der ite 1 len d n⸗ les 91 5 — müſſen darüber Gutachten von Telegramm⸗Adreſſe: „Journal Maunnheim.“ In der Poſtliſte eingetragen unter Nr. 2802. Abonnement: 60 Pfg. monatlich. Bringerlohn 10 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. inel. Poſtauf⸗ ſchlag M..30 pro Quartal. Juſerate: Die Colonel ⸗Zeile 20 Pfg. Die Reklamen⸗Zeile 60 Pfg. Einzel⸗Nummern 8 Pfg. Doppel⸗Nummern 5 Pfg. (Badiſche Volkszeitung.) Ma E 6. 2 der Stadt Maunheim nud Umgebung. unheimer Jon (108. Jahrgang.) Erſcheint wöchentlich ſieben Mal. Stleſenle und verbrrileiſte Zeilung in Maunheim und Amgegend. Berantwortlich: für den politiſchen u. allg. Theil! Eruſt Otto Hopp. für den lokalen und prov. Thell: Eruſt Müller. für den Inſeratentheil: Karl Apfel. Rotationsdruck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buch⸗ druckerei, (Erſte Mannheimer Typograph. Auſtalt.) (Das„Maunhelmer Journal“ iſt Eigenthum des katholiſchen „Bürgerhoſpftals.) ſämmtlich in Mannheim. (Mannheimer Volksblakt.) al. E 6,. 2 Nr. 350 Erſtes Blatt. Nen Der „General-Anzeiger“ (Mannheimer Journal) eht auf dem Voden einer nationalen und liberalen olitik, beſpricht in Leitartikeln die brennenden Tages⸗ fragen und erſtattet Bericht über die politiſchen Weltbe⸗ gebenheiten. Eine beſondere Pflege läßt der „Geueral-Anzeiger“ ſeinem lokalen Theile angedeihen und widmet den Vor⸗ gängen in Stadt und Land eingehende Berichter ſtattung. Kunſt und Wiſſenſchaft, insbeſondere die Aufführungen des Mannheimer Hof⸗ und Nationaltheaters, hieſige und auswärtige Konzerte finden im„General⸗Anzeiger“ prompte und ausführliche Beſprechungen. Das Feuilleton und der Übrige unterhaltende Theil des„General⸗Anzeigers“ iſt anerkannt reichhaltig und hochintereſſant. Der Handelstheil des„General⸗Anzeigers“ bringt die Verichte der Mannheimer und Frankfurter Vörſe, ſowie ſonſtige wichtige Handelsnachrichten und Schifffahrtsberichte. blich vermehrten telegraphiſchen Depeſchendienſt aufmerkſam, wodurch wir in den Stand geſetzt ſind, unſere Leſer in ſchnellſter Weiſe von allen wichtigen Vorgängen zu unterrichten. Der„General⸗Anzeiger“ koſtet bei unſerer Expedition E 6, 25 bei den Frägerinnen(ausſchließlich Trägerlohn) und bei unſeren Agenlen monatlich nur 60 Pfennig Durch die Poſt bezogen ohne Romanbeilage(Nr. 2802) 2 Mark 80 Pfennig. Durch die Poſt bezogen mit Romanbeilage(Nr. 2803) 2 Mark 85 Pfennig(am Schalter abgeholt), 8 Mark 25 Pſennig(frei ins Haus geliefert). Bei der großen Verbreitung des„General⸗An⸗ Meigers“ in Stadt und Land iſt er ein Juſertious⸗ Organ allererſten Ranges. Der„General⸗Anzeiger“ iſt Amts⸗ und Kreis ver⸗ kündigungsblatt und beſitzt die höchſte nentenzahl aller in Mannheim erſcheinenden Blälter. Expedition und Redaktion E 6, 2. Kaufmänniſche Schiedsgerichte. Ein von dem Abg. Baſſermann mit Unterſtützung zahlreicher nationalliberaler Abgeordneter im Reichstage ein⸗ gebrachter Antrag auf Einführung kaufmänniſcher Schieds⸗ Zerichte betrifft eine Frage, deren Löſung durch die Neuerungen, die der bereits am 1. Januar d. Js. in Kraft getretene ſechſte Abſchnitt des erſten Buches im neuen Handelsgeſetzbuch für die Handlungsgehilfen und Handlungslehrlinge gebracht hat, dring⸗ lich geworden iſt. Zur Zeit werden Streitigkeiten zwiſchen Prin⸗ zipalen und Handlungsgehilfen und Lehrlingen durch die ordentlichen Gerichte entſchieden. Dabei iſt dem richterlichen Er⸗ meſſen weiter Spielraum gelaſſen, namentlich 5 iſt, ob die Beſchränkungen der ſpäteren Erwerbsthätigkeit des Konlurrenzklauſel, bezüglich deren insbeſondere (Handlungsgehilfen nach Ort, Zeit und Gegenſtand auch inner⸗ Ibalb der Grenzen der Billigkeit ſiehen. In den meiſten Fällen zipale entnommenen Handelsrichtern zuſammengeſetzt iſt. Der Antrag Baffermann beſchränkt ſich darauf, die grund⸗ ſätzliche Forderung kauſmänniſcher Schiedsgerichte zu erneuern. Die Entſcheidung über die Ausgeſtaltung derſelben iſt im An⸗ trag offen gelaſſen. Ueber dieſen Punkt ſind ſich auch die Meiſt⸗ intereſſirten, die Handlungsgehilfen, nicht völlig einig. Strittig iſt noch immer, ob die Gerichte als ſelbſtſtändige Schiedsgerichte, vielleicht in Anlehnung an die Gewerbegerichte errichtet oder ob ſe den ordentlichen Gerichten angegliedert werden ſollen. Die JBVorarbeiten zur Klärung dieſer Streitfragen ſind ſeit geraumer Zeit im Gange. Schon vor der Einbringung des Entwurfes des Handelsgeſetzbuchs, im Jahre 1896 haben die verbündeten Regierungen Erhebungen darüber veranſtaltet, und zahlreiche Gutachten von Prinzipalen und Handlungsgehilfen veranlaßt. Die weiteren Vorarbeiten wurden vom Reichsamt des Innern und dem Reichsjuſtizamt gemeinſam geführt. Am 31. Januar dieſes Jahres erklärte der Reichsjuſtizſekretär, das von ihm 1 —— ee—ññ—ñ—— A Ganz beſonders aber machen wir auf unſeren in letzter Zeit he A bon⸗ ſachverſtändiger Seite eingeholt werden und dazu werden in der Regel Prinzipale herangezogen. Das Gleiche gilt im Falle der Ueberweiſung dieſer Fragen an die Kammern für Handelsſachen. Ueberſteigt der Streitgegen⸗ ſtand den Betrag von 300, ſo wird die Sache an das Land⸗ gericht verwieſen, und hier, wenn auch nur eine der Parteien es berlangt, von der Kammer für Handelsſachen abgeurtheilt, die aus einem gelehrten Richter und zwei dem Stande der Prin⸗ berkrelene Amt werbe, ſobald man wieder etwas von den! die Wirthſchaftspolitik Pudiren würden. Mittwoch, 21. Dezember 198 Gclephon Ar. 248.) er 52 R GU dringendſten Arbeiten aufathmen könne, ſich mit der„näheren Prüfung“ der Angelegenheit befaſſen; er fügte hinzu, daß die Frage eine„keineswegs ſo einfache“ ſei. Für März d. J. theilte dann die Regierung in der Petitionskommiſſion mit, die Erörte⸗ rungen ſchwebten zur Zeit im Reichsamt des Innern; die von dieſer Stelle geführten Verhandlungen mit den Bundes⸗ regierungen ſeien noch nicht abgeſchloſſen. Seither ſind die Vor⸗ arbeiten fortgeſetzt worden, und ſo läßt ſich hoffen, daß der vor⸗ ſtehende Antrag dazu beiträgt, die Vorarbeiten bald zu einem gedeihlichen Abſchluß zu bringen. Initiativanträge. Der Reichstag hat in der Seſſion von 1894095 eine Aende⸗ rung des§ 35 ſeiner Geſchäftsordnung bezüglich der Behandlung der Initiativanträge beſchloſſen, welche dem überſtürzten Wett⸗ lauf bei der Einbringung von Initiativanträgen zu Beginn der Seſſion ein Ziel ſetzen ſollte. In ſeiner früheren Faſſung be⸗ ſtimmte§ 35 der Geſchäftsordnung, daß die von den Mitgliedern des Hauſes geſtellten Anträge in der Reihenfolge ihres Ein⸗ ganges zur Verhandlung zu bringen ſeien. Da die Zuſtände unhaltbar geworden, wurde Februar 1895 auf Antrag der Ge⸗ ſchäftsordnungskommiſſion beſchloſſen, daß alle Anträge, welche innerhalb 10 Tagen nach Beginn der Seſſion eingegangen find, als gleichzeitig eingebracht angeſehen werden ſollen. Ueber den Vorrang der gleichzeitig eingebrachten Anträge ſollte eine Ver⸗ ſtändigung des Präſidiums mit dem Hauſe ſelbſt herbeigeführt werden, wobei ſtillſchweigend die Thätigkeit des„Senioren⸗ konvents“ in Betracht gezogen wurde. Seither iſt die Praxis beobachtet worden, daß die Parteien ſelbſt die Reihenfolge der von ihnen eingebrachten Anträge aufſtellen, ſo daß die wichtig⸗ ſten, und zwar nach dem Stärkeverhältniß der Parteien, zur Be⸗ rathung kamen. Für den Fall, daß eine Verſtändigung nicht erzielt wird, hat das Loos zu entſcheiden. Initiativanträge, die einen Geſetzentwurf enthalten, behalten ihren Reihenplatz ſo lange, bis ſie durch die vorgeſchriebenen drei Leſungen geführt ſind. Wenn alſo ein ſolcher Geſetzentwurf in der betreffenden Kommiſſion zur Weiterberathung im Plenum fertig vor⸗ bereiet iſt, ſo hat er ſofort wieder den alten Platz, d. h. er geht allen Anträgen vor, denen er vorging, als er zur erſten Leſung gelangte. Die Erwartung, daß auf Grund dieſer Beſtimmungen ſich die Fluth der Initiativanträge vermindern werde, hat ſich indeß als irrig herausgeſtellt. Der einzige Unterſchied gegen früher beſteht darin, daß ſich die Maſſe der Anträge nicht mehr auf den Eröffnungstag zuſammendrängt, ſondern auf die erſten zehn Tage vertheilt und— daß noch mehr Anträge wie früher zur Einbringung gelangt ſind. Ein neues Flottengeſetz. Daß ein neues Flottengeſetz in Sicht ſei, hat die offizißſe „Nordd. Allg. Zig.“ prompt dementirt; aber das hilft nicht. Der „Vorwärts“ behauptet: nun iſt es erſt recht wahr. Und es gibt ja auch ſo viele ſchöne Gründe dafür, meint in humoriſtiſcher Weiſe die„Deutſche Ztg.“ Erſtens, wie Herr Bebel ſchon im Reichstage bemerkte: Die„Kreuzzeitung“ fordert Kohlen⸗ ſtationen. Das thut der treffliche Verfaſſer ihrer auswärtigen Wochenſchau zwar mindeſtens ſchon ſeit 5 Jahren mi derſelben Gleichmäßigkeit— aber was thut das, wenn die andere Aus⸗ legung angenehmer iſt? Zweitens hat der Kaiſer dem Reichstag ein neues Marinebild geſchenkt—— höchſt gravirend! Drittens hat der Kaiſer in einem Telegramm an den Großherzog von Baden ſeine Freude darüber ausgedrückt, daß dieſer das Pro⸗ tektorat über das badiſche Landeskomitee des Flottenvereins übernommen habe! Viertens der Flottenverein überhaupt!!... Gar nicht in Betracht gezogen ſind dabei die vielen neuen Bücher auf dem Weihnachtstiſch über„unſere blauen Jungens“, über die deutſche Marine, über Seereiſen u. ſ. w. Und— klagt ihr Achäer, die ihr Steuern zahlt— der berdächtige Profeſſor Lindner hat gerade jetzt wieder ein Buch geſchrieben,— ein Buch über„Die deutſche Hanſe.“ O, ich ahne, wie es kommen wird; Nachbarin euer Fläſchchen! Auch die„Frankfurter Ztg.“ beſtätigt die Vorwärts⸗Furcht vor einer Flotienvermehrung und ſagt:„Es iſt ſeit langer Zeit für leine Idee eine ſo umfangreiche und planvolle Propaganda in der Preſſe, in Broſchüren und, was nicht zu unterſchätzen iſt, in Familienblättern, in illuſtrirten Journalen und in der eczählenden Literatur gemacht worden, wie für die Parole, daß Deutſchlands Zukunft auf dem Waſſer liege.