In der 2888. unter(Badiſche Volkszeitung.) Abonnement: 50 Pfg. monatlich, Bringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. incl. Poſtauf⸗ ſchlag M..90 pro Quartal. Inſerate: Die Colonel⸗Zeile 20 Pfg. Die Reklamen⸗Zeile 60 Pfg. Einzel⸗Rummern 3 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. Mannheit der Stadt Maunheim und Umgebung. (101. Jahrgang.) Amts und Kreisverkündigungsblatt Erſcheint wöchentlich ſieben Mal. ler Journal. Telegramm⸗Adreſſe: „Journal Maunheim. Verantwortlich: für den politiſchen u, allg. Then Chef⸗Redakteur Julius Katz, für den lokalen und prov. Theil; Ernſt Müller, für den Inſeratentheil; Karl Apfel. Rotationsdruck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buch⸗ druckerei, (Das„Mannheimer Journgl“ iſt Eigenthum des katholiſchen Bürgerhoſpitals.) ſämmtlich in Mannheim. (Mannheimer Volksblatt.) Nr. 70. Zweites Blatt. „Das betrogene Dentſchland.“ (Als zweites Bändchen von Sebrings„deutſcher Nationalbibliothek.“) Von Wilhelm Sehrings„Deutſcher National⸗ bibliothek“(Verlag von Ulrich Kracht, Berlin) erſchien ſoeben— des greiſen Verfaſſers immerrege Schaffens⸗ kraft von Neuem bekundend— das zweite Bändchen. Hatte das erſte:„Badenia als Tochter Germa⸗ nias“, das auch in unſerem Blatte ausführliche Be⸗ ſprechung fand, nach Baden geführt, ſo wendet ſich dies zweite:„Das betrogene Deutſchland oder von Wiens Kongreß zu Frankfurts Bundestag(1814—16)“ zur Geſammtheit der deutſchen Vaterlandsgeſchichte. Wer, einem Ausſpruch des Fürſten Schwarzenberg beiſtimmend, ſagt:„daß er aus der Geſchichte nichts zu lernen wiſſe,“ mäg Sehrings Buch aus der Hand laſſen. Für ihn ward es nicht geſchrieben. Das iſt es ja ge⸗ rade, um was es dem Verfaſſer wie bei der Geſtaltung ſeiner frühern Geſchichtsdchtungen ſo auch dieſes Buches zu thun war: Die Borzel⸗ heraufzubeſchwören, damit ſte der Welt unſrer Tage eine Lehrerin ſei.— Die Zeit nun, welche Sehring zu charakteriſiren trefflich verſtan⸗ den hat, iſt eine der kläglichſten aus Deutſchlands Ge⸗ ſchichte, aber eben darum ſo reich an Mahnungen und Warnungen für unſre Gegenwart: Es iſt die Zeit, welche, jeder freien That und jeglichen freien Geiſtes baar, den glorreichen Tagen des Befreiungskampfes von 1813 ſich anſchloß. Des Corſenrieſen Macht war gebrochen, zu Paris der Friede geſchloſſen worden, und es galt nun, die pielen durch fortgeſetzte Kriege herbeigeführten Wirren der Lande zu ordnen, dann aber auch dem Begehren der Völker nach Einheit und Freiheit endlich einmal gerecht zu werden. Daß es zur Löſung ſolch' gewaltiger Auf⸗ gabe eines Heroen bedurfte, der kühlem diplomatiſchem Verſtande Wärme des Herzens zu einen wußte,(eines Heroen, wie er ſpäter dann in Bismarck dem deutſchen Volke erſtanden), deſſ' konnten und wollten ſie nicht inne⸗ werden, die Diplomaten vom Schlage der Herren Metternich und Talleyrand, Schlegel und Gentz, oder wie ſie ſonſt heißen mochten, die, aus der alten Welt eine neue zu geſtalten, zu Wiens Kongreß ſich eingefunden. Deutlich genug gab ſich ihre Unfähigkeit kund durch all' die Fehl⸗ griffe, die ſie thaten: Fehlgriffe, wie die Preisgebung des Elſaſſes, die Trennung des Preußenſtaates in zwei weit von einander liegende Theile und der Ausſchluß Oſt und Weſtpreußens aus dem deutſchen Bunde.