1 10 leibe. Telegramm⸗Adreſſe: „Journal Mannheim.“ In der Poſtliſte eingetragen unter Nr. 2736. Abonnement: 60 Bfg. monatlich, Bringerlohn 10 Pfg. monatlich Jurch die Poſt bez. inel. Poſtauf⸗ ſchlag M..30 pro Quartal Inſerate: Die Colonel⸗Zeile 20 Pf Die Reklamen⸗Zeile 60 Pfg. (Badiſche Volkszeitung.) der Stadt Mannheim und Umgebung. Mannheimer Journal. (107. Jahrgang.) Erſcheint wöcheutlich ſieben Mal⸗ Berantwortlich: kür den volitiſchen u. allg. Thgeit; J..: Ernſt Müller. für den lokalen und prov. Theil b 218 150 r den Inſeratentheil: Kard Apfel. Rotationsdruck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Büch⸗ druckerei, (Erſte Mannheimer Typograph. Anſtalt.) (Das„Mannheimer Journal“, iſt Eigenthum des katholiſchen (Mannheimer Volksblatt.) e. E 6, 2 Stleſeuſle und verbreilelſte Jeilung in Maunheim und Amgegend. E 6, 2 ſontultg en Reannde n Nr. 126. Sonntag, 9. Mai 1897. Gelephon-Ar. 218.) Der Werth eines wohlgeſchulten Heeres kommt bei dem türkiſch⸗griechiſchen Krieg ſo recht zur Geltung. Trotz Allem fehlt es den Griechen nicht an Muth. Alle Augenzeugen bewundern die Tapferkeit, mit der ſie ſich ſchlagen. Was ihnen mangelt, iſt nur die militäriſche Manneszucht, ein Faktor, der von den Griechen, wie weiland von den Fran⸗ Nun, viel zu gering veranſchlagt worden iſt. Die beiden ationen begegnen ſich hierbei wieder auf einem der vielen Irrwege, die ſie gemeinſam beſchritten haben. Nur hatte Frank⸗ keich im Anfang des Krieges noch ein Heer von größtentheils altgedienten Soldaten den Deutſchen entgegenzuſetzen und ſchritt erſt in der Folge zu der Maſſenaushebung, während die Grlechen von voruherein nur einen winzigen Kern von wirk⸗ lichem Militär beſaßen und ſofort den wilden Haufen der un⸗ geſchulten Vaterlandsvertheidiger ins Feuer ſchickten. Tapfer und opferbereit hat ſich das Volk geſchlagen, aber beim erſten Maſſenſchreck iſt es wie eine Viehherde durcheinander gelaufen und in toller Flucht davongejagt. Volksbewaffnung ohne mili⸗ täriſchen Geiſt, ohne die Schule des Charakters, welche den Kern des Mil tarismus bildet, erweiſt ſich hier wieder ein⸗ rt als demokratiſcher nehmen, einſehen, wie die franzöſiſchen Nationalgardiſten im Jahre 1874. Schwindel. Griechen dies Allerdings jetzt noch iſt anzu⸗ daß die ehenſowenig Eben deshalb thun die europäiſchen Mächte gut, mit Vermitt⸗ lung und Intervention ſo vorſichtig als möglich zu ſein, denn das franzöſiſche Beiſpiel von 1871 zeigt, daß die Gefahr der Revolution ſo lange droht, als die bewaffneten Heerden nicht gründlich zur Ader gelaſſen ſind. Trochu glaubte im Januar 871 die Nationalgardiſten und Freiſchärler, die in Paris den rieg bis aufs Meſſer forderten, friedlich zu ſtimmen, indem er ſie von den Deutſchen zuſammenſchießen ließ. Das war der einzige Zweck der Gefechte von Buzenval und Montretont, des großen Ausfalls am 19. Januar. Der Aderlaß fiel aber nicht nach Wunſch der Oberbefehlshaber aus, da gerade die revolu⸗ tionären Bataillone am ſchnellſten davon liefen, um in Paris dann unter dem Vorwande des„Krieges bis aufs Meſſer“ den Kommuneaufſtand vorzubereiten. Im Intereſſe der Ord⸗ nung in Griechenland und der Ruhe Europas iſt zu wünſchen, aß der Kampf diesmal gründlich zum Austrag komme und aß den Griechen keine Illuſion über ihre Widerſtandsfähigkeit Briefe vom griechiſch⸗türkiſchen Kriegs⸗ ſchauplatze von Wolf v. Metzſch⸗Schilbach. Der„augebliche“ Sieg der Griechen bei Veleſtino. Die wunderbare Operationsbaſis, auf die ſich die griechiſche Oſt⸗ urmee ſtützen konnte, iſt ihr verloren gegangen mit dem Augenblick, wo ſie ſich von der Grenze ohne Aufenthalt gleich bis Pharſalos zurückzog, es verſchmähend, auf der 40 Kilometer meſſenden Ent⸗ feret eine Zwiſchenſtellung zu nehmen, die ſich ihnen bei Hiſar⸗ yk bot. Veosn all' den Herrlichkeiten, die man ſich erhoffte von einer tellung bei Pharſalos, iſt nun auch wenig übrig geb ieben. Edhem Paſcha hat mit einem ſchwachen Detachement gegen Volo hin ge⸗ drückt und die Heeresleitung in Pharſalos gezwungen, dahin ein Seitendetachement abzuſenden. Augenſcheinlich mit der ſchwachen riechiſchen Kavallerie rechnend, die einen zuverläſſigen Nachrichten⸗ ienſt ausgeſchloſſen erſcheinen läßt, hat er ſo die theſſaliſche Stel⸗ jung um viel mehr Truppen geſchwächt, als ſie füglich gebraucht le⸗ um bei Veleſtino die auf Volo vorrückenden Türken aufzu⸗ alten. Die kleinen, ganz belangloſen Scharmützel bei Veleſtino ſind augenſcheinlich wefentlich übertrieben in die Welt hinaus gemeldet Buntes Feuilleton. — Der deutſche Krouprinz vollendete am 6. Mai ſein fünf⸗ 7 Lebensjabr. Es war ein wundervoller Abend, derjenige des „Mai 1882, an welchem der damalige Prinz Wilhelm ſeinem vom Neuen Palais im Neuen Garten ankommenden Vater vom Balkon des Marmorpalais herab die frohe Kunde von der Geburt des erſt⸗ 8 Sohnes zurief. Der folgende Tag war ein Feſttag für ie Stadt Potsdam. Gegen Mittag kam Kaiſer Wilhelm von Babels⸗ berg; an der Glienicker Brücke erwarteten ihn das Stadthaupt und der Rath der Stadt Potsdam, um dem Urgroßvater die Glückwünſche der Stadt darzubringen, Seitdem ſind fünfzehn Jahre vergangen. Das an jenem Maientag geborene Kind iſt durch den Wandel der Geſchicke zum Kronprinzen des deutſchen Reichs und von Preußen geworden. Seine Kindheit und ſeine Knabenzeit iſt reich an Erleb⸗ niſſen. Jetzt vor zehn Jahren, im Mai 1887, begleitete er ſeine Eltern zum erſten Male nach England zu den Jubiläumsfeierlich⸗ keiten der Königin Victoria. Hier zeigte er ſich ſchon als fünfjähriger Knabe als echter Deutſcher. Als ihm geheißen wurde, den Prinzen von Wales auf engliſch zu begrüßen, weigerte er ſich, dies zu thun, mit dem Bemerken:„Mein Papa hat mir geſagt, ich wäre ein Deutſcher!“ — Fauſt's Wohnhaus unter dem Hammer. Das Haus zu Roda, in dem der bekannte Doktor Fauft das Licht der Welt erblickte, iſt für 100 Mk. gelegentlich einer Auktion verkauft worden. Vor fünf Jahren, als die Kommiſſion der Chicagoer Weltausſtellung auf der Jagd nach Kurioſitäten auch obengenanntes Häuschen er⸗ ſtehen wollte, um es den ſenſationslüſternen Pankees drüben zu zeigen, verlangte der Magiſtrat von Roda 40 000 Mk. Da dieſe Summe den Amerikanern doch etwas zu hoch gegriffen war, verzichteten ſie auf den Kauf, und ſomit blieb uns das intereſſante Häuschen noch fünf Jahre erhalten, bis es nun endlich von dem ſpekulativen Rodger Magiſtrat, der keine Pietät dem hiſtoriſch Intereſſanten gegenüber zu haben ſcheint, zwecks Abbruchs verauktionirt wurde. — Ein Naubmörder auf dem Dache. Kreuznach, I. Mai. Ein aufregendes Schauſpiel, wie es hier wohl noch nicht vorgekommen worden, ſoweit ich es nach den Telegrammen zu beurtheilen in der Lage bin, die ich hier zu leſen Gelegenheit fand. Man iſt nun ſchon einmal als Kriegsberichterſtatter hier und da muß man doch wenig⸗ ſtens jede Gelegenheit ergreifen, von einem Gefecht zu ſprechen. Wenn nur eben ein wenig geſchoſſen wird, ſcheinen die Meiſten zu denken und laſſen alles Mögliche aufmarſchiren. Es iſt wahr, es hat bei Veleſtino am 30. ein Kampf ſtattgefun⸗ den, den man ein Gefecht nennen kann und wenn man den Griechen glaubt ſchmeicheln zu ſollen, ſo kann man auch ſagen, ſie hatten ge⸗ ſiegt. Doch ich will erzählen wie Alles der Reihe nach ſich zutrug. Zwei Tage vor dem Gefecht hatte ſich oberhalb Veleſtino ein Trupp kürkiſcher Reiter gezeigt und war verſchwunden als man gegen ihn lebhaft feuerte, am folgenden Tage kamen die Reiter wieder, dies⸗ mal aber waren es ihrer wohl 200 und ſie hatten auch ein Bataillon Infanterie mitgebracht. Die Griechen ſchoſſen dagegen mit Kanonen und entwickelten wohl ein dreifaches Infanterieaufgebot, was die Türken zum abermaligen Abzug veranlaßte. Am dritten Tage end⸗ lich kamen die Türken mit 12 Geſchützen, 300 bis 350 Reitern und 3000 Mann Infanterie, die Griechen hatten inzwiſchen eine Infan⸗ teriebrigade, ein Evafonibataillon, und ebenfalls 12 Geſchütze füd⸗ lich Veleſtino verſammelt. Das unter dem Kommando des Oberſten Smolens ſtehende Detachement nahm eine Stellung nördlich Veleſtino gegen den Karlaſee ein. Die Stellung war gut gewählt und man mußte den Muth des kleinen türkiſchen Dekachements bewundern, dieſe Stellung anzugreifen. Zuerſt gabs eine große gegenſeitige Kanonade aus weiten Entfernungen. Man that ſich dabei nichts zu Leide und es war gänzlich unverfänglich, inmitten der feuernden Bat⸗ terie zu ſtehen und ſeine Cigarre zu rauchen. Ein freundlicher griechiſcher Offizier ließ mich ſogar einige Schüſſe abziehen, was ich zwar in dem Bewußtſein that, daß das Ziel der Granaten nichts Geringeres als Menſchenleben ſei, zugleich aber auch in der ſehr be⸗ ruhigenden Erwägung, daß die Leute, gegen die wir da keuerten, mindeſtens ſo ungefährdet ſeien als wir ſelbſt, Endlich entwickelten die Türken ihre Infanrerie, die Griechen ſchoſſen dagegen aus ihrer ſicheren Stellung ziemlich lebhaft, aber ſie trafen nicht viel, das war der Eindruck, den man gewinnen konnte. Etwas Leben kam in die Sache, als die beiden türkiſchen Eskadrons zu einer Attacke anſetzten, die jedoch im Sande verlief, d. h. keine Wirkung hatte, weil die Jufanterie gedeckt blieb auf ihren Höhen und den Türken wenig Schaden machte, weil ſie recht gut gedeckt angeritten kamen und ſehr geſchickt verſchwanden, immer⸗ hin gab's einige ledige Pferde, von denen die Griechen mehrere ein⸗ fingen. Nun trat eine ziemlich lange Gefechtspaufe ein, in der wieder die Artillerie das große Wort führte, man ſchoß aber ſchon etwas ökonomiſcher. Gegen den Abend hin ſetzte wiederum die türkiſche Infanterie ein und wagte einen recht kühnen Vorſtoß gegen den rechten Flügel der griechiſchen Stellung nahe dem Ufer des Karlaſees. Hätte hier Oberſt Smolens ſich geſchickt gezeigt, ſo konnte es ihm nicht ſchwer fallen, ein ganzes kürkiſches Bataillon gefangen zu nehmen, er rührte ſich aber gar nicht aus ſeiner Stellung und ließ nur lebhafter feuern, bis die Türken ſich augenſcheinlich mit etlichen Verluſten zurückzogen. Zum Schluß attackirten die beiden Eskadrons noch einmal mitten hinein in die griechiſche Artillerie⸗ ſtellung, ſie kamen jedoch ziemlich athemlos mit ihren winzigen Pferdchen die Höhe herauf und der Stoß entbehrte daher jeder Kraft. Mit ſinkendem Abend zog ſich das kleine türkiſche Detachement längs des Sees in ſeine Stellung zurück. Die Griechen hatten 15 Todte, worunter ein Offtzier. War das nun ein Gefecht, oder gar ein großer Sieg der Griechen? Ich glaube wahrhaftig nicht. Gäbs hier einen rechtſchaffenen Krieg, kein Menſch würde auch nur ein Wort über dies Scharmützel verlieren. So aber muß man mit Allem zufrieden ſein, um ſo mehr als das Kämpfchen, welches wir da beſchrieben haben, noch immer das größte in dieſem Miniaturkriege iſt, der ſo klein er auch ausfallen mag, doch eine ſo rieſige Blamage für Griechenland bedeutet. Inzwiſchen iſt man hier in Volo noch keineswegs klein geworden, man ſpricht von den neueſten Siegen um Veleſtino, man droht den Türken, daß man nunmehr mit der Flotte eine Art See⸗ räuberei im Großen ins Werk ſetzen werde, daß man die von Griechen bewohnten Inſeln fämmtlich beſetzen werde und Saloniki in Grund und Boden ſchießen würde, um hier ein Landungskorps auszuſetzen. Und dabei iſt es den Griechen bis zur Stunde noch nicht einmal gelungen, Preveſa am Golf von Arta zu nehmen, das man doch gleich zuerſt beſchoſſen hat und deſſen Beſetzung man als das Werk weniger Stunden bezeichnete. Inzwiſchen hat man nun am 2. Mai bei Kardhiſta, einer Bahn⸗ ſtation weſtlich von Pharſalos, einen Zuſammenſtoß griechiſcher Truppen mit türkiſchen Kolonnenſpitzen gehabt. Es ſcheint alſo, ttttKBKKKKKK iſt, bot ſich heute Vormittag um die neunte Stunde in der Mühlen⸗ ſtraße. Der„Gen.