Telegramm⸗Adreſſe: Mannheim.“ In der Poſtliſte eingetragen unter Nr. 2602. Abounement: 60 Pfg. monatlich. Bringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. incl. Poſtauf⸗ ſchlag M..30 pro Quartal. Juſerate: Die Colonel⸗Zeile 20 Pfg. Die Reklamen⸗Zeile 60 Pfg. Einzel⸗Nummern 3 Pjg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. E, 2 (Badiſche Volkszeitung.) Mannhe der Stadt Maunheim und Umgebung. (105. Jahrgang.) Erſcheint wöchentlich ſieben Mal. imer Journal. verbreitette Zritung in Mannhrim und Amgebung. (Mannheimer Volksblatt.) Berantwortlich: für den polit. und allg. Theil: Chef⸗Redakteur Herm. Meyer⸗ für den lok, und prov. Theil: Ernſt Müller.. für den Inſeratentheil: Karl Apfel. Rotationsdruck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buch⸗ druckerei(Erſte Nannheimer Typographiſche Anſtalt). (Das„Manuheimer Journal“ iſt Eigenthum des katholiſchen Bürgerhoſpitals.) ſämmtlich in Mannheim. E 6, 2 Nr. 281. Bekämpfung der Sozialdemokratie. In 14 Tagen wird gerade ein Jahr ſeit dem letzten Kanzlerwechſel vergangen ſein. Der tiefere Grund von Caprivis Sturz war ſeine Abneigung gegen die Umſturz⸗ geſetzgebung. Nach anfänglicher Weigerung hatte er zwar dem Drängen des Kaiſers nachgegeben und die Umſturz⸗ vorlage durch den Staatsſekretär des Reichsjuſtizamts ausarbeiten laſſen; ſie galt ihm als das kleinere Uebel gegenüber den ein Ausnahmegeſetz in ſchärfſter Form anſtrebenden Plänen des damaligen Miniſterpräſidenten Grafen Eulenburg. Die Umſturzvorlage iſt gefallen, weil ihre Beſtimmungen ſchließlich Niemanden befriedigten. Inzwiſchen hat die Sedanrede des Kaiſers für alle Die⸗ jenigen, welche die Bekämpfung der Sozialdemokratie mit ſchärferen Mitteln für nothwendig erachten, das Signal gegeben, die Agitation in dieſer Richtung wieder aufzunehmen. So befinden wir uns augenblicklich in einer ähnlichen Situation wie vor Jahresfriſt, nur daß wir es noch nicht mit einer formulirten Vorlage zu thun haben. Ein geſetzgeberiſches Vorgehen im Reiche iſt vom Fürſten Hohenlohe abgelehnt worden, aus auf der Hand liegenden und oft erörterten Gründen, namentlich aber mit dem Hiypweis, daß das bürgerliche Geſetzbuch den Reichstag in ſeiner bevorſtehenden Seſſion in ungewöhnlichem Maße in Anſpruch nehmen wird. Dann hat Hr. v. Köller das alte Projekt einer Verſchäxfung des preußiſchen Ver⸗ einsgeſetzes wieder aufgenommen. Bekanntlich hat Caprivi dies ſeiner Zeit durch ſeine Offiziöſen empfehlen laſſen, allein wohl weniger aus innerer Ueberzeugung, als um ſich die Sache„abzuwimmeln“, denn er war bekanntlich nicht mehr preußiſcher Miniſterpräſident. Die Frage iſt in der Sitzung des Miniſterraths am 8. d.., obwohl ſie— hierauf ſtützen ſich die Dementis— nicht auf der Tagesordnung ſtand, zur Sprache gekommen, aber ohne daß ein Ergebniß erzielt worden wäre. Wenn nun die„Nat.⸗Ztg.“ mit größter Beſtimmtheit verſichert, daß „eine derartige Vorlage überhaupt als ausgeſchloſſen zu betrachten“ ſei, ſo mag ſolche Behauptung für den Augen⸗ blick zutreffen; ſie ſchließt aber nicht aus, daß die vornehmlich vom Miniſter des Innern getragenen Beſtrebungen ſich in ähnlicher Richtung weiter tragen. Auch Herr von Köller verſchließt ſich nicht der Einſicht, daß die Bekämpfung der Sozialdemokratie von Reichs wegen geſchehen muß, daß jede Aktion lückenhaft bleibt, wenn nur ein Einzelſtaat, ſei es auch der größte ſie unternimmt. Aber er iſt der Anſicht, daß die anderen Staaten dem preußiſchen Beiſpiel alsbald folgen würden. Das Ideal des Miniſters des Innern iſt jedoch nicht eine Verſchärfung des Vereinsgeſetzes, ſondern eine Ver⸗ ſchärfung des Preßgeſetzes. Das wirkſamſte Agitationsmittel der Sozialdemokratie iſt, von der ſoge⸗ nannten„ſtillen Arbeit“ abgeſehen, die Preſſe, die im großen Ganzen ſtark florirt und für welche die Partei fortgeſetzt große pekuniätre Aufwendungen macht, die ſich mit der Zeit faſt regelmäßig rentiren. Herr v. Köller hat zunächſt den Kampf gegen die ſozialdemokratiſche Preſſe aufgenommen; einſtweilen widmen die Staats⸗ anwaltſchaften den ſozialdemokratiſchen Blättern erhöhte Aufmerkſamkeit, wovon die Einleitung zahlreicher Prozeſſe, die Beſchleunigung derſelben und die Ver⸗ haftung diverſer Redakteure deutliches Zeugniß ab⸗ legen. Die rohe Sprache, deren ſich faſt die ganze ſozialdemokratiſche Preſſe befleißigt, würde die Motivirung eines derartigen geſetzgeberiſchen Vorgehens nicht ſchwer erſcheinen laſſen, obwohl grade die letzten Verurtheilungen ſozialdemokratiſcher Redakteure von einer Strenge Zeugniß ablegen, die eine Verſchärfung der betr. geſetzlichen Be⸗ ſtimmungen überflüſſig erſcheinen laſſen. Die von Herrn p. Köller angeſtrebte Verſchärfung des Preßge⸗ ſetzes würde jedoch nicht den preußiſchen Landtag, ſondern den Reichstag zu beſchäftigen haben und die vor⸗ zulegende Novelle könnte nur den Charakter eines Aus⸗ nahmegeſetzes tragen. Von einem ſolchen aber hat der Reichskanzler bisher durchaus nichts wiſſen wollen. Er wünſcht mit dem Reichstag in Frieden zu leben. Mit dem Frieden aber wäre es vo bei, ſobald eine vermuthlich recht dehnbare Beſtimmungen enthaltende Noville zum Preßgeſetz angekündigt würde. Oder würde man den Muth haben, dann den Fehler zu vermeiden, der für die Umſturzvorlage von vornherein verhängnißvoll geworden iſt? Dieſer Geſetzentwurf, deſſen Ausſichten anfänglich und noch nach Beendigung der erſten Leſung Die im Plenum nichts weniger als ſchlechte waren, iſt doch ſchließlich! glich geſcheitert, weil er nicht direkt und gen die Sozialdemokratie ge⸗ Seleſealt And Montag, 14. Oktober 1895. richtet war, weil die Regierung ſich in der Begründung ſogar ängſtlich gegen den Einwurf vertheidigte, nur die Sozialdemokratie tieffen zu wollen. Außerdem enthielt die Umſturzvorlage verſchiedene überflüſſige Dinge, welche die Parteien geradezu herausforderten, noch andere unge⸗ hörige Sachen hineinzubringen, ſo daß ſchließlich kein Menſch mehr etwas von dem ganzen Entwurf wiſſen wollte. Sollte jemals ein neues Ausnahmegeſetz wieder⸗ kommen, und ſollte es auch eine Novelle zum Preßgeſetz ſein, d. h. eine Verſchärfung des letzteren, ſo wird ſolche Aktion nur dann Ausſicht auf Erfolg haben, wenn ſie ſich rückſichtslos und ungeſchminkt gegen die Sozialdemokratie allein wendet. Wer die bei der erſten Leſung der Umſturzvorlage im Plenum gehaltenen Reden nachlieſt, wird ſich überzeugen, daß eine prinzipielle Mehrheit zur Bekämpfung der Um⸗ ſturzpartei— es war ſchon ein Fehler, hier von Um⸗ ſturzpar teien zu ſprechen— im Reichstag vorhanden war. Es iſt nützlich, ſich dies zu vergegenwärtigen, weil das Projekt der geſetzgeberiſchen Bekämpfung der Sozial⸗ demokraiie keineswegs endgültig abgethan iſt. Zu der Frage, ob es nach den mit dem Sozialiſtengeſetz gemachten Erfahrnngen angebracht iſt oder nicht, nochmals es mit ſolcher Aktion zu verſuchen, ſoll hier nicht Stellung ge⸗ nommen werden. Es genügt, nur die Thatſache zu kon⸗ ſtatiren, daß die Bemühungen in dieſer Richtung nicht ruhen. Es iſt ſogar anzunehmen, daß die Angelegenheit auch in der nächſten Zeit trotz der Abneigung des Fürſten Hahenlohe, ſich damit zu befaſſen, an den höchſten Stellen weiter erörtert werden wird. —— Zur Charakteriſtik der Sozialdemokratie. Der Breslauer Parteitag der deutſchen Sozialiſten hat wieder einmal die Erörterungen über den gegenwär⸗ tigen Charakter der ſozialdemokratiſchen Bewegung in den Vordergrund geſchoben. Die Wahrheit— ſo ſchreibt u. A. die„Köln. Ztg.“— daß die Bäume nicht in den Himmel wachſen, ſcheint ſich auch an der Sozialdemokratie zu erproben. Seit die Aufhebung des Sozialiſtengeſetzes die äußeren Hinderniſſe beſeitigt hat, die ſich der Partei entgegenſtellten, hat die Sozialdemokratie an Breite und Bewegungsfreiheit gewonnen, aber an Disziplin, Ge⸗ ſchloſſenheit und Schlagkraft verloren. Je mehr das gleiche Wahlrecht ſeine Wirkungen zu äußern beginnt, je gewaltiger die Maſſen anſchwellen, die hinter den Bebel und Liebknecht hertrotten, um ſo verſchiedenartiger werden auch die Verhältniſſe, Intereſſen und Anſchauungen, welche Berückſichtigung verlangen. Das Leben lehnt ſich auf gegen die graue Theorie. Es wird ſchwieriger, die Gefolgſchaft immer wieder auf die märchenhaften Wunder des Zukunfisſtaates, auf die Diktatur des Proletariats zu vertröſten. Es regen ſich ungeduldige Menſchen⸗ kinder, die wenigſtens einen kleinen Vorgeſchmack von all den angeprieſenen Herrlichkeiten haben und einen Zipfel der vielgeliebten Theorie in die nüchterne Wirklichkeit ein⸗ führen möchten. Warum, ſo fragen dieſe Stürmer und Dränger, ſoll die Sozialdemokratie nicht in ihrem eigenen Hauſe den Anfang machen mit der Verwirk⸗ lichung der Grundſätze, von der ſie ſich eine Erfriſchung und Erneuerung der Menſchheit verſpricht? Warum führt ſie nicht in ihren Parteigeſchäften, bei ihren Partei⸗ beamten den Satz durch, daß jede Arbeit denſelben Lohn erhaͤlt? Die weiſen Häupter der Partei ſuchen ſich dieſer Dränger mit bürgerlicher Logik, mit Hülfe deſſelben geſunden Menſchenverſtandes zu erwehren, der die ſozia liſtiſchen Theorieen für unvereinbar mit den Geſetzen der Menſchennatur erklärt. Wenn man die gröbere Arbeit mit der feinern auf eine Linie ſtellt, wenn man den ſchwerfälligen, läſſigen und ungeſchickten Arbeiter eben ſo behandelt wie den intelligenten und anſtelligen Mann, ſo ſchädigt man die beſſern Kräfte in ihren berechtigten Intereſſen, ſo laͤhmt man den Arbeitseifer, ſo drückt man das Arbeitsergebniß hinab. Wenn man den Beamten, der mit Kopf und Herz arbeitet, eben ſo bezahlt wie deu Schuhputzer, ſo wird der verſtockteſte Sozialdemokrat ſich dieſe Anwendung des alleinſeligmachenden Syſtems an ſeinem eigenen Leibe ſehr kräftig verbiiten. So bietet denn ſeit Jahren jeder ſozialdemoklatiſche Parteitag das erbauliche Schauſpiel, daß die Parteileiter die Grund⸗ ſätze, mit denen ſie die Menſchheit beglücken wollen, fröhlich verleugnen, ſobald ſie aus dem Nebel der orakel⸗ haften Phraſen auf den feſten Boden der Wirklichkeit treten. Sie weiſen haarſcharf nach, daß die Einführung des„gewiſſen Geldes“ in ihren Parteigeſchäften, die Herabſetzung der Parteigehälter aus tauſend Gründen (AGelephou⸗Ar. 218.) unausführbar ſei, und dann plappern ſie mechaniſch weiter, Akkordarbeit ſei Mordarbeit und nur die Sozial⸗ demokratie beſitze das erlöſende Heilmittel für alle Schäden unſerer Zeit. Das rheiniſche Blatt Schlußſätzen: So kommt es, kommt dann zu folgenden daß ein ſeltſames Schwanken durch die Reihen