Stradella“.— 16.:„Graf Eſſex“.— 17.„Das Glöckchen: des Eremiten“.— 18.:„Die Rauber“.— 19.„Oberon“.— Wegen der zahlreichen Erkrankungen unter dem Schauſpiel⸗ perſonal mußten die Novitäten:„Sakuntala“ und„Graf Ulrich von Württemberg“ veeſchoben werden. München, 14. Jan.(Spielplan.) Donnerſtag, 16. Jan.(Hoftheater):„Des Königs Befehl“;„Die Puppenfee“ Freitag, 17.(Hoftheater):„Fauſt“ Oper);(Reſindenztheater); „Der Schatten“. Samſtag, 18.(Reſidenztheater):„Stützen der Geſellſchaft“ Sonntag, 19.(Hoftheater):„Die beiden Schützen“ von Lortzing;„Die Puppeufee“. Berlin, 14. Jan.(Eine A nzengruberfeier) veranſtaltete geſtern das Leſſing⸗Theaters durch Aufführung des„Kreuzelſchreibers“. Dem Stücke voran ging ein von Ludwig Fulda gedichteter und von Frau Eugenie Klein in ſteiriſcher Tracht geſprochener, empfindungs⸗ und gedanken⸗ reicher Prolog, auf den die Huldigung vor des Dichters bekränzter Büſte folgte. Die Vorſtellung ſelbſt verlief glänzend unter dem andauernden Beifall des zahlreich erſchienenen Publikums. Dresden, 14. Jan. Herr Stritt, der Heldentenor des Hamburger Stadtthegters iſt als Nachfolger von Gudehus für das Hoftheater verpflichtet worden; für die genannte Bühne iſt außerdem noch die Verpflichtung des Tenoriſten Caliga eines anderen Wagnerſängers in Ausſicht genommen. Brüſſel, 13. Jan. Das„Vater Unſer“, das vielgenannte einaktige Drama von Coppe, wird zum erſten Male in Brüſſel aufgeführt werden, und zwar durch die Mitglieder des Pariſer „Thèäatre libre“. Kunſt und Wiſſenſchaft. Stuttgart, 14. Jan.(Oberhofprediger Prä⸗ lat Geroh) iſt heute Nachmittag um halb 2 Uhr geſtorben. Karl Gerok war am 30. Januar 1815 in Vaihingen an der Enz geboren und ſeit 1868 Oberhofprediger in Stuttgart. Er war gleich hervorragend als Kanzelredner wie als geift⸗ licher Dichter. Am bekannteſten und verbreitetſten ſind ſeine „Palmblätter“, die mehr als ein halbes hundert Auflagen erfuhren; auch ſeine„Pfingſtroſen“,„Blumen und Sterne“, „Deutſche Oſtern“ und„Eichenlaub“ find poetiſch wertbvolle, durch Tiefe und Innigkeit der Gedanken wie durch Wahrheit der Empfindung ausgezeichnete Dichtungen. —— Aus der Rang⸗ und Gnartierlite für 1890. ſtellen wir folgende allgemein intereſſirende Daten zu⸗ ſammen: Das 5 Kriegs⸗Miniſterium wurde früber in drei Departements eingetheilt: das allgemeine Kriegs Departement, das Militär⸗Oekonomie⸗Departement und das Departement für das Invalidenweſen. Jetzt iſt nun noch ein viertes Departement eingerichtet, das Waffen⸗Departe⸗ ment, das allerdings jetzt noch die Bezeichnung„proviſoriſch“ trägt; in nächſter Zeit wird es etatsmäßig werden. Das allgemeine Kriegs⸗Departement zerfiel früher in ſechs Abtheilungen; jetzt beſteht es nur noch aus vier, deren Namen zum Theil die Abſicht erkennen laſſen, allmäh⸗ lich in der deutſchen Armee deutſche Bezeichnungen einzu⸗ führen: die Armee⸗Abtheilung, die Abtheilung für Fußtruppen, die Abtheilung für berittene Truppen und die Feſtungs⸗Abtheilung. Im Militär⸗ Oekonomie⸗Departement und im Departement für das In⸗ validenweſen ſind weſentliche Neuerungen in organiſatoriſcher Beziegung nicht zu bemerken; das Waffen⸗Departement zerfällt in die Handwaffen⸗, die Geſchütz⸗ und die techniſche Abtheilung. Mannheim, 18. Jannar. Unter dem Aöſchnitt . eneralStab der Armee erſcheint eine Dienſtſtellung, die ſeit langer Zenin der prerzl⸗ ſchen Armee nicht vorhanden war, die der Ober⸗Auarkiet⸗ meiſter, von denen es augenblicklich drei gibt: ferner ſinden wir unter der Bezeichnung„Eiſenbahn⸗Kommiſſare“ ſechs Stabsoffiziere der Infanterie; zu den früher vorhandenen Linien⸗Kemmiſſaren ſind vier neue hinzugeireten, nämlich die für Elberfels, Magdeburg, Poſen und Straßdorg i.., wo⸗ gegen die für Berlin weggefallen iſt. Die im vorigen Jahre nen errichtete 5 Leibgarde der Kaiſerin und Könitzin iſt in der Rangliſte nicht aufgeführt, nur ſteht unter der Leib⸗ Gendarmerie der Sekonde⸗Sieutenant von Albedtll vom Küraſſier⸗Regiment Königin(Pommerſchen) Nr. 2, der dieſelbe befehligt, als kommandirt zur Dienſtleiſtung. In der Armee⸗Eintheilung zeigt ſich eine ſehr bedentende Veränderung in Bezug auf die Orgauiſation der Feld⸗Artillerie. 