⸗Anz.“ berichtet hierüber: Ein Verbrecher war aus dem Arreſthaus ausgebrochen und hatte ſich auf das Dach ge⸗ flüchtet. Von der Polizei verfolgt, kroch er in ſchwindelnder Höhe auf dem Dachfirſte entlang nach der vorderſten Spitze des Hauſes. Eine Abtheilung der freiwilligen Feuerwehr richtete nun den mächtigen Strahl der Waſſerleitung auf den Flüchtling und wurde dafür von dem bald bis auf die Haut Durchnäßken mit Dachſchiefern bombardirt, die er von dem Dache loslöſte. Sodann rückte die 17 Meter hohe mechaniſche Feuerleiter an, um dem Verbrecher, der mit dem Meſſer jeden ſich Nähernden bedrohte, gegenüber freiſtehend aufgeſtellt zu werden. Da der Mann Miene machte, aus der Höhe herabzuſpringen, wurde davon Abſtand genommen, den Strahl aus dieſer geringeren Entfernung nochmals und wirkſamer auf ihn zu richten, und man 5 ihm gütlich zuzureden. Da der Menſch indeſſen die ſand⸗ teinerne Bekrönungsſpitze heradzuwerfen drohte und alles Parlamen⸗ tiren nichts nützte, rückte ein Maurer Namens B. Dachſel dem Ver⸗ brecher nunmehr, auf dem Dachfirſt reitend, ernſtlich zu Leibe und feſſelte den ſich an der halblockeren Sandſteinſpitze krampfhaft Feſt⸗ haltenden an den Füßen mit einer Feuerwehrleine. Sodann wurde der Mann aufs Dach gezogen und nach aufregendem Kampfe mit zerriſſenen Kleidern halbnackt die inzwiſchen eebc Feuerleiter heruntergeſchleift. Auf dem Dach äußerte der Verbrecher im gemüth⸗ lichem ſchwäbiſchen Dialekt, er ſei Raubmörder, habe 20 Jahre Zuchthaus vor ſich und ſein Leben ſei ihm nichts mehr werth. Für alle Fälle war auf der Straße das Sprungtuch ausgeſpannt worden, doch wurde es nicht gebraucht. — Ein entſetzliches Verbrechen iſt in der Nähe von Hudiks⸗ vall begangen worden: ein Arbeiter, Familienvater, hat das kleine Haus, in dem ſeine Frau und fünf Kinder wohnten, mittelſt Dynamit in die Luft geſprengt, wodurch die Frau und vier von den Kindern getödtet beziehungsweiſe ſo ſtark verletzt wurden, daß ſie nach wenigen Stunden ſtarben. Es war gegen 11 Uhr Abends, als die Exploſion ſtattfand und die Nachbarn aus ihrem Schlaf geriſſen wurden; ſie⸗ eilten zur Unglücksſtätte, wo ſich ihnen ein ſchauderhafter Anblick —— 5——— daß es nun den Türken ernſt damit wird, ganz Theſſalien zu räumen und es läßt ſich nicht leugnen, daß Edhem Paſcha mit ſcharfem Blick erkannt hat, daß bei Pharſalos der linke Flügel der griechiſchen Stellung derjenige iſt, von dem aus ein Angriff den ſicherſten Er⸗ folg haben müſſe. Ueber eine kleine Weile werden Griechenlands theſſaliſche Streitkräfte ſchon in Damoko ſtehen, wieder um eine Station weiter rückwärts. (Dieſer Ruͤckzug der Griechen nach Damokos iſt be⸗ kanntlich ſchon erfolgt. Die Red.) Deutſches Reich. Die Ankunft der Großherzogin. „ Darmſtadt, 7. Mai. Die Großherzogin iſt heute Nach⸗ mittag 12 Uhr 5 Min. von Wan über Aſchaffenburg dahier eingetroffen und am Ludwigsbahrhof von dem Großherzog und der kleinen Prinzeſſin Eliſabeth empfangen worden. Nachdem der Großherzog ſeine Gemahlin zum Willkomm herzlich geküßt, reichte er das Prinzeßchen der Mutter hin, welche es küßte. Darauf fuhren die Allerhöchſten Herrſchaften, zwiſchen denen die kleine Prinzeſſin Platz genommen, im offenen Wagen nach dem Neuen Palais. Am Bahnhof hatte ſich ein zahlre ches Publikum eingefunden, welches die Allerhöchſten Herrſchaften ehrfurchtsvoll begrüßte. 60. Geburtstag und 50jähriges Militärdienſt⸗ Jubiläum des Prinzen Albrecht von Preußen. «Berlin, 8. Mai. Prinz Albrecht von Preußen feiert heute, 8. Mai, ſeinen 60. Geburtstag und zugleich ſein 50jähriges Militär⸗ dienſt⸗Jubiläum. Der Prinz war im däniſchen Feldzug 1864 dem Stabe des Prinzen Friedrich Karl attachirt und machte in demſelben den ganzen Feldzug mit. 1866 befehligte er die 1. ſchwere Kavallerie⸗ brigade und nahm mit derſelben ruhmvollen Antheil an den Gefechten von Skalitz und Schweinſchädel und an der Schlacht bei Königgrätz. Im Kriege von 1870 nahm der Prinz als Generallieutenant und Befehlshaber der 2. Garde⸗Kavallerie⸗Brigade Theil an den zum Entſcheidungskampfe von Sedan führenden Operationen und an letzteren ſelbſt, dann an der Belagerung von Paris und an den Kämpfen im Norden. Nach dem Kriege kommandirte der Prinz die 20. Diviſion, dann das 10. Armeekorps, bis er 1888 zum General⸗ inſpektor und Generalfeldmaſchall ernannt wurde. Als Regent von Braunſchweig hat ſich der Prinz durch ſeinen vornehmen Hofhalt und den in prächtigen Bauten und Reſtaurationen bethätigten Kunſt⸗ ſinn hohe Verdienſte um das Land erworben. Von den drei Söhnen, die dem Prinzen ſeine Gemahlin, Maria von Sachſen⸗Altenburg, ſchenkte, ſind die beiden älteren Premierlieutenants im 1. Garde⸗ Dragoner⸗Regiment, während der jüngſte in Berlin ſeinen Studien obliegt. Prinz Albrecht hat jede offizielle Feier abgelehnt und wird den heutigen Tag in aller Stille mit den Seinen verleben. Oeſterreich⸗Ungarn. Ein Parlamentsſkandal. « Wien, 6. Mai. Im öſterreichiſchen Abgeordnetenbauſe wäre es heute bei der Berathung des von deulſchnationaler Seite geſtellten Antrags, die Miniſter in Anklageſtand zu ver⸗ ſetzen, welche die Sprachenverordnung unterzeichnet haben, nahezu zu einer großen Prügelei gekommen. Deutſchnationale und Tſchechen ſtießen mit geballten Fäuſten auf einander, und nur im letzten Augenblicke wurde das Aeußerſte vermieden. Der Schönererianer Wolf hatte in der Verhandlung über die Ver⸗ ſetzung mehrerer Miniſter in den Anklagezuſtand die Tſchechen, Polen und Slovenen„minderwerthige Nationalitäten“ genannt. Es entſtand ein Sturm, wie er ſelbſt in dieſem Hauſe noch nicht vorgekemmen iſt. Der Tumult dauerte nahezu zehn Minuten. Der Präſident mußte die Sitzung unterbrechen, aber der beläubende Lärm dauerte fort. as in dem Getümmel durchtinandergerufen wurde, blieb unverſtändlich. Man ſah nur, daß der Abgeordnete Wolf mehreren Abgeordneten ſeine Viſiten⸗ karte reichte. Nach Wiederaufnahme der Sitzung erhielt Wolf — bot. Das Haus war theilweiſe zertrümmert, die Hälfte des Daches weit weggeſchleudert, und zwiſchen den blosgelegten Balken der anderen Hälſte hingen die Leichen der ſiebzehnjährigen Tochter und eines der kleinen Brüder, während die Frau ſelbſt und das jüngſte, fünfjährige Kind unter Trümmern begraben im Bett lagen; ſie athmete noch, aber ſtarben nach wenigen Augenblicken; zwet andere Kinder, im Alter von 12 und 8 Jahren, lagen anſcheinend unverletzt in einer Ecke des Zimmers, das eine derſelben ſtarb indeſſen im Laufe der Nacht an inneren Verletzungen. Der Verdacht, das Ver⸗ brechen begangen zu haben, lenkte ſich ſofort auf den Familienvater, den Arbeiter Brunſell, der an demſelben Tage nach längerer Ab⸗ weſenbeit zurückg⸗ zhrt war und, wie man wußte, nach einer heftigen Auseinanderſek mit ſeiner Frau, ſich unter Drohungen nach Hudiksvall ecehen und daſelbſt in verſchiedenen Läden Dynamit⸗ patronen gekauft hatte. Er wurde bei Tagesanbach verhaftet und legte angeſichts der Leichen reuevoll ein Geſtändniß ab, er habe, ſo ſagte er, aus Eiferſucht gehandelt. Nachdem es Nacht geworden, habe er ſich an das Haus herangeſchlichen, die Dynamitpatronen, zuſammen etwa ein halbes Kilo, in ein Packet zuſammengelhan, die Lunte angezündet und dann das Packet durch eine eingeſchlagene Fenſterſcheibe in das Zimmer geworfen, dann ſei er eiligſt davon gelaufen, war aber noch nicht ſehr weit gekommen, als die Exploſton ſchon erfolgte; er habe ganz deutlich die Klagen ſeiner Opfer hören können und ſei dann erſt ſchneller davon gelaufen, um ſich im nahen Wald zu verſtecken. — In der Verlegenheit. Vater(plötzlich auf Beſuch gekom⸗ men):„Aber Arthur, Dein Kleiderſpind iſt ja gänzlich leer!“— Studioſus:„Nun ja, Vater, Du haſt mir immer ſo dringend ans Herz gelegt, parſam zu wirthſchaſten, und da habe ich die Sachen eben total aufgetragen.“ — Lakoniſch. Diener:„Hier iſt eine Karte!“—„Oerr (leſend):„Wenn das Wetter ſich aufklärt, will meine Schwieger⸗ mutter morgen kommen.“(Am Abend):„Jean, worauf zeigt das Barometer?— Diener:„Schwiegermutter!“ 2. Sekke: General⸗ Auzeiger. Mannheim, 9“ Mafl. einen Ordnungsruf, und dann ſprach er weiter,. Er ſprach von Eskimos und der Unmoͤglichkeit, zwei Nationalitäten zu amalgamiren, etwa wie man zwei Thierraſſen kreuzt. Neuer⸗ licher Tumult. Dem Abgeordneten Wolf wird unter rieſigem Spektakel das Wort entzogen. Gleich darauf bricht über die Wortentziehung ein derartiger Skandal aus, daß die Sitzung zum zweiten Male unterbrochen werden muß. Nun verlaſſen die Miniſter den Saal, während ihnen höhniſche Nachrufe folgen. Man hört die Rufe:„Die Miniſter gehen hinaus. Hinaus mit ihnen!