der Sozialdemokraten geht. Der ſtarre Doctrinär hat andere Bedürfniſſe als der bezahlte Volkstribun, der argloſen Gemüths die Agitation als ein Gewerbe betrachtet, das ſeinen Mann nährt. In Bres⸗ lau hat die Sozialdemokratie ihre geſchichtliche Eigenart, ihre theoretiſchen Ueberlieferungen gegen die Bedürfniſſe einer ſkrupelloſen Agitation behauptet. Im Eifer des Gefechts haben die Sozialdemokraten dabei über ihre Ziele und ihre Geſinnung ein Licht aufgeſteckt, das ihnen bei ihren ländlichen Pürſchgängen noch oft recht unbequem entgegenleuchten wird. Sie werden noch oft die Aus⸗ drücke hören müſſen, mit denen ſie ſelbſt in Breslau ihre rückſichtslos demagogiſche Methode ge⸗ kennzeichnet haben. Im Uebrigen wird es gut ſein, wenn alle diejenigen, welche ſich pflichtgemäß die Bekämpfung der Sozialdemokratie angelegen ſein laſſen, den wirklichen Charakter der Bewegung ſorgfältig ſtudiren. Wenn Jemand einen Feind bekämpfen will, ſo iſt es nicht gut, wenn er ihn und ſeine Lebenskraft an der falſchen Stelle ſucht. Nun gibt es manche Männer, die den quälenden Gedanken nicht los werden, daß das Heer in abſehbarer Zeit berufen ſein könne, eine ſocial⸗ demokratiſche Volkserhebung niederzuſchlagen. Wir wür⸗ den es als einen Fortſchritt, als eine Annäherung an die Wirklichkeit der Dinge betrachten, wenn dieſer Ge⸗ danke aus der öffentlichen Erörterung verſchwände, denn dieſer Gedanke beruht auf einer Verkennung der Eigenart der Gefahren, mit denen die Socſaldemokratie die Ent⸗ wicklung unſeres Volksthums bedroht. Wir haben es nicht mit einer acuten Krankheit zu thun, die plötzlich zu einer Kriſis und dem Wagniß einer ſchweren Operation führt, ſondern wir ſtehen vor einer ſchleichenden Vergif⸗ tung der Volksſäfte, die dem Arzt ungleich ſchwerere Aufgaben ſtellt. Centralverein für Hebung der deutſchen Fluß⸗ und Canalſchifffahrt. Die am letzten Freitag in Berlin abgehaltene Sitzung des großen Ausſchuſſes des Centralvereins für Hebung der deutſchen Fluß⸗ und Canalſchifffahrt wurde vom erſten Vorſitzenden, Oberregierungsrath Wittich⸗ Charlottenburg, mit einem Nachruf für den verſtorbenen Schriftführer des Canalvereins zu Frankfurt a.., Generalconſul Puls, und das langjährige Mitglied des großen Ausſchuſſes, Kaufmann Ahlers in Hamburg, er⸗ öffnet. Sodann gab der Vorſitzende eine allgemeine Ueber⸗ ſicht über die Veranſtaltungen auf dem Gebiete der Ver⸗ einsthätigkeit und die Thätigkeit des Vereins ſelbſt wäh⸗ rend des letzten Sommers. Er erwähnte namentlich die drei Feſte(Jubiläumsfeier des Centralvereins, Grund⸗ ſteinlegung zum Elb⸗Trave⸗Canal und Einweihung des Kaiſer⸗Wilhelm⸗Canals), ferner die Hauptverſammlungen des bairiſchen, mecklenburgiſchen und niederſächſiſchen Canalvereins und der Freien Vereinigung der Weſer⸗ ſchifffahrts⸗Intereſſenten mit feſtlicher Befahrung der canaliſirten Fulda und endlich die Betheiligung an der Ausſtellung in Lübeck. Auf dieſer hatten außer 5 Zweig⸗ vereinen 22 Mitglieder ausgeſtellt, darunter 6 Magiſtrate und Stadtbauämter, ſechs Actien⸗ u. ſ. w. Geſellſchaften. Ausgeſtellt waren insgeſammt 149 Bücher und Zeit⸗ ſchriften, 58 Kartenwerke, 27 Photographien, betreffend Fluß⸗, Hafen⸗, Brücken⸗ und Canalbauten. Die Sonder⸗ gruppe des Vereins wurde mit der ſilbernen Staats⸗ medaille und der goldenen Ausſtellungsmedaille ausge⸗ zeichnet. Von den Arbeiten des vergangenen Sommers wurden erwähnt Vorbereitung und Erſtattung eines Gut⸗ achtens über die Zweckmäßigkeit der Feſtſetzung höchſtzu⸗ läſſiger Schiffsabmeſſungen, die Begutachtung der vom Regierungspräſtdenten zu Potsdam für den Bereich der ihm unterſtellten Waſſerſtraßen zu erlaſſenden Strompoli⸗ zeivorſchriften, die Abhaltung einer vertraulichen Con⸗ ferenz und die Sitzung der Mühlendammceommiſſton. Dieſe wird ebenſo wie die für die Begutachtung von Vorſchriften für den Bau hölzerner Binnenſchiffe ihre Verhandlungen im Winter fortzuſetzen haben. Nach den vom Schriftführer des Ver mann z. D. Hilken⸗Berlin, im Anſchluß theilungen noch gegebenen Notizen beläuft ſich d e. mliger ern gν e N . Oeite. SGeneral⸗Auzeiger. Weannheim, 14. Oktoder. der Schiffer⸗Unterſtützungskaſſe jetzt auf 504.03 Mark. Unterſtützt wurden ſeit dem 15. März d. J. 84 Fami⸗ lien oder Einzelperſonen mit zuſammen 2455., wo⸗ von der Haupttheil auf den im vorigen Jahre von der Cholera heimgeſuchten Ort Tolkemit in Oſtpreußen kam. Der Beſtand der Schlichting⸗Stiftung beträgt augenblick⸗ lich 3843.65 M. Ein weiterer Zuwachs von 2000 bis 2500 M. ſteht in beſtimmter Ausſicht. Fürſt Bismarck hat, wie der Vorſitzende noch weiter mittheilte, die ihm angetragene Ehrenmitgliedſchaft des Vereins angenommen und ſeinen Dank fü⸗ dieſe Ehrung ausgeſprochen. Den zweiten Gegenſtand der Tagesordnung bildete ein Vortrag des Dr. Thilo Hampke⸗Kaſſel über„Die Entwicklung der Strombauverhältniſſe der Weſer in Be⸗ ziehung zur canaliſtrten Fulda“. Er wies die Noth⸗ wendigkeit einer Regulirung und Kanaliſirung der Ober⸗ weſer im Intereſſe der Schifffahrt nach und fordert zu⸗ nächſt die Einrichtung einer für dieſe Flußſtrecke und die kanaliſirte Fulda gemeinſamen Strombaudirektion, wie ſolche Behörden bereits ſeit längerer Zeit für den Rhein, die Elbe, Oder und Weichſel mit gutem Erfolg beſtehen. Nach längerer Beſprechung erklärte die Verſammlung durch Annahme einer Reſolution ihre Zuſtimmung zu dieſer Forderung. Weiter wurde die Betheiligung an der im nächſten Jahre gelegentlich der ſchleswig⸗holſteiniſchen Gewerbe⸗ ausſtellung in Kiel ſtattfindenden internationalen Aus⸗ ſtellung für Schifffahrt und Schiffbau beſchloſſen und ferner auf Anregung des Dr. Landgraf⸗Stuttgart eine Eingabe an den Bundesrath um einheitliche Regelung der Dispache⸗Ordnung nach größeren Flußgebieten. Ein Antrag des Dr. Zöpfl⸗Nürnberg auf Einrichtung eines mittelländiſchen Binnenſchifffahrts⸗Kongreſſes wurde nach längerer Beſprechung einer Kommiſſion zur Vorberathung überwieſen. — Zur letzten Spionengeſchichte. Wie man von Paris ſchreibt, will das Blatt Petit Pariſten über den über die Verhaftung der Familie Schwartz gebreiteten Schleier folgendes entdeckt haben; Der„Verräther“ Schwartz, ſo ſchreibt das Blatt, war nicht etwa ein Spion in dem Sinne des Wortes, daß er dem Auslande Auskunft gab über die Zuſammenſetzung und Bewegung der Truppen, oder Feſtungspläne und dergl., nein, er hatte die Aufgabe, ſämmtliche jungen Leute aus Elſaß⸗Lothringen, die ſich der Militärpflicht in ihrer Heimath entzogen und ſich nach Paris geflüchtet hatten, der deutſchen Regierung namhaft zu machen. Ob⸗ ſchon er in Paris geboren war, alſo gar nicht noͤthig hatte, für Frankreich zu optiren, machte er dennoch ein ſolches Geſuch bei dem Elſaß⸗Lothringiſchen Vereine, indem er als Geburtsort Me tz angab. Durch ſein geſchmeidiges Weſen, durch einen ſtark zur Schau getragenen Patriotismus verſtand er es, ſich in ſämmtliche hieſigen elſäſſiſchen und lothringiſchen Vereine und Geſellſchaften Eingang zu verſchaffen, wobei es ihm hauptſächlich darum zu thun war, mit den jungen Leuten zuſammenzukommen, die als Refractäre auf den deutſchen Militärliſten verzeichnet waren. Hierbei kam ihm ſeine Beſchäftigung als Photograph ſehr zu ſtatten. Er photographirte dieſe jungen, nichts Böſes ahnenden Leute unentgeltlich, gab ihnen einzelne Photographieen, ſchickte jedoch die Cliches der deutſchen Polizeibehörde. Auf dieſe Weiſe war es möglich, daß dieſe jungen Leute, wenn ſie in irgend einer dringenden Familienangelegen⸗ heit in ihre Heimath reiſten, bereits an der Grenze oder kurz nach Eintreffen in ihrem Orte von der Polizei angehalten wurden. Da Schwartz von der deutſchen Regierung für ſeine ſaubern Dienſte Feuilleton. — Zum Untergang der Elbe. Einem ihr vorliegenden aus⸗ führlicheren Bericht über die Plaidoyers, welche am 4. d. M. in der„Elbe“„Chratie“⸗Angelegenheit vor dem Civilgerichte zu Rotterdam ſtattfand, entnimmt die„M. N..“ folgende Mit⸗ theilungen: Der Vertreter des gegen die Beſitzer der„Chratie“ auf Schadenerſatz klagenden Norddeutſchen Lloyd, Advokat Dr. v. Rgalte, ſchilderte im Eingang ſeiner Rede nochmals alle Vorgänge vor, während und nach der Kataſtrophe. Auf der Elbe“ herrſchte Zucht und Ordnung, jeder Mann war auf ſeinem Poſten, die Laternen brannten gut; auf der„Chratie“ dagegen war nur der Steuermann auf ſeinem Poſten, der kommandirende Offizier und der Ausguck ſaßen nach Ausſage des Kochs in der Kambüſe, wodurch erklärlich wird, daß man von der Commandobrücke der„Elbe“ aus das rothe Licht der Chrathie“ nicht zu Geſicht bekam. Sodann erörterte der Advokat die von der Gegenpartei geltend gemachten Argumente, und zwar an erſter Stelle die Behauptung, es ſei nicht erwieſen, daß die„Chrathie“ mit der„Elbe“ wirklich zuſammengeſtoßen ſei. Nach ſeiner Meinung iſt dies in der Hauptſache durch den Curs der Schiffe und die Stelle, wo die Colliſion ſtattfand, erwieſen. Wenn beide genannte Schiffe nicht zuſammengeſtoßen find, dann muß an derſelben Stelle und zur ſelben Zeit noch ein Zuſammenſtoß ſtattgefunden haben; dies müſſe die Gegen⸗ partei dann jedenfalls nachweiſen. Der Redner geißelte ferner die Widerſprüche in den Zeugenausſagen der Gegenpartei, unter welchen nur die des Kochs Sharpe eine günſtige Ausnahme machten. Er betont ferner, daß wenn die„Chrathie“ nach Artikel 16 des Schifffahrtsreglements ausgewichen wäre und nicht gegen alle Seemannsregeln geſündigt hätte, der Zuſammen⸗ ſtoß nicht ſtattgefunden haben würde. Die„Chratie ſei ſomit ſchuldig. Dies gehe auch aus dem Urtheil des„Board of Trade“ hervor, durch welches dem Steuermann ſein Patent entzogen wurde. Auch das deutſche Seeamt erklärt die„Chrathie“ für ſchuldig, und zwar ſpeziell den Steuermann. Beide Corporationen kritiſirten zwar auch den Commandanten der „Elbe“, der ihres Erachtens hätte ſtoppen ſollen und der nicht durch die Dampfpfeife oder in anderer Weiſe Signale gegeben habe. Die gegneriſche Seite werden ſomit beſchuldigt, die andere Seite nur kritiſirt. Aus der Kritik iſt erſichtlich: 1) daß die „Ebratie“ ein ſeinem Schickſal überlaſſenes Schiff war; das iſſen wir jetzt; der Commandant der„Elbe“ konnte es aber bamals nicht wiſſen und deshalb auch nicht ſein Verhalten gauach einrichten. 