* Telegramm⸗ Adre 9 Mannhe n der Poſtliſte eingetragen unter Nr. 2786. Abonnement: 60 Wfg. monuatlick, Bringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. inel. Poſtauf⸗ ſchlag M..80 pro Quartal, Die Colonel⸗Zeile 20 Pfg. Die Reklamen⸗Zelle 60 Pfg Einzel⸗Rummern 8 Pfg. (107. Jahrgang.) Erſcheint wöchentlich ſieben Mal. Stleſeule und verbreilelſte Ititung in Maunheim und Umgegend. Dobbel⸗Rummern 5 Pfg. Verantwortlich: für den politiſchen u, allg. Thell: Eruſt Otto Hopp. für den lokalen und prov. Theil; Ernſt Müller. Rotationsdruck und Verlag der Dr. H. Fe Büch⸗ (Erſte Maunheimer Typograph. Auſtalt.) (Das„Mannheimer Der National⸗Soziale Parteitag, folgende Antrüge an: etung des Arbeiter⸗ ſolchen unver⸗ ozialen Grund⸗ in Erfurt tagte, nahm b, eine einſeitige Intereſſenvertr ein, weil das egoiſtiſche Ziel einer erem nationalen und ſ beiterſtand ganz beſonders, aber einer Lage bedarf. ſcharfen Gegenſatze zur marxiſtiſchen er national noch ſozial und unden Entwickelung Deutſch⸗ Wir werden daher die tauglichen Mitteln be⸗ ber Polizeimaßregeln nicht für tauglich, undes zu ſ äglich wäre mit unf edanken, und weil der Ar ineswegs ganz allein, Wir ſtehen in einem ozialdemokratie, weil dieſe wed ſaas ſchwerſte Hinderniß einer geſ ands und des Arbeiterſtandes iſt. bzialdemokratiſche Pa en. Wir halten a ſchädlich und werden allen Verſuchen, ntreten. 3. Von den oziales Verhalten. Wir werden ſche Klaſſenintereſſen ſozialen Intereſſe machen, die Uebermacht des ßgrundbeſitzes zu brechen. Wir Parteien weite Kreiſe ſo⸗ Beſtrebungen der Beſſerung ſ rtei mit allen eengeyen, nachdrücklich entgege Pärteien“ trennt uns ihr antiſ dieſe Parteien bekämpfen, ſoweit ſie egoiſti vertreten und werden im nationalen und insbeſondere uns zur Aufgabe mobilen Kapitals und des Gro „daß innerhalb dieſer tändniß haben, und werden deren e die derjenigen der Sozialdemokraten, henſo fördern wi 5 ner nationalen Sozialreform empfäng⸗ ür den Gedank den folgende Anträge noch angenommen: prüche hervorragender Ver⸗ rſchiedener Volks⸗ ſozialen Vereins, Weiterhin wur Im Hinblick auf mancherlei Ausſ einsgenoſſen und vielfacher Behauptungen ve kreiſe erklärt der Delegirkentag des national⸗ 1, nur für offizielle Vereinsmittheilungen verantwort⸗ e nur in Verbindung mit dem Ge⸗ es Volkes gelöſt werden kann, jeden nur von einem fortgeſetzten alreform erwartet, atz zur heutigen ſozial⸗ die Arbeiterfra den ſozialen Fr gründlichen Ausbau der Sozi in entſchiedenem Gegenſ demokratiſchen Partei befindet und alle nationalen und antiſozialen Beſtrebungen der vorhandenen Parteien in ausdrücklicher Weiſe be⸗ „Der Parteitag erwartet von ſeinen Mit⸗ Reichstagswahlen jedem Kandidaten lung zur Erhaltung des allge⸗ rechts zu klarer Beantwortung Und endlich: gliedern, daß ſie bei den die Frage nach ſeiner Ste meinen direkten Reichstags⸗Wahl Hru. v. Bennigſens Rücktritt. Die„Nat.⸗Ztg.“ ſchreibt:„ Genoſſen von dem leider bevorſtehenden Rü aus der parlamentariſchen Th niemals ohne lauten oder leiſen Hohn. Erwähnung werth, daß der Abſchluß der jetzigen Legislaturperio Bennigſens erwähnt, von ihm als chaft mag es zugeſtanden wer önlichkeit“ ſpricht und hinzufügt: arlamentariſchen hlbare Lücke ſchaffen.“ Von den deutſchen Offizieren, welche auf zwei Jahre beurlaubt word chileniſchen Armee als Inſtruktoren (aufs Neue Kontrakte mit der chileniſ ud baben dazu vom Kai Sie verbleiben einſtweilen bis zu Wenn die Kreuzztg. und ihre cktritt v. Bennigſens ätigkeit treten, geſchieht es faſt indem er den mit ſtehenden Rücktritt von„einer— b den— hiſtoriſchen Per⸗ Rücktritt vom ft eine lange „Vorwärts“, „Bennigſens Schauplatz wird unzweifelha u wirken, ſind ſechs egierung eingegangen betene Erlaubniß erhalten. m 1. April 1900 in chileniſchen Marineforderungen. 1g.“ ſchreibt;„Tirpitz hat, als er aus Oſt⸗ Flotten⸗Erneuerung vor⸗ Nachdem dies in Ueber⸗ do der Marine geſchehen er Miquel in Verbin⸗ owie die der Reichs⸗ gehen über den hinter dem wir entlich zurück dkDdie Nat.⸗Z iflen eintraf, verſchiedene Pläne zur gefunden, die er weſentlich reduzirte. inſtimmung mit dem Oberkomman Par, ſetzte er ſich mit dem Finanzminiſt dugg and erhielt deſſen Zuſtimmung, f Die Grundzüge des angs der 80 er Jahre, ung im Er 5 da ſeitdem die Rückſicht au onſtigen überſeeiſchen In⸗ bleibt gleichwohl eine vermöge des Ma⸗ See dem ſtärkeren iſt, daß demgemäß Millionen, für di onen verlangt ſchen Nieder⸗ Stand der Marine Anf Hbvermöge der Verzöger nd, einigermaßen hinaus, Kolonien und eine Steigerung der ſ Ereſſen hinzugekommen Aeinie, aber leiſtungsfä gerigls und der Ausbildung auch zur Begner Reſpekt einflößen kann. Schiffsbauten für das Eta genden Jahre bis werden ſollen. hige Flotte, welche jährlich 60 Milli den Zahlen der Hollmann!' „ Donnerſtag, 30. September 1397. (Aelephon⸗Ar. A8 ſchrift weicht dies nur wenig ab. Der Durchſchnitt der Ver⸗ wendung der letzten Jahre war allerdings nur etwa 46 Millionen.