1I e „ 9 In der Poſtliſte 21 en mue Badiſche Boſkszeitun.) der Stadt Mauuheim und UAmgebung.(Naunbeimer Vollsblatt.) 5 Nr. 2429.„Jonraol Mannbsim.“ Abonnement: Sen. .; Ernſt Rüller. 50 Pfg. monatlich. Bringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. inel. Poſtauf⸗ ſchlag M..90 pro Quartal. Inſerate: Die Colonel⸗Zeile 20 Pfg. Die Reklamen⸗Zeile 60 Pfg. Einzel⸗Nummern 3 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. Nannheimer Journal. (102. Jahrgang.) Amts⸗ und Kreisverkündigungsblatt Erſcheint wöchentlich ſieben Mal. n Theil: en dſge kür den Inſera 8 Kari Apfel. Notationsdruc und Berlag der Dr. U (Das„Nannheimer Jousgal“ in Sisentdum des fatholiſchen Sürgerhsſpitals.) ſämmtlich in Rannheim. Nr. 252.(Celephon⸗Ar. 28.) Die Handwerker⸗ und Lehrlingsfrage. Nach offtziöſen Auslaſſungen iſt es ziemlich ſicher, daß der Reichstag ſich ſchon in ſeiner nächſten Seſſion mit einigen auf die Handwerkerfrage bezüglichen Geſetz⸗ entwürfen zu beſchäftigen haben wird. Wenn ſich dar⸗ unter auch eine Regelung des Lehrlingsweſens befinden ſollte, ſo wäre das erfreulich; denn gerade, wenn dem jugendlichen Nachwuchs beſondere Aufmerkſamkeit geſchenkt wird, kann eine weſentliche Beſſerung der Lage des Handwerkerſtandes erwartet werden. Nur wird man die neuen Beſtimmungen weniger dehnbar faſſen müſſen, als ſie beiſpielsweiſe in der letzten Gewerbeordnungs⸗ novelle für die jugendlichen Arbeiter getroffen ſind. In derſelben hat man die ſchönſten Vorſchriften über das Verhalten der jugendlichen Arbeiter außerhalb des Be⸗ triebes, über die Zahlung des Lohnes der jugendlichen Arbeiter an deren Eltern oder Vormünder u. ſ. w. ge⸗ troffen, aber dadurch, daß man die Ausführung dieſer Vorſchriften nicht geſetzlich vorſchrieb, ſondern den Ge⸗ meinden, Arbeiterausſchüſſen ꝛc. übertrug, iſt ihnen die Wirkung genommen. Denn trotzdem die Gewerbeordnungs⸗ novelle nunmehr bereits ſeit dem 1. April d. J. in Kraft iſt, hat man nirgends von Schritten dieſer Organe in der be⸗ zeichneten Richtung gehort. Und eine ſtrengere Zucht unter den jugendlichen Fabrikarbeitern thäte wahrhaftig Noth. Dasſelbe iſt der Fall mit den Handwerks⸗Lehrlingen. Wenn auch in den kleineren Orten noch der Brauch vor⸗ wiegt, daß die Lehrlinge zur Haushaltung des Meiſters gehören, ſo hat ſich in den mittleren und größeren Städten wenigſtens die Sitte herausgebildet, die Lehr⸗ linge außerhalb des Betriebes ſich ſelbſt zu überlaſſen. Daß in dieſen Fällen der Lehrling den gleichen Ver⸗ führungen unterliegt wie der jugendliche Arbeiter, bedarf keines Beweiſes. Bei einer Regelung des Lehrlingsweſens müßte auch dieſem Punkte Aufmerkſamkeit geſchenkt werden. Die Hauptſache bei der Reform wird allerdings die Frage ausmachen, wie die beſtmögliche techniſche Ausbildung des Lehrlings zu erzielen iſt. Nur zu häufig treten die jungen Leute als Stümper in die Geſellſchaft über. Das liegt zum Theil an dem Mangel erzieheriſcher Befähigung unter den Meiſtern. Hier hat man ſchon Abhilfe zu ſchaffen geſucht durch den Zuſatz, welchen man in der Novelle vom 8. Dezember 1884 dem§ 100e der Gewerbeordnung gegeben hat. Danach kann die höhere Verwaltungsbehörde einer Innung das Recht verleihen, Nichtinnungsmeiſtern das Halten von Lehrlingen zu ver⸗ bieten. Das genügt jedoch deßhalb nicht, weil auch die Zugehörigkeit zur Innung nicht die Fähigkeit zur guten techniſchen Ausbildung von Lehrlingen verbürgt. Der Gedanke, den Gewerbekammern die Aufſicht über das Lehrlingsweſen zu übertragen, iſt ganz geſund, und würde es zu ſeiner Verwirklichung nicht genügen, wenn die Gewerbekammern nur facultativ ſein und ihnen auch nicht hinreichende Vollmachten übertragen würden. Das Intereſſe der Meiſter darf aber ſchließlich bei Regelung der Lehrlingsfrage nicht ganz unberückſichtigt bleiben. Die Zahlung von Lehrgeld in ſolchem Umfange, daß der Meiſter dadurch für die Erziehung voll entſchädigt würde, iſt, wenn ſte überhaupt geſucht wird, in ge⸗ ringem Umfange Brauch. Man muß ausnahmslos von dem Grundſatze ausgehen, daß der Meiſter in dem an die eigentliche Lehrzeit ſich anſchließenden Zeitraum durch die Thätigkeit des Ausgelernten ſeine Koſten einbringen muß. Es iſt natürlich, ganz ab⸗ geſehen von der Verſchiedenheit der einzelnen Gewerbs⸗ zweige, ſchon mit Rückſicht auf die Mannigfaltigkeit der einzelnen Fälle unmöglich, im Geſetze eine Lehrzeit feſtzu⸗ ſetzen, welche überall bindend wirkt. Auch würde es ver⸗ ſehlt ſein, nur eine Maximalzeit zu beſtimmen, da dann die Verſuchung vorläge, in allen Fällen die Maximalzeit, die mit Rückſicht auf einzelne recht ſchwierige Handwerke ziemlich reichlich bemeſſen werden müßte, zur Grundlage des Lehrcontractes zu machen. Die Bemeſſung der Lehr⸗ zeit überläßt man am beſten den freien Verträgen, doch thäte man gut, Correcturbefugniſſe den Gewerbekammern zu übertragen. Es wäre zu wünſchen, daß man dieſer Frage die ausgedehnteſte Aufmerkſamkeit zuwenden möchte. Bolitiſche Ueberſicht. Karlsruhe, 14. Sept. Die Bemühungen des „Bad. Beob.“, die Katholiken in Baden als Heloten, als Büͤͤrger 2. Claſſe darzuſtellen, werden bei allen gemäßigt denkenden und un parteiiſch urtheilenden Politikern ver⸗ ngen. Man braucht nur die Geſchichte unſeres Landes Geleſenſte und verbreitetſte Zeitung in Manntzeim und Umgebnng. durchzuleſen und erlebt zu haben, wie viele Jahrzehnte voller Friede zwiſchen den Bekenntniſſen herrſchte, um dieſe Uebertreibungen auf ihr richtiges Maß zurückzuführen. Das Centrum mag immerhin für Mönchsklöſter und Confeſſionsſchulen kämpfen. Es mag das Recht der Kirche— einerlei welcher Kirche— auf Armen⸗ und Schulſtiftungen verfechten, damit wird nimmermehr die feindſelige Uebertreibung entſchuldigt werden können, die es wagt, die katholiſche Bevölkerung unter einem katho⸗ liſchen Cultusminiſter als die„Heloten“ Badens hinzu⸗ ſtellen. Derartige Ausſchreitungen und Uebertreibungen wird keine Partei zu billigen im Stande ſein. Pforzheim, 14. Sept. Die Wohnungen und gewerblichen Betriebsſtätten wurden durch fünf Com⸗ miſſionen in eingehender Weiſe auf ihre geſundheitliche Beſchaffenheit unterſucht. Dabei wurden die in gewiſſem Sinne zum voraus zweifelhaften Stadtbezirke in erſter Reihe herangezogen. Innerhalb zweier Jahre wurden 398 Gebäude beſichtigt und in 129 Anſtände gefunden. Die Erledigungen nach den amtlichen Auflagen wurden im ganzen bereitwilligſt vollzogen. Berlin, 13. Sept. Aus der letzten Reichs⸗ tagsſeſſion iſt bekanntlich eine ziemlich umfangreiche Gruppe zum Theil recht belangreicher Vorlagen unerledigt geblieben. Wie weit eine ernente Einbringung dieſer Vorlagen erfolgen ſoll, wird davon abhängen, ob die Militärvorlage eingebracht wird. Sollte dies der Fall ſein, ſo würde man, außer dem Etat, das Material für den Reichstag ſo viel wie möglich beſchränken. Mit ziemlicher Sicherheit kann aber behauptet werden, daß das Trunkſuchtsgeſetz und das ſogenannte Spionen⸗ Geſetz nicht zu den Vorlagen gehören werden, welche ſobald wieder an den Reichstag kommen; für die nächſte Tagung wird man ſicherlich darauf verzichten. Vielfach iſt davon die Rede geweſen, daß auch die Militär⸗ Strafprozeß⸗Ordnung endlich an den Reichstag kommen ſoll. Die„Münch. N..“ hören mit ziemlicher Beſtimmtheit, daß man an zuſtehender Stelle dieſer An⸗ gelegenheit in neueſter Zeit wieder näher getreten iſt und daß kein Grund vorhanden ſein ſoll, ſich ſchwarzſehenden, bezüglich des Inhalts verbreiteten Angaben anzuſchließen. Einſtweilen befinden ſich Bericht und Vorſchläge, welche von der letzten Immediatkommiſſton erſtattet worden ſind, noch im Kabinet des Kaiſers und es iſt noch keine Be⸗ ſtimmung darüber getroffen, ob die weiteren geſetz⸗ geberiſchen Vorarbeiten von dem Reichskanzler oder von dem Kriegsminiſter geleitet werden und wer die Ver⸗ tretung der Vorlage im Bundesrath und Reichstag zu uͤbernehmen haben wird. Die nächſten Wochen werden ja auch über dieſe Angelegenheit Aufklärung bringen. Berlin, 14. Sept. Durch den Tod des Abg. v. Meyer⸗Arnswalde iſt der Wahlkreis Arnswalde⸗ Friedberg zur Erledigung gekommen. Der Kreis iſt von den Konſervativen im Jahre 1890 bei den Februar⸗ wahlen an Forckenbeck verloren gegangen, dann aber, als der Letztere an ſeinem alten Wahlkreis Sagan⸗ Sprottau feſthielt, in der Neuwahl von dem ungemein beliebten Herrn v. Meyer wieder erobert worden, doch nur mit 6740 gegen 6258 Stimmen. Der Wahlkreis iſt allerdings bisher ſtets konſervativ vertreten geweſen, nur einmal befand er ſich kurze Zeit in nationalliberalen Händen; aber die Vorgänge des Jahres 1890 laſſen hoffen, daß es einer energiſchen Wahlarbeit der Liberalen gelingen wird, den Wahlkreis zu erobern. Berlin, 14. Sept. Die Börſen⸗Enquste⸗ Commiſſion, welche in den erſten Oktobertagen ihre Berathungen wieder aufnimmt, hat ſich nur noch der Produktenbörſe zuzuwenden und auf dieſem Gebiete Sachverſtändige zu vernehmen. Sodann wird es ſich um die Stellungnahme der Commiſſton zu den einzelnen Fragen handeln. Man gedenkt Referenten zu den einzelnen Punkten zu ernennen und ſich auf Grund ihres Berichtes ſchlüſſig zu machen. Der Vorſttzende der Commiſſion, Bankpräſident Dr. Koch, hatte ſchon während der Erörterung die einzelnen Mitglieder auf die ſpätere Verhandlung vertröſtet, um den Gang der bisherigen Berathungen nicht zu beeinträchtigen. Dieſe Stimmen werden ſelbſtverſtändlich zu Gehör kommen wollen. Die Frage der Veröffentlichung der Enquste⸗Verhandlungen iſt noch immer offen. Es haben im Ganzen zur Ver⸗ nehmung von Sachverſtändigen bisher 26 Sitzungen ſtatt⸗ gefunden. Dieſe Verhandlungen ſind ſorgfältig aufge⸗ zeichnet worden und nehmen über 1800 Druckſeiten in dem Format der ſtenographiſchen Berichte unſerer parla⸗ mentariſchen Körperſchaften ein; in unterrichteten Kreiſen nimmt man beſtimmt an, daß eine geſetzgeberiſche Ver⸗ Mittwoch, 14. September 1892. werthung der Ergebniſſe der Enquste⸗Commiſſion den nächſten Reichstag nicht beſchäftigen werde. Berlin, 13. Sept. Die„Nationalzeitung“ er⸗ fährt von zuverläſſiger Seite über die Unterredung des Kaiſers mit dem New⸗PYorker Pianoforte⸗Fabrikanten Steinway Folgendes: Auf die Bemerkung Steinways, die Deutſchen würden drüben dem Kaiſer den wärmſten Empfang bereiten, falls der Kaiſer die Ausſtellung in Chicago beſuche, antwortete der Kaiſer:„That is vot at all impossible“.