5 Während die Feld⸗Artillerie⸗Brigaden bisher unter vier Feld⸗Artillerie⸗Inſpektionen ſtanden, die ſämmtlich wieder der General⸗Inſpektion der Feld⸗Artillerie unterſtellt waren, unterſtehen ſie jetzt direkt dem General⸗Kommando ihres Armee-Korps, und an Stelle der obengenannten General⸗ Inſpektion iſt eine einzige Feld⸗Artillerie⸗Inſpektion getreten, welche die techniſche Behörde für die ganze Feld⸗Artillerie iſt. Unter dem Abſchnitt„Gouvernements und Komman⸗ danturen“ finden wir eine neue Kommandantur: Bitſch, während andererſeits die bisherige Kommandantur Memel aufgelöſt iſt. Unter den Bebörden finden wir eine ganz neue, die Evangeliſche und Katholiſche Feldpropſtei, welche aus dem Evangeliſchen Feldpropſt D. Richter und dem Katholiſchen Feldpropſt D. Atzmann beſtett.— Bei dem Proviant⸗ und Fourageweſen iſt für die Vorſtände der wichligſten Proviant⸗Aemter der Tite nrovfank⸗Amts⸗Birektor eingeführt. on Veförderungen wollen wir nur die des Großherzogs von Sachſen K. H. Carl Alexander zum General⸗Oberſten der Kaval⸗ lerie mit dem Range eines General⸗Feldmarſchalls erwäh⸗ nen, durch welche die Zahl der in dieſer höchſten Charge be⸗ findlichen Offiziere auf 7 angewachſen iſt. Es ſind dies, nach dem Datum ihres Patents die Generalfeldmarſchälle Graf v. Moltke, Graf v. Blumenthal, Friedrich Auguſt Georg Prinz von Sachſen K.., Friedrich Wilhelm Nicolaus Albrecht Prinz von Preußen K. H. und die General⸗Oberſten Friedrich Großherzog von Baden K.., von Pape und der Großher⸗ zog von Sachſen K. H. Auch von den ziemlich zahlreichen Neubeſetzungen von Kommandoſtellen wollen wir nur die von vier Armee⸗Korps aufführen: das.,., 6. und 11. (General der Infanterie Bronſart v. Schellendorf I. Generallieutenant v. Häniſch, Generallieutenant v. Lewinski, General der Infanterie v. Grolman.)(Schluß folgt.) Aeneſte Nachrichten und Irlegrammt. Mainz, 14. Jan. Der nationalliberale Reichs⸗ tagsabgeordnete Brand(Kreis Friedberg) und der Cen⸗ trumsabgeordnete Racke(Kreis Mainz⸗Oppenheim) er⸗ klärten, ein Mandat für den Reichstag nicht mehr an⸗ nehmen zu wollen. *Stuttgart, 14. Jan. Der Oberhofprediger Prälat Dr. v. Gerok iſt heute Mittag geſtorben. Königsberg, 14. Jan. Der nationalliberale Ab⸗ geordnete Hoffmann iſt wieder als Canditat aufgeſtellt. Chemnitz, 14. Jan. Bei der Landtagserſatzwahl für den verſtorbenen nationalen Abgeordneten Clauß ſſegke der Candidat der vereinigten bürgerlichen Ordnungsparteien Eſche über den Sozialdemokraten Zeiſſig. Wien, 14. Jan. In der heutigen Sitzung der Ausgleichskonferenz nahmen Deutſche wie Czechen die Bildung einer neuen czechiſchen Handelskammer durch Abtrennung der czechiſchen Theile des Reichenberger Be⸗ zirks und etlicher Theile des Prager Bezirks an. Die Neubildung iſt jedoch eine Verfaſſungsänderung und be⸗ darf als ſolche der Zweidrittel⸗Mehrheit des Reichsraths ſowohl als der Zweidrittel⸗Mehrheit des böhmiſchen Landtags. pPeſt, 14. Jan. Der„Nemzet“ dementirt das Gerücht über den ſeitens des Kriegsminiſters geforder⸗ ten Nachtragskredit. Es handele ſich nur uin die Frage, ob der Austauſch oder die Umwandlung des Elfmilimeter⸗Gewehres in ein ſolches von acht Milimeter vorgenommen werden ſoll. Der Ausßtauſch erfordere 4½, die Umwandlung 1 Million. Es würden hierauf bezügliche Verhandlungen geführt. Brüſſel, 14. Januar. In der heutigen Kammer⸗ ſitzung interpellirte de Borchgrave die Regierung wegen der häufigen Brände von Staatsgebäuden. Der Miniſter Debruyn verſprach die Vorlegung eines Berichtes über die ſchon getroffenen Schutzmaßnahmen. In Charleroi veranſtalteten l. Fr. Z. 20,000 Bergleute aus Anlaß der geſtern gemeldeten