——i Jn e A eR Abonnement: 50 Pfg. monatlich. Bringerlohn 10 Pfg. L eten durch die Poſt bez. inel. Poſtanf⸗ ſchlag M..90 pro Qnuartal. Inſerate: Die Colonel⸗Zeile 20 Pfg. Die Reklamen⸗Zeile 60 Pfg. Einzel⸗Nummern 3 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. 1. Wadiſche Vollszeitung.) der Stadt Maunheim und Umgebung. annheimer Journal. (102. Jahrgang.) Amts⸗ und Kreisverkündigungsblatt Erſcheint wöchentlich ſieben Mal. (Mannheimer Volksblatt.) ſüir ben politiſchen u. all.Wall tur del l2i. e be e alen und pron. Eruſt Multe 1 Rutationsbrud und Berzag D. H. Hass'ſches Buh⸗ Druckerei, (Das„Naanheimer Jossusi“ n Sigenthum des 4als e Bürgerhsſpitals.) ſümmtlich in Nannheim. Nr. 204.(Lelephon⸗Ar. 218.) Die Skellung der badiſchen Handelskammern zur Berliner Weltansſtellungsfrage. Einer Aufforderung der Gr. Regierung entſprechend haben die badiſchen Handelskammern Gutachten darüber erſtattet, ob ſich die Induſtriellen ihrer Bezirke von der Veranſtaltung einer noch vor Ende des Jahrhunderts ſtattfindenden Berliner Weltausſtellung erhebliche geſchäft⸗ liche Vortheile verſprechen und ob ſie eventuell zu ihrer Beſchickung bereit wären. Die Handelskammer für den Kreis Mannheim hat ihr Einverſtändniß darüber kundgegeben, daß auch einmal die deutſche Großinduſtrie Gelegenheit erhalten ſollte, ihre Leiſtungsfähigkeit auf deutſchem Boden in einer Weltausſtellung zum Ausdruck zu bringen. Die Meinungen gingen aber auseinander, als es ſich um die Frage handelte, ob Ende dieſes Jahr⸗ hunderts noch eine ſolche Ausſtellung ſtattfinden ſolle; von mehreren Seiten wurde befürchtet, daß eine Weltaus⸗ ſtellung in Berlin kurz nach der Weltausſtellung in Chicago und unmittelbar vor einer ſolchen in Paris zu großen Bedenken Anlaß gebe, nicht ſowohl nach der Richtung hin, als ob die deutſche Induſtrie ſich dabei nicht entſprechend betheilige, als vielmehr deßhalb, weil das Ausland, beſonders die romaniſchen Staaten Italien, Spanien u. ſ. w. lieber in Paris als in Berlin ausſtellen würden und daher eine Berliner Ausſtellung keine ſolche Betheiligung haben möchte, wie ſie im Intereſſe einer Weltausſtellung ge⸗ boten erſcheint. Die Mannheimer Handelskammer hat nunmehr an ca. 150 Induſtrielle des Handelskammer⸗ bezirks eine Anfrage ergehen laſſen. Darauf ſind 66 Antworten eingelaufen, ohne daß jedoch dabei einer der größeren Betriebe fehlt. Davon haben zunächſt 17 ſo⸗ wohl die erſte wie die zweite Frage(Erhoffung erheb⸗ licher geſchäftlicher Vorthelle und eventuelle Beſchickung) bejaht und zwar ſind 16 dieſer Betriebe ſehr beachtens⸗ werthe Firmen; 29 Firmen, von denen mindeſtens 28 ernſtlich in Betracht kommen, vermögen zwar geſchäftliche Vortheile aus einer Berliner Weltausſtellung nicht zu erblicken, erklären jedoch theils aus Konkurrenzgründen, theils aus anderen Erwägungen Theil zu nehmen, wenn eine ſolche Ausſtellung zu Stande kommen wird. Von den 20 Betrieben, welche beide Fragen verneinen ſind nur die in Bezug auf Export in die Waagſchale allen. Die Handelskammer für den Kreis Heidelberg nebſt der Stadt Eberbach theilt mit, daß der Erlaß des Miniſteriums des Innern zwar erſt in der auf den 26. d. Mts. anberaumten Plenarſitzung, in welcher die Neukonſtituirung der Kammer nach den kürzlich ſtattge⸗ habten Ergänzungswahlen ſtattfinden ſollte, zur Berathung gelange, da jedoch das Miniſterium die Erſtattung der Gutachten bis zum 25. d. M. verlangte, habe die Kam⸗ mer bereits vorher Umfrage gehalten. Es haben ſich 11 Firmen für eine Betheiligung ausgeſprochen; 2 Firmen können vorerſt eine Betheiligung nicht verſprechen, doch zält die Kammer deren nachträgliche Zuſtimmung im Falle des Zuſtandekommens der Ausſtellung nicht für ausgeſchloſſen. Die Cigarren⸗ und Tabakfabriken— mit einer Ausnahme—, die Mühlenetabliſſements und Weinhandlungen— ebenfalls mit einer Ausnahme— und die Zuckerwaarenfabriken ſtellen eine Beſchickung der Ausſtellung nicht in Ausſicht, weil ſie ſich keinen Vor⸗ theil hiervon verſprechen. Unbedingt befürwortet wird das Ausſtellungsprojekt nur von der Konſtanzer Handelsgenoſſenſchaft und von der Pforzheimer Handelskammer; während die erſtere ihre Stellungnahme nicht näher begründet, führt der Pforzheimer Bericht an, daß die dortige Bijouterleinduſtrie, nachdem ſie auf der letzten Pariſer Ausſtellung nicht vertreten geweſen iſt und auch auf der Ausſtellung in Chicago nicht vertreten ſein wird, die Gelegenheit begrüßen werde, bei einer Berliner Aus⸗ ſtellung ihre Fortſchritte und ihre gegenwärtigen Leift⸗ ungen zu zeigen. Die Freiburger Handelskammer ſimmt dem Projekt unter der Bedingung erheblicher ſtnanzieller Unterſtützung des Unternehmens zu, mit Rückſicht darauf, daß die größeren Exportfirmen ihres Bezirks die Betheiligung zugeſagt hätten. Die Karls⸗ tuher Handelskammer hatte an 187 Firmen einen Fragebogen hinausgegeben, auf den 113 Antworten ein⸗ gingen. Darnach verſprechen ſich 37 Firmen erhebliche geſchäftliche Vortheile von einer ſolchen Ausſtellung, während 66 Firmen eine gegentheilige Erklärung abgeben und 10 andere Firmen dieſe Frage gar nicht, oder in unbeſtimmter Weiſe beantworten. Zur Beſchickung der ſtellung erklären ſich 56 Firmen geneigt; bei 41 Geleſenſte und verbrritefür Jeitung in Mannheim und Umgebung. Firmen beſteht keine Neigung ſich an der Ausſtellung zu betheiligen; 16 Firmen laſſen dieſe Frage noch offen. Die Schopfheimer Handelskammer hatte ſich ſchon auf dem in Karlsruhe abgehaltenen Badiſchen Handels⸗ tage gegen eine Weltausſtellung in Berlin erklärt und verharrt bei dieſer ablehnenden Haltung auch in ihrem jetzt abgegebenen Gutachten. Dagegen hat der gleichfalls von der Großherzoglichen Regierung befragte Badiſche Kunſtgewerbeverein ſich mit Wärme für die Abhaltung der Ausſtellung aus geſprochen. Volitiſche Ueberſicht. Mannheim, 27. Juli. Branntwein⸗Ge⸗ bührenordnung. Der Bunoesrath hat in ſeiner Sitzung vom 17. v. Mts. beſchloſſen, eine neue Brannt⸗ wein⸗Gebührenordnung mit der Maßgabe zu genehmigen, daß dieſekbe am 1. Juli l. J. in Kraft tritt und von dieſem Zeitpunkte an alle entgegenſtehenden Beſtimmungen außer Anwendung kommen. Dieſe Gebührenordnung iſt im Centralblatt für das Deutſche Reich S. 423 und im Juliheft des deutſchen Handelsarchivs enthalten, welche von den Intereſſenten im Bureau der Handelskammer eingeſehen werden können. Mannheim, 28. Juli. Wie der Herr ſo der Knecht. Den Gönnerton, den die Führer der Centrums⸗ partei in ihren Verſammlungen gegenüber der jetzigen Regierung anſchlagen, ſucht die„Germania“ womöglich noch zu übertrumpfen. Sie geht der Regierung bereits mit Rathſchlägen und Warnungen an die Hand. Die Correſpondenz einer Zeitung aus England, die der„Reichs⸗ anzeiger“ im nichtamtlichen Theil abdruckte, gibt dem klerikalen Blatt Veranlaſſung, eine etwas ſchärfere Auf⸗ ſicht in der Redaktion des„Reichsanzeigers“ zu fordern, damit nicht wieder Verſtöße ſich ereigneten, die der Re⸗ gierung nur Schwierigkeiten bereiten könnten; denn deren gäbe es ohnehin ſchon genug. Man wird danach ſicher ein Haupt⸗ und Capitalverbrechen in jenem vom„Reichs⸗ anzeiger“ übernommenen Bericht vorausgeſetzt haben, der die Einſetzung eines zweiten katholiſchen Direktors des amtlichen Organs zur unbedingten Nothwendigkeit machen ſoll. Nun iſt darin aber nur ausgeführt, daß die Glad⸗ ſtoneſche Mehrheit nach dem allgemetnen Urtheil allzu ſchwach und minderwerthig ſei; ſie ſetze ſich zuſammen aus den Vertretern der ungebildeten ärmeren Gegenden und ſtütze ſich auf die Huͤlfe der Klerikalen, während die Bildung und der Wohlſtand, dazu auch die größeren Städte Irlands auf unioniſtiſcher Seite ſtänden. Dieſe Kritik ſoll den„greiſen Staatsmann“ jenſeits des Kanals verletzen und nicht geeignet ſein, ihn zum Oreibund her⸗ überzuziehen. Wir beſorgen, daß dazu auch nicht die größten Lobreden auf die neue Mehrheit im engliſchen Parlament im Stande wären; im Uebrigen aber ſteht Mr. Gladſtone doch ſchon zu lange im öffentlichen Leben, als daß er ſich durch Harmloſigkeiten von der oben an⸗ geführten Art irgend wie beeinfluſſen laſſen könnte. Es ſcheint auch, als ob nicht die Sorge um den Dreibund, ſondern der Hinweis auf die klerikale Unterſtützung des kommenden neuen Cabinets in England die„Germania“ ſo empfindlich gemacht hat. Freilich ſtimmt mit dieſer Empfindlichkeit wieder der pöbelhafte Ton ſchlecht zu⸗ ſammen, mit dem ſie ſelbſt über deutſche Parteien zu ſprechen ſich für berechtigt hält. In einer Correſpondenz aus Hannover bemerkt das Blatt, der ganze Wahlkreis Hameln ſei„nationalliberal durchſeucht“. Der„Vorwärts“ mag ſich anſtrengen wie er will; im Gaſſenjargon iſt ihm das hauptſtädtiſche Organ des Ultramontanismus allezeit überlegen. Berlin, 27. Juli. Die„Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ bezeichnet die Auffaſſung, als ob die Ent⸗ ſcheidung in der Weltausſtellungsfrage bereits in den nächſten Tagen zu erwarten ſei, ſchon deßhalb als unzutreffend, weil die ſeitens des Reichskanzlers von den verbündeten Regierungen erbetenen Aeußerungen erſt zum kleinſten Theile eingegangen ſeien.— Wie verlautet, ſteht die Mehrzahl der dem Centralverein der deutſchen Wollenwaarenfabrikanten angehorigen Fabrikantenvereine dem Plane einer Weltausſtellung in Berlin ablehnend gegenüber. Die ſächſiſche und die badiſche Regierung ſollen einen ablehnenden Standpunkt einnehmen.— Der „Reichsanzeiger“ veröffentlicht mehrere Berichte über die jüngſten Vorgänge im Kilimandſcharogebiete, welche die bekannten Meldungen beſtätigen. Im Bericht des Gou⸗ verneurs Frhrn. v. Soden heißt es: Die engliſchen Miſſionare waren ſtets bemüht, die Beſchwerden der deutſchen Beamten über die zunehmende feindliche Haltung Donnerſtag 28. Juli 1892. der Eingeborenen als unbegründet hinzuſtellen und be⸗ theuerten die Unſchuld und deutſchfreundlichen Gefinnungen ihres Schützlings, des Sultans Meli. Paris, 27. Juli. Aus Saint⸗Quen wirbd be⸗ richtet, daß der Marineminiſter wegen der Verbreitung der Cholera in Kleinaſien und Rußland Vorbeugungs⸗ maßregeln anordnete, welche die Marinebehörden auszu⸗ fuͤhren haben.