“ Wir fügen nur dies Eine hinzu: Ebenſogut wie neue Schul⸗ häuſer müſſen künftig auch neue Schiffe gebaut und neue Bataillone gebildet werden, das iſt ganz ſelbſtverſtändlich. Ein neues Flottengeſetz wird vorläufig nicht geplant; aber die Be⸗ wegung im deutſchen Volk für eine mächtigere Stellung unſerer Marine wieiſ noch lange ncht zur Ruhe kommen und zwar aus den beſten, aus rein patriotiſchen Gründen. So führte noch jüngſt ein Redner in einer größeren Berliner Verſammlung aus, wir bezögew den fünften Theil des Getreides zu unſerer Er⸗ nährung von atrßerhalb. Wir brauchen auch Rohſtoffe u. ſ. w. aus dem Azislande und geben dafür Induſtrie⸗Erzeugniſſe ab. Dieſe Entfvicklung iſt nicht mehr aufzuhalten. Zum Schutz unſers Handels aber iſt eine ſtarke Flotte nöthig; davon müßten auch die Freiſinnigen und Sozialdemokraten ſich überzeugen, wenn ſie vorurtheilslos dem Einfluß der nationalen Macht auf In Braſilien hat, wie der Redner es ſelbſt erfahren, regelmäßig das Erſcheinen von Kriegsſchiffen dem Handel neu belebt. Die Italiener wurden bei der letzten braſiliſchen Revolution anfangs ſtark ausgeplündert. Als dann aber 2 iiß lieniſche Kriegsſchiffe kamen, verlangten dieſe 15 Millionen Entſchädigung und erhielten ſie auch. Wirthſchaftspolitik und Weltpolitik müßten ſich argänzen. Zum Fall Dreyfus⸗Picquart. Paris, 20. Dez. Der Kaſſationshof hat geſtern den Hauptmann Lebrun⸗Renaud über die Frage der vermeintlichen„Geſtändniſſe“ von Dreyfus verhört. Heute werden der Major Forzinetti, ehemaliger Direktor des Militärgefängniſſes von Cherche⸗Midi⸗ und der ehemalige Juſtizminiſter Guérin verhört werden. Dem„Matin“ zufolge hat geſtern im Juſtispalaſt der in der neuen Spionen⸗Angelegenheit be⸗ theiligte Decrion, früher geheimer Polizeiagent, den Kaſſationshof erſucht, ihn zu verhören, da er wichtige Enthüllungen über den Fall Dreyfus zu machen hätte. Wie es ſcheint, eröffnet ſich eine neue Art der Entdeckungen. Das„Petit Journal“ fährt heute fort, neue Mit⸗ theilungen über die Geſtändniſſe“ von Dreyfus zu machen. Das Blatt wärmt zunächſt die Erfindung auf, im Jahre 1894 habe der Fall Drey⸗ fus ſaſt einen Krieg heraufbeſchworen; der Frieden habe an einem Faden gehangen; der deutſche Kaiſer habe damals der franzöſiſchen Regierung kundgegeben, er werde Frankreich mit einem Kriege über⸗ ziehen, wenn Deutſchland in einer Ausſage oder in einem amtlichen Schriftſtück genannt werde. Am 30. Novbember 1894 verſprach die franzöſiſche Regierung feierlich, Deutſchland werde amtlich nicht genannt werden. Der Wortlaut der„Geſtändniſſe“ von Dreyfus ſei nicht voll⸗ ſtändig, da der Wortlaut abſichtlich verſtümmelt worden ſei. Der Name derjenigen Macht, der Dreyfus das Schriftſtück ausgeliefert zu haben eingeſtanden habe, ſei jedesmal unterdrückt worden. Der Hauptmann Lebrun⸗Renaud ſelbſt habe ſeinm Bericht dasſelbe an⸗ gethan. Die Thatſache, daß Dreyfus in ſeinem Geſtändniß Deutſch⸗ land erwähnt habe, und daß dieſe„Geſtändniſſe“ von einem Offizier zu Protokoll genommen worden, ohne den Namen Deutſchlands zu nennen, daß außerdem die Regierung die Verpflichtung eingegangen habe, Deutſchland nicht zu nennen, daß aber ein Gendarmerkeoffizier den Namen Deutſchland ausgeplaudert habe, habe in Regierungskreiſen damals große Beſtürzung hervorgerufen. Der damalige Miniſter⸗ präſident Dupuy habe den Hauptmann Lebrun⸗Renaud kommen laſſen, aber nur in der Abſicht, ihm Schweigen aufzuerlegen; es ſei ihm einzig und allein daran gelegen geweſen, daß die fremde Macht nicht genannt werde, welche aus dem Verrath von Dreyfus Nutzen gezogen hätte. Ein ähnlicher Auftritt habe im Elyſse ſtattgefunden, wo der Präſident der Republik, Caſimir⸗Perier, dem Hauptmann Lebrun⸗Renaud Vor⸗ würfe gemacht habe, weil er die Vorgänge bei der Degradirung Drey⸗ fus weiter erzählt hätte. Lebrun⸗Renaud habe dieſen Vorwurf ſchweigend hingenommen. Der Miniſterrath beſchäftigte ſich des längeren mit den Be⸗ dingungen, unter denen das geheime Aktenbündel dem Kaſſationshof mitgetheilt werden könnte. In den Wandelgängen der Kammer geht das Gerücht, der Kaſſationshof werde morgen ſein Urtheil über die endgiltige Abnahme der Reviſion ſprechen, da er ſich nun ſeine Anſicht über die Sache gebildet habe. Das Letztere dürfte zutreffend ſein. Wenn auch das Erſtere, was abzuwarten bleibt, ſich beſtätigt, ſo würde alſo der Kaſſationshof auf die Kenntnißnahme des geheimen Akten⸗ bündels vorläufig verzichten. In dem endgiltigen Reviſionsprozeß würde dann freilich doch auf das„Geheimdoſſier“ zurückzukommen ſein. Die„Liberts“ hat von Maitre Mornard bezüglich ſeiner Haltung über die Frage des„Geheimdoſſier“ folgende Erklärung erhalten: Mornard iſt der Anſicht, daß wenn der Kaſſationshof die Mittheflung der in Frage ſtehenden Actenſtücke verlangt, die Regierung ihm dieſe nicht verweigern kann, daß aber der Kaſſationshof auch die Mittel und Wege ſuchen muß, um jeder Indiskretion vorzubeugen. Was ihn ſelbſt anlangt, ſo betrachtet Mornard ſich ſelbſt durch das Amtsgeheimniß gebunden, und er iſt der Anſicht, der Kaſſationshof könne ihm die Mit⸗ theilung aller Schriftſtücke nicht verweigern. Von Rechtswegen ſei dieſe Mittheilung ihm zugeſichert und ſie könne nur dann ausbleiben, wenn er ſelbſt darauf verzichte. Mornad überlegt gegenwärtig, ob er im Intereſſe ſeines Clienten dieſen Schritt thun und auf ſein Recht ver⸗ zichten ſoll. In der neuen Spfonengeſchichte hat bis jetzt die Unterſuchung ergeben, daß der Hauptangelkagte Decrion ein Abenteurer iſt, der zu Allem fähig ſcheint. Er war Geheimagent im Kriegsminiſterium und auch in der Polizeidirektion zugelaſſen. Anläßlich der Reiſe des Präſidenten Felix Faure nach Rußland hakte er ſich dadurch Geltung zu verſchaffen gewußt, daß er ein anarchiſtiſches Komplott gegen Faure ins Werk ſetzte. Er iſt auch derſelbe, der Sprengſtoff in der Nähe des Nordbbahnhofs niedergelegt hatte und fich alsdann ſelbſt erbot, die Schuldigen zu entdecken. Eine Unterſuchung, die aber ohne ihn ge⸗ führt wurde, brachte die Enkdeckung, daß er ſelbſt der Urheber des ver⸗ meintlichen Sprengverbrechens war. Er wurde aus den Bureaus ent⸗ laſſen und ſuchte ſich dadurch zu entſchuldigen, daß er beweiſen wollte, wie er als Gegenſpion Dienſt leiſten könnte. Dies Vertheidigungs⸗ ſyſtem verfehlte indeß ſeine Wirkung. Die Unterſuchung hat feſt⸗ geſtellt, daß er mehrere Schriftſtücke über die neuen franzöſiſchen Schuß⸗ waffen durch die Vermittelung des Brigadiers Griauf über dis belgiſche Grenze verkauft hatte. Hofnachrichten urd Perſönliches. Das Kaiſerpaar wohnte geſtern Mittag im chemiſchen Inſtitut der Univerſität einem Vortrag des Profeſſors Ramſay aus London über deſſen Entdeckung neuer Elemente in der Luft bei. Namſay führte aus, wie er zu der Entdeckung des Argon und Helin gekommen ſei. Bei ſeinen Verſuchen mit verflüſſigter Luft habe er dann die neuen Gaſe entdeckt, die er dem Kaiſerpaar in Geislerſchen Röhren ſowie in ihren Spectren zeigte. Nach Ende des Vorkrages wurde Ramſay vom Kaiſerpaar in ein längeres Geſpräch gezogen. Nachdem das Kaiſerpaar ſich verabſchiedet hatte, dankte der Kultus⸗ miniſter Dr. Boſſe dem Profeſſor Ramſah, der ſchließlich die Ver⸗ ſuche den Studenten des Inſtituts vorführte.

2. Selte; Seneral · Angeiger: Nannßelm 21. Detemßer: Der ſechszehnjährige Kronprinz, der zur Zeit in Plön (Holſtein) ſeinen Gymnaſialſtudien obliegt, aber die Weihnachtsfeier⸗ zage in Berlin bei ſeinen Eletrn zubringen wird, hat vom Kaiſer bie Erlaubniß erhalten, den Spielplan des königlichen Schauſpielhauſes für die Wei tswoche ſelbſt machen zu dürfen. Der Kronprinz hat dies gethan, indem er in einem Briefe an den Generalintendanten Grafen Hochberg den Wunſch ausdrückte, daß Goethes„Iphigenie“ während der Ferien gegeben werden möge. 0 5 Kaiſer empfing geſtern den zſterreichiſchen Botſchafter in Audienz. Dem„Militärwochenblatt“ zufolge wurde der Kommandank von 9 Oberſt Gaede zum Kommandeur des Infanterieregiments tr. 23 err. Dem preußiſchen Kultusminiſter Dr. Boſſe wurde das Groß⸗ kreuz des Osmanieordens verliehen. Auf Eingabe des Vereins„Berliner Preſſe“ iſt der Wittwe T 5 odor Fontanes von Staatswegen eine Ehrenrente bewilligt worden. Geſtorben ſind: Der Generalmajor z. D. v. Thümen in Halenſee bei Verlin.— Der Reg. Aſſeſſor a. D. und frühere Reichstags⸗ und Landtags⸗ abgeordnete Fritz Pauli in Köln.— Der Kommerzienrath Julius Sarfert, Chef des Hauſes Georg Schleber, zu Reichenbach i. V. Commiſſion für Arbeiterſtatiſtik. Zu Mitgliedern dieſer Commiſſion hat der Bundesrath für die Dauer der neuen Legislaturperiode des Reichstages ernannt: 1) den Direkkor im Reichsamte des Innern, Dr. v. Moedike, 2) den bayeriſchen Miniſterialdirektor Ritter v. Herrmann, 3) den ſächſiſchen Geheimen Rath Dr Fiſcher, 4) den württembergiſchen Miniſterialdirektor v. Schicker, 5) den badiſchen Oberregierungs⸗ rath und Vorſtand der Fabrikinſpektion Dr. Wörrishofer zu Karlsruhe und 6) den heſſiſchen Miniſterialrath Braun zu Darmſtadt. Der Reichstag hat die in die Commifſion zu entſenden⸗ den Mitglieder noch zu wählen. Der Werth der Schwurgerichte iſt immerhin nur ein bedingter. Dies ergibt ſich aus dem Schluß⸗ wort des Gerichtsvorſitzenden an die Geſchworenen aus Anlaß der faſt durchweg freiſprechenden Verdikte gegenüber den zahlreichen wegen Landfriedensbruchs angeklagten Bewohnern Heilbronns. Der Präſident, Landgerichtsdirektor Willich, hielt nach der Urtheilsver⸗ kündigung folgende Anſprache:„Meine Herren Geſchworenen! Ihre Arbeitskraft iſt in dieſer Schwurgerichtsperiode in außerordenklich großem Maße in Anſpruch genommen worden. Sie werden ſchon aus meiner Urtheilsbegründung erſehen haben, daß der Gerichtshof mit Ihren Wahrſprüchen nicht einverſtanden war. Ich bin ſelbſtverſtändlich weit entfernt, Ihnen deßhalb den geringſten Vorwuf zu machen. Der Gerichtshof iſt nicht einen Augenblick im Zweifel, daß Sie in vollem Pflichtgefühl gehandelt und nach reiflicher Ueberlegung ſowie nach beſtem Wiſſen und Gewiſſen Ihren Wahrſpruch abgegeben haben. Die Urſache daß Ihr Wahrſpruch den Gerichtshof nicht befriedigt hat, liegt an dem beſtehenden Geſetz, das derartige umfangreiche Anklagen, die ſich auf Störung der öffentlichen Ordnung beziehen, vor die Schwur⸗ gerichts verweiſt. Es wird dadurch dem nicht geſetzeskundigen Manne zu viel zugemuthet, zumal wenn es ſich bei ſolch' umfang⸗ keſchen Anklagen auch noch um politiſche Ausſchreitungen handelt. Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß derartige Anklagen in Heil⸗ pronn nicht mehr vorkommen werden, ganz beſonders aber, daß ſolche Vorgänge nicht mehr das hieſige Schwurgericht beſchäftigen werden. Ich ſchließe nun die Schwurgerichts⸗Sitzungsperiode und wünſche Ihnen im Namen des Gerichtshofes glückliche und geſunde Rückkehr in Ihre Heimath und zu Ihren Geſchäften.