5 — . Telegramm⸗Adreſſe: „Journal Mannheim.“ In der Poſtliſte eingetragen unter Nr. 2602. Abonnement: 60 Pfg. monatlich. Bringerlohn 10 Pfig. monatlich durch die Poſt bez. incl. Poſtauf⸗ ſchlag M..30 pro Qnuartal. Inſerate: Die Colonel⸗Zeile 20 Pfg. Die Reklamen Zeile 60 Pfg. Einzel⸗Nummern 3 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. E 6, 2 (Badiſche Volkszeitung.) der Stadt Maunheim und Um gebung. annheimer Journal. (105. Jahrgang.) Erſcheint wöchentlich ſieben Mal. Seleſeute und verbreitette Zeitung in Maunheim und Amgebung. (Mannheimer Volksblatt.) Verantoktin für den polit. und allg. Thew: Chef⸗Redakteur Herm. Meyer, für den lok. und prov. Theil: Ernſt Müller. für den Inſeratentheil: Karl Apfel. Rotationsdruck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buch⸗ druckerei(Erſte Mannheimer Typographiſche Anſtalt), (Das„Mannheimer Journal“ iſt Eigenthum des katholiſchen Bürgerhoſpitals.) ſämmtlich in Mannheim. E 6, 2 Nr. 155. Wohl kaum ein anderer Vorgang hat in Deutſch⸗ land und über dasſelbe hinaus in den letzten Tagen die Gemüther mehr bewegt, als der Aachener Senſa⸗ tionsprozeß, der ſich um die Zuſtände in dem dor⸗ tigen Alexianerkloſter dreht. Allem Anſcheine nach wird das Urtheil des Gerichtshofes für die Angeklagten, wenn nicht ein freiſprechendes, ſo doch ſehr mildes ſein. Sie haben, was ihre Pflicht war, annähernd den Beweis der Wahrheit für die Dinge erbracht, welche in der Mellage⸗ ſchen Broſchüre an's Tageslicht gezogen worden waren. Es iſt durch die Beweisaufnahme erwieſen worden, daß Forbes, der nicht in die Kategorie der Irrſinnigen ein⸗ zureihen iſt, in dem Alexianerkloſter gegen ſeinen Willen zurückgehalten wurde und vielfach eine brutale Behand⸗ lung über ſich ergehen laſſen mußte, es iſt ferner durch zahlreiche Zeugenausſagen erwieſen worden, daß die Art, in welcher in jenem Kloſter die Inſaſſen von den Brüdern behandelt wurden, eine gerade unmenſchliche undempörende geweſen iſt, und es iſt ſchließlich erwieſen, daß die von den be⸗ treffenden Aerzten und Behörden auszuübende Oberauf⸗ ſicht über das Kloſter eine völlig unzureichende und un⸗ geeignete war. Es dürfte ſomit der Prozeß verſchiedene bedeutſame Konſequenzen nach ſich ziehen. Einmal auf dem Gebiete der Irrenpflege. So ſehr ſich auch im Laufe der Zeit die mediziniſche Spezialität der Pſychiatrie ausge⸗ bildet und vertieft hat, ſo iſt dies unheimliche Reich dennoch vielfach von unſicheren und unzuverläſſigen Begriffen erfüllt, denen das große Publikum ziemlich ungeſchützt gegenüberſteht. Man vergegenwärtige ſich nur die oft gerade entgegengeſetzten Urtheile, welche ärztliche Gut⸗ achter über ein und denſelben Fall abgeben. Ebenſo iſt die rechtliche Seite der Irrenpflege gegen⸗ wärtig entſchieden verbeſſerungsfähig. Bekanntlich ſind die Fälle gar nicht ſo ſelten, in denen Perſonen, die ſchlimmſten Falls als konfus oder nervös überreizt zu bezeichnen ſind, mit ärztlicher Beihilfe von ihren Anver⸗ wandten für Irre erklärt und in Anſtalten eingeſperrt werden, woſelbſt ſie dann ſchließlich in Folge dieſer Ver⸗ gewaltigung thatſächlich dem Wahnſinn verfallen. Hier muß Abhilfe geſchaffen werden, die ärztliche Unterſuchung ſolcher Perſonen muß eine möglichſt umfangreiche, ſich immer wiederholende ſein und die Irrenanſtalten müſſen mehr als alle anderen der ſtrengſten ſtaatlichen Controle beſtändig unterſtehen. Wie berichtet, gedenkt die preu⸗ ßiſche Regierung dieſen Dingen nunmehr ernſtlich näher zu treten, was im Namen der Humanität dankbarſt zu begrüßen iſt. Die Vorgänge im Aachener Alexianerkloſter werden aber auch in politiſcher Beziehung ihre Konſe⸗ quenzen haben. Namentlich an den leitenden Stellen in Berlin glaubte man in den letzten Jahren den Zentrums⸗ forderungen, welche ſich auf Ordensniederlaſſungen be⸗ zogen, ſich beſonders entgegenkommend gegenüberſtellen zu ſollen in der Erwägung, daß viele dieſer Orden in den Werken der chriſtlichen Nächſtenliebe Hervorragendes leiſten. Sicherlich iſt dieſe Er⸗ wägung manchen Orden gegenüber am Platze, aber nicht allen. Der Aachener Prozeß hat den ſchlagenden Be⸗ weis geliefert, daß die Alexianerklöſter geradezu völlig unfähig ſind für die Aufgaben, welche ſie ſich geſtellt. Die Brüder jenes Kloſters, ſoweit ſie in dem Prozeß aufgetreten ſind, verdienen als zuſammen ge⸗ laufenes Geſindel bezeichnet zu werden, das in keiner Weiſe geeignet iſt, eine ſo ſchwere kulturelle Auf⸗ gabe, wie die Irrenpfleze, in der richtigen Weiſe auszu⸗ üben. Hoffentlich werden die deutſchen Regierungen aus den Aachener Enthüllungen die Lehre ziehen, daß es mit den ultramonianen Forderungen nach Ordensnieder⸗ laſſungen nicht ſo tragiſch zu nehmen iſt, daß man viel⸗ mehr in dieſer Beziehung ſehr ſkepi ſch zu ſein alle Ver⸗ anlaſſung hat. Und wenn Jene wiederum kommen und das rührende Lied anſtimmen von der heiß erſehnten Rückkehr aller möglichen Orden, das den ſtändigen Refrain hat: Gebt uns doch die frommen Brüder zurück, die uns ſo gut hegen und pflegen und uns allein aus den ſozialen Nöthen der Gegenwart zu reißen vermögen!— dann ſchlage man ihnen die Aachener Prozeßakten auf und zeige ihnen: Seht, ſo ſind eure frommen, vielgeprieſenen Brüder, unmenſchliche, rohe Barbaren, unfähiges Geſindel! Fort mit Sonntag, 9 Juni 1895. In Oeſterreich ſind, wie berichtel, die Oelega⸗ tionen eröffnet worden, ohne daß in Anbetracht der letzten Kriſen die politiſchen Wogen ſonderlich hoch gegangen wären. Der Abgang Kalnokys und die Ernennung des Grafen Goluchowsky zu ſeinem Nachfolger iſt ziemlich ruhig hingenommen worden. Den Höhepunkt des poli⸗ tiſchen Intereſſes der nächſten Zeit dürfte die Wahlre⸗ formfrage bezeichnen. Die Schwierigkeiten der parlamen⸗ tariſchen Situation, welche durch dieſelbe geſchaffen ſind, werden noch erheblich verſchärft durch einen Antrag des kleri⸗ kalen Tyroler Abgeordneten Dipauli betr. die Rückwirkung der Steuerreform auf den Wahlcenſus. Die Vorlage des Subkomites des Wahlreformausſchuſſes nimmt eine fünfte Wahlkurie in Ausſicht, welche neben den induſtriellen Arbeitern die kleinſten Träger einer direkten Staatsſteuer umfaßt. Bisher betrug der niedrigſte Cenſus, mit wel⸗ chem das Wahlrecht verknüpft iſt, fünf Gulden. Tritt die Steuerreform in Kraft, ſo würden künftig zahlreiche Wähler dieſer Klaſſe, welche zumeiſt getreue Anhänger der Klerikalen ſind, künftig weniger als fuͤnf Gulden direkte Steuer zahlen und damit ihr Wahlrecht in der dritten und vierten Kurie(Städte und Landgemeinden) verlieren, d. h. ſie würden in die fünfte Kurie verſetzt, wo ihr Votum eine weit geringere Kraft beſitzt. Der Antrag Dipauli geht nun dahin, dieſem Verluſt durch fingirte Zuſchläge bei der Steuerveranlagung vorzubeugen und ſo die kleinſten Steuerträger für die klerikale Partei zu retten. Nicht nur die Liberalen, welche dadurch am meiſten betroffen würden, ſind Gegner des Antrags, ſondern auch die Polen und ſogar ein Theil des Hohen⸗ wariklubs, und es beſteht danach kein Zweifel, daß der Antrag abgglehnt wird. dem Hohenwartklub auszutreten, was gleichbedeutend mit der Sprengung deſſelben wäre. So droht der Koalition auch von dieſer Seite Gefahr. Die Bewegung für die im Herbſt in Baden ſtatt⸗ findenden Landtagswahlen kommt nunmehr allgemach in Fluß. Eine auswärtige Zeitung hatte ſich dazu dieſer Tage von Karlsruhe melden laſſen, es ſei für die Ein⸗ berufung des nächſten Landtages ein früherer Termin, vielleicht ſchon der Oktober, in Ausſicht genommen. Dieſe Nachricht dürfte indeſſen lediglich Kombination ſein. Bis jetzt ſind ja noch nicht einmal die Wahlen näher fixirt, da bürfte es mit der Feſtſetzung der Einberufung der Landesboten noch gute Weile haben. In vielen Bezirken hat die Aufſtellung der Kandidaturen bereits begonnen. Mit wenigen Ausnahmen dürften bei allen Parteien die bisherigen Kandidaten wiederum auf dem Plane er⸗ ſcheinen. Selbſt Herr Muſer, der neulich mit etwas theatraliſcher Poſe ſeinen ſtark ſchwarz angehauchten Schild von ſich warf, wird in Offenburg wieder kandidiren. Hingegen ſcheinen die Ultramontanen die unlängſt angekündigte demokratiſche Kandidatur des neulich disziplinirten Karlsruher Ober⸗Ingenieurs a.., Delisle in Bruchſal, nicht acceptiren zu wollen. Wie nämlich dem„Bad. Beobachter“ aus Bruchſal mit⸗ getheilt wird, entbehrt die Nachricht, daß Ober⸗Ingenieur a. D. Delisle als demokratiſcher Kandidat für den Landtag aufgeſtellt ſei, jeglicher Begründung. Es ſcheint, ſo ſchreibt die„Bad. Iztg.