(Das iſt nicht unmöglich!) Im Fortgang der Unterredung wurde die Frage jedoch nicht weiter berührt, namentlich der Beſuch in Chicago nicht in Ausſicht geſtellt. Potsdam, 13. Sept. Ueber die glückliche Ent⸗ bindung der Kaiſerin wird gemeldet: Die beiden Aerzte, Profeſſor Olshauſen und Dr. Zucker, wurden gegen 3 Uhr vom königlichen Stadtſchloſſe, wo ſie ſeit kurzem Wohnung genommen hatten, nach dem Marmorpalais geholt. Um 3½ͤ Uhr erfolgte die Entbindung ſchnell und glücklich. Um 8 Uhr wurden im Luſtgarten vor dem Stadtſchloſſe die bei Prinzeſſinnen üblichen 36 Salutſchüſſe abgegeben Auch auf der Matroſenſtation wurde das frohe Ereigniß mit einem Kanonenſalut be⸗ grüßt. Auf dem Marmorpalais wurde die Kaiſer⸗ ſtandarte gehißt. Auch die königlichen Schlöſſer hier und in der Umgegend legten ſofort Flaggenſchmuck an; ihnen folgten die öffentlichen und faſt alle Privatgebäude der Stadt. Den Mitgliedern der königlichen Familie, ver⸗ waändten und befreundeten Höfen und den Mitgliedern des Staatsminiſteriums u. ſ. w. gingen ſofort Tele⸗ gramme zu, und im Laufe des Tages liefen von allen Hoͤfen Glückwunſchtelegramme ein. Die Kaiſerin und ihr Töchterchen erfreuen ſich andauernd des beſten Wohl⸗ ſeins.— Der Reichskanzler hatte Nachmittags beim Kaiſer Vortrag. Paris, 13. Sept. Einer der kompetenteſten Beurtheiler der franzöſiſchen Militärverhält⸗ niſſe, veröffentlicht in dem geſtern eingetroffenen„Fi⸗ garo“ unter der Ueberſchrift:„Aux grandes manoeuvres“ einen eingehenden Bericht aus Poitiers, woraus erhellt, daß die franzöſiſche Militärverwaltung keineswegs auf der Höhe ihrer Aufgabe ſteht.„Meiner Treue! ſie haben ſeit 1870 keine großen Fortſchritte gemacht!“ äußerten die Zuſchauer, wie Jules Richard in ſeinem Berichte hervorhebt, ſpöttiſch, als ſie in Grand⸗Pont die Lang⸗ ſamkeit und die Zwiſchenfälle der Ausladung einiger Es⸗ kadrons leichter Kavallerie wahrnahmen. Während die Ausſchiffung der regiments mixtes ziemlich raſch von ſtatten ging, vollzog ſich diejenige der Kavallerie unter den verſchiedenſten Fährlichkeiten. Zunächſt manövrirte der in Grand⸗Pont eintreffende Militärzug falſch, ſo daß er auf dem der Ausladungsſtelle entgegengeſetzten Bahn⸗ ſteige eintraf. Nachdem auf dieſe Weiſe Zeit verloren worden war, brauchten die Kavalleriſten volle einundein⸗ halb Stunden, um ihre Pferde aus den Waggons herauszuholen und marſchbereit zu machen.„Der Artillerieoffizier, der die Ausſchiffung leitete, führt Jules Richard aus,„beherrſcht nicht die Eiſenbahn, und ich glaube, daß das Mansöver weit raſcher gelungen wäre, wenn an Stelle der ihn begleitenden zehn Offtziere, die ihm zuſahen und ohne Zweifel einen Kurſus im Ausladen nahmen, der Eskadronchef, der dieſe leichte Kavallerie kommandirt, abſoluter Herr geweſen wäre, ſeine Truppe nach ſeinem Gutdünken manövriren zu laſſen.“ In 35 Minuten hätte er das ganze Geſchäft erledigt.„Aber,“ fügt der militäriſche Mitarbeiter des„Figaro“ hinzu, „hier herrſcht die Wuth, viele Leute in Bewegung zu ſetzen, aber wenig zu leiſten.“ Jules Richard berechnet denn auch nach dieſen Erfahrungen, daß die Ausſchiffung einer ganzen Diviſion einen vollen Tag in Anſpruch nehmen würde. —— Choleraberichte. Alus dem Oberelſaß, 12. Sept. Ein Arzt, der früher in hieſiger Gegend praktizirte, dann als Badearzt an der Nordſee ſich niederließ und ſeit über einem Jahre in Ham⸗ burg thätig iſt, ſchreibt einem hieſigen Freunde und Kollegen Folgendes: Obzwar wenig Zeit, will ich doch gleich wieder ſchreiben. Im Großen und Ganzen nimmt die Cholera von einer ärztlichen Behandlung überhaupt keine Notiz, der Be⸗ treffende wird unwohl, erbricht, bekommt Durchfall, im Laufe von—6 Stunden muß er etwa 20 bis 30 Mal auf den Stuhl, die Beine werden kalt, der Puls bört auf, Athemnoth, und damit iſt die Geſchichte vorbei. Gute Erfolge habe ich noch geſehen von der kalten Douche mit ſtarkem Frottement. Am wichtigſten iſt die Prophylaxe. Kein Alkohol, kein Tabak, nur kalte Speiſen und Thee. Jeden Tag reine Wäſche, Desinfektion des Cloſets nach iedem Beſuch, tägliche Aus⸗ 7 An i get * 2. Beitz. Seneral⸗Anzeiger. waſchung der ganzen Woßnung mit beißem Seifenwaſſer⸗ Graue Schmierſeife in heißem Waſſer aufgelöſt, iſt das beſte Desinficlens. Creolin und Lyſol ſind Spielereien. Vor allen Dingen iſt der Alkohol ſchädlich. Am Montag ſtarben ge⸗ wöhnlich infolge ſonntäglicher Unmäßigkeit ſo viele wie in der ganzen Woche. Für uns iſt die Zeit ſehr anſtrengend wegen der nächtlichen Arbeit, ich war beiſpielsweiſe noch jede Nacht ausgerufen. Aber einen Vortheil hats auch, man ver⸗ lernt das Trinken ſo gründlich, dasß man wohl niemals wieder damit anfängt. Ein ſchlimmer Umſtand iſt auch der, daß das Geſchäft ſo darnieder liegt. Mit der Siſtirung der Schifffahrt und des Großhandels gehen der Stadt jeden Tag Millionen verloren, die wohl erſt im Laufe langer Zeit ein⸗ gebolt werden können. Glücklicherweiſe kann Deutſchland Hamburg nicht entbehren, da bier mehr Seeſchiffe ſind, als im übrigen Deutſchland, aber bis die Sache überſtanden iſt, werden wohl Tauſende von Kaufleuten Konkurs machen müſſen. In den letzten Tagen ſcheint eine kleine Abnahme der Fälle konſtatirbar zu ſein; hoffentlich wird ſich das be⸗ wahrheiten. Berlin, 13. Septbr. Amtlicher Cholerabericht. Am 12. September in Hamburg 333 Erkrankungen, 142 Todesfälle; in Altona 12, bezw. 5. Vereinzelt in den Regierungs bezirken Stade, Lüneburg und im Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwerin zuſammen 3, bezw. 5. Außerdem in Eberswalde eine Erkrankung und in Schneide⸗ mühl eine Erkrankung. Berlin, 13. Sept. Der„Reichganzeiger“ ſchreibt: Nach⸗ dem ſeit dem 4. September in Tiel keine Cholerafälle vor⸗ gekommen ſind und die Annahme gerechtfertigt ſcheint, daß die Seuche erloſchen iſt, wurden die Bundesſeeſtaaten durch den Reichskanzler erſucht, die von Riel kommenden Seeſchiffe als ſeuchenverdächtig nicht mehr zu behandeln. Berlin, 13. Sept. Kaufmann Karpen wurde heute aus dem Moabiter Choleralazareth entlaſſen. Das Tholeralazareth iſt jetzt vollſtändig leer. Samburg, 13. Sept. VBon geſtern Mittag bis heute Mittag wurden 888 Choleraerkrankungen und 142 Todesfälle gemeldet, davon fallen auf geſtern 237, bezw, 97. Der Reſt betrifft Nachmeldungen.— Die Gerüchte, daß in dem Ham⸗ burger Gefängniſſe 60 Perſonen an der Cholera geſtorben ſeien, ſind durchaus unrichtig. Hamburg, 14. Sept. In einem der letzten von Ham⸗ burg abgedampften Tourierzüge war's. Der Adend war hereingedämmert. Die beflligelten Räder ſtürmten über die Schienen weg und mit jeder Umdrehung der Achſe wurde den Inſaſſen des vollgepfropften Zuges wohler zu Muthe: wieder ein Stück weiter vom finſteren Hamburg. Nur für einen Paſſagier des Trains bat das fluchtartige Enteilen aus Ham⸗ burg wenig Befeuerndes: er ruht einſam hingeſtreckt in einem verdunkelten Coupé, an deſſen Fenſterſcheibe ein Stück Papier geklebt iſt. Es trägt in großen Nothſtiftzügen die finſtere Signatur: Choleraverdächtig. Ringsherum ſind alle Coupes überfüllt, ſelbſt in den Seitengängen torkeln Paſſagiere von einer Wand zur andern; zu dem armen Menſchen, der drinnen allein der Ledervank ausgeſtreckt liegt, mag Keiner ein⸗ treten. Lieber ein bischen drücken und lieber ſtundenlang ſtehen, als mit den Choleraverdächtigen einen Waggon theilen. Rettungslos ruht der Mann auf der gepolſterten Bank und der Zus rollt durch die Nacht. welchem Ziele führt er den verlaſſenen Reiſenden?. Der Morgen zieht langſam herauf. Die Paſſagiere haben die Nacht ſchlecht und recht verbracht. Manchen haben vielleicht ſchlechte Träume gequält, aber in der Hauptſache iſt Alles richtig: Alle find wohl, weit weg von Hamburg und im Früh⸗ licht leuchtet eine cholerafreie Vandſchaft. Alle ſind wohl— doch der Eine, der Tholeraverdächtige? In den anſtoßenden Toupes bildet er den Gegenſtand mitleidiger Beſprechung. Eine ganze lange, bange Nacht iſt vorüber, Wer weiß, was ſie dem armen Unheimlichen gebracht hat? Ein Muthiger macht ſich auf, um im Borbeiſchreiten einen Blick in das ſchreckliche Coups zu werfen. Er geht auf den Fußſpitzen zum Toupsé und fährt mit allen Zeichen des Entſetzens zurück. Der Choleraverdächtige, ein rundlicher Mann, mit rotb gefärbten DBacken, fitzt aufrecht und knuspert an einem nach Farbe und Ausſeben recht geſunden Brathuhn. Dazu ſchlürft er bebaalich funkelnden Nothwein zum Frühſtück... Der A von aber mit dem verdächtigen Wort:„Choleraverdächtig“ iſt vom Coupe⸗ fenſter verſchwunden. Warum? Darüber grübeln die Paſſa⸗ giere und am Ende errathen ſie, daß der ſchreckliche Zettel keinen anderen Zweck hatte, als dem„Choleraverdächtigen“ allein und 1 im Coups die— Nachtruhe zu ſichern. Parig, 13. Sept. In Paris ſind geſtern 32 Erkrank⸗ ungen und 15 Todesfälle an der Cholera vorgekommen. In der Bannmeile 12 Erkrankungen und 11 Todesfälle. Die Cholera iſt in den bisher verſchont gebliebenen Ländern um das Rothe Meer aufgetreten. In Perſien richtet die Seuche große Verheerungen an. Im Süden iſt das Schiregebiet ..————————.—.—————— Eine Peſteigung des Cotopari. Bor Kurzem hat der enaliſche Alpenſteiger Wyymper —5 Erlebniſſe in den Anden von Ecuador veröffentlicht. ir wollen hier nach der„W. Pr.“ das Bemerkenswertheſte von dem mittheilen, was er über ſeine Beſteigung des Coto⸗ paxi ſchreibt, deſſen Höbe er auf 19,500 Fuß berechnet. Das Berdienſt, den Gipfel dieſes höchſten aller thätigen Bulkane auf der Erde zuerſt erklommen zu haben, gebührt ihm freilich keineswegs, denn die deutſchen Forſcher Dr. Reiß(1872) und Dr. Stübel(1878) find ihm hierin vorangegangen, ebenfs auch Irhr. Max von Thielmann(1878). Der Engländer verdient aber deshalb beſondere Anerkennung, weil er ſeinen Aufent⸗ galt auf dieſer gewaltigen Erhöhung auf ſechsundzwanzig Stunden ausgedehnt hat, um durch eigene Erfabrung feſtſtellen zu können, wie lange ein Menſch bei ſo geringem atmoſphä⸗ riſchen Druck zu athmen im Stande wäre. Außerdem wollte er einen nächtlichen Anblick des Kraters genießen. Whymper 12 „Um 11 Uhr Vormittags kamen wir am Fuße des großen Aſchenabhanges an der, weſtlichen Seite des Gipfels an. Er beſtand aus der Maſſe, die täglich, ja ſtündlich aus dem Krater gerausgeworfen wird und durch gelegentliche Eisſtreifen einige Feſtigkeit erhält. Wir erſtiegen dieſen unſicheren Abhang ſo ſchnell wie möglich und erreichten gerade zur Mittagszeit die Spitze. Der Krater war faſt gänzlich mit Rauch und Dampf angefüllt, wodurch der Blick ſo verdunkelt wurde, daß wir die gegenüber liegende Seite kaum erkennen konnten, von dem Srund ganz zu ſchweigen. Wenige Minuten nach unſerer Ankunft hörten wir ein Grollen aus der Tiefe, das uns die Thätigkeit des Vulcans ankündigte. Es war vorher zwiſchen uns verabredet, daß Jeder nur an ſich ſelbſt denken ſolle, falls ein Ausbruch uns überraſchte, und in dieſem Augenblicke ſtand auf den Geſichtern geſchrieben:„Es iſt Zeit, ſich aus dem Staube zu machen.