“ Die Ausweiſungen. Ber Worklaut der Sätze, um derentwillen Prof, Haus Del⸗ brück dielleicht disziplinariſch geſtraft wird, iſt folgender: »Die jüngſten Ausweiſungen in Schleswig ſchreien zum Himmel. Wenn man in der Darſtellung der deufſchen Geſchichte zum ſchleswig⸗holſteiniſchen Kriege kommt und die Unthaten der Dänen an dem verrathenen Bruderſtamm ſchildern möchte, bann ſtockt die Stimme und das Wort erſtirbt auf der Zunge, denn die peinliche Wahrheit legt ſich dazwiſchen; es war Alles Einderſpie l, was die Vänen damals gethan haben und was den ſittlichen Zorn des damaligen deutſchen Volkes erregte gegen die Gewaltſamkeit, mit der wir heute ſelber jene Landſchaft kegieren. Und noch ſchlimmer als die Brutalität die uns zum Abſchen der gebildeten Welt macht, iſt die Verblendung, die da glaubt, mit ſicheren Mitteln im Kampf der Nationalitäten dauernde Erfolge erzielen zu können.“ In Lübeck und Hamburg wird eine deutſch⸗ſkandi⸗ nabfſche Geſellſchaft gebildet, die ſich auch mit der Eöſung der nordſchleswigſchen Frage beſchäftigen ſoll. In dem Aufruf wird u. A. geſagt:„Die Deutſch⸗Skandinaviſche Ge⸗ ſellſchaft ſtellt ſich zunächſt auch die Aufgabe, auf das Dänen⸗ thum in Nordſchleswig dahin zu wirken, daß es eine unberechtigte und nußzloſe Agitation gegen die deutſche Regierung einſtellt. Die Geſellſchaft ſtellt ſich ferner die Aufgabe, die Bande zwiſchen dem Germanenthum des Südens und des Nordens enger zu knüpfen, um durch eine gegenſeitige Förderung des geiſtigen, wirthſchaftlichen und ſtaatlichen Lebens die Stellung des Germanenthums als der Vormacht der menſchlichen Geſittung u ſtärlen“ Skarus. Nobvelle von Clara Jäger (Nasbrna venbetd.) 200(Fortſetzung) 857 19 7 55 3 Präſident. „Dann hoffe ich ſo geſtellt zu ſein, daß ich anſtändig zu ſeben ber⸗ Mmag, auch ohne jede Zulage.“ 85 e „Von den Honoraraten der Buchhändler?“ ſagte der Präſident, bie Achſel zuckend. ich habe— zNein, dieſe würden ſchwerlich hinreichen. Aber Der Präſident hob die Hand wie zur Abwehr. „Nicht weiter! Ich will es nicht wiſſen, aus welcher Quelle Dein Mnftiger Lebensunterhalt Dir zufließen wird. Es iſt mir überhaupt ein Greuel, nur zu denken, daß ein Burgfelden anderen Lohn empfängt, als den aus der Hand ſeines Königs; und immer noch gebe ich die Hoffnung nicht auf, Dich zu dieſer, uns mit der Muttermilch einge⸗ flößten Anſicht zurückkehren zu ſehen. Ich will Dir den Weg dazu ebnen, Fritz, wenn Du ihn einſchlägſt und nie mit einem Worte Deiner kurzen Verirrungen gedenken.— Verſteh mich nicht falſch! Nach Allem, was Du mir ſoeben geſagt haſt, ſpreche ich Dich frei von jeder Verpflichtung, Juriſt zu bleiben. Ich gebe ſogar bedingungsweiſe gern und fxreiwillig meine Zuſtimmung dazu, daß Du auch ferner 218 Schriftſteller auftrittſt, aber nur als Schriftſteller! Ich würde ſogar erforderlichen Falls darein willigen, daß es unter Deinem, unſerem Familiennamen geſchähe— aber, um ez gleich zu ſagen: alz Dilettant; oder wenn Dir dieſes Wort und der Begriff desſelben ebenſo fatal klingt, wie Beides mir behagt, ſo ſagen wir: als unab⸗ hängiger, als wohlhabender Mann, deſſen Verhältniſſe es geſtatten, daß er immer nur das treibt, was ihm Freude macht, kur r ni genöthigt iſt. ſich ſeinen Lebensunterhalt zu erarbeiten.“ 13 „Du ſprichſt in Räthſeln, lieber Onkel.“ „Räthſel deren Löſung ſo nahe liegt“, ſagte der Präſipent. Wenn Du mich verſtehen willſt, wird es Dir ein leichtes ſein.“ der Tüa Onkel ic begreiße nig— 5 Kurze Nachrichten. In Karlsruhe treten heute die Regierungskommiſſare mit der Juſtizkommiſſion wegen der Grundbuchordnung und des Rechtspolizeigeſetzes zuſammen. Die Schlußſitzung findet vor Weihnachten, am Freitag, ſtatt. In Mainz wurde neulich eine Verſammlung des All⸗ deukſchen Verbandes abgehalten. Aus dem dort ab⸗ geſtatteten Bericht geht hervor, daß dem Verein jetzt 129 Orts⸗ gruppen zugehören, wovon 102 im deutſchen Reich, die übrigen im Auslande. Der Mitgliederſtand war am 1. Januar 1898 13 000, wogegen es heute über 17 000 Einzelmitglieder ſind, dazu kommen noch die körperſchaftlichen Mitglieder in der Zahl von 22 000, ſodaß ſich ein Geſammtmitgliederſtand von 40 000 ergibt. Die größte Ortsgruppe in Deutſchland iſt Hamburg, die Ortsgruppe Plauen zählt 600 Mitglieder. Ein württembergiſches Centrumsblatt behauptet, daß in Baden die Einführung von Orden bevorſtehe. Angeblich ſoll dem bekannten Benediktinerkloſter Beuron die 12 einer Filiale auf der Inſel Reichenau geſtattet werden. Haußmann⸗Gerabronn hat heute einen Antrag bei der württembergiſchen Kammer eingebracht, in Artikel 1 des Verfaſſungsgeſetzes den Wortlaut des Regierungsentwurfs wiederherzuſtellen und dem Könige das Recht zur Ernennung erblicher Miiglieder der 1. Kammer einzuräumen. Der Magiſtrat von Hof verbot nach den„M. N..“ auf Beſchwerde von höherer Stelle die Aufführung des Spektakelſtückes„Kapitän Dreyfus“. Der Bundesrath überwies in ſeiner geſtrigen Sitzung die Vorlagen beſreffend den Eentwurf eines Geſeßes über Aenderung und Ergänzung des Strafgeſetzbuches, betref⸗ fend die Abänderung und Ergänzung der zur Ausführung des Impfgeſetzes erlaſſenen Vorſchriften und den Entwurf eines Geſetzes für Elſaß⸗Lothringen betreffend die Ausführung des bürgerlichen Geſetzbuches den zuſtändigen Ausſchüſſen. Der„Reichsanzeiger“ veröffentlicht eine Verordnung, die beide Häuſer des preußiſchen Landtages auf den 16. Januar 1899 einberuft. Die Verwaltung der oberſchleſiſchen Königsgrube hat unter Hinweis auf die Fleiſchteuerung den Schichtlohn der ge⸗ ſammten Belegſchaft um 20 J aufgebeſſert. Die Erichtung eines Bismarck⸗Denkmals in Königsberg wird von einem Comitee geplant, an deſſen Spitze der General⸗Adjutant Kaiſer Wilhelms., General der Cavallerie Graf v. Lehndorff, ſteht. Die Mittel ſollen durch freiwillige Beiträge bezw. Sammlungen aufgebracht werden. Aus einer Umfrage geht hervor, daß 329 amerikani⸗ ſche Zeitungen für die Ausdehnungspolitik Me. Kinley's ſind, und 203 dagegen. Auf dem Berliner Schlachtviehhof iſt bei Rind⸗ und Hammelfleiſch der Preis im Vergleich zu 1891 ge⸗ ſunken. Auch betreffs der Schweine iſt keine Preisſteigerung, ſondern eine Preisermäßigung eingetreten. Was ferner die an⸗ gebliche Fleiſchnoth anlangt, ſo iſt zu beachten, daß der Auftrieb auf dem Berliner Viehhof im Monat November d. J. denjenigen des gleichen Monats des vorigen Jahrs bei allen wichtigen Arten von Schlachtvieh, insbeſondere auch bei dem Schwarzvieh, bei letzterem um—5 0, überſtiegen hat. Die„Nordd. Allg. Ztg.“ meldet, das vom Staatsſekretär Vr. Graf v. Poſadowsky in der Reichstagsſitzung vom 12. d. M. angekündigte Reichsgeſetz, das dier Bedingungen der Fleiſcheinfuhr allgemein regelt, befindet ſich noch im Stadium der Ausarbeitung und liegt dem Bundesrathe noch nicht vor. 1 Ein Deutſchamerikaner Knaack, der im November in einer Verliner Weinſtube ſich einer Majeſtätsbeleidigung ſchuldig gemacht hatte und ſeitdem in Unterſuchungshaft behalten worden war, wurde vom Landgericht freigeſprochen. Der Ge⸗ nichtshof nahm an, der Angeklagte habe ſich dabei nicht in normaler Geiſtesverfaſſung befunden. Der Verhandlung wohnte ein Mitglied der amerikaniſchen Botſchaft bei. „Gegenüber anderslautenden Meldungen theilt die„Poſt“ mit, daß nuch ihren Informationen von einem Ankauf der Inſel Fernando⸗Po im Kamerungolf urch Deutſchland in Berlin nichts bekannt iſt. In der franzöſiſchen Deputirtenkammer fanden erbitterte Redekämpfe um den geheimen Doſſier“ ſtatt. Es ſcheint, daß Schwierigketten mit dem Kaſſationshof beſtehen, und Viviani dürfte Recht haben mit ſeiner Vermuthung, daß der geheime Doſſier der Vertheivigung Dreyfus' vorenthalten werden ſoll, was der Kaſſationshof nicht acceptiren kann. Trotzdem erhielt Dupuh eine große Majorität. Es heißt, ferner, daß die in den letzten Tagen gemeldete Spionen⸗Affafre, die mehrere Verhaftungen herbeiführte, in Zuſammenhang mit den Unter⸗ ſuchungen in der Affafre Picquart ſteht. .„El bandelt ſich hier um fein Begreſſen. Srage Dein Herz zufß dies kann Dir Antwort geben! Und nun— zum Kuckuck, Junge, derlangſt Du denn von einem Vater, daß er noch weiter gehen ſolle, als er ſchon gegangen iſt!s“ Der Präſident hatte ſich erhoben. Mit energiſchen Schritten durchmaß er ſein Zimmer; abwechſelnd die Schöße ſeines langen ſchwarzen Rockes hinab⸗, die Spitzen des ſteifen weißen Halskragenz hinaufziehend. Nugenſcheinlich vermied er es geflifſentlich, Friedrich anzuſehen, und dieſem konnte jetzt nichts lieber ſein. Mit weit aufge⸗ riſſenen Augen ſaß er regungslos da. Träumte er? Hatte der Onkel Präſident, der ſtolze, jeder Nachgiebigkeit fernſtehende, ſtarre Juriſt, das wirklich Alles geſagt, was eben hier vor ſeinen, vor Friedrichs Ohren, geſagt worden war? Wie ein Märchen erſchien es ihm! Und doch, doch war es die Wahrheit! Friedrich wachte, er ſaß bewegungs⸗ f im und da vor ihm ſchritt der Onkel umher wie ein ruße⸗ ſer „Frage Dein Herz!“ hatte der Präſident geſagt. Ach, dieſes Herz, an das der ſcheinbar ſo kalte Vater und Onkel jetzt apellirte, Jatt ſel geſtern nur noch eine Antwort auf alle Fragen:„Ika!“ Der Präſident blieb ſtehen, aber ohne Friedrich anzublicken. ich ſehe,“ ſagte er,„daß Dich mein Vorſchlag überraſcht, Ich bin gewiſſermaßen ſelbß von dem überraſcht, was ich geſagt habe, und gäbe viel darum, die Sache ſtände umgekehrt: Du hätteſt geredet und ich wüßte nicht ſogleich, was ich antworten ſollte.