Zugeſtändniſſe der Arbeitgeber und der dadurch herbeigeführten Beendigung des Strikes eine Freudenkundgebung. Die Stadt wies reichen Flaggen⸗ ſchmuck auf. „Paris, 14 Jan Der Geſundheitszuſtand von Paris hat ſich ſehr gebeſſert, noch liegen jedoch viele Perſonen an ſchweren Grippeerkrankungen darnieder. Heute fanden 256 Beerdigungen ſtatt. Auch die Nachrichten aus der Provinz lauten zum Theil günſtiger. In Lyon und Marſeille kommen noch viele Todesfälle vor. Das 10. Linienregiment in Breſt hat 250 Kranke, darunter den Oberſt, auch aus Limoges und Evreux werden noch zahlreiche Er⸗ krankungen gemeldet. Rom, 14. Jan. Der„Eſercito“ meldet, daß heute eine Kommiſſion von Generalen zuſammengetreten iſt, um die Kadres, die Armeecorps und die Komman⸗ danten für den Kriegsfall feſtzuſtellen. Madrid, 14. Jan., Miitags. Das neueſte Bul⸗ letin konſtatirt die fortſchreitende Beſſerung des Königs. London, 14. Jan. Der Feldmarſchall Napier of Magdala, geboren 1810 auf Ceylon, iſt heute Nachmittag geſtorben. Belgrad, 14. Jan. Die Meldungen mehrerer Blätter von dem Abbruch der Handelsvertragsverhand⸗ lungen mit Bulgarien find unbegründet. Baltimore, 14. Jan. Der der Northern Central⸗ Eiſenbahn gehörige Getreideelevator in Werthe von 300,000 Dollars iſt mit 750,000 Buſhels Getreide niedergebrannt. Der engliſche Dampfer„Sacra Basco“, welcher in der Nähe der Werft lag, wurde don den Flammen eigriffen und iſt ebenfalls verbrannt. eereremeeeeeee Nannbetgi; den I. Januar. b. E Maunheimer Conrsblatt der Handelsblaft. Mauuheimer Börſe vom 14. Januar. 5 Obligationen. sb, Oolig Mart 104 40 53% Mbeln. Hyp-Mandbrisfe 97 80 d3 „„ 1386 1271 5 4 K. Hyp. Bbbr. S. 44 46/.70 80 162˙ 43 47—49101.28 55 4.„ T. 100 Looſe 148.85 633% MNannhelmer Obl. 101.— bd s leſchzanlelhe 08 40 554 5 1885 100.90 5 106 70 bö4 102 50 4 Preuß. Fonſol 106.50 b3 4 Freiburg i. B. Obl. 108.— 8 937 N 5 108.50 bz 31½ 5 100.90 53 4 Baher. Obliggtienen Mt. 106 40 2%½ Lubwigshafen Mtl. 108 50 0 4 Pfalz. Lunwigsbahn Wk.108 40 634 5 101.75 bz 4 Pfäfg. Judwigsbahn fl. 101.— 584 Wagh. Zuckerfabrik 102.5 G 4„ Maxbahn 10d.40 ba5 Oggersheimer Spinnerei 101.70 5 2 Norbbahn 108.4% 65 5 Berein. Chem. Fabriſen—.— 6%„ Ptiorit 00.24 bz5 Weſteregeln Alkalfwerke 108 60 Aetien. Dadiſche Bank 112.50 b6 Werger ſche Brauerei 93.— G Bbeinſſche Creditbank 34.— Babdiſche Brauerei 94.— G Rhein. Hyp.-B. 50 pct..126.— 5s Ganter, Brauerei Freiburg 130— 53 Pfcllz. Ohv. Bane 112.— 56 Hrauerei z. Sonne Welz 22.— 8 Pfälziche Bank 184 50 G Malzfabr. Hochheim—.— tan 124.50 G Maunß. Dampſſchleppſchiff. 120.— 8 onbauk 94— Cöln. Nhein-u. Seeſchiſffahrt 70— adwigs bahn 284.öc bz Dad. Schiffſahrt⸗Aſſecuranz 150% 8 2 Maxbahn 155.— bz Bad. Nück- u. Mitverſich. 575.— Nordbahn 125. bz Mannheimer Verſicherung 810.—. Heidelberg⸗Spenerer Bahn 40.— 8 Maunheimer Rückserſich. 480.— Lerein Chem. Fabriken—.— Württ. Transportverſich. 889.— 8 Dadiſche Anſtin u. Soda 288 25 G Oberrtzein. Berſ-Geſellſchaft 385.— Weſteregeln Alkaliwerke 156.— B] Oggersheimer Spinnerei 68.— 8 Chem. Fabrik Goldenberg 135— 8 Ettlinger Spinnerei—.— Hofmann u. Schötenſark 91.— 6] Manuheimer Lagerhaus 98.75 Verein D. Oelfabriſen, 190.— V! Deutſche Seehandl. 18.— 2 Waghäusler Zuckerfaſrit 105.— 6 Mauuh. Gum. u. Asbfbrk. 49.— N Maunbeimer Buckerrsſfin.—.— Karlsruher Maſchinenban 159.— G Mannheimer Aktienbuznerei 170 5 Huttenbeimer Spinnerei 98.— bz Eichbaum⸗Brauerei 166.— Pz Karlsr. Nähmf. Haid u. Nen— Judwigshafener Braſſerei 290— bf Nähmaſchinen Gritzuer 111.— G Schweßinger Brauerkt 88. Spey. Dampfziegelei in gig. 172.— Brauerei 3. Storch 131— Verein. Speyerer Ziegelwerke 136. G SeivelbergerActiendrauerei 164.— 8 Pfälz. Preßh. u. Spritfabr. 150.— B Mauerei Schwa 147— Schiſſerdecker Cement 158.— 5z Siuner Brauerei, iritus-⸗ Zellſtofffabrit Waldhof 214— bz und Preßhefeſgbn. 101.