— Und auch zein die Noth der Völker mitfühlendes Herz beſaßen dieſe„Diplomaten“, ſonſt wären ſie nicht, die Warnungs⸗ ſtimme des Freiherrn von Stein mißachtend, der Noth darbender Invaliden ſpottend, von Feſtgelage zu Feſt⸗ gelage, von Genuß zu Genuß getaumelt. So erwieſen ſie ſich als würdigſte Nachfolger jener Pfuſcher, die auf Grund des Phantaſiegebildes vom europäiſchen Gleich⸗ gewicht einſt den Weſtfäliſchen Frieden zu Stande ge⸗ bracht. Und doch beſteht zwiſchen dieſen und jenen Diplomaten ein merklicher Unterſchied, den Sehring treff⸗ lich kennzeichnet. Wohl dürfen wir mit dem Dichter uns einverſtan⸗ den erklären, wenn er die Wiener Kongreßdiplomaten will verantwortlich gemacht ſehen für alles Unheil, was in der Folge über Europa und vor allem über Deutſch⸗ land hereingebrochen: für Napolons Rückkehr und den erneuten Kampf zu ſeiner Vernichtung, für den zweiten Pariſer Frieden und die wohlgemeinte, aber kein früheres Unrecht ſühnende hl. Allianz, für den deutſchen Bundes⸗ tag zu Frankfurt und deſſen Verhöhnung jeglichen Ein⸗ heits⸗ und Freiheitsideals, ja, wie weiter noch nachgewieſen wird, nicht minder für die Mehrzahl der Kriege und Revolutionen, die bis zum Jahre 1870 gefolgt ſind.— Wir müſſen geſtehen, daß wir ſelten noch ein Buch geleſen, das gleich anſchaulich dieſe Periode deutſcher Geſchichte vor uns hätte erſtehen laſſen. So lebendig hat Sehring durch Gedichte und Proſaſkizzen in der ihm eigenen markigen, ſtets ſo harmoniſch dem Inhalt ange⸗ paßten Sprache die fernen Unheilstage geſchildert, als hätt' er noch eigenen Auges ſie geſchaut. Aber wenn⸗ gleich er auch jenes Unheil nicht ſelber durchlebt hat, ſo ward er doch, es nachzuempfinden, unmittelbar angeregt durch die Generation jener Tage— angeregt aber vor allem durch die Strafgeſänge freiheitsbegeiſterter Dichterpatrioten wie Schenkendorf, Arndt und Uhland, Geleſenſte und verbrriteltte Jellung in Maunzeim und die in dem Buche vom„Betrogenen Deutſchland“ als die„Hoffnungsſterne einer beſſern Zeit“ geprieſen ſind. Daß Sehring, wollte er Wiens Diplomatentreiben nach Gebühr brandmarken, manch' heftiges Wort aus⸗ ſprechen, manch' ſcharfen Streich führen mußte, iſt natür⸗ lich, und ſo begegnet uns unter den Gedichten manch' eines, das in ſeiner ſarkaſtiſchen Art an Hoffmann von Fallerslebens bekannte Stachelverschen gemahnt. So weiht Sehring ſeine Stimmungs⸗ und Zeitbilder dem Europas Frieden und Freiheit verbürgenden Dreibunde Deutſchlands, Italiens und Oeſterreichs, und gedenkt in ſeinem Buche, immer wieder vom Vergangenen auf das Gewordene hinweiſend, voll Begeiſterung auch Kaiſer Wilhelms und Bismarcks. So wünſchen wir denn, daß Sehrings Buch„Vom betrogenen Deutſchland“ allerorts freundliche Leſer finde und dieſe nicht nur unter Deutſchlands Männern und Jünglingen, ſondern in gleichem Maße auch unter den deutſchen Frauen und Jungfrauen, welche der Dichter, ſie um Beachtung ſeines Buches bittend, alſo grüßt: Ihr Herrlichen, für die mein Herz erglüht, Das nur aus Liebe Haſſesfunken ſprüht, O zürnet nicht ob meines Zornes Lied! Nicht ſcheltet mich, weil ich geſcholten habe! Schuf doch den Urſprung dieſer Liebesgabe Der frühgereifte, ungeſtüme Knabe.