2) Der Capitän der Elbe iſt ertrunken und zaun ſich ſomit auch nicht vertheidigen. Deßhalb iſt es unrichtig, daß das deutſche Seeamt durch den Ingenieur Stolberg die Maßnahmen des Commandanten gewiſſermaßen begutachten ließ. Stolberg war nicht, wie jener, in verantwortlicher Stellung, bezahlt wurde, ſo brauchte er ſich nicht nach einer Stellung oder Beſchäftigung umzuſehen, und alle Dienſte, die er mit größter Bereitwilligkeit leiſtete, that er ohne Entgelt. Der„Temps“ läßt ſich von ſeinem Berichterſtatter in Halluin(Nord⸗Departement) folgendes melden: Schwartz der in Halluin Polizei⸗ commiſſar war, ſei ihm Jahre 1891 aus dem Amte eut⸗ laſſen worden, weil er nach dem boulangiſtiſchen Abenteuer die ihm von dem Präfekten in vertraulicher Weiſe mit⸗ getheilten Weiſungen den reaktionären Blättern über⸗ mittelt habe. Als im Monat Februar 1892 ein in Paris erſcheinendes ſozialdemokratiſches Blatt einen Artikel ver⸗ öffentlichte, der gegen einen höhern Beamten des Miniſte⸗ riums des Innern gerichtet war und die entſprechende chiffrirte Depeſche in ihrem Wortlaute wiedergab, war man davon überzeugt, daß dieſes Schriftſtück aus dem Bahnhof⸗Polizei⸗Archiv in Halluin entwendet worden ſei, infolgedeſſen dieſer Beamte, der Bahnhof⸗Polizei⸗Commiſſar, ſofort aus dem Dienſte entlaſſen wurde. Der Bahnhof⸗ Polizei⸗Commiſſar in Lille, der mit der Unterſuchung der Angelegenheit betraut worden war, ſtellte jedoch feſt, daß der beſtrafte Beamte die Unvorſichtigkeit begangen hatte, ſeinem Collegen Schwartz während einer kurzen Abweſen⸗ heit die Schlüſſel ſeines Bureaus anzuvertrauen und daß Schwartz dieſe Gelegenheit benutzte, um dieſe Schriftſtücke zu entwenden, die er dann dem Blatte übergeben hatte. *Mannheim, 14. Oktober 1895. Die Eröffnung der hier errichteten Volksbibliothek hat geſtern Vormittag 11 Uhr ſtattgefunden. Die Bibliothek befindet ſich im Schulhauſe B 2 in zwei hübſchen, hellen und freundlichen Zimmern, die zum Aufenthalt und längeren Ver⸗ bleiben geradezu einladen. Zu dem geſtrigen Eröffnungsakte hatten ſich u. A. eingefunden die Herren Oberregierungsrath Frech, Oberbürgermeiſter Beck, verſchiedene Mitglieder des Stadtraths und des Stadtverordneten⸗Kollegiums, Vertreter derjenigen hieſigen Vereine, welche das gemeinnützige Unter⸗ nehmen unterſtützt haben, ſowie eine Anzahl anderer hieſiger hervorragender Bürger, die ihr Intereſſe für die Volks⸗ bibliothek bekundet. Der Vorſitzende des Vereins für Errichtung einer Volksbibliothek, Herr Rechtsan⸗ walt Dr. Alt, begrüßte in einer Anſprache die Anweſenden. Glaubwürdigen Nachrichten zufolge ſoll zuerſt im Jahre 1845 hier in Mannheim eine Volksbibliothek begründet worden ſein. Der Verein und ſeine Schöpfung ſei ſpurlos verſchwunden. Warum? Eine Frage, welche namentlich in jetziger Zeit zu denken gibt, wenn man ſich an die Stürme erinnert, mit wel⸗ chen die 40er Jahre abſchloſſen und zu deren Hauptorten Mannheim zählte. Seit dieſer Zeit hat der Gedanke an eine ähnliche Schöpf⸗ ung geruht bis Hesen Ende des Jahres 1890, wo infolge einer Anregung des„Vereins für Maſſenverbreitung guter Schriften“ hier zunächſt ein Zweigverein gegründet werden ſollte. Bald ſetzte man an Skelle dieſer Abſicht die weitergehende eines „Gemeinnützigen Vereins“, welche jedoch nicht zu erwärmen vermochte und daher wieder aufgegeben wurde. Das Unternehmen, welches am heutigen Tage ins Leben tritt, verdankt ſeine erſte Anregung dem„Mannheimer Dieſterweg Verein“. Unterm 14. Juli 1894 ging eine Denkſchrift des Herrn Dr. Meuſer an den Stadtrath. Dieſer Anregung gab der Stadtrath Folge. Derſelbe gelangte mit Recht zu der Anſicht, daß das kein unmittelbarer Ge⸗ meindezweck ſei und daher der privaten Thätigkeit zu über⸗ laſſen ſei; daß aber auch die Gemeinde daran intereſſirt und verpflichtet ſei, mitzuwirken. Auf dieſer Grundlage fand die konſtituirende Verſammlung am 4. März ſtatt. Der Verein genoß ſofort thatkräftige Unterſtützung Sei⸗ tens der Stadtgemeinde, der Preſſe und zahlreicher Private durch Geldbeträge und Bücherſpenden. Bücherbeiträge wur⸗ den zum Theil in erheblichem Umfange geleiſtet von: Geſell⸗ ſchaft Caſino Mannheim, Stadtverord. Dr. Alt, David Aberle und Frau, Buchhändler Albrecht, Bär, Stadtrath Baſſermann, eind Dr. Baſſermann, Verlagsbuchh. Jul. Bensheimer, igmund Bensheimer, Frau M. Benſinger, Oberlehrer Bin⸗ .———— hatte nicht ſchnell zu denken, zu befehlen und zu handeln. Auch die Gegenpartei behauptet, die„Elbe“ hätte ſtoppen müſſen und zwar nach 8 18 des Schifffahrtsreglements. Artikel 22 deſſelben Reglements beſagt aber ausdrücklich, daß ein Schiff, das in der Lage der„Elbe“ ſich befindet, ſeinen Cours einhalten muß. Hätte die„Elbe“ geſtoppt, ſo wäre die Schnelligkeit der Fahrt nur wenig vermindert, dagegen die ganze Front des Schiffes dem Stoße der„Chrathie“ ausgeſetzt worden. Die Dampfpfeife hören zu laſſen, iſt nur bei Nebel und auf Flüſſen vorgeſchrieben. Das Seeamt hat in ſeiner Kritik ſomit völlig Unrecht. Hätte die Elbe, wie das Seeamt wünſchte, gebackbordet, dann würde ſie direkt gegen die Vorſchriften gehandelt haben. Solange noch Zweifel über das Vorhandenſein des rothen Lichts beſtanden, durfte es ſicherlich nicht geſchehen. Hätte aber der Commandant der„Elbe“ im letzten Moment gebackbordet, dann würde eine andere Stelle des Schiffes getroffen worden ſein. Es war offenbar ein guter Gedanke des Commandanten der„Elbe“, mit voller Kraft durchzufahren, drei Viertel des Schiffes waren ſchon vorbei, nur noch eine Sekunde und das Schiff wäre erhalten geblieben. Darum iſt es ein Akt ſchreiender Ungerech⸗ tigkeit ſeitens des Seeamts, den pflichtgetreuen Capitän der Unthätigkeit zu beſchuldigen. Die Gegenpartei behauptet in Folge des Spruchs des See⸗Amts, daß die„Elbe“ moraliſch⸗ verantwortlich ſei. Nach des Redners Meinung ſchließt eine moraliſche Verantwortung keine ſolche vor dem Civilrichter in ſich. Er verlangt Schuldigerklärung der„Chrathie.“. Der Advokat der Gegenpartei, Dr. jur. Reepmaker, ſtellt in Abrede, daß die„Chrathie“ mit der„Elbe“ zuſammengeſtoßen ſei. Als Geladene habe die„Cͤrathie“ nichts zu beweiſen; die„Elbe“ müſſe den Beweis 1 ern, daß die in Rede ſtehende Colliſton der beiden Schiffe wirklich erfolgte. Nehme der Gerichtshof aber an, daß die„Chratie“ doch mit der„Elbe“ zuſammengeſtoßen ſet, dann müßte erſt noch bewieſen werden, daß die Schuld an der„Chrathie“ liege. Sei dieſe ſchuldig, dann ſei es die„Elbe“ auch, denn auch bei ihr habe der Ausguck ſeine Pflichten ver⸗ ſäumt, ſonſt hätte er die„Chrathie“ früher entdecken müſſen, worauf der Commandant der„Elbe“ Maßregeln zum Ausweichen hätte ergreifen können. Der Redner beantragte, die Forderung des Norddeutſchen Lloyd abzuweiſen und die Beſchlagnahme der „Chrathie“ aufzuheben. Die Verkündigung des Urtheils wird am 6. November erfolgen. — Um Vorſchuß geſtorben. Der chemalige Direktor und Charakterdarſteller am Pariſer Ambigu, M. Chily, erzählt eine tragikomiſche Begebenheit aus ſeinem Theaterleben, durch die der, Mitwelt ſo recht vor Augen gefügr werden ſoll, was ſich Theaterleiter Alles von ihren böſen Schaäuſpielern bieten laſſen müſſen. Einer ſeiner Mimen, M. Lgurent, trieb es ärger als. alle anderen. Wohl beſaß er ein nicht zu unterſchätzendes Bühnentalent, aber dieſer Vorzug wurde mehr als aufgewogen kerk, Bopp, Brockhoff und Schwalbe, von Chrismar, Auguſt Dreesbach, Fulda, Juillerat, M. Hallerſtein, Buchhändler Herrmann, Frau Jul. Herrmann, Herold, Ludwig Hofmann, Fräulein Horn, Fräulein Hoſemann, Lehrer Itſchner, Kirner, Kammerer& Co., Kappus, Frd. Kaufmann, Frau Reallehrer Keller, Frau Kinkel, Frau Jakob Kraut, Frau Kraut Wittwe, Fräulein M. u. A. Küchler, Hofmuſikus Knöfel, Kommerzien⸗ rath K. Ladenburg, Zahnarzt Langeloth, Vicekonſul Leſer, Binnenhafenmeiſter Eugen Lutz, Buchhandlung Löffler, Frau Joſef Maas, Bürgermeiſter Martin, Dr. Meuſer, Kauf⸗ mann Miltz, Kaufmann Joſef Neher, Buchhändler Nemmnich, Hauptlehrer Nickel, Fabrikant Ad. Müller, Röder, General⸗ Conſul Reis, Sauerbeck, Rentner Schäffer, Chriſt. Schleich, L. Schmitz, Bankier Soherr, Hans Soiron, Alex. Strecker, Stadtverord. Vogel, Wachenheim, Weil u. Reinhard, Weitz⸗ felder, Baumſtr. Wiedemann, Frau Wittemann, Frl. Wirth, Bildhauer B. Wolff, Frau Direktor Zeiler, Frau Reichert. Stifter von größeren Geldbeträgen: Stadtgemeinde Mannheim, Auguſtin Bender, Dr. A. Clemm, Bernh. Herſchel, Emil Hirſch, Amalie Hirſchhorn Wwe., Stadtrath Hirſchhorn, Hohenemſer u. Söhne, J. Hummel, J. C. Jörger, Bernh. Kahn, W. H. Ladenburg u. Söhne, V. Lenel, J. Pallenberg, Generaleonful Reis, Ferd. Scipio, Anwalt Selb, Ed. Wachen⸗ heim, Dr. Weyl, Gebr. Zimmern u. Co. Es ſind heute bereits gegen 3000 Bücher vorhanden. In der Perſon des Herrn Hauptlehrers Görkel iſt ein tüchtiger Bibliothekar gewonnen worden. Herr Dr. Alt gab ſeinem Bedauern darüber Ausdruck, daß die katholiſche Geiſtlichkeit und Preſſe dem Unternehmen fern geblieben ſind. In der That könne man ja die Frage aufwerfen, ob nicht durch ein derartiges Unternehmen ſeichte Halbbildung ge⸗ fördert werde, zum Schaden der Allgemeinheit und zum Schaden des Betreffenden ſelbſt. Das läßt ſich mit allerhand Verſtandesgründen verthei⸗ digen— vor dem unmittelbaren geſunden Gefühl werden die⸗ ſelben aber nicht Stand halten. Das Gefühl ſagt uns, daß die höchſte Beſtimmung des Menſchen ſeine geiſtige Weiter⸗ entwicklung iſt. Daher iſt eine vollſtändige ſoziale Wirkſamkeit nicht denk⸗ bar ohne dieſen Schlußſtein. Sache der Praxis wird es ſein, der Statuten und ihrer Handhabung, Mißbräuche zu verhin⸗ dern, ohne Engherzigkeiten ſich zu Schulden kommen zu laffen. Wir haben die entſprechenden Vorkehrungen getroffen. Redner dankte allen denjenigen, welche das Unternehmen unterſtützt und ihr Intereſſe für dasſelbe bekundet haben, namentlich den Staats⸗ und ſtädtiſchen Behörden. Er ſchloß mit der Bitte, die Volksbibliothek auch in Zukunft nach Kräften zu fördern. Der Verein zählt bis jetzt erſt 240 Mit⸗ glieder.