— Frankfurter Mittagbörſe. Frankfurk, 14. Jan. Der Ausſpruch, den Kgiſer Wilhelm an den Präſidenten des Reichstags über die Siche⸗ rung des Weltfriedens that, wie nicht minder die Thatſache, daß das wialſſche Rundſchreiben über die bulgariſche Anleihe zon keiner der übrigen Mächte leſeitigen 1 Mißtrauen der Börſe, Afnete und zahlreicher Kaufordres für Specula⸗ daltung eräöffn konswerſhe ſich zu erfreuen Wurden Wiener Baukverein ca. 1½ gehalten, Am zer 1,50 höher. Gotthard⸗Aktien konnten ca. 1½%, andere Schweizer etwa gleichviel anziehen, durchwen feft. Am Markte de nen wenig verändert. Stagts der und Duxer ſehr ſeſt. Vor 1% Türken%, Zoll⸗Türken ca. /% geſtiegen. Italiener Cedit bis 283 gehandelt. Wiener Unton 1¼ fl., Länderbank 1¼ beantwortet werden wird. welche in ſehr feſter hatte. Von Bankactien Disconto 2% höher, fl., Dresdener%, H. höher, Darmſtädter gut Bahnenmarkte von deutſchen Aktien Main⸗ Central Bahnen röſterreichiſchen Bah⸗ vahn, Lombarden, Buſchthera⸗ lausländiſchen Fonds %%, ungar. u. öſterr. Renten und Mexikaner lebhaft und höher.— Von In duſtrie⸗Aktien Gelſenkirchen mehrere Procent geſtiegen. Laura und Alpine feſt. Norddeutſcher Lloyd je 1,50 Höher, Veloce Privapisconto 4½%. etwas ſchwächer, Alkali 5% höher. Frankfurter Effektenſorietät. — Bankaktien. Oeſerr! Credit 2817/ Disſon a⸗Comm. 248.90 5% e 136.50 Betl. idels-Geſ. 202.70 Deziſcſe Vank 178.80 Dri sdeueh: Bank 191.60 Müte dem ſche Credit⸗B. 118.40 .B. 216.50 AEu-B. 185 Darriſtädter B. 182.70 Nhcn Eredit 8. 128.50 Deuſſche Union⸗B. 95.80 Deuſche Vereins⸗Bank 115.90 Läberbank 201/. Eiſenbahn⸗Alktien. aAyF. Büchen 177.59 Rrienburger 32 60 leſterr. Franz. Staatsb. 208 galizier 162/ (öhm. Nord 1867/ Zuſchtherader 860 Aux-Bodenbacher 419 Zemberg⸗Czernow. 203½ Abethal 192% Maab⸗Dedenburg 53% Lombarden 119½ Schweizer Central 148.80 Nordoſt 182.20 Amerik. Produkten⸗Märkte. Gotthard 168.90 Jura 117 Union 114.70 Schweizer Weſtbahn 87.30 Meridional⸗Aktien 149.50 Ruſſiſche Südweſt 75.50 Staats⸗Fonds. Ungar. Goldrente 88.10 2 Papierrente.4 Oeſterr. Silberrente 78.85 Ruſſen 92.90 Nuſſ. Conſols 98.60 Spanier 72.20 Italiener 98.40 Türlen 17.95 Türken⸗Looſe 26.70 Ottom. Zoll⸗Obl. 84.10 Serbiſche Tabak 88.90 Egypter 94.30 4 pCt. Griechen 78.30 Induſtrie⸗Werthe. Nordd. Lloyd 191.90 La Veloce 146.50 Bad. Anilin 282 Cement 153 70 Alpine 95.30 Laura 176.80 Gelſenkirchen 316.10 Schlußcourſe vom 14. Jan. Rhein. Konſtanz, 14. Jan 2 89 m.—.00 Hüningen, 11. Jan..58 m—9 85 Kehl, 14 Jan..09 m + 104. Sauterburg. 14 Jan. 3 26 n ,00 Marau, 14 Jan. 8 24 m— 0 01 Mannbeim, 15. Jan.12 m +0 03 Mainz, 14. Jan..94 + 06 Dampfer⸗ New-Nork Chicago — Menet Weizen Mais Schmalz Caſſer Weizen Mais Secnen Januar 887 387 ↄf——.— 77— 29—— Februar—— 88 ˙⁵L88— 16.————— März———————— April—————.———— Mai 8857 397ͤ4— 16.10 7657 32—— Juni 87.———.———— Juli———— 16.10 80— 84j—— Auguſt———.———— September—————.—— ee Oktober———————.————— November———————.—————— Dezember—.————.—————.— Tear——.——.——.—————— Maunheimer Hafen⸗Verkehr vom 14. Januar. Schiſſer ev. Kap. Schiff. Hommt von Ladung Etr Hafenmeiſterei J. Müske Göthe Köln 8 Stückgüter— A. Wöcking Lothringen Rolterdam 1614 H. Hagenberg I1 Kronprinz Hochfeld Kohlen 8300 Hafen meiſterei II. G. Jäger Willem I Ruhrort Kohlen 12300 Heey Frankfurt 21 Rotterdam Weizen 2890 N. Noll Germania 4 Stückgüter 888 J. Engelmann Hermine Rührort Kohlen 70⁰ Hafenmeiſterei II. J. Kill[Emanuel Notterdam Getreide 10408 H. Schrör Eliſe 4 16076 W. Looſen Induſtrie 10 Ruhrort Stückgüter 800 J. Krapp Induſtrie 9— 75 1400 B. Nußbaum Induſtrie 23 Köln 0 3000 Waſſerſtands⸗Nachrichten. Bingen, 14 Jan. 160 m. +.07. Kaub, 11. Jan..76 m. +.10. Koblenz, 14 Jan..40 m. +.12 Köln, 14 Jan..67 m. +.81. Ruhrort 14. Jan..01 m. + 0 3. edqar 2 Mannbeim, 15. Jan. 3,15 m.— 0,15 Heilbronn, 14. Jan 145 m. + 01 Nachrichten. Bremen, 14 Jan.