— Greis ward der Knabe, und was er begehrte, Was ſeine Welt, die darbende, entbehrte, Um was in Qual ſich Deutſchlands Volk verzehrte, Die neue Zeit, die große, ruhmverklärte, Durch Kaiſer machtvoll uns gewährte! Wilhelm Schlang. —— Verſchiedenes. „(— Vor zwauzig Jabren, am 6; März 1871, trat Kaiſer Wilhelm I. die Rückreiſe aus Feindesland in die Hei⸗ math an. Auf dem Ehrenhofe der Präfektur zu Verſailles waren die Offiziere der 22. Diviſion verſammelt, an ihrer Spitze der kommandirende General des XI. Armeekorps, General der Infanterie v. Boſe. In der Halle des rechten Flügels des Schloſſes ſtand, zur Abfahrt bereit der Reiſe⸗ wagen, welcher den Kaiſer der Heimath entgegen führen ſollte. Da erſchien der oberſte Kriegsherr; elaſtiſchen Schrittes eilte er auf den ehrfurchtsvoll ſchweigenden Halbkreis der Offiziere zu und ſprach mit weithin vernehmlicher, aber von innerer Bewegung ergriffener Stimme: „Ich habe Sie verſammelt, als den hier anweſenden Vertretern der Armee Augenblick, wo ich die Armee verlaſſe, mein„Lebewohl“ zu ſagen. Ich kehre nach Deutſchland zurück. Der Krieg iſt, Dank Ihrer Hingebung und Ausdauer, zum glücklich⸗ ſten Ende geführt, und ich hoffe, daß wir einem langen und dauerhaften Frieden entgegen gehen. Ob meine Hoff⸗ nungen ſich erfüllen werden, hängt freilich zunächſt von dieſem Lande ab, welchem wir ſoeben eine ſo herbe Lek⸗ tion gegeben haben. Sollte ich aber auc irren, und ſollte ich genöthigt werden, von Neuem an die Entſcheidung der Waffen zu appelliren, nun, ſo weiß ich, auf wen ich mi verlaſſen kann.“ Alle waren tief bewegt. Schweigend reichte der Kaiſer dem General v. Boſe die Hand; dann küßte er ihn und rief: „Das iſt für Sie Alle, meine Herren!“ Schnell beſtieg er den Wagen; noch einmal winkte er, freundlich qrüßend, im Wagen ſtehend, hinüber den Abſchiedsgruß, dann aber ver⸗ ſchwand das Gefährt und mit ihm der greiſe Siegesheld in der unabſehbaren Reihe der jubelnden, Spalier bildenden Mannſchaften. — Wegen verſuchten Ranbes ſtand geſtern der 24. jährige Muſiker Bröſicke vor dem Schwurgericht am Berliner Landgericht I. Der Angeklagte iſt ſchon während ſeiner Dienſtzeit in einem bayeriſchen Regimente mit 10 Monaten Gefänaniß und Verſetzung in die zweite Klaſſe des Soldaten⸗ ſtandes beſtraft worden. Nachdem er dieſe Strafe verbüßt hatte, begab er ſich nach Warburg und von da nach Berlin. Seine Stellungen behagten ihm jedoch nicht und er verdiente ſich dann ſein kümmerliches Brod durch gelegentliches Muſi⸗ ziren. In ſeiner Noth kam Bröſicke auf den Gedanken, einen Einbruchsdiebſtahl zu begehen. Da Brbſicke mit dem Dienſt⸗ mädchen des Kaufmanns Schäfer bekannt geweſen war, ſo wußte er, daß dieſe Wohnung oft leerſtehe, währen d Schäfers in ihrem Geſchäftslokal verweilten. Bröſicke begab ſich nach dem Geſchäftslokal Schäfers, um zu ſondiren, und da er Alles nach ſeinem Wunſche fand, ſo begab er ſich um 4, Uhr in die Schäfer'ſche Wohnung, wo ihm ein Mädchen öffn⸗te. Bröſicke, der gut gekleidet war, gab nun ro. Frau Schäfer ſchicke ihn, damit ex Servietten zum Einpacken des Obſtes holen ſolle. Das Mädchen ließ den fremden Mann auch in die Wohnung und gab ihm die