“ Und kaum war die Sitzung zum dritten Mal wieder eröffnet, ſo ging auch der Skandal von Neuem los, der Uunter leidenſchaftlichen gegenſeitigen Angriffen und beleidigenden Zurufen bis zum Schluß fortdauerte. Morgey wird die Debatte fortgeſetzt, Spanien. Die Hintichtung der fünf Anärchiſten Barcelona, 4. Mai. Die Hinrichtung der fünf zum Tode verurtheilten Anarchiſten hat heute früh um 5 Uhr in den Gräben der Citadelle ſtattgefunden. Das Urtbeil wurde ihnen geſtern vorgeleſen und ſie dann in fünf ſeparate Zellen geführt, die zur Kapelle umgewandelt worden waren, Altäre mit Kerzen und Cruciftxen enthielten. Gerade der am meiſten compromittirte Aſcheri, welcher die Bombe geſchleudert, gab die anarchiſtiſche Theorie, die ja weder einen Gott noch einen Herrn anerkennt, in den letzten Stunden inſoweit auf, daß er beichtete und communieirte und in eine religiöſe Trauung mit ſeiner Geliebten, der Wittwe des Anarchiſten Borras, willigte. Ein anderer der Verurtheilten, Mas, heirathete zugleich die Tochter derſelben. Molas, Nogues und Alſina dagegen blieben bis zuletzt ihren Anſichten treu, ſie wieſen die Tröſtungen der Religlon zurück uud ſangen den ganzen Tag über anarchiſtiſche Lieder. Ein Cordon von Truppen war um die Citadelle gezogen worden, dahinter aber befand ſich eine große Menſchenmenge. Die Hände auf den Rücken gebunden, trafen die Verurtheilten ein, alle zeigten ſich ſehr muthig und riefen:„Es lebe die Anarchie“, Molas commandirte ſelbſt Feuer! Die Soldaten ſchoſſen, aber nur vier der Verurtheilten ſtelen, Alſina war gar nicht getroffen worden. Es machte dies einen großen Eindruck, denn er war derjenige, der beim Ver⸗ leſen des Spruches und bis zuletzt dabei geblieben, doß er un⸗ ſchuldig ſei. Eine abermalige Salve ertönte und warf ihn zu Boden, aber eine dritte war nöthig, um den Tod gerbeizuführen, Aus Stadt und Cand. Maunheim, 9. Mai 1897. Bedentende Schneefälle ſind in den letzten Tagen über den badiſchen Schwarzwald niedergegangen. Der Kalender über die Sonntagsruhe und Sonntagsfeier für den Stadt⸗ und Laudbezirk Mannheim⸗Ludwigshafen iſt nunmehr für das Jahr 18978 erſchienen. Derſelbe, bearbeitet von Herrn Polizeikommiſſar Mitſch in Mannheim, enthält gegenüber dem vorjährigen Kalender wieder viel dankbare und willkommene Neuerungen und Vervollſtändigungen, ſo die neuen Beſtimmungen über den Betrieb der Bäckereien und Konditoreien, die Beſtimmungen über die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe ſowie in induſtriellen und Handwerksbetrieben in Judwigshafen u. ſ. w. Wir empfehlen den A auf dieſes nützlichen Büchleins, welches einen zuverläſſigen 55 weiſer durch das Labyrinth der geſetzlichen Vorſchriften über die Sonntagsruhe und Sonntagsfeier bildet, auf das Wärmſte, umſo⸗ mehr als der Preis pro Exemplar nur 50 Pfg. beträgt. Das Büch⸗ lein erſcheint im Selbſtverlag des Verfaſſers. Ein lebeumüdes Liebespaar. Ein junger Mann aus Ou d⸗ wigshafen unterhielt gegen den Wunſch der Eltern mit einem Mädchen, der Tochter eines Wirthes, ein Liebesverhältniß. Sie verließen am letzten Dienſtag Ludwigshafen mit dem Vorſatze, gemeinſam in den Tod ſu gehen, logirten in Worms und Mainz und machten in letzterer Stadt den erſten Mord⸗ und Selbſtmordverſuch, welcher mißglückte. Vor⸗ geſtern kamen die jungen Leute nach Bingen, wohnten in einem Gaſthauſe, woſelbſt geſtern Morgen der Liebhaber ſeiner noch zu Bette liegenden Begleiterin einen ſcharfen Schuß in die linke Bruſt feuerte und hierauf einen ſolchen auf ſich ſelbſt abgab. Beide Verletzungen ſind nicht lebensgefährlich. Das Mädchen lief hierauf in der Abſicht, ſich in den Rhein zu ſtürzen, fort, wurde jedoch er⸗ 0 75 und ſammt dem jungen Mann dem Hoſpital in Bingen über⸗ wieſen. Großfeuer in Ludwigshafen. Heute Nachmittag gegen 2 Uhr brach in Ludwigshafen Feuer aus und zwar brannten der Dachſtuhl und das oberſte Stockwerk eines Hauſes der Oggersheimer⸗ ſtraße ab. Im Parterre des vom Feuer heimgeſuchten Hauſes befindet ſich die Droguerie von Oskar Zeisler. Die Entſtehungs⸗ urſache des Feuers iſt unbekannt, Das Haus gehört einer in Paris wohnhaften Dame. Körperverletzung. Aus Edenkoben, 6. Mati wird ge⸗ meldet: Geſtern Abend wurde ein betrunkener Hauſirer aus Mann⸗ heim, welcher den Kindern mit offenem Meſſer nachſprang und ſte mit Todtſtechen bedrohte, auch einem Bahnarbeiter von hier mit dem Meſſer einen Stich beibrachte, durch die Gendarmerie feſtgegommen und ins hieſige Verwahrungslokal verbracht. Aus dein Großherzogthum. Kirchzarten, 6. Maj. Geſtern Abend wurde auf der Land⸗ ſtraße zwiſchen Zarten und Burg ein höchſt frecher Raubanfall ver⸗ ſucht. Zwei Handwerksburſchen riſſen einen jungen Mann von Frei⸗ burg, welcher mit einem Fahrrad auf dem Heimweg von Buchenbach begriffen war, nachdem ſte gebettelt und eine kleine Gabe erhalten hatten, unter dem Zurufe: er ſoll zwei Mark hergeben, vom Rade herunter und in den Straßengraben. Dort ſchlugen die beiden Strauchdiebe mit ihren Stöcken auf den bedauernswerthen jungen Mann ein. Zum Glücke für ihn kam ein Mann des Weges daher, auf deſſen Zuruf die Strolche ſchleunigſt die Flucht Sace. „Nollingen(Amt Säckingen), 5. Mai. Großes Aufſehen erregt hier die heute erfolgte Verhaftung des Sonnenwirths Maier, eines geachteten fleißigen Geſchäftsmanns. Es ſoll ſich um Ankauf von Wild handeln, das auf ſtrafbare Art erlangt war. Pforzheim, 7. Mai. Das Bezirksamt hat kt.„Bad. Odsztg.“ die Fronleichnamsprozeſſion, entgegen dem Gutachten des Stkadt⸗ geſtattet, Bisher war eine ſolche hier noch niemals gehalten worden. Wfälziſch⸗Helſiſche Nachrichten. Germersheim, 6. Mai. In der hieſigen Zeitung wird es als möglich hingeſtellt, daß der vermißte Polizeifergeant Hahn mit zwei Stromern, die ſich mit einer Frauensperſon herumtrieben, in Streit gerieth und von dieſen in den Rhein geworfen wurde. Hahn iſt 46 Jahre alt, verheirathet und Vater von acht Kindern im Alter von—18 Jahren. Darmſtadt, 8. Mai. An der Großh. Techniſchen Hochſchule zu Darmſtadt ſind nachſtehende Ernennungen erfolgt: Der Stadtbau⸗ meiſter zu Worms, Baurath Karl Hofmann wurde zum ordent⸗ lichen Profeſſor der Baukunſt berufen, an Stelle des verſtorbenen Geheimen Bauraths Profeſſor Dr. Heiurich Wagner; Privatdoeent Profeſſor Dr. Friedrich Graeſe züm außerordentlichen Profeſſor für das Fach der Mathematik; der charakteriſirte außerordentliche Profeſſor Dr. Georg Scheffers zum außerordentlichen Profeſſor für das Fach der darſtelleuden Geometrie; der Bildhauer Agoſto Varneſi zum außerordentlichen Profeſſor für das Zeichnen, Ent⸗ werfen und Modelliren von Ornamenten; der Elektro⸗Ingenteur Adolf Sengel zum Lehrer kür elektrotechniſche Conſteuetionen; die Verwaltung der neu errichteten zweiten Profeſſur für Phyſik wurde dem außerordentlichen Profeſſor Dr. Konrad Zeiſſig übertragen. Atimmen aus dem Publikum. Die Antwort des Herrn Guttmann auf unſere Erklärung gibt uns Veranlaſſung, auch das Märchen von den rein⸗ und halb⸗ wollenen Decken zu beleuchten. Bezüglich des Satin Auguſta ver⸗ weiſen wir auf unſere Erklärung, die den Thatſachen entſpricht. Herr Ph. Guttmann iſt mit einer Derjenigen, welche, wie wir genau wiſſen, uns bei der Großh. Staatsanwaltſchaft an⸗ zeigten. Herr Guttmann ſandte vor mehreren Monaten 2 Mädchen zu uns, um eine Decke zu kaufen. Die Frage der Mädchen, ob die Decke aus reiner Wolle ſei, verneinte die Verkäuferin, den Thatſachen entſprechend. Dieſer Beſcheid genügte jedoch Herrn Guttmann nicht. Er ſandte die Mädchen zurück, angeblich um die Decken umzutauſchen, in Wahrheit aber, um der nichts Böſes ahnenden Verkäuferin durch Kreuz⸗ und Querfragen Fallen ſtellen zu laſſen und eine für ſeine Zwecke benutzbare Antwort zu erzielen. Die Mädchen ſcheinen ihn nun befriedigend bedient zu haben, denn die Anzeige erfolgte. Das Reſultat derſelben war eine Unterſuchung gegen uns unter Gin⸗ vernahme eines großen Theiles unſeres Perſonals mit dem ſchließ⸗ lichen Ergebniß, daß die Decken uns vor mehreren Tagen zugeſtellt wurden, die Anzeige aber, weil unbegründet, abgewieſen wurde. Jede weitere Bemerkung iſt überflüſſig! Wir laſſen uns auf eine Preßpolemik mit Herrn Phöbus Guttmann nicht ein, ſondern wer⸗ den ihn vor die Schranken des Gerichts fordern. Herm. Schmoller& Co. (Nachdem wir beide Theile ausreichend zum Worte haben kom⸗ men laſſen, ſchließen wir hiermit dieſe Distuſſton. Die Red.) In dem Streik der Zimmerer, wird durch Flugblätter an die Gefühle der Aen n Mannheim's und Umgegend appellirt. In dieſen Flugbläktern iſt von Schande, Schmach, Unver⸗ frorenheit, ſowie Willkür, welche die Zimmerer den Meiſtern gegenüber bei Annahme des Meiſtertarifs ausgeſetzt wären, die Rede. Es wäre für das unwiſſende Publikum deshalb erwünſcht, einmal dieſen Meiſtertarif kennen zu lernen, um zu ſehen, ob derſelbe wirklich ſolche Ungeheuerlichkeiten enthält. Ein Unwiſſender. Geſchüäftliches. Geſchäftsniederlaſſung. Die längſt als leiſtungsfähige und beſonders auf dem Gebiete der Heißwaſſererzeugung Vorzügliches leiſtende Inſtallations⸗ und Heizungsfirma Schae fer u. Schatz aus unſerer Nachbarſtadt Ludwigshafen hat im Intereſſe ihrer hieſigen Geſchäftsfreunde nunmehr auch in unſerer Stadt ſich niedergelaſſen und in M 2, 1 ein Geſchäftslokal eröffnet. Zweifellos wird der rührigen Firma der Suſch ihres neuen Unternehmens um ſo weniger ausbleiben, als ſie wirklich Gediegenes bietet, Theater, Bunſt und Wiſſenſchaft. Hoftheater. Wir machen nochmals darauf aufmerkſam, daß aangede Sonntagsvorſtellung„Die Jüdin“ im Abonnement B attfindet. Spielplan des Großh. Hof⸗ und Nationaltheaters in Maunheim in der Zeit vom 9. Mai bis 16. Mal, Sonntag,.: (B)„Die Jüdin“. Cardinal: Herr Max Moſel als Gaſt. Montag, 10.;(B) Sbakeſpeare⸗Eyklus: 2. Vorſtellung:„König Heinrich IV.“ (J. Theil). Dienſtag, 11.:(Aufgeh. Abonn.) Volksvorſtellung:„Die Jungfrau von Orleans“. Johanna: Fräulein Adrienne Kols als Gaſt. Mittwoch, 12.:(4) Neu einſtudirt:„Der Zigeunerbaron“. Donnerſtag, 13.:(4) Shakeſpeare⸗Cyelus: 8. Vorſtellung:„König Heimrich IV.“(2. Theil). Freitag, 14.:(B) Shakeſpeare⸗Cyelus: 4. Vorſtellung:„König Heinrich.“. Samſtag, 15.:(Aufg. Abonn. Verpfl. 4) Penſionsfonds⸗Beneftz: Zum erſten Male:„Das Wetter⸗ häuschen“.„Kurmärker und Picarde“. Marie Fermiére: Fräulein Fritzi Scheff als Gaſt. Zum erſten Male:„Zur Geiſterſtunde“. Sonntag, 16.:(4) Oper.— In den Nibelungen⸗Aufführungen, die das Frankfurter Theater demnächſt veranſtaltet, wirken von auswärtigen Gäſten mit: Herr Gerhäuſer von Karlsruhe(Siegfried) und Herr Friederichs von Berlin(Alberich). 