“ Lieber Onkel,“ brachte Friedrich mühſam hervor,„verzeih— aber ich habe Emma nie anders denn als meine Schweſter bekrachtet. Sie iſt mir ſtets eine liebe Freundin geweſen und— Und dieſes Gefühl wäre nicht ausreichend, Dir, dem Manne, der Welt und Menſchen kennt, die beſte Garantie künftigen Glückes 10 bieten? Eine beſſere Garantie, als es mächtig auflodernde Leiden⸗ chaft vermöchte, deren Flammen wohl Gluth, aber nicht nachhaltige Wärme verbreften. Wie Emma über Dich denkk, iſt mir klar geworden, als wir Dich— umſonſt erwarteten, und heute, als ihr Jubelruf erſchallte, bei Deinem Kommen. Ich weiß jetzt, daß Sie Dich liebt. Du aber— auch das weiß ich—, Du haſt ein freies, jeder Feſſel ent⸗ — Aus Petersburg melden engl. Blätter: Die Bevolte⸗ rung Finnlands lehne ſich gegen die ruſſiſchen Behörden auf. Sie widerſetze ſich dem Aufgebote der jungen Finnländer unter die ruſſiſchen Fahnen. Der Miniſter der Provinz Finn⸗ land und der Kriegsminiſter wurden zum Zaren berufen. Aus Sladt und Cand. » Maunheim, 21. Dezember 1898. * Der Großberzog von Baden bei den Laudwehr⸗ und Reſerveoffizieren in Karlsruhe, Die Vereinigung der Reſerve⸗ und Landwehroffiztere Karlsruhe feierte vorgeſtern im kleinen Saale der Feſthalle das Weihnachtsfeſt. Der Großherzog hatt⸗ die Guade, dateß ſeine Anweſenheit das Offizierkorps auszuzeichnen Erſchienen waren ferner der kommandirende General von Bülow, der Divi⸗ ſionskommandeux General von Oertzen, der Brigadekommandeur General von Hugo aus Raſtatt, ſowie mehrere andere höhere Of⸗ fiziere, Geh. Oberregierungsrath Frhr. von Bodman, Oberbür⸗ germeiſter Schnetzler u. A. Im Laufe des Feſtmahles dankte der Bezirkskommandeur Herr Oberſtlieutenant Frhr. Röder von Diersburg dem Großherzog für die Theilnahme an dem Feſte und feierte ihn in einem Hoch. Unmittelbar darauf erhob ſich der Großherzog und führte Folgendes aus: Von Herzen danke er dem Herrn Oberſtlieutenant für ſeine Rede und allen Anweſenden für ihre freudige Zuſtimmung. Der Faunt Oberſtlieutenant habe ausgeſprochen, was ihn beſonders ewege und was Allen am Herzen liege. Es ſei ihm eine be⸗ ſondere Freude und Genugthuung, im Verein weilen zu können und ſich davon zu überzeugen, wie feſt die Organiſation des d Altem Herkommen getreu gedenke er Seiner Mazeſtät des Kaiſers, der nach ſeiner Orientreiſe die erſten Stunden der Ruhe in Schloß Baden zugebracht habe. Der Großherzog ſchloß mit dem Wunſche, daß unſerem erhabenen Kaiſer, deſſen gewiſſenhaftes Beſtreben es ſei, allezeit das Wohl des Reiches zu fördern, noch Vieles im Intereſſe des Reiches gelingen möge, und brachte Seiner Majeſtät ein dreifaches Hurrah, welches jubelnd ge⸗ rufen wurde. Nach Beendigung des Mahles erſtrahlten die Lichter des Weih⸗ nachtsbaumes und der Herr Bezirkskommandeur überreichte im Namen der Vereinigung dem Großherzog eine Weihnachtsgabe. Es folgten hierauf die Aufführungen muſikaliſcher und humoriſtiſcher Art, Zum Schluſſe wurde die Gabenverlooſung vorgenommen. *Herrn Kommerzienratz Dr. Carl Clemm in Ludwigs⸗ hafen ſind, ſo ſchreibt der„N. Pf. Kur.“ von einem Konſortium eine bedeutende Summe für ſein prächtiges Beſitzthum am Rheinufer ge⸗ boten worden, doch hat Herr Clemm bis jetzt noch nicht definitiv zu⸗ geſagt. Ein ev. Wegzug des Herrn Dr. Carl Clemm von hier würde für die Stadt Ludwigsbhafen und für den bayeriſchen Staat einen empfindlichen Verluſt bedeuten. Das genannte Ludwigshafener Blatt deutet an, daß Herr Clemm nach Mannheim überzuſiedeln gedenkt und fordert die Ludwigsbafener Stadtverwaltung ſowie das dortige Bezirksamt auf, Herrn Dr. Clemm zum Verbleiben in Ludwigshafen zu veraulaſſen, da ſich ſein Wegzug„ſchon bei dem nächſten Umlage⸗ zettel ſehr ſchmerzlich bemerkbar machen würde.“ Die kürzeſten Tage ſind die vom 17, bis 24. Dezember, ſte dauern ca. 7½ Stunden. Die Sonne geht Morgens gegen 8¼ Uhr auf und bereits um 35 Uhr wieder unter. »Rhein⸗Neckar⸗Militär⸗Gauverband. Der Kranz, welch a am Sonntag auf dem Grabe des Oberſten v. Renz niedergelegg wurde, iſt von den ſechs militäriſchen Vereinen Mannheims g7% widmet, welche dem badiſchen Militärvereins⸗Verbande angehüöre, nicht allein vom Militärverein Mannnheim, wie vorgeſtern irrthümlich berichtet wurde. Verband Deutſcher Drahtſtiften⸗Fabrikanten. Mit Wirkung vom 1. Oktober 1898 iſt eine Vereinigung zu Stande gekommen, Die Leitung iſt in Händen der Berliner Firma Delbrück, Leo& Comp. Dieſelde hal in Berlin, Hammi W. und Mannheim Bureau errichtet. Die Preiſe für neue Abſchlüſſe ſtellen ſich weſent⸗ lich höher als ſeither. leber eine bedentungsvolle Erſtindung des Herrn Theod. Maas in Mannheim leſen wir in der„Köln. Ztg.“ in einem„Aus der Welt der Technik“ betitelten Artikel:„Für die Sicherheit des Betriebes iſt es von außerordentlicher Wichtigkeit, dauernd über den richtigen Waſſerſtand im Dampfkeſſel unterrichtet zu ſein. Im An⸗ fange kamen hierſür lediglich Probirhähne in Betracht Einen großen Fortſchritt bezeichnete es, als zur Erreichung dieſes Zweckes die ſo⸗ genaunten Waſſerſtandsgläſer erfunden wurden, die freilich auch ihre Uebelſtände hatten. Dieſen Nachtheilen abzuhelfen, dient der von 99 Firma Maas in Mannheim in den Handel gebrachte Waſſerſtand zeiger, dem der Beifall größerer Verwaltungen bereits zu Theil ge⸗ worden iſt. Während das gewöhnliche Waſſerſtandsglas mittels ein⸗ facher Stopfbüchſen in Hähne eingeſetzt iſt, die in die hintere Keſſel⸗ wand eingeſchraubt ſind, ſo daß beim geringſten Verziehen dieſer Wand oder durch ſchiefes Einſetzen Spannungen im Glaſe entſtehen, die den Bruch deſſelben herbeiführen, wird das vorgenannte Glas nicht in dieſe Hähne eingeſetzt. Es wird pielmehr an jeder Seite mit einem ſelbſtändigen, ſtopfbüchſenartigen Körper verſehen, während die Hahnkörper ſelbſt mit kugelartigen Aufſätzen verſehen ſind, von denen der obere mittels einer Spindel verſtellbar iſt; das fertig montixte Waſſerſtandsglas wird mit den Stopfbüchſen zwiſchen dieſe Kugelecalotten gebracht und durch einfaches Niederſchrauben der Spindel des obern Hahnes ſicher feſtgehalten. Abgeſehen davon, daß das Einſetzen eines ſolch fertig montirten Glaſes in der denkbar kürzeſten Zeit vorgenommen wird, denn nur ſolche werden in Reſerve gehalten, bewirken auch die kugelförmigen Anſätze an den Hähnen, daß ſelbſt beim Verziehen der Wandung oder bei nicht geradem Einſetzen dennoch Spannungen im Glaſe nicht hervorgerufen wer⸗ den. Dieſe Vortheile kommen naturaemäß nicht nur Lokomotiv⸗ „Sagteſt Du das nicht unumwunden noch in Deinem leßten Brief an mich, in dem Du Deine Ankunft meldeteſt? Vor vier Tagen erſt ſchriebſt Du es, und dieſes Bekenntniß trägt die Mitſchuld an dem, was ich Dir hier vorhin geſagt habe. Keine Antwort jetzt, Fritz; ich erwarte, ja, ich wünſche ſie nicht! Geh mit Dir zu rathe, mein Sohn, und laß mich morgen Deinen Entſchluß wiſſen; ſprich mit Emma, oder— reiſe ab! Es ſei fern von mir, Dich noch mit einem einzige Worte beeinfluſſen zu wollen. Adieu! Ich mache jetzt meinen e wohnten Spaziergang, und wenn wir uns heute Abend im Sal beim Theetiſch kreffen, dann laß uns Beide ein wenig Komödie ſpielenße⸗ damit das Verabredete ausſchließlich Geheimniß für uns Beide bleibt.“ Der Präſident verließ das Zimmer, Friedrich hörte, wie er draußen auf dem Korridor dem alten Diener einige gleichgiltige Auf⸗ trüäge gab; dann hörte er ihn die Hausthür öffnen und ſchließen, ſah ihn unter den Fenſtern ſeines Arbeitszimmers vorübergehen und hörte ſeine Schritte allmählich verhallen. Ja, hatte denn Friedrich nicht Wichtigeres zu bedenken? Durch⸗ jagte ihn keine Sturmfluth von Gedanken und Gefühlen? Gab es keinen Kampf in ſeiner Seele? Nein, ſein Entſchluß lag ſonnenklar vor ihm— eine goldene, alles verklärende Morgenröthe breitete ſich über das Bild ſeiner zu⸗ künftigen Tage. Im kleinen Garten hinter dem Hauſe des Präſidenten lagerte ſich über Gebüſch und Raſenflächen bereits der Abendſchatten, nach er⸗ ſchlaffender Abedſonnnengluth Erquickung ſpendend. Friedrich ſchritt auf den altbekannten Pfaden langſam auf und ab; Alles, was ſeine Seele vor wenig Zeit erſt ſo mächtig bewegt hatte. war, einer einzigen Rieſenwelle vergleichbar, fortgezogen. Sein Herz. ſchlug ſo beglückt ruhig in ſeiner Bruſt. Es athmete mit Wonne dis Wohlgerüche der wohlgepflegten, reichbeſtandenen Blumen⸗ „O Du poetiſcher Träumer!“ erſcholl es plötzlich dicht neben ihm, und Emma ſtand an ſeiner Seite.„Du ſiehſt und hörſt nichts, ſo große Mühe ich mir auch ſchon eine geraume Weile gebe, dem Herrn Veiter die Nähe ſeines unbedeutenden Bäschens zu berrathen.“ Gortſetzung folgt behrendes 25— 1 Heeres gefügt ſei, welches die Grundlage unſerer Kraft iſt. / eeerr 7 ˙ — 11˖———— 9— 9„„rr 4 e e — „ e 55 1

18 e⸗ le e, en i⸗ ur f⸗ ire⸗ kte ſte er e⸗ te ee en en 8⸗ Ne e⸗ U⸗ re enreleeen eeee ee 7 wie man ja auch z. B. nicht Dresdenſer ſtatt„Dresdener“ ſagt. 9 wverſehener einſamer Mann ritt im Maut helm, 21. Deiember⸗ General⸗Anzeiger. 8. Seite: — ant ſondern auch ſtalſonären und Schiffskeſſeln in gleichem Maaße zu Gute. Hermaun Waldeck's Weihnachtsgabe„Norr nit brumme!“ (Humoriſtiſche Gedichte und Humoresken in pfälzer Mundart) erfreuen ſich der beſten Aufnahme in weiteſten Kreiſen. Von vielen aus⸗ wärtigen Städten liegen bei der Verlagsbuchbandlung(Eruſt Aletter in Maunheim) zahlseiche Beſtellungen auf das von überaus wirk⸗ ſamem Humor erfüllte Werkchen vor. Auch auswärtige Blätter, wie der„Schwäb. Merkur“ und die„Darmſtädter Zeitung“, brachten ſehr günſtige Recenſionen. Derb wie der pfälziſche Dialekt iſt auch der Humor in dieſen Gedichten. Wirkungsvoll ſind ſie alle mit ihren überraſchenden Schlußpoinken, ihrer unwiderſtehlichen Detailkomik und ihren mannigfachen ſatiriſchen Beziehungen. Nummern wie das Gedicht„Der fliegende Holländer“ oder die Humoreske„Wie der Herr Keittelberger um beinoh ſein ganz Gerſchtel kumme is“ ſind Schlager erſten Ranges für den Vortrag in Geſellſchaften und Vereinen. * Badener oder Badenſer? Eine intereſſante Umfrage hat der Vorſizende des Berliner„Vereins der Badenſer“, Herr Emil Faller veranlaßt. Er richtete an die erſten Germaniſten an zwölf deutſche Univerſitäten die Frage, ob ſich die Einwohner des Großherzogthums Baden richtiger„Badenſer“ oder„Badener“ nennen ſollen. Dem einem Berliner Blatte von Herrn Faller zugeſtellten Antwortenmaterial ſind folgende Ausführungen entnommen. Alle zwölf namhaften Germa⸗ niſten erklären mit Entſchiedenheit, daß es„Badener“ und nicht „Badenſer“ heißen müſſe. Die Form„Badenſer“ iſt einer halblatei⸗ niſche Zwitterbildung, die unglückliche Latiniſirung des Wortes „Badener“, die in korrektem Latein„Badeniensis“ heißen würde. Aber der Deutſche pflegt die Bewohner der deutſchen Gaue ja nicht mit lateiniſcher Form zu nennen, ebnſowenig wie die Bewohner der 5 d⸗ her ſind die Formen„Bremenſer“,„Hallenſer“, ebenſo unberechtigt. Aus klanglichen Rückſichten hat man allerdings noch einer anderen deutſchen Bevölkerung