“, als ob das Zentrum ſeinem angeblich„berechtigten Anſpruch“ auf das Bruchſaler Mandat trotz ſeinen ſtolzen Worten zwar entſagt, der Kandidatur Delisle aber ſein placet ver ſagt habe. In Schwetzingen iſt, wie berichtet, Profeſſor Treiber als nationalliber. Kandidat definitiv aufgeſtellt worden. Was in heimiſchen und auswärtigen Blättern von Landtagskandidaturen der nationalliberalen Partei in Mannheim zur Zeit geſchrieben wird, iſt lediglich Kom⸗ bination, die größtentheils nur mit dem Zweck der Ver⸗ wirrung von den Gegnern in die Welt geſetzt wird. Die hieſige nationalliberale Partei hat, wie hier wiederholt hervorgehoben ſei, über die Kandidatenfrage noch nichts beſchloſſen und wird ſchon zur rechten Zeit mit ihren diesbezüglichen Maßnahmen hervortreten. —— Aus Stadt und Cand. Mannheim, 8. Juni 1895. 1. Verbandsfeſt des Süddeutſchen Athleten⸗ verbandes. Der Süddeutſche Athletenverband, umfaſſend Bayern, Elſaß, Baden und Württemberg, begeht am 10., 11. und 12. Auguſt in Nauſtadt aſH. ſein 1. Verbandsfeſt. Hierbei werden ca. 48 Vereine vertreten ſein und rechnet man ihnen! auf eine Betheiligung von ca. 2000 Mitgliedern. Einladungen ergehen an ſämmiliche Vereine von ganz Deutſchland, ſo daß (Telephon⸗Ar. 218.) auch Gäſte aus Norddeutſchland erwartet werden. Die Vor⸗ führungen werden eingeleitet durch ein von ca. 600 Perſonen dargeſtelltes Gruppenbild, neben dem Ringen und Stemmen für Juniors und Seniors wird auch ein Ehrenpreis⸗Stemmen ſtattfinden und unter den Spezialübungen wird namentlich das Preisheben eines Rieſen⸗Steines von 10 Zentner Gewicht ein ſelten geſehenes Schnuſtück repräſentiren. An dieſem Verbandsfeſt wird auch der Ringkampf um die Meiſter⸗ ſchaft im Süddeutſchen Athletenverband aus⸗ gefochten werden. Als Preiſe für die Sieger ſind 54 Kränze, 51 Medaillen und 240 Diplome vorgeſehen. Außerdem kommen zur Vertheilung eine größere Anzahl von Ehren⸗ preiſen, indem ein jeder Verbandsverein zur Spendung eines ſolchen verpflichtet iſt und verſchiedene Private bereits beträchtliche Spenden zugeſagt haben. Auch die feſtgebende Stadt wird wohl nicht zurückſtehen und ebenfalls einen Ehrenpreis ſtiften. Der Feſtausſchuß, deſſen Vorſitz Herr Julius Krafft jun. übernommen hat, hat ſich bereits konſtituirt und ſeine Thätigkeit begonnen, um durch eine Reihe von Unterhaltungen und Veranſtaltungen den Gäſten das Verweilen in Neuſtadt ſo angenehm als mög⸗ lich zu machen. Der dritte Feſttag iſt lediglich dem Vergnit⸗ gen und der Erholung gewidmet. Es wird zu dieſem Behufe ein großes Volksfeſt veranſtaltet, deſſen beſter und wdi e Theil ein echt athletiſches Eſſen ſein wird, nämlich die ſpeiſung eines fetten, am Spieß gebratenen Ochſen. Zum Eſſen ſind alle Feſtgäſte eingeladen. Mit den Direktionen der pfälziſchen und badiſchen Bahnen wird der Ausſchuß wegen vorſtellig werden. Alle ſchriftlichen ufragen von auswärts ſind an den Verbandsvorſitzenden Herrn J. Ph. Müller in Neuſtadt zu richten. Genoſſenſchaft für den Abſatz von Grünkern. Mit Unterſtützung der Centralſtelle der badiſchen Landwirth⸗ ſchaft hat ſich eine Genoſſenſchaft gebildet, welche den Abfatz von Grünkernen für ihre Mitglieder beſorgt. Da faſt alle Produzenten des Odenwaldes derſelben angehören, ſo iſt man künftig bei Bezug von Grünkernen allein auf dieſe angewieſen. Der Hauptverſandt findet von Buchen aus ſtatt. Statiſtiſches aus der Stadt Maunheim von der 20. vom 19. Mai bis 25. für die 34 Todesfälle, die in unſerer Stadt vor⸗ kamen, verzeichnet das kaiſerliche Geſundheitsamt folgende Krankheiten: In 1 Falle Maſern und Rötheln, in— Falle Schärlach, in— Falle Diphtherie und Croup, in— Falle Unterleibstyphus 095 Nervenfteber), in 1 Falle Kindbett⸗ ſieber(Puerperalfieber), in 4 Fällen Lungenſchwindſucht, in 2 Fällen akute Erkrankung der Athmungsorgane, in 2 Fällen akute Darmkrankheiten,(in— Falle Brechdurchfall, Kinder bis 1 Jahr—). In 22 Fällen ſonſtige verſchiedene Krankheiten. In 2 8. Tod. Der Odenwaldklub(Geſammtverein) veranſtaltet am Sonntag, 28. Juni, einen c een nach Neun⸗ kirchen im Odenwald, woſelbſt an dieſem Tage die Ent⸗ hüllung des dem vorſtorbenen Mitbegründer und mehrjährigen Vorſitzenden des Odenwaldklubs, Oberbürgermeiſter A. Ohlh von Darmſtadt errichteten Denkmals ſtattfindet. Patentliſte badiſcher Erfinder. Ertheilt an: J. Blank, Heidelberg: Badeofen.— E. Reis, Pforzheim, Baden: Lösbarer Handgriff für Bügeleiſen; Zufatz z. Patent 74,762. W. Lorenz, Karlsruhe: Wechſelgetriebe mit innen und außen verzahnten Ringe.— R. Heyd, Zizenhauſen bei Stockach: mit ſeitlicher Rauchabführung; Zuſatz zum Patent 021. Ein Schwindler ſchlimmer Sorte wurde in Freiburg zur Haft gebracht. Der ſaubere Kunde hatte ſchon einige Zeit in verſchiedenen Gegenden des Landes ſein Unweſen ge⸗ trieben. Er hatte ſich theils als Geſchäftsführer einer grö⸗ ßeren Künſtlergeſellſchaft, theils als Seiltänzer oder Luft⸗ ſchiffer ausgegeben und dementſprechend ſogar Veröffentlich⸗ ungen in den Zeitungen erlaſſen, in welchen er ſich als Kapitän Weinberger unterzeichnete und auf Grund dieſer Schwindeleien bei den Wirthen nicht nur Kredit, ſondern an mehreren Orten auf Verlangen auch Darlehen exhalten. Nach einigen Tagen verſchwand aber der ſaubere Gaſt, ohne nach der Zeche zu fragen, auf Nimmerwiederſehen. Schlägerei. Die Gg. Schwarz'ſche Wirthſchaft war am 19. Mai der Ort einer allgemeinen Keilerei, ſodaß der Wirth ſich ſchließlich veranlaßt ſah mit dem Ochſenziemer Luft zu ſchaffen. Als Gegenleiſtung hierfür ſchlugen ihm die Tagelöhner Johannes Balmert und Hermann Nüßgen 9 Fenſterſcheiben im Werthe von 28 Mark ein. Wegen Sach⸗ beſchädigung erhält heute jeder der raufluſtigen Geſellen 1 Woche Gefängniß. Balmert hat bei der Prügelei ſich derartig ſchwere Verletzungen am rechten Arm zugezogen, daß er den⸗ ſelben heute noch in der Binde trägt. Konkurſe in Baden. Oberkirch. Ueber das Ver⸗ mögen des Landwirths und Fuhrhalters Bernhard Walter in Oppenau. Konkursverwalter Notariatsgehilfe Emil Bögli in Oppenau; Prüfungstermin: Donnerſtag, 18. Juli. Aus dem Graoßherzogthum. Wiesloch, 6. Juni. Während die Arbeiter in der neuerbauten Ziegelhütte der Herren Gebr. Steidel hier thätig waren, ſtürzte ein Theil des Neubaues unter furchtbarem Knalle ein, die ſehr ſtarken hölzernen Tragbalken gingen wie moxſches Holz auseinander und etwa 10,000 dort zum Trocknen aufgeſtellte Backſteine wurden zu Grunde gerichtet. Einige Arbeiter trugen leichte Verletzungen davon. Tauberbiſchofsheim, 8. Juni. Angeſichts der 5 aufgetretenen Typhusepidemie ſoll der in dieſem Jahre abzuhaltende Feuerwehrtag auf ſpäter verſchoben werden. Villingen, 7. Juni. Wie aus Zürich berichtet wird, wurde der Theilhaber Merz von der in Konkurs Firma Furtwängler und Merz hier dort von zwei Villingern Eiaß del Er gab denſelben an, er habe eine Wallfahrt nach infiedeln gemacht und entfernte ſich ſchleunigſt wieder. Der andere Theilhaber Furtwänalers baßmdet fich hu Biaan WH ai 1895. An Todes *—— 2 2. Seite. Seneral⸗Anzeiger. Mannhetm, 9. Junt. gefängniſſe. Die Wechſelbetrügereſen, welche dieſe beiden die e eſchäft leut« zusführten, bringen mehreren weniger bemittel⸗, ß 8 1 e ee ee eeee ten Leuten ſehr empfindliche Verluſte. —— Flziſch-Hefſiſche Nachrichten. Kaiſerslautern, 7. Juni. Das am 26. vor. Mts. Nach⸗ mittags gelegentlich eines ſchweren Gewitters beim Einſturz der Neumühler, erſt vor zirka 18 Jahren neu erbauten Brücke verunglückte Mädchen des Maurers Allein von der Neumühle iſt am Donnerstag an beſagter Unglücksſtelle in aufrecht⸗ ſtehender Haltung gefunden worden. Dasſelbe hielt nach dem f..