n der Poſtliſte eingetragen unter Badi Nr. 2888.(Badiſche Bolkszeitung.) Abonnement: 50 Yfg. monatlich, Bringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. incl. Poſtauf⸗ ſchlag M..90 pro Quartal. Inſerate: Die Colonel⸗Zeile 20 Pfg. Die Reklamen⸗Zeile 60 Pft. Einzel⸗Rummern 3 Pfig. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. Amts⸗ und Kreisverkün der Stadt Mannheim und Umgebung. Mannheimer Journal. (101. Jahrgang. Erſcheint wöchentlich ſieben Mal. digungsblatt Telegramm⸗Abreſſe⸗ „Journal Maunteim. Verantwortlich: für den politiſchen u. allg. Then Chef⸗Redakteur Julius Katz, für den lokalen und prov. Theil: Ernſt Müller, für den Inſeratenthen: Kar Apfel. Rotationsdruck und Berkag der Dr. H. Haas'ſchen Buch⸗ FDruckerei, (Das„Mannheimer 9 ourngl“ iſt Eigenthum des kaiholiſchen Bürgerhoſpitals.) ſämmtlich in Mannheim. (Mannheimer Volksblatt.) Nr. 65. 2. Blatt. Werſchiedenes. — Ein in mebrfacher Hinſicht feſſelndes Sitten bild aus dem Studentenleben des vorigen Jahrhunderts ſo ſchreibt man der„Tal. Rundſchau— liefert der folgende Daitraa zur Geſchichte der akademiſchen Konzerte in Jena. Bis zum Jahre 1760 beſtand in der thüringiſchen Muſenſtadt das Collegium musicum, ein verfeinerter Kneipabend. Jeder hatte vollkommenes„silentium musicum“ während der Muſik zu beobachten und ſich des Rauchens zu enthalten, dagegen konnte nach Herzensluſt geſpeiſt und getr enken werden. Im Jahre 1769 wurden die„akademiſchen Konzerte“ begründet. Man war nicht frei von dem Gedanken, daß das Publikum in dieſen Konzerten nur eine Fortſetzung jener urgemüthlichen muſikaliſchen Abende des Collesium musicum ſehen möchte und hielt es daher für nöthig, in die Verfaſſungs⸗Urkunde der akademiſchen Konzerte ein beſonderes Kapitel,„Pflichten der Zuhörer bei dem zu errichtenden Lonzert“ aufzu⸗ nehmen. Wer von den akademiſchen Bürgern unter die Zahl der Zubörer aufgenommen zu werden verlangte. mußte ſich durch Einſchreibung ſeines Namens in ein beſonderes Buch zur Beobachtung folgender Geſetze und Vorſchriften verbind⸗ lich machen: 1) Bei dem Konzert in anſtändiger Kleidung zu erſcheinen. 2) Sich dabei ſtill und ſittſam, ohne alles Geräuſch und Händel, zu verhalten. 3) Sich während des Konzerts alles Getränkes und Tabakrauchens und Spielens zu enthalten. 4) Niemanden von andern Perſonen männ⸗ lichen oder weiblichen Geſchlechtes mitzubringen. 5) Gegen alle honoratiores ſich auf eine höfliche und manierliche Art zu betragen. 6) Bloß allein denen honoratioribus iſt es erlaubt, ihre Weiber und erwachſene Töchter mitzubringen, welches auch von fremden Perfonen vom Stande gilt, welche ſich hier aufhalten. 7) Alle Begleitung des Frauenzimmers nach Hauſe iſt den oiribus academiois unterſagt. 9 Wenn nach geſchloſſenem Konzert ein und anderer derer Herrn Cemilitonum Luſt hat, noch auf der Roſe zu verbleiben, und ſich den Umgang derer daſelbſt ſich einfindenden hono⸗ ratigrum zu Nutze zu machen, ſo hat er hierzu die völlige Freiheit, man verſpricht ſich aber von ihm ein geſittetes und anſtänd iges Betragen. Es folgen dann noch einige Beſtimmungen über das Eintrittsgeld.