eine lateiniſche Namensform gegeben. Man ſagt, ebnſo fälſchlich wie„Badenſer“,„Hannoveraner“, weil angeblich „Hannoverer“ ſchlecht klingen ſoll. Goelhe hat übrigens, nachdem er zuerſt„Badniſche“ ſchrieb, die Form„Badenſer“ gebraucht, wohl, weil ihm die latiniſirten Formen„Weimaraner“ und„Jenenſer“ nahe lagen. Ob ſich nach dieſen bündigen Ausführungen das Groß⸗ herzogthum Baden für die Anwendung der Form„Badener“ entſcheiden wird, iſt zweifelhaft. Bayern hat das durch Ludwig JI. befohlene undeutſche„y“(früher ſchrieb man„Baiern“) ebenſowenig beſeitigt, wie Württemberg ſein überflüſſiges zweites t, das durch Wilhelm I. in den Namen des ſchwäbiſchen Königreichs kam. * Der nationaſſibe ale Kezirksverein Unterſtadt 1 bielt geſtern Abend im Badner Hofe ſeine diesjährige Generalverſammlung ab, die gut beſucht war. Vor Eintritt in die Tagesordnung widmete der Vorſitzende des Bezirksvereius, Herr Jakob Kuhn, dem ver⸗ Altreichskanzler Fürſten Bismarck einen tiefempfundenen achruf, an deſſen Schluß ſich die Anweſenden zum ehrenden Ge⸗ dächtniß an den großen Todten von ihren Sitzen erhoben. Sodann erſtattete Herr Kuhn den Bericht über die Thätigkeit des Vereins im abgelaufenen Jahre, wobei er beſonders die verfloſſenen Reichstags⸗ waählen beleuchtete und die Lehren erörterte, die aus dem Ausfall diefer Wahl zu ziehen ſind. An dieſes von der Verſammlung mit großem Intereſſe aufgenommene Referat ſchloſſen ſich die Neuwahlen des Vorflandes, die ſich in voller Harmonie abwickelten. Hiermit war die eigentliche Tagesordnung erledigt, jedoch blieb man noch lange Zeit in regem Gedankengustauſch über ſtädtiſche Frage beiſammen. „ Der Sehwahen⸗Elub zu Maunheim beging am Samſtag Dum Scheffeleck⸗Sgal“ ſein 20tes Stiftungsfeſt, verbunden mit Weih⸗ machtsſeier. Der Vorſtand eröffnele das Feſt mit einer begeiſtert faufgenommenen Anſprache, unter anderem darauf hinweiſend, wie er Verein während der 2 Dezennien wohl ſo manche Kriſen durch⸗ znmachen, dieſelben aber immer wieder überwunden hatte. wofür er gegenwärtige Stand des Vereins den beſten Beweis liefere. Er legte den Mitgliedern mit warmen Worten an's Herz, auch ferner⸗ hin wacker zuſammenzuhalten und treu zu der Fahne des Clubs zu ſtehen. Hierauf folgten, in der Abwicklung des ziemlich reichhalligen Programmes, Klavier⸗, Piſion⸗ und Geſangs⸗Piecen, alsdann Vor⸗ träge in ſchwäb. Mundart, ein Geſangsterzeit, Couplets ꝛc., welche alles Lob verdienten und auch erhielten.— Ebenſo erntete das erſt in der jüngſten Zeit gegründete Quartett großen Beifall mit ſeinen, für die kurze Uebungszeit wirktich gut vorgetragenen Liedern. Den Mitwirkenden, Herren Bartholomä Bott, Eberhard, C. Fähnle, Jäkfe, Hiesphil und Herrm. Perrot, fämmtlich Mitglieder des Vereins, gebührt der beſte Dank.— Der Schwaben⸗ Club zu Mannheim kann mit Befriedigung auf ſein 20. Stiftungs⸗ ſeſt zurückblicken, ein vivat, oressat forszat dem ſtrebſamen Verein. „ Das Straßenbahnweſen unſerer Stadt ſcheint nunmehr Aendlich vor der längſt erſehnten Reform zu ſtehen. Eine gründliche Moderniſirung iſt von Nölhen, denn die jetzigen Straßenbahnver⸗ hältniſſen genügen den Bedürfniſſen unſerer auſwärtsſtrebenden ver⸗ kebrs, und gewerbsreichen Stadt ſelbſt dann nicht, wenn man den denkbar beſcheidenſten Maaßſtab anlegt. Der Gerechtigkeit halber muß aber konſtatirt werden, daß die Schuld an dieſer Mangelhaf⸗ tigkeit unſeres Trambahnweſens nicht der Direktion deſſelben zugemeſſen werden kaun, denn dieſe hätte ſicher gern eine voll⸗ ſtändige moderne Umgeſtaltung des ganzen Betriebs vorgenommen. Es iſt aber ganz ſelbſtverſtändlich, daß eine Trambahn⸗Verwaltung, deren Betriebskonzeſſion dem Ende entgegengeht, keine Luſt verſpürt, wenige Jahre vor dem Erlöſchen der Konzeſſion noch große Um⸗ und Neubanten an dem Schienennetze vorzunehmen und Hundert⸗ t ſende für Penerungen aufzuwenden, welche hinfällig werden, noch ehe ſie im Stande ſind, gewinnbringend zu wirken. Das mögen di jenige wenunheimer, welche nächſt dem Theater mit Vorliebe am Meiſten auf die Trampahn ſchimpfen, in Rückſicht ziehen, wenn ſie ſich nicht dem Vorwurf der Ungerechtigkeit und der Uudilligkeit aus⸗ ſetzen wollen. Die Berwaltung der Trambahn hat ſich wiederholt ————————————————— Des Geheimniß des Mahdi. Die jett von den Engländern unter Kitcheners Führung bei Omdurman niedergeſchlagene Mahdi⸗Bewegung hat ſchon früher Vorläufer gehabt. Mahdi oder Machdi, Mechdi bedeutet Führer, Wegweiſer, und die Sache lief auf eine Regeneration des Islam, auf ein kraftvolles Zaſommenfaſſen aller Mohamedaner hinaus. Alles iſt aber bekanntlich ſchon dageweſen, ſo auch der Mahdismus. Im Jahre 1785 trat im öſtlichen Kleinaſten ein Mhadi auf, der ſich den Propheten Manſur nannte.. ein mit einem grünen Turban, Ider für die Nachkommen Mohameds charakleriſtiſchen Kopfbedeckung, März des Jahres in ein kurdiſches Städtchen ein, ohne Anhänger, Freunde und Geld. Seine impoſante Geſtalt, ſein fürſtliches Benehmen, ſein prächtiger ſchwarzer Bart, Alles erregte Aufmerkſamkeit. Seine Rede war gemeſſen und würdig, ſein Organ klangvoll; in der Begeiſterung entfaltete er hervorragende Rednergaben und riß alle Zuhörer mit ſich fort. Dieſer Reformator des Islam ſtellte ein neues Glaubensgeſetz auf, deſſen Dogmen er von überallher entnommen hatte, dem Koran der Gläubigen, der jüdiſchen Thora, den Satzungen der Heiden— ſelbſt dem Chriſtenthum; denn der letzte Paragraph des Glaubensbekenntniſſes, das er verkündigte, lautete:„Du ſollſt Gott den Herrn von ganzer Seele lieben und deinen Nächſten wie dich ſelbſt.“ Ein Schwärmer! Ein Sektirer! ſagten manche rechigläubigen Mohamedaner und zuckten mit den Achſeln— die Welt des Islam hat von jeher Ueberfluß an Geheim⸗ bünden, Orden und religiöſen Genoſſenſchaften gehabt. Doch bald ewann er Freunde, ſeine zündenden Worte erregten Begeiſterung, fein vorwurfsfreies Leben fand Bewunderer; und als ihm zwei ge⸗ heimnißvolle Reiſende Waffen und Geld überbracht hatten, zog er am 20. Ayrff mft einigen achtzig Bekehrten aus, um die Welt zu erobern. Ein Schneeball, der von der Höhe des Berges herabrollt und zur Lawine wird! Die tapfere kleine Schaar begab ſich nach der Stadt Taku. Das neue Geſetz ward verleſen und bekannt gemacht; viele Bürger ſchloſſen ich an, die Widerſtrebenden traf die Schärfe des Schwertes. Unzu⸗ riedene aus den benachbarten Dörfern und Städten ſtrömten herbei, das Heer wuchs, im Mai zählte es bereits mehr denn zweitauſend ſchlecht bewaffnete, aber fanatiſch erregte Krieger. Man zog gen Bitlis, einer Stadt von zwanzigtauſend Bewohnern; die Citadelle berelt erklrt, die nothwendige Modernftrung des Vetrſebes vor⸗ Schweßſngen zählt das Urtheil des Schöffengerichts Schwegingen zunehmen, falls eine Verlängerung der Konzeſſion erfolge. Der Stadtrath ſab ſich jedoch veranlaßt, auf eine weitere Konzeſſions⸗ Ertheilung nicht einzugehen, und ſo blieb der Trambahn nichts Anderes übrig, als von der geplanten völligen Uungeſtal⸗ tung Abſtand zu nehmen. Hocherfreulich iſt es, daß nunmehr die Vorbedingungen geſchloſfen worden ſind, um dieſen un⸗ haltbaren Zuſtänden ein Ende zu machen. Nachdem ſich der Stadt⸗ rath das Recht der jederzeitigen Uebernahme der Trambahn durch ein gütliches Abkommen mit der belgiſchen Trambahngeſellſchaft geſichert hat, dürfte dieſe Uebernahme unter Zahlung einer entſprechenden Ent⸗ ſchäbigung recht bald erfolgen. Eine Beſchleunigung der Angelegenheit iſt nolkhwendig, um die Moderniſirung des ganzen Straßenbahnweſens unſerer Stadt genügend vorzubereiten, damit mit der ſeinerzeitigen Eröffnung des ſtädtiſchen Elektrizitätswerkes auch der elektriſche Betrieb der Trambahn beginnen kann. Wie wir hören iſt die Legung zahlreicher neuer Linien in Ausſicht genommen. In der erſten Neihe ſteht die Führung einer Linie um die Ringſtraße, eine dringende Nothwendigkeit, der ſchon längſt hätte abgeholfen werden müſſen. Ferner kommt eine andere Linie durch die Jung buſchſtraße nach der projektirten neuen Neckarbrücke. Weiter werden neue Schienenſtränge gelegt: durch die Seckenheimerſtraße nach dem Schlacht⸗ und Viehhof, durch die Langenrötterſtraße nach der neuen Kaſerne, ſowie durch die Dammſtraße nach dem Induſtriehafen. Weiter werden elektriſche Wagen laufen nach Waldhof⸗Sandhofen, nach Neckarau und nach Käferthal. Der jetzt eingeleiſige Betrieb innerhalb der Stadt wird wird zu einem zweigeleiſtigen umgeſtaltet unter Einführung von Halteſtellen. Die Herſtellung der Straßenbahnwege wird voraus⸗ ſichtlich durch die Stadt erfolgen, während der Betrieb vielleicht an eine Unternehmerfirma verpachtet werden dürfte, die von ihrem Reingewinn einen entſprechenden Theil der Stadtkaſſe zuzuweiſen hätte. Jedoch be⸗ finden ſich dieſe Dinge noch vollſtändig im Stadium der Erwägung, ſodaß etwas Poſitives ſomit abſolut noch nicht geſagt werden kann. * Das hieſige Schöffengericht verhandelte geſtern und vor⸗ geſtern einige intereſſante Fälle: 1) Am 16. Septbr. ergab eine Re⸗ viſion auf dem Schraubendampfer„Herrmann“ daß das am Dampf⸗ keſſel befindliche Sicherheitsventil zu ſchwer behängt war und der Druck der Athmoſphäre über das zuläſſige Maß hinausging. Vom Autsgericht erhielten dieſerhalb der Maſchiniſt Heinrich Helferich von Dürkheim 10 T ge Gefängniß, der Kapitän H. Lerch 60 Mk. Geldſtrafe und der Schiffsbeſitzer Hermann Schrör 80 Mk. Geldſtrafe. Die Verurtheilten legten Berufung ein, die zur Folge hatte, daß der Kapitän freigeſprochen, die Strafe des Schrör auf 40 Mk. ermäßigt und die des Maſchiniſten in einech löbuße von 40 Mumgewandelt wurde. 2) Der Milchhändler Johann Müller von gier rief am 28. Oktober auf der Neckarbrücke einem mit einer Abtheilung Soldaten vorbei⸗ marſchirenden Unteroffizier eine Beleidigung zu. Das Schöffengericht verurtheilte ihn zu 10 Mark Geldſtrafe und zur Tragung der Koſten. Außerdem iſt das Urtheil im„General⸗Anzeiger“ auf Koſten des Beleidigers zu veröffentlichen.