Servietten, mit denen er ſich auch entfernte. Nach etwa einer halben Stunde kehrte er jedoch ſchon zurück und erklärte, Frau Schäfer wünſche noch mehr Servielten, wenn ſie auch nicht ganz neuwaſchen wären. Nun ſchlug Bröſicke dem Mädchen mit einem Eiſen über den Kopf. Das Mädchen welches ein Kind auf dem Arme krug, ſetzte dieſes auf die Erde und ſchrie laut um Hilfe, Bröſicke aber ſchlug weiter auf das Mädchen ein. Das Dienſtmädchen Kruſe war jedoch eine energiſche Perſon, ſie ſetzte ſich zur Wehr, und wenn der Angeklagte auch weiter mit dem Eiſen auf ihren Kopf einſchlug, ſo drängte ſie ihn doch zur Thür hinaus und dann erſt brach ſie mit einem lauten Aufſchrei bewußtlos zuſammen. Nun erſchizwen mehrere Hausbewohner, unter ihnen Dr. Kayſer, der das Mädchen unterſuchte und meine Herren, um Ihnen, in dem Lagebung. ch 1 sohmieden Schmiede-⸗ herden. Mittwoch, 11 März 1894. acht klaff pfwunden feſtſtellte, ſo daß die Ueberführung in die Eharitee nothwendig wurde. Bröſicke hatte noch die Frechheit, nach der That ruhig die Treppen hinunterzugehen ünd denen, die ihm begegneten, auf ihre Frage zu antworten: „Ach, die ſind ja da oben verrückt!“ Später ſtellte ſich der Verbrecher der Polizei ſelbſt. Die Geſchworenen bejahten die Schuldfrage wegen verſuchten Raubes. Der Gerichtshof er⸗ kannte auf 8 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverluſt, —)Durch Sturz aus dem Fenſter wurde geſtern früß in Berlin ein vierjähriger Knabe auf der Stelle getödtet. Eine Frau B. hat eine über zwei Treppen gelegene Wohnung inne. Als ſie dieſe geſtern früh auf kurze Zeit verlaſſen mußte, um Einkäufe zu machen, ließ ſie ihre drei Kinder im Alter von 4, 3 und 1 Jahr allein zurück. Während der Abweſenheit der Mutter kletterte das älteſte Kind, ein vierjähriger Knabe, auf eine am Küchenfenſter ſtehende Bank und von dieſer auf das Fenſterbrett, beugte ſich durch das offene Fenſter hinaus, ver⸗ lor das Gleichgewicht und ſtürzte kopfüber auf den Hof hinab. Die Verletzungen waren ſo ſchwere, daß er noch unten auf dem Hofe verſtarb. —Kurze Unterhaltung. Es iſt bekannt, welche Vor⸗ liebe Friedrick Wilhelm III für lakoniſche Kürze hegte. Wäh⸗ rend ſeines Aufenthalts in Teplitz hörte er, daß ſich dort auch ein ungariſcher Magnat aufhjelt, der, gleich ihm, kein Freund langer Reden war. Ordentlicher Mann! Kennen lernen!“ Der König ließ ſich den Edelmann beſchreiben, redete ihn, als er ihn auf der Promenade traf, an, und es entſpann ſich fol⸗ gende Unterhaltung: „Baden?“ „Trinken.“ „Militär?“ „Magnat.“ acht klaffende Ko „Gratulir'.“ Maunpeimer Miaſchinenfabriß Hohr c pederhaff. Hannkeim empfiehlt: 86065 Krahnen und Hebe⸗ Vorrichtungen jeder A für Dampf., Hand- und hy- draulischen Betrieb. patent-Sicherheits- Aufzuge für Hand-, Dampf. ung hydrau- Aischen Betrieb(..F. 30331) Speise-Aufzüge, Kelter- und Bier-Aufzüge, Laufkrahnen, Mörtel-Aufzüge. I Waagen jeder Axt und Tragkraft, Führwerks- und Waggon⸗ waagen, Viehwaagen, Ma- gazins-Decimal-, Centesi- mal- und Laufgewichts- Waagen mit selbstthätigem Appaxat zum Aufdrucken des Gewichts. resultats auf Wieg ekarten. Roots⸗ gebläse Feld⸗ Prospekte gratis und franco. 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