—— — — 2 In der Poſtliſte eingetragen unter Nr. 2888. Abonnement: 50 Bfg. monatlich, Bringerlotzn 10 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. incl. Poſtauf⸗ ſchlag M..90 pro Quartal. Inſerate: Die Colonel⸗Zeile 20 Pfg. Die Reklamen⸗Zeile 60 Pfg. Einzel⸗Kummern 3 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. (101. Jahrgang.) Amts und Kreisverkündigungsblatt Erſcheint wöcheuntlich ſieben Mal. Telegramm⸗Abreſſe: „Journal Mannheim. Verantwortlich: für den politiſchen u. allg. Then Chef⸗Redakteur Julius Katz. für den lokalen und prov. Theil: Ernſt Müller, für den 5* eratentheil: Kar pfel. Rotationsdruck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buch⸗ druckerei, (Das„Mannheimer Journal““ iſt Eigenthum des katholiſchen Bürgerhoſpitals.) ſämmtlich in Mannheim. (Mannheimer Volksblatt.) Nr. 123. Zweites Blatt. Tagesneuigkeiten. — Fübingen, 3. Mai. Am Rande des Steinlachkanals ſpielten 2 Kinder eines mit7 Sprößlingen geſegneten Schaffners, ein Zjähriger Knabe und ein 2jähriges Mädchen. Das letztere fiel ins Waſſer und wurde von den raſch treibenden Wellen fortgetragen, während das Brüderchen jammervoll ſchreiend neben herlief. Ein Bahnwärter erkannte die Lage, aber er war an ſeinen Poſten am Bahnübergang gefeſſelt durch den heranbrauſenden Zug. Als dieſer vorüber, eilte er zu Hilfe 1 8 das Kind biwußtlos aber noch lebend aus dem Waſſer. „— Olpe, 3. Mai. Der Nachlaß des Stadtrendanten Wilmes, welcher die Gemeinde geſchädigt haben ſoll, iſt mit Beſchlag belegt worden. Nach dem Ableben des fünaſt verſtorbenen Wilmes wurde bei einer Reviſon der Sparkaſſe durch das Curgtorium der letztern ein Fehlbetrag von 410000„ feſtgeſtellt. So weit ſich die Sache bis jetzt überſehen läßt, ſcheint es ſich weniger um eine Beiſeiteſchaff⸗ ung bezw. Unterſchlagung ſtädtiſcher Gelder zu handeln, viel⸗ mehr liegt die Wahrſcheinlichkeit nage, daß Wilmes durch eine unverzeibliche Nachläſſigkeit in der Beitreibung und Einzieh⸗ ung von Zinſen, Steuern und fälligen Coupons in Verbind⸗ ung mit einer grenzenlos einfältigen Gutmüthigkeit den grös⸗ ten Theil des Fehlbetrages verſchuldet hat. Der Fehlbetrag iſt bis in die Anfangszeit der 30jährigen Thätigkeit des ver⸗ ſtorbenen Rendanten zurückzuführen. Weder die alljährlich von 5 verſchiedenen Landräthen des Kreiſes Olpe vorgenom⸗ mene Reviſion noch die ebenſo oft ſtattgehabten berufsmäßigen Controlen einer königlichen Regierungskommiſſion aus Arns⸗ berg im Verlaufe der letzten 30 Jahre waren in der Lage. den Schatten einer Veruntreuung oder eines Fehlbetrages feſtzuſtellen. — St. Johns(Neufundland), 2. Mai,(Telegr.) Die ſchwediſche Bark„Belga“ ſcheiterte bei den Renem Islands. Von der aus 12 Perſonen beſtehenden Bemannung fanden 11 in den Wellen den Tod. Verſchiedenes. — Eine Diebeswerkſtatt auszunehmen iſt der Charlottenburger Criminal⸗Polizei gelungen. Drei ſchwerbe⸗ ſtrafte Berliner Einbrecher, unter denen ſich einer befindet, welcher bereis in der Mitte der ſechziger Jahre ſteht und etwa 40 Jahre im Zuchthaus zugebracht bat, näherten ſich vor einiger Zeit einem bis jetzt unbeſtraften Charlotten⸗ burger Bürger und wußten ihn durch verlockende Anerbiet⸗ ungen zu beſtimmen, daß er zunächſt ſeine Behauſung zwecks Abhaltung von Conferenzen, in denen die Pläne über aus⸗ zuführende Einbrüche berathen und feſtgeſezt wurden, der Bande zur Verfügung ſtellte. Nochdem die Diebe einige Male mit Erfolg und ohne abgefaßt zu werden,„gearbeitet“ hatten, wurde der Charlottenburger völlig ſicher gemacht und ließ es nunmebr geſcheben, daß in ſeinem Hauſe eine voll⸗ ſtändige Diebeswerkſtatt eingerichtet wurde. Er gab ſich ſo⸗ gar dazu her, das„Handwerkszeug“ der neuen Bekanntſchaft (Dietriche, Nachſchlüſſel, Brecheiſen u. ſ..) in eigener