— Wie aus der Ge⸗ ſchichte der Konzerte erſichtlich iſt, 1 551 der akademiſche Senat während des erſten Jahres no manche Kämpfe mit dem Bruder Studio, der es ohne Schlafrock und Tabaks⸗ pfeife im Konzert nicht recht behaglich fand. Im Erdboden verſunken! An dem Vorgarten eines Hauſes in der Potsdamerſtraße in Berlin ſpielten mebrere Kinder im Alter von—12 Jahren, als plötzlich ein Knabe, einen lauten Schrei ausſtoßend, bis zu den Hüfſten in der Erde, die ſich urplötzlich ſpaltete, verſchwand. Es gelang jedoch dem Knaben, ſich mit Hilfe ſeiner Spielkamera⸗ den aus der Vertiefung herauszuarbeiten, in demſelben Augenblick aber gab das Pflaſter weiter nach und nur durch ſchleunige Flucht vermochten die Kinder ſich vor dem Ver⸗ ſchüttetwerden zu retten. Vor den Augen der ſich raſch an⸗ ſammelnden Menſchenmenge zeigte ſich in der Tiefe von —5 Metern ein noch halb mit Waſſer gefüllter Brunnen⸗ ſchacht: jedenfalls iſt vor vielen Jahren bei Anlegung des Vorgartens die Oeffnung des Brunnens nicht ſicher genug abgedeckt worden und nur dadurch, daß die darüber befind⸗ liche Erde nicht ſofort einſank, iſt' ein arößeres Unglück ver⸗ mieden worden. — Unter dem Verdacht des Mordes verhaftet wurde am Dienſtag Abend in Friedrichshagen bei Berlin ein im dortigen Hotel„Kaiſerhof“ logirender Ruſſe, welcher ſich„Privatier Friska“ nannte. Die Verhaftung erfolgte auf Requiſition des Berliner Polizei⸗Präfidiums und ſteht der Verhaftete in dem Verdachte, an der Ermordung des ruſ⸗ ſiſchen Generals Seliverſtoff in Paris betzeiligt geweſen u ſein. Der angebliche Friska wohnte ſeit April v. J. in riedrichshagen, um dort Heilung zu ſuchen, da er an der Schwindſucht leidet. Der ungefähr 35 Jahre alte Fremde verkehrte dort in den beſten Geſellſchaftskreiſen. Das Sig⸗ nalement des muthmaßlichen Mörders Padlinski ſoll genau auf ihn paſſen. Am Dienſtag Abend nach ehn Uhr erſchien der Amtsvorſteher von Friedrichshagen in egleituns zweier Berliner Kriminalbeamten und des Polizeidieners im„Kaiſer⸗ dof“, woſelbſt Friska mit einigen Herren Skat ſpielte und verhaftete den Verdächtigen, um ihn. nach dem Köpenicker Amtsgericht zu bringen. Dort ſoll ſich der Verkaftete, der keinerlei Legitimationspapiere bei ſich führt, bei ſeiner Ber, nehmung ſehr verdächtig benommen und ſich in Widerſprüch verwickelt haben. Er behauptete, im November v. J.— Ge⸗ neral Seliverſtoff wurde am 22. November ermordet ununterbrochen in Friedrichshagen ſich aufgehalten zu haben; es ſoll ihm jedoch bereits nachgewieſen worden ſein, daß er in jenem Monat zehn bis vierzehn Tage abweſend geweſen. Dahingegen haben ſich mehrere Herren ſeiner Bekanntſchaft gemeldet, welche bekunden, daß der angebliche Friska am Tage nach dem Morde, den 23. November v. J. khatſächlich in Friedrichshagen geweilt hat. An dieſem Tage wurde nämlich eine Theatervorſtellung im Hotel„Kaiſerhof“ veran⸗ ſtaltet, und an den Vorbereitungen zu derſelben ſoll ſich der nachweislich in hervorragender Weiſe betheiligt aben. — Das Weſſer! Im„Goldenen Löwen“ in Elbing war dieſer Tage ein Concert mit nachfolgendem Tanz ver⸗ anſtaltet worden. der jährige Dreher Plinſch, der als Klempner in einer abrik arbeitete und wollte ſich am Tanze betheiligen. Da ſein Anzug aber