— Heute Nacht findet in den Gewäſſern von Ajaccio ein Manövperangriff der Torpedoflotte gegen das Geſchwader ſtatt. Sämmtliche Torpedoboote werden unverdeckt und in einer Entfernung von 700—800 Mtr. von den Geſchwaderſchiffen fahren, alſo in genügend weiter Entfernung, um ein Treffen unmoͤglich zu machen. — Der Kardinal Rampolla hat dem Erzbiſchof von Ronen mitgetheilt, daß die Seligſprechung der Johanna von Arc in Erwägung genommen ſei. London, 27. Juli. Die Ordensverleſhungen und Rangerhöhungen, die im geſtrigen„Hof⸗Anzeiger“ ver⸗ öffentlicht wurden, werden als die Anzeichen eines bevor⸗ ſtehenden Regierungswechſels betrachtet, wegen deſſen auch die Köͤnigin ihre Abreiſe von Osborne nach Balmoral, die nach dem Beſuche des deutſchen Kaiſers ſtattfinden ſollte, aufgehoben hat. —— In Eſſen a. d Ruhr hat am vergangenen Montag der Bochumer Stempelfälſchungsprozeß ſeinen Anfang genommen, welcher vorausfichtlich die ganze Woche in Anſpruch nehmen wird. Den Vorfitz führt Landgerichtsdirektor Thöne. Staatsanwalt Eckerts vertritt die Anklage. Zur Verthei⸗ digung ſind ſieben Rechtsanwälte erſchienen: die Herren Dr. Wallach, Cohn, Lenzmann, Schwering, Hünne⸗ beck, Stappert und Sello.— Seitens des Staatsan⸗ walts ſind vier, ſeitens der Vertheidigung ſieben Sachver⸗ ſtändige geladen, unter den Letzteren auch der Bahnmeiſter Mooskopf, auf deſſen Vernehmung indeſſen auf Wunſch ſeines vorgeſetzten Betriebsamtes Eſſen vorläufig allſeitig ver⸗ zichtet wird. 5 Auf der Anklagebank haben neben den beiden d2 bezw. 45 Jahre alten Ingenieuren Gremme und Bering 16 Arbeiter des Bochumer Vereins Platz genommen nämlich: Vorarbeiter Irdr. Roſendahl, nach dem der ganze Prozeß offiziell benanm iſt und der auch als die eigentliche Seele der Fälſchungen auf dem Bochumer Verein von der 11 bingeſtellt wird; ferner: Schloſſer Kirchner, Fabrikmeiſter rewel, Vorarbeiter Herda. Schloſſer Peter Janſen, Metzgermeiſter Krüger, Schloſſer Heinrich Müller, Schmied Georg Müller, Jabrik⸗ arbeiter Oelichmann, Held, Rotdkamp, König, Schloſſer Mob⸗ ring, Lohkühler, Fabrikarbeiter Hülsmann, Schloſſermeiſter Gröwe; ſämmtliche Angeklagte waren und find größtentheils noch jetzt auf dem Bochumer Verein beſchäftigt. Auf Verlangen des Präſidenten gibt Angeklagter In⸗ genieur Bering zunächſt eine ausführliche Darſtellung der Fabrikation und des Abnahme⸗Verfahrens der Schienen. Der Bochumer Verein liefere namentlich auch für die preußiſche Staatsbahn Schienen; dieſe verlange nur vollſtändig fehler⸗ loſe— auch von ſogenannten„Schönheitsfehlern“ freie— Schienen. defundene und daher verworfene Schienen laſſe der betreffende Beamte der Eiſenbdahn⸗Berwal⸗ tung ſtets bei Seite legen, während er die deſinitiv abgenom⸗ menen mit ſeinem Stempel verſehe und etwa noch irgend⸗ welcher nachträglichen Behandlung Nachrichten“ ꝛc.— zu unterwerfende Schienen mit einem Kreidezeichen verſehen laſſe.— Die Abnahme werde von den verſchiedenen damit beauftragten Beamten ſehr verſchieden gehandzabt; mancher darin Geübte könne wohl—800 Schienen per Tag ab⸗ nehmen, ohne daß er dabei eine nur einigermaßen erhebliche Anzahl zu verwerfen habe— andere, in dieſem Fach noch funge Beamte, handhabten die Abnahme mit einer un⸗ geheuren Rigoroſität, indem ſie wegen der unbedeutend⸗ ſten Fehler die Schienen verwerfen. Dieſe Herren bröch⸗ ten es bei der größten Anſtrengung auf höchſtens 100 Schienen per Tag und ſchädigten dadurch das Werk geradezu, indem ſie die Produktion hinderten. Voll⸗ ſtändie fehlerloſe Schienen— erklärte der Angeklagte Bering— find äberhaupt gar nicht zu verlangen Die gibl's gar nicht; wenigſtens ſind mir in meiner Praxis noch keine vorgekommen.— Der Angeklagte gibt dann eingehende Aus⸗ kunft über die verſchiedenen Arten der Fehler an Schienen und darüder, inwieweit dieſelben die Leiſtungsfäbigkeit der Fabrikate beeinträchtigen.— Wenn von den bereits abgenom⸗ menen Schienen ſeitens des Werkes wieder welche fortgenom⸗ men würden— erklärt Bering auf Befragen des Präſidenten — ſo würde darin nichts Unerlaubtes liegen; es ſei ausdrück⸗ liche Abmachung, daß die Schienen erſt nach einer zweiten Reviſion auf der Strecke— die übrigens von den betreffenden Bahnmeiſtern Zoll für Zoll in gewiſſenhafteſter Weiſe dewirkt 55— in das Eigenthum der Bahnverwaltung über⸗ gehen. Präſident: Iſt es vorgekommen, daß Ibnen Schienen von der Strecke als fehlerbaft zurück geſandt wurden? Be⸗ ring; Einmal meines Wiffens 54 Schienen von der Eiſen⸗ bahn⸗Direction Magdeburg, die dabei übrigens über die Maßen rigoros verfuhr, ſo daß auch die übrigen Schienenlieferanten ſogar mit dem Gedanken umgingen, die definitive Reviſſon und Annahme der Schienen für die Magdeburger Direction auf den Werken ſelbſt zu verlangen.— Präſident: In welcher Weiſe erhalten die Meiſter und Arbeiter ihre Bezahlung 7— Bering: Die Arbeiter ſtehen theils im Akkord, ſheils im Schichtlohn. Die Meiſter erhalten größtentheils feſtes Sebant Seneral⸗Anzeiger. Mannheim, 28. Julſ. ämie, welche ſich meiſtens nach der Menge der zur Zerladung gelangenden Schienen richtet. Die Putzer oder Flicker ſtezen im Akkord, ſie erhalten 2½ Pfa. für jede zur Abſendung gelangende Schiene.— Präſident: Dieſelben alſo ein Intereſſe daran, daß möglichſt viele Schienen erladung kommen?— Bering: Allerdings.——— err Bering bekundet dann, daß Abnahme⸗Beamte die Stempel⸗ t durch Arbeiter des Bochumer Vereins haben vor⸗ n laſſen. Bei den Beamten der preußiſchen Babnen ſei deſſen nur ausnahmsweiſe geſchehen.— Präſident: Abnahme⸗Beamte auf Ihrem Werk auch Stempel an⸗ fertigen?— Bering: Jawohl; aber nähere Auskunft kann ich darüber nicht geben; ich habe mich immer abſichtlich davon fern gehalten.— Präſident: Die Arbeiter waren verpflichtet, auf Geheiß ihrer Vorgeſetzten, Vorarbeiter und Meiſter, etwaige Stempelungen zu beſorgen?— Der 37 der Arbeits⸗ ordnung des Bochumer Vereins verlangt von den Arbeitern bei Strafe ſofortiger Entlaſſung unbedingten Gehorſam gegen ihre Vorgeſetzten?— Bering: Das iſt richtia. Es wird nun mit der Vernehmung der angeklaaten 16 Arheiter begonnen, die den ganzen Reſt des Tages ausfüllt. Zunächſt war der Vorarbeiter Friedrich Roſendahl auf⸗ gerufen. Präſident: Haben Sie jemals von abgenommenen Schienen Stempel durch Abfeilen entfernt?— Angekl,: Nur ein einziges Mal bei ſogenannten„Zwanasſchienen“, dei denen wir— weil die Stempel irrtbümlich angebracht— dazu berechtigt waren. Sonſt ſind zuweilen von zu viel ab⸗ genommenen Schienen die Stempel durch Ausklopfen entfernt worden. Präſident: Haben Sie Schienenſtempelungen in Ab⸗ weſenheit der Abnahme⸗Beamten vorgenommen?— Ange⸗ klagter: Ja, für den Kontroleur Windſcheid von der Eiſenbahndirektion Köln⸗Rechtsrheiniſch, der gewöhnlich kränk⸗ lich war und mir ein für alle Male Auftrag zur Ab⸗ ſtempelung gegeben batte; er ſelbſt bat die Schienen nur ſelten einmal flüchtig angeſeben, oder gar eine Zerreißprobe anſtellen laſſen.— Bräſident: Haben Sie Kontroleur⸗ Stempel anfertigen laſſen?— Angeklagter: Ja, im Auftrage meines Bruders Wilhelm, der gegenwärtig auf dem Savonger Werk als Meiſter iſt.— Präſidenk: Haben Sie darin nicht etwas Strafbares erblickt?— Ange⸗ klagter: Nein.— Präſident: Haben Sie hinter dem Rücken der Abnahme⸗Beamten von Stempeln Blei Abdrücke angefertigt und danach neue Stempel machen laſſen?— An⸗ geklagker: Niemals!— Präſident: Haben Sie hinter dem Rücken von Abnabme⸗Beamten ohne deren Willen Stempelungen vorgenommen?— Angeklagter: Nur ein⸗ mal Abends an einer Schiene, die eigentlich noch hätte„nach⸗ gerichtet“ werden ſollen, indeſſen am nächſten Morgen an Ort und Stelle ſein mußte. Aus der ferneren umfangreichen Bernehmung der Ange⸗ Hagten ſind beſonders die Ausſagen des Schloſſermeiſters Kirchner bemerkenswertbh: Er ſtellt alle Schuld in Abrede; wenn er früher ſein Zeugniß verweigerte, ſo geſchah es, um keinen der Abnahme Beamten bereinzureißen.(Senſation!) Jür den Abnahme⸗Beamten Bauer babe er ſechstauſend Schienen für Griechenland abgenommen. Bauer ſei nach Bürich gereißt, und habe ihm den Stempel da gelaſſen; er ſei erſt nach Wonaten wieder gekommen, inzwiſchen habe er (Kirchner) ſelbſt Schienen nachgeſehen und verladen. Endlich ſagt Fabrikmeiſter Drewel aus: Er ließ Stempel für die Reviſoren in deren Auftrag anfertigen. Der Abnahmebeamte Impergtori habe ſogar Schienen gecceptirt, welche Drewel ſelbſt für fehlerzaſt hielt Der Angeklagte König erklärt, er hahe auf Befehl des Vorarbeiters Herta aus geworfene Schienen geſtempelt, und meinte, er würde vom Bochumer Verein beſtraft, wenn er es nicht thäte. Er habe oft Schienen geſtempelt, wenn die Abnahmebeamten nicht dabei waren, auch im Auftrage Hertas bei Nacht heimlich Stempel enkfernt. Für abgeſtempelte und als gut abgenemmene Schienen wurden andere unterſchoben und jene, wo die Stempel entfernt waren, den Reviſoren andern Tags auf's Neue vorgelegt. Herta nimmt biefür alle Schuld auf ſich; er habe von den Ober⸗ Ingenieuren keinen Auftrag dazu erbalten. Angeklagter Rönig, befratzt, ob ihm Jemand ſagte, wie er ausſagen ffuß antiwortet: Man babe ihm geſagt, er ſolle zu Nuüninghoff oder Hünnebeck(Rechtganwälte) gehen. Alle Angeklagten beſtreiten ihre Schuld. Die Ingenieure Bering und Gremme ebenfalls. Von 800,000 Schienen, welche der Bochumer Gußſtahlverein geliefert, bätten letztes Jahr nur 35 Stück die Garantiezeit nicht ausgehalten. Sodann ent⸗ ſpinnt ſich eine länzere Distuſſion zwiſchen den Experten über die Frage, zu welchem Zeitpunkte die abgelieferten Schienen in das Eigenthum der Eiſenbahnen übergingen. Man einigte ſich ſchließlich dahin: Erſt am Beſtimmungsort und nach der letzten Prüfung trete die Eiſenbahn in das Eigenthumsrecht ein. Eiſenbahndirektor Paſſauer erklärt, es ſei ihm als Ab⸗ nahmebeamten vorgekommen, daß Beamte des Bochumer Guß⸗ ſtahlvereins ihn auf ſchadhafte, aber bereits abgenommene Schienen aufmerkſam machlen, dann wurde der Stempel ab⸗ geſchlagen und andere Schienen dafür gelieſert. Beuge In⸗ genieur Krafft bemerkte bei Schienenabnahme für ausländiſche Eiſenbatzuen auf dem Bochumer Gußſtablwerk niemals Un⸗ regelmäßigleiten. Dem Baumeiſter Sievers, ſeit 1890 Ab⸗ nahmebeamter für die Eiſenbabndirektion Köln(rechtsrheiniſch) eeeee eee eeeeeeeee eeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee Feuilleton. — Daß Programm der Columbus⸗Feier in Ouelva. Durch die Liebenswürdigkeit des Alcalden von Huelva iſt die „Köln Ztg.