— 3) Wegen groben Unfugs, begangen durch unfläthige Beleidigungen des Fürſten Bismarck in der Wirth⸗ ſchaft zum„Kreuz' in Ilvesbeim, hatte der Cigarreumacher Peter Diter von Fußgönnheim vom Bezirksamt 4 Tage Haft erhalten. Er legte Berufung ein, die den für Diter unerwartelen Erfolg hatte, daß die Strafe auf 3 Wochen Haft erhöht wurde. * Der Wiunter hat mit dem heutigen Tage kalendermäßig ſeinen Einzug gehalten. Zur Feier des Tages fielen einige Schneeflocken. Die Firma Gebliüder Buddeberg hat mit Genehmigung der zuſtändigen Behörden, in uneigenütziger Weife, je ein großes, hübſches Thermometer an der Rheinbrücke und dem Hauptbahnhof aubringen laſſen. Konkurſe in Baden. Schwetzingen. Ueber das Ver⸗ mögen des Bäckermeiſters Peter Lutz in Friedrichsfeld; Konkurs⸗ verwalter Kaufmann J. Peter Seitz in Schwetzingen. Aus dein Groſilerſogtlum. Konſtanz, 20. Dez. Die Vauten des Elektrizitätswerkes bei Rheinfelden nehmen immer einen größeren Umfang an und ſchreiten bei günſtiger Witterung raſch vorwärts. Vor kurzer Zeit wurde auch ein vorläuſiger Einbau in den Rhein fertig geſtellt, wodurch der Kanalanlage bedeutend mehr Waſſer zugeführt wird. Die rieſige Waͤſſerkräſte von rund 16000 Pferdekräften ſollen dem Vernehmen nach bis auf einen kleinen Theil endgiltig vergeben ſein, ſodaß ſich die Geſellſchaft in nicht zu ferner Zeit mit dem Plan einer weiteren Anlage wird befaſſen müſſen. Aus Rheinfelden wird berichtet, daß das ſecundäre Leitungsnetz der Kraftübertragungswerke am 15. dem Betrieb übergeben worden ſei. Die Beleuchtung ſei übderraſchend wirkungsvoll und ſtelle das bekannte Auer⸗Glühlicht bedeutend in den Hintergrund. Die Bevölkerung iſt begeiſtert für das„Hepxen⸗ licht“, und beſonders befriedigt ſcheinen die Kleininduſtriellen mit den Tagesmotoren zu ſein, die am 16. zum erſten Mal funktionirten. Gerichhtszeitung. Mannheim, 20. Dez. Strafkammer II. Vorſitzender Herr Landgerichts⸗Direktor Dr. Weſt, Vertreter der Großh. Staatsbehörde Herr Ref. Koch. 1) Der 40 Jahre alte Mechaniker Johann Boch von Buch⸗ klingen wurde im letzten Sommer von ſeinem Eiſenlieferanten, dem Kaufmann Hermann Schwiefert in Weinheim betrieben. Er erſuchte den Kaufwann in einem Briefe um Ausſtand bis 1. November und fügte hinzu:„Sollten Sie mit meinem Vorſchlag nicht eiuverſtanden ſein, ſo werde ich eine Anzeige machen, denn ſo oft ich bei Ihnen das Eiſen nachwog, nur ein einziges Mal das Gewicht geſtimmt hat, was ich durch Zeugen beweiſe. Achtungsvoll J. Boch“. In dieſer Drohung erblickte das Gericht eine Erpreſſung und verurthente den Angeklagten zu 8 Tagen Gefängniß. Verth.:.⸗A. Dr. Köhler. 2) Gin beträchtliches Sündenregiſter des früheren Bürgermeſters Mechling und des ebenfalls verfloſſenen Gemeinderaths vou DSDS————— der Stadt befehligte ein türkiſcher Paſcha, der mit ſeinen 500 Sol⸗ daten Widerſtand zu leiſten beſchloß. In einer dunklen Regennacht kletterten die Reformer mit ihrem Mahdi die ſteilen Felſen der Feſte empor und metzelten die Beſatzung nieder. Wenige Tage nach dieſem kühnen Handſtreich zählte die Armee bereits über 5000 Mann— in raſchem Siegeslauf ging es weiter, Stadt um Stadt fiel, Achalzik ward wie Bitlis erſtürmt, mit 40,000 Mann klopfte Manſur, der Siegreiche, an die Thore Erzerums, das ſich ihm ohne Schwertſtreich ergab. Schon damals war der Türke, der am goldenen Horn zu Stam⸗ bul gebot, ein kranker Mann, ſein Thron ſtand auf morſchen Füßen; wäre der Mahdi wider die Stadt Konſtantinopel gezogen, wer weiß, ob er nicht ein neues, kräöftigeres Reich hätte errichten können! Allein die türkiſche Diplomatie erwies ſich als ihm überlegen. Man wandte die dräuende Gefahr ab, indem man den Mahdi vermochte, nach Oſten zu ziehen, ſtatt weſtwärts den Siegesmarſch zu richten. Heraclius don Georgien ſtellte ſich mit 50,000 Mann, unter denen ſich auch ein ruſſiſches Hülfskorps befand, dem Gefürchteten entgegen. In blutiger Schlacht vernichtete der Mahdi dies Heer und eroberte alles Land ſüdwärts der Kämme des Kaukaſus, auch das prangende Tiflis, wo er ſeinen Sitz aufſchlug. Es war der Höhepunkt ſeines Glückes. Der Konflikt mit den Nuſſen vernichtete ſeine Träume. Den General Apraxin beſiegte er, aber das ruſſiſche Geld machte ſeine An⸗ hänger wanken. In Anapa nahm ihn ein anderer ruſſiſcher General gefangen;„jeder Zoll ein König“, ſo ſchritt er aus der Feſtung, ſtolz und würdevoll, und ergab ſich den Moskowitern, die ihn in einem Städtchen am Schwarzen Meer internirten. Dort iſt er ſchon 1798 aus Langeweile oder an gebrochenem Herzen— ein glühender Ehrgeiz beſeelte ihn— geſtorben. Und ſein Geheimniß e Ein Profeſſor hat jüngſt ſeine Selbſtbiographie entdeckt. Dieſer Manſur, der Mahdi des 18. Jahrhundert, war ein italieniſcher Aben⸗ teurer Namens Jean Baptiſt Boetti. Ein deutſcher Händler, Samuel Goldenberg, und ein Armenier, beide aus Skutari, hatten ihn mit Geld verſehen und ihn dadurch in den Stand geſetzt, die Rolle als Reformator des Islams zu ſpielen. In der Turiner Bibliothek finden ſich die Beweiſe dieſes großartigen Kompagniegeſchäfts. Eine ragenden Fachmännern. ſchöne Georgierin, die ihn ins Exil begleitet hatte, entfloh eines Tages mit einem Vertrauten des Ex⸗Mabdi, einer Summe Geldes und ſeinen 4* gegen den Metallfraiſer Georg Rey von Plankſtädt auf, welcher am 11. Nov. d. J. wegen Beleidigung Mechlings und des Gemeinderaths zu einer Geldſtrafe von 20 M. verurtheilt worden war. Rey hatte Berufung gegen dieſes Urtheil eingelegt. Unter der ſrüheren Ge⸗ meindeverwaltung waren eine Reihe ſchwerer Mißſtände zu Tage getre⸗ ten. Inſolge mangelnder Kontrole konnte der ſtädtiſche Waagemeiſter Schweickert längere Zeit Umerſchlagungen verüben, die zu ſeiner Per⸗ urtheilung vor dem Schöffengericht führten. Der Gemeinderechner Keßler wurde wegen unordenklicher und nachläfſiger Geſchäftsführung vom Bezuksamt disziplinariſch beſtraft. Die ſtädtiſche Sparkaſſe büßte beim Zufammenbruch des Bankhauſes Maas in Mannheim, wo Gelder derſelben weit über die von der Aufſichtsbehörde geſtattete Höhe hinaus angelegt worden waren, beträchtliche Summen ein. In eiger Beleidigungsſache, die im vorigen Jahre ſpielte, wurde feſtgeſtellt, daß eine Summe von 1000 Mk. monatelang in einer Abtheilung des Kaſſenſchrankes lag, zu der ſämmtliche Gemeindebedienſtete tagtäglich Zutritt datten, ohne daß ſich Jemand um das Geld bekümmerte. Als im Sommer. d. Js. die Gasfabrik in Schwetzingen in den Beſitz der Gemeinde übergehen ſollte, war mau in Schwetzingen einig, daß der Gemeinderath nicht fortwirthſchaften dürfe Bürgermeiſter Mechling erhielt in der Sitzung des Bürgerausſchuſſes dom 9. Juli ein Mißtrauensvotum und legle infolgedeſſen ſein Amt nieder. Die ſoz.⸗dem. Fracion des Büger⸗ ausſchuſſes, deren Führer Rey iſt, brachte in der Sitzung des Bürger⸗ ausſchuſſes vom 16. Juli d. Is. den Antrag ein, auch den Gemeinde⸗ rath ein Mißtrauensvotum zu ertheilen In dieſem Anlrag iſt u. a. fol⸗ gender Paſſus enthalten: Sollte ſich der Charakter und die Ehr⸗ gefühlsloſigkeit des jetzigen Gemeinderathes nicht dazu bewegen laſſen, ihr Amt niederzulegen, ſo ſieht ſich der Bürgerausſchuß ge⸗ zwungen, den§ 24 Abſ. 1 der Gem.⸗Ordnung in Anwendung zu bringen. Wegen dieſes Vorwurfs mangelnden Ehrgefühls wurde Rey zu der Geldſtraſe bon 20 Mk. verurkheilt. Die Berufung Reys, welche ſich darauf ſtützte, daß er die Abſicht der Beleidigung nicht gehabt habe, und daß ihm der Ausdruck„Ehrgefühlsloſigkeit“ nur aus ſtiliſtiſchem Ungeſchück unterlaufen ſei, würde verworfen. Die Aa hatte, wie in Schwetzingen,.⸗A. Dr. Jeſelſohn geführt. 8) Die Berufung des Maurers Georg Artz von Wallſtadt, der vom Schöffengericht wegen Körperverletzung zu 6 Wochen Gefängniß verurtheilt worden war, wurde als unbegründet verworfen. ) Der Knecht Karl Kugler von Rheinau wurde nach ge⸗ heimer Verhandlung wegen wiedernatürlicher Unzucht zu 6 Wochen Gefängniß verurtheilt. 5) Auf die Berufung des 16 Jahre allen Wickelmachers Johann Ullrich von Neulußheim, der ſeinen Kollegen Joh. Rum mit dem Meſſer verletzt halte und ſchöffengerichtlich zu 8 Wochen Gefängniß verurtheilt worden war, wurde dieſe Strafe auf die Hälfte ermäßigt. Vertheidiger.⸗A. Dr Kah. Maunheim, 20. Dez.(Strafkammer III.) In dem Falle Caſtritius fand heute die Fortſetzung der Verhandlung ſtatt, nach⸗ dem ſie geſtern in Folge totaler Betrünkenheit der Frau Caſtritius hatte vertagt werden müſſen. Das Gericht verurtheilte die Frau Caſtrittus, welche in den Vorinſtanzen 3 bezw 2 Monate Ge⸗ fängniß erhalten hatte, unter Aufhebung dieſer Strafe zu 50 Mark Geldſtrafe eventuell 10 Tage Gefängniß. Das Gericht charakteriſirte zwar das Benehmen des beleidigten Polizeiſergeanten Roes den verſchledenen Zeuginnen gegenüber als durchaus unpaſſend, taktlos und ſeiner Stellung unwürdig, heelt aber trotzdem die Wahrheit der Behauptungen in dem Fall Caſtritius für nicht erbracht. Clleater, Kunſt unnd WWiſſenſehjaft. An der Wende des Jahrhunderts. Kaum hat eines der früheren Jahrhunderte eine ſo inhaltsreiche Geſchichte als das jetzt zu Ende gehende. Auf allen Gebieten des politiſchen Lebens, der Kultur⸗ entwickelung, der Wiſſenſchaften und Künſte hat es die merkwürdig⸗ ſten Wandlungen, die bedeutungsvollſten Fortſchritte zu verzeichnen. Wenn wir all das, was uns das 19. Jahrhundert gebracht hat, Revue paſſiren laſſen wollen, um aus ſeiner hiſtoriſchen Entwickelung die Erſcheinungen der Gegenwart verſtehen zu können und gewiſſermaßen die Bilanz über ſeine Ergebniſſe zu ziehen, ſo läßt ſich dafür kein beſſeres Werk empfehlen, als die von dem rührigen und vielſeitigen Verlagshaus Bong herausgegebene dreibändige Geſchichte des 19. Jahr⸗ hunderts: Das 19. Jahrhundert in Wort und Bild. Politiſche un“ Kulturgeſchichte von Hans Kraemer in Verbindung mit hervor⸗ Band 1(1795—1840). 