“ in der einen Hand noch ein unverſehrtes Halb⸗ oppenglas und in der andern die Handhabe von einem ilchhafen. Hände und Füße waren völlig zerſchmettert. Worms, 8. Juni. Verhaftet wurde ein Geſchäftsrei⸗ ſender aus Karlsruhe wegen Betrugs. Derſelbe ſtand bei einem Eigarrenfabrikanten in Heppenheim a. B. in Dienſten, wurde vor Kurzem aus dieſer ſeiner Stellung entlaſſen und at trotzdem nachträglich noch Gelder bei hieſigen Kunden er⸗ ben und für ſich verwendet. Gerichtszeitung. Mannheim, 7. Junj.(Strafkammer III.) Vorſitzender: err Landgerichtsdireclor Weizel. Vertreter der Großh. taatsbehörde: Herr Staatsanwalt von Duſch. 1) Der 24 Jahre alte Tapezier Georg Heiß von Ober⸗ ramſtadt verübte in der Nacht vom 5. zum 6. März d. Is. in Heidelberg einen großen Scandal. Als ihn der Schutzmann Böhrer deßhalb feſtnehmen wollte, ſchrie er: Ihr Lumpen, ihr Tagdiebe, ihr Schmutzlappen, die wir Arbeiter unterhalten müſſen und verband damit einen beleidigenden dummen Reim auf den Großherzog. Außerdem ſchlug er in ſeiner Ange⸗ trunkenheit drei dem Bäcker Holz gehörige Töpfe mit Blumen entzwei. Wegen Beleidigung des Landesherrn, Sachbeſchä⸗ digung, Ruheſtörung und Schmähung verurtheilte ihn das Gericht zu 2 Monaten 1 Woche Gefängniß und 8 Tage Haft. 2) Der 20 Jahre alte Maurer Andreas Eppinger von Petersthal war ſchöffengerichtlich wegen unehelichen Zuſam⸗ menlebens zu 14 Tagen Haft verurtheilt worden. Seine Be⸗ rufung gegen dieſes Erkenntniß wurde als unbegründet verworfen. 9 Wegen Kuppelei wurde der Taglöhner Robert Kunz von Gundelsheim zu einer Gefängnißnißſtrafe von 2 Jahren und Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Jahren verurtheilt. Knnz hatte eine Dirne geheirathet, um ſich von derſelben ernähren zu laſſen. 4) Wegen Untreue und Unterſchlagung ſtand der 65 Jahre alte Altbürgermeiſter von Ziegelhauſen, der Landwirth Joh. Schneider, unter Anklage. Der Angeklagte, welcher bis zum Spätjahr vorigen über 30 Jahre lang, Bürgermeiſter von Ziegelhauſen geweſen, hak in vier ällen, das Vertrauen, das er als 0 ſeines Ehren⸗ amtes genoß, mißbraucht. Die Eheleute Martin Baierle von Ziegelhauſen waren in den 60er Jahren nach Auſtralien ausgewandert. Im be⸗ 1880 ſtarb der Vater der Ehefrau Baierle und hinterließ derſelben einiges Vermögen, welches, da der Aufenthalt der Erbin nicht bekannt war, bei der Amtskaſſe in Heidelberg hinterlegt wurde. Im Jahre 1890 7 015 dann die Ehefrau Baierle, die von ihrer Erbſchaft nzwiſchen erfahren, an Schneider, ſchickte ihm Vollmacht und dieſer erhob die Erbſchaft— inel. Zinſen 1635 Mk. Anſtatt indeſſen das Geld an ſeine Beſtimmung zu ſchicken, wandte er 1100 Mark davon ſeinem Sohn zu, den Reſt ver⸗ brauchte er ſelbſt. Richtig iſt zwar, daß vor 4 Jahren ein Schwager der Erbin ebenfalls von Auſtralien ihn ge⸗ warnt hatte, das Geld an den Ehemann Baterle zu ſchicken, 920 es dann verloren ſei, allein wenn er auch in dieſer tung den Intereſſen der Erbin hätte nützlich ſein wöllen, ſo hätte er eben andere Mittel und Wege ſuchen müſſen, um das Geld der Erbin zu übermitteln und durfte es nicht derſelben einfach vorenthalten bezw. Weiter hat Schneider im März v. J. den Betrag von 444., den er von Landwirth Karl Theodor Schmidt zur Auszahlung an die Maria Stadler erhalten hatte, für ſich verbrauchk. Drittens hatte er zwei Geldbeträge, 126 M. und 187 Mk,, die ihm von der Katharine Gaſſert zur Einlage bei der Spar⸗ für zwei e übergeben worden waren, eben⸗ kaſſe alls„bei ſich angelegt“. Den vierten Anklagepunkt, welcher ie Unterſchlagung von 30 Mk. in einer Erbſchaftsſache be⸗ traf, ſtellte die Staatsanwaltſchaft heute in das Ermeſſen des Gerichts. Der Angeklagte räumte heute ein, nicht korrekt gehandelt zu haben, beſtritt jedoch, die Ab⸗ ſicht zu haben, irgend Jemanden zu ſchädigen⸗ Er habe immer den Willen und die Mittel beſeſſen, etwa an ihn herantretende Anſprüche bez. der Gelder, die er bei ſic gut aufgehoben gehalten, zu befriedigen. Er beſitzt thatſächlich ein Vermögen von ca. 30,000., mußte aber zugeben, nicht ſelten wegen Faſſten Geldes in Verlegenheit geweſen zu ſein. Uebrigens ſind alle defraudirten Beträge erſetzt. Das Urtheil lautete auf 1 Jahr Gefängniß, abzüglich 2 Monate der er⸗ andenen Unterſuchungshaft. Verth..⸗A. Dr. Eberts⸗ eim. Der Verurtheilte wurde auf freien Fuß geſetzt. — Theater, Kunſt und Wiſſenſchaft. Spielplan des Großh. Hof⸗ und Nationaltheaters in Maunheim in der Zeit vom 9. Juni bis 16. Juni. Sonntag, .;(A)„Hänſel und Gretel“,„Cavalleria ruſticana“. Mon⸗ tag, 10.:(Aufgeh. Abonnem. Vorrecht A)„Die Kinder der Excellenz“. Herr Georg Engels als Gaſt. Mittwoch, 12.: ufgeh. Abonn. Vorrecht B) Gaſtſpiel des Herrn Hrellag, 14.:(B)„Fauſt“(1. Theil). Sonntag, 18.:(B)„Aida“. Schopenhauer⸗Denkmal. Donnerstag das durch Sammlungen zu Stande gekommene, von dem inzwiſchen verſtorbenen dortigen Bildhauer Franz Schierholz errichtete Denkmal des Philoſophen Arthur Schopen⸗ hauer(T 1860) enthüllt worden. Landgerichtsrath Dr. Gwinner, der Freund und Biograph des Philoſophen, hielt die Feſtrede. Adickes übernahm das Denkmal namens Stadt. Aeneſte Nachrichten und Telegramme. (Privat⸗Telegramme des„General⸗Anzeigers“.) Mannheim, 9. Juni.(Hochwaſſer). Der Neckar iſt bei Heilbronn ſeit geſtern von 177 auf 355 entimeter geſtiegen. Das Wachſen des Waſſers hält an. „Karlsruhe, 8. Juni. Die anläßlich des 6. bad. Sängerbundesfeſtes ſtattgehabten Weltgeſangskonzerte und das Feſtkonzert haben eine Bruttoeinnahme von 5488 M. ergeben gegen 4585 im Jahre 1890. Darmſtadt, 8. Juni. Die erſte Ständekammer wird am 12. Juni zu einer Sitzung zuſammentreien. Auachen, 8. Juni. Sümmtliche Angeklagte wurden freigeſprechen, weil In Frankfurt a. M. iſt am (Prozeß Mellage⸗). Koſten wurden der Staatskaſſe auferlegt. *Stuttgart, 8. Juni. Der Köͤnig iſt heute früh mittelſt Sonderzuges nach Balingen abgereiſt. Der Mi⸗ niſter dis Innern von Piſchek iſt geſtern nach dorten gereiſt. Von Ulm iſt eine dritte Abtheilung Pioniere mit Pontons und Brückenmaterial nach Balingen abge⸗ gangen. Geſtern ergoſſen ſich nochmals Wolkenbrüche und Hagelſchläge über den Welzheimer Wald und in den Bezirken Horb und Saulgau. Auch in Canſtatt war geſtern Abend Hagelſchlag. Der Neckar führt ſtarkes Hochwaſſer und bringt große Mengen von Holz, Möbel und Thierleichen. Heute iſt der Himmel überall wolken⸗ los. Das Hilfscomité, dem zumeiſt Abgeordnete aller Parteien angehören, veranſtaltet Sammlungen. *Stuttgart, 8. Juni. Schwere Wolkenbrüche von geſtern werden ferner gemeldet aus Hemighofen und Langenarchen, wo auch kurzer Hagel fiel, ebenſo aus Altheim und Andelfingen im Beziek Reutlingen und auz Halfingen im gleichen Beziik. Hier wurde der Plan⸗ wagen eines Hauſirers mit Toöpfergeſchirr fortge⸗ riſſen. Die Wageninſaſſen, ein Mädchen von 17 und ein ſolches von 4 Jahren, ſind ertrunken. In Aßmannshauſen, Oberamt Biberach, wurde das Rathhaus, in Appenweiler im gleichen Bezirk eine Mühle fortgeriſſen, wobei ein Kind ertrank. In Alt⸗Kirſchbach und Latten, Oberamt Freudenſtadt, richtete eine Windhoſe mit nachfolgendem Wolkenbruch ſchweren Schaden an. Auch im Lauterbachthal und im Kirchbachthal und im Sulzbachthal bei Schramberg iſt ein ſchwerer Wolken⸗ bruch niedergegangen. In Niederau, Oberamt Tübingen, riß der hoch angeſchwollene Neckar 4 Bruͤcken fort. In Ludwigsburg ſiel