“ in den Stand geſetzt, das vollſtändige Programm der dort aus Anlaß der Jahrhundertfeier der Entdeckung Amerikas geplanten Feſtlichkeiten mitzutgeilen. Am 2. Auguſt Nachmittags 4 Uhr, wird der Anfang der Feier durch Herolde in der Tracht des 15. Jahrhunderts öffenklich verkündet. Um 6 Uhr findet ein großes Concert ſtatt, worin derjenigen Muſikbande, welche die auf die Entdeckung der neuen Welt componirte Hymne am beſten vorträgt, ein Preis von 2000 Peſeias zuerkannt wird. Um halb 10 Ubr beginnt im Hotel „Colon“ die literariſch⸗artiſtiſche Feier; man bofft, daß der greiſe Dichter Joſé Zorrilla ſelbſt dabei erſcheinen und ein Gedicht vortragen wird. Später Beleuchtung der Stadt. In der Frühe des 3. Auguſt zu derſelben Stunde, wo vor 40⁰ Jahren Tolumbus in See ſtach, werden auf der Rabida die Flaggen aller amerikaniſchen Staaten gebhißt und mit Kanonen⸗ donner von den Kriegsſchiffen und den am Strand aufgeſtellten Batterien begrüßt. Die im Hafen von Palos ankernden Nachbildungen der drei Carabellen ſetzen ſich in Bewegung. Gleichzeitig ſindet in dem wieder hergeſtellten Kloſter„La Rabida“ ein feierliches Hochamt ſtatt. Huelva erſcheint reich geſchmükt mit Fabhnen, Colgaduras, Wappen und allegoriſchen Figuren; auch alle Schiffe baben Flaggen⸗ ſchmuck angelegt. Am Abend wieder Beleuchtung der Stadt und venezianiſche Nacht. 100,000 Lichter eralänzen auf der Bai, die Schiffe, die Gebäude und Pavillons am Strande illuminiren und von elektriſchen Strahlen beleuchtet halten die Cgrabellen ihren Einzug. Ein großartiges Feuer ⸗ werk beſchließt den Tag, Nun folgt bis Oktober eine ununter⸗ brochene Reihe von Volksfeſten, Regatten, Coneerten, Bällen, Ausflügen nach der Rabida und dem Hafen von Palos. Feſt⸗ züge, Taubenſchießen, Stiergefechten, Wettrennen und Wett⸗ fahren. In den erſten Tagen des Oktober gibt das berühmte Orcheſter Mancinellis drei Concerte. Vom 7. bis 11. Okt. wird dann der Amerikaniſtenkongreß tagen. Der Tag, an dem die Königin eintrefft, iſt noch nicht bekannt; doch erwortet man, daß ſie am 12. Oktober den in der Nähe der Rabida zum Andenken an die Entdecker errichteten Obelisken enthüllen Wird. In Ergänzung dieſes Programms ſei noch mitge⸗ ſiel auf, daß nach Fusangels Enthüllungen die Herreſßproben nicht mehr ſo günſtig ausſielen, wie vorher, allerdings ent⸗ ſprachen ſie noch den kontraktlichen Lieferungsbedingungen. Die Experten erklären dies durch eine Aenderung der Fabrikation, weil die Bedingungen der Bahnen geändert wurden. Ange⸗ klagter Bering beſtätigt dies. Es folgt die Vernehmung der Sachverſtändigen über den Hergang bei der Schienenab⸗ nahme, der Stempelung der Schienen und den Verträgen für Schienenlieferung. Die Sachverſtändigen erklärten, fie hätten Unregelmäßigkeiten nicht bemerkt und ſeien überzeugt, daß von den Ingenieuren Anweiſungen gegeben worden ſeien, nur beſtes Material zu verwenden. Die Sachverſtändigen, welche das Bochumer Werk als Gutachter beſucht haben, erklärten abermals, daß alles in beſter Ordnung befunden und von falſchen Stempeln ſowie unerlaubten Schienenflickereien nichts bemerkt worden ſei. Der heute vernommene Hauptbelaſtungszeuge Quantius, der früher auf dem Werk beſchäftigt war, ſagt aus, er babe geſehen, wie ein für Württemberg beſtimmter Waggon Schienen vom Bahn⸗ hof behufs Nachſtempelung zurück geholt worden ſei. Die Rbeiniſch⸗Weſtfäliſche Zeitung“ bemerkt, Quantius ſei wegen Körperverletzung vorbeſtraft, jetzt in Vorunterſuchung wegen Diebſtahls und zweifacher Wechſelfälſchung und von der Zeche Dannendaum wegen Betrugs entlaſſen. Aus Stadt und Land. *Maunheim, 28. Juli 1892. Hofbericht. Vorgeſtern Mittag trafen aus Krauchen⸗ wies und Sigmaringen der Fürſt von Hohenzollern, ſowie der Erbprinz und die Erbprinzeſſin von Hohenzollern mit zahlreicher Begleitung zum Beſuch auf Schloß Mainau ein. Die Ankunft erfolgte mit Dampfſchiff von Ueberlingen, wo⸗ hin die Großh. Herrſchaften zu Wagen gefahren waren. Die⸗ ſelben nahmen das Mittagsmabl an der Großberzoglichen Tafel ein und blieben bis 6 Uhr bei den Großberzoglichen Herrſchaften. Danach begleiteten der Großherzog und die Großberzoain den hohen Beſuch mit der Herzogin von Genua nach Konſtanz, wo die Hohenzollernſchen Herrſchaften ſich verabſchiedeten und die Heimreiſe gegen 7 Uhr antraten. Hierauf machte das Großb. Paar noch eine Fahrt mit der Herzogin von Genua. „Stellenübertragung. Durch Entſchließung des Miniſteriums der Juſtiz, des Kultus und Unterrichts wurde der durch den Tod des Großh. Notars Schlerath erledigte Notaxiatsdiſtrikt Freiburg II dem Großh. Notar Straub daſelbſt übertragen. *Militäriſches. Nachdem bekanntlich der weiße Helm⸗ Ueberzug beim Militär einem arauen weichen ſoll, verlautet jetzt, daß aus dem Pferdebeſtand des deutſchen Heeres die Schimmel demnächſt ganz und gar verſchwinden dürften und zwar auch des rauchfreien bezw. rauchſchwachen Pulvers wegen. Die blendend weiße Farbe dieſer Pferde iſt eben nur zu ſehr zum Angriffspunkt geeignet und kann ſtellenweiſe auch weſent⸗ lich dazu beitragen, die Schlachtſtellung aufzuklären. Der ſegensreich wirkende Schutzverein wucheriche Ausbeutung des Volkes bal ſeinen Bericht für das Jahr 1891 erſtattet. Aus demſelben geht bervor, daß, wenn ſich auch die ſeitherige Vereiusthätigkeit im Vergleiche zu den geſtellten Aufgaben noch in engen Grenzen bewegt, ſo doch das Geleiſtete nicht unterſchätzt werden darf. Es trägt ſicher ſchon das Beſtehen des Vereins allein für ſich zur Be⸗ kämpfung des Uebels bei, um deſſen Willen er ins Leben gerufen worden iſt. Namentlich vertrauen wir darauf, daß nachdem nun in der großen Mehrzahl der Umtsbezirle die Organiſation des Vereins ansgebildet iſt, die Glieder derſelben, insbeſondere die Vertrauensmänner, durch eifrige Wachſamkeit auf Vorgänge, welche nach den Satzungen des Vereins dieſem Anlaß zur Thätigkeit geben können, ihn nachdrücklich unter⸗ ſtützen werden. *Packete nach den Bereinigten Staaten von Amerika werden von allen Poſtanſtalten zur Beförderung angenommen. Sie werden über Hamburg und Bremen, je nach Wahl des Abſenders oder nach dem raſcheſten Anſchluß, mit den Hamburger und Bremer Schnelldampfern nach New⸗ Nork befördert, wo ein zuverläſſiges Speditionshaus, das in ſeſtem Verhältniß zur Reichspoſt ſfeht, gegen verabredete mäßige Gebühren die zollamtliche Abfertigung und Weiterbe⸗ förderung an den Adreſſaten vermittelt. Wir machen auf dieſe Einric tung, welche den Vortheil einer ſachkundigen, beſchleunigten Abfertigung und feſter Gebühren bietet, au merkſam, weil Beſchwerden aus den Kreiſen des Publikums haben erkennen laſſen, daß das Beſteben des Dienſtes nicht allgemein bekannt iſt. Die Einlieferung bei den Poſtanſtalten welche über den Tarif vollſtändige Auskunft geben, bat nur mit Angabe des Adreſſaten und des Beſtimmungsortes zu die Bezeichnung eines Spediteurs iſt nicht noth⸗ wendig. Der Süddeutſche Berband Nollerſcher Steuo⸗ hält am Sonntag, 31. Juli ds. Js. in Karlsruhe eine Jahresverſammlung ab. Morgens 8 Uhr beginnen in der Lindenſchule die Preis⸗Wettſchreiben: Diktate von je 10 Minnten im Tempo von 100, 150, 200 und 220—240 Silben DRSB..ii theilt, daß nach einem Telegramm aus Paris ein Theil des franzöſiſchen Mittelmeergeſchwaders Anfang Auguſt nach Huelva kommen wird. Auch Italien ſoll durch verſchiedene Schuffe vertreten ſein; von Oeſterreich wird ſich das Kriegs⸗ ſchiff„Aurora“ dortbin begeben: ebenſo werden ruſſiſche Schiffe erwartet. Die ſpaniſche Flotte wird daher in Cadix 5 um die fremden Kriegsſchiffe daſelbſt in Empfang zu nehmen. — Ein nubeſtändiger Oräutigam. Vor dem Peters⸗ burger Gericht ſtand dieſer Tage der Kleinbürger Petrow ein unbeſtändiger Liebbaber, dem ſeine verlaſſene Braut einen Zivilprozeß angebzängt hatte, um aus dem Zuſammenbruch ihres Glückes wenigſtens etwas zu retten.„Stets bin ich ihm als gute Braut entgegengekommen, habe ihn, wenn er mich beſuchte, nach Möalichkeit bewirthet, ihm ſeine Lieblinas⸗ ſpeiſen vorgeſetzt; ein rothes Hemd und ein Paar hohe Stiefel mit ſchön gekrauſten Schaften habe ich ihm auch geſchenkt und ihm ſogar ſieben Rubel baares Geld gelieben. Aber jetzt ver⸗ lange ich, weil ich ihm fremd geworden bin und er mich ver⸗ laſſen bat, daß er mir die Sachen und das Geld zurück⸗ gibt,.“ ſo erklärte die junge Braut, ein junges, anmuthiges Mädchen, dabei den Ausreißer ſehnſuchtsvoll und betrübt betrachtend.—„Geſchenkt iſt geſchenkt und das Geſchenkte wird nicht wieder zurückgegeben! Die fieben Rubel bin ich bereit, ihr zu bezahlen, augenblicklich jedoch bin ich dazn außer Stande, entgegnete der Ungetreue.—„Einigen Sie ſich in Güte, Sie baben ihn doch geliebt, lieben ihn wohl noch jetzt, wozu alſo der Hader!“ wandte der Richter ſich väterlich an das ſunge Mädchen.—„Gut, Herr Richter, er ſoll mich aber heirathen, es hier vor Ihnen feierlich verſprechen, Sie ſchreiben es nieder, er unterſchreibt und ich ziehe dann meine Klage zurück!“ ſtimmte die verlaſſene Braut thränenden Blickes dem Verſöhnungsvorſchlage des Richters zu— Sie hören es,“ wandte der Friedensrichter ſich an den jungen Burſchen,„alſo wählen Sie. Entweder Sie nehmen die Braut oder bezahlen die ſieben Rubel. Wozu entſchließen Sie ſich?“—„Lieber nehm' ich ſchon die Braut, entgegnete entſchloſſen der Ange⸗ klagte. Hand in Hand verließ das Brautpaar, das ſich ſo wieder gefunden hatte, die Gerichtskammer,— ſie ſtrahlend vor Glück. — Durch abſcheuliche Gewiſſenloſigkeit eines Arztes iſt die Stadt Liſſabon in die größte Empörunßz verſetzt. In egen pro Minute. Die Verhanßlungen finden im Nebenlokale dez Gaſthauſes zum Mohren ſlatt. An das Jefteſſen im Holef Viktoria, woſelbſt auch die Preisvertheilung vor ſich gehen wird, ſchließt ſich eine geſellige Vereinigung im Stadtgarteg, Aus dem Großherzogthum Baden gebören zu dieſem Ver⸗ bande die Vereine Mannheim, Karlsruhe, Pforzheim. Badeg, Offenburg; außerdem etwa 30 einzelſtehende Shſtemgenoſſen. Kenner und Freunde der Stenograpdie ſind zum Beſuche der Preis⸗Wetiſchreiben freundlichſt eingeladen. * Zirkus Krembſer. Die geſtern Abend ſtattgehaßte zweite Vorſtellung erfreute ſich wiederum eines außerorden⸗ lich ſtarken Beſuchs. Die Leiſtungen der einzelnen Milglieder des Etabliſſements rechtfertigen denſelben auch vollſtändig, Allen voran ſteht Herr Direktor Krembſer, welcher burch Vorführung einer Anzahl in Freiheit dreſſirter Pferde reichen Beifall und Hervorruf einheimſte; nicht minder verdlellen dasſelbe Lob die Leiſtungen der 3 Gebrüder Eugene gle Parterre⸗Akrobaten, ferner Herr Edmund Vopal in ſeinen einzie in ſeiner Art daſtehenden Jongleur⸗ künſten zu Pferde. Herr Maximilian zeigte ſſch als vortrefflicher Jokeyreiter und die 4 Geſchwiſter Franklig als großartige Bravourturnerinnen. Den Schluß der Vor⸗ ſtellung bildete wiederum die Vorführung der 8 dreſſirlen Löwen durch Herrn Mocomo; auch dieſes in ſeiner Art einzig daſtehende ſenſationelle Schauſpiel fand den lebhafleſten Beifall der Zuſchauer. Nicht vergeſſen wollen wir die Clownz und hier iſt es namentlich der dumme Auguft, welcher daß Publ kum trefflich zu amüſiren verſteht. *Ein Drama, in welchem ein Mannheimer die Haupt⸗ rolle ſpielte, wird von der„Bad. Loztg.