„Hiermit ſchloß der einfache Eröffnungsakt. Wir empfehlen die Volksbibliothek zu reger, ausgiebiger Be⸗ nutzung⸗ * Rentenſtenerkapitalien. Die Geſammtſumme der im Jahre 1895 feſtgeſtellten Rentenſteuerkapitalien beträgt 1,342,54,540 Mark; gegenüber den Rentenſteuerkapitalien von 1894 im Betrag von 1,297,953,560 Mark hat ſich ſomit eine Zunahme von 44,587,980 Mark ergeben. Die Geſammtzahl der Rentenſteuerpflichtigen iſt von 59,493 im Vorjahr auf 60,566, alſo um 1078 geſtiegen. Auf die 23 größeren Städte des Landes mit über 4000 Einwohnern entfallen 913,094,580 Mark Rentenſteuerkapitalien oder 68,01 Proz. obiger Geſammt⸗ ſumme und 20,283 Steuerpflichtige. Als Geſammtergebniß der Rentenſteuer für das Jahr 1895 iſt bei einem Steuerfuß von 10 Pf. für 100 Mark Steuerkapital ein Betrag von 15842,541 M. 54 Pf. feſtzuſtellen. Bazar des Guſtav⸗Adolf⸗Frauenvereins. Für den in den letzten Oktobertagen von Seiten des Guſtav⸗Adolf⸗ Frauenvereins geplanten Bazar in den Räumen des Caſino⸗ Saales gibt ſich in allen Kreiſen der hieſigen Bevölkerung ein lebhaftes Intereſſe kund. Sicherem Vernehmen nach ſoll dieſe Veranſtaltung durch ein Concert am Abend des 27. Oktober geſchloſſen werden, welches ein reiches, vielſeitiges Wente aufweiſen wird. Fräulein Clara Faißt aus Karlsruhe eine vortreffliche Schülerin des Herrn Profeſſors Klindworth in Berlin, wird ihr pianiſtiſches Können durch die Wiedergabe einiger Klavierſtücke bethätigen. Solo⸗ und Chorgeſänge, vor⸗ getragen von kunſtbefliſſenen Damen der hieſigen Geſellſchaft, werden in bunter Fülle zu Gehör gebracht werden. Außer⸗ dem iſt es dem Comité gelungen, in der Perſon des Herrn Rechtsanwalts Faißt aus Stuttgart einen ſtimmbegabten Sänger zu gewinnen, welcher kein berufsmäßiger, aber ein „berufener“ Künſtler und als ſolcher dem hieſigen Publikum bereits vortheilhaft bekannt iſt. Begeiſtert für Hugo Wolf's herrliche Tondichtungen, welche er in ihrem innerſten Weſen zu erfaſſen und dem aufmerkſamen Hörer zu erſchließen ver⸗ ſteht, wird er aus dieſem reichen Liederſchatze ſicherlich einige ⏑⏑—— ———— durch die noch größere Begabung, die er im Erlangen von Vorſchüſſen an den Tag legte. An jenem Tage, an dem die beſagte tragikomiſche Begebenheit ereignet, ſtak M. Laurent ſchon tief in Vorſchüſſen aller Art. Trotzdem wagte er es, zu Chily, dem Tyrannen„ein Vorſchußgeſuch im Gewande“ zu ſchleichen, alle Suade Laurent's wurde zu Schanden, er mußte vorſchußlos von dannen ziehen. Am Abend desſelben Tages wurde ein ſentimentales Schauerdrama gegeben, in dem auch der Direktor eine Hauptrolle inne hatte. In einer Szene hatte er den Schurken des Stückes, der von Laurent dargeſtellt wurde, zu erſtechen. Mit den Worten„Stirb, Verräther!“ riß er ſein Schwert aus der Scheide und durchbohrte den ewigen Vorſchußnehmer. Dieſer blieb aber merkwürdiger Weiſe zum großen Erſtaunen des Publikums und ſeines Partners aufrecht. „Stirb Verräther!“ donnerte in der Direktor nochmals an. Aber noch immer machte Laurent keine Miene, wie es ſich für einen tödtlich Getroffenen geziemt, hinzuſtürzen, dagegen flüſterte er leiſe dem Direktor hinüber:„Wollen Sie einen Vorſchuß geben, ja oder nein?“„Stirb Verräther!“ hallte es zum dritten Male mit wutherfüllter Stimme zurück.„Ich ſterbe nicht eher, bevor Sie mir den Vorſchuß verſprechen?“ erwiderte Laurent mit leiſer, aber feſter Stimme.„Gut, ſie ſollen ihn haben.“ „Auf Ehrenwort?“„Auf Ehrenwyrt.“ Erſt jetzt ſtürzte der „Verräther“ unter dem Beifall der Menge leblos hin, um bald darauf in der Direktionskanzlei den ſauer verdienten Vorſchuß einzuſtecken. Wie denken Sie über Cuba?“ Dieſe Frage hat die Chicagoer Zeitung„The Tribune“ an ſämmtliche Gouverneurs der vereinigten Staaten gerichtet und in einer feiner letzten Nummern veröffentlicht das Blatt neunzehn Antwortſchreiben. Elf Gouverneure würden es gern ſehen, wenn die Vereinigten Staaten die cubaniſche Inſurgentenſchaar als kriegführend Partei anerkennen würden; einige von ihnen nehmen außerdem für die nordamerikaniſche Republik das Recht in Anſpruch, die Inſel Cuba ohne weiteres zu annektiren! Fünf lehnen es ab, ſich mit der Frage zu beſchäftigen, und drei erklären kühl, daß es nicht der Mühe werth ſei, auf ſolche Fragen zu antworten. Unter dieſen dreien befinden ſich Morton, der Gouverneur des Stgates New⸗York, und Mac Kinley, der berühmte„Schutz⸗ zlner“ und gegenwärtig Gouverneur des Staates Ohio. Morton ſchreibt:„Was iſt mir Cuba? Was habe ich mit internationalen Fragen zu thun? Und das wage ich zu ſagen. obwohl Gladſtone mehrere Male erklärt hat, daß die Anſicht der hohen Beamten über die iriſche Autonomie ſehr wichtig ſei und auf die Entwicklung der Sache einen entſcheidenden Einfluß ausüben könne. Den cubaniſchen Inſurgenten am freundlichſten geſinnt ſind Altgeld, der Gouderneur von Illionis, und Evans, der Gvuverneur von Süd⸗Carolina. 4 4 —— Koſtbarkeiten ſpenden. So ſte Mannheim, 14. Oktober. General⸗Anzeiger. 9,Serte n ht denn zu ho en, Abend Genüſſe der allererleſenſten Art 99 ö iſſe der bringen und daß ein zahlreiches Auditorium den Zwecken des Vereines eine reiche Ausbeute zuführen wird. »Rheinſchifffahrt. Die hieſige Lagerhausgeſellſchaft hat ihre regelmäßigen Fahrten iſchen Maennhein Nusvalt und Zwiſchenſtationen wieder aufgenommen. 8 Militärverein. In der am Samſtag Abend ſtattge⸗ fundenen Vereinsverſammlung widmete der Borſitzende, Herr Profeſſor Math Y, dem dahingeſchiedenen Vereinsmitgliede Dahlmer, ſowie dem Ehrenmitgliede Geh. Commerzien⸗ rath Karl J o erger, einen tiefempfundenen Nachruf. Mit dem Letzteren ſei ein warmer Freund der Armee und des Vaterlandes dahingeſchieden; er erinnert an die Verdienſte, welche ſich Karl Joerger im Jahre 1870 bei Ausbruch des Krieges um die Pflege der Verwundeten erworben, durch welche er ſowohl von dem verſtorbenen Kaiſer Wilhelm I. als auch von unſerem Großherzog ausgezeichnet worden ſei. Redner hebt ſodann in warmen Worten die Verdienſte her⸗ vor, welche ſich der Heimgegangene als Bürger unſerer Stadt errungen, im Dienſte des Männerhilfsvereins und als Schriftführer der Kaiſer Wilhelm⸗Stiftung; unſere Stadt habe keinen wärmeren Freund der Armee in ihren Mauern gehabt als Karl Joerger. Zu Ehren des Verſtorbenen erhoben ſich die Anweſenden von ihren Sitzen.(Wir werden den Nachruf in der morgigen Nummer in ſeinem Wortlaut ver⸗ öffentlichen. D..) Herr Prof. M alhy erinnerte ſodann an die hiſtoriſchen Gedenktage, in erſter Reihe an die Be⸗ lagerung Mannheims durch die Oeſterreicher; am 22. Sept. 1795 ſei die Stadt den Franzoſen übergeben worden, trotz⸗ dem die deutſchen Truppen bis in die nächſte Nähe der un⸗ glücklichen Stadt bereits vorgerückt waren, und ſchon in den Oktobertagen des Jahres 1795 ſei das Schickſal Mannheims ein ſehr trauriges geworden. Redner ging des Aäheren auf die Belagerung Mannheims ein bis zur endlichen Capitula⸗ tion und zum Einzug der Oeſterreicher, welche von den ſchwer heimgeſuchten Bewohnern als die Befreier vom fran⸗ zöſtſchen Joche begrüßt wurden. Des Weiteren erinnert Redner an den 18. Oktober, den Gedenktag der Schlacht bei Leipzig und den Geburtstag des unvergeßlichen Kaiſer Fried⸗ rich III., welchem an dieſem Tage auf dem Schlachtfelde bei Wörth ein Denkmal errichtet wurde.— Herr Georg Müller richtete an die anweſenden Rekruten, Söhne von Mitglie⸗ dern, welche demnächſt zur Armee eingezogen werden, eine daß dieſer patriotiſche Anſprache und bringt ein Hoch der deutſchen Armee.— Die Hauskapelle verſchönte den Abend, wie ſchon ſo oft, durch ihre Mitwirkung und errang ſich dadurch den Dank der Anweſenden. Serbſtmeſſe hat mit dem geſtrigen Tage ihr Ende erreicht.„Dieſelbe war durchgängig von der beſten Witterung begünſtigt, was ſelten vorzukommen pflegt, da ſich die Herbſtmeſſe gewöhnlich durch anhaltendes Regen⸗ wetter unvortheilhaft auszeichnet. Der Beſuch der Meſſe war am geſtrigen Tage ein ganz enormer. Theater Wallenda. Die geſtern ſtattgehabten Vor⸗ ſtellungen erfreuten ſich eines ſehr guten Beſuches und waren die Leiſtungen ſämmtlicher Künſtler ganz ausgezeichnete. Heute Abend findet die Abſchieds⸗Vorſtellung ſtatt und wird ſich Herr Auguſt Feuerſtein, Badmeiſter von hier, mit dem Meiſterſchaftskaucher Herrn Kolling meſſen. Brandſtifterin entdeckt. Der Anſtifter, vielmehr die Anſtifterin des vor zehn Tagen in Lampertheim ſtattge⸗ habten großen Brandes iſt in der Perſon des Dienſtmädchens des Herrn Dr. Peter Feldhofen ermittelt worden. Freitag Mittag entſtand nämlich im Hauſe des genannten Herrn wiederum Feuer(Speicherbrand), das noch rechtzeitig von Familienangehrigen entdeckt und gelöſcht werden konnte. Der Verdacht richtete ſich ſofort gegen das Dienſtmädchen, die der Gendarmerte gegenüber auch ihre Schuld eingeſtand, ſich aber in den drei Fällen: Scheuer⸗, Keller⸗ und Speicherbrand auf leichtſinniges Wegwerfen von brennenden Streichhölzern hinausreden will. Das Mädchen wurde ſofort verhaftet. Ertrunken. Geſtern miethete in der Bootsverleih⸗ anſtalt am Neckar ein junger Mann einen Nachen. In der Nähe der Fähre ſahen Paſſanten, wie der Kahn umſchlug und der Inſaſſe, ein 15—16jähriger Burſche, ertrank. Die Leiche iſt noch nicht geländet, auch konnte die Perſönlichkeit des Er⸗ trunkenen noch nicht feſtgeſtellt werden. Witterungsbeobachtung der meteorologiſchen Station Mannheim. 8 3 2 88. 85 2 8 8 „ Zeit d e „ 885 mm 8 13. Okt. Morg.70762,0 11,56 SW 2 Mittg.20761.6 16,2 SwW 2 18.„ Abds. 920/780,8 9, SwW 3 — 5,0 ſtill Nebel Söchſte Temperatur den 13. Okt. 16,5 Tiefſte 75 vom 18/14. Okt. 4,40 Muthmaßliches Wetter am Dienſtag 15. Oktober. Der Kernpunkt des Hochdrucks aus Weſten iſt in Irland auf 775 mm geſtiegen, weßhalb der Hochdruck auch in ganz Mitteleuropa noch immer zunimmt und der letzte Luftwirbel über Nordſkandinavien unter gleichzeitiger Abflachung immer weiter nordwärts ausweichen muß. Abgeſehen von mehrfach auftretenden Frühnebeln, welche lokales und kurzes Nebel⸗ rieſeln zur Folge haben können, iſt für Dienſtag und Mitt⸗ woch größtentheils trockenes und auch zeitweilig aufheiterndes Wetter zu erwarten. Vfälziſch⸗Hefſiſche Nachrichten. Ludwigshafen, 13. Okt. In der verwichenen Nacht, nach Feierabend, ſchoß der 18jährige Johann Wolff dem im gleichen Alter ſtehenden Schreiber Scherer vor einer Wirth⸗ ſchaft an der Oggersheimer Straße aus einem Revolver eine Kugel in die Bruſt, die zum Glücke eine Rippe traf und ſich hier feſtſetzte. Die That wurde ohne alle Veranlaſſung verübt. Scherer liegt heute ſchwer verletzt darnieder. Geriiitszeitung. Maunheim, 12. Okt.(Str afkammer III.) Vor⸗ ſitzender: Herr Landgerichtsdirektor Weizel. Vertreter der Großh. Staatsbehörde: Herr Referendär Haas. 1) Der wegen Diebſtahls vorbeſtrafte 26 Jahre alte Hausburſche Johann Beckmann von hier ſuchte Anfangs Auguſt d. J. im Hotel zum„Wiener Hof“, wo er bedienſtet war, den verſchloſſenen Koffer ſeines Nebenburſchen Wilhelm Pfaff mit einem Beil zu ſprengen. Wegen verſuchten ſchweren Diebſtahls erging gegen Beckmann Urtheil auf 2 Monate Gefängniß. 