“ Aber bevor noch Einer von uns ein Wort geäußert hatte fanden wir uns nur in eine Wolke von kühlem, harmloſem Dampf eingehüllt, ſo daß wir beſchloſſen zu bleiben, wo wir waren.“ Nachdem es dem Engländer und ſeinen eingeborenen Be⸗ gleitern nach den größten Anſtrengungen gelungen war, ihr Zelt auf dem ſchlüpfeigen Lavaboden zu befeſtigen, brach plötz⸗ lich ein heftiger Windſtoß über ſie herein und drohte, ſenes in die Tiefe hinabzuſchleudern. Der Sturm legte ſich freilich ebenſo raſch, wie er gekommen war, aber dann gabs einen anderen Grund zur Beuuruhigung. Im Zelt fing es nämlich mit einem Mal an, bedenklich nach Federharz zu riechen, und als Whymper ſeine Hand auf den Boden legte, bemerkte er, daß derſelbe im Begriff war, zu ſchmelzen. Durch ein Maximum Thermometer ſtellte er die Temperatur dieſer verſeucht, auch in Jspahan iſt die Seuche aufgefreſen. In Teheran herrſcht große Angſt. Antwerpen, 13. Sept. Heute ſind drei Erkrankungen und ein Todesfall vorgekommen. Eine Perſon wurde als ge⸗ heilt entlaſſen. In Behandlung bleiben 14. New Nork, 13. Sept. Das Hotel, welches auf Fire⸗ Island behufs Ueberwachung der Fahrgäſte der in Quarantäne behaltenen choleraverdächtigen Dampfer angekauft iſt, wird wegen Erregung der Einwohner und des Verſuchs, das Hotel anzuzünden, ſtrengſtens bewacht. Geſtern verhinderte eine be⸗ waffnete Volksmenge die Landung der Fahrgäſte bes Dampfers „Normannig“. Das Obergericht erließ ein Verbot der Landung auf Fire⸗Island. Auf dem Dampfer„Champagne“ iſt ein Heizer an der Cholera erkrankt. Aus Stadt und Jand. *Mannheim, 14. September 1892. *Hofbericht. Der Großherzog iſt am Sonntag, 11. September, Abends gegen 6 Uhr von Konſtanz nach Achern gereiſt, wo die Ankunft gegen Mitternacht erfolgte. Der Großherzog nahm im Hotel zur„Poſt“ Abſteigequartier. Montag früh wohnte der Großberzog dem Manöver der 29. Diviſion, Generallieutenants Freiherrn von Schleinitz, gegen einen markirten Feind bei, welches zwiſchen Achern und Ober⸗ kirch ſtattfand, und ſtattete im Laufe des Nachmittags der Freifrau von Kettner in Oberkirch einen Beſuch ab. Abends halb 6 Uhr traf der Großherzog von Achern in Karlsrube ein und hörte von 7 Uhr an den Vortrag des Gebeimeraths von Regenauer. Geſtern Vormittag empfing derſelbe den Staatsminiſter Dr. Turban zu längerer Vortragserſtattung und ertheilte dem Oberbürgermeiſter Schnetzler, dem Ober⸗ ſtaatsanwalt Geheimerath Freiherrn von Neubronn und dem Hofjägermeiſter von Kleiſer Audienz. Nachmittags nahm er die Vorträge des Geheimeraths Dr. Nokk und des Staats⸗ raths Eiſenlohr entgegen. Heute Mittwoch, früh gegen 5 Uhr, begibt Sich der Großherbhog nach Sinsheim, um einer Uebung der 28. Diviſion anzuwohnen. Derſelbe wird mit kurzem Aufenthalt in Karlsruhe noch am Abend bis Mainan reiſen. Die Großherzogin fuhr vorgeſtern Mittag mit Ge⸗ folge nach Salem zum Beſuch bei dem Prinzen und der Prinzeſſin Wilhelm. Geſtern beſuchte dieſelbe die Prinzeſſin Luiſe von Preußen in Schloß Montfort. * Stellenübertragung. Dem Bezirkstbierarzt Wilh. Stadler in Waldshut wurde die Stelle eines Verbands⸗ inſpektors bei der Verbandsverwaltung der Nindviehver⸗ ſicherung übertragen. Schiedsgerichte für die Invaliditäts⸗ und Al⸗ tersverſicherung. Die Großh. Regierung macht bekannt, daß mit Wirkſamkeit vom 1. Januar 1893 an für den Bezirk der Verſicherungsanſtalt Baden drei Schiedsgerichte, eines mit dem Sitz in Karlsruhe, umfaſſend die Kreiſe Mosbach, Heidelberg, Mannheim, Karlsruhe, Baden, eines mit dem Sitz in Freiburg, umfaſſend die Kreiſe Offenburg, Freiburg, Lörrach, und eines mit dem Sitz in Konſtanz, umfaſſend die Kreiſe Konſtanz, Villingen und Waldshut, errichtet werden. Der Eutwurf des Herrn Profeſſors Hermaun Volz zu dem Kriegerdenkmal. welches in unſerer Stadt errichtet werden ſoll, iſt hier eingetroffen und wird vom nächſten Mittwoch, 14. dſs., au auf einige Zeit in einem Saale des hieſigen Schloſſes zur allgemeinen Beſichtigung ausgeſtellt werden, wozu durch Inſerate noch beſonders eingeladen werden wird Die Skizze, welche in ¼½0 der künftigen Größe in Gips ausgeführt iſt, macht einen döchſt bedeutenden Eindruck. ie Figur, welche das Werk krönt und natürlich zuerſt ins Auge fällt, ſtellt den Sieg vor, nicht als weibliche Nike oder Victoria, ſondern dem Geiſte der deutſchen daen bis als einen Jüngling, der mit mächtigen Flügeln die Luft durchſchneidet. Nur mit dem rechten Fuße berührt er flüchtig die Spitze des Sockels, das linke Bein ſchwebt frei nach rück⸗ wärts. Der Oberkörper iſt faſt ganz unbedeckt; der falten⸗ reiche Mantel, der nur von einem Bande quer über die Bruſt gehalten wird, iſt im Schwung der Bewegung zurückgeglitten und bildet in den Lüften flatternd mit den gewaltigen Flügeln das Gegengewicht gegen den ſtark nach vorwärts ſtreckenden Körper. Im rechten Arm bält der Siegesgenius die Reichs⸗ inſignien, Reichsſchwert und Kaiſerkrone, als hötte er ſie eben, wie Bismarck in Kiſſingen ſagte, aus der Mitte der feindlichen Bataillone herausgebolt. Mit der ausgeſtreckteninken läßt er den Palmzweig alsZeichen des Dankes u. der Verehrung niederfinken, als wäre der Sockel unter ihm, der die Namen der Gefallenen tragen wird, ein Grabmal für die Opfer des Sieges. Das lorbeerbekränzte Haupt iſt ſtolz erhoben, der Blick in die Ferne gerichtet, neuen großen Aufgaben entgegen. Dieſe Ge⸗ ſtalt, die in ihrem Schwunge an die Nike des Paionios, im Ausdruck an Apollo erinnert, ſoll in Bronze ausgeführt und, BnKK,— Bodenmaſſe auf 110 Grad Fahrenheit feſt. In der Luft 5 das Thermometer nur 13 Fahrenheit, die niedrigſte emperatur, welche der Engländer in jenen Breiten üder⸗ 1 5 zu meſſen Gelegenheit hatte.— Ueber fein körperliches Befinden und das ſeiner Begleiter während ihres Aufenthaltes auf der höchſten Spitze des Cotopaxi ſchreibt er: „Wäghrend des Aufſteigens hatte ich meine Leute mit ge⸗ miſchten Empfindungen der Reugierde und der Sorge be⸗ obachtet. Ihr Schritt war ziemlich langſam, aber er blieb doch ſtandhaft. Zwiſchen 18,000 und 19,000 Fuß ſtiegen ſie 880 Schritte in die Höhe, ohne ein einziges Mal anzußalten. Ich bemerkte an ihnen auch auf dem Gipfel nichts Auffallen⸗ des, ausgenommen die Alles beherrſchende Luſt zum Nieder⸗ ſetzen, ebenſo die Reizung, mit offenem Mund zu athmen, wenn wir uns auf bedeutenden Erhöhungen befanden. Auf dem Chimboraſſo waren wir von dem Anfall der Schwäche plötzlich befallen. Wir empfanden dort plötzlich die heftigſten Kopfſchmerzen, ſchnappten nach Luft und waren halb ohn⸗ mächtig. Auf dem Gipfel des Cotopaxi verging jedoch Stunde auf Stunde, ohne daß uns Aehnliches zuſtied. Als die Nacht hereinbrach, machten wir uns daran, ins Innere des Kraters hineinzublicken. Die Luft war kalt und ruhig. Wir ver⸗ nahmen das dumpfe Getöſe der Dampfwolken, die von Zeit 8 Zeit aus der Tiefe hervorgeſtoßen wurden. Unſer langes eil hatten wir bei Tage zwiſchen dem Rand und unſerm Zelt befeſtigt, theils damit es uns in der Dunkelheit als Führer diene, theils damit wir weniger Ge⸗ fahr liefen, das Gleichgewicht des Aſchenabhanges zu ſtören. Als ich den Rand des Kraters erreicht hatte, beugte ich mich in geſpannteſter Erwartung über denſelben hinaus, um mit dem Blick in die geheimnißvolle Tiefe hineindringen zu können, während der eine meiner Führer mich an meinen Beinen feſt⸗ hielt. Und in dieſem Augenblick verhüllten die Dünſte nicht länger den gewaltigen Krater. Ich ſah unter mir ein Amphi⸗ theater mit einem Durchmeſſer von 2300 Fuß von Norden nach Süden und von 1650 Fuß von Oſten nach Weſten(nach Meſſungen, die Whymper am folgenden Morgen anſtellte). Der Kamm war unregelmäßig gekerbt, umgeben von ſenk⸗ rechten und ſogar überhängenden Abhängen, von denen einige mit Schne, die anderen dem Anſchein nach mit Schwefel be⸗ deckt waren. Höhlenartige Einſchnitte ſtießen Rauch bervor. Der innere Rand glühte von rothem Licht Auf dem Grund, vielleicht 1200 Fuß unter uns und etwa im Mittelpunkt, war eine ziemlich kreisförmige Stelle, in Größe ungefähr ein Zeyntel des Durchmeſſers des Kraters, der Verbindungskanal desſelben mit den unteren Regionen, gefüllt mit Lava, glühend und brennend. Flammen ſtiegen dann und wann über die Oeffnung des Kanals hervor und Funken ſprühten wie von Holzfeuer. In Zwiſchenräumen von etwa einer halben Stunde Nannheln, 14. Segteuſber. dhne die fügel, Meter boch werden. Um reich e. ſchmückten uddel lehnen mächtige Tartſchen, welche die Namen Straßburg, Dijon, Nuits und Belfort wagen, dahinter her⸗ vorquellend Lorbeer⸗ und Gichenkränze. Wenn mönlich, ſol auf dem Bauglied darunter eine Epiſode aus dem Gefecht von Nuits in Relief angebracht werden, das einſtweilen nur an⸗ gedeutet iſt. Die Namen der Gebliebenen werden rechts, linlz und hinten angebracht werden. Die Aukunft des hieſigen Greuabierregimentz, welches, wie ſchon geſtern gemeldet, heute aus den Manßverg zurückkehrt, erfolgt Abends 7 Uhr 17 Min. „ Inſtitut Stammel vormals Fohr. Unſerem Ver⸗ ſprechen gemäß bringen wir nachfolgend eine eingehende Be⸗ ſchreibung der anderen Räumlichkeiten des Inſtituts Stammel vormals Fohr. Durch einen breiten Eingang der Thorfahrt des Vorderhauſes man in einen freien gegen die Morgenſeite gelegenen Quadratmeter großen Hof, welcher in ſauberer Ausführung in Tementbeton hergeſtellt iſt. Daß ganze Gebäude iſt in vorſchriftsmäßiger Weiſe mit under⸗ irdiſcher Entwäſſerung verſehen, deren Anſchluß nach Fertig⸗ ſtellung des Hauptfluthſtranges ſofort erfolgen kann, ſo daß der freundliche Hof den Kindern in den Pauſen einen an⸗ genehmen Tummelplatz bieten wird. Treten wir in das Schulgehäude ein, ſo macht daſſelbe in ſeiner einfachen und ſoliden Ausführung einen äußerſt günſtigen Eindruck. Man befindet ſich zunächſt auf einem ziemlich großen Vorplagz vor der Haupttreppe, welche in dreiarmiger Eintheilung und bequemer Steigung, in Eiſen konſtruirt, nach dem oberen Stockwerk führt. In dem vom Hofe aus fünf Stufen höher gelegenen Parterre befindet ſich nach der vorderen Seite ein den Verhältniſſen des Inſtituts entſprechend großer Turnſaal, welcher einen überraſchend günſtigen Eindruck macht. Aus⸗ geſtattet iſt derſelbe mit wahren Prachtapparaten, die von der Firma Dietrich u. Hanack in Chemnitz bezogen ſind. Durch einen Mittelgang von dem Turnſaal getrennt be⸗ finden ſich noch zwei Zimmer, von denen das eine für die Vorſteherin, das andere für die Lehterinnen beſtimmt ſſt und an dieſe durch den Gang verbunden, befindet