“ Zu den vielen offiziöſen Verlautbarungen über die Flotten⸗ frage kommt nach der„Frkf. Ztg.“ jetzt auch die, daß die leitenden Finanzmänner im Reiche und in Preußen der Ma⸗ rinevorlage bereits zugeſtimmt haben, da ſie weder neue Steuern noch ein Schmälern der Schuldentilgung zur Folge haben werde. Die Vorlage, welche die Schiffsbauten auf ſechs bis ſieben Jahre vertheilt, ſoll dem Reichstag gleich nach ſeinem Zuſammentritt im November zugehen. Anſcheinend offiziös meldet die„Köln. Ztg.“:„Was wir immer verlangt haben und noch heute verlangen, iſt weiter nichts, als daß der vorhandene Beſtand der deutſchen Kriegs⸗ flotte erhalten werde, und daß die wegen Alters und Inva⸗ lidität jährlich ausſcheidenden Schiffe ſofort durch brauchbare Schiffe derſelben Güte erſetzt werden. Dabei werden wir frei⸗ lich jetzt auf einmal eine Anzahl Schiffe erſetzen müſſen, welche ſchon in früheren Jahren ausgeſchieden ſind, deren Erſatz aber bisher unterblieben iſt. Auch wird natürlich jeder Erſatzbau erheblich mehr koſten, als das zu erſetzeude Schiff gekoſtet hat. Wir können uns eben den techniſchen Fortſchritten, welche alle Marinen bis zur ſpaniſchen und japaniſchen herab mit⸗ machen, unſrerſeits nicht entziehen. Eine deutſche Flotte, deren Schiffe ſchlechter ſind als die ſpaniſchen und japaniſchen, iſt ſchlimmer als gar keine deutſche Flotte, und was Spanien und Japan, was Rußland und Italien bezahlen können, das zu bezahlen iſt Deutſchland auch nicht zu arm.“ Die deutſche Geſammtaus fuhr für den Zeitraum Januar⸗Auguſt betrug 17,598,830 gegen 16,451,120 und 15,170,545 in dem gleichen Zeitraum der Jahre 1896 und 1895, daher mehr 1,147,710 und 2,428,285. Geſtiegen iſt hauptſächlich die Ausfuhr von Abfällen um 12,466, Getreide 46,065, Holz ꝛe. und Waaren daraus 505,597, Inſtrumenten, Maſchinen ꝛc. 11,406, Material⸗, Specerei⸗ ꝛc. Waaren 174,438, Oelen und Fetten 12,239, Steinkohlen ꝛc. 301,996, gefallen iſt hauptſächlich die Ausfuhr von Eiſen und Eiſenwaaren 143,163, Erden, Erzen ꝛc. 194,130, Steinen und Steinwaaren 82,716, Thonwaaren 25,501. Arbeiterſchutzbrillen. Der Verband der Deutſchen Berufsgenoſſenſchaften hat in Anerkennung der Bedeutung, welche der Erhaltung des Augenlichtes, ganz beſonders für die arbeitenden Klaſſen der Bevölkerung zukommt, für Beſchaffung geeigneter Arbeiter⸗ ſchutzbrillen einen Preis von 500 Mk. ausgeſetzt. In Leipzig erhielt bei der Wahlmännerwahl der dritten Atheilung die Liſte der Ordnungsparteien im Wahlkreiſe 1 mit 1232, im Wahlkreiſe Leipzig IV mit 1284 Stimmen die Majorität. Da 6080 reſp. 9704 Urwähler wahlberechtigt waren, iſt die Betheiligung eine nur ſchwache geweſen. Die Sozialdemokratie hat an der proklamirten Wahlenthaltung feſtgehalten. Frankreich. Die franzöſiſchen Heeresmanöver im Jahre 1898 werden dem„Journal“ zufolge eine ganz außergewöhnliche Tragweite haben. An ihnen werden ſich nicht weniger als vier Armeekorps, das., 6. bis, 7. und 8. unter dem Ober⸗ befehle des Generals Jamont betheiligen. Der Schauplatz der Manöver wird— natürlich!— die Oſtgegend ſein. Spanien. Auf den Philippinen. Ein Engländer, welcher lange auf den Philippinen gelebt hat, ſchreibt der„Howard⸗Geſellſchaft“ in London: „Ich bin nicht in Cuba geweſen. Aber die in den amerikaniſchen Zeitungen gegeißelten Grauſamkeiten, welche die Spanier auf Cuba vollführen, ſind wenig gegen diejenigen, welche ſie auf den Philippinen begehen. Dort regieren die allmüchtigen Mönche in aller ihrer früheren Glorie. Sie be⸗ haupten, mehr zu ſein, als die bürgerliche Gewalt, leben in Wolluſt und Ueppigkeit und trotzen ſelbſt der katholiſchen Kirche, und Alles das mittelſt des enormen Reichthums, welchen ſie den geduldigen Einwohnern abgeſogen haben. Während des jetzigen Aufſtandes ſind ſie die Anſtifter des Blutvergießens und der Folterung der unglücklichen Gefangenen eweſen, würdige Nachfolger Torquemadas. Ich kann faſt lles beſtätigen, was über dieſe Folterungen in der Preſſe gemeldet worden iſt. Ich kenne perſönlich viele von den Opfern, angeſehene und gebildete Bewohner der Philippinen. Einige ſind Krüppel für ihr Leben geworden, andere ſind an den Folgen der Tortur geſtorben. Viele Arten der Folterung ſind ſo abſcheulich, daß man ſie nicht zu beſchreiben wagt. Dieſe Art habe ich ſelber ausführen ſehen.