(Telegraphiſche Dampfer-Nachrichten bes Lloyd in Bremen, mitge heilt von Ph. in Nannheim) Dampfer„Eider“, welcher am 8 Norkbentſchen Jac. Eglinger, alleiniger, General-Agen: Jannar in Bremen abge- ſahren war, iſt am 14. Jan Mg. 1uhr wublbebalten in Nempork angelommen. Champagnes Lommery& Greno Reims Cachet see& extra see. Heidsieck Monopole zu Originalpreiſen. G. Hammerſtein C 3. 1. 59544 Fadenaaat Amndernehl, We e Utter⸗ Näbrwerib und Leichtverdaulichteit, iſt nächſt der Milch thatiächlich die deſte und zutragli Nahrung * Sanglinge. Zu haben à M..20 pro in allen oldeden, Drogen · und Cetonialwasrenvign. 6⁰ 57 22 8 2 7 2 Bekanntmachung. Dle Selbſtverſicherung der Baugewerbetreibenden gegen Unfall betreſſend. (15) Nr. 1022. Durch§ 48a des Nachtragsſtatuts der ſüd weſt⸗ lichen Baugewerks⸗Berufsgenoſſenſchaft ſind die ſelbſtſtändigen Baugewer ebetreibenden, welche nicht regelmäßig wenigſtens einen Lohnarbeiter beſchäftigen, verpflichtet worden, die eitene Perſon bei der Verſicherungsanſtalt der genannten Berufsgenoſſen⸗ ſchaft unter 15 feſter, viertelfährlich durch Vermittelung der beer rde zu erhebender Prämien gegen Betriebsunfälle zu verſichern. Die dieſer Selbſtverſicherung unterliegenden ſelbſtſtändigen Bau⸗ ewerbetreibenden haben ſich bei Vermeiden von Ordnungsſtrafen 8 0 300., durch Bermittelung der Verwaltungsbehbrde beim Vorſtande der Berufsgenofſſenſchaft anzumelden. Dabei iſt Folgendes zu beachten: 1. Die Selbſtverſicherung erſtreckt ſich auf alle Gewerbetreiben⸗ den, welche Bauarbeiten der bei der Baugewerks⸗Berufsgenoſſen⸗ ſchaft zu verſichernden Arten ausführen; insbeſondere auf die Maurer⸗, Zimmerer, Bau⸗ und Abbruchs⸗Unternehmer, Steinmetze und Steinhauer, in Holz arbeitende Schiffs⸗ und Mühlenbauer, Brunnenmacher, Bauläckirer, Bauanſtreicher, Baumaler, Gypſer, Tüncher, Kunſt⸗ und Decorationsmaler bei Bauten, Stukkateure, Asphaltirer, Steinſetzer, Einrichter von Gas⸗ und Waſſeranlagen, Bauglaſer, Verputzer, Weißbinder, Stubenbohner, Tapetenankleber, Ofenſetzer, Bauklempner, Dachdecker, Gewerbetreibende, welche Wetter⸗ vorhänge und Läden bei Bauten und welche Blitzableiter anbringen oder abnehmen(nicht ſchon, wenn ſie ſolche Gegenſtände gewerbs⸗ mäßig herſtellen.) Nicht verſicherungspflichtig ſind dagegen ſelbſtſtündige Bau⸗ ſchreiner und Bauſchloſſer, vielmehr ſind dieſelben nur hexechtigt zur Selbſtverſicherung, und zwar nicht bei der Baugewerks⸗Berufs⸗ genoſſenſchaft, ſondern bei der Holz⸗ bezw. der Eiſen⸗ und Stahl⸗ Berufsgenoſſenſchaft. 2. Die Verſicherungspflicht trifft nur dann zu, wenn der Bau⸗ ewerbetreibende Bauarbeiter der unter Ziffer 1 bezeichneten Art inedee(als Unternehmer) ausführt und er nicht regelmäßig ohnarbeiter beſchäftigt. 70872 Somit ſind zur Anmeldung verpflichtet: 8. nur ſelbſtſtändige Baugewerbetreibende, d. h. nur ſolche, welche entweder oder doch während eines Theils des Jahres auf eigene Nechnung(vnicht als Arbeiter, Be⸗ triebsbeamte, Aufſeher, Paliere) im Baugewerbe thätig ſind; eine ſelbſtſtändige Thätigkeit im Baugewerbe liegt insbe⸗ ſondere auch dann vor, wenn mehrere gemeinſchaftlich auf eigene Rechnung Bauten ausführen; b. nur ſolche Baugewerbetreibende der unter a bezeichneten Art, welche entweder überhaupt keine Lohnarbeiter beſchäftigen oder welche zwar zeitweiſe aber nicht regelmäßig einen Lohnar⸗ beiter beſchäftigen; wenn der Baugewerbetreibende während des Jahres nur an weniger als 250 Tagen einen Lohnar⸗ beiter beſchäftigt, alſo im Acher weniger als 250 Tagelöhne (Tagesſchichten) für ſeine Ar eiter ausgegeben hat, ſo iſt eine regelmäßige Beſchäftigung von Lohnarbeitern nicht anzuneh⸗ men und es greift die Selbſtverſicherung Platz; o. auch ſolche Gewerbetreibende, welche mit Rückſicht darauf, daß ſie Arbeiter beſchäftigen, bereits zum Zwecke der Un⸗ fallverſicherung ihrer Arbeiter Mitglieder der Baugewerks⸗ Berufsgenoſſenſchaft geworden ſind, haben ſich, ſofern die Beſchäftigung von Ar eitern keine regelmäßige Per J. lit b) iſt, zum Zwecke der Verſicherung der eigenen erſon an⸗ zumelden. Die Verſicherung der Arbeiter erfolgt durch die Bau⸗ ene unter Erhebung von Umlagen, welche auf Grund der Lohnnachweiſungen feſtgeſtellt werden; die Selbſtverſicherung der Baugewerbetreibenden bei der Verſicherungsanſtalt unter Jehee von Prämien nach Maßgabe des angemeldeten Jahresarbeitsverdienſtes des Verſicherten. 