ſich eine geräumige und helle Garderobe. Eine beſondere Aufmerk⸗ ſamkeit wurde den Aborten gewidmet, die ſich in allen Etagen in beſter Anordnung befinden und mit den neueſten Spül⸗ vorrichtungen ausgeſtattet ſind. Steigt man die bequeme Treppe hinauf in den erſten Stock, ſo kommt man zunächſt in einen hübſchen geräumigen Vortragsſaal, an welchen ein weiteres Schulzimmer grenzt. Im 2. und 3. Stock be⸗ finden ſich je drei Schulzimmer, ſowie eutſprechende Garderobe⸗ zimmer mit nummerirten Kleiderhaken. Sämmtliche Lehr zimmer ſind durch eigens aufgeführte Ventilationsſchachte verſehen und dementſprechend die ſonſtigen Ventilationseinrichtungen aus⸗ geführt, wobei die doppelte Einrichtung für Sommer⸗ und Winterzeit getroffen iſt. Die Heizung der Schulzimmer ge⸗ ſchieht durch entſprechend große Pfälzer Schachtfüllöfen, welche von den Gängen und Vorplätzen aus bedient werden. Dieſe bieten den Vortheil, daß die von ihnen erzeugte Wärme nichl ſeitlich ausgeſtrahlt wird. Jeder Ofen hat einen von außen nach dem Ofen führenden Friſchluftkanal, welcher durch eine verſtellbare Klappe, je nach Bedarf von friſcher Juft, geſtellt werden kaun. Die Schulbänke und ſonſtige Geräthe der Lehr⸗ ſäle find den der Neuzeit augepaßt, in beſter Tonſtrnktion von der auf dieſem Gebiet beſtens renommirken Firma Carl Elſäſſer in Schönau geliefert. So hat dieſe Schule alle die Einrichtungen getroffen, welche die jetzige Zeit von einem derartigen Inſtitut verlangt und da das Inſtitut ſich auch auf pädagogiſchem Gebiet eines guten Namens erfreut, ſo int nicht zu zweifeln, daß es auch in ſeinem neuen Heim den alten Ruf nicht nur bewahren, ſondern denſelben noch erweitern wird. Der Badiſche Sängerbund hielt ſeinen diesjährigen Delegirtentag am vergangenen Sonntag in Säckingen ab. Derſelbe nahm einen ſehr befriedigenden Verlanf. am Abend abgehaltene Feſtbankett erfreute ſich eines Außerſt 55 reichen Beſuches Herr Sauerbeck, Präſident des Bad. Sängerbundes, dankte herzlich für den freundlichen Empfang, ſein Hoch galt der„Harmonie Säckingen“. Die Haupiver⸗ ſammlung in der Gewerbeſchule verlief programmgemäß, Herr Bürgermeiſter Brombach bewillkommnete die Feſ⸗ gäſte. Der Bund zählt zur Zeit 6967 Sänger und 288 Vereine: im Jahre 1891 Zugang 1 Verein. Die Anſchaffung eines Bundes⸗Sängerzeichens wurde einſtimmig gutgebeißen. Als Verſammlungsort für 1893 iſt Heidelberg auserſehen. Mit einem begeiſtert aufgenommenen Hoch auf das deutſche Lied ſchloß Herr Sauerbeck die Verſammlung. Nach Beſich⸗ tigung der Sehenswürdigkeiten der Stadt vereinigte ein kreff⸗ liches Mahl die Feſttheilnehmer. Ueber das Tabaksgeſchäft der verfloſſenen Woche ſchreibt die„Südd. Tabaksztg.: Die letzte Woche war regneriſch und kalt; der noch auf dem Felde ſtehende Tabak wächſt weiter, ob dieſer noch reif heimgebracht wird, iſt freilich eine Frage der Zeit. Die Einkaufcampagne in gaer —————— blies der Vulkan Dampf von ſich; er ſtieg mit großer Heſtig⸗ keit gus der Tiefe des Kraters herauf und wogte dann über den Rand, indem er uns einhüllte. Das Geräuſch bei dieſen Gelegenheiten glich demjenigen, das verurſacht wird, wenn man auf einem großen Oceandampfer Dampf abläßt. kr ſchien rein zu ſein, denn wir ſahen nicht, daß etwas mit ihm herausgeworfen wurde, aber am folgenden Morgen war nafer Zelt faſt völlig ſchwarz.“ — Eine heitere Wette deluſtiat gegenwärtia die Be⸗ wohner des Pariſer Vorortes Vincennes, wo eben das Kirch⸗ weihfeſt ſtattfindet. Der Arrondiſſementsratt und Thierarzt Maitre machte fich über den Großſchlächter Ango luftig und behauptete, dieſer würde nicht wagen, den Oöwenkäfig der Menagerie, die ſich auf dem Jahrmarkte befindet, mit dem Bändiger zu betreten. Herr Ango bot eine Wette um 500 Fr⸗ an, die auch angenommen wurde. Die Nachricht von dem bevorſtehenden Schauſpiel verbreitete ſich wie ein Lauffeuer durch die Stadt, in der die beiden Wettenden ſehr bekannt find, und geſtera Abend war die Menagerie von Lorange bis auf das letzte Plätzchen gefüllt, als Herr Ango unter dem donnernden Beifall der Menge in Begleitung des Bändigers in den leeren Käfig trat; die Beſtien blieben in einem Neben⸗ kaſten eingeſperrt. Die Aufregung der Menge war ſehr groß, als der Bändiger um Ruhe bat und erklärte, Herr Angs habe ſeine Wette gewonnen, da er den Löwenkäftg betreten habe und nicht beſonders ausgemacht war, daß auch die Döwen darin ſein müßten. Nun brach ein Beifallsſturm los, in den der Thierarzt nicht einſtimmte; dieſer weigerte ſich nämlich, die 500 Fr., die für ein Banket am Nationalfeſte vom 22, Sept. beſtimmt waren, auszuzahlen, und nun drohen die ſchon ge⸗ ladenen Gäſte ihm mit gerichtlicher Verfolgung. — Fataler Irrtbum. Aus Würktemberg wird geſchriehen: Bei der Schulprüfung in einer Bezirksſtadt wurden den Kindern als ſtiliſtiſche Aufgabe Briefe an wirklich lebende Verwandte gegeben, worin Todesnachrichten, Unglücksfälle, Zahlungsmahnungen ꝛc. enthalten ſein ſollten. Der äußeren Feu wegen mußten die Kinder die Briefe adreſſiren und in Louverts legen. Der Inſpektor nahm ſie zur Norrektur mit, ließ ſie aber im Pfarrhaus auf dem Pult des Pfarrers liegen. Im Glauben, es ſeien Korreſpondenzen des Pfarrers, krug ſie der Amtsbote aufs Poſtamt zur Beſtellung! Die Zahl ſehr komiſcher, aber auch trauriger Folgen iſt leicht zu er⸗ rathen. Der Lehrer gab ſich alle Mühe, die Brieſe zurückzu⸗ erhalten, allein mitunter ganz vergebens. Sie hatten ihren Weg, einer nach Amerika und einer ſogar nach Auſtralien, ſchon angetreten. eeeeeeeeeeeeeeeee Maunßeim, 14. September. Seneral⸗Anzeiger. 3. Serte. Sandblatt hat begonnen. Im rheinbayriſchen Oderlande, wo ie Spekulanten von ihren alten Vorräthen ſchlank erlöſt burden, iſt viel Muth vorhanden und kaufen dieſe, im Schlepptau einzelner Firmen, in Kandel, Erlebach, Rülzveim um Preiſe von 20 Mark und darlber. Ebenſo ſoll in aldſee, natürlich das auf dem Felde ſtehende Sandblatt, 22 Mark verkauft ſein. Auf der Hardt ſind auch ſchon gobe Preiſe für 92er Sandblatt geboten worden. Nur immer ſo weiter! Der Einkauf geht alsdann wiederum auf der „ſolideſten Weiſe von Statten. In alten Tabaken find arbzere Umſätze zu verzeichnen. In der Pfals kam eine größere Spekulantenpartie(ca. 1500 Centner) 86er, 8g9er und 90er Tabake à 36/38 Mark tranſit zum Verkauf. Auch hier ſind gutbrennende Tabake leicht placirbar. 92er Sandgrumpen, welche jetzt ſchon angeboten werden, zeigen keine aute Qusglität: die Grumpen brennen ſchlecht. Der Abſatz wird allem Anſchein nach ſchwer ſein.— Ferner wurden verkauft: 600 bis 800 Tentner prima Oberländer Tabake zu 48/52 M. tranſit, 4 bis 500 Centner 9ler gebündelte Aplaty⸗Einlage zu 83/85 M. verſteuert, einige 100 Centner rheinbayriſche Tabake zu 35/36 Mark tranſit. Ein heiterer Zwiſchenfall aus den Manövern. Ein äußerſt komiſcher Zwiſchenfall während der Einguartierung hat ſich in Obergimpern ereignet. Ein Militärpferd, das ſich im Stalte von der Koppekung zu befreien wußte, machte ſeinem Freiheitsdrang weiter Luft dadurch, daß es ſeinen Ausweg in den Hausflur nahm. Nachdem es aber dort die Ausgangsthür verſchloſſen fand, verſties ſich das Thier die innere Haustreppe hinauf in den zweiten Stock und, oben angekommen, ſpazierte es den Mittelgang entlang durch die Küche und von da in das Wobnzimmer der Quartier⸗ träger, trat dann an das Fenſter und bielt von ſeinem er⸗ höhten Standpunkte aus mit gewichtiger Forſchermiene Aus⸗ ſchau über den Ort. Selbſtverſtändlich verurſachte der über⸗ aus komiſch wirkende Anblick des ſeltenen Beobachters großes Aufſehen unter der Bevölkerung. Nicht ſo leicht wie das Hinaufſteigen erwies ſich jedoch das Herabbringen des Pferdes, was nur dadurch zu bewerkſtelligen war, indem ein Zimmer⸗ mann die Wand durchbrach und von da aus ein ſchief zu⸗ laufendes, mit Brettern belegtes Gerüſte nach dem Erdboden konſtruirte. Vorſichtshalber wurden dann zu beiden Seiten des originellen Luftweges Haufen Stroh und Dung ange⸗ bracht und das Pferd fodann auf die Straße herabgeführt, 110 es denn auch unter kleinen ängſtlichen Tritten alücklich ankam. Körperverletzung verübte geſtern Nachmittag in der Straße zwiſchen E 5 und F 5 ein Fuhrmann dadurch, daß er einem Fährigen Knaben mit der Peitſche mehrmals in's Geficht ſchlug, wodurch dieſer Verletzungen davontrug. Der rohe Patron gelangte zur Anzeige. Thiermißbandlung. Ein roher, 18jäbriger Burſche ſchlug beute Morgen einer Katze, vor dem halben Mond“ derart mit einem Hammer auf den Kopf, daß der Tod des Thieres ſofort eintrat. Der Burſche gelangte zur Anzeige. MNuglücksfall. In einem Hauſe des Quadrats H 8 ſtürzte geſtern der ledige Melker Vincenz Kugler durch eine Oeffnung im Heuſpeicher in den gepflaſterten Stall hinab. Kugler zog ſich durch den Sturz ſehr erhebliche Verletzungen zu, ſo daß feine Ueberführung mittels Transportwagens nach dem Allg. Krankenhauſe nothwendig wurde. Mathmaßliches Wetter am Donnerſtag, 15. Sept. Der neue Luftwirbel iſt von Irland nach Schotlland und der Nordſee gewandert und wird vorausſichtlich nach dem hohen Norden Europas ſich verziehen, ohne in Süddeutſchland Störungen hervorzurufen, da einestheils der Hochdruck, welcher noch die Schweis, Würstemberg, die preußiſchen Oſtſeeprovinzen und ganz Oeſterreich⸗Ungarn bedeckt, mit der gewohnten ähigkeit Stand b8 wäßrend andererſeits vom Atlantiſchen zean höherer Luftdruck ſich ankündigt. Demgemäß iſt für Donnerſtag und Freitag bei fortgeſetzt warmer Temperatur trockenes und heiteres Wetter in Ausficht zu nehmen. KAus dem Grofheriogthummn. * Friedrichsfeld, 18. Sept. Am 8. d. feierte der Kriegerverein im„Pflug“ und am 10. d. beging der Militär⸗ verein im Badiſchen Hof“ das Geburtsfeſt des Großberzogs. Auf freundliches Erſuchen beider Vereine hielt Herr Haupt⸗ lebrer Sponagel die Feſtreden, und zwar bei der erſten Feier die hohen Verdienſte unſeres allverehrten Landesfürſten ſowohl um Baden als um das deutſche Reich hervorbebend, und bei der zweiten Veranſtaltung die trefflichen Regenten⸗ tugenden unſeres allgeliebten Großberzoes beleuchtend. Dieſe meiſterhaften, von und zu Herzen gebenden ſteden wurden mit Begeiſterung aufgenommen Im„Badiſchen Hof“ begrüßte der Präſident des Militärvereins, Herr Joh. Dehouſt IV., die Feſttheilnebhmer und Herr Matb. Dehouſt III. brachte mit kräftigen, wohlgelungenen Worten den Toaſt auf den deutſchen Kaiſer aus. Der Geſangverein„Liederkranz“, Herr Lehrer Schlez und Herr Bahnaſſiſtent Ritter trugen durch Geſänge und Mufikſtücke auf Klavier und Violine zur Erhöhung der Feier weſentlich dei. Dazwiſchen erſchollen gemeinſame vaterländiſche Weiſen. * Heidelberg, 13. Sept. In einem Hauſe in der Hauptſtraße wurde ein Einbruch verübt, doch begnügte fich der Einbrecher, der es offenbar nur auf Geld abgeſehen hatte, aber keines vorfand, mit dem Durchſtöbern verſchiedener Be⸗ hältniſſe, die er vorher gewaltſam geöffnet hatte. Allem An⸗ Gebensirrungen. Von Emily Eovett. Antsriſirete Heberſetzung aus dem Engliſchen vdon Marie Schultz. Kachbrut berboten. 