kurzer Hagelſchlag. Durch einen Wolkenbruch wurde auch das Nagoldthal überfluthet. Der Schaden an Feldfrüchten, Wieſen und Obſtbäumen iſt an allen Punkten enorm. Köln, 8. Juni. We die„Köln. Zeitung“ aus Sofia meldet, hat der Unterſuchungsausſchuß ſeine Arbeiten beendet, ohne Stambulow vernommen zu haben. Es heißt, der Ausſchuß habe in ſeinem Berichte an die Sobranje, Anklage gegen Stambulow wegen Verletzung der Verfaſſung und wegen Mißbrauchs der Staatsgelder zu erheben. Leipzig, 8. Juni. Das„Leipziger Tageblatt“ meldet: Eine heute Morgen hier ſtattgehabte Verſamm⸗ lung der aufſtändiſchen Maurer beſchloß, in dem Aus⸗ ſtand zu verharren, etwaige Vermittelungsvorſchläge der Gemeindebehörden aber nicht zurückzuweiſen. »Weimar, 8. Juni. In der zahlreich beſuchten Verſammlung der Götbegeſellſchaft, welcher der Groß⸗ herzog und die Großherzogin beiwohnten, hielt nach Er⸗ ſtattung des erſten Jahresberichts durch Ruland, Spiel⸗ hagen einen ſehr beifällig aufgenommenen Vortrag über ethiſche Dichtkunſt und über Göthe. Supom machte Mittheilung über die Auffindung eines für Annette Schönkopf beſtimmten Büchleins mit gedichteten Erzäh⸗ lungen aus der Zeit ſeines Leipziger Aufenthalts. Der Neubau des Göthearchivs wird im nächſten Jahre vol lendet ſein. Kiel, 8. Juni. Der Kaiſer begab ſich ſofort nach ſeiner Ankunft im Standartenboot, welches er eigen⸗ händig ſteuerte, an Bord der„Hohenzollern“, während ſein Gefolge in einer Pinaſſe folgte. Die Schiffe ſalu⸗ tierten den Monarchen, welcher von der Mannſchaft, die auf Deck Aufſtellung genommen hatte, mit Hurrahrufen begrüßt wurde. Der kommandirende Admiral Knorr, der Stationschef Reiche und der Stadtkommandant von Franſecky, welche ſich zum Empfange auf den Bahnhof begeben hatten, meldeten ſich ſpäter auf der„Hohenzollern.“ »Wyk, 8. Juni. Das hier beheimathete Sch ff „Martha“, am 10. Mai von Warth mit Kohlen ab⸗ gegangen, iſt ſeit längerer Zeit überfällig. Es liegt die Möglichkeit vor, daß das Schiff mit ſeiner Beſatzung in den Stürmen vom 15. zum 16. Mai untergegangen iſt. »Wien, 8. Juni. Mittags verſammelte ſich die ungariſche Delegation in der Hofburg. Auf die Anſprache des Präſidenten Grafen Alladar Andraſſy antwortete der Kaiſer:„Die Verſicherung treuer Ergebenheit die Sie mir wieder ausgeſprochen haben, erfüllt mich mit aufrichtiger Genugthuung. Mit lebhafter Befriedigung kann ich hervorheben, daß ſeit der letzten Delegations⸗ ſeſſion die auswärtigen Verhältniſſe der Monarchie ſehr erfreuliche geblieben ſind. Die erfolgreiche Pflege der freundſchaftlichen Beziehungen zu allen europäiſchen Mäch⸗ ten haben zur Beruhigung und zur Konſolidirung des allgemeinen Friedens weſentlich beigetragen. Feſthaltend au den bisherigen bewährten Gruß dlagen unſerer Politik werden die Beſtrebungen meiner Regierung auch weiter⸗ hin auf die Stärkung dieſes für unſere und für die ge⸗ meinſamen Intereſſen Europas befriedigenden Zuſtand's Die Mehrforderungen meiner Kriegs⸗ gerichtet werden. verwaltung bewegen ſich in den gleichen Grenzen wie im Vorjahre. Sie entſprechen der Nothwendigkeit, die Dank der Opferwilligkeit Meines Volkes geſchaffene Organiſation und Ausrüſtung des Heeres und der Kriegsmarine weiter auszugeſtalten und dieſe beiden Theile der bewaffneten Macht auf der Höhe ihrer Auf⸗ gabe zu erhalien. Die wirihſchaftliche und finanzielle Lage der Monarchie wird hierbei möglichſt berückſichtigt werden. Die Verhälinſſſe Boeniens und der Herzegowine weiſen ſowohl in wirthſchoftlicer als in jeder ondern Beziehung eine unverändert befriedigende Enwickelung auf und werden dieſe Länder auch im Jahre 1896 in der Lage ſein, für ihre Bebürfniſſe aus eigenen Mitteln zwei ſchlanke, in ihrer lagen Ihrem patriotiſchen Eifer und Ihrer bewährten Einſicht empfehle, wünſche Ich Ihren Arbeiten beſten Erfolg und heiße Sie herzlich willkommen. Wien, 8. Juni. Blättermeldungen aus Oeden⸗ burg zufolge ſind durch den Hagelſchlag viele Menſchen umgekommen. 18 Leichen wurden aus dem Waſſer ge⸗ zogen; 16 Häuſer ſind eingeſtürzt. Die Anzahl der Verunglückten wird auf 32 angegeben. Budapeſt, 8. Juni. 1200 Briefträger und gleich⸗ geſtellte Ponbedienſtete haben heute den Dienſt eingeſtellt, nachdem die Forderung auf Erböhung ihrer Bezüge zu⸗ rückgewieſen wurden und die Wortführer in die Provinz verſetzt worden waren. Am rechten Donauufer wurden heute hier keine Briefe ausgetragen, am linken Ufer nur theilweiſe. Die Streikenden begaben ſich in eine Ort⸗ ſchaft außerbalb des hieſigen Polizeirayons, wo ſie ihr ſtändiges Quartier einrichteten. * London, 8. Juni. Die„Times“ melden aus Hongkong: Die Japaner haben ihr Haupiqſnartier in Taſpefu aufgeſchlagen. Der Verluſt auf japaniſcher Seite bei dem jüngſten Gefechte betrug nur 8 Mann. Durch die Plünderung der Chineſen wurde Eigenthum im Werthe von Millionen Dollars zerſtört. Der Dampfer, auf welchen die Forts feuerten, war der Dampfer„Arthur“, welcher den Präſidenten der Auf⸗ rührer an Bord hatte. Durch das Feuer der Forts wurden 7 Mann getödtet und 17 verwundet. Durch das Feuer des deutſchen Kanonenbooſes„Ilt“, welches die Schuſſe der Forts erwiderte, wurden 13 Mann getödtet. Chriſtiauia, 7. Juni. Storthing. In der Debatte über die Annahme der Tagesordnung wies Steen auf die Ereigniſſe vom Jahre 1860 hin. Mit Rückſicht auf dieſe Ereigniſſe wolle er für die Tagesordnung ſtimmen, beſonders aber, weil ſie ein beſonderes norwegiſches Mini⸗ ſterium des Auswärtigen zur Vorausſetzung habe. Lind⸗ boe(Linke) erklärte, er müſſe gegen die Tagesordnung ſtimmen, weil die Erfahrung lehre, daß Norwegen bei Verbandlungen nie ſein Recht erlangt habe. Ullmann bezeichnete die Tagesordnung als zweideutig; er wolle aber in demſelben Sinne, wie Steen ſich äußerte, dafür ſtimmen. Schweiggard hob hervor, wenn auch die Rechte für die Tagesordnung ſtimme, ſo halte ſie doch an ihrer Auffaſſung der Sachlage feſt. *Waſhington, 8. Juni. Olney, bisher Chef des Juſtiz⸗ Departements, iſt zum Staatsſekretär ernannt worden. Chef des Juſtiz⸗Departements wurde Judſon Harmon aus Cincinnati. Buenos⸗Aires, 8. Juni. Der Finanzminiſter verfügte de Ausgabe von Cederlas im Betrage von 15 000 000 Dollars ſowie die Flüſſigmachung von 75 pCt. der Depots der Converſtonskaſſe. Von det Elbe Reiſebilder vom Nord⸗Oſtſee⸗Kanal. Von Robert W. Dahns. (Nachbruc verboten.) —— III. Kiel, Anfang Juni 1888. Es ſind überaus reizende Blicke, die ſich dem Wanderer am Nord⸗Oſtſee⸗Kanal zwiſchen Klein⸗ und Groß⸗Bornholt bieten, wo die Gärten der Bauern faſt unmittelbar an den tieſen Einſchnitt ſtoßen, und hin und wieder rechts eine Pforte in den hohen Hecken ſich öffnet, während links eine Holztreppe von 80 bis 100 Stufen zum tiefen ole hinunter⸗ führt. Dort baden die Burſchen, dort holen die Mädchen Waſſer, und die„Monarchen“, entlaſſene Kanalarbeiter, die vertraute Gegend noch nicht verlaſſen mochten, ſchlafen unten im Graſe oder ſitzen angelnd am Rande der Stein⸗ böſchung. Und hier iſt es denn auch, wo ſich an einer kurzen Wegebiegung ein Bild entrollt, das ich die landſchaftliche Perle des Kanals nennen möchte. Die hohen, buſch⸗ und raſenbegrünten Abhänge ſchwenken hier plötzlich nach links und in wieder, immer noch ſteigend, nach rechts; die blanke Waſſerfläche dehnt ſich eine halbe Meile hinaus in faſt gerader Richtung, und eben am Ende, wo die grünen Flanken wieder umbiegen, ſich rten in ihrem heiter ſtolzen, durch die Ferne duftig ve Bogen die Brücke bei Grünenthal von Abhang zu Abhang, Höhe von nahezu 40 Metern trotz der ewaltigen Stärke zierliche Thürme faſſen den ungeheuren ogen ein, der den beinahe 60 Meter breiten Waſfſer⸗ ſpiegel auf beiden Seiten um mehr als 45 Meter über⸗ ſpannt und unter ſich das Land jenſeits der Brücke, in einen ſchönen Rahmen geſpannt, weite Ferne über⸗ ſehen läßt. Die ungeheuren Eiſenmaſſen der Konſtruktion enthüllten ſich erſt beim Nähertreten: von hier, in 3 bis 4 Kilometer Entfernung, erſcheint das 900 faſt wie ein duftiger Regenbogen; man ſieht durchs Glas zierliche Menſchen, Wägelchen wie aus der Spielſchachtel iſchen dem Gitterwerk hinübergleiten und wundert ſich, daß die da oben nicht ſchwindelig werden in ihrer Höhe von 140 Juß über einer Waſſertiefe von abermals 27 Fuß. Von der Kanal⸗ ſohle bis zur Brückenbahn hinauf ſind's 51, bis zum Scheitel⸗ 595 der bogenförmigen Gurtungen 61, bis zu den Zinnen er Thürme 70 Meter. Jetzt windet ſich oben eine elſerne, dampfausſtoßende Schlange von Güterwagen über eiſernen Steg, unten faucht ein flinker Dampfer hindurch: die kühnſte Brücke, der größte Kanal, Schiff und Eiſenbahn über⸗, untereinander,— wahrlich hier ſtehen wir unter dem Zeichen des Verkehrs!