5 3. Die Selbſtverſicherung und damit die Verpflichtung zur Anmeldung und Prämienzahlung, ſowie der Anſpruch auf Ent⸗ ſchädigung im Falle der Verunglückung beginnt von dem Beginn des Baugewerks bezw. von dem Aufhören der Beſchäftigung der Lohnarbeiter an. Die Anmeldung hat unter Benützung des nachſtehenden Formulars beim ürgermeiſter derjenigen Gemeinde, in welcher der Gewerbetreibende ſeinen Wohnſitz oder in Ermangelung eines ſolchen ſeine gewerbliche Niederlaſſung hat, zu erfolgen; die in der Amtsſtadt anſäſſigen Baugewerbetreibenden haben die Anmeldung unmittelbar beim Bezirksamte einzureichen. n der Anmeldung iſt insbeſondere anzugeben: 3. der Gegenſtand des Betriebs je na dem einer oder mehrere 55 unter Ziffer 1 aufgeführten augewerksbetriebe vor⸗ ommen; b. der Jahresarbeitsverdienſt des Baugewerbetreibenden; der⸗ ſelbe wird dadurch gefunden, daß der durchſchnittliche Tages⸗ arbeitsverdienſt mit 300 vervielfacht wird; c. der Zeitpunkt, von dem an die Verſicherungspflicht begonnen hat. 50 Anmeldeformulare können vom Bezirksamte bezw. von dem Bürgermeiſter bezogen werden. 4. Wenn die e aufhören, unter welchen die Selbſtverſicherungspflicht begründet iſt, alſo wenn z. B. der Bau⸗ gewerbetreibende das ſelbſtſtändige Baugewerbe aufgibt, oder wenn derſelbe unſelbſtſtändig auf Rechnung eines anderen Unternehmers arbeitet, ſo iſt der Verſicherungsanſtalt in Straßburg i⸗ E. hierüber unmittelbar Anzeige zu machen, da dieſelbe nur für die wirklich auf⸗ gewendete Arbeitszeit die Prämie herechnet. Wenn der Baugewer⸗ betreibende regelmäßig Lohnarbeiter einſtellt, ſo hört zwar die Pflicht zur Selbſtverſicherung auf, er iſt aber berechtigt, freiwillig die eigene Perſon gegen Unfall weiter zu verſichern. Die Bürgermeiſterämter des Landbezirks werden beauftragt, vorſtehende Bekanntmachung in ihren Gemeinden in ortsüblicher Weiſe bekannt zu geben und die Anmeldungen der Baugewerbetrei⸗ benden entgegenzunehmn: Eine Kontrole über die pünktliche Anmeldung der Meldepflich⸗ tigen kann am zweckmäßigſten durch die Gemeindebehörden geführt werden, 7 18 allvierteljährlich die die aben der Prämien⸗ zahlungspflicht der Selbſtverſicherer entha tenden Auszüge aus der Hebrolle 1— Verſicherungsanſtalt zum Zwecke der von dem Organe der Berficherungsanſtalt üdermittelt werden. Wenn bei der Durchfſicht dieſes Auszuges die wahr⸗ nimmt, daß ſeleene eg Baugewerbetreibende, welche ihren Wohnſitz oder ihre gewer liche Nieder aſſung in der Gemeinde haben, darin ausgelaſſen ſind, ſo hat die Gemeindebehörde dieſelben zur Anmeldung auf; ufordern bezwſe. event. unter Angabe der maß⸗ gebenden thatſächlichen Verhältniſſe hierher zum Zwecke der Mit⸗ ſattene an den Vorſtand der Verſicherungsanſtalt Anzeige zu er⸗ ſtatten. Mannheim, den 6. Januar 1890. Großh. Bezirksamt Genzken. Südweſlliche Baugewerks⸗Berufsgenogenſchaft (Berſicherungsauſtalt). Aumeldung zur Selbſtverſicherung (§ 2 Abſ. 2 des ee und 88 48, 48 des Stakuts). Staat: Großherzogthum. Amtsbezirk: Gemeinde: 2 Bemerkungen: —(Hier iſt namentlich an⸗ ob der Anmel⸗ Por⸗ und Zu⸗ 3. Deginm dende dereits Mitalied name des Wti des Srß der der 5 de e Gewerbetraß⸗ S bndem 5 rungz⸗ zen Arbeftern ſchaſſt, ob ebſſicht de 585 das ganze Jahr oder nur einen 5 Theil deſſelben dauern). 189 rdetreibenden) Nmerrung: Die Anmeldung it be⸗ nungsſtrafe von 390 M. binpen vfer Beginn der Verſichernagspflicht einure e Verſicherungspflicht beginnt mit dem an ſelbſtſtändig Bauarbeiten werden. Der Jahresarbeitsverdienſt iſt das des dure Achnittlichen Tagesverdlenſtes. 