75 Paris, 7. Maj. Im Cirque dihiver in den Champs Glyſées wird demnächſt das Berliner philharmoniſche Orcheſter einige Coneerte . Es iſt dies das erſte Mal ſeit dem deutſch⸗franzöſiſchen riege, daß ſich eine deutſche Kapelle in der franzöſiſchen Hauptſtadt hören läßt. Urſprünglich ſollten die Coneerte im Chatelot⸗Theater gegeben werden, doch konnte ſich Herr Nikiſch mit deſſen Direktion nicht einigen. Der„Figaro“ widmet dieſem Ereigniß einen nicht unfreundlichen Aufſatz, worin er darauf hinweiſt, daß erſt vor Kurzem der bekannte Pariſer Kapellmeiſter Colonne das philhar⸗ moniſche Orcheſter in Berlin dirigirte und bei dem deutſchen Publikum eine begeiſterte Aufnahme fand. Man kann geſpannt ſein, wie dieſer Verſuch der 5 Kapelle in Paris ausfällt. Der Zeitpunkt ihres Auftretens ſcheint nicht beſonders günſtig gewählt zu ſein, denn im Mai üben Concerte im geſchloſſenen Raume auf das Pariſer Publikum keine große Anziehungskraft mehr aus. Ernte⸗ und Marktberichte. Mannheim, 6. Mai.(Getreidebericht für den Monat April), Mit einer gänzlichen Luſtloſigkeit im Getreideverkehr hatte der Monat April begonnen, und die bereits im Rückgang befindlich geweſenen Preiſe haben bis gegen Mitte des Monats eine weitere rückläufige Bewegung verfolgk. Den Anſtoß hierzu gab namentlich Amerika, von woher die offtziellen Notirungen täglich niedriger kamen, indem die Hauſſiers daſelbſt ihre Engagements aufgaben. Mit Beginn der zweiten Hälfte des Monats trat eine entſchiedene Wendung zum Beſſeren ein, hervorgerufen durch die gemeldeten ungünſtigen Ernte⸗ ausſichten in Amerika und die eingetretenen kriegeriſchen Ereigniſſe zwiſchen Griechenland und der Türkei. Mit einem Male bemächtigte ſich des Handels und der Müllerei hierzulande eine ſtarke Kaufluſt, umſomehr, als ſeit geraumer Zeit nur das Nothwendigſte gekauft worden war, und die Vorräthe ſich dadurch ſtark gelichtet hatten. Zu ſteigenden Preiſen haben ſich hier bedeutende Umſätze vollzogen, und exreichte die Bewegung durch eine Preisſteigerung von M..20 per 100 Kilo ihren Höhepunkt. Naturgemäß müßte ſich hierauf wieder ein Stillſtand einſtellen, der auch zum großen Theil durch den Umſtand herbeigeführt wurde, daß die inzwiſchen ſich auf dem Kriegsſchauplatz vollzogenen Greigniſſe keinerlei Befürchtungen zu einer europäiſchen Verwickelung hervorriefen. Von der ſtattgehabten Preisbeſſerung iſt am Schluſſe unſeres Berichtsmonats wieder die Hälfte eingebüßt, und hat die Kaufluſt wieder bedeutend nachgelaſſen. Der bisherige Witterungsverlauf darf als ein recht günſtiger be⸗ zeichnet werdrn. Doch laſſen ſich daraus bezüglich der neuen Ernte noch keine beſtimmten Anhaltspunkte ſchöpfen, da bekanntlich die Sommermonate und insbeſondere der Mongt Mai hierbei ein ernſtes 5 mitſprechen, 9 Aeueſte Nachrichten und Celegramme. * Rom, 8. Mai. In der Unterſuchung wegen des Atlentats auf König Humbert ſetzt, wie die„Tribung“ meldet, die Polizei die Nachforſchungen nach etwaigen Mitſchuldigen Aceiaritos fort, Als verbürgt gilt, daß am Tage des Atten⸗ tats zwei Kinder, welche auf einer Wieſe bei dem Orte, wo das Attentat erfolgte, ſich aufhielten, ſahen, wie fünf Perſonen looſten und zu einer ſagten: Dich hat es getroffen. Die durch das Loos bezeich ſete Perſon ſprang über die Hecke, während die anderen den Weg nach Rom einſchlugen. ** (Privat ⸗ Telegramme des„Geueral⸗Anzeigers.“) * Berlin, 8. Mal. Die neue Garnſſonskirche in der Haſenhaide iſt heute Vormittag unter Theilnahme des Kalſer⸗ paares eingeweiht worden. Berlin, 8. Mai. Die Unfallverſicherungskommiſſion beendete heute die zweite Leſung der Novelle zum Gewerbe⸗Unfallverſicherungs⸗ geſetz. Nach der gegen die Stimmen der Konſervativen angenom⸗ menen Faſſung ſollen die Schiedsgerichte nach amtlichen Bezirken er⸗ richtet und bei Unfällen, die Land⸗ und Forſtwirthſchaft betreffen, Beiſitzer aus dieſen Berufen zugezogen werden dürfen, Berlin, 8. Mai. Der Reichstag berieth heute in dritter Leſung das Auswanderungsgeſetz. Sämmtliche Paragraphen wurden angenommen. Bei dem vorletzten Paragraphen bezweifelte der Welfe v. Hoden berg die Beſchlußunfähigkeit des Hauſes. Der Vize⸗ präſident Schmitt erklärte, das Präſidium ſei der Anſicht, daß das Haus nicht beſchlußfähig ſei. Er beraume deßhalb eine neue Sitzung auf heute Nachmittag 3 Uhr an mit der Fortſetzung der vorliegenden Tagesordnung. *Berlin, 8. Mai. Der Kaiſer und die Kaiſerin werden heute Nachmittag 5 Uhr 30 Min. ſich von der Wildparkſtation nach Schloß Urville begeben. Morgen früh 9¼ Uhr findet die Ankunfte in Courcelle ſtatt, woſelbſt die Allerhöchſten Herrſchaften um 10 Uhr den Gottesdienſt beſuchen werden. Wagen nach Urville. Potsdam, 8. Mai. Graf Schuwalop iſt heute früh hier ein⸗ getroffen und hat ſich alsbald nach der kaiſerlichen Villa Fugenheim begeben, in welcher er Wohnung nimmt. Das Beſinden des Grafen iſt ein gutes. Leipzig, 8. Mai. Wie dem„Leipz. Tageblatt“ aus Thorn gemeldet wird, kommt der Prozeß gegen den Schachtmeiſter Franz Dann begeben ſich dieſelben zu 1 77 und den Militärinvaliden früheren Gerichtsdiener Theodor Albrecht am 25. d. M. zur Verhandlung vor dem Reichsgericht, Die Anklage iſt gemäß dem Reichsgeſetz über den Verrath mili täriſcher Geheimniſſe vom 8. Juli 1893 erhoben. Karlsbad, 8. Mai. Prinz Albrecht von Preußen und ſeine beiden Söhne ſind hier eingetroffen, um mit der hier weilenden Frau Prinzeſſin den Geburtstag des Prinzen zu verleben. Gleich⸗ D hun! For liche mit ſchar telbe ſpiel perſt ſich bend ihren dene Schl ſolch Pole zeitig iſt der Herzog von Sachſen⸗Altenburg zur Kur hier au⸗! trale gekommen. Wif Paris, 8. Mai. Die endgültige amtliche Liſte der Opfer des Dur Brandunglücks weiſt 124 Todte auf, von denen 108 wieder erkannt entſt wurden. Die Morgenblätter, auch die radikalen, heben in ihren Nachrufen hervor, daß der Herzog von Aumale die Hochachtung man aller Parteien zu erringen wußte, indem er ſich darauf beſchränkte ſtim einfach ein tapferer Soldat und ein ausgezeichneter Franzoſe So bleiben. Ueber das Teſtament des Herzogs iſt noch nichts bekannt⸗ Ord Rom, 8. Mai. Heute Nacht gegen 3 Uhr erfolgten zwel Erd⸗ 8 ſtöße, welche indeſſen keinen Schaden verurſachten. lichet Madrid, 8. Mai. Die Regierung hat beſchloſſen, mit dexg Bede Bank von Spanien eine Kreditoperation vorzunehmen. Die Ban pfeil wird der Regierung 200 Millionen Peſetas leihen unter der Garanti ben von Zollobligationen, gleich denjenigen, durch welche die jüngſte inners Anleihe garantirt iſt. Dieſe Schuldverſchreibungen werden der im Porfefeuille der Bank verbleiben. beha “London, 8. Mat. Der„Times“ wird aus Veleſtins Elen von geſtern gemeldet, daß die gegen Volo vorrückende türkiſche Vort Heeresabiheilung vor den Außentheilen der Stadt eingetroffen Seit iſt und die Einnahme der Stadt in wenigen Stunden zu er-⸗ Gem warten ſei. Vor Konſtantinopel, 8. Mal. In den Kreiſen des Mlldiz, rufe⸗ Kiosk wird der Ueberzeugung Ausdruck gegeben, daß die Türkei herb. nicht in der Lage ſein wird, ihre Truppen ohne Bezahlung einer dern entſprechenden Kriegsentſchaͤdigung durch Griechenland zurückzu:⸗ milte ziehen. Die Pforte unterhandelt mit der Ottomanbank wegen einer großen Anleihe, deren Abſchluß, wie verlautet, nahezu ge⸗ ande fichert iſt. Griechenland, falls die Mächte auf der Zurück⸗ einer Bedingung für die Vermittlung zwiſchen den Türkei und Griechenland beſtehen ſollten, den Krieg bis zur Vernichtung vorziehen würde. * Athen, 8. Mai. Bei der Abreiſe der Garibaldian nach der Grenze kam es zu unliebſamen Zwiſchenfällen Mehrere Garibaldianer waren betrunken und zogen durch di Straßen mit dem Rufe:„Es lebe die ſoziale Republik!“ Dieſe Rufe erregten den Unwillen der Bevölkerung. Athen, 8. Mai. Die Städte an der Grenze werden fortdauernd von ihren Bewohnern verlaſſeu. Volo iſt voll⸗ ſtändig leer. Die philhelleniſche Legion, die an der Schlacht bei Pherſala theilnahm, hatte 18 Todte, unter denen ſich zwei Ofſtziere befinden, ein Italiener und ein Engländer. Athen, 7. Mai. Oberſt Manos telegraphirte, daß die Türken am 5. dſs. Mts. den Vormarſch auf Arta begonnen haben. Arta belegenen Orte Karopulo, Gravenitza und Ismaret beſetztſ haben. berufen worden. Wie verlautet, ſoll Oberſt Manos durch Strotos erſetzt werden. Die Panik in Arta hat ſich gelegt; eine Anzahl Läden ſind wieder geöffnet. Athen, 7. Mai. 6 Uhr Abends. Die Regierung theilte den Vertretern der Mächſe mit, daß der Thermäiſche Golf und die Küſte von Epirus blokirt iſt. Athen, 8. Mai. Die Regierung beſchloß die Zurückberufun von 25 Offizieren und 2 Compagnien Sappeure aus Kreta.— Di Conſule in Volo haben beſchloſſen, Abtheilungen dort auszuſchiffen und verſprachen die Stadt zu beſchützen. Bnenos⸗Aires, 8. Maj. Der Kongreß wurde geſtern mil einer Botſchaft eröffnet, welche die Beziehungen zu den auswärtigen Staaten als ausgezeichnete bezeichnet. Der Außenhandel beziffere ſich im abgelaufenen Verwaltungsjahr für die Einfuhr auf 112,178,591 Gold⸗Piaſter und für die Ausfuhr auf 116,758,095 Gold⸗Piaſter. In den erſten vier Monaten des Jahres 1897 habe ſich der aus⸗ wärtige Handel im Durchſchnitt noch günſtiger geſtaltet. Die Bank⸗ notenausgabe belaufe ſich auf 295,165,957 Peſos. In der Ueber⸗ zeugung, daß die Geſundung der Valuta ein Gebot der äußerſten Nothwendigkeit ſei, gehe die Regierung damit um, das Papiergeld einzulöſen und zu dieſem Behuf die Bildung eines Metallſchatzes in Angriff zu nehmen. Der aufgeſtellte dem Beſchluß des Kongreſſes die unverkürzte Zahlung im Schulden⸗ dienſte. Die Botſchaft hofft, daß die ganze ſchwebende Schuld prompt eingelöſt werde, und empfiehlt Sparſamkeit im Budget. Die Deviſe müſſe ſein: Ordnung, Sparſamkeit und Arbeit. Mottenschäden belaſteten früher das Budget unſerer Hausfrauen aufs Empfindli 95 Bald waren die Motten in die 5 570 05 N ſie gute Wollkleider oder Vaters Ueberrock an vielen Stellen von der Wolle befreit. Daher wird der Kampf gegen dieſe Plagegeiſter auch mit ſeltener Erbitterung von unſeren Hausfrauen geführt, Camphor, Pfeffer, Naphtalin und wie die ſcharf riechenden Mittei alle heißen mögen, haben ſich freilich nicht bewährt— aber ſeitdem die Motten⸗Vertilgungs⸗Eſſenz von Herrn J. Wickersheimer, Präperator der Königl. Univerſtlät, von den Königl. Hofl. J. F. Schwarzloſe Söhne, Berlin SW., Markgrafenſtr. 20 von vielen Leuten Anwendung findet, hört man von deine Klagen über Schäden mehr. Es verfäume daher Niemand, die 1 5 0 er 1 Derſelbe über⸗ ei richtiger Auwendung die Garantie fü In Fl. à 50,.00, ½ Str..75, Ltr. 5 Mk. e 5507 Alleinverkauf G. Schröder, E 8, 15. Liebhaber von praktiſchem Schuhwerk, finden die wahl in allen möglichen Schuhwaarenſorten bei 5 Georg Hartmann, größtes Schuhwaarenhaus, E 4. 6½. pezialität: Feine gediegene Schuhwaaren, Alleinverkauf vo reichſte Aus⸗ 66988 S Otto Herz& Cie, in Frankfurt a. M,(Teleuh. 