504 S. Groß⸗ Oktav. Berlin, Deutſches Verlagshaus Bong u. Co. Preis 16 in Pracht⸗Halblederband. Bis jetzt liegt nur der erſte Band vor, der ſich bei ſeiner prachtvollen Ausſtaltung und ſeinem gediegenen In⸗ halt vorzüglich zu Geſchenkzwecken eignet. Das Werk kann auch lieferungsweiſe bezogen werden(alle 14 Tage eine Lieferung à 60, zuſammen 60 Lieferungen). Die 21 Lieferungen, die in dem nun⸗ mehr vollendeten erſten Band vorliegen, geben einen Begriff von dem dauernden Werth und der ausgezeichneten Anlage des ſchönen Buches das dem Verleger und vor Allem dem Herausgeber, Herrn Han! Kraemer, volle Ehre macht. Reicher Bilderſchmuck ziert da Werk, theils ſind es Illuſtrationen im Text, theils Kunſtbeilagen it farbiger Ausführung von hoher Schönheit. Der Text iſt bei alle Gründlichkeit des wiſſenſchaftlichen Fundaments allgemein verſtänd⸗ lich und überaus feſſelnd geſchrieben. Nicht nur die Kriegs⸗ unz Staatengeſchichte findet eine ausführliche Darſtellung, ſondern aug das geſammte kulturelle Leben: Literatur, Muſtk, Baukunſt, Kunſt⸗ gewerbe, Malerei, Plaſtik, Rechtspflege, Chemie, Forſchungsreiſen Kurzum, wir werden auf allen Gebieten vorzüglich orientirt. Eim ſtattliche Reihe von Mitarbeitern ſteht dem Herausgeber Hanz Kraemer, der ſich ſelbſt hauptſächlich die politiſche Geſchichte vor⸗ behalten hat, für die einzelnen Spezialgebiete zur Seite, und es ſteln ſeinem Organiſationstalent das beſte Zeugniß aus, daß er ihr —— Memoiren und verkaufte das intereſſante Manufkript um einig Piaſter im Bazar zu Konſtantinopel, von wo es ſpäter in die Händ eines italieniſchen Geſandten gelangte. Die Weltgeſchichte iſt ja in Allgemeinen ſehr ernſt, aber unterweilen bat ſie auch humoriſtiſch Einfälle. Sebensregeln des Mittelalters. Rühmlich, chriſtlich, auch tröſtlich iſt, Daß man zu keiner Zeit vergißt Der alten lieben Vorfahren, Die bor uns in dem Leben waren. 4 2 Frage wenig, wenig ſprich, 5 Sei wohl beſcheiden, das rathe ich. Des Menſchen Witz zu Ende geht, Wenn er vor'm großen Zorne ſteht. 1 4 Wer ſich will ernähren, 5 Muß viel thun, und wenig zehren. a*—2 d. So viel Du magſt, leb ſtill für Dich, Nach hohem Stand Dich ſehne nicht. Vom höchſten Schloß der Donner kümmk, Herrengnade ſelten ein gut End nimmt. 4. Hätten wir Alle einen Glauben, Gott und den gemeinen Nutzen vor Augen Gute Freunde und recht Gericht, Eine Elle, Maß und Gewicht, Eine Münze, und Gut und Geld, So ſtünd' es beſſer auf der Welt. .* 5 Die Welt iſt jetzt ſo aufgeklärt, Drum iſt der Stiefel umgekehrt: Wenn's wird einſt beſſer werden, So kommt der Abſatz wieder auf Erden.

4. Sefte⸗ Seneral- Asgeiger. WNannnerm, zr. Srumber⸗ Arbeiten dem Organismus ſeines Werkes ſo vorkrefflſch einzufügen reichſſch⸗ungarſſchen Verelne vom Rothen Kreuz, das von der wußte, ſo daß d einen durchaus einheſtlichen Eindruc macht.] Kaiſerin Eliſabeth ausgeübt wurde, der Kronprinzeſſin⸗ Banken. mals auff utem. Jahehandert in abort und Bikd“ noch Witte Stephanie überkragen wurde, Fen Pal außs wiune Paris, 20 Dez. Die Gruppe der fortſchrittlichen Repu⸗ Nanngeter Saul ee e 355 15 e ee ee e t ale Sel einne blikaner hat folgende Tagezordnung angenommen;„Die Ver⸗ e e 15„ Scha 15 m galbau altfindende zweite oncert a Oliſtin! 10 8 1 7 1* 2 7 Schwe 17. die Sängerin Fräulein Lilliaan Blauwelt aus Amerfta, und die ſammlung der fortſchrittlichen Republikaner— entſchloſſen, ee 2 Sben 1157 Violinvirtusſtn Frau Irmo Sgenger⸗Sethe, eine Belglerin, die ſich eine republikaniſche Einigungspolitik unter der Bedingung, daß Aean e en 1 7 Ea e ee 10475 8 erſt jüngſt in Coneerten des Berliner Phikharmoniſchen Orcheſters ſie in loyaler Weiſe ausgeführt wird zu verfolgen— geht zur hein. Hyp.⸗Ban 5 75 erger, Worus 91. 8 N 45 5 7 23 1 Südb, Bank 117. 53 75 Drauhaus v. Oertge 138.— ſenſationelle Erfolge errungen, in Ausſicht genommen, Das Urtheil Tagesordnung über“. Dieſe Entſchließung wurde einſtimmig Pfalg. Sredb der Berliner Blätter iſt darin einig, daß der neuaufgetauchte„Stern 9 0 D ſenba 2 243.70 ö eine Geigerin erſten Ranges genaunt zu werden perdient, An neuen]angenommen und wird morgen von einer Abor mung der Stauiſche audwigsbahn 154. Transport Thorwerken mit Orcheſter wird der Verein unter Anderem die prels⸗] Gruppe dem Miniſterpräſidenten Dupuy perſönlich überbracht„ Nobahn 104285 6 und Berſicherung ⸗ kibnte Compoſttlon:„Meine Göttin“ von W. Berger zur Auf⸗ werden, Das Wort„lopal“, welches ſich in der Tagesordnung dellbrenner Strahenbahnen 104 Suase ane guppien. 11— ſüteung bringen. toerſität. Der Senior der hieſigen jurifiich befindet, richtet ſich gegen Dupuy zur Bezeichnung der Haltung 2e ch Nadeee 155, Köln, Nein⸗ M 2 at cehr dtberſttät, Der Senior der hieſigen zurſtiſchen welche die Progrefſioniſten künftighin von ihm in der Kammer gegfe dlt e Se de. eed, beot Ae Geh. Rath Prof. Dr. denee 11150 1 Febr. Progreſſioniſ ftigh Aaen e 0. 8 e nächſten Jghres ſein fünfzigjähriges Doktorjubiläum feiern,; Theu Fabrir Gernsheln Mannheimer Verſicherung 515. 5 Leoneahalle ardeitek, wie er eben au Ludwig Harkmann in Petersburg, 20. Dez. Der„Ruſſiſche Invalide“ gibt] deren der⸗ Fan ken 10. 8 Oberrhein, Berſeeſelſat 288.— 2 Dresden, den Ueberſetzer leiner„Pagltaees“ ſchreibt, neben dem eine Verordnung des Kriegsminiſters bekannt, laut deren im Aeren e Slaum. 8 Württ, Transportverſich⸗ 770. 5 „Roland“, auch an einer Oper„Ein kragiſches Idyll“ nach Bour⸗ Wilnger Militärbezirk ein neues 20, Sappeurbataillon zu drei e 220 8 Induſtrie. gets Ldrl tragigue“ Sappeur⸗ und zwei Telegraphenkompagnieen zu bilden iſt, das Leuſteſtabrit waldſe 50. Suslllirfabrir Kirzweiler. 122 50 l Hermann Sudermanns Befinden hat ſich in den letzten Tagen Fheur, 3 Hraßh pag. 57 ſt urere e 55 b 11.— mallſcwerke Maltaumer 128, 8 turkeſtaniſche Sappeurbataillon der zweiten Sappeurbrigade zu] Zucertaffinerk heim e 120.50 6 derart gebeſſert, daß er der Premiere ſeines neuen Werkes„Die drei ttlinger Spinnexei en“ initi einem vollen Batalllon zu ergänzen und in Oſtſibirien ein neues Brauereien, üttenheimer Spinnerel 94 8 uihsrſedenn een zu Sonnabend, den 14. Januar, j i bi 1 ie 9 110 Dab, Prauerei Stamm 68.75 arlsr. Nähmf. Haid u. Neu 188.— an Veutſchen Theater zu Berlin in Scene geht, wird beiwohnen drittes Sappeurbataillon zu bilden iſt.— Die Admirälee Voauge⸗, 1410 Maunb. Gum.Asbeſtſak. 120,. nnen. Skrydlow, Commandant des Mittelmeergeſchwaders, und Puaeder 9 vein dee Pogeelnee 2 15 12 50 K Masſtre Peroſt iſt, wie man aus Nom ſchreibt, dabei ein Dubaſſow, Commandant des Pacifiegeſchwaders, wurden für e 169.75 Wfälz. Rübm. u. Fahrräderf. 147.50 c geues lateiniſches Gepicht des Papftes, das die Feier des Jabrhun⸗ hervorragende Dienſte durch Verleihung des St. Annenordens Fleſantenoräu Mü worm ſ0e— Pertt⸗Gemengpt. Deſdelherg e dertendes zum Gegenſtand hat, in Muſik zu ſetzen. 8 Brauerei Ganter, Freiburg.8. 8 Fereing Felburger Z egelw 122.— 8 ausgezeichnet.— Der der ruſſiſchen Freiwilligenflotte angehörige] Klalnlein, Heidelberg 187. 8 Gereln Bpeverer Ziegslwerke 104.80 8 Hermaun Wilhelm Bogel, der bekannte Profeſſor der Photo⸗ chemie und Spektral⸗Analyſe an der Techniſchen Hochſchule zu Charlottenburg, iſt am Sonnabend nach kurzem Kraukenlager ge⸗ orben. Am 26. März 1834 zu Dobrilugk geboren, ſtudirte er in erlin Chemie und Phyſik und arbeitete dann als Aſſiſtent bei den Profeſſoren Dove, Rammelsberg und Heinrich Roſe. Er hatte u. A. auch Zeichnungen von Kryſtallſchliffen zu machen, deren ungenaue Wiedergabe ihn zuerſt auf deg Gedanken brachte, die damals noch ſehr junge Photsgraphie zur Abbildung wiſſenſchaftlicher Präparate zu verwerthen. Dies war ſein erſter Schritt auf pholographiſchem Gebiete, deſſen Erforſchung er ſich bald darauf gänzlich und mit Erfolg zuwandte. Seinen Forſchungen iſt es gelungen, der praktiſchen Photographie unſchätzbare Dienſte zu leiſten, beſonders durch die Erfindung farbenempfindlicher Platten, ferner hat er werthvolle Arbeſten auf dem Hebiete des Drei⸗Farben⸗Drucks gemacht, die ultravioletten Waſſerſtofflinien entdeckt ꝛc. Schriftſtelleriſch hat er ch durch mehrere große Werke einen Ruf verſchafft, und beſonders nd ſein„Handbuch der Phorographie“ und ſeine„Praktiſche Spektral⸗Analyſe irdiſcher Stoffe“ ſehr geſchätzt. Eine waßre Bölterwanderung von Eugländern nach Bayreuth ſtehl für die kommende Feſtſpielzeit bevor. Es ſcheint, als ob der höchſte Rekord diesmal geſchlagen werden ſolle. Durch die Londoner Agenturen ſind heute bereits 4000 Plätze bezogen worden, was das Doppelte vop dem bedeutet, was zur ſelben Zeit im vorigen Jahre verkauft war. Ueberhaupt iſt der Andrang nach Bayrenth Diesmal größer denn je Ein Drittel aller Plätze iſt bereits vergeben. Joſef Kajnz will als künftiger Burgſchauſpieler den Souffleur⸗ kaſten abſchaffen, für ſich und— für die anderen. Als wenn es an Fofburg keine„Alten“ mehr gäbe und keinen— Hofburgtheater⸗ ireltor. In der Parſſer Juſchriftenakademie machte Theodor Reinach intereſſante Mittheilungen über einen Tempelbau der Frauen im antiken Tauagra. Nach einer im Louvre aufbewahrten Inſchrift befahl ein Orakel im dritten Jahrhundert vor Chriſtus, den Tempel der Demeter und Perſephone in Tanagra an einen anderen Ort zu ſtellen. Die Frauen eröffneten hierauf eine Subſkription unter ſich, mit deren Ertrag die Koſten des Umbaues und Neubaues gedeckt werden. In der gleichen Akademie theilt Clermont⸗Ganneau die Vermuthung mit, daß die berühmte, in ſo vielen Tragödien verherr⸗ lichte Sophonisbe, die ſich tödtete, um nicht in die Hände Seipios zu fallen, in Wahrheit Sophonibaal hieß. Dieſer phöniziſche Frauen⸗ name iſt nämlich auf einer in Tunis gefundenen Stelle entziffert worhen, die ein Weihgeſchenk an die Göttin Tanit und den Golt Baal⸗OHammon darſtellt. Tagesnenigkeiten. — Anter den Trümmern des in der Rue des Appenins in Paris 5 geſtürgten Hauſeg wurde geſtern noch ein Todter auf⸗ gefunden. — In Weißenfels iſt der ſozialdemoekratiſche Kaſſirer des Wewerkvereins durchgegangen. Or bat gegen 6000 Mart unter⸗ ſchlagen, — Im nordöſtlichen Ungarn fanden ſehr ergiebige Bärenjagden ſtatt. In kurzer Zelt wurden gegen 15 Bären erlegt. In ber Strafanſtalt zu Padua brach eine gefähr⸗ liche Meuterei ſämmtlicher 800 Gefangenen aus, die den herbeieilen⸗ den Pirektor mit dem Tode bedrohten. Es bedurfte militäriſchen Ginſchreſtens, um die Ruhs wiederherzuſtellen und die Rädelsfühter Unſchädlich zu machen. Unter qualvollen Leiden geſtorben iſt in Berlin der Rechts⸗ anwalt Hugo Wurm. Wurm hate am Samſtag vor acht Tagen mit ſeiner Frau und einem ſechsjährigen Knaben eine Droſchle benußt. Unter den Linden ſcheute das Pferd, die Droſchke ſtürzte um und alle dret Inſaſſen erlitten anſcheinend nur leichte Quetſchungen, während der Kutſcher ſchwer verletzt nach der Charitee übergeführt werden mußte. Um Frau und Kind zu ſchützen, hatte ſich Wurm, wührend bas Gefährt umfiel, an das Fenſter des Wagens gelehnt, und die Glas⸗ ſplitter der zertrümmerten Fenſterſcheibe drangen in ſeinen Körper ein. In den erſten Fagen der verfloſſenen Woche ſpürte Wurm, während Frau und Kind der Geneſung entgegengingen, einen leichten Schmerz am Knie, doch achtete er nicht weiter darauf. Erſt am Donnerſtag nahm er ärztliche Hilfe in Anſpruch, da ſich hochgrabiges eingeſtellt hatte, und Blutvergiftung, hervorgerufen durch einen Masſplitter im Knie, eingetreten war. — Die Berichte aus Oſtindien über die Peſſt ſtellen für die ver⸗ Woche eine Zunahme der Seuche in den Stadtbezirken von ombaßh und Madras feſt, dagegen eine Abnahme derſelben in den Zentralprovinzen. — Wie der Vormund der minderjährigen Tochter des Dichters Dr. Konrad Ferdinand Meyer mittheilt, hat die in Kirch⸗ berg erfolgte amtliche Aufnaßzme des Inventars ergeben, daß der Ver⸗ ſein Bermögen in durchaus richtiger Weiſe verſteuert hat. ie in die Zeitungen gelangtan Angaben über die Größe ſeiner Hinter⸗ kalleuſchaft waren durchaus unbegründet. * Neueſte Nachrichten und Ttlegramme. Krefeld, 20. Dez. Die Arbeit ruht noch vollſtändig. Die Sozialdemokratie übt einen un begreiflichen Terrorismus aus. Die Arbeitgeber beſtehen auf dem Vergleich vom Samſtag und lehnen jede Aenderung ab. Die Haltung dar Ausſtändiſchen iſt der Bürgerſchaft Anzerſtändlich.