— Und dann ſtand ich oben auf dem ſtolzen Bauwerk, das übrigens rund 4 Millionen gekoſtet hat, und genoß die herr⸗ liche Ausſicht ins blühende Land hinein nach Süden und Oſten und hatte Gelegenheit, neben den gewaltigen Bogen⸗ trägern, die in der mittleren Hälfte der Brückenlänge die Fahrbahn durchbrechen und noch 10 Meter höher anſteigen, auch die ſtaunenswerthen Dämme zu bewundern, die die Bahn, eine Chauſſee und eine Landſtraße aus der auf die Brücke und wieder hinab tragen. Ihr Material war nicht weit her zu transportiren,— man holte es ja unmittelbar daneben aus dem Einſchnitt,— welche Maſſen aber nöthig waren, um dieſe harten ſchon völlig befeſtigten und grün be⸗ raſten Wälle aufzuſchütten, durch die das Ausſehen der Land⸗ ſchaft bei Grünenthal vollſtändig verant 44t worden, das er⸗ cheint faſt unglaublich. Um einen laufenden Meter davon erzuſtellen, hätte man vier bis fünf große Güterzüge mit and gebraucht, und die mehr als tauſendfache Vange hat bis zur Kieler gugt. 5 2 98 8 — Mannheim, 9. Juni. General⸗ Anzeiger. 8. Seite. jeder Zufahrtsdamm! Es iſt in der That auch noch neben den 30,000 Centnern Eiſen, die der Brückenbogen verſchlang, ein gewaltiges Stück Arbeit in dieſer Ueberführung ver⸗ körpert. Auf der vier deutſche Meilen langen Strecke von Grünen⸗ ghal bis Rendsburg bietet der Kanal landſchaftlich faſt gar nichts, techniſch aber um ſo mehr Sehenswerthes. Das hinter der Brücke ſchnell abfallende Terrain verläuft Meile um Meile gleich flach, und zwar größtentheils in Mooren, deren einige von bedeutender Ausdehnung, ſo das Reit⸗ und Meckelmoor, vom Kanal ihrer ganzen Länge nach durchſchnitten werden. Zunächſt ſcheint freilich die Waſſerſtraße auch hinter der Brücke noch mehrere Kilometer im tiefen Einſchnitt zu liegen, aber es ſcheint in der That nur ſo. In Wahrheit ſind es auch hier wieder breite, 10 bis 15 Meter hoch aufgeſchüttete Sanddünen, die den Kanal auf beiden Seiten begleten und zu deren Herſtellung beſondere Maſchinerien erbaut worden ſind. Schon von Weitem fallen dieſe ſonderbaren ſchwimmen⸗ den Maſchinenhäuſer auf, die ſich durch zwei überaus hohe, krahnartige Eiſenmaſten bemerkbar machen, von denen eine Röhre, faſt horizontal durch Ketten aufgehängt, weit über die Ufer hin⸗ weg landeinwärts reicht. Man glaubt eine neue Konſtruktion von Baggern zu ſehen, aber dieſe koloſſalen Hebewerke ſchöpfen lediglich den, mit viel Waſſer vermiſchten Sandinhalt der be⸗ ladenen Prähme aus, gießen ihn oben in die Röhren und praſſelnd wie ein Waſſerfall ſtürzt auf der anderen Seite der Schlamm aus großer Höhe ins Land hinab, wo ſein Sandge⸗ halt die mehrfach erwähnten, bis 100 Schritte breiten Dünen bildet, während das Waſſer abläuft, ſich ſammelt und geklärt in den Kanal zurückkehrt. An anderen Stellen, wo der Sand noch weiter zu entfernen iſt, ſind große ſchwimmende Pump⸗ ſtationen beſchäftigt, den dünnen Sand⸗ und Waſſerbrei durch eiſerne, auf dem Waſſer zwiſchen leeren Tonnen ſchwimmende Röhren zu preſſen und weit landeinwärts über die Deiche zu ſchleudern. Auf Jahre hinaus werden dieſe bleichen, glänzen⸗ den Sanddünen dem Kanal ein Ausſehen geben, als leite er durch eine Wüſte; erſt ſpäter wird wenigſtens dürres Gras, Ginſter und Haidekraut die hohen Hügelketten mit einer natür⸗ lichen grünen Patina überziehen. An den meilenlangen Mooren kann man Stunden lang gehen, ohne daß man auf den Deichen einem Wanderer be⸗ gegnet: auf der einen Seite der endloſe Waſſerarm, auf der andern das grüne, trügeriſche Moor— die einzigen Laute Wellengemurmel, das Pfeifen der aufflatternden Sumpfvögel und in der Ferne dann und wann der heulende Schrei eines Dampfers. Das einzig Merkwürdige ſind die Dämme, auf denen man ſchreitet, und die, bevor überhaupt mit dem Aus⸗ baggern des Kanals begonnen werden konnte, rechts und links das Moor bis zur Sohte von der auszuhebenden Strecke abtrennen mußten. Sonft wäre in dem weichen Grunde von beiden Seiten ebenſoviel zugefloſſen, als man in der Mitte ausgebaggert hätte. Nun beſitzen aber die Moore theilweiſe eine Mächtigkeit von 10 bis 15 Metern, die vollſtändig durch⸗ ſunken werden mußte, bevor der unter der aufgeſchütteten Laſt tiefer und tiefer ſich lagernde Sand den feſteren Glai⸗ boden darunter erreichte, in den er ſich im Laufe der Zeit dann auch noch bis zu 5 Meter tief eingebettet hat. In⸗ zwiſchen mußte oben immer wieder nachgeſchüttet werden, um die Dammkrone über Waſſer zu halten, und ſo ſind denn hier Sanddämme entſtanden, die die Höhe eines fünfftöckigen Nuſſer beſitzen, obwohl ſie nur etwa 3 Meter über dem aſſer und ſaſt gar nicht über dem Moor liegen. Es ſind an den tieferen Stellen 6000—9000 Centner, die den Grund auf jeder Kanalſeite im laufenden Meter belaſten. Und doch ätte man den Kanal auf 18 Kilometer hin beiderſeits ediglich von dem Sände in dieſer Höhe eindeichen können, der am Grünenthaler Einſchnitt nach dem Aufbau der geſchil⸗ derten Eiſenbahndämme übrig blieb. Allen Reſpekt alſo vor den Erdarbeiten des Nord⸗Oſtſee⸗Kanals; ſie haben ja auch als 70 Millionen Mark, an Arbeitslöhnen erford Arbeiten ſchon zwiſchen Grünthal und Rendsburg noch zahlreiche Maſchinen,— beſonders im Meckelſee ſah ich eine ganze Flottille von Baggern und Rammen beſchäftigt,— ſo wird es auf dem letzten Drittel des Kanalwegs, zwiſchen Rendsburg und Kiel, nicht beſſer, wo die täglich zweimalige Dampfſchifffahrt, die ſeit kurzer Zeit von Kiel nach Rendsburg eingerichtet iſt, die Beſichtigung weſentlich erleichtert. Der Kanal berührt Rendsburg ſelbſt übrigens nicht, wie es ur⸗ ſprünglich beabſichtigt war, unmittelbar, ſondern geht in einiger Entfernung ſüdlich daran vorüber, um die unter dem Einfluß der Untereider ſtehenden Grundwaſſerverhältniſſe der Stadt nicht durch ſeine tiefere Lage zu verändern. Erſt eine halbe Stunde öſtlich von Rendsburg tritt er in das breite, ihn landſchaftlich angenehm unterbrechende Syſtem der Eider⸗ ſeen ein, die ihn dann nach rückwärts direkt mit Rendsburg vereinigen, nach Oſten aber in das alte, nunmehr zum Nord⸗ Oftſee⸗Kanal vertiefſte Bett des Eiderkanals leiten. In einſtündiger Fahrt ſind die langen Seen, deren tiefere, ausgebaggerte Fahrrinnen Leuchtgasbofen bezeichnen, durch⸗ ſchnitten, wir treten wieder ins enge, flußartige Bett des Kanals ein, und in aller Muße,— das Schiff hält zwiſchen den zahlreichen Baggern langſamere Fahrt,— kann nun die Umgebung von unten aus gemuſtert werden. Mehr als zwölfmal zeigt ſich in den hohen, hier oft bewaldeten Ufer⸗ hängen das Proftil des alten Kanals, der ſteben Meter über dem jetzigen verlief und oft in großen Bögen von der heutigen Route abwich; oft erblickt man die Schauplätze alter Rutſchungen in den früheren Baujahren, rundliche, die gerade maleriſch unterbrechende Keſſelthäler, deren ehe⸗ malige Verwüſtungen ſchon längſt wieder beſeitigt, deren Oberfläche bereits wieder grün iſt, die aber doch als warnende Zeichen zur Vorſicht in der Zukunft anzuſehen