448. Finanzplan verbürge gemäß ieſen wenigſtens⸗ 4 100 4 Hier geht das Gerücht um, daß die Türken die bei Die gegen Preveſa marſchirenden Truppen ſind zurückz N und Athen, 8. Mal. Die Regierung erklärte, daße unſe dem in k berufung der griechiſchen Truppen von Kreta als oder Jün oder Verl auch lend. Alex der führ die Lehr zu 2 Umfe Baän — on 1 Maunheim, 9. Mat⸗ General⸗Anzeiger. Sed Die Eutſtehung unſerer Univerſitäten. Von Hermann Frenzel. (Rachdruck verbsten.) Unſere modernen Univerſitäten ſind Produkte einer jahr⸗ zundertelangen Entwicklung. Gehen wir zur urſprünglichſten „Form zurück, ſo finden wir dieſelbe in folgender ganz natür licher Erſcheinung. Irgendwo tritt ein Forſcher oder Gelehrter mit neuen Ideen oder bedeutenden Kenntniſſen auf und ſofort ſchart ſich die lernbegierige Jugend um ihn, um ſich der unmt telbaren Belehrung aus ſeinem Munde zu erfreuen, ſein Bei⸗ ſpiel auf ſich wirken zu laſſen und Ehre und Anregung ſeines perſönlichen Verkehrs zu genießen. Da nun Gleich und Gleich ſich gern geſellt, ſo ſuchen auch verwandte oder ähnlich ſtre⸗ bende Geiſter die Nähe des Forſchers, ſeine Schüler verharren, ihrerſeits Lehrer geworden, an der gewohnten oder liebgewor⸗ denen Stätte ihrer Thätigkeit, die Menge der Lehrer zieht neue Schüler und die der Schüler neue Lehrer hinzu, vor Allem 7 ö Bände. Umittel anderer Art auf, als da ſind Thier⸗ und botaniſche 2 dem am weiteſten vorgeſchrittenen Griechenland die freie Lehre ſolche auch entgegenſetzter Denkart, welche guten Boden für ihre Polemik ſuchen u. ſ.., und ehe man es glaubt, iſt die Zen trale für geiſtige Beſtrebungen, die Pflanzſtätte für Kunſt und Wiſſenſchaft fertig. Dem erſten Schritt folgt bald der zweite. Durch die große Maſſe der zuſammenſtrömenden jungen Leute entſtehen, beſonders bei Vorhandenſein heterozener Richtungen, mancherlei Unzuträglichkeiten, es erſcheint nothwendig, eine be⸗ ſtimmte Ordnung zu ſchaffen, der ſie ſich zu unterwerfen haben. So griffen bald genug die Regierungen ein, um erſtens dieſe Ordnung herbeizuführen, und zweitens, um ſich den erforder⸗ lichen Einfluß auf Einrichtungen zu ſichern, deren weitgreifende Bedeutung ebenſowohl darauf hinwirken konnte, die Grund⸗ pfeiler der herrſchenden Gewalt zu befeſtigen als zu untergra⸗ ben. Es kam Alles darauf an, erſteres zu erreichen, während der Kommune daran liegen mußte, die Vortheile dauernd zu behaupten, welche mit dem Andrang ſo vieler zahlungsfähiger Elemente für ſie verbunden waren. Die Erkenntniß dieſer Vortheile führte zur Subvention und moͤglichſten Förderung von Seiten des Staats und der Gemeinde. Andere Staaten und Gemeinden gründeten Konkurrenzinſtitute, um ſich dieſelben Vortheile zu verſchaffen, dadurch einen edlen Wetteifer hervor⸗ rufend, der ſchließlich dazu führte, daß man tüchtige Gelehrte herbeirief und den Lehrenden nicht nur Gehälter ausſetzte, ſon⸗ dern auch die zur Förderung des Studiums nothwendigen Lehr⸗ miltel, Bücher u. ſ. w. beſchaffte. Im Alterthum bieten ſich uns Einrichtungen, die zwar anders geartet waren, die aber hinſichtlich ihrer Wirkſamkeit und in manchen anderen Stücken eine gewiſſe Aehnlichkeit mit unſeren Hochſchulen nicht verleugnen. Zunächſt treffen wir in in dem oben von uns gekennzeichneten Sinne. Ein Weiſer oder Forſcher ſammelte eine Anzahl Schüler und Jünger um ſich, er gründete eine Schule, die ſich nach ihm dder der Tendenz ſeiner Lehre benannte. Später nahm die Verbreitung der Wiſſenſchaft feſtere und geregeltere Formen an, auch das ſtaatliche Element machte bereits ſeinen Einfluß gel⸗ lend. In der von Alexander dem Großen gegründeten Stadt Alexandria entſtand ſogar bald nach dem Tode desſelben, unter der Herrſchaft der Ptolemäer, eine unter griechiſcher Geiſtes⸗ führung ſtehende, in ihrer Art einzige Hochſchule, in welcher die Gelehrten auf Koſten des Staates den Studien und der Lehre lebten. 14,000 Jünger der Wiſſenſchaft fanden ſich hier zu Zwecken des Studiums zuſammen; die berühmte Bibliothek umfaßte in ihrer blühendſten Periode 700,000 Rollen oder Außerdem wies die Anſtalt wahrhaft großartige Lehr⸗ ärten, Sternwarten und ein anatomiſches Theater,„welches hit zweckmäßigen Einrichtungen zur Zergliederung des menſch⸗ hichen Körpers und zum Studium der einzelnen Theile und des Inneren Baues desſelben verſehen war.“ Die„Alexandriniſche Schule“ genoß Jahrhunderte lang den Ruf der erſten der Welt, rſt unter der Herrſchaft des Chriſtenthums gerieth ſie in Verfall. Die älteſte Univerſität, deren im Mittelalter gedacht wird, iſt Bologna. Schon um das Jahr 425 n. Chr. ſoll dieſelbe von Theodoſius dem Jüngeren gegründet worden ſein. Ihr an Alter zunächſt ſteht die Pariſer, und beide, ſowohl die zu Bologna wie die zu Paris, treten um die Mitte des 12. Jahr⸗ hunderts als Mittelpunkte des wiſſenſchaftlichen Lebens der da⸗ maligen Zeit glänzend hervor. In Bologna blühten die juri⸗ ſtiſchen, in Paris die phjloſophiſch⸗ theologiſchen Studien. Bologna, mit welchem anfangs noch Ravenna und Pavia wett⸗ eiferten, zählte oft mehrere Tauſende von Lernbegierigen. Ver⸗ muthlich hat ſich auch in dieſen Zentralen der mittelalterlichen Gelehrſamkeit zuerſt das Bedürfniß nach einer ſtrengen Regelung des Univerſitätslebens geltend gemacht. Kaiſer Friedrich I. und nach ihm mehrere Päpſte erwarben ſich Verdienſte in dieſer Hinſicht, Kaiſer Friedrich II. gründete bereits(in Neapel) eine Univerſität, deren Leitung faſt ganz in den Händen des Staates lag, der auch die Gehälter an die Lehrer zahlte. Die freie Foiſchung lag freilich während der erſten Jahrhunderte der chriſtlichen Weltherrſchaft gänzlich darnieder. Die Dogmen der Kirche herrſchten allein, alle Errungenſchaften der griechiſchen Philoſophie waren vergeſſen und verloren. Die Forſchung galt als gleichbedeutend mit Ketzerei, gur der tödtende Buchſtabe herrſchte, aber der Geiſt, welcher lebendig macht, war geäaͤchtet. Allein Zündſtoff lag in Mengen aufgeſpeichert, denn der denkenden Geiſter waren genug vorhar den, welche fühlten, daß nicht alles gut war, wie es beſtand, es fehlte nur der Lichtfunke des Piometheus, das geiſtige Feuer auf der ganzen Linie zu ent⸗ zünden. Griechiſche Flüchtlinge, welche aus ihrer von den Türken unterjochten Heimath entwichen, warfen dieſen Ocht⸗ ſunken in das Abendland. Geſpannt lauſchten die ſterbenden SGeiſter der halbvergeſſenen Weisheit, eifrig griffen ſie zu den Jalten Bächern, lernten die griechiſche Sprache und forſchten emſig in den bisher faſt unbeachteten Schriften nach den Schätzen der alten Gelehrten. Und bald blühte neues Leben aus den Ruinen der Kultur. Ueberall, aus allen Fugen, auf allen Plätzen, brach das zarte junge Grün der neuen Er⸗ kenntniß hervor, die Zeit der neuen Morgenröthe der Menſch⸗ heit begann, die Renaiſſance.„Die Geiſter erwachen, die Wiſſenſchaften blähn, zis iſt eine Luſt zu leben,“ rief Ulrich don Hutten triumphirend aus. En Kepler, Kopernikus, Roger Baco, Galilei, Giordano Bruno, Huß, Petrarca und viele andere prägten der neuen Richtung ihren Stempel auf. Ein Menſchheitsfrühling war erſchienen, und auch ſeine reini⸗ genden Stürme fehlten nicht, die Verfolgungen der vermeint⸗ lichen Ketzer. Indes„ſie bewegt ſich doch!“, die Wiſſenſchaft trug den Sieg davon und ihre Pflanzſtätten, die Univerſitäten, breiteten ſich immer mehr aus. Italien gab das Signal zu der neuen Bewegung. Zahl⸗ reiche Kleinſtaaten blühten dort nebeneinader, manche von kuuſt⸗ ſinnigen, verſtändigen Fürſten regiert, unter deren meldem Szepter Dichtkunſt, Malerei und Skulptur ſich entfalteten. Keine Geringeren als Petrarca und Boccaccio regten zum Studium des Grie hiſchen an, und edle Fürſten, wie die Medici in Florenz und die Visconti in Mailand, öͤffneten den flüchtenden Griechen bereitwillig ihre Thore und gründeten Bibliotheken und Univerſitäten. Der immer größere Geltung erlangende Bürger⸗ ſtand ſchloß fich begeiſtert der neuen Richtung an,„daher ſehen wir in dieſer Per ode Freiheitsſinn, Handel und Gewerbe und mit ihnen Bürgerlichen Reichthum aufblühen und Talente aller Art anregen. Buchdruckerkunſt und Poſtverbindung erleichtern die Verbreitung der Geiſteswerke und legen den Grund zu einer neuen Macht: der öffentlichen Meinung. Auch die Ent⸗ deckung der neuen Welt dehnt bald den menſchlichen Block und menſchliches Urtheil weiter aus, während ſich das Bedürfniß, die Wiſſenſchaften zum Allgemeingut zu machen, durch die Gründung der Univerſitäten Krakau, Heidelberg, Prag, Wien, Köln, Erfurt, Leipzig, Florenz, Mainz, Tübingen, Kopenhagen und Wittenberg bekundet.“(Rau, Kulturgeſchichte.) Zwiſchen den Jahren 1347 bis 1506 entſtanden in etwa 20 deutſchen Städten Univerſitäten, zu den obengenannten traten noch Frei⸗ burg, Baſel, Greifswald, Würzburg, Roſtock, Trier, Ingolſtadt, Frankfurt a. O. und andere. Eine der älteſten und weiland bedeutendſten Hochſchulen errichtete, und zwar aus eigenem An⸗ triebe, die aufolühende Stadt Erfurt.„Schon in den erſten Gründungsjahren(1378—1392) vereinigte ſie alle vier Fakul⸗ täten, und ihr Ruhm reichte bis in die fernſten Länder.“ Ein Dr. Fauſt ſpielt eine Rolle in der Geſchichte dieſer Univerſität, 1501 bezog ſie Luther, um die Rechte zu ſtudieren, gab jedoch das Studium auf, als ein Blitzſtrahl einen Freund an ſeiner Seite niederſchmetterte und trat in das Auguſtinerkloſter ein. Vier Jahrhunderte hindurch behauptete ſich die Erfurter Hoch⸗ ſchule mit wechſelndem Erfolge, Ende des 18. Jahrhunderts (1769—1772) wirkte noch Wieland als Profeſſor der Philo⸗ ſophie an ihr. Am 12. November 1816 wurde das nur noch dem Scheine nach beſtehende Inſtitut für immer aufgehoben. Außer Erfurt erlangten in der Zeit der Reformation und der dieſelbe vorbereitenden Periode vor allem die Univerſitäten Prag, Leipzig, Wittenberg und Jena Bedeutung. Die Geſchichte dieſer Univerſitäten zeigt uns, wie oft eine dieſer Anſtalten aus der anderen hervorging. Im Jahre 1348 war in Prag nach dem Muſter der Pariſer Univerſität eine Hochſchule geſtiftet worden, die in ihrer Blüthezeit von nahezu 20,000 Studenten gleichzeitig beſucht wurde. Ihr berühmteſter Schüler und nach⸗ heriger Lehrer war Johannes Huß, der kühne Reformator. Seine Anhänger und Gegner geriethen bald aneinander, und die Waffen des Geiſtes mußten verſchiedentlich denjenigen der äußeren Gewalt Platz machen. Noch ein anderer Umſtand kam hinzu, welcher ſehr bald die geiſtige Frage in eine politiſche umgeſtalten half: der alte Haß zwiſchen dem Deutſchthum und dem Slaventhum. Die deutſche Nationalität hatte bei akade⸗ miſchen Beſchlüſſen drei Stimmen, die flawiſche nur eine Stimme abzugeben.