0 Cortſetzung.) Im ſchmalen Torridor des Hotels ſagte Nina, ohne mich nur anzuſehen: SGehen Sie ſe ſchnell Sie können, zu Bett, Suſanne: ich 5— 5 jetzt nicht, aber Punkt halb 9 Uhr müſſen mich wecken.“ Sie ging in ihr Zimmer, zog die Thür binter ſich zu und überließ mich mir ſelbſt und meinen eigenen Anſchlägen. Meine Anſchläge und mein Benehmen waren etwas ſon⸗ derbarer Art. Anſtatt mich zur Ruhe zu legen, nahm ich in dem mir angewieſenen Zimmer meinen Schleier ab, glättete mein Haar, ſetzte meinen Hut— oder vielmehr Suſannen's Hut— wieder auf, ains wieder hbinunter, veranlaßte das Stubenmädchen mittelſt eines halben Kronthalers mir die Hausthür aufzuſchließen, und aing auf die Straße binaus. Nach einer halben Stunde hatte ich die ſchwierige Auf⸗ gabe,„James“ den Diener aus ſeiner wohlverdienten Nacht⸗ ruhe aufzuſtören, und ihn durch unermüdliche Beharrlichkeit und körperliche Ausdauer dazu zu bringen, mich einzulaſſen, glücklich gelöſt und befand mich in einem Gemache im oberen Stock eines Hauſes in der Weſtbourne ⸗ Terraſſe, wo ich ge⸗ rade die ganze Geſchichte meines nächtlichen Unterneh mens einem fröſtelnden Frauchen in einem weißen, weichen Schlaf⸗ ke, die aus dem Bette aufgeſtanden, um mich anzubören, erzählt hatte. »„Und Frank will ſie wirklich heute Morgen beirathen? fragte Helene Warner, denn ſie war es, die ich ſo mitleidslos aus den Federn geholt hatte. Wir ſaßen in dem Ankleide⸗ zimmer ihres Gatten, während der gute Mann im Neben⸗ zimmer friedlich in ſeinen Kiſſen ſchnarchte. 5 „Ja, wirklich und wahrhaftig um zehn Uhr in der 81. Simonkirche in der City, und Du. meine Liebe, mußt ſchein nach dasſelbe Individuum verübte dann am gleichen Tage einen weiteren Einbruch in Schlierbach, jedoch mit beſſerem Erfolg, denn hier fielen dem leider noch nicht er⸗ mittelten Gauner eine Summe Geldes, ſowie Werthſachen ꝛc. in die Hände, ſodaß dem Beſtohlenen ein empfindlicher Schaden zugefügt wurde. *Eberbach, 12. Sept. Die einſtimmige Wahl unſeres neuen Bürgermeiſters, des Herrn Revidenten W. Heiß, ver⸗ anlaßte die Einwohnerſchaft, dem Neugewählten eine große Ovation darzubringen. Alle Vereine zogen unter Vorantritt der FJeuerwehrmuſik mit Lampions nach der Wohnung des Gewählten. Der Geſangverein„Germania“ ſang bier ein Begrüßungslied, und Herr Heinrich Heuß begrüßte mit herz⸗ lichen Worten den neuen Vertreter der Stadt, in den dſe ganze Bevölkerung das größte Vertrauen ſetze, was durch die einmüthige Wahl auch vollſtändig zum Ausdruck gelangte. Herr peiß dankte für die dargebrachte Ovation, verſprach mit allen ſeinen Kräften für die Intereſſen der Stadt einzutreten und ſchloß mit einem Hoch auf die Stadt Eberbach. Hierauf wurde Herr Heiß in feſtlichem Lampionzuge nach dem Saale Friedr. Holloch geleitet, in welchem ein Bankett attfand. Karlsrube, 12. Sept. Der in den bayriſchen Hoch⸗ alpen verunglückte Dr. phil. Mainzer von bier batke im Auftrage einer Münchener Verlagsbandlung die Herausgabe eines genauen Führers durch die Wetterſteingebirge unter⸗ nommen und deßhalb ſchon im vorigen Jahre von Garmiſch aus verſchiedene Bergreiſen ausgeführt. Heuer ſollte das Werk vollendet werden; Mainzer hatte ſchon in den Mittheilungen des deutſch⸗öſterreichiſchen Alpenvereins über ſeine Reiſen berichtet. Am 9. kam ein Drahtbericht nach Karlsruhe, daß der Vermißte und ſein Fübrer todt aufgefunden worden ſeien, die Nachricht wurde Tags darauf wiederrufen. Mainzer, aus Mannbeim gebürtig, aber ſeit früheſter Jugend in Karlsrutze wohnhaft, hatte ſich dem Studium der Philoſophie gewidmet und war in Karlsruher muſikaliſchen und littera⸗ eiſchen Kreiſen ſehr geſchätzt; den Sommer benützte er zu Alpenbeſteigungen in Bayern, Tyrol und der Schweiz, wobei er ſtets von bewährten Führern begleitet war. Mainzer war unverheirathet; ſeine Verwandten wohnen in Frankfurt a /M. und in Amerika. Karlsrube, 12. Sept. Geſtern ſchloß die ſeit dem 9. d. M. in der ſtädtiſchen Ausſtellungshalle eröffnete, von dem VBadiſchen Geflügelzuchtverein veranſtaltete Geflügelausſtellung. Sie gibt Zeugniß von den großen Fortſchritten, die auf dieſem Gebiete in den letzteu zehn Jahren bewirkt worden find, und man kann die Wahrnehmung machen, daß allmählich auch in weite bäuerliche Kreiſe die Einſicht von dem hohen wirth⸗ ſchaftlichen Werth ſolcher Züchtungen eindringk. Doch muß hier noch Vieles geſchehen, denn noch immer ſind die Hühner⸗ raſſen auf dem Lande einer großen Verbeſſerung fähig und damit im Zuſammenhange der Eiermarkt. Schon oft iſt von den Behörden darauf aufmerkſam gemacht worden, welch be⸗ deutende wirthſchaftlichen Erfolge ſich noch auf dieſem Ge⸗ biete erzielen laſſen. Der Beſuch der Ausſtellung, für welchen ein Eintrittsgeld nicht verlangt wurde, war ein ſehr zahl⸗ reicher; für den lebhaft umdrängten Glückshafen waren für über 3000 M. Gewinne angekauft.— Ein komiſcher Vorfall wird in der Lokalpreſſe erzählt. Spaziergänger hörten in einer Straße in der weſtlichen Außenſeite der Stadt den immer kläglicher werdenden Ruf:„Fritz, Du bringſt mich um; es iſt zu heiß!“ Ein Verbrechen muthmaßend drangen ſie in die Wohnung und fanden— einen Schneider, der ſeiner an Rheumatismus leidenden Frau Gemahlin mit einem ſehr heißen Bügeleiſen den Rücken bügelte. Homeriſches Gelächter ohne gerichtliches Einſchreiten war die Folge dieſes unfrei⸗ willigen Augenſcheins. Die Geſchichte erinnert an ein Bild aus„Max und Moritz“. Baden, 12. Sept. Geſtern wurde von der Kommiſſion zur Errichtung eines Kaiſerin Auguſta⸗Denkmals in Gegen⸗ wart des Vorſitzenden der Großh. Badanſtaltenkommiſſion, Herrn Geb. Reg.⸗Rath Dr. Reinhard, des Herrn Oberbürger meiſters Gönner und des Schöpfers des Denkmals, Herrn Profeſſor Kopf, der erſte Spatenſtich gethan. Das Denkmal wird in dem erſten Naſenfeld oberhalb des Klubhauſes auf einer Erderhöhung ſeinen Standplatz finden. Der Platz iſt ſehr gut gewählt; die landſchaftliche Umgebung wird eine prächtige Staffage zu dem Kunſtwerk bilden. Am Montag wird mit der Mauerung des Fundaments begonnen. Als Tag der Enthüllung des Denkmals iſt der 30. September, der Geburtstag der hochſeligen Kaiſerin, in Ausſicht genommen. O Badenweiler, 11. September. Der von Herrn Carl Diezel aus Berlin geſtern veranſtaltete Liederabend erfreute ſich trotz vorgeſchrittener Saiſon eines zahlreichen Beſuches. Und wahrlich, es lohnte ſich auch; denn Stimme und Vortrag waren von unvergleichlicher Reinheit. Dazu bot das Pro⸗ gramm nur fein Klaſſiſches. Reicher Beifall und Hervorruf wurden dem trefflichen Künſtler zu Theil. Herr Diezel, ein geborener Karlsruher und ein Schüler von Stockhauſen, beab⸗ ſichtist, dieſen Winter in Mannheim einen Liederabend zu veranſtalten. Wir möchten die Sangesfreunde auf dieſen hohen Kunſtgenuß zum voraus hinweiſen. *Schopfheim, 13. Sept. Der 60 Jahre alte ledige Sandwirth Joh. G0. keßler von Mauldurg, zuletzt in Wiesleth wohnhaft, welcher ſich vor einigen Tagen in geiſtes⸗ seſtörtem Zuſtande von zu Hauſe entfernt hatte, iſt im Walde auf Gemarkung Gresgen erhängt aufgefunden worden. bei der feierlichen Handlung zugegen ſein, und Deine Ehe⸗ hälfte auch.“ 5 Aber ich babe gar kein Kleid, das gut genug dafür iſt“, wandte Helene ein. „Ebenſo wenig wie die Braut,“ antwortete ich lachend, »die in einem recht ſchäbigen, braunen Kaſchmirkleide, in welchem ſie die nächtliche Reiſe unternommen hat, getraut werden wird. In vollem Ernſte, liebſte Helene, Du darfſt. bitte, keine Einwendungen machen, denn mein thörichtes kleines Mädchen iſt ſo unbeſonnen und unvorſichtig geweſen, daß die Menſchen ihr, Gott mag wiffen was, nachſagen werden, wenn ihre Trauung nicht vor den gehörigen Zeugen vor ſich geht; und Du und Dein Mann, die Ihr Beide ſo nahe mit ihm verwandt, ſeid vor allen Anderen die Leute, deren Anweſen⸗ heit die ganze Sache in Ordnung bringen und die Menſchen davon abhalten wird, irgend etwas Boshaftes über dieſe Heirath zu ſagen.“ „Nun, ich habe allerdings immer gefunden, daß bei Frank Powell eine Schraube los war, ſeitdem er Dich verloren, aber dies übertrifft doch Alles, was ich je gehört habe: er benimmt ſich ja wie ein Tollhäusler. Aber ich bin froh, daß er ſich nicht mehr um Dich härmt.“ „Oh nein, das hat er längſt überwunden und ſcheint ganz bezaubert von Nina zu ſein; aber es war zu unrecht von ihm, das arme Kind zu dieſer heimlichen Heirath zu verleiten. Wenn ich mich nicht gewiſſermaßen in ſeiner Schuld fühlte, hätte ich ſeiner ſonderbaren Grille nicht ſo weit nachgegeben, um dieſe Trauung wirklich zuzulaſſen, aber ich habe mich der Empfindung, daß ich unrecht und grauſam gegen ihn gehan⸗ delt, nie ganz erwehren können, und obwohl das Ganze ein Gewebe von Irrthümern und Mißverſtändniſſen war, hatte er doch vielleicht ein Recht, mir zu zürnen.“ „Und wie iſt es mit Dir, meine Maggie? Gehſt Du nicht wieder zu Deinem Mann? Es kommt mir ſo unnatürlich und trauris vor!“ 5 Ich hob abwehrend die Hand und ſagte ſchmerzlich: „Oh ſtill, Helene, ſprich nicht davon, die Zukunft liegt noch eben ſo dunkel vor mir; erzähle mir lieber von Dir, biß Du alücklich?“ 7 Freiburg, 13. Sept. Eine heitere Geſchichte paſſſrte am letzten Samſtag Abend einem hieſigen Gaſtwirth. Saßen da um dieſe Zeit einige Gäſte im Lokal, als der Wirth ſeinem neuangeworbenen Hausknecht den Auftrag ertheilte, das Licht anzuzünden und die Rollläden herunterzulaſſen. Merkwür⸗ diger Weiſe betrat von dieſem Zeitpunkt an kein Gaſt mehr das Lokal. Der Wirth wurde nunmehr etwas ungeduldig.„Was iſch denn dös?'s kumme jo gar kee Gäſt“! Dös iſch mer a noch net paſſirt!“ Verlegen kratzte er ſich hinterm Ohr und ſann und ſann, wie die Geſchichte wohl zuſammen hängen könne. Endlich wurde ihm die Sache doch zu bunt. Er ging hinaus, um einmal auf die Straße zu ſehen.„Sackerment, de Thür iſch jo zu! J, do ſoll mi doch!