Perſon anzufertigen und heimſte dafür ſeinen Theil von der Beute ein. Specialität dieſer ſauberen Verbindung war es, bei hellem Tage Diebſtähle zu verüben, bei denen der Nachſchlüſſel eine Hauptrolle ſpielte, welchen der„biedere Bürger“ nach ihm übergebenen Abdrücken zu liefern pflegte. Der erwähnte Zucht⸗ häusler ſcheint nicht nur den Vorſitz bei den Berathungen ge⸗ führt zu baben, ſondern auch bei der Ausführung hervor⸗ ragend thätig geweſen zu ſein und er ging hierbei mit einer alles Erwarten überſteigenden Schlauheit zu Werke. Sein Geſicht umrahmt ein ſchneeweißer Vollbart. War er nun beim Verlaſſen des Thatorts irgend Jemand begeanet, ſo gab er ſich gleich darauf dadurch ein völlig verändertes Ausſehen, daß er Haar und Bart je nach Gutdünken blond oder ſchwarz färbte. Hierdurch iſt es erklärlich, daß die Polizei, welcher in verſchiedenen Fällen ein Mann mit weißem Part bezeichnet worden war, den Dieb nicht ermittelu konnte. Bei ſeiner Ver⸗ haftung trug er einen dunkelblonden Vollbart. — Von dem Rieſenverkehr, welcher ſich während des Tages in Berlin entwickelt, geben die Zahlen ein annäherndes Bild, welche im März d. J. an einigen wichtigen Punkten feſtgeſtellt worden ſind. Dieſelben erſtrecken ſich auf den Ver⸗ kehr an ſem einzigen Tage in der Zeit von 6 Uhr früh bis 10 Ubr Abends. Darnach paſſirten die bekannte Ecke der Friedrichſtraße und Unter den Linden 120,016 Fußgänger und 13,479 Wagen der verſchiedenſten Gattung; die Königſtraße, unter der Stadtbahn 100,807 Fußgänger und 10016 Wagen: die Chauſſeeſtraße, Ecke Invalidenſtraße, 82,995 Fußgänger and 13,449 Wagen, darunter allein 5893 Laſtfuhrwerke: den Potsdamer Platz 87.266 Fußgänger und 17,368 Wagen, darunter 3147 Pferdebahnwagen und 5499 Droſchken; die Leipzigerſtraße zwiſchen Leipziger Platz und Wilhelmſtraße 60,234 Fußgänger und 11 345 Wagen; die Leipzigerſtraße zwiſchen Commandantenſtraße und Spittelmarkt 78 300 Fuß. zünger und 7861 Wagen. Die Oranienbrücke paſſirten an inem Tage 83,955 Fußgänger und 5712 Wagen, die Belle⸗ alliance⸗Brücke 91,152 Fußgänger und 8984 Wagen, die König⸗ traße, Ecke Spandauerſtraße, 84975 Fußgänger und 9984 Wagen, die Alexanderſtraße, Eck Holzmarktſtraße, 91.530 Juß · anger und 8823 Wagen, die Roſenthalerſtraße 86,668 Fuß⸗ zänger und 5950 Wagen, die Gr Frankfurterſtraße 88,689 Fußgänger und 6697 Wagen.— Durch das Brandenburger Thor gingen an dieſem einen Tage 43070 Fußgänger, dazu kamen 8026 Wagen, darunter 1523 Privat⸗Perſonen⸗Fubrwerke. — Der heilige Nock. In Trier wird, wie wir bereits geſtern berichteten, im Laufe dieſes Sommers eine Ausſtellung des heiligen Rockes ſtattfinden. Hochfedende krchlich Per⸗ ſönlichkeiten haben ſich in dieſem Sinne geäußert, auch ſind im Dome bereits bauliche Vorbereitungen getroſſen worden. Für Trier fällt in dieſer Angelegenheit neben dem religibſen Geleſenſte und verbreitetſte 3 Moment auch das materielle begreiflicher Weiſe ſehr ins Gewicht. Als die Reliquie zum letzten Male ausgeſtellt wurde— im Auguſt und September 1844— ſtrömten etwa 1,050,000 Pilger zuſammen. — Das neueſte Wunder! Die„Schweiz. Bauztg.“ theilt jetzt zum erſten Mal etwas mit über einen Bahnbau, der ſelbſt die Jungfraubahn in den Schatten ſtellen ſoll. Wir meinen die Bahn auf das 4485 Meter hohe Matter⸗ gorn, dem an Schroffheit kaum ein anderer Alpengipfel gleichkommt. Um die Erlaubniß zum Bau dieſer Bahn be⸗ werben ſich zwei Unternehmer, Ihre Projekte umfaſſen eine Drathſeilbahn mit 50 v. H. Steigung bis zum Schwarzſee (2320 Meter), und eine Zahnradbahn von dort bis zum Fuß des Matterhornkegels in 3140 Meter Höhe. Dieſe Bahn macht einen Tunnel von 300 Meter Länge erforderlich. An dieſelbe ſchließt ſich ein Schacht, der bis 20 Meter unter dem Gipfel vorgetrieben werden