ſind. An einigen Punkten, ſo bei Sehnſtadt und in noch größerem Maßſtabe in der Nähe von Königsförde, liegen aber auch ſchon wieder neuere Einbrüche bedenklichen Umfanges vor, die bis zur feſtgeſetzten Feier zu große Mühe koſten wird und die den Gedanken nahe legen, daß es mit der Zeit nöthig werden wird, wenigſtens die Böſchungen der tieferen Einſchnitte durchweg mit flacherer Neigung als jetzt auszuführen. Einige weitere Nachtragsetats zum Kanalbau dürften ſich demnach in kurzer Zeit von ſelbſt einſtellen. Uebrigens fehlt es dem letzten Drittheil der Kanalſtrecke neben ihren landſchaftlichen Reizen, die hier eben ſo reich, wie im erſten Theile ſpärlich ſind, auch nicht an techniſchen Merkwürdigkeiten. Dahin gehören in erſter Linie der ge⸗ ſenkte Flemhuder See bei Kilometer 84 und die Hochbrücke von Ledensau bei Kilometer 94. Der nahezu eine halbe Meile lange See zwiſchen Roſenkranz und Flemhude wurde bereits vom alten Eiderkanal ebenſo wie von der neuen Waſſerſtraße angeſchnitten, da er eine bequeme Schifffahrt mit Flemhude, Kl. und Gr. Nordſee bietet. Aber mit der Ausführung des jeyigen Niveaukanals mußte der Seeſpiegel um ſieben Meter eſenkt werden, was wiederum wegen der Waſſerbedürfniſſe Ber egenden Aecker nicht ohne Weiteres anging. Schließ⸗ lich iſt durch einen Ringteich ein Streifen rings um den See von der Mitte abgetrennt worden, die letztere bis auf den Kanalſpiegel geſenkt, der erſtere aber auf einem alten Waſſer⸗ ſtand erhalten, ſo daß es eigentlich nunmehr zwei Flemhuder Seeen in einander gibt, von denen der äußere ſeinen Waſſer⸗ überſchuß durch eine hübſche Kaskadenanlage in den tieferen hinabſtürzen läßt. Kaum eine Stunde ſpäter wird an der gewaltigen Levens⸗ auer Brücke, die in überaus ſchöner Umgebung liegt, der eite Glanzpunkt des Kanals paſſirt. Breiter als die Griirenthaler Brücke und zugleich, da ſie in einer ſcharfen Krümmung des Kanals liegt, noch etwas länger, mußte dieſes Bauwerk ſchwerer und auch im Ausſehen ernſter als jenes gehalten werden. Es hegt faſt die doppelte Menge Stahl und Eiſen in ſich; die Thürme, die das Widerlager für die gewaltigen Eiſenbogen bilden, find niedriger und ſchwerer, die Anrampungen lehnen ſich machtvoller und gedrungener gegen die Thürme und dieſe wiederum gegen den ſtaunens⸗ werthen Bogen. Erſt im Herbſt 1892 im Entwurf begonnen, mit gewaltigem Kraftaufwand angegriffen, konnte die Brücke ſchon im Dezember 1894 den erſten Eiſenbahnzug auf ihrem Rücken tragen. Doch längſt iſt mein Dampfer unter ihr hinweggeglitten, die Ufer werden belebter, freundlicher, eine Villa lugt hier und dort durchs Gebüſch über dem Abhang: Holtenau, ſchnell zum ſtattlichen Villenvorort erblüht, kommt näher, gleitet auf grünen Hügeln vorbei, und die geöffneten Schleuſen nehmen uns auf. Hier iſt noch alles Arbeit und Getöſe. Zwiſchen die unvollendeten Lade⸗ und Hafenplätze drängen ſich ſchon die Vorbereitungen zur Feier. Tribünen, Zelte, das pompöſe Schiff auf dem Lande, das des Kaiſers Gäſte aufnehmen ſoll, — dazwiſchen rollende Maſchinenräder und dröhnende Dampf⸗ rammen... Dann ſind auch dieſe haſtigen Bilder vorüber, die Föhrde von Kiel öffnet ſich und zwiſchen den Villen von Düſternbrook und den gähnenden Geſchützen der„Branden⸗ burg“, des„Wörth“ und„Weißenburg“ huſcht unſer„Rends⸗ burg“ in den Hafen, der ſtolzen Hochburg unſerer Kriegs⸗ marine. Beim Finkenſchlag. Von M. Schoepp(Dubrow). Nachdruck verboten.] „Zerbrich, du ſteinern Herz, es wird ja Frühjahr!“ rief der Fink aus der Buche herab. Unter ihm, in der Fliederlaube, ſaß der berühmte Freund des Gutsherrn und las im Horaz. Er hatte einen Morgenſpaziergang gemacht, ſich wie gewöhnlich verirrt und war endlich in dies entlegene Dorf gekommen, wo er im erſten Hof von der Bäuerin Milch und Käſe erhalten und dieſes ſtille Winkelchen gefunden; in aller Beſchaulichkeit konnte er ſich da mit ſeinem Liebling unterhalten. „Es wird ja Frühjahr, es wird ja Frühfahr!“ ſchrie der Fink eindringlich nun ſchon vom unterſten Zweig herunter. Der Profeſſor hob faſt erſchrocken den Kopf und guckte durch die Brille neugierig in die Blätter⸗ krone hinein. Aber er ſah nichts wie helles Maiengrün. Er war ja kurzſichtig, und durch die Brillengläſer blendete ſogar das Sonnenlicht. „Ach, wie dumm!“ ſagte er, nahm die Brille ab, putzte ſie und blinzelte wieder nach oben.„Es ſcheint ein hübſches Vögelchen zu ſein. Vielleicht eine Amſel. Jawohl, eine Amſel.“ Und er ſah wieder in die Oden des Horaz; doch die Buchſtaben fingen an zu tanzen, und was er zu leſen meinte, ſagte er auswendig vor ſich hin. Und endlich hörte er auf und klappte den Klaſſiker bedachtig zu. „Was muß er für ein luſtiger, alter Knabe geweſen ſein, dachte er mit vergnüglichem Lächeln. Die Neugierde hatte einige halbnackte Kinder zu ihm gelockt. Sie ſtanden, die ſchmutzigen Fingerchen in den Mündern, vor ihm und glotzten in aus verwunderten Augen groß an. Seine gute Laune trieb ihn, dem einen Flucht und liefend kreiſchend davon. „So ein närriſcher, alter Mann,“ ſagte ärgerlich eine junge Mutter,„nun macht er uns auch noch die Kinder graulich!“ und ſein freundlicher Gruß blieb un⸗ erwidert. Er trank ſeine Milch aus. Wie das ſchmeckte! Und wie dankbar er vorhin geweſen, überhaupt einen friſchen Trunk zu erhalten. Es hätte nicht viel gefehlt, daß er eine ſeiner berühmteſten Theſen für ein Glas Waſſer preisgegeben.„Und wenn ich es recht bedenke, murmelte er,„war es ein Kampf mit der Nothdurft des Lebens; war es die Magenfrage, die mich zu einem Verräther an mir ſelbſt machen wollte. Hm— der Geiſt iſt willig, aber das Fleiſch! das Fleiſch! Der Geiſt kann ſich nicht löſen vom Thieriſchen; es iſt einmal die menſchliche Natur ſo beſchaffen. Und deßhalb iſt der Diebſtahl eigentlich kein Diebſtahl— der Habende wird ihn nicht begehen. Und der Eigennutz iſt nicht ſträflich, wie ich das neulich in meiner Vorleſung begründete; denn die Weltordnung beruht auf ihm. Und wirklich, der Käſe iſt ausgezeichnet. Ich habe ſelten ſo guten Käſe gegeſſen.“ Er war ein ſehr berühmter Mann. So berühmt, daß drei Univerſitäten ihn auf einmal die Profeſſur an⸗ geboten. So berühmt, daß ſein Freund, der Gutsherr, drüben auf Wingenthal, bei des Gelehrten Ankunft ſämmtliche Jagdhunde einſperrte, drei hungernde philo⸗ ſophiſche Privatdozenten für unbeſtimmte Zeit bei ſich einlud, und ſeine Gattin bald einen Band Kant, bald Voltaire, bald Nietzſche irgendwo im Garten liegen ließ, der dann auch regelmäßig von dem Profeſſor gefunden wurde. Man füuͤhrte nun auch philoſophiſche Geſpräche, griff die tiefſten Wahrheiten an, um ſie ſpäter nur noch ſchlagender begründet zu ſehen, und das Küchenperſonal wurde angehalten, nicht mehr zu lachen und dafür zu ſorgen, daß des berühmten Mannes Schlafzimmer ſtets geheizt wurde. Aber ſeltſam— je mehr ſeine Freunde von ſeiner geiſtigen Größe durchdrungen waren, um ſo weniger war das bei den Dorfbewohnern der Fall. Ja, die Leute hatten ihm manchmal gerade ins Geſicht gelacht, wenn er ſeine Anſichten über Landwirthſchaft klarlegte. Zuerſt hatten ſie ihm leid gethan; dann ärgerte er ſich über ihre geſſtige Beſchränktheit. Alles was er um ſich her ſah, dünkte ihm eine Eutwürdigung des Menſchen.„Ich muß dage gen ſchreiben,“ ſagte er laut,„trali, trala, trali, trala — was für ein hübſches Kind— und das Lied ſollte ich doch kennen.“ Freundlich ſah er der Dirne nach, die eben an der Laube vorüberging und dabei beſchlich ihn ein ſo eigen⸗ hümlich wohliges Gefühl. Das machte wohl der Son⸗ nenſchein, der ſich durch das Grün ſtahl. Er fiel gerade auf den alten Horaz; wie vergilbt und zerleſen der aus⸗ der Profeſſor wieder auf—„es wird ja Frühſahr!“ ſchrie der Fink beinahe wüthend. Wie kann man in ſolcher Lenzesherrlichkeit nur ſolch alten Heiden ſtudieren! „Ei, das iſt doch wunderlich!