“ Ein Todtenſchiff. Aus Havanna kommend, iſt dieſer Tage der Dampfer „Isla de Panay“ in La Corung eingetroffen. Er brachte 1007 Paſſagiere, darunter 324 Soldaten. In Puerto Rico mußten 50 mit dem Tode ringende Soldaten zurückgelaſſen —— eee 0— werden, weil die Aerzte erklärten, Ueberfahrt nach der Heimat nicht Während der 11 Tage dauernden Ueberf iſt entrüſtet darü daß die Schwerkranken iie mehr ertragen würie ahrt ſtarben an Büh ber, daß die he⸗ Havanna Sterbende und Schſhez; ſt verpackten, und ge⸗ 64 Soldaten. antwortlichen Behörden in ſermaßen als Schiffsballa enge Unterſuchung eingeleitet werde. Mißwirthſchaft. eren, wegen ſeiner Gaunerei berüchtigten Kultusminiſtezz der vor kurzer Zeit ſein Examen Regierung nach Belgien, um in genannitg tudiren und hat zu die on 5000 Peſetas erhalten. ben zwei anderen intimen F terium mit einem Gehalte von 3000 Peſen daß er und ſeine Freunde ſich jemals in den ieht es in der ſpanz kranke gewiſ langt, daß eine ſtr Der Sohn des früh Madrider Stadtverwaltung übe Boſch, ein junger Mann, als Advokat abgelegt hat, iſt von der Deutſchland und Oeſterreich geſ Ländern die— Reblausfrage zu f Zwecke ein Stipendium v ren war er ne andt worden, mehreren Jah im Kultusminiſ angeſtellt, ohne Bureaux haben blicken laſſen. So f 23,000 Peſetas werden in Nichtsthuer in den ah hnen, ein Advokaß Verwaltung aus; abt, damit ſich drei junge s herumtreiben und einer von i Auslande die Reblausfrage„ſtudirt.“ Wie man in Spanien Steuer Die Art und Weiſe, wie man in der Vor Numancia von Madrid gegenwärt n eintreibt. ſtadt Niiehg ig die Steuern einfeeh ſtand der dortigen Bevölkerung hervorgetaifeh t 50 Centimos Steuern belegt wa Modus das Zehnfache, u 15 Peſetas, alſo das Dreißig ih tung und hartnäckige Weig was ſie vorf Betttücher eines kranken Miß die Beamten zu lyn Am nächſten Tage und zwar in Begleitung einer S gnie Gendarm armen drangeß um dieſe vollſtändig auszu⸗ hat einen Auf Leute, die bisher nur mi ſollen nach dem neuen ja in einzelſie gemeine Entrüß Die Steuerbeamten pfändeten Alles, in einem Falle gar die Die Frauen ſchickten ſich an, mit genauer Noth entkamen ſie. ſie aber wieder, berittener Gendarmerie und einer Kompa F Unter Bedeckung von zehn Gen Steuereinnehmer in die Häuſer, Freiherr v. d. Goltz über Stärke und Schwö des türkiſchen Reiches. 225 5 o glänzend gelungene Probe der Armee wird mit Recht auf Freiherrn v. d. Goltz zurückgeſſ Machtmittel ſo genaz ſe Die jüngſt ſ fertigkeit der türkiſchen Organiſationstaleut des Der General, der die türkiſchen kaum ein Anderer kennt, iſt ſo auch in erſter Linie itatives Urtheil über die Zukunft der Lage ein autor ſchen Rund In einem Artikel der„Deut Freiherr v. d. Goltz u. a. wie folgt aus: Schwäche der Türkei beſteht nicht darin, Gebiet zu klein geworden, ſondern umge Gebiet auch heute noch im Verglei ſeine Behauptung verfügbaren Kräf Der Aushebung ſteht in Wahrheit nur ei welche etwa derjenigen der ſüddeut ſringiſchen Fürſtenthümer gleichkommt. ber hat einen Raum zu beſetzen, ſchland, Frankreich und Spanien zuſcene d es zugleich unruhige und übeſſeh heil der Grenzen überwachen muß, Die heuz nach Rekrutenzahl ihen Eroberungsperiode noch immeg ber das Mißverhältniß zur den augenblickich ten viel zu ausgedehnt ne Bevölkeru ſchen Aaaten, aufgeſtellte Heer a groß iſt wie Deut nommen, währen achbarn an einem T abſolute Kraft hat an ſich nicht abgenom dem neuen Geſetz alljährl ſteigt die höchſte aus der ein ganz Bedeutendes— a derten Leiſtung iſt noch nicht ausgeglichen. Der Länderverluſt iſt in gewiſſem neuere Erwerbungen im Süden irke im Innern des Reichs. ch; ſatz und eine innere Erſtarkung wären lle und intellektuelle Entwickelung der K natolien und durch die Löſung der archſſch and in Hand damit müßte die Umwand ing aat gehen, der nicht mehr in iſinnigen Feſthaltung R ondern in dem Gedeihen ich ausgehobene Maße erſetzt und die Unterwerfung hängiger Bez Ein völlig gleich werthiger Er durch materie einen islamitiſchen Kulturſt Eroberungen oder in der eiger ſeinen Daſeinszweck erblickte, dem Boden, auf welchen ſeine Volkheit das un 1 Uebergewicht und damit ein unanfechtbares Recht beſitzt die Erſtarkung weit genug gebracht werden kö nten Grenzen des Reichs, ch