in ſchlechtem Zuſtande war⸗ hiellen ihn die Tanzordner vom Betreten des Sgales zurück. P. drohte mit Anwendung des Meſſers. Der Schloſſer Kroſchinski, ein ſolider Menſch, Ausgangs der Zwanziger⸗ und noch einige Andere ließen ſich dadurch jedoch nicht zurückſchrecken. Mit guten Zureden ge⸗ leiteten ſie ihn die Treppe hinab. Auf der Straße zog P. iedoch plötzlich ein Dolchmeſſer und bohrte s Kroſchinski Geleſenſte und ve Entdeckungen und Erfahrungen, auf allen Gebieten der Wiſſen⸗ mit einem Fluche zwei Mal in die Bruſt. Dann ergriff er ſchleunigſt Sie Flucht. Kr. verfolgte ihn noch über die Straße und brach dann lautlos zuſammen. Man trug ihn ins Lokal, wo er nach wenigen Minuten verſchied. Der Mörder iſt noch in der Nacht verhaftet worden. — An der Hoftafel der Königin Victoria von England herrſchen noch ganz ſonderbare und altehrwürdige Gebräuche. So wird bei jeder Speiſeplatte, die auf den Tiſch kommt, der Name des Kochs, welcher das auf ihr herumge⸗ reichte Gericht bereitet hat, laut ausgerufen. Dieſer Gebrauch datirt aus der Zeit Georgs II., der auf einer größeren Reiſe nach dem Feſtlande für längere Zeit die Dienſte ſeines ſee⸗ krant gewordenen Küchenchefs entbehren mußte. In dieſer Zeit der Noth übernahm der älteſte Küchenjunge, Weſton, das verantwortliche Amt eines königlichen Hauptkochs und ver⸗ waltete es ſo vortrefflich, daß er bald zum Küchenmeiſter er⸗ nannt wurde. Aber auch die Küche hat ihre Kamarilla, und die unzufriedenen und neidiſchen Herdtruppen Georgs II. zettelten eine fürchterliche Palaſtrevolution gegen Weſton an, der für jede verſalzene Suppe und für jeden verbrannten Braten verantwortlich gemacht wurde, mochte er auch an der Zubereitung gänzlich unbetheiligt geweſen ſein and nur die beſchauliche Rolle eines Topfguckers geſpielt haben. König Georg durchſchaute die nichtswürdige Intrigue und traf die weiſe Anordnung, die noch heute zu Recht beſteht, daß der Hofmarſchall bei jedem Gericht, das auf die königliche Tafel kommt, den Namen des dafür verantwortlichen Kochs mit vernehmlicher Stimme bekannt gibt. Literariſches. Meyers Kouverſations⸗Lexikon, von dem ſeit Jah⸗ resfriſt die 4. Auflage in 16 Bänden und einem Ergänzungs⸗ Regiſterband vollſtändig vorliegt, beginnt jetzt ſich bis auf die jüngſten Tage zu ergänzen und zwar durch das Erſcheinen des Erſten Jahres Supplements(Leipzig und Wien, Bibliographiſches Inſtitut. 16 Lieferungen zu je 50 Pf. 30 Kr., bezw. 1 Band zu 10 M. 6 Fl.) In Art, Umfang und Form ſich genau den Bänden des Haupkwerkes anſchlie⸗ zend, hat dieſes Jahres⸗Supplement, ein Lexikon des Jahres 1890, den Zweck, den Beſitzer des Hauptwerkes in erſchöpfen⸗ der Weiſe über alle in dieſer Zeit aufgetauchten Fragen und Neuerungen auf dem Laufenden zu halten und ſomft das koſt⸗ bare Werk vor dem Veralten zu bewahren, indem es theils in umfangreichen Artikeln die politiſchen Geſchehniſſe, die ſchaft und Technik, die Entwickelung der Kunſt, der Literatur, des Handels und der Gewerbe, wie alle Fragen, welche die Gegenwart beſchäftigen, zuſammenfaßt, theils in kurzen No⸗ 1155 die Artikel des Hauptwerkes ergänzt und nachträgt. eyers Konverſations⸗Lexikon, über deſſen