“ kam er zurück, und es ſtellte ſich zum allgemeinen Ergötzen heraus, daß der neue Hausknecht nicht nur die Rollläden der Fenſter ſondern auch des Haupteingangs berunter gelaſſen hatte. Pfälziſch⸗Helliſche Aachrichten. Endwigshafen, 13. Sept. Die Arbeiten am hieſigen neuen Rheinhafen ſind noch nicht in Angriff genommen. und ſchon regt ſich in den Kreiſen der Großinduſtriellen un des Großhandels das Intereſſe an demſelben. Dem Ver⸗ nehmen nach beabſichtigt eine der bedeutendſten Mannheimer Holzhandlungen ſich nach Fertigſtellung des Hafens hier niederzulaſſen und ein Säge⸗ und Hobelwerk zu errichten, günſtiger Geländeerwerb vorausgeſetzt.— Die polizeiliche Viſitation der hier und in Mannheim ankommenden Rheinſchiffe wegen der Choleragefahr wird von morgen ab gemeinſchaftlich mit den hierzu berufenen Organen der Stadt Mannheim vollzogen. Freinsheim, 13. Sept. Sicherem Vernetzmen nach hat Herr Konſul Kaufmann ſein hieſiges Beſitzthum, Villa mit ca. 12 Morgen Weinbergen, um 100,000 Mark und ſein Haus in Großkarlbach mit ca. 9⅛ Morgen Weinbergen um 60,000 Mark und ca. 180 Morgen Waldungen um 40,000 Mark, ebenfalls zuſammen zu 100,000 Mark, an einen Rentner in Baden⸗Baden verkauft. Ein Beweis, daß, trotzdem die diesjährigen Herbſtausſichten nicht ſo glänzend find, unſere gutgehaltenen pfälziſchen Weingüter einen ſchönen Werth repräſentiren. * Kaiſerslantern, 12. Sept. Eine Nachtwandlerin wurde am Samſtag Abend gegen ¼11 Uhr auf dem Dach des Hauſes Marktſtraße Nr. 15 wahrgenommen, welche nur mit einem Hemd bekleidet bis zur Dachrinne gelangt war, ſich hier und die aus der„Rothen Laterne“ herauftönende Muſik mit Geſten begleitete. Auf Veranlaſſung der Nachbarſchaft wurde die Polizei requirirt, der Hausherr geweckt und begab man ſich vorſichtig nach der Dachkammer, aus deren offenen Fenſter die Mondſüchtige hinausgeſtiegen war. Inzwiſchen hatte ſich dieſelbe wieder zurückbegeben und ins Bett gelegt. «Landſtuhl, 13. Sept. Im benachbarten Orte Macken⸗ bach wurde gelegentlich der dortigen Kirchweihe ein junger Mann von einem„Freunde“, mit dem er vorher luſtig ge⸗ zecht, durch 24 Meſſerſtiche verletzt. Der Thäter bandelte in Eiferſucht. Er war vor kurzer Zeit aus Amerika zurückge⸗ kehrt und iſt nach der That flüchtig gegangen. Worms, 13. Sept. Sieben Arheiter, werche dur ch einen Agenten in Worms für Herrn R. G. Salomon in Newark engagirt waren, wurden wegen Nichterfüllung ameri⸗ kaniſcher Einwanderungsgeſetze am Landen auf amerikaniſchen Boden gehindert und gezwungen, die Rückreiſe nach Deutſch⸗ land anzutreten. * Mainz, 13. Sept. Dem Großherzog Ernſt Ludwig wurde beute Abend ein großartiger Fackelzug, an welchem ſich ca. 5000 Perſonen aller Stände betheiligten, gebracht. Eine Deputation, an deren Spitze der Oberbürgermeiſter Dr. Oechsner, begab ſich in das Großh. Palais, woſelbſt der Ober⸗ bürgermeiſter Namens der Stadt Mainz eine Begrüßungsan⸗ rede hielt. Gerichtseituns. „Mannhbeim, 13. Sept.(Ferien⸗Strafkammer.) Borſttzender: Herr Landgerichts Direktor Weizel. Bertreter der Großh. Staatsbehörde: Herr Staatsanwalt Mühling. 1) Wegen Verletzung der Wehrpflicht(unerlaubten Ver⸗ laſſens des Bundesgebietes) werden Johann Karl Holz⸗ apfel von Neckarſulm und 6 Genoſſen in con tam zu einer Geldſtrafe von 160 M. levent. 32 Tagen Gefängniß) verurtheilt.— 2) Am 6. Auguſt d. J. ſtieg der 15 Jahre alte, ſchon zweimal wegen Diebſtahls beſtrafte Bäckerburſche Karl Wilhelm Schick von Langenbeutingen durchs Fenſter in die Wohnung des Landwirthes Peter Meule in Edingen, um daſelbſt Geld zu ſtehlen, wurde jedoch von einem Schutzmann dabei ertappt und ſogleich feſtgenommen. Der Gerichtsbof erkennt geute gegen Schick auf eine 2monatliche Gefängniß⸗ ſtrafe. Als Vertbeidiger fungirte.⸗A. Geismar 4.— 3) Der 20 Jahre alte Schmied Heinrich Hocker von Käfer⸗ thal hatte am 19. Juli d. J. auf der Straße daſelbſt den Schloſſer Jacob Weiner, der die Schweſter des Erſtaenannten aus der Tanzſtunde heimbegleitete nach vorausgegangenem Streite einen Schlag auf das linke Ohr verſetzt Außerdem ſchlug Hocker den Weiner noch mit einem geſchloſſenen Taſchen⸗ meſſer auf den Kopf. Weiner wurde durch die erlittenen Verletzungen 5 Tage arbeitsunfäbig. Wegen Körperverletzung war deßbalb ööcker vom hieſigen Schöffengericht zu 10 Tagen Gefängniß verurtheilt worden, doch wurde von Seiten der Großh. Staatsanwaltſchaft, welcher jene Strafe zu gering „Unendlich! Frank iſt der beſte Ebemann, den Du Dir denken kannſt.“ „Und Dein Junge?“ „Ach, er iſt ein wonniges, kleines Geſchöpf! Komm und ſieh ihn Dir an!“ rief ſie mit mütterlichem Stolze. „Ich will nach der Trauung zum zweiten Frühſticck mit Dir nach Hauſe fahren und ihn beſichtigen,“ ſagte ich auf⸗ ſtehend,„aber jetzt muß ich fort, ſoll Ning ihre Kammer⸗ jungfer nicht vermiſſen. Ihr werdet doch gewiß kommen, Helene?“ „Ganz gewiß; wir werden rechtzeitig dort ſein; aber ich muß vor Allem meinen armen Mann aufwecken und ihm erzählen, was ich in ſeinem Namen verſprochen kabe— ſehr viel Zeit haben wir gar nicht übrig, Maggie, denn ich glaube, der Weg nach der Simonskirche wird faſt eine Stunde in 1 nehmen. Wie wird Frank überraſcht ſein, uns zu ehen!“ verließ ſie und kehrte nach dem Great Weſtern⸗Hotel rück. Als es halb neun ſchlug, trat ich mit einer Taſſe Thee und einer Scheibe Butterbrot in Nina's Zimmer. Die Gardinen ihres Bettes waren zuſammengezogen, ſo daß ſie mich nicht ſehen konnte. Ich machte mir im Zimmer zu thun, zog die Rollvorhänge auf, ſtellte ihre Badewanne zurecht und that Alles, was Kammerjungfern gewöhnlich thun, wenn ſie Morgens im Schlafzimmer ihrer Herrin er⸗ ſcheinen, und ich ſchmeichelte mir, daß ich mich für eine An⸗ fängerin ſehr gut aus der Affaire zog. „Suſanne, ſind Sie das?“ ertönte auf einmal Nina s Stimme aus dem Bette. Ein unverſtändliches Gemurmel war meine Antwort. Eine kurze Pauſe trat ein, während welcher ich eine große Blechkanne mit kaltem Waſſer durch das Zimmer ſchleppte, in der Abſicht, den Inhalt in die Wanne zu gießen, falls ich es fertig brächte, ſie ſo weit über den Fußboden zn ſchleifen. ortſetzung folgt.) 3u 4. Seite. SGeneral⸗Anuzeiger. Mannheim, 14. Sepiemper⸗ erſchien, Berufung eingelegt, die heute zu einer Erhöhung der Strafe Hockers auf 4 Wochen Gefängniß führt.— 4) Ein 17jähriges Zigeunermädchen, Adelheid Steinberg von Dürren⸗ zimmern, befindet ſich wegen Kindestödtung vor Gericht. Die⸗ ſelbe gebar am 24. Juli d. J. in Ketſch, wo ſie ſich mit einer Zigeunerfamilie vorübergehend aufhielt, außerehelich ein Kind, das ſie gleich nach der Geburt im Altrhein bei Ketſch er⸗ tränkte, nachdem ſie dasſelbe in einen Kittel gewickelt und letzteren mit einem Stein beſchwert hatte. An der ſpäter aufgefundenen Kindsleiche konnte ärztlicherſeits feſtgeſtellt werden, daß das Kind bei der Geburt ein lebensfähiges ge⸗ weſen iſt. Die Angeklagte, die übrigens ſchon früher einmal unehelich geboren hatte, geſteht die That zu, die ſie aus Furcht vor ihren Angehörigen begangen haben will. Das Urtheil des Gerichtshofes lautet gegen die Steinberg unter Berück⸗ ſichtigung des Strafmilderungsgrundes der Jugend auf 9 Monate Gefängniß. Als ſtrafmildernd wurde auch die ver⸗ wahrloſte Erziehung der Angeklagten in Betracht gezogen. Die Vertheidigung führte Rechtsanwalt Hol z.— 5) In der Nacht vom 30. zum 31. Juli dieſes Jahres entwendete der ſchon mehrmals deſtrafte 26 Jahre alte Zimmer⸗ mann Georg Sieber von Michelfeld dem Zimmer⸗ mann Holzhammer, der auf einer Bank auf der hieſigen Dammſtraße eingeſchlafen war, das Portemonnaie mit 20 Mark Inhalt aus der Taſche. Sieber wird deshalb heute trotz ſeines Leugnens und Bemühens, die That auf den „oroßen Unbekannten“ zu ſchieben, zu einer Gefängnißſtrafe von 1 Jahr 6 Monaten und sjährigem Ehrverluſt verur⸗ theilt.— 6) Friedrich Deichmann von Schaffhauſen, 18 Jahre alt, war wegen mehrfachen Diebſtahls ſchöffengericht⸗ lich zu 5½¼ Monaten Gefängniß verurtheilt worden, von welcher Strafe 2 Wochen durch die Unterſuchungshaft als verbüßt zu betrachten ſeien. Derſelbe war geſtändig, als Bureaugehilfe der hieſigen Güterverwaltung auf der Mühlau in der Zeit vom Juni bis Auguſt d. J. aus der dortigen Schalterkaſſe zu mehreren Malen 0 in der Höhe von 10, 6 und 19 M. und dem Aſſiſtenten Karl Geiger ein Portemonnaie mit eirca 40 M. Inhalt geſtohlen zu haben. Doch legt Deichmann Berufung unter Zurück⸗ nahme ſeiner Geſtändniſſe ein. Allein auch heute wird derſelbe, bei dem man übrigens einen Schlüſſel zu der betx. Kaſſe vorfand, ſeiner Vergehen überführt und in Folge deſſen die eingelegte Berufung als unbegründet verworfen. Daraufhin erklärte Deichmann mit größter Unverfrorenheit, ſich ans Oberlandesgericht wenden zu wollen.— 7) Marie Köhler von Wien, 57 Jahre alt, ſchon mehrmals vorbe⸗ ſtraft, führte im Juli d. J. in der Schwetzinger Straße hier zwei Gelegenheitsdiebſtähle aus und bettelte daſelbſt in einem Hauſe. Urtheil des Gerichtshofes lautete gegen die Köhler auf 8 Monate Gefängniß.— 8) Wegen Heglerei war Chriſtine Winter, geſchiedene v. Berg von Mann⸗ heim, zu einer Woche vom hieſigen Schöffen⸗ gericht verurtheilt worden, ie Angeklogte legte Be⸗ rufung ein. die bente aber als unbegründet verworfen wird. Der Gerichtshof iſt auch heute überzeugt, daß die Angeklagte darum gewußt habe, daß der Kupferſchmied Joh. Müller, der bei ihr wohnte und mit ihr in einem intimen Berhältniß ſtand, im Januar d. J. aus der Stockbeim'ſchen Fabrik hier ein Quantum Zinn entwendet hatte.— 9) Vom 999 7 war der 32 Jahre alte Müller Karl Löbſack von Oberwindersheim, der angeklagt iſt, dem Händler Friedrich Köhler in K 8. 