iſt, zu behaupten und tät des Reiches zu erübrigen, iſt fraglo der Türkei in der neu itiſche Rolle erhalten, un ſchen Händeln und Streiſf ung würde ſich a tbaren Ause anen war der eheln die heutigen ausgedeh Vormacht des Islam bliebe immer noch eine große pol Entfernung von den eur käme ihr nur zu Gute. Mit ihrer Erſtark die Chriſtenfrage löſen; ſchreitungen gegen in den letzten furch chriſtliche Unterth Sieite. General⸗ Anzeiger. Mannheim, 30. September. oll über die eigene Ohnmacht nicht die ſchwächſte Trieb⸗ Per. Zur Zeit der unerſchütterten Macht des Reiches blieben Maliche Verfolgungen aus. Ein kräftiger Zug der Zeit, welcher leicht auf die Naſſen zu übertragen wäre, iſt der Umwandlung zum modernen Rulturſtaate günſtig. Weder der Islam noch religibſer Fanatismus ſtehen der Umwandlung wirklich im Wege. Lechiſche Errungenſchaften, wie die Ausbreitung von Eiſen⸗ Mhn⸗ und Telegraphennetzen, fördern ſie gleichfalls.“ Rußland. Von der transſibiriſchen Bahn. Als wichtigſte Maßregel für das ſpätere Gedeihen und Ne eigentliche Beſtimmung der Transſibiriſchen Bahn iſt von ruſſiſchen Regierung die Herbeiziehung und Unterſtützung IinAnſiedlern für die bisher entweder gar nicht oder ganz Jion bevölkerten Landſtriche Südſibiriens ins Auge gefaßt erden. Man hat den dahin überſiedelnden Bauern erhebliche Perrechte gewährt: Herabſetzung der Reiſekoſten, erleichterte Aſchaffung von Ackergeräthen, Werkzeugen, Wagen u. ſ. w. beſonders Anuweiſung auf Landbeſitz in der Umgebung der Mahn für alle Bauern, die ſich bereit erklären, ihrer Dienſt⸗ icht in Sibirien zu genügen. Dies letztere Vorrecht hat im zen Jahre das Ergebniß gehabt, daß z. B. im Usſurithal Af mal mehr Reſerviſten ſich anzuſiedeln bereit erklärt haben 1892. In den neuangelegten Ortſchaften werden für die haft gemachten Bauern von der Regierung Kirchen, Schulen Krankenhäuſer gebaut; ſo z. B. ſind im Jahre 1896 der Bahnlinie 69 Kirchen und 32 Schulen neuerrichtet den, an welchen letzteren der Pope zugleich den immerhin t elementaren Volksunterricht in die Hände nimmt. Es iicht für den im Grunde ſoliden Volkscharakter der Ruſſen, ſie auf Kirche und Schule das Hauptgewicht legen, eend ihre franzöſiſchen Bundesbrüder, wo ſie in fremden Aetheilen als Coloniſten auftreten, nichts Eiligeres zu thun , als für Caffeehäuſer und Theater zu ſorgen. n 222 25 Vereinigte Staaten. een Arbeiterkrawallen in Hazleton, Penſylvanien, ibt der dortige Schulmeiſter, Herr Carl Guscott: Ich E gerade die Schule geſchloſſen, etwa 20 Minuten nach hr, und ſtand mit der Hilfslehrerin Frl. Coyle vor der 7 als der Sheriff mit ſeinen Bewaffneten anrückte und 000 ards vom Schulhauſe entfernt am Wege Aufſtell⸗ nahmen, indem ſie einen Halbmond bildeten, deſſen Hörner Landſtraße berührten. Sie waren mit der elektriſchen gekommen, um die Striker zu erwarten, die auf dem nach Latimer dort vorbeikommen mußten. Es dauerte nicht ſehr lange, und ſie waren da. Sie gingen in en von ſechs Mann und führten eine kleine, amerikaniſche mit ſich. Zwei Knaben, Söhne eines Ausſtändigen, ne ſieben, der andere elf Jahre alt, gingen an der des Zuges. Man fand ſie ſpäter, von einem Dutzend n durchbohrt, todt nebeneinander liegen. Als die Striler klamen, verließ der Sheriff ſeine Leute und ging Jenen Ben, die auf ſeinen Befehl Halt machten. Der Sheriff heftig auf ſie ein und las ihnen die Aufruhrakte vor. triter aber kehrten ſich nicht daran, ſondern marſchierten und dabei wurde der Sheriff in den die Straße bzenden Graben geſtoßen. In wenig Minuten erreichte gug die Stelle, wo die Bewaffneten des Sheriffs ſtanden. derſelben, Samuel Price von Hazleton trat vor, als ob den Strikern ſprechen wollte. Darauf rief einer aus Sheriffsbande:„Verdammt, geh' zurück, ſonſt ſchießen Pich mit über den Haufen!“ Hierauf nahm Price ſein Mr an die Backe und ſchoß auf die Striker. Als ob das Signal geweſen wäre, erfolgte nun Schuß auf Schuß. Moment ſtanden die Striker, wie vom Donner gerührt, iefen ſie nach allen Richtungen auseinander, viele auf chulhaus zu. Wir, Frl. Coyle und ich, waren ſo ver⸗ kt, daß wir gar nicht daran dachten, in welcher Gefahr Aber ſchwebten, und ſo wurden wir weiter Zeuge, was den nächſten Minuten geſchah. Es wurde nicht mehr lven gefeuert, wie zuerſt. Jeder Sheriffgehilfe nahm lichtiges Wild nieder. Einige hatten ſich bei der erſten bhinter Bäume geflüchtet. Als ſie es wagten, ihre ug zu verlaſſen, erreichte ſie die Kugel des Mörbers. kam mit blutüberſtrömtem Arm auf