“ unterm 28. d. auz Ettlingen folgendermaßen gemeldet: Unſere gute Stadt iſt in großer Erregung. Ein früherer, vor kurzer Zeit aus⸗ getretener Zögling des hieſigen Lehrerſeminars Namenz Breitenbacher von Mannheim, bat im Nebenzimmer bes Gaſthauſes zum wilden Mann hier die 16jährige Tochter dez Obermeiſters Maiſch von der hieſigen Spinnerei erſchoſſen und dann ſich ſelbſt eine Kugel durch den Kopf gejagt. Daz Mädchen war nach wenigen Augenblicken todt; es wurde durth die Bruſt geſchoſſen. Der junge Mann lebt noch, doch if wenig Hoffnung auf ſein Davonkommen. Ueber den Beweg, grund der That ſchwirren eine Menge Gerüchte durch die Luft, ſo daß ſich das Richtige noch nicht angeben läßt. Eiſe ſpätere Meldung beſagt noch Folgendes: Breitenbacher iſ ſeiner Kopfwunde erlegen. Er war von Mergeutheim ge⸗ bürtigt, ein Stiefſohn des Hauptlehrers B. von Mannbeim. Seit einiger Zeit hatte eine junge Näberin eine Nähſchule gegenüber dem Seminargebäude errichtet, die von jungen Mädchen ziemlich beſucht war und Gelegentzeit bot, bei der Enge der Straße bequem in die Fenſter des Seminagrs zu ſehen. So entſtand Feuer in der Mädchenſchule und i Seminar und führte zu dem unglücklichen Ausgang. Nach ſeinem Austritt aus dem Seminar hielt ſich Breilenbacher im Wirthshaus zum Wilden Mann hier auf, dort traf er geſtern mit der getödteten Maiſch, die mit der Tochter dez Wirths befreundet war, zuſammen. Er ſoll ſie erſchoſſen baben, weil ſie ſich weigerte, ſich mit ihm zu verloben; auch wird behauptet, er dabe bei dem Vater um ihre Hand ange⸗ halten und ſei in gebührender Weiſe abgefertigt worden, Selbſtmord oder Uualücksfall. Geſtern Abend egen 9 Uhr fiel die über dem Neckar, Dammſtraße 10, wohn⸗ hate Ehefrau des Ausläufers Johann Adam Höhnle auz ihrer im 4. Stock belegenen Wohnung auf das Trottoir herab und war ſofort eine Leiche. Das bedauernswerthe Weib halle ſich durch den Sturz einen Schädel⸗ und verſchiedene 5 00 brüche zugezogen, wodurch der Tod ſofort eintrat. hier ein Selbſtmord oder Unglücksfall vorliegt, konnte dis ſetzt noch nicht ermittelt werden. *Konkurſe in Baden. Konſtanz. Ueber das Ver⸗ mögen der Firma G. Boch in Konſtanz; Konkursverwallet Rechtsagent Friedrich Schildtnecht in Konſtanz; Präfungz⸗ termin Freitag, 26. Auguſt. Muthmafßtliches Wetter am Freitag, 29. Juli. Der Hochdruck im Nordweſten Europas dauert fort und beherrſchl noch immer ganz Skandinavien, Holland, Deutſchland und das weſtliche Deutſch⸗ Oeſterreich bis hinab zur Adria. Die Depreſſion in Rußland nimmt langſam ab. Dagegen if ein Luftwirbel gegen den biskay'ſchen Golf in Anzug, welchek im ſüdweſtlichen Frankreich, Niederſchläge hervorgerufen hat, und bei uns Oſtwinde, welche eine raſche Zunahme der Wärme bewirken und hierdurch auch allmählig zunehmende Gewitterneigung. Im Uebrigen iſt auch für Freitag und Samſtag Fortſetzung des bisherigen ſchönen Wetters zu ge⸗ wärtigen. Meteorologiſche Beobachtungen der Station Maun⸗ heim vom 28. Juli Morgens 7 Uhr. Thermometer ometer⸗ 1 Windrichtung⸗ Höchſte und niederſte Tem⸗ in Celſius 15 bveratur des verg Tages in mm Trocken Feucht Stärke Marimum Minimus 759 1 16 8 18.8 NR 2 20.7 10.7 0 Windſtille; 1: ſchwacher Zuftzus; 4: etwaßs ſtärker 3c.; 8: Sturm: 10; Orten, Aus dem Grofheriogthum. Friedrichsfeld, 27. Juli, Infolge der gegenwärtſ wärmeren Tage haben ſich die Hopfenpflanzen mehr erbel als man erwartet hat. Nur wenige Aecker haben ein ſchlechlez ein Krankengaus wurde dort die 17 Jabre zählende ſchöne Klementing T. eingeliefert. Der behandelnde Arzt verlieble ſich trotz ſeiner 44 Jahre in das Mädchen, und um es mög⸗ lichſt lange zu ſehen, ſuchte er erſt deſſen Krankgeit zu ver⸗ längern, und als Klementina ſie endlich doch überwunden, erlaubte er ihr nicht aufzuſteben. Eines Tages ſchob er ihr ein Billet in die Hand, worin er ſor mittbeilte, daß er ihr ein Buch bringen werde, auf deſſen hundertſte Seite, fie achten möge. Klementine fand an der beregten Stelle einen liebeglühenden Brief des Arztes, der von nun an ununter⸗ brochen ihr Bücher bedenklichen Inhalts zuſteckte. Das früher unverdorbene Mädchen ſchenkte den Betheuerungen des Ver⸗ führers Glauben, dis er ſie verließ. Der Vater griff, als er dahinter kam in einem Anfall von Raſerei zum Dolch und tödtete die Tochter und ſeine Frau, worauf er Selbſtmord beaing. Jetzt wird ſich vor dem Liſſaboner Gerichtshof der letzte Akt des Dramas abſpielen, der vorausſichtlich mit der Verurtheilung des Arztes enden wird. — Ihrem Bräutigam in den Tod gefolgt iſt in Berlin die 19jährige Anna Zierke. Das junge Mädchen unterbielt ſeit etwa einem Jahre ein Liebesverdältneß mit einem Handlungsgehilfen, derkin einem Colonialwaarengeſchüft conditionirte. Der junge Mann hatte ſich eine Unterſchlagung zu Schulden kommen laſſen und da ihm ſein Thef mit der Anzeige bei der Staatsanwaltſchaft drohte, ſo erſchoß er ſich vor etwa zwei Monaten in Thiergarten. Vor ſeinem Tode hatte der Selbſtmörder ſeiner Geliebten in einem Briefe mit⸗ getheilt, daß er die Unterſchlagung deswegen ausgeführt, um ihr ein ſchönes Geburtstagsgeſchenk machen zu können und in dem weiteren Inhalt des Schreibens betheuerte der junge Mann ſeine Liebe, die bis über den Tod hinaus währz Durch dieſen Abſchiedsbrief wurde die Z. in erklärliche Auf⸗ regung verſetzt, ſie ſprach Eltern und Geſchwiſtern gegenüber wiederholt die Anſicht aus, daß ſie die Mörderin ihres Bräh⸗ tigams ſei, und das blühende hübſche Mädchen wurde ſchließlich trübſiung. In einem ſolchen Anfall von Melaucholie ent⸗ fernte ſich Annga Z. aus der elterliche Wohnung, nacdem ſie einen Brief hinterlaſſen, in welchem ſie ihre Abſicht kundgab, in den Fluthen den willkommenen Tod zu ſuchen und all Anzeichen deuten darauf hin, daß die Unglückliche thatſächlich ſich in der Oberſpree ertränkt hat. ˖ 0 q ereereee Naunbeim, 28. Jull. Seneral- Anzeiger. 8. Seite. Ausſehen, die meiſten aßer ſind geſund und daß Wachsthum geht in regelmäßiger Weiſe vor ſich. 8 Plankſtadt er⸗ gab die Befichtigung der Hopfenanlagen in dortiger Gemarkung folgendes Reſultat: Im Allgemeinen ſtehen die Hopfen ſchön, haben ein geſundes kräftiges Ausſehen, ſowie kräftige Ranken mit vielen Seitentrieben, welche frei von Ungeziefer find. In einzelnen Aeckern, in welchen die Stöcke früh geſchnitten wurden, bemerkt man reichlichen Anflug, welcher zur Dolden⸗ bildung übergeht, Heidelberg, 27. Juli. Geſtern Nachmittag war am Neckar Mufik und zeitweiſe großes Halloh; das Heidelberger Kollege, eine Erziebungsanſtalt für junge Engländer, hielt ſein jährliches Wettrudern ab. Die Angehörigen der eng⸗ liſchen Kolonie hierſelbſt, aber auch eine Anzahl von Deuk⸗ ſchen, pflegen dieſem Feſte beizuwohnen.— Abends fand in dieſem Jahre zum erſten Male eine bengaliſche Beleuchtung der Schloßruine ſtatt. Das oft geſehene, aber immer ſchöne und anziehende Schauſpiel hatte wieder Tauſende von 15 ſchauern auf die rechte Seite des Neckars gelockt. Die Be⸗ leuchtung geſchab anläßlich des 50jährigen Stiftungsfeſtes des Korps Vandalia, das gegenwärtig unter der Theilnahme zahlreicher alter Herren gefeiert wird. Unter dieſen befindet ſich auch noch einer der Mitgründer des Korps, ein Herr Profeſſor Seelig aus Kiel. Beim Semeſterreiben auf dem geſtrigen Kommers vertrat er das 106. Semeſter. Auch der Geſandte Herr v. Holleben, der Staatsſekretär v. Maltzahn. nahmen an dem Feſte Theil. Vorgeſtern Nachmittag veran⸗ ſtaltete das Korps einen feſtlichen Umzug durch die Stadt, wobei eine Dragoner⸗Kapelle im Koſtüm aus der Zeit Fried⸗ richs des Großen mitwirkte. Sinsbeim, 28. Juli. Seſtern Mittag erhängte ſich der faft 83 Jahre alte Landwirth Hotz in ſeinem Zimmer. Derſelbe war ein ſehr fleißiger und ſtrebſamer Bürger. Jamilienzerwürfniſſe ſollen der Grund zu dieſem verhängniß⸗ vollen Schritte geweſen ſein. Karlsruhe, 28. Juli. In Betreff des Projektes einer Berliner Weltausſtellung hatte die hieſige Handelskammer auf Veranlaſſung Broßherzoglichen Miniſteriums des Innern an 187 Firmen einen bezäslichen Fragedegen binansgegeben. Es gingen darauf 113 Antworten ein. Darnach verſprechen ſich 37 Firmen erhebliche geſchäftliche Vortbeile von einer ſolchen Ausſtellung, während 68 Firmen eine gegentheilige Erklärung abgeben und 10 andere Firmen diefe Jrage gar nicht oder in unbeſtimmter Weiſe beantworten. Zur Beſchickung der Ausſtellung erklären ſich 58 Firmen geneigt; bei 41 Firmen befleht keine Neigung, ſich an der Ausſtellung zu betheiligen: 16 Firmen laſſen dieſe Frage noch offen. Säckingen, 27. Juli. Die Erben des vor Kurzem hier verſtorbenen Fabrikanten Herrn Theodor Bally⸗Mezer, Herr Theodor Bally⸗Manifteo und Frau Anna Hyra, geb. Bally, haben dem Stadtrathe die Summe von 8000 Mark 0 4 welcher Betras zum Neubau eines Krankenhauſes eſtimmt iſt. Pforsbeim, 27. Jull. Der zieſige Kunſigewerbe⸗ verein hielt geſtern ſeine Generalverſammlung ab. Der Rechenſchaftsbericht bob die fitr nächſten Frühſommer geplante achausſtellung bervor, von welcher man ſich mancherlei 1 5 und Vortheile verſpricht. Mit freudiger Genugthuung konſtatirt der Bericht die Thaiſache, 12 mit der Ueberlaſſung des jetzigen Sewerbeſchulgebäudes für die Kunflgewerbeſchule im nächſten Jabre diejenigen Räume geſchaffen werden, welche die Schule zu igrer gedeiblichen Weiterentwickelung bedarf, und welche die Möglichkeit gewähren, am hieſigen Platze ein Kunſtgewerbemuſeum zu ſchaffen. An der geplanten Fachaus⸗ ſtellung nimmt die Gr. Regierung großes Intereſſe, was ſie bereits durch namhafte Zuwendungen bewieſen hat, Bezüs⸗ lich der Beſchickung der Weltausſtellung in Thicags im nächſten Jahr wurden eingehende Verbandlungen gepflogen, um wenigſtens eine Kollektivbetheilisune der deutſchen Bijonteriefabrikatien zu erzielen, was aber erfelslos blieb: um ſo eifriger wurde das Zuſtandekommen der Berliner Weltausſtelluns erſtrebt, woran ſich das deutſche Kunſtgewerbe mit aller Energie betheiligen würde. Dieſe Frage werde im nächſten Verbandstag 8 Weimar einer eingehenden Berathung unterzesen werden. Die Abrechnung ſchließt das Jahr 1891 mit