59 85 Stkauntmachung. Zekanntmaczung. Statiſteſche Arbeiten über Die Stakiſen der gewerb⸗ das Veterinärweſen btr. lchen Strektigkeiten betr. (45) No. 622. Die Bärger⸗(10 Nö. 3177. Bürger⸗ meiſterkmter des Landhezkrks er⸗ mekſteräkmmter des Landhezerks wer⸗ halten mit nüchſter Poft den Be⸗ den au die Vorlage der Tabelle darf an Jormularen Tage⸗ über die bei ihmen im Jahre 1889 hüchern für die Fleiſchdeſe aner anhüngig gewordenen gewerbkichen 1 Noth⸗ S erinnert 5 acher Fertig⸗ nung nom E„ 75—5 45 955 U. 4 0—5 er Perlſucht in Doppelfer ann„ 10. Jannar 70 ur Aushändigung an Ne. Gr.—— Fl ſchbeſcauer, wobei denſerben Genzlen. Fekanntmathung. zu bemerken iſt, daß bei Ber⸗ wendung der neuen rmulare No. 1288. Fabrilarbetter Je⸗ mit beſonderer Sparſamkeit zu verfahren haben. hann Dörr Wittwe, Heuriekte Die etwa noch vorhandenen um gee e eeee eſchauern a anher de nur noch mann Dieſem die neuen verwendet wird* wenn werden dürfen. 70871 binnen ochen Einſpr Mannheim, 10. Januar 1890. er ben wird. 70 annheim, 18. 1890. enzken. iber des Gefftutliche Auffordernng.. ee e Die Aumeldung zur Stamm⸗ rolle betreſſend. In Gemäßheit des 8 2 der Wehrordnung werden die Milttär⸗ pflichtigen, welche bei dem Erſatz⸗ geſchäft des Jahres 1890 melde⸗ pflichtig find, aufgefordert, ſich zur Stammrolle anzumelden. 1. Zur Anmeldung find ver⸗ Pflichtet: à) alle Deutſche, Jahre 1890 das 20. Lebens⸗ Sekanntmethung. Verzahme der Wahlen ichniß— onen, zur 2 e geordneten 815 im Einverſtändniß im Großh. Bezirksautt nahme von Haus zu I* jahr zurücklegen, alſo im die S utzmannſchaft e⸗ wer⸗ Jahre 1870 geboren ſind; den. Die letzteren wird zu ge⸗ ) Alle früher gehorenen Peut⸗ nanntem Zwecke von hente a5 ſchen, über deren Dienſt⸗ während der folgen in pflicht noch nicht endgültig, den Wohnungen, hieſtger Stadt durch Ausſchließung, Aus“ über Namen, Stand, Alter und Staatsangehörigkeit aller Wahl⸗ muſterung, Ueberweiſung um Landſturm, zur Er⸗ berechtigten, d h. aller hier wo bee oder Narme⸗ haften atzreſerve oder durch kigen wer 25. Aushebung für einen Trup⸗ die age 1—5 und 1 pen⸗ oder Marinetheil ent⸗ die geſetzlichen— 0 beſtim⸗ ſchieden iſt, ſofern ſie nicht mungen keine⸗ Anwen finden, durch die Erſatzbehörden eaee ee 45. insbeſ e die von der Anmeldung aus⸗ wohner drücklich entbunden oder ü d 18„Familienhäupter, im gegebenen W 1115 die mit der Anfertigung der i ſten beauftragten Beamten durch Auskunftsertheilung jeder Art möglichſt unt und damit ſeinen dauernden pflichtige zur Auſſtellu einer u. Auſenthalt hat. Hat er keinen olkſtandegen Aacherleße 2 1 dauernden Aufenthalt, ſo muß mitwirken zu wollen, da 1 die Anmeldung an dem Orte nur ſolche Perſonen ven wem des Wohnſitzes und bein Wahlrechtched rauch machen dürfen, Mangel eines inländiſchen welche in die Liſte der lbe⸗ Wohnfitzes an dem Geburts⸗ rechtigten eingetragen worden ſind. ort, oder wenn auch dieſer im] Mannheim, 18. Jemnat 1890. 1 5 1815 ten e ohn er Eltern geſchehen.„ 3. Iſt ber Militärpftichtige von 70831 Wurkerer. dem Orte, in dem er ſich nach e eee Würterhitnechen e i 7 Vormünder, Sehr⸗ Brod⸗ oder zu beiden Seiten des ünks⸗ dur Aamel die Verpflichtung ſeitigen Widerlagers der r Anmeldung. 3 4 die Aumeldung het vom Neckarbrücke hier ſolken auf 15. 5 2 2 5 Abbruch verkauft werden. u geſchehen; ſie ſoll enthal⸗ f amilien⸗ und Vorname„ Liebhaber werden erſucht, dut Tchiegen, 0 ai ihr ſurtsort, eburtsjahr und Angebot ri dem Tag, Aufenthaltsort, Religion, 5 Gewerbe oder Stand, ſodann Baubüreau der Neckarbrücke Name, Gewerbe oder Stand abzugeben, woſelbſt die nühe⸗ und Wohnfitz der Eltern, ſo⸗ ren Bedingungen zu er⸗ fahren ſind. 7048 Bauunnternehmung der Neckarbrücke. Anmeldung müſſen die Loo⸗ 7 2 50 vorgelegt werden. Städt. Saswerk Maunherim. 5. Wer die vorgeſchriebene Meld⸗ e Ner vom aus zurückgeſtellt wurden. 