das Schulhaus zu t. Da traf ihn eine Kugel zwiſchen die Schulteyn, und ihn, faſt zu unſeren Füßen, todt nieder. —— Nexikos Staatsoberhaupt. as Attentar auf das dortige Staatsoberhaupt den General 110 Diaz, berichteten, haben vorübergehend das allgemeine ſe auf deſſen Perſönlichkeit gelenkt, die leider— be⸗ in jener Republik intereſſirte Kreiſe ausgenommen— gemeinen weniger bekannt iſt, als ſie es verdient. orfirio Diaz, der ſchon ſeit 1884, in der dritien Amts⸗ die Geſchicke jener Nord- und Südamerika verbindenden Mil lenkt, iſt der geborene Staatsmann im vollſten Sinne rtes und kann, wenn der Vergleich gezogen werden ſit Recht der„Bismarck“ ſeines Landes genannt werden. en Beruf Soldat hat er bis in ſein reiferes Mannes⸗ in den Kriegen der Republik gegen die Vereinigten und gegen das den Mexikanern von Napoleoniſcher aufgezwungene Kaiſerreich Maximilians die Waffen Vaterland getragen. Eine ſeiner hervorragendſten Mpaten war die Beſiegung der Franzoſen bei Puebla, in die kriegsgewohnten, kaum aus dem Krimfeldzuge Rehrten Kerntruppen Napoleons III. dem Ungeſtüm Kegenialen Leitung der um ihre Freiheit kämpfenden Per nach hartnäckſgem Widerſtande unterlagen. nach dem Tode von Benito Juarez nach den Be⸗ Igen der Verfaſſung der Präſident des oberſten Gerichts⸗ rdo de Tejada zum Präſidenten ernannt wurde, und die alte Mißwirthſchaft, die leider in den ſpaniſch⸗ ſchen Republiken an der Tagesordnung iſt, aufs Neue n drohte, gelang es Porſirio Diaz nach wiederhollen im November 1876 die Hauptſtadt Mexiko zu er⸗ i die Regierung zu ſtürzen. Im Februar 1877 um Piäſidenten gewählt, welche Wünde er ſeither, nur mit vierjähriger Unterbrechung, zum Segen ſeines Landes inne hat. Als er die Regierung 1884 zum zweitenmale uübernahm, war das Land im jämmerlichſten Zuſtand. Heer und Beamte waren monatelang nicht bezahlt, die öffentlichen Kaſſen ſcham⸗ los ausgeraubt und Unſicherheit herrſchte im ganzen Lande. Mit eiſerner Fauſt begann er Ordnung zu ſchaffen. Schonungslos unterdrückte er jeden Widerſtand gegen ſeine Ziele und war dabei in der Wahl ſeiner Mittel niemals ver⸗ legen; allein man darf an mexikaniſche Verhältuſſſe keinen europäiſchen Maßſtab legen, und der endliche Erfolg gab ihm Recht. Heute, nach zwanzig Jahren ſeiner Regierung genießt das Land abſolute Ruhe, Eiſenbahnen durchziehen es jetzt nach allen Seiten, Handel und Induſtrie hat ſich in ungeahnter Weiſe entwickelt und fremdes, in ganz beſonderem Maße deutſches Kapital und deutſcher Unternehmungsgeiſt finden unter dem Schutz einer ſtarken, ſtetigen Regierung ein reiches Feld und befriedigende Rechnung. Trotz alledem läßt der„Alte,“ wie er in Volks⸗ und Regierungskreiſen genannt wird, es nicht an der nöthigen Wachſamkeit fehlen. Trotz ſeines hohen Alters— er iſt ein Siebenziger— iſt er geiſtig und körperlich noch vollkommen rüſtig, und wenn ihn der Tod auch von ſeinen wenigen mäch⸗ tigeren Gegnern befreit hat, ſo kennt er den Volkscharakter oder beſſer geſagt den der herrſchenden Offtziers⸗ und Beamtenkaſte doch zu genau, um nicht zu wiſſen, daß nur eine ſtarke Hand ſie nieder halten kann. Zu dieſem Zweck hat er ſich in der mexikaniſchen Armee eine ſichere Waffe geſchaffen, die ihm nie verſagt. Selbſt Soldat vom Scheitel bis zur Zehe weiß er, wie er die meiſtens aus Indianern beſtehende Truppe zu be⸗ handeln hat. Sie gehorchen ihm, der ſelbſt indianiſches Blut in den Adern, als einem der Ihrigen blindlings und er ſorgt dafür, daß durch öfteres Verſetzen der Generale und Verlegen der Regimenter aus einer Garniſon in die andere kein allzu inniges Verhältniß der höheren Offiziere zur Truppe entſteht und ſo den Keim zu einer neuen Revolution bilden könnte. Er kennt, wie geſagt, ſeine Leute. So hat z. B. keine der im Land vertheilten Brigaden irgendwelche nennenswerthe Artillerie, dieſelbe iſt wohlweislich in der Hauptſtadt ſtationirt, und auf die Frage: warum? hat der Mexikaner ein vielſagendes, jedem Kenner militäriſcher Verhältniſſe leicht verſtändliches Lächeln. Was er als Staatsmann geleiſtet, zeigen ſeine bereits oben geſchilde ten Erfolge. Er hat es verſtanden, für diejenigen Miniſterien, denen er nicht perſönlich vorſtehen kann, ſtets die geeigneten Perſönlichkeiten zu finden, wofür als beſtes Beiſpiel der jetzige Finanzminiſter Joſs Limantour dient, der die Fi⸗ nauzen Mexikos ſo in die Höhe gebracht hat, daß trotz der herrſchenden Silberkriſis(Mexiko hat Silberwährung) die Zinſen der Staatsſchuld jederzeit anſtandslos