einem Salde von 7010 M. 54 Pf, ab. Der Vermögens⸗ ſtand beziffert auf 20.684 M. 60 Pf. Der Verein hat eit ſeinem Beſtegen für Bibliothek, Mobiliar und ſeine Muſterſammlung 25856 M. 20 Pf. ausgegeben. Die Mit⸗ gliederzahl hat ſich von 975 des Voriabres auf 924 reduzirt. Der Voranſchlag für 1892 verzeichnet in ſeinen Einnahmen 13,00 M. welchen Ausgaben im Betrage von 10,850 Mark gegenüberſtehen: darunter befinden ſich neben den regelmäßigen laufenden Ausgaben außerordentliche Ausgaben für die brojeftirte Jachausſtellung 500., ein Beweis, wie großen Werth der Verein auf das Zuſtandekemmen und das alanz⸗ volle Arrangement dieſer Ausſtellung legt. „Daden, 27. Juli. Ein internatisnaler Hochſtapler iſt in Straßburs verhaftet worden. Derſelbe iſt ein gewiſſer Frankopulo don der Inſel Sante. Seinen letzten Gauner⸗ ſtreich, der denn auch auf die Spur des Mannes führte, hatte er hier ausgeführt. Bei dem hieſisen Bankier Fringer hatte Frankopulo einen Theck von 1000 Mark zu Geld gemacht. as Papier ſtellte ſich als eine Falſifikat bergus, doch erſt, als der Hochſtapler mit ſeiner Beute Baden⸗Baden bereits verlaſſen hatte. Die Polizei fand aber ſeine Spur ſchon nach wenigen Tagen in Straßburg, und es gelang, F. zu Cebensirrungen. Bon Emilp Eopett. Autsriſirtte Ueberſetzung aus dem Engliſchen von Marie Schulz. Naadend verboten. Fortſetzung.) ⁰ Nachdem die erſten Regungen des Hungers einigermaßen Waien find, erinnerk ſich der geſellige Brite des weiblichen eſens, das er unter ſeine Obhut genommen, Ein leiſes Stimmengemurmel dub ſchüchtern rings um die Tafel an. Mein„junger Mann iſt indeſſen anſcheinend hungrig und iſt entſchloſſen, erſt ſeine Suppe aufzueſſen, ebe er an⸗ ſinge, ſich der jugendlichen und ohne Zweifel unintereſſaut ausſebenden Dame an ſeiner Seite zu widmen. Ich fange anen Blick von Herrn Hardcaſtle auf, der unten am Tiſche ſitzt, und er lächelt mir zu. Er iſt mir der einzige Freund unter dieſer ganzen Schaar Fremder— es liegt ein ange⸗ nehmes Bewußtſein gegenſeitigen Verſtändniſſes in dieſem verſtozlenen Blicke. In dieſem Augenblick wiſcht mein Nachbar ſich den Mund mit der Servielte und wendet ſich zu mir. Capitel IX. Wie ich eine Entdeckung mache. „Ahem!“ begann Hecr Harford ſich räuſpernd und mich brüfend durch die Brille anſchauend. ch war ganz Ohr. 8 „Haben Sie den geiſtreichen Artikel in„Unſerer Zeit⸗ über die Enkwickelung der unorganiſchen Stöfße“ geleſen? war die Bombe, welche der hochbegabte Menſch mir armen, höflich aufhorchenden Weſen entgegenſchleuderte. „.wein, leider— noch nicht.“ Die beiden letzten Worte warf ich als einen Brocken, der Füa eſänftaung dienen ſollte, dem Ceberus, der mich an⸗ e, bin. „Vielleicht haben Sie die letzte Nummer„Unſerer Zeit“ nuch nicht geſehen?“ war der Aufmarſch zur oberen Saline, der Jubel, als Bis⸗ Harford ernſt, und wie mich dünkte, ſtrenge; dann fügte er verhaften. Für die Gefäbhrlſchkeit des Bauners zeigt am beſten der Umſtand, daß man in ſeiner Wohnung eine große Zahl falſcher Bärte und Perrücken in allen Farben und Formen vorfand „Freiburg, 27. Juli. Der liberale Verein, deſſen Mit · glied Geh. Rath Profeſſor v. Holſt bis dabin geweſen, ließ dem Genannten, welcher in kurzer Zeit dem Rufe nach Chi⸗ cago folgt, durch eine Abordnung ein künſtleriſch ausgeſtattetes Album mit zahlreichen Photographien von Freiburg und Um⸗ gegend überreichen. Profeſſor v. 1 ſprach die Hoffnung aus dereinſt ſeinen Lebensabend in Freiburg im Breisgau beſchließen zu können. Freiburg, 27. Juli. Das bekannte Mineralbad Karls⸗ im Mergentheim ſoll durch Kauf an den auch hier be⸗ kannten Privaten Herrn H. Müller auf Marientdal üderge⸗ gangen ſein. Die Kaufſumme beträgt ca. 200,000 M. Vfältiſch-Heſfiſche Rachrichten. Pirmaſens, 27. Juli. Der 36 Jahre alte Ausläufer Guſtav Geyer aus Zeitz iſt in Begleitung eines Mufikers von hier verſchwunden, ſeine junge Frau zurücklaſſend. Die Mittagspauſe hatte er dazu benutzt, das Pult im Bureau ſeines Arbeitgebers, Herrn Schuhgroſſiſten A. W. Hofmann, zu erbrechen und auszurauben. 550 Mark in Papier hat er mitgenommen. Gerichtszeitung. 5 Maunheim, 26. Juli.(Ferienſtrafkammer.) Vorſitzender: Herr Landgerichtsdirector Ullrich. Ver⸗ treter der Großh. Staatsbehörde: Herr Referendär Bö d m. 1) Der Agent Julius Kann, 39 Jahre alt, von Mün⸗ chen, hat ſich wegen Betrugs zu verantworten. Der Ange⸗ klagte, welcher für das bekannte Bankhaus Perl in Berlin in Ratenlooſen reiſt, hat im März d. J. den Schneider⸗ meiſter Otto Feiſcht hier zu beſtimmen gewußt, ihm ein Stück Barletta. ein Stück Sachſen⸗Meininger, ein Stück Pappenheimer, ein Stück Venetiauer und ein Stück öſter⸗ reichiſcher 4½pCt. Silberrente auf Ratenzahlung abzunehmen, indem er angab, innerhalb 8 Monaten werde gewonnen, andernfalls nehme er das Loos zurück. Es ſeien 36 Monats⸗ raten zu 7 M. 50 Pfg.(ſtatt 15.). Er werde ſelbdſt an den Raten 8 Monate lang 1 M. 50 Pfg. zahlen. Der Kurswerth der in Frage kommenden Papiere iſt 300., der geforderte Preis 525 M. Selbſt unter Zuſchlag von 5pCt Zins und Promeſſen liegt eine Vermögensbeſchädigung von 200 M. vor Das Urtheil lautete auf 4 Wochen Ge⸗ fängnis und 50 M. Geldſtraſe. Vertheidiger: Herr Rechts⸗ anwalt Dr. Köhler.— 2) Wegen Vergehens gegen 8 176 Ziff. 3 wird gegen den 69 Jahre alten Schuhmacher Johann Markus Schott von Altlußheim auf eine Gefängnißſtrafe von 7 Monaten erkannt. Die Oeffentlichkeit war ausge⸗ ſchloſſen.— 3) Der Taglöhner Joſeph Munz von Roſen⸗ berg hatte am 7. Mai d. J. ſeinen Hausherrn, den Brief⸗ träger Hauck, körperlich mißhandelt und war deshalb vom Schöffengericht in eine Geldſtrafe von 20 M. genommen worden. Seine Berufung gegen dieſes Erkenntniß wird heute als unbegründet verworfen.— 4) Pfläſterer Valentin ipp von Heppenheim hatte einem Gaſſenbuben ein Paar heruntergehauen und wurde deshalb durch Straf⸗ befehl zu s Mark Geldſtrafe verurtheilt. Das Schöffengericht ſprach ihn aber frei und die 2. Inſtanz an welche das Be⸗ zirksamt appellirte beſtätigt heute dieſes Erkennkniß. Ver⸗ theidiger: Herr Rechtsanwalt Dr. Jordan. 5) Die Beleidigungsklage gegen Wittwe Vincenz Hollerbach und Widerklage endigt mit einem Vergleich. Die Koſlen trägt zu Jie die beklagte, zu ½ die widerbeklagte Partei. Vertreter: Rechtsanwälte Dr. Köbler und Dr. Jordan. Hücblick af dir Kiſſnger Opttin! Welch große und weittragende Bedeutung der am ver⸗ gangenen Sonntag in Kiſſingen ſtattgehabten Kundgebung für den Fürſten Bismarck in allen Gauen unſeres deukſchen Vaterlandes beigelegt wird, beweiſen die ſpaltenlangen Be⸗ richte und Betrachtungen, die jeden Tag die Blätter der ver⸗ Parteiſchattirungen füllen. Selbſtperſtändlich uchen die Bismarck feindlich gegenüberſtebenden Organe die glänzende Ovation nach Möglichkeit zu verkleinern, ein Be⸗ ginnen, welches ſich ſelbſt richtet und das einer Widerlegung bei ernſten Männern nicht bedarf. Wer Gelegenheit hatte, den Tag in Kiſfingen mit zu verleben und den überall berr⸗ ſchenden Enthuſiasmus zu beobachten, wem es vergönnt war, die warme, don tiefem Patriotismus durchglühte Rede Bis⸗ marcks zu bören, welche einen eminenten Eindruck auf jeden Vaterlandsfreund machte, der wird, wenn er das Geſchehene noch einmal an ſeinem Geiſte vorüberziehen läßt, wenn er zurückdenkt an den unbeſchreiblichen Jubel, der Bismarck überall entgegenſchallte, ſich geſtehen müſſen, daß die Kund⸗ gebung doch viel großartiger ausgefallen iſt, als auch der arößte Sanguiniker erwarten konnte. Es muß doch eine große treibende Kraft hinter dem Ganzen geſteckt haben, welche die vielen Tauſende die Anſtrengungen und Mühen einer 16ſtündigen Eiſendahnfabrt nicht ſcheuen ließ, ganz ab⸗ zeſehen von der Geldfrage. Das Feſt, welches zweifellos mit zu den größten politiſchen Erſcheinungen der Jetztzeit gezählt werden muß, verlief ohne jeden Mißten. Ergreifend ſchon „O ja, Frau Hardeaſtle hat ſie oben. Ich ſah den Ar⸗ tikel von welchem Sie reden, aber ich habe ihn überſchlagen.“ Das in ſehr unrecht von Ihnen: Sie ſollten ihn „Wirklich? Ich habe es auch verſucht, aber er ſchien ſehr trocken und langweilis zu ſein. „Es thut mir ſehr leid, daß Sie das fanden,“ ſagte Herr nach einer minutenlangen Pauſe in einem halb vorwurfs vollen, 1205 Tone hinzu:„Mein Bruder hat ihn geſchrieben.“ „Oh!“ ſtammelte ich und wäre, wenn es möglich geweſen, gern unter den Tiſch verſchwunden,„ich muß Sie ſehr um bitten.“ „Bitte, keine Urſache,“ lautete die ernſte, förmliche Antwort. „Sehen Sie,“ fuhr ich, beſeelt von der vergeblichen Hoff⸗ nung, meinen faur pas wieder gut zu machen fort;„ich bin nicht geſcheidt genug dafür, fürchte ich. Ich konnte den Sinn — ich meine die Bedeutung nicht recht faſſen— die Schuld lag natürlich an mir.“ 8 „Ernſte Lectüre iſt immer bildend für jeden Geiſt,“ ſagte mein Gefährte ſtreng und ich kam mir wie ein geſchol⸗ tenes Kind vor.„Aber ich leſe mitunter ernſte Sachen, wirk⸗ lich, beeilte ich mich zu ſagen,„in derſelden Nummer war ein Artikel über„Frauenrechte“, den ich von Anfang bis zu Ende durchgeleſen zabe, ohne einen Satz zu überſchlagen; es intereſſirte mich ſehr.“ „Ja, ich ſah ihn; nicht ſchlecht geſchrieben— wenn auch etwas oberflächlich und ſkizzenhaft.“ „Oh, ich fand ihn ſehr amüſant. Hat Ihr Herr Bruder den auch verfaßt?“ „Nein, er ſchreibt nie über trivigle Gegenſtände.“ Denkt Euch einen Mann, der„Frauenrechte“ für einen trivialen Gegenſtand hielt! Ich war ganz eingeſchüchtert und vollkommen ſprachlos. „Was iſt Ihre Anſicht darüher?