„Dieſes Mißverhältniß führte im Jahre 1406 zu einer blutigen Schlägerei... und 3 Jahre ſpäter zu einem Königsbefehl Wenzels, der den Slawen drei und den Deutſchen nur eine Stimme gab, in Folge deſſen 6000 deutſche Profeſſoren und Studenten Prag verließen und andere Univer⸗ ſitäten bevölkerten.“ Die Auswanderung mehrerer tauſend Studenten aus Prag führte zur Gründung der Univerſität Leipzig(1409), deren erſter Rektor der mit aus Prag ge⸗ kommene Profeſſor Otto von Münſterberg war. Errichter waren die Landgrafen von Thüringen und Markgrafen von Meißen. Da ſich nach dem Auftreten Luthers die Univerſität Leip zig als eifrige Gegnerin der proteſtantiſchen Lehren hervorthat, ſo gründete Friedrich der Weiſe im Jahre 1502 die Univerſität Wittenberg, welcher Johann von Staupttz, Luther und Melanchthon bald zu außerordegtlichem Ruhm und Ruf verhalfen. Durch den unglücklichen ſchmalkaldiſchen Krieg verlor Kurfürſt Johann Friedrich von Sachſen den größten Theil ſeines Landes, mit demſelben auch Wittenberg und die von ihm heißgeliebte Univerſität. Das verlorene Beſitzthum empfing uebſt der Kurwürde ſein Vetter Moritz, nur ein kleiner Theil, das heutige Thüringen umfaſſend, verblieb ſeinen Söhnen. Als nun der Kurfürſt als Gefangener des Kaiſers 1547 durch Jena kam, hatte er mit ſeinen drei Söhnen eine Zuſammen⸗ kunft, bei welcher beſchloſſen wurde, in dieſer Stadt eine Uni⸗ verſität zu ſtiften, die an Stelle Wittenbergs zur Erhaltung der reinen evangeliſchen Lehre dienen ſollte.„Schon zweimal hatte ſich(1527 und 1535) die Univerſität von Wittenberg, wegen der herrſchenden, gefährlichen Seuchen, hierher geflüchtet und ſehr wohl befunden... Nach langem Zögern beſtätigte Kaiſer Ferdinand I. die 1547 eröffnete Anſtalt als Univerſtſät und verlieh ihr alle Rechte und Freiheiten; feierlich eröffnet wurde ſie am 2. Februar 1558.“ Die Gründer der neuen Univerſität ſuchten natürlich Melauchthon ſofort als Profeſſor zu gewinnen, da dieſer jedoch Wittenberg nicht verlaſſen wollte, zürnten ſie ihm und beriefen ſpäter nach Jena nur allerlei ſtreitbare Lutheraner und Gegner Melanchthons. So diente die Univerſität Jena, die ſpäter eine Hochburg der freien theologiſchen Richtung werden ſollte, anfangs der orthodoxen Richtung. Ihre größte Bedeutung fällt unſtreitig in die Regierungszeit des Herzogs Karl Auguſt. Unter ihm wirkten Schiller, Fichte, Reinhold, Schelling, Schütz, Hufeland und zahlreiche andere bedeutende Männer an der Akademie. Die Rolle, welche ſie in der Geſchichte der deutſchen Einheitsbeſtrebungen ſpielte, iſt bekannt; wurde doch 1815 hier von 113 Studenten die deutſche Bu:ſchenſchaft ge⸗ gründet. Unter dem freiſinnigen Regime eines Stein und Harden⸗ berg, deren erſterem Wilhelm von Humboldt zur Seite ſtand, wurde 1809 die Univerſität zu Berlin ins Leben gerufen, mit der Aufgabe, den deutſchen Geiſt beleben und das Staatsweſen neu geſtalten zu helfen. Die Univerſität Straßburg, unſere Jubilarin, iſt die jüngſte unter ihren deutſchen Schweſtern; durch Stiftungsurkunde vom 28. April 1872 entſtanden, lag ihr die Ausführung eines ähnlichen Programms ob als ihrer Berliner Genoſſin am Anfang ihres Beſtehens. Genau ge⸗ nommen, iſt ſie übrigens bedeutend älter als 25 Jahre. Denn bereits im 16. Jahrhundert entſtand in Straßburg eine Uni⸗ verſität, die 1808 in eine franzöſiſche Akademie umgewandelt wurde und aus welcher 1872 die jetzige Univerſität hervorge⸗ gangen iſt. Man darf wohl annehmen, daß mit dem gegenwärtigen Stande die Eutwickelung unſeres Univerſitätsweſens ihr Ende noch nicht erreicht hat. Es iſt hier nicht der Ort, auf die Zukunfisaufgaben dieſer für die Weiterbildung des deutſchen Geiſteslebens ſo wichtigen Inſtitutionen einzugehen, doch dürfen wir hoffen, daß dieſelben, wie zu jeder Zeit, ſo auch in der Zukunft ſich die ihnen gebührende Bedeutung zu ſichern wiſſen werden. Türkiſches. Plauderei von Ferdinand Klinger. Nachdruck verboten.) Bei dem erhöhten Intereſſe, das die Türkei infolge des nunmehr doch zum Ausbruch gekommenen Krieges gewonnen hat, dürfte es gewiß nicht unangebracht ſein, die in den uns von dort zugehenden Berichten enthaltenen ſpeziftſch türkiſchen Wörter einmal Revue paſſieren zu laſſen. Gar häufig leſen wir in dieſen Berichten von„Baſchibo⸗ zuks“,„Redifregimentern“ und ähnlichen Dingen, ohne zu wiſſen, was damit eigentlich gemeint iſt. Den Leſer hierüber zu verſtändigen, iſt der Zweck unſerer kleinen Plauderet. Das uns zunächſt liegende Wort dürfte wohl„Sultan“ ſein. Was hierunter zu verſtehen iſt, glaubt vielleicht jeder der Leſer zu wiſſen, und doch irrt er. Unter Sultan verſteht der Türke zwar ſeinen Kaiſer, aber nicht den regierenden, ſondern den verſtorbenen. Der jeweilige Beherrſcher der Gläubigen wird„Padiſchah“ genannt, was etwa ſo viel wie„Groß⸗König“ (Kaiſer) bedeutet. Eine weitere Benennung Seiner türkiſchen Majeſtät iſt Hakkan, d. i. Beherrſcher, was wir im Deutſchen mit Groß⸗Sultan wiedergeben können. Erwähnt ſei bei dieſer Gelegenheit, daß die Selbſtherrlich⸗ keit des„Padiſchahs“ beinahe des chineſiſchen Himmelsſohnes gleichkommt. Es zeigt ſich dies insbeſondere im türkiſchen Kaiſertitel, der geradezu ungeheuerlich klingt. Denſelben ganz wiederzugeben, würde zu weit führen, deshalb hier nur der Anfang:„Wir König aller Könige, eine glänzende Sonne, ein Austheiler der Kronen, ein Schatten Gottes, die Pforte der Glückſeligkeit, Beherrſcher des Morgen⸗ und Abendlandes und aller Meere(), Wir Padiſchah, Sohn eines Sultan, Khan(Tatarenfürſt), Sohn eines Khans, durch die unendliche Gnade des Schöpfers der Welt und des ewigen Weſens und durch Vermittlung und große Wunder des Muhamed Muſtapha, des vornebmſten aller Propheten, Diener und Herr der Städte Mekka, Medina, gegen welche alle Welt ihr Angeſicht wendet, wenn ſie betet u. ſ.., u. ſ..“ Jedenfalls ein ſehr beſchei⸗ dener Mann, der Padiſchah. Sehr häufig wird in den Zeitungsberichten auch die Sul⸗ tang⸗Valide erwähnt. Hiermit iſt die Mutter des regierenden Sultans gemeint, ſie genießt das größte Anſehen am Hofe und wird im ganzen Reiche ſchon allein deswegen hochgeſchätzt, weil der Padiſchah ſelbſt ſeiner Mutter die tiefſte Ehrerbietung er⸗ weiſt. Ihre Herrlichkeit dauert jedoch nur ſo lange, als ihr Sohn regiert. Der Nachfolger verweiſt ſie ins Serail. Serail wird vielfach mit Harem(Harém zu ſprechen, mit dem Ton auf der letzten Silbe, wie es bei allen türkiſchen Wörtern der Fall iſt) verwechſelt. Der Harem iſt indes nur ein Theil und zwar der innerſte des äußerſt umfangreichen Serail Komplexes.„Serail“(richtiger sexai, das erſcheint erſt auf dem Umwege über Italien, wo man seraglio, und Frankreich, wo man serail ſchreibt) bedeutet Palaſt, aber keineswegs den des Padiſchah allen, auch die Gebäude der auswärtigen Geſandtſchaften heißen Serail. Der Padiſchah bewohnt den auf einer Anhöhe gelegenen„Jildis⸗Kiosk“(Stern⸗ Palaſt). Das alte Serail hat einen Umfang von einer deut⸗ ſchen Meile und iſt gleichſam eine Stadt für ſich. Er iſt von einer hohen Mauer umgeben, die, mit Thürmen beſeſtigt, zwei offene Thore zeigt, vor deren einem die berühmte Aja Sophia, die ehemalige chriſtliche Sophienkirche liegt. Das Innere des Serail iſt überaus prächtig. Wundervolle Gärten wechſeln mit Moſcheen, Profanbauten, zierlichen Springbrunnen und Säulen⸗ gängen ab. Im zweiten Hofe befindet ſich der„Diwan“, (Diwan, der Ton liegt auch hier auf der letzten Silbel), der aber ke neswegs ein gepolſtertes Lager bedeutet, ſondern den Ort, wo der türkiſche Staatsrath abgehalten wird. Diwan würde alſo unſer Reichstagsgebäude ſein. Daß dieſes Staats⸗ heiligthum neben dem Pferdeſtall des Padiſchah gelegen iſt, verſchlägt der Wurde jener Inſtitution nichts.— Es mag hier gleich noch bemerkt ſein, daß„Kadi“ einen Richter bezeichnet,„Mufti“ aber nur einen Geſetzesausleger, alſo eine Art Rechtsverdreher, deſſen Befehle jedenfalls nicht beſonders reſpektirt werden, wo⸗ fern man dem berüchtigten„par ordre du mufti“ Glauben ſchenken darf. Das Allerheiligſte des Serails iſt der Harem, der, außer vom Sultan, von Niemand betreten werden darf. Die Haremsdamen ſelbſt werden auf das Strengſte bewacht, was vom„Kislar⸗Aga“ beſtens beſorgt wird. Er hat den Harems⸗ ſchlüſſel in der Taſche und iſt zugleich Vorſteher der Moſcheen und Kapellen. Er regiert nicht ſelten durch die Sultanin und ſe ne Bedientenſchaar das ganze Maſchinen weſen des türkiſchen Staats, und wenn er ſeinen Poſten abgibt, wird er ein Paſcha mit drei Roßſchweifen. Roßſchweif, auf türkiſch„Tug“, iſt ein Kriegs⸗Chren⸗ zeichen, das vor dem Padiſchah, dem Großvezir und andern hohen Staatschargen einhergetragen wird. Dem Padiſchah ge⸗ bühren ſieben ſolcher Roßwedel, dem Großvezir deren fünf und den Paſchas drei bezw. zwei. Was iſt nun aber ein Paſcha? Paſcha bedeutet urſprüng⸗ lich Gebieter und iſt die offtzielle Bezeichnung für die Befehls⸗ haber(Generale) und die Stalthalter großer Povinzen. Die drei mächtigſten Statthalter heißen„Beghlerbeghs“. Paſchas mit zwei Roßſchweifen ſind die„Bey“(ſprich Bé), die als Militärs im Range unſern Oberſt und Oberſtlieutenants gleich⸗ kommen, im Zivilverhältniß aber unſeren Landräthen entſprechen würden.