gezahlt werden und am Schluſſe des letzten Finanzjohres in den Staatskaſſen nach Be⸗ zahlung aller Gehälter noch ein bedeutender Ueberſchuß ver⸗ blieb, ein Ergebniß, das bei den übrigen ſüdamerikaniſchen Kollegen Herrn Limantours jedenfalls ein verwundertes Kopf⸗ ſchütteln zur Folge hatte. Vierundzwanzig Stunden nach dem Attentat brachte der Telegraph die Kunde, daß der Attentäter bereits vom Volke aus dem Gefängniß herausgeholt und gelyncht worden ſei. Wenn dies vielleicht auch nicht ganz ohne Wiſſen der in Frage kommenden Behörden geſchehen und nach eutopäiſchen Begriffen zu verurtheilen iſt, ſo ſind hierbei doch die dortigen ganz anders inen einzelnen Mann auf's Korn und ſchoß ihn, wie Die unlängſt aus Mexiko eingetroffenen Telegramme, die in erſter Linie Bedacht genommen werden. haben deshalb durch günſtige Lieſerungsverträge und eine ſcharfe Kontrole gearteten Verhältniſſe zu berückſichtigen. Jedenfalls wünſcht jeder Kenner mexikaniſcher Verhältniſſe dem erfolgreichen, ener⸗ giſchen Präſidenten Porſirio Diaz im Intereſſe ſeines Volkes noch eine recht lange ſegensreiche Regierung. ———— Wiſſenſchaftliches. Die höchſte Bahn in Europa. Aus Baſel ſchreibt man: Der Bau der Gornergratbahn hat dieſen Sommer ſolche Fortſchritte gemacht, daß die Eröffnung dieſer höchſten Berghahn Europas für die nächſte Saiſon außer Frage ſteht. Die Gornergratbahn beginnt bekanntlich in Zermatt, alſo in einer Höhe von 1620 m ü. M. Sie ſteigt von da, meiſt in Felſen einge⸗ ſprengt, durch einen Kehrtunnel, auf einem 4 km langen Weg zur Riffelalp auf eine Höhe von 2220 m und von da ſteil hinauf zur zweiten, 2750 m hohen Station Riffelberg. Von da an bildet der Gornergrat ſelbſt das Trace, auf dem ſie faſt bis zur Spitze, nämlich 100 m unterhalb des Gipfels(3120 m) emporklimmt, während zur Rechten die Felswände ſenkrecht zum Gornergletſcher abſtürzen. Das Tracé der ganzen Bahn iſt nur 10 km lang; aber mit welchen Schwierig⸗ keiten wird jedes Meter Bahn erobert! Nicht die Steigung ſtellt fich dem Bau entgegen, denn ſie beträgt im Maximum 20 Prozent: aber faſt der ganze Raum für den Unterbau mußte den Felſen abgerungen werden. An Felswänden, deren Steilheit dem menſchlichen Fuße zu trotzen ſchien, wurden die Arbeiter an Seilen heruntergelaſſen, um die Bohrlöcher zum Sprengen einzuſetzen. Ueber die wilde Schlucht des Tindelenbaches wurde auf 2 Pfeilern von 52 m die Bahn in kühner Höhe hinübergeführt. Derſelbe Bach liefert der Bahn etwa 1000 Pferde⸗ kräfte, von denen 750 für den elektriſchen Betrieb verwendet werden Jollen.— Da die Bauzeit für die Arbeiten über der Erde nur die 4 Monate von Juni bis September dauert, wurde die gleichzeitige Ein⸗ ſtellung zahlreicher Arbeitskräfte nothwendig. ſchnittlich nicht weniger als 1200 Mann auf der kurzen Bahnſtrecke permanent beſchäftigt. Da die Bahn ſich auf eine Höhe erhebt, welche z. B. den Glärniſch übertrifft und faſt an den Titlis heranreicht, mußte auf eine regelmäßige und gute Verpflegung der Arbeiterkolonie Die Erbauer der Bahn Es waren deshalb durch⸗ für eine rationelle Zufuhr von Nahrungsbedarf geſorgt; für je eine 50 Mann zählende Arbeitergruppe iſt ein Koch angeſtellt und täglich windet ſich eine Karawane von 40 Maulthieren, mit Vorräthen aller Art be⸗ laden, den Berg hinauf. Die ganze Verpflegung kommt den einzelnen Arbeiter auf 60 Ets. per Tag, das Schlafen in einer der ekappenweiſe aufgeſtellten ſoliden Holzbaracken koſtet ihn weitere 10 Ets., ſo daß er den größten Theil ſeines, je nach Qualität der Leiſtung zwiſchen 4 und 8 Fr. betragenden Tagelohnes bei Seite legen kann. Die Mehrzahl der Arbeiter beſteht aus Italienern. Für die oberſte Sektion können indeß nur eingeborene Walliſer verwendet werden, und auch dann be⸗ darf es noch einer allwöchentlichen Ablöſung, da die Leute es nicht läuger auf ſolcher Höhe auszuhalten vermögen; und dabei macht die Arbeitsleiſtung, die auf der Höhe von 3000 m verrichtet wird, nur ein Drittheil deſſen aus, was eine gleich große Mannſchaft im Thal zu bewältigen vermag. Es ſcheint alſo, daß damit eine Grenze erreicht iſt, über welche hinaus ein Bahnbau nur mit den größten Opfern und Gefahren vordringen kann, da von da an nach dem Urtheil der Sach⸗ verſtändigen und bisheriger Erfahrung ſozuſagen mit je 50 m Höhe die Schwierigkeiten in geometriſcher Progreſſion wachſen, ein Faktor, an dem das Projekt, auf das Matterhorn ſelbſt eine Bahn zu leiten, geſcheitert iſt, und der ſich namentlich beim Bau der Jungfraubahn ſpäter noch gebieteriſch geltend machen wird. Eine neue Nordpolexpedition. Der eben von den nordiſchen Gegenden nach New⸗Nork zurückge⸗ kehrte Lieutenant Peary will ſich ſchon nächſtes Jahr zu einer neuen Nordpolexpedition bereit machen. Dann wird er verſuchen, den Nord⸗ pol zu erreichen. Lieutenant Peary wird Ende Juli von New⸗Nork aufbrechen und„in den arktiſchen Regionen perweilen, bis er den Nord⸗ dol erreicht hat oder bei dem Verſuch ſtirbt.