“ fragte er auf einmal, mit entſchiedenſter Herablaſſung. Er war anſcheinend beſtrebt, marck am Fenſter erſchien; ein ebenſo gewaltiger Begeiſterungs⸗ ſturm entfeſſelte ſich, als die vieltauſendköpfige, im Hofe der oberen Saline aufgeſtellte großartige Feſtverſammlung den Alt⸗Reichskanzler empfing; überwältigend war endlich der Abmarſch, da Jeder an dem auf die Straße führenden Ausganasthor ſich umwendete, um noch einmal den am Fenſter ſtehenden Fürſten zu erblicken. Hier ſtockten oft die Maſſen, weil man ſich nicht trennen konnte. Ein berrliches, idylliſches Bild war die Lagerung der noch nicht abgereiſten Feſttheilnehmer auf der Wieſe vor dem Altenburger Hauſe. Es war ſehr zu bedauern, daß hieran nicht eine größere Anzahl Verehrer Bismarcks ſich bekheiligen konnten, allein wer mit dem Extrazug nach Hauſe fahren wollte, mußte eben nach Beendigung der Ovation in der oberen Saline ſofort ſeine Schritte nach dem Bahnhofe lenken, da ſonſt der Zug ſo unhöflich geweſen wäre, ohne ihn abzu⸗ fahren, eine Eventualität, welcher ſich nur ein kleiner Bruch⸗ theil auszuſetzen vermochte. Das Altenburger Haus iſt eine am Eingang des Kaskadenthals reizend gelegene Wirthſchaft. Auf den Wieſen, welche ſich am Saume des Waldes hin⸗ ziehen, waren hunderte von Tiſchen aufgeſchlagen und Dank einer flotten Bedienung blieben die Wünſche der Tauſende nicht lange unbefriedigt. Von vorn herein herrſchte die fröh⸗ lichſte Stimmung über den herrlichen Verlauf des denkwür⸗ digen Feſtes, Anſprachen wurden gehalten und unter Begleit⸗ ung der Regimentsmuſik patriotiſche Lieder geſungen. Und wenn von vielen Seiten der Beſorgniß Ausdruck gegeben wurde, die außerordentliche Anſtrengung werde auf des Fürſten Befinden vielleicht nachtheilig wirlen ſo wurden dieſe Befürchtungen auf die handgreiflichſte Weiſe entkra als gegen ſechs Uhr mit einem Male der Ruf ertönte: r ürſt kommt! Das hellblaue Gefährt kam in ſchlankem rabe die Chanſſee daher, und bevor die Mitalieder des Komitees Zeit hatten, ſich zu ſammeln und einen regelrechten Empfang vorzubereiten, hielt der Wagen. Neben dem Fürſten ſaß Profeſſor Schwenninger. Beide ſtiegen ſofort aus und traten über den Chauſſeegraben hinüber auf die Wieſe. Tauſendſtimmiges Hurrah empfing ſie dort und Alles drängte ſich heran. Der Fürſt ging zwiſchen den Tiſchreihen hindurch und war dabei mehrmals in der Lage, einen Graben zu kreuzen. Meiſt war ſchnell ein Brett zur Stelle. auf welches er beim Ueberſchreiten des Grabens krat, ein⸗ mal aber war ein ſolches, da die Menſchenmaſſen den Fürſten dicht umgaben, nicht zur Hand und ohne lange zu warten, ſprang er über den Graben. Man kann ſich den Jubel der Verſammelten denken, den ehrwürdigen Helden in ſolcher körperlicher Rüſtigkeit zu ſehen, der hochaufgerichtet und mit dem Hute freundlich dankend durch die raſch impro⸗ viſirten Spaliere ſchritt. Oft zwar gab es Aufenthalt; manche der Anweſenden trugen Kriegsdekorationen und wur⸗ den vom Fürſten, ſobald er ihrer anſichtig wurde, nach dem Erwerbsorte derſelben gefragt. Herr Thorbecke aus Mann⸗ 115 trat endlich mit einem gefüllten Kruge Bier auf den ürſten zu; mit einem ſchalkhaften Blick auf Schweninger nahm der Fürſt den Krug und trank ihn an, mit folgenden Worten:„Von meinem Fenſter da drüben habe ich wie hübſch Sie ſich hier gelagert haben; das hat mich gelockt und außerdem hatte ich das Bedürfniß, den Beſuch, welchen Sie mir dort ſoeben ſo freundlich abgeſtattet haben, hier auf dem Platze ſogleich zu erwidern und Ihnen noch⸗ mals zu ſagen, wie 1 ich Ihnen für die glänzende und ich kann wohl ſagen, mich faſt überwältigende Kund⸗ gebung danke. Ich trinke den Krug auf Ihrer Wohl.“ Und nachdem er den Maßkrug abgeſetzt, fügte er hinzu:„Die ſieben üblichen Schluck, nicht mebr.“ An jedem Tiſch wechſelte der Fürſt mit den Gäſten einige liebenswürdige Worte und unterhielt er ſich namentlich längere Zeit mit den Damen, denen gegenüber er die Hoffnuns ans⸗ prach, daß die lange Eiſenbahnfahrt ſie nicht zu ſehr ange⸗ ſtrengt haben möge und daß diejenigen, welche über Nacht in Kiſſingen zu bleiben wünſchten, noch Unterkommen finden könnten. Das Gedränge derer, die mit ihm anſtoßen wollten, ward ſehr arg, und den I Schweninger und die Gen⸗ darmen hatten Mühe, den Weg frei zu machen. Manche be⸗ ſonderen Ovationen wurden dem Fürſten dargebracht; Darm⸗ ſtädter brachten ihm als ihrem Ehren⸗Mitbürger ein 7 5 ebenſo eine Schaar Duisburger Herren als den Fhrenbärger ihrer Stadt. Gruß aus Leipzie! Gruß aus Amſter⸗ dam! Gruß aus Charkow! erſcholl es. Ein Herr aus Roſtock brachte Gruß aus Mecklenburg!„Roſtock,“ ſagte der Fürſt, aiſt ja nicht weit von Friedrichs⸗ ruh. Wi ſpräkt ol Platt.“ En bannigen Kerl“ ſagte der behäbige Mecklenburger, als der Fürſt vorbei war. Tyras war von ſeinem Herrn abgedrängt worden, auf einmal aber ſchob er ſich mit Macht durch die Maſſe hindurch und begrüßte ſeinen Herrn mit Freudenſprüngen, zu denen kaum Piat war. Als der Fürſt zu Wagen ſtieg, ſchloß die begeiſterte Menge ſo dicht an. daß für den Hund kein Raum blieb und dieſer als erſter in die Equipage ſtieg, augenſcheinlich erfreut, fahren zu können. Unter ſtürmiſchen Hochrufen des Publitums fuhr der Fürſt davon. Die Redner bei der Ovation am Nachmittag waren vom Fürften Bismarck zu der Abends um 7 Ubr besinnenden Jamilientafel geladen worden. Zwei derſelben konnten leider nicht gefunden werden und wurden daher am nächſten Morgen auf beſonderen Wunſch des Fürſten noch zum Frühſtück bei⸗ gezogen. Beim Eſſen hatte Herr Eckhard von hier ſeinen ⸗Ueber„Frauenrechte“ meinen Sie?“ antwortete ich, ganz verblüfft äder eine ſo ſchwer zu degntwortende Frage; mir war ähnlich ſo 5 Muthe wie der Dame, welche plözlich in einer Abendgeſellſchaft gefragt wurde, wie ſie über die britiſche Verfaſſung dächte.„Ich— ich habe eigentlich noch nicht viel darüber nachgedacht— ich weiß in der That gar nicht recht, was unſere Rechte ſind. Ich ſinde, wir machen Aufhebens e dem Unrecht, was uns geſchieht!“ des San mir plötzlich, daß Herr Hardeaſtle mir zugehört hatte. „Sie haben ganz recht, Fräulein Orcheſter,“ rief er mir zu.„Wenn Ihr Frauen Euch nur über Euer Unrecht be⸗ ſchwerdet und es üns überließet Euch Euer Recht zu geben, ſo will ich mich dafür verbürgen, daß Ihr Euch am beſten dabei ſtändet. Das iſt eine neue Anficht von der Sache! Aber Herr Harford wandte ſich unwillig ab. Ich glaube, er meinte, ich habe ihm eine Lehre ertheilen wollen, obwohl mir nichts ferner gelegen hatte. Er redete die Dame zu ſeiner Rechten an und bald darauf hörte ich ſie Beide lebhaft über„Unorganiſche Stoffe“ ſprechen, ein Gegen⸗ ſtand, der ihm augenſcheinlich zu ſehr am Herzen lag, um ihn ſo leichten Kaufes aufzugeben. Mir ſelbſt überlaſſen, beſchäftigte ich mich während einiger Minuten ſchweigend mit dem„Rir de veau à la Bordelaise“ auf einem Teller und als ich meine Portion dieſes Leckerbiſfens vertilgt, begann ich mich an der Tafel umzuſchauen. Wenn ſich in einer großen Mittagsgeſellſchaft Niemand mit uns unterhält, können wir uns auf mannichfache Art, auf die der Gaſtgeber gar nicht gerechnet hat, die Zeit vertreiben und uns ganz gut dabei unterhalten. Man kann z. B. die Paare ein⸗ theilen, man kann ſich darüber den Kopf zerbrechen, ob die Dame mit dem großen Kopfe und den vorſtehenden Fiſchaugen zu dem Herrn mit der Ratbsherren⸗Phyſiognomie oder zu dem mit den großen abſtehenden Ohren und dem Klemmer auf der Naſe gehört; ob der Paſtor, welcher das Tiſchgebet ſprach, der Gatte der Dame iſt, die kein gutes Haar an der gefeierten„deauty of the season“ läßt, oder jener anderen, die die Anſicht ausſpricht, daß ſämmtliche Biſchöfe von ihren Sitzen vertrieben werden müßten. ſeinen hochfliegenden Geiſt zu dem niederen Niveau des meinen berabzuſtimmen. Gortſetzung folat.) 4. Seite. General⸗Anzeiger. Maunheim, 28. Jull. Platz neben dem Fürſten, während Herrn Thorbecke die Ehre zu Theil wurde, neben der Frau Fürſtin zu fitzen. Wer lein ſolches Diner beim Fürſten Bismarck mitgemacht „der kennt das Neizvolle eines ſolchen Zuſammenſeins mit Zismarck'ſchen Familie. Es läßt ſich ein behaglicherer hungenerer geſellſchaftlicher Ton kaum denken. Fürſt ck in ſeiner humorvollen, geiſtreichen Art, die altung nach allen Richtungen hin anregend, belebend, die Fürſtin, eine liebenswürdige, aufmerkſame ſie ſorglicher in den bürgerlichen Kreiſen Hraf Herbert, der zuvorkommende und ge⸗ wandte Geſellſchafter, der ſich in Jeden zu finden weiß. Und nun denke man ſich neben dieſem ſeine anmuthige junge Frau mit dem zeitweiſe durchbrechenden öſterreichiſchen Accent, der man das Behagen in dem neuen Kreiſe aus jeder Miene ab⸗ lieſt, und man wird ſich eine Vorſtellung machen können von dem Bismarckſchen Familienkreis. In liebenswürdigſter Weiſe wußte Fürſt Bismarck jedem Einzelnen für die groß⸗ artige Ovation des Nachmittags zu danken. Während Tiſch wurden noch eine große Anzahl Blumen⸗ bouquets gebracht und erzählte die Frau Fürſtin, daß ſie faſt jeden Tag mit einer großen Anzahl von Blumenſpenden überraſcht würden. Nach Aufhebung der Tafel verſammelte ſich die Geſellſchaft um den runden Tiſch; Fürſt Bismarck nahm auf einer Chaiſelongue Platz und man brachte ihm ſeine lange Pfeife, welche von Profeſſor Schweninger angezündet wurde. Im Laufe der Unterhaltung kam das Geſpräch auch auf Mannheim. Der Fürſt erkundigte ſich eingehend nach dem Aufſchwung des Handels und der Induſtrie und intereſ⸗ firte ſich ſehr für die einſchlägigen Verhältniſſe. Er erzählte, daß er als Bundestagsgeſaadter in Frankfurt häufig nach Heidelberg, aber trotz öfteren Vorhabens nicht nach Mann⸗ heim gekommen ſei. In Heidelberg habe er ſtets mit einem gewiſſen Ingrimm die Zerfſibrung des Heidelberger Schloſſes betrachtet und die Ruinen hätten ihn ſtets gemahnt an die Ehrenſchuld, welche von den noch abzutragen war. Am folgenden Morgen hatte ſich noch eine ziemliche An⸗ zahl Pfälzer Feſttheilnehmer im Altenburger Hauſe ein⸗ gefunden, um den Fürſten beim Morgenſpaziergange zu über⸗ raſchen und wurde, wie bereits geſtern berichtet, noch eine Anſprache gehalten. Auch an dieſem Morgen war eine nach Hunderten zählende Menſchenmenge vor der unteren Saline verſammelt, um den Fürſten zu erwarten, als er ſein Bad nehmen wollte. Eine große Anzahl Damen überreichte dem Alt⸗Reichskanzler bei dieſer Gelegenheit Blumenſträuße. Wen wir bis jetzt von den Theilnehmern an der Kiſſinger Fahrt geſprochen daben, äußerte ſich dahin, daß er etwas Aehnliches noch nicht erlebt habe. Erwähnt muß werden, daß die Direktion der badiſchen Staatseiſenbahnen großes Entgegenkommen gezeigt und in überaus dankenswertber Weiſe die größten Anſtrengungen gemacht hat, um die Maſſen auf raſche Weiſe nach Kiſſingen zu befördern. Es iſt dies der Generaldirektion auch voll⸗ ſtändig gelungen, denn die Verſäumniſſe der Extrazüge ent⸗ ſtanden nicht auf badiſchem Gebiete. Die Anordnungen in Kiſſingen waren vorzüglich getroffen und gebührt der Dank hierfür den augenblicklich in Kiſſingen Weilenden Kurgäften aus unſerer Vaterſtadt, den Herren Stadtrath Hirſchhorn, Duval, Baum u.., ſowie einigen Heidelberger Herren, ſo u. A. dem Bahnhofreſtaurateur Geiger. Wenn eine größere Anzahl der hieſigen Feſitheil⸗ nehmer mit der Verlöſtigung in Kiſſingen nicht zufrieden war, ſo lag die Hauptſchuld daran, daß die hieſigen Feſttheilnehmer ſich nicht entſchliezen konnten, ſich rechtzeitig für