2) Der 52 Jahre alte Landwirth und Bürgermeiſter Mich. Beckenbach von Wilhelmsfeld vollzog als Standesbeamter ſeiner Gemeinde am 9. September v. J. die Eheſchließung zwiſchen dem Steinhauer Georg Bauder und der minder⸗ jährigen Katharina Bitſch, ohne daß er ſich vom Vormund der Braut die geſetzlich erforderliche Ermächtigung des Fa⸗ milienraths hatte nachweiſen laſſen. Wegen Vergehens gegen § 69 des Standesgeſetzes vom 6. Febr. 1875 wurde Becken⸗ bach zu einer Geldſtrafe von 20 Mark verurtheilt. Verthei⸗ diger:.⸗A. Dr. Sel b. 3) Ohne irgend eine Veranlaſſung verſetzte der 20 Jahre Landwirth Adam Wittmann von Sandhauſen in der Nacht vom 14. zum 15. Juli d. J. dem Tüncher Martin Bernhard einen lebensgefährlichen Meſſerſtich in den Unterleib, der eine vierwöchentliche Arbeitsunfähigkeit nach ſich zog. Das Schöf⸗ fengericht verurtheilte Wittmann zu 10 Wochen Gefängniß. Gegen dieſes Erkenntniß lagen heute Berufungen ſeitens des Verurtheilten, der Gr. Staatsanwaltſchaft und des Verletzten als Nebenkläger vor. Die Berufungen wurden als unbegründet verworfen. Verth.:.⸗A. Dr. Roſenfeld. Vertreter der Nebenklage:.⸗A. Moufang. 4) Der 36 Jahre alte Dienſtknecht Ludwig Hilger von Unterkeſſach entwendete am 7. Aug. l. J. in Heidelberg dem Dienſtknecht Joſef Rirter eine Hoſe und eine Juppe. Mit Ruͤckſicht auf die zahlreichen orſtrafen des Angeklagten lautete das Urtheil auf 9 Monate Gefängniß und 3 Jahre Ehrverluſt. 5) Der 16 Jahre alte Flaſchnerlehrling Franz Wohl⸗ gemuth entwendete am 3. Auguſt ds. Is. in Heidelberg aus einem in der Wohnung des Händlers G. Kraft ſtehenden Schließkorb des Dienſtmädchens Kath. Weber den Betrag von 38 Mark. Der 15 Jahre alte Flaſchnerlehrling Johann Eckert hatte ihm den Schlüſſel zu der Kraft'ſchen Wohnung gegeben und ſtand während des Diebſtahls Wache. Von dem geſtohlenen Gelde gaben ſie dem 15 Jahre alten Jakob Schell 16 Mark zum Aufheben, welcher dafür am Verbrauch des geſammten Geldes theilnehmen durfte. Wohl⸗ gemuth entwendete außerdem auf die Anſtiftung Eckerts hin 15 der Badeanſtalt von Mauer einem unbekannten Arbeiter ein Portemonnaie mit M..60 Inhalt und am 18. Auguſt aus der Badeanſtalt von Bootz einem Burſchen Namens Jakob Kehrer eine ſilberne Uhr im Werthe von 20 Mark, welche Eckert in Verwahrung nahm. Wohlgemuth erhielt 9 Wochen, Johann Eckert 8 Wochen Gefängniß. Der von Rechtsanwalt Dr. Feiſt vertheidigte Schell wurde von der Anklage der Hehlerei freigeſprochen. Eruteberichte. Tabak. Mannheim, 12. Okt. Das Ereigniß der Woche war der am vorigen Montag erfolgte Verkauf der in Friedrichsthal abgehängten 3000 Etr. vorzüglicher Tabake zum Preiſe von 30 Mark und Trinkgeld. Nunmehr gelangte auch in Waldſee der neue Tabak in abgehängtem Zuſtande zum Verkauf und zwar zum Preiſe von 25—26., was bei der Qualität dieſes Gewächſes als kein übermäßiger ange⸗ ſehen wird. In Viernheim, wo Tabak abgehängt iſt, wurde heute mit dem Verkauf begonnen; man zahlte für gleichfalls ſchöne Waare 30., was allerdings bei den großen Quan⸗ ten farbiger Tabake ein ſehr hoher Preis iſt. Das bisher von neuem Sandblatt in Empfang Genommene wurde, ſoweit unſere Nachrichten bisher vorliegen, bis auf einzelne Ortſchaften, die wieder wie alljährlich feucht geliefert haben, gut herein⸗ gebracht. Die Sandblätter fallen in Farbe beſonders gut aus und ſind in dieſem Jahrgang geeignet, ſpeziell bei der Schneidtabakfabrikation Verwendung zu finden. Das ſeit einigen Tagen anhaltende naſſe Wetter iſt für den am Dache hängenden Tabak vou Vortheil, da er laugt und ſich auch —————— Holmgarts Enſteltöchter. Von H. Buchwald. (Nachdruck verboten.) 6)(Fortſetzung.) So grundverſchieden dieſe beide Männer in ihrem Aeußern waren, ſo merkwürdig gut hatten ſie bisher in allen wichtigen Lebensfragen übereingeſtimmt. Uebrigens bildete aber der breitſchultrige Doktor mit den ſcharfgeſchnittenen Zügen und den klugen ſtahlgrauen Augen den graden Gegenſatz zu Cantor Hartmann, deſſen ſchmales, etwas blaſſes Geſicht von frühzeitig ergrautem, in der Mitte geſcheiteltem Haar umrahmt wuͤrde. Wenn der Doktor gar gern ſeine recht anſehnliche Naſe in allerlei Dinge ſteckte, die ihn nichts angingen, und überall mit Rath und That zur Hand war, ſo zog Cantor Hartmann ſchlicht und recht ſeine Straße, nach Kräften bemüht, die Dorf⸗ jugend zu erziehen und zu belehren und mit Hülfe der Bauern und ihrer erwachſenen Nachkommenſchaft ſeine fünf Morgen Acker zu bebauen. Da es keinen Paſtor in Steinhauſen gab, hatte Cantor Hartmann vor der Hand auch noch einen Theil der pfarramt⸗ lichen Geſchäfte zu beſorgen. Und wie ſein Schwager bei allen Wirthſchaftsſorgen ſeiner Mitbewohner ein kräftiges Wort drein zu reden gewohnt war, hatte der Cantor für alle Seelennöthe ein offenes Herz und ein paar tröſtende Worte. So war der alte Schulmeiſter mit dem klugen, gutmüthigen Augen im Laufe der Jahre zum Vertrauten der meiſten Familien geworden. 5 Mit immer gleich bleibender Freundlichkeit und Milde hörte er die Klagen auch des ärmſten Hirtenfungen an, und ebenſo wandellos wie ſein Charakter, war auch ſein äußeres geblieben. Noch heute trug er wie ehemals die kurze,„ſelbſt⸗ gewebte“ Biedermannsjacke, und nur Sonntags zeigte er ſich in langem, ſchwarzem Kleidrock, deſſen Taille aber im Laufe der Zeit immer höher hinauf in die Nähe der Achſelhöhle Sie, die Cantorin, war ruſchke, je mehr der Rücken ſeines Trägers ſich unter der der kabre und der traurigen Schickſal atte. Laſt fe jetzt ebenfalls ſchon recht runzelig geworden und ihr noch dichter Scheitel ſpielte bedenklich ins Eiſengraue. Früher, d. h. vor recht langer Zeit ſchon, da hatte wohl Mancher ſie eine Schönheit genannt und mit be⸗ gehrlichen Augen nach der ſchlanken, zierlichen Geſtalt der jungen Paſtorstochter ausgeſchaut, während ſie ſelbſt doch nur das Bild ihres getreuen Joachim Hartmann im Herzen trug. Heute ſah man freilich nicht viel mehr von der blühenden Schönheit, nur die hübſchen braunen Augen hatte die kleine Cantorsfrau mit hinübergenommen ins Matronenalter, und in ihnen leuchtete auch jetzt noch manchmal dieſelbe herzliche Fröhlichkeit, mit der ſie in jungen Jahren ihrem Joachim hin⸗ weggeholfen hatte über mancherlei Leid und Trübſal, an denen es wahrlich in dem alten, lindenumrauſchten Cantorhauſe nicht gefehlt hatte. Vier Kinder hatte ihnen der liebe Gott geſchenkt, aber alle waren ſie wieder geſtorben, bis auf den einen, den Theodor, der zu ihrer Herzensfreude heranwuchs und ein gar friſcher, ſtattlicher Burſche wurde. Dem Vater war es eine Luſt ge⸗ weſen, den geweckten Knaben zu unterrichten, dann aber kam eine Zeit, da wußle der Junge faſt eben ſo viel als Cantor Hartmann ſelbſt und ſtellke ſo wunderliche Fragen, daß der Alte darob ſchier in Verlegenheit gerieth. Hochwillkommen war ihnen Allen daher Onkel Karls Vorſchlag geweſen, der Theodor ſolle auf ſeine Koſten ſtudiren. Das waren die Leute, unter denen die kleine Marianne v. Holmgart ihre Kinderjahre verbringen ſollte. Sechs Jahre waren dahingegangen, ſeitdem Herr v. Holmgart ſeine kleinen Mädchen nach Steinhauſen gebracht hatte. Schwere Jahre voll Trübſal und banger Sorge, aber auch Jahre, in denen das deutſche Volk erſtarkte und ſich wieder auf ſich ſelbſt, auf ſeine Kraft und ſeinen Gott beſann. Die beiden Kinder waren hoch und ſchlank emporge⸗ wachſen, die ältere, Brigritte, noch einen Kopf größer als 5 Schweſter. Und wenn die kleine blonde Marianne mit den zarten, kindlichen Zügen ſich im Fluge Aller ſo war Brigitte mit ihren 8 dunklen Augen, de färben dürfte.— In alten Tabaken herrſcht Ruhe. Ein heſſiſcher Fabrikant, von deſſen alten Tabakvorräthen ein Theil durch Brandſchaden vernichtet wurde, hat am hieſigen Platze Einiges in Cigarrentabaken gekauft. Bei den gelich⸗ teten Lägern iſt freilich ein hinreichender Erſatz nicht ſo leicht beſchafft. In Rippen herrſcht nach wie vor wenig Nachfrage, trotzdem haben ſich die Preiſe befeſtigt. (Südd. Tabakztg.) Aeneſte Nachrichten und Telegramme. *Breslau, 12. Okt. Sozialdemokratiſcher Partei⸗ tag. In der geſtrigen Nachmittagsſitzung wurden auf Antrag des Genoſſen Bebel folgende Beſchlüſſe gefaßt: 1) Der Parteitag ewpfiehlt den Arbeitern und Arbeiter⸗ organiſationen, welche ohne Schädigung der Arbeiter⸗ intereſſen den 1. Mai neben anderen Kundgebungen durch Arbeitsruhe feiern können, die Arbeitsruhe eintreten zu laſſen. 2) Der Parteitag fordert die Parteigenoſſen auf, den nächſten in London ſtattfindenden internationalen Arbeitercongreß durch Vertreter möglichſt zahlreich zu be⸗ ſchicken. Ferner wurde ein Antrag angenommen, der die Parteivertreter auffordert, im Reichstage die Ausdehnung des geſetzlichen Arbeiterſchutzes auf die Hausinduſtrie und die Controle aller hausinduſtriellen Betriebe zu bean⸗ tragen. *Breslau, 12. Okt. Der ſozialdemokratiſche Par⸗ teitag erledigte heute eine Reihe von Anträgen. Als nächſter Ort des Parteitages wurde Gotha, als Sitz der Parteileitung Berlin gewählt. In die Parteileitung wurden folgende Delegirte gewählt: Singer und Bebel als Vorſitzende, Auer und Pfannkuch als Schriftführer, Geriſch als Caſſirer. Der Abg. Singer ſchloß den Parteitag. ——— Ergebniß der Landtagswahlen im Lande. (Privat⸗Telegramme des„General⸗Anzeigers“.) Weinheim, 12. Okt. Im hieſigen Bezirk wurden gewählt 85 Wahlmänner der liberalen Liſte, 44 der antiſemitiſchen, 23 der ſozialdemokratiſchen Liſte. Zer⸗ ſplittert 5. Der Wahlbezirk hat im Ganzen 163 Wahl⸗ männer zu wählen. Herr Klein, der ſeitherige national⸗ liberale Abgeordnete, hat ſomit die abſolute Mehrheit der Wahlmänner. Eberbach⸗Buchen, 14. Okt. Unſer Bezirk iſt leider für die Nationalliberalen verloren. Gewählt wurden 58 liberale und 59 ultramontane, 4 freifinnige Wahlmänner. Da die 4 freiſinnigen Wahlmänner zweffellos für die Ultramontanen eintreten, ſo iſt die Wahl des Zentrums⸗ mannes Landgerichtsdirektor Zehnter in Mosbach ge⸗ ſichert. Der Bezirk gehörte bereits den Ultramontanen. Mosbach, 14. Okt. Die Wahl des national⸗ liberalen Klein wird als geſichert angeſehen.(Dieſer Bezink gehörte bisher den Freiſinnigen. 5 Karlsruhe, 14. Okt. Bei den Erneuerungswahlen zur Erſten Kammer der Landſtände wurden ge⸗ wählt: a) oberhalb der Murg: Graf Konſtantin v. Hennin in Herblingen; b) unterhalb der Murg: Freiherr Wilhem Dietrich v. Gemmingen⸗Guttenberg⸗Gemmingen, General der Kavallerie z. D. in Karlsruhe, Freiherr Albrecht Rüdt v. Collenberg⸗Bödigheim, Landgerichtsrath in Karls⸗ ruhe, Graf Raban v. Helmſtadt in Hochhauſen. Bei der im Bezirke oberhalb der Murg erfolgten Erſatzwahl zur Erſten Kammer wurde Freiherr Richard von Böcklin in Orſchweier gewählt. Raſtatt, 14. Okt. In der demokratiſch freiſinnigen Preſſe wird behauptet, daß der auf beiden Liſten ſtehende Wahlmann der Zentrumspartei angehöre. In dieſem Falle wäre alſo Raſtatt für die Nationalliberalen verloren. Oberkirch, 12. Okt. Von der Liſte der liberalen Partei wurden 61, von jener der Centrumspartei 59 Wahlmänner gewählt. Dieſer Bezirk iſt ſomit der Zent⸗ rumspartei von den Liberalen entriſſen worden. Liberaler Kandidat iſt Herr Bürgermeiſter Geldreich von Oberkirch. 