14 hier ca, 4 Pfund Bettfedern geſtohlen zu haben, freigeſprochen worden. Von Seiten der Großh. Staatsbehörde wurde jedoch gegen dieſes Urtheil Berufung eingelegt, die zur Folge hat, daß der Ange⸗ klagte heute des ihm 1* Laſt gelegten Diebſtahls für ſchuldig —— und deshalb zu 2 Wochen Gefängniß verurtbeilt Si Tagesneuigkeiten. — Berlin, 13. Sept. Der Kutſcher Otto Schulz fühlte Beſchwerden in ſeinem Hünenkörper und theilte ſeiner Frau mit, daß er„io ein Rummeln“ im Magen verſpüre. Die Gattin rannte in ihrer zu einem Arzt, der, ohne den Patienten zu beſuchen, ein Mittel verſchrieb, das auch ſofort wirkte und die Beſchwerden beſeitigte. Der Arzt muß aber den Fall für verdächtig angeſehen und der Polizei Meldung erſtattet haben; denn alsbald raſſelte ein Krankenwagen vor das Haus, und zwei Begleiter luden Schulz zu einer Fahrt nach dem Barackenlazareth ein. Der Verdächtige war damit keineswegs einverſtanden und beförderte die Krankenträger kurzer Hand an die Luft. Es dauerte aber nicht lange, als die ganzen Habſeliakeiten des Schulz aus der Wohnung durch einen Möbelwagen abgeholt und erſt nach gehöriger Desin⸗ feltion ihm wieder zugeſtellt wurden. Beim Anblick der Rechnung ſoll Schultz wieder Leibſchneiden bekommen haben. — Krenuzuach, 13. Sept. Großer Gefahr iſt dem „Beneralanzeiger“ fonde durch einen glücklichen Zufall die Saſtwirthin Wittwe Ruppenthal zu Oberbrombach im Fürſten ⸗ wum Birkenfeld entronnen. Dieſelbe erhielt einen Brief ihrer in Hammerſtein verheiratheten Tochter, in welchem dieſe dringend bat, ihr zu beſtimmter Stunde eine Summe Geldes an eine genau beſtimmte Wegeſtelle zu bringen, bis zu welcher die Schreiberin ihrer Mutter entgegenkommen werde. Frau Ruppenthal beeilte ſich, ihrer Tochter, deren Handſchrift der Brief unverkennbar trug, ſchon vorher die verlangte Summe zu bringen, war aber nicht wenig erſtaunt, als dieſelbe von Brief und Geld nichts wußte. Die beiden Frauen behielten ihr Abenteuer für ſich und beobachteten um die beſtimmte Stunde einen verdächtig ausſehenden Landſtreicher, der ſtundenlang an der in dem falſchen Briefe angegebenen Stelle wartete und dann ungehindert verſchwand. Erſt jetzt, nach⸗ dem es zu ſpät war, erſtatteten die Frauen Anzeige. EMetz, 13. Sept. Am Sonntag Mittag bat die feier⸗ liche Enthüllung des Denkmals Kaiſer Wilhelm J. ſtattge⸗ funden. Der Statthalter Jürſt zu Hotenlohe, die Mitalieder des elſaß⸗lothringiſchen iniſteriums, der kommandirende General des 15. Armeekorps, General der Kavallerie Graf von Haeſeler, der Gouverneur von Metz General der Infan⸗ terie v. Fiſcher, die geſammte Generalität, die Offiziertorps aus Meß und den benachbarten Garniſonen, der Biſchof von Metz, Fleck, und die Spitzen der ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden wohnten der Feier bei. Der Bezirkspräſident von Lothringen, Freiherr von Hammerſtein, übergab in feierlicher Rede das Denkmal der Stadt Metz, worauf der Statthalter das Zeichen zur Enthüllung gab. Unter Kanonendonner fiel die Hülle, während die Hapellen die Nationalhymne intonirten und die Bataillons⸗ Fahnen und die Banner der zahlreich anweſenden Vereine ſich ſenkten. Bürgermeiſter Halm dankte und übernahm das Denkmal Namens der Stadt. Alle Straßen waren feſtlich geſchmückt, Die Betheiligung der Bevölkerung war eine außerordentlich lebhafte. Das Denkmal iſt ein Meiſterwerk und macht einen großartigen Eindruck. — Quebee, 13. Sept. Ein Großfeuer zerſtörte 50 Villen in der Villenvorſtadt Hedley. Die Mannſchaften der franzöſiſchen und engliſchen Panzerſchiffe retteten den übrigen Theil der Vorſtadt durch heldenmüthige Arbeit. Der Schaden Million Dollars betragen. 120 Familien ſind achlos. Theater, Kunſt und Wilſenſchaft. Frl. Matura ſang vor einigen Tagen im böhmiſchen Landestheater in Prag das Gretchen in der Gounod'iſchen Oper„Margarethe“ mit großem Erfolge. Das„Prager Abendblatt“ ſchreibt u. A. über das Auftreten der Sängerin: Frl. Matura zeigte auch in dieſer Partie, daß ihr Element der heiße Strom der Empfindung iſt. Die Sängerin bot in Erſcheinung, Darſtellung und Vortrag eine volle harmoniſche Leiſtung. Frl. Matura erndtete ſtürmiſchen Beifall und er⸗ hielt zahlreiche prächtige Kranzſpenden. Spielplan der Stadttheater in Frankfurt a /M. Opernhaus. Mittwoch, 14. September:„Excelſior“; Donnerſtag, 15.: Tannhäuſer“; Freitag, 16.:„Excelſior“; Samſtag, 17.:„Czaar und Zimmermann“; Sonntag, 18.: „Der Freiſchütz“; Montag, 19.:„Das Sountagskind.“ Schauſpielhaus. Mittwoch, 14.:„Nach Madrid; Donnerſtag, 15.:„Krieg im Frieden“; Freitag, 16.:„Gas⸗ parone“; Samſtag, 17.:„Die Ahnfrau“; Sonntag, 18.:„Nach Madrid“; Montag, 19.:„Die Ahnfrau.“ Preisausſchreiben. Herzog Ernſt von Gotha wird bekanntlich im Sommer 1898 auf der Gothaer Hofbühne unter Zuziehung erſter künſtleriſcher Kräfte eine Reihe von Opern in Muſteraufführungen zur Darſtellung bringen. Da⸗ bei ſoll auch ein noch nirgends aufgeführtes einaktiges Opern⸗ werk eines zeitgenöſſiſchen deutſchen Komponiſten aufgeführt werden, für welches ein Preis von 5000 Mark ausgeſetzt wird. Dieſer Preis ſoll mit 4000 Mark dem Komponiſten, mit 1000 Mark dem Librettiſten zufallen, wird aber dem Erſteren eingehändigt. Prämiirung von bloßen Textbüchern obhne Mufik findet nicht ſtatt. Die Aufführungsdauer der Oper, die ſelbſtverſtändlich Originalkompoſition eines Origi⸗ nal-Librettos ſein muß, ſoll 1¼ Stunden nicht überſteigen. 2 Bewerbung berechtigt ſind nur Deutſche oder Deutſch⸗ eſterreicher. Die Einſendungen müſſen anonym und mit einem Motto verſehen ſpäteſtens bis 1. März 1898 an den Herrn Präſidenten und Kabinetschef Dr. Ed. Tempeltey in Coburg erfolgen und von einem verſchloſſenen Couvert mit eben demſelben Motto begleitet ſein, das den Namen des Einſenders enthält. Das Ergebniß der Preisbewerbung wird etwa drei Monate ſpäter verkündet werden. Die her⸗ zogliche Hofbühne erwirkt durch die Auszahlung des Preiſes das Aufführungsrecht nur für die Zeit der erwähnten Muſter⸗ Aufführungen. Die Prüfungskommiſſion, die ſich durch Kooptation ergänzen kann, beſteht aus 12 Mitgliedern, u, A. Levi⸗München, Jahn⸗Wien, Goldmark⸗Wien, Sucher⸗Berlin. Aenele Nachrichten und Felegramme. Hamburg, 13. Sept. Auch den ganzen Nach⸗ mittag nahmen die Krankentransporte unerheblich zu, und zwar erſcheinen viele ſchwere Fälle. Die Arbeit im Hafen und den Quais und die Beförderung der Güter ruht faſt gänzlich; die Noth in den betreffenden Arbeiter⸗ kreiſen nimmt zu; die Meldungen bei dem Nothſtands⸗ Comite vermehren ſich immer fort.— Fürſt Bismarck ſandte heute durch den Oberförſter Lange aus Friedrichsruh dem Comite 1000 Mark. ᷑Klagenfurt, 13. Sept. hart iſt größtentheils abgebrannt; wurden zerſtört. Wien, 13. Sept. Der jungczechiſche Abgeordnete Tekly eiferte geſtern vor ſeinen Wählern in Jungbunzlau in einer heftigen, vom Regierungskommiſſar oft unter⸗ brochenen Rede gegen den Dreibund, dem ſich das ge⸗ ſammte czechiſche Volk entgegenſtelle. Rußland ſei der einzige Freund Oeſterreichs, was es wiederholt in kriti⸗ ſchen Augenblicken bewieſen habe. Zur Erkämpfung des Staatsrechts würden die Czechen nun ebenſo rückſichtslos vorgehen, wie ſeiner Zeit die Ungarn. Peſt, 13. Sept. Heute früh hat ſich im Manödver bei Fünfkirchen das rauchſchwache Pulver bei der Infanterie wie bei der Artillerie glänzend bewährt. Paris, 13. Sept. Der Miniſterrath beſchloß in ſeiner heutigen Sitzung, daß am 22. September anläß⸗ lich des hundertjährigen Jahrestages der Ausrufung der Republik in Pantheon eine große Feier ſtattfinden ſolle, bei der ſämmtliche Behörden vertreten ſein werden. *Paris, 13. Sept. Die großen Uebungen des VI. Armeecorps ſchließen am 15. September mit einer Parade auf der Ebene von Saffais ab, an der gegen 40 000 Mann theilnehmen. Der Geſundheitszuſtand der Truppen, die an dem Manöver theilnehmen, iſt ausgezeichnet. In den letzten drei Tagen hatte das XII. Corps 50 Er⸗ krankungen; die meiſten waren jedoch nur Fußübel; nur eine ernſte Erkrankung an Durchfall iſt vorgekommen. Heute hat das XII. Corps die Aufgabe erhalten, das IX. Corps aus ſeiner Stellung zwiſchen Moulisme und Plaiſance zu verdrängen. Brüſſel, 13. Sept. Eine zahlreich beſuchte Arbeiter⸗Verſammlung im Hauſe der katholiſchen Arbeiter nahm eine Tagesordnung an, in der das Verhalten der Franzoſen in Nordfrankreich gegenüber den Belgiern ge⸗ brandmarkt und zur Vermeidung von Repreſſalten die Intervention der belgiſchen Regierung verlangt wird. Brüſſel, 13. Sept. Aus zuverläſſigſter Quelle erfährt die„Frkftr. Ztg.“, daß die belgiſche Regierung nur mündlich über die Arbeiterhetze in den Nordprovinzen ſich beklagt hat. Ribot antwortete, er bedauere die Er⸗ eigniſſe, die Regierung habe bereits Maßregeln getroffen für die Aufrechterhaltung der Ordnung, könne aber die belgiſchen Arbeiter nicht ſchützen, da die Streitigkeiten Privatintereſſen berühren. Beyens wies daraufhin auf die Gefahr ſolcher Streitigkeiten zwiſchen benachbarten und befreundeten Völkern hin; die belgiſche Regierung werde das Ihrige thun, um die Aufregung gegen die Franzoſen in den bel⸗ giſchen Arbeiterkreiſen zu beſänftigen. Brüſſel, 13. Sept.„Etoile belge“ wirft in einer Beſprechung der Unbilden der belgiſchen Bergarbeiter in Nordfrankreich die Frage auf, wie es komme, daß die franzöſiſche Regierung nicht energiſch gegen die Bürger⸗ meiſter verſchiedener franzöſiſcher Gemeinden wegen der gegen die Belgier geführten Sprache einſchreite; die Bür⸗ germeiſter verletzten das Völkerrecht. Das Blatt hofft, die belgiſche Regierung werde ihre Schuldigkeit thun. Andere Blätter ſprechen ſich in demſelben Sinne aus. *Genua, 13. September. Im Laufe des Tages beſichtigte der König mehrere Etabliſſements, darunter Zuckerraffinerie San in Pierre'Arena und die Werfte Anſoldo in Seſtriponente, wo er dem Stapellaufe des 4000 Tonnen enthaltenden Dampfers„Umberto“ bei⸗ wohnte. Die Königin beſuchte die Wohlthätigkeitsanſtalten. Am Nachmittag fand ein glänzendes Feſt an Bord des franzöſiſchen Panzerſchiffes„Formidable“ ſtatt. Einge⸗ Die Stadt Sankt Leon⸗ 23 Wohnhäuſer laden hierzu waren die Oberoffiziere der Geſchwader, Parlamentsmitglieder und Behoͤrden. Das Königspaar und die Prinzen verweilten dort 2 Stunden und ſprachen dem Admiral Rieunier ihren lebhaften Dank aus. Mannheimer Handelsblatt. A Maunnheimer Effektenbörſe vom 13. S An der heutigen Börſe notirten Pfälziſche Hypotl 124 25 bez., Brauerei Weltz 118 P. Sonſtiges unverändert, Frankfurter Mittagsbörſe vom 13 tember. Nach dem matten Verlauf der geſtrigen auf den meiſten Seiten auch für heute einem tungün Geſchäftstage entgegengeſehen worden. Doch iſt dieſe Er⸗ wartung nur theilweiſe eingetroffen. Von Wien wurden etwas beſſere Courſe gemeldet. Namentlich Staatsbahn und Lombarden waren anſehnlich erholt. Am Bank-Aktien⸗Markte zatten geſtern Gerüchte von einem Aufſchub der Valuta⸗ Regulirungs⸗Operationen, bei Disconto auch die Lage der Popp'ſchen Geſellſchaften verſtimmt, beute, wo über alle dieſe Momente nichts Neues vorlag, machte ſich auch für die leiten⸗ den Bankpapiere etwas Deckangsluſt bemerkbar. Der Ver⸗ kehr blieb jedoch anhaltend ſchleppend, der Schluß war ſchwach, ungeachtet Paris für türkiſche Werthe Feſtigkeit ge⸗ meldet hatte. In Berlin ſprach man von einer baldigen Emiſſion Zproz. Reichsanleihe, für welches Gerücht aber vor⸗ erſt kein Anhalt vorliegt. Der dadurch verurſachte mäßige Rückgang unſerer 3proz. Jonds fand aber doch in einer ſtärkeren Preisherabſetzung von Disconto ſeinen Widerhall, Montanwerthe ſchwach eröffnend, ſpäter befeſtigt, beſonders Laura und Bochumer.