“ Der berühmte Mann ſah zu dem kleinen Sänger auf, und da war es ihm, als breite die Buche ihre Aeſte immer weiter und weiter aus, bis ein großer Wald entſtanden, voll knor⸗ riger majeſtätiſcher Bäume, in deren Wipfeln es rauſchte und raunte. Und aus den Zweigen jubelte es ihm ent⸗ gegen:„es wird ja Frühling!“ „Das iſt der Fink,“ ſagte ein braunlockiges Mädchen an ſeiner Seite. „Ich dachte, es wäre die Amſel.“ Wie luſtig ſie lachte!„Sie wiſſen aber auch gar nichts! Nun ja, wo könnten Sie es auch gelernt haben? Wenn Sie recht lange bei uns bleiben, ſollen Sie die Vogelſtimmen kennen lernen und Bäume und Käfer— ich glaube, daß Sie eine Eiche nicht von der Birke unter⸗ ſcheiden können!“ Er fühlt, daß er vor Verlegenheit ganz roth wird und rückt dabei ſeine Studentenmütze von einem Ohr aufs andere— iſt ſeine Weisheit von fünf Semeſtern nicht wie verflogen vor ihren braunen Augen? Sie hat ihn ausgelacht, wie der angehende Philoſoph ihr von den Zielen des Lebens, der reinen Vernunft und den Wiſſenſchaften erzählte. Was verſteht ſie davon? Was ſoll das hier unter den Bäumen? Und es iſt ihm ſelbſt trocken und langweilig erſchienen. Sie ſpricht nichts Gelehrtes— und lacht ſehr oft— aber dem armen, kurzſichtigen Jungen, der zum erſten Mal hinausgekommen aus begrenzten Räumen, dünkt ihr Plaudern und Lachen im grünen Wald Muſik. Er möchte ſie immerfort hören, und wenn er an den Abſchied denkt, fällt es ihm ſchwer aufs Herz. „Aber ſo bleiben Sie doch bei uns,“ bittet ſie ihn einmal. „Ach nein—“ „Warum denn nicht?“ „Weil ich einmal ein berühmter Mann werden will.“ „Ein berühmter Mann?“ „Ja belehrt er ſie,„damit man mich achtet und ſchätzt und ich einmal einen großen Namen haben werde. Dazu muß ich ſtudieren und lernen „Wie lange denn?“ „Wie lange? Immer, immer; man kann nie aus⸗ lernen. Und wenn man am Schluſſe iſt von Leben und Lernen, weiß man erſt, daß man am allererſten Anfang begonnen. Aber, nicht wahr? das verſtehen Sie nicht?“ Nein das verſteht ſie nicht. Sie ſieht ihn nur mitleidig an und dann um ſich in den grünenden, er⸗ wachenden Wald—„ach— hören Sie— der Kuckuck! der Kuckuck!“ Und beide lauſchen und zählen— die alma mater iſt ſchmählich vergeſſen. Ach, wie herrlich! Wald, und Lenz, und Jugend die Bücher, die ganze Schulweisheit ſind vergeſſen. Die F un en lachen, und die Bauern ſchütteln die Köpfe und denken, der iſt wohl närriſch. Aber er fühlt ſich glücklich, ſo recht von Herzen glücklich und heute hält er es nicht für möglich, ſein junges Glück gegen kalten Ruhm einzutauſchen. Heute nicht. Aber nun ſind die Ferien zu Ende, und ſeine junge Freundin macht ein trauriges Geſicht.— Wie iſt nur das Wetter ſo ſchnell heraufgezogen d Schwarz hat es ſich im Oſten zuſammengeballt, und in kurzer Zeit iſt der lachende Himmel von düſteren, drohen⸗ den Wolken bedeckt. Da— der erſte Blitz— und ein knallender, ſchmetternder Donnerſchlag. Bang rauſcht es in den Wipfeln; der erſte Windſtoß beugt die ſchlanken Fichten tief zu Erde. Und der Regen ſtrömt herab über Wald und Feld. Die beiden ſitzen unter der geſchützten Laube und ſehen in's Wetter hinein. Ihm iſt ſchrecklich zu Muthe. Er könnte weinen. Und wenn er ihr trauriges Geſichtchen ſieht, die braunen, glänzenden Augen, kann er an Ruhm und Erfolg nicht denken. Wenn das nun doch nicht das größte Glück wäre?? „Werden Sie einmal an mich denken?“ fragte er ſchüchtern. Traurig ſieht ſie ihn an. „Ja— aber Sie werden ein berühmter Mann ſein— was kann Ihnen daran liegen?“ „O, viel, viel“— ſeine Augen blitzten ſie an— „und wenn ich das Ziel erreicht habe, komme ich hierhin zu Ihnen möchten Sie mich wiederſehen ſpäter——2“ Er hält den Athem an. 0 „Nein,— Sie ſollen mich auch nicht wiederſehen; dann denken wir Beide an dieſe ſchöne Zeit wie an ein ſchönes Bild. Ich moͤchte es nicht verwiſcht ſehen; und wer weiß, ob wir nach Jahren nicht ſo ganz, ganz anders geworden ſind! So, daß wir es Beide bedauerten.“ Er kann Nichts darauf ſagen; die Kehle iſt ihm wie zugeſchnürt. Er fühlt, daß ſie Recht hat; aber ein „ja“ hätte ihm den Abſchied um ſo Vieles leichter ge⸗ macht. Und traurig ſitzen ſie ſich einander gegenüber und ſtarren in den Regen.—— Und dann liegt der Wald hinter ihm, und er fährt ſeiner glänzenden Zukunft entgegen. Ein weißes Tuch flattert im Winde und er winkt und grüßt, bis er es nicht mehr ſieht. Und wie er auf der endloſen, ſtaubigen Landſtraße ſich befindet,— wie er nur noch einen dunklen Schatten am Horizont ſieht— wie auch der endlich vor ſeinen naſſen Augen in Nichts verſchwimmt, iſt's ihm, als ſei Lenz und Jugend nun verſchwunden, als ſeien die köſtlichſten Güter ſeines Lebens da hinter ihm begraben „Es wird ja Frühjahr! es wird ja Frühfahr!“ jubelte und ſang der Fink in der Buche. Verſtört ſah der berühmte Mann zu ihm auf und rieb ſich die Augen. „Ja, ja,“ murmelie er,„es iſt ein Fink; und ich ——ũà:äͤ—ññ̃ ̃— ſah! Er paßte garnicht bierbin. Und doch ſchlug ihn dachte, es wäre die Amſel. Und— und es iſt wirklich Früblina! Und— und es iſt ſo lange ber— 5 Seneral⸗Anzeiger. Mannheim, 9. Juni. Hekauntmachung. Bürgermeiſterwahl in Sandhofen betr. Nr. 21164. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, (155) daß Herr Jakob Herbel III. in Sandhofen als Bürgermeiſter wie⸗ dergewählt und unterm Heutigen verpflichtet wurde. 66106 Maännbeim, den 4. Juni 1895. 6520 Bezirksamt: Irhr. Rüdt. Hekauntmachung. Die e etr. (155) Nr. 215851. Wir bringen jur öffentlichen Kenntniß, da nach Mittheilung des Gr. heſſ. Kreisamtes Worms vom 8. d. M. ſeit Ende Mai im Kreiſe Worms die Schweinepeſt ausgebrochen iſt, und zwar wurde dieſelbe bis jetzt in den Gemeinden Alsheim und Dorn⸗Dürkheim conſtatirt. Auch in ſämmtlichen N Kreiſen der Provinz Rhein⸗ peſ ſind Fälle von Schweine⸗ peſt vorgekommen.— Wir nehmen hier Bezug auf unſere Bekanntmachung vom 4. d. Mts. Nr. 20999 J. und warnen vor dem Bezug von Schweinen aus Rheinheſſen ebenſo wie vor demjenigen aus der baleriſchen mfs⸗ un ſich, das Grundſtück Floridsvorf, ſowie die Patente auf erſtes An⸗ fordern auf Namen der Geſell⸗ ſchaft zu übertragen, die einge⸗ brachten körperlichen Sachen 918 zur Naturalübergabe an den Vor⸗ ſtand der Geſellſchaft nur für Letzteren zu beſitzen und das Ge⸗ ſchäft vom 1. Januar 1895 an nur für die Geſellſchaft zu betreiben. G. Neidlinger verpflichtet ſich ferner, aus eigenen Mitteln die eſammten Organiſationskoſten der eſellſchaft einſchließlich aller Stempelabgaben zu tragen. Als Vergütung für die vorer⸗ wähnte Einlage erhält Geor Neidlinger fünf Millionen Mark. Die Berichtigung des Kaufpreiſes Aalbebt durch Hingabe von 4500 Actien à 1000 Mk., die als voll gelten, und durch Baar⸗ haßdage von 500.000 M. as Grundkapital beträgt .000,000 Mk.— Fünf Millionen Mark.— Daſſelbe iſt eingetheilt in 5000 Actien à 1000 Mk., lau⸗ tend auf Inhaber. Die den Vorſtand der Geſell⸗ ſchaft bildende Direktion beſteht nach dem Ermeſſen des Auffichts⸗ Mitgliedern, welche vom Auf⸗ ſichtsrath gewählt werden. Die Zeichnung der Firma wird, kalls der Vorſtand nur aus einer Perſon beſteht, von dieſer allein, falls der Vorſtand aus mehreren Mitgliedern beſteht, von Rheinpfalz. zwei Mitgliedern gemeinſchaft⸗ Sollte ein Bezug aus Rhein⸗ geſſen oder aus der Rheinpfalz nicht zu vermeiden ſein, ſo wären doch mindeſtens die eingeführten Thiere—4 Wochen lang getrennt von den übrigen Schweinen in beſonderen Stallungen zu halten und bei der Beobachtung der erſten—9 9 60 Erſcheinungen wäre unverweillt der Br. Be⸗ irksthierarzt 10 Rathe zu ziehen. Neben der geſonderten Haltung iſt auch jeder unmittelbare Ver⸗ lehr mit anderen Schweinen durch Perſonen oder Geräthſchaften u. J. w. zu vermeiden. m Uebrigen verweiſen wir auf unſere oben eitirte Bekannt⸗ machung vom 4. d. Mts. 686127 Mannheim, den 7. Juni 1895. Großh. Bezirksamt: r. Strauß. Handelsregiſter. Zum Handelsregiſter wurde eingetragen: 66014 1. Zu.3. 