„Emir“ heißt ſo viel wie„Herr“ ein Titel, der allen Denen zuſteht, die ihren Stammbaum bis zum Propheten zu⸗ rückfüsren können, alſo den hohen Adel darſtellen. Kein Türke darf en Emir unhöflich begegnen oder er ſoll die Hand ver⸗ liere. peche vigoroſe Juſtiz natürlich nicht immer geübt wird. „Aga edeutet zwar auch„Herr“, indeſſen haftet dieſer Titel mehr den„dienenden Herren“ an, wie z. B. ſchon erwähnt, dem Kislar⸗Aga. — 4. Selte. Genernl,Anzeiger⸗ Mannheim, 9. Mal. „Efendi“ bedeutet eigentlich einen aus vornehmer Familie Entſproſſenen, meiſt jedoch iſt es der Ehrentitel aller Zivilſtands⸗ perſoner und der Gelehrten. Der„Reis⸗Efendi“ iſt der türkiſche Reichskanzler, der Staatsſekretär und oberſte Dolmetſcher (Dragoman), Miniſter der auswärtigen Angelegenhe ten. Er iſt eine der wichtigſten Perſonen am türkiſchen Staatsruder, fertigt ſämmtliche Diplome, Hatti⸗Scheriffs(Kabinetts⸗Ordres), Beſtallungsbriefe aus und iſt Beiſitzer im Diwan; auch ver⸗ theilt er die Fermans oder Firmans(Päſſe neben der Bedeut⸗ ung allgemeiner Kaiſerlicher Mandate), Die ſonſtigen Miniſter des Padiſchahs heißen„Veziere“, von denen der Groß⸗Vezir der obeiſte iſt und unſerem Miniſterpräſidenten entſpricht. Daß der Türke unter„Allah“ Gott verſteht, dürfte all⸗ gemein bekannt ſein. Die türkiſchen Mönche werden„Derwiſche“ genannt, mit welchem Namen man aber auch jedes Mitglied einer religiöſen Gemeinde belegt. Die eigentlichen Derwiſche treiben ihre Religionsübungen bis zum lächerlichſten Fanatis⸗ mus; beiſpielsweiſe drehen ſie ſich ſtundenlang um ſich ſelbſt unb ſchließlich ſo ſchnell, daß man kaum noch ihr Geſicht er⸗ kennen kann. Seltſamerweiſe werden ſie aber dabei gar nicht ſchwindlig. Die Derwiſche wiſſen ſich ein ſehr behaaliches Leben zu verſchaffen, obwohl ſte eigentlich noch viel öfter faſten ſollen, als in dem allgemeinen Faſtenmonat„Ramaſan“. Dieſes höchſte türkiſche Feſt beginnt mit dem Neumond, fällt aber nicht alle Jahre in dieſelbe Zeit, ſondern rückt wegen des arabiſchen Mondjahres alljährlich um 11 Tage vor; auf dieſe Weiſe durchläuft es innerhalb 31 Jahren alle Jahreszeiten. Unmittel⸗ bhar nach dem Ramaſan wird das„Bairam“⸗Feſt gefeiert, die Auslöſung der Faſten, wo Alles drüber und drunter geht in Wohlleben und Freiheit. Sobald die Mondſichel des erſten Vieriels ſichtbar wird, beginnt dieſe Schwelgerei, und es iſt daher nach dreißigtägigem, nur von den Nächten ununterbro⸗ chenem Faſten, erklärlich, wenn das Volk auf die höchſten Berge ſteigt, um das Aufblitzen der Mondſichel zu begrüßen. So iſt denn auch dieſe Mondſichel, fälſchlich„der türkiſche Halbmond“ genannt, zu ſeiner heraldiſchen Bedeutung im os⸗ maniſchen Reiche gekommen. Der Inbegriff aller Religionsverrichtungen der„Moslem“ oder Muſelmanen(nicht Muſelmänner) iſt der„Islam“, das Buch der muhamedaniſchen Bücher aber, unſerer Bibel ent⸗ ſprechend, der Korͤnz vielfach wird jetzt in den Zeitungen von den Greuelthaten der Baſchibozuks und von den Bewegungen der Redifs geſprochen.„Baſchi“ nennt man einen Oberſten, einen Häuptling über eine Freiwilligenſchar, und boſuk(nicht bozuk) etwas Verderbtes, Schlimmes. Baſchiboſuk würde alſo ſo viel wie„Teufelsbandenanführer“ oder„Räuberhauptmann“ bedeuten. Jedenfalls eine nette Sorte! „Redif“ dagegen iſt die wohlorganiſterte und hoffentlich auch wohlgeſittete türkiſche Landwehr. Daß„Vilajet“(Wila⸗ yet) die türkiſche Provinz iſt, dürfte gemeiniglich bekannt ſein, auch, daß der Gouverneur eines Vilajets„Wali“ heißt. Die Vilajets find wieder in„Sandjaks“ eingetheilt, die unſern Reglerungsbezirken gleichkommen. Die Verwaltung derſelben unterſteht einem„Mutaſſerif.“ Der Vizekönig von Egypten führt den Titel„Khedive.“ Die alte Herrſcherbezeichnung„Khalif“(Chalife) iſt heute ganz gußer Gebrauch. Bevor wir unſere kleine Plauderei ſchließen, möchten wir noch ein Wort nennen, das zwar jedem geläufig iſt, aber doch umeiſt unrichtig im Munde geführt wird:„Bazar“. Es wird aſär ausgeſprochen und nicht etwa Bäzarr, wie man auch vielfach zu hören bekommt. Dieſe Bazars(nicht Bazare oder gar Bazäre) ſind budenbedeckte Märkte in Konſtantinopel, wo man nicht nur Teppiche und„Baſhliks“,„Feze“(Feſe) kaufen kann, ſondern auch Fiſche, Reis, Kaffee, Zucker, Mehl, Obſt, Geräthe, überhaupt alles mögliche erhält. Auch Speiſen und Getränke kann man auf dieſen„Boulevards“ zu ſich nehmen und die Bedienung iſt nicht entrüſtet über ein„Bakſchiſch“ (Trinkgeld). Hier raucht man auch„Tſchibuks“, und wer die Luſt dazu verſpürt, kann ſich vermittels Opiums einen kleinen „Haſchiſch“ antrinken. Haben wir dann bei einer Schale echten Mokkas eine Bekanntſchaft geſchloſſen, von der wir uns ſchließlich trennen wollen, ſo verabſchleden wir uns mit den Worten:„Salem aleikum!“ Friede ſei mit Euch! Mit dieſer kleinen Blüthenleſe wollen wir uns begnüuͤgen, wir glauben, daß ſie alle diejenigen türkiſchen Worte enthält, die namentlich augenblicklich uns faſt täglich begegnen. Komödie. Novelletie von Edouard Gachot. (Nachdruck verboten.) Charles Dartois war Prokuriſt bei einem Börſenmakler, Sein Chef behandelte ihn als Freund, und ſeine Kollegen ſchätzten ihn hoch. Charles hatte außerdem auch noch ein Plätzchen im Herzen des Fräulein Thereſe Léon, der Tochter des Hauſes, die eine anſehnliche Mitgift und ſpäter ein großes Vermögen bekam. Charles, der ſtets zu den Geſellſchaften im Hauſe Léon eingeladen wurde, wagte nicht, mit Fräulein Thereſe zu tanzen, was dieſe ſehnlichſt wünſchte. Die wenigen Komolimente, die er ihr machte, erſchienen ihr viel zu kurz; und als einmal ihre Augen die des jungen Mannes trafen, wurde er ſo verwirrt, daß er den Salon verließ, um nicht verlegen zu werden. Th'ereſe, die jung, ſchön und von Anbetern umſchwärmt war, bildete ſich ein, ſie wäre Dartots gleichgültig; ſie ſah nicht, daß er es aus Schüchternheit nicht wagte, ſich ihr zu nähern. Schließlich nahm ſte eine Parthie an, die man ihr vorſchlug und theilte dem jungen Mann mit leiſer, zitternder Stimme ſelbſt die Nachricht mit. „Sie ſehen, ich verheirathe mich doch!“ Wieviel getäuſchte Liebe lag in dieſem„Doch!“ Als ſie die Hochzeitsreiſe in das Land des ewig blauen Himmels angetreten, fühlte ſich der arme junge Mann ſehr unglücklich und er machte ſich die bitterſten Vorwürfe, indes es war zu ſpat! Er hoffte zu vergeſſen, aber das war ſchwerer, als er heflardt, denn der Wille, ſeine Gefühle zum Schweigen zu bringen, wurde von der Liebde zurückgedrängt. Wo er ging und ſtand, trat ihm dle Erinnerung an„ſie“ entgegen, und er fühlte das Verlangen, allein zu ſein, um ſich ſeinem Schmerz ganz hingeben zu dürfen. Feſt entſchloſſen, dieſem Zuſtande ein Ende zu machen bat er ſeinen Chef um einen vierwöchentlichen Urlaub, den ihm dieſer ſofort bewilligte, und reiſte nach Avignon. Eine warme Juliſonne vergoldete die Landſchaft, die ſtellenweiſe mit dichtem Grün bedeckt war; die reizenden Haͤus⸗ chen umgaben Bäume, deren Aeſte mit reifen Früchten über⸗ laden waren; die Vögel zwitſcherten in den Zweigen und die Grillen zirpſten. Charles Dartois durchwanderte die Thäler und Wälder, fand jedoch die erhoff e Ruhe nicht. Dee eiſt ſo ſehnlichſt ge⸗ wünſchte Einſamkeit war ihm mit der Zeit drückend und läſtig geworden. So verließ er eines Tages die Ufer der Duranee und fuhr nach Nizza, wo ihm die unaufhörliche Folge der Feſte wiederum ermüdete. Eines Tages ſtand er eben im Begriff, das Hotel zu verlaſſen, als ihm der Kellner eine Depeſche überreichte. Was mochte geſchehen ſein? War den Seinen etwa ein Unglück zugeſtoßen? Er las ſchnell das Telegramm, in dem folgende Worte ſtanden: „Kommen Sie ſchnell; Ihre Gegenwart iſt hier dringend erforderlich. Morilland.“ 0 0* Herr Morilland war ein alter Freund ſeiner Familie, der dieſer ſtets das lebhafteſte Intereſſe entgegengebracht hatte. Er folgte der Aufforderung und kehrte in die Heimath zurück, doch die Gegenden, die der Zug durchfuhr, erſchienen ihm traurig. Er lehnte in einer Ecke ſeines Koupés und ſchloß die Augen; denn noch immer konnte er Thereſe nicht vergeſſen. Um den Qualen ſeines Geiſtes zu entgehen, las er die Depeſche ſeines alten F eundes Morilland noch einmal und zermarterte ſich den Kopf darüber, was das Wort„dringend erforderlich“ wohl zu bedeuten batte. Endlich gelangte er nach Paris, wo ihn Herr Morilland erwartete. Nach herzlicher Begrüßung beſtiegen beide ein Break und fuhren nach der Wohnung des Herrn Morilland, wo ihm deſſen Gattin das Räthſel löſte. „Es ſoll nämlich,“ ſprach ſie,„eine Soiree zum Beſten der Armen gegeben werden, bei der auch Komödie geſpielt wird. Drei kleine Akte. Der Autor iſt ein Bekannter, und Darſteller und Darſtellerinnen ſind Freunde. Nun iſt uns geſtern ein kleines Malheur zugeſtoßen; der erſte Llebhaber iſt erkrankt und ein Erſatz nicht aufzutreiben. Da kommt meinem Manne eine Idee; er weiß, Sie ſind auf Urlaub; er telegraphirt Ihrem Chef und bittet Sie, zu kommen. Man rechnet darauf, daß Sie Sonntag Abend, das heißt in vier Tagen, ſpielen werden. Denken Sie doch, es iſt für die Armen!“ „Aber ich bin ſo ungeübt, Madame „Sie ſind Pariſer, das genügt! Sie ſind außerdem ein ſcharfer Beobachter und werden darum auch die Freundlichkeit haben, Regie zu führen.“ „Sie erweiſen mir zu viel Ehre!“ „O nein! Sie finden Ihre Rolle in dieſem Packet. Das Diner iſt ſervirt, und nun kommen Sie!“ Sagen Sie mir wenigſtens, wer die weibliche Haupt⸗ rolle ſplelt 15 „Eln reizendes junges Mädchen, Fräulein Thereſe Boutry.“ „Sie helßt Thereſe?“ rief Charles!„gut denn, ich nehme an.“ 5 Am Abend wurde er dem jungen Mädchen vorgeſtellt, die in Begleitung ihrer Mutter, einer Freundin der Frau Moril⸗ land, erſchien. Das reizende Geſicht Thereſens, ihre ſchönen ſchwarzen Augen, ihre vornehme Erſcheinung entzückten Charles im Augenblick; vor Allem aber gefiel ſie ihm deshalb ſo gut, weil ſie Aehnlichkeit mit ſeiner verlorenen Thereſe hatte. Das Stück war die alte Komödie, in der der Vater ſich zuerſt gegen die Heirath ſeiner Tochter mit dem Manne ihrer Wahl ſträubt, und die endlich nach mancherlei Verwickelungen zu aller Zufriedenheit endet. Die Proben waren zwar ſchon ziemlich vorgeſchritteu, doch ſie waren ſchlecht geleitet worden, und Charles hatte nicht wenig zu thun. Der„humoriſtiſche Vater“ mußte mehr im Charakter ſprechen, die Geſten exakter ausgeführt werden; ein jeder mußte ſeinem Alter entſprechend gehen, ſelbſt die Toiletten der Damen wurden dem„Herrn Regiſſeur“ zur Pruͤfung vorgelegt. Thereſe unterſtützte den jungen Mann nach Kräften, und im Verlaufe der Proben bildete ſich zwiſchen den beiden eine freundliche Vertraulichkett heraus; kein Wunder daher, daß ſie die große Liebesſeene mit einer Wärme ſpielten, die auch nach den Proben noch anhielt. Herr Morilland war hocherfreut. Er hatte ſich vorge⸗ nommen, ſeinen Freund Dartois zu verheirathen, doch wohl zwanzigmal hatte dieſer ſich geweigert. Diesmal aber hoffte er ſtark auf Erfolg, war doch die Komödie nur zu dem Zweck in Seene geſetzt worden, um die beiden Leutchen einander näher zu bringen. Thereſe wußte hiervon ebenſowenig wie Charles, doch auch ſie hatte bereits an ihrem Partner Gefallen gefunden. Nach der Generalprobe plauderte Herr Morilland mit ſeinem jungen Freunde im Salon. „Finden Sie nicht, daß Fräulein Therefe in ihrer Rolle entzückend iſt?“ fragte Charles. „Allerdings!“ „Wir werden ihr den ganzen Erfolg zu verdanken haben.“ „Das iſt ſehr ſchmeichelhaft für ſte.“ „O nein, das iſt nur die Wahrheit!“ „Es freut mich, daß ſie Ihnen gefällt; denn auch ſie ſcheint für Sie große Sympatbie zu empfinden.“ „Ihre Worte machen mich überaus alücklich!