2** Von den 32 ſtattgefundenen Neuwahlen ſind 31 Er⸗ gebniſſe bekannt. Der Wahlbezirk Breiſach ſteht noch manchmal um die rothen Lippen lagerte, trug nur dazu bei, dem Geſichte ſeinen eigenartigen Charakter zu geben. Und Charakter hatte die Kleine überhaupt, wie Frau v. Lerchenfeld erfuhr, als ſie verſuchte, das friſche, fröhliche Kind in ihrer erziehenden Hand wie weiches Wachs zu modeln. Ob Frau Sabine freilich dabei immer den richtigen Ton anſchlug, und ob ſie ſich befonders für die Erziehung dieſes grundehrlichen, aber etwas eigenwilligen Kindes eignete, war freilich eine andere Sache. Lange Jahre war Sabine v. Warburg eine gefeierte Schönheit geweſen, und als das arme Hoffräulein dann den reichen, lebensfrohen Kamnerherrn v. Lerchenfeld heirathete, da glaubte ſie, ihrer Schönheit nun erſt den rechten Glanz verleihen zu müſſen. Und gemeinſchaftlich mit ihrem Gatten entfaltete ſie eine Pracht und einen Luxus, zu welchem ihr Vermögen in keinem Verhältniß ſtand. Mit großer Ge⸗ ſchwindigkeit ging es abwärts, um ſo mehr, als der Kammer⸗ herr durch Spiel und allerlei andere Liebhabereien redlich das Seine that, den Untergang herbeizuführen. Unfähig, den Verluſt ſeines Vermögens zu ertragen, machte er ſeinem Leben durch eine Kugel ein Ende. 5 Seine Wiktwe rettete nichts als das kleine Gut Buchen⸗ rode, oder richtiger geſagt nur die Gebäude deſſelben. Und wie verzweifelt ſich die verwöhnte Frau auch geberdete, es blieb ihr nichts Anderes übrig, als mit ihrem Töchterchen nach dem entlegenen, einſamen Gute zu ziehen, in deſſen großen weiten Räumen ſie nun mit dem Reſte ihrer Einrichtung ver⸗ ſuchte, einen Schein des alten Wohlſtandes um ſich zu ver⸗ breiten. Den geringſten von ihren Wagen hatte ſie auch be⸗ halten, und wenn ſie damit auf Beſuch in die Nachbarſchaft fuhr, ſo durfte Niemand erfahren, daß die Pferde für dieſen Tag jedesmal im Dorfe geborgt wurden. 5 Aus demſelben Grunde nahm ſte trotz Penſion auch den alten Diener mit in das nene Leben. Und Baſtian mit ſeiner grenzenloſen Verehrung für Jeden, der ein zvon“ vor ſeinen Namen ſchrieb, war die geeignetſte Perſön, lichkeit, den Traum von einſtiger Größe aufrecht zu erhalt Fortſetzung folgt.) inen Näschen und ein ch. S de S S S Sg(el E N t. n=: 4 1 1 2. Sette: General⸗Anzeiger: aus, doch hat es den Anſchein als ob der Zentrums⸗ kandidat die Mehrheit der Wahlmänner auf ſich ver⸗ einigt. Gewählt wurden ſonach 15 Nationalliberale(bis⸗ her 14), 10 Zentrum incl. Breiſach(bisher 11), 4 Demo⸗ kraten und Freiſinnige(bisher), 2 Sozialiſten(bis⸗ her), 1 Konſervativer(bisher). Die verſchiedenen Parteien haben ſonach ihren Beſttzſtand behauptet bis auf das Zentrum, welches einen Sitz(Oberkirch) an die Nationalliberalen verloren hat. Die zweite badiſche Kammer wird ſich nunmehr folgendermaßen zuſammenſetzen: 31 Nationalliberale, 22 Zentrum, 5 Demokraten und Freiſinnige, 3 Sozialiſten, 2 Konſervativen. Der nationalliberalen Partei fehlt ſomit zur Mehr heit 1 Sitz. ** (Privat⸗Telegramme des„General⸗Anzeigers“.) Berlin, 13. Okt. Der Reichskanzler Fürſt Hohen⸗ lohe hat ſich heute Vormittag.35 Uhr zum Vortrage bei dem Kaiſer nach Hubertusſtock begeben. Eben dahin reiſte um.25 Uhr der ruſſiſche Miniſter des Aus⸗ wärtigen Fürſt Lobanow ab. * Berlin, 13. Okt. Heute Abend 7½ Uhr findet bei dem Reichskanzler Fürſten zu Hohenlohe zu Ehren des ruſſiſchen Miniſters des Auswärtigen Fürſten Loba⸗ now ein Diner ſtatt, zu welchem namentlich geladen ſind: der ruſſiſche Botſchafter Baron v. Oſten⸗Sacken, das Perſonal der ruſſiſchen Botſchaft, die Staatsſekretäre v. Bötticher und Freiherr v. Marſchall, der italieniſche Bot⸗ ſchafter Graf Lanza ſowie der franzöſiſche und öſterreichiſch⸗ ungariſche Geſchäftsträger. * Berlin, 13. Oktober. Der Reichskanzler Fürſt Hohenlohe und Fürſt Lobanow ſind Abends 6 ¼ Uhr aus Hubertusſtock wieder hier eingetroffen. * Berlin, 14. Okt. Dem Vernehmen nach verbleibt Fürſt Lobanow bis zum Dienſtag in Berlin und reiſt am Dienſtag Abend oder Mittwoch früh nach Petersburg zurück. *Potsdam, 14. Okt. Die Kaiſerin iſt geſtern Abend 10⅜ Uhr aus Hubertusſtock hier eingetroffen. * Eberswalde, 14. Okt. Der Kaiſer hat heute früh 6 Uhr 20 Min. den hieſigen Bahnhof paſſirt. „Kaſſel, 14. Okt. Anläßlich einer Prozeſſion kam es zu Ruheſtörungen, indem ein Volkshaufen die Pro⸗ zeſſion zu hindern ſuchte. Gendarmerie zerſtreute die Menge, wobei einige Perſonen verwundet wurden. Die Ruhe iſt wieder hergeſtellt. *Metz, 13. Oktober. Der Verweſer der Bürger⸗ meiſterei fordert die Bewohner durch Maueranſchläge auf, ihre Häuſer in der Zeit vom 15. bis 18. Oktober zu ſchmücken, da der Beſuch des Kaiſerpaares erwartet wird. Der Tag des Beſuchs iſt bisher noch nicht beſtimmt. Wien, 13. Okt. Die„Neue Freie Preſſe“ meldet aus Athen: Die ausgedienten Mannſchaften werden am 13. Okt. ordnungsgemäß zur Reſerve entlaſſen, nur etwa 150 Matroſen werden zurückbehalten. Wien, 13. Oktober. Nach der„Wiener Zeitung“ verlieh der Kaiſer dem in den Ruheſtand tretenden Statt⸗ halter von Steiermark Frhrn. v. Kübeck in neuerlicher Anerkennung ſeiner langjährigen in treuer Hingebung ge⸗ leiſteten ausgezeichneten Dienſte das Großkreuz des Leopoldsordens. Paris, 13. Oktober. Nach Damtlicher Feſtſtellung der Zolldirektion beziffert ſich die Einfuhr für die erſten 9 Monate auf 2,679,260,000 Frs. gegen 2,922,403,000 Frs., die Ausfuhr auf 2,410,094,000 Frs. gegen 2,190,9 70,000 Frs. im Vorjahre. *Paris, 14. Okt. Bei der geſtern in Le Puly ſtattgehabten Einweihung des Denkmals für die gefal⸗ lenen Soldaten an der oberen Loire, hielt der Finanz⸗ miniſter Poincarré eine Rede, in welcher er die Aus⸗ ſtellungen der Oppoſttion hinſichtlich der militäriſchen Verwaltung erwiderte und hervorhob, daß ſich gewiſſe Mißſtände allerdings herausgeſtellt hätten. Aber man müſſe angeſichts der Fortſchritte gereizte Kritiken ver⸗ meiden. Die Regierung werde die Dienſtordnung auf⸗ recht erhalten, aber ſie werde von der Oppoſition ver⸗ langen, militariſche Fragen nicht mit politiſcher Leiden⸗ ſchaft zu vermiſchen. *Paris, 14. Okt. Der Kronprinz von Schweden iſt heute früh hier eingetroffen. * Paris, 14. Okt. Nach einer Meldung aus Majunge näherte ſich der heftige Kampf gegen die Hovas am 30. Septbr. Tananarivo auf 3 Wegſtunden. Eine Granate ſchlug in den königl. Palaſt ein General Metzinger iſt mit der Einrichtung der Verwaltung be⸗ ſchäftigt. Rom, 13. October. Der„Opinione“ zufolge ver⸗ lautet, daß neue Zweifel entſtanden ſind betreffs des Beſuchs des Königs von Portugal am italieniſchen Hofe. Rom, 14, Okt. Die„Agenzia Stefani“ weldet: Nach weiteren Drahtberichten ſchlugen ſich die italieniſchen Truppen bei Debraailat glänzend. Die Tigriner wurden völlig geſchlagen, Cagmrasmae Aila Mariam ver⸗ wundet u. gefangen genommen. Die Italiener beſetzten das Lager Ras Mongaſchas, welches ſodann niederge⸗ brannt wurde. Die tigriniſchen Soldaten kamen von Schoa und waren mit franzöſichen Grasgewehren be⸗ waffnet, die 1894 in St. Etienne gefertigt ſind. * Rom, 14. Okt. Dem„Populo romano“ zu⸗ folge dürfte der König von Portugal nicht mehr nach Rom kommen. Das Blatt ſchreibt: Nachdem König Humbert den König von Portugal hat wiſſen laſſen, daß er ihn auf dem Qufrinal empfangen werde und nachdem der Papſt erklärt hat, in dieſem Falle iden Nanngem, 14. Oktober König nicht zu empfangen, glaubte König Karl über die Schwierigkeiten hinauszukommen, indem er vorſchlug, den König Humbert in Monza und darauf den Papſt in Rom zu beſuchen. Der König von Italien wollte jedoch auf dieſen Ausweg nicht eingehen, der wie eine Kapitu⸗ lation dem Papſt gegenüber erſcheinen werde. * Barcelona, 13. Okt. Die Studenten erneuerten ihre Kundgebungen, ſodaß die Gendarmerie mit der Waffe einſchreiten mußte. Die Ordnung wurde wieder hergeſtellt und zwei Studenten verhaftet. Die Behörden entſchließen ſich für ſtrenge Durchführung ihrer Maßnahmen. *Havanga, 13. Okt. Die Aufſtändiſchen nahmen in der Bay von Santiago ein Kauffahrteiſchiff fort, welches von der ſpaniſchen Regierung als Kriegsſchiff ausgerüſtet war, Mitrailleuſen an Bord hatte und mit 12 Marineſoldaten und einem Offizier bemannt war. Die Mannſchaft wurde entwaffnet und in Freiheit geſetzt. * Madrid, 13. Oktober. Nach einer amtlichen Depeſche aus Washington hat die Regierung der Vereinigten Staaten neuerdings energiſche Maßnahmen getroffen, um den in Florida vorbereiteten Aufbruch der Freibeuterſchar unter Collazo zu verhindern. Der Chef des Juſtiz⸗ departements Any ließ das Schiff„Commodore“, welches Waffen und Munition mit ſich führte, anhalten.