ſoll, und deſſen Steigung zwiſchen 70—75 v. H. ſchwankt. Der eine Unternehmer will die Höhr von 1325 Meter in dieſem Schacht mittels Drahtſeils über⸗ winden und glaubt die Fahrt derart beſchleunigen zu können, daß ſie nur 25 Minuten dauert. Der andere Unternebmer hat ſich zu dem offenbar beſſeren Syſtem des Oberſten Locher hekehrt, welches bei der Jungfraubahn zu Ehren kommen ſoll. Er will die Wagen durch Druckluft hinaufſchaffen und ſie durch allmähliche Verminderung des Luftdruckes unter denſelben wieder in die Tiefe befördern. Das Syſtem er möglicht eine größere Geſchwindigkeit und iſt vielleicht ſicherer, Dagegen ſind die Koſten größer, weil die Druckluftanlage nur viel weiter unten im Thal gebaut werden kann, was koſtſpielige Leitungen bedingt. Bei dem Seilbetriebe handelt es ſich dagegen nur um Ausgleichung der Gewichtsunterſchiede zwiſchen dem bergauf und dem bergab fahrenden Wagen. Oben ſollen Unterkunftsräume für die Reiſenden errichtet werden. TLiterariſches. Igm Selbſtverlage von Georg Rensland in Weinheim iſt eine kleine Broſchüre erſchienen, betitelt:„Allgemeines Namensverzeichniß in⸗ und ausländiſcher Pflanzen“, enthaltend die Gattungsnamen mit ihren wichtigſten Arten, in alphabe⸗ tiſcher Reibenfolge. Das Verzeichnis bildet ein wichtiges Nachſchlagebuch für Blumenfreunde, Baumſchulbeſitzer, Gärtner ꝛc. und dürfte ſich auch für den Gebrauch in Schulen eignen. Gemeinnüßghiges. Wie beuzt man einem Futtermangel vor? In einzelnen Jahren kann durch extreme Witterungsverhältniſſe, wie andaltende Dürre oder Feuchtigkeit leicht ein Futtermangel eintreten, welchem vorzubeugen Aufgabe jedes Landwirthes iſt. Man erreicht dieſes am beſten dadurch, daß man 1. ver⸗ ſchiedene Futterpflanzen von verſchiedenem Verbalten zur Trockenheit und Naſſe anbaut. 2. Durch ſorgfältige Ernte, bezw. ſofortiges Einſäuern oder Einpreſſen des naſſen Futters: 3. Durch Verwendung von Torfſtreu, Erdſtreu und ähnlichen Erſatzmitteln für das Streuſtroh. 4 Durch Gewinnung von Laubbeu, welches ſich durch hohen Nährwerth ouszeichnet. 5. Bei rechtzeitiger Erkennung durch ſofortige Ausſaat ſchnell⸗ wechſelnder Futterkräuter z. B. weißer Senf, Raps u. ſ. w. 6. Durch möglichſte Ausnutzung der Weiden, Stoppelweiden u. ſ. w. 7. Wo das Rauhfutterquantum vorausſichtlich guch bei ſparſamſter Handhabung nicht reicht, muß ſofort Vieh verkauft werden, 8. Ankauf von käuflichen Futterſtoffen, welche das Rauhfutter allerdings nicht erſetzen, aber doch ſparend wirken können. Gewürzöl zum Backen. Um bei feinen Backwagren in bequemer und billiger Weiſe verſchiedene feine Gewürze anwenden zu können, empfiehlt ſich die Bereitung von„Ge⸗ würzöl. Eine ſehr feine Zuſammenſtellung iſt z. B. die nach⸗ ſtehende: 1 Gewichtstheil Orangeblüthenöl, ebenſo viel Nelkenöl, Macisöl und Cardamomöl, das Zehnfache an Citronen⸗ und Pommeranzenöl und je nach Stärke ca.—7 Gewichtstheile eines alkoboliſchen Vanilleextraktes. Erſatz für Zimmt. In unſeren Gartenanlagen iſt häufig ein Strauch zu finden der mit dem Namen Caroliniſche Kelch⸗ blume belegt iſt, weil der Kelch blumenkelchartig geformt iſt. Die Zweige ſind in der Jugend filzig und vierkantig, die Blumen dunkelbraun und von einem nelkenähnlichen Duft. Er gedeiht in jedem Gartenlande, iſt daher als Ziorſtrauch ſehr zu empfehlen, zumal ſeine Rinde ſehr gut als Surrogat für den Zummt oder Kanel dienen kann. Habe mich hierſelbſt niederge⸗ laſſen. 8088 Fr. Ehrle, prakt. Thierarzt, Mannbeim, F 4, 21. 8 ＋ 2, 8 Wohne jetzt 898 7 2, 8, J. Reinert, Agent, T 2, 8. Kanalbau, Hausentwässerungen. Ph. Fuchs& Priester B 6, 8. Ingenieure. B 6, 6. Aufträg gehmen auch entgegen die Herren Inſtallateure Carl Achilles, M 2, 4. Joſ. Leonhard, 6 3, 2. 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