“ Der Zug möge fünf Jahre dauern. kimos abgeſchloſſen, ihm Bären⸗, Robben⸗ und Rennthier⸗ Kleidung und Walroß⸗Fleiſch für ſeine Hunde zu liefern. 2 wird aus dem Lieutenant, einem Arzte, vielleicht einem anderen und einigen Eskimos beſtehen. Die Bakterien im Dienſte der In duſtrie. Die vielen Berichte über die krankheiterregenden Bakterien“, nach und nach die Schuld an faſt allen Krankheiten zugeſchrieben w. haben eine gewiſſe„Bakterienfeindſchaft“ hervorgerufen. Und doch es viele Bakterienarten, die nicht nur ganz unſchuldig, ſondern Menſchheit vollſtändig unentbehrlich ſind. Es iſt eine Eigenthüm dieſer kleinſten Lebeweſen, daß ſie ſelbſt noch dort, wo chemiſche flüſſe unwirkſam ſind, ihre Arbeit verrichten, die eigentlich nur 9 Zerſtörung darſtellt, durch die beſonderen Verhältniſſe der Menſchg aber ſehr dienlich iſt. Die nützliche Thätigkeit der Bakterien iſt un aber erſt durch die neueren Arbeiten auf dem Gebiete der krankheß regenden Bakterien— namentlich diejenigen Profeſſor Dr. Rob. K — iſt auch mit einer genaueren Erforſchung der durch Bakterien leiſteten Arbeiten begonnen und die Nützlichkeit der Bakterien für Induſtrie erkannt worden. Die nützliche Thätigkeit der Bakterien namentlich in den Fermentationsprozeſſen auf, welche eine große Me unſerer Nahrungsmittel durchmachen müſſen. Die wichtigſte Rolle ſp für uns der Hefepilz, deſſen ungeheure Vermehrung den Brodteig Loch und„aufgehen“ läßt; dann der die Gährungsprozeſſe hervorrufen Pilz, deſſen Thätigkeit in der Brauerei und bei der Weinbereitung u entbehrlich iſt. Eine weniger bekannte Thätigkeit der Bakterien iſtd Fermentation des Tabaks, der erſt durch die Arbeit einer beſonden Bakterienart ſein Aroma erhält. Es ſind daher neuerdings Verſu gemacht worden, den Pilz, der die Fermentation des Havanataht hervorruft und ihm dadurch ſeinen feinen Duft verleiht, auch für Fermentation des gewöhnlicheu deutſchen Tabaks anzuwenden, ſond man hoffen kann, daß unſer Tabak durch ſeine Hilfe bald zu ein „feinen Havanatabak“ werden wird: eine Ausſicht, die manches 9 lockende hat. So ungeheuer groß die Anzahl der verſchiedenen 8 terinarien iſt, ſo verſchieden iſt auch die At ihrer Wirkung, daf jeder Spezies eine beſondere charakteriſtiſche Wirkung zukommt. Dadu erklärt ſich z. B. auch der verſchiedene Geſchmack der Käſeſorten, w jeder einzelnen Käſeſorte die Thätigkeit einer beſonderen Bakterien zu Grunde liegt. Aber auch auf anderen Gebieten iſt die Thätigl dieſer kleinen Lebeweſen nicht zu entbehren; ſte ſind es, die den i Waſſer gelegten Flachs und Hanf„aufbrechen“, das Heu gar mach und der Grasbutter das Aroma geben. Wenn auch viele der Ba tertenarten und ihre Thätigkeit noch nicht genau bekannt ſind, ſo iſt doch ſchon gelungen, einige Arten zu züchten, wodurch es möglich win durch Zuſatz einer beſtimmten Bakterienart auch einen ganz beſtimm! Geruch und Geſchmack hervorzurufen. In Amerika wird auf diſ Weiſe z. B. gewöhnliche Butter in„Grasbutter“ verwandelt, und an beſtimmte feine Käſeſorten, 3. B. Roquefort, werden durch Zuſaßz betreffenden Pilzes in Amerika erzeugt. Die weitere Ausbildung Züchtung einzelner Bakterienarten ermöglicht es, durch ihren Juſtſ⸗ mit Sicherheit den Verlauf von Gährungs⸗ reſpective Fermentation prozeſſen vorher zu beſtimmen, während ſie heute noch dem Zufall übe. laſſen ſind. Daß der Bakteriologie eine große Bedeutung beizumeſſe iſt, unterliegt keinem Zweifel, namentlich wenn die in neuerer Zeft vor, genommenen ausſichtsreichen Verſuche, dem Boden, reſp.ive dei Pflanzen durch beſtimmte Bakterien Nährſtoffe zuzuführen, von Erfol; gekrönt ſein werden. Ueber eine Reihe wichtiger chemiſcher Entdeckungen berichtet das„Journal der ruſſiſchen chemiſchen Geſellſchaft“. Schon im Jahre 1887 glaubte der Profeſſor Chruſtſchoff in dem Monazitſande von Nord⸗Karolina ein neues Element, das er Ruſſium benannte, ent; deckt zu haben; aber dieſe Entdeckung wurde durch andere Chemiker nicht beſtätigt, ſo daß das neue Element als ſolches keine Anerkennung in der