hohen Werth wir uns wiederholt auszuſprechen Gelegenheit hatten, erhält damit eine Fortführung, die es wiederum weit über ähnliche andere Werke erhebt. Das farbenprächtige vier geſchmackvolle Kinderkoſtüme aufweiſende Stahlſtſſch⸗Modebild der ſo eben erſchienenen neueſten Nummer von„Mode und Hans“ bildet eine vor⸗ theilhafte Ergänzung der im Hauptblatt enthaltenen fach kundig ausgewählten 30 Originale, ſämmtlich Mode⸗Novitäten allererſter Gattung, deren müheloſe Selbſtanfertigung der beigegebene Schnittmuſterbogen geſtattet. Emmy Heine. Chef⸗ direktrice des Blattes und gleichzeitig Herausgeberin der „Lebrbücher für Handarbeit“ erfreut durch 22 ſtilvolle Hand⸗ arbeitenvorlagen, welchen ſich 7 naturgroße Handarbeits⸗ Aufzeichnungen hinzugeſellen. Die zu„Mode und Haus“ gehörige illuſtrirte Hausfrauenze ituns iſt ebenſo viel⸗ ſeitig, als praktiſch; neben werthvollen Winken und erprobten Kochrezepten läßt ſie der„Geſundheitspflege“ und dem„Er⸗ jehungsweſen“ die eingehendſte Beachtung zu Theil werden. zrobenummern unentgeltlich durch alle Buchbandlungen und die Expedition von„Mode und Haus“ Berlin W. 35. Ein Künſtlerbeim. Eine der originellſten architekton⸗ ſchen Schöpfungen des modernen Berlin iſt das von dem Bau⸗ meiſter Sehring in Charlottenburg hart an der Stadtbahn erbaute Künſtlerhaus. Daſſelbe findet eine eingehende Würdig⸗ ung in Wort und Bild in der bekannten Berliner Zeitſchrift „Moderne Kunſt“(Berlin. Vorlag von Rich. Bong). Von dieſem wegen ſeiner trefflichen Ausſlattung und des reichen Inhalts allbeliebten Blatte liegen uns die zwei letzterſchienenen Nummern 10 und 11 vor; beide weiſen treffliche Beiträge und ſchöne Bilder auf. Hriefkaſten. E. Wm. bier. Wenden Sie ſich an den ſtändigen Sekretär des Deutſchen Handelstages, Herrn Conſul Annecke, Berlin C. Neue Börſe. Treuer Abounent hier. Wenn Sie ſich nicht drei⸗ tägige Bedenkzeit ausbedungen haben, ſind Sie zur Inne⸗ haltung des VBertrags verpflichtet; die Anzahlung verfällt jedenfalls, 5 2. F. hier. Soweit wir unterrichtet ſind, dürfen in Frankfurk an dem betr. Tage die Läden nach der Kirchenzeit geöffnet ſein. A.-l. bier. Die Einſtellung der Rekruten hat bei der Cavallerie nach dem 1. Oktober 1891, jedoch grundſätzlich erſt nach dem Wiedereintreffen in die Garniſonen nach be⸗ endigter Herbſtübung, bei allen übrigen Truppen in der Zeit zwiſchen dem 2. und 7. November zu erfolgen. Pf. in Bieruh. Fragen Sie bei der Firma Benz u. Co. in Mannhbeim an. A. in F. Die Abſtimmung erfolgte am 10. Januar 1890, M. in L. Zählt nicht zu den Staatsbeamten. 8. in K. Eine amtliche Feſtſtellung für ganz Deutſch⸗ laud iſt noch nicht erfolgt und iſt vor dem Monat April nicht zu erwarten. Tbrkiteide Jelteug in Maunhein und Umgebung. 6. März 1891. Herrmann Günther& Co. Auskunft⸗ und Inkaſſobürean 88889 Mannheim, 2,. mit 25 Filialen in Deutſchland. ie andels- und Gewerbe-Akademie zu Cöthen i. A. beginnt ihren Unterricht am 1. Mal. FProgp. verzendet die Direetien Casseler Postfachschule. (Zweigſchule in Bockenheim bei Frankfurt a..) Sichere Vorbereitung z. Poſtgehülfenprüfung. Am 6. April beginnt der Unterricht. 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