— Marſchall Martinez Campos hat ſich von Cienfnegos nach Santiago begeben. * Konſtantinopel, 13. Oktbr. Die Räumung der Kirchen, in welche ſich im Ganzen 2414 Perſonen ge⸗ flüchtet hatten, iſt beendigt. * Kanſtantinopel, 13. Oktober. Die von den Blättern des Auslandes verbreiteten Nachrichten, es ſeien am 8. Oktober Attentate gegen den Großvezier Kiamil Paſcha und gegen Said Paſcha verübt worden, werden für vollkommen unbegründet erklärt. * Athen, 13. Okt. Das Marineminſterium ſchlug den Marineſoldaten, welche heute aus dem Dienſte ſcheiden, vor, als Freiwillige weiter zu dienen. Die meiſten nahmen das Anerbieten an. Die Kammer wird am 13. Nov. wieder zuſammentreten, vorausgeſetzt, daß kein Zwiſchen⸗ fall eintritt. * Chriſtiania, 13. Okt. Es wird jetzt allgemein angenommen, daß die Miniſterkriſis demnächſt ihre Löſung finden wird. *Verona, 13. Okt. Geſtern Nachmittag wurde in Malſeſine, Provinz Verona, ein ziemlich ſtarker Erdſtoß, welchem zwei weitere folgten, verſpürt. Die Erſchütter⸗ ungen verurſachten Riſſe in den Mauern und den Ein⸗ ſturz eines Schornſteines. Die Bevölkerung wurde in große Aufregung verſetzt. Theater, Kunſt und Wiſſenſchaft. Gr. Bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Maunheim. Zum 1. Male: Der Evangelimann. Muſikaliſches Schauſpiel in zwei Aufzügen von Wilhelm Kienzl. Es iſt die alte und ewig tragiſche Geſchichte von den feindlichen Brüdern. Sie ſind verſchieden geartet im innerſten Grund ihres Weſens, die gemeinſame Liebe zu einem Mädchen, das den älteren verſchmäht und dem jüngeren Treue ſchwört, wirft den zündenden Funken in all den angehäuften Haß, und die Eiferſucht, die flammende Rachſucht macht den älteren zum Verbrecher, er wirft die Brandfackel in die Tenne, aber die Flammen vernichten nicht ſeines Bruders Glück allein, ſondern auch ſein eigenes Leben. Als Mathias, der jüngere, nach zwanzigjähriger, unſchuldig verbüßter Kerkerhaft, wieder ins Leben tritt, iſt er ein Betkler an Leib und Seele, ſeine Braut iſt in die Donau gegangen, das Diesſeits hat keinen Werth mehr für ihn, nur das Jenſeits kann ihn für all die erlittene Schmach entſchädigen, er greift zu Gottes Wort und ſucht nun den Troſt und den Frieden, den er darin gefunden, auch den Mitmenſchen zu verkünden. Er wird Evangelimann. Nach jahrelanger Wanderung kommt er ſchließlich in Wien an das Sterbebett ſeines freudloſen, an Gott und ſich ver⸗ zweifelnden Bruders; unerkannt und nichts ahnend hört er deſſen reuige Beichte an. Als er vernimmt, daß ſein Bruder es iſt, der ſein Leben und ſein Glück vernichtet hat, da bricht in ihm das wüthende Verlangen nach Rache empor, er ſtürzt auf den Bruder zu, aber da ruft ihm ſein Inneres zu, was er ſelbſt zehn Jahre hindurch den Menſchen gepredigt hat: „Selig ſind, die Verfolgung leiden, um der Gerechtigkeit willen, denn ihrer iſt das Himmelreich“, und er vergibt dem ſterbenden Bruder. Auf dieſe Szene zwiſchen den beiden Brüdern arbeitet das ganze Werk hin. Aug' um Auge, Zahn um Zahn, ruſt das Geſetz der Vergeltung, aber das heilige Wort der Vergebung„Liebet Eure Feinde“ ſiegt. Hier liegt die tiefe Moral, der dramatiſche Höhepunkt und zugleich das Endziel dieſes muſikaliſchen Schauſpiels. Der Stoff iſt einer Erzählung von L. F. Meißner entnommen, und wie die dramatiſtrten Romane kann das von Kienzl ſelbſt gedichtete Textbuch ſeine epiſche Herkunft nicht ver⸗ leugnen. Der epiſche Dichter kann einen längeren Zeitraum, den er nicht braucht, übergehen oder leicht ausfüllen, ohne daß er die Wirkung ſeines Werkes beeinträchtigt, der Drama⸗ tiker aber verletzt die Einheit der Zeit nicht ungeſtraft. Wenn gar wie im Evangelimann zwiſchen den beiden Aufzügen ein Zeitraum von 30 Jahren liegt, ſo iſt das eine für unſere Illuſion höchſt unangenehme Kluft, über die uns nichts, ſelbſt nicht ein Zwiſchenakt von 20 Minuten hinweg hilft. Die Schwierigkeiten, die aus ſolch einer Kluft dem Schauſpieler erwachſen, verdoppeln ſich beim Sänger, beſonders bei dem Tenor der Titelrolle. Er iſt uns als Liebhaber in der Fülle ſeiner Jugend erſchienen, kurz darauf kommt er als Greis mit langem weißem Bart und— der ungebrochenen Schön⸗ heit ſeines Tenors. Zu dieſer Schwäche des Textbuchs kommen weitere. Es wurde bereits darauf hingewieſen, daß alles auf das Wiederſehen und die Verſöhnung der Brüder hinarbeitet. Der Kern des Stückes liegt im zweiten Akt, der erſte Akt iſt nichts wie das Vorſpiel zum zweiten. Vor kurzer Zeitſwurde in Köln ein Ginakter gegeben, dem die Vorgeſchichte in pantomimiſcher Darſtellung vorausgeſchickt iſt, im Evangeli⸗ mann iſt aus der Vorgeſchichte ein ganzer Akt geworden und zwar ein recht langer. Die ſtraffere Zuſammenſchließung, die er, wenn er nun einmal nicht entbehrlich ſchien, erfordert hätte, hat der opernmäßigen Ausgeſtaltung Einge⸗ ſtändniſſe machen müſſen. Im Intereſſe der fortſchreitenden Handlung muß deshalb die Volks⸗ und Kegelſcene beanſtandet werden, die zwar für ſich in ihrer philiſtröſen Behäbigkeit und ländlichen Luſtigkeit vortrefflich gelungen iſt, auch einen wirkſamen Kontraſt abgibt zur Brandſcene, im Ganzen be⸗ trachtet aber viel zu viel Raum einnimmt. An dieſes tech⸗ niſche Bedenken kann ein pſychologiſches angeſchloſſen werden, das den Angelpunkt der Handlung trifft, die Brandſtiftung. Johannes hat durch ſeine verleumderiſchen Bemübungen ſeines Bruders Entlaſſung bewirkt, Mathias muß St. Othmar ver⸗ laſſen und ſich von Martha trennen. Johannes hat alſo ge⸗ wonnenes Spiel. Da wird er, den wir bisher nur als Schmeichler und Streber kannten, plötzlich zum gemeinen Ver⸗ brecher. Aber ſeine unſichere Berechnung hätte ſich wirklich nicht erfüllt, wenn nicht Jedermann ſofort auf Mathias Ver⸗ dacht geworfen, und warum? Mathias habe die alte Scheune des Kloſters angezündet, um ſich an dem Juſtiziär, dem ſie doch gar nicht gehört, zu rächen. Iſt übrigens nicht Martha für ihn eine völlig entlaſtende Zeugin, die ſein Alibi nachzu⸗ weiſen vermag? Neben dieſen offenbaren Mängeln ſeien zwei Verdienſte des Werkes nicht verſchwiegen— daß es ſich freihält von der brutalen Blutromantik und den ver⸗ brauchten muſikaliſchen Effekten des ttalieniſchen Einakter⸗ thums, kann heute, wo dies wohl glücklich überwunden, nicht als beſonderes Verdienſt gelten— dieſe beiden Verdienſte finde ich im Betonen des pſychologiſchen und des ethiſchen Moments. Das eine betrifft alſo die Charaktere. Hier iſt Wagner nicht umſonſt vorangegangen. Die Motivirung und Weiterführung der Charakterzeichnungen iſt mit Liebe und Schärfe gegeben, hier hilft die Muſik vortrefflich mit. Das zweite iſt der er⸗ habene moraliſche und religiöſe Grundgehalt, der ſich ferne von jeder tendenziöſen Sittenpredigt als verſöhnendes Leit⸗ motiv durch das Werk hindurch zieht. In formeller Hinſicht iſt dem Textbuch nicht gerade Gutes nachzuſagen. Die Verſe ſind meiſt platt, ihnen fehlt— mit einem platten Ausdruck bezeichnet— der dichteriſche Schwung. Wie ſelten iſt der berufene Muſiker auch berufener Dichter! Berufener Muſiker iſt Kienzl, dafür bürgt ſein Evangelimann. Er iſt kein Neuling in der muſikaliſchen Welt, aber ſein Evan⸗ gelimann, den er als op. 45 bezeichnet, iſt das erſte Werk von ihm, das einen nachhaltigeren Eindruck hinterlaſſen hat und hinterlaſſen wird. Der Komponiſt ſteht im neunund⸗ dreißigſten Lebensjahre, wir können alſo noch viel Tüchtiges von ihm erwarten. Bisher theilte er ſeine Thätigkeit zwiſchen theo⸗ retiſcher und praktiſcher Muſik, Vorleſungen haltend, concertirend, dirigirend und komponirend. Die Muſik ſeines Evangelimann folgt modernen Einflüſſen. In den Singſtimmen hält die recitative Deklamation der dreiten lyriſchen Kantilene die Waage. Das Orcheſter illuſtrirt die ſceniſchen Vorgänge mit peinlicher Genauigkeit, jede pfychiſche Regung findet hier ihren Widerhall, allerdings einige Male mit einem Kraftauf⸗ wand, der uns bei Haupt⸗ und Staats⸗Aktionen, oder bei Wagner'ſchen Heroen erklärlich iſt, aber nicht, wenn etwa der Juſtiziär von St. Othmar ſeine Nichte mit dem Aktuarius zu⸗ ſammenfindet. Und ferner verleitet das Bedürfniß zu genauer muſikaliſcher Schilderung Kienzl mehrfach zu Längen, im erſten Akt z.., wenn er die Verzweiflung und offnung Marthas oder das Aufgehen des Mondes ſchildert. er Vergleich mit Wagner darf nicht herangezogen werden. Denn dort ſtehen Uebermenſchen vor uns. Kienzls melodiſche Erfindung ſchöpft aus einem erfriſchenden, reichen Quell. Er hat eine Anzahl von Hauptthemen, nicht Leitmotive, denn dazu ſind ſte zu weit ausgeſponnen und werden nicht in der ſtrengen Weiſe Wagners angewendet; wir nennen davon: jene iung fromme Choralweiſe, die den Evangelimann begleitet, ein für Johannes charakteriſtiſches Thema, das im 1. Akt ſein ſchleichendes, verleumderiſches Weſen und im letzten Akt ſeine von Ge⸗ wiſſensqualen verfinſterte Seele zu ſchildern verſucht, ferner ein rührendes Erinnerungsthema, das im 2. Akt öfters wieder⸗ kehrt u. ſ. w. Der erſte Akt iſt muſtkaliſch reicher egliedert, als der zweite, aber dieſer muß als bedeutungsvoller gelten. Im erſten Akt beruht das Werk doch vorwtegend auf konventionellen Momenten, auf ererbtem Beſitz und berührt trotz vieler origineller Detailſchönheiten nicht neu. Das Neue bringt der zweite Akt. Szenen wie die lieblich⸗ernſte Hofſzene, auf die ein Strahl moderner Kunſt gefallen iſt, und vollends die letzte Szene zwiſchen den Brü⸗ dern, die auch muſikaliſch fortreißend wirkt, gehören zu glück⸗ lich gefundenem Neuland in der muſikaliſchen Literatur. Außer der in Zeit⸗ und Lokalkolorirt ſehr hübſch erfundenen Volks⸗ ſzene, die man trotz der angeführten Bedenken wegen ihres muſtkaliſchen Werthes und ihres köſtlichen altväteriſchen Hu⸗ mors nicht miſſen möchte, enthält der erſte Akt als beſonders erwähnenswerthes Stück das Liebesduett, das nicht gerade neu, aber friſch und lieblich anmuthet. Der zweite Akt bringt als hervorragend werthvolle Nummern: Magdalenas Mono⸗ log, die Tanzſzene, des Gvangelimanns Belehrung, ſeine große Erzählung, dann aber die packende Verzweif⸗ lungsſzene des Johannes und die Verſöhnung der Brüder. In Summa: wir ſtehen vor einem ſehr bedeutenden, achtung⸗ gebietenden Werk, dem in der zeitgenöſſiſchen Literatur ein ehrenvoller Platz gebührt, das ſich trotz aller Wagner'ſchen Einflüſſe doch bemerkenswerth ſelbſtſtändig im Styl hält. Es errang hier einen ſtarken, verdienten Erfolg, an dem die vortreffliche Inſcenirung des Herrn Intendanten und die nicht minder vortreffliche Aufführung ein großes Verdienſt haben. Herrn Kraus gelang die ſchnelle Wandlung vom Liebhaber zum Evangelimann über Erwarten gut. N uſika⸗ liſch ſtand er auf der Höhe ſeiner Aufgabe, ſchauſpieleriſch gab er ſich redliche Mühe; die letzte Soene bedarf ſtärkere Accente im Spiel. Herr Kromer erprobte ſein Ge⸗ ſtaltungstalent am Johannes in der gelungenſten Weiſe, ſeine Sterbeſcene, die ihm durch plötzliche Heiſerkeit ſehr erſchwert wurde, war vielen allerdings zu natu⸗ raliſtiſch. Frau Seubert, Frau Sorger, Herr D ö⸗ ring waren mit gut ausgearbeiteten Leiſtungen am Platz, ganz beſonders hervorragend war Frau Seubert's Lied im zweiten Akte, ihre prachtvolle, unverwüſtliche Stimme klang mit jugendlicher Friſche weihevoll wie Orgeltöne, auch die kleineren Rollen waren angemeſſen beſetzt, Herr Rüdiger ſang ſeine Spottlieder, zu denen ihm auch Schnappauf⸗ Hildebrandt's Spottwalzer zugefallen war, ſehr hübſch Herr Hecht mußte als Sänger aushelfen und gab, was er konnte. Der anweſende Komponiſt durfte den anerkennenden Dank des völlig ausverkauften Hauſes perſönlich entgegen⸗ nehmen. Dr. r. Spielplan des Großth. Hof⸗ und Nationaltheaters in Maunheim in der Zeit vom 13. Okt. bis 20. Oktober. Sonntag, 13.:(4) Zum erſten Male:„Der Gvangelimann“, Montag, 14.:(B)„Paſtor Broſe“. Dienſtag, 15.: 1. Academte⸗ Concert. Mittwoch, 16.:(4)„Aleſſandro Stradella“,„La Serpentine“. Donnerſtag, 17.:(B)„Hans Lange“. 18.:(4)„Joſef und ſeine Brüder“. 15 Sonntag, 20.:(B)„Der Evangelimann“. ſſerſtandsnachrichten vom Monat Oktober. 