Wiſſenſchaft erlangen konnte. Durch die neuliche angebliche Auffindung eines neuen Elements Lueium wurde nun der maunte ruſſiſche Chemiker dazu veranlaßt, ſeine Arbeiten über das Ruſſium wieder aufzunehmen. Nach dem vorläufigen kurzen Bericht über diß Ergebniſſe ſeiner Unterſuchungen hat Chruſtſchoff das Vorhandenſeſ des Elements beſtätigt gefunden und aus einer Menge von 25 Kiltz gramm ſeltener Erdmetalle 25 Gramm Ruſſium gewonnen. Das Element ſoll ein Atomgewicht von 70.5 beſitzen, und ſein Spectrun zeichnet ſich durch eine Eruppe grüner und violetter Linfen aus, die bei keinem anderen Elemente vorkommen. Ferner berichtete perfelbe Chemiker, daß es ihm gelungen ſei, das Cerium, welcher Stoff bisher für ein Element gegolten hat, in fünf Beſtandtheile zu zerlegen, deren Atomgewichte freilich ſehr nahe bei einander liegen, nämlich bezw. 188, 440, 142, 146 und 156.5 betragen ſoll. Endlich will Chruſtſchoff noch ein weiteres Element in dem Stoffe Didymium enkdeckt haben. Es wurde bereits von Auer, dem Erfinder des erſten Gasglühlichts, die Entdeckung gemacht, daß dieſer kein Element wäre, ſondern aus zwei Stoffen beſtänden, die als Neodym und Praſeodym bezeichneg wurden. Chruſtſchoff hat nunmehr in dieſem Stoffe noch ein dritte Element gefunden, dem er den Namen Glaukodym gab. Es ſollen bald eingehendere Berichte über dieſe Neuigkeſten folgen. Der Eteutenant hat ſchon einen Contract mit 80 1+ 55 *er —5 NiN Wes deſ Tagesneuigkeiten. — Von den Regulirungsarbeiten am Eiſernen Thore wurde einer der ſchwierigſten Abſchnitte dem Verkehr übergeben. Es iſt dies der Kanal, welcher durch die Felſenbank Greben geſprengt wurde. Der Kanal iſt 1200 Meter lang, 60 Meter breit und ſichen den Schiffern einen Minimalwaſſerſtand von 2 Metern. Die Her⸗ ſtellung des Kanals erforderte die Ausſprengung von 18 829 Kub metern feſten Geſteins und koſtete mehr als 800 000 Gulden. f Der Berliner Magiſtrat verbrauchte im letzten Geſchäf; jahr über eine Million und 37000 Bogen Schreib⸗ und Brief⸗Pap: der verſchiedenen Formate, etwa 2500 Liter Tinte, 9 über 574 Bogen Löſchpapier, 420 000 Couverts, 62000 Bogen Aktendeckel, 8 4 Kilo Siegellack und 42 Kilo Sblaten, 3275 Gros Stahlfedern, 31205 Bleiſtifte, wopon 7130 farbige ꝛc. Zu Volkszählungs⸗Zwecken alle hat das ſtatiſtiſche Amt 1596 Bleiſtifte extraordinair erhalten. 85 — Die Stromſchnellen von Lachine in der Nähe vi⸗ Moutreal ſind durch eine Geſellſchaft von Kapitaliſten der Elektrizit dienſtbar gemacht worden. Die formelle Eröffnung der Werke h ſoeben ſtattgefunden. Dieſelben haben 2 Mill. D. gekoſtet und en W wickeln 20 000 bis 25000 Pferdekräfte. Die 5 wird na Montreal und den umgebenden Orten zu Zwecken der Beleuchtung u des Motoxrenbetriebs geliefert. — Ein intereſſanter Ausſpruch Katſer Wilhelms, die anläßlich der letzten Anweſenheit des Monarchen in Wiesb den gemac wurde, wird in einem Wiener Blatt mitgetheilt. Der Kaiſer ſagte z dem dort anſäſſtgen Ludwig Barnay, er habe die Abſicht, das Wie badener Hoftheater zu einer Art ſchauſpieleriſchemBayreut zu machen, wo allzährlich eine Reihe Vorſtellungen elaſſiſcher, reſ patriotiſcher Schauſpiele muſtergiltig zu geben ſei. 2 Das Schwurgericht von Beauvais in Frankreich h d 18 jährige Juliette Capronnier, die am 26. März zwei Verwand Wittwe Morlay und den Landwirth Poſrier mit Morphium eingeſch ſodann erdroſſelt und beraubt hat, zu lebenslänglichem und die der Mörderin wegen Mitwiſſenſchaft zu Zuchthaus 9 — Die größte Drehbrücke der Welt wird nächſtens beſitzen. Man plant dort den Bau einer Drehbrücke, wele lang und 35 m breit ſein ſoll, dieſelbe iſt für Eiſenbahnvertß und ſoll 8 Gleiſe nebeneinander aufnehmen. — In Berlin iſt das von Spandau kommende K5 Garde⸗Grenadierregiment No. 4 eingerückt und wird jetzt Garniſon der Reichshauptſtadt gehören. —Der auf dem Wege nach den Goldfeldern eeen⸗ dyke liegende Chilkoot Paß in Britt. Columbien iſt geſpe 6 über dem Paſſe hängender Gletſcher ins Rollen kam⸗ Ein weite unten beftadlicher See gerieth in Bewegung und fegte Aſſeg zer. her. Eine Anzahl von Perſonen— man ſagt 18— aueee ich trotz aller erbote in — Die Stiergefechte bürgern ſi ö Frankreich mehr und mehr ein. So fand dieſer Tage auch i onbalg, ein großes Stiergefecht ſtatt. 15000 Perſonen waren theilwelſe Sonderzügen aus Paris, Amiens Arras, Calais, Bologne ud ſogar aus England herbeigeſtrömt, um der barbariſchen Schlächlerei Heize wohnen. Sechs Stiere wurden getödtet, ein Matador wurde aim e⸗ verwundet,