(Köln. Ztg.) Wien, 20. Dez. Abgeurdnetenhaus. Nach Beantwortung mehrerer Interpellationen durch den Unterrichtsminiſter und den Handelsminiſter richtete Abg. Schoenerer an den Präſidenten bezüglich deſſen Bemerkungen gegen den Abg. Wolf in der letzten Sitzung eine Reihe von Fragen, die die Handhabung der Ge⸗ häftsordnung gegenüber der Partei des Redners betreffen. denerer beantragt ſchließlich, daß über die am Donnerſtag erfolgte Beantwortung der Interpellation Hofmann⸗Hochen⸗ kurger ſeitens des Juſtizminiſterß in der nächſten Sitzung die Debatte eröffnet werde. Der Präſtthent erklärte bezüglich der An⸗ frage Schoenerer, daß er Alles, wens er geſagt, vollkommen auf⸗ Techt erhalte und kein Jota zurücknehme.(Beifall rechts.) Der Antrag Schoenerer wird abgelehnt. Das Haus geht zur Tages⸗ rdnung über.— Die WMſener Ztg.“ veröffenklicht ein kafſer⸗ naches Hanpſchreiben, vas die Schuſherrſchaft Uber dle öſlet⸗ — Dampfer Moskawa iſt mit einer großen Anzahl Armee⸗ und Marine⸗Offizieren zur Anlage von Befeſtigungen in Port Arthur ſowie mit Handwerkern zur Fertigſtellung der letzten Strecke der transſtbiriſchen Bahn nach Port Arthur abgegangen. — Kürzlich iſt die letzte Strecke der Eiſenbahn von Merv nach Kuſchk(382 Klm.) in Centralaſien eröffnet worden. Kuſchk befindet ſich nur 7 Klm. von dem nächſten afghaniſchen Vor⸗ poſten und nur 150 Klm. von Herat entfernt. Madrid, 20. Dez. Marſchall Blanco iſt hier eingetroffen. Sagaſta wird am Freitag der Regentin die Vertrauensfrage unterbreiten.— Alle karlſſtiſchen Zeitungen ſollen unterdrückt werden. Athen, 20. Dez. Der König unterzeichnete heute das Dekret, durch das die Kammer aufgelbßſt wird und die Neuwahlen auf den 19. Januar 1899 feſtgeſetzt werden. Die Kammer wird auf den 16. März einberufen. Athen, 20. Dez. Prinz Georg von Griechenland iſt auf der e Milo eingetroffen und wird ſich von dort nach Kreta hegeben. Konſtantinopel, 20. Dez. Der Großfürſt Nikolaus empfing geſtern den bulgariſchen Exarchen und ſtattete dem ökumeniſchen Patriarchen und dem Miniſter des Auswärtigen Beſuche ab. Bei den Chefs der diplomatiſchen Miſſionen gab des Großfürſt ſeine Karte ab. Der Sultan verlieh dem Botſchafter Sinowiew den Großcordon des Medfidjeordens mit Brillanten. Kairo, 20 Dez. Die Schuldenkaſſe bewilligte den Eiſen⸗ bahnen einen Vorſchuß von 980,000 Pfund für rollendes Material u. dergl, für die nächſten fünf Jahre.— Marchand räumte geſtern Faſchoda, nachdem die franzöſiſche Flagge nieder⸗ gelaſſen und die britiſche und egyptſchen Flaggen auf dem Fort gehißt worden waren. Das Fort wurde ſofort von egyptiſchen beſetzt. Major Marchand brach nach dem Sobat⸗ luß auf: 8 Newhork, 20. Dez. Die Meldung, daß der Präſident der Dominikaniſchen Republik, Heureur, ermordel worden ſei, iſt laut „Irkf. Zig.“ unbegründet. Waſhington, 19, Dez. Mark Hanna brachte im Senat eine Bill ein, durch welche der amerikaniſchen Schifffahrt Suhſidien gewährt werden ſollen, zur Förderung des Handels, Ausdehnung des gusländiſchen Handelsverkehrs der Vereinigten Staaten, Beſchaffung von Hilfskreuzern, Transportſchiffen und Seeleuten für Zwecke des Staates, wenn dies erforderlich ſein ſollte.— Der Senat nahm geſtern die Berathung der Bill be⸗ treffend den Nicaraguakanal wieder auf. Berry erläuterte ſeine Abänderungsanträge, wonach die Beſtimmungen über die Bonds⸗ ausgabe aus der Bill zu entfernen und die Vereinigten Staaten ſowie Nicaragua und Coſtarica die einzigen Antheilsbeſitzer ſein ſollen und zwar ſoll die Regierung der Vereinigten Staaten über die Mehrheit der Antheile verfügen. Hogr führte aus, der Kanal müſſe ungeſäumt gebaut werden und zwar durch die Re⸗ gierung der Vereinigten Staaten. Der Clayton⸗Bulwer⸗Vertrag, der die Neutralität der interoceaniſchen Kanäle in Central⸗ amerika ſichert und ſie unter Amerikas und Englands ſtellt, müſſe beſeitigt und die Zuſtimm⸗ ung Englands erlangt werden. Morgan ſpottete über die die Berathung der Bill hinauszuſchieben, bis man Englands Zuſtimmung erlangt habe, Wenn England geſagt hätte, Amerild könne den Kanal nicht ohne Englands Zuſtimmung bauen, würde der Kanal ſchon vor fünf Jahren gebaut worden ſein. Morgan ſprach die Zuverſicht aus, daß das von den Vereinigten Staaten im Kanalbau inveſtirte Kapftal mindeſtens eine fünfprozentige Verzinſung bringen würde. 8 ** (rivet⸗ Telegramme des„General⸗ Anzeigers)“ Berlin, 21. Dez. Die„Nationalzeitung“ meldet: Der Vor⸗ ſtand des Reichsausſchuſſes für die Nationalfeſte beſchloß, die Organiſation zu erweitern und einen großen deutſchen Verein für Feſtſpiele zu bilden, die alle fünf Jahre am Niederwald attfinden. Mannheimer Handelsblatt. Maunheimer Getreidemarkt vom 20. Dezhr. Die feſte Stimmung hält an. Preiſe per Tonne oik Rotterdam: Saxonska M. 140—150, Südrufſiſcher Weizen M. 132—160, Kanſas M. 180—1831, Redwinter M. 187.50, Milwankee⸗Weizen M. 132.50. Rufſiſcher Roggen M. 118, Weſtern⸗Roggenm 122. Mais mixed Mk, 87, La Plata⸗Mais M. 88. Futtergerſte M. 95. Weißer amerik. Hafer M. 121, Ruſſiſcher Mittelhafer M. 117—118, Prima ruſſiſcher Hafer M. 122—186. Courszettel der Maunheimer Effektenbörſe vom 20. Dez. Obligationen. Staatspapiere. Pfandprieſe, Badiſche Obligat.—— 2. Abein, Hyp.⸗B. unk. 1902 101.18 0 8¼„ c 99.75 53 9„ 885 M. 36,90 2%%% Oblig. Ma 100.80 55 r„„„„ ee 3„ 75 1886 100.30 5 820· 05„„ Fommunal] 79.70 b; 3%%„ 1898½6 100.80 65 Städte⸗Anlehen. 1 7 7 eee e 8 8 K. 100 Looſe 145.— 8 4½ Pader. Obilgatleum 1000% ä f alen 1 8 83 755 1% Namibelmer Oöl. 1 100.— 55 99.30 55 16 2½% Pehiſche Reichhentehs⸗ 101.50% 1 12* %„ 5 19145 1 3 5.45 2% Pixmaſenſer—.— 805 bent, coihon 2155 8 Induſtrie⸗Obligationen . 7½% Bab. A ⸗& J. Nhſchiſff. 108.— 9405 4% Branenel Klegleln Selde 406.— 8 Giſendahn⸗Aulehen. 1* Heienee e 4 Plalt. ubw. Max Nord) 5 524 95 N ee * Berein 8** be? ee A NAAzaf ae 8 8 den gemeinſchaftlichen Schutz Ider, O Mlaunbeimer Effeeteubörſe vom 20. Dez. Heute notirten Anilin⸗Aktien 448., Brauerei Durlacher Hof 165.50.; Maun⸗ heimer Gummifabrik wurden zu 120 pCt. umgeſetzt. Fraukfurter Eſſekten⸗Speietat vom 20 Dezbr. Oeſterreich. Kreditaktien 303 ½, Diskonto⸗Kommandit 195.70, Darmſtädter Bank 158.20, Deutſche Bank 202, Banque Ottomane 109,80, Lombarden 57 ½, Northern 76.60, 3proz. Portugieſen 24.70, Spanier 44.80, Türken C 27.25. Oeſterr.⸗Ungar, Staatsbaßn 306 ½, Sproz, Buenos 89.40, Allgem. Glektr.⸗Aktien 282.20, Schuckert Elekty.⸗Aktien 239.40, Hibernia 195.80, Laura 212.80, Bochumer 273.50, Oberſchleſ. Eiſez 152.60, Friedrichshütte 140, Hamburger Packetfahrt 122.60. Golt hard⸗Aktien 147.20, Schweizer Central 149, Schweizer Nordoſt 108.80 Schweizer Union 78.40. Jurg⸗Simplon 90,10, 5 proz, Italiener 98.10, Newyork, 20. Dezbr. Schlußnotirungen: 20, 1 19. 19.] 20. Weizen Dezember 78/ 73½] Mais September—— Weizen März 75%½ 74%½ Mais Juni—— Weizen Mai 72½ 71½] Kaffee Dezember 5 80.80 Weizen September————Kaffee März.95.— Weizen Auguſt—— Kaffee Mai.05.10 Mais Dezemher 40% 40¼ Kaffee Seplember.20.2 Mais Mai 40½% 40¼ Kaffee Oktober.25.3ʃ Mais Juli—— Chieago, 20, Dezbr. Schlußnotirungen: 18. 20. 19.] 20, Weizen Dezemhber 66— 65½ Mais Mai 3559 35% Weizen Mai 67¼ 67— Schmalz Jauuar 5,12 5,0 Miais Dezember 8484%] Schmalz Mai.85.8/ UHeberſeeiſche Schifffahrts⸗Nachrichten. Neiu⸗Hork, 20. Dez.(Drahtbericht der Red⸗Star⸗Linje, Anß werpen). Der Dampfer Southwark“, am 10. Dezbr. von Antwerp abgeſahren, iſt heute wohlbehalten hier eingetroffen. Mitgetheilt durch die Genergl⸗Vertreter Gundlach& tlau in Mannbeim, R 4. 7. Schifffahrts⸗Nachrichten. Mannheimer Haſen⸗Werkehr vom 19, Dezhr, Hafenbezirk II. Bären Schlfter 6d. Kap,. Schite Kommt von Sadung Ete. Kühnke 1 D. A. P. G 8. Rotterdam Petroleur 15005 Strack D. A. P. G. e 2 1 14600 Orſchlez Eliſe Ruhrort Kohlen 14 0 Lob Gertrub Duſs burg 1 90.⁰⁰ Wlümſen Amſterdam e Amſterdam Stiickzüteg 2500 Mannhbeim, 20, Dezbr, Nach Peilung vom 19. Dezbr. 1898 be trägt die kleinſte Fahrwaſſerttefe: —— Rheinſtrecke egels in waſſer⸗ km- Stein. tiefe in aß Skraßburg Straßburg⸗Lauterburg Lauterburg⸗Maxau 186,%0 bad. Maxau 4,14e hayer. 330 160 Maxau⸗Leppoldshafen 194, 00 bad. Maxau veldadaf 12,% bayer. 330 170 Leopoldshafen⸗Speyer 208,50 had. Maxau dededaeneeeen 21, bayer. 33 15⁰ Waſſerſtandsnachrichten vom Monat November. Pegelſtationen Datum: vom Rhein: 16. 17. 18. 19. 20.] 21 Bemerkungeg Kouſtaunz⸗„ 250 Waldshut,„„ ,86 1,88.031,961,95 2,04 Hüningen 9„6„* 1,58 1,71 1,86 1,65 Abds, 6 U. Kehl 22„„%0 2,19 2,21 2,19.31 2,27 2,28 N. 6 UN. Lauterburg„ 3,19 3,25 3,28 3,32 Abds. 6 U. Mafau„„J3.22 8,22 8,273,26 3,34 8,24 2 U. Germersheim„.04 8,09 3,22.-P. 12 U Maunnheim.76280.85 2,88 3,00 2,98 Mgs. 7 U. Mailuzgzgz„„ 0,58 0,610,610,69 0,75.-P. 12 U. Slugen„ 1,80.38 1,41 10 U ſtaub.„„„.48147 1491,56.601,68 2., Koblenz 89 9*„„78.81/1,90 10 U. 1,58.581,631,751,83 2 Nuhrort 1,101,141,401,52 9 6 vom Neckar: 2 Manuheim 2 8.84 2,89 2,98.99.11 8,08 V. 7 U. Hellbreun ,78 0,75.09 0,97 0,90 B. 7 U, Geld Sorten,. ukgten N. 967 63 Ruſſ. Imperlals M.——.— res„lütke„ 16.20 16 Dollars in Golb 1.31—17 Enul. 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