10 n Pegelſtatione Datum: vom Rhein: 9. 10. 11. 12.] 13. 14. Bemerkungen. Konſtanz 2,89 77 Hüningen ,18 1,1j6 Abds. 6 U. Nhlt 1,43 1,40 1,42 1,491,44 N. 6 U. Lauterburg 2,71 2,68 Abds. 6 U. Maxan 2,84 2,81 2,81 2,86 2,88 2 U. Germersheim 2,44.P. 12 u Maunheim 2,14 2,17 2,14 2,17 2,20 2,17 Mgs. 7 U. Mainz 0,840,87 0,89 0,86 0,92.-P. 12 M. Bingen 0,80 10 U. Kaub 0,93 0,960,98 1,00 0,98 2 U Toblenz 1,15 10. U. Ne 0,71 0,72 0,74 0,76 0,76 2 U. Nuhrort 9 U. vom Neckar: Manuheim 222 2,25 2,22 2,242,30 2,26 V. 7 U. Seilbrann 4401845.4ea 1 7 Freitag, 3 eeeeeeeeeeee e General⸗Anzeiger. d. DetR. Mannheim, 14. Oktober. A mtliche Anzeigen Bekanntmachung. Die im Poſtgebäude Kaiſerring 4 bis 6 befindliche öffentliche Fernſprechſtelle wird vom 14. d. Mts. ab in die Poſtdienſträume in der Eilguthalle am öſtlichen Ende des erſten Perrons des Hauptbahnhofes verlegt. 75058 Mannheim, 12. Oktober 1895. Kaiſerliches Bahnpoſtamt Nr. 27. Jockers. Bekanutmachung. Es wird wiederholt zur Kennt⸗ niß des Publikums gebracht, daß den Packetbeſtellern auf ihren Be⸗ ſtellfahrten Packete ohne Werth⸗ angabe gegen eine im Voraus zu entrichtende Gebühr von 10 Nf. für jede Sendung zur Einlieferung bei dem unterzeichneten Bahnpoſt⸗ amte übergeben werden können. Die Abholung von Packeten aus der Wohnung kann durch gebüh⸗ renfreie Beſtellſchreiben oder Be⸗ ſtellkarten veranlaßt werden, welche den beſtellenden Boten zu übergeben oder in die Briefkaſten zu legen ſind. 7504⁴ Mannheim, 11. Oktober 1895. Kaiſerliches 8 No. 27. ockers. Bekanntmachung. Am 1. Oktober J. Is. iſt bei dem diesſeitigen Gerichle folgende Geſchäftsabtheiln eingeführt worden: Aaeene eng I. 8. Allgemeine Dienſtaufſicht, Dienſtauſſicht über ſämmtliche Gerichtsvollzieher; b. Eivalſachen von der Stadt Mannheim: die Schwetzingervor⸗ ſtadt, den Lindenhofſtadttheil, die außerhalb der Ringſtraße ge⸗ legenen Theile der Litera L bis , ſowie von Neckarau; ferner gegen des Gerichtsbe⸗ zirks im d Heſſen, Königreich ürttemberg und Bayern(rechtsrheiniſch) wohnende eklagte; 0. Beſchwerden nach § 685.⸗P⸗O., ſoweit es ſich dabei um das von den Gerichts⸗ vollziehern zu behandelnde Ver⸗ fahren handelt. Richterabtheilung II. Civilſachen der Stadt Mann⸗ heim Li. K bis mit U innerhalb der Ringſtraße. Richterabtheilung III. . Civilſachen der Stadt Mann⸗ heim Lit. 4 bis mit J innerhalb der Ringſtraße. b. ficztere der Handelsregiſter. ichterabtheilung IV. 2. Freiwillige Gerichtsbarkeit Stadt Mannheim. b. Civilſachen gegen außerhalb des Gerichtsbezirks im König⸗ reich Preußen, Sachſen und den norddeutſchen Bundesſtaaten woh⸗ nende Beklagte. Richterabtheilung V. 4. Civilſachen von der Stadt Ne Lit. A 5, 6. B 8, O9, 5 8, FB8, F 8, G 8, H—14, J—10, K—10(außerhalb des Luiſenrings) Neckarvorland, Mllhlau, ſowie der Stapt jenſeits des Neckars; b. Civilſachen gegen außerhalb des Gerichtsbezirks im Großher⸗ zogthum Baden, der bayer. Rhein⸗ pfalz und Elſaß⸗Lothringen woh⸗ nende Beklagte. Richterabtheilung VI. u. Strafſachen der Stadt Mann⸗ heim innerhalb der Ringſtraße, mit Ausnahme der Polizei⸗ und Finanzſtrafſachen. 8 b. Erledigung der Requiſitionen in Strafſachen aus Nordbeutſch⸗ land und dem Reichsausland. Richterabtheilung VII. a. Strafſachen der Stadt Mann⸗ heim außerhalb der Ringſtraße einſchließlich der Vorſtädte, ſowie] von Neckarau, jedoch mit Aus⸗ nahme der Polizei⸗ und Finanz⸗ ſtrafſachen. 5 b. Erledigung von Reguiſitionen in Strafſachen aus Sülddeutſch⸗ land(Baden, Bayern, Württem⸗ berg, Heſſen, Elſaß⸗Lothringen und Hohenzollern). ichterabtheilung VIII. a. Strafſachen der Landorte, mit Ausnahme von Neckarau, ſo⸗ wie die Polizei⸗ und Fmanzſtraf⸗ ſachen des ganzen Amtsgerichts⸗ bezirks. b. Erledigung von Requiſitionen in Civilſachen. Richterabtheilung IX. . Cipilſachen der Landorte, mit Ausnahme von Neckarau. b. Freiwillige Gerichtsbarkeit des Landbezirks. 75068 Mannheim, 12. Oktober 1895. r. Amtsgericht J. Gießler. Heffeufliche Außorderung. Anläßlich der beabſichtigten Ver⸗ mögensauseinanderſetzung u. Im⸗ mobiliar⸗Uebergabe des Adam Lambert 1 in Viernheim wer⸗ den hierdurch alle Diefenigen, welchen Forderungen und An⸗ ſprüche irgend einer Art an Adam Lambert 1 oder deſſen verſtor⸗ benen GEhefrau, Eliſabetha geb. Kühner, oder auch an Adam Lam⸗ bert 1 Eheleute von Viernheim zuſtehen, aufgefordert, ſolche um ſo innerhalb vier Wochen ei uns anzumelden, widrigenfalls ſolche nach Ablauf dieſer Fri 5 A mis- und Kreis⸗B No. 47139. Der Rechtsanwalt Dr. Felix Wittmer in Mann⸗ heim klagt gegen Wirth Franz Heeger in Mannheim, z. Zt. an unbekannten Orten abweſend, aus Auftrag zur Führung eines land⸗ gerichtlichen Prozeſſes mit dem Antrage auf koſtenfällige Verur⸗ theilung desſelben durch vorläufig vollſtreckbares Urtheil zur Zahlung von 146 M. nebſt 5% Zins vom Klagezuſtellungstage an, und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsſtreits vor das Großh. Amtsgericht Mannheim zu dem auf Donnerſtag, 19. Dezember 1895, Vorm. 10 Uhr Abth. 5 beſtimmten Termin. Zum Zwecke der öffentlichen Zuſtellung wird dieſer Auszug der Klage bekannt gemacht. Mannheim, 9. Oktober 1895. Der Gerichtsſchreiber Gr. Amtsgerichts. Mohr. 75051 Bekauntmachung. Die Herſtellung der Geh⸗ wege in der Breitenſtraße hier betr. (281) Nr. 38284. Wir haben wiederholt die Bemerkung gemacht, daß die Straßen⸗ bezw. Gehweg⸗ begießung mit Waſſerleitungs⸗ waſſer vielfach aus Strahlrohren ohne Brauſevorrichtung ſtattfindet, wodurch namentlich das Moſaik⸗ pflaſter Schaden leidet. Gedachtes Verfahren läuft dem Abſatz 3 der ortspoltzeilichen orſchrift vom 29. Juli 1895 zu⸗ wider. Indem wir die Häuſerbeſitzer hiermit ausdrücklich noch einmal auf die genannte Beſtimmung hin⸗ weiſen, bemerken wir, daß wir in Zuwiderhandlungsfällen unbe⸗ dingt ſtrafend einſchreiten werden. Mannheim, 1. Oktober 1895. Großh. 8 gez. Dr. Schmid. Nr. 31566. Vorſtehendes bringen wir zur öffentlichen Kenntniß. Mannheim, 11. Oktober 1895. Bürgermeiſteramt. Beck. Sielbau⸗Submiffion. No. 22585. Die Ausführung von etwa 140 m Steingut⸗Rohr⸗ ſtel 30 em Durchmeſſer nebſt Spezialbauten in der profektir⸗ ten Straße durch den Baublock JS, von Holzſtraße bis Seiler⸗ ſtraße, wird hiermit zur allge⸗ meinen Submiſſion ausgeſchrieben. Anerbieten ſind an den Stadt⸗ rath zu richten und verſchloſſen mit entſprechender Aufſchrift ver⸗ ſehen, ſpäteſtens bis Samſtag, den 19. Oktbr. 1895, Vormittags 11 Uhr auf dem Rathhauſe 3 e 2. Stock, Zimmer No. 4, einzu⸗ reichen. 74870 Zeichnungen und Bedingungen liegen auf dem ſtädtiſchen Sielbau⸗ Bureau, O 7. 17, von Montag, den 14. Oktober d. J. ab zur Ein⸗ icht auf und können Angebots⸗ ormulare und Maſſenvperzeich⸗ niſſe gegen ganz freie Einſendung von M. 2 von der gleichen Stelle bezogen werden. Den Anerbietenden ſteht es frei, der Eröffnungsverhandlung bei⸗ zuwohnen. Der Stadtrath verpflichtet ſich weder zur Annahme des niedrigſten, noch irgend eines der eingelaufenen Anerbieten. Mannheim, den 10. Oktbr. 1895. Städtiſches Sielbau⸗VBureau. Olshauſen. Imangs⸗Verſteigerung. Dienſtag, den 15. Oktober, Nachm. 2 Uhr verſteigere ich im Pfandlokal 4, 5 im Vollſtreckungswege gegen A ee 1 zweith. Kleiderſchrank, 2 einth. Kleiderſchränke, 2 vollſtändige Betten, 2 Kanapee, 2 Nachtttſche, 1Kommode, Waſchtiſch,1 Spiegel, 1[ITiſch, 2 Hobelbänke, 91 Tafeln Glas, 20 tannene Diele, 1 Küchen⸗ ſchrank, 1 Chiffonier, 1 Waſchtiſch mit Marmorplatte. 75083 Mannheim, d8. Oktober 1895. Maas, Gerichtsvollzieher, O 1 15. Zwangs⸗Verſteigerung. Im Vollſtreckungswege werden Mittwoch, 16. Oktober 1895, Vormittags 10½ Uhr in meinem Geſchäftslokal 8 1, 15 3. Stock: 75077 1898 Ltr. Rothwein, 995 Liter Weißwein, 1 Fäßchen Cognae, 54 Liter haltend, gegen Baarzah⸗ lung öffentlich verſteigert. Proben liegen bei der Verſtei⸗ gerung auf. Die Verſteigerung findet be⸗ ſtimmt ſtatt. Mannheim, 13. Oktober 1895 Gebhardt, Gerichtsvollzieher, 8 1, 15. Zwangs⸗Verſteigerung. Dienſtag, den 15. Oktober d. I, Nachmittags 2 Uhr werde ich im Pfandlokale 4, 5: ils, 2Laden⸗ Sekretär, bei der Vermögenstheilung und late Gutsübergabe nicht berückſtchtigt! und utit Einwendungen dagegen]geg ausgeſchloſſen würden. 75054 G70ßh. 15 28 151 55 9 roßh heſſ. Amtsgericht Lorſch. 550. Hauſtaedt. m. 13. 5 1895. Tr 75055 Gerichtsvollzieher, O 6, Al. Heffenlliche Juſtellung. „meiner Frau Marie Iwangs⸗Herſteigerung. Dienſtag, den 15. Oktbr. d.., Nachm. 2 Uhr verſteigere ich im Pfandlokale 4,55 hier gegen Baarzahlung 1 Kaſſenſchrank, 1 Schreibtiſch, 1 Zither 1 Bierſervice, 1 Blu⸗ mentiſch, 1 Schließkorb, 1 Spiegel, 2 zweithürige Kleiderſchränke, 2 Commoden, 2Nähmaſchinen, 1Lehn⸗ ſtuhl, 1 Faß Wein, 1 Pianino, 1 Sofa, 1 Pfellerſchränkchen, Cana⸗ rienvögel u. Käfige. 75105 Mannheim, 13. October 1895. Lebkuchen, Gerichtsvollzieher, 1. Querſtr. 2. Hochwildjagd. Im bad. Odenwald, 2 St. von Eberbach, wird nächſtens eine Jagd Nahe, Paſe Beſtand: Roth⸗ wild, Rehe, Haſen, Auer⸗ u. Birk⸗ wild, Rebhühner. Bish. Pacht 72 M. mit Wildſch. Offert. unt. K. L Nr. 75060 an die Expedit. dieſes Blattes. 75060 Damenmäntel⸗ Verſteigerung. Im Auftrag werden Mittwoch, 16. d.., Nachmittags 2 Uhr Lit. F 3, 1(Laden) eine große Parthie Regen⸗ 1. Wintermäntel (neueſte Facons) ſowie ein Poſten Kindermäntel verſteigert. 75062 D. Aberle. P. S. Die Sachen können von Morgens 9 Uhr an beſichtigt werden. 6809 — — Haſen, zehe, Veh⸗ fiemer u. 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Von„Ungenannt“ erhielten wir die Summe von Fünfhundert Mark, für welche reiche Gabe wir herz: lichen Dank ſagen. 75075 Der Vorſtand. Kaufmänntsafe, Perein Mannheim. Dienſtag, den 15. Oktober et., Abends 8½ Uhr im Saalbau⸗Saale: Vortrag des Herrn Prof. Dr. Fritz Schultze aus Dresden über „Von der Wiege bis zum Grabe oder der Meuſch in den Lebeusaltern.“ FürNichtmitglieder ſind Ahonne⸗ mentskarten à Mk. 12 für ſämm:⸗ liche Vorträge, Tageskarten à Mk..50 in unſerem Bureau, in der Hof⸗Muſikalienhandlung K. Ferd. Heckel, in der Muſikalien⸗ handlung von Th. Sohler und im Zeitungskiosk hier, ſowie in der Baumgartner'ſchen handlung in Ludwigshafen zu haben. Die Karten ſind beim Eintritt in den Saal vorzuzeigen.(Die Tageskarten e Die Saalthüren werden punkt 8½ Uhr geſchloſſen. Kinder ind vom Beſuche der Vorleſungen ausgeſchloſſen 7474⁵ Der Vorstand. Musik-Verein. Dienſtag Nachmittag 3 Uhr Probe für Alt. Abends 9 Uhr 75086 Prabe für Tenor in der Aula des Gymnaſiums. * Knkipp⸗Perein. 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