— Privat⸗Disconto 2 pet. Frankfurter Effecten⸗Speietät v. 13. Sept 6½ Uhr., Abends. Oeſterr. Kredit 265¼, Diskonto⸗Kommandit 190.65, Berliner Handelsgeſellſchaft 142.40, Darmſtädter Bank 186 30, Dresdener Bank 143.50, Banque Ottomane 115.25. Oeſterr. Ung. Staatsbahn 250¾, Buſchtherader 376.25 Mittelmeer 104.30, Heſſ. Ludwigsbahn 114.60, Deutſche Bank 161.60, Lombarden 85¼, Lübeck⸗Büchener 144.20, Zproz. Portugieſen 22.30, 4proz. Griechen 54.10, 1890er 6proz. Mexikaner 77.70, Zproz. Mexikaner 500er 25, 1000er 24.60, Nordd. Jloyd 113, La Veloce 78.50, Bochumer 136.20, Dortmund 63, Harpener 142.50, Hibernig 117.90, Laura 114.10, Türkenlogſe 28.78, Gotthard⸗Aktien 158.20, Junge Gotthard 149.50, Schweizer Central 131.70, Schweizer Nordoſt 112.80, Union 74.90, Jura⸗Simplon St.⸗Act. 54.40, 5proz. Italiener 92.20, Mannheimer Produktenbörſe vom 13. Sept. Weizen per November 16.80, März 98 17.20, per Mai 98 17.50; Roggen per Nov. 15.20, März 93 15.30; Hafer per Nov. 14.25,. März 93 14.80; Mais per Nov. 11.85, März 1893 12.— M. Tendenz: ruhig. Die Tendenz war an heutiger Börſe 1 Geſchäfte wurden zu gegen geſtern wenig ver⸗ änderten Courſen eine ziemliche Anzahl in Weizen und Roggen abgeſchloſſen. Haſer und Mais nicht begehrt. Amerik. Produkten⸗Märkte. Schlußcourſe vom 18. Sept. ſtigen New-⸗Nork Thicag: n Weizen Mais Schmalz Caffee[Weizen Mais Schmalz Febrnar— 5——.——— e März—— 2———.——.———— Aprif—.————.————— Juni———— ᷓꝓw—?—Um̈—̃— Juli—————.——.—————.— Auguſt—————.—————.— September 79— 575%8.75—.— 78 4850/.40 Oktober 78%5 565.70 18.70————.— November—— 14.——.————.— Dezember 88*⁰ 57⁰ͤ ½6—.— 18.65 785 4⁰ꝙ,—.— Januar————.——.———.—.32 März——— 14—.— 18 40———— Mai 89½ 584—.— 18 85—.—— 42. Schifffahrts⸗Nachrichten. Maunheimer Hafen⸗Berkehr vom 12. Sept, Schiſfer er. Kay Schiff. Kommt von Sadung Hafenmeiſterei II. Satk Nuhrort de Ruhrort Stückgüter 6524 Klsckrer Nubrort 18 85 Kohlen 110⁰⁰ Tries Rubrort 7 Notterdam Stückgüter 181⁸ Iötten 0 90 Hochfeld Schienen 5524 Maaß Rotterdam Weigen 12676 Dreis Kuhrort18 159004 Gbert Katharins Düſſelderf Stückgüter 2142 Sauerwein Auna Ruhrort Kohlen 500⁰ rohhmlüller Nubrort 82 Rotterdam Stückgüter 2692 gelharde e Bliſſtugen Petroleum 12616 Möhlich oger Rotterdam Stückgüter 1910 Stark Joſeph Bliſſingen Vetroleum 15786 Knaub Bohrmann Heilbronn Steinſalz 1044 Hafenmeiſterei I1. Brans Amſterdam 1 Amſterdam Stückgüter 45⁵¹ Feank Induſtrie 24 Rubrort 5 106⁰ Rein Ruhrort 25 Rotterdam Zetreide 18565 Bück Brinz Wilh. v. Wrt. Heilöronn Stückgüter 936 Neuer Ableiter 5 Soda 80⁰ 85 Bruderltebe 55 5 650 Hafenmeiſter ei IV. Gottmann Adelf Rußhrort Kohlen erlamp Eliſabeth 5 5 10800 rotſtollen Auf Gott gewagt 7 5 10900 Düngen Suſanna 5 4 00 Ibdtten Kaxolinchen Duisburg 3 7200 Stachelhaus Unſer Fritz 5 7 1080⁰0 Nenhens Theodor u. Anna 75 75 10900 Kleppner Wilhelmine 55 7 10000 Hahenbilbd Klenge Joſef 2 85 4250 Kipken Maxan 2 2 5800 Terſchüren Eliſe 85 5 11000 VBomas Conflnentſa 5 585⁰ Einigleit'gemünd Steine 7⁰⁰ umpf Havl Hirſchhorn 1500 Beit Jubwig Neclarhauſen„ 1300 Walter Kätche Heilbronn Bretter 900 Sbllert Jerdinand Duisburg Kohlen 626⁰ Schneider Frei u. Schneider['hngönheim Steine 600 New⸗York, 12. Sept.(Drabtbericht der„Red Star Linie“). Der Dampfer„Belgenland“, am 31. Auguſt ab Ant⸗ werpen, iſt heute hier angekommen. Mitgetheilt von der Generalagentur Conrad Herold in Mannheim, G 7, 25. Waſſerſtands⸗Nachrichten. Rhein Konſtanz, 18 Sept. 8 74 m.—%01 J Bingen, 16. Sept. 18s6 m.— 00 Hüningen, 2 Sept. 261 m. +o 21. Kaub, 18. Sept 2 18 m— 000 Kehl, 18 Sept. 294 m—.09 Soblenz, 18 Sept. 2 22 m— 0 01 Lanterburg, 13 Sept. 4 m 614 Köln, 18. Sopt..21 m— 0,08 Maxau, 13 Sept.21 m—. 14 Ruhrort, 18. Sept..57 m— 005 Neckar Mannheim, 4 Sept 395 m.12 Seilbronn, 14. Sept. 0 58 m.—.04 Sermersheim, 18 Sept..07=.os Mannheim, 14 Sept 3 98 m- 912. Mainz, 183 Zept 143 m 0 01 Geld⸗Sorten. Dulaten Mk..66—60 Ruſſ. Imperials Mt, 16.70—65 20 Fr.⸗Stücke„ 16.19—12 Dollars in Gold„ 4,40—16, Engl. Sonvereigns„ 20.40—35 In den„Berliner Neueſten Nachrichten“ vom 3. Sept, befindet ſich folgende Zuſchrift einer Hausfrau:„In dieſer Zeit der Choleragefahr iſt beſonders darauf zu achten, daß alle in der Milch vorhandenen Bakterien vollſtändig vernichtet werden, was nur durch andauerndes(wenigſtens viertelſtündiges Kochen in einem Geſchirr, das ein Ueberlaufen der Milch nicht zuläßt, möglich iſt. Da die bis jetzt bekannten Milchkochappa⸗ rate ziemlich theuer, auch ſchwierig zu reinigen ſind, ſo wird leider in den meiſten Familien die Milch noch in der alten Weiſe gekocht, d. h. ſobald ſie anfängt zu ſteigen, wird ſie vom Feuer genommen. Alle Krankheitserreger, die in der Mil vorhanden ſind, behalten auf dieſe Art ihre volle Anſteckungs⸗ kraft. Nun habe ich bei Mey& Edlich einen Milchkocher gefunden, der leicht zu reinigen und nicht theurer iſt, als ein anderer Kochtopf, den alſo auch eine undemittelte Familie anſchaffen kann. Derſelbe iſt aus Weißblech und endet in einer Trichterform Ich möchte nicht verſäumen, den großen Leſerkreis Ihres Blatkes auf dieſes nützliche in jetziger Zeit wichtige Inventarſtück jedes Haushalts aufmerkſam zu machen. Saanbein 14. Septenber 2 — 2 Aheinſchiffahrt. Nachſtehende Verfügung des Königl. Niederl. Miniſters van Materſtaat bringe ichzur Kenntniß de einſchiffahrtsintereſſenten: Miniſter van Waterſtaat, 5 und Nyverheid bringt zur Kenntniß der Betheiligten, daß nund mit kommendem 20. Auguſt m Hauptdamme zwiſchen den Flüſſen de Noord und Leck 9 m ſüdlich vom nördlichen Ende dieſes Dammes bei Mittelebbe, von Sonnenunter⸗ bis Sonnen⸗ aufgang ein Licht angezündet werden wird, deſſen Brennpunkt 720 m über Mittelebbe liegt, an dieſer Stelle übereinſtimmend mit 0,10 m unter Amſterdamer Pegel. Von der untern Seite desFluſſes geſehen, wird dieſes Licht rothe und von der oberen Seite des Fluſſes geſehen grüne Farbe zeigen. Mannheim, 13. September 1892. Der Rheinſchiffahrtsinſpektor deg J. Bezirkes. Fieſer. 47188 Das diesjährige Ohmdgras von den kirchenärariſchen Wieſen auf den Gemarkungen Brühl mit Rohrhof, Edingen, Schwetzingen und Seckenheim mit einer Ge⸗ ſammtfläche von 59 h 24 59 qm wird am 46719 Mittwoch, 21. Septb. 1892, Vormittags 8 Uhr im Gaſthans zum Pflug in Brüh loosweiſe öffentlich verſteigert. Nähere Auskunft ertheilt Wie⸗ ſenſchütz Schumm in Brühl. Mannheim, 5. Septbr. 1892. Evangel. Colleetur. Buch. Iferde⸗Perſteigerung. 1. Am 19. September er., Vormittags 11 Uhr läßt das 1. Bad. Leib⸗Dragoner⸗Regiment No. 20 im Hofe der alten Dra⸗ goner⸗Kaſerne zu Karlsruhe eine Piente Anzahl ausrangirter ienſtpferde und 2. An demſelben Tage, Vor⸗ mittags 9 Uhr das 1. Bad. Feld⸗ artillerie⸗Regiment No. 14 auf dem Sandplatz bei Gottesaue ca. 0 ausrangirte Dienſtpferde gegen Bagarzahlung meiſtbietend ver⸗ ſteigern. 47070 Königliches Kommando des 1. Bad. Leib⸗Dragoner⸗Regiment No. 20. Pferdeverkanf. Am Freitag, den 16. Sep⸗ tember d.., Vormittags 10% Uhr werdeu in Mannheim am Schloßſtalle(Schneckenhof) von der III. Abtheilung 1. Bad. Feld⸗Artillerie⸗Regts. No. 14, etwa 16 Dienſtpferde öffenk⸗ lich meiſtbietend gegen Baar⸗ zahlung verkauft. 47075 Heffeutliche Verſteigerung. Am 47178 . 16. Sebtember d.., achmittags 2 U werde ich im Pfandlokal Lit. 24, 5 dahier: 1 Tafelklavier, 1 Chiffonnier, J Pfeilerſchrank, 1 Kommode, 1 Divan, 2 Kanapee, 1 Schreib⸗ kommode, 1 Schreibtiſch, 1 Näh⸗ maſchine, 1 Kleiderſchrank, 1 Waſch⸗ ſchrank, 1 Waſchtiſch, 2 Polſter⸗ ſtühle, 1 Blumenſtänder, 1 Gas⸗ ofen, 1 Badwanne, 1Waſſerſchlauch, 1 Abkanntmaſchine, 8 Ladenregale, 2 Ladenſchränke, 1 Ladentheke, eg. 300 Stück verſchiedene Diel verſchienene Bilder und 0 und ſonſt noch verſchiedene Gegen⸗ ſtände im Vollſtreckungswege aen Baarzahlung öffentlich ver⸗ eigern. Mannheim, 55 Septbr. 1892. Gerichtsvollzieher, A 8, 6/. Heffenkliche Perfteigernng. Donnerſtag, 15. September Nachmittags 2 Uhr werde ich im Pfandlokal in Q 4 5 1 Baf enſchrank, 1 elektriſche Uhr, 1 Büfet, 2 Kleiderſchränke, 1 Kommode, 1 Kangpee, 1 Regu⸗ lateur ſowie 1 Kegelbahn mit ubehör gegen Baarzahlung im ollſtreckungsweeg öffentlich ver⸗ ſteigern. 47174 nheim, 14. September 1892. Schuhmacher, Gerichtsvollzieher B 5, 11¼. Steigerungs⸗Bekannt⸗ machung. Dienſtag. 20. September 1892, Vormittags ½9 Uhr beginnend, werde ich im Auftrage des Konkursverwalters Herrn Rechtsanwalt Dr. Darmſtädter in Mannheim aus der Concursmaſſe des Fabrikanten Heinrich Müller in Großſachſen,(Station der Main⸗ Neckar⸗Bahn) in der Behauſung des Gemeinſchuldners ca. 400 Stück Brantwein⸗ u. Eſſig⸗Trans⸗ portfäſſer gegen Baarzahlung öffentlich verſteigern, wozu ein⸗ ladet. 47188 Weinheim, 12. September 1892. nter, Gerichtsvollzieher in Weinheim. Stuttgarter Glanzbügel⸗ Unterricht, 4, 7. Anterricht wird unter gün⸗ ſtigen Bedingungen ertheilt und jeberzeit Wäſche zum Bügeln ommen. 46647 Elegante CJostüme, Fagon 6 Mark, werden angefertigt. 45785 Damenſchneiderei N 3, 15. Neſag Freitag, 16. September d.., Nacmietag 2 Ühr werde ich im Pfandlokale Q 4, 5: 40 Paar Ohrringe, 4 Brochen, 2 Uhr⸗ u. 2 ſteckkämme und Spangen, 24 Waſſer, 9 Stück artongge 1 große Parthie hoch feine Seife gegen Baarzahlu im Vollſtrecküngswege öffentl verſteigern. 471¹ Mannheim 13. Septbr. 1892. Tröndle, Gerichtsvollzieher, U 5, 27. Jagoverpachtung. ie Jagd auf der Gemarkung Seckenheim und zwar Jagdbezirkf öſtlich der Staatseiſenbahn, um⸗ faſſend etwa 945 und Jagdbezirk U weſtlich der ge⸗ nannten Bahn, umfaſſend etwa 1500 Hectar, wird am Montag, den 3. Oktober l.., Vormittags 10 Uhr auf die Zeit vom 2. Februar 1893 bis 2, Februar 1899 auf hieſigem Rathhaus öffentlich verſteigert werden. 47¹ Als Bieter werden nur ſolche Perſonen zugelaſſen, welche ſich im Beſitze eines Jagdpaſſes be⸗ finden, oder durch ein ſchriftliches Zeugniß der zuſtändigen Behörde nachweiſen, daß gegen die Er⸗ theilung des Jagdpaſſes ein Be⸗ denken nicht obwaltet. Der Ent⸗ wurf des Jagdpachtvertrags liegt auf hieſigem e Ein⸗ ſichtsnahme durch die Betheilig⸗ ten auf. Seckenheim, 12. Septbr. 1892. Gemeinderath. Seitz. Ein bejahrter Wittwer, ohne Kinder, mit einem jährlichen Einkommen von 2400 Mark Renten aus Liegenſchaften, ſucht Mangels Damenbekanntſchaft auf dieſem Wege mit einer tüchtigen Perſon, welche Sinn für Häus⸗ lichkeit und etwas Vermögen beſitzt, behufs ſpäterer Verehe⸗ lichung in Berbindung zu treten. Gefl. Offerten unter B 2545 an Rudolf Moſſe Mann⸗ heim. 46779 1. Hypothek, 45—50000 Mk. auf neues An⸗ weſen in beſter Lage hiefiger Stadt geſucht. 47166 Näheres im Verlag. Hühner⸗ u. Taubenfutter Welſchkorn Hafer Gerſte Futtermehl Neps⸗ u. Erduußkuchen empfiehlt Georg Dietz, G 2, 8, Marktplatz 47194 ſehr billig. Friſche Goth. Tervelatwurſt Goth, Salamiwurſt Ital. Salamiwurſt Lachsſchinken Ausgeb. Schinken Hamb. 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