“ „Nun, men Freund, ſpielen Sie morgen Ihre Komddie, und ich verpflichte mich, daß wir in 6 Wochen die Schlußſcene wiederholen müſſen.“ ** Am nächſten Abend fand die Vorſtellung ſtatt. Die große Llebesſcene des zweiten Aktes mußte da capo geſpielt werden. Nach dem letzten Akte rief man die Künſtler fünfmal vor den Vorhang. Glückſtrahlend kehrte Thereſe nach Hauſe zurück, nur etwas ſtörte hr Wonnengefühl; Charles Dartois hatte ihr nach der Vorſtellung nur eine förmliche Verbeugung gemacht, ohne auch nur ein Wort an ſie zu richten. Umſonſt zerbrach ſie ſich die ganze Nacht über den Kopf, was den jungen Mann wohl veranlaßt haben könnte, ſich ſo ſtef von ihr zu verabſchieden, indes vermochte ſie des Räthſels Löſung nicht zu finden. 4 * Am Morgen nach der Vorſtellung erſchien Herr Moril⸗ land bei Frau Boutry. „Das Theater führt mich her, verehrte Frau. Da die Komödie geſtern namentlich von den beiden Haupldarſtellern— wunderbar geſpielt wurde, ſo wäre es ſchade, wenn man auf ſo gutem Wege Halt machtle. Woll n Sie mir Ihre Künſtlerin zu einer zweiten Vorſtellung überl ſſen?“ Die Mutter war ſich über die Abſichten des Herrn Moril⸗ land nicht im Unklaren; ſie lächelte daher und erwiderte: „Ich weiß, was Sie ſagen wollen, bevor ich Ihnen je⸗ doch antworte, muß ich meine Tochter um ihre Einwilligung befragen.“ „Das iſt nur gerechtfertigt; doch Sie geſtatten wohl, daß ich warte?“ Frau Boutry klingelte und gab Auftrag, ihre Tochter zu rufen, dann ſagte ſie zu dieſer, die wenige Augenblicke ſpäter in den Salon trat: „Mein liebes Kind, unſer vortrefflicher Freund hier will aus Dir durchaus eine Küͤnſtlͤrin machen Du haſt für die Armen ausgeze chnet geſpielt und Herr Dartois erbittet Deine Mitwirkung zu einer Komödie in drei Bildern, die auf dem Standesamt, in der Kirche und auf der Hochzeitsreiſe ſpielen ſollen.... Willſt Du Bedenkzeit?“ hereſe fiel ihrer Mutter um den Hals, umarmte ſie ſtürmiſch und flüſterte ihr ins Ohr: „Ja, ich nehme an!“ „Herr Dartois“, fuhr Herr Morilland fort,„beſitzt 20,000 Franes und eine großartige Stellung; daß er ihre Tochter anbetet, brauche ich wohl nicht erſt zu erwähnen!“ „Herr Morilland, wir ſind Isnen ſehr zu Dank ver⸗ pflichtet“, ſagte Frau Boutry;„ſheilen Sie ſchnell Ihrem Schützling mit, daß die Verlobungsfeier heule Abend ſtattfindet 5 Literariſches. *Atlas der Himmelskunde auf Grundlage der ooeleſtiſchen Photographie. 62 Kartenblätter(mit 135 Einzeldarſtellungen) und 62 Folio⸗Bogen Text mit ca. 500 Abbildungen. Mit beſonderer Un⸗ terſtützung hervorragender Aſtronomen, ſowie ſeitens zahlreicher Sternwarten und optiſch⸗mechan. Werkſtätten. Von A. v. Schweiger⸗ Lerchenfeld. In 30 Lieferungen zum Preiſe von 1 M.(A. Hart⸗ leben's Verlag in Wien.) Ein aſtronomiſches Prachtwerk wie dieſes hatte der Buchhandel bisher nicht zu verzeichnen. 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Das Werk iſt in jeder Beziehung einzig in ſeiner Art. * Als fünfter Band des ſechſten Jahrgangs der Veröffentlich⸗ ungen des„Vereins der Bücherfreunde, Berlin“, erſchien ſoeben; „Aus bewegten Zeiten“, Novellen und Skizzen von A. v. Bogus⸗ lawski, 19 Bogen. Preis: geheftet M. 4, gebunden M. 5. Der vielſeitige Verfafſer hat mit dieſem Bande Novellen und Skizzen wieder das belletriſtiſche Gebiet betreten. Er iſt auf demſelben indeß kein Neuling, denn ſchon 1876 ließ er einen Roman„Die Kinder del— Vaterlandes“ bei Trewendt in Breslau erſcheinen, der von der Kriti, 0 ſehr günſtig aufgenommen wurde.— Wir gehen ſicherlich nicht fehl, wenn wir annehmen, daß der Verfaſſer im vorliegenden Bande zum 90 Theil Selbſterlebtes ſchildert. In der Schilderung des Kriegsereigb, niſſe und der Straßenkämpfe zeigt ſich die aus eigener Erfahrung an de im ding ſteig⸗ — liche erworbene Meiſterſchaft, wie ſie ſchon in den„Kindern des Vater⸗ß, 0 landes“ beſonders hervortrat. Der Verfaſſer entrollt vor dem Leſer, ein gutes Stück aus dem inneren Leben des Heeres damaliger Zeitz, wie auch aus dem ſchleſiſchen Volksleben. Die beiden Skizzen, die) erſte eine geheimnißvolle Erzählung aus dem Kriege 1870, die andere tief in das Familienleben eingreifend, eigen dieſelbe Friſche der Schilderung. Weitere Auskunft über den„Verein der Bücherfreunde“ ertheilt jede Buchhandlung ſowie die Geſchäftsleitung, Verlagsbuch⸗ handlung Schall& Grund, Berlin W 62, Kurfürſtenſtr. 128. Hunderttausende werden weggeworfen durch unzweckmäßige Abfaſſung von Annoncen und durch Benutzung ungeeigneter Zeitungen. Ein Inſerat muß nicht allein ſachverſtändig und treffend abgefaßt ſein, ſondern es iſt auch der Leſerkreis der Zeitungen in Betracht zu ziehen. Auf dem weiten Felde des Zei⸗ tungsweſens wird ſich der Laie nicht leicht orientiren und deßhalb eines erfahrenen und zuverläſſigen Rathgebers bedürfen, um ſein Geld nutzbringend anzulegen und mit einiger Sicherheit Erfolge zu erzielen. 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Abends 8 Uhr: Abend⸗Unterhaltung im Ballhaus in Mannheim. 85467 Sonntag, den 16. Mai: (Fiſtlokal: Vallhaus in Mannheim.) Morgens 9 Uhr: Wettleſen in 2 Abtheilungen. 1. Abtheilung für ſolche, die in den Jahren 1895 oder 1896 das Syſtem erlernten; 2, Abtheilung für ſolche, die vor 1895 das Syſtem erlernten. Morgens ½10 Uhr: Wettſchreiben in 6 Abtheilungen: 100 Silben(nur für Schriftgenoſſen, die das Syſtem noch nicht länger als 1 Jahr ſchreiben), 120, 150, 180, 200 Silben und höhere Schnelligkeiten. Morgens ½11 Uhr: Hauptversammlung(nur für Verbandsmitglieder.) Tagesordnung: a. Thätigkeits⸗ und Kaſſenbericht Ausſchuſſes; b. Anträge; o, Neuwahl der Verbandsvertretung; d. Wahl des Ortes für den nächſten Verbandstag, Morgens ½12 Uhr: Oeffentliche Versammlung mit 2 Vorträgen⸗ a.„Die Verwendung Geſchäften“. (Redner: Herr Fabrikant 5, Wecker in Offenbach a..) b.„Die ſtenographiſchen Einigungsbeſtrebungen.“ (Redner: Herr Pfarrer Frey in Oberg mpern.) Beſichtigung der ſtenographiſchen Ausſtellung. Mittags ½2 Uhr: Feſteſſen. Nachmittags ½4 Uhr: Feſtkonzert im Stadtpark. Beſichtigung der Sehenswürdigkeiten Mannheims. Abends 7 Uhr: Im Geſellſchaftshaus in Ludwigshafen g, Mh.: Jur Feier des 4. Stiftungsfeſtes des Ver⸗ eins für Vereinfachte Stenographie( yſtem Schrey) in Ludwigshafen: Abend⸗Unterhaltung mit Tanz. (Programm hierfür beſonders), Vertheilung der Preiſe an die Sieger im Wettleſen und Wettſchreiben. Wir laden unſere Syſtemgenoſſen eſſenten ergebenſt ein. Einladungskarten hierzu ſind in unſeren Vereinsabenden Dienſtags und Freſia 8 im Kalſer Wilhelm“, 8 8, 1, ſowie bei unſerem Schriftwart Herrn 0 Boldt, M 5, 4 zu haben. ur Theilnahme am 5 eſſen und Feſtkonzert iſt dort eine beſondere Feſtkarte zu 2 Mk. 11 löſen. Ohne Karte iſt der Zulrltt nicht geſtattet. Der feſtgebende Vereln; Voreln für Vereinfachte Stenograppie, Mannheim. 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Für Familien: Die dritte Karte.— Die erſte Karte„ 18.— Jede weitere Karte„ Die Aktionäre haben nach g 9 der Statuten gegen Ablteferung des Divfdendenſcheines pro 1897 Aſpruch; bei 1 Aktie auf 1 Abonnentenkarte feene rer Famille. bei 2 Aktien auf 3 Abonnenterkarten bels Aktien auf unbeſchränkte Zahl Abonnentenkarten Soweit ein Aktionär mehr„Karten nimmt als er kraft Beſitzes an Akkien 715 beanſpruchen hat, ſo ſout für die zweile, dritle und vierte Karte u.[. w. die für dle onſtigen Abonnenten feſtgeſetzten Prelſe zu za len. Als zur 5 der Stenographie in kaufm. und ſonſtige Inter⸗ — milie gehörig werden bettachtet Der Fami lenvorſtand, deſſen Ehefrau, ſeine e Söhne(ünter 21 Fahren) ſeine unverheiratheten Töchter, ſowie die zum Haushaft 155 renden, unſelbfiſtändigen Perſonen. edoch nur als der 4 c iend als Begleitung der Kinder.) Penſionäre nur inſoweit bieſelben das 18. Jahr nicht überſchritten haben. 2. Fremden-Karten: Abonnenten können für auswärtigen, bei ihnen wohnenden Beſuch Abonnentenkarten mit einmonatlicher Gültigkeit auf Namen lautend, zum Preife von 3 Mark nehmen. Aktionären ſteht es frei, zu dieſem Zwecke Dividendenſchetne an Zahlung zu geben, deren leber zu 8 Fremdenkarten die Be⸗ rechtigung gibt. 5 Der Vorstand. Annnnusdoensdssde des geſchäftsführ. Bekanntmachung. Den Fortbildungsunterricht betr. Nach 8 2 des Geſetzes vom 18. Februar 1874 ſind Eltern Arbeits⸗ und Lehrherren verpflichtet, die ſortbildungsſchul⸗ pflichtigen Kinder, Lehrlinge, Dienſtmädchen u. ſ. w. zur Theil⸗ nahme am Fortbildungsunterrichte anzumelden und ihnen die zum Beſuch desfelben erforderliche Zeit zu gewähren. Zuwiderhandlungen werden mit Geldbüße bis zu 60 Mark beſträft(Abſ. 2 desſelben). Fortblldungsſchulpflichlige Dienſtmädchen, Lehrlinge u. ſ.., die bon Auswärts hierher kommeir, ſind ſoſort anzumelden, ohne Rückſicht darauf, ob dieſelben ſchon in ein feſtes Dlenſt⸗ oder Lehrverhältniß getreten oder nur verſuchs⸗ oder probeweiſe gufgenommen ſind. 385858 Mannheim, im Mai 1897. Das Rektorat der Volksſchulen: Dr. Sickinger. Oberrheiniſche Bank früher Köſters Bank Act.⸗Geſ. Maunbeim-Heidelberg-Strassburg I. mit Depositenkasse in Ludwigshafen a Rh. Actienkapital Mek. 10,000,H00 Reſerveſonds f 1 13 200, Einzug von Wechſeln zu da feſten Sützen. Erſſnnn fämmtlicher Coupons und Dividendenſcheine. Eröffnung von lanfenden Rechnungen mit und ohne 2 nnahme von Werthpapieren zur Aufbewahrung in ver⸗ ſcſe e und zur Verwaltung in ofſenem Zuſtande. 1 von Treſopfächern, unter Selbſtverſchlußß der Miether in feſten Gewölben. 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Halb 8 Uhr Maiandacht mit Predigt. u der Schultirche. /8 Uhr Gottesdienſt für die Schüler der Mittelſchulen. 9 Uhr Schülergottesdienſt. Untere kath. Pfarrei. Sonntag, den 9. Mai. 6 meſſe. 8 Uhr Singmeſſe. Halb 10 Uhr Predigt nach⸗ er Amt. 11 0 d. kathol, Geſellen⸗ vereins: Amt mit Predigt. 2 Uhr 99 9 re für die Mäbdchen der 2 letzten Jahre. Halb 3 Uhr Andacht ſiir die Oſterzeit. Halb 8 Uhr Maiandacht mit Predigt. Kath. Bürgerhoſpital. 7 Uhr hl. eſſe. Halb 9 Uhr Singmeſſe mit Predigt. 4 Uhr Nachmittagsandacht. 8. Selte. General⸗Anzeiger Mannheim, 9. Mai. 7 5 Cipilre⸗ er der Itadt ann eim. 0 2 85 0 Jh. Geiger 77 J. 3 M. a Nadfahrer⸗Verein Mannheim f Zehnjähriges Stiftungs-Fest. 5 5 gete Kee n Preer kie diewerge Lechleitner Wwe. d. Betriebs⸗ 30. Joh. Weckert, Former u. 0 Rudolph geb. Schlegel, rdr. Frz. Karl, S. d. Bureauvorſt. Frz Eyer, 11 M. 28 T. 24. Ernſt Weber, Ingenteur u. Karol. Aug. Bu* 8 agdal. Phil., T. d. Gummiarb. Karl Schröder, 6 J. 9 M. 115 ipp, S. d. Tagl. Phil. 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