159 Geſ.⸗Reg. Bd. VII. Firma:„The Singer Manu- fucturing Company Hamburg 4..“ in Mannheim, als Zweig⸗ niederlaſſung, mit dem Haüptſitze in Ham 1715 Actienge 90 aft, errichtet auf Grund des Geſellſchaftsvertrages vom 1. Februar 1895 und des Nachtrages vom 28. Februar 1895. Zweck der Geſellſchaft iſt der Bektrieb von Original Singer Nähmaſchinen, ſowie die Fabri⸗ kation und der Vertrieb von Näh⸗ maſchinen nach den Singer, von anderen Nähma⸗ chmen, Näbmaſchinentheilen und ähmaſchinenutenſilien. Die Ge⸗ ſellſchaft kann ſich auch bei an⸗ deren Unternehmungen feglicher Art als ſtiller Geſellſchafter, Com⸗ manditiſt, als Actionär, ſowie auf lede andere Art betheiligen. In Ausführung dieſer Zwecke wird abſeiten der Geſellſchaft zu⸗ nächſt das von Georg Neidlinger in Deutſchland, Luxemburg, Oeſter⸗ reich und Ungarn bisher unter der Firma G. Neidlinger betrie⸗ bene Geſchäft mit der Fabrik in loridsdorf bei Wien nach dem uszuge aus den Grundbüchern des k. k. öſterreichiſchen Bezirks⸗ getichts eingetragen in das Grundbuch Groß⸗Jedlers⸗ dorf E Z. 312, den dort befind⸗ lichen Fabrikgebäuden nebſt Ein⸗ richtung, Inventar, ſämmtlichen Maſchinen, ferner die dort, in Deutſchland, Luxemburg, Oeſter⸗ reich und Ungarn in dem Ge⸗ ſchäfte von G. Neidlinger vor⸗ ene Nähmaſchinen, Nähma⸗ chinentheilen und Nähmaſchinen⸗ utenſilten, dem Geſchäftsinventar und Utenſilien, den geſammten Außenſtänden und den Baar⸗Be⸗ ſtänden im Hauptgeſchäft in Ham⸗ burg und in allen ichen dend un eſchäften im deutſchen Reiche, im Gre erzogthum e in der öſterreichiſchen Monarchie, ſo⸗ wie in dem Königreiche Ungarn, ebenſo die der Firma G. Neid⸗ linger zur Zeit gehörigen Patente, kurz das geſammte Geſchäft mit allem, was zu demſelben gehört und zwar in dem Zuſtande, in dem ſich daſſelbe gegenwärtig be⸗ npet, übernommen. Dieſes Ge⸗ chäft geht mit dem Augenblick er Errichtung der Geſellſchaft guf dieſelbe über und ſoll als be⸗ teits vom 1. Januar 1895 für Rechnung der Geſellſchaft geführt elten, ſo daß alle Gewinne, aſten und Unkoſten mit dem erſten Januar 1895 für Rechnung der Geſellſchaft gehen und alle Außenſtände der Firma G. Neid⸗ linger auf die Geſellſchaft über⸗ gehen. Die Geſellſchaft über⸗ nimmt als eine eigene Schuld die Forderungen der ſämmtlichen An⸗ geſtellten an die Firma G. Neid⸗ linger, während Georg Neidlinger alle anderen Paſſiven ſeiner Firma, Kamentlich auch die Forderungen aller Lieferanten, ſelbſt tilgen wird und ſich verpflichtet, die Ge⸗ e von allen deßfallſigen Anſprüchen frei zu halten. Georg Neidlinger, als Inhaber der Firma G. Neidlinger, cedirt die eingebrachten Forderungsxechte ich oder einem derſelben in Ge⸗ meinſchaft mit einem vom Auf⸗ ſichtsrathe dazu erwühlten Be⸗ amten(Prokuriſten) geſchehen. Die Firma kann, falls der Vor⸗ ſtand aus mehreren Mitgliedern beſteht, auch durch ein Vorſtands⸗ mitglied und ein zu dieſem Zwecke emäß Art. 2258.⸗G.⸗B. be⸗ ſtelltes Mitglied des Aufſichts⸗ rathes gernſan werden. Die Berufung der General⸗ verſammlung erfolgt ſeitens des Vorſtandes oder des rathes durch öffentliche Bekannt⸗ machung unter Mittheilung einer Tagesordnung mit einer Friſt von mindeſtens 14 Tagen. Die Bekanntmachungen der Geſellſchaft erfolgen unter der Firma der Geſellſchaft durch ein⸗ malige Veröffentlichung in dem Deutſchen Reichsanzeiger, ſofern nicht das Geſetz für beſtimmte Fälle eine häufigere Veröffent⸗ lichung erfordert. Dieſelben können vom Vorſtand oder vom Auf⸗ ſichtsrathe unterzeichnet werden. ſudte Gründer der Geſellſchaft nd: 1. Kaufmann Georg Neidlinger in Hambuerg 2. Kaufmann Frederick Gilbert Bourne in New⸗Pork, 3. Kaufmann William Sylyeſter Church, z. Zt. in New⸗Pork, 4. Kaufmann Johann Wilbelm Ludwig Blöcker zu Groß⸗ Lichterfelde bei Berlin, 5. Kaufmann Karl Martens in Hamburg. Dieſelben daben ſämmiliche Ac⸗ tien übernommen. Als 50 des 7155 Auf⸗ tsrathes ſind gew 152 Kaufmann Frederick Gilbert Bourne zu New⸗Hork, 2. Kaufmann Karl Chriſtian Wilhelm Rump in Hamburg, 3. Rechtsanwalt Dr. Heinrich Gieschen daſelbſt. Als Mitglieder des Vorſtan⸗ des ſind ernann: Kaufmann Georg Neidlinger in Hamburg, Kaufmann William Sylyeſter Church, 3. Zt. in nb befſelk⸗ Als Prokuriſten ſind be 4785 Müller und udwig Karl Auguſt Heldt in Hamburg, in der Weiſe, daß 5 einer der⸗ ſelben befugt ſein ſoll, in Ge⸗ meinſchaft mit 45 einem Mitgliede des Vorſtandes die Firma per procurs zu zeichnen. Als Meviſoren gemüß Art 208h .⸗G.⸗B. ſind die beeidigten Bücher⸗ reviſoren J. C. G. Fricke und . C. L. O. Jalaß, beide in Hamburg, beſtellt ge⸗ weſen. Mannheim, den 4. Juni 1895. Wei Amtsgericht 8. ittermaier. I. Steigerungsankündigung. Infolge richterlicher Verfügung 801 kude 5 aſtwirth⸗Eheleuten dahier am Montag, den 10. Junt 1895, Nachmittags 3 Uhr im Rathhauſe dahier öffentlich zu Eigenthum verſteigert und zuge⸗ ſchlagen, wenn der Schätzungs⸗ preis oder mehr geboten wird. Liegenſchaft Litera 3 Nr. 4 beſtehend in: 54264 à einem dreiſtöckigen Wohnhaus mit Wirthſchaftslocal, gewölbtem Keller und Manfarden, b. einem dreiſtöckigen Seiten⸗ bau mit Wohnung, Gallerie und Dachzimmern, 5 o. einem vierſtöckigen Querbau, gelegen neben Wittwe Leopold Kühnle und C. W. Joſt, geſchätzt zu Mk. 64,000.— Mannheim, den 9. Mai 1895. Der Vollſtreckungsbeamte. Großh. Notar: Woerner. An- und Verkauf von alten Münzeu. F. Kaſſel, Uhrmacher, E 5, 17, Rheinſtr. 84797 der Geſellſchaft und, verpflichtet Brkanntmachnug. Die am 4. und 5. Juni l. Is. vorgenommenen Heugras⸗Ver⸗ ſteigerungen von ſtädtiſchen Wie⸗ ſen wurden in heutiger Stadr⸗ rathsſitzung genehmigt, was wir zur Kenntniß der Steigerer bringen. 66122 Mannheim, den 7. Juni 1895. Der Stadtrath: Bräunig. Kieſer. Landwirthſchaftlicher ezirks-Verein Mannheim. Die Verſteigerung der noch nicht gee Gewinne der Mann⸗ heimer Matmarkt⸗Loßterie fin det am 66044 Mittwoch, den 12. Juni, Mittags 12 Uhr im Badner Hofe dahier gegen Baarzahlung ſtatt. ab Verſteigerung kommen fol⸗ gende Gegenſtände: rathes aus einem oder mehreren ellt:6 Gegenſtand 2160 918 1 Reiſetaſche. 1 Ku 185 4447. 240 6456/ 1 Paar ſilb. Ser⸗ viettenbänder 59 9442 1 Blumenvaſe 191(17750 1 ſilb Herrenuhr. 19842 1 Vorlage. 208 22546 1 Damenuhr(stall) 63 24223 1 Damaſttiſchdecke. 268 24887 1 Luſtre, 18 25298 1 Paar Pferde⸗ decken. 214 25529 1 Reitſtock. 725618 — SeSgagegre 8 — 00 —— 2— 1 P. Bettvorlagen 181 268 26654 Stock m. Elfen⸗ beingriff. 14862 29829 1 eiſ. Schiebkarren 15 72 300382 1 Herren⸗Regen⸗ chirm 160298 81090 1 Herren⸗Regen⸗ ſchirm. 17 87 347b8 1 Papeterie. 18 20785759 1 Tortenplatte. 19 24437418 1 Bauerntiſch. 20329 436750 1 fülb. Damenuhr. 21(17846547 1 Vorlage. 22] 27 47204] 1 Barometer mit Thermometer. 281819 47360] 1 Fuchsdecke. Etwaige Forderungen an unſere Caſſe wollen innerhalb 8 Tagen an Herrn Johs. Peters, A 2, 4 eingereicht werden. Mannheim, 8. Juni 1895. Die Verlooſungscommiſſion. Zur kostentfreien Besetzung offener Stellen im Comptoir, Laden, Lager oder für die Reise erbietet sich der Kaufmännische Verein zu Frankfurt(Main).— Jahres- beitrag für auswärt ordentl. Mitglisder 5 51 Einschreibegeld tür stoellesuchende Handlungs- chilfen(Nichtmitgl) 2½ M. für 8 Monate.— Stellen besetzt 1894: 2842, seit 1864 ca. 32000. 68661 Vereinigung Mannh. Fussballspieler. Sountag, den 9. Juni, Nachmittags von—7 Uhr SPieir auf unſerm Platze. Um pünkt⸗ liches Erſcheinen erſucht 6108 Der Vorſtand. d Kreis⸗Ve 1 rkündigungsblatl. Lufteurort u. Pension Kümmelbacher Hof bei Heidelberg. Halteſtelle der Lokal⸗Züge. Telephon 99. Einer der ſchönſten Ausflugs⸗ orte Heidelbergs. Table'höte 1 Uhr. Reſtauration à la oarte zu jeder Tageszeit. 63139 Münchner Kochelbräu. Badenweiler. Villa„Stephanie“. 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