2. Die Anmeldung erfolgt bei dem Gemeinderath A Ortes, an dem der Militür⸗ meldung nicht am Geburtsort erfolgt, iſt ein Geburtszeugniß vorzulegen. Bei wiederholter wie ob dieſe noch leben oder todt ſind. Sofern die An⸗ ung unterläßt, wird mit Geld⸗ 5. Jan. 180 ſtrafe bis zu 30 Mark oder bei einem ſtündlichen Berbrauch — mit Haft bis zu drei Tagen einer lamme von 150 beſtraft. 7038616,25 Normalkerzen. Meune8 ah. 5 Alle Sorten Stühle werden Klotz. gut und billig geflochten. 70897 terer Todes-Anzeige. In tiefſter Betrübniß machen wir Allen Freunden und Bekannten hiermit die ſchmer zliche Mittheilung, daß unſer innigſt geliebter Gatte, Vater, Schwiegervater und Großvater Peter Eſchellmann im Alter von 66 Jahren nach kurzem ſchwerem Krankenlager geſtern Abend 9 Uhr ſanft ent ſchlafen iſt. 70941 Mannheim, den 15. Januar 1890. Die tieftrauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet Donnerſtag, Nach⸗ mittags 2/ Uhr vom Trauerhauſe O 7, 8 aus ſtatt. Dies ſtatt beſonderer Anzeige. Karl Hell, K 2 18. Oths. anlesagung. Für die vielen Bezeugungen der Antheflnahme bi dem mich betroffenen ſehr ſchmerzlichen Verluſte meiner ieben, in Golt ruhenden Frau, herzlichſten Dank aus. Maunheim, den 14. Janugr 1890. ſpreche hiemit meinen 70788 Philipp A. Walther, Buchdruckereibeſttzer. 0 8 Seneral-Angeiger. niß ausgewandert Uebder⸗ tretu 8860.⸗St.⸗G.A. Hecabe wird auf Anorbmung des Antsgeri hier zur Hauptperhandlung auf: 22. Februar 1890, ormitta 8¹ vor das mit dem Anfügen gel 5 er bei unentſchuldigtem Ansblei⸗ bden auf Grund der von dem Heidelberg unterm 30. 8sg ausgefelten Erkbörnnd werde 1 95 1805 tannhei Januar Der achgeſcheer Großh. Amtsgerichts. Stalf. Jekauntmachung. Die in dieſem Jahre am Weiher von Gondrexanze 15 gewinnen⸗ den Weiden, im 95 Bund von je 1,00 ca. 8420 kg. ſind zu verkaufen. Kaufliebhaßer wollen ſich mit— Kanalaufſeher Krüger in Gon⸗ drexange 9 1 t. Loth. in Verbindung ſetzen. Straßburg i. Elſ., 10. 1890. Der Kaiſerliche W bau⸗ Inſpector. 7092⁴ ek k⸗Sing⸗Char 39257 Der Vorſtand. Turn-Verein. Gegründet 1846. (Heidelberger Thor) Montag: Kürturnen, Dienſtag: Männerturnen, Samſtag Kürturnen, jeweils von Uhr. 0 nmelbungen Beitritt in den Verein Fekeman ſchrift⸗ 1 den Vorſtand ichten; Uebungsabenden in den Turn⸗ hallen entgegengenommen. Kaufnänniſcher Berein. Für den demmächſt beginnenden Huchhaltungs⸗Aurſus werden noch weitere Anmeidungen 70980 Der Berſtand. Seſunpverkin Contordia. Sonntag, 9—— 5 Außerordentliche Generalverſammlung. Wir laden hi unſere verehr. akttven und paſſiven Mitglieder nen efl. ein, mit dem Beuerken, und vollzähli ſeinen 8 7¹ 22— Der Vorſtand. Geſaugverein Bavaris. Heute Mittwoch Abend Uhr Probe. Um vollzähl. Erſcheinen dittet 81820 Der Vorſtand. „Frohſinn.“ Heute Mittwoch Abend 61832 Probe. Geſaug⸗Elnterhaltungs⸗ ** 14 Verein„Eugenia“. Mittwoch Abend 8¼ Uhr PRORE. Um vollzähliges Erſcheinen bittet 61319 Der Vorſtand Geſangverein„Lyra.“ Freitag, den 17. ds. Mts., Abends punkt 9 Uhr E wozu freundlichſt einladet 70985 Der Vorſtand. bypotheken⸗ Darlehen in jeder Größe beſorgt billigſt. eel. datsdenn, 0 U l 0 6 en gegen Umfang mit einem Geſammtgewicht von; Großer Mayerhof. Heute Mittwoch Abend Grosses CONCERT der beſtrenammirten Spezialitäten⸗ Komiker⸗Geſellſchaft Winter aus Frankfurt a. M. Anfang 8 Uhr. 20934 Empfehle meinen 7 Sanal nit Rebenzimmer für Bälle 1. hochztiten. Sod. Remoutoir für Damen Mr. 35.— ſehr billig Suberue 9 ſlur Larten 8„ 18.— Goſdne Ohrriuge, garantirt u,.— 8 Nin 1 2.50, 5 EKrenze, Bebafllen, Armbänder u. Collters v. Mr..— an. J. Kraut, 44625 T 1, 1, Breite Straße. 5 5 analysirt uud rein befunden von Goldene Bestauration Zeller. 0 77 16. Hassiv-Gold-Trauringe 8, 6, 7, 8 Millimeter breit, zu 20, 25 und 30 5 Mk. per Paar. Bonner Fahnenfabrik Moſlief. Sr, Mazestat des Naisers. Königl., Grossh., Herzogl., Fürstl. Hoflief,(SHof. Prädicate.) in Bonn a. Rhein. Zum 27. Januar, Seburtstag Sr. Aef des Nalsers. 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