das Mittageſſen zu melden. Die größte Zahl kam erſt in letzter Minute hinzu und ſo konnte man in Kiſſingen nur die übrig gebliebenen Reſtaurationen noch für die Mannheimer belegen laſſen. Andere Städte haben es anders gemacht, indem jeder Feſt⸗ theilnebmer mit nur ganz geringen Ausnahmen zugleich ſeine Theilnahme an dem Mittageſſen unterſchrieb, ſo daß für die⸗ ſelben ſchon am Mittwoch oder ſpäteſtens Donnerſiag die nöthigen Vorlehrungen getroffen werden konnten. Sport. Einen geradezu glänzenden Erfols errang der Meiſter⸗ ſchaftsfahrer Heinrich Irſchlinger, indem er bei dem am Sonntag und Montag in Bad Kiſſingen ſtattgehabten Velociped⸗Wettfahren in beiden Hochradhauptfahren jeweils den erſten Preis erwarb: zweiter wurde Anton Schüllermann, Schweinfurth. welcher vor Kurzem den Rennfahrer Karl Kimmel beſiegte. Auf die Staffettenfahrt, welche der Deutſche Rad⸗ fahrerbund am 30. d. M. von Berlin nach Köln unternimmt, iſt auch die Aufmerkſamkeit des Kriegsminiſteriums in Berlin gelenkt worden. Der Bund bat die Bitte ausgeſprochen, es möge von dem Kriegsminiſterium den Fahrern eine Parole zur Beförderung anvertraut und ferner die Zeit der Abfahrt und Ankunft kontrolirt werden. Der Kriegsminiſter hat ſich dazu geneigt gezeigt. Vorausſichtlich wird am 30. d.., kurz vor 12 Uhr Mittags, am Brandenburger Tbor die Ausgabe der Parole durch einen Offizier erfolgen. Ueber den Verlauf 75 wird dem Kriegsminiſterium Bericht erſtattet erden. Tagesneuigkeiten. Wiesbaden, 27. Juli. Wie in hieſigen rufſiſchen Kreiſen verlautet, hat ſich die in Folge ihrer kurzen morga⸗ natiſchen Ehe mit dem jüngſt verſtorbenen Großherzog von Heſſen ſeiner Zeit viel genannte Gräfin v. Romrod, Frau von Kolemine, welche ſeit längerer Zeit in Dresden lebt, mit einem ruſſiſchen Geſandtſchaftsattachs in Berlin verlobt. Oldenburg, 26. Juli. Der Mörder des 13jäbrigen Mädchens in Achternholt iſt entdeckt und feſtgenommen worden. Die Entdeckung konnte, wie die Umſtände lagen, nicht ſchwer fallen. Es war ſchon mitgetheilt, daß das junge Mädchen, die Schweſter des Hochzeik baltenden Bauers Schröder, ſich gegen 11 Uhr Abends in ein dem Bauernhofe nahe gelegenes Gebölz begeben hat, wo es ermordet wurde. Auf der Hoch⸗ zeit befand ſich auch als Gaſt der bei der Ausſchachtung des Hunte-Emskanals beſchäftigte Arbeiter Albers aus Jedde⸗ lob. Dieſer ſteht nicht gerade im beſten Rufe und hatte mit dem jungen Schröder noch vor wenigen Tagen Streit gehabt wegen des Miethzinſes, den er dieſem für eine von ihm be⸗ wohnte Miethswobnung ſchuldete. Von jeber war er ein unpünktlicher Zahler geweſen und Schröder hatte mit gericht⸗ licher Klage gedroht. Bei der Hochzeit hatte er ſtark ge⸗ trunken. Er wollte ſich einer älteren Schweſter Schröders etwa eine Viertelſtunde vor dem Morde aufdrängen, als ſie ins Freie gehen wollte. Von dieſer zurückgewieſen, iſt er dann der jüngeren Schweſter gefolgt, die nicht viel kleiner war als die ältere. Bei der erſten Unterſuchung konnte man keine Blutflecken an Albers und ſeinem Meſſer entd cken; eine genauere Prüſung hat indeß ſolche auffinden laſſen. Das Mädchen muß ſich noch gewebrt haben, denn ſeine Hände zeigen tiefe Schnitte, zwei Fingerſpitzen find ganz weg⸗ geſchnitten. Man glaubt jetzt mehr an einen Racheakt, da die Meinung an einen Luſtmord nicht aufrecht zu erhalten iſt. — Paris, 26. Juli. In Baſtia begann die Verbandlung gegen den corſſſchen Banditen Bellacoscia, der nach 44jöhrigem Näuberleben ſich in Anbetracht ſeines hohen Alters und Rube⸗ bedürſniſſes freiwillig den Gerichten geſtellt hat. Vier⸗ oder fünfmal war er zum Tode, ebenſo oft zu Zuchthaus verur⸗ theilt worden, allerdings ſtets in contumaciam, da die Gen⸗ darmerſe Bellacoscia, der unter ſeinen Landsleuten allgemeiner Sympatbie ſich erfreute und ſtets gegen die Verfolger unter⸗ ſtützt wurde, niemals feſtzunebmen vermochte. Bellacoscia, der während ſeiner Laufbahn mehrere Vendetta⸗Morde verübt And einige Gendarmen erſchoſſen hatte, iſt 67 Jahre alt und hat mit ſeiner ſtattlichen Fiaur, ſeinem langen, weißen Bart und milden Blick eher das Ausſeben eines Dorfpatriarchen als eines Banditen. Auf die Frage des Präfidenten nach den Perſonalien erwiderte er, daß er eigentlich Antotne Bo⸗ nelli heiße. Er kenne ſeinen Geburtsort nicht; von Profeſſion ſei er„Reiſender.“ Bevor der Präſident das Verhör fort⸗ ſetzt, ermahnt er die Geſchworenen, die Legende zu vergeſſen, welche das Volk um Bellacoscia gewoben hat, und nur deſſen von großer Wildheit des Charakters zeugende Verbrechen ſich vor Augen zu halten. Bellacoscia wird von den erſten Ad⸗ vocaten Corſicas, Montera und Bonelli, weitläufigen Ver⸗ wandten, vertheidigt. Man iſt im Allgemeinen überzeugt, daß er 1 Verjährung der Verbrechen werde freigeſprochen werden. Theater, Kunſt und Wiſſenſchaft. Die Oberammergauer verwahren ſich ſehr energiſch gegen die Mittheilung, daß ſie als Sehenswürdigkeit der Chicagoer Weltausſtellung figuren würden. Sie ſchreiben an die M. N..:„In Betreff der in mehreren Blättern enthal⸗ tenen Nachricht, daß die Oberammergauer beziehungsweiſe ein Theil derſelben behufs Aufführung der Paſſionsſpiele, nach Chicago zu gehen beabſichtigen, wird kiermit erklärt, daß dieſe Nachricht vollſtändig unwahr iſt. Das von unſern Vorfahren vor mehr denn 250 Jahren zur Abwendung der Peſt abgelegte Gelübde„die Paſſionstragödie alle zehn Jabre zu halten“ wurde von uns immer treulich gewabrt. Es liegt aber uns Oberammergauern durchaus ferne, außer der zehn⸗ jährigen Periode Paſſionsaufführungen zu veranſtalten oder gar als Schouſpieler herumzur iſen und mit unſerm heiligen Spiel Profeſſion zu treiben. Im Intereſſe der Wahrheit bitten wir um möglichſte Weiterverbreitung dieſer unſerer Verwahrung. Oberammergau, den 19. Juli 1892. Der Bürgermeiſter Joh. Lang.“ —— Aeneſte Nachrichten und Celegramme. * Berlin, 27. Juli. Die offtziöſe Mittheilung, daß die Entſcheidung über die Frage der Berliner Weltaus⸗ ſtellung noch nicht in den nächſten Tagen in dem Vor⸗ trage fallen werde, den Caprivi darüber dem Kaiſer halten ſoll, wird bei den ſtlürmiſchen Freunden der Ausſtellung von Neuem Mißſtimm⸗ ung hervorrufen. Es zeigt ſich eben, daß die Ent⸗ ſcheidung nach wie vor rein nach wirthſchaftlichen Geſtchtspunkten, gewiſſermaßen kalkulatoriſch auf Grund der Gutachten der induſtriellen Kreiſe und der Aeuße⸗ rungen der Bundesregierungen getroffen werden ſoll. Die größere Bundesregierung, welche ſich ablehnend ausge⸗ ſprochen hat, iſt Sachſen. Es iſt aber nicht ausgeſchloſſen, daß die Iniative des Kaiſers doch ein neues Moment in die Waagſchale wirft. Spandau, 27. Juli. Der Kaiſer traf hier ein und fuhr nach Potsdam. Zum Empfange war Caprivi anweſend. Königsberg, 27. Juli. Das Regierungsamtsblatt veröffentlicht das Verbot der Durchfuhr gebrauchter Leib⸗ und Bettwäſche, Kleidern, Hadern, Lumpen, Obſt, friſchem Gemüſe, Butter, weichem Käſe aus Rußland. *München, 27. Juli. Das heute ausgegebene Ge⸗ ſetz⸗ und Verordnungsblatt veröoffentlicht die Verleihung des St. Hubertus⸗Ordens an den General⸗Feldmarſchall Grafen Blumenthal. Paris, 27. Juli. Die Mitglieder des Binnen⸗ ſchiffſahrtskongreſſes werden Morgen vom Präſidenten Carnot in Fontainebleau empfangen werden. Verſailles, 27. Juli. Heute begann vor dem hieſtgen Schwurgerichte der Prozeß gegen die vier des Dynamitdiebſtahls in Soiſy⸗ſous⸗Etiolles angeklagten Anarchiſten. Der Angeklagte Elievant, der ſich weigerte aufzuſtehen und ſeinen Namen anzugeben, verſuchte die Theorien der Arnachiſten darzulegen, wurde aber vom Präſidenten zum Schweigen gebracht. Die Vernehmung der Angeklagten erfolgte ohne weitere bemerkenswerthe Zwiſchenfälle. Brüſſel, 27. Juli. Eine amtliche Meldung aus Spa dementirt das Gerücht von der Entdeckung einer Bande, welche Dynamitatientate gegen Gebäude geplant hätte, um dabei Diebſtähle auszuführen. Catania, 27. Juli. Der Ausbruch des Aetna hat ſeine frühere Heftigkeit wieder erreicht. Große Stein⸗ körper werden, untermiſcht mit Aſche und Rauch, hoch in die Luft geſchleudert. Das Getöſe iſt ſo ſtark und heftig, daß in den Häuſern die Fenſter klirren. Der Lavaausfluß hat zugenommen. Sofia, 27. Juli. Heute früh fand die Hinrichtung der im Beltſchewproceß zum Tode verurtheilten Männer Milarow, Karagulow, Popow und Georgiew ſtatt. Die Hinrichtung erfolgte ohne Zwiſchenfall. Mannheimer Handelsblatt. XX. Juternationaler Getreide⸗ und Saatenmarkt in Wien. Vom hieſigen öſterreichiſch⸗ungariſchen Konſulat wird uns geſchrieben: Zufolge einer hieramts eingetroffenen Note des k. k. Handelsminiſteriums in Wien zeigt die Kammer der Börſe für landwirthſchaftliche Produkte in Wien(ehemals Wiener Frucht⸗ und Mehlbörſe) an, daß am 29. und 30. Auguſt d. J. der XX. Internationale Getreide⸗ und Saaten⸗ markt in Wien ſtarnfindet. „Maunheimer Effekteubörſe vom 27. Juli. An der heutigen Börſe notirten G werbebank Speyer 111.50 ., 112., Landauer Volksbank 118.75., 119.75., Brauerei Eichbaum⸗Aktien wurden zu 110 pCt. umgeſetzt und blieben geſucht. Conrsblatt der Mannheimer Börſe vom 27. Juli. Obligationen. 4 Bad. Oblig. Mar! 106 80 bz8½ Rhein. Hup 95 30 bz 2 5 1886 16 70 Eſa R Pyp.⸗Pidbr. S. 43 486 10 60 0f 4 5 101.90 bz⸗ 5 75„ 47—49 190 bo bz 4„ T. 100 Sooſe 37 50 bzſa 5 2 50 100.20 bz 3 Reichzanleihe 88. F 3ʃ½ Mannheimer Obl. 1888 96˙50 6? 3„ 100.70 6„ 1885 101 75 bz 4 7 107.— bzea 5„ 1890 102 7 3 Preuß Conſoſs 88.— P 4 Heidelberg 101 80 bz 3½„ 72 5 109.70 952 Freiburg t. B. Obl. 102.40 61 2 75 2 107.— 318„ 1 2—.— 3 Neichsen eihe Serips—. 64%½ sudwigrhafen Mk 108.— bz 4 Freuß Conſols h 1. 102.— G 4 Vager Qblig tionen Me 10/.— 64½ Wagh. Zu erfahrik 100. P 4 Pfälz Ludwigsd hn Ak. 13. 35 Ogge sheimer Spiunerei 98 50 P 4„ Judwigsbabn fl. 102 25 65 Ver in Chen F briten 101.25 8 4„ Marbahn 103.—- GJs Weſteregeln Alkal werke 10%79 P 4„ Norboahn 18. 86½ O. Pr.-O. d. Spey. 1 10½50 b. 3½„ Priorit. albbof 101.50 G 97.50 Gl4½ Zellſtofffabrit W. rankfurter Mittaasbörſe vom 27 Juli erſchiedene deutſche Bundesregierungen ſollen ſich gegen eine Berliner Weltausſtellung ausgeſprochen haben; aus dieſem Grunde eröffnete die Börſe in etwas ſchwächerer Haltung, Bald aber ſchlug die Tendenz um und die weitere Entwicklung des Verkehrs, der wiederum etwas mehr Leben zeigte, blieb der freundlicher gewordenen Strömung treu. Auch Wien war feſt disponirt, ſodaß der Einfluß der Wiener Börſe, zum erſten Male nach mehrwöchentlicher Unterbrechung, wieder ausſchließlich den nach oben gerichteten Beſtrebungen zu gute kam. Am Montanmarkte lag der Juni⸗Abſchluß der Har⸗ pener Bergbau⸗G'ſellſchaft vor. An ſich eher ungünſtig, be⸗ wirkten doch die Gewinn⸗Ziffern des bei dieſer Geſellſchaft nunmehr abgeſchloſſenen vorliegenden Geſchäftsjahres, daß die Tendenz auch für Kohlen⸗ und Eiſenactien ſich etwas beſſern konnte, zumal die Börſe von dem Einfluß der Ernte und einer möglicher Weiſe von höchſter Stelle ausgebenden Förderung der Welt⸗Ausſtelluugspläne mannigfache Vortheile, namentlich für deutſche Induſtrie erwartet. Bergwerks⸗ und Hütten Actien allgemein feſt, im ſpeciellen Harpener ca. 2pCt, Laura 1 pCt., Gelſenkirchener eiwa ¼ pEt. Bochumer 1½ über geſtern.— Von Induſtriegctien Nordd. Lloyd weſentlich höher.— Privatdiskonto 1̃ pCt. Frankfurter Effecten⸗Societät v. 27. Juli, Abends 6¼ Uhr, Oeſterr. Kredit 266¼, Diskonto⸗Kommandit 190.80, Berliner Handelsgeſellſchaft 148.40, Darmſtädter Bank 138.50, Dresdener Bank 145.80, Banque Ottomane 112 70. Oeſterr⸗ Ung. Staatsbahn 258¼, Lombarden 86 ¼, Buſchtherader 382¼, Dux⸗Bodenbacher 440, Nordweſt 183¼, Prag⸗Duxer Akt. 75¼, Mittelmeer 100, 3proz. Anleihe 87.45, Ungar, Goldrente 94.50, Oeſterr. Goldrente 97, Oeſterr. Silber⸗ Rente 81.60, Mafrente 81.90, Zproz. Portugieſen 22.50, Spanier 68.50, 4proz. Egypter 98.20, Allgem. Elektriz'täts⸗ Akt. 189.80, Alkali Weſteregeln 90.10, La Veloce 78.10, Werger 65.50, Alpine 56 20, Bochumer 131.80, Concordia 80.80, Dortmund 62.20, Gelſenkirchen 188.50, Harpener 144.10, Hibernia 117.70, Laura 112.60, Türkenlooſe 27.95, Gotthard⸗ Aktien 143.20, Schweizer Central 130, Schweizer Nordoſt 108, Union 67.80, Jura⸗Simplon St.⸗Act. 46, Hproc. Ita⸗ liener 91.60. Mannheimer Marktbericht vom 28. Juli. Stroh pr, Btr. M..25, Heu per Ztr. M..80, Kartoffeln, weige 450, rothe.00, blaue M..00 per Ztr., Bohnen per Pfd. 10 Pfa. Blumenkohl per Stück 30 Pfg., Spinat die Portion 00 Pfg., Wirſing per Stück 10 Pfg., Rothkohl ver Stul 35 Pfg. Weißkohl per Stück 8 Pfg., Weißkraut per 100 Stück M..00, Kohlrabi 3 Knollen 12 Pfg., Kopffalat per Stückt6 Pfg., Endivienſalat per Stück 10 Pfg., Feldſalat per Portion 0 Pfg, Sellerie per Stück 5 Pfg., Zwiebeln per Pfd. 8 Pfg., rothe Rüben per Portion 20 Pfg., gelbe Rüben per Portion 20 Pfg., Carrotten per Buſchel 4 Pfg., Pflück⸗ Erbſen per Pfd. 15, Merrettig per Stange 18 Pfg., Gurken per Stück 10 Pfg., zum Einmachen per 100 Stück M..80, Aepfel per Pfd. 20 Pfg., Birnen per 25 Stück 50 Pfg. Pflaumen per 100 Stück M..60, Zwetſchen per 100 Stüd M..00, Kirſchen per Pfd. 25 Pfg., Trauben 00 Pig, Pfirſiſche per 5 Stück 30 Pig., Aprikoſen per 5 St. 20 Pfg, Nüſſe per 25 St. 00 Pfg., Haſelnüſſe per Pfd. 00 Pfg., Eier ver 5 St. 30 Pfg., Butter per Pfd. M..10, Handkäſe per 10 Stück 40 Pfg., Aal per Pfd. M..00, Breſem ver Pfd, M. 0,40, Hecht per Pfd. M..39, Barſch per Pfd. M..70, Weißſiſche per Pfd, 40 Pfg., Laberdan per Pfd. 00 Pfg., Stockfiſch per Pfd. 00 Pig., Haſe per Stück M..00, Reh per Pfd. M..00, Hahn(jung) per Stück M..60, Hubn (jung) per Stück M..50, Feldbuhn per Stück M. 000, nte per Stück M..80, Tauben per Paar M..00, Gans lebend per Stück M..00, geſchlachtet per Pfdöb. M..80, Wannhbeimer Fettvieh! Markt vom 27 Jufi. Es wurden zeigetrieben und wurden verkauft per 1 Kile Schlachtgewicht zu Mark:— Ochſen I. Ous⸗ litlt—, II. Qualität M.—. Schmalvieh I.—, II.—.. Farren I.—, II.—. 338 Kälber I. 130 II 120. 164 Schweine I. 128, H. 130.— Milchkähe per Stück——,— Luzus- uld Asbei 3yferde—-— Ferkel R.——.— Schafe—— M. Lämmer— M Zieze per Stäe R.— Zuſammen 202 Stück.— Geſammterlös von Mark Mannheimer Produktenbörſe vom 27. Juli. Weizen per Juli 18.25, November 17.85, März 98 18.35; Roggen per Juli 18.—, Nov. 16.65, März 16.35; Hafer Juli 14.50, November 14.50, März 93 15.—; Mais Juli 11.90, Noy. 11.70, März 93 11.70 M. Tendenz: behauptet. Ange bote in Weizen war trotz Prachtwetter und niedrigerem Amerila ſehr ſchwach und blieben die Preiſe gegen geſtern unverän⸗ dert. Roggen nachgebend, Hafer ruhiger. Mais unverändert, Amerik. Produkten⸗Märkte. Schlußcourſe vom 27. Juli. New⸗ Nork Chieago onat 8 Weizen] Mais Schmalz Caſſee Weizen Mais Schmalz Januar—————.—— Februar—————— März——————.——— April—.——————— Juni———.——.—— Juli 837⁰ 57½.58—.— 77 80/.2⁰ Auguſt— 55.58 12.15———.— September 84.— 55—.61 12 20 78 49/ 7. Ottober—— 54%.68—.—————.— November————.——.——————.— Dezember——.— 12.15——— Mai 93˙——.———— f— MNärz—.— 12˙20———— Schifffahrts⸗Nachrichten. Maunheimer Hafen⸗Verkehr vom 27. Juli⸗ Schiffer ev. Kav Schiff. Kommt von Ladung Etr. Haſenmeiſterei l eim ohenzollern Köln Stückgüte— empers ühelmine Rotterdam 7— Eidam Moltke 5 7— Hafenmeiſterei II. Jutlahr Bereinigung 8[Antwerpen[Stückgüter 9488 Kempkes Wille mine Hochfeld Kovlen 14600 Stark 7 Bliſſingen Letr oleum 21000 Kuffler Fiſchhaber Jagſtfeld Stel nſalz 1268 immermann vGemmingen— 5 1222 ch emacher Kätchen Ruhrort Kohlen 60⁰⁰0 Fiſcher Karolinchen Weiſenau Cement 640⁰ Platz Joſeph ne Vliſſingen etroleum 710⁰⁰ Klatengar Anng Moria Hochfeld Noheiſen 5600 Butſahr Eliſabeth Antwerpen Roggen 14708 Müßig Mar in Jagſtfeld Steinſalz 14¹⁰ Wartberg Köln Stücgüter 2800 Staab Marie An werven„ 740 25 Waſſerſtands⸗Nachrichten. ein Konſtanz, 27 Juli 4 52m%s I Bingen, 27. Juli 2 75 m.07 Hüningen, 27 Juli 3 28 m— 011 Kaub, 27 Jul 3 20 m 08 Kehl, 25 Jult 490 m + 0 78 Koblenz, 27 Juli 3is m +. 0 b5 Köln, 7 Juli 8 45m + 13 Lauterburg, 2, Juli 4 80 m 014 Nuhrort, 27. Juli 271 m + 0 Maxau, 27 Juli.% m 912 Germersheim, 26 Juli.22 m=.85 Neckar Mannheim, 28 Juli 49 m— 923. Mannheim, 28 Juli 497 m 2 Mainz, 27 Ju 2 26 m 015 Hellbronn, 28 Jult o zm—08 heinwaſſerwärme am 27. Juli 16½ B. Geld⸗Sorten. .60—55 Ruff. Imperials Mt, 18.70—68 ſaten Mk. Dufat„.20—16. 20 Fr.⸗Stücke„ Engl. Souvereigns 7 Kellerei Q 4, 5 Eugen Michel, Comptoir U 8, 16. Specialität in Südweinen; direkter Bezug. Billigſte Preiſe; Preiscurant franeo und gratis. 92006 Wer ſich von ſeiner Glatze enw u lichſten und wirk⸗ ſamſt⸗n Methode befreien will, verlange gratis und fraue den Proſp et der Kiko'ſchen Haarheilauſtalt in Herfork 1/W., von welcher Anftalt dieſes häßliche und geſundheitz⸗ ſchädliche Leiden mündlich und ſchriftlich unter Garantie 16.25—21 Dollars in Gold 70.32—34 gründlich geh⸗ilt wird, wie zahlreiche Dank⸗ und Anerkennungs; ſchreiben beweiſen. 440⁵3 le E⸗ ſt d⸗ ſt iien „* ere Wenesal-Augeiger! MNaushes, 28. Juli. —2 7 Bekanntmachung. Die Naturalleiſtung für die bewaffnete Macht im Frieden betr. (204) Nr. 65,725. Unter Hin⸗ weiſung auf 8 9 des Reichsgeſetzes vom 13. Februar 1875 bezw. Art. II 5 6 des Reichsgeſetzes vom 21. Juni 1887, die Naturalleiſtung für die bewaffnete Macht im Frieden betr., wonach die Ver⸗ gütung für verabreichte Fourage mit einem Aufſchlag von fünf vom Hundert nach dem Durch⸗ ſchnitt der ſten Preiſe des welcher der Lieferung vorausgegangen iſt, an dem für den Amtsbezirk maß⸗ gebenden Hauptmarktorte erſolgt, werden die für den Amtsbezirk Mannheim er⸗ n rr den Monat Juli 1892 hiermit zur ßööffent⸗ lichen Kenntniß gebracht: Hafer pro 100 Kilo 15,07 M Stroh(Roggen) pro 88 M. 100 Kild˖ Heu pro 100 Kllo. 8,61 M. Mannheim, 22. Juli 1892. Großh. Bezirksamt: Seltz. 44019 Hekanntmachung. Erbeinweiſung. Nr. 12266. Eliſe Barbara geb. Ballweg, Wittwe des dahier ver⸗ ſtorbenen Schreiners Friedrich Kohlbecker hal bei Gr. Amksgerichl hier die Einſetzung in die Gewähr des Nachlaſſes ihres genannten Ehemannes beantragt. 48883 Dieſem Antrag wird Gr. Amts⸗ gericht entſprechen, wenn nicht binnen 4 Wochen Einſprache erhoben wird. Mannheim, den 21. li 1892. Gerichtsſchreiber Großherzogl. Amtsgerichts. Heun. .Sttigerungsankündigung. In Folge richterlicher Verfüg⸗ ung werden den Guſtav Alt⸗ mann Wirth Eheleuten hier am Freitag, den 5. Auguſt 1892, Nachmittags 2½ Uhr im Rathhauſe dahier die nachbe⸗ ſchriebenen Liegenſchaften einer II. öffentlichen Verſteigerung ausge⸗ ſetzt, wobei der Zuſchlag erfolgt, wenn der auch nicht erreicht wird. Beſchreibung der Liegenſchaften. 1 Das Wohnhaus dahier Literg K 1 Nr. 16 ſammt liegenſchaft⸗ licher Zubehör neben ſelbſt und Arnheim& Dinkelſpiel, tax. (Vierzigtauſend Mark.) 2 Das dahier Litera K 1 Nr. 16a ſammt liegenſchaft⸗ licher Zubehör neben ſelbft und Chriſtian Hohl Wittwe, tax. zu 65000 M. 0 Mark.) annheim, den 22. 118 1892. Großherzogl. Nokar: L. Weihrauch. 44010 .Steigerungsankündigung. In Folge richterlicher Verfüg⸗ ung wird der Abraham Kauf⸗ mann Wwe., Jette geborene Taufmann hier am 5 Samſtag, den 6. 1892, Nachmittags 2½ Uhr im hieſigen Rathhauſe die der⸗ ſelben gehörige, in meiner An⸗ kündigung vom 22. Juni g. c. näher beſchriebene Regenſchaft Lit. G 3, 1, tax. zu (fünfunbneunzig tauſend Mark) einer 2. öffentlichen Verſteigerung ausgeſetzt und um das ſich er⸗ gebende höchſte Gebolzugeſchlagen, auch wenn daſſelbe den Schätz⸗ ungspreis nicht erreicht. 44011 annheim den 23. Juli 1892. Großherzogl. Nokar. L. Weihrauch. 2. Iteigerungsankündigung. In Folge richterlicher Berfüg⸗ ung wird den Kaufmann Adam Sinn Eheleuten hier am Montag, den 8. Juguſt 1892, Nachmittags 2½ Uhr im hieſigen Rathhauſe das den⸗ elben gehörige, in meiner An⸗ kündigung vom 24. Nen 1892 näher beſchriebene Anweſen K 7,7, tax. fünfundſtebenzig tauſend Märk, einer 2. ee ausgeſetzt, wobei der Zuſchlag erfolgt, wenn der Schätzüngspreis auch nicht erreicht wird. 44009 Mannheim, den 25. Juli 1892. Großherzogl. Nokar. L. Welhrauch. Jahraiß⸗Perſſeigerung. In M 1, 1& 2 8. Stock, werden öffentlich gegen Baar⸗ zahlung 43970 Freitag, den 29. ds. Mts., Nachm. 2 Uhr verſteigert: Gutes Küchengeſchirr, Glas und Porzellan, ſchöne Frauen⸗ lleidung, Mäntel, gewirkte Chale, Strümpfe, Hemden, Spitzentuch, Spiegel und Anderes, Tiſche und 82 Stühle, Chiffonnier, eingelegt, Schrank und Küchen⸗ chrank, 2 gerüſtete Betten mit Bettladen, Wanduhr, 1 Leiter, 2 c58 Han Fenſtertritte und verſchd. und J. Schwenzke, 28970 Waiſenrichter. Hypotheken in beliebigen Beträgen, auf ange⸗ jangene Neubauten, ratenweiſe beziehbar, zu günſtigen Beding⸗ ungen vermittelt 30896 Ernst Weiner, B 5, 11½, Commode Decke, 1 Büchergeſtell, 1 Waſch⸗ 95900 W. Iuugverſteigerung. Montag, den 1. Auguſt, Vormittags 10 Uhr verſteigern wir auf unſerm Büreau im ſtädt. Bauhofe das Düngerer⸗ gebniß von 88 Pferden für den Monat Auguſt. 43811 Mannheim, den 28. Juli 1892. Städt. Abfuhr⸗Anſtalt Die Verwaltung; Sauer. Klingmann. 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